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Painting the truth

von

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Die Nighteye Agency

Der Wecker riss mich unsanft aus dem Schlaf, den ich auf der Couch gefunden hatte. Mürrisch nahm ich mein Handy in die Hand, drückte auf Wiederholung und döste einige Momente weiter, bevor das erneute Schellen mir deutlich machte, dass die Nacht vorbei war. „Nur noch fünf Minuten“, murmelte ich leise und übermüdet, doch es half nichts. Der Wecker schellte nochmals und animierte - besser gesagt quälte - mich aus Federn. Verschlafen kratzte ich mir über den Kopf. Zugegeben: In Aizawas Bett war es gemütlicher und wärmer gewesen.

„Guten Morgen Toshi“, murmelte ich in Richtung der eingegangenen Pflanze, nahm die kleine Gießkanne und gab ihr erneut etwas Wasser. Vielleicht half es wirklich etwas? Es würde mich freuen, wenn das tote Grün ins Leben zurückfände. Doch nicht nur die Pflanze benötigte Flüssigkeit, sondern auch ich - in zweierlei Hinsicht. Langsam trottete ich in die Küche, nahm einen Schluck Wasser und lief dann in Richtung des Badezimmers. Duschen! Herrlich! Das warme Wasser war einfach angenehm und massierte meine verspannten Muskeln. Blöde Idee, auf der Couch zu schlafen! Wieder bimmelte mein Handy. Der nächste Alarm. „Ja ja“, murmelte ich unter der Dusche, schaltete das Wasser ab, trat heraus und stellte den Wecker erneut ab. 6:40 Uhr. Ich könnte kotzen! Leicht murrend zog ich mich an. Schlichtes schwarzes Shirt mit Ausschnitt, eine schwarze enge Hose und etwas höhere, weiße Schühchen. Danach suchte ich meine Sachen zusammen, föhnte mir die Haare und richtete mich vollends. Ein wenig Schminke, hier und dort ein bisschen Parfüm, Tasche gepackt und dann war ich bereit, um das Haus zu verlassen. Die Nighteye Agency. Eigentlich war das gewiss nicht mein Traumjob, aber irgendjemand musste ja die Wohnung bezahlen, in der ich lebte und auch für meine Unterhaltskosten aufkommen. Ohne Ring am Finger war es unwahrscheinlich, dass es jemand anderes tat. So musste ich ins Büro, widerwillig, unmotiviert, müde und lustlos. Perfekte Voraussetzung für den Job.

Demotiviert saß ich in der S-Bahn in Richtung Nighteye Agency. Dabei fühlte ich mich wieder beobachtet. Das Los des Heldendaseins. Einige jüngere Kinder sahen über die Sitze starr in meine Richtung, auch wenn ich versuchte, es zu ignorieren, was weniger funktionierte. Übermüdet brummte ich leicht und blickte aus den Augenwinkeln zu ihnen. Erst eine kurze Vibration weckte meine Aufmerksamkeit. Eine Textnachricht von Aizawa? Oh stimmt, ich hatte ihm gestern noch eine blöde SMS geschickt und wo ich diese gerade las, konnte mir die ungewollte Doppeldeutigkeit nicht entgehen! Es ging doch hier um eine Katze? Oder? Was sollte ich darauf antworten? Das klang zwar nach einer Einladung zum Katzenschmusen ABER auch für Sex. Hilfe!
 

