Caught Cold von Komori-666 ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Der Morgen kündigte sich mit der Dämmerung an, die Vögel zwitscherten fröhlich ihr Lied und der ganz normale Alltagshorror ging von vorne los. Im Besonderen für zwei junge Ninja, deren Heimat im Dorf versteckt hinter den Blätter lag. Minato, verwundert über seine ruhige Nacht und den seligen Schlaf seiner Schüler, war der Erste, der aufstand. In der Hoffnung Streitereien verschieben zu können, wollte er seinen jungen Begleitern eine Freude bereiten und richtete ein provisorisches Frühstück her. Mit selbiger Hoffnung bot er ihnen damit auch genügend Grund zum Aufstehen, vor allem Obito brauchte da immer eine ausreichende Überzeugungsstrategie. Rin kam ihren Teamkollegen zuvor und kroch müde aus dem Bett, sah sich verschlafen um und machte sich ein Bild über die Situation. Sie gähnte ausgiebig und strich sich eine Träne aus dem Auge. „Guten Morgen, Sensei.“ „Guten Morgen, Rin!“ Er grinste sie wie üblich über das ganze Gesicht strahlend an, war dabei bereits auf dem Weg zu den Zelten der Jungs – Obito würde er als letztes wecken. Doch genau dieser öffnete sein Zelt, bevor Minato auch nur bei einem der beiden angekommen war. Ohne irgendjemanden zu beachten zog er seine blaue Jacke an, verdrängte die Gedanken an seine Alpträume, die ihn aus dem Schlaf gerissen und aus dem Schlafsack getrieben haben. Bevor er sich weiter immer und immer wieder anhörte, wie Kakashi durch simple Worte in ihm einen Stein ins rollen brachte, der alles niederschmetterte was im Weg war, stand er lieber auf. Ihm reichte es, er hatte genug von den Streitereien und auch genug von ihm. Sollte sich der Klugscheißer doch zur Hölle scheren, verschwinden. Er hatte genug von den Korrekturen, dem ewigen Besserwissen, den Angebereien – er konnte das nicht mehr ertragen, er konnte Kakashi nicht mehr ertragen. Da saß er nun. Halb im Dreck, halb im Zelt und ohne jegliche Ahnung, was er mit sich selbst anfangen sollte. Was er mit Kakashi anfangen sollte. Dass er von allen Umstehenden angesehen wurde, als hätte er sich auf dem goldenen Löffelchen des Kage erbrochen, merkte er dabei nicht. Nach einer gefühlten, an Ort und Stelle stehen bleibenden Ewigkeit realisierte er, was um ihn herum vor sich ging, die verstörten und geschockten Blicke und das Zucken der anderen, als er sich bewegte – als würden sie ein scheues Tier beobachten. Nun war es an ihm deutlich verwirrt zu sein, sah zwischen Rin und seinem Sensei fragend hin und her. „Was...ist denn?“ Beide schüttelten zeitgleich den Kopf, Minato näherte sich ihm vorichtig. Er beugte sich zu Obito herab und fühlte mit seiner Hand an Obitos Stirn, ob es vielleicht Fieber war, das seinen Schüler derart auswechselte. Fehlanzeige. „Fieber hast du jedenfalls nicht.“ „Hören Sie auf damit! Es ist alles in Ordnung.“ „Na, wenn du meinst.“, nuschelte Namikaze vor sich hin, ließ es dabei dann auch bleiben. „Mir geht’s gut!“ Na wenn dem so war, dann würde er eben jetzt die beiden anderen Jungs wecken. Obito indes verschwand wieder in seinen Gedanken, setzte sich jedoch nun raus aus seinem Zelt, gesellte sich zu Rin. Gerade als Minato aufgestanden war und einen Schritt auf Kakashis Zelt zu machte, merkte er, dass es gar nicht nötig war Ren und Kakashi zu wecken. Die beiden kamen selbst heraus, der eine mehr, der andere weniger wach. Wie üblich sagte Ren nichts, als er die anderen sah. Er lächelte lediglich und hob die Hand zum Gruß, wollte so ein „Guten Morgen!