Der letzte Sieg von BuchTraumFaenger (Böse Vorahnung) ================================================================================ Kapitel 22: 22. Konfrontation zweier Kriegsherren ------------------------------------------------- Kaum hatte der blaue Pfau das „Dach“ des unfertigen Palastes erreicht, blickte er sich hastig um. Als er sein Ziel ausfindig gemacht hatte, verlor er keine Zeit. Er stieß sich ab und segelte mit einem Pfauenschrei über die Mauer und über die Dächer. Kurz darauf schoss auch Shen durch die Planken und sah seinen Rivalen Richtung Oststadt fliegen. Wutschnaubend band sich der Lord sein langes Schwert um und jagte ihm hinterher. Xiang hörte laute Flügelschläge und drehte sich kurz um. Der weiße Lord war ihm dicht auf der Flugbahn. Xiang knurrte laut. Das war zwar alles nicht Teil von seinem Plan gewesen, aber er hatte noch einen Plan B - wie immer. Noch ehe Shen den Flüchtenden erreichen konnte, ließ dieser sich geschwind zwischen den Häusern in einer Gasse nieder und huschte davon. Mit einem lauten Aufprall kam Shen auf einem Dach zum Stehen und hielt sein Schwert in Angriffsstellung. Seine roten Augen suchten die Straße ab. Doch vom blauen Pfau war nichts mehr zu sehen. Schnaubend glitt Shen vom Dach eines Laternenladens herab und verharrte dort vorerst in geduckter Stellung auf dem Boden. Er lauschte. Da war kein Laut. Die Straßen waren leer. Die Bewohner hatten in ihrer Panik vor neuen Explosionen die Stadt bereits verlassen. Nach ein paar Sekunden erhob sich der weiße Lord und schritt langsam an den Häusern entlang. „Feige bist du auch noch?!“, schrie Shen die Gassen runter. „Na schön! Atme meinetwegen noch ein paar Sekunden länger. Einen kurzen Tod wirst du aber nicht haben!“ Eine Phase der Stille folgte. „Findest du das wirklich fair?“, meldete sich eine Stimme. Shen kniff die Augen zusammen und stierte auf eine wenige Meter von ihm entfernte Ecke, wo er seinen Rivalen vermutete. „So ganz einfach jemanden ohne einen anständigen Kampf zu erlegen?“, fuhr Xiang mit kleinlauter Stimme fort, allerdings mit einem spöttischen Unterton. Der weiße Lord preschte vor und sprang um die Ecke, doch die Gasse war leer. Vor Zorn begann sein Pfauenschwanz zu zittern. „Was verstehst du schon von Fairness?!“, fauchte er und sah sich erneut um. „Eigentlich müsste ich deine Flügel abhacken und dich lebendig aufhängen!“ „Och ja“, redete Xiang in einer anderen Ecke weiter. „Okay, es war nicht gerade nett von mir, deine Bälger so rüpelhaft zu bestatten. Aber dennoch… Denn falls du es noch nicht kapiert haben solltest, das hier ist mein Sieg.“ Shen stieß ein abfällig Schnauben aus. „Woher willst du nicht wissen, dass es nicht meiner wird?“ Es wurde kurz still. „Willst du wirklich so sein wie ich? Du bist von mir nicht mal die Hälfte.“ Shen nahm eine Bewegung an einem anderen Ende der Straße wahr. Ihre Blicke trafen sich. Xiang stand da, seine Flügel zusammengefaltet und betrachtete den weißen Lord in aller Ruhe. „Warum belassen wir es nicht dabei und du ergibst dich freiwillig?