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Caught Cold

von

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„Sei so gut… und erkläre es mir noch einmal.” Es war eine kalte, kompromisslose Stimme und es handelte sich weder um eine Bitte, noch erforderte es weiteren Klärungsbedarfs.

Es ging um Zuspruch. Zuspruch der Schuld an dem, was passiert war. Der Hokage war außer sich. Minato Namikaze konnte erkennen, wie die Wut im Oberhaupt ihres Dorfes unterschwellig brodelte. Er konnte es hören. Wie sein leises und beherrschtes Raunen dem Wort ‘Selbstbeherrschung’ eine ganz neue Bedeutung verliehen.

„Hokage-sama, verstehen Sie-“

„Was soll ich verstehen, Minato?!” Degradierung.

„Soll ich verstehen, dass es nicht so ist, wie es sich anhört? Soll ich verstehen, wie ein Jo-Nin auf die Idee kam zwei Kinder einen für sie unmöglich Feind aufbürden konnte? Soll ich verstehen, wie es zu diesem Vertrauensbruch kam?” Vertrauensbruch. In verschiedenen Schichten. Genau das war es und genau das ließ Minato keinen Augenblick ruhen. Ihm wurde einst Vertrauen geschenkt. Als man ihn zum Jo-Nin qualifizierte. Als man ihm Missionen auferlegte. Als man ihm Schüler zuteilte. Als man ihm und seinen Schülern Missionen anvertraute, um das Dorf zu repräsentieren. Weil er es konnte. Weil er gut war. Weil er das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde, nicht missbraucht hatte.

Seine Schüler vertrauten ihm. Rin hatte ihm vertraut. Obito hatte ihm vertraut. Kakashi... ob er ihm vertraut hatte? Oder war es nur die Obligation seinen Forderungen Folge zu leisten?

Was es auch war – er hatte versagt. Er hatte das Vertrauen, das ihm mit Anerkennung geschenkt wurde, ohne mit der Wimper zu zucken bis aufs letzte Korn weggefegt.

„Ich hatte dich ausdrücklich gewarnt.”

„Hokage-sama, ich-“

„Genau du, Minato Namikaze, warst meine Wahl für Kakashi Hatake. Wir hatten das ausführlich besprochen. Ich hatte dich gewarnt.” Also war nun Kakashi, das Problemkind, der Grundstein seines Zorns? Minato wusste nicht, was er sagen sollte.

Er hatte einen Fehler gemacht – einen grundlegenden Fehler. Man könnte meinen, sein Basiswissen wäre irgendwo auf den Weg flöten gegangen. Irgendwo zwischen sinnlosen Geplänkel und fliegenden Kunais war wohl sein fundamentales Grundwissen Hand in Hand mit seinem Verantwortungsbewusstsein über Board gegangen.
 

Unterschätze niemals deinen Feind.
 

Und ja, der Hokage hatte ihn gewarnt.

Vor Jahren.

Vor dem frühreifen Kakashi Hatake, der gerne eine Spur zu rau war. Hochintelligent. Hochbegabt. Gefährlich.

Man hatte ihm das nötige Vertrauen geschenkt, um damit umzugehen. Und Minato hatte es in irgendeinem Moment der Eile oder gar Nachsicht – und ohne es wirklich zu merken – an Obito abgegeben. Ohne auch nur einen Bruchteil von einer Sekunde darüber nachzudenken.

Aber darum ging es nicht. Diese Geschichte alterte bereits Jahre vor sich hin. Kakashi das Problemkind. Das tat jetzt nichts zur Sache. Nicht in dieser Hinsicht. Nicht in diesem Moment.

Kakashi war nicht das Problem. Er war der, der es jetzt hatte. Kakashi musste fremde Fehler ausbaden. Und das konnte Namikaze selbst mit größter Willenskraft nicht ändern. Wenn er es doch nur könnte… aber das Einzige, das ihm jetzt noch blieb, war die Dinge richtig zu stellen und zu versuchen seinen Schülern jetzt zu helfen.

„Hokage-sama, bei allem Respekt, aber es liegt gewiss nicht an Kakashi. Alles, was passiert ist, habe ich zu verantworten.”

„Das ist mir klar. Da du nicht auf Warnungen hören kannst. Hat dir das Jiraiya beigebracht?”

„Die Situation hat es so verlangt.”

„Die Situation hat verlangt zwei Kinder in den sicheren Tod zu schicken? Vielleicht liegt es ja wirklich nicht an Kakashi Hatake. Vielleicht leben die beiden ja nur dank ihm noch.” Kein Zuspruch. Eine Drohung.

