Der letzte Sieg von BuchTraumFaenger (Böse Vorahnung) ================================================================================ Kapitel 7: 7. Kalt-warmes Abendessen ------------------------------------ „Ich hatte echt nicht bemerkt wie er im Helm gesteckt hatte.“ Po musste bei diesem Satz lachen. Sie saßen alle an einem großen Tisch im Speisesaal. Der Panda kam nicht umhin um ein paar von seinen Abenteuern zu erzählen und vollführte die Geschichte vom gestohlenen Helm noch einmal. „Und dann hab ich ihn weggekickt. Oh. Ich hoffe, er nimmt es mir nicht übel. Übrigens, netter Vogel.“ Damit nahm er eine Schüssel voll Suppe und trank sie aus. Yin-Yu lächelte. Sie teilte mit ihrem Mann Shen die eine Seite des Tisches, während Xia und Sheng ums Ecken neben ihr saßen. Po saß ihnen gegenüber. Sehr zum Ärger von Shen, dem die Gegenwart des Pandas überhaupt nicht zu gefallen schien. Die ganze Zeit, seit sie das Abendessen begonnen hatten, hatte er kein Wort gesprochen. Obwohl Po ihm immer wieder ein Lächeln zuwarf, erwiderte der weiße Lord es kein bisschen. Yin-Yu bemühte sich so gut wie möglich die Gespräche am Tisch abzufangen. „Oh ja“, begann sie, als Po so heiter über Takeos Missgeschick berichtete. „Er hatte schon viele Jahre in der Stadt von Xiang als Bote gedient.“ Po ließ die Schüssel sinken. „In der Stadt von Xiang?“ Die Pfauenhenne nickte. „Ja, nachdem niemand von meiner oder seiner Familie die Stadtverwaltung übernahm, hatte Takeo sich eines Tages hier nach Arbeit erkundigt. Da er ein zuverlässiger Bote ist, haben wir ihn schließlich eingestellt. Seine Familie hatte es nicht leicht gehabt Fuß in China zu fassen.“ „Kann ich gut verstehen“, meinte Po und griff zu einer Schüssel Reis. Shen kniff die Augen zusammen. Wieso hatte er sich nur dazu überreden lassen, diesen Panda einzuladen? Immer wenn er ihn sah, überkam ihm ein dunkler Schatten. Oder war das alles nur ein böser Traum gewesen? Ein paar Wochen zuvor… Es ging dem weißen Pfau einfach nicht aus dem Kopf, weshalb die Wahrsagerin ihm so feste die Flügel gedrückt hatte, als sie ihnen für ihre Zukunft viel Glück gewünscht hatte. Dafür kannte er sie zu gut. Es war einfach nicht ihre Art etwas ohne Grund zu sagen und anzudeuten. Das wurde ihm besonders dann klar, als Yin-Yu ihre Schwangerschaft bekanntgegeben hatte. Sollte das das Glück für die Zukunft sein? Ein paar Tage waren seitdem schon vergangen und Shen ließ der Gedanke einfach nicht los. Er musste mit der Wahrsagerin darüber reden. Und wenn er es aus ihr herauszwingen musste. Der Lord kam gerade an ihrem Zimmer an, als er hörte, wie sie sich mit ihrem Großneffen unterhielt. Shen wollte eigentlich nicht lauschen, doch als er das Wort „Zukunft“ vernahm, spitzte er dann doch die Ohren und blieb vor der geschlossenen Tür stehen. „Wenn du dir so sicher bist, dass es kein Blick in die Zukunft gewesen war“, hörte er Ling sagen. „Weshalb machst du dir dann solche Sorgen? Ich hab auch nicht immer gute Träume.“ Die Wahrsagerin seufzte. „Ich weiß es auch nicht, Ling. Irgendetwas störte mich. Dieses angesenkte Federkleid. Und seitdem hab ich so ein schreckliches Gefühl. So als ob irgendetwas Furchtbares auf uns zukommen würde.“ Ihr Großneffe stieß laut die Luft aus. „Ach Tante, was soll denn schon passieren? Wenn du dir so unsicher bist, wieso wirfst du dann nicht einfach einen Blick in die Zukunft?“ „Nein, das kann ich nicht!“, wehrte sie ab. „Ich habe mir geschworen, nie wieder in die Zukunft zu blicken. Ich will nicht wieder dafür verantwortlich sein, ein Unglück heraufzubeschwören. Ich fühl mich immer noch mitschuldig, dass dafür ein ganzes Panda-Dorf daran glauben musste. Wenn nur nicht dieses unheilvolle Gefühl wäre. Irgendetwas Schlimmes liegt in der Luft.“ Der Pfau konnte ihren Gehstock auf dem Boden klappern hören. Ihre Schritte waren äußerst schwerfällig. „Nein“, murmelte die Wahrsagerin wehmütig. „Ich kann einfach nicht. Ich kann es nicht noch einmal erleben. Ich kann es nicht.“ Shen blinzelte. Am Tisch waren Xia und Sheng gerade zu der Diskussion übergegangen, ob es Jungen oder Mädchen werden würden. „Also eine Schwester wird doch auf jeden Fall dabei sein“, meinte Xia bissig und verschränkte die Flügel. „Ich darf doch wohl auch um einen Bruder bitten, oder?“, meinte Sheng gekränkt. Po nahm ein Stäbchen zur Hand und tippte damit gegen eine Schüssel. „Hey, Leute.