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Caught Cold

von

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Er war hier. Wo auch immer das war. Er versuchte sich bemüht im Raum umzusehen, Konturen zu erkennen und auch nur den kleinsten Hinweis dafür zu bekommen, wo er war. Was das war. Was um alles in der Welt los war. Irgendetwas stimmte nicht. Nein, eigentlich stimmte gar nichts. Doch seine Sicht wollte sich nicht so recht klären, seine Augen erübrigten sich als ziemlich unkooperativ.

Doch er schien allein zu sein. Er hörte keine Stimmen, keine Schritte, keine Bewegungen. Nur Geräusche, die sein Hirn noch nicht einzuordnen wusste. Irgendwie kamen sie ihm bekannt vor. Irgendwo hatte er sie schon einmal gehört, oder eine Vorstellung davon bekommen. Außerdem waren diese Geräusche schon seit längerem hier. Woher auch immer er das wusste. Wo auch immer hier war.
 

Er war allein. Schon wieder. Irgendwie.

Denn irgendwie hatte er sich schon immer allein gefühlt. Einsam. Im Stich gelassen. Auf sich allein gestellt. Obwohl er von Menschen umgeben war. Menschen, die ihm angeblich nahe sein wollten, die ihm helfen wollten, die seine Freundschaft wollten. Doch er konnte sich an keines ihrer Gesichter erkennen. An kein einziges. Und kein einziges war hier, das wusste er. Auch wenn er es nicht richtig erkennen konnte. Er spürte es. Und so sehr er auch wusste wie schmerzlich es war im Stich gelassen zu werden... er spürte es nicht. Nur zum Teil. Denn das einzige, was er spürte, war das Zerbersten seiner Zellen, sein Körper, der unter dem Druck an sein Äußerstes zu gehen schien. Aber welcher Druck? Was war das? Er spürte, wie sich sein Körper bewegte, wie er sich leicht hob. Der Druck sich aufbaute, die ersten Fasern seines Körpers sich sträubten. Solange bis er es schier nicht mehr auszuhalten schien. Und dann verschwand es, ganz schnell. Es fiel alles in sich zusammen. Er zerquetschte ihn regelrecht. Und obwohl ihm der Atem wegblieb, so sehr schmerzte es – er atmete. Er spürte den Sauerstoff, der durch jede einzelne seiner Zellen strömte.

Aber das war nicht das einzige. Er spürte das Brennen unter ihm. Es war wie Feuer. Es nagte an ihm, langsam, quälend. Und es zog ihn mit sich. Er fühlte sich schwer, als würde sein ganzes Gewicht sich dem Feuer entgegen drücken, ihm die Türen öffnen. Sein Untergrund fühlte sich hart an. Hart und uneben. Es waren wie Risse, die unter ihm verliefen. Und es war sein Körper, welcher der Schwerkraft um ein Vielfältiges ausgesetzt zu sein schien. Der vor Schmerz pulsierte und ihm auf quälende Art und Weise klar machte, dass sein Herz noch schlug. Dass seine Haut sensibler war als je zuvor, dass jeder Reiz, jede Veränderung, jeder Kontakt ihn voll und ganz einnahm. Seine Sinne vernebelte und einen Schmerz durch seine Glieder jagte, den er kaum Widerstand leisten konnte. Den er kaum ertragen konnte. Doch irgendwie konnte er. Irgendwie balancierte er hier an der Grenze des Möglichen. Und nichts war verlockender als diese Grenze zu überschreiten. Es nicht auszuhalten und einfach ins schwarze Nichts abzudriften.

Doch der Wunsch wurde ihm nicht erfüllt. Stattdessen fühlte er, wie die Sonne auf ihn hinab schien. Wie sie ihre wärmenden Strahlen überall auf ihm verteilte. Er spürte die Wärme überall, vor allem in seinem Gesicht. Es war warm. Zu warm. Und er könnte schwören den Spott zu spüren. Das Feuer in dem er sich suhlte noch anzufachen. Dieses angebliche Positive; Sonnenstrahlen, als Folterelement in seiner persönlichen Hölle. Von innen dem Zerbersten nah, äußerlich diesem Feuer ausgesetzt. Aber war es wirklich Feuer? War es wirklich äußerlich? Er spürte es überall. Das Brennen, den Druck und den Schmerz. Der Schmerz, der seine Gedanken zunehmend vereinnahmte.

Wo war er hier? Was war dieses hier? Und wie war er hierher gekommen?

Wenn es doch nur irgendeine Möglichkeit gäbe, dem ganzen zu entfliehen. Aus dieser Situation zu entkommen. Wenn da doch nur irgendjemand wäre. Doch er war allein.

