Midnight at Mio von FriePa (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 1: Something new ------------------------ Verschlafen streckte Sakura Haruno ihre müden Glieder. Sie gähnte herzhaft und drehte sich zum Fenster. Der hellgraue Vorhang ließ das gedämpfte Licht der Straßenlaterne durchscheinen. Die einzige weitere Lichtquelle war das rote Leutchen der Uhrzeit auf ihrem Wecker. Es war halb Fünf. Sie griff zu ihrem Smartphone, das neben ihr auf dem kleinen, grauen Nachtschränkchen lag und zog es vom Strom und knipste parallel dazu ihre Nachttischlampe an. Ich sollte dringend meinen Social Media Kosum einschränken. Derselbe Gedanke wie jeden Morgen während des Aufstehens. Sie scrollte durch ihren Feed, als sie von der Schlummerfunktion des Weckers unterbrochen wurde. Das war ihr Zeichen. Grummelnd schlug sie ihre Bettdecke zur Seite. Während sie schon die Gänsehaut spürte, die sich über ihren Körper legen wollte, griff sie zu dem weißen Bademantel, der neben ihrem Bett hing. Ihre Füße fanden automatisch den Weg in ihre kuscheligen Hausschuhe. Sakuras Schlafzimmer war in natürlichen Tönen gehalten. Es war immerhin erst zwei Monate her, da hatte sie es komplett neu gestaltet. Die Wand vom Fenster, so wie die Wand an der das Kopfteil ihres Bettes stand, war in einem zarten Pistaziengrün gehalten. Die zwei anderen Wände hatte sie weiß gelassen. Ihre Möbel waren alle in dem gleichen hellen grau gehalten. Goldene Dekoelemente und Grünpflanzen verliehen dem Raum Leben. Sie schlurfte über den grünen Teppich zum Fenster und schob die Vorhänge zu Seite. Es dauerte einen kurzen Moment bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, die sie draußen vorfand. Gegenüber auf der anderen Straßenseite flackerte eine Laterne. Ein wohliger Schauer durchfuhr ihren Körper und sie rieb sich aufgeregt ihre Arme. Jeder Baum auf dem Bürgersteig war mit warmen Lichtern besetzt. Letzte Woche hatte es das erste Mal geschneit. Zunächst war nicht viel davon liegen geblieben, doch am Wochenende hatte die Wetterfee nochmal alles gegeben, damit sich eine weiße Pulverschicht verteilte. Sakura öffnete das Fenster und atmete die kalte, aber gleichzeitig frische Schneeluft ein. Sie streckte eine Hand hinaus und eine dicke Schneeflocke landete auf ihrer Handfläche. Sofort schmolz sie dahin. Einfach himmlisch. Sie liebte diese Jahreszeit. Das Heimelige und Geborgene. Trotz einer gewissen Wehmut die sie, besonders zur Vorweihnachtszeit, verspürte. Sofort schob die diesen traurigen Gedanken beiseite und trat vom Fenster zurück. Sie schloss es wieder und machte das große Schlafzimmerlicht an. Sie nahm sich die dick gefütterte Jeans und einen dunkelroten Rollkragenpullover vom Kleiderbügel und tapste ins Bad. Das Elend das ihr im Spiegel entgegensah ließ sie seufzen. War sie wieder einmal mit Zopf eingeschlafen. Sie löste den Haargummi aus dem Wirrwarr und rosa Haare fielen auf ihre Schultern. Ich muss mir dringend wieder solche Telefonkabelteile kaufen. In Gedanken notierte sie sich, unbedingt in die Drogerie zu gehen. Einen dicken Knick hatte der Gummi hinterlassen. Sie schraubte den Wasserhahn auf und formte aus ihren Händen eine Art Schüssel. Sie ließ kaltes Wasser hinein und spritze es sich in Gesicht, um auch die letzte Müdigkeit aus ihren Knochen zu kitzeln. Frisch gemacht, geschminkt und bekleidet schloss Sakura die Schlafzimmertür hinter sich und ging über den kleinen Flur in ihre Wohnküche. Wie jeden Morgen schaltete sie ihren Kaffeevollautomaten an und griff in den Schrank darüber zu ihrer Lieblingstasse. Sie war türkis mit goldenen Kirschblüten darauf. Ino hatte diese ihr vor vielen Jahren, passend zu ihrem Namen, zum Geburtstag geschenkt. Schmunzelnd dachte sie an ihre blonde Freundin und ihren neusten Versuch einen Mann kennenzulernen. Nachdem ihr Kaffee fertig war stellte Sakura ihn auf den Esstisch und legte ein kleines Holzbrettchen daneben. Nebenbei steckte sie eine Scheibe Toast in den schwarzen Toaster und holte ein Glas ihrer Lieblingskonfitüre aus dem Kühlschrank. Butter brauchte sie nicht. Sakura Haruno war der Typ ‚ohne Butter‘. Ihr bester Freund hatte sie damals für verrückt erklärt, dass sie sich für ein Leben ohne Butter unter ihrem Süßkram entschieden hatte. Ein Blick auf die Uhrenanzeige an ihrem Herd verriet ihr, dass sie noch locker zwanzig Minuten Zeit hatte, bevor sie auf Arbeit musste. Die heiße Coffeinquelle schlürfend hing Sakura ihren Gedanken nach. Ein lauter Schlag erschrak sie so heftig, dass sie ihren Kaffee beinahe umgeschüttet hätte. Missmutig guckte sie nach oben. Ihr Nachbar über ihr schien mittlerweile sogar schon morgens unerträglich zu sein. Grummelnd räumte sie ihr Geschirr in die Spülmaschine und drehte ihre Heizung etwas herunter. Sie würde erst heute Abend wieder heim kommen. Die Haruno steckte ihr Smartphone und eine Packung Taschentücher in ihre vollgestopfte Handtasche. Sie griff zu ihrem rosa Schal und einem passenden Stirnband und zog sich die dicke, weiße Steppjacke an. Bevor sie die Haustür hinter sich schloss, ließ sie nochmals einen prüfenden Blick in ihre Handtasche fallen. Schlüssel, Handy, Portemonnaie, hakte sie gedanklich ab und zog die braune Massivholztür hinter sich zu. Sakura lebte in einem Mehrfamilienhaus aus den Achtzigern, zusammen mit sieben weiteren Bewohnern. Es gab insgesamt drei Etagen. Sie selbst wohnte in der zweiten Etage. Nebenan lebte ein älteres Ehepaar. Die Winters. Beide bereits im Rentenalter, aber noch recht rüstig. Vor kurzem hatten sie Sakura über ihre Weihnachtspläne mit ihren zahlreichen Enkelkindern eingeweiht und ihr eine Kostprobe der ersten Plätzchen vorbei gebracht. Manchmal wünschte sie sich auch eine solch große Familie, aber dann besah sie sich meist schnell wieder und war mehr als zu zufrieden mit dem was sie hatte. Der Bewegungsmelder im Treppenhaus ging an. Die meisten Bewohner standen jetzt gerade mal auf. Sakura ging entspannt ins Erdgeschoss, als ein lautes Poltern erklang. Sie drehte ihren Kopf, um die Quelle dieses Lärms zu finden. Wenn das der alte Dunning hört, brennt die Luft. Welcher Vollidiot macht auch morgens halb sechs so einen Krach? Grummelnd tauchte um die Ecke des Treppenhauses ein blonder Haarschopf auf. Sakura kannte ihn bisher nicht weiter. Er war erst vor wenigen Wochen hier eingezogen. Natürlich bekam sie immer die Trottel ab. Als er sich bei seinen Nachbarn vorstellig machte und mit jedem ein Gläschen Wein zum Kennenlernen trinken wollte, klingelte er Sturm aber hatte keinen Wein dabei. Entschuldigend zeigte er eine Reihe strahlend weißer Zähne. Dabei hatten sich ein paar Lachfalten an seinen Augen abgezeichnet und er entschuldigte sich für seine Dusseligkeit. Naruto Uzumaki war spät dran. Immerhin wollte er an seinem ersten Arbeitstag in seiner neuen Firma nicht zu spät kommen. Nachdem er sich mühsam aus seinem warmen Bett gequält hatte und einigermaßen wach war, ist ihm beim Versuch Kaffee zu kochen die gesamte Maschine runtergefallen und mit einem ohrenbetäubenden Knall auf seinen Küchenfliesen zersplittert. Es hatte nur so mit schwarzen Plastikteilchen geschneit. Das hieß wohl oder übel heute ohne Kaffee klar zu kommen. Er hoffte, dass es in seiner neuen Firma eine Kaffeeflatrate gab. Vielleicht noch kostenlosen Kuchen dazu, dann wäre es perfekt. Nachdem er das Chaos beseitigt hatte, dass nur daraus bestand die Maschine, oder zumindest das was davon übrig geblieben ist, in den Müll zu schmeißen entschloss sich der Blondschopf unterwegs einen Kaffee zu holen. Zügig schlüpfte er in seine Winterschuhe, schnappte sich seinen orangen Schal und eine Mütze von seiner Kommode, schulterte seinen Rucksack und verließ die Wohnung. Ein Glück hatte er gestern Abend bereits seine Arbeitsmaterialien zusammen gesucht. Das Licht im Treppenhaus war bereits an. Er wohnte im dritten Stock. Einen direkten Nachbarn gab es nicht. Die Tür direkt gegenüber seiner Wohnungstür führte auf den Dachboden. Er hatte enorm Glück gehabt diese Wohnung zu bekommen. Das Haus wurde vor knapp einem Jahr komplett neu saniert. Dementsprechend gut sah das Treppenhaus noch aus. Die Wände waren weiß verputzt und die Decken frisch gestrichen. Und die Miete war mehr als bezahlbar. Obwohl ihm der Vermieter nicht ganz geheuer war. Dieser lebte im Erdgeschoss und war mindestens schon neunzig Jahre alt. Zumindest schätze Naruto Uzumaki das so ein. Naruto nahm ein bis zwei Stufen auf einmal und polterte die Treppe hinunter. An der Ecke zur letzten Treppe wäre er beinahe in jemanden hinein gefallen, allerdings konnte er sich gerade rechtzeitig abbremsen. In seinem Rucksack klirrte es bei der abrupten Bewegung. „Tschuldigung. Ich dachte um diese Zeit wäre ich alleine hier.“ Er grinste die Frau, die sein Alter war an und zwei Grübchen kamen auf seinen Wangen zum Vorschein. „Leise machen ist nicht so dein Ding oder?“ Sakura ging eine weitere Stufe hinab. Der Blondschopf kratze sich verlegen am Hinterkopf und lachte unschuldig. Ihm fiel wohl wieder ein, dass ihre Wohnung direkt unter seiner lag. „Sorry nochmal wegen dem Krach vorhin. Meine Kaffeemaschine ist mir runtergefallen.“ „Schon okay. Nur vielleicht versuchst du beim nächsten Mal deinen Kaffee zu kochen, ohne mit dem ganzen Gerät um dich werfen.“ Die junge Frau lächelte ihn hinter ihrem Schal an und öffnete dann die Haustür. Ein kalter Wind, vermischt mit dicken Schneeflocken kam ihr entgegen. Sie drehte sich nochmal zu ihrem neuen Nachbarn um, der überraschend direkt hinter ihr stand. Wäre sie nicht so dick eingepackt, würde sie mit Sicherheit seinen warmen Atmen in ihrem Nacken spüren. Ein leichter Rotschimmer schlich sich auf ihr Gesicht. Sie vergrub ihre Wangen tiefer in dem Schal. Er ist eigentlich ganz süß. Überrascht von ihren eigenen Gedanken trat sie auf die Straße hinaus und ließ ihre Hirngespinste wieder abkühlen. Naruto folgte ihr und schob sofort seine Hände in die Taschen seiner Jacke. „Sag mal gibt’s hier in der Nähe einen guten Coffeeshop, der nicht so überteuerten fancy Schrott anbietet? Und wo ich niemanden extra noch meinen Namen verraten muss, der am Ende sowieso falsch geschrieben wird?“ Der Blondschopf lächelte sie wieder an. Sakuras Herz machte einen kurzen Hüpfer. Haltet ja die Füße still, ermahnte sie ihre Östrogene, die heute Morgen wohl Überstunden schoben. „Kommt darauf an in welche Richtung du musst.“ Sakura suchte in ihrer Tasche nach ihrem Handy. 05:32 Uhr. Sie musste sich jetzt echt beeilen, wenn sie pünktlich auf Arbeit sein wollte. „Naja ich arbeite bei Chicago Eletronic Internatiol. Also zumindest fange ich dort heute an.“ Sakura ging die fünf Steinstufen vor dem Haus herunter. Sie müsste daran denken, Dunning zu erinnern, dass er streuen sollte, sonst würde sich irgendjemand bestimmt mal das Genick brechen. „Dann musst du in die gleiche Richtung wie ich. Da kann ich dir einen kleinen, familiären Laden zeigen, bei dem du tatsächlich noch Kaffee bekommst. Zusätzlich gibt’s dort auch die besten Donuts der Stadt.“ Sakura strotze vor Stolz. Sie liebte das CaffeInne. Okay gut. Vielleicht fand sie den Besitzer auch echt niedlich. „Und das Beste“, fuhr die junge Frau zuversichtlich fort „die Preise sind bezahlbar.“ Naruto lachte. „Das hört sich fantastisch an.“ Leichtfüßig ging er die Stufen des Hauses hinunter und holte zu Sakura auf. Die Beiden gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Naruto warf immer mal wieder einen Seitenblick auf seine Nachbarin. Sie war hübsch. Obwohl er ihre Haarfarbe eher gewöhnungsbedürftig fand. Sakura entging der musternde Blick ihres Weggefährten nicht. Sie schnappte sich eine ihrer Haarsträhnen und strich hindurch. „Das ist irgend so sein genetischer Fehler. Keine Ahnung ob sowas tatsächlich möglich ist. Wobei ich natürlich das beste Beispiel bin.“ Schulterzuckend schaute sie zu Naruto. „Ich find’s gut. Echt jetzt. Macht dich irgendwie besonders.“ Wieder wurde Sakura warm. Wann kamen sie endlich bei diesem blöden Coffeeshop an? Irgendjemand meinte es heute scheinbar nicht gut mit ihr. Sie bogen um die nächste Kreuzung, als sie vor dem Eckladen ankamen. Sakura blieb stehen und warf einen verstohlenen Blick durch das hell erleuchtete Fenster. Innerlich seufzend und mit einer leichten Enttäuschung ihn heute nicht anhimmeln zu können verabschiedete sie sich von Naruto. Vielleicht sollte sie doch öfters mal wieder Kaffee unterwegs mitnehmen, überlegte sie. „Danke noch. Kann ich dir vielleicht für die Strapazen einen Kaffee ausgeben?“ Naruto lächelte sie fragend an. „Danke, aber ich hab es leider wirklich eilig. Aber du kannst gerne mal auf ein Glas Wein bei mir vorbei schauen.“ Entschuldigend schaute sie in seine blauen Augen, dann grinste sie. „Vielleicht dieses Mal sogar mit Wein.“ Er lachte glockenhell. „Ist notiert.“ Sakura verabschiedete sich und hörte wie die Tür vom CaffeInne geöffnet wurde. Zügigen Schrittes überquerte sie die Straße, nachdem die Ampel auf Grün geschaltet hatte. Sie lief noch an einigen Geschäften und Schaufenstern vorbei, die allesamt wunderschön geschmückt waren. Eine angenehme Wärme breitete sich in ihr aus. Dann stand sie endlich vorm Gebäude vom örtlichen Radiosender. Chicago Radio. Das Gebäude war alt. Fast schon historisch konnte man meinen. Das Haus entstand nach dem Großen Brand von Chicago irgendwann nach 1871. Die Fassade bestand aus roten Backsteinen. Vor ein paar Jahren wurden die maroden Fenster ausgetauscht. Entlang der Hausfassade ging von den fünf Etagen an jeder eine schwarze Feuerleiter hinunter. Diese wurde bisher glücklicherweise noch nie für diesen Zweck gebraucht. Um allerdings an warmen Sommertagen seine Mittagspause dort zu verbringen, ja dafür war sie perfekt. Nebenan waren ein Friseursalon und eine kleiner Blumenladen. Auf der anderen Straßenseite war ein kleines Bistro, in dem man für wenig Geld eine gute Mahlzeit zu sich nehmen konnte. Doch seltenerweise besuchte sie dieses. Sie zog es meistens drei Straßen weiter ins Mio. Sie öffnete die schwere Glastür, die überhaupt nicht zum Rest des Hauses passte, aber dem Radiosender eine gewisse Moderne verleihen sollte. In der Eingangshalle traf sie auf Rosa Anders die gerade die Böden wischte. Rosa schenkte Sakura ein warmes Guten Morgen, welches sie freundlich erwiderte. Sie mochte Rosa. Die Frau war, wenn Sakura richtig rechnete, 64 und hatte immer ein offenes Ohr für jeden. Ihre hellbraunen Haare hatte sie zu einem Knoten gebunden und um ihren etwas fülligeren Körper trug sie eine Bauchtasche. Dort hatte sie immer ihr Handy und ein Paar Kopfhörer einstecken, damit sie auch ja keine Sendung verpasste. Rosa arbeitete hier stundenweise als Reinigungskraft. Wenn sie nicht hier wischte oder fegte, verwöhnte sie ihre Enkelkinder daheim. „Na meine Kleine? Ist alles okay? Du siehst heute Morgen genauso verwirrt aus wie dein Freund.“ Rosa tauchte den Mopp in den Eimer mit Wischwasser und sah Sakura verheißungsvoll an. Die Haruno legte eine Hand an ihre Stirn und dachte kurz nach. „Keine Ahnung. Heute ist irgendwie ein seltsamer Tag. Mein ganzer Morgen war schon seltsam. Erst mein neuer Nachbar, dann ist in bald wieder der Tag…“ „Oh dein neuer Nachbar? Ist er denn was für dich?“ Rosa grinste verschmitzt und Sakura verdrehte ihre hellgrünen Augen. „Weiß nicht. Er ist ganz süß, aber auch echt ein seltsamer Vogel.“ Schulterzuckend zog sie sich das Stirnband von ihrem Kopf und wuschelte sich durch ihre Haare, die durch die trockene Heizungsluft elektrisch aufgeladen waren. Sie brauchte dringend mal wieder ein komplettes Wohlfühlprogramm daheim. In meiner Badewanne, mit Kerzenlicht und einem Glas gutem Wein drifteten ihre Gedanken ab. „Seltsam und süß ist doch eine flotte Kombination. Normal kann doch jeder.“ Rosa wringte den Mopp aus, lächelte Sakura nochmal freundlich an und wandte sich wieder ihren Fliesen zu. Die junge Frau ging am Empfang vorbei. Der würde erst gegen sieben Uhr besetzt. Sie hatte jetzt noch zehn Minuten, bevor die Sendung losging. Ihre Chefin drehte mit großer Sicherheit schon runden vor dem Studio, da bisher noch niemand weiter anwesend war. Die Haruno bewegte sich von einem Bein auf das andere, während sie auf den Fahrstuhl wartete. Mit einem sanften Ping öffnete sich die Tür und Sakura fuhr in den vierten Stock. Im Hintergrund lief Chicago Radio mit einem älteren Song, den Sakura nicht kannte, aber der eine groovige Melodie hatte. Sie würde diese bestimmt den halben Tag vor sich hin summen. Die Fahrstuhltür öffnete sich und Sakura stand im Herzen von Chicago Radio. Um diese Zeit war nie viel los. Immerhin war es erst kurz vor sechs Uhr morgens. Sie zog ihre Jacke und den Schal aus und klemmte sich beides unter ihren Arm. Das Geräusch ihrer Stiefel verstummte auf dem flauschigen dunkelblauen Teppich, der überall ausgelegt war. Rosa schimpfte immer, wie man hier Auslegeware nutzen konnte, diese ließ sich so schlecht reinigen. Besonders im Winter. Zu Sakuras linken waren die einzelnen Studios mit großen Glasscheiben vom Außenbereich abgeschirmt. Am Ende des Gangs war das Büro ihrer Chefin. In der Mitte des Raumes war ein weiterer Empfangstresen und hinter diesem eine Wendeltreppe, die zu weiteren Büros und einem kleinen Aufenthaltsraum mit Küche führte. Die Farben des Senders hielten sich in einem Mitternachtsblau und einem hellem Gelbgrün. Sakura bekam bei dieser Kombination immer Assoziationen zu einem Pfau. Hinter der Wendeltreppe war ein kleiner Raum hinter dem sich Spinde befanden. Sakura fischte den passenden Schlüssel dazu aus ihrer Tasche und hing ihre Sachen hinein. Eine Bürotür fiel zu und eilige Schritte kamen auf sie zu. Die Frau in der Tür stemmte ihre Hände gegen die Hüfte. Ein leicht säuerlicher Anblick, gemischt mit Augenringen starrte der Haruno entgegen. „Gott sei Dank! Ich dachte schon heute kommt hier keiner mehr und ich muss mir spontan was aus den Fingern zaubern.“ Die Frau schnaubte aufgebracht und schnippte mit den Fingern. Sakura seufzte und atmete laut aus. „Dir auch einen guten Morgen Tsunade. Du weißt doch ich bin nich-„ Tsunade unterbrach Sakura, winkte ab und ihr Gesicht verzog sich zu einem verzerrten Grinsen. „Jaja, ich möchte jetzt nicht schon wieder eine Moralpredigt von einer meiner besten Einnahmequellen.“ Die blonde Frau bekam so etwas wie Sterne in den Augen, wenn sie an Geld dachte und was sie damit am liebsten anstellte. Sakura trat an ihr vorbei. Auf dem Weg in ihre Kabine begrüßte sie kurz Dean, der ihr mit einer Tasse Kaffee in der Hand entgegen prostete. Dean war der Tontechniker im Hause und kümmerte sich auch sonst um alle technischen Notfälle. Er war manchmal etwas unheimlich, aber im Allgemeinen ein lieber Kerl, der einfach zu oft von Frauen sitzen gelassen wurde und jetzt mit einem Hund aus dem Tierschutz zusammen lebte. Seine braunen Haare, die dringend mal einen frischen Schnitt bräuchten, kringelten sich unter seiner grünen Basecap. Die Rosahaarige schloss die Glastür hinter sich. Die Aufnahmeräume waren isoliert. In der Mitte des Raumes, stand ein riesiger Tisch. Auf diesem standen unter anderem ein Bildschirm, Mikrofone, sowie Mischpulte. Hinter dem Tisch war ein riesiges Fenster, dass ihr Sicht auf Chicagos Straßen bot. Sakura ging um den Tisch herum und setzte sich auf ihren Platz. Sie nahm die schwarzen Kopfhörer und setzte sie sich auf. Ihre Notizen hatte sie bereits gestern vor Feierabend schon bereit gelegt. Jetzt fehlte nur noch... „Sakura! Es geht gleich los. Wo ist meine andere Nummer eins?“ Tsunade stand in der Tür. Die eine Hand noch am Türgriff, in der anderen trug sie ihr ein Klemmbrett rum. Die blonde Frau sah auf die Uhr. „Dann eben ohne ihn.“ Sie hob ihre Hand zeigte Sakura drei Finger, die runter zählten. Ihre Lippen bewegten sich stumm parallel dazu. „Und. Drei. Zwei. Eins.“ Sie schloss die Tür hinter sich und Sakura ging live. „Guten Morgen, Chicago. Willkomen bei Chicago Radio Wake Up. Chicagos führender Morgenshow...“ Startete Sakura mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Die Tür zum Studio folg just in diesem Moment auf. „Bin da!“ Flüsterte ihr Partner hektisch zu Tsunade und Sakura gleichzeitig und rannte schnell zu seinem Mikrofon. „Hier spricht der haarscharfe Shikamaru Nara und mir gegenüber sitzt meine umwerfende Partnerin Sakura Haruno.“ Kapitel 2: Lemon Cake --------------------- Kapitel 2 „Guten Morgen, Chicago. Willkomen bei Chicago Radio Wake Up. Chicagos führender Morgenshow...“ Startete Sakura mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Die Tür zum Studio flog just in diesem Moment auf. „Bin da!“ Flüsterte ihr Partner hektisch zu Tsunade und Sakura gleichzeitig und rannte schnell zu seinem Mikrofon. „Hier spricht der haarscharfe Shikamaru Nara und mir gegenüber sitzt meine umwerfende Partnerin Sakura Haruno.“ _________________________________________________ Sakura verdrehte die Augen. „Bist du heiser? Kommst du endlich live On-Air in den Stimmbruch?“ „Wow, nach nur dreißig Sekunden kriege ich den bösen Blick. Ist wohl ein neuer Rekord.“ Shikamaru Nara richtete sich seine Kopfhörer und zog seine Winterjacke aus, um sie hinter sich zu werfen. „Sag mal Shikamaru“, begann die Haruno verheißungsvoll. „Weißt du eigentlich, dass gestern der dritte Advent und der Geburtstag deiner Mutter waren?“ „Meine Kopfschmerzen wissen das, ja.“ Er zog eine Grimasse. „Hast du deiner Familie etwa bis in den Morgen was vorgesungen?“ Shikamaru kniff seine Augen zusammen, als hätte er unwahrscheinliche Schmerzen. „Liebe Zuhörer, unfassbar, live auf Sendung weigert er sich plötzlich.“ Sie zeigte mit einem Finger wissend auf ihn und zwinkerte ihm zu. „Ich habe furchbares Lampenfieber vor so vielen Menschen meine engelsgleiche Stimme singend zu präsentieren. Wie war dein Wochenende?“ Der Nara rieb sich leicht verstimmt den Kopf. „Sehr schön. Ich war mit meinem Vater und meiner Schwester und deren Familie zusammen nett essen. Dann haben wir einen gigantischen Schneemann gebaut.“ Sakura lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Tja liebes Chicago, wenn ihr einen Schneemann mit mörderischem Blick und Sense in der Hand seht, dieser stammt wohl aus den Händen meiner bezaubernden Kollegin.“ Sakura ging auf die Provokation ein. „Bist du neidisch?“, fragte sie spitz und fuhr fort. „Hat sich deine Mum über meinen Schmortopf gefreut? Shikamaru legte seine Arme verschränkt auf den Tisch und riss schockiert die Augen auf. „Psst. Meine Mutter hört zu. Sie denkt, er ist von mir.“ Er schüttelte seinen Kopf. Unfassbar das sie das verraten hatte. Wissend, dass sie Sieger dieses Wortgefechts war, grinste Sakura. „Tja, tut mir Leid. Aber deine Mutter weiß, dass ich dir Geschenke besorge, seit wir 15 waren. Sie dankt mir immer.“ Ungläubig öffnete Shikamaru seinen Mund. „Wie? Im Ernst? So ein Verrat. Nächstes Jahr gibt’s Batterien.“ Im Gebäudekomplex von Illinois International News war reges Treiben. Sasuke Uchiha, Juniorchef und Miterbe des größten Radiosenders Illinois spielte mit der Kappe seines Kugelschreibers. Die Stelle die er immer wieder wegschnipste war schon ziemlich hell und spröde. Es fehlte nicht mehr viel und sie würde abbrechen. „Schone den Kugelschreiber. Ich hatte noch keine Zeit eine neue Ladung zu bestellen.“ Hinata Hyuga trat in das geräumige Büro. Es war edel eingerichtet. Vor der großen Fensterfront stand der Schreibtisch ihres Chefs. Er war aus massivem Walnussholz. Auch die Aktenschränke zur rechten Seite waren aus dem gleichen Holz. Die Wände waren weiß. An der linken Wand stand eine große, lederne, Couch und ein Beistelltisch, auf dem ein paar Gläser und eine Flasche Wasser standen. An dieser Wand hinter der Couch hing ein breiter Bilderrahmen, auf dem das grün-rote Logo von Illinois International News, kurz IIN prangte. Neben der Tür gab es noch einige Aufnahmen aus Gründungszeiten vom Radiosender und andere bedeutende Momente. Unter anderem, als Fukagu Uchiha seine beiden Söhne ins Familiengeschäft geholt hatte. Auf dem Bild stand der großgewachsene Mann, und reichte symbolisch an jeden seiner Söhne einen Schlüssel. Das Bild entstand vor zweieinhalb Jahren. Sie war kurz nachdem Sasuke Juniorchef geworden war, eingestellt worden. Damals noch als Mädchen für alles. Heute als Sasukes Assistentin. Manchmal kam es ihr noch immer vor wie im Traum, dass sie eine solche Arbeitsstelle hatte. Sie liebte ihren Job. Sie mochte das Gefühl, dass die Kollegen ihr gaben, wenn es mal wieder brenzlig wurde und sie, Hinata Hyuga, bereits einen Notfallplan für den Notfallplan hatte und ihnen den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. Sie wurde geachtet und gleich behandelt. Trotz ihrer eher introvertierten Art. Aber das hier war ihre Familie. Hier fühlte sie sich wohl. Sie konnte ganz offen sein und brauchte sich keine Sorgen darum machen, was andere von ihr dachten. Die junge Frau mit den dunklen Haaren strich sich ihr dunkelblaues Strickkleid glatt und sah an sich hinab. Irgendetwas zwickte an ihrer Wade. Sie hob ihr rechtes Bein und sah eine langgezogene Laufmasche in ihrer Strumpfhose. Sie musste unbedingt neue kaufen. In letzter Zeit verabschiedeten sich ihre Leggins und Strumpfhosen gefühlt im Minutentakt. Vielleicht hatte sie für heute noch eine irgendwo in ihrem Schreibtisch rumfliegen. Sasuke schaute von den Dokumenten, die er unterschrieb hoch und betrachtete das Schauspiel seiner Assistentin. „Na schon wieder eine zerstört?“ Er ließ seinen Blick heimlich über den Körper seiner Assistentin wandern. Hinata war definitiv eine Schönheit. Sie war zierlich gebaut. Ihre dunklen Haare reichten gerade mal bis kurz unter ihr Kinn. Im Kontrast zu ihrer porzellanfarbenen Haut und den hellen Augen könnte sie auch aus einem Märchenbuch entspringen. Sie hatte etwas Elfengleiches. Hinata bemerkte die Blicke von Sasuke und errötete leicht. Er brachte sie manchmal immer noch aus dem Konzept. „Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du zum Mittagessen verabredet bist.“ Erst jetzt sah Sasuke, dass Hinata einen Stoß Papiere dabei hatte. Er seufzte resigniert. Irgendwie war sein Alltag momentan irgendwelche Unterschriften zu setzen. Es würde bestimmt nicht mehr lange dauern und er verschrieb sich bei seinem eigenen Namen. „Kopf hoch. Beim Mittagessen kannst du dich mal wieder mit Menschen unterhalten.“ Hinata versuchte ihn aufzumuntern. „Jaha, weil ich mich so gerne mit fremden Leuten unterhalte. Kann das nicht mein nichtsnutziger Bruder übernehmen?“ Wie auf ein nicht gegebenes Stichwort trat dieser hinter Hinata in sein Büro. Gespielt beleidigt setzte Itachi Uchiha, dreißig Jahre jung, wie er es gerne selbst beschrieb, einen Flunsch. „Komm schon kleiner Bruder. Sei nicht immer so gemein zu mir. Du weißt, ich hätte liebend gern“, dabei zog er das liebend unnatürlich in die Länge, „einen überteuerten Lunch gehabt und mich nett unterhalten. Aber die Pflicht ruft.