Amigo del alma von Vampyrsoul (Boston Boys 5) ================================================================================ Kapitel 17: Remordimiento ------------------------- Unruhig warf ich mich im Bett hin und her, zog mir die Decke über den Kopf, nur um sie ein paar Minuten später wieder herunterzuziehen. Im Wohnzimmer schüttelte sich Chico und stand einen Moment später im Türrahmen. Von dort aus beobachtete er mich kurz, bevor er hereinkam und sich direkt neben das Bett stellte. Die Schnauze legte er auf die Matratze. Ich schob sie mit der Hand weg. An den meisten Tagen hätte ich es toleriert, doch heute wollte ich nur noch allein sein. Ich war wütend. Nicht auf ihn, sondern auf mich und es tat mir auch leid, dass er darunter leiden musste, aber er war auch nicht ganz unschuldig an meiner Situation. Ich erhob mich und warf einen Blick auf den Wecker. Es war gerade mal zwei Uhr. Konnte die Nacht nicht endlich ein Ende finden? Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen und fuhr mir mit den Händen durchs Gesicht, bevor ich mich doch entschied, noch eine Weile fernzusehen. Nachdem ich mich aus dem Bett bequemt und mir etwas übergezogen hatte, stolperte ich im Dunkeln ins Wohnzimmer, schaltete die Glotze an und wanderte weiter in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Dort schlug mir der Geruch von kaltem Zigarettenrauch entgegen. Verärgert riss ich das Fenster auf. Warum hatte ich ihm bloß erlaubt, in meiner Küche zu rauchen? Das setzte sich überall fest und war nicht fortzubekommen. Mit dem Wasser setzte ich mich auf die Couch. Trotz der schlechten Behandlung von vorher kam Chico zu mir und wollte gekrault werden. Das rang mir automatisch ein Grinsen ab. Er hing eben doch sehr an mir. Das war beruhigend. Ich musste mir keine Sorgen machen, dass der Punk mir seine Liebe streitig machte. Mat ... Es war erschreckend, wie viel mich sogar in meiner eigenen Wohnung an den Punk erinnerte. Dabei wollte ich doch gar nicht an ihn denken. Er war immerhin schuld, dass es mir so schlecht ging. Plötzlich fühlte sich mein Bett so leer an und es fehlte etwas. Daran war allein er schuld. Als ich vom Date nach Hause gekommen war, hatte er in meiner Küche gestanden, Kaffee getrunken und geraucht. Sein Blick war nur kurz auf mich gefallen, während ich die Essensreste im Kühlschrank verstaute. Überrascht fragte ich ihn, was er dort tat. Er reagierte gar nicht auf mich, ging nur an mir vorbei und rümpfte dabei die Nase. Alles, was er sagte, war: »Du stinkst nach Sex!« Danach war er aus meiner Wohnung verschwunden. Plötzlich hatte ich wieder das Gefühl, dass seine Aussage der Wahrheit entsprach und ihr Geruch noch immer in meinem Bart hing. Ich ging ins Bad, um ihn zum vierten Mal an diesem Abend zu shampoonieren und auszuspülen. Während ich mich abtrocknete, zwang ich mich, mir selbst im Spiegel in die Augen zu sehen. Das war gar nicht so einfach. Ich schämte mich vor mir selbst, vor den Lügen, die ich an diesem Abend erzählt hatte; der Frau und dem Punk. Dass ich nach ihr roch – und der Punk daher davon ausging, ich hätte mit ihr geschlafen – hieß nicht, dass es der Wahrheit entsprach. Zumindest nicht vollständig. Wir hatten es zumindest versucht. Doch wie so oft ließ mich meine Libido im Stich. Schon ganz zu Anfang mit Maria war das der Fall gewesen und wir kannten es auch gar nicht anders, dachten, das wäre normal, dass es eben manchmal länger dauerte, bis ich hart war. Während meiner Zeit bei der Army lernte ich dann, dass es nicht an mir lag. Danach war es nie wieder ein Problem gewesen, ich wusste, wie ich notfalls nachhelfen musste. Doch heute Abend hatte ich das nicht gewollt. Ich war mit ihr ausgegangen, um mir selbst etwas zu beweisen, die Sache mit dem Punk aus dem Kopf zu bekommen. An genau das zu denken, um meine Libido in Gang zu bekommen, hätte das Unterfangen ad absurdum geführt. Stattdessen hatte ich ihr ein paar schöne Minuten beschert und mich dann unter einem Vorwand aus dem Staub gemacht. Gut ging es mir damit jedoch nicht. Frustriert schlug ich gegen den Spiegel, der sofort an der Stelle splitterte. Ich warf noch einen letzten Blick in mein zerfurchtes Gesicht, dann verließ ich das Bad wieder. Als ich an der Haustür vorbei kam, blieb ich stehen. Ich musste nur ein Stockwerk nach oben gehen. Ihm gefiel es doch genauso wie mir, nicht allein zu sein. Er würde mich schon nicht rausschmeißen. So sehr konnte er mich gar nicht verachten. Wofür auch? Dass ich das moralisch Richtige tat und mir wieder eine Frau suchte? Ich hatte schon nach dem Schlüssel gegriffen, meine zweite Hand war auf halbem Wege zur Türklinke, da ließ ich ihn wieder fallen. Sein Blick hatte deutlich gemacht, was er von mir hielt: Er verachtete mich für das, was ich getan hatte. Genau wie ich mich selbst. Ich konnte es ihm nicht übelnehmen. Ohne wirklich einen Blick auf den Fernseher geworfen zu haben, schaltete ich ihn wieder aus und ging ins Bett. Ich kam nicht mehr weiter. Auf diese Art ging es weder vor noch zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)