Amigo del alma von Vampyrsoul (Boston Boys 5) ================================================================================ Kapitel 20: ¿Es amistad? ------------------------ Mat drehte sich unter Stöhnen und Husten um und lehnte den Rücken gegen die Wand. Sobald der Hustenanfall vorbei war, ließ ich mich an seine Seite sinken, wobei ich den Kopf auf seine Brust legte. Er ließ sich zwar von mir nicht anfassen, genoss Körperkontakt aber sehr wohl, wenn er sich einen runterholte. Das wollte ich mir nicht entgehenlassen. Doch stattdessen griff er über mich hinweg zum Nachttisch und fischte nach den Zigaretten. Und als hätte mich das nicht schon genug irritiert, wanderte die andere Hand in meinen Nacken und kraulte mich. Das Gefühl war ungewohnt. Dennoch blieb ich, wartete ab, was er vorhatte. Kuscheln gehörte nicht zu den Dingen, die wir bisher miteinander geteilt hatten, und ich bezweifelte, dass er das ausgerechnet jetzt ändern wollte. Fragend sah ich zu ihm auf. Regelrecht ertappt zog er die Hand weg und wich meinem Blick aus. Um ihm zu zeigen, dass es für mich durchaus in Ordnung war, legte ich den Arm über seinen Bauch und streichelte mit dem Daumen sanft über seine Seite. Wenn er diese Nähe wollte oder brauchte, würde ich sie ihm nicht verwehren. »Dich macht es echt geil, mich beim Sex zu beleidigen, oder?«, stellte er mit belegter Stimme eher fest, als dass er fragte. Der strenge Blick verlor sich in einem erneuten Hustenanfall. Ich schnaufte. Mochte sein, dass mir die ein oder andere Beleidigung herausgerutscht war. Neben so einigen anderen Dingen; Manches netter, Anderes weniger nett. Ich war wirklich froh, dass er es nicht verstand, sonst hätte ich mich zügeln müssen. »Tu nicht so, als hätte es dich nicht angeturnt und als würdest du es nicht verdienen.« Provokant strich ich mit der Hand dicht an seinem Penis vorbei, der noch immer schwer auf seiner Leiste lag. »Pfoten weg!«, fauchte er und schob meine Hand grob fort. Seufzend legte ich sie auf seinen Bauch. Dieses Gehabe war doch einfach nur albern! Er nahm einen Zug von der Zigarette und pustete den Rauch von mir weg, dann fixierte er mich mit seinem Blick. »Wenn du mich noch einmal ›Stricher‹ nennst, fliegst du raus und kannst dir jemand anderen für Chico suchen! Ich kann zwar kein Spanisch, aber ich weiß, was ›puta‹ heißt. So schwer ist es nicht, das zu abstrahieren.« Obwohl es ihn zum Husten brachte, stützte ich mich auf seinem Bauch ab und richtete mich etwas auf. »Dann benimm dich nicht wie einer!« Genau das tat er doch! Kaum gab ich ihm die Information, die er wollte, wackelte er mit seinem Hintern vor mir herum und drängte sich mir geradezu auf, bot mir seinen Körper feil. Und ich Idiot hatte auch noch mitgemacht! Ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken, hatte ich mich darauf eingelassen. In mir kochte die Wut; auf ihn, auf mich, darauf, wie dumm ich war. Er schnaufte amüsiert, ignorierte meinen scharfen Ton und machte mich damit nur noch wütender. »Ich hab nur das getan, was du von mir erwartest. Du bist doch hier aufgetaucht und hast mir ein paar Brocken hingeworfen, damit ich dich wieder ranlasse. Ich hab dir die Chance gegeben, die du wolltest, mehr bin ich dir nicht schuldig.« »Ich wollte, dass du mir zuhörst!« Ich richtete mich weiter auf. »Oh, keine Sorge, das hab ich. Ich hab jede deiner Beleidigungen gehört. Oder meinst du das angetane Stöhnen?« Vollkommen gelassen sah er mir ins Gesicht, während ich ihn wütend anfunkelte, und nahm einen Zug von seiner Zigarette. Diese kleine Ratte! Jedes einzelne Wort, jede Handlung drehte er sich so zurecht, wie es ihm passte! Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem süffisanten Grinsen. »Was ist? Willst du mich wieder schlagen, weil ich recht habe? Nur zu.« Er drehte den Kopf und hielt mir seinen Kiefer provokant entgegen. Nun merkte ich auch, dass ich unbewusst die Fäuste geballt hatte. Ich löste sie und sprang auf. Sein spöttisches Schnauben verfolgte mich auch noch, als ich die Schlafzimmertür mit einem lauten Krachen hinter mir zuzog.   