Dein rettendes Lachen von stardustrose ================================================================================ Kapitel 2: Krankenhaus ---------------------- Die letzten beiden Stunden vergingen tatsächlich wie im Flug, auch wenn ich das Gespräch in der Mittagspause nicht mehr aus dem Kopf bekam. Was ist in diese beiden gefahren, dass sie mich gebeten haben deren Team beizutreten? Naja, wirklich begeistert war nur Jaden. Beim Gedanken an ihn klopfte mein Herz wieder schneller. Seine Worte hallten mir immer noch im Ohr. „Bitte überleg es dir nochmal, bevor du ablehnst“. Ich bog mit dem Motorrad die Einfahrt zu unserem kleinen Haus ein und parkte es in der Garage. Als ich jedoch die Tür aufschloss, wartete dort lediglich ein Zettel auf mich. Hey mein Junge, ich wurde nochmal zur Arbeit gerufen, würdest du dich um den Einkauf kümmern? Ich bin heute Abend wieder daheim. Das Geld liegt auf dem Tisch. Natürlich, so wie bei seinem letzten Job auch. Ich sollte mich wieder daran gewöhnen, länger allein zu Haus zu sein. Ich schreibe vorher lieber noch die Notizen aus dem Japanisch Unterricht ab, die mir Alexis mitgegeben hat und erledige die Hausaufgaben. Ich ging nach oben auf mein Zimmer und startete den Laptop. Verwundert stellte ich fest, dass ich eine unbekannte E-Mail bekommen habe. Hey Yusei! Entschuldige mein Bruder hat mich schon fast erpresst, damit ich dir das hier schicke. - Alexis Darunter war noch ein Link. Was soll das denn? Ich klickte drauf und es leitete mich zu einem Live-Stream weiter. So wie es aussah, war es einer vom Fußballtraining. Im Hintergrund hörte man einige Stimmen, die Kamera war wirklich nicht die Beste. Ich konnte keinen der Spieler erkennen, dafür war das Bild zu unscharf. Durch die weißen Trikots mit der schwarzen Schrift konnte man aber zumindest die Zahlen erkennen. Eine weibliche Stimme konnte man plötzlich ganz deutlich raushören. Leider kannte ich sie nicht. „Hey, hier hat sich jemand zugeschaltet, ich glaube er sieht zu!“ Im nächsten Moment trat Alexis ins Bild und rückte die Kamera noch etwas zurecht, damit man wirklich das ganze Spielfeld sehen konnte. Dann lächelte sie mir entgegen. „Sorry für den Überfall Yusei, beschwer dich morgen bitte bei meinem Bruder, nicht bei mir. Er hat mich gebeten sicherzustellen, dass du dir zumindest ein Training ansiehst bevor du ablehnst.“ Damit trat sie beiseite und ich konnte die Spieler sehen. Es war eine Farce. Sie rannten herum wie ein Ameisenhaufen. Eine Strategie konnte man beim besten Willen nicht erkennen. Einige waren durchaus begabt, doch konnten absolut nicht im Team spielen. Die, die es konnten, hatten keine Ahnung von Technikspielzügen. Die Nummer 11 war die einzige Ausnahme. Seine Pässe saßen punktgenau und er animierte die anderen Spieler endlich zusammenzuarbeiten. Und wo war eigentlich der Trainer? Nach einer halben Stunde klappte ich den Laptop zu. Das war keine Mannschaft, sondern ein zusammengewürfelter Haufen von Angebern und Anfängern. Naja, bis auf diese eine Ausnahme. Das konnte nichts werden, die Zeit hätte ich mir sparen können. Endlich setzte ich mich an meine eigenen Aufgaben. Als ich fertig war sah ich auf die Uhr. Mist! Eilig