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Caught Cold

von

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Ren und Rin sahen den beiden immer noch gespannt zu, bis Shuichi wissend nickte und ging. Minato währendessen stand einfach nur da, wurde Stück für Stück blasser. Ihm waren bei jedem weiteren Wort des Schwarzhaarigen mehr und mehr die Züge entglitten. Rin hatte sehen können, dass die Anspannung von ihm abfiel. Die Anspannung und auch sein Frohmut. Seine Hoffnung und die Kraft, die ihr Sensei immer ausstrahlte. Rin konnte sehen, dass etwas ihren Sensei angegriffen hatte. Dass Shuichis Worte ihn angegriffen hatten. Es war etwas passiert. Etwas schlimmes. Rin konnte es sehen, sie musste es nicht hören.

Minato konnte sich nicht aufraffen, zu seinen beiden Begleitern zu gehen. Was sollte er jetzt tun? Er konnte das alles nicht glauben, wie sollte er eine solche Nachricht sacken lassen? Wie sollte er das Rin erklären? Die gute Rin, die ihre Kameraden so liebte. All das, was er so sehr befürchtet hatte und von dem er so sehr gehofft hatte, es wäre nicht so, war eingetreten. Ein Alptraum wahr geworden. Was sollte er jetzt machen? Auch, wenn er keine Namen der Jungen wusste, er hatte noch immer dieses seltsame Gefühl. Dieses Gespür, dass etwas vorgefallen war. Dass es seinen Schützlingen nicht gut ging. Und um das zu wissen, brauchte er keine Namen.
 

"Ob etwas passiert ist?”, Rin faltete flehend ihre Hände. Sie wollte die Hoffnung bewahren, sie brauchte Halt. Etwas machte ihr Angst. Ihre Augen klammerten sich an ihren Sensei, suchten nach ein bisschen Ruhe, die ihr die Angst nahm. Die den Druck auf ihrer Brust erleichterte. Die ihr sagte, dass sie wieder atmen könne. Ihre Finger krallten sich ineinander, die schmalen Knöchel traten weiß hervor.

"Ich weiß es nicht." Mehr konnte Ren ihr nicht entgegnen. Wie auch? Er wusste es ja wirklich nicht, hatte keine Ahnung, was sein Bruder dem Namikaze berichtete. Aber egal was es war, es war schlecht. So viel war zu erkennen.

"Misami?"

"Ja? Kann ich dir irgendwie helfen?"

"Wie viele waren es heute bereits?"

"Du meinst, wie viel Leute er heute behandelt hat?" Sie räumte ein paar zerfledderte Zettel heraus, las kurz ein paar Details nach.

"Also heute hat er bis jetzt nicht viele Patienten behandelt. Einen brachte er ins Krankenhaus und einen weiteren behandelte er. Ich glaube einer von beiden müsste dieser arme Junge sein, von dem ich dir bereits erzählt habe."

"Aha, ...danke."

Ihm kam langsam so eine Ahnung, was hätte passiert sein können. Und diese Ahnung gefiel ihm ganz und gar nicht, ließ ihn schwer schlucken. Nur nicht den Teufel an die Wand malen.
 

Es klopfte. Kurz schweifte sein Blick zur Tür, dann wieder zu Kakashi. Er rührte sich nicht, wollte es nicht. Warum auch? Machte es denn überhaupt noch Sinn irgendetwas zu tun? Es klopfte erneut. Langsam fragte sich der Uchiha, wieso die Person nicht einfach hereinkam. Es stellte wirklich kein Problem dar, die Türklinke herunter zu drücken und die Tür aufzuschieben. Wartete die Person auf Antwort?

Wenn ja, dann wusste sie, dass er hier in diesem Raum war. Kakashi konnte immerhin schlecht auch nur einen Piepser, geschweige denn eine Antwort, von sich geben. Und wer war er, Obito Uchiha, dass er ein Recht darauf hatte Eintritt zu genehmigen, oder gar zu verwehren? Ergo: Obito saß weiterhin unverändert da. Irgendwann würde es dieser jemand vor der Tür aufgeben zu klopfen und dann entweder wieder verschwinden, oder eben hereinkommen.