“ Er zuckte entschuldigend mit seinen Schultern und hob dabei die Hände. Sasuke rutschte mit seinem Stuhl vom Schreibtisch weg und stand auf. Er drehte sich zu den Fenstern um. Direkt hinter seinem Schreibtisch stand ein halbhoher Schrank, auf dem ein paar persönliche Fotos standen. Ein Hochzeitsbild seiner Eltern. Ein weiteres aus seiner Kindheit, auf dem er mit Itachi zusammen vor einem Wasserrutschenpark stand. Und das dritte zeigte ein Bild der ganzen Familie Uchiha. Aufgenommen im letzten Sommer. Auf der Hochzeit von Itachi. In der Mitte stand sein Bruder im schwarzen Stresemann. Seinen Arm hatte er besitzergreifend um die Hüfte einer hübschen Brünetten geschlungen. Sie strahlte in die Kamera. Neben der Brünetten stand sein Vater. Neben Itachi standen seine Mutter und Sasuke selbst. Alle lächelnd. Auch wenn Sasuke es niemals erwartet und zugegeben hätte, war dieser Tag etwas ganz besonderes in seiner Erinnerung. Es war klirrend heiß. Strengte man sich an, war es eine Leichtigkeit die Luft surren zu sehen. Sasuke war froh in dem klimatisierten Raum zu sein. Zumindest noch. Nachher würde er sich der Hitze stellen müssen. Immerhin war heute die Hochzeit seines Bruders. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass jemand verrückt genug war, seinen Bruder freiwillig zu heiraten. Als Kind und Jugendlicher hatte dieser nur Blödsinn veranstaltet. Sasuke erinnerte sich, als eines Tages die Polizei mit Itachi vor der Tür stand. Ihre Mutter ließ vor Schreck den guten Teller ihrer Großmutter fallen. Itachi war vielleicht zehn oder elf Jahre alt gewesen. Da kam er mit seinem Freund Kisame auf die glorreiche Idee einen Blätterhaufen anzuzünden. Mitten im Millennium Park. Ein paar Passanten haben sie dabei erwischt und die Polizei und die Feuerwehr gerufen, ehe schlimmeres passiert wäre. Mit sechzehn dann hatte er, als er das erste Mal sturmfrei hatte eine Party veranstaltet, an die sich Itachi selbst überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Mikoto Uchiha hatte Wochen nach dieser Party einen Haufen Erbrochenes in der Speisekammer, hinter einem Regal gefunden. Der Geruch hatte sie schon vorher stutzig werden lassen. Aber erst als eine Dose Mais hinter das Regal fiel, ist sie dem Übeltäter auf die Schliche gekommen. Wie es der Haufen allerdings hinter das Regal geschafft hatte, blieb bis heute ein großes Rätsel im Uchiha-Mysterium. Sasuke entledigte sich seiner Kleidung und stieg in die Dusche. Er hatte noch gut eine dreiviertel Stunde Zeit, dann würde er zu seinem Bruder fahren und ihm die Hölle heiß machen, sollte dieser kalte Füße bekommen. Obwohl das angesichts der Temperaturen draußen eher unwahrscheinlich war. Das kalte Wasser perlte seicht auf seinem Körper ab. Er griff zu seinem Shampoo und rieb sich etwas von der geleeartigen Flüssigkeit auf den Kopf. Duschen war sein Kryptonit. Besonders kalte Duschen. Er konnte Stunden hier zubringen. Besonders wenn er dazu eine nette Gesellschaft pflegte. Einziges Manko, bisher war jede seiner Duschgesellschaften eher Warmduscher, im positiven Sinne. Aber damit konnte er in diesem Momenten sehr gut leben. Er drehte den Hahn zu und griff blind nach dem schwarzen Handtuch, dass er über die Kabinenwand gehangen hatte. Der Uchiha trocknete erst sein Gesicht ab. Dann ließ er das Handtuch über seinen Körper gleiten und strubbelte es sich anschließend durch die schwarzen Haare. Auf einem Stuhl gegenüber vom Spiegel lag eine schwarze Boxershorts, zu welcher er griff und sie überzog. Er war gut trainiert. Angesichts seines Bürojobs brauchte er auch dringend diesen körperlichen Ausgleich. Jeden Montag und Mittwochabend, wenn es die Arbeit zuließ, ging er zum Fußball spielen. Zusätzlich besuchte er Donnertag Vormittag, dies war sein einziger freier Vormittag, das Fitnessstudio um die Ecke seines Apartments. Wochenends machte er meist das, worauf er Lust hatte. Manchmal trieben ihn seine Füße Kilometerweit allein durch die Innenstadt, manchmal begnügte er sich aber auch einfach mit seinem besten Freund von der Couch aus mit diversen ‚Sportspielen‘ einer Spielekonsole. Nachdem Sasuke im Badezimmer fertig war, ging er zurück ins Schlafzimmer. Dort lag auf dem riesigen, ungemachten Bett, bereits sein Anzug. Selbstverständlich in schwarz. Er war kein Freund großartiger Farbenspiele. Er hätte den Anzug vielleicht doch nochmal seiner Mum zum Bügeln vorbei bringen sollen. »Naja, was solls. Jetzt ist es eh zu spät.« Er setzte sich auf sein Bett und zog die Schuhe, die darunter standen, hervor und schlüpfte rein. Mit einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel verließ er sein Schlafzimmer. Der junge Mann nahm sein Smartphone und steckte es in die Hosentasche seines Anzugs und verließ die Wohnung. Bei seinem Bruder angekommen, war von der Gelassenheit des älteren Uchihas nicht mehr viel übrig. Sein Bruder schien vollkommen durch zu drehen. Er stand mit einer Papiertüte am Mund vor dem Spiegel und schien den Verstand über seine Sinne verloren zu haben. Im Spiegel richtete Itachi seine Augen zu seinem jüngeren Bruder. „Du bist ein lausiger Trauzeuge. Solltest du mich jetzt nicht eigentlich beruhigen und mir sagen, ich soll mich nicht so haben?“ Die Tür zum Zimmer ging auf. Eine hübsche Frau mittleren Alters trat hinein. In ihren Augen bildeten sich sofort Tränen, als sie ihre beiden Söhne erblickte. Wortlos reichte ihr Sasuke eine Packung Taschentücher. „Oh meine beiden Kinder! Ihr seht so unglaublich hübsch aus.“ Sie wandte sich an Itachi. „Warte erst, bis du Mia gesehen hast. Sie sieht wundervoll aus.“ Mikoto Uchiha tupfte sich sie Tränen aus den Augenwinkeln. Immerhin wollte sie nicht, dass ihr Makeup ruiniert würde. „Mum. Atme tief durch.“ Sasuke zog seine Mutter in eine tröstliche Umarmung. Er war schon immer derjenige in der Familie, der ein beruhigendes Naturell besaß. Seine Mutter verstärkte den Druck um den Rücken ihres Jüngsten und flüstere ihm ins Ohr. „Ich freue mich schon jetzt auf den Tag, an dem ich auf deiner Hochzeit mit dir tanzen werde.“ „Mum“, begann der Uchiha Sprössling, wurde aber direkt von seiner Mutter unterbrochen. „Lass einer alten Frau ihre Träumereien. Auch du wirst noch die Richtige treffen. Aber jetzt bringen wir erst mal deinen Bruder unter die Haube.“ Sie lachte verzückt und richtete nochmal die Fliege an Sasukes Revers. Die Trauung, dass konnte auch ein Sasuke Uchiha nicht abstreiten, war wirklich schön. Die Stimmung war heiter, auch wenn das Wetter einigen Gästen schwer zu schaffen machte. Es war eine Freilufthochzeit in der Gartenanlage der Uchihas, außerhalb der Stadt. Die zahlreichen Tische waren mit weißen Tischdecken belegt. Das Farbkonzept stammte eindeutig von Mia. Itachi hatte für so etwas kein Auge. Es war eine Mischung aus satten Beerentönen mit einem gedeckten Petrol und goldenen Elementen. Überall standen und hingen Blumen. Sie saßen unter einem, extra für die Hochzeit angefertigtem, Holzbalkenkonstrukt. Von diesem ragten Laternen und Blumengirlanden hinab. Im Hintergrund plätscherte der Springbrunnen. Der Tisch des Brautpaares, zusammen mit den Eltern und Geschwistern stand horizontal zu den restlichen Tischen vor dem Springbrunnen. Die Dämmerung setzte bereits ein. Die Kellner zündeten die Kerzen in den Laternen an. Es sah majestätisch aus. Die Stimmung war ausgelassen. Der Alkohol machte sich bei manchen Gästen bereits bemerkbar. Sasuke saß gegenwärtig allein an dem großen Tisch. Er beobachtete seine Eltern. Sie waren auf der Tanzfläche verschwunden. Sein Vater, der sonst so gewissenhafte und ernst dreinblickende Geschäftsmann, hatte es tatsächlich geschafft für den heutigen Tag, den Ernst der Arbeitswelt zu vergessen. Sasuke wusste nicht, wann er seinen Vater das letzte Mal so ausgelassen hat feiern sehen. Er korrigierte sich. Er konnte sich an keinen Moment erinnern, in dem er ihn so sah. Fukagu drehte Mikoto gerade durch seinen Arm und wieder zurück, als er sie in seine Arme zog und einfach nur im Takt mit ihr wippte. Sie lachte und schlug ihm spielerisch gegen seine Brust. Sasuke lächelte. Seine Eltern waren schon so lange zusammen, und trotzdem schaffte es seine Mutter immer noch seinen Vater so aus der Reserve zu locken. Irgendwie wünschte er sich das auch. Schnaufend setzte sich Mia neben ihn. „Puh bin ich fertig. Bisher bin ich fast nur umher gegangen, um mich bei allen für ihr Kommen zu bedanken. Dabei wollte ich doch einfach nur tanzen.“ Sie nahm sich eine Serviette vom Tisch und tupfte vorsichtig etwas Schweiß von ihrer Stirn. Sie folgte Sasukes Blick und ein verträumtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Ich hoffe doch, dass ich irgendwann auch noch so mit deinem Bruder tanzen werde.“ Sasuke lachte und betrachtete Mia, die ihn aus warmen braunen Augen anschaute. Ihre langen braunen Haare waren gelockt und mit Flechtelementen versehen, in denen einige der Blumen eingearbeitet waren, die auch in den Sträußen wiederzufinden waren. Sie trug ein enganliegendes Kleid, das eine fantastische Rückenansicht bot. Das Oberteil war mit Spitze verziert und ging in einem fließenden Übergang in einen glänzenden Satinstoff über. „Es tut mir Leid wenn ich direkt deine Hoffnung zerstören muss, aber wir wissen beide das Itachi ein miserabler Tänzer ist.“ Mia gluckste. „Ja, da hast du wohl Recht. Aber ich habe gehört, mein Schwager soll ein hervorragender Tänzer sein.“ Sasuke zog eine Augenbraue nach oben. „Ach ja? Welches kleine Vögelchen hat dir das wohl gezwitschert?“ Er stand auf „Da man einer Braut an ihrem Hochzeitstag keinen Wunsch ausschlagen darf“, und reichte Mia seine Hand. „Dürfte ich bitten?“ Die Brünette strahlte ihn an, ergriff seine Hand und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche ziehen. Sie tanzten eine ganze Weile. Sasuke war ein exzellenter Tanzpartner. Trotz einiger Füße, die sich gegenseitig traten, hatten die Beiden Spaß und lachten viel. Sasuke spürte ein tippen auf seiner Schulter. Er drehte Mia gerade von sich weg. „Was dagegen, wenn ich eine Runde mit meiner Schwiegertochter tanze?“ Fukagu Uchiha stand, mit seiner Frau im Arm, hinter Sasuke. Sie schienen beide außer Atem zu sein. „Selbstverständlich.“ Sasuke reichte Mias Hand in die seines Vaters, während er selbst einfach seine Mutter schnappte und sie herumwirbelte. „Du siehst zufrieden aus.“ Mikoto strich in ihrer Fürsorge eine Haarsträhne aus Sasukes Gesicht und lächelte ihn aufmunternd zu. Er brummte nur etwas Unverständliches. Seine Mutter stellte sich auf Zehenspitzen um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. „Ich bin unheimlich stolz auf dich. Egal was du tust. Ich möchte, dass du das niemals vergisst. Wenn du dich irgendwann mal selber verlieren solltest, weißt du, dass ich komme um dich zu finden.“ Sasukes Herz machte einen Hüpfer. Er drückte sie an sich. „Danke Mum.“ Itachi beugte sich zu Hinata hinab und murmelte „Ich glaube er hört uns gar nicht mehr. Hey Brüderchen. Hast du mir zugehört?“ Sasuke wachte aus seinem Tagtraum aus. Er drehte sich verwirrt zu Hinata und Itachi und kratzte sich unschuldig am Hinterkopf. „Vergiss nicht, dass Mia und ich euch am Freitag zum Abendessen eingeladen haben.“ Itachi drehte sich nun vollends zu Hinata. „Kannst du ihm das bitte nochmal Freitag sagen?“ Die junge Frau nickte, legte ein paar weitere Dokumente auf den Schreibtisch des Uchiha und verschwand wieder in den Vorderraum, an ihren eigenen Schreibtisch. „Was gibt’s denn, was du mir nicht gleich persönlich sagen kannst?“ Sasuke blätterte durch die Unterlagen, die Hinata ihm hingelegt hatte und unterschrieb einige davon, während er auf eine Antwort seines Bruders wartete. Doch Itachi schien keine Anstalten machen zu wollen, ihm eine Antwort zu geben. Sasuke sah auf und stellte verdutzt fest, dass sich niemand mehr in seinem Büro befand. Er seufzte und ließ sich zurück in den Bürostuhl fallen. Müde rieb er sich die Augen. Er brauchte dringend eine Pause. Mit dem freudigen Gedanken auf einen extra starken Kaffee verließ er sein Büro. Zufrieden mit der heutigen Sendung schaltete Sakura den ‚Live‘ Button aus und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. Shikamaru stattdessen erhob sich von seinem Platz und machte ein paar Stretchübungen gegen seinen eingeschlafenen Arm. „Dir ist schon klar, dass ich gedeckt habe?“ Sakura betrachtete interessiert ihr Nagelbett. Shikamaru brummte ihr etwas entgegen, dass sie nicht ganz verstand. „Ja, tut mir Leid. Nach dem Geburtstag meiner Mum habe ich mich noch mit jemand getroffen und das ganze ging länger. Dafür bin ich heute Morgen fast pünktlich gewesen.“ Sakura stand auf und lief um den Tisch herum. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Wann gedenkst du eigentlich sie mir endlich mal vorzustellen?“ Der Nara stoppte in seiner kleinen Sporteinheit. „Wow. Sei nur nicht zu neugierig. Ich habe gehört, dass Leute von zu viel Neugierde ums Leben gekommen sind.“ Sakura lachte schnaubend und verließ das Studio der Beiden. Shikamaru ging ihr hinterher. Es war kurz nach elf Uhr. Im Sender war jetzt voller Betrieb. Im Aufnahmestudio wurde gerade ein, noch relativ unbekannter, Schriftsteller interviewt. Dean stand schon wieder am Kaffeeautomat. Sakura brauchte auch dringend nochmal Koffeinnachschub. Sie ging an den blauen Tresen und nahm sich zwei Tassen mit dem Logo des Senders. In eine goss sie einen großzügigen Schluck Milch, in die andere einen Löffel Zucker. Sie wartete geduldig bis Dean fertig war, ehe sie die Kanne nahm und die zwei Tassen befüllte. „Was macht Misses Rodriguez’? Ist sie immer noch so niedlich wie letzte Woche?“ Sakura begann etwas Smalltalk mit Dean. Dieser zückte sein Handy und wischte über das Display. Begeistert drehte er den Bildschirm der Rosahaarigen zu. Darauf war ein weiß-schwarzer Jack Russel Terrier abgebildet wie er, mit allen Vieren von sich gestreckt, auf einem Sessel schlief. Sakura gluckste bei diesem Anblick. „Tsunade sollte viel öfter erlauben, dass du dieses unheimlich süße Wesen mit auf Arbeit bringen darfst.“ Dean stimmte Sakura zu und wurde dann von Nami, der Empfangsdame, zu sich gerufen. Sakura stieg die Wendeltreppe empor, darauf bedacht keinen Kaffee zu verschütten. Shikamaru stand im Aufenthaltsraum vor dem Mitarbeiterkühlschrank. „Was ist das? Zitronenkuchen?“ Er hielt Sakura ein undeutbares Stück Kuchen vor die Nase. Angewidert verzog sie das Gesicht. „Ighh! Iss das ja nicht. Das ist der Zitronenkuchen von der Party letzte Woche.“ Eigentlich wollte sie es ihm gerne aus der Hand schlagen, aber die beiden Kaffeetassen hinderten sie daran. „Aber es ist Zitronenkuchen.“ Er wog das Risiko einer Lebensmittelvergiftung durch das alte Stück Kuchen gegen seinen Hunger ab. „Ich habe Reste vom Familienessen von gestern mitgebracht.“ Sakura stellte die beiden Tassen ab und drängelte sich vor Shikamaru an den Kühlschrank. Sie hielt die rote Dose über ihren Kopf. Der Nara nahm sie ihr freudestrahlend ab. „Oh! Super!“ Er stellte die Dose auf den Tisch und holte zwei Gabeln aus dem Besteckkorb. Zusammen aßen sie die Reste des Krautsalates. „Jetzt mal ernsthaft“, begann Sakura verheißungsvoll und wackelte gefährlich nahe mit ihrer Gabel vor den Augen des Naras. „Wie lange triffst du dich jetzt schon mit ihr? Willst du sie mir nicht endlich mal vorstellen?“ Shikamaru schob sich eine weitere Gabel voll Essen in den Mund und kaute eine Weile darauf herum. „Du willst sie doch nur abchecken. Wie immer. Und sie mir dann schlecht reden.“ Empört bließ die Haruno ihre Wangen auf. „Wann habe ich dir jemals eine Freundin ausgeredet?“ Shikamaru schluckte herunter. „Naja da wäre zum einen Sylvia Bright, mit der ich mit 16 zusammen war. Du fandest sie hatte eine komische Nase und nachdem du mir das gesagt hattest, konnte ich nur noch auf ihre Nase starren. Dann gab es da noch Zoey Miller. Gut, bei der hab ich selber gleich gemerkt, dass sie nicht ganz sauber ist. Bethany Stevens konntest du nicht leiden, weil sie einmal den gleichen Pullover an hatte, wie du.“ Shikamaru wollte gerade weiter sprechen, da unterbrach Sakura ihn. „Ja, ist gut. Ich weiß was du meinst. Aber ich trotzdem. Ich möchte doch gerne die Frau kennen lernen, die meinen besten Freund so sehr in Anspruch nimmt, dass er für mich fast keine Zeit mehr hat.“ Frustriert blies sich Sakura eine rosa Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Nara legte seine Gabel weg und nahm Sakuras Hand. „Du wirst immer meine beste Freundin sein. Da kann keine Frau der Welt etwas ändern. Aber ich will irgendwie noch nicht aus dieser Blase heraus, in der ich mit ihr bin. Wenn sie dich erstmal kennt, wird das ganze irgendwie so real.“ „Was spricht gegen eine reale Beziehung?“ „Naja wir genießen das momentan sehr. Wenn sie jetzt dich oder meine verrückte Familie kennenlernen würde, müssten wir regelmäßig zum Essen kommen oder gemeinsame Unternehmungen machen.“ Sein Herz machte einen Schlenker, als er an vergangene Nacht mit ihr dachte. Shikamaru hatte das gute Gefühl, endlich die Richtige getroffen zu haben. Dieses Gefühl wollte er noch ein Weilchen für sich behalten. Obwohl er sie gerne seiner besten Freundin vorstellen würde. Die Beiden würden sich mögen. Er musterte Sakura und ihre Reaktion auf seine Worte. Er wusste, sie würde ihn verstehen. Das tat sie schließlich immer. Nicht umsonst waren sie seit ihrer Kindheit beste Freunde. Er drückte ihre Hand und lächelte ihr aufmunternd zu. Sakura erwiderte diese Geste. „Wie sieht es aus mit etwas richtigem Kuchen zum Dessert? Ich habe eine neues Rezept ausprobiert und brauche noch ein Testkaninchen.“ Innerlich dankte Shikamaru ihr, dass sie das Thema auf sich beruhen ließ und gemeinsam gönnten sie sich den Schokokuchen und alberten herum. Kapitel 3: Unknown Stranger --------------------------- Er musterte Sakura und ihre Reaktion auf seine Worte. Er wusste, sie würde ihn verstehen. Das tat sie schließlich immer. Nicht umsonst waren sie Freunde seit sie Kinder waren. Er drückte ihre Hand und lächelte ihr aufmunternd zu. Sakura erwiderte diese Geste. „Wie sieht es aus mit Kuchen zum Dessert? Ich habe eine neues Rezept ausprobiert und brauche noch ein Testkaninchen.“ Innerlich dankte Shikamaru ihr, dass sie das Thema auf sich beruhen ließ und gemeinsam gönnten sie sich den Schokokuchen und alberten herum. . Die Feierabende zum Montag waren Sakuras Favoriten. Sie hatte als Kind einmal einen Kalender mit Sprüchen bekommen. An einem Montag im Mai stand der Spruch: 'Montag rum - Woche rum' geschrieben und seitdem dachte sie immer an diesen Spruch, wenn sie Montags früh fort musste. Abgesehen davon waren Montage seit ein paar Jahren ihr Abend zusammen mit Shikamaru. Und diese Abende waren den beiden heilig. Es musste schon triftige Gründe geben, um den Montag ausfallen zu lassen. Nachdem die Beiden ihre Mittagspause beendet hatten, sammelten sie noch ein paar Ideen für die morgige Sendung. Tsunade würde begeistert sein. Diese war allerdings heute bereits während ihrer Sendung verschwunden, da sie einen wichtigen Termin hatte. Gemeinsam verabschiedeten sich Sakura und Shikamaru von ihren Kollegen. Der frühe Arbeitsbeginn brachte ihnen natürlich den Vorteil, sehr viel von ihren Nachmittagen zu haben. Es war gerade einmal halb Zwei, als sie das Gebäude von Chicago Radio hinter sich ließen. Shikamaru hatte seine Arme hinter seinem Kopf verschränkt und pfiff ein Lied. Sakura überlegte woher sie das Lied kannte, kam aber nicht darauf. Sie zog ihre Jacke wieder unter ihren Po, die während des Gehens ein Stückchen hoch gerutscht war. „Du, ich müsste unterwegs nochmal fix in eine Drogerie huschen. Es stört dich doch nicht, wenn du kurz wartest oder?“ Shikamaru schüttelte den Kopf und er überlegte, ob er auch etwas brauchte. Sie ließen sich Zeit durch die Straßen zu gehen. In regelmäßigen Abständen zog Sakura begeistert an Shikamarus Jackenärmel und deutete auf irgendwelche Weihnachtsdeko, die wohl die schönste sei, die sie je gesehen hatte. Innerlich verdrehte er die Augen. Frauen waren manchmal einfach so anstrengend. Der Himmel über Chicago hatte sich zu gezogen und graue Wolken bildeten ein Dickicht am Firmament. Shikamaru wartete ungeduldig vor der Drogerie, in die seine beste Freundin vor ein paar Minuten gegangen war. Er zog aus seiner Jackentasche eine Schachtel Zigaretten und zündete sich eine an. Sein Rucksack stand vor seinen Füßen, als ein Passant eilig daran vorbei lief und sich in der Schlaufe des Schultergurtes verhedderte. Shikamaru ließ vor Schreck den Glimmstängel fallen und griff gerade so den Jackenärmel des fremden Mannes. Dieser strauchelte noch ein paar Sekunden, konnte sich aber glücklicherweise ausbalancieren, bevor er den Boden geküsst hätte. Hätten Blicke töten können, wäre Shikamaru auf der Stelle tot umgefallen. „Pass gefälligst auf wo du deinen Scheiß hinstellst!“ Dunkelbraune Haare lugten unter seiner Kapuze hervor. „Ey Sorry man! War keine Absicht. Kein Grund gleich so ausfallend zu werden.“ Entschuldigend hob Shikamaru beide Hände in Höhe seines Gesichts. Er hatte jetzt echt keinen Bock sich von diesem Idioten beleidigen zu lassen. Der Mann zischte ihm noch ein paar bösartige Worte entgegen und verschwand dann aufgebraucht in der Menschenmenge. Entnervt hob der Nara seine Zigarette auf und schmiss sie in den nächsten Mülleimer. Wann kam Sakura endlich wieder?! Er wollte sie gerade auf dem Telefon anrufen, als grüne Augen seine trafen. „Sorry. War ganz schön viel los.“ Sie fischte in der kleinen braunen Tüte nach etwas. Als sie es fand zog sie es heraus und rief Shikamaru „Fang“ zu. Überrascht ließ er die kleine grüne Packung fast fallen. Er drehte die Verpackung um und erkannte seine Lieblingskaugummis. „Du willst deine heimliche Freundin doch nicht direkt wieder mit deinem Zigarettenatem vergraulen.“ Sakura rollte die Tüte zusammen und stopfte sie in ihre große Handtasche. Shikamaru grinste sie gefährlich an. „Woher willst du denn wissen, dass sie nicht auch raucht?“ Die Haruno legte ihren Zeigefinger an ihr Kinn. „Weiß nicht. Ist so ein Gefühl. Oder einfach, weil ich mir gemerkt habe, dass du vor vielen Jahren mal meintest, dass du dir selber niemals eine Raucherin als Freundin zulegen würdest.“ „Warum klingt das, wenn du das so sagst, so herablassend allen weiblichen Rauchern gegenüber?“ Die Haruno zuckte mit ihren Schultern und gemeinsam gingen sie die restlichen zehn Minuten schweigend nebeneinander her. „Und wenn wir die Ausgaben in dieser Abteilung um vier Prozent senken können, schaffen wir eine Gewinnerhöhung um acht Prozent.“ Sasuke blies lautlos die Luft aus seinen Backen und stütze seinen Kopf auf seine linke Hand. Seine rechte war schon vor zehn Minuten eingeschlafen. Diese Vorträge waren einfach sterbenslangweilig. Es ging immer nur um den gleichen Mist. Gewinnsteigerung durch Eindämmung anderer Ausgaben. Bei diesen Gedanken ließ er immer außen vor, dass er eigentlich für fast den gesamten betriebswirtschaftlichen Teil von Illinois International News verantwortlich war. Während Itachi die kreative Ader ihrer Mutter geerbt hatte, lag Sasukes Talent im theoretischen Teil. Über Itachis Tisch gingen alle Ideen, Vorschläge und Texte für neue Programme oder Personen, denen sie eine eigene Sendung verschafften und Raum für neues gaben. Illinois International News war im gesamten Bundesstaat tätig und sogar ein paar Meilen über die Staatsgrenzen hinaus. Sasuke war für den nicht ganz so sozialen Teil verantwortlich. Das hieß, Sender die zu viel Aufmerksamkeit bekamen, mussten klein gehalten werden. Sei es durch geschickte Umstrukturierung von Betriebsstrukturen oder einfach der Aufkauf und die Schließung eines kleinen Heimatsenders. Er und Itachi tauschten jedoch regelmäßig ihre Aufgabenbereiche, zusätzlich zum täglichen Rapport. Vordergründig deshalb, um das fehlende Feingefühl für das Aufgabengebiet des anderen besser zu verstehen. Sasukes Smartphone zeigte ihm eine Nachricht an. »Bin heute Abend endlich wieder am Start. Wollen wir danach noch ein, zwei Bierchen bei mir zischen? xD« xD. Dieser Vogel ist wahrscheinlich in den 2000ern stecken geblieben. Der Uchiha wusste nicht, wann er das letzte Mal in einer Nachricht ein xD angehangen hatte. Falls er dies überhaupt jemals getan hatte. Er tippte eine kurze Antwort zurück und legte das Handy dann wieder neben sein Tablet, auf dem jetzt die nächste Folie des Finanzvortrages erschien. Ergeben seufzte er und versuchte seine Gedanken zu vertreiben und wieder zuzuhören. Itachi neben ihm hatte seinen Kopf auf beide Hände aufgestützt. Er war sich nicht einmal sicher, ob er nicht vielleicht sogar eingeschlafen war. Sasuke erlaubte sich den Spaß und riss abrupt eine Hand von seinem Bruder zur Seite, sodass sein Kopf beinahe auf dem Tisch aufschlug. Itachi ließ einen Laut des Schreckens aufklingen und zehn Köpfe drehten sich in seine Richtung. Itachi zischte ihn gefährlich an, während sein Gesicht rot anlief. Der arme Mann, der den Vortrag hielt, hatte alle Mühe wieder in die ausführliche Erläuterung seines Diagramms zu finden. „Ich frag mich manchmal echt, warum du mein Bruder bist“, fauchte Itachi und griff zu den Keksen, die auf einem Teller vor ihm lagen. „Mein Lieber, ich bin dein Bruder, weil Dad damals mit Mum geschlafen hat. Oder muss ich dir nochmal erklären, wie Kinder zu Stande kommen?“ Sasuke antwortete vollkommen tonlos auf diese dämliche Frage, wusste er doch, dass er seinen Bruder so am meisten reizen konnte. Sein inneres Ich war allerdings ganz belustigt. So war dieser Vortrag doch durchaus auszuhalten. Itachi hielt sich provokativ die Ohren zu. „Alter! Ich will nicht wissen was Mum und Dad gemacht haben. Außer mir hat hier in diesem Raum nämlich niemand ein Sexleben.“ Itachi nahm sich einen weiteren Schokoladenkeks. Mit halbvollem Mund sprach er weiter. „Und außerdem weiß ich sehr gut wie Kinder gemacht werden. Ich hab-“ Dann hörte er plötzlich auf zu reden und kaute seinen Keks zu ende. „Nicht so wichtig.“ Itachi wandte sich wieder dem Vortrag zu. Sasuke warf einen Seitenblick auf seinen Bruder. Seit wann verhielt er sich so komisch? Andererseits…es war Itachi. Wann war der nicht komisch drauf. Auch Sasuke konzentrierte sich jetzt wieder komplett auf den Vortrag. Ein kurzer Blick auf sein Handy sagte ihm allerdings, dass nicht einmal drei Minuten vergangen waren. Resigniert verschränkte er seine Arme vor der Brust und schaute nach vorne. Sakura war komplett auf ihren besten Freund konzentriert. Sie wartete sein Kommando ab. Allerdings fehlten ihm noch locker zwei bis drei Meter, bevor er oben ankam. Sie kontrollierte nochmal die Sicherungsautomatik und richtete ihre Hände perfekt aus, um ihren Freund beim Abseilen fest zu halten. „Zu“, rief es plötzlich und Sakura legte sofort das Seil um, welches sich auch augenblicklich straffte und schaute hoch. Shikamaru schien irgendwie angespannt zu sein. Er ließ sich in seinen Klettergürtel fallen um baumelte ein paar Sekunden in gut 18 Metern Höhe rum. „Sorry! Hab nen Krampf in meiner Hand. Brauch kurze ne Pause.