“ Der blaue Pfau grinste, was Shen eine Wut hochtrieb. Er holte mit dem Schwert aus und wollte es auf Xiang niedersausen lassen. Doch im nächsten Moment fühlte er einen harten Schlag auf den Kopf und er sank bewusstlos zu Boden. Xiang schmunzelte. „Gute Arbeit“, lobte er und kickte das Schwert weg, dass Shen dabei fallengelassen hatte. Zwei schwarzgekleidete Ochsen-Soldaten tauchten auf und packten den ohnmächtigen Lord. „Bindet ihn dort fest“, befahl Xiang und deutete an eine Säule von einem Geschäft. Die Soldaten machten sich sofort daran ein Seil um den Pfau zu binden und drückten ihn dann gegen die Säule. Dort banden sie seine Flügel nach hinten und auch seine Füße fixierten sie feste. Nach getaner Arbeit winkte der blaue Pfau seine Gefolgsleute weg. „Ihr könnt euch entfernen. Ich werde jetzt die Ladung entzünden.“ Die Soldaten verneigten sich, dann verschwanden sie schnell. Mittlerweile hatte der blaue Lord zwischen ein paar Kisten eine lange Zündschnur hervorgeholt. Er legte das Ende auf einer der Kisten ab und ging zu dem gefangenen weißen Lord zurück, der langsam wieder zu sich kam. Als er endlich wieder blinzelte, schüttelte Xiang missbilligend den Kopf. „Dummes Küken. Anscheinend kapierst du gar nichts mehr. Tja, man sollte sich nie so mitreißen lassen. Das müsste man doch vom Krieg her genau wissen.“ Er wandte sich kurz lachend ab, dann sah er wieder auf den weißen Pfau. „Apropos Krieg, die ganze Stadt liegt unter Schießpulver. Das heißt, ich kann jeden Teil dieses Häusergartens jederzeit in die Luft jagen. Und du, wirst mit ihnen abheben.“ Er lachte heiser, während Shen in verbittert anstierte. „Betrachte es als Gnade. Du stirbst dort, wo du geboren wurdest. Das ist doch mal ein netter Tod, oder?“ Er machte einen großen Sprung nach hinten und griff nach der Lunte, die mit dem Schießpulver unter den Häusern verbunden war. „Ich wünsch dir einen schönen Flug in den Himmel!“ Damit entzündete er die Lunte, erhob sich und ließ den weißen Pfau in seiner misslichen Lage allein. Xiang flog solange über die Häuser, bis er sich sicher war, in der nächsten sicheren Zone zu sein. Dort ließ er sich auf einem der Hausdächer nieder und wartete auf den großen Knall. Die Lunte war nicht sehr lang. Es würde nicht lange dauern bis zur Explosion. Er wartete. Eine Minute, zwei Minuten… „Was…?“ Xiang legte die Stirn in Falten. Warum passierte nichts? „Wartest du auf ein Feuerwerk?“ Erschrocken drehte sich Xiang um, als er die Stimme des weißen Kriegsherrn hinter sich hörte. Shen stand eine Stufe höher auf einem Dach und stierte auf den blauen Pfau herab. Zuerst verstand Xiang gar nichts mehr. „Wie bist du…?“ „...so schnell rausgekommen?“ Shen hob die Schnabelwinkel an. „Das durchschneiden der Seile war leicht.“ Er hob eines seiner Federmesser. „Nur die Vorarbeiten waren etwas schwieriger gewesen.“ Xiang wich etwas zurück. „Während du auf mich gewartet hattest“, fuhr Shen mit fester und dunkler Stimme fort, „hab ich den Tag damit verbracht, die Lunten in der Stadt zu verlegen. Ich kenne jeden Winkel und jedes Versteck in der Stadt. Auch den Untergrund, wo du die Pulverfässer lagerst. Dabei hab ich bei jeder Schießpulver-Ladung die Zündschnüre gekappt und woanders platziert.“ Ein bitter-kaltes Lächeln huschte ihm über den Schnabel. „Das heißt, dass nur ich in der Lage bin die Sprengladungen zu aktivieren. Du bist in der Stadt nur noch Dekoration. Für deine Pläne hast du dir die falsche Stadt ausgesucht.“ Er sah mit großer Genugtuung zu wie Xiang etwas bleich um den Schnabel wurde. Fassungslos stand er da, während Shen seine Fingerfedern knackte und seine Krallen in die Dachziegel grub. „Also, wo waren wir vor wenigen Minuten stehengeblieben?