rannte ich in die Küche, schnappte mir das Geld auf dem Tisch, prüfte nochmal den Kühlschrak und ging los. Das Motorrad konnte ich dieses Mal stehen lassen, schließlich war der Markt nur fünf Minuten zu Fuß entfernt. Schnell hatte ich alles Nötige beisammen, ging wieder Heim und bereitete das Abendessen vor. Das beanspruchte allerdings auch nicht sonderlich viel Zeit. Es war erst 19:30 Uhr. Wo bleibt mein Vater? Ob ich schon mal ohne ihn anfangen soll? Eine halbe Stunde wartete ich noch, dann aß ich ohne ihn eine Kleinigkeit und ging in die Garage. Wenn er ohnehin nicht da ist, kann ich auch nochmal kurz eine Runde drehen. ~Am nächsten Tag~ Ich machte mich fertig und ging wieder in die Küche. Er ist gestern nicht nach Hause gekommen. Langsam machte ich mir Sorgen. Ich wählte seine Nummer auf meinem Handy, doch es ging nur die Mailbox ran. Ich schluckte. Wiederholt sich jetzt alles? Langsam überkam mich wieder die Panik. Ich versuchte sie abzuschütteln, doch es war zwecklos. Wo ist er? Ich wählte wieder seine Nummer. Mailbox. Dann die Notfallnummer, die er mir gegeben hat. Es war die der Station, auf der er als Krankenpfleger arbeitete. „Krankenhaus Neo Domino, Kinderstation, Yuki am Apparat?” meldete sich eine weibliche Stimme. „Hallo, ist Hakase Fudo noch auf der Arbeit?“ fragte ich schnell. Stille trat ein. Dann endlich erklang wieder die Stimme der Frau. „Wer ist da bitte?“ „Sein Sohn, Yusei Fudo.“ Langsam wurde ich wieder nervös. Wieso dauert es so lange ehe sie antwortet? „Mein Lieber, hat dich gestern niemand informiert? Dein Vater hatte einen Rückfall…“ ~ In der Schule ~ „Hey, wo ist der Neue?“ fragte Crow. Alexis sah ihn an. „Yusei? Keine Ahnung, aber der Unterricht geht gleich los, und wenn er bei Sensei Flannigan wieder zu spät kommt, hat er sicher einiges an Extraaufgaben.“ Ein breites Grinsen legte sich auf Crows Gesicht und er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Was grinst du so dümmlich? Warum kannst du ihn eigentlich nicht leiden?“ „Du meinst so wie die ganzen Mädels, die ihm am Rockzipfel hängen?“ Jack sah ihn mit einem Blick an, der fast schon ‚Halt die Klappe du Trottel‘ schrie. Alexis sah ihn mit demselben Blick an. „Bist du wirklich so krankhaft eifersüchtig? Ich hab ehrlich gesagt mehr von dir gehalten!“ Sie warf ihre Haare zurück und ging an ihren Platz, ehe es klingelte. Mit knirschenden Zähnen sah er ihr nach. Jack schüttelte nur ein wenig mitleidig den Kopf und drehte sich ebenfalls um, da die Lehrerin den Raum betrat. In der Pause kam Jaden in die Klasse. „Und?“ sagte er und sah sich um. „Wo ist er denn?“ „Kam heute nicht in den Unterricht“ sagte Crow mürrisch. „Schade“ kommentierte er nur und sah Alexis an. „Hast du ihm gestern den Stream geschickt?“ Sie nickte. „Aber er hat die E-Mail nur gelesen und nicht geantwortet. Im Stream selbst war er nur eine halbe Stunde, meinte Carly.“ Er seufzte. „Ja, war nicht unser bestes Training gestern, vermutlich wird er ablehnen.“ Er sah geknickt aus. Alexis schlug ihn gegen die Schulter und riss ihn aus seinen Gedanken. „AU! Spinnst du?“ beschwerte er sich. Sie sah ihn ernst an. „Seit wann gibst du eigentlich so schnell auf, Brüderchen?