Wochenende in Manitoba von Vampyrsoul ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Durch ein Klopfen an der Tür wurden wir unterbrochen. Ich rief, dass wir gleich so weit waren, schlüpfte aus dem Bett und zog mich an. Schade, dass die Zeit so schnell vergangen war. Es war wirklich angenehm, mich so mit ihm zu unterhalten. Hoffentlich fanden wir während des Wochenendes noch mehr Zeit für solche Gespräche. Es war eben doch etwas ganz anderes als sich irgendwo zu treffen, wie wir es bisher getan hatten. Steve zog sich ebenfalls an und folgte mir dann nach unten. Gemeinsam halfen wir beim Decken des Tisches und setzten uns. Channing und Ryan hatten ein chinesisch angehauchtes Abendessen, bestehend aus Ginger Beef und gebratenem Reis, gezaubert und während alle fleißig zugriffen, betrachtete Steve das Essen zunächst eingehend. »Worin habt ihr den Reis angebraten?«, fragte er nach einer Weile zögernd. »Olivenöl. Warum?« Besorgt betrachtete Channing erst Steve, dann das Essen. »Oh, gut.« Er lächelte kurz, griff dann nach dem Reis und tat sich etwas auf. Abby lachte. »Keine Sorge, hier wird nicht alles unnötig in Schweinefett frittiert. Du kannst problemlos zugreifen.« Steve zwinkerte ihr zu und probierte etwas. Dann hob er den Daumen. »Gut so. Sonst hätte ich den echt leckeren Reis verpasst.« »Danke für das Kompliment«, bedankte sich Ryan. »Hättest du ihn dann nicht gegessen?« Während Steve den Kopf schüttelte, empörte sich Abby: »Hat Izzy euch etwa nicht gesagt, dass Steve Vegetarier ist?« »Israel Aaron Adams! Sowas musst du uns doch vorher sagen!«, meckerte Channing. Vollkommen überfordert hob ich die Hände. Woher hätte ich das denn wissen sollen? Er hatte es nie erwähnt; und ich wie immer vergessen zu fragen. Bevor ich mich rechtfertigen konnte, fuhr le bereits fort: »Keine Sorge, dann gehen wir morgen nochmal einkaufen. Du sollst ja nicht verhungern, nur weil Izzy eine Trantüte ist.« »Nein, nicht nötig, ihr müsst nicht extra für mich kochen«, beeilte Steve sich, zu sagen, und hob dabei abwehrend die Hände. »Ich bin es gewohnt, mir das rauszusuchen, was ich essen kann. Es ist wirklich nicht nötig.« »So ein Unsinn! Es ist doch selbstverständlich und überhaupt kein Problem. Morgen gibt es Moose Stew. Was willst du denn dann essen? Trocken Brot? Das vergiss mal ganz schnell wieder!«, redete Ryan sich in Rage. Steve zog ein wenig den Kopf ein. »Ehm, danke.« »Was meinst du eigentlich damit, du bist es gewohnt, dir das rauszusuchen, was du essen kannst?«, fragte ich nach einer Weile, in der sich alle dem Essen gewidmet hatten. Es dauerte einen Moment, dann sah er auf. »Ich wohn doch noch bei meinen Eltern und sie halten nicht viel von vegetarischer Ernährung. Wenn ich also nicht immer für mich allein kochen will und deshalb mit ihnen esse, dann muss ich eben sehen, was ich finde.« »Das ist doch total daneben!«, regte sich Gail auf. Alle anderen nickten zustimmend. »Nehmen sie wenigstens etwas Rücksicht?«, versicherte sich Ryan. Steve schien das langsam unangenehm zu werden, denn er verzog unauffällig das Gesicht. Kein Wunder, immerhin ging es um seine Eltern. Bevor ich darauf reagieren konnte, erwiderte er etwas kleinlaut: »Schon ein wenig. Sie achten mittlerweile zumindest darauf, dass immer etwas für mich dabei ist.« Channing sah noch nicht zufrieden aus, nickte aber. »Na immerhin etwas.