Feuer und Flamme von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, zwei Schmiede und jede Menge Feuer) ================================================================================ Kapitel 4: Gold, Rubin und andere Schätzchen -------------------------------------------- Sesshoumaru begriff erst in Anbetracht des vollkommen fassungslosen Inu Yashas, dass der, im Gegensatz zu ihm, in dieser Aussage etwas ganz anderes erblickte als die Tatsache, dass Michiko offenbar lebensüberdrüssig viel zu viel aus alten Tagen plauderte. Er sollte sich zusammenreißen, um nicht vor beiden, leider, sein Image zu ruinieren. Etwas mühsam erklärte er daher der Feuerhexe: „Er kann nicht durch deine Tarnung sehen.“ „Oh.“ Michiko, die davon ausgegangen war, und sich gerade schon beleidigt gefühlt hatte, nutzte ihre Magie. „Natürlich. Halbdämonen haben weniger Zauberkraft. Mein Fehler.“ Inu Yasha bemerkte, dass ihr Bild verschwamm, dann tauchte eine Frau auf, noch immer in dem gleichen Kleid mit brennendem Saum und Schleppe, nun aber eindeutig jünger. Die echte Michiko schien kaum zwanzig, hatte weiße, fast silbrig glänzender Haare bis zur Hüfte, die unten ebenfalls Feuer gefangen hatte, und war insgesamt – nun ja, hübsch? Er atmete tief durch, um seinen gewissen Zorn zu verbergen, dass er sich schon wieder als unfähig dargestellt hatte. „Ich habe eben noch nie eine Frau gesehen, die sich freiwillig älter und hässlicher machte als sie ist.“ Michiko kicherte etwas verlegen. „Was für ein nettes Kompliment, junger Hund. Wirklich, Sesshoumaru, dem hast du mehr beigebracht als du damals … Nun, gleich. Ich werde euch eine Feuerseele mitschicken, die euch den Weg zu der Höhle des Himmelsdrachen zeigt.“ Sie hatte durchaus soeben bemerkt, dass der Hundefürst, Feuerhexe hin oder her, ohne Rücksicht auf Konsequenzen Mordgelüste hegte. Ach ja. Wie in den guten alten Zeiten, als sie den neugierigen Fast-Welpen doch überreden konnte. Inzwischen war das wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Schade, denn mit seiner jetzigen Kraft und Selbstbeherrschung konnte vermutlich niemand mithalten. Und er würde auch kaum den Kleinen mit den niedlichen Ohren zur Ausbildung zu ihr lassen. Grausame Hunde! Der Halbdämon erwartete, dass sie eine Feuerseele rufen würde und wurde vollkommen verblüfft, als sie den Mund öffnete und ein offenkundig heißes, orange leuchtendes, Gebilde aus ihrem Mund kam, sich rasch vergrößerte. Eindeutig eine Feuerseele – und die verschluckte diese Hexe? Die zu küssen war wohl eine Mutprobe gewesen, anders konnte er sich das kaum vorstellen. Immerhin schien die Suche nach Toutousai auch einige lustige Erkenntnisse über den Herrn Halbbruder zu beinhalten. Kagome würde sich sicher amüsieren. „Folgt ihr,“ befahl die Hexe. Sesshoumaru drehte sich wortlos um. Nicht nötig, dass Michiko noch einige Dinge aus der Vergangenheit ausgrub, und, noch viel ärger, vor dem Bastard ausplauderte. Er hatte sich damals gewiss nicht sonderlich gut dargestellt. Aber er hatte auch keine Chance gesehen, wie er mit Abstand und heilem, bösen, Ruf aus der Lage kommen sollte. Er hatte leider viel zu spät gemerkt, auf was sie aus war. Eindeutig seiner mangelnden Erfahrung als Fast-Welpe geschuldet. Er