Amigo del alma von Vampyrsoul (Boston Boys 5) ================================================================================ Kapitel 37: Una alianza inusual ------------------------------- Sobald ich in Boston gelandet war, suchte ich mir ein Taxi und ließ mich zum Krankenhaus fahren. Ich wollte so schnell wie möglich erfahren, was mit Mat geschehen war. »Guten Tag. Ich möchte zu Mathew Watkins. Er wurde gestern Abend hier eingeliefert«, erklärte ich dem Mann am Empfang des Haupteingangs. Er murmelte einen Gruß und tippte dann auf seinem Computer herum. Als er wieder aufblickte, fragte er: »Sind sie verwandt?« »Ich bin sein Lebensgefährte.« Die Lüge war raus, bevor ich darüber nachgedacht hatte. Ich musste zu ihm! Ganz egal, was ich den Leuten dafür erzählen musste. Der Pfleger zog eine Augenbraue hoch und sah mich abschätzig an. Dann schüttelte der den Kopf. »Tut mir leid, Mister Watkins liegt noch auf der Intensivstation. Kommen Sie morgen wieder.« »Was?!«, schrie ich ihn an. »Sie müssen mich zu ihm lassen!« »Tut mir leid, das geht leider nicht. Nur Angehörigen ist der Zutritt zur Intensivstation gestattet. Mister Watkins wird voraussichtlich morgen früh verlegt, dann können Sie ihn besuchen.« Er wandte sich ab und widmete sich einigen Papieren, die er unter dem Tisch hervorzog. Fassungslos starrte ich ihn an. Das konnten die doch nicht machen! Mat lag auf der Intensivstation und man wollte mir den Zutritt verwehren?! Nicht mit mir! Ich packte meine Tasche und stampfte zur Übersichtskarte. Nach einem kurzen Blick hatte ich die Station gefunden und machte mich auf den Weg. Wollten wir doch mal sehen, ob ich nicht reinkam!   Tatsächlich wies man mich auch in der Intensivstation ab. Egal wie oft ich erklärte, dass ich Mats Partner war und am Abend von Doktor Phillips informiert worden war, das Pflegepersonal weigerte sich beharrlich, mich zu Mat zu lassen. Mit diesem Schicksal war ich jedoch nicht allein. Neben mir auf der Bank saß Peter und sah mindestens genauso fertig aus, wie ich mich fühlte. Bangend saßen wir nebeneinander und sprachen doch kein Wort. Uns war versprochen worden, sich mit der Krankenhausleitung auseinanderzusetzen, ob wir wenigstens Informationen über Mats Gesundheitszustand erhalten durften. Immerhin waren wir beide als Notfallkontakte informiert worden. Solange wir diese nicht erhielten, würden wir uns nicht von der Stelle bewegen. Nach einer Stunde kam eine Pflegerin zu uns. Sie musterte uns beide. »Wir können einen von Ihnen zu Mister Watkins lassen.« Peter und ich sahen uns wie auf Kommando an, dann nickte ich ihm zu. »Ich bin sicher, Mat möchte dich bei sich haben.« »Danke«, erwiderte er etwas kleinlaut. »Wartest du hier?« Was erwartete er denn? Er musste mir doch sagen, wie es um Mat stand. Scheinbar war er meine einzige Chance, etwas zu erfahren, ob es mir gefiel oder nicht. »Natürlich!« »Bis gleich.« Er folgte der Pflegerin in die Station. Ich blieb genauso ahnungslos wie bisher zurück.   Als Peter wieder zurückkam, stand ich auf und trat ihm aufgeregt entgegen. »Wie geht es Mat?« Der Mann vor mir sah noch fertiger aus als zuvor. Einen Moment starrte er auf den Boden, bevor er den Blick hob. Dieser war vollkommen glasig. »Den Umständen entsprechend gut. Er ist noch etwas platt und hängt an den Geräten. Viel konnte er nicht sagen. Er hat nur darum gebeten, dass ich dich anrufe, und war wütend, dass du nicht zu ihm durftest. Ich soll dir das hier geben. Er hat eine Nachricht für dich getippt.« Er reichte mir Mats Handy. Vorerst nahm ich es entgegen, ohne draufzuschauen. »Konnte er dir sagen, was passiert ist?