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Mosaik

Urban Fantasy Thriller
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, wegen Masterarbeit kam jetzt über eine Woche lang nichts mehr. Tut mir sehr leid dafür.

Jetzt kommt dafür ein langes Kapitel und dazu gibt es noch von Gestern ein kleines Special. ;) Komplett anzeigen

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[08.06.2011 – T03 – Nachtgewitter]

Was auch immer sie erwartete, war magisch. Das wurde Pakhet spätestens klar, als sie in der Ferne Blitze zucken sah. Fuck. Sie war sich nicht sicher, ob diese Truppe mit etwas stärkerem, magischen klarkam. Sie und Crash zu zweit? Vielleicht. Die ganze Gruppe aber …

Eigentlich war verabredet, dass sie erst zum Xhosa Dorf fahren sollten, sie sollten recherchieren. Pakhet wollte wissen, womit sie es zu tun hatte, ehe sie sich in einen Kampf stürzte, doch ein gellendes Kreischen verriet ihr, dass ihr der Luxus nicht bleiben würde.

Die Blitze kamen näher.

„Halt den Wagen an, Spider“, meinte sie.

Ihr Blick galt Crash, der murrte, nickte, seinen Köcher Speere nahm.

„Was ist das?“, fragte Mik und drehte sich zu ihr herum.

„Etwas Magisches“, antwortete sie. Jetzt wünschte sie, Heidenstein wäre bei ihnen. Magische Gegner konnten zu allermindest sehr, sehr weh tun. Mit einem Heiler dabei würde sie sich sicherer fühlen. Aber den Luxus würden sie nicht haben.

Der Wagen kam zum Stehen. „Was machen wir jetzt?“, fragte Spider.

„Aussteigen und Kämpfen.“ Konnte sie die anderen nicht einfach hierlassen? Es wäre sicherer. Es wäre deutlich sicherer.

Doch es war ein Luxus, den sie nicht hatte. Ein Luxus, den sie sich nicht erlauben konnte. Die anderen brauchten Training. Fuck. Das schlimmste an magischen Gegnern war: Kugeln funktionierten nicht immer. Schon gar keine normalen Kugeln. Doch es war schwer zu ahnen, was für Munition man selbst benutzen konnte. Silber war immer eine gute Idee, eignete sich aber bei weitem nicht so gut, wie Filme es einem weiß machen wollten.

Fuck. Sie beugte sich vor, öffnete die Seitentür des Vans. Sie stieg aus, streckte ihre Beine.

Das Unwetter war noch gute ein, zwei Kilometer von ihnen entfernt. Damit hoffentlich auch das Monster. Wenn es überhaupt das „Monster“ war, das sie suchten. Die Savanne war weit. Es war nicht gänzlich selten, dass hier etwas Magisches rumlief. Gegenden, in denen Menschen nur rar verteilt lebten, hatten das immer an sich. Fae konnten leichter übertreten, fanden ihren Weg her.

Das wäre doch etwas. Gleich zwei Monsterkämpfe in einer Nacht.

Sicher nicht.

Nervös überprüfte sie ihre Magazine. Hoffentlich war das, was auch immer es war nicht zu groß. Hoffentlich kamen sie damit klar. Hoffentlich …

Sie war übertrieben nervös. Sie vertraute den anderen einfach nicht genug. Sie waren ihre Verantwortung und sie wollte nicht für ihren Tod verantwortlich sein.

„Was machen wir?“, fragte Crash leise, doch mit seiner tiefen, brummenden Stimme und sah sie an.

Offenbar dachte er dasselbe wie sie. Würden sie jetzt zu zweit losrennen, kämen die anderen nicht hinterher. Bis vielleicht auf Murphy.

Dieser sprang nun neben ihnen aus dem Wagen. „Soll ich vielleicht mal hinfliegen und nachsehen?“

„Nein, du bleibst hier“, erwiderte sie. „Ich glaube nicht, dass Krähen besonders blitzresistent sind.“

„Aber …“

„Wir laufen.“

Im Dunkeln war es schwer zu sehen, was genau vor sich ging. Wer nur in Großstädten oder generell dicht besiedelten Gegenden unterwegs war, kannte eine solche Dunkelheit nicht. Dort war die Nacht immer vom restlichen Licht der Städte, Straßenlaternen, Autos, Häuser und Fabriken durchsetzt. Hier draußen jedoch war die Finsternis beinahe undurchdringlich. Wäre es nicht für ihr magisches Auge gewesen, hätte sie noch weniger gesehen.

