Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [18.04.2011 – F02 – Schießübungen] ---------------------------------- Die Waffe war leicht. Beinahe zu leicht für Pakhets Bedarf. Es war ungewohnt damit zu zielen. Die Tatsache, dass die Pfeile bei weitem nicht dieselbe Geschwindigkeit erreichten, wie normale Kugeln taten, machte es schwerer. Deswegen übte sie. Heidenstein hatte sich ihren Respekt für diese Waffe verdient, wenn er sie wirklich selbst gebaut hatte. Sie kam dennoch nicht umher sich zu fragen, wieso er überhaupt hier arbeitete, ja, sogar mit aufs Feld zog, wenn er solche Fertigkeiten hatte. Sie konnte sich gut vorstellen, dass das Militär daran Interesse hätte. Er könnte damit Geld machen. Mehr Geld, als mit Söldnerarbeit. Also. Wieso? Am Ende ging es sie nichts an. Sie sollte nicht weiter darüber nachdenken. Es ging sie nichts an. So leerte sie ihre Gedanken und konzentrierte sich auf das Ziel, das aktuell in fünfzig Metern Entfernung errichtet war. Sie hob die Waffe, justierte etwas weiter nach links und schoss. Der Pfeil blieb zwei Ringe vom Zentrum entfernt im Styropor stecken. Nicht gut genug. Sie holte tief Luft. Justierte erneut. Atmete aus. Schoss. Ein Ring vom Zentrum entfernt, genau auf der schwarzen Linie. Noch immer nicht gut genug, aber besser. Sie senkte die Waffe, musste neue Darts nachfüllen. Das mit fünf Pfeilen Umfang sehr kleine Magazin war ein definitiver Nachteil der Waffe. Die Tür zum Schießstand wurde geöffnet. Schritte verrieten, dass jemand den Raum betreten hatte. „Neues Spielzeug?“ Das war Michaels Stimme. Sie ließ ein genervtes Seufzen hören, antwortete nicht. Stattdessen hob sie die Waffe erneut. Luft holen. Zielen. Ziel justieren. Ausatmen. Schießen. Dieses Mal lag sie mitten im inneren Ring. „Was ist das für eine Waffe?“, fragte Michael und trat hinter sie. „Pfeilpistole“, erwiderte sie leise. Wieder senkte sie die Waffe und sah Michael an. „Was machst du hier?“ „Ich wollte nur hören, wie es dir mit deiner kleinen Chaostruppe ergeht“, meinte er und lehnte sich gegen eine der Barrieren, die eine Schießbahn von dem Rest des Raums trennte. Er verschränkte die Arme und grinste sie an. Er hatte seine Krawatte offenbar gelockert, bevor er herunter gekommen war. „Leise Waffe. Gefällt mir. Aber nur ein Spielzeug, hmm?“ Sie seufzte. „Die Chaostruppe ist chaotisch.“ „Wunderbar“, erwiderte er strahlend. „Fick dich, Michael“, meinte sie. Probehalber hob sie die Waffe, als wolle sie auf ihn schießen. Da die Darts aktuell nicht mit Gift gefüllt waren, würde sie ihn nicht wirklich verletzen – selbst wenn sie schießen würde. „Vorsicht, wohin du damit zielst, meine Liebe.“ Er zwinkerte ihr zu. „Wie lange soll ich mich noch mit diesen Idioten abgeben?“ „Nun, der gute Smithy hat einen Plan für die Idioten“, erwiderte Michael. „Einen wirklichen Einsatz. In drei Monaten.“ Sie ließ die Waffe sinken und starrte ihn entgeistert an. „Du willst, dass ich die Truppe für drei Monate babysitte?“ „Ja.“ Michael grinste sie an. „Warum?“ „Vielleicht, weil ich glaube, dass du die einzige bist, die es kann“, erwiderte er süffisant. „Vielleicht aber auch“ – seine Stimme wurde tiefer, warnend – „weil ich dir eine Lektion erteilen will, Joanne. Du bist mir in letzter Zeit zu aufmüpfig.“ „Ich war immer schon so aufmüpfig“, entgegnete sie. „Dann ist die Lektion vielleicht schon lange über“, meinte er und lächelte. „Wie gesagt, nur vielleicht.“ Damit stieß er sich von der Absperrung ab und wandte sich zum gehen. Sie stöhnte genervt auf. „Hey, Michael. Was für eine Mission?“ „Frag Smithers“, meinte Michael in einem fröhlichen Singsang. „Fick dich, Michael“, rief sie ihm hinterher, woraufhin er in der Tür stehen blieb. „Sagen wir es einmal so: Was ganz besonderes. Geheimes Forschungslabor. Richtig spannend.“ Er zwinkerte und verschwand damit durch die Tür. „Noch einen schönen Tag“, klang seine Stimme, ehe die Tür gänzlich schloss. Pakhet seufzte und sah auf die Waffe in ihrer Hand. Verdammt. Betriebsspionage? Geheimes Labor? Nie im Leben würde sie die fünf Chaoten innerhalb von drei Monaten dazu bekommen. Sie würden sterben. Und wenn sie Pech hatte sie gleich mit ihnen. Oh, war ihr Leben nicht wunderbar? „Fick dich, Michael“, zischte sie der Tür zu, ehe sie sich wieder dem Schießtraining zuwendete. [[BILD=8373708.png]] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)