Unlimited von Farbenmaedchen ================================================================================ Kapitel 4 --------- »Der Boss bittet Sie um keine Zurückhaltung. Alles in diesem Zimmer gehört Ihnen.« Mein Kopf ist wie so oft an diesem Tag leergefegt. Nach meiner Begegnung mit dem Boss, hat dieser Adrian bestellt, um mich irgendwohin zu bringen. Dass es ein Zimmer sein würde, dass jetzt mir zu gehören schien, damit habe ich nicht gerechnet. Aber das war ja bereits üblich. Meine geweiteten Augen suchen den großen Raum ab. An der hinteren Wand steht ein Bett auf einer Erhöhung, zu dessen Seiten sich deckenhohe Fenster erstrecken Die linke Wand ist mit einendem beleuchteten Schrank ausgefüllt und die andere mit einem Schreibtisch, auf dem gleich der passende Computer stand. Erwähnenswert ist auch noch die edle Couchgarnitur in glänzendem Schwarz vor dem Bett »W-Was soll ich hier?«, frage ich Adrian, dessen ruhiger Ausdruck in seinem Gesicht festgefroren scheint »Wie gesagt, der Boss gibt Ihnen dieses Zimmer zu Ihrer freien Verfügen. Bitte entschuldigen Sie mich jetzt« Adrian nickt mir zu, dann verlässt er das Zimmer. Vielleicht wäre das meine Chance, erneut herumzustromern, einen Fluchtweg zu finden... aber ich bin zu gefesselt von diesem Raum, der wohl das Gästezimmer ist. Wie reich kann ein einzelner Mensch sein?, denke ich nach, während ich durch das Zimmer schreite. Meine Fingerspitzen finden über das aalglatte Material des Schranks, über das feine Holz des Tisches und über die samtene schwarz-weiß Bettwäsche. Dieser Mensch ist eindeutig zu reich. Neben dem Schreibtisch gibt es eine weitere Tür, von der ich nicht weiß, wohin sie führt. Um diesen Umstand zu ändern, begebe ich mich sofort zu ihr und spähe in das Zimmer dahinter. Tief einatmend stelle ich fest, dass es ein Bad ist. Oder eher die Milliardärs-Variante davon. Da steht eine enorme Regendusche mitten im Raum, von allen Seiten betretbar. Unbewusst sehe ich zu meinem zerrissenen Ärmel. Nicht nur dort bin ich mit Schmutz bedeckt, weil ich mich vor die verletzte Frau geworfen habe. Überall auf meiner Kleidung sind Flecke und Abdrücke. Mein Blick huscht zwischen der verführerischen Dusche und mir hin und her.  Wann werde ich jemals wieder die Chance haben, mich von einer solcher Erfindung berieseln zu lassen? Das ist einmalig. Und Adrian hat gesagt, dass das mein Zimmer wäre..., denke ich angestrengt, beiße auf meine Lippe. Ich könnte mich selber ohrfeigen, wenn ich den Saum meines Shirts ergreife, um es über meinen Kopf zu ziehen. Meine gesamte Kleidung findet achtlos auf den Boden, dann betrete ich die Regendusche. Gleich darauf gehen verschiedene Lichter um mich herum. Ein Fingertipp auf die Armaturen reicht, damit das Wasser zu laufen beginnt und über meinen nackten Körper läuft. Ich sollte einen Ausweg finden, doch was tue ich? Genüsslich unter der Dusche meines Entführers stehen. Aber es fühlt sich so gut an... Es ist so wohlig warm, dass ich immerzu seufzen muss.  Bald entdecke ich Shampoo in einem Korb an der Wand. Ich nehme es heraus, öffne den Deckel und rieche kurz daran. Ein Duft nach Rosen sticht mir entgegen. Ehe ich darüber nachdenken kann, gebe ich etwas in meine Hand und wasche meine Haare. Meine Finger gleiten von den Spitzen über meinen Hals, hinab zu meiner Brust. Wer auch immer dieses Gerät erfunden hat... Ich verfluche ihn dafür. Und als ich fertig mit duschen bin, gehe ich zu dem beleuchteten Schrank, um ihn zu öffnen und mir sofort zu denken: Bei aller Liebe, irgendwann ist es genug... Auf Bügel hängen, den ganzen Schrank ausfüllend, feine Anzüge, frisch gebügelte Hemden, Shirts mit exklusiven Aufdruck, Designerjeans und viele weitere Klamotten, die meine Augen gar nicht erfassen können – Alles von dem dämmrigen, blauen Licht der Schrankdecke erhellt. Weil mir nichts anders übrig bleibt, suche ich mir ein paar Sachen heraus, die am günstigsten aussehen. Schließlich trage ich ein ähnliches Hemd wie zuvor und eine schlichte Jeans, ohne ersichtlichen Markennamen. »Scheiße...