« »Hey, wie wär’s: Wenn ich das nächste Mal bei Gail und Izzy bin, kommst du vorbei und wir kochen eine richtig geile vegetarische Lasagne«, schlug Abby vor. »Das Angebot musst du annehmen!«, grätschte Summer rein. »Abby ist die absolut beste Köchin! Vor allem, wenn es um Vegetarisches geht.« Steve lächelte erst Summer und Abby, dann Gail und mich an. »Dann hab ich wohl kaum eine andere Wahl, oder? Außer ihr habt etwas dagegen?« »Nein, natürlich nicht. Du bist jederzeit willkommen.« Ich lächelte zurück, stockte dann jedoch. Moment! Hatte er gerade Abbys Einladung angenommen, ohne zu zögern? Immer wenn ich ihn zu uns eingeladen hatte, war er zurückhaltend geworden und vertröstete mich. Was machte ich falsch? Gail lachte. »Wir werden erstmal sehen, ob du nach diesem Wochenende überhaupt noch zu uns willst. Vielleicht sind wir dir auch viel zu abgefahren.« »Oh, das glaub ich kaum. Ihr seid alle mega sympathisch!« Steve strahlte alle in der Runde an. Überrascht von dem Kompliment wusste zunächst niemand etwas zu sagen, dann versicherten insbesondere Abby und Ryan ihm, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. »Izzy«, säuselte Summer mir ins Ohr. »Hier spielt die Musik.« Ich seufzte. Sie hatte recht, ich sollte mich aufs Spiel konzentrieren, so schlecht wie heute hatte ich schon lange nicht mehr gespielt. Aber es fiel mir schwer. Immerhin saß Steve unten gemeinsam mit Abby, Channing und Gail auf der Couch und unterhielt sich angeregt mit ihnen. »Mein lieber Scholli, da hat es jemanden aber richtig hart erwischt!« Ryan klopfte mir auf die Schulter und hielt dann die Dartpfeile in meine Richtung. »Hatte ich wohl doch nicht so unrecht, was dich und ihn angeht, hm? Wie kommt’s, dass du dann hier oben bist, statt bei ihm unten?« »Er wollte ein wenig mit Abby und Channing quatschen, ich glaub, ich hätte da gestört.« Ich riss mich nun doch los, stellte mich in Position und versuchte, mich so weit zu konzentrieren, dass ich wenigstens die Scheibe traf. Ryan warf noch einmal einen kurzen Blick nach unten. »Irgendwelche trans Themen?« Ich nickte und warf. Immerhin zwei Pfeile trafen, wenn auch eher schlecht als recht. »Ja. Er hat mich vorhin schon ziemlich gelöchert. Die beiden können hoffentlich etwas mehr erzählen.« »Mich wundert, dass sich Abby darauf einlässt. Sie hat doch sonst eher die Schnauze voll von Aufklärungsarbeit«, überlegte Ryan laut. »Sie und Steve scheinen sich aber auch mega gut zu verstehen, warum also nicht?« Summer nahm mir die Pfeile ab und stellte sich in Position. »Ich find es eher faszinierend, dass die beiden sich erst seit heute kennen. Sie wirken echt, als wären sie schon immer befreundet.« Ich nickte, lächelte und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass mich das insgeheim ärgerte. Steve und ich kannten uns seit etwa einem halben Jahr und trafen uns halbwegs regelmäßig. Dennoch war er mir gegenüber nie so aufgeschlossen gewesen. Ich wollte nicht eifersüchtig sein und gönnte es ihnen, immerhin war Abby eher schüchtern und brauchte, bis sie auftaute, dennoch kam ich immer wieder auf dieselbe Frage zurück: Was machte ich falsch? »Du musst dir keine Sorgen machen, Abby wird ihn dir ganz sicher nicht streitig machen.« Ich sah zu Summer. In Gedanken versunken war mein Blick wieder auf das Wohnzimmer unter uns gewandert, wo Abby, Steve und Gail herzlich lachten, während Channing eher etwas verhalten wirkte. »Ich weiß.