“ Er rieb sich die schmerzende Schulter. „Schon gut. Schon gut. Du hast ja recht.“ Seine Augen begannen zu funkeln. „Ich muss wieder los, wir sehn uns später!“ Damit rannte er aus dem Zimmer. Jack sah ihm hinterher. „Ich fasse es nach wie vor nicht, dass ihr Geschwister seid.“ „Halbgeschwister“ korrigierte sie ihn neckisch. Es klingelte. Auch in der zweiten Stunde war Mathematik dran. Nach etwa fünf Minuten öffnete sich die Tür und ein schwarzhaariger Schüler betrat den Raum. „Fudo-kun, schön, dass du uns endlich mit deiner Anwesenheit beehrst!“ sagte sie ironisch. Ich ging auf sie zu, drückte ihr einen Zettel in die Hand und setzte mich dann, ohne ihre Reaktion abzuwarten, auf meinen Platz. Einige Schüler starrten mich an, als hätte ich eben ein Kapitalverbrechen begangen. Die Lehrerin sah mir wütend hinterher, doch ehe sie sich aufregen konnte, las sie sich den Zettel durch. Ihr Blick wurde weicher. Die Klasse war komplett angespannt, sie vermuteten anscheinend einen kommenden Wutausbruch, doch stattdessen steckte sie den Zettel in ihre Schublade und wandte sich wieder der Tafel zu. Einige geschockte Blicke wanderten im Wechsel von mir, zu Sensei Flannigan, als würden sie noch auf irgendeine Reaktion ihrerseits warten. Ich stützte wieder meinen Kopf auf die Hand und sah aus dem Fenster. Als es wieder klingelte packten alle die Sachen zusammen. Wir hatten jetzt eine Doppelstunde Schwimmunterricht. Ich stand auf und folgte den anderen, denn ich wusste nicht wohin ich gehen sollte. Immerhin die Schwimmsachen hatte ich heute mit. Auf dem Gang gesellten sich Jack und Alexis zu mir. Jack blickte noch einmal über seine Schulter zu Sensei Flannigan, die den Raum verließ. „Mann, was hattest du denn für eine Ausrede, dass du ohne Strafarbeiten oder Wutausbruch davongekommen bist?“ fragte er mich. Was will der Typ denn? „Kopfschmerzen“ antwortete ich knapp. Alexis stutzte „Ernsthaft? Als meine Mutter mir mal ein Attest wegen Kopfschmerzen geschrieben hat, warf sie es mir hinterher und verlangte einen 1000 Wörter Aufsatz über das aktuelle Thema von mir.“ Meine Güte, konnten die mich nicht einfach ignorieren? „Migräne“ verbesserte ich mich und hoffte sie würden es endlich dabei belassen. Jack schloss wieder zu Crow auf und Alexis bog mit einem besorgten Blick ab. Die Mädchen hatten wieder Sport und erst am Donnerstag im letzten Block Schwimmen. Endlich ließen mich alle in Ruhe. Wir zogen uns um und gingen zu den Schwimmbahnen. Da stand auch schon wieder dieser Sensei Ushio und brüllte ein paar der jüngeren Schüler an. Wie es aussieht haben hier mehrere Klassen gleichzeitig Unterricht. Wir setzten uns auf die Bänke. Zuerst folgte eine Ansprache, die ich kaum mitbekam. Ich starrte die ganze Zeit auf das spiegelglatte Wasser hinter dem Lehrer. Es war so ruhig. So friedlich. Ich hätte große Lust mich einfach in diesem Wasser zu ertränken. Ein Pfiff riss mich aus meinen Gedanken und der Lehrer rief einige Namen auf. Besagte Schüler standen auf, sprangen ins Wasser und machten sich warm. Plötzlich stellte sich eine Gestalt in mein Blickfeld. Was denn jetzt wieder? Als ich aufblickte, machte mein Herz einen Satz, denn ich sah wieder diese kastanienbraunen Augen, die mich erwartungsvoll anfunkelten. Sein Lächeln war aufrichtig und fröhlich. An was hatte ich bis eben eigentlich noch gedacht? Er stützte die Hände in die Hüfte und beugte sich zu mir runter, bis er nur eine Handbreit vor meinem Gesicht stoppte. Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss und mein Herz etwa doppelt so schnell schlug, als gesund gewesen wäre. Mein Körper wurde von einem Gefühl übermannt, dass ich lange nicht mehr spürte, aber ich konnte es nicht zuordnen. „Und?“ fragte er erwartungsvoll. „Hast du dich entschieden? Wie findest du unser Team?“ Ich brauchte einen Augenblick, ehe ich antworten konnte. Während er sprach, spürte ich seinen warmen Atem auf meiner Haut. Ich riss mich zusammen und versuchte seinem Blick auszuweichen, da bemerkte ich, wie sich nun auch Crow und Jack angeschlossen hatten. Mit Glück könnte ich die Gesichtsfarbe auf meine angebliche Migräne schieben. „Naja“ begann ich und war sehr darauf bedacht ihm nicht in die Augen zu sehen. „Ich hoffe ihr hattet gestern beim Training einfach nur einen verdammt miesen Tag.“ Meine beiden Mitschüler sahen mich verdutzt an, Jaden war endlich nicht mehr so nah an meinem Gesicht und lachte laut drauflos. Gott ist das ein ansteckendes Lachen. Ich musste schmunzeln und schielte wieder in seine Richtung. Jack zwang meinen Blick durch ein Räuspern wieder zu ihm. Auch der Jüngere hatte seinen Lachanfall wieder im Griff. „Was meinst du damit?“ wollte der lange Blonde wissen. Ich seufzte. Sie können mich ja ohnehin schon nicht leiden, da kann ich ihnen die Wahrheit auch gleich schonungslos sagen. „Was ihr braucht, ist nicht nur ein neuer Stürmer, sondern auch ein Trainer. Das Passspiel ist eine Katastrophe, euer Zusammenspiel kaum vorhanden und die Technik sitzt auch bei kaum jemanden. Außerdem wirkt euer Torwart als hätte er Angst vor dem Ball. Der Einzige, der was draufhatte war die Nummer 11.“ Ich sah die Jungs vor mir an. Jack hatte ein Pokerface aufgesetzt, Crow knirschte mit den Zähnen und Jaden fing an zu grinsen. „Engagiert!“ sagte er fröhlich. Ich schaute ihn perplex an. „Bitte?“ Er lachte. „Na, als Stürmer und Trainer meine ich! Ich glaube du weißt wovon du redest!“ Ein Pfiff, da wurde Jadens Name genannt. „Ach verdammt, ich bin dran, wir reden später weiter. In der Mittagspause auf dem Fußballplatz, ja?“ sagte er und hob die Hand, während er zum Becken lief. Was ist gerade passiert? Crow stöhnte genervt. „Na schön, du hast unseren kleinen Kapitän gehört, willkommen im Team!“ Hatte ich hier eigentlich auch so etwas wie Mitspracherecht? Wieder ein Pfiff. Nun wurden auch wir aufgerufen. Die Stunde zog sich ewig hin, ehe wir uns wieder umzogen und zum Mittagessen Richtung Fußballplatz liefen. „Mann, hab ich Hunger!“ jammerte Crow. Jack sah ihn an. „Lass mich raten, du hast dein Essen schon wieder zuhause vergessen.“ Der Orangehaarige grummelte. „Ja liegt vermutlich noch auf dem Küchentisch.“ Wortlos warf ich ihm ein eingepacktes Brötchen zu. Er fing es und sah mich völlig verdattert an. „Was ist das?“ fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. Frau Yuki hatte es mir heute im Krankenhaus mitgegeben, als ich meinen Vater besucht habe. Ich hatte vergessen mir etwas einzupacken, bevor ich los ging. „Käse glaub ich“ sagte ich und biss selbst in ein zweites Brötchen. „Ja, aber warum gibst du mir das?“ fragte er und zog eine Augenbraue nach oben. Ich sah ihn verständnislos an. „Kannst du mit Hunger spielen?“ Sein Magen knurrte wie zur Antwort. „Öhm … Naja … Danke.“ Alexis, Jaden und Aki kamen mit einem weiteren Mädchen, das ich nicht kannte, auf dem Rasen an und setzten sich zu uns. Das Mädchen hatte lange, schwarze Haare und eine ziemlich große Brille. Sie setzte sich neben Jack und gab ihm zur Begrüßung einen Kuss. Der Rotschopf begrüßte mich überschwänglich. „Hey Yusei, wie geht’s dir?“ Ich nickte. „Ganz gut.“ Als sie sich neben mich setzte, deutete ich mit dem Kopf Richtung Jack. „Er hat ne Freundin?“ Sie folgte meinem Blick „Ja, das ist Carly, sie geht auch in meine Klasse. Die beiden sind eigentlich schon seit der Unterstufe ein Paar.“ Alexis betrachtete Crow neugierig. Der sah sie an und wurde rot. „I- Ist was?“ Plötzlich schaltete sich Jaden ein. „Hey, das sieht aus wie diese Krankenhausbrötchen, die uns unsere Mutter manchmal von der Nachtschicht mitbringt.“ Krankenhaus? Mutter? Da fiel der Groschen. Sein Name war doch Jaden Yuki. So ein dämlicher Zufall. Ich verschluckte mich und fing an zu husten. „Alles in Ordnung?“ fragte er. „Ja, schon gut. Hab mich nur verschluckt.“ Crow wandte sich wieder an Alexis. „Keine Ahnung, das hat Yusei mir gegeben.“ Ach verdammt, hättest du es nicht dabei belassen können? Sie sah mich sorgenvoll an. „Warst du wegen der Migräne in der ersten Stunde etwa im Krankenhaus?“ Nicht die schlechteste Ausrede. „Ähm ja, mein Vater ist etwas … überfürsorglich“ log ich. „Das erklärt endlich warum du damit bei Sensei Flannigan durchgekommen bist!“ sagte Crow und biss ab. Die Blondine nickte. „Stimmt“. „Ich hoffe das kommt nicht zu häufig vor, wenn du als Stürmer anfängst“ bemerkte Jack. Aki drehte sich freudig zu mir um. „Du hast zugestimmt?“ Nein. „Naja eigentlich-“ „Ja! Er ist unser neuer Stürmer Schrägstrich Trainer!“ fiel mir Jaden wieder ins Wort. Meine Güte, warum werde ich eigentlich nicht gefragt ob ich einverstanden bin. Ich seufzte und gab mich geschlagen. „Ein Monat“ sagte ich nur. Alle blickten mich fragend an. „Wenn ich in einem Monat keine Besserung sehe, bin ich raus.“ Das war für Jaden ein klares Ja. Er grinste. Als ich dieses Funkeln in seinen Augen sah, wich ich seinem Blick aus und redete schnell weiter. „Ich kann auch nicht jeden Tag nach dem Unterricht trainieren! Montag, Mittwoch und Freitag reichen aus. Die restlichen Tage müsst ihr wiederholen was besprochen wurde.“ Ich hatte das Gefühl Jaden würde vor Freude platzen. „Also ist es beschlossene Sache! Vielleicht schaffen wir es dieses Mal auch endlich in die Regionalmeisterschaft!