Einzig die Sterne spendeten etwas Licht. Sie erlaubten es auch, dass die Gewitterfront aus dunklen Wolken deutlich zu erkennen war. Sie bewegte sich auf sie zu.

Nicht gut.

Die Wolken rotierten. Es hätte sie nicht gewundert, hätten sich Tornados gebildet.

Crash brummte. „Schlechte Magie.“

Sie stimmte ihm zu. Was auch immer es war: Sie ging jede Wette ein, dass es korrumpiert war.

Ach, sie hasste einfach Monsterjagden.

„Warum fahren wir nicht näher?“, fragte Mik und kletterte vom Beifahrersitz.

„Weil ich nicht in einer Metallboxe sitzen will, wenn wir auf was auch immer treffen“, antwortete sie. „Jetzt kommt.“

Sie setzte sich selbst in Bewegung, froh um ihre Springerstiefel, die hoch und fest genug waren, um ihr einen deutlichen Vorteil zu geben, sollte sich eine Giftspinne, ein Skorpion oder eine Schlange mit ihren Füßen anlegen wollen.

Noch rannte sie nicht. Ja, was auch immer es war, kam auf sie zu. Also war es an ihnen vorsichtig zu agieren.

Immer wieder schloss sie ihr rechtes Auge, um sich auf die magische Sicht, die sie im linken hatte, zu konzentrieren. Etwas bewegte sich in der Ferne. Etwas Großes. Sie schätzte die Körperhöhe auf vier oder fünf Meter, auch wenn es auf die Entfernung schwer zu sagen war. Was es auch immer war, es war schnell.

„Großer?“, meinte sie.

Er brummte bestätigend. Eine seltsame Wärme umgab seinen Körper, als er zu wachsen begann. Sein Körper verformte sich, sein Kopf wuchs in die Länge, sein Haar wurde glatter, sein Oberkörper behaarter. Seine Beine wurden kürzer, endeten nun in Hufen. Er hatte seine Hybridform angenommen.

Pakhet starrte für ein paar Sekunden. Sie hatte dergleichen bei Wölfen schon häufiger gesehen. Auch Katzenwandler hatte sie zwei Mal dabei beobachten können, nie aber bei einem Büffel.

Zwei Hörner wuchsen aus seinem Kopf. Sein Aussehen erinnerte an einen Minotaurus.

Als er ihren Blick bemerkte, erwiderte er ihn.

Sie lächelte. „Beeindruckend“, kommentierte sie.

Er schnaufte amüsiert und nahm einen Speer. Seine bevorzugte Waffe.

Pakhet musterte die Pistole in ihrer Hand und seufzte. Wie viel würde es wohl gegen dieses Monster bringen?

Ein ohrenbetäubendes Jaulen hallte über die Savanne. Nein. Kein Jaulen. Ein Tröten.

„Elefant“, murmelte sie. Noch einmal betrachtete sie ihre Pistole, wandte sich dann an Crash. „Du hast nicht zufälligerweise einen Ersatzspeer für mich?“

Ein Lächeln formte sich auf den dünnen Büffellippen, ehe er in seinen Köcher griff und ihr einen Speer gab.

„Danke.“ Sie wog die Waffe in der Hand. Keine Idealwaffe für sie, da sie beide Hände erforderte und ihre Prothese nicht das nötige Feingefühl hatte. Ihre Pistole würde dem Ungeheuer, das da auf sie zukam wahrscheinlich keinen Schaden machen können.

Spider stolperte aus dem Wagen und stellte sich hinter sie. „Was machen wir jetzt?“

„Was wohl?“, kommentierte Murphy. „Kämpfen halt.“

Pakhet verkniff sich ein weiteres Seufzen. „Was der Rabe sagt“, murrte sie und griff den Speer fester.

Dann war das Biest endlich nahe genug, als dass sie es erkennen konnte. Es war wirklich ein Elefant. Nun, es war einmal ein Elefant gewesen. Die Haut des Biests wirkte schwarz, feucht, wie von Öl übergossen. Es sah aus, als wäre ein Elefant nach einer Ölkatastrophe im Meer schwimmen gegangen. Nur dass der Elefant gute vier Meter groß war.

Selbst ohne das Öl wäre deutlich gewesen, dass das Biest kein normaler Elefant war. Es war dafür zu groß, selbst für einen afrikanischen Elefanten. Fuck. Und normale afrikanische Elefanten waren, wenn sie auf einen zurasten verdammt furchteinflößend.

