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Amigo del alma

Boston Boys 5
von

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¡Dame una oportunidad!

Ich hatte bereits den Schlüssel zu Mats Wohnung in der Hand, doch dann entschloss ich mich, lieber anzuklopfen. Er war mir die ganze Zeit aus dem Weg gegangen, da wollte ich nicht früh am Morgen ohne Ankündigung in seine Wohnung eindringen. So konnte er entscheiden, ob er mich einließ oder nicht.

Jedes Mal, wenn ich in den letzten zweieinhalb Wochen versucht hatte, mit ihm über meine Erkenntnisse zu reden, hatte er mich nicht zu Wort kommen lassen und mich abgewürgt. Angeblich wollte er nicht wissen, was ich ihm zu sagen hatte, doch das glaubte ich nicht. Er hatte mich dazu gedrängt darüber nachzudenken, ich konnte mir nicht vorstellen, dass er nun auf einmal nichts mehr davon wissen wollte. Vielmehr schien es mir, dass er Angst davor hatte, auch wenn ich nicht verstand weshalb. Es war allein meine Sache.

Doch diesmal hoffte ich, eine Chance zu bekommen. Er würde sich anhören müssen, was ich ihm zu erzählen hatte. Diesmal konnte er nicht sagen, dass es nichts mit ihm zu tun hätte.

Ich wartete geduldig eine ganze Weile, bevor ich erneut klopfte, immerhin war ich nicht sicher, ob er überhaupt schon wach war. Wenn ich Nachtschicht hatte, brachte er Chico meistens erst am frühen Mittag nach unten. Ob deshalb, weil er selbst noch schlief oder weil er wollte, dass ich selbst in Ruhe schlafen konnte, wusste ich nicht. Da es jedoch meine letzte Nachtschicht war und ich morgen frei hatte, würde ich sowieso vor dem Abend nicht schlafen gehen, um mich wieder in einen angenehmen Rhythmus zu bringen.

Auf das zweite Klingeln reagierte Chico mit einem leisen Bellen, wurde jedoch sofort zur Ruhe gebracht.

Gut, sie waren zumindest da. Es hätte ja immer noch die Möglichkeit bestanden, dass sie unterwegs waren.

Ein drittes Klopfen und endlich bewegte sich etwas in der Wohnung. Es dauerte einen Moment, dann öffnete ein komplett verschlafen dreinblickender Punk mit einem Ruck die Tür. »Was?!«

»Hallo Mat. Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe.«

»Eloy«, knurrte er und rief dann nach Chico. Dieser kam sofort angerannt und begrüßte mich freudig. »Ich hätte ihn dir nachher schon runtergebracht.«

Ich grinste, als ich sah, dass er nicht einmal geschafft hatte, die Jeans richtig zuzuknöpfen. Die Knopfleiste war leicht verschoben. Das war eben der Nachteil, wenn man nackt schlief und sich weigerte, Unterhosen anzuziehen. Warum er das tat, erschloss sich mir einfach nicht. »Ich weiß, danke, dass du auf ihn aufgepasst hast. Ich muss aber dringend mit dir reden und wollte nicht bis nachher warten.«

»Wie oft denn noch: Deine alberne Selbsterkenntnisscheiße interessiert mich nicht! Es ist mir egal, was du tust.«

Da er schon die Tür zuschob, stellte ich den Fuß dazwischen. »Es geht nicht um mich. Lass mich rein, ich hab keine Lust, das mit dir auf dem Flur zu besprechen.«

Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als er mir direkt in die Augen sah. Wie so oft hatte ich das Gefühl, seine hellblauen Augen könnten sich in meine Seele bohren. Auch wenn es natürlich albern war, es wirkte jedes Mal wieder so, als könnte er dadurch die Wahrheit herausfinden. Zumindest war ich mir sicher, dass das Ziel der Aktion war. Daher schaute ich auch entsprechend offen zurück. Es war keine Lüge, ich musste etwas Wichtiges mit ihm besprechen.