Die Agency und auch der Weg ins Büro waren mir seltsam vertraut. Sonst hatte ich eine Orientierung eines toten Eichhörnchens. Sasaki erwartete uns schon und mit „uns“ meinte ich auch den Rest meiner Kollegen, die mir vollkommen fremd waren. Langsam trudelten immer mehr verkaterte Männer und Frauen ein und die Stimmung unseres Vorgesetzten wurde immer schlechter. Sicher, dass wir jetzt nicht draufgingen? „Alle anwesend?“, entkam es Sasaki mit kühler Stimme. Sein Blick musterte den traurigen Anblick der verkaterten Helden. Gerade als Sir Nighteye anfing zu sprechen, öffnete sich die Tür und ein seltsamer Mann trat ein. Seinen Körper zierten einige Schweife und sichtbare Fuchsohren auf dem Kopf. „Guten Morgen“, gähnte der fremde Mann in die Runde, stellte sich neben mich und klopfte mir herzlich gegen die Schulter. „Die Heldenshots waren verdammt heftig. Dumme Idee von dir!“, meinte der Fremde lässig und ließ leicht seine Ohren hängen. Mit ihm zusammen war auch eine Frau ins Büro gekommen. Sie sah genauso erledigt aus er. „Wir sind total fertig“, murmelte die Frau übermüdet. Der Mann nickte bestätigend. „Nodami-san, der Chef“, flüsterte einer der verkaterten Kollegen neben uns, dann schien auch der Fremde namens Nodami nach vorne zu blicken und Sasaki zu bemerken. Noch einige Minuten mehr des sinnlosen Gequatsches und vermutlich wäre eine Ader bei dem Mann geplatzt! „Die gestrige Feier war ein Desaster!“, schimpfte uns der Mann, ließ einige zusammenzucken und schuldig den Kopf zwischen die Schultern ziehen. Auch wenn ich mich nicht mehr an die Feier erinnern konnte, zog auch ich leicht den Kopf ein. Immerhin war es mein Jubiläum gewesen und jeder, wirklich jeder, der mich näher kannte, wusste, dass ich Alkohol liebte!

„Das Verhalten einiger Anwesenden kann man nicht mit ausreichend passenden Worten beschreiben! Abgesehen davon, dass ihr auch unter anderem den Ruf der Agency gefährdet habt, sind einige vollkommen aus dem Rahmen gefallen! Doch wer feiern kann, der kann auch arbeiten. So erwarte ich heute von jedem hier Höchstleistungen“, meinte der Grünhaarige kühl. Seine Stimmlage zeigte deutlich auf, dass für Widerworte kein Platz war. „Auf einen erfolgreichen und arbeitleistungsstarken Arbeitstag, meine Damen und Herren“ verabschiedete sich der Mann, drehte sich herum und ließ uns stehen. Man könnte das Gefühl bekommen, dass unser Vorgesetzter eine ziemliche Spaßbremse sein konnte oder besser gesagt war. Wenn er vorgestern auch auf der Party gewesen war, so kam in mir die Frage auf: War er entspannter, wenn er Alkohol getrunken hatte? Trank er sowas überhaupt?! Sich diesen Kerl mit irgendeinem alkoholischen Getränk in der Hand vorzustellen, war schwer, sehr schwer. Vielleicht mit einem Glas Rotwein, das hatte immerhin Stil, aber so völlig zugesoffen? Unvorstellbar!
 

Nodami seufzte resigniert neben mir. Einige Kollegen folgten diesem Beispiel. „Aber natürlich Chef“, murmelte er. Sein Blick lag auf den Schultern unseres Vorgesetzten und als dieser außer Sichtweite war, gähnte er nochmals herzhaft. „Heldenshots, dümmste aber leckerste Idee des Abends“, murrte Nodami, ließ die Ohren leicht hängen und schien eher im Delirium zu schweben als im Hier und Jetzt. Langsam schlurften einige Kollegen in Richtung ihrer Büroräume und auch der Mann schien in eine Richtung zu laufen. Zuvor grinste er in mich an. „Das nächste Mal animieren wir ihn auch mehr zu trinken - deutlich mehr zu trinken!“ Ich konnte es mir nicht verkneifen, breit zu grinsen, dann räusperte ich mich und blickte meinem Vorgesetzten nach. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, Sasaki nachzugehen und ihm zu schildern, was nicht stimmte, dass dieser Körper zwar aussah wie mein eigener und auch die Fähigkeit passte zu mir, doch ich war nicht ich. Zumindest nicht in ihrer Welt, die eigentlich ein Manga war. Wer das eine Parallelwelt? Eine verrückte und abgedrehte Folge von Rick und Morty?! War ich etwa auf Netflix!?