« Für einen Moment bildete sich eine Zornesfalte auf seiner Stirn, doch so schnell sie erschienen war, verschwand sie auch wieder. »Er war wohl mit dem Hund draußen und als er zurückkam, wurde der Fahrstuhl gewartet. Statt zu warten, bis er ihn benutzen konnte, wollte der Trottel unbedingt allein hochlaufen.« Ich grollte leise. Trottel war kein Ausdruck! Mat wusste doch, dass er die Treppen nicht mehr schaffte! Wie konnte er so fahrlässig sein? Scheiße! Dieser arrogante Spinner. »Wusstest du, dass er Atemprobleme hat?«, fragte sein Bruder harsch und musterte mich. »Ja. Ich dachte, das liegt an seiner Krankheit. Und eben Raucherhusten.« Peter funkelte mich wütend an, seine Fäuste geballt. »Du hättest dafür sorgen müssen, dass er zum Arzt geht!« »Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber Mat ist kein kleines Kind. Er kann selbst entscheiden, wann er zum Arzt geht!« Ich ließ mir von ihm doch nicht sagen, was ich zu tun hatte. Natürlich machte ich mir Vorwürfe, Mat nicht dazu gedrängt zu haben, aber das musste Peter nicht erfahren. Wütend schnaubte er, dann fiel sein Blick auf meine Tasche. »Mat hat gesagt, du wärst nicht in der Stadt. Du hast wegen ihm den Urlaub abgebrochen?« Diesmal war es an mir zu schnauben. »Familienbesuch. Aber klar. Glaubst du, ich feier munter weiter, während er im Krankenhaus liegt?« Peter zuckte die Schultern. »Was weiß ich denn? Seitdem er dich kennt, spricht Mat ja kaum noch mit mir. Ich weiß nicht mal, ob ihr zusammen seid oder nicht.« »Da fragst du ihn am besten selbst. Ich hab nicht das Gefühl, dass ich da viel mitzureden hab.« Er schmunzelte. »Das glaub ich dir sogar. Ich vermute, du bist mit dem Taxi gekommen? Soll ich dich nach Hause fahren?« »Wenn es dir nichts ausmacht, gern.« Dann konnte ich schneller herausfinden, was mit Chico geschehen war. Bevor Peter ihn erwähnt hatte, hatte ich gar nicht mehr daran gedacht. Nun wollte ich so schnell wie möglich wissen, wo er abgeblieben war. Im schlimmsten Fall hatten sie ihn ins Tierheim gebracht. Dort musste ich ihn schnellstmöglich rausholen. Gemeinsam gingen wir in die Tiefgarage und stiegen in einen Ford Kombi. Eigentlich hatte ich bei Mats Bruder ein vollkommen anderes Auto erwartet, aber vermutlich fuhr er es nur, weil die beiden Kindersitze bequem auf der Rückbank Platz fanden. Wir fuhren aus der Tiefgarage und dann in Richtung Westen. Lange schweigen wir, bis er fragte: »Willst du gar nicht wissen, was Mat dir geschrieben hat?« »Ich schau gleich in Ruhe nach. Wenn es wichtig wäre, hätte er mich angerufen oder sie geschickt.« Oder es seinem Bruder gesagt. Daraus schloss ich, dass er nicht wollte, dass dieser es erfuhr. Aufgrund des Grummelns vermutete ich, dass diesem das nicht behagte, aber das war mir herzlich egal. Ihn ging nicht alles etwas an.   Zu Hause angekommen ging ich zuerst in Mats Wohnung. Ich erhoffte mir dort am ehesten Hinweise auf Chicos Aufenthaltsort. Außerdem konnte ich dann ein paar Sachen für Mat zusammensuchen, die ich ihm mit ins Krankenhaus bringen konnte. Er wäre sicher froh, wenn ich ihm wenigstens eine Schlafanzughose und ein paar Shirts brachte. Alles war besser als Krankenhauskittel. Nachdem die Tür hinter mir zugefallen war, rief ich nach Chico, doch nichts geschah. Es blieb ruhig. Aufmerksam sah ich mich im Flur um. Die Leine fehlte! Während ich weiter in die Wohnung vordrang, bemerkte ich, dass auch seine Decke und Spielsachen nicht an ihrem Platz waren. Ebenso waren die Näpfe in der Küche verschwunden. Einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort fand ich jedoch nicht. Mir fiel wieder ein, dass mir Mat etwas in sein Handy getippt hatte. Zum Glück war