Chroniken der Unterwelt von stardustrose (Das Geheimnis des feuerroten Drachen) ================================================================================ Kapitel 16: Feuerkraft ---------------------- //Jack// „Kannst du dann meinem Papa helfen?“ fragte das Kind. „Deinem Papa?“ entgegnete Leo dem Mädchen irritiert, wurde aber im nächsten Moment von ihr aus dem Raum gezogen. „Kann ich kurz mit dir reden?“ Ich neigte meinen Kopf zur Seite. Neben mir stand diese rothaarige Frau. Rose. Luna sah unschlüssig zu mir. Ich nickte ihr zu und sie folgte ihrem Bruder. Dann stellte sich diese Rose wieder in mein Blickfeld. „Was willst du?“ murrte ich. Mir dröhnte der Schädel und ich wollte mich einfach nur ausruhen. Ich hatte keinen Nerv für dieses Gespräch. „Ich weiß, ihr sucht nach euren Freunden, aber könnt ihr zuerst diesem Dorf helfen? Von mir mal abgesehen, kann niemand hier kämpfen. Sie haben nicht mal anständige Waffen.“ Sie senkte die Stimme, sah flüchtig zu den anderen. „Allein haben sie keine Chance gegen diese Kreaturen und ewig verstecken können wir uns hier nicht. Ich gebe uns vielleicht ein oder zwei Nächte, dann gehen die letzten Ressourcen zur Neige.“ „Warum flüchtet ihr nicht einfach, wenn ihr nicht kämpfen könnt? Unmöglich kann es ja nicht sein. Als wir hier angekommen sind, ist uns ein Mann entgegengerannt.“ „Und die Verletzten?“ keifte sie aufgebracht, mäßigte aber ihre Stimme. „Mit ihnen sind wir zu langsam, und sie hier ihrem Schicksal zu überlassen kommt nicht in Frage!“ Ich atmete tief durch um diese verdammten Kopfschmerzen zu beruhigen. Wenn sie mit ihrer Bitte zu den Zwillingen geht, werden sie sicher sofort zustimmen. Zugegeben, ganz kalt lässt mich die Sache auch nicht. Aber wir müssen schnellstens die anderen finden und aus dieser verdammten Welt abhauen. Mit etwas Glück konnte Yusei noch etwas Zeit rausschlagen und fliehen, aber wenn sie ihn gefunden haben sollten, wer weiß, was sie dann mit ihm anstellen. Ich sah zu dem Deckhalfter an meinem Gürtel, hatte irgendwie das Gefühl ich könnte Sternenstaubdrache spüren, der sich darin befand. Dieser verdammte Dickschädel hatte nicht mal mehr seinen Drachen als Schutz. Ich sah wieder zu Rose. „Wie stellst du dir unsere Hilfe vor? Wir müssen dringend unsere Freunde finden und können diese Kräfte die wir haben noch nicht kontrollieren. Mit etwas Pech fackel ich vielleicht das halbe Dorf ab.“ „Häuser kann man wieder aufbauen“ sagte sie ernst. „Aber die Bewohner dieses Dorfes werden sterben, wenn niemand etwas unternimmt.“ Ich seufzte genervt, mied ihren Blick. Verdammte Idealisten. „Schön, aber unter einer Bedingung.“ „Und die wäre?“ „Du hast doch gesagt, du wärst viel rumgekommen. Wir helfen dir bei deinem Ungezieferproblem und du hilfst uns unsere Freunde zu finden. Wir haben absolut keine Ahnung wo sie stecken könnten.“ „Abgemacht. Wenn ihr mir helft dieses Dorf zu retten, liegt mein Schwert in eurer Hand, bis wir all eure Freunde gefunden haben.“ Wenig später führte mich einer der Dorfbewohner in einen benachbarten Raum, in dem etliche Feldbetten aufgestellt waren. Mit einem Schlag überfiel mich eine unglaubliche Müdigkeit. Aber ich konnte ihr noch nicht nachgeben. „Wo sind die Zwillinge?