Ich kannte mich hier nur mager aus. Hier und da waren mir ein paar Dinge vertraut, aber so wirklich wusste ich nicht wohin. Und wohin sollte ich?! Ein wenig nervös tippte ich auf den Fußspitzen hin und her, sah ein hilflos in Richtung einiger Kollegen, doch sie verschwanden nach und nach in den Büroräumen. „Rose“, entkam es der Stimme von Nodami und riss damit meine komplette Aufmerksamkeit auf den Mann. Er schien auf mich zu warten? „Ich werde nicht schon wieder den ganzen Papierkram machen und du nur unterschreiben!“, meinte er, winkte mich zu sich und ich trottete in seine Richtung. „Wäre aber doch eine nette Geste“, murmelte ich leicht. Der Mann neben mir lachte. „Ne ne ne, heute nicht!“, grinste Nodami, dem ich in unser Büro folgte. Schlicht gehalten mit zwei Schreibtischen, die sich gegenüber standen mit Computern darauf. Und einem Kunstgrün. Haha, gut, man vertraute mir keine richtige Pflanze an, besser so. Toshi durstete schon zuhause!

Ein wenig zögerte ich absichtlich, ließ den Anderen sich zuerst setzen, damit ich herausfand, welcher mein Platz war. Artig setzte ich mich an den freien Schreibtisch und blickte zu den unzähligen Akten und Papiere vor mir. Mir sagte alles nichts. Nichts! Wie sollte ich den ganzen Tag hier arbeiten, ohne einen blassen Schimmer?! Leicht erinnerte mich das Ganze an das Arbeitsamt in meiner Realität. Doch es half nichts. Ich nahm einen Bericht in die Hand, begann diesen zu lesen und versuchte, ihn irgendwie zu bearbeiten. Anscheinend waren wir hauptsächlich Zeugen – und ich konnte mich an nichts erinnern! „Nodami, wie hast du die Nacht verbracht?“, fragte ich nach ein paar Momenten der Stille. Der Mann mir gegenüber hatte einige Papiere schon bearbeitet. Bearbeitet klang übertrieben. Er unterschrieb hier etwas, korrigierte ab und zu und schien besser voranzukommen als ich. Welch Wunder! „Hah, nachdem du abgehauen bist, war der Abend nicht mehr lang. Saki hat mich dazu genötigt, nach Hause zu gehen. Den Sake hätte ich noch vollkommen geleert!“, brummte der beschweifte Kerl, lehnte sich nach hinten und legte die Ohren an. Seine Augen waren kurz geschlossen. Ich nutzte den Augenblick und griff mir sein Blatt, legte es aber artig auffällig neben meinen Papierstapel. Er war darin definitiv besser! Eilig schrieb ich einige Absätze ab, korrigierte und unterschrieb gerade das Dokument, als ich wieder nach oben blickte. Der neckische Blick des Mannes lag auf mir. Er wusste ganz genau, was ich hier tat! Leicht brummte ich, dann wurde die Tür schlagartig geöffnet. Durch den Schreck und die Anspannung, dass vielleicht Sasaki reinschneite und uns anmaulen wollte, schmiss ich das geklaute Papier in Richtung Nodami, doch es tänzelte im Wind und bot ein amüsantes Bild. Aber nicht unser Vorgesetzter stand da, sondern eine hübsche Frau. Die gleiche Frau, die zusammen mit Nodami aus dem Fahrstuhl gekommen war. „Saaaaaki!“, entkam es dem Mann freudig. Er warf seine Arme in die Luft und ich sah, wie sich seine Schweife leicht bewegten. In seinem Gesicht spiegelte sich ein großes Grinsen. „Wir haben uns erst vor 30 Minuten verabschiedet, Hatake“, murmelte die Frau mahnend und schien ihn mit ihrem Blick leicht zu tadeln. Dann trat sie an mich heran, fuhr mir sanft über die Haare und lächelte. „Geht es dir gut, Liebes?“, fragte Saki mit liebevoller Stimme, stellte mir einen Apfel auf den Tisch. Auch ein kleines Fläschchen stellte die Blonde mir auf den Tisch. „Für deinen katastrophalen Kater, meine Liebe!“, betüddelte Saki mich. Daraufhin senkte Nodami seine Ohren sichtlich und zog einen leichten Schmollmund. „Und für mich?“, murmelte Hatake gespielt traurig, doch nur ein harscher Blick entkam seiner Frau. „Du, Mr. Sake, bekommst kein Mitleid von mir! Du hättest nicht unbedingt noch drei weitere Flaschen kaufen UND trinken müssen!“, ranzte die Frau ihn an, verschränkte die Arme vor der Brust und sah dann zu mir. „Und du auch nicht! Die Heldenshots waren teuer und unnötig!“, belehrte mich nun auch Saki. Leicht beschwichtigend hob ich meine Hände und lächelte entschuldigend. „Aber Schatz!“, warf nun Hatake ein, doch Saki blickte ihn wütend an. „Arbeite für dein Abendessen!“, ermahnte Saki den Mann, der anfing zu jammern. Sanft fuhr mir Saki über den Kopf, dann schickte sie sich an, sich zu verabschieden und das Büro zu verlassen, ohne ihrem Mann nochmal Beachtung zu schenken. Da schien es wohl in der Ehe zu kriseln. „Und du, meine Liebe, hast heute viel Spaß mit deinem Herzblatt!“, verabschiedete sich Saki und schloss die Tür hinter sich.
 