«, fluche ich leise, wenn ich mich auf das weiche Bett fallen lassen, das, ganz im Gegensatz zu meinem alten Gestell zu Hause, so weich ist, dass mich die Matratze fast einsaugt. Was habe ich getan? Jetzt trage ich die Klamotten von Verbrechern. Wie viel Blut klebt wohl an den perfekt gewebten Ärmeln? Der Ausblick durch die Fenster neben dem Bett ist atemberaubend. Das Haus liegt inmitten eines dicht bewachsenen Walds, doch er gibt eine Berglandschaft frei, vor dem einer Fluss läuft. Die vollen Tannen beugen sich dem Wind und rauschen in seinem Heulen. Das menschenleere Gebiet wimmelte von freier Natur. Die Vögel in den Baumkronen singen morgens wahrscheinlich lieblich und abends sah man vielleicht Rehe über das Gras hüpfen. Obwohl der Boss mein Entführer ist und mich unter Gewalt hierherbringen hat lassen, breitet sich ein Ziehen in meiner Brust aus. Er hat alles. Ich habe nichts. Er ist alles. Ich bin nichts. Neidisch auf solchen Luxus zu sein ist normal, oder? Jeder würde sich fragen, warum er diese Annehmlichkeiten nicht besitzen kann. Also ist es auch nicht schlimm, dass ich ein kleines – wirklich nur ein ganz kleines – Stückchen neidisch bin. Wer ist dieser Mann? Ich kenne nicht mal seinen Namen. Und doch will er, dass ich mit ihm schlafe. Bei dem Gedanken daran, verfärben sich meine Wangen sofort rot. Er sagte, wenn ich mich auf sein Geschäft einlasse, würde er mir unter die Arme greifen. Heißt das, ich könnte vielleicht ein paar Sachen in meiner Wohnung reparieren... oder vielleicht sogar in ein sichereres Gebiet umziehen? Was heißt bei diesem Mann nur unter die Arme greifen, wenn er mir ein ganzes Zimmer überlässt, dass zusammengerechnet wohl teurer ist, als das gesamte Einkommen, das ich jemals verdienen werde?  Ein weiteres Mal streife ich durch das Zimmer, sehe mir die abstrakten Bilder an den Wänden an und rätsele, was die Formen bedeuten sollen. Im Badezimmer entdecke ich, dass die freistehende Badewanne unterschiedliche Modi zum Sprudeln hat. Ich schaue auch mal in den Schubfächern des Schreibtischs nach. Dort finde ich ein paar Bücher und Zeitschriften. Den Fernseher nahe des Tischs klappere ich ebenfalls durch. Alleine in diesem Raum gibt es unzählige Dinge zu finden, jedes davon einzigartig. Ich komme an der Sitzecke vor dem Bett zum Stehen. Meine Finger gleiten zu dem Punkt an der Brust, unter dem mein Herz schlagen musste. Dort hängt während der Schicht im Hotel das Namensschild, das mich als Reinigungskraft ausweist. Wieviel tausende Jahre ich Überstunden schieben müsste, um mir dieses Haus leisten zu können? Es ist enorm. Eine Gewalt, die auf mich niederschlägt. Plötzlich wird die Tür geöffnet. Es ist Adrian, der hereinkommt. Er mustert mich ausgiebig, dann sagt er: »Der Boss erwartetet Sie. Würden Sie mir folgen?« »Sollte ich hier nicht übernachten? Von weiteren Treffen war nie die Rede«, sage ich misstrauisch. »Sie sehen nicht aus, als würden Sie sich gleich schlafen legen. Zudem habe ich nur meine Anweisungen.« Zögernd trotte ich zu Adrian, der vorangeht, damit ich ihm folgen kann. Wir befinden uns auf der oberen Etage. Von hier aus kann man durch den verglasten Boden im Foyer in das Poolzimmer sehen. Adrian führt mich direkt daran vorbei, sodass ich schlucken muss, wenn ich es entdecke. »Was genau macht ihr eigentlich?