Painting the truth von Ship-happens ================================================================================ Kapitel 1: Willkommen in der neuen Welt! ---------------------------------------- Mein Schädel brummte unfassbar und weckte mich aus meinem tiefen, aber traumlosen Schlaf. Oh, so aufzuwachen war unaussprechlich... unangenehm. Mein Hals war trocken, das spürte ich sofort, war es doch nicht das erste Mal, dass ich aufwachte, mein Hals trocken war. Halb verschlafen schlurfte ich durch die Wohnung, um nach etwas erfrischend Nassem zu suchen. War ich etwa vor dem Fernseher eingeschlafen? Vermutlich. Wäre auch nicht das erste Mal. Als ich meine Augen langsam öffnete und mit meinen Handrücken über die müden Glotzer fuhr, richtete ich mich auch auf und saß im Bett? Ein Bett?! Ein paar Sekunden brauchte mein Hirn, um zu realisieren, dass das Bett für die Couch zu weich war und für mein eigenes Bett zu ruhig, quietschte dieses doch wie nichts Gutes. Wo zum Teufel war ich?! Träumte ich noch? Vermutlich. Ein luzider Traum? Aber der Geruch von Alkohol, Zigarettenrauch und nach Mann war ein wenig zu real. „Himmel“, murmelte ich müde, überfordert und durstig. Doch im halbwachen Zustand bemerkte ich den Mann neben mir nicht. Wie auch? Mein Hirn hatte die Leistung einer Erbse in der Sonne. So gefühlte -40 %. Erst ein kurzes, verschlafenes Brummen ließ mich mit einem Schlag wach werden, hatte ich mit solch einer Art von Geräusch nicht gerechnet! Sofort schnellte mein Kopf zur Seite und ich erblickte den Dunkelhaarigen neben mir, was mich kurz trocken schlucken ließ. Wie sollte ich auch genügend Speichel im Mund haben, wenn dort gefühlt die Sahara existierte? „Kaffee?“, brummte der Untergrundheld die Frage, ehe er sich neben mir langsam regte und sich an die Bettkante setzte. Mein Blick fiel automatisch zu ihm, in das zutiefst verschlafene und verkaterte Gesicht des Schwarzhaarigen, glitt an seinen Schultern herab und stoppte erst, als sich Aizawa an den Bettrand setzte und sich mit der Hand durch die zerzausten Haaren fuhr. Er war nackt. Er. War. Verdammt. Nochmal. Nackt! Und ich auch?! Sofort schlang ich die Arme um meine Brüste, um diese zu verdecken. Zum Glück lag die Decke über einem weiteren, wichtigeren Teil meines Körpers und verbarg diesen. „Latte, bitte“, murmelte ich höchst verlegen, verwirrt, überrascht, dehydriert und überfordert. Seinen Kopf leicht nach hinten gedreht, sah der Mann schweigend zu mir. Erst jetzt realisierte ich, was ich gesagt hatte, und es brachte mich einer Tomate nahe. „Latte Macciato, bitte!“, wiederholte ich hastig, wandte den Blick ab und blickte schnell umher. So ganz nackt fühlte ich mich nicht sonderlich wohl. An der Seite des Bettes entdeckte ich ein samtiges, rotes Kleid. Meins? Nun ja, Aizawa konnte es schlecht gehören! Und ich sah hier keine weitere Frau. Wie sich der Mann erhob und dem Bett das Gewicht seines Körpers nahm, entkam mir ein kurzes, überraschtes Geräusch. Die Federung der Matratze war gigantisch! Damit hatte ich nicht gerechnet. „Solltest du dich nicht daran gewöhnt haben?“, murmelte der Untergrundheld, der sich etwas zum Anziehen vom Boden aufhob. Warte, was? Was hieß hier bitte ‚gewöhnt‘ haben, Aizawa?! Mein Blick fiel zu dem noch nackten Mann und ich zog unsicher die Augenbrauen zusammen, doch sagte nichts. Keine passenden Wörter fielen mir ein. Dafür beobachtete ich, wie sich der Held und Lehrer anzog und aus dem Zimmer schlurfte - ja, schlurfte. Einen normalen Gang konnte man das nicht nennen. „The fuuuck.