“ richtete ich mich an den alten Mann. Er überlegte einen Augenblick. „Soviel ich weiß, sind sie noch im Lazarett. Entschuldigt mich, ich werde nach ihnen sehen. Ihr könnt euch etwas ausruhen, Ihr seht sehr erschöpft aus.“ Ohne meine Antwort abzuwarten, ging er gemächlich aus dem Raum raus. Ich sah mich um. In einigen der behelfsmäßigen Betten lagen Leute und schienen schon zu schlafen. Ich ging auf ein leeres Bett zu und betrachtete es genauer. Morsches Holz, die Matratze war vielleicht so breit wie mein Daumen und die Decke war nicht mehr als ein zerlumptes Tuch. Alles in allem sahen sogar die Betten in unserem Versteck in Sattelite damals komfortabler aus. Unter normalen Umständen würde ich den Teufel tun hier zu schlafen, aber es fehlte uns an Optionen. Zögerlich legte ich mich hin und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Ganz toll. Es war sogar ungemütlicher als es aussah, trotzdem döste ich ab und an weg. Eine Berührung an meiner Schulter ließ mich hochschrecken, ich sah mich um. Luna saß bei mir auf der Bettkante und sah mich traurig an. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken“ flüsterte sie. Hinter ihr erkannte ich Leo. Er lag mit dem Rücken zu uns auf dem benachbarten Bett und rührte sich nicht. Ich seufzte und ließ mich erschöpft nach hinten kippen. „Hast du nicht. Was ist denn los?“ Sie zögerte. „Ich… Ich weiß, wir müssen Akiza und Crow finden, aber… Jack, diese Dorfbewohner brauchen unsere Hilfe!“ Ihre Stimme bebte. Sie schien geweint zu haben. Ich schloss meine Augen. „Schon klar, ich weiß. Wir helfen ihnen, aber zuerst sollten wir uns ausruhen.“ Sie rührte sich nicht, gab mir auch keine Antwort, also sah ich wieder zu ihr. Sie schien verwirrt. „Was denn?“ murrte ich. Sie schüttelte den Kopf. „Nichts, ich…“ Ein kleines Lächeln erhellte ihr Gesicht. „Danke.“ „Ihr hättet ja doch keine Ruhe gegeben.“ Mein Blick wanderte kurz zu Leo, ehe ich wieder zu seiner Schwester sah. „Was ist mit ihm?“ Ich hatte eher damit gerechnet, dass das Energiebündel mich überreden will, stattdessen lag er einfach da und schlief. Auch Luna sah einen Augenblick zu ihm. „Er ist erschöpft, denke ich. All diese Verletzten…“ Sie schniefte, sah mich mit Tränen in den Augen an. „Das war ein schrecklicher Anblick. Leo hat versucht ihnen zu helfen. Keine Ahnung, ob es etwas gebracht hat. Ich habe es da drin nicht mehr ausgehalten.“ Wieder ein Schluchzen, sie mied meinen Blick, krallte ihre Finger in ihre Kleidung. „Ich war nicht für ihn da, dabei hätte er mich da drin bestimmt gebraucht. Als er wieder raus kam, war er leichenblass und hat kein Wort mehr gesagt.“ Schnell versuchte sie sich die Tränen wegzuwischen, aber es war zwecklos. Immer wieder kamen neue nach. „Gib ihm Zeit“ war alles was ich erwidern konnte. Aber es schien sie einen Moment lang abzulenken. „Wir sehen morgen, was wir machen können. Jetzt versuch erstmal zu schlafen. Heute kannst du ihm nicht mehr helfen.“ Noch einmal wischte sie sich die Tränen von den Wangen, nickte aber. ~*~ Am Morgen darauf öffnete ich die Augen nur mühsam. Dass es hier bis auf das Licht einiger Fackeln nichts gab, kam mir zugute. Ich fühlte mich wie gerädert. Mein Schädel brummte nicht mehr ganz so sehr, aber meine Muskeln waren wegen dieses verdammten Betts komplett verspannt. Träge stand ich auf und sah mich um. Überaschenderweise entdeckte ich keine einzige Person mehr im Raum. Nicht mal die Zwillinge waren da. Ich streckte mich, um die Verspannungen loszuwerden und steuerte den Gemeinschaftssaal von gestern Abend an. Die Chance sie dort anzutreffen, war wohl am höchsten. Tatsächlich sah ich Luna, die abseits der anderen in eine Unterhaltung mit Rose vertieft schien. Von ihrem Bruder war allerdings keine Spur zu sehen. „Wo ist Leo?