Caught Cold von Komori-666 ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Obito starrte erneut den Boden an, entging Kakashis geschocktem Blick, wich aus. Kakashi wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, wusste nicht, wo er nach einer Antwort suchen sollte und noch viel weniger, wie man in so einer Situation reagierte. So etwas hatte er nicht gelernt... Gerade in dem Moment, als er die Lippen zu Worten formte und antworten wollte, geschah genau das, was er die ganze Zeit befürchtet und eingeplant hatte. Nur hatte er es für einen Moment völlig vergessen... Kakashi blickte Obito aus geweiteten Augen an. Es war nicht Obitos Geständnis. Sondern die Kälte, die sich immer und immer wieder durch seine Haut drang, sich in sein Fleisch bohrte. Im ersten Moment fühlte er Wellen aus Eis durch seinen Körper wallen, doch nach und nach verwandelte sich jede Einzelne von ihnen in heiße, pochende Stöße. Es brannte, er fror. Bleierner Schmerz durchjagte ihn, bedeckte seinen Verstand und seine Wahrnehmung. Wie eine Puppe, deren Aufhängefäden man durchtrennt hatte, brach er zusammen. „Ha, ha!“, ein höhnisches Lachen, welches eine gefühlte Ewigkeit die Stille brach und Obito aus seiner Starre löste. „Ich würde mal sagen, die Mission ist erledigt.“ Obito konnte die Situation nicht als Realtität verarbeiten, hatte noch nicht begriffen, was geschah. Sein Blick war auf Kakashi gerichtet, als er versuchte, das, was gerade passiert war, zu rekonstruieren. Eins wurde ihm klar: Es lief falsch. Irgendetwas war gerade falsch gelaufen. Und die süffisante Art und Weise ihres Feindes brachte den Schalter zum umkippen. „Was soll die Scheiße?! Was soll das heißen 'Mission erledigt'? Geht's noch?!“ schrie er, merkte nicht, wie Tränen über sein Gesicht strömten. Er hielt Kakashi in den Armen, hatte er ihn unbewusst aufgefangen, als dieser reglos zusammensackte und auf ihn fiel. „Es ist ganz einfach,“ immer noch dieses Grinsen, „unsere Mission hieß klar und deutlich, dass wir den Hatake, der noch übrig war, abmurksen sollen.“ Und wieder ein Lachen. „Na ja, eigentlich kann er ja nichts dafür, wie schade für ihn.“ Suna-Nin. Mit einer Abartigkeit, die der Uchiha vorher noch nie empfunden hatte, sah er seine Feinde an, konnte den Zorn in sich kaum im Zaum halten, seine Beherrschung wahren. Die....die haben seinen besten Freund wegen nichts getötet? Wegen nichts?! Wieso? Wieso sollte Kakashi für die Taten eines anderen aufgrund eines Namens einstehen? Wieso musste er das? Das hatte Kakashi nicht verdient. Das... das war nicht fair. Obito spürte, das Zittern in seinen Gliedern, die Enge, die sich um sein Herz schnürte. Keiner von ihnen würde ungeschoren davon kommen. Er sühnte nach Rache. Da war für Obito eine unumstreitbare Tatsache. Vorsichtig legte er Kakashi so sanft wie möglich auf den Boden, stand auf. Er bemerkte den stechenden Schmerz in seinem Bein, schenkte dem jedoch keinerlei Beachtung. Sein ganzer Körper spannte sich an, seine Fäuste ballten sich, ließen die einzelnen Knochen unter der gespannten Haut weiß hervortreten, die Venen erkennen lassen. Er schloss die Augen. Er hatte den Kopf leicht gesenkt, statt weiter seinen Feind anzuschreien sprach er nun leise und bedrohlich weiter. „Dafür“, er richtete seinen Blick auf sein Ziel, sah direkt in die Augen seines Feindes, „werdet ihr alle büßen!“ Einer der Männer erwiderte den Blickkontakt, machte den Anschein für einen Moment die Bedrohung wahrgenommen und sich Furcht eingestanden zu haben. Doch anstatt zu verschwinden oder sich in Verteidigung zu begeben, verspottete er den Uchiha nur weiter. „Soll mir das jetzt etwa Angst machen? Ich erzittere schon vor einem kleinen Albino-Wiesel!