[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 100: Vol. 4 - In einer weit entfernten Galaxie ------------------------------------------------------ Elvis: Ich weiß nichts über mich. Ich kenne mich nicht. Und auch sonst kenne ich niemanden. Ich bin aber nicht einsam oder so. Irgendwie fühlt es sich an, als ob dies jemand mal in der Vergangenheit sagte oder in Zukunft sagen wird. Als wenn es Parallelen zwischen der meinen leeren Welt und einer anderen gäbe. Ich frage mich, wie diese Person wohl tickt. Ob sie dasselbe fühlt wie ich. Einsamkeit, die nicht da ist. Von der ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob sie existiert. Wenn dem so ist, will ich sie treffen. Wenn dem so ist, will ich sie fragen. Wie man lebt und existiert. Ich frage mich, ob man Dinge, die nur ausgedacht sind, in einem anderen Universum vielleicht... berühren könnte. Wäre das nicht mal etwas Neues? Ich frage mich das, weil... ich selbst mal etwas anderes berühren will, als die Dinge, die mir zum Greifen nah sind. Ich will mehr. Ich will alles und gleichzeitig irgendwie gar nichts. Aber ich weiß gar nicht, was das ist, was für einen Namen diese Sache trägt, die ich so begehre. Wer bin ich? Meines physischen Erscheinungsbild nach bin ich das, was man in der Menschenwelt wohl einen Teenager, ein Zwischending von Kind und Erwachsenen, nennt. Ich habe nie so sein wollen, wie andere. Und zugleich beneide ich sie so unglaublich. Komisch, oder? Ich befinde mich in einer Art glasklaren blauen Himmel. Über mir sehe ich nämlich einen. Aber unter meinen nackten Füßen sehe ich das Meer. Ein seltsamer Ort. Ich habe das Gefühl, ich war schon einmal hier an einem Ort wie diesen. Nein, nicht nur das, ich war an diesem Ort. Irgendwas tief in mir drin gibt mir einfach diese Sicherheit. Ich sehe mich um und weit und breit ist da nichts als endloses Meer und noch endloserer Himmel. Bis auf ein weißes, wirklich nur rein weißes, Haus dort drüben sehe ich nichts. Soll ich es wagen und nach dem Besitzer Ausschau halten? Auf der einen Seite könnte keiner da sein und ich würde einfach weiter allein sein. Auf der anderen Seite könnten wir zwei Einsamen uns miteinander anfreunden oder zumindest hätte ich jemanden zum reden. Es könnte ja lustig werden. Also nichts wie los, denke ich, als mich meine Beine immer näher zu diesem Haus hintragen. Es handelt sich um mindestens zehn Minuten, bis ich dort bin, etwas ungeduldig macht es mich, aber auch umso neugieriger, was mich dort wohl erwartet. Als ich an diesem fast schon unwirklichen Wohnort stehenbleibe, denke ich kurz nach. Das ist das einzige Haus hier, was, wenn der Besitzer schon längst am Rad dreht und es sich bei diesem um einen gemeingefährlichen Sonderling handelt? Was, wenn er mich im schlimmsten Fall umbringt? Nun, na ja, wenn ich tief genug in mich hineinhöre, dann glaube ich das doch selbst nicht. Außerdem, selbst wenn dies das Ende wäre, was macht das schon? Immerhin habe ich an diesem Ort nichts, aber auch gar nichts, was ich tun könnte. Dieser Ort ist wunderschön, jedoch eine Einöde. "Hallo? Ist da jemand? Hey!", rufe ich, doch es kommt keine Antwort von innen. Vielleicht ist er oder sie verletzt und kann nicht antworten! Oder es ist wirklich keiner da. Aber die Tür steht doch offen. Soll ich reinsehen? Ich denke, die Antwort auf diese Frage ist offensichtlich und stoße die Tür auf. Im Gegensatz zum Äußeren des Gebäudes ist hier mehr Farbe zu sehen, wenn auch nur pastellfarben. Da ist eine hölzerne Treppe