Die Zeit bis zur Mittagspause ging eher schlecht als recht vorüber, zumindest für mich. Nodami war da effektiver! Wir unterhielten uns über einige Dinge. Dabei fiel mir auf, wie vertraut wir eigentlich waren. Erst, als ein Kollege die Tür öffnete, verstummte unser Gespräch und wir blickten zu ihm. „Kingston, jemand ist am Empfang für dich“, meinte der Kollege, dessen Stimme ich vom Telefonat erkannte. Ich wollte im Boden versinken, nickte aber und richtete mich leicht auf. „Uhlala! Viel Glück!“, meinte Nodami. Ich steckte ihm frech die Zunge heraus und folgte dem Kollegen zum Empfang. Ich entschuldigte mich leise für das Abwürgen am Telefon, doch er winkte mit einem breiten Grinsen ab. Er schien damit kein großes Problem zu haben! Gott sei Dank. Wir waren nicht einmal am Empfangstresen angekommen, da konnte man schon erste Gespräche mitbekommen. Ein kleiner Tumult war entstanden und inmitten einiger Kollegen und Kolleginnen stand ein etwas hochgewachsener Mann, der versuchte, auf alle Fragen gleichzeitig zu antworten. Er war himmelschreiend überfordert! Sasaki stand unweit des Geschehens, eine Augenbraue hochgezogen und die Arme vor der Brust verschränkt, aber er sagte nichts. Scheinbar beobachtete er die Situation vor Ort. Nicht ein einziges Wort verlor der Mann mit dem mächtigen Quirk. „Oh, entschuldigt mich bitte“, entkam es dem Helden, unterschrieb dann noch jemandem einen Zettel und schaffte es, aus der kleinen Menge herauszutreten. „Kingston, hast du Mittagspause?“, sprach mich Toshinori an. Ich nickte und lächelte sanft. „Ja, hab ich. Wir können los“, war meine Antwort. Ich trat an den deutlich größeren Mann heran und blickte kurz über die Schulter zu Nighteye, der hörbar ausatmete und scheinbar wollte, dass Yagi den Empfang verließ. Zumindest wirkte es so. Nicht gerade charmant, aber verständlich, zog Toshinori doch große Aufmerksamkeit auf sich und lenkte seine Arbeitnehmer ab.

Irgendwie hatte sich ein dumpfes und unwohles Gefühl eingeschlichen. Immerhin war das hier ein Büro. Wo gab es mehr Tratsch? Auch wenn es gentlemanlike gewesen war, mich abzuholen, so konnte ich nicht vermeiden, dass es mir ein wenig unangenehm war. Diese Geste würde so viele dumme Gerüchte schüren. Das war der Kaffee eigentlich nicht wert, aber uneigentlich freute ich mich auf dieses Treffen. „Du hättest mich nicht abholen müssen“, murmelte ich, gefolgt von einem kurzen Lachen. „Es gehört sich, eine Dame abzuholen“, antwortete mir der blonde Mann ehrlich, ein charmantes Lächeln auf den Lippen, und öffnete mir eine Tür, damit ich zuerst heraustreten konnte. Ein zu guter Mann für diese Welt!
 