„Kakashi Hatake und Obito Uchiha sind exzellente Nin-ja und äußerst talentiert. Ich bin ihr Lehrmeister und ich kenne ihre Fähigkeiten. Ich habe als Sensei mehr als offensichtlich unter Beweis gestellt, dass ich Basisregeln missachtet und meine Schüler in Gefahr gebracht habe. Dafür übernehme ich die Schuld und mir ihr die Verantwortung. Aber weder ist Obito Uchiha unfähig ohne Kakashi zu überleben, noch ist Kakashi eine Gefahr für die Allgemeinheit oder erfordert gar stetiger Kontrolle. Die Verantwortung liegt bei mir.”

„Ich habe mehr von dir erwartet.”

Nicht nur Sie, schlich es sich auf leisen Sohlen durch Minatos Gedanken.

Das regelrecht Schlimmste an seiner Rechtfertigung war sein Mangel an Wissen. Er konnte dem Hokage weder den Feind, noch ein anständiges Profil des selbigen präsentieren. Er wusste nicht, wer Kakashi und Obito konfrontiert hatte und er wusste noch viel weniger, wie sie sich in diese Ausgangssituation hinein-manövriert hatten. Und wie er sie da vor allem wieder heraus-manövrieren konnte.
 

Und nun stand er hier und versuchte das zu retten, was zu retten war. Die Unschuld seiner Schüler. Nur bedauerlicherweise sahen die Administration des Hokage, der Hokage und die Berater des Hokage die Situation ziemlich verquer. Was für ein Krisenkomitee. Er hätte sich ein Gespräch unter vier Augen gewünscht. Vielleicht noch mit seinem ehrenwerten Sensei, weil er es sich verdient hatte. Weil er Beurteilung, Strafe, Pein und Scham mehr als verdient hatte. Weil der Satz Das habe ich dir nicht beigebracht seinem Unwohlsein auf groteske Art und Weise wohl getan hätte.

„Gibt es einen angemessenen Grund für den Aufenthalt Obito Uchihas in einem fremden Dorf?”

„Wie beispielsweise eine Geiselnahme?”, Minato hatte seinen Blick auf die schlanke Frau gerichtet, als sie ihre Brille zurechtrückte und sich mit administrativ-akribisch kalter Stimme an ihn wandte. Immer diese diplomatischen Fehlinterpretationen dieser Büroschlangen. Wieso suchte sie so zwingend eine weitere Bombe, die sie zünden konnte?! Ein Schwall von Zorn und Unglauben stieg in ihm auf und warf einen Teil seiner bisher angehaltenen, devoten Selbstbeherrschung rücklings über die Klippen.

„Wie zum Beispiel einer Geiselnahme?” Spott und Fassungslosigkeit schwangen in Minatos Stimme als er Gesagtes noch einmal mit mehr Nachdruck wiederholte. Der gelbe Blitz konnte nicht glauben, wie weit diese Gehirngespinste noch reichen sollten, aber er wollte der Dame dabei nur zu gerne helfen. Die Verstrickungen, die das eigentliche Geschehen bereits mit sich trugen, waren allem Anschein nach noch nicht ausreichend für so manch Anwesenden. Gut, wenn sie es so wollte dann nur zu.

„Um nicht gleich auch noch diese alte Uchiha-Geschichte wieder aufleben zu lassen! Damit sich dieses unscheinbare, kleine Dorf - das uns natürlich nur zum Schein seine Hilfe so offenherzig gewährte - für einen Krieg gegen Konoha aufrüsten kann? Um sich des Sharin-Gans zu bemächtigen und zu spekulieren, inwiefern Kakashi Hatake noch nützlich ist? Um-“
 

„Es reicht, Minato.” Selbst der Hokage wirkte erregt. „Keine weiteren Fragen, Akiko. Es sei denn, ich gestatte es. Wir haben hier alles geklärt.”

Und jetzt realisierte es auch Minato. Es waren nicht nur seine eigenen Nerven, die blank lagen. Seine Geduld und Gutmütigkeit, die unter dem Stress wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen waren. Auch der Hokage kroch nervlich auf allen Vieren. Es war nicht nur wegen seines Fehlverhaltens. Der Hokage mochte seine Schüler. Er hatte mehr Zeit als gewöhnlich mit seinem Team verbracht. Auch wenn die Begründungen hierfür nicht selten mit dem Namen Obito Uchiha anfingen. Der Hokage war wütend. Aber auch besorgt. Und er selbst war es auch.