“ fragte ich. Luna drehte sich überrascht zu mir. „Oh, Hallo Jack.“ Einen Moment lang mied sie meinen Blick, sah stur auf den Boden. „Leo ist im Lazarett.“ „Und du bist nicht bei ihm?“ fragte ich skeptisch. Gestern Abend hatte sie sich noch Vorwürfe deswegen gemacht. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Er… hat mich weggeschickt. Er wollte allein sein.“ „Hm.“ Dass er mal seine Schwester ausschließen würde. „Ich habe übrigens mit dem Dorfältesten gesprochen“ schaltete sich Rose ein. „Diese Viecher tasten sich wohl nach und nach an unser Versteck heran. Es wird nicht mehr lang dauern, bis sie herausfinden, wie man die Fackeln los wird und dann hier eindringen. Wenn das passiert, haben wir hier unten keine Chance. Wie auch immer wir vorgehen, wir sollten es schnell tun. Andernfalls werden dieses Dorf und seine Bewohner vollends ausgelöscht.“ Ich nickte. Dass dieser wahnwitzige Plan, sich unter der Erde zu verstecken, wo diese Monster im Vorteil wären, überhaupt so lang funktioniert hatte, grenzte an ein Wunder. „Was schlägst du vor?“ „Das kommt ganz darauf an, wie viele von euch kämpfen können.“ Luna senkte betrübt den Blick. Da ihre Dueldisk zerstört worden war, konnte sie nur noch in der Verteidigung helfen. Leo hingegen konnte während eines Angriffs nicht viel ausrichten. Wenn wir zumindest Akiza schon gefunden hätten. Während der Übungen auf dem Dach war sie nicht übel, auch ihre Kraft konnte sie weit schneller als wir kontrollieren. Mit ihr hätten wir eine reelle Chance. Ernst betrachtete ich Rose. „Das wäre nur ich.“ Ihre Stirn legte sich in Falten, der Blick glitt in die Ferne. „Dann wäre ein Frontalangriff sinnlos… Strategisch gute Positionen können wir zu zweit auch nicht abdecken… Und wenn wir… Nein…“ Gedankenverloren tigerte sie durch den Raum. Das machte mich fast wahnsinnig. „Und wenn wir sie einfach von hier fortbringen?“ Überrascht sah ich zu Luna, deren Blick unsicher zwischen mir und Rose wanderte. „Irgendwo muss es doch einen sicheren Ort geben, wo wir sie hinbringen können.“ „Wie stellst du dir das vor?“ „Gegen diese Mauerschatten kann ich nichts ausrichten, aber vor den Menschenfresserkäfern kann ich uns eine Zeit lang sicher beschützen.“ „Die Menschen, die verletzt wurden, überstehen das nicht. Sie brauchen Ruhe.“ „Hast du einen anderen Plan?“ fragte ich, verschränkte meine Arme. „Nein, aber den Transport überleben sie nicht. Da können wir sie gleich zum Sterben hierlassen!“ „Dann bleibt wohl doch nur das Dorf abzufackeln“ sagte ich zynisch. Sie schien ernsthaft darüber nachzudenken. „Das war ein Witz“ stellte ich klar. Rose winkte ab. „Welche Reichweite haben die Flammen?“ „Keine Ahnung. Vielleicht fünf bis zehn Meter.“ „Hm… Und wenn wir-“ „Harashi!“ Erschrocken drehten wir uns zum Eingang der kleinen Halle. Der Mann, der uns hergeführt hatte, rannte kreidebleich zum Dorfältesten. Die Augen panisch aufgerissen. „Das Wetter! Die Monster! Sie kommen!