“, murmelte ich leise, als der Dunkelhaarige aus dem Schlafzimmer war. Ich hastete schnell zur Bettkante und suchte nach irgendwelcher Unterwäsche. Ein Kleid war schön und gut, aber so luftig mochte ich es nicht unbedingt! Das, was ich fand, zog ich an. Das Kleid saß wie eine zweite Haut und war dazu noch bequem, mein Glück. „Bitte, lass das alles nur ein Traum sein“, murmelte ich nervös und unruhig, vollkommen am Ende mit den Nerven. Abgesehen davon, dass ich von solchen Fanfictions nur gelesen hatte, in denen Charaktere mit dem Leser agierten, war dies eine hyperrealistische VR-Geschichte?! Hilfe! Lass mich hier raus! Angezogen tapste ich in Richtung der Schlafzimmertür, fuhr mir kurz durch die Haare und versuchte, so wenige Geräusche wie möglich zu machen. Egal, was das war... was zum Teufel war geschehen?! Offensichtlich viel, das konnte ich mir auch zusammenreimen, aber was?! Vorsichtig schritt ich durch den dunklen Gang. Diese Wohnung war genauso farbenfroh wie Aizawa selbst! Dem Kaffeegeruch folgte ich in eine praktisch eingerichtete Küche, nicht allzu viel Schnickschnack. Am Türrahmen angekommen, drückte ich mich dagegen und spickte hinein, erblickte den Untergrundhelden in schwarzer, lässiger Hose gegen den Tisch gelehnt, die Augen noch geschlossen und auf den Kaffee wartend. Wir haben doch nicht, oder? Haha. Was sollten zwei nackte Personen sonst in einem Bett machen? Partie Mau-Mau spielen?! „Seit wann so schüchtern?“, meinte der Dunkelhaarige brummend und schien nicht bestens gelaunt zu sein. Gut, er war ein Morgenmuffel, schätzte ich. „Guten Morgen?“, murmelte ich unsicher, blieb an Ort und Stelle stehen und starrte wie eine Bekloppte vom Türrahmen zu ihm. „Sag mal, Aizawa“, fing ich mit zögerlicher Stimme an, zuckte aber zusammen, sowie der Angesprochene sich zu mir umdrehte und zu mir blickte. „Aizawa? Hatten wir das nicht schon? Du kannst mich Shota nennen, wenn wir alleine sind“, unterbrach Shota, kümmerte sich jedoch dann um die Getränke. „Shota“, murmelte ich verlegener, schluckte nochmal trocken und versuchte mein Glück erneut. „Was ist geschehen? Das letzte, was ich weiß, war, dass ich auf der Couch lag und nun... wache ich hier bei dir auf, neben dir“, sprach ich weiter, die letzten beide Worte beinahe flüsternd. Es war immer noch so surreal! „Hm. Die Shots am Schluss waren zu viel“, murmelte Aizawa, füllte in eine längliche Tasse den schwarzen Kaffee ein und bedeutete mir mit einer kurzen Kopfbewegung heranzutreten. Scheinbar hatte der Mann für uns Kaffee gemacht. Langsam betrat ich die Küche, nahm die Tasse an mich und hielt diese mit beiden Händen. Die Wärme tat gut, musste ich gestehen, weil mir ein wenig kühl war. „Shots am Schluss?“, wiederholte ich und sah zum Schaum auf dem Macchiato. „Mhm“, ertönte es von dem Untergrundhelden, der sich wieder gegen den Tisch lehnte und einen Schluck seines schwarzen Kaffees nahm. „Wir haben gestern dein Jubiläum gefeiert, Painter. Mit einigen Kollegen und Freunden... und Alkohol. Sehr viel davon. Immerhin verträgst du mehr, als ein Tanklaster“, erzählte mir Aizawa knapp, daraufhin verschluckte ich mich an dem heißen Getränk. Sofort musste ich husten, versuchte, den Kaffee aus der Lunge und irgendwie Luft zu bekommen. Das, was Aizawa erzählte, war ja nicht unwahr, aber es aus seinem Mund zu hören, war seltsam. „W-Was?!“, keuchte ich zwischen dem Husten fragend, doch er schien nur vergnügt zu grinsen. „Verträgst du etwa nicht mehr so viel Alkohol auf deine alten Tage?“, zog mich der Untergrundheld auf, entlockte mir ein kurzes Brummen und einen finsteren Blick meinerseits zu. „Charmant, Shota“, fluchte ich leise, nachdem ich fertig gehustet hatte. Doch der Mann nahm nur einen weiteren Schluck seines Kaffees und schenkte mir keine Antwort. Wie konnte ich mit diesem Mistkerl enden?! „Painter?