Unser Weg führte aus der Agency und in ein naheliegendes Café. Davon gab es hier nahe der Agency einige, die an der ständigen Laufkundschaft und den Angestellten verdienten. Keine dumme Idee! Zusammen setzten wir uns draußen an einen Tisch, da das Wetter gut genug dafür war. „Als Lehrer in der Mittagszeit genügend Zeit zu haben, um sich zu treffen und gemeinsam Tee zu trinken... sind die Schüler so artig an der Yuei?“, entkam mir die Frage. Sein etwas ertapptes Lachen verriet schon, dass heute wohl kein normaler Schultag gewesen war. „Tatsächlich habe ich mir den Tag freigenommen, denn eigentlichen geht ein Schultag bei der Yuei über acht Stunden, die Pausen dazwischen eingerechnet“, gestand Toshinori mit einem kurzen Lächeln. War doch klar. Irgendwie hätte ich mir gestern die Zeit nehmen sollen, meine Kontakte durchzutelefonieren! Aber so blieb uns nur eine Stunde. „Wie lief es bei dir bisher? Sasaki wirkte noch schlechter gelaunt als sonst“ fragte nun der Blonde, der einen einfachen Kaffee bestellte, ich hingegen einen Latte macchiato, wobei mir ein kurzes Grinsen entglitt, kamen doch die Erinnerungen an den gestrigen Morgen zurück. Pfffhahaha! Ich sollte unbedingt noch das Nacktbild an Aizawa schicken!

„Sasaki? Oh, natürlich!“, entkam es mir schnell. Im ersten Moment hatte ich die beiden Namen nicht miteinander in Verbindung gebracht. „Nun ja. Er ist schlecht gelaunt, weil die Feier ein wenig eskaliert ist, und wir den Ruf der Agency geschädigt haben sollen. Wir müssen heute Höchstleistungen bringen, damit er zufrieden ist!“, erzählte ich mit einem leichten genervten Unterton und zwang mich zu einem sanften Lächeln. „Arbeit ist Arbeit. Dagegen kann man nicht viel machen“, fügte ich hinzu und zuckte mit den Schultern. „Sei nicht so hart zu Sasaki. Er hat wirklich versucht, am Abend die ganzen Kollegen und Angestellten im Zaum zu halten. Wir haben uns mehr damit beschäftigt, die Leute bei Bewusstsein zu behalten und vom Trinken abzuhalten, als selbst zu feiern. Wir haben mehr Arbeit an diesem Abend gehabt, als uns entspannt dieser Feier zu widmen“, berichtete mir Toshinori und daraufhin zog ich leicht den Kopf an die Schultern. Ups. „Und die dritte Runde der Heldenshots hat dann einige seiner Angestellten vollkommen ausgeknockt“, fügte der Held hinzu, lachte leise. Ich errötete verlegen. „Ich habe sie gut vertragen“, murmelte ich. Das aufkommende Lachen Toshinoris ließ mich verstummen. „Du bist vielleicht trinkfest, aber die letzte Runde hat auch bei dir die Lichter ausgeknipst“, erzählte der Blonde und ich konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen. Irgendwie klang das nach mir und Tequila. Keine gute Mischung.

Unsere Gespräche handelten von allerlei Dingen. Von der Arbeit als Lehrer mit ihren positiven und negativen Seiten, dann von Deku, vom welchem Toshinori redete, als wäre er sein eigener Sohn, bis hin zu dem Angriff der Schurkenliga. Da horchte ich auf. In diesem Abschnitt des Mangas war ich? Oh Gott. Und ich könnte Toshinori alles sagen! ALLES! Aber in dem Moment, in dem ich es versuchte, entkam mir kein Wort und mir wurde speiübel, noch ehe ich einen einzigen Ton gesagt hatte. Es war zwecklos, weiter zu versuchen, etwas zu sagen, wenn schon der Gedanke Brechreiz in mir auslöste. „Ich danke dir nochmals für deine Hilfe dabei!“, bedankte sich der Blonde aufrichtig, auch wenn ich mich an diesen Teil nicht erinnern konnte. „Kein Problem. Helden sind immer da, um ihre Umgebung sicher zu halten, oder nicht?“, fragte ich rhetorisch. Ein kurzes Nicken seitens Toshinori bestätigte diesen Satz. Gemeinsam unterhielten wir uns hauptsächlich über die Schüler an der Yuei. Da konnte ich immerhin ein wenig mitreden und er schien bei den Erzählungen aufzublühen, auch wenn ich dabei wieder an die Pflanze Toshi denken musste. Blöder Wortwitz, aber unfassbar lustig!