“ „Was?!“ „Was ist passiert?“ Der Mann sah zu Rose, die die Frage gestellt hatte. „Ein Sturm ist aufgezogen! Der Himmel ist dunkel und die Fackeln werden nicht mehr lang brennen. Hier im Inneren der Höhle sind es zu wenige, um uns vor den Monstern zu schützen.“ Mir stockte der Atem. Wenn sie hier reinkommen, wars das. Für uns alle. „Verbarrikadiert den Eingang!“ wies sie einigen Männern an, wandte sich dann an eine Gruppe Frauen. „Holt alle Fallen, die ihr auftreiben könnt, ein paar sollten im Lager sein.“ Sie nickten, verschwanden schnellstmöglich. „Der Rest schnappt sich irgendetwas, das ihr als Waffe benutzen könnt! Frauen und Kinder flüchten bis in den Vorratsraum und sperren sich dort ein. Wir geben nicht kampflos auf!“ Zurufe der Dorfbewohner, alle setzten sich in Bewegung. Besorgt sah Rose mich an. „Das verschafft uns vielleicht etwas Zeit. Wenn sie durchbrechen, kann das Mädchen uns Schutz geben, du versuchst diese Viecher zu verscheuchen, aber ohne die Höhle zu sprengen.“ So weit kommt es noch, dass ich mir von einer Fremden Befehle geben lasse! Doch ehe ich meiner Wut Luft machen konnte, mischte sich Luna ein und stimmte zu. Genervt seufzte ich und schritt aus dem Raum. „Wo willst du hin?“ rief Luna mir nach. „Zu Leo“ brummte ich, ohne mich umzudrehen. „Wir werden ihn brauchen.“ Als ich im Lazarett angekommen war, entdeckte ich Leo schnell an einem der Betten, den Rücken zu mir gedreht. „Leo?“ versuchte ich ihn auf mich aufmerksam zu machen. Jedoch ohne Erfolg. Ich brummte in mich hinein und ging zu ihm, doch stockte. Jetzt erkannte ich den Mann, der auf der Matratze lag. Zumindest das, was noch von ihm übrig war. Zum Großteil war er verdeckt von blutigen Mullbinden. Sein Atem war flach. Flüchtig sah ich mich um. Die Menschen in den übrigen Betten sahen genauso schlimm aus, einer war gänzlich von einem weißen Laken verdeckt. Schnell riss ich mich von dem Anblick los und stellte mich direkt neben Leo. Seine Hände lagen auf dem Oberkörper des Mannes. Einige lange Schnitte zogen sich über seinen gesamten Brustkorb, die aussahen, als hätten sie sich entzündet. Seine Haut war aschfahl. Selbst ich sah, dass es aussichtslos war. „Hey“ versuchte ich es wieder, erntete aber die gleiche Reaktion. Ignoranz. Macht er das mit Absicht? Jetzt erst erkannte ich die Angst in seinen Augen. Blanke Panik. Als ich meine Hand auf seine Schulter legte, zuckte er furchtbar zusammen und sah mich entsetzt an. „J-Jack?“ stammelte er, widmete sich aber wieder dem Todgeweihten. „Ich kann grad nicht.“ „Wir müssen zu den anderen.“ „Nein! Er stirbt, wenn ich ihm nicht helfe… Ich…“ Ein Schluchzen unterbrach ihn. „Es ist zu spät. Das überlebt er nicht. Wir müssen los.“ „Nein!“ rief er, sah mich wütend an. „Ich muss ihm helfen. Ich kann ihn nicht einfach… Er wird nicht sterben!“ „Sieh ihn dir an! Da draußen gibt es Menschen, denen wir tatsächlich noch helfen können.“ Ungläubig schüttelte er den Kopf, widmete sich wieder dem Mann. „Wie soll ich schon helfen? Hier kann ich mehr ausrichten.“ Ein entfernter Schrei ließ mich zum Eingang zurücksehen. Verdammt, sind die Biester etwa schon durchgebrochen? „Schön, dann verschwende hier deine Kräfte. Wir versuchen diese Viecher davon abzuhalten, uns alle abzuschlachten.