«, hake ich nach. »Das fragen Sie besser den Boss, Mr Carter.« »Wie heißt er überhaupt?« »Auch das fragen Sie besser den Boss selbst.« »Was ist an einem Namen gefährlich?« »Bei den falschen Leuten kann ein Name Leben oder Tod bedeuten«, erklärt Adrian ernst. Doch ich verstehe es nicht. Möglicherweise so ein Mafia-Ding, in das ich mich gar nicht einmischen will. Adrian bringt mich zu einer Art Speisezimmer. Wenn wir es betreten, muss ich gewohnter Weise schlucken. In der Mitte steht eine gedeckt Tafel, drumherum herrscht die gewohnt minimalistische Stille. Und ganz am Ende sitzt der Boss. »Du kannst gehen«, sagt er mit tiefer Stimme an Adrian gewandt, der nickt und uns dann allein lässt. Dann legt sich sein Blick auf mich. »Wie ich sehe, trägst du die Sachen, die ich dir zur Verfügung gestellt habe.« Ich werde rot, weil ich mich schäme, so gehandelt zu haben. »D-Das ist nur... m-meine alten Sachen sind kaputt und...« »Du brauchst dich nicht rechtfertigen. Alles in dem Zimmer gehört dir«, sagt der Boss, lässt eine dramatische Pause. »Vorausgesetzt du lässt dich auf mich ein.« Er deutet auf den Platz neben sich, sodass ich der Aufforderung nachkomme und mich neben ihn setze. Gleich rutsche ich einen Meter mit dem Stuhl weiter, was ihn zum Schmunzeln bringt, ich sehe es genau. »Wie gefällt dir das Haus?«, fragt der Boss und beginnt zu essen, deutet mir mit einer Kopfbewegung an, es ihm gleichzutun. Ich starre allerdings nur zu dem guten Wein und den Fettuccine mit Avocadocreme, die aussehen, als hätte ein Künstler sie eigenhändig geformt. »Wie heißt du?«, hake ich nach und duze ihn, wie er es auch bei mir tut. Er hat nicht gefragt, ich werde es auch nicht mehr... Der Boss, wie ich ihn immer noch nennen muss, lässt das Besteck sinken und sieht mich aus seinen intensiven grünen Augen an. Als er nach einigen Augenblicken nicht nachlässt, hebe ich den Blick und erwidere seinen. Wüsste ich nicht, dass dieser Mann Dreck am Stecken hat, würde ich mir jetzt wohl auf die Lippe beißen. Ich würde rot anlaufen. Ich würde mir wünschen, dass es nicht bei dem anziehenden Blick bleibt... »Victor«, kommt es dunkel von ihm. »Hallo, Victor«, sage ich, um zu verdeutlichten, dass ich ihn jetzt erst kennengelernt habe. Aber er weiß alles über mich. »Bist du zu einem Entschluss gekommen?« »Es ist gerade mal eine Stunde vergangen« Victor, wie der Boss heißt, schnalzt mit der Zunge und nimmt einen Schluck vom Rotwein. Nicht sehr geduldig, der Liebe... »Trink auch was. Es ist nicht vergiftet«, sagt er und stellt sein Glas zurück. Wenn ich den Kopf schüttele, legt er seinen genervt zurück und kaut auf seiner Lippe herum. »Ich will lieber nach Hause.« »Nein.« »Wer erlaubt dir, mich gefangen zu halten?« »Dafür brauche ich keine Erlaubnis.« »Also tust du was du willst, egal ob es der andere auch will? Du setzt deinen Kopf einfach durch?« »Selbstverständlich.« Diesmal bin ich es, der mit der Zunge schnalzte. Was ist das für ein Schauspiel?, schießt es mir durch den Kopf. Ich schiebe meinen Stuhl zurück und stehe auf, um zu gehen. Es bringt nichts hier zu sitzen und zu erzählen. Das ist verrückt. »Gute Nacht«, wünsche ich und will mich umdrehen, werde aber am Handgelenk gepackt und zurückgezogen. »Ich habe dir nicht erlaubt zu gehen.« »Das hat du auch nicht, also lass deine verdammten Griffel von mir!«, erkläre ich laut und schlage Victors Hand weg. Daraufhin erklingt plötzlich ein ersticktes Keuchen. Er hält sich den Oberarm. Unter dem weißten Stoff seines Hemdes bildet sich ein dunkler Fleck. »Die Wunde...«, sage ich mehr zu mir selbst. »Warum gehst du denn nicht zu einem Arzt?« Victor knurrt. Ich verstumme.  