Im Wohnzimmer schrie ich meinen Frust in die Welt hinaus. Ich hasste es, wenn ich so war! Ich war zwar vielleicht aufbrausend, aber normalerweise neigte ich nicht zu Gewalt. Doch der Punk provozierte mich so lange, bis ich alle Vernunft vergaß. Kein anderer schaffte es so zuverlässig, mich auf die Palme zu bringen. Dabei verstand ich nicht einmal, warum es so eskaliert war. Er hatte einen vollkommen nachvollziehbaren Wunsch geäußert. Mit dem, was ich bisher über seine Vergangenheit wusste, war es mehr als verständlich, dass er nicht mit ›puto‹ beschimpft werden wollte. Es war unüberlegt gewesen, es überhaupt zu tun. Doch schon vor unserem Streit hatte mich seine Art, sich so anzubieten, wütend gemacht. Gleichzeitig war das Angebot zu verführerisch gewesen. Ihm Frust und Lust entgegenzuschreien, auch wenn er sie nicht verstand, war noch die beste Möglichkeit, sie zu zügeln. Dabei hatten sich, wie so oft bei ihm, Beleidigungen und Lustbekundungen vermischt. Ich konnte mich nicht mehr an alles erinnern, was ich von mir gegeben hatte, aber vieles war einfach nur paradoxes Gestammel gewesen. Warum also hatte ich so aggressiv auf seine berechtigte Bitte reagiert? Es hätte doch einfach gereicht, ihm zu sagen, dass ich es sein ließ. Versprechen konnte ich es kaum, aber es zumindest versuchen. Doch stattdessen hatte mich die Bitte wütend gemacht; auf ihn, auch mich, auf die ganze scheiß Situation! Ich bat ihn darum, mit mir zu reden, unsere Probleme zu klären, und er warf sich mir vollkommen leidenschaftslos an den Hals. Klar, auch sonst tat er immer so, als würde ihn das lediglich körperlich berühren, als würde es keine Lust in ihm entfachen, doch heute hatte er selbst die körperliche Komponente komplett auf mich abgeladen. Er hatte einfach nur seinen Körper für meine Ekstase zur Verfügung gestellt. Und genau das machte mich so wütend. Er ließ mich dastehen wie ein vollkommen selbstsüchtiges Arschloch. Dabei hatte ich doch nur versucht, das zwischen uns zu kitten. War es dafür nun zu spät? Nein, das wollte ich nicht einsehen! Das gerade hatten wir beide gemeinsam in den Sand gesetzt, das musste auch Mat einsehen. Vielleicht konnten wir dann endlich in Ruhe miteinander sprechen. Doch zuerst musste ich mich ein wenig abkühlen. Wenn ich so erregt wieder ins Schlafzimmer ging, würden wir sofort weiterstreiten. Nachdem ich unsere Tassen eingesammelt hatte, stellte ich erneut die Kaffeemaschine an und ging kalt duschen.   »Danke.« Mit einem leichten Lächeln nahm mir Mat die zweite dampfende Kaffeetasse ab, als ich sie ihm reichte. Ich nickte nur und setzte mich neben ihn aufs Bett. Er hatte sich die Decke bis zur Brust hochgezogen und in einem Buch gelesen, dass er sofort zur Seite legte, als ich ins Zimmer kam. Trotz der verfahrenen Situation musste ich grinsen. Noch immer wirkte sein Anblick mit Brille sehr ungewohnt, auch wenn ich ihn schon ein paar Mal beim Lesen gesehen hatte. Schweigend saßen wir nebeneinander und schlürften am Kaffee. Ich wusste nicht, wie ich es anfangen sollte. Es gab so vieles, was wir bereden sollten, was ich ihm gerne sagen wollte. Letztendlich entschied ich mich für den Auslöser des Streits. »Ich werde dich nicht mehr einen puto schimpfen. Es tut mir leid, ich habe nicht richtig nachgedacht.« Er nickte und starrte weiterhin auf das Bücherregal an der gegenüberliegenden Wand. Als er endlich sprach, klang seine Stimme rau vom Rauchen, im Aschenbecher hatten sich heute Morgen bereits drei Zigarettenstummel angesammelt. »Ich weiß nicht, was du von mir erwartest. Wir sind quitt. Was willst du denn noch?« Ich hielt ihn davon ab, sich noch eine vierte Zigarette zu nehmen, indem ich seine Hand festhielt, die danach greifen wollte. Er warf mir einen bösen Blick zu, zog sie dann aber mit einem Seufzen zurück. Das war für die frühe Stunde mehr als genug Tabak. »Ich möchte einfach nur endlich diese blöde Sache mit dem Date aus dem Weg schaffen.« Er verdrehte die Augen und wollte aufstehen, doch ich hielt ihn erneut fest. »Warum gibst du mir keine Chance, dir das zu erklären?