“ „Soll ich dich vielleicht lieber ab lassen?“ „Nein, schon gut. Gib mir noch eine halbe Minute. Ich will diese Route heute endlich schaffen.“ Shikamaru sah nun zu, dass er wieder zurück an die Wand kam und griff nach dem orangenen Kletterstein, der seine Route markierte. Sein Fuß fand dann ebenfalls eine gute Position auf einem der orangen Griffe. Seine rechte Hand nahm mit einen Griff weiter oben eine haltende Stellung ein. Rio, der Fitnessstudiobesitzer und Kletterlehrer hatte sich diese neue Route an der Kletterwand ausgedacht und Shikamaru herausgefordert, sie zu meistern. Und diese Strecke hatte es in sich. Wenig Klettergriffe, dazu noch ein ganzes Stück Überhang. Und dieser Überhang stand Shikamaru jetzt bevor. Er fokussierte sich komplett auf seinen Körper, setzte seinen rechten Fuß zwei Griffe weiter oben an und drückte sich mit seiner kompletten linken Beinhälfte kräftig ab. Seine Hände taten ihr Übriges und zogen ihn über den Überhang hinweg. Geschafft! Der anstrengendste Part war vorbei. Er suchte die letzten Griffe und stemmte sich bis hoch und läutete die Glocke, die am Ende der Route auf ihn wartete. „Zu!“ Sakura freute sich für ihren Freund. Immerhin hatte er einige Versuche gebraucht, bis er diese Strecke geschafft hatte. Shikamaru hatte durch seine Körpergröße zwar den Vorteil, dass er sich lange Strecken einfach hochziehen konnte, aber dies erforderte dafür umso mehr Körperkraft. Sie wartete auf sein Kommando. „Ab!“ Da war es. Sakura ließ den Nara ab, der sich alle paar Meter mit den Füßen von der Wand abstieß, bis er wieder festen Boden spürte. Glücklich grinste er Sakura an. Diese hob ihre Hand zu einem High Five. Der Nara schlug kräftig ein. Shikamaru löste den Knoten aus seinem Gürtel und Sakura das Seil aus ihrem Sicherungsgerät. Zwischen zwei Kletterwänden war ein hohes Fenster eingezogen. Auf diesem war ein breites Fensterbrett, auf dem die Beiden ihre Trinkflaschen gestellt hatten. Shikamaru brauchte eine Pause. Er spürte sein Herz laut pochen und seine Oberarme pulsieren. Er ließ sich auf den weichen Boden der Kletterhalle fallen und streckte alles von sich. Sakura war da noch ein bisschen energischer. Immerhin hatte sie jetzt wieder genug Kraft gesammelt, um weiter zu klettern. Aufgeregt hüpfte sie von einem Bein auf das andere. Der Gürtel um ihren Körper klapperte bei jeder Bewegung mit. Sie kontrollierte nochmal ihre Kletterschuhe und zog einen der Knoten straff nach. Sie stand breitbeinig über Shikamaru. „Geht’s wieder?“ Er zeigte ihr einen nach oben gerichteten Daumen und streckte erwartungsvoll seine Hand aus. Sakura nutzte beide Hände um ihn mit einem kräftigen Ruck hoch zu ziehen. Er sah für einen winzigen Moment ein paar Sternchen um Sakuras Kopf kreisen. Die Beiden gingen zurück an die Wand, jedoch an eine andere Route. Sakura hatte sich für eine eher einfache Strecke was die Körperkraft anbelangt, aber dafür die Technik weiter feilte, entschieden. Sie und Shikamaru waren jetzt seit rund vier Jahren in einer gemeinsamen Seilschaft. Durch Zufall sind sie auf das Sportklettern aufmerksam geworden und hatten damals direkt nach der ersten Trainingsstunde Blut geleckt. Nachdem sie in ihrem ersten Fitnessstudio keine Verbesserungen mehr erzielen konnten, haben sie Rios Kletterhalle für sich entdeckt. Es war ein großer freistehender Bereich eines riesigen Gebäudekomplexes, an dem ein Fitnessstudio hinten angrenzte. Rio hatte sich mit dieser Kletterhallen – Fitnessstudiokombination seinen großen Traum erfüllt gehabt. Für Sakura und Shikamaru ging ein Traum in Erfüllung, als sie zusammen mit Rio eine eigene Route kreieren durften. Diese war noch immer vorhanden. Alle anderen Routen wurden in relativ regelmäßigen Abständen ersetzt. Das machte die beiden Stolz. Obwohl Sakura bis heute von Shikamarus Ausdauer beeindruckt war. Dieser Kerl war sonst eigentlich eher der entspannte, faule Typ, der lieber Wolken beobachtete, als sich selber aktiv zu betätigen. Er sagte immer, dass Klettern ihm so viel Freude bereitete, weil er so näher an den Wolken war. Nachdem die Zwei frisch geduscht und bekleidet aus dem Umkleidebereich zurückkamen, entschlossen sie sich, sich ein Taxi zu Sakuras Wohnung zu nehmen. Draußen war es bereits dunkel geworden. Beim Klettern vergaßen die Beiden oftmals die Uhrzeit. Sakura war ganz froh, dass sie heute nicht zu Fuß die ganze Strecke nach Hause laufen musste. Es schneite wie verrückt und Hunger hatte sie noch dazu. Sie freute sich schon jetzt auf ihr Abendessen. Passend zu ihren Gedanken knurrte ihr Magen laut auf. Shikamaru lachte, schaute aber nicht von seinem Handy auf. Die Taxifahrt verlief allgemein recht schweigend. Nur ein regelmäßiges Tippen des Naras auf seinem Smartphone verriet Sakura das sie nicht alleine war. Sie schaute aus dem Fenster und beobachtete die Lichter, die an ihr vorbei zogen. Nach einer viertel Stunde war die Fahrt bereits beendet. Shikamaru reichte dem Fahrer sein Geld und die zwei stiegen vor Sakuras Wohnung aus. Auf dem schmalen Weg zur Eingangstür war gestreut. Dann brauchte die Haruno den alten Dunning immerhin nicht daran zu erinnern. Gemeinsam verschwanden die zwei Freunde in das Haus. Sasuke lief der Schweiß von der Stirn, obwohl es eiskalt war. Sie waren gerade eben fertig mit Training geworden. Allerdings sollten sie noch acht Runden auf dem Ascheplatz durchziehen, bevor sie unter eine heiße Dusche durften. Er joggte locker im vorderen Drittel seiner Mannschaft mit. Die Saison ging nur bis Mitte November. Danach trafen sie sich nur für einfache Trainingsspiele, um nicht vollkommen einzurosten. Es würde erst wieder Ende Februar so richtig losgehen. Doch Sasuke brauchte das hier, um seinen Kopf und Körper von der Arbeit frei zu schaufeln. Und es tat enorm gut. Er überlegte kurz ob er bereits drei Runden oder doch erst zwei gelaufen war. Neben dem Uchiha tauchte plötzlich ein sehr bekannter Blondschopf in seinen orangen Trainingsklamotten auf. „Du bist heute so still. Also ähm…ich meine noch stiller als sonst schon. Alles klar bei dir?“ Naruto Uzumaki war irgendwie sowas wie Sasukes bester Freund. Zumindest kaute Naruto immer allen vor, dass Sasuke sein bester Freund war. Somit war der Uzumaki im Umkehrschluss doch sein bester Freund oder? Die Beiden hatten sich durch Zufall während ihrer Jugend gleichzeitig beim Fußball angemeldet und mussten zusammen andauernd die Aufgaben erledigen, die immer an die Neuen abgedrückt worden sind. So kam es, dass sie mehr Zeit miteinander verbrachten und sich zu schätzen lernten. Zumindest war das Sasukes Eindruck von dieser Beziehung zu dem Blonden. Er mochte die Eigenschaft, dass er direkt aussprach was ihm auf der Seele brannte. Eine Charaktereigenschaft, die er gerne selber auch hätte. Aber sein Vater hatte ihm immer erklärt, dass Höflichkeit und Diskretion in der Geschäftswelt die wichtigsten Tugenden waren. Auch wenn seine Mutter immer versucht hatte, ihre Söhne, wenn ihr Mann nicht hinsah, zu lehren, dass es durchaus angebracht war seine Meinung offen zu vertreten und sich dafür stark zu machen. „Ach was. Die Arbeit hat heute einfach nur massiv genervt. Apropos Arbeit. Wie war dein erster Tag? Durftest du schon Kreide holen gehen?“ Naruto lachte ironisch und legte einen Zahn zu. Doch das war für den Uchiha kein Problem. „Hast du heute einen Clown gefrühstückt oder was? Es war ganz cool. Mein Chef ist echt chillig drauf. Die Kollegen scheinen auch zu passen. Nur leider gibt’s keine heißen Frauen in der Firma, die auch nur annähernd in meinem Alter wären.“ „Du weißt doch wie das läuft. Auf alten Pferden lernt man das Reiten.“ Sasuke wich aus, als Naruto ihm spielerisch gegen den Arm schlagen wollte. „Wie siehts aus du alter Gaul? Wer zuerst die acht Runden voll hat?“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging Naruto in den Sprint. Sasuke schüttelte über den alten Kindskopf nur seinen Kopf und ging ebenfalls dazu über die fehlenden Runden zu rennen. Tatsächlich holte er Naruto kurz vor Schluss ein. Gemeinsam beendeten sie das Training und liefen zu den Duschen. Shikamaru saß an Sakuras Küchentisch und eine heiße Träne lief seine Wange entlang. „Beknackte Zwiebel“, beschimpfte er das Wurzelgemüse. Die junge Haruno betrachtete das Schauspiel, welches sich ihr bot amüsiert und ließ Wasser in einen großen Topf laufen. Sie stellte ihn auf eine der Herdplatten, drehte diese auf mittlere Stufe und legte den Deckel auf den Wassertopf. Sie ging an ihren Vorratsschrank und fischte die restlichen Zutaten für ihr Abendessen hervor. Ein Packung Penne, Champignons und stückige Tomaten. Doch letzteres fand sie nicht. Das war schlecht. Nudeln mit Tomatensoße ohne Tomaten machten sich normalerweise nicht so gut. Sie seufzte und ließ sich auf ihren Hintern plumpsen. Shikamaru sah von seiner Zwiebel auf. „Was ist denn los?“ „Ich habe keine Tomaten mehr. Ich flipp aus. Meine letzte Dose habe ich meinen Nachbarn letzte Woche vermacht, als sie geklingelt hatten.“ Sie schlug sich mit ihrer Hand vor die Stirn für ihre eigene Dummheit. Hätte sie sich mal eine Einkaufsliste geschrieben. Jetzt musste sie nochmal in die Kälte und in den nächsten Supermarkt um die Ecke. Es war zwar nicht weit, aber sie hatte einfach keine Lust sich jetzt nochmal in die viele Kleidung zu schmeißen. Stöhnend stand sie vom Fußboden auf und ging in den Flur an die Garderobe. „Soll ich gehen? Du hast das hier doch alles viel besser im Griff als ich“, schlug ihr Shikamaru vor, doch Sakura hatte sich schon die Jacke angezogen und nach etwas Kleingeld in der Schale auf der Kommode gewühlt. „Passt schon. Sieh einfach zu, dass wenn das Nudelwasser kocht du das Salz und die Nudeln dazu gibst. Und schnipple in der Zeit das Gemüse weiter.“ Sakura zog ihre Wohnungstür hinter sich zu. Im Treppenhaus waren Stimmen. Sie rannte schnell die zwei Treppen runter. Oder zumindest wollte sie das. Denn ein Déjà-vu ereilte sie, als sie um die Ecke bog und beinahe in zwei Personen reingerannt wäre. Allerdings knickte Sakura beim Abbremsen um und stolperte auf den Vordermann der Beiden zu. Kapitel 4: Wine --------------- Sakura zog ihre Wohnungstür hinter sich zu. Im Treppenhaus waren Stimmen. Sie rannte schnell die zwei Treppen runter. Oder zumindest wollte sie das. Denn ein Déjà-vu ereilte sie, als sie um die Ecke bog und beinahe in zwei Personen reingerannt wäre. Allerdings knickte Sakura beim Abbremsen um und stolperte auf den Vordermann der Beiden zu. Erschrocken riss Sakura ihre Augen weit auf. In ihrem Kopf geschah alles um sie herum wie Zeitlupe. Sie rutschte von der Stufe ab und sah sich bereits mit einem verstauchten Knöchel auf dem Weg in die Notaufnahme. Sie kniff ihre Augen zusammen und wartete auf den eintretenden Schmerz und die Kälte der Fliesen. Doch es geschah nichts. Sie spürte eine behagliche Wärme und das Rascheln von Jacken. Sie öffnete wieder ihre Augen und sah ein Monument von grünem Stoff vor sich. „Vorsicht, Vorsicht junge Dame.“ Adam Winter, ihr Nachbar, hatte sie aufgefangen. Der rüstige Rentner drückte Sakura kurz gegen seine Brust und ließ ihr Zeit, ihren Herzschlag wieder runterzufahren. Gretchen Winter war ganz aufgebracht. „Um Gottes Willen Kindchen, ist dir etwas passiert?“ Sie quetschte sich neben ihren Mann. „Mensch Adam, tret doch mal zur Seite und lass dem armen Mädchen ihren Freiraum.“ Adam entfernte seine Arme von Sakura. Diese ließ sich erschöpft auf eine kalte Treppenstufe hinter sich fallen und strich sie einige Haarsträhnen die ihr ins Gesicht gefallen waren hinter die Ohren. Sie schaute hoch. Die blauen Augen von Adam strahlten sie an. „Danke Adam, ohne Sie wäre ich jetzt bestimmt auf dem Weg in die Notaufnahme.“ Er winkte ab. „Ach was. Ich freue mich, dass sich eine hübsche, junge Dame freiwillig in meine Arme hat fallen lassen.“ Gretchen schlug ihm gegen die Brust. „Adam“, zischte sie. Besagter hob unschuldig seine Hände. „Ach komm schon Liebling, du weißt ich liebe nur dich.“ Um seinen Wort Kraft zu verleihen, schnappte er sich ihr Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf ihre Stirn und schlang besitzergreifend seinen Arm um ihre Hüfte. Sakura beobachtete das Schauspiel vergnügt und wünschte sich insgeheim, irgendwann auch mal so mit ihrem Ehemann zu schäkern. Dazu bräuchtest du erst mal einen Typen! Gretchen wandte sich wieder der jungen Haruno zu. „Wo wolltest du denn so eilig hin?“ Sakura erhob sich von der Treppe und klopfte sich den Staub von ihrem Hintern. „Nochmal schnell in den Supermarkt. Heute ist doch Montag.“ Die Winters nickten verstehend. Die Drei lebten nun schon so lange hier, da bekam man natürlich mit, wer bei den Nachbarn ein und ausging. Sakura bedankte sich nochmal bei Adam und sie verabschiedeten sich. Sie hörte, wie sich die beiden wieder anfingen gegenseitig anzustacheln und lachten dann. Ungläubig schüttelte Sakura mit ihrem Kopf und ein Schmunzeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Natürlich blieb es bei Sakura nicht nur bei einer Dose Tomaten. Während des Einkaufes hatte sie ein unangenehmes ziehen Richtung Unterleib gespürt. Na toll. Geht dieser Mist schon wieder los. Vorsorglich griff zu ihrer Lieblingsschokolade und zwei Tüten Gummibärchen, sowie einem Päckchen Tampons. Während des Bezahlvorgangs bemerkte sie zwei Jugendliche hinter sich, die sich über ihren Einkauf lustig machten. Manchmal war die Jugend echt anstrengend. Sie dachte darüber nach, ob sie in dem Alter auch so unreif war. Beschloss dann aber, dass sie definitiv nicht so war. Der Weg vom Supermarkt zu ihrer Wohnung war nicht länger als drei oder vier Minuten, aber es war eiskalt. Sie beschleunigte ihr Tempo weiter, und suchte in ihrer Jackentasche nach dem Haustürschlüssel. Nicht da. Naja Shikamaru würde sie schon wieder reinlassen. Vor der Haustür stoppte sie. Zwei Personen lungerten davor herum. Okay, sie lungerten nicht wirklich. Als das Licht auf die Person an der Haustür fiel, sah sie die gleiche orange Mütze wie heute Morgen. Es klimperte und sie hörte Naruto Uzumaki fluchen. „Scheiß Schlüssel. Wer braucht schon acht Stück davon, vorallem wenn sie alle gleich aussehen.“ „Mensch Dobe, du wohnst jetzt seit wie vielen Wochen hier und schaffst es nicht mal dir einen Schlüssel zu merken?“ Sakura schaute zu der anderen Person. Der fremde Mann war noch ein kleines Stückchen größer als Naruto. Unter seiner Winterjacke ließ sich eine durchtrainierte Figur erahnen. Er hatte eine dunkle Aura um sich schweben. Sakura schluckte schwer. Sie sah sein Gesicht nur von der Seite im dämmrigen Licht der Straßenlampe. Aber das reichte vollkommen aus, um die junge Frau aus der Fassung zu bringen. Sie spürte wie sie ihre Luft anhielt. Oh Gott! Sie musste unbedingt mal wieder mit einem Mann ausgehen. Diese ständigen Gefühlsausbrüche und Schwärmereien raubten ihr noch den letzten Nerv. Das Knistern ihrer Tüte lenkte die Aufmerksamkeit des Fremden auf sie. Er legte seinen Kopf schief und musterte sie. Sakuras Herzschlag beschleunigte sich, als die den prüfenden Blick des Mannes auf sich spürte. Nur nichts anmerken lassen. Atme tief ein und wieder aus. Sie hatte das starke Bedürfnis sich ihre Hände schützend vor ihren Körper zu halten. Naruto durchbrach den Moment. „Ich hab ihn!“ Freudig hielt er den richtigen Schlüssel Richtung Sasuke und folgte seinem Blick. Er grinste, als er Sakura sah. „Oi! Was treibt dich denn in die Kälte?“ Sie hielt die Tüte mit ihrem Einkauf nach oben. Sasuke schaute kurz zwischen Naruto und Sakura hin und her. Kannten sich die Beiden? „Willst du mit rein“, fragte Naruto und drehte sich zur Tür, um diese aufzuschließen. Die junge Frau rauschte an dem fremden Mann vorbei. Er sah ihr verstohlen hinterher, als sie bei dem Namensschild ‚Haruno‘ die Klingel betätigte. Der Name kratze irgendwo tief in seinem Hinterkopf etwas wach. Er konnte es aber nicht zuordnen. „Hey Teme, bist du festgewachsen?“ Naruto hielt dem Uchiha die Haustür auf. Sasuke riss sich aus seinen Gedanken los. Mit den zwei Pizzen in der Hand betrat er das Treppenhaus. „Ich habe das mit dem Wein nicht vergessen.“ Naruto grinste die junge Frau an. Auf ihrem hübschen Gesicht kam ein schüchternes Lächeln zustande. Sasuke schaute sie sich im vollen Licht nochmal an. Sie trug schwarze Sportleggins, die ihre langen Beine betonten. Unter der dicken weißen Jacke, da war er sich sicher, befand sich eine schlanke, aber doch frauliche Figur. Die rosa Haare verwirrten ihn ein wenig. Aber was ihn festhielt, waren die hellen grünen Augen, die eine unnatürliche Wärme und Vertrautheit ausstrahlten. „Hey Sasuke, das ist meine Nachbarin. Sie lebt in der Wohnung unter mir.“ Naruto trat einen Schritt zur Seite und die junge Frau richtete ihren Blick zu Sasuke. Ihre Augen strahlten. Er wüsste gerne, was im Moment in ihr vorging. „Hi, ich bin Sakura“, stellte sie sich selbstbewusst vor und verlagerte ihr Gewicht von dem einen auf das andere Bein und schenkte ihm ein Lächeln. „Sasuke.“ Sakura wartete, ob noch mehr kommen würde, aber dieser wirklich heiße Typ machte keine Anstalten weiter zu sprechen. Die Rosahaarige hätte zu gerne gewusst, was er dachte. Sein Blick schien undurchdringbar, während er sie anschaute. Sichtlich stolz jubelte sie ihr Inneres ich an, so selbstbewusst ihren Namen gesagt zu haben. Wow. Du hast deinen Namen gesagt. Das machst du am Tag ungefähr zwanzig Mal. Warum machst du da jetzt so einen Hype draus? „Hey Sakura! Willst du heute nochmal hoch kommen oder was soll dein Geklingel?“ Drei Köpfe schauten nach oben. Shikamaru stand am Geländer und blickte ebenso verblüfft nach unten. „Sorry. Wusste nicht, dass du noch beschäftigt bist.“ Er warf ihr ein undefinierbares Grinsen zu und trat vom Geländer zurück. Sakura schlug sich ergeben mit der Hand vor die Stirn. „Also dann Männer. Haltet die Ohren steif.“ Sie schenkte beiden ein souveränes Lächeln und ging mit schnellen Schritten die Stufen hoch. Als sie außer Sichtweite war, blies sie die Luft aus ihren Wangen. Sie spürte wie ihr unangenehm warm wurde und die Hitze sich bis in ihr Gesicht ausbreitete. Blöde Hormone! Hinter ihrer Wohnungstür wartete Shikamaru auf sie. Das Grinsen, welches er Sakura entgegenbrachte war ihr unheimlich. „Sag kein Wort, ja?“ Sie fauchte ihn an und ging an ihm vorbei in die Küche. „Ich wollte doch gar nichts –“ Aufgebracht und mit einer Zornesfalte auf der Stirn unterbrach sie ihn erneut. „Ich hab gesagt, kein Wort!“ Sie knallte die Dose Tomaten auf den Tisch und brummte leise vor sich hin. „Mendokuse“, murmelte Shikamaru, doch Sakura hörte es und erdolchte ihn mit ihrem Blick. Eingeschüchtert setzte er sich an den Tisch und widmete sich den Karotten. Seit dem Abend im Treppenhaus waren drei Tage vergangen. Sakura vermied es, Naruto auch nur ansatzweise zu begegnen. Sie konnte es sich nicht mal genau erklären, was genau ihr so unangenehm war. Sie wusste lediglich, dass es besser war ihn nicht zu sehen. Glücklicherweise schien er auch nicht Bedürfnis zu verspüren, bei ihr zu klingeln oder irgendwo aufzulauern. Als ob er ein verrückter Stalker wäre. Schnaubend hob sie die Vase an und wischte den Staub darunter weg. Der Putzteufel hatte sie wieder voll im Griff. Das geschah eigentlich immer, wenn sie ihre Tage hatte. Es lenkte sie von den fürchterlichen Unterleibsschmerzen ab, die sie immer plagten. Die junge Frau freute sich bereits auf ihren entspannten Abend nachher. Sie wollte sich ein warmes Bad gönnen, dazu ein Glas Wein und ein gutes Buch. Mehr brauchte sie nicht, um sich komplett entspannen zu können. Vielleicht noch Antipasti dazu? Überlegte sie, während sie die Kissen auf ihrem weißen Sofa wieder ordentlich ausrichtete. Aber dafür müsste sie die Wohnung verlassen und das Risiko eingehen, jemanden zu begegnen, den sie eigentlich meiden wollte. Sakura sah sich in ihrem offenen Wohnzimmer um und war durchaus zufrieden mit dem Resultat. Die große Wand, an der die Couch stand war in einem altrosa gestrichen. Gegenüber dem Sofa stand eine hellbraune Schrankwank und ein großer Fernseher platziert. In dem Ausschnitt, wo ihr Fernseher stand, war eine Leiste mit LED-Lichtern angebracht, bei denen sie die Farbe beliebig einstellen konnte. Links neben der Schrankwand war das Fenster zur Hinterseite des Hauses. Dort war bereits die nächste Straße mit Wohnungen gegenüber. Sie hatte zum Sichtschutz Plissees angebracht, die sie günstig im Internet geschossen hatte. Ebenfalls in rosa. Am Fenster hing eine Lichterkette in Form von Sternen hinunter. Vor dem Sofa stand ein kleiner Beistelltisch, in dem gleichen Holz wie ihre Schrankwand. Darauf fand ihr Adventskranz Platz, den sie von Shikamarus Eltern geschenkt bekommen hatte. Die Kerzen waren passenderweise auch rosa mit goldenem Glitzer. Ihr bester Freund hatte beim Anblick der Kerzen nur genervt gestöhnt und ihr vorgeschlagen die Entsorgung dieses ‚absoluten Liebestöter für sie zu übernehmen‘. Zu ihrer rechten war die offene Wand, die zur Küche führte. Die Räume mussten trotz dessen separat betreten werden. Lediglich der Küchentresen, mit zwei Barockern davor, ließ erahnen, dass es eine offene Küche war. Die Küche war im gleichen Stil wie das Wohnzimmer. Nur ohne rosa, dafür weiß in Kombination mit dem hellen Holz. Sie hätte gerne die rosa Küche gehabt, allerdings war die damals fast doppelt so teuer. Sie hatte gar nicht mal so lange gebraucht, um die gesamte Wohnung auf Vordermann zu bringen. Es war 17:56. Die perfekte Zeit, wie sie sich entschieden hatte, sich schnell noch Antipasti zwei Straßen weiter beim Feinkostladen zu holen. Ihr stechender Unterleib hatte sie überzeugt, das Risiko einzugehen jemanden zu begegnen. Sie tippte Shikamaru noch eine kurze Nachricht, zog sich an und verließ ihre Wohnung. Shikamaru öffnete seinen Nachrichtendienst und laß die Zeilen seiner besten Freundin. »Mach keinen Blödsinn. Und tu nichts, was ich nicht auch tun würde. Viel Spaß ;)« Er war aufgeregt. Seine Hände schwitzten eklig. Angewidert ging er sind sein Badezimmer und wusch sich seine Hände nochmal ausgiebig. Sein Blick fiel auf sein Spiegelbild. Hätte er sich vielleicht den Drei Tage Bart noch abrasieren sollen? Andererseits konnte er sich nicht vorstellen, dass sie etwas dagegen hatte. Dunkle Augenringe zeichneten sich bei ihm ab. Ich sollte unbedingt meinen Junk-Food und Kaffeekonsum einschränken. Sakura würde mich killen, wenn sie meinen Kühlschrank öffnet und nur Pappfraß vorfindet. Es schüttelte ihn bei dem Gedanken an eine tobende Sakura. Wo sie diese Woche doch eh schon so anstrengend war. Die Klingel schellte. Schnell trocknete sich der Nara seine Hände ab und öffnete Wohnungstür. Shikamaru lebte in einer kleinen Zweiraumwohnung, ungefähr fünfzehn Minuten Fußweg von seiner Arbeit entfernt. Es hatte eher den Style einer Studentenbude, aber bisher fand er es nicht als nötig, sich nach etwas größerem umzuschauen, obwohl Sakura ihn regelmäßig damit aufzog. Für ihn alleine reichte es. Der Weg zur Arbeit war gut und die Entfernung zum nächsten Supermarkt bedurfte lediglich ein Überqueren der Straßenseite. Und am wichtigsten, die Distanz zum Haus seiner Eltern war ausreichend genug, um nicht jeden Tag vorbei schauen zu müssen, aber auch nicht zu weit um sich regelmäßig zum Abendessen einzuladen. Doch in dem Moment wo diese hübsche Frau auf der Treppe auftauchte schämte er sich plötzlich für seine Wohnung. Unbehaglich zupfte er sich seinen schwarzen Wollpullover zurecht. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Moment! Fingen seine Hände jetzt wieder an zu schwitzen? Er versuchte sie unbemerkt an seiner Hose abzuwischen. Die blonde Frau hatte sie letzte Stufe erreicht und lächelte ihn umwerfend an. „Hi“, sagte sie schüchtern und blieb vor ihm stehen. Nicht wissend wohin mit ihren Händen, vergrub sie sie in ihrer Manteltasche. „Hi. Schön das du da bist.“ Shikamaru schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln und trat zur Seite, sodass Temari Sabakuno eintreten konnte. In dem kleinen Badezimmerschrank wühlte Sakura nach ihrem Feuerzeug und ihren Teelichtern, die nach Winterapfel dufteten. Sie fand den kleinen Packen mit den roten Kerzen und tauschte die abgebrannten Kerzen gegen neue aus. Ihr Lieblingsbuch lag griffbereit auf dem kleinen Badezimmertisch, neben ihrer Badewanne. Das warme Wasser rauschte gleichmäßig in die Wanne. Der Spiegel war bereits beschlagen. In einem kleinen Bastkorb, der neben dem Buch stand, waren verschiedene Aromabäder. Sie kramte in dem Körbchen und entschied sich für ein entspannendes Orangenöl-Zimt Gemisch und ließ die farbige Soße in das Wasser laufen. Sofort entfaltete sich ein himmlischer Duft in dem kleinen Badezimmer. Fehlte nur noch der Wein, der gut gekühlt in ihrem Kühlschrank auf sie wartete. Auf dem Weg in die Küche entledigte sie sich bereits ihrer Jeanshose und den Socken. Aus der Schrankwand im Wohnzimmer griff sie nach dem Rotweinglas. Wo hatte sie ihren Korkenzieher hin? Sie wühlte in ein paar Schubkästen im Wohnzimmer, bis ihr einfiel, dass sie ihn seit neuestem in der Küche aufbewahrte. Blöde Gewohnheit. Dann klingelte es. Sakura verleiherte die Augen. Natürlich konnte es nicht klingeln, bevor sie halb nackt durch die Bude rannte. Sie ging fest davon aus, dass es lediglich Gretchen war, die sich für den halben Bratapfelkuchen bedanken wollte, den die junge Frau heute vor die Wohnung der Winters gestellt hatte. Sakura ging zur Tür und stellte sich so, dass nur ihr Oberkörper aus der Tür heraus lugte. Dann öffnete sie die Tür und staunte nicht schlecht. Naruto Uzumaki hielt eine Flasche Wein in Höhe seines Gesichts und grinste sie an. „Ich habs nicht vergessen.“ Er legte seinen Kopf schief und musterte die seltsame Körperhaltung der Frau. „Stör ich?“ Naruto wurde plötzlich rot. „Oh Shit. Ist dein Freund da? Ich hoffe, ich habe euch jetzt bei nichts unterbrochen.“ Sakura staunte nicht schlecht und wusste im ersten Moment nicht, was der blonde Mann meinte. „Hä? Freund?“ In ihrem Kopf ratterte es, bis der Groschen fiel. Sie wurde ebenfalls rot, bei dem Gedanken, dass Naruto dachte sie wäre mit Shikamaru zusammen. „Äh, nein. Er ist nicht da. Er ist äh auch nicht mein ähm…Freund“, stotterte Sakura und wurde noch röter dabei. Naruto kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf. „Vielleicht sollte ich ein anderes Mal wieder kommen?“ Sakura besann sich darauf wieder Herr ihres Körpers zu werden. Sie schloss ihre Augen und atmete einmal tief ein und wieder aus. Aus ihren dichten Wimpern schaute sie Naruto jetzt an, der einen verwirrten Gesichtsausdruck aufgelegt hatte. Er war wirklich süß. „Nein“, schmunzelte die Rosahaarige und wollte einen Schritt zu Seite machen, als sie mit ihrem nackten Oberschenkel die kalte Tür berührte und sie sich ihrer Nacktheit untenrum bewusst wurde. „Gib mir bitte zwei Sekunden, dann kannst du reinkommen.