“ Er zog sein langes Schwert hervor. „Oh ja.“ Der weiße Lord betrachtete sein Spiegelbild im Metall. „War da nicht die Rede von einer Reinigungsaktion?“ Xiang sprang zur Seite und wollte wegfliegen. Doch Shen reagierte blitzschnell und knallte den Schwertgriff brutal in Xiangs Rücken. Der blaue Pfau rauschte zu Boden, konnte sich aber gerade noch zur Seite rollen, noch bevor Shen ihn mit seinem Schwert erdolchen konnte. Doch Xiang blieb keine Zeit zum Flüchten. Immer wieder griff Shen ihn an und er musste immer wieder ausweichen. Wenn er mal versuchte wegzufliegen, stellte sich ihm der weiße Lord in den Weg. Schließlich blieb Xiang nichts anderes übrig als sich zu verteidigen und griff nach einer Stange, die eigentlich für das Halten von Kochkesseln verwendet wurde. Das brachte ihm zwar keine große Überlegenheit im Krampf, verhinderte aber so einen fatalen Schlag der scharfen Klinge. Allerdings nicht ewig. Shen war so mit Wut geladen, dass er zu sämtlichen Mitteln griff, um den blauen Lord in seiner Verteidigung zu schwächen. Als er ihm eine Ladung Sand ins Gesicht warf, reichte dieser unaufmerksame Bruchteil. Xiang schrie laut auf, als das scharfkantige Metall seinen Flügel traf. Shen hielt kurz Inne, als sein Rivale kurz in die Knie ging und sich den verletzten Flügel hielt. Er hätte ihn auch sofort jetzt den Rest in sein Herz rammen können, aber er wollte keinen schnellen Tod für ihn. Er wollte ihn leiden sehen. Solange er konnte. Xiang zog seine befiederte Hand wieder nach vorne, die voller Blut war. Während er auf die rote Farbe starrte, begann er zu Zittern und seine Augen weiteren sich vor Horror. Doch der Schnitt auf seinem Flügel entfachte jetzt auch in ihm eine Wut. „Es wundert mich, dass du soviel für diese Schlampe übrig hast!“, keifte er und griff erneut nach der Stange und schlug mehrere Male auf den weißen Pfau ein, der sein Schwert wie ein Schutzschild über sich hielt. Beim nächsten Schlag stieß er Xiang weg und ließ ihn erneut aufschreien, als auch noch sein anderer Flügel einen Schnitt kassierte. Der blaue Lord ließ wieder die Stange fallen und hielt sich beide Flügel. Die Wunden waren zwar nicht tief, dennoch sah es furchtbar aus auf seinem reinen blauen Federn. Und auch sein Hemd saugte sich mit der roten Farbe voll. Ohne Reue schwang der Lord sein Schwert vor, wo die Spitze wenige Millimeter vor Xiangs Hals zum Stillstand kam. Ernüchtert wich Xiang ein paar Schritte rückwärts. Beide starrten sich an. Jeder mit demselben vernichtenden Gedanken, wie Feuer und Wasser. Jeder wollte den anderen auslöschen. Hätten Blicke töten können, jeder von ihnen wäre längst zu Asche zerfallen. Xiang zog etwas den Kopf ein und begann laut und stoßweise zu atmen. „Ich an deiner Stelle, würde besser aufpassen, dass sie dich nicht heimlich im Bett erdolcht, wenn du schläfst“, keuchte er und stieß ein kehlig heiseres Kichern aus, wobei er seine blutbeschmierten befiederten Hände zeigte. „Denn sowas kann jederzeit passieren.