mir der Sperrcode bekannt. Kurz fragte ich mich, wie mich der Arzt über das Handy hatte erreichen können, doch dann sah ich, dass sich auf dem Sperrbildschirm zwei Kontakte befanden, die offenbar auch ohne Entsperrung angerufen werden konnten. Beide waren eindeutig mit ›ICE1‹ und ›ICE2‹ benannt. Bisher hatte ich nie gesehen, dass ein Smartphone das ermöglichte, fand es aber eine gute Idee. Vielleicht sollte ich mich näher damit befassen und das auch auf meinem eigenen einrichten. Nachdem ich das Handy freigeschalten hatte, tauchte direkt eine Notizapp auf, in der Mat offenbar die Nachricht für mich eingetippt hatte. ›Chico ist Nachtbarin. Ruf Toby und Roger an. Sollen Chico nehmen. Hol mich raus!‹[sic!] Ich musste schmunzeln. Ich hatte wirklich keine herzliche Nachricht erwartet, aber das war einfach süß. Es zeigte, wie sehr ihm nicht nur Chico, sondern auch seine Freunde am Herzen lagen. Vielleicht hätte ich beleidigt sein sollen, dass nicht wirklich etwas für mich darin stand, aber ich wusste, dass Mats Bemühungen um Chico auch mir galten. Zunächst suchte ich alles zusammen, was ich Mat mitbringen wollte. Einen Moment zögerte ich dabei, als ich die Zigaretten auf dem Nachttisch sah. Letztendlich packte ich sie aber in den Rucksack. Mat würde sowieso keine Ruhe geben und rauchen, sobald er konnte. Dennoch wollte ich wenigstens versuchen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Nachdem ich alles gefunden hatte, setzte ich mich aufs Bett und rief seine Freunde an. Zumindest hatte ich das vor, denn Mats Telefonbucheinträge stellten mich vor ein Rätsel. Es war kein einziger vernünftiger Name darin zu finden. Stattdessen enthielt es nur Einträge wie ›Engel‹, ›Bro‹, ›Doc‹ und so weiter. Warum konnte Mat nicht einmal etwas wie ein normaler Mensch tun? Und wer zur Hölle war ›Loverboy‹?! Musste ich mir Sorgen machen? Letztendlich entschied ich mich dafür, dass es sich wohl um ›Mr. Muscle‹ und ›Lulatsch‹ handelte. Zumindest waren es die einzigen Einträge, die ich eindeutig mit ihnen assoziieren konnte, nachdem ich die Einträge drei Mal durchgeblättert hatte. Da ich mir dabei sicherer war, rief ich ›Lulatsch‹ an. Es klingelte ein paar Mal, bevor abgenommen wurde. »Hi Mat. Was ist, hast du es dir doch anders überlegt?« »Roger?«, fragte ich vorsichtshalber nach, auch wenn mir die Stimme recht bekannt vorkam. Es dauerte einen Moment, bis er antwortete: »Äh ... ja. Wer ist da?« »Ich bin es, Eloy. Mats ... Kumpel.« »Ah, okay. Hallo Eloy.« Es war deutlich zu hören, dass er schmunzelte, doch dann wurde er von einem auf den anderen Moment ernst. »Was gibt es denn? Ich verspreche, ich hab Mat nicht angerührt.« »Was? Ach so, nein.« Mat war zwar alle paar Wochen mal bei ihnen, aber auf die Idee, dass er mich betrügen würde, wäre ich nie gekommen. Wie kam er darauf, dass ich so eifersüchtig war? Andererseits ... Er hatte mich das erste Mal gesehen, als ich Mat verfolgt hatte, und das nächste Mal, als ich mich mit Mat gestritten hatte. Vielleicht war es in der Hinsicht gar nicht so abwegig. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ich den Faden wiederfand. »Mat hat mich gebeten, euch anzurufen. Er hat sich gestern ziemlich übernommen und ist mit Atemnot in die Klinik gebracht worden.« Kurz war es still in der Leitung, dann bat Roger: »Scheiße! Warte mal bitte einen Moment, ich ruf gleich zurück.