“ Wenn ich an mein altes Team denke, ist sein Gedanke mehr als nur optimistisch. Ich gab einen belustigten Laut von mir. „Wenn ihr es tatsächlich bis in die Regionalmeisterschaft bringt, dann bleib ich im Team“ sagte ich scherzhaft. Keine Ahnung was mit Jack und Crow los war, doch anstatt mich zu ignorieren oder mich mit giftigen Blicken zu durchbohren, boten sie mir Hilfe als Laborpartner in Chemie an. Ich gebe es ungern zu, doch die Hilfe konnte ich wirklich brauchen. In diesem Fach lag meine alte Schule anscheinend tatsächlich zurück. Auch in Bio waren sie echt nett. Nach dem Unterricht gingen wir Richtung Parkplatz, da schlossen sich Alexis und Jaden an. „Wenn ich noch einen toten Frosch sezieren muss, werde ich mich übergeben“ jammerte sie. Sie sah tatsächlich etwas blass aus. Ich ließ das unkommentiert und schweifte in Gedanken wieder ab, bis wir an den Motorrädern ankamen. Ich bog zu meinem ab und verabschiedete mich. Zu meiner Überraschung folgten mir Jack und Crow. Auch die Geschwister blieben interessiert stehen. Crow ließ einen anerkennenden Pfiff hören, als ich meinen Helm aus der dafür vorgesehenen Einbuchtung unter dem Sitz des Motorrads holte. „Schicke Maschine, ist das Marke Eigenbau?“ Ich nickte. Warum war der Kerl auf einmal so freundlich? Als ob Jack meine Gedanken gelesen hätte, beugte er sich zu mir rüber und flüsterte mir ins Ohr, während Crow mein Fahrzeug musterte. „Alexis hat ihm heute Morgen den Kopf gewaschen, was dich betrifft. Er war nur eifersüchtig.“ Ich sah ihn erstaunt an. Warum sollte er auf mich eifersüchtig sein? Die anderen beiden Motorräder gehörten wohl Jack und Crow, zumindest begaben auch sie sich langsam zu ihren Maschinen und ließen sie aufheulen, ehe sie davonfuhren. Vorher verabschiedeten sie sich von uns und ließen mich etwas perplex zurück. Ich hörte ich ein Hupen, drehte mich um und sah Frau Yuki hinter dem Steuer eines Kleinwagens. Schnell setzte ich mir endlich meinen Helm auf, ehe sie mich erkennen konnte. Alexis und Jaden winkten ihr zu und verabschiedeten sich von mir ehe sie einstiegen. Dann fuhr ich los. * Die Sicht von Jaden * Ich sah das rote Motorrad von Yusei noch vom Parkplatz fahren, ehe sich meine Mutter zu uns drehte. „Es tut mir leid, ich muss nochmal ins Krankenhaus, ich habe was vergessen.“ Ich stöhnte genervt. „Ach komm schon, Mama, ich hab heute eine Tonne Hausaufgaben auf! Und dann wollte ich noch was für das Training morgen vorbereiten.“ Sie lächelte. „Wird nicht lange dauern, mein Spatz. Ich habe nur eine Akte vergessen und muss schnell noch was mit meinem Chef abklären.“ Nach der 20-minütigen Autofahrt parkte sie den Wagen auf dem Gelände. „Wollt ihr noch mit reinkommen? Die Kinder würden sich sicher freuen mal ein paar neue Gesichter zu sehen!“ Hm, eigentlich keine üble Idee. Ich könnte Naoya mal wieder besuchen. Alexis und ich stimmten zu und zusammen liefen wir auf das große Hauptgebäude zu. Plötzlich stupste mich Alexis an und ich sah verwundert zu ihr. „Hey, ist das nicht Yuseis Motorrad?“ Was? Ich folgte ihrem Blick und sah wirklich sein auffälliges Fahrzeug. Es war knallrot, mit weißen Rallystreifen an der Seite. Als wir das Gebäude betraten, entdeckte ich Yusei noch im Aufzug, ehe er sich schloss. Schnell lief ich darauf zu und beobachtete, in welchem Stockwerk er hielt. Fünftes Obergeschoss. Verwundert betrachtete ich die Übersicht. „Was will er denn auf der Geschlossenen?“ murmelte ich und sah meine Schwester an. Sie zuckte nur mit den Schultern. Als unsere Mutter dazukam, stiegen wir in den Aufzug. Sie drückte den Knopf für die Kinderstation, Alexis wählte die fünf. Unsere Mutter sah uns fragend an und Alexis grinste. „Mir ist eingefallen, dass wir noch einen Freund besuchen wollten.