Letztendlich seufzte er und trat einen Schritt zurück. »Dann komm rein. Muss ja sehr wichtig sein, wenn du mich dafür weckst.«

Zögernd nickte ich, wobei ich mir einen bösen Blick von ihm einfing. Ich sollte vorsichtiger sein, sonst verriet ich noch zu früh, dass es nicht so dringend war, wie ich tat. Doch ich hatte so schnell wie möglich mit ihm reden wollen, wenn ich schon endlich etwas fand, was ihn dazu brachte, mir zuzuhören. Und vielleicht konnte ich mich dann auch endlich bei ihm bedanken. Ohne den kleinen Stoß seinerseits hätte ich wohl noch ewig gebraucht, bevor ich endlich über meine Gelüste nachdachte.

Im Wohnzimmer setzten wir uns auf die Couch, wobei Chico noch einmal vorsichtshalber checkte, ob ich nichts sagen würde, bevor er neben Mat auf die Couch sprang. Ich sah es nicht gern, doch ich hatte hier leider nichts zu sagen. Wenn ich den Hund jetzt herunterscheuchte, würde das nur wieder Streit geben und die Gelegenheit war vertan.

»Also, was gibt es nun so Dringendes?«, fragte Mat mit schneidendem Unterton.

»Ich hab endlich die Nachricht von der Staatsanwaltschaft bekommen, dass die Ermittlungen gegen Sergeant Klein aufgenommen werden. Was ich zusammentragen konnte, war ausreichend, um den Staatsanwalt davon zu überzeugen, dass an den Anschuldigungen etwas dran ist.« Mit offenem Mund starrte der Punk mich an. »Ich hatte den Antrag schon vor einiger Zeit gestellt, aber durch den Anschlag ist das wohl untergegangen und erst als ich vor ein paar Tagen noch einmal nachgefragt hab, kam das endlich in Gang.«

Es dauerte lange, bis Mat sich rührte und selbst dann stand er einfach nur auf und lief durch das Wohnzimmer, bis er sich nach einer Weile zu fassen schien und in die Küche ging.

Ich hörte die Kaffeemaschine und wartete, bis er mit zwei Tassen zurückkam. Eine davon drückte er mir in die Hand.

Nun sah er schon deutlich ruhiger aus, wenn auch noch immer ungläubig. Unruhig drehte er die Tasse in der Hand. »Tut mir leid. Ich hab dir Unrecht getan ... Ich hab nicht erwartet, dass du wirklich dranbleibst. Danke.« Er hob den Blick, sah mir direkt in die Augen. Überraschenderweise glänzten seine feucht.

Ich lächelte ihn an. »Schon gut. Mach dir aber nicht zu viel Hoffnung. Das ist alles schon ziemlich lange her. Ich weiß nicht, ob er wirklich noch eine Strafe bekommt für das, was er euch angetan hat.«

»Ich weiß. Dennoch danke, dass du dich darum gekümmert hast. Wir werden sehen, was daraus wird.« Langsam normalisierte sich seine Miene wieder. »Wirst du an den Ermittlungen beteiligt sein?«

»Nein. Ich habe mich von vornherein wegen Befangenheit davon ausschließen lassen.«

»Warum?!« Einen Moment hatte ich Angst, er würde die Tasse fallenlassen, doch sie schwankte nur leicht.

Ich sah ihm direkt in die Augen, wollte ihm deutlich machen, dass es mir vollkommen ernst war. »Weil wir miteinander schlafen.«

»Falls du es vergessen hast: Wir schlafen nicht miteinander! Nicht mehr.« Er stellte die Tasse auf den Tisch und stand mit bemüht gefasster Körperhaltung auf. »Danke, dass du dich darum gekümmert hast. Ich würde jetzt gern noch ein wenig schlafen.«

Knurrend knallte ich meine Tasse daneben und sprang auf. Kurz vor der Schlafzimmertür holte ich ihn ein. Während ich meine Arme fest um seine Hüfte legte, drängte ich ihn gegen die Wand. »Verdammt, jetzt hör mir doch endlich mal zu!«

Er wand sich in dem Griff, kam jedoch nicht frei. Nach einem kurzen Versuch gab er es auf und dreht einfach nur den Kopf weg. »Es gibt nichts, wobei ich dir zuhören müsste.«

»Bitte.« Ich lehnte meine Stirn gegen seinen Hinterkopf und streichelte mit den Daumen leicht über seine Haut. Ich wusste, wenn ich es schaffte, ihn zu besänftigen, würde er mir zuhören.