Minato holte tief Luft, ließ den Sauerstoff seine Lungen langsam füllen. Vielleicht könnte er die Wut und Frustration in seinem Körper binden und Stück für Stück aus seinem Körper herauslassen. So ganz einfach.

Geräuschvoll atmete er aus und zählte innerlich bis drei. Es war nicht einfach. Dann erhob er die Stimme.

„Hokage-sama,” ruhig, entspannt. Wie man es von ihm kannte. „Ich werde in ein paar Stunden erneut aufbrechen.” Er sah das Oberhaupt entschlossen an. Er würde das irgendwie wieder hinbiegen. Es war sein Team und alle drei lagen sie ihm am Herzen.

„Nein, das möchte ich nicht. Geh nach Hause, ruh’ dich aus.” Er stockte kurz. Ruhe?! Wie sollte er unter diesen Umständen Ruhe finden können? Sein Schüler könnte sterben, Obito wäre vielleicht nie wieder der selbe und wie sollte er Rin unter die Augen treten, wenn er jetzt nach Hause gehen und sich auf die Couch legen würde? Seine Lippen öffneten sich, doch er war zu langsam.

„Ich möchte, dass du in Begleitung aufbrichst. Morgen, noch vor Sonnenaufgang.”

„Begleitung? Eine ANBU-Einheit?”

„Nein. Die ANBU sind nicht deine Sorge.” Maßregelung. Natürlich – dieses Spiel war noch nicht vorbei und seine Sanktion stand noch aus. „Tsunade wird dich begleiten.”

Stille. Abschluss. Das war das letzte Wort, das Sarutobi über diese Angelegenheit verlieren wollte. Das war das letzte Wort, dass sich Minato aus dem Mund des Hokage hätte vorstellen können. Keine ANBU, nein, gleich eine San-Nin?! Ging es darum, Defizite auszugleichen, die Jiraiya bei seiner Ausbildung geflissentlich ignoriert hatte? Wollte der Hokage, dass die nächste Mission ohne einen Kratzer beendigt wurde? Und überhaupt! Wenn es in dem kleinen Dorf nicht irgendein nennenswertes Casino gab bezweifelte Minato, dass diese Frau auch nur einen Finger krümmen würde. Da musste er mehr auf Tsunade aufpassen, als Tsunade auf ihn – falls dies denn Sinn der Sache war.

Sarutobi bemerkte Namikazes Skepsis und wollte genervt aufstöhnen, da vernahm er Akikos Stimme. „Hokage-sama.”, Sie bat um sein Gehör. Sarutobi und Minato blickten sie an – es gab keine Kriegstheorien, die sie noch hätte verfolgen können – oder nicht? Das war seltsam, immerhin gab es ebenso wenig zu kritisieren und Tsunade schuldete dem ehrenwerten Hokage ihre Ausbildung, da konnte er ihr wohl eine schlichte Mission auftragen.

„Was gibt es?”

„Tsunade-sama hat vor circa zwei Stunden das Dorf verlassen.” Sie folgte der obersten Regel. Wenn der Hokage nachfragen muss, hast du deinen Job nicht gut gemacht. „Es ist nicht bekannt, wohin sie gegangen ist und für wann sie ihre Rückkehr geplant hat.”

Und jetzt konnte er das genervte Stöhnen wirklich nicht mehr unterdrücken. Diese Kinder..!

„Minato. Bis auf Weiteres sind wir hier fertig. Keine unnötigen Handlungen und vor allem keine, von denen ich nicht detailliert Bescheid weiß. Das weitere Vorgehen wird dir übermittelt werden. Geh jetzt.“
 

--- Am Abend ---
 

„So, dann wäre das auch geschafft”, raunte er erschöpft, als er das letzte Möbelstück in die angestrebte Position brachte.

Sein Zimmer war klein, aber fein. Er hatte nichts zu bemängeln gehabt und sich ebenso immer wohl gefühlt. Aber jetzt, da sie zwei Futons in dem kleinen Raum unterbringen mussten, wurde er sich der wahren Größe seiner vier Wände erst wirklich bewusst.

Sein Gast stand indes nur in der Tür und kam sich etwas hilflos vor. Es fühlte sich falsch an, in fremden Häusern ungefragt die Einrichtung zu bewegen. Und Ren sah so animiert aus. So, als hätte er einen Plan.

Einen Plan.

Den hatte er nämlich nicht. Weder von diesem Raum, noch von diesem Haus, dieser Stadt, der Situation und erst recht nicht für den nächsten Morgen. Nicht einmal für die nächste Stunde. Was sollte er denn machen? Wie sollte es denn nun weitergehen? Einen Plan für … was? Was bestimmte seinen Plan? Durfte er denn überhaupt planen? War das gerecht? Immerhin konnte Kakashi…

Kakashi.