“ Sie lehnte die Tür ein wenig an und Naruto hörte wie nackte Füße über Laminat tapsten. Er lehnte sich ein Stückchen Richtung Türspalt und sah einen Traum aus langen nackten Beinen. Seine Augen wanderten automatisch weiter hoch und blieben an einem weißen String hängen, der im nächsten Moment hinter einer Tür verschwand. Naruto schluckte und versuchte die aufkeimende Erregung, die sich in ihm breit machen wollte, zu ignorieren. Er öffnete den Reisverschluss seiner Sweatjacke. Im Treppenhaus war es kühl. Das half ein wenig gegen die Hitze. Sakura sprang in ihre Lieblingsleggins und zog sich schnell wieder ein Paar Socken an. Im Badezimmer warf sie einen wehmütigen Blick auf das wohlig, dampfende Badewasser. Sie drehte den Hahn zu und schwor sich, das auf ein anderes Mal zu verschieben. Naruto ließ sich nichts von dem, was er eben gesehen hatte, anmerken. Sie hätte ihn bestimmt zu Brei geschlagen, wenn sie gesehen hätte, dass er ein bisschen gespannt hatte. Lächelnd öffnete Sakura ihre Wohnungstür und Naruto trat ein. „Schuhe kannst du hier ausziehen. Warte, ich suche dir ein Paar Hausschuhe.“ An dem Schrank hinter der Tür bückte sie sich. „Was für eine Größe hast du?“ „44.“ Naruto sah sich in dem kleinen Flur um. Der Schnitt der Wohnung war identisch zu seiner eigenen. Vor ihm waren die zwei Türen zur Küche und dem Wohnzimmer. Rechts neben der Eingangstür war eine weitere, die ins Schlafzimmer und das angrenzende Badezimmer führte. Links waren das kleine WC und die Tür zu einem weiteren zusätzlichen Raum, für den er selber noch keine Verwendung hatte. Der Flur war in einem hellen grau gestrichen. An der Wand vom Schlafzimmer stand die Kommode, vor der Sakura gerade die Pantoffeln suchte. Links gab es eine große Fotowand. Er wollte jedoch nicht unhöflich sein und beließ es bei einem kurzen Blick darüber. Wortlos reichte Sakura ihm die Hausschuhe mit der Aufschrift ‚Hotel Amour – ihr Wellnesshotel‘. „Ja, schau nicht so vorwurfsvoll. Ich habe die nicht mitgenommen. Mein Dad ‚sammelt‘ Hausschuhe aus Hotels“, verteidigte sich Sakura direkt. „Ich habe doch gar nichts gesagt.“ „Ja, aber geguckt.“ Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Sie sah damit aus wie ein kleines Mädchen. Irgendwie süß. Naruto ohrfeigte sich für diesen Gedanken. Er wedelte mit der Flasche Wein, um sie und auch sich von seinen Hirngespinsten abzulenken. Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln und gemeinsam gingen sie in Sakuras Wohnzimmer. Wie angewurzelt blieb Naruto in der Tür stehen. „Woah! Ganz schön viel Rosa für einen Raum“, stellte er nüchtern fest und stelle die Flasche Wein auf der Küchenbar ab. Anerkennend prüfte er die offene Küche. Das hatte er in seiner Wohnung nicht. Küche und Wohnzimmer waren zwei separate Räume. Die Haruno bemerkte Narutos Erstaunen. Sie nickte mit ihrem Kopf in die Richtung der Küchenbar. „Mein Vormieter hatte damals damit angefangen, das Loch in die Wand zu hacken, ist aber überraschend verstorben. Dann bin ich hier eingezogen und gemeinsam mit meiner Familie haben wir das daraus gemacht“, erklärte sie und beugte ihren Oberkörper über den Tresen. Ihr Pullover rutschte dabei ein Stückchen hoch und entblößte zarte, pfirsichfarbene Haut. Naruto schaute schnell woanders hin. „Ahh…Habs!“ Stolz streckte sie ihm den Korkenzieher entgegen. Naruto griff danach und für den Bruchteil einer Sekunde berührten sich ihre Hände. Wie ein Blitz zogen die Beiden ihre Hände zurück. Narutos Finger kribbelten an der Stelle, wo er ihre Hand berührt hatte. Er sah, dass die junge Frau ihm gegenüber rot wurde und sich schnell umdrehte und zu der Schrankwand ging. Der Blondschof entfernte das Stückchen Plastikpapier vom Kopf der Weinflasche. Die Rosahaarige war ungewöhnlich lange hinter der Tür der Schrankwand verschwunden. Er legte das Papier auf den Tresen und begann damit, den Korken aus der Weißweinflasche zu drehen. Sakura verpasste sich innerlich selbst Schläge und verfluchte ihren Körper. Oder eher die Signale, die er ihr sendete. Sie ließ sich unnatürlich lange Zeit nach den Weingläsern zu greifen, obwohl diese genau vor ihr standen. Sie musste kurz wieder runter fahren. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Da tauchte dieser gutaussehende Typ auf und brachte sie komplett durcheinander. Und dann stand plötzlich noch Naruto vor ihrer Tür und wollte…ja was wollte er? Er kam doch nur um etwas zusammen zu trinken. Halt den Ball flach Sakura! Shikamaru hätte sie ausgelacht, wenn er sehen würde, dass sie sich benahm wie eine unberührte Jungfer. Sie holte intensiv Luft, nahm zwei Gläser und setzte sich neben Naruto auf den zweiten Barhocker und beschloss alles, was ab sofort passierte, einfach auf sich zukommen zu lassen. Kapitel 5: Cigarette -------------------- Das gleichmäßige Atmen neben Shikamaru beruhigte ihn. Der Abend war richtig gut verlaufen. Er korrigierte sich selbst. Der Abend war unter einen perfekten Abend zu verbuchen. Er lag auf dem Rücken in seinem Bett und genoss die Wärme, die Temari ausstrahlte. Sie lag an seinen Arm gekuschelt. Die vollen Lippen leicht geöffnet. Er strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus dem schönen Gesicht. Sie zuckte kurz unter der Berührung zusammen, entspannte sich dann aber augenblicklich wieder. Sie hatten sich lange unterhalten, viel gelacht und Essen beim Inder bestellt und ihre Zeit zu Zweit vollkommen ausgenutzt. Er lächelte und dachte an den heutigen Abend zurück, ehe auch Shikamaru in den wohlverdienten Schlaf abdriftete. Temari war heute das erste Mal bei ihm daheim. Er hatte seine Wohnung eindeutig schlechter geredet, als sie letztlich wirklich war. Es war alles aufgeräumt. Klar gab es Stellen, da könnte man meinen er litt an Geschmacksverirrungen, aber alles in allem war es harmonisch. Shikamaru besaß ein Fable für den Nordeuropäischen Einrichtungsstil. Es gab viel Holz und dunkle Möbel gemischt mit weißen Akzenten. Sein Sofa hatte er selber aus Paletten zusammen gebaut. An der Wand hing ein beleuchteter Holzdruck mit Bergen darauf. Sie wusste, dass er die Natur liebte. Besonders die Berge. Vielleicht würde er sie ja sogar mal mitnehmen. Wer wusste schon, wohin das hier alles so führen würde. Temari ließ sich auf das Sofa mit den braunen Polstern fallen. Sie trug eine gefütterte Strumpfhose und darüber ein dunkelgrünes Cocktailkleid. Sie strich sich ihre Haare über die rechte Schulter nach vorne. „Was möchtest du trinken?“ „Hast du Bier?“ Sie war dieses sprudelnde Champagnerzeug so satt. Sie würde so gerne viel öfter Bier trinken, aber zu diesen ganzen schicken Veranstaltungen gab es immer nur die prickelnde, goldene Flüssigkeit. Shikamaru warf ihr das verschmitzte Grinsen zu, dem sie komplett verfallen war. Sie sah ihm nach wie er an den Kühlschrank ging und zwei Glasflaschen heraus holte. Sie genoss die Ruhe in seiner Wohnung. Bei ihr daheim gab es meistens permanentes Telefonklingeln. Genussvoll schloss sie ihre Augen einen Moment. Etwas Kaltes an ihrer Wange riss sie hoch. Erschrocken wäre sie beinahe mit dem Kopf gegen die Bierflasche geknallt, die Shikamaru ihr hinhielt. „Entschuldige. Ich dachte nicht, dass du so auf die kalte Flasche reagierst.“ Er lächelte entschuldigend und eine zarte Röte schlich sich auf seine Wangen. Temari stand wieder auf und stellte sich direkt vor Shikamaru, ohne dabei den Blickkontakt zu lösen. Die Spannung zwischen den Beiden war zum Reißen gespannt. Er schaute sie an. Sie schaute ihn an. Doch keiner von Beiden traute sich, den ersten Schritt zu machen. Sie hatten sich erst seit letzter Woche dazu entschlossen, dass sie ein Paar waren. Temari wollte es langsam angehen. Obwohl, eigentlich wusste sie nicht so recht, was sie im Grunde wollte. Sie trafen sich jetzt seit knapp zwei Monaten. Anfangs eher selten, aber in letzter Zeit immer häufiger. Sie war auf dem besten Wege sich in diesen Mann zu verlieben, wären da nicht ihre Sorgen. Nach den ersten zwei Dates hatte sich Shikamaru die Courage erarbeitet, sie das erste Mal küssen zu dürfen. Beim nächsten Date hatte sie sich bei ihm für die Mühe bedankt und sie verbrachten ihre erste gemeinsame Nacht nebeneinander. Ohne das etwas passierte. Einige Zeit danach trafen sie sich wieder im selben Bett, aber aus anderen Gründen. Und der Rest, dachte Temari, war Geschichte. Sie waren sich das erste Mal in der Innenstadt begegnet. Temari wollte zu dem Kiosk um die Ecke ihrer Stadtwohnung und Zigaretten kaufen. Doch der Besitzer war an diesem Tag krank und der Kiosk geschlossen. Temari rauchte normalerweiser nicht. Aber der heutige Tag hatte einiges von ihr abverlangt und sie spürte das Bedürfnis nach Nikotin. Frustriert strich sie sich ihre blonden Haare aus dem Gesicht und ließ sich auf den Bürgersteig fallen. „Na? Auch kein Glück gehabt?“ Eine dunkle, hochgewachsene Gestalt sah zu ihr hinab. Na toll, von einem Penner angemacht werden, setzte dem heutigen Tag echt die Krone auf. „Sorry Kumpel, aber ich habe kein Geld dabei. Und jetzt verzieh dich.“ Aber er verschwand nicht. Stattdessen reichte er ihr wortlos eine Zigarette und setzte sich neben sie. Er selber hatte ebenfalls einen Stängel zwischen den Lippen. Er zündete ihn an und nahm einen kräftigen Zug und paffte den Rauch aus. „Feuer?“ Der Mann schien kein Fan großer Worte zu sein. Temari nahm die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger und ließ sie sich von dem Mann anzünden. Danach trafen sich ihre Blicke. Er war attraktiv. Genau der Typ Mann, bei dem ihre Knie weich wurden. Ihr Herz zog sich für den Bruchteil einer Sekunde zusammen. Die Beiden saßen einfach nebeneinander zu rauchten die gemeinsame Zigarette. Von Romantik oder Flirterei fehlte jede Spur. Der Mann drückte seine Zigarette aus und war im Begriff aufzustehen. »Jetzt oder nie!« Temari sprang fast auf. „Danke dafür. Woher wussten Sie, dass es genau das war, was ich jetzt brauchte?“ Der Mann überlegte. Seine Hände hatte er in den Hosentaschen seiner dunklen Jeans vergraben. „Mmh…Ich weiß es nicht. Es war so ein Gefühl. Jedenfalls hoffe ich, dass ich Ihnen helfen konnte.“ Er drehte sich um und war schon fast in der Menge verschwunden. Ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken rief Temari ihm hinter: „Kann ich Sie dafür auf einen Drink einladen?“ So kam ein Stein zum Rollen und riss nun das komplette Geröllfeld mit sich. Oder so ähnlich. Temari wusste nicht, wie dieser Spruch richtig ging. Aber sie war Nah dran. Zumindest ihrer Auffassung nach und das war die einzige, die für sie zählte. Heute war die Stimmung anders. Angespannter. Sie konnte nicht sagen, was anders war. Sie hatte es einfach im Gefühl. Doch sie wollte ihn. Jetzt! Sie überwand die letzte Distanz und zog sein Gesicht runter zu ihren Lippen. Willig ließ er sich darauf ein. Er bat mit seiner Zunge um Einlass in ihrem Mund. Nur zu gerne ließ sie ihn gewähren. In ihrem Unterleib zog sich alles zusammen. Sie verschränkte ihr Arme hinter seinem Kopf. Sie wollte nicht, dass auch nur ein winziger Spalt Luft zwischen ihnen war. Shikamaru zog sie an sich. Dabei berührte das kalte Bier ihren Rücken. Selbst durch ihr Kleid spürte sie die Kälte, die ihre innere Hitze kein bisschen abkühlte. Temari drängte ihn an den Couchtisch. Er stieß mit seinen Kniekehlen an, als sie sich plötzlich aus ihm wand und das Bier vorsichtig zur Seite stellte. Mit unerwarteter Kraft drehte sie ihn, sodass er nun mit dem Rücken zum Sofa stand. Sie gab ihm einen kleinen Stoß, als Zeichen, sich auf die Couch fallen zu lassen. Nur zu gern kam er ihr diesen Gefallen tuend entgegen. Temari setzte sich rittlings auf ihn und küsste seinen Hals entlang. Ein Laut voller Lust entfloh dem Nara. Sie spürte bereits seine Erregung gegen ihre Mitte drücken und das kribbeln in ihr selbst schoss weiter in die Höhe. Shikamaru fuhr mit seiner linken Hand ihre Seite entlang und wanderte näher zu Temaris Brüsten. Sanft streichelte er darüber. Seine Bewegungen waren flüssig und entlockten der hübschen Blondine ein Stöhnen, als er anfing ihre Brüste kräftiger zu massieren. Shikamaru fiel in eine Art Rauschzustand, als die junge Frau anfing sich auf ihm zu bewegen. Er knurrte leise. Er wollte sie ganz. Er begann wieder sich ihren Lippen zuzuwenden und zog eine Spur von Küssen bis an den Ausschnitt ihres Kleides. Seine Erregung wuchs und er empfand die Kleidung mehr als störend. Er wanderte mit seinen Lippen zurück an ihre und stupste mit seiner Zunge leicht an ihre an. Beide stöhnten in den Kuss hinein. Unerwartet schlang Shikamaru seine Arme um die Hüfte der Blondine und ging, ohne seine Lippen von ihren zu lösen mit ihr zusammen in sein Schlafzimmer. Der Abend entfaltete sich, trotz Sakuras Unlust zu Beginn, als wirklich amüsant. Nachdem die erste Schüchternheit abgelegt war, merkten Sakura und Naruto schnell das sie Gesprächsmäßig absolut auf einer Wellenlänge flogen. Die erste Flasche Wein hatten sie bereits gut geleert. Naruto versuchte seine Hände zu beschäftigen indem er das Etikett der Weißweinflasche stückweise abzupfte. „Und du bist da wirklich so richtig live im Radio zu hören?“ Der Uzumaki hatte unfassbar große Augen gemacht, als Sakura ihm von ihrer Arbeit erzählte. „Ist das nicht komisch, da so alleine in einem Raum zu sitzen und in ein Mikrofon zu quatschen?“ Der Alkohol sprach aus ihm. Sakura schüttelte ihren Kopf. „Nein. Ich bin ja nicht alleine. Du erinnerst dich an den Mann, der mich Montag im Treppenhaus gerufen hat? Das war mein Freund und Partner Shikamaru.“ In Narutos Gesicht regte sich etwas, dass Sakura nicht einordnen konnte. „Wie lange seid ihr schon…naja du weißt schon, zusammen?“ „Ich habe es dir doch vorhin bereits an der Tür erklärt. Wir sind nicht zusammen. Wir kennen uns nur einfach schon seit Ewigkeiten und arbeiten zufällig zusammen“, erklärte Sakura nochmal. Wieso lag ihr so viel daran zu erklären, dass sie und Shikamaru nur Freunde waren? Ihr war durchaus klar, dass es Fremden immer komisch vorkam, dass sie schon so lange miteinander befreundet waren, ohne Gefühle füreinander zu entwickeln. Besonders, da sich ja wirklich jeden Tag sahen. Sakura ließ wie üblich in dieser Erzählung das winzige Detail aus, dass sie und Shikamaru es durchaus schon miteinander versucht hatten. Allerdings war es für Beide einfacher, dieses Geheimnis nur miteinander zu teilen. Alles andere wurde immer nur unnötig kompliziert und hatte schon die ein oder andere Beziehung der Beiden zerstört. „Achso. Okay. Tut mir leid, ich wollte da jetzt nichts rein interpretieren." Sakura schaute Naruto fragend an. Doch dieser schien keinen Wert darauf zu legen, ihre eine Antwort zu geben. Seltsame Geräusche kamen von dem Uzumaki. Beschämt hielt er seinen rechten Arm vor seinen Bauch. „Sorry. Ich habe echt Hunger.“ Sakura konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Warum hast du das nicht eher gesat? Dann hätten wir uns Pizza oder sowas bestellt.“ Sie sprang vom Barhocker runter, brauchte jedoch eine Sekunde Zeit um sich auszubalancieren. Sie sollte unbedingt langsamer trinken. Die Haruno spürte bereits, dass der Alkohol sie innerlich aufwärmte und ihr ein flauschiges Bewusstsein schenkte. Sie war in Flirtlaune. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie das hier überhaupt wollte. Sie ließ Naruto kurz allein im Wohnzimmer, um im nächsten Augenblick auf der anderen Seite der Bar zu stehen. „Antipasti oder Schokolade?“ Ohne eine Antwort abzuwarten schob sie Naruto beides hin. Aus dem Kühlschrank holte sie die angebrochene Flasche Wein, die sie eigentlich während ihres Entspannungsbades zu sich nehmen wollte. Es war eine Flasche halbtrockener Rotwein, von einem kleinen Winzer, der hinter Chicago seinen Wein produzierte. Ihr Vater hatte ihn ihr empfohlen. Die junge Frau setzte sich wieder neben ihren Gast und zog die Klarsichtfolie der gefüllten Minipaprika ab. Dankend nahm sich Naruto eine und schlang sie mit einem Bissen hinunter. „Wow! Das Zeug ist ja mal richtig geil. Warum kannte ich das bis gerade eben nicht?“ Naruto griff direkt zur nächsten. Sakura trank den restlichen Schluck von dem Weißwein und schenkte sich ihren Lieblingswein ein. „Willst du auch noch etwas haben?“ „Joa, morgen früh werde ich so oder so nicht hoch kommen.“ Beschwingt ließ er sich von Sakura einschenken. Die junge Frau lehnte sich an den Tresen der Bar und beobachtete Naruto, wie er die Antipasti nach und nach leerte. Sie nahm zwischendurch immer mal wieder einen Nipp von ihrem Wein. Im Hintergrund lief Chicago Radio News. Gerade spielte ein neues Lied von einem relativ unbekannten Künstler. Sakura hatte ihn vor zwei Wochen interviewt. Die Melodie des Liedes war leise und seicht. Die Rosahaarige schloss ihre Augen und genoss den Moment. „Sag mal Sakura“ begann der Uzumaki. „Hast du eigentlich Geschwister? Was arbeiten deine Eltern?“ Sakura öffnete ein Auge und betrachtete den Blondschopf spitzbübisch. „Sind das nicht eher Fragen die man einem Date stellt“, argumentierte sie dagegen. Sie hatte eindeutig genug getrunken. So eine Frage würde sie unter normalen Umständen niemals als Dateflirterei interpretieren. Naruto kratze sich ertappt am Hinterkopf. „Tschuldige. Das sollte nicht so rüberkommen.“ Obwohl es ihm nicht zuwider wäre, wenn sie den Abend als ein solches betrachten sollte. Er mochte sie bisher wirklich gern. Sakura lächelte ihn aufmunternd an. „Schon okay. Ist ja eigentlich eine normale Frage, die man sich unter Freunden oder so stellen kann. Meine Schwester lebt mit ihrem Mann und meinem zuckersüßen Neffen in einem kleinen Vorort von Chicago. Wir sehen uns leider nicht mehr so häufig. Sie mag die City nicht mehr so wie früher. Meistens fahre ich zu ihr. Kennst du das Mio?“ Sie wartete keine Antwort ab. „Das ist dieser Jazz-Club aus den Zwanzigern. Der gehört meinem Dad. Wie sieht es an deiner Familienfront aus?“ „Keine Geschwister. Nur meine Eltern und ich. Die leben in Lafayette, Louisiana. Dort bin ich auch geboren. Aber ich war schon als kleines Kind von Chicago und seiner Skyline fasziniert. Mittlerweile lebe ich seit fast vier Jahren hier, aber ich habe das Gefühl noch immer nicht alles gesehen zu haben.“ Sakura lachte. „Ohne deine stillen Hoffnungen zerstören zu wollen, aber ich bin hier geboren und habe es bisher nicht geschafft jeden Teil von Chicago zu sehen.“ Stille brach über die beiden ein. Im Radio liefen gerade die Abendnachrichten. „Du Sakura“, druckste Naruto herum. „Was ist mit deiner Mutter? Du hast nur von deinem Vater gesprochen.“ Sakura rutschte unruhig auf dem Hocker hin und her. Sie hatte schon fast mit dieser Frage gerechnet. „Meine Mutter ist vor zwei Jahren gestorben.“ „Tut mir leid.“ „Ja, mir auch.“ „Ich sollte jetzt gehen. Vielen Dank für den netten Abend.“ Naruto stand auf und Sakura begleitete ihn zur Tür. Er gab ihr grinsend die Hausschuhe zurück und schlüpfte in seine blauen Sneaker. „Sorry nochmal. Ich wollte wirklich keine alten Wunden aufreißen.“ Sakura lächelte ihn traurig an. „Ist okay. Du brauchst dir deswegen keine Gedanken machen. Es war ein wirklich schöner Abend. Alleine hätte ich nicht mehr Spaß gehabt.“ Naruto hob grinsend eine Augenbraue. „Ach ja? Was hättest du denn alleine gemacht?“ Der Rosahaarigen schoss die Röte ins Gesicht. „Das hättest du wohl gerne, dass ich dir meine heimlichen Leidenschaften verrate.“ Sie lachte und dabei fielen ihr ein paar Haarsträhnen ins Gesicht. Naruto war schneller als sie und strich sie ihr sanft hinter ihr Ohr zurück. Verlegen schaute sie zum ihm auf. Er bewegte seine Hand nicht von ihrem Gesicht weg. Kam er näher? Sakura musste erst verarbeiten, was hier gerade passierte. Seine Hand wanderte Richtung ihres Kinns und hob es sanft an. Verlegen sahen sich beide in die Augen. Blau traf Grün. Wollte sie das überhaupt? Ihr angetrunkenes Ich übernahm die Führung. Sakura stellte sich auf Zehenspitzen und legte ihre Hand in den Nacken von Naruto. Dieser nahm es als Zeichen ihrer Einwilligung auf und beugte sich zu ihr hinunter und streifte mit seinen Lippen hauchzart der ihre. Über Sakuras Haut zog sich eine Gänsehaut. Sie war wie elektrisch geladen. Sie wollte mehr davon. Naruto schien es nicht anders zu ergehen. Er legte seine Hand in ihren Nacken und zog sie noch dichter heran. Dann legte er seine Lippen erneut auf ihre. Sie spürte wie sich seine Zunge vortastete und über ihre Lippen leckte. Sakura öffnete den Mund und ließ ihn gewähren. Irgendwo in der Ferne ertönten mehrere Sirenen. Erschrocken darüber lösten sich die Beiden. Der Moment war vorbei. Nicht wissend wohin sie schauen sollten, standen sich die Beiden gegenüber. Naruto spielte mit dem Zipper seiner Jacke. Sakura fuhr sich mehrmals durch ihre Haare und stemmte eine Hand in ihre Hüfte. „Gut. Also ähm, danke für alles. Ich gehe dann mal.“ Er drehte sich um und wollte durch die Tür. Blöd nur, dass er sie noch gar nicht geöffnet hatte. Mit einem lauten Knall donnerte er davor und rieb sich den Kopf. Sakura hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Alles okay. Nichts passiert. Holz auf Holz macht nicht so viel aus.“ Er lächelte sie ein letztes Mal schüchtern an. Dann öffnete er die Tür und verschwand nach oben ins Treppenhaus. Regungslos stand Sakura in ihrem Flur und stierte ins Treppenhaus. Das Licht war bereits wieder erloschen. Ihr Körper fing an zu zittern. Ihre Finger berührten ihre Lippen. Sie waren leicht geschwollen. „Was für eine überraschende Wendung des Abends“, flüstere sie leise vor sich hin und ließ die Wohnungstür ins Schloss fallen. Es kehrte wieder Ruhe in der Wohnung ein. Kapitel 6: Coffee ----------------- Regungslos stand Sakura in ihrem Flur und stierte ins Treppenhaus. Das Licht war bereits wieder erloschen. Ihr Körper fing an zu zittern. Ihre Finger berührten ihre Lippen. Sie waren leicht geschwollen. „Was für eine überraschende Wendung des Abends“, flüstere sie leise vor sich hin und ließ die Wohnungstür ins Schloss fallen. Es kehrte wieder Ruhe in der Wohnung ein. „Du siehst echt beschissen aus.“ Shikamaru trank einen Schluck seines Kaffees. Böse knurrte die Rosahaarige ihn an. „Wow, charmant wie immer.“ Sie war heute Morgen mit fürchterlichen Kopfschmerzen aufgestanden. Als sie an den gestrigen Abend zurück dachte, dröhnte ihr der Kopf noch mehr und sie hätte sich am liebsten wieder unter ihrer Bettdecke verkrochen. Doch als die Augen schloss sah sie Narutos Gesicht vor sich und Sakura entschloss sich doch lieber aufzustehen. So konnte sie die Erinnerung verdrängen und sich ablenken. Außerdem fürchtete sie sich vor Tsunades Reaktion, wenn sie sich so kurzfristig für heute abgemeldet hätte. Ein zittern ging durch ihren Körper. „Ich will dich ja echt nicht beleidigen, aber normalerweise bist du diejenige von uns beiden, die besser aussieht.“ „Also wenn du so versuchst deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, kannst du es auf die Art vergessen.“ Sie schlug die Schranktür im Aufenthaltsraum zu und griff zu einer Wasserflasche. Irgendwo mussten doch diese verfluchten Kopfschmerztabletten sein! Wütend über sich, Shikamaru und diese Tabletten durchwühlte sie alle Schubladen, die mit einem beunruhigenden Knall von der Rosahaarigen wieder geschlossen wurden. „Suchst du vielleicht die hier?“ Shikamaru wedelte mit einem grünen Kunststoffröhrchen herum. Sakura tötete ihn mit einem Blick und riss sie ihm aus der Hand. „Und warum lässt du mich dann stundenlang suchen?“ Sie entfernte den Verschluss und ließ eine Brausetablette in ihr Wasserglas gleiten. Sofort sprudelte und zischte es im Wasser. „Willst du darüber reden?“ „Ich will, dass du deine Klappe hältst.“Sie rieb sich die pochende Schläfe. „Haruno! Nara! Kommt ihr endlich? Die Sendung geht in zwei Minuten los!“ Tsunade stand unten an der Treppe und tippte aufgebracht mit ihrem Fuß. Shikamaru warf noch einen besorgten Blick auf seine Freundin, stieß sich dann allerdings von dem Tisch ab und ging mit seiner Kaffeetasse nach unten. Wenn sie so drauf war, hatte es eh keinen Zweck ordentlich mit ihr zu reden. Sakura exte das Glas mit der sprudelnden Flüssigkeit und nahm sich die Tasse Kaffee, die ihr Shikamaru gemacht hatte und folgte ihm ins Studio. Bis elf Uhr hatte sie jetzt Zeit sich nicht mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlschaos auseinander setzen zu müssen. Ihr Freund saß schon bereit, während sie sich die Kopfhörer griff und auf ihrem Stuhl niederließ. Tsunade stand wie immer in der Tür. „Und. Drei. Zwei. Eins.“ Sie waren allein. „Guten Morgen Chicago. Willkommen bei Chicago Radio Wake Up. Chicagos führender Morgenshow“, startete Sakura die Sendung wie jeden Tag. „Ich hoffe Sie haben genauso gute Laune wie wir heute Morgen.“ Shikamaru duckte sich vor dem Stapel Papier, dass Sakura ihm überziehen wollte. Sie lachte leise. Er wusste genau wie er ihre Laune heben konnte. „Die Woche ist so gut wie geschafft. Was haben Sie für das vierte Adventswochenende geplant, liebe Frühaufsteher? Was hast du geplant Shikamaru?“ Sakura kritzelte mit ihrem Kugelschreiber ein paar wilde Muster neben ihre Notizen. „Ich werde meine Füße hochlegen und mich von meiner besten Freundin reichlich bekochen lassen.“ „Soll ich Ihnen ein kleines Geheimnis verraten?“ Sakura machte eine kurze Pause um künstliche Spannung zu erzeugen. „Das macht er nicht nur Wochenends. Selbst ihm Moment hat er die Füße auf dem Tisch liegen. Und er futtert sich fast jede Mittagspause bei mir durch.“ Ein Klopfen an der Tür von Itachi Uchihas Büro ließ ihn auf sehen. „Ja, bitte.“ „Was muss ich dir geben, damit ich heute Abend nicht mit Essen muss?“ „Du hast es also nicht vergessen?“ Sasuke korrigierte seinen Bruder. „Hinata hat es nicht vergessen. Hätte mich auch stark gewundert wenn es anders gewesen wäre. Diese Frau ist echt ein wandelnder Terminkalender.“ Itachi legte den Vertrag weg und musterte seinen Bruder. „Warum siehst du so müde aus? Oder nein, warte. Ich will es gar nicht wissen.“ Sasuke ließ sich in den, für seinen Geschmack, zu weichen Sessel vor dem Schreibtisch seines Bruders fallen. Er gähnte ausgiebig und streckte dabei seine Arme in die Luft. „Bitte sage mir, dass du dich nicht an die Praktikantin ran gemacht hast.“ „Und wenn ich dir sage, dass ich, so unschuldig wie ich hier sitze, keinen Finger krümmen musste und sie sich an mich rangemacht hat?“ „Sasuke, du bist keine sechzehn mehr. Und wenn du dir eben ein Betthäschen halten willst, dann tu das bitte außerhalb der Firma.“ „Gott sei Dank bin ich eben keine Sechszehn mehr. Endlich weiß ich, was man alles so im Bett anstellen kann. Außerdem ist die Praktikantin Turnerin.“ „Kennst du überhaupt ihren Namen?“ „…“ „Hab ich mir schon gedacht. Sei heute pünktlich. Der Tisch ist für 18:00 Uhr bestellt.“ Itachi widmete sich wieder seinen Unterlagen. Sasuke saß noch ein paar Minuten schweigend in dem Sessel und beobachtete seinen Bruder. „Hör auf mich anzustarren.“ Itachi sah nicht einmal auf. „Was hast du da?