hatte das auch jedem gegenüber verschwiegen. Mutter – oh du je, die hätte sich sehr amüsiert, wie ihr Sohn in solch eine Falle hatte spazieren können. Nun ja. Er hatte es überlebt und immerhin wusste er seither, wie das mit der Weiblichkeit ging – und mied sie weiträumig. Zugegeben, Kagura hatte sich besser benommen, war nicht so fordernd gewesen. Aber ebenso natürlich hatte sie ihren Drang zur Freiheit mit dem Leben bezahlen müssen. Sie war zu schwach gewesen um sich gegen Naraku durchzusetzen. Nun, der war jetzt ebenfalls Geschichte, nicht zuletzt dank seiner Fähigkeiten und, zugegeben, auch Inu Yashas. Besagter Halbbruder sprang nach vorne, um Seite an Seite zu gehen, und bemühte sich seine Heiterkeit nicht zu zeigen. Zum Einen war es ja ganz schön und gut, mal den Herrn Hund mit der hoch getragenen Nase in Peinlichkeiten verwickelt zu sehen – andererseits gab es gleich zwei Gründe, die dagegen sprachen den aufzuziehen. Einmal könnte der Gute schließlich mit seiner Vergangenheit anfangen und beim Thema Kikyou und Kagome wurde ihm heute immer noch schwindelig, zum Zweiten, nun ja. Inu Yasha wusste schließlich nur zu gut, wie es war, das Gesicht in den Staub gedrückt zu bekommen. Und das wünschte er eigentlich niemandem, nicht einmal seinem Bruder. Sicher, sie hatten schon ihr Bestes gegeben sich gegenseitig umzubringen, aber das war lange her und außerdem … Irgendwie hatte es wohl doch keiner so ganz vermocht. Sie hatten doch nur noch sich als Blutsverwandte, wenn man davon absah, dass Sesshoumarus Mutter anscheinend noch lebte, laut Rin eine sehr schöne Dame und sehr nett. Um ihn hatte sie sich freilich nie gekümmert, aber er war ja auch nicht von ihrem Einzigen adoptiert worden, eher das lebende Beispiel dafür, dass sie ihrem Ehemann nicht gereicht hatte. Diese Feuerseele schien immerhin zu wissen, wohin sie wollte, denn sie bog jetzt von einem Pfad ab und flog höher den Hang hinauf, über die Bäume und das dichter werdende Unterholz. Die Halbbrüder folgten ihr mit weiten Sprüngen.   „Wie lange brauchst du für mein Schwert?“ Toutousai suchte hastig nach einer plausiblen, Zeit schindenden, Antwort. Irgendwann mussten doch die Jungs hier auftauchen, zumal, wenn dieser unbekannte Narr ihnen an das Gebiss wollte. Sesshoumaru hatte Leute schon für deutlich weniger ins Jenseits geschickt, aber auch das Hundebaby würde einem solchen Vorschlag kaum anders als handgreiflich folgen wollen. „Ja, das hängt davon ab. Wie gesagt, ich brauche die Zähne. Und natürlich magisches Erz.“ Das musste man ja wohl erst mal besorgen. „Das ist da. Yoshi war so freundlich.“ Und kaum freiwillig, dachte Toutousai, denn sein alter Kamerad sah wirklich mitgenommen ans. Mist. Er brauchte Zeit, aber wie erklärte man das einem so desinteressierten Gegenüber hinter einer Nebelwand? „Ach, das ist schon mal gut.“ Nein, eher weniger, aber er musste auf Kooperation machen, wollte er noch erleben, wie die Idiotenbrüder hier aufschlagen würden. „Dann kann ich mir das mal ansehen. Ich meine, Ihr wisst schon etwas von der Schmiedekunst?“ „Etwas. Genug, um zu hören, wenn du mich anlügst.