“ Die Krankenpflegerin zog die Augenbrauen zusammen. „Wirklich? Welcher eurer Freunde liegt denn auf der geschlossenen Station für psychische Krankheiten?“ „Musst du nicht hier raus?“ fragte ich als sich die Tür öffnete. Perfektes Timing. Sie verließ den Fahrstuhl. „In 10 Minuten treffen wir uns wieder am Eingang, oder ich komme hoch.“ Die Tür ging wieder zu. Ich schielte zu meiner Schwester „Sag mal… was machen wir hier eigentlich? Willst du Yusei wirklich folgen? Ich hab irgendwie das Gefühl, dass ihm das nicht so recht wäre.“ Sie sah mich geheimnisvoll an. „Willst du nicht auch wissen, warum er die ganze Zeit so komisch ist?“ Ich zuckte mit den Schultern, platzte aber auch förmlich vor Neugier. Allerdings hatte ich wirklich meine Zweifel, ob das so eine gute Idee war. Als sich die Tür öffnete gingen wir zur Rezeption. Yusei war nirgends zu sehen. „Kann ich euch helfen?“ fragte ein nett aussehender junger Mann. „Ja, wir wollten jemanden besuchen!“ sagte Alexis und lächelte. Ich warf ihr einen misstrauischen Blick zu. Man, kann die Lügen wie gedruckt, der Schauspielklub macht sich wirklich bezahlt. „Wie heißt denn euer Freund?“ fragte der Mann. Wir wussten nicht mal wen Yusei eigentlich besuchte, also mussten wir bei der Antwort etwas tricksen. „Unser Freund ist eben schon vorgegangen. Schwarze Haare, Stachelkopffrisur, dunkelblaue Augen. Sein Name ist Yusei Fudo.“ Der Mann tippte etwas in die Tastatur. „Ah ja, er ist bei Hakase Fudo, Raum 517“ sagte er dann. Das war erschreckend einfach. Eilig fügte er hinzu: „Wenn ihr irgendwelche scharfen Gegenstände dabeihabt, bitte ich euch sie bei mir abzugeben. Ihr erhaltet sie wieder, sobald ihr die Station wieder verlasst.“ Ich überlegte kurz aber mir fiel nichts ein, was auf die Beschreibung passen könnte. Alexis gab ein kleines Nähset aus ihrer Tasche ab. Danach gingen wir los und suchten besagte Zimmernummer. „Wen er wohl besucht?“ fragte Alexis. Ich fühlte mich sichtlich unwohl. „Ich glaube wirklich das war keine gute Idee, lass uns wieder umkehren!“ „Sei nicht so ein Feigling! Der Kerl redet ja kaum, vielleicht brauch er ja unsere Hilfe.“ Am Zimmer angekommen sahen wir durch die Lamellen der Jalousie am Fenster ins Zimmer und entdeckten Yusei mit verschränkten Armen an der Wand angelehnt. Der Mann, der neben ihm auf dem Bett lag, sah ihm auf dem ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Er hatte die gleiche Frisur und den gleichen Körperbau, nur sah er schon älter aus, war größer und seine Augen waren weitaus heller als die von Yusei. Der Mann redete leise auf ihn ein. Wir beobachteten ihn unschlüssig, wie er immer verkrampfter wurde. „Jetzt sind wir hier, und was jetzt?“ flüsterte ich. Plötzlich löste Yusei seine angespannte Körperhaltung und fing an den Mann anzubrüllen. Wir konnten ihn sogar leise durch die Wand hören. „Was bildest du dir eigentlich ein? Hattest du vor mich hier allein zu lassen?! Denk doch wenigstens nur einmal nicht nur an dich!