“ Nun hatte er wieder die Aufmerksamkeit seines Bruders. Er reichte ihm den Vertrag und Sasuke blickte über das Papier. „Schon wieder jemand neues? Du hast es in letzter Zeit ganz schön überrtieben damit neue Leute zu finden. Ich habe mich die Tage sogar dabei erwischt wie ich überlegt habe, wie mein Name geschrieben wird, so viele Neuverträge musste ich unterschreiben.“ „Ja, ich weiß. Aber die sind wirklich gut. Ein Wunder, dass ich sie nicht eher entdeckt habe. Ich habe heute Morgen ihre Sendung gehört. Du solltest auch unbedingt mal rein hören.“ „Bekommst du auch einen mächtigen Hunger bei den Dingen die da harren mögen?“ Itachi brauchte eine Pause. „Wie sieht es aus? Ich habe Lust auf was zu essen.“ Sasuke legte den Vertrag auf seinen Platz zurück und verließ mit seinem Bruder das Büro. „Du bezahlst“, sagte der Jüngere an seinen Bruder gewandt und zusammen gingen sie zum Fahrstuhl. Sakura saß vor dem Computer in ihrem Büro, dass sie sich mit Shikamaru teilte. Der war allerdings nicht an seinem Platz. Er war auf der Suche nach mehr Kaffee. Kurz nachdem sie heute Morgen ins Studio gegangen waren, ist die Kaffeemaschine kaputt gegangen. Und in einem Job, der frühes Aufstehen abverlangte, gehörte das braune Lebenselixier zur Grundausstattung. Verstohlen sah sie auf die Uhr. Es war kurz nach Zwölf. Sie hatte Hunger und ihr Unterleib schmerzte. Sie beschloss ihre Mittagspause heute ohne Shikamaru zu starten, sperrte den Bildschirm ihres PC und verließ das kleine Büro. Gähnend stand sie vor der Mikrowelle und wartete, dass die Gemüselasagne warm wurde. Sie schloss ihre Augen für einen winzigen Moment und sah Blau. „Blödes Kopfkino“, fluchte sie leise und würde am liebsten ihren Kopf auf der Tischplatte blutig schlagen. „Es gibt auch weniger schmerzhafte Wege sich selber zu weh zu tun.“ „Na holla die Waldfee. Er ist wieder da. Hast du Kaffee dabei? Ansonsten kannst du gleich wieder verschwinden.“ Sie war heute wirklich der Liebreiz in Person. Er ging gar nicht auf ihre Beleidigung ein. „Viel besser. Ich habe dir einen Moccachino mit der doppelten Menge Schokolade besorgt.“ Er reichte ihr den Pappbecher und Sakura strahlte ihn glücklich an. Frauen und ihre Stimmungsschwankungen. Verstehe das einer. In einem Moment wollte sie ihn am liebsten die Eier abreißen und eine Halskette daraus basteln und im nächsten, vor Freude weinend, um den Hals fallen. Gemeinsam saßen sie am dem großen Tisch und aßen Sakuras Lasagne. Das einzige Geräusch war das regelmäßige Kratzen von Gabeln über einen Teller. „Willst du mir nicht endlich sagen was heute mit dir los ist?“ Shikamaru schob sich die nächste Ladung in den Mund. Sakura senkte die Gabel und schaute nicht von dem Teller auf. „Es ist nichts.“ „Schon klar. Wen versucht du hier eigentlich zu überzeugen Sakura? Dir ist schon klar, dass du hier mit mir redest?“ Sakura stütze mit ihrer linken Hand ihren Kopf auf und sah Shikamaru aus ihren grünen Augen an. „Er hat mich geküsst.“ „Wer hat dich geküsst? Und was ist so schlimm daran?“ Er verstand nicht, wo genau ihr Problem lag. „Naruto. Mein Nachbar.“ In Shikamarus Kopf ratterte es. „War das einer von den Typen im Treppenhaus? Welcher von beiden war es? Lass mich raten, bestimmt der Dunkelhaarige.“ „Dir ist klar, dass du keine große Hilfe bist? Und nein, Naruto ist der Blonde.“ „Sorry. Bin gerade nur überrascht. Seit wann gehst du mit ihm aus? Und warum hast du mir nichts davon erzählt?“ Er wusste selber, dass er gerade nichts Produktives für die Rosahaarige leistete. Sakura stocherte mit der Gabel in einer Karotte rum. „Das ist es ja eben. Wir gehen nicht miteinander aus. Er war gestern Abend bei mir und wir haben zusammen ein bisschen viel Wein getrunken und dann hat er mich geküsst.“ „Wollest du denn geküsst werden?“ Sakura dachte nach. „Nein. Ich meine ja…ich meine…ach ich weiß es doch auch nicht.“ Sie legte die Gabel weg und rutschte auf tiefer auf den Stuhl. „Dann frage ich anders. Würdest du ihn auch nüchtern wieder küssen wollen?“ „Ich kenne ihn ja so überhaupt nicht weiter. Das gestern war nur dem Alkohol geschuldet. Ich meine es war schön und so, aber ich kann ihn mir als Partner in einer Beziehung irgendwie überhaupt nicht vorstellen“ „Na also. Du hast dir deine Frage doch schon selber beantwortet. Dann solltest du vielleicht mal mit ihm reden und ihm deinen Standpunkt klar machen.“ „Aber es war halt echt schön, dass es endlich mal wieder jemanden gab der mir seine volle Aufmerksamkeit geschenkt hat. Weißt du wie lange mich niemand mehr geküsst hat? Ich kam mir schon wie eine ausgedörrte Jungfer vor.“ „Soll ich dich küssen? Würde dir das helfen?“ Sakura schlug ihn gegen den Arm. „Das ist nicht witzig.“ Sie schob ihm den Rest ihres Essens zu, dass er freudig annahm. „Ich formuliere das anders. Wenn du die Wahl hättest zwischen deinem Naruto“ „Er ist nicht mein Naruto.“ „Okay. Verstanden. Also wenn du die Wahl hättest, zwischen diesen Naruto und dem Dunkelhaarigen Typ, mit wem würdest du eher ins Bett gehen?“ „Bitte? Das ist jetzt n schlechter Scherz oder?“ „Komm beantworte meine Frage. Ich kenne dich.“ „Mit keinem von beiden, weil ich eher Nonne werden würde.“ Shikamaru sah sie eindringlich an. Sie gab nach. „Jaaa, du weißt genau für wen ich mich entscheiden würde.“ Zufrieden aß er Sakuras Essen. Er kannte sie eben doch besser, als jeder andere. „Ich frage mich, wie du so eine Figur haben kannst, bei dem was du tagsüber in dich rein schaufelst.“ „Gute Gene.“ Sakuras Handy vibrierte. Sie schaute auf das Display. „Was will er denn?“ Shikamaru beugte sich über Sakura und warf ebenfalls einen Blick darauf. „Schöne Grüße von mir. Sag ihm, ich freue mich schon auf Weihnachten.“ Sakura stand auf und ging ran. „Hi Dad. Was gibt’s denn?“ »Hallo mein Spätzchen. Ihr wart heute wieder einmal grandios. Richte Shikamaru bitte meine Grüße aus.« „Danke Dad und das mache ich. Ich soll dir von ihm ebenfalls nette Grüße ausrichten. Er freut sich schon auf Weihnachten.“ Am anderen Ende der Leitung rauschte es. „Dad? Was ist das im Hintergrund für ein lautes Geräusch?“ »Deswegen rufe ich an. Kannst du heute Abend vielleicht einspringen? Ino ist krank und Miriam und Kate habe ich schon vor Wochen Urlaub zugesagt. Das kann ich ihnen doch nicht einfach streichen.« Sakura seufzte. Ihr war heute überhaupt nicht nach höflich und freundlich sein zu Mute. „Klar doch Dad, für dich immer. Wann soll ich da sein?“ »Du bist die Beste, meine Kleine. Siebzehn Uhr. Schaffst du das?« „Ich werde da sein. Bis später. Hab dich lieb.“ Doch ihr Vater hatte schon aufgelegt. „Na? Gab’s eine spontane Planänderung?“ Der Nara grinste unverfroren. „Shikamaru?“ „Ja?“ „Halt die Klappe!“ Wie versprochen stand Sakura gegen Fünf vor ihrem liebsten Ort in der gesamten Stadt. Ein wohliger Schauer durchfuhr ihren Körper. Sie sah hoch. Mit roten Neonröhren leuchtete groß das Wort Mio vor einem roten Backsteingebäude. Das Restaurant befand sich in einer kleinen Seitenstraße, war aber dennoch meistens relativ gut besucht. Es gab immerhin nicht mehr so viele Restaurants, die noch Live-Jazzmusik anboten. Das Mio war schon immer im Familienbesitz der Harunos. Der verstorbene Großcousin oder so ähnlich von Sakuras Vater hatte es ihm damals hinterlassen, da dieser selber keine Erben hatte, denen er es vererben konnte. Das war dreißig Jahre her. Sakuras Eltern hatten es immer zusammen betrieben. Dann wurde ihre Mutter allerdings mit ihrer Schwester schwanger und sie wollte sich dann vordergründig um die Familie kümmern. Shikaku Nara war der beste Freund von Kizashi Haruno und bei einem abendlichen Umtrunk beschlossen die Beiden Geschäftspartner zu werden. Sie investierten eine große Summe Geld um das Restaurant zu modernisieren. Das war nun auch schon wieder fast fünfzehn Jahre her. Sakura lag ihrem Vater oft in den Ohren wieder etwas Moderne in die Einrichtung zu bringen. Aber ihr Vater liebte den Gedanken von alten, gut genutzten Sachen. Er sagte ihr immer, er möchte nur Dinge besitzen, die eine Geschichte erzählen können. Im Fenster hing ein Plakat mit Werbung für den ersten Weihnachtsfeiertag. Es sollte ein Fünf Gänge Menü in entspannter Atmosphäre geben. Dazu spielte ein Jazz-Künstler auf der kleinen Bühne. Sakura drückte die dunkelbraune Holztür auf und der Geruch ihrer Kindheit kam ihr entgegen. Betrat man das Mio stand man in einem kleinen Vorraum, der mit einem satt roten Teppich ausgelegt war. Hier befand sich auch die Garderobe. Der Bereich war mit einer halbhohen Wand vom restlichen Restaurant abgegrenzt. Verließ man den Eingangsbereich, standen links und rechts vom Gang ungefähr zwölf Tische, wobei die Tische im hinteren linken Bereich auf einer Art Erhöhung standen. In der Mitte fanden vier weitere Tische ihren Platz. Sah man den Gang gerade vor war eine kleine Bühne, mit einem schwarzen Klavier vor einem roten Vorhang. Gleich rechts neben dem Eingang war die Bar mit weiteren Sitzmöglichkeiten. Links neben der Bühne war eine Tür die zur Toilette führte und rechts davon die Tür zur Küche. Die dominierenden Farben waren ein tiefes Blutrot und schwarzbraune Holzmöbel. In der Decke waren Strahler eingelassen, die dem Restaurant in eine swingende Stimmung verliehen. Sakura zog ihre Jacke aus und trat sich die Füße von dem Schneematsch ab. Wie immer dudelte leise Jazzmusik aus den Lautsprechern. Mittlerweile gab es nicht mehr jeden Abend Live Musik, sondern nur jeden zweiten Samstag und zu Feiertagen. Alles andere rentierte sich leider nicht, obwohl der Laden immer voll war, wenn es Live Musik gab. „Hallo Spätzchen.“ Ein Mann mittleren Alters mit Schnurbart und tiefblauen Augen begrüßte Sakura. „Hi Dad.“ Sakura ging hinter die Bar und begrüßte ihren Vater Kizashi, der gerade Gläser polierte. Er zog sie in eine mitreisende Umarmung und gab ihr einen Kuss auf den Haaransatz. „Danke dass du so spontan einspringen konntest.“ „Für dich immer. Aber vielleicht solltest du nicht immer so vielen deiner Angestellten gleichzeitig Urlaub geben. Dann kämest du weniger oft in die Bredouille“, tadelte Sakura ihren Vater und griff sich ein Geschirrtuch und half ihm mit den Gläsern. „Ja, da hast du Recht. Deine Mutter hat sich früher immer um die Personaldinge gekümmert.“ Traurig stellte er ein Glas in die Vitrine hinter ihm. Auch Sakuras Magen zog sich bei den Gedanken an ihre Mutter zusammen. Stumm widmeten sich den Gläsern und hingen in ihren Gedanken fest. Sakura legte die letzte Gabel auf den großen Tisch, an dem in weniger als zwanzig Minuten fünf Gäste sitzen würden. Das war ihr letzter Tisch, den sie für die Reservierungen heute Abend decken musste. Mit diesem waren es acht Stück. Das hieß für die junge Haruno heute viel laufen und vor allem extrem viel Selbstbeherrschung nicht allen Gästen ihre Extrawünsche in den Allerwertesten zu stecken. Sie strich sich ihre rote Schürze nochmal glatt und marschierte in die Küche, in der sich ihr Vater mit dem Koch, Chouji, unterhielt. Chouji war ein Jahr jünger als Sakura. Er war ein guter Freund von ihr und Shikamaru und wirklich begnadet, was sein Talent zum Kochen betraf. Shikamarus Vater würde später noch kommen, um sie und ihren Vater hinter der Bar zu unterstützen. Vorne ging die Tür auf. „Redet ihr noch zu ende. Ich übernehm das.“ Sakura lächelte die beiden an und verließ die Küche. Die Tür schwang dabei nach. Sakura zog den Haargummi ihres Pferdeschwanzes nochmal fest und legte ihr höflichstes Lächeln auf. Sie sah, dass es sich um zwei Personen handelte. Ein Mann und eine Frau. Beide unnatürlich schön. „Schönen Guten Abend. Ich begrüße Sie recht herzlich im Mio.“ Der Mann nahm der Frau ihre Jacke ab und hing sie in die Garderobe. Er trug eine dunkle, enge Jeans und ein hellblaues Hemd. Die Frau trug ein schickes grün-schwarz kariertes Etuikleid, eine schwarze Strumpfhose und hohe Schuhe. Ihre Haare reichten in seichten Wellen bis unter ihre Brust. Die Frau lächelte Sakura mit warmen, braunen Augen an. „Ebenfalls Guten Abend“, sagten beide zeitgleich. Sie sahen sich an und lachten. „Der Rest von uns kommt ein paar Minuten später. Ich hoffe das nicht weiter schlimm.“ „Nein, überhaupt nicht. Ich würde Sie derweil trotzdem zu ihren Tisch geleiten.“ Sakura steuerte auf einen großen Tisch am Fenster zu. Sie wollte nicht lauschen als die Zwei sich unterhielten. „Ich habe dir doch gesagt, dass es hier fantastisch sein wird. Vielleicht solltest du öfter auf deine Frau hören.“ „Du weißt, ich höre auf alles was du mir sagst.“ „Jaja du alter Casanova.“ Er küsste sie kurz auf den Mund. „Kann ich Ihnen schon etwas zum Trinken bringen?“ „Nein, danke. Wir würden gerne warten, bis der Rest von uns dabei ist.“ Sakura verzog sich schweigsam hinter die Bar. Ein paar Minuten später kamen die nächsten Gäste. Sakura wollte sie gerade begrüßen, da stand der Mann auf, den sie eben zum Platz gebracht hatte. Er rief: „Mutter! Vater! Wir sind hier drüben.“ Die Neuankömmlinge zogen ebenfalls ihre Jacken aus und gingen an Sakura vorbei zu dem Tisch. Sie begrüßte sie höflich. Fehlte nur noch einer. Sakura checkte nochmal ab ob sie genügend Eiswürfel hatte, als die Tür schon wieder auf ging. Dieses Mal war ihr Vater schneller, der eben aus der Küche kam. Er zwinkerte seiner Tochter im Vorbeigehen zu und wies die neuen Gäste an ihren Tisch im hinten Teil des Restaurants. Die junge Haruno ging zu ihren vier Gästen. „Darf ich Ihnen jetzt vielleicht bereits bringen?“ Eine Frau mittleren Alters schenkte ihr ein warmes Lächeln. Sakura mochte sie sofort. „Gerne. Was möchtet ihr? Ich lade euch ein.“ Der junge Mann ging dazwischen. „Mutter, nein. Ich habe euch doch schon gesagt, dass wir euch heute einladen wollen.“ Der Mann, der eindeutig nach seiner Mutter kam schaute zu Sakura. „Also alles was heute Abend bestellt wird kommt auf meine Rechnung. Egal was Ihnen meine Mutter auch als Bestechung anbietet.“ Empört gab die Frau ihrem Sohn einen kleinen, spielerischen Hieb gegen den Arm. „Entschuldigen Sie bitte meinen Sohn. Ich würde einen Kräutertee nehmen und ein Glas halbtrockenen Rotwein. Können Sie da etwas empfehlen?“ Sakura jubelte innerlich und preiste ihren Lieblingswein an. „Dann nehme ich ein Glas davon. Was ist mit dir?“ Sie schaute die andere junge Frau an, diese schüttelte mit dem Kopf. „Für mich erstmal nur ein Wasser, Danke.“ Sakura schrieb sich alles auf den kleinen Notizblock. Die Tür ging auf, aber sie hatte gerade keine Zeit. Sie bekam mit, wie ihr Vater wieder nach vorne ging. Dass er den Neuankömmling jedoch an ihren Tisch verwies, blieb der Rosahaarigen unbemerkt. Hektisch ging er um die Kellnerin, die mit ihrem Rücken zu ihm stand vorbei. „Entschuldigt meine Verspätung. Ich hatte noch ein wichtiges Telefongespräch.“ Er nahm an der Stirnseite des Tisches Platz und entledigte sich seiner Jacke. „Habt ihr schon bestellt?“ Sasuke Uchiha sah zu der Bedienung auf und erstarrte. Kapitel 7: Crossover -------------------- Hektisch ging er um die Kellnerin, die mit ihrem Rücken zu ihm stand vorbei. „Entschuldigt meine Verspätung. Ich hatte noch ein wichtiges Telefongespräch.“ Er nahm an der Stirnseite des Tisches Platz und entledigte sich seiner Jacke. „Habt ihr schon bestellt?“ Sasuke Uchiha sah zu der Bedienung auf und erstarrte. „Nein, wir waren gerade dabei. Du bist genau zur richtigen Zeit gekommen“, sagte Mia Itachi sah verschwörerisch zu seinem Bruder. „Mit wem hast du um die Zeit noch telefoniert? Haben wir wieder eine neue Praktikantin, um die du dich kümmern musst?“ Sasuke warf seinem Bruder einen bösen Blick zu und schielte dann zu der Rosahaarigen. „Sasuke, ich muss dich doch hoffentlich nicht daran erinnern, dass es nicht gut für die Firma ist, was du da betreibst.“ Fugaku Uchiha war bisher still gewesen. „Männer, heute wird nicht mehr über die Arbeit gesprochen. Habe ich nicht Recht Mia?“ Mikoto schaute ihre drei Männer eindringlich an und brachte sie so zum Schweigen. „Sasuke, ich habe mir ein Glas Rotwein bestellt, wollen wir das vielleicht auf eine Flasche ausweiten? Du bist der einzige hier, der mit mir mal ein Gläschen Wein trinkt. Die junge Dame hat mir bereits von einem Wein vorgeschwärmt.“ Sie deutete auf Sakura, die unglücklich lächelte. Man sah der Frau an, dass ich sich momentan unwohl fühlte. Der Haruno wurde wieder unbeschreiblich warm als die den Schwarzhaarigen ansah. Sie schaffte es nicht sich von dem Gesicht dieses Mannes zu lösen. Wie kann ein einzelner Mensch so attraktiv sein? Sie musste hier schnellstens weg. Sie schrieb die restlichen Getränke auf ging mit hochrotem Kopf zur Bar. Sasuke Uchiha sah ihr verwirrt hinterher. Was machte sie hier? Er hatte nach der Begegnung Anfang der Woche noch öfters an sie gedacht. Arbeitete sie hier? Er lehnte sich zu Mia rüber, die rechts von ihm saß. „Woher kennst du den Laden hier? Ich lebe schon so lange in der Innenstadt und bin hier noch nie gewesen.“ Mia spielte mit einer Haarlocke. „Eine ehemalige Kommilitonin hat es mir empfohlen. Hier gibt’s wohl auch öfter Live Musik. Vordergründig Jazz. Aber das konntest du altes Musikgenie dir bestimmt schon denken.“ Sie hatte Recht. Klavier spielen war das einzige, kreative Talent welches er besaß. Als Kind hatte er sogar mal Klavierunterricht genommen, es aber während seiner Jugend ausgleiten lassen. Obwohl es ihm doch eigentlich Spaß gemacht hatte. Vielleicht sollte er mal wieder spielen, grübelte er nach. Itachi stand auf und ging zu Sakura an die Bar. Sasuke sah ihm unauffällig nach, aber er konnte nicht verstehen über was sie sprachen, aber sie nickte und lächelte Itachi freundlich an. „Also ihr Lieben“, fing Itachi an und legte einen Arm um seine Frau, die ihn voller Liebe anschaute. „Es gibt einen besonderen Grund warum wir euch heute hierher eingeladen haben.“ Verschwörerisch nahm er Mias Hand und Mia sprach weiter. „Wir möchten euch für alles danken, was ihr bisher für uns getan habt. Und zusätzlich wollten wir, dass ihr die ersten seid die davon erfahren. Im Juli nächsten Jahres werden wir Eltern eines kleinen Mädchens sein.“ Mikoto gab einen Laut der Freude von sich und schlug ungläubig die Hand vor ihren Mund. Fugaku stand auf, ging um den Tisch herum und zog die beiden in eine tiefe Umarmung. Sasuke tat es ihm gleich und beglückwünschte seinen Bruder und seiner Schwägerin von ganzem Herzen. „Und als kleines Schmankerl oben drauf wollten wir dich fragen“, Itachi schaute zu Sasuke. „Ob du dich bereit erklären würdest, Patenonkel unserer Tochter zu werden.“ Mia und Mikoto hatten Tränen in den Augen stehen. Sasuke war sprachlos. Er und Patenonkel? Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Mia sah die Zweifel in Sasukes Ausdruck. „Sag einfach Ja und denk nicht zu viel darüber nach. Du wirst der beste Patenonkel sein, den sich ein kleines Mädchen wünschen kann.“ „Ähm. Okay. Dann also ja. Danke für euer Vertrauen.“ „Du meinst wohl eher Mias Vertrauen. Sie wollte unbedingt, dass du Patenonkel wirst. Ich hatte eher an Kisame oder Deidara gedacht.“ Itachi gab der Haruno ein Zeichen und sie kam mit einem Tablett sprudelnder Flüssigkeit. Sie reichte jedem ein Glas Sekt in die Hand. Sie mied es dabei allerdings Sasuke anzusehen. „Und für Sie ein Glas alkoholfreier Sekt. Meine herzlichen Glückwünsche.“ Sie reichte Mia das Glas. Mia strich sich behutsam über den Bauch und dankte ihr. Sakura verschwand wieder, nachdem sie die Essensbestellung aufgenommen hatte. Sie würde ihren Vater bitten, diesen Tisch für den restlichen Abend zu übernehmen. So viel geballte Attraktivität hielt doch kein normaler Mensch aus. Sie wusste es war albern sich so wegen jemand zu benehmen, den sie kaum kannte, aber diesen Gedanken drängte sie Beiseite. Erschöpft legte Sakura ihren Kopf auf den Bartresen. Sie hatte es tatsächlich geschafft ihren Vater zu überzeugen, die Tische zu tauschen und so konnte sie den Abend einigermaßen gut überstehen. Shikaku lachte und strich ihr durch die Haare. „Danke Kleines. Du warst uns heute eine große Hilfe.“ Sakura murmelte gegen den Tresen. „Das nächste Mal ruft ihr bitte Shikamaru an. Der wusste vor Langeweile bestimmt nicht einmal was er gegen die Langeweile der Langeweile tun sollte.“ „Hier Sakura. Chouji hat dir ein paar Reste von heute Abend eingepackt.“ Ihr Vater kam mit einer weißen Plastiktüte in der Hand und stellte sie neben ihren Kopf auf den Tresen. „Dankeschön.“ „Wie sieht es aus? Willst du einen Feierabendschnaps?“ Shikaku erlaubte keinen Widerspruch und nahm drei Schnapsgläser aus der Vitrine hinter sich und schenkte eine klare, ethanolische Flüssigkeit ein. Sakura tat sich selber den Gefallen und roch vorher nicht daran. Ihr Vater setzte sich auf den Hocker neben sie. „Auf uns!“ Die drei prosteten sich zu und Sakura kippte die eiskalte Flüssigkeit mit einem Schluck in ihren Hals. Ihr ganzer Körper zog sich zusammen und dann schüttelte sie sich. Sie mochte keinen harten Alkohol. „Danke für den Schnaps und das Essen. Ich werde mich jetzt auf den Weg machen.“ Sie rutschte von dem Hocker und verabschiedete sich von den beiden Männern. „Soll ich dich noch nach Hause bringen? Du weißt dein alter Herr ist sonst immer so unentspannt.“ „Danke Dad, aber ich bin diese Strecke schon so oft gelaufen. Mach dir keine Sorgen. Ich schreib dir, wenn ich daheim bin.“ Sie zog den Reisverschluss ihrer Jacke komplett zu. „Wir sehen uns allerspätestens am 26. Dezember“, sprach sie zu Shikaku und wank den beiden Männern, ehe sie in die dunkle Nacht Chicagos verschwand. Der Schnee knirschte unter ihren Schuhen. Sakura warf einen Blick auf die Uhrzeit auf ihrem Handy. 23:12 Uhr. Sie atmete hörbar aus. Wenn sie schnell lief konnte sie in einer halben Stunde in ihrem Bett liegen. Sie spürte bereits wie ihre warme Decke sie einhüllte. Ihre Gedanken schenkten ihr einen unfreiwilligen Rückblick ihrer Woche. Was war das bitte, dass innerhalb weniger Tag so viel Chaos in ihrer Gefühlswelt ausgebrochen war? Sie musste dringend wieder Herr ihrer Gefühle werden. Sie atmete die kalte Luft ein und schloss einen Moment die Augen. Blasse, makellose Haut, dunkle Augen und schwarze Haare tauchten vor ihr auf. Geschockt riss sie die Augen wieder auf. „Halt den Ball flach Sakura. Du kennst ihn überhaupt nicht“, flüsterte sie zu sich selbst. Und trotzdem denkst du ständig an ihn. Es war Montagvormittag, als Tsunade Shikamaru und Sakura in ihr Büro zitierte. Die blonde Frau trommelte geistesabwesend mit ihrem Bleistift auf dem Schreibtisch herum. Sakura und Shikamaru saßen mit verschränkten Armen auf den beiden Stühlen vor ihrem Tisch. Wenn Tsunande sie in ihr Büro bestellte hieß es meistens nichts Gutes. „Würdest du jetzt endlich aufhören uns auf die Folter zu spannen?“ Sakura war genervt von der Warterei. Sie trat unruhig mit dem Fuß gegen die Stuhllehne. Tsunade legte den Bleistift weg. „Ihr habt eine Top Sendung heute gehabt.“ Shikamaru gähnte gelangweilt. „Gute Quoten?“, fragte Sakura interessiert. „Sehr gute Quoten.“ Tsunade lächelte zufrieden. „Die Leute posten wie verrückt ihre verrückten Weihnachtstraditionen. Der Hashtag ‚ChicagoRadioWakeUp‘ hat es in die Trends geschafft.“ „Super.“ „Läuft doch.“ Sakura und Shikamaru gaben sich einen High Five. „Es wird noch besser. Ich hatte letzte Woche ein Treffen mit einem der Chefs von Illinois International News. Nach der Sendung heute rief er mich zurück.“ Tsunade grinste zufrieden. „Warte kurz. Was wollte er?“ Shikamaru wurde hellhörig und setzte sich gerade auf seinen Stuhl. Tsunade fuhr fort. In dem Unterton ihrer Stimme war eine gewisse Aufregung zu hören. „Sie sind daran interressiert, ‚Chicago Radio Wake Up‘ landesweit auszustrahlen.“ Aufregt schlug sie mit der flachen Hand auf den Tisch. Shikamaru sprang von seinem Stuhl auf. „Verarscht du uns? Das ist kein Scherz?“ Tsunade schüttelte den Kopf. Sakura strahlte ungläubig. „Sicher dass du das ernst meinst und mich nicht wieder verarscht, wie damals, als du mir sagtest Megan Fox wolle ein Date mit mir?“ Genugtuung lag in Tsunades Stimme. „Oh ja! Das war ein guter Tag.“ Sakura stand jetzt ebenfalls auf. „Vergiss das doch endlich“, meinte sie zu Shikamaru und ignorierte seinen Protest. Sie sagte zu Tsunade: „Das sind doch tolle Neuigkeiten.“ Tsunade wurde wieder ernst. „Also zunächst ist ein Crossover geplant, um herauszufinden ob die Zuhörer euch überhaupt mögen, bevor es weiter geht.“ „Wow ich bin echt sprachlos“, sagte Sakura atemlos. „Das passiert sonst nie“, murmelte der Nara leise, aber Sakura verstand ihn sehr genau. „Aber du bleibst unsere Produzentin. Ohne dich hätten wir diese Möglichkeit gar nicht bekommen.“ Sakura wurde ebenfalls ernst, als sie das sagte. „Na dann sollten wir ihnen die nächsten Tage zeigen, was in uns steckt. Und jetzt raus hier.“ Tsunade richtete ihre Hand in Richtung der Tür. Shikamaru schloss die Tür hinter sich und sah zu Sakura. Er konnte ihr die Freude und Überraschung ansehen. Strahlte er selber doch genauso. Die Haruno hüpfte und quiekte aufregt. „Wenn wir das unseren Vätern erzählen.“ Sakura konnte die Freude der Zwei schon vor sich sehen. „Oh Gott. Das wird jetzt ja noch mehr Arbeit, als es vorher schon war.“ Resigniert stützte er seinen Kopf in der Hand ab „Hey! Das wird gut. Das ist die Arbeit wert. Es war schon immer unser Traum. Seit unserer lächerlichen High School Show. Vergiss das bitte nicht.“ Der Nara lachte und ahmte ein Mikrofon in seiner Hand nach. „Lunch Wake Up mit Sakura und Shikamaru.“ Beide lachten. „Wäre es jetzt nicht Zeit für unseren ‚Beste Freunde Move‘?“ Sakura schlug mit der flachen Hand gegen ihre Stirn. „Oh nein. Bitte nicht.“ „Komm schon, sei kein Frosch.“ Er wusste sie würde sich nicht die Blöße geben. „Na gut, ich gebe mich geschlagen.“ Sie stellten sich genau gegenüber und schlugen zunächst mit jeder Hand einen High Five. Dann eine explodierende Bro-Faust, ehe sich beide um sich selbst drehten und aufeinander zu sprangen. Brust gegen Brust. Sakura hatte alle Mühe mit dem Rückprall. „Wow. Wann hast du so einen harten Brustkorb bekommen? War da nicht immer Speck?“ Sakura war das vorher nie so aufgefallen. Sie grinste ihn verschwörerisch an und knuffte in seinen Bauch. Shikamaru zuckte und krümmte sich kurz. „Das gleiche könnte ich dich fragen. Seit wann hast du so viel Brust?“ Pikiert sog Sakura die Luft ein. „Hallo? Sowas sagt man nicht zu einer Frau. Nur weil du mit sechzehn da mal kurz dran fassen durftest, heißt es nicht das sich seitdem nichts mehr daran verändert hat.“ Shikamaru dachte an sein Ich von vor zehn Jahren. „Oh ja. Das waren schöne fünf Sekunden, ehe du mir auf die Nase gehauen hast.