[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 119: Vol. 5 - Ein Idiot kommt selten allein --------------------------------------------------- Taiyo: Ich konnte diesen Anblick einfach nicht ertragen. Es war einfach schrecklich. Ich wusste, dass Elvis das rechte Bein fehlt, weil es durch die Explosion vorort verbrannt und wegen des Gifts am Absterben war, aber es noch einmal so zu sehen, ich einfach zu grausam. Er wäre beinahe gestorben. Noch haben wir es ihm nicht gesagt. Drei Wochen weggetreten und für eine Stunde noch nicht einmal am Leben. Ich habe ihn wieder so sehen müssen. Hide und Yuki waren bei mir, wir sind sofort ins Krankenhaus, als wir die Sirenen gehört haben und da sahen wir ihn. Es war noch schlimmer als vor drei Jahren. Viel schlimmer. Ich wusste es. Damals habe ich ihn nicht eingeliefert werden sehen, aber nicht nur deshalb. Er war voller Blut und sah gar nicht mehr menschlich aus. In dem Moment hat es sich angefühlt, als wäre etwas in mir gestorben. Hanako und der Rest der Truppe wanderten zwar auch ins Krankenhaus und auch bei ihnen war ich, jedoch, nachdem sie aufgewacht sind, wollten sie sofort zu Elvis, genau wie ich. Ihre Verletzungen waren immerhin nicht ganz so gravierend wie die meines Bruders. Ich erinnere mich noch ganz klar an das komplette Bild. Seine Schuluniform mitsamt dem Hoodie darunter zerrissen und ein Messer steckte in ihm drin. Er wurde sofort notoperiert. Und trotzdem hieß es, dass er während der OP gestorben ist, sein Herz ist stehengeblieben, hieß es. Ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Ich wollte nicht akzeptieren, dass er stirbt, ich wollte und konnte nicht. Doch irgendwie hat er es doch überlebt. Es hieße ebenfalls, dass er im Lagerhalle tot aufgefunden wurde, dass er auch dort absolut pulslos war. Aber genau weiß ich es trotz allem nicht. Ich schlürfe den Energy aus dem dem Automaten in der Kantine auf Ex runter und mache mich auf den Heimweg. Es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Bevor ich hier noch irgendwas kaputt mache. Während ich das Krankenhaus verlasse und es draußen schon gehörig dunkel geworden ist, lasse ich die vergangenen Wochen erstmal vor meinem inneren Auge Revue passieren, beschließe jedoch, mich erst zu Hause, auf ein Glas imaginären Vodka, auszuruhen und über alles nachzudenken. Doch ehe ich überhaupt irgendwohin gehen kann, werde ich in der Dunkelheit von einer unbekannten Person, die es offenbar mehr als eilig hat, um den Haufen gerannt. "Au, pass auf, wo du hin-...", trotz dessen, dass ich immer schlechter erkennen kann, der da vor mir steht oder liegt, kriege ich fast die Vollkriese, als ich wutentbrannt erkenne, wer einen auf Quarterback gemacht hat und nun orientierungslos auf mir drauf liegt. "Macht es dir vielleicht etwas aus, von mir runterzugehen, Albino? Was machst du überhaupt hier?", schnauze ich ihn an, weil er indirekt meine Tante und um ein Haar auch meinen Bruder auf dem Gewissen hat. "Meine Rede, was machst du eigentlich hier? Du bist echt lästig, Arsch.", brummt er, will gerade weiterrennen, als ich seinen Arm erfasse. "Jetzt mal langsam mit den jungen Eseln, du bleibst schön hier. Die Besuchszeit im Krankenhaus ist eh vorbei, sie also zu, dass du Land gewinnst.", komisch, indem ich ihn festhalte, halte ich ihn vom Landgewinnen doch eigentlich ab... Ich bin viel zu