Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [16.09.2011 – SI04 – Planung] ----------------------------- Das Café Manhatten lag an einer Straßenecke, nicht weit vom Hafen entfernt. Es war ein relativ billiges Lokal, doch ihr Budget war groß, aber letzten Endes doch nicht unendlich. Entsprechend erschien es ihr eine gute Alternative, zumal sie hier zumindest reine Fleischgerichte bekommen konnte. Zu ihrer Überraschung bemerkte sie die Möwe, die in dem Baum auf der Terrasse des kleinen Ladens saß, ziemlich direkt. Sicher, sie waren in der Nähe des Hafens, doch war es selten, dass die Tiere sich so hier niederließen – allein, da sie meistens fortgetrieben wurden. Tat man es nicht, würde man die Tiere nur dazu dressieren direkt auf den Tischen auf das Essen zu warten. Diese Möwe schien jedoch kaum jemand zu beachten und auch sie sah zwar interessiert, aber nicht mit der üblichen Gier auf das Essen hinab. Das musste Trixie sein. Der Möwengeist Siobhans. Pakhet verkniff sich eine Bemerkung. Sie war einzig überrascht, dass Siobhan bereits da war. Lebte sie hier in der Nähe? Trotz Verkehr hatten sie sicher nicht mehr als zwölf Minuten von der Firma hierher gebraucht. Doch tatsächlich. Da saß die indisch wirkende Frau mit der seltsamen Muschel-Feder-Kette auf einem der auf der Terrasse zu findenden Tische. Dem einzigen, an dem noch Plätze frei waren. Sie hob die Hand, als sie sie erkannte und so setzten sich Pakhet und Smith zu ihr. Siobhan strahlte sie an. „Ah, da seid ihr ja schon.“ Wieder musste sich Pakhet die Bemerkung verkneifen. „Dein Möwengeist hat keine Probleme zuzusehen?“ „Wenn ich ihr dafür später Fisch am Hafen kaufe, nicht“, erwiderte Siobhan. Sie lächelte, nickte dann Smith zu. Pakhet zuckte mit den Schultern, wandte sich der Karte zu, auch wenn sie zumindest grob wusste, was sie essen wollte. Salat. Fleisch. Ihr übliches Abendessen. Sie konnte nicht so weitermachen, wie während der Vorbereitung auf den Raid. „Was wollt ihr essen?“, fragte Siobhan nach kurzer Zeit. „Ich denke ich nehme einen Burger“, erwiderte Smith und sah sich nach dem Kellner um. Pakhet antwortete nichts. Sie war sich nicht sicher, was sie von der Situation halten sollte. Bis Heidenstein daher gekommen war, hatte sie es gemieden, überhaupt mit Kollegen essen zu gehen, sofern es nicht Teil eines Jobs war. Sie hatte ab und an mit Smith Kaffee getrunken, aber das war alles. Fraglos, Siobhan war keine Kollegin, doch noch immer … Sie war sich nicht sicher, was sie von ihr halten sollte. Smalltalk war ohnehin nicht ihr Gebiet. Entsprechend war sie recht froh, dass bald eine Kellnerin zu ihnen hinüberkam, sie bestellen ließ. Dabei entging ihr nicht der misstrauische Blick, den sie ihr zuwarf. Hatte sie das Holster unter der Jacke bemerkt oder fand sie die Lederjacke an sich seltsam? Pakhet sagte nichts und auch die Kellnerin behielt etwaige Gedanken für sich. Erst als sie gegangen war, lehnte Siobhan sich vor. Sie lächelte auf eine freundliche, sehr gewinnende Art, die wahrscheinlich nicht zuletzt Murphy zugesagt hätte. „Ich wollte fragen, ob du weitere Informationen hast. Irgendetwas, womit man dir helfen kann?“ Pakhet zögerte für einen Moment. Direkte Konfrontation war vielleicht die beste Methode. „Warum willst du das wissen?