Er schloss die Augen wieder. An seiner Stirn nahm er ein Kitzeln war. Etwas bewegte sich, es rann an ihm hinab. Stimmt. Ihm war warm. Und es brannte. Er brannte. Und noch viel mehr. Es schmerzte und was auch immer unter ihm war schien sich zu bewegen. Oder? Irgendetwas bewegte sich. Irgendetwas zog an ihm.

Nein. Es waren nicht nur seine inneren Organe, die dem Zerbersten nah waren. Da war etwas an seinem Rücken. Irgendetwas versuchte seinen Rücken in tausend Fetzen zu zerreißen, er spürte die Spannung. Spürte, wie sie sich aufbaute, wie sie nachließ und wie dieser seltsame, unebene Untergrund sein Übriges hinzugab. Er spürte den Schmerz an allen Stellen. Und so sehr er schreien wollte, so sehr er hier weg wollte, er schaffte es nicht. Er wusste, er konnte sich nicht bewegen. Er war wie gelähmt. Wie kam es dazu?
 

Er musste es herausfinden. Er musste sich erinnern. Nur an was? Wo sollte er anfangen? Er wusste nicht, was passiert war, wie er hierhergekommen war, wo er war. Wer er war und welches Leben das seine war.

Die Frage nach sich selbst war schwieriger zu beantworten. Das wusste er. Irgendwie.

Also würde er damit anfangen müssen herauszufinden, wo er war und nicht wer. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte nicht verhindern, dass die Welt um ihn herum in wieder in tiefem Schwarz versank.
 


 

~-~-~
 

Ein Krankenhaus.

Geräte. Sauerstoff.

Ein Krankenbett. Stoff.

Nadeln.
 

Das war es.

Das war, wo er war.

Das war, was hier geschah.

Das war die Ursache seiner Schmerzen. Obwohl er wusste, dass ‚Ursache‘ das nicht ganz auf den Punkt brachte. Immerhin war er nicht wegen der Geräte in einem Krankenhaus. Es war der Sauerstoff, der ihn innerlich bis an die Grenzen trieb, ihn zu zerreißen drohte. Aber er war nicht Ursache, dass dies geschah. Es war das Krankenbett, das Bettlaken und der Stoff an sich, der sich anfühlte wie Feuer. Es waren kleine Stofffalten, Material welches sich bewegte und sein permanentes Gewicht, dass ihn stetig der Hölle entgegendrückte. Aber es war nicht das, was seinen Schmerzen zugrunde lag. Dass er das alles fühlte.

Und Nadeln. Er spürte sie nicht, nur die Flüssigkeit, der sie Zugang zu seinem Körper gaben. Das Kalt in seinen Venen, welches langsam in seinen Körper eindrang. Eine klare Flüssigkeit. Und dennoch würde er darauf wetten, dass darin mehr als nur eine Chemikalie war, die seinen Verstand benebelte. Die ihn wegdämmern und keinen klaren Gedanken fassen ließ. Ihm war klar, dass das gewiss nicht die einzige Ursache dafür war, dass ihm jeder einzelne Gedanke so unendlich schwerfiel. Dass er durch ein Dickicht watete, in welchem er an sein Äußerstes gehen musste, um etwas Klares zu fassen. Etwas zu erkennen.

Unter anderem könnte er darauf wetten, dass Tropfen für Tropfen immer mehr Schmerzmittel in seinen Körper flossen. Stetig in einem kontinuierlichen Rhythmus und dennoch nicht genug.

Wie sehr hatte er Ärzte gehasst. Wie sehr verabscheute er Krankenhäuser und wie sehr hatte er sich dagegen gesträubt jemals etwas zu sich zu nehmen, das von eben jenen stammte. Und nun lag er hier. Hilflos ausgeliefert und an Maschinen gekettet, die ihn durch die Hölle und zurücktrieben. Und ihm letztendlich das Leben erleichtern sollten. Welch Ironie. Unfähig sich zu bewegen, unfähig klar zu denken und unwissend. Seine Kraftlosigkeit und Abhängigkeit quälten ihn. Es widerte ihn an, hier ausgeliefert zu liegen, nicht wissend was passiert war. Wie es hierzu gekommen war, was er getan hatte und was er tun musste, um dem Ganzen wieder zu entkommen. War das überhaupt möglich?