„Fuck“, flüsterte sie, wechselte einen letzten Blick mit Crash und stürmte los.

Ein inneres, kaltes Feuer glomm aus den Augen der Bestie. Was war es? Ein Geist? Eine Verkörperung des Geistes eines Rudels? Ein Elefantenwandler? Oder ein niederer Gott, beziehungsweise das, was die Leute dafür hielten?

Es war egal. Hauptsache es gab einen Weg es zu töten. Denn das wütende Feuer in den Augen verriet ihr, dass es nicht mit sich reden lassen würde.

War es hergekommen, um sie zu töten, als es sie bemerkt hatte?

Der Elefant legte den Kopf schief, versuchte sie mit seinen knapp drei Meter langen Stoßzähnen zu erwischen, doch Pakhet war schnell. Sie sammelte ihre Energie in den Beinen, sprang zur Seite, sprang empor, drehte sich in der Luft, um dem Umgeheuer eine Wunde an der Schulter zu versetzen.

Es geschah innerhalb vom Bruchteil einer Sekunde. Ihr Speer glitt durch die Haut des Elefanten, zumindest sollte er das. Stattdessen aber war es, als würde sie durch Wackelpudding schneiden. Durch Öl.

Die Überraschung brachte sie aus dem Konzept. Zu spät federte sie ihren Fall ab, musste rollen, kam nur keuchend wieder zum Stehen.

Ein Krähen durchschnitt die Luft. Ein Rabe flog über ihnen hinweg. Murphy. Er hatte nicht die Gestalt einer normalen Dohle, sondern die eines größeren Rabenvogels angenommen. Seine Flügelspannweite betrug knapp eineinhalb Meter.

Er stürzte auf den Elefanten hinab, schwirrte um dessen Kopf herum, bis das Ungeheuer mit dem Rüssel nach ihm schlug.

„Was zur Hölle ist das Ding?“, kreischte Mik mit Panik in der Stimme.

„Korruption“, knurrte Crash. Das Wort war kaum auszumachen aus seinem nicht menschlichen Maul, doch Pakhet verstand.

Es war nicht das erste Mal, dass sie so etwas sah. Auch wenn es selten war. Korruption. Das befiel manchmal magische Wesen, egal welcher Art. Sie wurden erratisch, aggressiv, töteten. Wenn man Glück hatte auf eine Art, wie dieses Monster. Ziellos. Als Gewalt der Natur. Wenn man Pech hatte …

Darüber dachte sie besser nicht nach. Eine Erinnerung jagte einen Schauer über ihren Rücken. Nein. Ihr war wild, ungezähmt lieber. Auch wenn es sie zu einem Problem brachte.

Murphy flatterterte weiter in die Höhe. Er krächzte, wich dem Rüssel des Ungeheuers aus.

Da fasste sich Spider, der die ganze Zeit nur ein knappes Stück von der Straße entfernt gestanden war. Er stieß einen Kampfschrei aus und rannte an ihnen vorbei, das Katana erhoben.

Mik zögerte nur für einen Moment. Er machte seine Waffe bereit, eine modifizierte MP5, und folgte seinem Bruder. Das automatische Feuer seiner Waffe hallte über die Savanne, traf das Ungeheuer.

Crash brummte.

Pakhet hätte sich am liebsten gegen die Stirn geschlagen. Diese Idioten!

Noch immer schrie Spider, erreichte endlich den Elefanten, der sich mit einem Tröten umdrehte, die glühenden Augen auf Mik gerichtet.

Bevor dieser seinen Fehler erkennen konnte, sprang Spider und rammte sein Schwert in die obere Hälfte des Vorderbeins des Biests.

Wie auch Pakhets Speer versank die Waffe, wie in einer zähen Flüssigkeit. Die ölige Oberfläche des Monsters schien die Waffe beinahe zu verschlingen.

„Hey!“, rief Spider leicht panisch aus. Er zerrte an der Waffe, um sie zu befreien. Ein Fehler. Im nächsten Moment erwischte ihn der Rüssel und er wurde zur Seite geworfen.

„Spider!“, schrie Mik, hielt aber weiter auf den Elefanten, der schnaubte und sich in Bewegung setzte.

Crash stellte sich ihm ihn den Weg. Er hatte den Speer erhoben, hieb nach dem Rüssel, der versuchte seinen Speer zu greifen, doch Crash war zu schnell, versetzte zwei Schnitte, rollte sich zur Seite. Schon wollte der Elefant nach ihm stampfen, doch Stampfen konnte Crash in dieser Gestalt auch. Seine Hufe traf das Bein des Elefanten Mittig im Knie.