“ Oh je, das hätten wir wohl nicht hören sollen. Bei seinen letzten Worten liefen ihm vereinzelte Tränen die Wange runter. Der Mann sah ihn schockiert an und Yusei ging auf die Tür zu. Ich war wie in einer Starre, aber Alexis schnappte sich meinen Arm und zog mich um die Ecke, damit Yusei uns nicht entdecke. Gerade noch rechtzeitig, denn im nächsten Augenblick öffnete er die Tür und knallte sie hinter sich zu. Wir waren mucksmäuschenstill. Mein Herz raste und ich schluckte schwer. Ich hatte das Gefühl, als könnte er meinen Herzschlag hören, so laut wie es gegen meine Rippen hämmerte. Wir hörten keine Schritte, also stand er vermutlich noch immer vor der Tür. „Scheiße!“ fluchte er plötzlich leise und wir hörten Schritte, die nach und nach leiser durch die Gänge hallten. Alexis sah um die Ecke um zu sehen ob die Luft rein war. „Ich glaube das ist sein Vater da drin“ sagte sie. „Lass uns doch mal mit ihm reden.“ „Spinnst du?“ fuhr ich sie an. „Das geht uns wirklich nichts an, hast du seine Reaktion gesehen? Ich glaube wir haben schon zu viel gesehen!“ „Dann geh ich eben allein rein und du stehst Schmiere“ entgegnete sie und ging auf das Zimmer zu. „Alexis!“ sagte ich und schnaubte. „Dieser Dickschädel! … Warte!“ Sie klopfte und öffnete die Tür. Ich folgte ihr grummelnd. Der Mann im Bett musterte uns. „Wer seid ihr?“ fragte er. Ich schloss die Tür hinter mir, während Alexis antwortete. „Wir sind Freunde von Yusei.“ Er lachte nur müde. „Hat er euch etwa von der Sache erzählt? Sieht ihm gar nicht ähnlich. Mein Sohn ist eigentlich seit einiger Zeit ziemlich verschlossen.“ „Naja um ehrlich zu sein“ setzte ich an und sah ihn verlegen an. „Wir sind ihm gefolgt. Wir haben uns Sorgen gemacht… Was ist denn genau passiert?“ Das Gesicht des Mannes wurde weicher und traurig. Er hob seinen linken Arm ein Stück an, betrachtete ihn und strich mit der anderen Hand darüber. Plötzlich fielen mir die Verbände an seinem Unterarm auf. Erschrocken realisierte ich, weswegen der Mann hier war. Meiner Schwester war es anscheinend auch aufgefallen, denn sie sah ihn genauso erschrocken an. „Uns geht es vermutlich beiden nicht so gut in letzter Zeit. Aber …“ Er schmunzelte. „Ich glaube irgendwas an dieser Schule scheint ihm gut zu tun. Er hat seit Wochen keine wirklichen Gefühle mehr gezeigt. Dass er mich so anschreit ist ein gutes Zeichen.“ Er senkte den Arm und sah mir tief in die Augen. „Würdet ihr mir einen Gefallen tun?“ Ich nickte zaghaft. „Solange ich hier bin… könntet ihr ein Auge auf ihn haben? Er ist alles an Familie was ich noch habe und ich habe einen großen Fehler gemacht. Ich will nicht, dass ihm etwas zustößt.“ „Sicher“ sagte Alexis traurig. Ich sah sie an. „Wir sollten jetzt gehen, unsere Mutter wartet bestimmt schon.“ Sie nickte und wir verabschiedeten uns. Auf dem Weg zum Ausgang sah Alexis bedrückt zu Boden. „Du hattest Recht… Das ging uns wirklich nichts an.“ Kurz vor der Rezeption blieben wir wie erstarrt stehen. Dort stand unsere Mutter und redete mit Yusei. „Ah, da seid ihr ja!“ sagte sie. Er drehte sich um und musterte uns mit schockgeweiteten Augen. Ich hatte das Gefühl für einen Moment hörte mein Herz auf zu schlagen. „Was… was macht ihr denn hier?“ murmelte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)