Wochenende in Manitoba von Vampyrsoul ================================================================================ Kapitel 9: ----------- »Darf ich euch kurz stören?« »Was gibt’s denn, Hasenpups?« Summer drehte sich nicht einmal zu mir um, sondern starrte weiter auf den Fernseher, auf dem sie sich mit Gail und Abby ein Rennen lieferte. Ich setzte mich im Schneidersitz auf das freie Ende der Couch, damit ich alle drei im Blick hatte, wenn sie schon nicht zu mir sehen konnten. Nervös kaute ich auf der Innenseite meiner Wange herum. »Ich weiß, eigentlich sollte Steve euch das fragen, aber ich glaub, er kommt gar nicht auf die Idee: Hättet ihr Lust, ihn euch heute Nachmittag mal zu schnappen und ihm zu zeigen, wie man sich richtig die Nägel macht?« »Klar, können wir machen, bisher ist ja nichts geplant«, erklärte sich Abby sofort bereit. Gail warf mir einen schnellen Blick zu, den sie sofort bereute, da sie in ein Hindernis fuhr. »Wie kommst du denn darauf?« »Er hat mir gestern Abend erzählt, dass ein Freund ihm mal die Nägel gemacht hat. Es schien ihm sehr gefallen zu haben und er war ein wenig enttäuscht, dass er das für das Wochenende nicht gemacht hat, weil er nicht sicher war, ob es in Ordnung wäre.« »Hätte er mal machen sollen. Das sieht bei ihm sicher großartig aus.« Gehässig lachend schoss Summer Abby mit einer Schildkröte ab. Diese boxte gegen das Knie ihrer Freundin. »Na warte!« Für einen Moment ergaben sich die drei vollkommen dem Endspurt des Rennens. Natürlich feuerte ich dabei meine beste Freundin an, die im letzten Moment durch eine fliegende Schildkröte hinter den anderen zurückfiel. Jubelnd fuhr Abby den Sieg ein. Während die Tabelle auf dem Bildschirm erschien, krabbelte sie zum Schrank unter dem Fernseher und holte einen weiteren Controller hervor. Diesen hielt sie auffordernd in meine Richtung. »Vielleicht habt ihr ja zu dritt eine Chance gegen mich.« Ich nahm ihn entgegen und wartete, bis Summer alles eingestellt hatte, damit ich ihn anmelden konnte. Uns war allen klar, dass wir nur auf unser Glück hoffen konnten und nicht wirklich eine Chance hatten. Dennoch machte mir das Spiel Spaß, daher nahm ich die Einladung gerne an. Bis Steve mit Channing und Ryan vom Einkaufen zurückkam, verging sicher noch eine ganze Weile. »Boah, danke, das war super lecker!« Steve lehnte sich auf dem Stuhl zurück und strich über seinen Bauch. »Danke, dass ihr euch die zusätzliche Arbeit gemacht habt!« »Kein Problem«, gab Abby etwas schüchtern zurück. Mit Komplimenten konnte sie noch nie gut umgehen. »Kannst du dich jetzt überhaupt noch bewegen oder sollen wir eine Weile warten?« Steve sah Summer verwundert an. »Warten? Womit?« »Izzy hat einen kleinen Anschlag auf dich angezettelt.« Nun wanderte sein Blick zu mir. »Er hat erzählt, dass du ein wenig traurig bist, weil du dich nicht getraut hast, Nagellack aufzutragen. Wenn du möchtest, dann machen wir das und zeigen dir ein paar Tricks.« Sofort strahlte er und nickte eifrig. »Oh mein Gott, ja, bitte!« »Nur die Nägel, oder magst du noch etwas anderes ausprobieren?«, fragte Gail nach. »Wenn du so fragst ... Ich hab schon mal mit dem Gedanken gespielt, auch Make-up auszuprobieren.« Während er das sagte, wanderte sein Blick langsam auf den Tisch. »Das kann ich dir zeigen. Du wirst so toll aussehen!« Abby schien regelrecht von seiner Begeisterung angesteckt. Ryan räusperte sich. »Darf ich mich da eventuell anschließen?« Kurz wanderten alle Blicke zu ihm. Scheinbar hatte niemand diese Frage gerade von ihm erwartet, da er häufig genug fast toxisch männlich war. Doch Abby lächelte direkt. »Klar, warum nicht? Ich kümmer mich um Steve und du kannst dir aussuchen, ob Gail oder Summer dir etwas zeigen sollen.« Schon an seinem Grinsen war klar, dass gleich nichts Vernünftiges aus seinem Mund kommen würde. »Dann Gail. Ich wollte ja keine Kriegsbemalung lernen.« »Vollpfosten!