Es reichte nicht, um das Ungeheuer aus dem Gleichgewicht zu bringen, jedoch absolut um es zu irritieren.

Leider war Spider bei weitem nicht so lernwillig, wie Pakhet es gehofft hätte. Er berappelte sich, stürmte schon wieder auf den Elefanten zu.

Konnte er sich nicht zurückhalten? Was für ein riesiger Idiot!

Pakhet konnte nicht länger zögern. Sie rannte ebenfalls vor. Aktuell hatte der Elefant ihr den Rücken zugewandt. Sie konnte eins probieren. Denn einer Sache war sie sich sicher: Das Ungeheuer war physisch und was physisch war konnte zerstört werden. Egal was dieses Wesen einmal gewesen war, aktuell war es vor allem eine Gefahr.

Mit dem Speer hieb sie dahin, wo bei einem normalen Elefanten die Beinsehnen gewesen wären, doch mehr als leichten Widerstand spürte sie nicht. Dennoch fuhr der Elefant zu ihr herum, stellte sich auf die Hinterbeine, versuchte sie zu treffen.

Doch seine Größe war sein Nachteil. Es war leicht zwischen seine Vorder- und Hinterbeine zu kommen. Sie stieß mit dem Speer nach oben, während das Monster sich runterfallen ließ, von sich aus sein Gewicht in den Speer senkte.

Ja. Da. Widerstand.

Warmes, nach Verwesung riechende Flüssigkeit tropfte auf sie hinab.

Der Elefant trötete laut, rannte weiter. Gerade so warf sie sich zur Seite, um nicht unter seine Hinterbeine zu kommen.

„Crash. Speer!“, rief sie aus.

Crash reagierte schnell genug. Er warf ihr einen weiteren Speer zu, während der Elefant von ihnen fortgallopierte, nur um eine Schleife zu drehen und dann auf sie zurückkam.

Sie fing den Speer. „Sein Bauch ist empfindlich.“

Crash brummte, machte seinen eigenen Speer bereit, doch es war Spider, der bereits wieder lief. Wie die Idioten in der Arena hob er das Schwert über seinen Kopf, ohne auf seine Deckung zu achten. Das Training hatte er komplett vergessen.

Wieder senkte der Elefant den Kopf, machte sich bereit zu rammen. Er würde seine Stoßzähne benutzen.

„Pass auf, du Idiot!“, rief sie noch, doch Spider hielt nicht inne.

Bevor sie wusste, was sie überhaupt selbst tat, rannte sie schon, Crash neben sich. Doch sie waren nicht schnell genug.

Ein Schrei. Blut. Dabei hatte der Idiot Glück im Unglück. Der Stoßzahn bohrte sich in seine Seite, spießte ihn aber nicht auf. Als der Elefant den Kopf schüttelte, wurde er zur Seite geworfen.

Pakhet sah zu Crash, dann sprang sie. Sie fing Spider in der Luft, wobei es mehr Glück als Können war, das sie daran hinderte, ihn nicht mit dem Speer in ihrer Prothesenhand aufzuspießen.

Weitere Schreie und automatisches Feuer. Merkte Mik denn nicht, dass er nicht half?

Pakhet wandte sich um. Erneut leitete sie ihre Energie in die Beine, sprintete zum Wagen zurück. Auf halben Weg schlug sie Mik mit dem Speer die Beine unter dem Körper weg. „Idiot. Du triffst so nur Crash. Kümmer dich um ihn.“ Damit legte sie Spider neben dem Wagen ab.

Noch ging sein Atem rasselnd, doch für wie lange noch?

Wieder flog Murphy Ablenkungsmanöver. Er kreiste über dem Elefanten, flog dann auf ihn hinab, landete kurz auf dem Kopf, hackte mit dem Schnabel nach der breiten Elefantenstirn, stieß sich wieder ab, ehe der Rüssel nach ihm Schlagen konnte.

Verdammt. Wenn sie etwas tun wollten, sollten sie es schnell tun. Ihre Ausdauer würde nur solange halten und was auch immer Korrumption war, so brachte es meistens mit sich, dass die Wesen verdammt hartnäckig in ihren Mordversuchen waren.