Und schon wieder dieses lästige Pochen auf dem weißen Material. Vielleicht war seine Annahme, die Person gäbe auf, doch falsch. Bislang kein Zeichen der Kapitulation. Mittlerweile pochte es nicht nur an der Tür, sondern auch in seinem Kopf. Es war einfach zu viel. Seine Schläfen, nein, sein ganzer Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren. Jedes kleinste Geräusch, das Piepsen der Geräte, das Klopfen an der Tür, die seltsamen Töne des Beatmungsgerätes, … es war fast unerträglich. Es machte ihn nervös und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Als hätte er so viele unzählige Dinge zu tun und keinen Ort, wo er mit deren Aufarbeitung anfangen sollte. Doch eigentlich wusste er, dass es nichts zu tun gab. Dass er bereits alles getan hatte. Dass es alles seine Schuld war – weil alles, was er getan hatte, sie am Ende zu dieser Situation geführt hatte. Nun konnte er kein Klopfen auf dem harten Material mehr vernehmen, welches sich wie in einer Endlosschleife wiederholte. Es hatte aufgehört. Er war durchaus dankbar darüber, dass wenigstens etwas seine Ruhe gab. Auch, wenn es nur ein Kieselstein im großen Ganzen zu sein vermochte – denn der unnachgibige Druck, der auf ihm lag, nahm gewiss nicht ab.
 

Er hörte Schritte. Ob es wieder eine der Krankenschwestern war? Eine der unzähligen? Nein, unwahrscheinlich, dass sie so lange klopfen würde. Die Schwestern gingen in das Zimmer, ohne sich mehrmals durch Klopfen anzukündigen. Also konnte er diese schon einmal ausschließen. Einer der Ärzte? Jetzt? Na ja, es war zumindest nicht unmöglich oder gar wegzudenken. Aber wieder bäumte sich die selbe Frage auf: Wieso sollten sie klopfen? Dachten sie etwa, Kakashi sei wach? Wohl kaum, sie hatten ihn ja schließlich auch für fast tot erklärt. Oder wussten sie, dass jemand hier war? Aber dann hätten sie wiederum davon ausgehen müssen, dass sich jemand gleich nach dem ersten Anklopfen gemeldet hätte. Demnach schloss er diese auch aus. Wer kam sonst in Betracht?

Obito begriff schnell, dass er etwas auf der Leitung gestanden hatte. Nun kam es ihm. Er hätte sich diese Frage sparen können, blieb im Grunde nur einer übrig. Genau dieser jemand schloss vorsichtig und sehr bedacht darauf leise zu sein die Tür hinter sich. Er war so behutsam mit dem Schließen der Tür gewesen, dass der Uchiha fast nicht hätte glauben wollen, dass er sie vorher beinahe eingeschlagen hätte - zumindest in seiner Wahrnehmung – und wahrscheinlich nur in seiner. Wieder Schritte. Langsam, aber auch nur langsam, sah Obito auf, nachdem er noch ein paar Momente gewartet hatte. Er wollte ihn nicht ansehen. Bis jetzt hatte er doch immer nur schlechte Nachrichten für Obito, wieso sollte das nicht wieder so sein? Er wollte nur dort sitzen bleiben und darauf warten, dass sein bester Freund die Augen öffnete. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Kakashi aufwachte, mehr nicht. Auch wenn er ihn dann hasste, es war okay. Solange der Grauhaarige wenigstens die Augen öffnete. Aber im Moment war es nicht an Kakashi, der die Augen öffnete und seinen Blick auf jemanden richtete, sondern Obito. Er sah Shuichi direkt ins Gesicht, der regungslos im Raum stand. "Geht's?" Nein, und das konnte, wie man so sagte, ein Blinder mit Krückstock sehen. Nichts "ging"! Nichts war in Ordnung! Er war gezwungen der Realität geradeaus ins Auge zu sehen! Zumindest hatte er nicht gefragt, ob es ihm auch noch “gut” ginge. Denn was sollte jetzt noch “gut” sein? Er wollte überhaupt nicht wissen, wie hart das Leben noch sein konnte. Und wenn es schon sein musste, dann wollte er dabei seinen besten Freund neben sich stehend wissen. Aber das ging nicht. Nicht jetzt. Also, wieso zum Henker fragte Shuichi dann, ob es ginge? Obito regte sich nicht, sah den Größeren aus tränenverschmierten Augen unverhohlen an. Er bewegte seine Miene keinen Millimeter.