“ Er biss sich auf die Unterlippe, ignorierte die Tränen, die seine Wangen hinabliefen. Ich schnaubte, verließ den Raum schnellen Schrittes. Dann eben nicht. Kurz vor dem Eingang drängelte ich mich durch eine Menschentraube und sah einen Menschenfresserkäfer auf Luna zu rennen. Die Fackeln waren zum größten Teil erloschen. Sie beschwor ihren Schild und das Vieh schmetterte daran ab, zurück nach draußen, gab dabei einen markerschütternden Schrei von sich. „Scheiße“ fluchte ich, schloss zu Luna und Rose auf. „Was ist mit dem Jungen?“ „Der kann nicht“ antwortete ich knapp, sah ein weiteres Monster auf uns zukommen. „Ich dachte, ihr wolltet eine Barrikade errichten.“ „Der Sturm war schneller.“ Wieder prallte eines der Viecher von Lunas Schild ab, flog in hohem Bogen aus der Höhle. „Vorrücken!“ befahl Rose und schnellte voran, Luna folgte ihr. Ich sah zurück. Ein paar Männer standen hinter uns, einige waren mit Spitzhacken bewaffnet, andere mit Schaufeln. Doch in jedem ihrer Gesichter lag Angst. Auf die konnten wir uns nicht verlassen. Wieder ein Schrei, ich schloss zu den beiden auf. Luna atmete schnell. „Geht’s?“ fragte ich. „Ja. Aber lange kann ich sie nicht aufhalten.“ Ich nickte. Wir hatten den Höhleneingang erreicht. Jetzt konnten wir das gesamte Ausmaß unseres Problems erkennen. Zwanzig, vielleicht dreißig Menschenfresserkäfer, doch von Mauerschatten war keine Spur zu sehen. „Auf mein Zeichen lässt du den Schild fallen“ sagte Rose, überblickte ebenfalls das Feld. „Ein paar von ihnen schafft mein Schwert noch bevor es zerbricht. Aber bleibt zusammen. Wenn wir uns trennen, haben wir keine Chance. Das Beste ist, wenn du sie mit einem deiner Feuerbälle irritierst, bevor ich angreife.“ Ich nickte knapp, wartete auf ihr Zeichen. Wieder kamen zwei Käfer auf uns zu, fletschten die Zähne, ihre Klauen zum Angriff bereit. Doch kurz bevor sie uns erreichen konnten, prallten sie an dem Schild ab, flogen davon, und rissen dabei ihre Artgenossen zu Boden. „Jetzt!“ Der Schild verschwand, ich materialisierte die Energie vor mir, schleuderte sie mit voller Kraft auf meine Gegner. Die Explosion war so gewaltig, dass der Feuerball drei von ihnen mitriss, und in ein Haus am Rande des Dorfes einschlug. Dabei fing es sofort Feuer. Die übrigen Monster kreischten, senkten ihren Blick, kniffen die Augen zusammen, um sich vor der Helligkeit zu schützen. Den Moment nutzte Rose und preschte voran, rammte ihr Schwert in den harten Panzer des Insekts. Sein Kreischen hallte in meinem Kopf wider. Schnell zog sie es heraus und kümmerte sich um den nächsten, doch die Viecher waren wieder bei Sinnen, also feuerte ich einen neuen Feuerball ab. Dieses Mal explodierte er direkt in der Masse Insekten, auch Rose wurde in Mittleidenschaft gezogen. Mist! Schnell rappelte sie sich wieder auf, rannte auf uns zu. „Schild hoch!“ befahl sie dabei, während sie von einem Duzend Monster verfolgt wurde. Gerade als sie wieder bei uns war, zog Luna den Schild hoch und die Monster prallten ab. „Was sollte das?!“ keifte sie. Erst jetzt bemerkte ich das Blut, das über ihr Gesicht lief. „Nochmal: Ich habe es nicht unter Kontrolle!“ „Jack!“ Lunas panischer Ruf riss mich aus dem Gespräch. Sie war blass. Ich folgte ihrem Blick, riss die Augen auf. Finstere Schatten krochen über den Boden, genau auf uns zu. „Verdammt!