„Crash!“, brüllte sie, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Dieser Elefant hatte, was? Vierzig Tonnen? Ja, großartig. Wie sollten sie ihn umwerfen? Sie durften auf keinen Fall unter seine Füße kommen.

Okay. Sie brauchte einen Plan. Schnell.

Sie sah sich in der Savanne um, während sie rannte. Ja. Das wäre eine Möglichkeit. Hoffentlich tat das Zeug, das den Körper des Wesens darstellte, nicht mit ihr, was es mit Spiders Speer getan hatte.

„Wand!“, rief sie und zeigte mit dem Speer in Richtung einer Klippe, die selbst für sie im Dunkeln kaum auszumachen war. Es wären sicher zwei Kilometer, doch damit musste sie klarkommen. Beinahe hatte sie den Bullen erreicht. „Murph!“

Der Rabe ließ von dem Elefanten ab, flatterte in die Höhe, während Pakhet sprang. Sie versenkte den Speer in der Stirn des Elefanten. Was auch immer seinen Körper ausmachte, war nicht so hart, wie normal die Schädelplatte eines Elefanten wäre.

Nachteil: Dahinter schien auch kein Hirn zu sein. So ließ der Elefant nur ein markerschütterndes Tröten hören, versuchte sie abzuwerfen, doch Pakhet schaffte es einen Fuß auf den Stoßzahn zu setzen, stieß sich ab, riss den Speer mit sich, landete knapp drei Meter von dem Ungeheuer entfernt, das mit dem Rüssel nach ihr schlug.

Sie sprang nach rechts, nach links, setzte über den Rüssel hinweg, holte dann aus. Mit all der Kraft in ihrem einen Arm hieb sie durch den Rüssel, der den Umfang eines mittelgroßen Baums hatte, durchtrennte ihn zur Hälfte.

Wieder musste sie ausweichen, dieses Mal den Füßen, stach mit dem Speer in die Seite, ehe Crash aus dem Nichts kam. Er hatte verstanden. Sein Speer durchtrennte den Rüssel ganz, der wie eine Wasserbombe bei Kontakt mit einer Straße in sich zerfiel, sie mit ekelig schwarzer Flüssigkeit bespritzte.

Das Heulen des Elefanten wurde tiefer, verzweifelter, wütender. Die Stoßzähne waren noch immer ein Problem, doch anders als der Rest seines Körpers fest.

Des Biest war wütend, richtig wütend. Jetzt oder nie. Sie sprang, landete auf dem Nacken des Tiers und stieß mit dem Speer zu, während Crash den einen Stoßzahn packte.

Wie erwartet versuchte das Biest ihn abzuwerfen, doch er schwang sich zu dem anderen Stoßzahn, dann auf den Rücken.

Wenigstens regenerierte das Biest seinen Rüssel nicht.

Murphy war zur Stelle. Er flog direkt auf den Elefanten zu, umkreiste seinen Kopf, hieb nach dem Auge, flatterte im letzten Moment zurück und sauste davon. Der Elefant hinterher.

Das würde nicht funktionieren. Nie im Leben würde es funktionieren. Er konnte sie nicht solange ignorieren. Nie im Leben. Doch für den Moment war die Aufmerksamkeit des Tieres auf den Raben gerichtet, um dessen Flügel nun Funken stoben.

War es ein Zauber? Wenn ja war er kaum mehr als eine Lichtershow. Vielleicht versuchte Murphy einen Blitz zu beschwören, schaffte es aber nicht.

Zumindest lenkte er die Aufmerksamkeit des Elefanten ganz auf sich.

Noch fünfhundert Meter. Noch vierhundert. Sie waren viel zu schnell. Viel zu schnell.

Pakhet wechselte einen Blick mit Crash, der ihr zunickte.

Das war purer Suizid, sollte die Klippe zu tief sein. Wenn sie mit dem Elefanten fielen …

Es sei denn natürlich. Sie warf den Speer ab, griff an ihren Gürtel.

Noch dreihundert Meter.

Sie löste gleich alle drei Granaten, die sie dabeihatte, zog die Sicherheitspins heraus. Wenn es schief ging, wäre auch ihr zweiter Arm fort.

Zweihundert Meter.

Dann steckte sie die Granaten in den Rücken des Elefanten. Tatsächlich hatte sie Recht. Die ölige Oberfläche schloss sich darum.

Noch hundert Meter.

Crash sah sie an.

Murphy flog nach oben, als er die Klippe in die Tiefe erreichte und tatsächlich versuchte der Elefant abzubremsen.