Die Mittagspause war relativ schnell vergangen. Bei guten Gesprächen verlor man das Zeitgefühl und eine Stunde fühlte sich wie wenige Minuten an. Es fühlte sich an, als raste die Zeit unaufhaltsam. „Ich danke dir für die Einladung!“, bedankte ich mich ehrlich, doch Toshinori machte deutlich, dass er sich gerne Zeit für seine Freunde nahm. Zwar kam die Frage auf, ob er mich auch wieder zurückbegleiten sollte, aber ich lehnte ab. Es war ja nicht sehr weit zu Fuß! So verabschiedete ich mich von dem Helden und ging mit guter Laune in Richtung Agency zurück.
 

Mit kleiner Verspätung trat ich wieder in dem Empfangsraum, wirkte ein wenig gehetzt und versuchte, die Büroräume wiederzufinden. Warum sah hier auch alles gleich aus!? „Kingston, linker Gang, 4 Tür von rechts“, murmelte mir die Empfangsdame entgegen. Scheinbar war meine Orientierungslosigkeit hier ebenfalls ein bekanntes Problem. „Dankeschön“, wisperte ich leise und huschte zurück ins Büro.

Der restliche Arbeitstag war gefühlt unendliche Stunden lang, auch wenn ich es eher semiproduktiv schaffte, bei Hatake abzuschreiben. Nun ja, er schien keine großen Probleme damit zu haben. War es nicht das erste Mal? Gemeinsam schafften wir es, den Tag hinter uns zu bringen, putzten die Schreibtische ab und wollten gerade das Büro verlassen, da stand unser Vorgesetzter vor uns. „Kingston, Nodami. Ihr seid noch hier. Eine erfreuliche Überraschung“, meinte Sasaki streng. Fast klang er sogar ein wenig ironisch. „Dachte nicht, dass unser Arbeitstag nur sechs Stunden geht, Boss. Oder gab es eine Verkürzung der Stunden und uns wurde nichts mitgeteilt?“, entkam es Nodami beinahe frech. Hatake und Mirai schienen sich nicht sonderlich zu mögen. „Idiot, leg dich nicht mit dem Boss an!“, schoss es mir durch den Kopf, den Blick auf den Mann vor mir gerichtet. „Sei kein Narr, Nodami. Eure regulären Arbeitszeiten wurden nicht verändert aber falls ihr es vergessen haben solltet: Ihr standet beide für einen halben Arbeitstag drin. Doch eure Arbeitsleistung lobe ich mir“, meinte Sasaki und sorgte dafür, dass Nodami und ich gleichermaßen seufzten. Nun ja, scheinbar war der Boss nun glücklich gestellt worden! „Können wir zumindest morgen früher Feierabend machen?“, fragte Hatake. Sasaki schüttelte den Kopf. „Nein“, entkam knapp die Antwort von dem Mann, der dann schon wieder seines Weges gehen wollte. „Morgen früh pünktlich, Nodami. Einen schönen Abend noch“, verabschiedete er sich. „Mistkerl“, brodelte Nodami leise in seinen nicht vorhandenen Bart und seufzte. „Bis morgen! Saki und ich gehen heute schick essen! Ich erzähle dir morgen alle Details“, meinte der Held hastig, klopfte mir auf die Schulter und sprang dann schon beinahe aus dem Büro.
 

Mein Weg führte mich zuerst nach Hause, wo ich die Sachen ablegte und für einen kurzen Moment auf die Couch setzte, bevor ich mein Handy wieder in die Hand nahm. Die SMS. Diese blöde SMS von Aizawa, die nach so vielen anderen Dingen klang als harmloses Katzenschmusen! Aber fein, eine Einladung lehnte man nicht ab. Der Weg war noch im Handynavi eingespeichert, auch wenn da die Frage aufkam: Wie oft war ich bei Aizawa?! Aber letztendlich besser, als ihn zu fragen, wo er wohnte. Ich stand auf, machte mich ein wenig frisch und auf den Weg zu Aizawa. Zumindest war das der Plan. Die Leckerlis hatte ich in der Wohnung vergessen, was mir erst auf der Hälfte des Weges einfiel. Gott verdammt, wenn mein Kopf nicht auf den Körper festgewachsen wäre, würde dieser morgens wohl im Bett liegen bleiben, weil ich ihn dort vergaß!