“ Beide sahen sich verschwörerisch an und brachen dann in Schallendens Gelächter aus. Was Beide nicht wussten, war der kleine aufkommende Gedankenblitz, als sie beide an das Geschehene von vor drei Jahren dachten. Die Freunde schüttelten den Gedanken daran ab und gingen gemeinsam in die Mittagspause. Hinata tippte schnell auf der Tastatur ihres Computers. Sie warf einen Seitenblick auf die Uhrzeit. Sie hatte nur noch zehn Minuten Zeit diesen Text fertig zu machen, ehe sie ihn dem Verlag schicken sollte. Eilig zog sie sich irgendetwas aus den Fingern. Normalerweise hatte sie keine Probleme damit sich ausgewählt auszudrücken, aber sie saß vor dem Bildschirm und schien ihren kompletten Wortschatz vergessen zu haben. Sie tippte einen Satz, den sie direkt wieder löschte. Ihr fiel einfach nichts ein. Frustriert strich sie sich die Haare aus dem Gesicht, nur damit sie direkt wieder in ihre Augen fielen. Aufgeben war keine Option. Nicht der Welt von Hinata Hyuga. Früher hätte sie das bestimmt gemacht, aber nicht mehr heute. Nicht mit ihr. Sie trommelte geistesabwesend mit dem Bleistift auf ihrem Notizblock herum. Endlich! Da war sie! Die erlösende Idee die sie brauchte. Noch drei Minuten. Es wäre nicht ihr Meisterwerk, aber auch nicht das schlechteste was sie jemals für die Zeitung geschrieben hatte. Sie tippte die A4 Seite schnell runter und wollte das Dokument gerade speichern als ihr Bildschirm plötzlich schwarz wurde. „Oh nein. Oh nein. Oh nein.“ Sie drückte den Power Knopf und es geschah nichts. Das durfte doch jetzt wirklich nicht wahr sein. Verzweifelt rüttelte sie an einem Kabel vom Bildschirm zum Computer, aber es tat sich nichts. Der Computer gab keinen einzigen Laut von sich. Sie stand von ihrem Platz auf und krabbelte unter den Schreibtisch. Sie drehte die Rückseite des Computers zu sich und fing an hysterisch zu lachen. „Du hast von sowas keine Ahnung Hinata“, murmelte sie zu sich selbst. „Hinata, sag mal geht dein Rechner noch?“ Das war Sasuke, der sich suchend nach der jungen Hyuga umschaute. Hinata streckte ihren Kopf unter dem Schreibtisch hervor, dabei stieß sie sich die Stirn. „Auu!“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht kroch sie unter ihrem Schreibtisch hervor. Sasuke stand aus der Tür seines Büros gelehnt und schaute sie verwirrt an. „Soll ich dich fragen was da du unten machst, oder muss ich dann damit rechnen, dass du mich einen Kopf kürzer machst?“ Hinata wurde augenblickrot feuerrot bei dem Gedanken, worauf Sasuke anspielte. Der Uchiha bekam schon von dem Gedanken eine Gänsehaut. Er schätzte Hinata und ihre Art sehr. Sie war nie unfreundlich, loyal ihm gegenüber und deckte ihn, wann immer es notwendig war. Vor ein paar Jahren hatte er es mit ihrer Gutmütigkeit jedoch zu weit getrieben und sie hatte ihm eine Standpauke gehalten, vor der er sich heute noch fürchtete. Ihr was das Ganze im Nachhinein sehr peinlich gewesen. Sasuke Uchiha würde es zwar niemals zugeben, aber ihm hat dieses Donnerwetter geholfen wach zu werden, dass er sich nicht weiterhin wie ein Arschloch gegenüber dem Rest der Welt aufführen konnte. Die Beiden hatten sich während des Studiums kennengelernt und einige gemeinsame Seminare besucht und Referate zusammen gehalten. Anfangs konnte der Uchiha überhaupt nicht mit dieser extrem schüchternen Person umgehen, aber es stellte sich heraus, dass Hinata durchaus in der Lage war ihre Meinung zu vertreten und für das einzustehen was ihr wichtig war. Sie erinnerte ihn damals an seine Mutter, die ähnliche Werte lebte. Das hat auch seine Sicht auf ihre Beziehung zueinander geändert und seitdem verband sie eine tiefe Freundschaft. Sasuke schwang seine Tasche über seine Schulter und versenkte eine Hand in den Taschen seiner Shorts. Der Kies knirschte unter seinen Füßen und die Luft lag schwer auf seiner Schulter. »Eigentlich könnte ich heute das Seminar schwänzen«, grübelte er vor sich hin, doch sein Gewissen zwickte ihn in Form seiner Seminarpartnerin „Ach Mist.“ Er kickte einen Büschel Gras unter seinen Füßen weg und hörte plötzlich ein leises Kichern. Er drehte sich um. „Hallo Sasuke.“ Karin schenkte ihm einen koketten Augenaufschlag. „Hallo Karin“, er setzte sein charmantestes Lächeln auf. „Na wie läuft dieses Semester bisher?“, sie holte auf und gemeinsam gingen sie in Richtung der Hörsäle. „Bis jetzt noch alles super. Noch keine Klausuren, nur ein paar Seminare und Referate. Alles ganz gediegen.“ „Wunderbar. Dann hast du ja sicher mehr Zeit.“ „Für wen?“ „Für mich, zum Beispiel?“ Sie hielt an und legte den Kopf schief. Ihre roten Haare reflektierten in der Sonne und sie verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere, dass ihre ausgezeichnete Figur hervorragend zur Geltung brachte. Sasuke lächelte gefährlich, als sich Karin umdrehte und weiter zu den Hörsälen ging. Sie drehte sich über ihre Schulter nochmal zu ihm um, und schenkte ihm ein verschwörerisches Lächeln. Gemeinsam gingen sie in das große Gebäude und verschwanden auf der Damentoilette. Sie hätte wissen sollen, dass auf diesen Typen kein Verlass war. Angesäuert verließ die als letzte den Seminarraum, als sich ihre Blase bemerkbar machte. Sie wollte wirklich versuchen, ihn nicht als das Arschloch abzustempeln, als das er sich benahm. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er in seinem tiefsten Inneren wirklich so war wie er sich anderen gegenüber gab. »Nein Hinata, dieser Typ wird sich nicht ändern. Der ist nur auf sich selbst fixiert. Alle anderen um ihn herum sind egal.« Seufzend ging sie um die Ecke des Flurs, als die Tür der Damentoilette aufschwang und Karin heraustrat. Ihre Haare waren zerwühlt, als wäre sie durch einen schweren Sturm gelaufen. Nur das draußen kein einziges Lüftchen wehte. Sie richtete ihre Brille und zog den Träger ihres Kleides zu Recht. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Brust hob und senkte sich, als hätte sie einen Marathon hinter sich. Sie erkannte Hinata im Flur und wank ihr kurz, ehe sie sich umdrehte und das Gebäude verließ. Die Hyuga wollte gerade in die nächste Etage und dort zur Toilette, als die Tür erneut aufging und Sasuke Uchiha vor ihr stand. Seine schwarzen Augen hatten diesen gewissen Glanz und er hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen, das in dem Moment erstarb, als er Hinata neben sich sah. »Scheiße! Das Seminar.« Hinatas Blick war undefinierbar. „Hallo Hinata. Sorry, ähm wegen des Seminars. Es kam…etwas dazwischen.“ Seit wann war er ein so schlechter Lügner? Okay, die Situation war ganz eindeutig, aber man konnte ja sein bestes Versuchen. „Tu nicht so, als wäre ich blöd. Ich fass es einfach nicht, dass ich mich auf dich verlassen habe. Und dann war ich noch so dämlich dich zu decken!“ Hinata strich sich aufgeregt die Haare aus dem Gesicht. Sie gestikulierte wild mit den Händen vor seinem Gesicht. „Und für was? Damit du in aller Seelenruhe irgendwelche Weiber auf der Unitoilette fickst?“ Sie war fuchsteufelswild. Sasuke schluckte. So hatte er die Hyuga noch nie gesehen, geschweige denn Reden gehört. Er setzte zu seiner Verteidigung an. „Spar es dir. Such dir jemand anderen Deppen, der diese Spielchen mitmacht und halte mich da ab sofort raus!“ Sie marschierte an ihm vorbei und bei jedem Schritt schlug ihre Tasche hart gegen ihre Hüfte. Sasuke rannte ihr hinterher. Als er die Eingangstür des Hörsaalgebäudes hinter sich ließ, konnte er von dem dunkelhaarigen Mädchen jedoch nichts mehr sehen. Wo war sie so schnell hin verschwunden? Auch Sasuke war wütend und sein Herz raste. Er würde nicht nochmal so mit sich reden lassen. Er rauschte an den anderen Studenten vorbei, wobei er den ein anderen mit seiner Tasche traf, aber das ihm egal. Es verging eine Woche und von Hinata war keine Spur zu sehen. Sasuke hatte während der Mittagspause immer darauf gewartet, dass sie auch kam, aber er wurde enttäuscht. Heute war wieder Seminar und da musste sie doch endlich mal auftauchen. Er wollte sich bei diesem Mädchen doch bloß entschuldigen und was machte sie? Ließ ihn zappeln wie einen dummen Jungen. Er ging heute sogar eine viertel Stunde eher, um sie auch bloß nicht entkommen zu lassen. Der Raum füllte sich mit Studenten. In ein paar Minuten würde das Seminar losgehen. Sasuke schaute sich suchend um. Mittlerweile war sogar schon der Dozent da, aber von Hinata fehlt nach wie vor jede Spur. Das Mädchen konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Nach dem Unterricht packte er seine Sachen extra langsam zusammen, um mit dem Seminarleiter alleine zu reden. „Entschuldigen Sie, aber haben Sie etwas von Hinata Hyuga gesehen? Ich dachte eigentlich dass sie in Ihrem Seminar ist.“ Der ältere Mann dachte nach. „Mmh, da war letzte Woche eine junge Dame, die mich bat mit einem anderen Studenten das Seminar zu tauschen. Wenn Sie eine zierliche junge Frau mit hellen Augen meinen, dann hat sie dieses Seminar hier erst heute Abend.“ Sasuke hatte seine Hände lässig vor der Brust verschränkt und ein Bein an der Wand angewinkelt, als aus dem Raum eine Horde Studenten kam. Unter ihnen konnte er Hinata ausmachen, die sich mit einer blonden Kommilitonin unterhielt. Er stieß sich von der Wand ab und versperrte der Hyuga den Weg. „Was willst du hier?“ Sie war also immer noch sauer. „Mit dir reden. Können wir uns unter vier Augen unterhalten?“ Die blonde Studentin schaute verwirrt zwischen den beiden hin und her, ehe sie mit einer leisen Verabschiedung verschwand. „So, da wären wir also. Was willst du?“ Sasuke druckste ein wenig herum. „Sasuke, ich habe echt keine Lust mehr auf diese Spiele. Rede oder lass mich einfach gehen. Ich hatte einen langen Tag und will nur noch heim und etwas Essen.“ Hinata wollte schon an ihm vorbei gehen, wurde aber am Arm festgehalten. Sasuke sah ihr eindringlich in die Augen. „Es tut mir wirklich leid.“ „Was genau jetzt? Das du dich allen Menschen außerhalb deiner Blase wie ein Arschloch gegenüber verhältst? Oder dein Trieb es überall mit jedem zu treiben? Oder das du die Menschen, denen du eigentlich wichtig bist, regelmäßig vor den Kopf stößt?“ Sprachlos stand der Uchiha vor Hinata und kam sich plötzlich unfassbar mies vor. „Wem bin ich denn wichtig?“ „Mir zum Beispiel. Ich schätze dich und deine Freundschaft sehr. Ich habe eigentlich immer mehr in dir gesehen, als das über was hier alle nur reden. Ich dachte wirklich wir wären Freunde oder zumindest so etwas Ähnliches.“ „Hinata, wir sind Freunde.“ In dem Moment wo es Sasuke aussprach wusste er, dass es stimmte. Er hatte hier viele Kumpels mit denen er seine Zeit verbrachte, aber so einen richtigen Freund irgendwie nicht. Außer Hinata. Und sie fehlte ihm. „So kam es mir aber bisher nicht vor.“ Sie klang enttäuscht. „Was muss ich tun, damit du mir glaubst und wir wieder Freunde sein können?“ „Fang endlich an für deine eigenen Werte und das was dir wirklich wichtig ist einzustehen. Und hör auf zu spielen. Du bist dreiundzwanzig und keine verdammten sechzehn mehr.“ Sie beruhigte sich und lächelte ihn an, als wäre nie etwas gewesen. „Okay, aber ich glaube dazu brauche ich dich als mentale Stütze.“ „Ist in Ordnung. Aber ab sofort keine Spielchen mehr.“ Hinata war von sich selbst überrascht, wie souverän ihre Stimmt klang. „Versprochen. Ich kümmere mich auch um das nächste Referat komplett alleine.“ Die Hyuga lachte auf. „Oh nein. Du wirst dich um die nächsten…sagen wir mal… vier Referate kümmern und mir jetzt noch meine Einkäufe heimtragen, die ich besorgen muss.“ Sasuke nickte und ein Stein fiel von seinen Schultern. „Kochst du mir dafür wenigstens was mit?“ Beide lachten und ließen den Hörsaal hinter sich. „Ich glaube irgendwas mit der Stromversorgung stimmt nicht“, mutmaßte die junge Frau und sah hilflos zu Sasuke. „Ruf Tony an. Vielleicht kann er was tun.“ „Tony hat Urlaub. Ich könnte höchstens bei Chicago Eletronic International anrufen, dass sie mir einen Techniker rüber schicken.“ Sasuke nickte und verschwand wieder in seinem Büro. „Schick den Kollegen, wenn er fertig ist, dann bitte noch zu mir rein.“ Hinata nickte und griff zu dem Telefonhörer. Gott sei Dank war die Nummer von CEI in der Kurzwahl. Es kam in letzter Zeit öfter vor, dass sie akute technische Probleme hatten und Tony, ihr hausinterner Techniker war bereits kurz vor der Rente und im Umgang mit der neusten Technik leider nicht mehr ganz so bewandert. Hinata hatte eine freundliche Dame am Telefon und diese versicherte ihr, dass in fünf Minuten jemand zur Stelle sei. In der Zwischenzeit vertrieb sich die Hyuga die Zeit damit ihr Sandwich zu essen. Als nach fünf Minuten noch niemand da war wurde sie ungeduldig. Sie wollte nochmal anrufen, als der Fahrstuhl aufging und sie in die blausten Augen schaute, die sie jemals gesehen hatte. Ihr Herz schlug augenblicklich einen Takt schneller. Der junge Mann sah Hinata und ging lächelnd auf sie zu. „Hi Hinata, wie schön dich endlich mal wieder zu sehen. Wann war das letzte Mal? Zu Sasukes Geburtstag?“, fragte Naruto Uzumaki. Kapitel 8: Company ------------------ „Also wie kann ich dir helfen?“ Der Blondschopf schenkte Hinata sein charmantestes Lächeln. Wie immer in der Nähe von Naruto Uzumaki wurde Hinata wieder das schüchterne, kleine Schulmädchen, das sie nicht mehr sein wollte. Wieso sah er auch so unverschämt gut aus? „Der Bildschirm ist einfach schwarz geworden und der Computer hat auf nichts mehr reagiert.“ „Na dann will ich mal schauen, ob sich da etwas regeln lässt.“ Erst jetzt bemerkte Hinata die kleine schwarze Tasche, die er bei sich trug. „Sag mal Naruto seit wann arbeitest du bei CEI?“ Er ging um Hinatas Schreibtisch herum und überprüfte den Bildschirm. „Seit heute genau eine Woche.“ Er drückte einige Tastenkombinationen, aber auch jetzt geschah nichts. „Mmh, die Kabel scheinen intakt zu sein, komisch.“ Naruto krabbelte unter den Schreibtisch, um sich den PC genauer anzusehen. Er bekam nicht mit, wie die Tür des Büros hinter ihm auf ging. „Hast du jemanden erreicht? Ich müsste echt dringend was ausdrucken. Wen schicken Sie uns? Bitte nicht wieder diesen alten Kerl der immer nach Kaffee und Kippe riecht.“ „Sasuke?“ „Hn?“ Naruto kam unter dem Schreibtisch hervor. „Okay, ich nehme es zurück. Der alte Kerl wäre mir lieber. Da besteht wenigstens keine Gefahr das gleich die ganze Firma in die Luft fliegt.“ Sasuke und Naruto kamen sich entgegen und gaben sich einen Handschlag. Der Uzumaki grinste. „Ignorier bitte diesen verlausten Affen hier“, meinte er an Hinata gewandt und nickte zu Sasuke, der ihm einen Schlag auf den Hinterkopf verpassen wollte, aber Naruto duckte sich schneller weg. „Ha! Ich bin bewege mich geschmeidig wie eine Baumnatter. So schnell kannst du dich gar nicht mehr bewegen, du alter Gaul“, triumphierte sich Naruto und Sasuke schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Dobe.“ Hinata beobachtete das Schauspiel der zwei Männer und war fasziniert wie anders Sasuke gegenüber dem Blondschopf war. Im Gegensatz zu seinem sonstigen Charakter. Beinahe wie ein unschuldiges Kind, dass sich mit seinem Freund gegenseitig hochnahm. „Wenn du willst, kannst du Feierabend machen Hinata. Wer weiß, wie lange der Typ hier noch braucht, bis wieder alles läuft.“ Er zeigte mit dem Daumen auf Naruto, der den Finger wegschlug. „Und was ist mit dem Beitrag für die Zeitung?“ „Ach, wenn die sich bei dir beschweren, werde ich denen schon irgendwas erzählen. Mach dir keinen Kopf.“ Der Uchiha schob seine Hände in die Taschen seiner schwarzen Hose. Hinata wollte protestieren, doch Sasuke brachte sie mit seinem Blick direkt zum Schweigen. Sie lächelte schüchtern nochmal zu Naruto, der sie zurück angrinste. Dann schnappte sie ihre Tasche, die hinter dem Schreibtisch stand und ihren Mantel und verschwand schnellstmöglich in den Fahrstuhl. Kurz bevor dieser zuging fiel ihr ein: „Denk dran das du morgen früh zu Chicago Radio gehen musst. Dein Bruder hat keine Zeit. Der Termin ist für neun Uhr angesetzt.“ Dann war die Tür zu. Hinata lehnte sich gegen die Fahrstuhlwand und atmete tief durch. Irgendwie war sie ganz froh nicht mehr da oben zu sein. Obwohl sich ein kleiner Funken in ihr erhoffte, den Blonden bald wieder zu sehen. „Mir ist nach wie vor nicht klar, wie Hinata freiwillig für dich arbeiten kann. Mir müsste einiges fehlen, damit ich mich dafür entscheiden würde, dass du mein Chef wirst.“ Sasuke fand es erstaunlich, wie blind der Blonde gegenüber Hinata war. „Ach ich hab dir noch gar nicht erzählt, dass ich mich letzte Woche mit jemanden getroffen habe.“ „Und dieser jemand war nicht zufällig deine linke Hand?“ „Haha. Du Arsch. Du bist mein Freund, also interessiere dich gefälligst dafür.“ „Dann schütte mir jetzt bitte dein kleines Herz aus.“ Naruto ignorierte Sasukes Kommentar. „Naja du kennst sie auch. Die Frau aus dem Treppenhaus, falls du dich an sie erinnerst. Ich war am Donnerstag bei ihr und wir haben uns unterhalten und dann äh…ja.“ Sasukes Brust zog sich zusammen. Er wusste ganz genau wen Naruto meinte. „Sakura Haruno.“ Scheiße, hatte er das jetzt laut gesagt? „Ja genau. Du hast dir ihren Namen gemerkt? Respekt. Sie ist klasse oder?“ „Naruto, ich will nicht wissen wie lange ihr das Bett miteinander geteilt habt.“ Sasuke klang verstimmter als er beabsichtigt hatte. „Wir haben uns nur geküsst. So unbefleckt wie ich hier stehe. Naja jedenfalls geht sie mir seit dem aus dem Weg. Meinst du ich sollte mir Gedanken machen?“ Sasuke wusste nicht wieso, aber dieser Satz entspannte ihn ein wenig. „Ihr habt euch geküsst und sie geht dir seitdem aus dem Weg? Sorry Dobe, aber da ist der Fall meistens eindeutig.“ Es machte ihm ein bisschen zu viel Spaß, Naruto die Hoffnung zu zerstören. „Meinst du? Ich hatte eigentlich nicht das Gefühl, dass sie abgeneigt gewesen ist. Vielleicht sollte ich nochmal bei ihr vorbeischauen.“ „Ja, vielleicht solltest du“, sagte Sasuke tonlos. Er wollte nicht wissen was zwischen den Beiden lief, musste er doch seit Freitag an ihr entgeistertes Gesicht denken, nachdem sie ihn gesehen hatte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er meinen sie ist ihm den restlichen Abend aus dem Weg gegangen. Oder bildete er sich einfach zu viel auf sich ein? Abgesehen davon gefiel es ihm überhaupt nicht, dass diese Frau so viel in seinen Gedanken herumgeisterte. „Verflucht!“ Temari stand wütend auf und verließ ihr Büro, um in die Firmenküche zu gehen. Sie versuchte den braunen Fleck aus ihrem weißen Pullover zu waschen. Jetzt stand die mit einem halbdurchsichtigen Oberteil im Büro und jeder der an ihr vorbei lief hatte einen exzellenten Ausblick auf den schwarzen Spitzen-BH den sie trug. Mit dem Lappen bewaffnet wischte sie den restlichen Kaffee, den nicht ihr Pullover aufgesogen hatte, vom Fußboden auf. Was für ein Scheißtag! Erst konnte sie am Wochenende nicht zu Shikamaru, obwohl sie ihn gerne wiedergesehen hätte, heute Morgen teilte ihr Bruder ihr mit, dass ein wichtiger Geschäftspartner überlegte die Zusammenarbeit einzustellen und jetzt dieser verdammte Kaffee. Sie würde am liebsten schreiend irgendetwas kaputt schlagen. Alternativ gab sie sich auch mit dem nächsten Trottel zufrieden, der so wahnsinnig war in ihr Büro zu treten. Es klopfte. Temari lachte gehässig. Du kannst mich mal Schicksal! Gaara, ihr Bruder, steckte seinen Kopf durch die Tür. „Verprügelst du hier drinnen jemanden oder was soll der Krach?“ Sie bewarf ihn mit dem nassen Lappen, dabei spritzten Kaffeetropfen quer durch das Büro, bis an die weiße Decke. Er landete an der Scheibe ihrer Bürotür, direkt neben Gaaras Kopf. Perfekt. Einfach nur perfekt, dachte sie gereizt. „Was willst du Gaara? Wälze dich in deiner eigenen Genugtuung.“ Sie ließ sich in den ledernen, weißen Bürostuhl fallen. Gaara trat ein, hob den Lappen auf und legte ihn in den Blumentopf neben der Tür. „Du weißt ich mache nichts lieber als das, aber deshalb bin ich nicht hier.“ Er schaute zu seiner Schwester. „Was ist mit deinem Pullover passiert?“ „Geht dich nichts an“, antwortete sie zickig. „Also was willst du?“ „Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob wir heute vielleicht zusammen Abendessen gehen wollen?“ „Als ob das der Grund wäre, Brüderchen. Wie heißt die Kleine?“ Temari hob provozierend eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Ich weiß nicht was du meinst. Ist es denn so abwegig, dass ich etwas mehr Zeit mit meiner Schwester verbringen will?“ „Ganz ehrlich? Ja!“ „Das verletzt mich“, theatralisch fasste sich Gaara an seine linke Brust. Sie warfen sich gegenseitig noch einige Beleidigungen an den Kopf, bis sich Temari geschlagen gab. Prinzipiell hatte sie auch nichts dagegen, etwas zu essen. In letzter Zeit ernährte sie sich überwiegend von Fertigpizza und Bier. „Kommt er auch mit?“, wollte Gaara wissen und drückte die Türklinke herunter. Temari rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. „Nein, wird er nicht. Er hat heute keine Zeit.“ „Schade.“ „Ja, finde ich auch.“ Dann ließ Gaara sie wieder allein. Sasuke stand lässig im Türrahmen von Itachis Büro. Sein Bruder telefonierte gerade, nickte aber mit seinem Kopf in Richtung des Sessels vor seinem Schreibtisch. Der jüngere Uchiha setzte sich und tippte in der Zwischenzeit auf seinem Handy herum. „Nein Danke, wir haben wirklich kein Interesse daran.“ Sasuke sah auf und Itachi verleiherte genervt die Augen. „Danke. Nein. Sollten wir es uns anders überlegen, werden wir uns melden.“ Genervt knallte er den Hörer zurück in die Station. „Da hat jetzt einer angerufen der sich bei uns vorstellen will. Und rate mit was.“ Itachi wartete allerdings keine Antwort ab. „Er kann angeblich auf Kommando Schluckauf bekommen und Melodien von bekannten Liedern dabei ‚hicksen‘“ Itachi massierte sich mit beiden Händen die Schläfen. „Und genau aus diesem Grund will ich gar nicht deine Arbeit machen. Also warum muss ich morgen zu Chicago Radio gehen? Dir ist klar, dass das dein Job ist?“ „Mia hat einen Termin beim Frauenarzt zu dem ich sie begleiten soll. Tut mir leid. Außerdem schadet es dir nicht, wenn du auch mal wieder ein paar Neuverträge übernimmst.“ „Vielleicht hättest du nur halb so viel zu tun, wenn du nicht jeden Volltrottel der halbwegs von Zwölf bis Mittag zählen kann einen Vertrag anbieten würdest.“ „Wo wäre denn da die Herausforderung? Abgesehen davon machst du das doch liebend gerne für deine Patentochter.“ Itachi grinste siegessicher. Sasuke gab sich grummelnd geschlagen. „Wo sind die entsprechenden Unterlagen?“ Sein Bruder fing an die Papierstapel auf seinem Tisch auseinanderzunehmen. Vereinzelt fielen lose Blätter wild durch das Büro, als er freudig fand was er suchte. Er reichte Sasuke eine rote Mappe und dieser fing an darin herumzublättern. Auf den ersten Seiten standen nur ein paar allgemeine Informationen. Als er die Mappe überflog blieb sein Blick an einem Bild der beiden Moderatoren hängen und Sasuke musste sich vergewissern, dass er sich nicht versah. Sakura Haruno starrte ihm entgegen. Zusammen mit dem Kerl aus dem Treppenhaus, der sich als Shikamaru Nara entpuppte. Innerlich verfluchte er seinen Bruder. Ein anderer Teil, den er allerdings nicht zuließ, dankte seinem Bruder gleichzeitig dafür. Sakura ließ sich erschöpft auf die Couch in Shikamarus Wohnung fallen. Das Klettertraining war heute ein voller Erfolg. Beide hatten über ihr gesetztes Ziel hinaus geschossen und es sich gegenseitig gezeigt. Kein Wunder, bei der positiven Nachricht vom heutigen Vormittag. Sie hatten beschlossen den Abend gemütlich bei Shikamaru ausklingen zu lassen und morgen früh gemeinsam von hier zu starten, damit alles nach Plan laufen konnte. Zum Glück für beide hatten sie immer Klamotten des anderen bei sich daheim, für unerwartete Situationen wie diese. Unterwegs kauften sie Bier im Supermarkt gegenüber und entschieden sich für Essen vom Lieferdienst. Wobei diese Entscheidung eher von Shikamaru stammte, als von Sakura. Er warf ihr einige Speisekarten auf die Couch und verstaute das Bier im Kühlschrank, wobei er zwei Flaschen mit ins Wohnzimmer nahm und eine davon Sakura reichte. Die Rosahaarige griff in das Einschubfach im Sofa und holte einen Flaschenöffner hervor. Mit einem wohlklingenden Ploppen fiel der Korken in die Polster und die beiden stießen auf den morgigen Tag an. Shikamaru setzte die Flasche an und nahm gierig einen großzügigen Schluck. „Du hast doch dort damals ein Praktikum gemacht. Wie war der Chef so?“, fragte Sakura und pulte ein Stück vom Bierettiket ab. „Naja ich kenne ja nur den alten Chef. Sein einer Sohn war damals im Ausland unterwegs und der andere studierte noch. Und direkt mit dem Chef hatte ich nur einmal etwas zu tun. Das hatte mir aber auch vollkommen gereicht. Dieser Mann wusste ganz genau, wie man Menschen dazu bringt nach seiner Pfeife zu tanzen. Die Söhne kenne ich tatsächlich auch gar nicht weiter, da wir kurz nach dem Praktikum ja dann auch schon die Stelle bei Tsunade bekommen haben.“ Die Haruno dachte eine Weile darüber nach, ehe sie das Gespräch wieder aufnahm. „Solange es nicht so ein unausstehlicher Typ ist, der sich die meiste Zeit nur um seinen eigenen Kram kümmert und der Meinung ist sein Arschloch-Gen aller Welt zu zeigen, nehme ich alles hin.“ Shikamaru hob die Augenbraue. „Wirklich alles?“ Sakura knuffte ihn und verdrehte die Augen. „Trottel.“ „Was denn? Vielleicht macht er dir ja schöne Augen und lädt dich zu einem Stelldichein in sein Büro ein.“ „Wohl eher nicht. Dafür werde ich schon Sorgen. Außerdem steh ich nicht so auf Beziehungen mit meinem Boss. Führt früher oder später doch immer zu Problemen. Da leb ich doch lieber getreu dem Motto ‚Never fuck the Company‘.“ „Hast du auch wieder Recht.“ Sie stießen nochmals mit dem Bier an und entschlossen sich dazu beim Vietnamesen zu bestellen. „Übrigens hoffe ich für dich, dass du dein Bett frisch bezogen hast. Ich habe keine Lust in irgendwelchen fremden Körperflüssigkeiten zu nächtigen.“ Sakura duckte sich, als Shikamaru ihr mit dem Kissen eins überbraten wollte, kreischte auf und fing ebenfalls an ihn mit einem Kissen zu bombardieren. Kapitel 9: Skyline ------------------ Der nächste Morgen brach früher an, als erwartet. Sakura und Shikamaru hatten bis in die Nacht hinein noch an Ideen für die nächsten Tage gearbeitet und dementsprechend spät ins Bett gefallen. Das zahlte sich jetzt aus. Sakura war die erste, deren verklebte Augen sich vorsichtig öffneten. Sie blinzelte und schien zu überlegen wo sie sich befand. Ein leises Schnarchen neben ihr erinnerte sie an den gestrigen Abend zurück. Sie drehte sich zu dem kleinen Nachttisch, der neben ihr stand und tippte auf ihr Handy. 05:00 Uhr zeigte es an. Plus einer Nachricht von Ino. Sakura drehte sich zurück auf den Rücken und las die Nachricht ihrer Freundin. »Sakura, halt dich fest. Ich habe ihn jetzt endlich getroffen. Und er ist einfach unfassbar heiß. Wann hast du Zeit, dass wir uns endlich mal wieder treffen können?« Die Rosahaarige verleiherte die Augen. Ino fand fast wöchentlich ihren angeblichen Traumtypen, der sich kurze Zeit später als das angeblich größte Arschloch der Welt entpuppte. Wie oft hatte sie bereits versucht die Yamanaka davon zu überzeugen, dass sie den Richtigen nicht auf Teufel komm raus finden würde. Als die Haruno die Uhrzeit las, zu der Ino ihr diese Nachricht geschickt hatte, war ihr allerdings einiges klar geworden. 