« Sie gab die Pfeile an Ryan, dann grinste sie mich schelmisch an. »Nicht den Kopf hängen lassen, Großer. Das wird schon. Oder brauchst du etwas Hilfe?« Erneut seufzte ich. »Vielleicht. Ich hab absolut keine Ahnung, was ich falsch mache.« »Du machst dir zu viele Gedanken.« Ryan warf die Pfeile nacheinander und traf mit zweien das Bull’s Eye. Während er sie wieder aus der Scheibe zog, drehte er sich zu mir. »Geh runter, frag ihn, ob er mitspielen möchte und dann komm endlich mal in die Puschen.« »Er mag kein Dart.« Zumindest war das die Kurzfassung. Vorhin hatte Steve mir erklärt, dass er weder die Entfernung gut einschätzen noch zielen konnte. Natürlich machte es da wenig Spaß. »Wie weit seit ihr eigentlich? Also ich meine beziehungsmäßig?« Summer bedeutete mir ungeduldig, endlich die Pfeile an mich zu nehmen. Ich zuckte mit den Schultern und spielte meine Runde, bevor ich ihr antwortete: »Gar nicht. Wir treffen uns ab und zu, um ins Kino oder eine Bar zu gehen, das war’s.« »Kino? Und dann habt ihr nicht mal gefummelt?« Ryan sah mich skeptisch an. Ich verdrehte die Augen. »Für dich wohl kaum vorstellbar, aber: Ja.« Summer musterte mich erneut, grinste dann wieder breit. »Kino und Bar? Als Date oder als Freunde?« »Als Date.« »Hast du ihm das auch so gesagt?« »Ja kl... Ich denke schon. Also auf jeden Fall sollte das klar gewesen sein, dass es als Date gemeint war ...« »Oh Izzy!« Ryan klopfte mir kräftig auf die Schulter, Summer stieg in sein Gelächter ein. Von dem lauten Gelächter aufgeschreckt, sahen die vier auf der Couch zu uns nach oben. »Hey, macht nicht so ein Radau!«, schrie Gail und drohte scherzhaft mit der Faust. Kurz traf mich Steves Blick und er lächelte, bevor er sich wieder dem Gespräch widmete. Summer versicherte sich, dass uns nicht weiter zugehört wurde, dann fragte sie: »Also, wie sieht es aus, möchtest du – wie Ryan es so schön sagt – in die Puschen kommen? Dann ist wohl das Wochenende die beste Gelegenheit dafür.« »Ja, sicher. Aber ich hab absolut keine Ahnung, wie ich das anstellen soll. Ich meine ... wenn er wirklich meint, ich hab nur Interesse als Freund an ihm, wäre es doch ...« »Izzy!«, mahnte Ryan genervt. »Nicht so viel nachdenken! Für den Fall, dass er kein Interesse an dir hat, was ich übrigens nicht glaube, könnt ihr doch immer noch Freunde bleiben.« Ich seufzte. »Irgendwelche Vorschläge?« »Ja.« Summer nahm die Pfeile auf. »Ich beende jetzt das Spiel und danach gehen wir runter. Ich werd mal Abby ein wenig ablenken und dann findet sich für dich sicher auch eine Gelegenheit, etwas zu unternehmen, woran dein Schatz Spaß hat. Wenn sich hier im Haus nichts finden lässt, ist ihm eh nicht mehr zu helfen.« Nur bedingt überzeugt stimmte ich zu und musste dann mit ansehen, wie sie treffsicher das Spiel für sich entschied. Wenig überraschend war mein Punktestand noch immer der höchste. Es lohnte sich nicht, mit Ryan um den zweiten Platz zu spielen. Dieser legte mir den Arm um die Schulter und ging mit mir gemeinsam zur Treppe. »Na dann komm mal, wir wollen dein Sonnenscheinchen doch nicht länger warten lassen.« ›Sonnenschein‹ gefiel mir. Denn wenn Steve nicht gerade etwas verunsichert war, dann passte es sehr gut zu ihm. Ohne sein freudiges Lächeln sah man ihn selten, dennoch war er definitiv kein Klassenclown. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)