“ Der Unbekannte klang gelassen. Wunderbar. Das wurde immer enger, seine Klemme. Aber wozu war man einer der besten Schmiede aller Zeiten? „Äh, ja. Dann wisst Ihr sicher, dass man zuerst die Seele des Schwertes schmiedet, aus dem Erz und der magischen Basis. Das Erz muss zu der Seele und dem Schmied passen. Das kann man nicht erklären, das spürt man eben, aber daran unterscheiden sich eben Schmiedemeister und Unfähigen, ja.Wenn es nicht passt, wird das Schwert nur verdorben, und dann benötigt man anders. Diese Seele zu schmieden dauert dann neunundvierzig Tage.“ „Toutousai.“ Das klang nicht nur wie eine Drohung, das war auch eine. Verflixt, was hatte Yoshiyuki da nur alles erzählt. Offenkundig die Wahrheit, dass man in diesen sieben Wochen eben ein Schwert schmieden konnte. Also sollte er jetzt die Lüge mit der Wahrheit verquicken. Zeit. Er brauchte viel Zeit, damit seine einzige Hoffnung nicht erstarb. Du liebe Güte, wenn ihm je jemand gesagt hätte, dass er diese Hundebrüder für seine einzige Hoffnung halten würde … „Es dauert neunundvierzig Tage, tut mir Leid. Allein für die Seele. Und da darf das Feuer nicht ausgehen, der Schmied nicht ermatten. Schlagen, schmelzen, messen, überprüfen, Magie einbauen. Tag um Tag, Woche um Woche. Ja, ich weiß, es dauert sieben Wochen ein Schwert zu schmieden, sagt man. Aber, eben nur, wenn Ihr ein gewöhnliches wollt ….“ Das stimmte sogar, das sollte doch dieser Typ auch wissen. Und schließlich wollte der ja gleich alle drei Schwerter der Weltherrschaft in einem haben. Was so verrückt war, wie nur was. Nicht einmal der Inu no Taishou hatte das verlangt. Und der kannte So´unga. Ein solches Schwert würde Herr seines Herrn sein. Und des Schmiedes gleich dazu. Aber dieser Fremde schien ja mehr als von sich eingenommen. Idiot. Er selber war auch sehr stolz aus das, was er konnte und gelernt hatte, aber genau deswegen kannte er doch seine Grenzen. Schon Kajinbou hatte ja geglaubt, dass er jede Klinge beherrschen könnte, so als Schmiedeschüler – nun ja. Tokejin hatte ihm das glatte Gegenteil bewiesen. Allerdings, falls dieser ominöse Halunke tatsächlich alle drei Schwerter der Weltherrschaft in der Hand, Pfote, Klaue oder was auch immer trug und die gemeinsam ihn übernahmen, vermutlich unter Führung des Höllenschwertes – gute Nacht, du schnöde Welt! Wo war eigentlich seine illustre Kundschaft, wenn er – und der Rest der Erde - sie mal brauchte? „Du kannst mit der Seele anfangen.“ „Äh, ja, natürlich, sobald die Zähne da sind.“ Und das würde dauern, davon war der alte Meisterschmied felsenfest überzeugt. „Und, wenn Ihr das Schwert habt, lasst Ihr mich, uns, gehen.“ „Ja, natürlich. Wenn das Schwert auch funktioniert.“ Diese Klinge würde nie funktionieren, dachte Toutousai. Einmal sowieso nicht, und zweitens würde er sie niemals so schmieden. Nun ja, solange er da irgendwie irgendetwas machen konnte. Dieser Unbekannte schien sehr mächtig und sehr skrupellos, keine Mischung, die etwas Gutes verhieß. Er musste den Kerl irgendwie ablenken, zumal er ihm das mit dem „Ich lasse dich gehen“ nicht abnahm. Dazu hatte er doch zu viele Dämonenfürsten kennengelernt. Also, schön auf harmlos machen. Harmlos aber fähig, das war wohl der Weg zum Zeit schinden. Und zum Überleben. „Ihr seid Euch sicher, dass Ihr ein Stück des Höllenschwertes habt?“ „Zweifelst du an meinem Wort?