“ Die Augen des blauen Pfaus weiteten sich und er sah aus, als hätte er Atemnot. Er hielt sich kurz an der Kehle und schnappte nach Luft. Doch das alles hielt nur einen kurzen Augenblick. Dann flitzte er davon. Shen stieß einen Schrei aus und kickte seine gesamte Energie gegen Xiang. Der blaue Lord wurde mit gewaltiger Wucht gegen eine Hauswand geschleudert, die krachend in sich zusammenfiel. Nachdem sich der Staub verzogen hatte, brachte Shen eine weitere Wand zum Einsturz. Die Wand sauste knapp neben Xiang auf den Boden, erwischte aber seine Beine. Der blaue Pfau schrie vor Schmerz auf. Er versuchte sich aus dem schweren Steingeröll herauszuziehen, doch sein Fuß war eingeklemmt. Ohne weiter auf den gefallenen Pfau zu achten, ging Shen an ihm vorbei und hob etwas versteckt hinter einem Fass vom Boden auf. Entsetzt sah Xiang zu wie Shen die Zündschnur hochhielt. „Jetzt ist es mein Sieg.“ Er holte ein Streichholz hervor. „Wenn du ins Reich der Toten gelangst, schwöre ich dir, ich werde dich dort weiterjagen.“ Er setzte die Schnur in Brand. Anschließend ließ Shen die Lunte fallen, um sich aus dem Staub zu machen. Doch Xiangs Krampfgeist war noch lange nicht gebrochen. Neben sich erblickte er ein paar Seile. Schnell griff er danach und warf sie wie ein Lasso nach dem weißen Pfau. Die erste Schlinge legte sich um Shens Hals, die ihn wieder nach unten riss. Xiang zog kräftig und schlang die nächsten Schlaufen um die Flügel, dann um die Beine. Shen fiel zu Boden, rappelte sich aber sofort wieder auf und versuchte sich loszureißen. „Wenn ich untergehe!“, schrie Xiang ihn an. „Dann gehst du mit mir mitunter!“ Shens Blick fiel auf die Lunte. Doch das Feuer war schon längst in der Erde verschwunden. Er konnte sie nicht mehr löschen. Die neue Lunte war zwar länger, aber ewig konnte er keine Zeit gewinnen. Er versuchte seine Federmesser im Flügel zu erreichen, doch Xiang schlang immer mehr Seile um ihn, sodass er sich gar nicht mehr bewegen konnte. Egal was er machte, er konnte einfach nicht an die Messer ran. Schließlich blieb ihm nur noch eine Möglichkeit. Er warf sich nach vorne auf Xiang. Doch dieser wehrte ihn mit den Flügeln ab und verteilte ordentliche Hiebe auf den weißen Lord. „Im Jenseits können wir ruhig weitermachen!“, brüllte Xiang. „Aber dein Flittchen wird dann nichts mehr von dir haben!“ „Shen? Shen?“ Der weiße Lord sah überrascht auf, als die vertraute Gestalt eines bekannten Pandas auftauchte. Als Po Shen wohlauf sah, atmete er erleichtert auf. „Puh, ich hab schon gedacht, es wäre schlimmer…“ „PANDA! HIER FLIEGT GLEICH ALLES IN DIE LUFT!“, brüllte Shen ihn an. Po erstarrte. „Oh, das ist natürlich nicht so gut.“ Ängstlich sah er zu wie Shen an den Seilen riss, die Xiang immer noch eisern festhielt. „Nur keine Sorge!“, rief Po. „Im Tauziehen war ich Klassenbester.“ Doch noch ehe er an den gefesselten Pfau Hand anlegen konnte, bewarf Xiang den Panda mit Steinen. „Autsch, hey, hey!“ In Shen stieg die Panik hoch. Nach seiner Berechnung war die Lunte schon über die Hälfte durch. Es wären jetzt nur noch Sekunden bis zur Explosion. In diesem Moment sah Po etwas auf dem Boden aufblitzen. Shens Schwert. Po überlegte nicht lange und schnappte es sich. Dann nahm er Anlauf und ließ das scharfe Kriegsinstrument auf die Seile niedersausen. Als Xiang sah, was der Panda vorhatte, war es schon zu spät. „NEiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!!!!!!“ Die Seile rissen. Shen fiel nach hinten und spürte nur noch wie er von einer großen Person mitgerissen wurde. Der Rest ging in einem ohrenbetäubenden Knall zugrunde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)