angepisst, um mir darüber Sorgen zu machen, schließlich kann er sich selbst befreien und dann nach Hause gehen, wenn er Manns genug ist. Dieser Typ nervt. "Nope. Und es heißt, mit den jungen Pferden und nicht Eseln. Dummkopf.", das reicht, ich bekämpfe ihn jetzt! "Du kleiner, mieser...", schneller als er bis Drei zählen, bin ich auf den Beinen und habe seinen Kragen in der Hand. "Willst du mit mir allen Ernstes um die Differenzierung von Huftieren diskutieren? Wir haben hier wirklich wichtigeres zu besprechen...", knirsche ich, nicht nur, weil ich mich als Student ein bisschen schäme, mich vor einem Kind rechtfertigen zu müssen. Vielleicht bin ich ja nicht so intelligent wie der Rest, vielleicht esse ich ja ein bisschen zu viel Star-Wars-Müsli für einen normalen Menschen, aber das ist doch kein Grund, mich so lächerlich zu machen! Ich bin kein Deut weniger sauer auf ihn. Ich erwarte, dass er sich bis zum Geht-nicht-mehr demütigt. Aber andererseits bringt mir das auch nicht meine Tante zurück... "Du... scheinst mich ja echt nicht leiden zu können, was, Bruderkomplex?", "Nenn mich nicht so, und ja, ich kann dich tatsächlich so voll nicht ab, dass das klar ist! Ich habe auch meine Gründe...", "Ich denke nicht, dass Kyocchi sich freuen würde, wenn du mich umbringen würdest, wenn du also so nett wärst und mir nicht mein Lieblingsshirt ausleierst, bin ich bereit, dich nicht mehr auf deinen Bruderkomplex anzusprechen.", der hat doch einen an der Klatsche... Nichtsdestotrotz lasse ich ihn widerwillig fallen und tue so, als wenn mich tatsächlich interessieren würde, was der Kerl mir hier vielleicht noch an nützlichen Infos freiwillig rausrückt. Ich muss wohl oder übel mit diesem Scheißkerl reden. "In den Park. Jetzt. Wenn du leben willst.", ich übersetze, damit meine ich, lass uns reden, auch wenn ich nur so kurz davor bin, dir deinen verdammten Hals umzudrehen. "Was wolltest du jetzt? Willst du mich tatsächlich umbringen und meine Leiche hier im Park in den See schmeißen?", will er sarkastisch wissen. "Ich habe still und leise beschlossen, dich am Leben zu lassen.", entgegne ich trocken. "Was war da los? Wieso stand alles in Flammen und wieso wart ihr alle ohnmächtig? Wie kann es sein, dass meine Tante dir augenscheinlich gefolgt ist, obwohl ihr beiden unmöglich etwas miteinander zu tun hattet? Rede.", lasse ich den Cop raushängen, mein Vater wäre sicher stolz auf mich, wenn er sehen würde, wie sachlich ich gerade bin. Normalerweise gehöre ich ja eher zur Quasselstrippen-Fraktion, aber nicht heute. Heute nur das, was auch wirklich verwertet werden kann. Ich habe, nachdem du die Vollmeise wegen der Knarre bekommen hast, die Lagerhalle, aus der wir vermutet haben, dass der Schuss kam, unter meinen Besitz gebracht. Dann standen dieses Mädchen und diese Typen vor uns, und es wurde ganz krass wie in den Filmen geprügelt. Am Ende haben deine Liebste und dieses Mädchen einen Kleinkrieg gegeneinander geführt, wie der ausging weiß ich allerdings noch immer nicht ganz. Hanazawa-san war am Ende wie der Rest wohl bewusstlos. Das Mädchen selbst ist tot, so sagen es zumindest die Rettungskräfte. Wie auch immer, dann ist deine Tante erschienen, zu der ich gleich komme, wir haben uns nach oben geschlichen und da sahen wir es. Erika Kurodate aus dem Krankenhaus, du weißt schon, die beste Freundin von ihr, gegen deinen Bruder