“ Der wurde ja schneller sauer als Sesshoumaru! „Nicht wirklich, aber es wundert mich schon. Ich meine, das ist etwas, das man nicht so einfach bekommt.“ „Ich will dir diese Frage nachsehen, da du mich nicht kennst. Ich besaß die Möglichkeit schon sehr lange in das Jenseits zu gelangen, lange vor dem Taishou und seiner Gefährtin.“ Oh, dachte Toutousai und sagte es auch. Das war eine ziemlich seltene Fähigkeit, selbst unter Dämonenfürsten. Wenn der Kerl in dieser Liga spielte – auweia. Das sah immer schlechter für ihn aus. Nun gut. Immerhin schien er Zeit für sich und Yoshiyuki gewonnen zu haben. „Das ist viel mehr, als ich von mir behaupten könnte.“ „Natürlich. Du bist ja nur ein Schmied. - Bringt diese Beiden weg. Und bewacht sie gut. Da Toutousai so brav zu sein scheint, gebt ihm die Hände frei.“ Die Vogelwesen gehorchten wortlos und prompt.   Erst in einer Zelle ließ sich Toutousai ernstlich besorgt neben seinem alten Kameraden nieder. „Geht es langsam, Yoshiyuki? Wie bist du denn bloß in diesen Schlamassel gekommen?“ „Es tut mir Leid, Toutousai, ich wollte dich eigentlich nicht hineinziehen, aber …“ „Ja, das denke ich mir. Weißt du, wer das ist?“ „Nein. Aber er ist sehr mächtig. Und er kontrolliert diese Greifen.“ „Greifen?“ Toutousai kratzte sich am Kopf. „Habe ich mal wieder was vergessen?“ „Sie sind nicht aus diesem Land, denke ich.“ Yoshiyuki lehnte sich müde gegen die Wand. Seine Verletzungen würden heilen, falls er die Zeit dazu bekam. Aber er hoffte inständig, dass Toutousai diesen Auftrag erledigen konnte. „Du brauchst für so ein Schwert sehr lange …“ „Na hör mal, das ist doch nichts normales, was jeder kann. Und was Besonderes dauert eben auch.“ Toutousai hätte eigentlich den Anderen trösten wollen, in dem er ihm verraten hatte, dass er nur Zeit schinden wollte, aber gerade noch etwas wie ein Auge an der Decke verblassen sehen. Sie wurden beobachtet oder zumindest belauscht. Und das Allerletzte, was er wollte, wäre, den Unbekannten wirklich sauer auf ihn zu machen, ehe die zwei Idioten hier wären. Der alte Meisterschmied mochte manches vergessen, aber sein Überlebensinstinkt war intakt. „Ich denke auch, dass er uns dann am Leben lässt.“ „Meinst du?“ Irgendwie schaffte es Yoshiyuki sich über das Gesicht zu wischen und die Haare zurück zu streifen, ehe er sein Band, das diese aus der Stirn lag empor schob. „Ja, klar,“ behauptete Toutousai gegen seine Überzeugung aber eingedenk des Lauschers. „So eine Klinge, komm, Yoshi, das weißt du doch selbst, muss auch gepflegt werden, geschliffen, gut behandelt, sonst mag sie nicht mehr. Wenn ich ihr Schmied bin, will sie mich. Und du bist der Einzige, der mich ersetzen könnte, also braucht er uns beide. Hat der Kerl eigentlich auch einen Namen?“ „Sicher. Aber die Greifen reden ihn nie an, sie gehorchen ihm nur schweigend. Er ist kein Drache, denke ich, aber auch kein Greif.“ „Tja, da kann man wohl nichts machen. Wir müssen eben warten und ein bisschen Geduld haben. Immerhin kannst du dich ein bisschen erholen, während wir auf die Hundejungen, ich meine, deren Zähne, warten.“ „Die Söhne des Inu no Taishou- Sie müssen noch sehr jung sein.“ „ja, ein Baby und ein Halbstarker,“ erwiderte Toutousai prompt. „Unüberlegt, aber ziemlich stark.