Sie hatten nur wenige Sekunden, doch sie sprangen. So viel Energie wie möglich legte sie in ihre Beine, wohl wissend, was der gute alte Newton gesagt hatte: Aktion, Reaktion.

Während ihr Sprung sie gute fünf Meter in die Höhe katapultierte und Crash sogar an ihr vorbeiflog, verkündete ein langgezogener Laut, dass der Elefant über die Klippe gegangen war.

Dann kam die Explosion und das Tröten brach ab.

Atemlos landete Pakhet auf dem trockenen Savannenboden. Crash war nur wenige Meter von ihr entfernt.

Synchron drehte sie sich mit ihm aus. Sie schauten über die Klippe, knappe dreizig Meter in eine Schlucht hinab. Da unten hatte sich dunkle Masse verteilt. Dazwischen verteilt Teile eines menschlichen Körpers.

Also war es ein Shifter gewesen. Ein menschengeborener Shifter.

„Fuck“, knurrte Crash und nahm seine menschliche Gestalt an.

Pakhet nickte. Das hatte sie so nicht tun wollen, doch was hatte sie für eine Wahl gehabt?

Die ekelhaft stinkende Flüssigkeit bedeckte sie noch immer.

Dann kam der Gedanke: Spider.

Sie fuhr herum, sprintete zurück. Hoffentlich war dieser Idiot nicht tot. Warum hatte er einfach so ahnungslos losspringen müssen? Was war überhaupt sein Plan gewesen? Was hatte er tun wollen?

Crash überholte sie. Er war verflixt schnell. Vielleicht sollte er besser Sportler werden.

Als sie atemlos beim Wagen ankam, knieten Mik und Murphy bereits neben Spider.

Er blutete. Seine Rippen waren deutlich zu sehen, teilweise zertrümmert. Und mehr. Fuck. Ein Zittern verriet, dass er noch lebte, doch das würde nicht lange andauern.

„Fuck“, hauchte sie. „Fuck.“ Was konnte sie tun? Warum war Heidenstein nicht da? Warum war er so ein Idiot, nicht auf ihre Anrufe zu antworten? Das hier war seine Schuld, verdammt. Wäre er hier, wäre es dazu nicht gekommen.

Scheiße.

Mik sah sie an. Er hatte Tränen in den Augen. „Mach etwas!“, flehte er, als glaubte er wirklich, dass sie etwas machen könnte.

„Ich …“, begann sie. Nein. Für Reden war keine Zeit. Aber verdammt. Das nächste Krankenhaus war mehr als hundert Kilometer Schotterstraße entfernt.

Sie stand auf, rannte um den Wagen herum. Sie musste es mit erster Hilfe zumindest probieren. Rasch kramte sie den Medizinkoffer hinten aus dem Wagen, eilte damit zurück, als Murphy mit Mik redete.

„Ich kann was probieren“, sagte er mit einer Stimme, die an seiner Überzeugung zweifeln ließ.

Er zitterte, zögerte, legte seine Hände dann aber auf die Wunde.

„Murph?“, fragte sie, als der Junge die Augen schloss.

Das Zittern in seinem Körper wurde stärker, sein Atem schwerer, doch geschah etwas. Weniger Blut floss zwischen seinen Fingern hervor, was allerdings auch ein Zeichen sein konnte, dass Spider nun endgültig gestorben war.

„Murphy?“, fragte Pakhet erneut, doch der Junge antwortete nicht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nächstes Kapitel kommt in einer Woche, da dieses recht lang ist! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Taroru
2019-05-10T05:28:56+00:00 10.05.2019 07:28
der kampf wurde echt gut beschrieben, mitfiebern..... und dann dieser hänger am ende o.o
nur gut... das ich direkt weiter lesen kann, und meine geduld gar nicht so sehr auf die probe gestellt wird XD

und so nebenbei... chaostruppe.... merkt man hier noch sehr deutlich... chaotisch drauf los und sehen was passiert, so wirkt es hier noch ^^°
Von:  Vampyrsoul
2019-04-16T18:26:33+00:00 16.04.2019 20:26
Uh, verdammt. Böser Cliffhanger! ^^
Aber ein wirklich toll geschriebener Kampf. Und auch wenn mich Spider etwas nervt, hoffe ich doch, dass er überlebt und vielleicht sogar was draus lernt.
Antwort von:  Alaiya
17.04.2019 14:16
Danke :)
Haha, freut mich tatsächlich, dass er nervt. Macht es leichter, Pakhet zu verstehen :P


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