Du mußt weitermachen, John! von DieLadi ================================================================================ Kapitel 11: Moriarty -------------------- Moriarty war unruhig. Zum allerersten mal, seit der Wettkampf mit dem großen Detektiv Sherlock Holmes begonnen hatte. Zum allerersten Male schien es, als würden diejenigen, die Recht und Gesetzt vertraten, und somit an vorderster Front der von Sherlock immer wie eine Art Schoßhündchen behandelte Dr. John Hamish Watson, Moriarty unangenehm nahe kommen. Wie es aussah, war es ein Fehler gewesen, Watson zu unterschätzen. Er schien doch mehr zu können, als Sherlocks Stöckchen zu apportieren. Irgendetwas ging vor. Watson schien, wenn man mit ihm sprach, seltsam abwesend und hochkonzentriert zugleich. Er schien in der Sache aber wirklich und wahrhaftig weiterzukommen und hatte Erkenntnisse gewonnen, die Moriarty überhaupt nicht gefielen. Er hatte herausgefunden, dass das Verbrechergenie Sherlock ganz, ganz nahe gewesen war. Im allerengsten Kreise der Menschen, denen Sherlock vertraute, sofern ein Soziopath wie er eben Vertrauen konnte. Ganz nah, unter den Menschen, die einige seiner persönlichen Angewohnheiten kannten; die wussten, wie er tickte; die ihm so nahe waren, dass sie ihm eine gewisse Zuneigung vorspiegeln konnten, die Sherlock, in menschlichen Gefühlen unerfahren, als solche hingenommen hatte. Moriarty war gar nicht wohl bei der Sache. Die Selbstsicherheit, die dem kriminellen Superhirn sonst so eigen war, war ein wenig am bröckeln. Was konnte man tun, wenn dieser so unscheinbare und doch so erstaunliche Doktor Watson tatsächlich herausfinden würde, wer Moriarty war? Ein wenig ärgerte Moriarty sich über sich selber... die Sache mit der Leiche in der Baker Street, der Hinweis auf das Katz und Maus Spiel war überflüssig gewesen. Nun, wie es schien hatte John diesen Hinweis nicht verstanden. Mickey. Wie Mickey Mouse. Cats Paradise, wie Katze. Katz und Maus Spiel. Sherlock hätte das sofort ... Aber vermutlich lag genau da die Krux an der Sache. Sherlocks Hirn war wie Moriartys. Logisch, blitzschnell, die Fäden im Spiel sofort entwirrend. Watsons Hirn jedoch war bodenständig, simpel, es hatte einen mehr praktischen Verstand. Etwas was Moriarty gänzlich abging, und das war es wohl, was dem Verbrechergenie nun gefährlich zu werden schien. Moriarty seufzte. Was war also zu tun? John Watson zu töten wäre das einfachste gewesen, aber ... wo blieb denn da der Reiz, wo bliebe da die Spannung? Nein, besser wäre es wohl, ihm ein anderes Opfer vor die Füße zu werfen. Jemanden, den er verdächtigen konnte. Moriarty grinste. Lassen wir also das Katz und Mausspiel, dachte Londons finsterster Kopf. Spielen wir lieber Scharade. Moriarty kicherte und machte sich ans Werk. * * * Mycroft Holmes rieb sich mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand über die Nasenwurzel und krauste die Stirn. Was zum Teufel ging da vor? Warum funktionierte die Überwachung in John Watsons Wohnung in der Baker Street nicht? Was, Herrgott noch mal, verheimlichte der kleine Doktor nicht nur vor ihm sondern offensichtlich auch vor allen anderen? Wieso klappte nichts wie geplant? Wieso schienen die Pläne, die er mit Sherlock so genau ausgeklügelt hatte, noch bevor der vom Dach des Barts gesprungen war, nicht zu funktionieren? Und warum vermisste er seinen Bruder so sehr, obwohl sie sich doch nie wirklich einig gewesen waren, und obwohl er genau wusste ... Ach verdammt. Er seufzte und machte sich daran, die losen Fäden aufzusammeln und zu einem logischen Flechtwerk zu verknüpfen. Es würde nicht einfach werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)