Shuichi kam entschlossen auf ihn zu, packte ihn am Oberarm und zog ihn ohne Widerrede mit sich. Der Uchiha wäre beinahe vom Stuhl gefallen, stolperte im letzten Moment und versuchte seinen Beinen Boden unter den Füßen zu geben, bis er trotz des reißenden Schmerzes doch irgendwie Halt fand. Wenn Obito es sich recht überlegte, waren seine Verletzungen doch etwas schwerwiegender, als er es anfangs gedacht – nein, sogar gefühlt hatte. Er wollte ja etwas sagen, aber Shuichi… er wirkte so abweisend, so kalt und unwidersetzlich. Und das so plötzlich. Obito wollte unter keinsten Umständen jammern. Außerdem hatte er es die ganze Zeit über auch nicht gemerkt. Er wollte jetzt nur zurück zu Kakashi.
 

"Du gehst jetzt in das Bad da rein, wäschst dir dein Gesicht und kommst dann mit." Nun war mit dem Größeren nicht mehr zu spaßen, wie Obito merkte. Die freundlichen und lockeren Züge waren momentan mit keinem Deut zu erkennen. Sein Eindruck vom gerade eben, war also gar nicht so verkehrt. Aber was war denn passiert?
 

Jeder hatte seine eigenen Probleme, aber darum waren es auch seine eigenen Probleme, nicht die der anderen. Obito sollte sich jetzt besser um sich selbst kümmern, war er doch schließlich auch verletzt. Und Kakashi kümmerte sich um seine, soweit es denn möglich für ihn war – den Rest machten die Ärzte. Er schubste den Kleinen in das schmale, angrenzende Zimmer und schloss die Tür. Was Obito nicht gesehen hatte, war, dass Shuichi eine kleine Spritze in der Hand hielt. Als er den kleinen Raum mit ausgewaschenen und leicht rötlichen Augen wieder verließ, griff ihn der Ältere bereits fest am Arm, bevor Obito irgendwie darauf reagieren konnte. Der Uchiha fuhr erschrocken zusammen, zischte vor Schreck etwas auf und verzog für einen kurzen Moment das Gesicht, als das spitze Metall seine Haut durchdrang. "Was sollte das?"

"Ist nur 'n Schmerzmittel, reg' dich ab und komm endlich mit!"

Er ging mit dem Kleineren wieder die langen, weißen Gänge entlang, in denen Totenstille und Leblosigkeit ihr Regime verwalteten. Es war einfach erdrückend, als würde man in einem dieser Gänge keine Luft mehr bekommen. Wie konnte man das einem Menschen antun? Und das an einem Ort, an dem Leben gerettet und wieder hergestellt werden sollten?

Hier kamen dem Anschein nach wirklich nur die Leute hin, die eigentlich bereits so gut wie tot waren.
 

Wie Kakashi.
 

"Wohin gehen wir eigentlich?"

"In irgendein freies Behandlungszimmer, indem du dann noch 'nen Moment warten darfst."

Langsam fragte sich Obito, wieso er überhaupt Schritt hielt. Ob er nun in diesem Zimmer, oder neben Kakashi wartete und vor sich hin vegetierte, spielte doch keine Rolle. Oder etwa nicht?

Es dauerte vielleicht noch zwei Minuten, als sie endlich das Ende der Station und der beängstigenden Gänge erreichten.

Sie sprachen die ganze Zeit über kein weiteres Wort, empfand es im Grunde genommen auch keiner von ihnen für bedeutend. Es war alles gesagt, was gesagt werden musste und konnte.

Und dennoch fühlte sich Shuichi etwas schlecht. Obwohl er im Recht war - zumindest seiner Ansicht nach. Was führte sich der Junge auch so auf? Es war unbegreiflich. Zumindest, solange man das alles nicht aus menschlicher Sicht betrachtete, sondern die unmenschliche Objektive vorzog. Kalt und die Mitmenschlichkeit außen vorgelassen. Solange er sich das einredete. Einem ging es halbwegs gut, dem anderen ging es durchwegs schlecht. Musste nun wirklich des einen “gut” aufgrund des anderen Leids weichen? Er meinte es nicht böse, Shuichi konnte nur nicht weiter mit ansehen, wie sich der Junge weiterhin fertig machte. Es war nicht gut, was sich Obito da antat.