“ „Weil ich die ganze Geschichte sehr seltsam finde“, erwiderte Siobhan. „Und weil ich durchaus etwas dagegen habe, wenn Magier …“ Sie ließ den Satz auslaufen. Wahrscheinlich war es nicht der beste Ort, um diese Gespräche zu führen. Pakhet lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und musterte die andere Frau, die ihr in jeder Hinsicht unähnlich war. „Ich habe aktuell kein Geld, um dich dafür zu bezahlen.“ „Das ist nicht schlimm“, erwiderte Siobhan. „Ich habe anderes Einkommen.“ Es war vielleicht paranoid, doch so wirklich konnte Pakhet daran nicht glauben. Leute wollten immer einen Preis, jedenfalls wenn sie dauerhaft halfen. Es sei denn natürlich, sie hatte andere Motive. Sie war nicht hinter ihr her, oder? Doch Smith schien ihr zu vertrauen und Smith hatte – anders als Michael, sowohl Menschenkenntnis, als auch Moral. Sie tauschte einen Blick mit ihm, erntete ein zusprechendes Nicken. Also würde sie reden? „Kennst du dich mit Magierzirkeln hier im Land aus?“, fragte sie daher. Es war eine andere Methode an die Sache dranzugehen. „Zum Teil“, erwiderte Siobhan. „Das, was ich durch meine Arbeit mitbekomme. Mit manchen habe ich schon zusammengearbeitet. Viele sind nicht ernstzunehmen. Kulte.“ „Kennst du die Kinder der Sonne?“ Pakhet mochte es nicht darüber zu sprechen. „Ich habe von ihnen gehört“, erwiderte Siobhan. „Sie haben keinen besonders guten Ruf. Es sind echte Magier darunter.“ „Wie viele?“ „Genug, um die Leute davon zu überzeugen, dass an ihrer Religion etwas dran ist und deswegen allerhand Unsinn zu tun.“ Sie schien die kommende Frage nach der Art von „Unsinn“ vorherzusehen und fuhr daher fort: „Das übliche. Geld. Manchmal kleine Verbrechen. Ich habe gehört, einige Leute dealen Drogen, angeblich im Auftrag. Aber auch ein paar schlimmere Dinge. Grabräuberei zum Beispiel.“ „Grabräuberei?“ „Und dergleichen, ja“, erwiderte Siobhan. Sie zuckte mit den Schultern, verstummte, als die Kellnerin mit ihren Getränken wiederkam. Tee, Eiskaffee und ein alkoholfreies Bier für Smith. Siobhan rührte in dem Tee, während sie darauf wartete, dass die Kellnerin wieder verschwand. „Ich weiß nicht genaueres, aber ich habe ein paar Sachen mitgehört, als ich in Joburg war.“ Dann kroch das Lächeln zurück auf ihr Gesicht. „Soll ich mich vielleicht ein wenig weiter umhören?“ Gute Frage. Doch hatte sie eine Wahl? Im Moment konnte sie jede Hilfe brauchen. Sie hasste es dennoch. Pakhet nickte. „Das würde mir helfen. Aber … Sei darüber informiert, dass in dieser Geschichte ein paar …“ Wie sollte sie es ausdrücken, ohne zu viel zu sagen? „Das ganze ist eine Verschwörung. Und ja, ich weiß, wie albern es klingt.“ Sie wollte nicht zu den Aluhutträgern gehören. Wenn überhaupt war das Alices Schuld. „Es sind ein paar einflussreiche Leute in die Sache verstrickt, also wenn du dir nicht sicher bist …“ Siobhan unterbrach sie: „Hast du die Frage deinem Freund auch gestellt?“ Auf Pakhets verwirrten Blick hin erklärte sie: „Dem komischen Doktor, meine ich.“ Pakhet musste sich zurückhalten, um keine Bemerkung zu machen. „Er ist nicht mein Freund“ hätte wohl wie die beleidigte Antwort eines Teenagers geklungen. Daher zuckte sie mit den Schultern, auch wenn dem Grinsen auf Siobhans Gesicht nach ihre Gedanken sich sehr wohl in ihrer Mimik abgezeichnet hatten. „Schon lange bevor das ganze angefangen hat“, erwiderte sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)