« Er wartete, bis ich das okay gab, dann legte er auf. Da ich nicht wusste, was bei ihm ein Moment bedeutete, streifte ich die Schuhe ab und rutschte auf dem Bett nach hinten, bis ich mit dem Rücken an der Wand saß. Wartend ließ ich den Blick über die Regale streifen. Es war wirklich beeindruckend, was Mat schon alles gelesen hatte. Vielleicht sollte ich mir eine Scheibe von ihm abschneiden. Sobald das Handy klingelte, nahm ich den Anruf an. »Tut mir leid, dass ich dich hab warten lassen. Ich bin gerade nicht zu Hause und musste mir einen ruhigen Ort suchen. Wie geht es Mat?« »Ich weiß es nicht. Er liegt noch auf der Intensivstation und sie haben mich nicht zu ihm gelassen. Sein Bruder durfte kurz rein und hat mir eine Notiz mitgebracht. Mat hängt wohl noch an den Schläuchen und ist sehr schwach, soll aber morgen früh verlegt werden. Gestern Abend war er wohl gar nicht ansprechbar«, berichtete ich kurz. Er murmelte verstehend und fragte dann: »Du willst vermutlich morgen wieder hin. Sollen wir dich als Unterstützung begleiten?« »Nein, das geht schon.« Das Angebot war komisch. Was erwarteten sie? Dass ich im Krankenzimmer einen Zusammenbruch erlitt? »Wie du möchtest. Hältst du uns auf dem Laufenden und sagst Bescheid, ob und wann wir Mat besuchen können?« Natürlich bestätigte ich das. Sie schienen wirklich gute Freunde zu sein. »Brauchst du noch was? Können wir dir irgendwie helfen?« Ich zögerte einen Moment, entschied mich dann aber, zumindest nachzufragen. Zwei Tage hatte ich noch frei, doch am Dienstagmittag musste ich wieder zum Dienst. Ich bezweifelte, dass Mat bis dahin wieder fit und zu Hause war. Außerdem konnte ich Chico schlecht mit ins Krankenhaus nehmen. »Mat hat in die Nachricht geschrieben, dass ich euch fragen sollte, ob ihr Chico nehmen könntet, wenn ich nicht da bin. Er tut sich allein schwer und bellt das ganze Haus zusammen.« »Oh ja! Klar können wir das machen!«, stimmte er sofort enthusiastisch zu. Nach einer kurzen Pause wurde er jedoch nachdenklicher. »Wir müssen nur mal sehen, wie wir das anstellen. Wir wohnen ja in Medford. Du müsstest ihn dann entweder bringen und abholen oder dich mit Toby absprechen, der arbeitet in Boston, wann er jeweils fährt. Ich weiß nicht, ob das nicht zu viel Fahrerei ist.« Ich überlegte. Das war tatsächlich etwas komplizierter. Chico störte Autofahren zwar nicht, er fand es sogar spannend, aber neben den Krankenbesuchen und später auch vor und nach der Arbeit immer nach Medford fahren, würde einiges an Zeit kosten. »Wir können Chico sonst auch nehmen, bis Mat wieder fit ist, wenn das weiterhilft«, bot er nach einer Weile an. »Geht das denn wegen Toby?« »Das lass mal meine Sorge sein, den bekomm ich schon überredet«, versprach Roger. Ich hatte regelrecht das Bild vor Augen, wie er selbstgefällig grinste. »Ich meine eher wegen der Allergie. Ich weiß nicht, ob es vielleicht schlimmer wird, wenn Chico die ganze Zeit da ist.« »Ich denke nicht. Mat hat ihn jetzt jedes Mal mitgebracht und das ging gut. Er muss ja nicht ins Schlafzimmer. Für ein oder zwei Wochen wird das schon passen. Wir haben einen Garten, da kann er sich austoben.« Ich war noch nicht ganz überzeugt, aber für den Notfall klang das nach einer Option. »Danke auf jeden Fall für das Angebot, ich überleg mir das nochmal. Kann ich dich später nochmal deswegen anrufen?« Er murmelte ein wenig überlegend. »Kannst du mir deine Nummer geben? Dann find ich raus, ob Toby nachher zu Hause ist, und schreib dir später. Wenn ja, dann fahr ich auch heim und rede schonmal mit ihm. Dann können wir das auch konkreter planen. Ansonsten kann ich dir auch erst morgen etwas Festes mitteilen.« Ich willigte ein und gab ihm meine Handynummer durch. Dann konnte ich auch noch mit der Nachbarin reden. Mir tat es leid für Chico, im Moment so herumgereicht zu werden, aber für den Moment ging es nicht anders. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)