Es war erbärmlich. Und dennoch konnte er nicht allzu viel Kraft dafür aufopfern, brauchte er sie doch um diesen elenden Sauerstoff in seinem Körper Einheit zu gebieten. Das alles musste aufhören. Irgendwie. Er war Gefangener in seinem eigenen Körper, ohne den Grund hierfür zu wissen. Er war abhängig von Maschinen und Nadeln. Und den Umständen nach bestimmt auch von anderen. Etwas, dass er nie wollte. Andere brauchen, von ihnen abhängig sein, sie an seinem Leben Teil haben lassen (müssen). Und nun war er abhängig von Menschen, die er noch nicht einmal gesehen hatte.
 

Er wollte das hier alles nicht.
 

Die kahlen Wände dieses Zimmers, die Blässe und Kälte die allgegenwärtig war. Das Ende, welches besser nicht zur Geltung gebracht hätte werden können. Die grellen Strahlen der Sonne, die ihn verhöhnte. Der schale Geschmack in seinem Mund und sein Körper. Sein Körper, der auf seine grundlegendsten Funktionen zurückfuhr und selbst diese nicht alleine bewältigen konnte. Und dann noch dieses monotone Piepen der Geräte, die alle irgendwo an ihm verkabelt waren.

Er wusste, dass er nichts tun konnte. Nichts, was je in seiner Macht stand war ihm übrig, um etwas an der Situation zu ändern. Er war dem hier hilflos erlegen und musste es irgendwie ertragen, ohne zu wissen wie oder wie lange noch. Ob er überhaupt noch am Leben war? Konnte das wirklich alles passiert sein? Es fühlte sich real an, vor allem die Schmerzen. Aber wieso wusste er nicht was passiert war? Wieso war da diese Leere? Und dieses Gefühl, dass ihm gerade etwas Bedeutendes langsam durch die Finger glitt? Das hier war die Hölle.
 


 


 


 


 

„Du bist zu spät.“
 

„Kann mich nicht erinnern, nach deiner Meinung gefragt zu haben.“
 

„Erst zu spät kommen und dann noch die große Klappe haben. Wie man es von einem Versager nicht anders gewohnt ist.“
 

Wie aus dem Nichts waren sie da. Diese Stimmen. In der Dunkelheit. Und doch waren sie es nicht. Er wusste, dass niemand hier war. Irgendwie. Und dennoch, er hörte ganz klar. Nur ein Bild fehlte ihm. Da war kein Gesicht. Da war keine Stadt, kein Wald, kein Ufer, Nichts. Wer sprach mit ihm? Wann?
 

„Wir sollen Begleitschutz leisten. Ich vermute, dass wir durchaus ein paar Tage unterwegs sein werden.“
 

“Wann darf ich diesen Mistkerl endlich umbringen?! Muss denn erst auf einer Mission ein versehentlicher Unfall passieren?!“

„Fit siehst du auch nicht aus. Was habt ihr beide denn gestern noch gemacht?“
 

Was war passiert, wo kamen diese Stimmen her? Wen hörte er? Waren es Erinnerungen? Es wirkte so vertraut... und doch so durcheinander. Er war dort, er wusste es. Er war anwesend gewesen, mitten drin. Nur wo?
 

„Schneller!“ - „Obito?! Was -“ - „Antworte endlich! So langsam endet auch meine Geduld...“
 


 

„Ha, ha!“, ein höhnisches Lachen, welches nach einer gefühlten Ewigkeit die Stille brach, „Ich würde mal sagen, die Mission ist erledigt.“
 


 


 

Jedes Mal, wenn er in die Dunkelheit zurücksank und sich der Schwärze hingab kamen sie. Diese Bilder. Fetzen von etwas. Etwas, das mit seinen Erinnerungen zu tun hatte. Etwas, das ihm entglitt. Etwas, das bedeutend war. Etwas wichtiges. Aber er wusste nicht, wen er hörte. Was passiert war, wo es passiert war. Warum.

Zudem spürte er jeden der kleinen Fäden in seinem Rücken, die ihn zusammenhielten, seine Wunden schlossen. Er spürte die Haut, die sich dagegen wehrte, sich bis aufs äußerste spannte. Er wusste auf einmal, dass es Fäden sein mussten. Denn er wusste, dass er von etwas Scharfem getroffen wurde, er hatte es im Gefühl. Er wusste, dass er an all jenen Stellen Wunden haben musste.

Und er spürte jede kleinste Falte des Stoffes, den er anhatte. Nicht zu vergessen die Unebenheiten der Matratze und die kleinen Falten des Bettlakens. Es störte. Wahrscheinlich würde es ihm nicht einmal auffallen, könnte er sich endlich irgendwie ablenken, aber er wusste nicht wie.