“ Und wieder lachte er. Er war also ihr Anführer. „Nein, das muss es nicht.“ Obito sprach leise weiter. Seine Worte glichen einem tiefen Raunen, dem Knurren eines Wolfes, der die Zähne fletschte, bereit zu töten. „Es soll dir nur Leid bringen und das Leben nehmen.“ Nie zuvor hatte sich Obito so gegeben, so empfunden. Ein Grinsen, das seine Mordlust widerspiegelte. Ein Blick, der nichts als seinen Wahnsinn ausstrahlte und seine Muskeln, die nach Rache sehnten. Noch bevor seine Gegner Gelegenheit bekamen, die Bedrohung vor ihren Augen wahrzunhemen, waren sie gezwungen zu handeln. Verkrampft suchten sie die Gegend mit ihren Blicken und Chakren ab. Bedacht auf ihre Sicherheit suchten die Angreifer verzweifelt nach einer Spur des Uchihas. Er war vor ihren Iriden verschwunden. Ein Schrei schreckte sie alle auf, zerstörte nicht nur ihre Konzentration, sondern auch die Deckung ihrer eigenen Reihen. „Na, wie fühlt sich das an? Grässliches Gefühl Kunai im Rücken stecken zu haben, nicht wahr?“ „Wann...“ er versuchte seine Augen auf die Person hinter sich zu richten, keuchte schmerzerfüllt auf, „Wann bist du hinter mich gekommen?“ „Als du auf mein Sharin-Gan reingefallen bist.“ Er machte eine kurze Pause, genoss die Angst und den Schmerz seines Feindes. „Ich stehe schon eine ganze Zeit hinter dir. Es war alles eine Illusion. Doch das Kunai, der Schmerz, deine Wunde – das ist alles echt.“ Er stand hinter seinem Angreifer, bohrte eines der Wurfmesser immer tiefer in den Leib des vor ihm Stehenden. Er hatte nicht gezögert sein entwickeltes Erbe zu nutzen. Bis auf das Rascheln der Baumkronen und dem Schreien der Krähen war nichts weiteres zu hören, als Obitos Worte. Alle Angreifer schwiegen, bewegten sich nicht. Sie hatten die Gefahr, die von Obito ausging, begriffen. Zu spät. Tränen strömten aus seinen Augen, er weinte. Weinte um seinen Freund. Und lachte. Lachte über seinen Sieg. Wie gebannt funkelte er seinen Feind aus stechenden, blutroten Augen an. Als würde er sie warnen wollen, als er deren Anführer achtlos zu Boden fallen ließ, dessen Blut vergoss. „Verschwindet.“ Es war ihre letzte Chance, ihre letzte und einzige Möglichkeit, um diesen Wahnsinn zu entgehen. Und sie nutzten sie, flohen. Er war allein, wieder allein. Sie waren alle weg und das Einzige, was sie zurückgelassen hatten, waren Leichen. Immer mehr des salzigen Nass' bahnte sich über Obitos Gesicht, als er sich zurück zu Kakashi begab. Er sackte neben diesem zusammen, fiel auf die Knie. Obito besah sich Kakashis Wunden, wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste, er konnte nichts machen. Er war tot. Gegen den Tod konnte er nichts ausrichten. Kein Sharin-Gan, kein Jutsu und keine Begabung dieser Welt konnte das. Er hatte ihn auf die Seite gelegt, wollte nicht, dass die Messer sich noch tiefer in dessen Rücken bohrten. Wollte er nicht, dass Kakashi noch mehr Leid empfinden musste. Wegen ihm noch mehr Schmerz ertragen musste. Auch, wenn das gar nicht mehr möglich war. Mit zitternden Bewegungen strich er mit Fingerspitzen Kakashis Konturen nach, wanderte mit seinen Berührungen näher an die Wunden. Er wollte nicht, dass sein bester Freund hier auf dem verdreckten Boden lag. Zerstochen. ... Erstochen. Er fuhr durch dessen Haare, den Hals hinab, den Nacken entlang zu einem der Messer, das tief in Kakashis Schulter steckte. Überall floss Kakashis