“ ausdrücken. Kakashi, der bislang auch keinen Ton von sich gab, sah im Vergleich zu Ren weder munter noch fit aus. Eher mitgenommen und blass. Sein Gemütszustand passte wie angegossen zu seinem Äußeren. Diese Nähe machte ihn krank. Es bedeutete nur Schmerz, unglaubliches Leid und er war dem Ergebnis jetzt schonungslos ausgesetzt. Die Wärme, die er nachts zu ertragen versuchte, ging von Ren aus. Grauenhaft. Schrecklich. Er fühlte sich schlapp, fiebrig, alles in ihm schien geradezu zu verbrennen. In seinem Kopf spielte er immer und immer wieder die Situation des letzten Abends ab. Die Art und Weise wie Obito ihn angesehen hatte. Es war nicht typisch für den Uchiha und für Kakashi war es nicht zu begreifen. Obitos Augen brachten ihm nur Kälte, Hass und Abstoßung entgegen. Und das hatte sich bis jetzt nicht geändert. Dabei – und es kratzte an seinem Stolz wie Fingernägel auf einer Tafel – war Obito doch sein einziger Freund. Ständig wurde ihm alle Bewunderung und Achtung, sowie Lob und Anerkennung entgegengebracht – ob es nun gerechtfertigt war oder nicht. Er hörte nur, wie toll er doch sei. Keiner machte ihm einen Vorwurf, wenn etwas nicht so glatt lief, keiner zeigte ihm seine Fehler, keiner sagte ihm seine Irrtümer, keiner wies ihn auf seine Schwächen und Versagen hin. Keiner sagte ihm wirklich die Wahrheit, stattdessen behandelten in alle wie eine Glasfigur. Nur Obito nicht. Er verhielt sich ihm gegenüber, wie allen anderen auch. Wenn nicht sogar noch direkter, noch ehrlicher – auch wenn es nur auf Abneigung beruhte. Er behandelte ihn wie einen ganz normal Sterblichen. Er rieb ihm mit aller Gewalt seine Fehler unter die Nase, sagte seine Meinung gerade heraus und war von allem anderen unbeeindruckt. Er ignorierte ihn nach Auseinandersetzungen, Beleidigungen und anderer Eskalationen auch nicht, wobei sich Kakashi fragte, ob Obito zu so etwas genügend Ausdauer und Selbstbeherrschung besaß. Auch wenn sie sich immer stritten, für Kakashi war Obito einer seiner engsten Verbündeten. Und vielleicht war ihre Freundschaft genau durch diese Streitereien gekennzeichnet. Das nahm zumindest Kakashi an, nein, war davon überzeugt und schätzte es mehr, als er bis jetzt gedacht hatte. Obito etwa nicht? Und nun würdigte sein Kamerad ihm keines Blickes mehr, kam ihm nur mit Ignoranz und Abweisung entgegen. Für den Hatake war das ein Schlag in die Magengrube, vor allem, da er nicht wusste warum. Was war passiert, das Obito so missfiel? Was lief gestern falsch? Was hatte er getan, damit es so weit kam? Dass Obito völlig entgegen seiner Art auftrat. Obito war nicht beleidigt wie sonst, er ignorierte ihn komplett. Er hatte dem Uchiha seinen Schlafsack gegeben, sollte es etwa daran liegen? Scheiterte gerade alles an der Tatsache, dass er es nur gut mit seinem Freund meinte? Er wollte Obito wirklich nur dessen Bestes, behielt ihn geflissentlich im Auge – es tat ja sonst keiner und selbst war er dazu ganz offensichtlich nicht in der Lage – und passte auf ihn auf, wenn dieser es selbst schon nicht konnte. Wenn Kakashi so recht über die Lage nachdachte und den Abend im Revue passieren ließ, dann fing Obitos Gespinne erst an, als sich ergab, dass er mit Ren ein Zelt teilen und bei diesem schlafen würde. Kakashi fing an nachzudenken. … … … Er dachte noch länger nach. … … … Und kam zu keinem vernünftigen Ergebnis. Quatsch, das ist doch absoluter Unsinn, denk keinen Mist< Außer auf den einen Rückschluss. Und der war zu absurd. Der Hatake beließ es dabei, hatte er letztendlich noch ein anderes Problem. Eins reichte anscheinend nicht, es brauchte wohl immer eines auf Reserve. Es war zwar gut vorstellbar, dass alles normal wirkte und es nicht auffiel, aber dennoch, er musste den Schein weiter aufrecht erhalten, dass bei ihm alles in Ordnung war. Es durfte nicht durchschimmern, dass dem nicht so war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)