“ zischte ich, sah noch einmal zu Rose. Sie hielt ihren Arm, der wohl ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die Käfer hatten aus den vorherigen Angriffen gelernt, lauerten auf ihre Chance, während die Schatten unaufhörlich voranschritten. Sollten sie den gleichen Angriff benutzen wie damals in der Gasse, konnte uns Lunas Schild nicht helfen. Einen kurzen Seitenblick warf ich zu ihr. Sie sah aus, als würde sie nicht mehr lang durchhalten. „Nimm den Schild runter“ murmelte ich, fixierte die Monster. „Was?“ Ich konnte ihren Blick auf mir spüren, wollte jetzt aber nicht diskutieren, und ging einige Schritte nach vorn. „Mach es einfach!“ Im nächsten Moment verschwand der Schild, und ich materialisierte einen weiteren Feuerball, direkt auf die Schatten. Ein starker Wind zog auf, lenkte das kleine Inferno in eine andere Richtung und setzte ein weiteres Haus in Brand, riss allerdings einen Käfer mit sich. Der wind peitschte unablässig über das Feld, machte es mir schwer zu zielen, doch ich versuchte es ein weiteres Mal, beschwor noch mächtigere Flammen, die mehrere Gegner gleichzeitig in Brand setzten. Das Kreischen der Monster war ohrenbetäubend. „Sie ziehen sich zurück“ bemerkte Luna. Tatsächlich bewegten sich die Schatten nicht mehr auf uns zu. „Nicht lange“ meinte Rose. „Sie warten nur auf eine bessere Gelegenheit.“ Ich nutzte das Feuer, in dem unsere Gegner verbrannten und verstärkte die Flammen, um auch die anderen in Brand zu stecken, doch zu allem Überfluss gesellte sich zu dem starken Wind auch noch Regen. Der löschte zwar das Feuer, das sich langsam im Dorf ausbreitete, jedoch auch unsere Gegner. Ein weiteres Mal nahm ich all meine Energie zusammen, beschwor eine Flammenkugel, doch sie verpuffte augenblicklich. Ich sackte ab, ging erschöpft zu Boden, doch schaffte es, mich auf den Knien abzufangen. „Jack!“ erklang Lunas besorgte Stimme. Keuchend überblickte ich das Feld. Die Flammen erloschen allmählig. Zwar hatten wir einige Käfer erledigen können, aber es waren für Rose allein noch immer zu viele. Dazu kamen die Schatten, die sich wieder auf uns zubewegten. Plötzlich erschien aus dem Schatten ein hässliches, grünes Monster, feuerte eine Energiekugel auf uns ab. Ich konnte nur zusehen, wie sie mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf uns zuflog. Ich schloss die Augen. Das wars. Ein helles Kreischen ließ mich die Augen aufreißen. Die Energiekugel war verschwunden, stattdessen stand das grüne Vieh in Flammen und kreischte sich die schwarze Seele aus dem Leib. Der Schild war aktiviert. „Ich dachte das funktioniert nur bei physischen Angriffen“ sagte ich verwirrt, sah über die Schulter zu Luna. Diese sah ebenso ratlos aus. „Das war ich nicht.“ Wieder ein Schrei, ich sah nach vorn. Drei weitere Käfer lagen auf der blutgetränkten Erde, rührten sich nicht mehr. Ein Geräusch ließ mich aufsehen. Aus dem Himmel schnellten Monster auf unsere Gegner zu. Sie kamen mir nur allzu bekannt vor. Das kann doch nicht… „Hattest du vor aufzugeben?“ erklang eine bekannte Stimme spöttisch. Ich schmunzelte, sah zur Seite, in die Richtung, aus der der dumme Spruch kam. Crow grinste, reichte mir seine Hand. Ich ergriff sie und ließ mir aufhelfen. „Crow!