“ Ups, er wurde ja belauscht. „Für ihr Alter, natürlich. Sie kommen nach ihrem Vater, würde ich sagen.“ „Dann ist der Ältere ein vollwertiger Dämon und der Erbe, oder?“ „Ja. „ „Und, du hast keine Idee, wie wir hier wegkommen, ausbrechen können?“ Toutousai seufzte. Sein alter Freund musste ja noch älter und müder, oder eher, mitgenommener sein, als er gedacht hatte, dass er eine alte Drachenfestung nicht erkannt hatte. Ja, eine Idee hatte er schon, aber im Moment scheiterte die Ausführung an der klitzekleinen Kleinigkeit, dass die Idiotenbrüder irgendwo sich herumtrieben aber nicht hier waren. „Jetzt schlaf ein wenig. Mich hat diese Entführung auch etwas verwirrt und müde gemacht. Ich muss erst einmal nachdenken, wie man solche Schwerter macht. Das war doch immerhin vor so einigen Jährchen und ich bin nicht mehr der Jüngste. Ich glaube kaum, dass unser Entführer da großartig Fehler verzeiht….“ Yoshiyuki schüttelte sich. „Nein, sicher nicht. Ja, gut. Dann schlafen wir etwas.“   Die Feuerseele stieg steil empor. Erst jetzt erkannten die Hundebrüder vor sich ein großes Loch zwischen hohen Nadelbäumen, das steil in die Erde führte. Sesshoumaru drehte sich um. „Warte hier.“ „Ach, will der Herr Halbbruder etwa damit bei Michiko angeben?“ entkam es Inu Yasha mehr ehrlich als intelligent. Der Blick, den der Dämonenfürst seinem lästigen Anhängsel zuwarf hätte genügt, die Südsee in Packeis zu verwandeln. Sollte er diesem Narren denn alles erklären? Was in aller Welt hatte Myouga getrieben, oder auch Kagome, die ja doch ab und an kämpfte? Immerhin hatte der noch nicht gezogen und so zuckte der Halbdämon die Schultern. „Schon gut, reg dich ab.“ Schön, einmal für halbe Portionen. „Das ist eine Höhle.“ „Ja, das sehe ich auch, und?“ Seit wann bekam er denn etwas erklärt? Das würde ihm Myouga büßen. „In die sich ein Drache zum Sterben zurückgezogen hat.“ „Ja….?“ Sesshoumaru unterdrückte mühsam das Bedürfnis seine Klaue in diesen… diesen ….Vaters dümmsten Sohn zu drücken. „Würdest du dich in eine Höhle zurückziehen, die mehrere Ausgänge hat? Ja.“ Was fragte er auch. Inu Yasha begriff und ignorierte lieber das letzte Wort, um nicht als töricht dazustehen. „Klar, das ist der einzige Ausgang. Ja, geh nur. Ich werde dir den Rücken freihalten.“ Wieso hätte er denn an so etwas denken sollen. Der hatte es begriffen! Was natürlich nur wiederum zu der Frage führte, was da Myouga unter Taktiklektionen verstanden hatte. Da war ja Jaken nützlicher und erfahrener. Hm. Vielleicht sollte er dem mal sagen Inu Yasha so etwas beizubringen? Jaken konnte dann auch gleichzeitig auf Rin aufpassen. Dieser Kohaku spielte für seinen Geschmack zu viel mit Rin. Sie waren doch keine Kinder mehr, nach Menschenmaßstäben. Oder? Nun gut. Immerhin konnte er sich sicher sein, dass der Halbdämon ihm in Wahrheit dafür sorgen würde, dass ihm niemand hinterher kam. So viel Vertrauen hatte er in den Halbbruder in den vergangenen Jahren doch sammeln können. So sah er sich nicht einmal mehr um, ehe er den schräg nach unten laufenden Schacht betrat, eingedenk der Worte Michikos seine Energie wohl verborgen.   