02:32 Uhr. Sakura beschloss ihr zurück zu schreiben, wenn sie halbwegs klar denken konnte und nicht noch in ihren verrückten Träumen gefangen war. Sie wandte sich Shikamaru zu. Dieser schlief den Schlaf der Gerechten. Er lag bäuchlings neben ihr, einen Arm unter das Kissen geschoben. Sein Mund war leicht geöffnet und es zeichnete sich eine Sabberspur ab. In Sakuras Kopf entstand ein perfider Plan. Sie lächelte gefährlich, nahm ihr Handy und machte einige Beweisbilder ihres besten Freundes. Auf dem hellbraunen Bettlaken war bereits ein dunkler Fleck entstanden. Als es mehrmals hintereinander blitze wurde der Nara unruhig und fing an sich zu bewegen. Er nuschelte etwas in sein Kissen und drehte den Kopf weg und sprach, dieses Mal deutlicher, weiter. „Nein, Pizza Hawaii ist keine Pizza. Wer sowas isst, isst auch kleine Kinder.“ Sakura musste sich verkneifen nicht laut los zu lachen. „Und außerdem ist es nicht wissenschaftlich bewiesen, dass kleine Leute später nass werden, wenn es regnet. Außerdem sind Flamingos nicht pink, sondern wie jedes andere Tier auf dieser Welt auch grün, weil sie so viel Brokkoli essen.“ So sehr Sakura das Entertainment auch genoss, wusste sie, wenn sie ihn jetzt nicht wach bekäme, würden noch größere Probleme auf sie zu steuern. Sie knuffte ihn in den Arm. „Komm schon, es ist Zeit zum Aufstehen, du fauler Sack." Ein Brummen war alles was sie als Antwort bekam. Sakura stand auf, ging um das Bett herum und machte das große Schlafzimmerlicht an. Sie kniff ihre Augen zusammen, als die Helligkeit sie übermannte, während Shikamaru sich die Bettdecke über den Kopf zog. Frustiert stellte sich die Haruno ans Bettende und riss mit einem kräftigen Zug die Decke ihres besten Freundes weg. Erschrocken saß dieser im Bett und blinzelte ihr aus müden Augen verwirrt entgegen. „Was?“ Er rieb sich etwas von der Müdigkeit aus den Augen. „Zeit zum Aufstehen. Wir müssen in einer dreiviertel Stunde auf Arbeit sein.“ In Shikamarus Kopf ratterte es. Er sah zwischen seiner Bettdecke und seiner besten Freundin hin und her. „Wieso stehst du in meinem Schlafzimmer?“ Nachdem die beiden einigermaßen wach waren und sich frisch gemacht haben, saßen sie zusammen in Shikamarus Küche und schlürften schweigend ihren Kaffee. Während der Nara eine Schüssel Müsli verspeiste, war Sakura vor Aufregung so schlecht, dass sie keinen Bissen hinunter bekam. Sie wusste ganz genau, dass sie das in spätestens zwei Stunden bereuen würde, aber schon der Gedanke an Essen brachte sie zum Würgen. Sie würde sich einfach eine Banane mitnehmen und zwischendurch schnell essen. Als Temari ihre Augen öffnete, bereute sie es sofort überhaupt am Leben zu sein. Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er gleich explodieren und überall hässliche Matsche hinterlassen. Wie rosa Nebel, dachte die hübsche Blondine, als sie ein flaues Gefühl in ihrem Magen spürte. Sie schob die Bettdecke zur Seite, hielt sich die Hand vor den Mund und hechtete zur Toilette, in der sie sich unschön erbrach. Sie nahm ein Stückchen Toilettenpapier und tupfte sich ihren Mundwinkel ab. Ihr war kalt und gleichzeitig schwitzte sie wie verrückt. Schlapp lehnte sie ihren Kopf gegen die kühle Glaswand der Duschkabine. Temari schloss die Augen und versuchte ihren Kreislauf wieder zu beruhigen. Um sie herum war Stille. Die Blondine blieb noch ein paar Minuten sitzen. Dann erhob sie sich gequält und angelte aus dem Badezimmerschrank einen violetten Eimer, in den sie etwas Wasser laufen ließ. Sie putzte sich schnell den üblen Geschmack aus dem Mund, ehe sie mit Eimer bewaffnet, zurück ins Schlafzimmer tapste und sich wieder ins Bett legte. Temari schrieb Gaara eine kurze Nachricht, dass sie heute nicht ins Büro kommen würde und sobald es ihr besser ging, sich per Home Office dazu schaltete. Bevor sie zurück in den Schlaf driftete dachte sie an das Essen mit ihrem Bruder gestern Abend. Ob sie sich dort vielleicht etwas eingefangen hatte? Sie konnte es sich eigentlich nicht vorstellen. Es war alles sauber gewesen und das Essen hatte hervorragend geschmeckt. Es lag wohl eher an deinem komisch riechenden Joghurt zum Mittagessen, schal sie sich selbst. Sie hatte beim Essen noch Witze darüber gerissen, dass sie es bestimmt bereuen würde das Zeug zu essen. Die Morgenshow lief jetzt seit zwei Stunden und bisher gab es keine unvorhergesehen Zwischenfälle oder Pannen. In gut einer Stunde würde Chef von Illinois International News vorbei schauen und sich ein erstes, persönliches Bild machen. „Also Shikamaru, am Wochenende ist es soweit. Weihnachten steht an. Was sind deine Pläne für das diesjährige Weihnachtsfest?“ „Ich bleibe meinen Traditionen treu. Das heißt, am 25. Dezember werde ich mich von meiner Mutter lecker bekochen lassen und am 26. Dezember ist unser jährliches Familienessen im Mio.“ „Liebe Zuhörer, falls Sie es in den letzten Jahren noch nicht mitbekommen haben, unseren Vätern gehört das Mio. Und jedes Jahr, am 26. Dezember kommen unsere beiden Familien zum Abendessen zusammen, um gemeinsam ein paar schöne Stunden zu verbringen.“ „Sie hören also, wir werden hauptsächlich und viel mit Essen beschäftigt sein. Wie verbringen Sie die Weihnachtsfeiertage, liebe Frühaufsteher? Sie können jetzt bei uns anrufen und ihre Geschichte dazu erzählen.“ Shikamaru tippte auf den entsprechenden Knopf und eine Stimme am anderen Ende meldete sich. „Hi, hier ist Sam aus Indianapolis.“ „Hi Sam, hier spricht Sakura. Wie sieht deine Planung für Weihnachten aus?“ „Ich lerne die Eltern meiner Freundin kennen. Ich hoffe, es wird nicht zu komisch.“ „Wie lange seid ihr zusammen?“, fragte Sakura freundlich. „Drei Monate.“ Wissend schaute Sakura zu Shikamaru, der sich in der gleichen Situation befand, abzüglich des Kennenlernens der Eltern. Der Nara verdrehte die Augen. „Stell viele Fragen. Die Leute reden gerne über sich selbst. Dann wirst du feststellen, dass es alles gar nicht so schlimm ist. Behandle ihre Tochter einfach wie eine Prinzessin, dann wissen sie, dass du ein Gentleman bist.“ „Oh. In Ordnung. Keine schlechte Idee“, räusperte es sich am Ende der Leitung. Shikamaru lehnte sich vor und fing an sich ebenfalls einzumischen. „Hör zu Sam, die Familie kennen zu lernen ist wie Bowers Festung bei Super Mario zu erobern. Wenn du das geschafft hast, hast du danach eine ruhige See.“ Überlegen grinste er Sakura an. „Super. Dankeschön. Noch einen schönen Tag.“ „Gern geschehen. Viel Glück.“ Dann war das Telefonat beendet und Sakura schaltete zur Musik um. „Ernsthaft? Das ist dein Rat?“ Sie hob eine Augenbraue. „Es muss nicht alles kompliziert sein.“ Er grinste sie an und wusste genau, dass sie sich nicht so schnell geschlagen geben würde. „Du bist manchmal wie ein Kind.“ „Was denn? Das ist ein guter Rat.“ „Und wieso gibst du anderen Menschen so einen Rat, wenn du es selber nicht mal in Erwägung ziehen würdest?“ „Das, meine Liebe, ist meinem unfassbar guten Talent zu schauspielern geschuldet.“ „Du bist manchmal echt ein Idiot.“ „Dein Idiot. Immerhin bist du seit sechsundzwanzig Jahren freiwillig mit mir befreundet.“ „Zwanzig Jahre“, verbesserte die Haruno ihren Freund. „Du glaubst doch nicht, dass ich dich damals direkt leiden konnte. Du immer mit deinem ‚Wolken beobachten ist das schönste was es auf Gottes grüner Erde gibt – Gelaber.“ „Autsch. Du brichst mir das Herz.“ Er schniefte ein paar Mal gekünstelt. Kurz nach neun Uhr ging der Fahrstuhl im Gebäude von Chicago Radio auf und Sasuke Uchiha betrat den Radiosender. Eine angenehme Wärme und der Duft von Lebkuchen und Winterpunsch schlugen ihm entgegen. Er sah sich kurz um, ehe er von einer jungen Frau mit blonden Haaren und Piercings aufgehalten wurde. Links vom Eingang waren die Aufnahmestudios, in denen reges Treiben herrschte. Im zweiten konnte er auch Sakura Haruno und Shikamaru Nara ausmachen. Er hatte die Sendung bis zu seinem Aufbruch hier her mit verfolgt. Die Beiden waren wirklich gut. Selbst vom bloßen Hören spürte man, dass es eine gewisse Chemie zwischen den Zweien gab. Sie selbst schienen ihn bisher nicht bemerkt zu haben. „Herr Uchiha, schön Sie hier begrüßen zu dürfen.“ Die blonde Frau trug ein Namesschildchen und reichte ihm selber auch eines. ‚Itachi Uchiha – Illinois International News‘ stand darauf geschrieben. „Entschuldigen Sie, aber ich bin nicht Itachi Uchiha, sondern sein Bruder Sasuke Uchiha. Itachi musste kurzfristig einen anderen Termin wahrnehmen. Und ich bin für Ihn eingesprungen“ Wobei eingesprungen wohl eher das falsche Wort dafür war. Die blonde Frau mit dem Namen Nami nickte ihm freundlich zu und tippte schnell etwas auf ihren Computer, als auch schon das Rattern des Druckers zu hören war. Nebenbei telefonierte sie kurz. „Tsunade, Herr Uchiha von IIN ist da. Soll ich ihn zu dir rinter bringen oder kommst du vor?“ Sasuke wartete höflich, bis das Gespräch beendet war. Itachi würde ihm die Hölle heiß machen, wenn er das hier versaute. Und Sasuke wusste, auch wenn er diese Arbeit nicht gerne machte, dass er es konnte die Leute so um seinen Finger zu wickeln, dass er bekäme weshalb er hier war. Nami reichte ihm das neue Schild, das er dankend annahm und an die Gürtelschlaufe seiner Jeans klipste. Hinter ihm flog eine Tür auf und eine blonde Frau mit üppiger Oberweite, mittleren Alters kam auf ihn zu. Sie reichte ihm die Hand und stellte sich als Tsunade vor. „Es freut mich, dass Sie den Termin heute wahr nehmen können. Als ich gestern Shikamaru und Sakura davon erzählt habe, konnten sie es selber kaum glauben. Kommen Sie, ich führe Sie zu Ihnen.“ Ohne irgendwelche Proteste ging Tsunade zur zweiten Studiotür und öffnete sie leise. Sie flüsterte den beiden Moderatoren etwas zu und drehte sich dann zurück zu dem Uchiha. „Okay, wir können rein. Sie haben zur Werbung geschalten.“ Tsunade trat beiseite und ließ Sasuke eintreten. Dieser setzte sein charmantestes Lächeln auf und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Shikamaru wollte gerade einen neuen Anrufer annehmen, als Tsunade ihren Kopf durch die Tür schob und sie bat, zur Werbung zu schalten. Sakura trank einen großen Schluck ihres Kaffees, als eine weitere Person den Raum betrat und sie sich auf das heftigste verschluckte. Die Haruno lief rot an und klopfte sich mit der Faust auf den Brustkorb. Langsam beruhigte sie sich. Tsunade stand resigniert hinter Sasuke Uchiha und hätte die Rosahaarige am liebsten mit dem nackten Hintern angesprungen. Doch dann entschied sie sich für ihr Pokerface. „Also Herr Uchiha, das hier sind Shikamaru Nara und Sakura Haruno.“ Shikamaru stand auf und schüttelte höflich die Hand des Uchiha. „Danke für Ihr Kommen. Wir sind selber immer noch ganz aus dem Häuschen, wie Sie vielleicht auch an meiner Kollegin sehen.“ Sasuke lächelte weiterhin gezwungen freundlich. „Ja, das sehe ich.“ Er wandte sich Sakura zu. „Ich glaube wir müssen uns nicht ein drittes Mal vorstellen oder“ Ungläubig mischte sich Tsunade ein. „Sie kennen sich bereits?“ „Ja, wir hatten in den letzten Tagen einige eher zufällige Begegnungen.“ Sasuke schob die Hände in seine Hosentaschen und zeigte so etwas wie ein Zähne zeigen. „Na das ist ja noch besser.“ Begeistert klatschte die ältere Frau in die Hände. Sasuke räusperte sich. „Also ich würde zunächst erstmal ein paar weitere Details mit Ihnen besprechen.“ Er sagte das zu Tsunade, welche nickte. Dann verließen die Beiden das Aufnahmestudio und verschwanden in ihrem Büro. Neugierig wandte sich Shikamaru seiner besten Freundin zu, die noch immer rot war. Mittlerweile aber eher vor Scham. Wo waren diese Löcher im Erdboden, wenn man sie am dringendsten brauchte? „Woher kennst du Sasuke Uchiha? Und wann wolltest du mir davon erzählen?“ „Hö? Ich höre wohl nicht richtig. Du warst doch sogar das eine Mal dabei.“ „Daran müsstest du mich aber erinnern.“ „Letzte Woche. Im Treppenhaus. Der dunkelhaarige Kerl.“ Sakura winkte vor dem Gesicht des Nara herum. „Das war der Kerl?“ Grübelnd lehnte er sich zurück. „Und wann hast du ihn nochmal getroffen?“ Sakura vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Am Freitag. Im Mio. Bestimmt war das seine Familie, mit der er da Essen war. Oh Gott!“ „Dann hättest du ihn doch aber erkennen können. Ich meine, wenn wirklich Fugaku Uchiha bei unseren Vätern im Restaurant saß…“ „Man, Shikamaru! Du weißt, ich habs nicht so mit Gesichtern merken. Außerdem habe ich Fugaku bisher nur auf Pressebildern gesehen. Das ist doch wohl etwas völlig anderes in Echt.“ Leider hatten die Zwei keine Zeit sich weiter zu unterhalten da der Werbeblock sich dem Ende näherte. Ein unnatürlicher Krach weckte die Blondine auf. Sie drehte sich zur anderen Betthälfte die leer war und griff zu dem Handy das sie vorhing dort hin gelegt hatte. Sie hatte eine Nachricht. »Hey Süße, geht es dir besser? Ich habe deine Sekretärin beauftragt, dir etwas Suppe vor die Tür zu stellen. Ich sitze leider noch in einem Meeting fest. Sehen wir uns heute Abend?« Temari setzte sich auf und war erleichtert, dass das flaue Gefühl vorbei war. Sie schlüpfte in ein paar Hausschuhe und warf sich einen Bademantel über ihren halbnackten Körper und ging zur Haustür. Tatsächlich standen dort eine Hühnersuppe ihres Lieblingsrestaurants und zwei Laugenbrötchen. Freudig schlug sie die Tür mit ihrer Hüfte zu und ging in die Küche ihres Apartments. Unter der Woche lebte sie meistens hier, da der Weg zur Arbeit um einiges kürzer war, als vom Haus im Vorort aus. Abgesehen davon liebte sie den Lärm und den Geruch der City. Sie war ein absoluter Großstadtmensch. Sie stellte das Essen auf der Arbeitsplatte ab und suchte nach einer Suppenschüssel in dem großen Küchenschrank. Während die Suppe nochmal warm wurde, suchte sie sicherheitshalber eine Schmerztablette und nahm sie mit einem großen Schluck Wasser ein. Von der Übelkeit heute Morgen war nichts mehr übrig. Lediglich ziemlich großer Hunger war zurück geblieben. Aus dem Kühlschrank schnappte sie sich die Butter und schmierte diese auf eines der Laugenbrötchen. Genüsslich biss sie von dem Brötchen ab und ein wohliges Gefühl durchflutete ihren Körper. Sie holte die warme Suppe aus der Mikrowelle und verzog sich zurück ins Bett. Temari hatte spontan beschlossen, sich heute frei zu nehmen. Okay, fast frei zu nehmen. Sie hatten am Donnerstag ein letztes großes Geschäftspartner Meeting, bevor Freitag alle in den Betriebsurlaub gingen und erst im neuen Jahr wieder vor Ort sein würden. Daher musste sie noch eine Präsentation und den entsprechenden Vortrag dazu fertig machen. Aber das konnte sie heute ausnahmsweise auch von ihrem Bett aus tun. Sie schrieb Shikamaru noch eine Nachricht. Vielleicht hatte er ja vor Weihnachten noch etwas Zeit für sie, auch wenn ihr Gewissen sofort anklopfte. Sie schüttelte die Gedanken ab. Die Blondine schnappte sich die Fernbedienung vom Regal hinter ihrem Bett, kuschelte sich zurück in die flauschige Decke, löffelte die heiße Suppe und gönnte sich schlechtes Trash-TV. Eine kleine Sünde ihrerseits. Sie regte sich im Grunde immer über diese Art von Fernsehformat auf, konnte aber selber nicht aufhören es zu schauen. Aber, dachte sie sich, wo kein Kläger, da kein Richter. Gegen späten Nachmittag war sie mit der Präsentation fertig und klappte den Laptop zusammen. Sie streckte sich ausgiebig und spürte, dass ihr rechter Fuß eingeschlafen war. Sie hatte den ganzen Tag im Bett verbracht. Auch die Arbeit hatte sie die letzten Stunden hier verrichtet. Sie fühlte sich stinkig und muffig und beschloss sich schnell eine heiße Dusche zu gönnen. Das warme Wasser war eine wahrhafte Genugtuung. Es hüllte ihren Körper ein wie eine zweite Haut. Nach der Dusche goss sie sich ein Glas Pinot-Grigio ein. Sie hatte das Bedürfnis nach frischer Luft. Sie öffnete ihr Küchenfenster, kletterte nach draußen und stieg, mit dem Weinglas in der Hand, die Feuertreppe zum Dach hinauf. Als sie vor einem Jahr zum ersten Mal hier heraufkam zeigte der Makler ihr den kleinen Dachgarten, den die Vormieter angelegt hatten, indem sie ein paar schicke Pflanzkübel und eine kleine Bank aufgestellt hatten. Offiziell gehörte ihr der Garten nicht, aber ihre Küche besaß den Einzigen direkten Zugang. Die Pflanzen waren inzwischen komplett vertrocknet und abgestorben. Momentan lagen sie zusätzlich unter einer dicken Schicht aus Schnee und Eis. Offenbar war sie nicht besonders gut darin, sich um etwas zu kümmern. Sie stand mit dem Glas Wein in der Hand auf dem Dach und schaute auf die lichterblitzende Dunkelheit Chicagos. Um sie herum lebten, atmeten, aßen und stritten Millionen von Menschen. Die Stadtgeräusche stiegen in die Nachtluft auf, Straßenlaternen glitzerten vom Schnee. Sie hörte wie Autos beschleunigten. Türen flogen zu. Ein paar Kilometer südlich dröhnte das gefühllose Hämmern eines Polizeihubschraubers, dessen Suchscheinwerfer auf der Jagd nach flüchtigen Kriminellen tastete. In der Ferne hörte sie ein Martinshorn. Es war eigentlich immer und zu jeder Zeit ein Martinshorn zu hören. Temari zögerte, doch dann machte sie einen Schritt auf den Dachvorsprung, die Arme seitwärts ausgestreckt. Es dauerte nicht lange und sie spürte wie die Kälte des Schnees durch ihre Turnschuhe drückte. Sie setzte einen Fuß vor den anderen. Eine schwache Brise lließ sie unter der Fleecejacke frösteln und die Haare auf ihrem Arm prickeln. Es war zu einer Gewohnheit für sie geworden. Sie, die nächtliche Skyline und die tröstliche Dunkelheit. Sie setzte das Weinglas an ihren vollen Lippen an und nahm einen Schluck. Sie schwor sich und der Stadt um sie herum, dass sie ab sofort ehrlich zu sich sein würde. Kapitel 10: Noodles ------------------- Shikamaru warf den gelben Tennisball immer wieder gegen die Wand neben seinem Computer und fing ihn auf, nachdem er zurückprallte. „Wir hatten heute extrem viele neue Anrufer aus dem ganzen Land.“ „Es war eine der besten Sendungen überhaupt.“ Die Tür hinter ihnen ging auf und sie drehten ihre Köpfe zu Tsunade, die hereinkam. „Spricht man vom Teufel“, murmelte der Nara. „Gibt’s schon Nachrichten von oben? Mochten sie uns?“ Tsunade zog die Schultern hoch und ihr Gesicht verriet nichts. „Wie soll ich es euch sagen?“ „Oh nein. Sie haben uns gehasst.“ Sakura schaute entmutigt nach unten. „Nein. Ich veräppele euch nur.“ Dann fing die blonde Frau an zu lachen. „Sie waren begeistert!“ „Nicht cool Tsunade.“ Zustimmend pflichtete Sakura ihrem besten Freund bei. „Es gefiel Ihnen so gut, dass ihr eine Live-Sendung am Silvesterabend machen sollt.“ Ungläubig schauten sich Sakura und Shikamaru an und strahlten um die Wette. „Von wie live reden wir hier?“ Die Haruno traute sich fast nicht zu fragen. „Wir reden hier von landesweiter Beachtung. Ihr könntet Millionen Menschen erreichen. Das kann eure Chance sein, den Sprung vom Lokalsender weg zu schaffen. Außerdem wollen sie eine Videoübertragung machen.“ Sakura bekam erste Zweifel. Wollte sie das überhaupt? Aber war es nicht immer ihr Traum zusammen mit Shikamaru die Menschen von überall zu erreichen? „Wo soll es stattfinden?“ Tsunade vergrub die Hände in den Taschen ihrer schwarzen Stoffhose. „Nun, Sie suchen etwas, wo genügend Platz für alle sein wird.“ „Wie wäre es mit dem Mio?“ Shikamaru sagte das mehr zu Sakura, als zu Tsunade. „Das wäre perfekt. Bisher sind noch nicht viele Karten für Silvester verkauft worden. Das würde den Verkauf auf jeden Fall ankurbeln“ Sakura stand auf und war vollkommen begeistert. „Viele kostenlose Werbung.“ „Für alle ein Gewinn.“ „Also ist das ein ja?“, mischte sich Tsunade ein. „Dann mal los.“ „Was sie sagt.“ Er zeigte mit dem Daumen auf Sakura. „Perfekt. Dann klärt bis heute Abend bitte alles mit euren Vätern ab.“ Tsunade lächelte beiden nochmal zu und verließ dann das Büro. „Oh mein Gott! Das wird das beste Silvester aller Zeiten.“ Sakura fiel Shikamaru um den Hals. Hinata saß im schwarzen Zimmer von Illinois International News und bereitete die alljährliche Tombola vor. Über das Jahr hinweg sendeten Partner und Sponsoren eine Unmenge an Werbegeschenken zu, die sich nicht in dem Tempo weiterverschenken ließen, wie sie diese bekamen. Deshalb wurde vor ein paar Jahren damit begonnen die Geschenke per Los an die Mitarbeiter weiterzureichen. Von weihnachtlichen Biersorten über Hautpflege gab es alles. Jetzt saß sie vor einem Berg aus Werbegeschenken und hatte damit begonnen, alles einzeln aufzuschreiben und jedem Artikel eine Nummer zu versehen. Später würde sie mit einem Lostopf umhergehen und jeder Mitarbeiter konnte sich eine Nummer ziehen und bei ihr anschließenden den entsprechenden Preis abholen. Es waren keine besonders wertvollen Gegenstände, aber die meisten schätzten die Geste, die dahinter stak. Außerdem war es eine schöne Tradition hier geworden und es läutete inoffiziell das Ende des Jahres ein. Passend dazu hatte sie sich den Weihnachtssender von IIN auf dem großen Fernseher angeschaltet, der im schwarzen Zimmer für Videokonferenzen hing. Sie wusste selber nicht, wieso dieser Raum hier als schwarzes Zimmer bezeichnet wurde. Hinatas Vermutung umfasste die Tatsache, dass sämtliches Mobiliar hier diese entsprechende Farbe trug. Leise summte sie die Melodie ihres Lieblingsweihnachtsliedes mit, als die Milchglastür aufging und Hinata sich so erschreckte, dass sie mit dem schwarzen Edding über den Tisch malte. Gut, dass hier eh alles schwarz ist. „Entschuldigung. Ich wusste nicht das jemand hier drinnen ist.“ Was machte er schon wieder hier? „Na-Naruto?“ Hinata wurde warm. „Oh Hinata, du bist es ja. Schön dich schon wieder zu sehen. Itachi hat vorhin angerufen. Das Konferenztelefon hat wohl einen Wackelkontakt. Den wollte ich mir fix anschauen.“ Naruto Uzumaki schenkte ihr wie immer sein breitestes Grinsen. „Ich hoffe, ich störe dich nicht.“ Erst jetzt viel ihm das Chaos auf, dass vor Hinata auf dem großen runden Tisch lag. Sie schob schnell alles beiseite. „Nein, nein. Ich kann in der Zwischenzeit auch etwas anderes machen.“ So schnell wie möglich wollte sie aus dem Raum, als Naruto seine Stimme wieder anhob. „Du brauchst wegen mir keine Flucht zu ergreifen. Ich bin auch ganz still.“ Hinata dachte kurz nach. Was wäre weniger peinlich? Jetzt den Raum zu verlassen und es so aussehen zu lassen, als wäre sie auf der Flucht oder ein paar Minuten mit Naruto zusammen in einem Raum gefangen zu sein? Sie entschied sich zu gehen. Doch anstatt den Raum zu verlassen, setzte sie sich wieder. Blödes Herz! Am liebsten würde sie sich selber ohrfeigen. Naruto ging um den runden Tisch herum und nahm das Telefon zur Hand. Er summte das Weihnachtslied vor sich hin und ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er das Telefon genauer untersuchte. Hinata schielte verstohlen zu dem Blonden hinüber. Er schien überhaupt nicht zu bemerken, was er für Töne von sich gab. Plötzlich hob er seinen Kopf und schaute ihr unvermittelt direkt in die Augen. „Tolles Lied, nicht wahr? Hinata nickte zustimmend und nuschelte leise. „Mein Lieblingslied zu Weihnachten.“ Überrascht weiteten sich Narutos Augen. „Ehrlich? Meins auch. Die wenigsten Leute kennen es überhaupt wenn man sie danach fragt.“ Hinata schmolz innerlich dahin, als er sie ansah und lächelte. Es war bereits später Nachmittag als Sakura und Shikamaru beim Mio eintrafen. Sie wollten es ihren Vätern persönlich sagen und nicht über das Telefon. Nun standen die Beiden vor dem roten Backsteingebäude und waren noch mindestens genauso aufgeregt, wie heute Mittag. „Ich bin so gespannt, wie sie reagieren werden.“ Shikamaru drückte die Tür auf es kam ihm direkt eine angenehme Wärme entgegen. Es war nicht viel los. Ein paar ältere Personen saßen vorne an der Bühne und lauschten den Klängen eines Pianospielers. Shikaku stand an der Bar und wischte über den Tresen, während Kizashi gerade eine Dame bediente und zurück zur Bar ging. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht, als er Sakura und Shikamaru sah. „Sakura? Shikamaru? Was macht ihr beiden hier?“ Die Rosahaarige wollte nicht lange um den heißen Brei herum reden. „Wir müssen euch was fragen.“ „Klar doch. Jederzeit“, sagte Shikaku. „Natürlich kommt es darauf an, was ihr uns sagen wollt.“ Verschwörerisch blickte er zwischen Sakura und Shikamaru hin und her. Sakura wusste direkt auf was er anspielte. „Oh Dad, ich bitte dich. Lass es doch endlich gut sein.“ „Na gut, dann lasst mal hören, was ihr zu sagen habt.“ Sakura schaute zu Shikamaru. „Also, was haltet ihr davon, wenn wir zu Silvester eine Live-Sendung aus dem Mio machen?“ Shikaku schmiss den Aufwaschlappen in die Spüle. „Wie Live-Sendung?“ Und dann klärten die Beiden ihre Väter über alles Wichtige auf. „Und was sagt ihr dazu?“ Die Vier hatten sich mittlerweile an einen der Tische neben der Bar gesetzt. „Das Mio wird im ganzen Land zu hören und zu sehen sein.“ Der Haruno schaute zu seinem Freund. „Was wir dazu sagen? Ich bitte euch! Natürlich sind wir einverstanden. Das ist absolut großartig!“ Auch Shikaku konnte seine Begeisterung kam noch an sich halten. „Das ganze Land…Wow! Das ist einfach nur brillant.“ Sakura strahlte. So leicht hatte sie sich das Ganze nicht vorgestellt. „Prima. Dann rufen wir Tsunade an und sagen ihr, dass ihr dabei seid.“ Kizashi sah sich hektisch im Restaurant um und sagte zu seinem Freund. „Die Weihnachtsdeko müssen wir direkt nach Weihnachten wegräumen und alles für Silvester herrichten.“ Shikaku nickte. „Oh ja. Ich werde nachher direkt den Karton mit der Silvesterdekoration suchen.“ Kizashi nahm jeweils eine Hand von Sakura und Shikamaru und drückte sie. „Wir danken euch, für dieses wunderbare Vorweihnachtsgeschenk. Deine Mutter wäre unfassbar stolz auf euch Beide.“ Das letzte sagte Kizashi mit leiser werdender Stimme. Sakuras Augen glänzten und sie lehnte ihren Kopf an Shikamarus Schulter, der still nach unten blickte. „Genau das wollte Mebuki immer. Das hier das Leben einkehrt, und gesungen und getanzt wird, wie noch vor fünfzehn Jahren.“ Sakura dachte wehmütig an ihre Mutter und eine Träne lief stumm ihrer Wange hinab. Mebuki Haruno starb vor zwei Jahren vollkommen unerwartet. Sie ging abends ganz normal mit ihrem Ehemann schlafen und am nächsten Morgen ist sie nicht mehr aufgewacht. Herzversagen, hatten die Ärzte ihnen mitgeteilt. Sie war friedlich eingeschlafen und ihr Herz hatte entschieden, in dieser Nacht seinen Dienst zu beenden. Es gab keine Vorerkrankungen oder sonstige Anzeichen von Beschwerden. Sie war einfach so gegangen. Und das brach Sakura damals ihr eigenes Herz. Die beiden Männer standen auf und ließen Sakura und Shikamaru allein. Allerdings nicht ohne jedem vorher ein ermutigendes Lächeln zu schenken. Der Tod von Mebuki hatte damals alle von den Füßen gerissen und sie hatte eine große Lücke hinterlassen, die sich niemals vollkommen schließen würde. Fröhlich schloss Hinata ihre Wohnungstür auf. Sie streifte sich die grauen Stiefel von den Füßen und trat auf den flauschigen, fliederfarbenen Teppich in ihrem Flur. Ihre Jacke hing sie in den kleinen Kleiderschrank, der neben der Tür stand und schlüpfte in ein Paar kuscheliger Socken. Sie fühlte sich wie beflügelt und schwebte fast schon durch ihre Wohnung. Sie hatte es heute das erste Mal geschafft, sich mit Naruto wie ein normaler Mensch zu unterhalten. Ein paar Stunden früher „Was machst du da eigentlich? Sieht ziemlich aufregend aus.