kämpfend. Ich weiß nicht, was die Olle zu ihm gesagt hat, aber das scheint ihn zusätzlich aus dem Konzept gebracht zu haben. Auf alle Fälle ist Akane… ich meine, deine Tante total ausgeflippt, weil diese Gasmaske, die Kurodate an ihrem Hals trug sie anscheinend an den Mörder ihres Bruders erinnert hat. Sie ist kopflos losgestürmt und ich konnte sie nicht aufhalten, als diese Verrückte sie einfach vor meinen Augen erstochen hat. Ich habe sie sterben sehen und dann wurde mir selbst schwarz vor Augen, weil ich diesen Anblick nicht ertragen konnte. Mehr kann ich dir nicht sagen. Es... tut mir aufrichtig leid.", er wagt nicht, mich anzusehen. Ich weiß inzwischen mehr oder weniger, dass Tante Akanes Bruder damals ermordet wurde, damals haben sie keine Anstalten gemacht, darüber zu reden. Nicht wenn ich unmittelbar in der Nähe war natürlich, so blöd sind sie dann doch nicht, aber hin und wieder habe ich Spion ein wenig mitgehört, einfach nur, weil ich es wissen wollte. Wissen ist macht, und ich wollte ihnen unbewusst wohl wissen lassen, dass ich kein dummes Kind bin, das tatsächlich glaubt, es ginge alles mit rechten Dingen zu. "Wieso ist sie dir gefolgt?", will ich wissen, weil das einer der unbeantworteten Fragen ist, die mir noch im Kopf umherschweben. "Du würdest es nicht verstehen. Du würdest mich wirklich umbringen und in den See schmeißen, wenn ich dir das erzählen würde.", meint er mit schuldbewusster Miene. "Und wenn ich dir hoch und heilig verspreche, dass ich das nicht tun werde.", "Wirst du trotzdem, ich habe genug Angst vor dir, um darauf nicht reinzufallen.", "Und wenn ich dir hoch und heilig verspreche, dass du keine Angst vor mir zu haben brauchst?", "Dann glaube ich dir immer noch nicht. Ich bin doch nicht bescheuert.", der ist hartnäckig, aber das bin ich auch! "Und wenn ich dir sage, dass ich dich auf dieselbe Art verprügle, wie ich es letztens versucht habe, bis du es mir sagst?", ist mein letztes Angebot und er zuckt wirklich ängstlich zusammen. "Dir traue ich das sogar zu... Okay, setzt dich besser.", bereitet er sich mental auf dieses Geständnis vor. Ich hoffe, es ist nicht das, wonach es sich anhört. Ich hoffe, das ist nicht das, was sich da gerade in meiner wilden Studentenfantasie abspielt. Ich hoffe es abgrundtief. Ich tue ihm den Gefallen und setze mich auf die nächstbeste Bank. Er setzt sich schüchtern neben mich. "Okay. Atmen, Akira. Deine Tante und ich hatten ein Verhältnis. Sie war in mich verliebt und wir haben die Nacht miteinander verbracht.", kommt es, wie aus der Pistole geschossen, aus seinem Mund und ich wage mich nicht zu bewegen, ehe ich in schrilles Gelächter ausbreche. "Aaaaaaahahahahahahahaha, oh mein Gott, das ist das mit Abstand Absurdeste, das ich nach diesem Vorfall, nein, in meinem Leben gehört habe! Du und Tante Akane, ich schmeiß mich weg! Du warst kurz davor, mein Onkel zu werden. Aaaaaaahahahahahahahahaaaaa!", ich kann mich gar nicht mehr beruhigen, bin unauffällig aufgestanden und ehe dieser Typ überhaupt daran denken kann, zu mir aufzusehen, verpasst ihm meine Faust seiner Schmerzempfindung im Gesicht eine Typveränderung. Seine Nase blutet. Offenbar bin ich ziemlich gut darin, Leuten die Scheiße aus dem Leib zu boxen. Elvis, Hanako, ihr dürft nun zustimmend nicken. "Du hast gesagt, ich soll die Wahrheit sagen.", flüstert er, ohne seinen Nacken wieder