Amigo del alma von Vampyrsoul (Boston Boys 5) ================================================================================ Kapitel 15: Soledad ------------------- Mit einem Handtuch um die Hüfte und einem in der Hand, mit dem ich mir die Haare trocken rubbelte, kam ich aus dem Bad. Bevor ich zur Arbeit fuhr, brauchte ich noch ganz dringend einen Kaffee. Die Nacht war viel zu kurz gewesen. Überrascht stolperte ich fast rückwärts wieder aus dem Wohnzimmer. Der Punk saß auf meiner Couch und goss sich Kaffee in eine Tasse. Wie von Geisterhand hatte sich der Tisch gedeckt. Wie hatte er das gemacht? Er war doch mit mir aufgestanden und direkt nach oben gegangen. So lange hatte ich doch nicht geduscht. »Ich dachte, du magst vielleicht noch was essen, bevor du fährst.« Er deutete auf den Tisch, wobei sich seine Augen, wie schon beim Aufwachen, an meiner Brust festsaugten. Ich war nicht sicher, ob die Narbe ihn faszinierte oder anwiderte. Wenig begeistert setzte ich mich. Was wollte er denn? Hoffentlich nicht über die Nacht sprechen. Da gab es nichts zu reden. Wir hatten einen schrecklichen Tag gehabt und beide die Nähe eines anderen Menschen gesucht. Daran war nichts Verwerfliches oder Ungewöhnliches. Doch er sagte gar nichts und schnappte sich etwas von dem Rührei. Verwundert registrierte ich auch den Speck. Er hatte sich wirklich an den Herd gestellt, während ich duschen war? Das machte die Stille zwischen uns noch unangenehmer. Ich schluckte und griff mir ein Toast. Ich musste etwas sagen. »Danke dir fürs Essen. Das war wirklich nicht nötig. Wegen heute Nacht ...« »Lass es«, schnitt er mir das Wort ab. Erneut huschten seine Augen kurz über meine Brust. »Es war nichts. Ich hatte keine Lust, nach oben zu gehen, das war alles. Es gibt nichts, worüber wir reden müssten.« Erleichtert nickte ich. Jedoch blieb das dumpfe Gefühl, dass es doch etwas gab, worüber wir hätten reden sollen. Das war etwas Anderes gewesen, als alles, was bisher zwischen uns passiert war. Vor allem, wenn man bedachte, wie das letzte Mal ausgegangen war. Trotzdem schwieg ich. Ich wollte nicht darüber reden oder nachdenken. Schnell griff ich mir die Kaffeekanne und goss mir ebenfalls etwas ein.   Während des Essens schwiegen wir und ich musste feststellen, dass es gar nicht so schlecht war. Aus Ermangelung eines anderen Themas teilte ich ihm das letztendlich auch mit. »Danke. Komm nach der Schicht zu mir hoch«, antwortete er darauf und stand auf. »Was? Schon wieder? Wir haben doch gerade ...« »Nicht dafür«, schnitt er mir das Wort ab. »Du wirst vermutlich wieder den ganzen Tag arbeiten, oder? Ich koch heute Abend, dann kannst du dir etwas holen. Ich leg dir meinen Schlüssel auf die Kommode.« »Danke?«, erwiderte ich überrascht. Ich hatte eher damit gerechnet, dass er schon wieder ... »Und ich will von dir kein Wort mehr über letzte Nacht oder heute Morgen hören! Dass wir Sex in deinem Bett hatten, hat überhaupt nichts zu bedeuten. Du warst einfach da. Nicht mehr, nicht weniger.« Ich nickte und sah ihm dann nach, wie er meine Wohnung verließ. Geschafft schlug ich die Hände vor dem Gesicht zusammen. Er hatte recht, das war nichts, worüber wir reden mussten. Wir hatten noch halb geschlafen und brauchten etwas Nähe. Es war nichts anderes gewesen, als hätten wir es auf seinem oder meinem Sofa getrieben. Maria hatte mich und Jenaro immerhin auch in unserem Ehebett erwischt. Ich trank meinen Kaffee aus und zog mich an. Die Arbeit rief, ich hatte keine Zeit, mich mit solchen Nichtigkeiten aufzuhalten.   Der Punk seufzte genüsslich und drückte sich dichter an mich. Er schien sich meine Aussage mit der Gummipuppe wirklich zu Herzen genommen zu haben. Schon am Vortag hatte er deutlich gezeigt, dass es ihn doch nicht so kalt ließ, wie er mich bisher hatte glauben lassen. Da ich ihn jedoch noch immer nicht anfassen durfte, schlang ich meinen Arm fester um ihn. Diesmal war ich in seinem Bett gelandet. Ich war am Vorabend erst nach Mitternacht nach Hause gekommen und wollte eigentlich nur Chico holen, um die Nacht nicht allein in der Wohnung sein zu müssen, doch Mat wachte auf, als ich zur Tür hereinkam. Ohne auf meine Widerworte zu achten, wärmte er das Abendessen in der Mikrowelle auf. Im Halbschlaf, hustend und nur mit einer Jogginghose bekleidet saß er neben mir auf der Couch und wartete schweigend, bis ich das undefinierbare Reisgericht, das mich etwas an ›arroz con pollo‹ erinnerte, aufgegessen hatte. Die einzigen Worte, die er sprach, war die Frage, wann ich am nächsten Tag auf Arbeit sein musste. Normalweise hasste ich ja Nachtschichten, aber die Hoffnung darauf, nach zwei Achtzehnstundenschichten hintereinander, die auch noch auf meine eigentlich freien Tage fielen, mal wieder ausschlafen zu können, stimmte mich froh. Kaum hatte ich die Frage beantwortet, zog er mich an der Hand von der Couch und in sein Schlafzimmer. Sein Griff war nicht fest, aber bestimmt. Hätte ich nicht mit ihm gehen wollen, wäre es nicht schwer gewesen, ihm meine Hand zu entziehen. Die Tür lehnte er an, ließ mich los und zog sich wortlos aus. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, ging er ins Bett, drehte mir den Rücken zu und zog sich die Decke wieder über den Kopf. Einen Moment stand ich daneben, dann rang ich mich dazu durch, der stummen Aufforderung nachzukommen. Diesmal war er es, der die Hand nach mir ausstreckte. Dass wir nun schon wieder Sex hatten, lag lediglich daran, dass er mich darum gebeten hatte. Er hatte nach meiner Hand gegriffen, mich an sich gezogen und mir zugeflüstert, dass er ficken wollte. Über die Wortwahl konnte man streiten, über das Angebot jedoch nicht. Ich wusste nicht genau, warum ich bereits den zweiten Tag mit ihm schlief, aber ich hatte das Gefühl, diese körperliche Nähe zu brauchen. Und er gab sie mir, ohne unnötige Fragen zu stellen. Hätte es jemand Anderen gegeben, der das für mich getan hätte, wäre das sicher meine erste Wahl gewesen. Jeder war besser als dieser Punk. Chico, der an unserem Fußende lag, stellte die Ohren auf. Ich nahm es nur aus den Augenwinkeln wahr und wollte ihn gerade des Bettes verweisen, damit er nicht meinte, es wäre Zeit zu kuscheln, da hörte ich ebenfalls ein Geräusch. Jemand war an der Haustür. »Hat noch jemand deinen Wohnungsschlüssel?«, flüsterte ich und zog schnell die Decke über uns. »Das ist mein Bruder.« Watkins bedeutete mir, leise zu sein. Was vielleicht leichter gewesen wäre, hätte er seinen Arsch nicht noch fester gegen mich gedrückt. Der Bruder rief ein paar Mal seinen Namen, bevor er ins Schlafzimmer stürmte. In der Tür blieb er stehen und starrte uns an. In seinem Gesicht arbeitete es, innerhalb von Sekunden spiegelte sich eine ganze Palette an Gefühlen darin. Zwischen Entsetzen und Ärger blieb sie letztendlich stehen. »Nimm deine Drecksgriffel von Mat!« »Ich fass ihn gar nicht an.« Ich hob die Hände unter der Decke hervor. Dass sich der Ärger im Gesicht des Bruders verstärkte, war Genugtuung genug. Er hatte mir gar nichts zu sagen! Drohend kam er auf mich zu. Chico sprang knurrend auf und stellte sich schützend vor uns. »Ruf deinen Mistköter weg!« »Chico, acuéstate!« Auch wenn Watkins es nicht ganz richtig aussprach, hörte mein Hund sofort und legte sich hin. Dennoch blieb er zwischen uns und dem Bruder und behielt die Ohren aufgestellt. Der Punk richtete sich etwas auf. »Peter, was willst du hier? Ich hab dich nicht gebeten, herzukommen.« »Du hast dich nicht mehr gemeldet. Du hast mir geschrieben, dass du verletzt bist, und dann hast du nicht mehr geantwortet. Ich wollte sichergehen, dass es dir gutgeht. Aber scheinbar lässt du dich ja lieber von dem Bullenschwein ficken, statt mir mal zu schreiben. Dass ich zu Hause sitze und mir Gedanken mache, ob du in Lebensgefahr schwebst, ist dir ja egal.« »Ich hab dir gesagt, dass ich nur leicht verletzt bin, und muss mich um die Jungs kümmern. Ich hatte keine Zeit für dich.« »Ach, bezahlt dich der Wichser wenigstens?« Sobald der Bruder einen Schritt auf uns zumachte, sprang Chico wieder auf. »Peter, raus! Das muss ich mir auch von dir nicht bieten lassen. Verschwinde!« Watkins strich Chico über den Kopf, der sich daraufhin wieder hinlegte. »Wie du schon richtig festgestellt hast, ficken wir gerade. Und damit würden wir gern ohne Zuschauer weitermachen.« Der Bruder schnappte ein paar Mal nach Luft, dann machte er zwei Schritte rückwärts und schlug die Tür zu. »Viel Spaß und lasst den Köter da raus.« »Werden wir haben«, rief der Punk ihm hinterher und scheuchte Chico mit einer Handbewegung vom Bett. Dann sah er fragend über die Schulter. »Alles okay?« »Glaubst du wirklich, ich lass mich von deinem Bruder einschüchtern?« Der Typ war absolut daneben, aber das war noch lange kein Grund, Angst vor ihm zu bekommen. »Nein, aber du ziehst den Schwanz ein.« Verschmitzt grinste Watkins und drückte mir seinen Hintern entgegen. Mit einem leisen Grollen packte ich ihn an den Schultern und drückte ihn bäuchlings aufs Bett. »Ich zeig dir jetzt gleich mal, wer hier den Schwanz einzieht!« Irgendetwas murmelte er noch, doch das ging in einem Stöhnen unter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)