“, wiederholte ich nach einigen Minuten des Schweigens, nippte an meinem Macchiato und blickte zu dem Dunkelhaarigen, der mich mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah. „Der Heldenshot hatte es wirklich in sich“, gab er von sich, sah für einen Moment überrascht aus, dann wieder belustigt. „Wenn du nicht weißt, wer du bist, geh googeln. Der Laptop steht im Wohnzimmer“, wies mich der Mann an, zeigte mit einer geschmeidigen Kopfbewegung in Richtung einer Tür nahe der Küche. „Haha. Sehr lustig!“, versuchte ich, die Situation herunterzuspielen, war jedoch innerlich froh, dass mir Aizawa seinen Laptop angeboten hatte. Ich müsste dringend googeln. The fuck. Mich hatte was etwas anderes ausgeknockt, definitiv! Oder ich war ins Koma gefallen und träumte nun vollkommenen Mist! Nachdem der Untergrundheld seinen Kaffee mit einigen großzügigen Schlucken geleert hatte, sah er zu der Anzeige am Backofen. 6:45 Uhr. Himmel! Um so eine Uhrzeit sollte man schlafen, nicht wach sein! „Mach mich fertig. Zieh einfach später die Tür hinter dir zu“, meinte Aizawa aus dem Nichts, ließ mich aufhorchen und wieder zu ihm blicken. Bitte was? Ich könnte hier furchtbare Dinge anstellen oder was war das hier?! Gefühlt kannte ich ihn 15 Minuten?! Und dann vertraute mir der Dunkelhaarige seine Wohnung an? „Sicher“, murmelte ich als Antwort und blickte Aizawa hinterher, welcher scheinbar im Bad verschwand. Sicher, er war Lehrer an der U. A. High School. Oh, wo war ich bloß hier hineingeraten? Nichts dagegen, mit solch einem Mann die Nacht zu verbringen, aber... bitte? Ich hatte keine Erinnerungen daran. Mit dem Kaffee in der Hand setzte auch ich mich in Bewegung, folgte der mangelhaften Beschreibung ins Wohnzimmer. Schlicht, praktisch und dunkel. „Ich male etwas pink“, murmelte ich in die Dunkelheit hinein, erblickte einen weißen Laptop und seufzte kurz. Er hatte es mir doch angeboten? Schweigend setzte ich mich auf die Couch, nahm den Laptop und legte diesen auf mein Schoß, fuhr ihn hoch und fand mich vor einem Startbildschirm wieder, welcher ein Passwort verlangte zum Entsperren. THE FUCK?! „Aiza- Shota? Was ist dein Passwort?“, rief ich lauter nach ihm und fuhr ein wenig zusammen, als der halbnackte, nasse Mann um die Ecke kam, nur mit einem Handtuch bekleidet, und zu mir blickte. Sofort wanderten meine Augen an ihm herunter. Sein Anblick trieb mir das Blut in die Wangen. „Hör auf, mich mit deinen Augen abzutasten“, riss mich Shota aus den Gedanken, ließ meinen Kopf sofort von dessen Körper wegschnellen und den Laptop in seine Richtung halten. „Passwort bitte“, murmelte ich verlegen. Sein kurzes, gehässiges Lachen war die Antwort. „Du willst echt googeln?“ Dann kam der Mann zu mir, tippte etwas auf der Tastatur und der Sound verriet, dass das Profil entsperrt wurde. „Danke“, flüsterte ich. Die Stimme fehlte mir für diesen Moment wieder. Was sollte ich sagen? Ja? Nein? „Geh dich fertig machen, anstatt mit deinen Sprüchen herumzuwerfen!“, wies ich ihn an, legte den Laptop zurück auf meine Beine und begann tatsächlich, nach dem Helden Painter zu suchen - googel sei Dank fand ich schnell unzählig viele Seiten! Die Profiheldin „Painter“ war eine Frau, die mit Farbe, welche mit ihrem Blut angereichert war, Zeichnungen für eine gewisse Zeit zum Leben erwecken konnte. Wow. Das stand im Internet!? Schurke sein, war wohl heute leicht, mit dem Datenreichtum über allerlei Helden. Versunken im Lesen jener Berichte, Beschreibungen und Erzählungen von Augenzeugen und geretteten Bürgern, bemerkte ich nicht, wie die Tür der Wohnung zugezogen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)