“ rief Luna erleichtert. Sein Lächeln wurde nur noch breiter, als er zu Luna sah. „Ich habe jemanden mitgebracht, der sich freut dich zu sehen.“ „Die Wiedersehensfeier kann warten!“ donnerte eine weitere Stimme. Ein gepanzerter, weißer Löwe stürzte sich auf einen der Käfer, zerriss ihn förmlich in der Luft. „Regulus!“ „Seid ihr verletzt?“ fragte er. „Nein“ antwortete ich stellvertretend für den Rest. „Dann kannst du die hier sicher brauchen.“ Crow zog aus einem Lederbeutel etwas hervor. „Eine Dueldisk? Wo hast du die her?“ fragte Luna erstaunt. „Erklär ich dir später. Lass uns erstmal dieses Ungeziefer loswerden.“ Luna griff sich die Disk, legte sie an. Der altbekannte Aktivierungssound erklang. „Sonnenlichteinhorn, erhelle die Dunkelheit mit deinem leuchtenden Horn. Feenbogenschütze, lass sie deinen Lichtpfeil zu spüren bekommen!“ rief sie, sogleich materialisierten sich ihre Monster vor uns, Feenbogenschütze zielte direkt auf einen der Schatten und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Dann ging alles ganz schnell. Sonnenlichteinhorn erhellte die gesamte Umgebung und ließ die Viecher zurückschrecken. Diese Ablenkung nutzten Crows Schwarzflügelmonster Gale, Sirocco, und Rüstungsmeister und griffen weiter an. Regulus setzte einem Mauerschatten sein Ende. Es dauerte nicht lang, da lagen all unsere Gegner regungslos am Boden. „Waren zwar viele, aber die Dämonen in Satellite waren zäher“ bemerkte Crow fast schon enttäuscht. Ich warf ihm einen verständnislosen Blick zu. Luna rannte zu Regulus und umarmte ihn. Auch er schmiegte seinen mächtigen Kopf an das Mädchen. „Zum Glück seid ihr aufgetaucht!“ wimmerte sie. „Ich dachte wirklich…“ „Hör auf zu weinen“ brummte er einfühlsam. Ich wandte mich wieder an Crow. „Wie habt ihr uns eigentlich gefunden?“ „Danke, dass du mir den Arsch gerettet hast“ meinte er gespielt vorwurfsvoll, was mich nur mit den Augen rollen ließ. „Schon gut, danke. Also?“ „Regulus hat Gerüchte gehört, dass in dem Wald da hinten Fremde aufgetaucht sind. Dann sind wir auf einen sylvanischen Engelsspross getroffen, der euch wohl begleitet hat. Tja, und dann haben wir die Lightshow gesehen.“ „Ist Akiza auch bei euch?“ fragte Luna. Crow wurde wieder ernst. „Nein, ich hatte gehofft sie wäre bei euch. Wo ist eigentlich Leo?“ Lunas Blick senkte sich. „Der ist drinnen.“ „Ist er verletzt?“ „Nein“ sagte ich, sah in das innere der Höhle. „Der ist nur durch den Wind, das wird schon wieder.“ „Ich danke euch, Fremde“ schaltete sich Rose plötzlich ein. Sie hatte ich beinahe vergessen. „Ihr alle habt den Menschen dieses Dorfes einen großen Dienst erwiesen. Das werden wir euch nie vergessen.“ Crow hob den Daumen, grinste. „Kein Ding. Ich bin Crow, das ist Regulus.“ Rose verneigte sich. „Der Vize des Geisterwaldes. Es ist mir eine Ehre.“ „Vize?“ fragte ich. Crow nickte. „Lange Geschichte, erzähle ich später.“ „Na schön“ bemerkte ich und verschränkte meine Arme. „Jetzt müssen wir nur noch Akiza finden. Dann können wir endlich aus dieser Welt verschwinden.“ „Ja, und dann müssen wir Yusei helfen. Hoffentlich hat er sich in Sicherheit bringen können.“ „Ich… gehe nach Leo sehen“ sagte Luna zögerlich und verschwand in das Tunnelsystem. Fragend sah Crow ihr nach. „Was ist denn mit ihr?“ „Frag nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)