in der Ecke, die dem Anschein nach ins obere Stockwerk führt. Weil hier unten nichts dergleichen auf eine momentan anwesende Person hinweist, bleibt mir wohl nichts anderes als oben nachzuschauen. Schüchtern stehle ich mich die Stufen hoch und versuche dabei, auf jedes Geräusch, das nicht von der Treppe, die unter meinem Gewicht knarzt, ausgeht, zu achten. Aber außer mir selbst ist da nichts und niemand, das auch nur einen Mucks von sich gibt. Bin ich wirklich ganz alleine hier? Nennt man so etwas in meiner Welt nicht etwa, ich weiß auch nicht, Hausfriedensbruch? Nun, ich bin jetzt schon viel zu weit in die Materie vorgedrungen und im eigenen Interesse viel zu neugierig, um umzukehren. Und außerdem hatte ich doch keine andere Wahl. Notfalls kann ich ja noch aus dem Fenster springen, falls es eines gibt. Na ja, wie auch immer. Oben angekommen, hat sich der Stil dieses schlichten Hauses nicht geändert. Die Türen sind ebenso hölzern wie die Treppe und das meiste andere hier auch, nur offen ist wie die Haustür nur eine einzige, dessen Zimmer absolut nicht zum Rest der Wohnung passt. Irgendwie total... abgenutzt, zerstört und zerrissen. Ich nähere mich mit leisen Schritten dem Raum und sehe unterschwellig immer noch nach, ob denn wirklich keiner hier ist. Wie es scheint, bin ich also wirklich in ein herrenloses Haus eingebrochen. Zeit zu gehen, denke ich und will gerade gehen, als ich durch den Spalt der Tür, die nun nur noch knapp fünf Schritte von mir entfernt ist und deren Zimmer ich eigentlich gar nicht betreten wollte, etwas Grünes im Wind flattern sehe. Haare. Sehr lange Haare flattern dort im Wind. Da steht wider meiner Erwartung irgendjemand auf einem Balkon und sieht in die Ferne, aus der ich vor zehn Minuten gekommen bin. Das ist doch eine Frau. Ich versuche mich bei dem Anblick ihrer zusammenzureißen und gehe todesmutig durch das Tor ihrer Welt. Da habe ich es, das Zimmer sieht vollkommen furchtbar aus, als hätte hier vor langer Zeit ein Sturm gewütet. "Hey, also... die Tür war offen. Es tut mir leid, dass ich hier reingekommen bin!", rufe ich ihr hinterher, aber sie reagiert nicht. Sie sieht nach wie vor einfach ins Leere. Ich komme nun näher an sie ran und kann nicht verhindern, sie zu mustern. Sie trägt eine kurze, weiße Hose und ein schwarzes, kurzarmiges Oberteil, welches ich zwischen ihrer moosgrünen Mähne erkennen kann. Außerdem ist ihre Haut im starken Kontrast zu meiner eigenen sonnengebräunt und sie strahlt irgendeine sonderbare, ja fast schon gefährliche Aura aus, so voller Entschlossenheit und Feuer. Diese Aura ist die betörend und anziehend, dass ich nicht anders kann, als mich ihr weiterhin zu nähern. "Da gab es mal jemanden, den ich zum Außerwählten auserkoren habe. Aber dies ist lange her. Ich frage mich, ob diese Person mich vielleicht... ebenfalls als ihre Auserwählte auserkoren hat und es Schicksal war. An jenem Tag regnete es, mir war völlig kalt und ich war so verzweifelt und traurig. Doch ich fror nicht nur von Außen. Auch in meinem Herzen tobte der Sturm und der Regen schlug auf mich ein, bis ich mich nicht mehr bewegen wollte und fast aufgab. Doch jene Person an jenem schicksalhaften Regentag ließ die Sonne in meiner Welt wieder erneut am Himmel aufgehen. Seither suche ich.", höre ich sie flüstern. Irgendwie berührt das, was sie sagt, mein Herz. Irgendetwas in ihrem Text fühlt sich so... vertraut an. Als wenn ICH es wäre, der der Auserwählte für sie wäre. Als wenn SIE die Auserwählte für mich