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Amigo del alma

Boston Boys 5
von

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Conflicto de vecinos

Ich schmiss die Tür meines Wagens zu und stolperte auf den Hauseingang zu. Der letzte Kaffee hatte keine Wirkung gezeigt und ich konnte wahrlich froh sein, heil nach Hause gekommen zu sein. So übermüdet wie ich war, hätte ich eigentlich nicht mehr fahren dürfen. Im Büro konnte ich aber auch nicht schlafen, da Chico auf mich wartete.

Die Schicht war ätzend gewesen. In Mattapan hatte es eine Schießerei mit zwei Toten gegeben, was für uns alle Überstunden bedeutete. So ging es nun schon das ganze Wochenende. Ich hatte jeden Tag mindestens vierzehn Stunden gearbeitet. Dabei hätte ich eigentlich frei gehabt, musste aber für kranke Kollegen einspringen. Es war ein Wunder, dass Chico mich überhaupt noch beachtete.

Ich wusste, dass ich übertrieb, aber ich war einfach nur noch müde und wollte ins Bett. Erneut würde Chico unter der Arbeit leiden, indem ich nur kurz mit ihm vor die Tür ging. Es tat mir wirklich leid, aber das war genau das, was ich bereits befürchtet hatte und weshalb ich ihn nicht zu mir holen wollte. Ich hatte in meinem Job einfach nicht genug Zeit. Mit Maria ließ sich das gut aufteilen, da sie die Spaziergänge übernahm, wenn ich nicht konnte, aber nun war ich allein dafür verantwortlich. Niemand konnte ihn füttern oder ausführen, wenn ich nicht zu Hause war.

Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit nahm ich den Aufzug. Schon dort merkte ich, dass mir die Augen zufielen. Gähnend ging ich auf meine Wohnungstür zu und schloss sie auf, als etwas durch mein Blickfeld flatterte.

Ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es ein Zettel war, der auf meine Türmatte gesegelt war. Ich hob ihn auf und ging in den Flur, damit Chico nicht an mir vorbei in den Hausflur rannte.

Ich kam gar nicht dazu, den Zettel zu lesen, denn mein Hund forderte sofort seine Portion Aufmerksamkeit. Mit den Gedanken bereits in meinem Bett streichelte ich ihn, bis er sich wieder beruhigt hatte. Danach machte ich mich mit ihm auf den Weg. Nur kurz vor die Tür und dann wieder zurück.

 

Als ich wieder in den Flur kam, fiel mein Blick erneut auf den Zettel. Am besten las ich ihn gleich, nicht, dass vielleicht das Wasser abgestellt wurde. Es gab nichts Unangenehmeres, als morgens ohne Wasser auskommen zu müssen.

»Wenn ihr Hund noch einmal den ganzen Tag pellt, informiere ich die Hausferwaltung und den Tierschuz! Mat Watkins« [sic]

Eine Weile starrte ich auf die kaum leserliche Schrift, hoffte einfach, dass ich das nur durch die Müdigkeit falsch las. Das war doch nicht möglich! Er konnte nicht ins Haus kommen! Ich musste mich verlesen haben.

Dennoch lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Ich musste wissen, was es mit der Nachricht auf sich hatte. Ich würde einfach runter zu den Briefkästen gehen, mir die Namen der Nachbarn anschauen und dann zu dem Verantwortlichen gehen, um mich höflich zu entschuldigen.

Gesagt getan. Ich stieg zurück in den Fahrstuhl und fuhr mit klopfendem Herzen nach unten. Die Nachricht hatte mich wieder wach gemacht. Und wütend! Allein die Implikation, die dahinter stand, den Tierschutz zu informieren, war unerhört.

Unten angekommen, ging ich von unten angefangen alle Namen auf den Briefkästen durch. Im zweiten Stock gab es einen Walthers. War das vielleicht gemeint? Die Schrift war aber auch schlecht zu lesen.

Dann fiel mein Blick auf den obersten Stock. Dort stand tatsächlich Watkins!

Ich krampfte die Hand um den Zettel und stürmte die Treppe nach oben. Der würde was erleben!

 

Wütend schlug ich gegen die Tür. Dieser Wichser sollte endlich öffnen! Was fiel dem eigentlich ein? Es wurde Zeit, ihm mal gewaltig in den Arsch zu treten.