Er rührte sich nicht mehr, schien abzuwarten.

»Ich verspreche, ich werde nie wieder versuchen, einen auf Hetero zu machen. Es war albern. Ich hab versucht, mir etwas vorzumachen. Ich stehe nicht auf Frauen, wir hatten auch keinen Sex. Dafür hätte ich einen hochbekommen müssen. Aber es hat mich zum Nachdenken gebracht. Du hast Recht, ich steh auf Männer. Und vor allem steh ich auf dich. Bitte, gib mir noch eine Chance.«

Ich lockerte den Griff etwas und er nutzte die Gelegenheit, um sich umzudrehen. Aus seinen Augen sprühte noch immer die Wut. »Das ist es also, ja? Darum hast du mir also geholfen. Ist gut, du bekommst deine ›Chance‹.« Er schubste mich zurück und ging fluchend ins Bad.

Einen Moment sah ich ihm nach, dann drehte ich mich zu Chico, der sofort von der Couch sprang und auf seine Decke rannte. Warum war das alles so kompliziert? Ich hatte doch nur die Gelegenheit nutzen wollen, dass er endlich mit mir redete.

 

Als ich die Badtür aufgehen hörte, sprang ich von der Couch und lief ihm entgegen. »Es tut mir leid, so war das ...«

Mat kam vollkommen nackt ins Wohnzimmer und würdigte mich nur eines knappen Blickes, bevor er ins Schlafzimmer verschwand. »Zieh dich aus und komm mit.«

Was?! Ohne mich an seine sonstige Anweisung zu halten, folgte ich ihm. Was zur Hölle hatte er schon wieder vor?

Er hockte auf allen vieren auf dem Bett, die Kehrseite in Richtung der Tür, und sah sich nach mir um, als ich hereinkam. »Gut, von mir aus, dann behältst du die Klamotten eben an. Aber beeil dich.«

Wie erstarrt stand ich da und konnte mich nicht rühren. Was war bei diesem Mann eigentlich kaputt? Erst redete er wegen einer Lappalie wochenlang nicht mit mir, und wenn ich mich entschuldigen wollte, zog er sich einfach aus und bot sich mir auf so plumpe Art und Weise an?

»Was ist? Das ist die einzige Chance, die ich dir geben werde! Entweder nutzt du sie jetzt oder du verschwindest und lässt mich mit dem Mist in Ruhe!«

Er wollte wieder aufstehen, doch ich drückte ihn zurück. Scheiße, wenn das die einzige Sprache war, die er verstand, dann eben so!

Dennoch ließ ich mich nicht hetzen, knöpfte mein Hemd langsam auf und öffnete die Hose.

Ungeduldig wendete er sich wieder zu mir. »Wird’s bald mal was?«

»Halt die Klappe und hilf mir! Von allein passiert da nichts.«

Er rappelte sich auf und half mir aus der Hose, bevor er nach dem Kondom griff und sich vor mich hockte. »Vielleicht solltest du es mal mit Viagra versuchen, wenn du ihn allein nicht mehr hochbekommst.«

Was erwartete er denn bitte? Dass, wenn er sich auszog, ich direkt steif wurde? Ich war doch keine zwanzig mehr! »Wie wäre es, wenn du endlich die Fresse hältst? Vielleicht würde es dann ja besser klappen!«

»Alter Sack!«

»Wichser!«


Nachwort zu diesem Kapitel:
Gib mir eine Chance! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chaos-kao
2020-10-27T21:31:01+00:00 27.10.2020 22:31
Sind die beiden nicht absolut lovey-dovey? :D Oh Mann, da hat sich Eloy schon den kompliziertesten Menschen weit und breit ausgesucht. Ich bin gespannt was alles passieren muss, bis aus den beiden wirklich ein Paar wird - und ob es je so weit kommen wird.


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