Wie bei der verletzten Frauen, verselbständigt sich mein Körper. Ich trete näher zu Victor und fange an, seinen Ärmel hochzukrempeln. Er lässt mich machen. Dann schaue ich mir den notdürftigen Verband aus Mulden an, der sich allmählich rot färbt. »Hast du hier einen Erste-Hilfe Kasten?« »…Im Raum nebenan.« Ich laufe zu besagtem Raum, der sich als Küche herausstellt. Auf den ganzen Prunk achte ich gar nicht weiter, sondern hole den rot-weißen Kasten, den ich in einem der Wandschänke finde. Zurück im Speiseraum hat sich Victor bereits ein Stück vom Tisch entfernt, sodass ich besser an seinen Arm heranreiche. Wieso tue ich das?, schießt es mir kurz durch den Kopf, wenn ich den Kasten auf dem Tisch lege, um Victors alten Verband abnehmen zu können. Plötzlich findet Victors gesunder Arm an meiner Rücken. Ich erstarre, während ich ich auf seinen Schoß gezogen werde. Sofort will ich wieder aufspringen, aber er raunt: »Du hast Schuld an meiner Verletzung und willst mich jetzt nicht mal richtig verarzten?« Sein schiefes Grinsen will er nicht mal verstecken. Aber ich beiße mir auf die Lippe und muss zugeben, dass Victor schon irgendwie richtig liegt... Also schlucke ich hart und setze meine Arbeit fort – auf den Beinen meines Entführers. Zwar sitze ich ganz vorne, sodass ich beinahe über seine Knie rutsche, trotzdem ist dieser breite, warme Oberkörper vor mir... und ich darf nicht tiefer sehen... nicht tiefer... »Mhh... das machst du gut«, beurteilt mich Victor, als ich dabei bin, seinen klebrigen Verband auf den Boden fallen zu lassen und dafür eine Kompresse auf die Wunde lege, die sich zumindest seit vorhin etwas beruhigt hat. »Kümmerst du dich oft um Schwerverbrecher?« Ich versuche Victor mit einem bösen Blick zu strafen, was ihn allerdings nur schmunzeln lässt. Also reiße ich den Kopf herunter, konzentriere mich auf meine Aufgabe. Allerdings kann ich an nichts anders mehr denken, wenn die Hand an meinem Rücken mit einem Mal tiefer wandert. Zum Glück hält sie an meiner Hüfte an. »Wer war die Frau mit dem französischem Akzent?«, frage ich, weil ich mich vom Fantasieren abhalten will. »Du meinst die Kleine, die wegen dir entkommen ist?« Victor lehnt sich zurück. Der Schmerz scheint ja wirklich enorm zu sein, wenn er es so genießt von mir betätschelt zu werden...! »Warum wolltest du sie umbringen?« »Weil sie ein Feind ist.« »Wie meinst du das? Was oder wer bist du überhaupt? Was macht ihr hier?«, fließen die Fragen aus mir heraus. Ich nehme eine Klammer und befestige den Verband, sodass er fertig ist. Sogleich findet auch Victors andere Hand an meine Hüfte, sodass ich die Luft scharf einziehe. »Wenn ich dir das sage, müsste ich dich töten«, raunt Victor tief, lehnt sich vor. Automatisch weiche ich nach hinten und stemme mich gegen seine Schultern. »Wirst du das nicht eh?« »Nicht, wenn du dich auf mein Geschäft einlässt.« Mir ist so heiß. Das Blut fließt schneller durch meinen Körper und mein Herzschlag beschleunigt sich. Victor leckt sich über die Lippen, ich muss es ihm gleichtun. Aber wenn ich ihn jetzt küsse, gibt es kein Zurück. »Lass mich ein wenig machen«, schlägt Victor vor. Seine Stimme ist heiser. »Dann sieht du, dass es dir gefällt.« »Und wenn ich stopp sage, hörst du auf?« Ich erschrecke vor meiner Stimme, die ebenfalls heiser ist. Er verdreht die Augen. »Ja.« Ohne auf eine weitere Antwort zu warten, drückt er mich weiter an sich, sodass ich richtig auf seinem Schoß sitze. Sein Gesicht kommt näher. Ich drehe meinen Kopf automatisch zur Seite. Das nimmt er als Einladung. Seine schmalen Lippen legen sich an meinen Hals. Augenblicklich zucke ich zusammen. Es kitzelt und kribbelt. Das fühlt sich so intim an, ich werde direkt rot. »Nicht hier...