Blut. An dessen Körper entlang, unter dessen Körper... es war überall, nur nicht in Kakashi. Pulsirend und fließend in dessen Adern. Wo es sein sollte. Wo es rasend zirkulieren und kochen sollte, weil Kakashi ihn in Grund und Boden stampfen und anschreien sollte, wie er nur hätte so blöd sein können... Weil Kakashi leben sollte. Seine Hand legte sich vorsichtig um das Kunai, sein Griff verstärkte sich. Er schloss die Augen, holte tief Luft, hielt kurz inne, um nochmals Mut zu fassen. Ein Schluchzen entrann seiner Kehle, seine Tränen fielen auf den Boden, vermischten sich mit Kakashis Blut. Obito legte seine freie Hand an Kakashis Schulter, wollte einen Gegendruck erzeugen. Ein letztes Mal schloss er die Augen und riss ruckartig das Messer aus seinem Freund. Erschrocken öffnete er die Augen, sah Kakashi an, wartete ab. Der Uchiha merkte nicht, dass er leise wimmerte. Dass sein ganzer Körper bebte. Aber hatte er sich getäuscht? War Kakashi nicht gerade deutlich zusammengezuckt? Hatte er sich das eingebildet? War es reines Wunschdenken, dass er an seiner Hand spürte, dass sein Freund noch lebte? Geschockt sah Obito nun erst das schmerzverzerrte Gesicht des Hatake, wanderte mit seinem Blick zwischen Kakashi und dem Messer in seiner blutverschmierten Hand hin und her. Er lebte. Was hatte er gerade getan? Augenblicklich ließ er die Waffe fallen, redete sich ein, dass er gerade nicht das Messer herausgezogen und somit gerade auch nicht die Blutung verstärkt hatte. Der Atem stockte ihm. Scheiße. Das war das erste, was Obito durch den Kopf schoss. Er sah die anderen unzähligen Messer an, die noch immer in Kakashis Fleisch steckten, alles zerschnitten hatten, mit was sie in Kontakt gekommen waren. Er wusste, dass er sie dort lassen musste, würde er nur noch mehr Wunden öffnen und noch mehr Blut seines Teampartners vergießen. „Okay, Kakashi, ganz ruhig Ich bekomm' das schon hin, ich muss nur den Rest unseres Teams finden. Das wird schon...irgendwie.“ Kaum hatte er das ausgesprochen, wurde ihm auch schon bewusst, dass er das weniger zu Kakashi gesagt hatte, als zu sich, um sich selbst zu beruhigen. Um sich selbst Mut und Hoffnung zu schaffen. Er war zu nervös, um kurzfristig einen Plan zu erstellen, rational nachzudenken und reale Theorien durchzugehen und vielleicht zu verwirklichen. Langsam und mit größter Vorsicht zog er Kakashi auf seinen Rücken, wollte er ihm nicht noch mehr Schmerzen bereiten, die Messer nicht noch mehr bewegen oder gar vertiefen. Kaum hatte er das geschafft, raste er los. So schnell er konnte. Er rannte in die Richtung, aus der sie gekommen waren, hoffte er zumindest. Obito konnte nicht aufhören zu weinen, schaffte es nicht, seine Tränen aufzuhalten. Aber das war jetzt egal. Es war nichtig. Genauso wie alles, was vorher geschah. Dass er mit Kakashi stritt. Dass er Kakashi Dinge gesagt hatte, die er besser verschwiegen hätte. Wie er sich gegenüber Kakashi verhielt. Wie sie miteinander umgingen. Dass alles seine Schuld war. Es war im Moment nichtig, tat nichts zur Sache. Das einzig Wichtige war Kakashi. Das einzige, was zählte, war, dass Kakashi Hatake lebte. Und am Leben blieb. Hauptsache er lebte. Er durfte nicht sterben. Nicht jetzt. Er musste sich beeilen. Er spürte, wie Kakashis Muskeln immer mehr erschlafften, er schwerfälliger wurde und die Lebenszeichen, die Obito wahrnahm, immer schwächer wurden. Sein Atem sich immer mehr verlangsamte und unregelmäßiger wurde. >Beeil' dich, verdammt! Beeil' dich!< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)