Es dauerte etwas, bis die Tür einen Spalt geöffnet wurde und mir der Geruch von kaltem, abgestandenen Rauch entgegenschlug. Innerhalb weniger Sekunden änderte sich der Gesichtsausdruck des Punks von verwundert, über erschrocken zu wütend. Er öffnete die Tür nicht weiter, sondern blaffte mich an. »Was willst du?!«

Ich stieß gegen die Tür, damit sie sich weiter öffnete. Durch den Ruck taumelte er zurück und ließ sie los. Ich trat in den Flur, drückte ihm den Zettel gegen die Brust und brüllte: »Was soll die Scheiße?!«

»Du bist der Wichser, der seinen Köter den ganzen Tag allein lässt!«, schlussfolgerte er. Er entriss mir den Zettel und hielt ihn mir direkt vors Gesicht. »Das Vieh bellt seit drei Tagen jeden Tag das ganze Haus zusammen. Kümmer dir darum, sonst hol ich den Tierschutz!«

Ich packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. »Hör mal zu, du Psycho: Wenn du ein Problem mit mir hast, dann klären wir das hier und jetzt! Aber lass es nicht an meinem Hund aus!«

Er keuchte auf, als Rücken und Kopf gegen die Wand schlugen, und hustete, bevor er die Worte wiederfand. Völlig unbeeindruckt spuckte er mir entgegen: »Und ob ich ein Problem mit dir habe! Du bist ein scheiß Bulle, ein perverser Kinderficker und obendrauf auch noch ein widerlicher Tierquäler!«

Der provokante Ausdruck in seinem Gesicht ließ mich völlig aus der Haut fahren. Meine Faust fuhr direkt neben seinem Kopf in die Wand. »Das perverse Schwein bist ja wohl du! Schickst kleine Kinder auf den Strich! Es wollen wohl nicht genug an dein ausgeleiertes Arschloch, damit es reicht. Da musst du auch noch Kinder ausnehmen.«

Wütend er funkelte er mich an. Etwas lag in seinem Blick, das vorher nicht dortgewesen war, doch er fuhr fort wie bisher, lachte dreckig und kümmerte sich nicht um die Faust, die noch immer dicht neben seinem Ohr in der Wand steckte. »Was denn, bist du etwa wütend, weil du mich letztens nicht ficken konntest? Wie weit bist du denn noch gefahren, hm? Bist du so geil auf mich, dass du mich verfolgen musst?«

Erst als meine Hand gegen sein Kinn prallte und Blut aus seiner Lippe sickerte, wurde mir bewusst, was ich getan hatte. Erschrocken ließ ich ihn los und taumelte ein paar Schritte nach hinten.

Er wischte mit der Hand über die Wunde und sah kurz darauf.

Dann waren seine Augen wieder auf mich gerichtet. Es machte mich wütend, dass er noch immer so ruhig klang. »Verträgst du die Wahrheit nicht? Musst du deshalb deine Macht demonstrieren? Verschwinde, sonst rufe ich deine Kollegen! Dann will ich sehen, wie du ihnen das hier erklärst.«

Einen Moment konnte ich nur auf das Blut starren, dass aus der Lippe sickerte, dann schüttelte ich den Schreck ab und ging rückwärts aus der Tür.

Er folgte auf dem Fuß und sobald ich aus dem Türrahmen war, schlug er die Tür zu. Dabei rief er noch: »Die Reparatur der Wand bezahlst du. Und mit dem Hund lasse ich dir eine Woche Zeit, das zu regeln!«

Noch völlig desorientiert stand ich vor der geschlossenen Tür. Was war da gerade passiert? Ich hatte komplett die Kontrolle verloren! Das war sonst überhaupt nicht meine Art. Ich war nicht aggressiv, ich schlug nur zu, wenn es unbedingt sein musste. Aber er ... Seine ganze Art war für mich eine einzige Provokation.

Ich nahm die Treppen nach unten. Vor meiner eigenen Tür stellte ich fest, dass ich vor Aufregung vergessen hatte, sie zu schließen. Zum Glück stand Chico noch darin und sah sich neugierig um. Freundlich sprach ich mit ihm und führte ihn in die Wohnung zurück.

Ich sparte mir den Abstecher ins Bad und ging direkt ins Bett. Der Rest der Welt konnte mich für heute mal kreuzweise.

 

Noch eine ganze Weile lag ich wach und starrte an die Decke. Wann war ich das letzte Mal so wütend geworden? Das musste irgendwann in meiner Teenagerzeit gewesen sein. Spätestens in der Army hatte ich gelernt, mich zu beherrschen.

Mittlerweile war die Wut verraucht, dennoch ging mir das Ganze nicht aus dem Kopf. Es war für mich gefährlich, so die Kontrolle zu verlieren. Das gefährdete nicht nur meinen Job, sondern auch das Leben meiner Kollegen und anderer Menschen.