«, meckerte Summer. Es rumpelte unterm Tisch und Ryan zog laut schreiend das Knie an. »Das würde ich dir eh nicht zeigen!« »Du bist manchmal ein unsensibles Ekel!«, äußerte sich auch Gail. »Ich mach das nur, wenn du dich entschuldigst.« »Sorry«, wandte er sich an Summer, »das war unnötig. Ich hab’s nicht böse gemeint.« Mit einem Nicken nahm sie die Entschuldigung an. Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich es wirklich attraktiv fand, wenn sie sich so stolz zeigte. »Kannst du mir dann auch gleich die Haare schneiden?«, fragte er dann Gail. Genervt stöhnte sie, während Channing und ich uns nur angrinsten. So ging es jedes Mal. Sie würde es sowieso tun, auch wenn sie die längeren Haaren lieber mochte. Andererseits schien er sonst niemanden an seine Haare zu lassen. »Was machen wir dann Schönes, wenn die anderen sich einen Beautynachmittag gönnen?«, sprach Channing mich an. »Oder wolltest du auch?« »Nein, eher nicht.« Ich mochte kein Make-up. Es störte mich schon, wenn ich es nur für kurze Zeit bei Turnieren tragen musste. »Also auch keine Vorschläge?« Lauernd sah le mich an. »Na komm, spuck’s schon aus. Was hast du dir ausgedacht?« »Ich wollte eine neue Hebefigur ausprobieren. Ich bin nicht ganz sicher ...« »Channing, lass das, bitte! Das wird schiefgehen«, bat Ryan und wandte sich lir mit besorgtem Blick zu. Le seufzte. »Wie du hörst: Ryan hält es für zu gefährlich. Deshalb würde ich es gerne erstmal allein versuchen, bevor ich das im Cheerleading-Team vorstelle.« Er wollte erneut etwas sagen, wurde jedoch von Gail unterbrochen: »Lass lich es doch ausprobieren. Izzy hat genug Erfahrung. Wenn er meint, dass das nicht möglich ist, dann hört le viel eher auf ihn.« Zweifelnd sah er zu mir, schien sich versichern zu wollen, dass ich sein Freundil wirklich davor bewahrte, sich zu verletzen. »Keine Angst, ich pass schon auf lich auf«, versicherte ich ihm. Wenn er es für eine schlechte Idee hielt, dann musste es schon sehr gewagt sein. Ein wenig stachelte mich das ja schon an. »Na gut ... Wenn wir es knallen hören, dann wissen wir Bescheid.« So ganz schien er noch nicht überzeugt, aber letztendlich vertraute er mir wohl. Steve lehnte sich etwas zu mir und fragte recht leise: »Hattest du nicht gesagt, dass du im Moment nicht trainieren darfst?« »Was?! Warum sagst du nichts?«, meckerte Channing sofort. »Die Trainingssperre ist aufgehoben. Wenn es wirklich nur eine Hebefigur ist und ich dich nicht durch die Gegend werfen soll oder wieder auf Rollen steige, ist alles in Ordnung.« Sie brauchten sich wirklich keine Sorgen machen. Wäre die Verletzung nicht ausgeheilt, hätte ich das schon gesagt. Nach 20 Jahren Sportakrobatik konnte ich gut einschätzen, was ich meinem Körper zutrauen konnte. »Was ist denn passiert?« Mich wunderte, dass Gail ihnen nichts gesagt hatte. Sonst war sie doch die Erste, die immer alles erzählte. Dann war es wohl an mir. »Ich hab mich beim Training langgelegt und das Handgelenk gebrochen.« »Und warum Rollen?«, fragte Summer nach. »Oh, haben wir uns so lange schon nicht mehr gesehen?« Vehement und mit vorwurfsvollen Blick schüttelte sie den Kopf. »Ich brauchte mal eine neue Herausforderung und hab mit Rollschuhgymnastik angefangen. Offenbar liegt mir das aber nicht so gut.« »Hu, dann pass nur auf, dass du dir nicht noch irgendwann das Genick brichst.« »Werd ich nicht, ich versprech es dir.« Ganz im Gegenteil, ich hatte den Entschluss gefasst, es sein zu lassen. Nicht, weil ich es mir nicht zutraute, sondern weil ich merkte, dass es mir nicht so viel Spaß machte wie gehofft. »Lasst uns abräumen. Oder möchte noch jemand was?« Da alle den Kopf schüttelten, sammelte Ryan die Teller ein. Wir standen ebenfalls auf und halfen. Nachdem jeder zweimal gelaufen war, stand alles in der Küche. Steve und ich machten den Abwasch, während alle anderen schon einmal Vorbereitungen trafen und darüber diskutierten, wer wohin ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)