Als sie im Zimmer ankamen, wies er Obito mit einer Handbewegung auf, sich auf die Liege zu setzen. Er drehte sich um, die Tür hatte er schon fast beim raschen Verlassen des Raumes wieder geschlossen, als er noch einen Augenblick inne hielt und sich leicht Obito zuwandt. "Warte hier, ich komme gleich wieder."

Mit diesen Worten schloss er leise die Tür, und der Uchiha war wieder allein. Allein in diesem verdammten Raum. Wieder weiß, einfach alles weiß. Er konnte sich gut vorstellen, dass seine Gesichtsfarbe bereits die der Wand angenommen hatte. Weiß. Und dann wieder diese penetrante Uhr, die ihn in den Wahnsinn trieb.

Tick-Tack

Tick-Tack

Tick-Tack.

Etwas Positives hatte es: So wurde er immerhin etwas von Kakashi abgelenkt und durch das Medikament verschwanden auch langsam die Schmerzen in seinem Bein, die nach diesem kurzen Marsch unaufhörlich in der Wunde pulsierten. Er vertrieb jegliche Gedanken aus seinem Kopf, konzentrierte sich nur auf die Uhr.
 

"Sieh mal, dein Bruder kommt wieder."

"Sieht so aus, als hätte er Stimmungsschwankungen..."

"Ren, sei nicht so hart zu ihm. Ihr seid doch beide noch Kinder, du mehr als Shuichi. Aber als erwachsen würde ich ihn auch nicht einstufen. Kindskopf."

Rin verfolgte gespannt das Gespräch zwischen Misami und Ren, hätte beinahe gelacht, als sie das Gesicht des Jungen sah, nachdem er Misamis Satz über dessen Vernunft gehört hatte. In ihren Augen unbeschreiblich. Stimmt, beinahe hätte sie über Rens indirekte Zurechtweisung gelacht, wenn die Situation doch nur nicht so ernst wäre. Aber das geschah ihm nicht ganz unrecht, solle er mal von seinem hin und wieder viel zu hohem Ross absteigen.

Shuichi kam jedoch nicht auf die Jüngeren, sondern erneut direkt auf Minato zu, sah ihn unverwandt an. Minato hatte noch immer nichts zu seinen Begleitern gesagt. Rin blieb nur, alles von der Ferne zu beobachten. Sie hatte sich nicht getraut zu ihrem Sensei zu gehen - sie hatte zu viel Angst, vor dem, was er ihr vielleicht gesagt hätte. Also blieb sie nur als stumme Beobachterin zurück.

Mit einer diskreten Handbewegung deutete Shuichi seinem Gegenüber, dass er mitkommen sollte. Selbstverständlich kam Minato dieser Aufforderung ohne zu zögern nach.

Es war das gleiche Spiel, nur rückwärts.

Den Gang hinab – die automatische Tür – kurz warten - eine Menge Korridore entlang - ankommen.

Auch der Sensei verlor fast die Nerven, rang um seine Fassung. Wenn sie schon einen derartigen Weg hinter sich hatten, was würde da nur auf ihn zukommen? Und vor allem, wo? Waren die ‘normalen’ Stationen für gewöhnlich nicht leichter zugängig?

Er hoffte – nein, er flehte inständig, dass es sich um zwei andere Jungen handelte. Natürlich wünschte er keinem etwas derartiges, aber… aber wenn es doch unbedingt jemanden treffen musste? Er stockte in seinen Gedanken, hatte nur das Bild seiner zwei Schüler vor sich. Nicht Obito! Und nicht Kakashi! Shuichi hatte keine Namen genannt. Er meinte nur, es waren zwei und sie seien verletzt. Verletzt konnte in Minatos Ohren alles bedeuten. Er kannte Kakashi. Und erkannte vor allem auch Obito. Um Himmels Willen, Obito… er fing an, sich das Schlimmste auszumalen.
 

Shuichi ging schweigend voran. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte ihm nichts Vertrauliches über Patienten erzählen, wenn er nicht einmal sicher sein konnte, dass dieser Mann die beiden wirklich kannte oder gar Verantwortung für die beiden trug.

Zustand, Name, Alter....nichts. Er sagte Namikaze nichts. Vielleicht sollte er ihn vorwarnen, aber das wäre eigentlich nicht nötig, wenn er sie nicht kannte. Und auch gar nicht erlaubt. Aber das alles sollte sich in wenigen Augenblicken herausstellen.



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