“ Die Blicke der beiden Geschwister wanderten zu ihm rüber. „Ist einem von euch überhaupt schon mal der Gedanke gekommen, dass es vielleicht vier Mädchen oder vier Jungen werden könnten?“ Zuerst herrschte Stille. Dann schlug Xia auf den Tisch. „Mum! Ich will eine Schwester!“ „Ich will einen Bruder!“, fiel Sheng ihr ins Wort. Ihre Mutter lächelte. „Tut mir leid, aber das hab ich nicht zu entscheiden. Auch nicht euer Vater.“ Alle Blicken wanderten zu Shen. Jeder erschrak förmlich, als sie seinen eiskalten Blick bemerkten. Po ran irgendwie ein kalter Schauer über den Rücken und versuchte es mit einem netten Kommentar. „Habt ihr euch eigentlich schon Namen überlegt?“ Shens Augen verengten sich. „Ist das alles was dir dazu einfällt?!“ Es wurde still am Tisch. Shen wurden die Blicke aller Umsitzenden lästig. Er erhob sich und verließ den Raum. „Ähm, vielleicht sollten wir jetzt zu Bett gehen“, schlug Yin-Yu vor. „Das ist eine sehr gute Idee“, stimmte Po ihr zu und stand auf. „Xia, könntest du ihm sein Zimmer zeigen?“, fragte die Lady. Ihre Tochter nickte. „Okay.“ Dann verließ auch ihre Mutter eilig den Speisesaal. Mit heftigem Schwung stieß Shen die Türen zum Schlafraum auf. Zu seiner inneren Erleichterung lag das Gelege unverändert in den Decken. Schweigend blieb er im Raum stehen und merkte erst wieder auf, als er Schritte hinter sich vernahm. Er hörte sie näherkommen. Dann blieb sie stehen. Nach ungefähr einer halben Minute begann sie zu reden. „Warum, Shen?“ Der weiße Pfau drehte sich noch nicht zu ihr um. „Du weißt, es gefällt mir nicht, dass du ihn zu uns eingeladen hast.“ Die Pfauenhenne seufzte tief. Shen sog die Luft ein, als sie ihre Flügel auf seine Schultern niederließ. „Ich bin mir sicher, dass er ihnen nichts tun wird.“ Er stieß sie von sich. „Du kennst ihn nicht so gut wie ich!“, schmetterte er ihre Worte ab und ging erst in einem Kreis, bevor er sich zu ihr umwandte. Behutsam hob sie ihre Flügel. „Ich weiß ja, was du von ihr gehört hast“, fuhr sie mit sanfter Stimme fort, als ihr wieder einfiel wie Shen ihr von den Worten der Wahrsagerin berichtet hatte. Beide hatten sich geschworen nichts voreinander zu verheimlichen. Und irgendwie bereute Shen jetzt diesen Eid. „Aber sie hatte den Panda mit keinem Wort erwähnt. Vielleicht hat es ja alles nichts zu bedeuten.“ Doch Shen war da nicht so überzeugt und blickte verunsichert auf die Eier. Schon fast flehend kam sie auf ihn zu und umfasste sein Gesicht. „Bitte beruhige dich“, bat sie ihn. „Versuche wenigstens ruhig zu bleiben.“ Sie streichelte seine Wangen. Schließlich nahm der Pfau einen tiefen Atemzug. „Na schön.“ Etwas erleichtert gab sie ihm einen Kuss. Anschließend ließ sie sich auf den Decken nieder. „Möchtest du dich nicht auch ins Bett legen?“ Doch Shen schüttelte den Kopf. „Ich werde heute Abend Wache halten.“ Yin-Yu wollte etwas erwidern, doch sie kannte ihn gut genug, dass er sich durch nichts davon abhalten lassen wollte. Also ließ sie ihn. Niemand bemerkte den dunklen Schatten, der sich in einer dunklen Ecke des Zimmers aufhielt und das Ehepaar beobachtete. „Also, das ist dein Zimmer“, verkündete Xia. Aufgeregt sah Po sich um. Das Zimmer war zwar nicht sonderlich groß, aber auch hier waren die Möbel schön geschnitzt und dekoriert. An der Seite prangerte ein schönes gemütliches großes Bett und ein paar Tische und Vasen. Einige hatten sogar Kirschblüten als Inhalt. Und auch das Fenster bot einen schönen Ausblick. „Wow, da traut man sich ja nichts anzufassen“, scherzte Po und strich über einen vergoldeten Tischrahmen. Xia nickte. „Ja, selbst im Gästezimmer haben wir nicht gespart.“ Doch dann musste sie laut gähnen. „Ich glaube, ich gehe jetzt auch ins Bett.“ „Oh ja, klar“, meinte Po verständnisvoll. „War ja auch ein langer Tag gewesen.“ Das Mädchen nickte. „Ja, dabei bin ich normalerweise nie so schnell müde.“ Po kicherte. „Wir werden alle nicht jünger.“ Xia grinste bissig und versetzte ihm einen Seitenkick. „Also dann, gute Nacht.“ „Gute Nacht, Xia.“ Po winkte ihr zu, bis sie die Tür geschlossen hatte. Dann streckte sich der Panda auf dem Bett aus und starrte an die Decke. „Mm, eigentlich bin ich nicht so richtig müde…“ Im nächsten Augenblick begann er zu schnarchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)