Nach fast dreihundert Schritten erkannte er, dass sich die Umgebung veränderte. Es wurde eben, und der bislang schmale Gang weitete sich zu einer Höhle. Seine Augen waren trotz der Dunkelheit gut genug um ein gewisses Flackern erkennen zu können. Auch unter seinen Schuhen spürte er nun etwas anderes als Fels, glatt, fast rutschig. Das musste das Kristall sein, Rubin, von dem die Feuerhexe gesprochen hatte. Er ging lautlos und hielt seine Energie noch sorgfältiger verborgen als zuvor, als er einen Schimmer seines weißen Haares an einer wand erkannte. In der Tat, für die Krieger der Feuerhexe mochte es hier unmöglich sein durch zu gelangen. Und, was war das dort hinten? Die Höhle war wahrlich groß genug um einen Drachen aufzunehmen, aber er entdeckte jetzt hinten ein goldiges Schimmern. Lag dort der Tote? Behutsam ging er näher, weniger in der Sorge vor Gespenstern als vor einer weiteren Falle, die der lieben Michiko gerade entfallen war. Tatsächlich fand er einige hundert Schritte weiter im Dunkeln die Überreste eines Himmelsdrachen, oder, wie sie es genannt hatte, Sonnendrachen. Alles hier zeugte von Staub und Zerfall, alles, bis auf die selbst oder gerade hier leuchtenden Schuppen des Drachen. Schimmernd zeichneten sie die Umrisse der gewaltigen Kreatur nach. An einer Stelle, wo einst wohl die Vorderschulter gewesen war, blieb es jedoch dunkel. Dort hatte sie die Feuerhexe wohl die Schuppen für ihren Spiegel geholt. Er streckte schon die Hand aus, ehe ihm eine Lehre aus Welpentagen einfiel, als ihm seine Mutter gesagt hatte, man nehme nie etwas, zumindest nicht von solchen Wesen, ohne dafür zu geben. Das war auch so eine Kleinigkeit, die Michiko nicht erwähnt hatte, allerdings war sie wohl davon ausgegangen, dass er das wusste. Er war es wahrlich nicht gewohnt um etwas zu bitten, aber Drachen, noch dazu Himmelsdrachen waren von einer besonders fähigen Magie besessen gewesen. So sagte er: „Michiko benötigt Schuppen von dir. Genügt dir eine Strähne meines Haares?“ Das sollte doch wirklich diplomatisch sein. So streckte er die Hand aus, ehe er förmlich zur Salzsäule erstarrte. In Gedanken hörte er eine tiefe Stimme. „Nun ja, höflich, junger Hund. Und mächtig. Wieso kommt Michiko nicht selbst?“ „Die Berge sind unruhig. Etwas geschieht.“ „Lege Haare von deinem Schulterfell auf die Stelle, von der du die Schuppen nimmst. Du bist jung, aber mächtig.Dämonenfürst.“ Von seinem Schulterfell? Eher hätte er sich eine Strähne seines Haupthaares abgeschnitten, als ...Nun ja. Das war die Bedingung. So rupfte er mit gewisser Selbstüberwindung ein Büschel aus seiner Boa, ehe er mit der Linken zupackte und gleich vier Schuppen nahm. Er wusste nicht, wie viel die Feuerhexe für den Spiegel benötigte und es war nun einmal bedauerlicherweise wichtig diesen Toutousai zu finden. Noch ein Punkt auf der schwarzen Liste dieses unbekannten Entführers, die er mit dem äußerst sorgfältig abarbeiten würde. „Ah, nicht um dich noch Gewinn, sondern um einen Getreuen. Ja. Ich verstehe.“ Der Geist des verstorbene Sonnendrachen schien langsam zu verschwinden, denn es klang schon weit entfernt. „Darum ein Rat, junger Hund. Behalte eine meiner Schuppen.“ Was sollte das denn schon wieder? Und hoffentlich hatte Inu Yasha inzwischen keine Dummheit begangen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)