Er wollte gar nicht daran denken. Aber es zu ignorieren wäre auch falsch. Alles fühlte sich so falsch an. Es war nicht recht. Und schon gleich gar nicht wie es sein sollte. Und da war dieser immense Druck auf seiner Brust, der so auf seiner Haut kribbelte und bis an sein Innerstes hinunterkroch. Er spürte ihn überall.

Er vernahm ein Klopfen. Ren. Ren, der die Kissen aufklopfte. Der sich gerade so viel Mühe gab. Dessen trauriger Ausdruck von seinen animierten Taten nicht verleumdet werden konnte. Und trotz allem gab er sich so viel Mühe. Ob er bereits vorher so war? Seit dem Tag, an dem ihre Mission begann? Ob Kakashi das gemerkt hatte? Wäre es anders gekommen, wenn Obito nicht so angefressen gewesen wäre? So…eifersüchtig? Wegen eines Jungen seines Alters, der ihn vor dessen eigenen Bruder und seinem Sensei in Schutz genommen hatte? (Auch wenn seine Methode fragwürdig gewesen war)

Wenn er sich nicht so sehr an Ren gestört hätte, wäre Kakashi dann - „Obito!” Angesprochener zuckte merklich zusammen, blickte auf. Rens Stimme war forsch gewesen. Sie hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen und ihn in die Gegenwart zurückgeholt. Dabei sah Ren ihn gar nicht an. Obito sah nur, dass er mit dem Rücken zu ihm auf einem der Futons kniete. Mit einem Kissen in der Hand.

„Wenn du …”, Ren seufzte. Ob das die richtigen Worte waren? Jetzt? Aber auf der anderen Seite.. er hatte bereits angefangen. „Selbst wenn du jetzt noch weiter ziellos in die Gegend starrst und dich innerlich zermürbst… besser wird es Kakashi davon auch nicht gehen.”
 

Dann sag du mir doch was ich tun soll.
 

Obito biss sich auf die Lippen. Diesen Gedanken wollte er auf keinen Fall aussprechen. So etwas wollte er eigentlich nicht einmal denken. Das war nicht er. Er war nur so... hilflos. So ausgeliefert. Und eigentlich sollte er doch froh sein, dass er so glimpflich davon gekommen war, oder nicht? Er sollte sich doch freuen, dass er es mal wieder gerade so geschafft hatte. Aber das konnte er nicht. Denn da war kein tadelnder Kakashi Hatake, dem er es unter die Nase reiben konnte. Dem er vorhalten konnte, dass die Mission erfolgreich beendet wurde. Dem er abermals vorführen konnte, dass er als Uchiha durchaus etwas taugte.

Hier war nur Ren. Ren, den er nicht kannte. Ren, den er nicht einzuschätzen wusste. Ren, der es irgendwie geschafft hatte Kakashis Sympathie zu gewinnen. Ren mit den tausend Gesichtern.

Ren, der ihn gerade wütend ansah.

„Hey! Hörst du mir überhaupt zu?!”

„Hm..”

„Was ‘hm’?”

„Na ja… schon irgendwie.” Murmelte Obito und merkte nur, dass Ren etwas unverständliches vor sich hin grummelte. Ob er jetzt wütend war? „Entschuldige, hattest du noch etwas gesagt?”

Ren seufzte. Es war dieses ‘Auch egal, es bringt nix’-Seufzen, er kannte das von so manchem Mal von seinem Sensei. Auch vom Hokage. Von Kakashi nicht. Der war immer nur genervt oder wütend.

„Nichts. Nur, dass ich rosarote Unterwäsche trage. Und jetzt komm, lass uns essen gehen. Meine Mutter wartet bestimmt schon auf uns.”

Und schon wieder reagierte Ren anders, als zuvor. Von animiert zu besorgt, zu wütend, zu resigniert und jetzt…friedlich ? Zweifelnd hob der Uchiha eine Augenbraue. Na das konnte ja noch heiter werden…

Er hoffte, dass es an dem Stress lag und sein vorübergehender Zimmergenosse seine Laune in den nächsten Tagen etwas konstanter halten würde. Egal ob gut, oder schlecht. Nur weniger Wechsel. Das würde reichen. So, wie er es gewohnt war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bree
2017-07-24T20:46:07+00:00 24.07.2017 22:46
Hi :)
Ich finde deinen schreibstil super. Nach langem eine FF die ich in eins gelesen habe. Und freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel :3
Lg Breé


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