Seine Gedanken zu ordnen würde keinen Sinn haben, das hatte er schon zu oft versucht. Diese Fetzen von irgendeinem Etwas, die keinen Sinn ergaben.
 

Hatte es eine Mission gegeben? Er konnte sich keinen Reim daraus machen. Auch nicht, woher diese Erinnerungen kamen, wen er hörte. Wieso eine Mission, wieso diese Fetzen? Auf einmal waren sie da. Es waren keine Schatten, die langsam verschwanden. Kein Nebel, der klarer und klarer wurde. Nein. Es war da, wie aus dem nichts. Es würde nicht gehen. Es würde bleiben, egal wie unvollständig es war.

Waren das die Antworten, die er wollte? War das die Antwort, die sein Gehirn auf das alles geben konnte? Klägliche Fetzen von Erinnerungen, die keinen Sinn ergaben, die er nicht zuordnen konnte… ?
 

Vielleicht erinnerte er sich an mehr, als er eigentlich wollte... das Letzte, was er mitbekam, waren verzweifelte Schreie, die nur einen Bruchteil der Panik und der Angst ausdrückten, die die Leute hatten. Aber er wusste nicht, wer geschrien hatte...
 

Er schloss die Augen, ignorierte den Schmerz, der ihn bei dieser Erinnerung durchfuhr.
 

Obito... das war alles... war es… ? Aber, wo war er dann? Wenn es eine Mission war, wieso war niemand hier? Wo war er? War er wirklich noch am Leben? Waren es die anderen? Obito? Wo war sein Teamkamerad?
 

Er hatte doch sonst immer so gehöhnt, dass er echte Freunde nie im Stich lassen würde...

Hatte er ihn im Stich gelassen? Waren sie je so etwas wie Freunde? Für ihn war Obito ein Freund. Das gestand er sich selbst, hätte das jedoch nie vor irgendjemanden zugegeben. Aber wenigstens sich selbst gegenüber war er ehrlich.
 

Und das hatte es ihm jetzt gebracht. Selbst lebensunfähig an irgendwelchen Geräten angeschlossen und allein. Seine Zukunft wollte er sich gar nicht vorstellen.

War es vielleicht doch allein seine Schuld? Lag es an ihm? Aber was genau? War Obito noch am Leben? Was zur Hölle war passiert?
 


 

Er vernahm ein Klacken. Es war die Tür, da war er sich sicher. Was könnte es sonst sein? Eine Maschine, die ihm bislang entgangen war? Unwahrscheinlich.

Ohne sich zu regen versuchte er seine Sinne zu schärfen, der Dunkelheit zu entgehen. Keinen Augenblick später öffnete sich die Tür, er konnte es hören. Seine Sinne waren schärfer, seine Reflexe noch immer in seinem Inneren fest verankert. Es gab doch noch etwas, das funktionierte. Auf das er sich berufen konnte, wenn auch nur kläglich.
 

Die Person, die durch die Tür schritt, näherte sich ihm bis sie neben ihm stand. Die Distanz, die sein Besuch zum Bett gewahrt hatte, musste gering sein. Dann war Stille. Kein fremdes Geräusch, keine Bewegung rührte die Luft. Er wartete kurz. Ob er sich das eingebildet hatte, ob das nur sein Wunsch war der Dunkelheit zu entfliehen? Vielleicht die Befürchtung, dass ein Detail verloren gehen könnte. Die Stille gab ihm erneut die Chance, zurück ins Dunkel zu sinken, sich völlig fallen zu lassen. Doch dieses Mal war es nicht still. Da waren wieder diese Fetzen, Stimmen, die er nicht zuordnen konnte. Doch er konnte kaum verstehen, was sie ihm sagten, es war so undeutlich. Was war es, was sie ihm sagten? Es klang so aufgebracht, panisch, unkontrolliert. Wieso konnte er sie nicht mehr hören, obwohl sie doch in ihm verhallten? Er musste sich anstrengen, er musste ihnen irgendwie näherkommen. Jedes Detail war wichtig, es könnte die losen Teile des Puzzles zusammenfügen. Wenn sein Bewusstsein nicht schon wieder abdriften würde, ihn in brennende Watte einpackte. Es war die Hölle….
 

„Dafür werdet ihr alle büßen!“
 

„Ich“, wieder und wieder entkam seiner Kehle ein Schluchzen, „Ich… ich brauche Hilfe!“
 


 

Panik ergriff ihn. Was war das?! Wie von Strom berührt riss er die Augen auf und blickte direkt in ihm fremde Gesichtszüge.
 

"Hallo Kakashi".
 


 

Was war passiert?



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