in den Normalzustand zu stimmen. "Ich habe nie gesagt, dass ich die keine verpassen würde, wenn ich sie rausfinde.", meine ich nur. "Der Punkt geht an dich.", gibt er sich geschlagen und wischt sich die Nase. "Ich habe es gewissermaßen auch verdient. Du hast wirklich allen Grund, mich zu hassen. Dass ich deinen Bruder so oft in Gefahr gebracht habe und mit deiner Tante geschlafen habe. Dass sie, wenn sie noch leben würde, auch noch schwanger von mir wäre, würdest vermutlich auch nicht witzig finden. Ich habe es verdient, schlag mich ruhig noch ein zweites Mal, ich toleriere es, ich bin Weltabschaum, verstanden, tob dich aus.", seufzt er. Wieder bin ich fassungslos. Sie war auch noch schwanger von ihm? Wow, dieser Kerl ist wirklich... keine Ahnung, aber zumindest steht er sogar auf, mir direkt gegenüber, damit der Schlag noch einmal so richtig, hehe "umwerfend", wird. Diesmal ist es eine Ohrfeige, die ich ihm verpasse, zweimal das Gleiche zu tun, ist irgendwie lahm. "Du hast Recht. Du bist wirklich das Allerletzte. Ich habe allen Grund, wütend auf dich zu sein, weil du mir fast meinen Bruder und absolut nicht nur fast meine Tante weggenommen hast. Du warst schwanzgesteuert, verantwortungslos und hast dich schlussendlich nur darum gekümmert, wie du allein am besten über die Runden kommst. Wenn ich dich, wenn Hanako nicht dazwischengefunkt wäre, damals wirklich kastriert geprügelt hätte, wäre das die vermutlich beste Genugtuung für den ganzen Scheiß, den du angestellt hast. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich gerade das Bedürfnis verspüre, dich möglichst qualvoll auf den Mond zu schießen, wo du erstickst und implodierst. Aber stattdessen...", diese Geste überrascht ihn vermutlich ungemein. "Danke ich dir. Dafür, dass du wenigstens versucht hast, meinen Bruder zu retten, von allen neben mir am meisten. Danke, Akira.", und zum ersten Mal habe ich ihm gegenüber seinen Namen ausgesprochen. Für alle, die es nicht wissen, ich habe diesen Mistkerl wider meiner vorherigen Emotionen, einfach so umarmt. Wahrscheinlich denkst du dir jetzt so, 'Ist das wieder einer von Taiyos Tricks, um seine Feinde auszuknocken, nachdem er sie hinters Licht geführt hat?', aber was, wenn ich sage, dass das nicht wahr ist? Zumindest habe ich eigentlich nicht den Ruf, so hinterhältig zu sein. Klar, ich bin irgendwo vielleicht noch nicht ganz in Stimmung für bedingungslose Versöhnung, jedoch muss man manchmal einfach verzeihen. Zu etwas andere fehlt mir, mal ganz unter uns, einfach jegliche Kraft. Akira, ich erlaube, ihn ebenfalls einfach ganz frech beim Vornamen zu nennen, sagt noch immer nichts. Vielleicht ist es Überraschung, vielleicht auch Schock, vielleicht aber auch, weiß er, dass dieser Moment einfach keine Worte benötigt. Vielleicht, nein, irgendwann kommt dieser Tag. Daran glaube ich, das habe ich schon immer. Dass dieser Tag kommt, an dem wir alle über all das nachdenken, an die gute alte Zeit und Freunde sind. Daran, dass wir alle eines Tages auf all das hier zurückblicken und lachen. Dann mache ich meinem Namen alle Ehre und strahle einfach genauso, wie die Sonne über uns. Genau das wünsche ich mir in dem Moment. Dass ich diesem Typen, egal wie sehr er mir auch wehgetan hat, eines Tag gegenüberstehen kann, und sagen kann, der hier ist mein Homie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)