wäre. "Such weiter.", antworte ich, auch wenn nichts dafür spricht, dass diese Worte an mich gerichtet sind. Endlich dreht sie sich zu mir um und sieht mich mit ihren schimmernden goldgelben Augen an, die wie echtes Gold nur so funkeln. Ich erhasche ebenfalls einen Blick auf die Vorderseite ihrer Oberteils, auf denen die englischen Letter 'LEGENDS NEVER DIE" prangen. "Es tut mir leid, dass ich ohne deine Erlaubnis hier eingedrungen bin. Ich werde augenblicklich wieder-", doch dazu kommt es nicht. Sie griff einfach nach meinem Handgelenk und macht jetzt auch noch keine Anstalten, dieses wieder loszulassen. "Wie könnte ich weitersuchen, wenn jene Person, der Auserwählte nun von sich aus zu mir gekommen ist?", in ihrem Blick liegt Ernst. "Wie... bitte?", höre ich mich stammeln, doch ihre Aura ist zu stark, um mich gehen zu lassen. "Du bist der Auserwählte. Du bist es, den ich suchte. Du bist der Einzige.", nun sieht sie auf meine Hand, deren Gelenk sie festhält und klingt nun doch etwas schüchtern, ehe sie ihren Kopf wie ein Vogel wieder aufrichtet und sagt: "Du bist endlich zurückgekehrt!", und eine Freudenträne rennt ihre Wange hinunter. Ich bin vollkommen durcheinander. Wer ist dieses mysteriöse Mädchen und warum bin es offensichtlich ich, den sie so verzweifelt gesucht hat? Was will sie von mir? Ich vergesse komplett zu antworten, als sie mein Handgelenk schlagartig wieder loslässt, nur um anschließend ihrem Körper an meinen zu drücken und mich in den Arm zu nehmen. Sie ist so warm und weich, ihre Haare, die so frisch und moosgrün sind, riechen tatsächlich nach dem, dessen Farbe sie tragen. "Lass mir bitte noch... diesen Augenblick.", flüstert sie und ich verstehe gar nichts mehr. "Nach so langer Zeit will ich... dich einfach berühren.", ehe ich an dieser verführerischen Wärme den Verstand verliere, wache ich schlagartig durch den typischen Lärm meines Weckers auf. Ich stöhne genervt und haue diesen, beim Versuch, dieses Geräusch zu unterbinden, zu Boden. "Mann, so ein Mist...", brumme ich, falle aus meinem Bett und drehe den Wecker so um, dass ich die Daten sehe kann, die er anzeigt. "Sechs Uhr dreißig am zwölften April zweitausendsechzehn.", murmle ich und richte mich auf. Bin ja ganz bequem auf meinem Steißbein gelandet, denke ich grimmig und beiße die Zähne zusammen, um den Schmerz zu ertragen. Heute ist wohl der erste Schultag im letzten Jahr der Mittelschule, geht mir durch den Kopf, als ich meine Schuluniform an einem Harken an meinem Schrank hängend sehe. "Elvis-Schatz, wenn du nicht bald aufstehst, wirst du am ersten Tag zu sät kommen!", erinnert mich meine Mutter, die gerade durch die Tür hereinspaziert kommt. "Ich mach ja schon...", erwidere ich schwach und sie verzieht sich wieder. Ich sehe kurz meinen unheimlichen Bruder durch den Türspalt spannen und auch dieser trollt sich nach wenigen Sekunden. Ich sehne mich jetzt schon wieder nach Ferien, doch stehe ich auf und ziehe mich, so schnell ich es im Halbschlaf-Modus hinbekomme, an. Das letzte Jahr der Mittelschule erträgt sich schließlich nicht von selbst. Jedoch habe ich irgendwie eine böse Vorahnung diesbezüglich. Es fühlt sich so an, als hätte ich diesen Tag schon einmal erlebt... Aber nein, so ein Schwachsinn, so etwas existiert schließlich nur in Serien wie "Die Melancholie der Haruhi Suzumiya". Ich mochte diesen Anime, denke ich und versuche, nicht mehr auch nur einen Gedanken an diese Theorie zu verschwenden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)