Offenbar hatte ich mich in die ganze Sache mit dem Punk viel zu sehr hineingesteigert. Auch wenn es mir überhaupt nicht passte, ich musste mich bei ihm entschuldigen und es dann ruhen lassen. Jemand anderes würde sich darum kümmern müssen. Es war ärgerlich, aber auf diese Art kam ich nicht weiter. Ich ließ mich emotional zu sehr reinziehen.

Noch schlimmer war jedoch, dass er Recht hatte: Wenn Chico tatsächlich jeden Tag bellte, dann musste ich etwas dagegen unternehmen. Unschönerweise glaubte ich ihm in der Hinsicht sogar. Er wirkte für einen Moment viel zu erschrocken, mich vor seiner Tür zu sehen, um mich absichtlich beleidigt zu haben.

Erschöpft fuhr ich mir mit der Hand über Bart und Gesicht. Wie sollte ich denn verhindern, dass Chico bellte? Ich war mir sicher, dass er lediglich Aufmerksamkeit wollte, immerhin hatte er in den vier Tagen, die ich mit ihm zu Hause verbrachte hatte, nicht ein einziges Mal gebellt, selbst wenn jemand im Treppenhaus war. Doch ich konnte meinen Job nicht für ihn aufgeben. Hieß das, dass ich ihn abgeben musste?

Traurig streckte ich die Hand über den Bettrand und streichelte über sein Köpfchen.

Das war für mich der schlimmste Albtraum. Ich wollte ihn nicht an jemand Fremden geben. Es war egal, dass ich ihn ursprünglich nicht hatte haben wollen und ihn nur auf Marias Drängen angeschafft hatte, er war ein Teil meiner Familie. Ich musste eine Lösung finden.

Es war beruhigend zu wissen, dass mir der Punk ein paar Tage Zeit gab, das zu klären. Da ich Frühschicht hatte, minimierte das hoffentlich den Ärger der Nachbarn, die ebenfalls auf Arbeit waren. Mit etwas Glück trafen wir uns morgen wieder mit Peppers Herrchen. Vielleicht hatte er eine Idee, wie sich das lösen ließ.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nachbarschaftsstreit Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  chaos-kao
2020-07-29T21:29:58+00:00 29.07.2020 23:29
Das ist doch mal ein unerwarteter Nachbar. Die Welt ist wirklich klein :D Ich hoffe aber auch Chico zuliebe, dass Eloy eine Lösung findet. Hab selber einen Hund und wenn wir nicht vorab gewusst hätten, dass der mit meinem Mann zur Arbeit gehen kann, hätten wir uns keinen angeschafft. Einen ähnlichen Gedankengang hatte Eloy ja auch. Jetzt hat er Chico jedoch trotzdem da und muss definitiv eine Lösung finden, denn wenn der Hund dauernd so lange alleine ist und scheinbar deshalb auch gestresst ist, sonst würde er nicht bellen, muss er wohl kreativ werden. Ich bin gespannt ob er es wirklich schafft sich bei Mat zu entschuldigen und wie seine Lösung für Chico aussehen wird!

Und was das Löschen von Kommentaren geht: Ich weiß, dass das geht. Am Handy wollte es den Button jedoch nicht anzeigen, weshalb ich es in dem Moment nicht löschen konnte ...
Antwort von:  Vampyrsoul
03.08.2020 14:28
Japp, Eloy hat alle Akten von Mat durchwühlt, an die er rankam, aber sich nie die Mühe gemacht, herauszufinden, wo er wohnt. Jetzt muss er damit klarkommen, dass sein Erzfeind über ihm wohnt *gnihihi*

Ah, okay. Ich war mir nicht sicher, ob du das weißt. Ich trau mich aber auch nicht, den zu löschen, weil ich nicht weiß, ob dann auch dein anderer Kommentar (also die Antwort) weg ist ^^'
Von:  stoni
2020-07-29T00:16:26+00:00 29.07.2020 02:16
Ja Eloy ich finde auch du solltes dich bei Mat Entschuldigen und da du deinen Chico ja nicht bei Fremden lassen möchtes was ich völligvrstehe kannst du den Punk ja mal fragen ob er auf ihn aufpasst denn den kennst du jetzt ja schon und somit schlagst du gleich zwei Fliegen mit einer klappe 😂😂
Antwort von:  Vampyrsoul
03.08.2020 14:25
Also eine Entschuldigung ist ja wohl das Allermindeste! Aber Mat seinen Hund überlassen? Auf keinen Fall freiwillig. Dafür ist Eloy viel zu sehr von ihm genervt.


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