Nachwort zu diesem Kapitel:
1. Guten Morgen, liebe Sorgen. Dein Wecker klingelt schon in aller früh um halb 6. Ihn auszustellen wird dir nicht helfen, denn offenbar kennst du dich zu gut und drei weitere Wecker sind bereit, dich mit schrillem Klingeln aus den Federn zu schmeißen, damit du spätestens um 6 Uhr wirklich aufstehst.
2. Frühstücke, gieß Toshinori, zieh dich an und mach dich auf den Weg zur Arbeit!
3. Noch ehe du dort ankommst, bekommst du eine Nachricht von Aizawa: "Wolke erwartet dich heute Abend." Ob du antwortest, liegt ganz bei dir.
4. Sir Nighteye ist natürlich bereits im Büro und auch deine Kollegen tröpfeln nach und nach herein. Einige sehen aus, als hätten sie gestern auch noch ihren Kater ausschlafen müssen. Einer von ihnen scheint dir seltsam vertraut und so begrüßt er dich auch - wie eine alte Freundin. Er wird auch erwähnen, dass er sich immer noch etwas groggy fühlt und diese Heldenshots es echt heftig in sich hatten. Andere Leute im Büro nennen ihn "Tailes" oder "Nodami-san". Ersteres ist sein Heldenname, das zweite sein Familienname. Sein voller Name lautet Hatake Nodami.
5. Sir Nighteye wird die versammelte Mannschaft tadeln. Euer Besäufnis habe kein gutes Licht auf die Agentur geworfen und er hoffe, ihr wärt heute umso williger, hervorragende Arbeit zu leisten. Er ist halt ne Spaßbremse. Tailes nimmt euren Chef nicht besonders ernst.
6. Tailes und du, ihr teilt euch ein Büro. Dort wartet auf euch beide ein bisschen Papierkram, wohl Berichte über Vorfälle der letzten Tage, die ihr für die Polizei ausfüllen oder einfach nur gegenzeichnen müsst, da ihr ja auch Zeugen wart. Natürlich kannst du dich an keinen dieser Fälle erinnern. Versuche also bei Tailes zu spicken. Das ist kinderleicht, denn der lässt sich durch jeden Mist ablenken. Die beste Lücke eröffnet dir eine Frau, die euch beiden einen kleinen Snack vorbeibringt und auch Tailes' Mittagessen. Müsstest du raten, ist sie seine Frau.
7. Saki Nodami, Tailes' Ehefrau, ist deine beste Freundin und sie behandelt dich auch genau so. Während sie ihren Mann eiskalt in die Schranken weist, wenn er sich an sie klettet, hängt sie merklich an dir und betüddelt dich hingebungsvoll. Sie hat dir sogar Medizin gegen den Kater mitgebracht und wünscht dir viel Glück mit "deinem Herzblatt", ohne auszuführen, wer das sein soll, bevor sie sich verabschiedet. Ihren Kontakt findest du auch im Handy.
8. Triff dich in der Mittagspause mit Toshinori auf einen Kaffee. Ganz der Gentleman wird er dich sogar in der Agentur abholen, was Nighteye skeptisch beäugt, aber nicht kommentiert. Ein nahes Café findet sich problemlos. Genieße deine Pause, frage Toshinori aus und schwelgt in Erinnerungen an eine gelungene Party zu deinem Jubiläum. Dank Toshinori erfährst du, dass der Angriff auf das U.S.J. bereits passiert ist und du sogar geholfen hast, die Schüler zu beschützen. Dafür bedankt er sich nämlich auch noch einmal.
10. Der Rest des Tages hält für dich nur Büroarbeit für dich bereit, keine Einsätze. Zu deinem Ärger erfährst du später, dass du heute eigentlich nur den halben Tag hättest arbeiten müssen und dich so als vorbildlich erwiesen hast. Nighteye lobt das. Mach dich also auf den Weg heim - oder zu Aizawa. Komplett anzeigen

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