«, quiekte ich aufgeregt. Mein Puls könnte nicht mehr gemessen werden – die Zahl, welche angezeigt werden würde, existiert gar nicht. »Genau hier«, bestimmt Victor, öffnet seine Lippen ein Stück und haucht einen Kuss an meinen Hals. Ein Schauer jagt den nächsten über meinen Rücken. Seine weichen Lippen wandern weiter. Ich lege meine Arme über seine Schultern. Dann klammere ich mich automatisch in sein Hemd. Victor erkundet meinen Hals. Und wenn es scheint, als hätte er eine gute Stelle gefunden, beginnt er an meiner Haut zu saugen. Doch das ist ihm nicht genug. Seine Hände schleichen sich heimlich unter mein Hemd. Ich spüre die rauen Finger. Sie berühren mich sanft, dann legen sich die gesamten Handflächen auf meinen Rücken, wandern nach oben. Wir sind uns so nah. Ich fühle mich beobachtet. Es ist vollkommen neu. So aufregend. »Mir ist heiß...«, keuche ich. Victors herber Duft nach Aftershave nehme ich deutlich wahr. »Ich werde dir helfen, dich zu entspannen.« Seine dunkle Stimme stellt alle meine kleinen Härchen auf. Ich will, dass er sein Versprechen wahrmacht. Ich will, dass er aufhört. Ich kann nicht mehr klar denken. Victors Lippen lösen sich von meinem Hals und seine Hand findet nach vorn an mein Hemd. Mit großen Augen sehe ich zu, wie er einen Knopf nach dem anderen öffnet. Danach küsst er mich wieder am Hals. Er wandert tiefer. Ich lege seufzend den Kopf in den Nacken. Victor küsst mein Schlüsselbein. Er verteilt Küsse darunter, bis er zu meiner Brust kommt. I-Ich.. kann nicht..., schießt es mir durch den Kopf. Victor will mehr, ich spüre unter mir, dass seine Hose enger wird. Aber ich will ihm nicht mehr geben. »Stopp...«, keuche ich atemlos. Wenn er nicht auf mich hört, stemme ich mich gegen seine Schultern. Er lässt sich wegdrücken. Dann sieht er mir tief und verlangend in die Augen. Ich erwidere es. Aber ich will nicht weitergehen. Also springe ich auf, schiebe eilig mein Hemd zurecht und nehme Abstand. Victor zieht die Augenbrauen zusammen und schüttelt verständnislos den Kopf. »Du willst aufhören?« »Weiter gehe ich nicht«, erkläre ich mit immer noch heiserer Stimme. Entweder er hält, was er verspricht, oder er ist ein widerliches Arschloch. Gleich finde ich es heraus. »Du kannst mich nicht geil machen und dann abhauen. Da spiel’ ich nicht mit, Süßer«, raunt Victor dunkel. Seine Augen verengen sich jetzt zu Schlitzen.  Meine zitternden Händen schließen die Knöpfe meines Hemdes ungeschickt, doch mein Blick liegt weiter auf Victor, der sich jetzt zurücklehnt. Er wartete darauf, dass ich zurückkomme. Er bekommt anscheinend immer, was er will. Also denkt er es auch dieses Mal. Aber ich habe nicht vor, mich ihm hinzugeben. »Ich bin keine Puppe. Und wenn ich nein sage, dann heißt das auch nein«, meine ich, versuche so stark wie möglich zu klingen, obwohl in mir ein Sturm aus Gefühlen herrscht. Lust, von Victors Berührungen. Verlangen nach mehr. Und die Angst vor den Konsequenzen, wenn ich jetzt stoppe. Doch dieser Mann, der alles besitzt, muss erstmal lernen, dass er mich nicht besitzen kann. »Du kannst mir mit Geldscheinen einen Teppich zu meinen Füßen flechten. Du kannst mich meinetwegen auch umbringen. Aber es gibt eine Sache, die du niemals bekommen wirst«, raune ich genauso verschwörerisch, wie Victor es getan hat.  Seine Hände ballen sich zu Fäusten. Er springt auf, sodass der Tisch wackelt. Unwillkürlich zucke ich zusammen und weiche einen Schritt zurück. Doch ich lasse mir keine Angst einjagen. Ich drehe mich auf dem Absatz und verlasse diesen Raum, mit tödlichen Blicken im Rücken.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)