« »Weil es nichts zu erklären gibt. Du hast dich mit der Frau getroffen, weil du zu feige bist, zuzugeben, dass du auf Männer stehst. Von mir aus, dann triff dich eben mit Frauen, ich kann es nicht verhindern. Aber ich werde verhindern, dass du dich an einem der Jungs vergreifst, wenn du endlich merkst, dass dir eine Frau nicht das geben kann, was du willst.« Er hatte eine drohende Haltung angenommen und seine Augen funkelten wütend. Ich schluckte. Ich hatte nicht erwartet, dass meine Gründe, mich mit einer Frau zu treffen, so offensichtlich waren. Auch wenn er mit einem Teil seiner Annahme falschlag. »Warum glaubst du so felsenfest daran, dass ich mich an einem der Jungs vergreifen würde? Ich habe kein Interesse an ihnen. Nein, stopp, hör mir zu, bevor du mir wieder reinquatscht! Ja, du hast recht, ich stehe auf Männer. Es fällt mir nicht leicht, das zuzugeben, aber ja, es stimmt. Aber ich würde nie im Leben eines der Kinder anfassen. Verdammt, das sind Kinder! Wie kannst du nur so etwas denken?« Mats Haltung hatte sich deutlich gelockert, auch wenn er zwischendurch die Arme verschränkt hatte. In seinem Gesicht stand jedoch deutlich die Verwunderung. Hätte er sich nicht so gut unter Kontrolle, hätte sicher sein Mund offengestanden. »Hast du gerade ...?« Ich seufzte und sah zur Seite. Ich konnte ihm das nicht noch einmal so direkt ins Gesicht sagen. Es war mir herausgerutscht. Es ihm zu sagen, hatte ich nie vorgehabt. »Ja, ich stehe auf Männer. Du hast mir den Anstoß gegeben, endlich darauf klarzukommen und es mir einzugestehen. Darum wollte ich auch unbedingt mit dir darüber reden.« Er löste die Arme und setzte sich zurück ins Bett. Er musterte mich eine Weile. »Ist das dein Ernst?« »Nein, ich erzähl dir das nur, damit du mich wieder ranlässt! Sag mal, was denkst du eigentlich von mir?« Er grinste leicht und zuckte dann ernst mit den Schultern. »Dasselbe wie von allen Männern: Sie sind Schweine und würden für Sex alles tun.« Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Glaubte er das wirklich? »Warum schläfst du dann mit mir oder anderen Männern, wenn du so eine schlechte Meinung von uns hast?« Er lachte. »Weil ich auch nur ein Mann bin.« »Es geht dir also nur um den Sex?« »Habe ich dich jemals daran zweifeln lassen?« »Ich meine auch eher, weil ich nicht das Gefühl habe, dass es dir wirklich Spaß macht. Du bist mein Freund. Ich will nicht, dass du dich zu irgendwas gedrängt fühlst. Der Sex sollte unserer Freundschaft nicht im Weg stehen. Ich gebe lieber das auf als deine Hilfe. Die werde ich nämlich in nächster Zeit wohl öfter brauchen.« Ich versuchte, ihn anzulächeln, auch wenn es mir nicht ganz gelang. Zuzugeben, dass ich seine Unterstützung brauchen würde, war nicht leicht. Während ich sprach, hatte Mat sich verschluckt und wischte sich erstmal den Kaffee vom Kinn. Dann musterte er mich intensiv. »Du hast eine komische Definition von Freundschaft.« »Findest du?« Ich erwiderte den Blick. »Du hast mir geholfen und mir einen Arschtritt verpasst, als ich ihn brauchte. Ich denke, das ist das, was Freunde für einander tun.« Nachdenklich nickte er. »Ja, vermutlich hast du recht. Damit sind wir wohl quitt.« »Ich glaub nicht, dass das so funktioniert. Sollte das bei Freundschaft nicht egal sein?« Grinsend zuckte er die Schultern. »Keine Ahnung. Ich hatte nie viele Freunde. Und bei denen, die ich habe, war das nie eine Frage.« »Gut, dann haben wir das geklärt: Du bist und warst mir nie etwas schuldig.« »Ist gut«, erwiderte er wenig überzeugt. Offenbar brauchte er noch eine Weile, bis er sich an den Gedanken gewöhnt hatte. Ich fand es auch etwas komisch. Nie hatte ich über ihn als Freund gedacht, doch im Grunde kam er dem sehr nahe. Er war da, wenn ich ihn brauchte, und auch ich würde mich unwohl fühlen, ihn im Stich zu lassen. Also war es wohl eine ungewöhnliche Freundschaft, aber dennoch nicht weniger wert. »Wie steht es bei dir mit Frühstück? Oder hast du schon meinen Kühlschrank geplündert?« Er stand auf und suchte sich etwas zum Anziehen aus dem Schrank. Das Angebot würde ich sicher nicht ausschlagen. Das klang immerhin ganz nach einem Friedensangebot. Außerdem war er am Herd nicht ganz untalentiert. »Ich bin dabei. Soll ich dir helfen?« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)