“ Der Uzumaki betrachtete den Berg an Geschenken und Hinata klärte ihn über die Tombola auf. „Jetzt habe ich alles gelistet und werde alles mit einer Nummer versehen und dann den Lostopf dazu fertig machen.“ „Klingt cool. Schade das ich nicht auch etwas ab bekomme.“ Naruto klemmte ein Kabel am Telefon ab und holte einen Seitenschneider aus seiner Tasche. „Vielleicht bleibt ja etwas übrig. Dann würde ich sofort an dich denken.“ Hinata spürte wie die Hitze in ihr aufstieg. Innerlich rief sie sich dazu auf, ganz entspannt zu bleiben. Mit Sasuke konnte sie doch auch völlig normal reden. Sasuke ist aber auch nicht Naruto! Naruto schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Das würdest du machen? Du bist echt die Beste Hinata.“ Er pfriemelte noch einmal an dem Kabel herum und stellte es dann zurück auf den Tisch. „Fertig.“ Er warf seine Utensilien in die Tasche zurück und setzte sich einen Moment gegenüber von der Dunkelhaarigen. „Ich fände den weißen Kolibri am coolsten.“ Er nahm einen kleinen, weißen Kolibri aus Keramik und hielt ihn neben seinen Kopf. „Passt doch zur mir, findest du nicht? Andere Leute sagen, ich habe eine Meise, aber ich würde eher sagen, dass einen mächtigen Kolibri habe.“ Hinata kicherte. Sie fand es wirklich süß, wie Naruto sich selber nicht so ernst nahm. „Ich werde an dich denken, sollte ihn keiner bekommen.“ Naruto legte den Vogel vorsichtig zurück an seinen Platz. „Wann hast du Mittagspause?“ Die Hyuga sah auf ihre Uhr. Es war bereits kurz vor Eins. Sie hatte sich wieder mal so in Arbeit begraben, dass sie ihre Pause verpasst hatte. „Eigentlich vor einer Stunde. Wieso?“ Naruto grinste unverfroren. „Wollen wir vielleicht zusammen irgendwo etwas kleines Essen gehen? Ich sterbe vor Hunger und du siehst auch aus, als würde eine Essenspause nicht schaden.“ Zur Untermauerung seiner Worte grummelte Narutos Magen. „Siehst du.“ Hinata dachte über dieses einmalige Angebot nach. Zusammen verließen sie das Gebäude von IIN. Naruto hatte seine Arbeitssachen bei Hinata hinterlegt. Ansonsten bestanden seine Arbeitskleidung aus einer anthrazitfarbenen Funktionshose und einem einfach schwarzen Poloshirt mit seinem Namen darauf. Darüber trug er eine, ebenfalls anthrazitfarbene, Softshelljacke. Hinata kam sich neben ihm absolut unpassend bekleidet vor, obwohl es ihm wahrscheinlich nicht einmal auffiel. Sie trug eine gefütterte, dunkelrote Leggins und ein enganliegendes, dunkelgraues Strickkleid mit einem Schalkragen. In ihrem Bauch fuhren die Schmetterlinge Achterbahn. Naruto, der vornweg gegangen war, drehte sich zu ihr um und wartete darauf, dass sie zu ihm aufholte. „Auf was hättest du Lust?“ Er vergrub seine Hände in den Taschen seiner Hose und bei jedem Wort konnte sie seinen Atem sehen. Die Sonne schien und der Himmel war strahlend blau. Sie liebte solche Wintertage, wenn die warmen Sonnenstrahlen die vor Kälte zitternde Haut kitzelte. Sie zog die Schultern hoch. „Ähm...weiß nicht. Vielleicht eine wärmende Suppe?“ Narutos Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen. „Dann habe ich genau die richtige Idee.“ Gemeinsam spazierten sie ein kurzes Stück am Chicago River entlang, als Naruto in eine unscheinbare Seitengasse einbog. Von der Sonne war hier nicht mehr viel zu sehen. Links und rechts schluckten riesige Wolkenkratzer das Tageslicht. „Also wenn du mich nur raus gelockt hast um mich zu ermorden, dann wären die Müllcontainer hinter dem Radiosender näher gewesen.“ Naruto lachte über Hinatas Gedanken. „Ich wusste gar nicht, dass du zu dieser abergläubischen Sorte Frauen gehörst.“ Du weißt so viel mehr nicht über mich, dachte die Dunkelhaarige frustriert. „Hey, du nimmst mir den Satz jetzt aber nicht Übel oder?“ Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Hinata winkte ab. „Keine Sorge. Ich schaue einfach zu viele Krimiserien. Und dieser Ort hier ist einfach so ein typischer Schauplatz bevor die Leiche einer jungen Frau gefunden wird.“ „Dann hüte dich vor den bösen Jungs.“ Er lachte gefährlich und Hinata boxte ihm gegen den Arm. Sie war selber von sich überrascht wie einfach es sein konnte, sich mit Naruto zu unterhalten, wenn sie nicht alles kaputt analysierte. Sie rannte in den Uzumaki hinein, als der unvermittelt stehen blieb. „Hier wären wir. Mein Lieblingsnudelsuppenrestaurant.“ Hinata schaute hoch. Ein flackerndes Schild mit dem Namen ‚Ichiraku‘ stand dort geschrieben. Wobei es eher ‚Ichira‘ hieß, denn das K und das U leuchteten nicht mehr. Der Laden war nicht größer als zehn Quadratmeter. Überall winkten goldene Glückskatzen. Es gab genau einen Tisch und zwei Stühle hier und einen kleinen Kassenbereich, hinter dem ein Herd stand und eine kleine Tür die in einen anderen Raum führte. „Bist du dir sicher, dass du hier her wolltest?“ Hinata flüsterte. „Ich komme regelmäßig hier her. Teuchi macht die beste Nudelsuppe in ganz Chicago. Vertrau mir.“ Er zwinkerte ihr zu und trat ein. Es roch nach einer Mischung aus abgestandenen Bratfett und Brühe. Hinata war sich nicht sicher, ob sie wirklich etwas hier Essen wollte. Ein Mann mittleren Alters kam aus dem Nebenraum. „Oh! Hallo Naruto. Schön dich wieder zu sehen. Was machen die Syphilis?“ Erschrocken wich Hinata einen Schritt von Naruto weg. Doch der lachte nur. „Tag Teuchi, du meinst bestimmt meine Physalis. Die wachsen und gedeihen.“ Doch der Mann schüttelte nur den Kopf. „Nein, nein. Ich meine schon diese kleinen orangen Dinger.“ Erleichterte atmete Hinata aus, was nun Teuchis Aufmerksamkeit auf die Hyuga lenkte. „Naruto, du hast endlich eine Freundin. Und dann auch noch so eine Hübsche.“ Teuchi schenkte Hinata ein bewundertes Lachen. „Du musst wissen, er stellt sich immer unendlich dusselig an, was das andere Geschlecht angeht.“ „Du weißt schon, dass ich dich hören kann?“ „Entschuldige. Also was kann ich für euch tun?“ Teuchi tätschelte sich an seiner weißen Kochmütze. Wieso stellt er nicht klar, dass ich nicht seine Freundin bin? Hinata war verwirrt. Naruto bestellte zwei Mal Ramen und für jeden eine kleine Flasche Cola. Dann setzte er sich mit Hinata an den kleinen Tisch. Beide zogen ihre Jacken aus und hängten sie über die Lehne des Stuhls. Der Blondschopf gönnte sich einen großzügigen Schluck seiner Cola. „Sorry, falls ich dich gerade in eine unangenehme Situation gebracht habe. Teuchi kann manchmal sehr plump sein.“ „Ist okay.“ Hinata trank einen Schluck. „Aber wieso hast du es nicht richtig gestellt?“ Naruto dachte einen Moment über seine Worte nach. „Er hätte so lange auf mich eingeredet, bis ich letztlich so oder so ja sagen würde. Wenn man Teuchi gleich zustimmt, lebt man sorgloser. Und wenn ich das nächste Mal hier bin, sage ich ihm einfach das du mich doch nicht so mochtet und Schluss gemacht hast.“ Er zuckte mit den Schultern und grinste sie an. Wäre Hinata nicht Hinata, hätte sie in diesem Augenblick bestimmt all ihren Mut zusammen genommen und ihm ihre Gefühle gestanden. Aber so lächelte sie nur und einen verschwindend geringen Moment war so etwas wie Traurigkeit in ihrem Blick zu sehen. Nachdem Teuchi die Suppen gebracht hatte und Hinata die Sorgen bezüglich Hygiene über den Bord geworfen hatte, verbrachten sie eine tolle Zeit gemeinsam. Der Blondschopf hatte sogar darauf bestanden sie zum Essen einzuladen und er hatte nicht gelogen. Es war wirklich die beste Nudelsuppe die sie bisher in ihrem Leben gegessen hatte. Ab sofort würde sie zweifellos immer an Naruto denken müssen, wenn sie irgendwo eine Nudelsuppe aß. Kapitel 11: Snow Globe ---------------------- Mit einer großen Tüte voller leckerer Kleinigkeiten bepackt bog Sakura in die Einfahrt zu ihrer Wohnung ein. Ein älterer Mann mit einer rot karierten Baskenmütze schaufelte gerade den Weg frei. Neben ihm stand ein Eimer Streusalz. Dunning Smith, Hausbesitzer und Vermieter, bemerkte die Rosahaarige. Der Mann hatte tiefe Falten in seinem Gesicht und wirkte immer etwas mürrisch. Doch im Grunde war er ein herzensguter Mensch, der einfach nur zu viele Tiefschläge erleben musste. Vor drei Jahren starb seine Frau und bei einem schweren Autounfall vor über zehn Jahren waren seine Tochter und deren Kind ums Leben gekommen. „Ah Sakura, pass auf das du nicht ausrutscht. Ich habe noch nicht gestreut.“ „Hallo Dunning, kann ich dir irgendwie helfen? Ich kann meine Einkäufe schnell wegräumen und dann fix mit Schnee schippen.“ Er winkte ab. „Danke, aber irgendeine Aufgabe brauche ich ja auch noch. Pass nur auf, dass du nicht ausrutscht und dir etwas brichst.“ Sakura betrachtete ihn kurz. Er sah um einiges älter aus, als er wirklich war. Er war vor wenigen Monaten in die wohlverdiente Rente gegangen und vor kurzem hatte er seinen 62. Geburtstag gefeiert. Sakura wusste das so genau, weil sie ihm seine Lieblingstorte gebacken hatte. Das war einer der wenigen Momente, in denen er seine eigentlich gute Seele zeigte. Sogar ein paar Freudentränen hatte der alte Mann vergossen, da nicht im Geringsten damit gerechnet hatte, dass jemand an ihn dachte. „Du scheinst noch viel vor zu haben, wenn ich die Größe deiner Einkaufstüten sehe.“ Sakura lachte. „Jaja. Du weißt doch. Kurz vor Weihnachten habe ich immer besonders viel zu tun.“ Sie ging an ihm vorbei. „Wenn du doch noch Hilfe brauchst, kannst du einfach klingeln.“ Sie verabschiedete sich und trat vorsichtig die Steinstufen hinauf. In der Haustür klemmte ein Stück Holz, damit diese nicht zufiel. Sie drehte sich nochmal zu Dunning herum, der mit grüblerischer Miene weiter den Schnee hinter die Hecken der Einfahrt schippte. Sakura breitete die Einkäufe großflächig auf ihrem Küchentisch aus. Sie hatte die nächsten Tage ein ganzes Stück Arbeit vor sich, wollte sie bis zum 24. Dezember alles fertig bekommen. Denn seit einigen Jahren machte sie für die Weihnachtsgäste im Mio und für ihre Kollegen kleine Geschenketüten, mit selbstgemachten Kleinigkeiten. Die braunen Papiertüten waren glücklicherweise gestern noch mit der Post geliefert worden. Sie sortierte Rezeptweise ihre Zutaten und nahm sich die blaue Schürze vom Haken. Sakura heizte direkt ihren Backofen vor, so hatte sie später keine sinnlose Wartezeit. Ihr Blick blieb kurz an ihrem Kalender hängen. Heute war Mittwoch. Sie musste also alles innerhalb von heute und morgen fertig bekommen und dann noch ihrem Vater vorbei bringen. Sie holte tief Luft, schob die Ärmel ihres Pullovers hinter die Ellenbogen und holte die Rührschüssel ihrer Küchenmaschine vor. Die Rosahaarige würde zunächst mit dem Baumkuchenkonfekt starten. Das erforderte die meiste Zeit. Sie überflog nochmal schnell das Rezept und begann damit, Eier zu trennen und das Eiweiß steif zu schlagen. Zwei Stunden und eine riesen Ladung verbrannte Mandeln später war der Baumkuchen soweit fertig gebacken, dass er zum Abkühlen auf ihr Fensterbrett konnte. Um die Mandeln tat es ihr leid. Tsunade hatte sie zwischenzeitlich angerufen und dabei hatte sie die empfindliche Zuckermasse aus den Augen gelassen. Der bittere Geruch weckte dann ihre Aufmerksamkeit. Fast als hätte Sakura schon damit gerechnet, hatte sie ein paar extra Beutel Mandeln gekauft und würde sich nun vollkommen darauf fokussieren. Dieses Mal wollte sie sich von nichts ablenken lassen. Sie gab alles bis auf die Mandeln in die Pfanne und stellte die Herdplatte auf mittlere Stufe. Jetzt hieß es abwarten und nichts verbrennen lassen. Gut gelaunt summte sie die Melodie des Weihnachtsliedes mit, dass im Hintergrund gerade im Radio lief. Während die Haruno darauf wartete, dass der Zucker anfing zu schmelzen, glitten ihre Gedanken an heute Vormittag zurück. Sasuke Uchiha war auch heute im Sender gewesen. Allerdings vermehrt bei Tsunade, als bei ihr. Und Shikamaru, fügte sie gedanklich noch hinzu. Bei ihnen war nur ein paar Minuten, um über die Silvester Sendung zu reden und ein paar Details zu besprechen. Er tat dabei als kannte er sie überhaupt nicht. Du dumme Kuh! Er tut nicht nur so, er kennt dich ja nunmal wirklich nicht. Hör auf dir einzubilden, dass er dich anschaut. Außerdem wollte sie doch gar nicht, dass er sie ansah…oder? Jedes Mal wenn er ihr beim Sprechen in die Augen gesehen hatte, machte ihr Herz einen Hüpfer und sie spürte eine Wärme durch ihre Glieder sprühen. Es ließ sich nicht abstreiten, dass er unfassbar gut aussah und er rein zufällig genau ihr Typ Mann war, bei dem sie schwach werden konnte, aber es lief alles darauf hinaus das er ihr Chef werden würde. Zumindest wenn die Silvester Show so ablaufen würde, wie sie es momentan planten. Und sie würde nie im Leben etwas mit ihrem Boss anfangen. Allerdings sprach die sexuelle Seite in ihr etwas anderes. Sie war eben doch auch einfach nur ein Mensch mit gewissen Bedürfnissen. Und gegen einen Blick auf diesen, mit Sicherheit sehr attraktiven Körper, würde sie bestimmt nichts einwenden. So in ihre Gedanken vertieft, verpasste Sakura beinahe den Moment um die Mandeln zur kochenden Zuckermasse zu geben. Ihr war ganz heiß geworden und ein dümmliches Grinsen hatte sich auf ihre Lippen geschlichen. Auch wenn sie es niemals zugeben würde, aber in dieser Hinsicht war sie eifersüchtig auf Shikamaru. Seit dieser seine geheimnisvolle Freundin hatte, wirkte er viel ausgeglichener und zufriedener als er es so schon immer war. Zu gerne wüsste die Haruno nach wie vor, wer diese Freundin war. Aber leider machte er ein größeres Geheimnis daraus, als David Beckham und die Frage ob er seine Unterhosen nur einmal trägt und dann entsorgt. Das Läuten ihrer Wohnungstür riss Sakura aus ihren Gedanken. Das konnte sie im Moment überhaupt nicht gebrauchen, wenn sie nicht nochmal ein Pfund Mandeln entsorgen wollte. Sie drehte die Platte auf kleinste Stufe und wusch sich fix die Hände ab. Sie würde denjenigen, der vor ihrer Tür stand schnell abwimmeln und sich weiter ihren gebrannten Mandeln widmen. Den Baumkuchen musste sie auch noch fertig machen. Bestimmt wieder nur der Staubsaugervertreter. Es klingelte nochmal. „Jaja. Ich komme ja schon“, sagte sie genervt und drückte die Klinke herunter. Im nächsten Augenblick bereute sie sofort, nicht durch den Spion geschaut zu haben. Shikamaru und Temari gingen händchenhaltend an der Promenade vom Lake Michigan entlang. Es dämmerte, aber die viele Weihnachtsbeleuchtung strahlte die Beiden an, als wäre helllichter Tag. Die Straße war zugeschneit, denn seit gut zwei Stunden rieselte das weiße Pulver beharrlich vom Himmel. Es schien alles darauf hinauszulaufen, dass es wieder weiße Weihnachten geben würde. Am Jachthafen blieben die beiden stehen und blickten auf den Großen See, der friedlich vor ihnen lag. Die Boote wippten im Takt des Wellengangs auf und ab. Temari lehnte ihren Kopf gegen Shikamarus Brust und genoss den Augenblick, der nur ihnen Beiden gehörte. Shikamaru bette seinen Kopf auf ihrer Schulter. Stumm genossen sie die Nähe des jeweils anderen, als Shikamarus Stimme die Ruhe durchbrach. „Ich würde dich gerne meinen Eltern vorstellen. Was hältst du davon?“ Der Gedanke war ihm seit dem Telefonat mit dem Zuhörer im Kopf geblieben. Irgendwie hatte er plötzlich das Bedürfnis verspürt sie allen ganz offiziell vorzustellen. Es fühlte sich einfach alles so richtig mit Temari an. Er wollte das sie alles vom ihm wusste und kannte und im Gegenzug wollte er jede Seite von ihr entdecken. Die hübsche Blondine mogelte sich aus seinen Armen und sah ihn eindringlich an. In Temaris Kopf ratterte es. Sie war noch nicht bereit dazu. Ein sanfter Ausdruck legte sich in ihren Blick. Sie griff eine Hand von Shikamaru und verschränkte sie mit ihrer. „Ich fühle mich wirklich geschmeichelt davon, aber ich bin, glaube ich, noch nicht bereit dazu diesen Schritt zu gehen. Du weißt wie sehr ich unsere kleine Blase liebe, in der wir momentan noch sind. Und würden wir uns jetzt gegenseitig unseren Familien vorstellen, würde sie bestimmt platzen.“ Shikamaru dachte eine Weile über ihre Worte nach. Seine Hand war noch immer mit ihrer verschränkt. „Ich verstehe dich, aber ist das wirklich deine größte Angst? Das diese Blase platzt? Was sollte sich danach denn großartiges verändern? Du und ich wären noch immer die gleichen Menschen.“ Temari nahm ihre Hand weg und vergrub sie in den Taschen ihres Mantels. Ihr Blick verbarg etwas. Sie verlagerte ihr Gewicht von dem einen auf das andere Bein. „Du bist in einem behüteten Elternhaus aufgewachsen. Du würdest die Flucht ergreifen, wenn du plötzlich meine Familie kennenlernen würdest. Für meine Eltern gab es schon immer nur die Firma. Die stand immer an erster Stelle. So bin ich aufgewachsen. Ich kenne es nicht, wenn sich Eltern plötzlich für deine Person interessieren und nicht nur für die Arbeit die du machst. Glaub mir, ich würde deine Eltern nur verschrecken und dann wäre es anders zwischen uns. Gib mir einfach noch etwas Zeit, dass ich mich an diesen Gedanken gewöhnen kann.“ Sie traute sich kaum ihn anzusehen. „Und meine Brüder würden sich auch plötzlich wie eifersüchtige Pudel benehmen, wenn sie wüssten, dass es einen Mann an meiner Seite gibt.“ Temari hatte ein unwahrscheinlich schlechtes Gewissen ihm gegenüber, aber es ging nicht anders. Zumindest im Moment. Sie senkte ihren Kopf. Shikamaru legte eine Hand an ihre Wange und zwang sie ihn anzusehen. Ihre blauen Augen zeigten Kummer. „Hey. Es ist alles gut. Ich verstehe dich. Lass es uns auf das neue Jahr vertagen. Vergiss meinen Vorschlag einfach.“ Ein wenig enttäuscht war Shikamaru zwar trotzdem, aber er würde es ihr zu Liebe einfach hinunter schlucken. Denn dazu war Temari ihm zu wichtig geworden. Temari schmiegte ihre Wange gegen seine warme Handfläche und strahlte ihn an. „Danke.“ Sie legte ihre Hände um seinen Nacken und zog ihn zu einem Kuss zu sich hinab. Ein elektrisierendes Kitzeln durchströmte ihre Glieder, als sich ihre Lippen berührten. Verdammter Mist! Was macht er hier? Sakura hätte ihm am liebsten die Tür direkt vor der Nase wieder zugeschlagen. Sie hatte es jetzt geschafft ihm knapp eine Woche aus dem Weg zu gehen und auch den Kuss weitestgehend zu verdrängen und jetzt hatte dieser Kerl nichts Besseres zu tun, als vor ihrer Haustür zu warten? Dabei gab es ja quasi gar keine Möglichkeit zur Flucht. Es sei denn sie würde versuchen über die dünne Regenrinne abzuhauen. „Halleluja. Du bist ja schwerer anzutreffen als der Papst.“ Naruto schien gerade von der Arbeit gekommen zu sein, denn er trug noch immer eine Jacke mit dem Logo von Chicago Eletronics. Sakura stammelte sich eine schlechte Antwort zusammen. „Ja…ähm tut mir leid. Es war in den letzten Tagen einfach sehr viel los. Auch jetzt kann ich gerade sehr schlecht.“ Naruto krümmte seine Nase. „Was riecht hier so verbrannt?“ „Scheiße!“ Sakura ließ einen verdutzen Naruto an der Tür stehen und hechtete in ihre Küche. Erleichterte atmete sie aus. Es war alles gut. Der Geruch der ersten Ladung verbrannter Mandeln hing wohl einfach noch in der Luft. Leider konnte sie nun nicht mehr verhindern dem Uzumaki aus dem Weg zu gehen. Denn dieser hatte einfach die Wohnung betreten und stand im Türrahmen ihrer Küche. Sakura musterte ihn, blieb an den Socken von Naruto hängen und grinste. „Bist du einer von der Sorte?“ Der Blondschopf schaute an sich hinunter und lachte. „Ja, ich glaube schon. Ich habe eine gewisse Sucht entwickelt, was Socken mit seltsamen Motiven angeht.“ Seltsam war nett ausgedrückt. Es waren mit Abstand die grässlichsten Socken, die Sakura jemals gesehen hatte, dass sie sie beinahe schon wieder gut fand. Sie waren rot-grün gestreift mit einem extrem hässlichen Weihnachtselfen, der eine Zigarette in der Hand hielt. Sie stellte den Herd wieder ein paar Stufen höher und wälzte die Mandeln im Karamell. „Was machst du da? Hier drinnen riecht es nämlich absolut himmlisch, im Gegensatz zu deinem Flur.“ Er stieß sich von dem Türrahmen ab und schaute Sakura über die Schultern. Seine Augen begannen augenblicklich zu funkeln. „Lass ja die Finger davon. Du kannst dir nicht vorstellen, wie weh es tut wenn ich dir mit dem Kochlöffel eins überbrate.“ „Okay. Ich will natürlich nicht deinen Zorn über mir ergehen lassen.“ Er ging einen Schritt zurück. In Sakura arbeitete es. Was wollte er hier? Sie hatte es doch so gut bisher verdrängt. Außerdem tat er ihr jetzt schon leid, wenn sie ihm einen Korb geben musste. Sie hatte lange über Shikamarus Worte nachgedacht und war zu dem Entschluss gekommen, dass Naruto zwar ein wirklich netter Kerl ist, aber überhaupt nicht ihr Typ. Zumindest nicht auf einer Datingebene. Dabei schlichen ihre Gedanken wieder zu einem bestimmten dunkelhaarigen Mann. Er schien zu warten, bis sie fertig mit ihrer gegenwärtigen Tätigkeit war. Er lehnte sich gegen das die Arbeitsplatte, hinter der ihre Kaffeemaschine stand und verschränkte die Arme vor der Brust. Es trat ein seltsames Schweigen zwischen ihnen ein. Sakura stellte die Herdplatte aus, kippte die karamellisierten Mandeln auf ein Blech mit Backpapier und verteilte diese darauf gleichmäßig zum Auskühlen. Sie wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und drehte sich zu Naruto, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Die Rosahaarige legte einen Arm beschützend um ihren Oberarm. „Also Naruto“, begann sie langsam. „Was gibt es?“ „Ich wollte mit dir reden. Wegen letzter Woche.“ Natürlich wollte er das. Wieso auch hatte sie geglaubt, er wäre wegen etwas anderem hier? Naiv Sakura, einfach nur naiv. „Hör mal Naruto, ich habe mich wirklich geschmeichelt gefühlt, dass du mich geküsst hast. Aber ich war ziemlich angetrunken. Im Normalzustand hätte ich es niemals dazu kommen lassen. Ich mag dich wirklich gerne, aber mehr wird zwischen uns nicht laufen. Es tut mir echt leid.“ Sie konnte ihn nicht ansehen. „Also ich gebe zu, ich wäre nicht abgeneigt gewesen, wenn mehr passiert wäre, aber so wie du mir aus dem Weg gegangen bist, konnte ich mir schon denken was Sache ist.“ „Hat man so sehr gemerkt, dass ich dir aus dem Weg gegangen bin?“ „Ich bin nicht immer die hellste Leuchte am Baum, aber ja.“ Sasuke war froh als er das Gebäude von Chicago Radio hinter sich lassen konnte. Jetzt saß er in seinem Büro und hatte eine Mauer aus Unterlagen um sich herum gebaut. Wenigstens hier konnte er ungestört seinen Gedanken nachgehen und sich mit Arbeit und jeder Menge Überstunden ablenken. So kurz vor Weihnachten gab es immer besonders viel vorzubereiten. Überall wurden Weihnachtsspecials aufgezeichnet, Jahresabschlüsse mussten zu Ende gebracht werden und die Vorbereitungen für die Silvester-Shows liefen ebenfalls nebenher. Was ihn zurück zu seinem ursprünglichen Problem führte. Er hätte Itachi am liebsten den Hals umgedreht, als dieser sich weigerte den Auftrag von Tsunade wieder zu übernehmen und die Live Show zu planen. Seine Bürotür stand offen und Hinata trat hinein. Sie trug eine kleine braune Pappschachtel mit sich herum. In der anderen hielt sie einen schwarzen Ordner. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen du versuchst dich zu verstecken.“ Sasuke sah über den Stapel Papiere hinweg. „Wenn nur jeder so eine scharfe Beobachtungsgabe hätte wie du.“ Purer Sarkasmus lag in seiner Stimme. Hinata ignorierte es. Sie wusste wie sie ihn zu nehmen hatte. „Lass deine unnötigen Kommentare mir gegenüber. Für deine schlechte Laune kann ich nichts. Aber wenn du darüber reden willst, höre ich dir gerne zu.“ Hinata war schon seit einigen Tagen aufgefallen, dass Sasuke sich anders benahm. Er war sonst schon nicht der Gesprächigste, aber seit neustem reduzierten sich seine Worte drastisch. Irgendwie schien er gedanklich mit sich zu kämpfen zu haben. Doch Hinata wusste, wenn sie ihn direkt darauf ansprach, würde er niemals auch nur ansatzweise einen Laut darüber verlieren. Sein Blick war undurchschaubar. Allerdings wusste Hinata wie sie Sasuke so bearbeiten konnte, dass er sich ihr irgendwann anvertraute. Beleidigt verschränkte er seine Arme vor der Brust. „Ich habe keine schlechte Laune. Ich habe nur keine Lust zu erzählen.“ „Oh okay. Das ist ja etwas ganz neues. Ich muss mich wirklich erst daran gewöhnen, dass du dein Plaudertaschengen scheinbar verloren hast. Wo du doch sonst immer durch die Firma flanierst und mit jedem ein Kaffeekränzchen hältst und allen um dich herum deine Gefühle und Gedanken offenbarst.“ Was er konnte, konnte sie schon lange. Sasukes dunkle Miene erhellte sich ein wenig. „Ich bin manchmal echt unausstehlich oder?“ „Manchmal? Abgestandenes Bier ist unausstehlich. Sasuke, du bist da eher konventionell und lässt deine schlechte Laune an allen um dich herum aus.“ „Niemals.“ „Du hast den Schülerpraktikanten fünf Stunden durch Chicago laufen lassen, für irgendeine dämliche Schallplatte. Der Arme musste mit unserer Rettungsdecke wieder aufgewärmt werden. Unsere Empfangsdame hat darüber nachgedacht wegen dir fristlos zu kündigen und- “ „Okay. Ich habs ja verstanden.“ Siegessicher reichte sie Sasuke den Ordner. „Hier sind noch ein paar Budgetpläne die abgezeichnet werden müssen. Außerdem hast du noch kein Los gezogen und dann müssten wir noch ein paar Details bezüglich dieser Silvester Show besprechen.“ Frustriert und sauer, dass er gegen Hinata keine Chance hatte, strich er sich die schwarzen Ponyfransen aus dem Gesicht. „Wehe ich bekomme dieses Jahr wieder eine Creme die nach Zuckerwatte und Erniedrigung duftet.“ „Aber deine Haut hat nie strahlender ausgesehen.“ „Haha.“ Er schloss seine Augen und wühlte in dem kleinen Karton herum. Blind zog er einen Zettel und entfaltete ihn. Es war die 52. Er und Hinata gingen zusammen zum schwarzen Zimmer, auf dessen Tisch weihnachtlich verpackte Präsente lagen. Die Hyuga öffnete eine Mappe, suchte nach der 52 in ihrer Liste und fing an zu grinsen. Sasuke ahnte böses. „Lass mich raten. Es ist wieder diese komische Creme.“ Hinata fischte eine quadratische Geschenkeschachtel vom Tisch und reichte sie Sasuke. Es fühlte sich leicht an. „Weiße Weihnachten mit Garantie“, sie kicherte und legte die Mappe zurück. Der Uchiha war vielleicht ein kleines bisschen neugierig und entfernte das Papier. Das Geschenk war nochmals in einer weißen Faltschachtel verpackt. Er öffnete die Lasche und ließ den Gegenstand in seine Hand fallen. „Was zur Hölle ist das?“ Er schüttelte das Teil und der Schnee darin wirbelte wild umher. „Eine Schneekugel.“ „Ja, dass sehe ich. Aber warum verschenkt man sowas als Werbegeschenk? Ich wusste nicht mal das sowas überhaupt noch produziert wird.“ Hinata musste ihm Recht geben. Es war ein wirklich groteskes Ding. Darin befand sich ein übergewichtiges Rentier, auf dem der Weihnachtsmann, mit einer Sonnenbrille ausgestattet, saß. Daneben befand sich ein Sack voller Geschenke. „Na hör mal, die Schneekugel ist doch nicht das Hightlight.“ Sie nahm ihm die Kugel aus der Hand und drückte auf der Unterseite einen kleinen Hebel um. Sofort ertönte eine verzerrte Stimme und sang ‚Jingle Bells‘. „Okay, jetzt hätte ich doch lieber so eine Creme genommen.“ Sasuke grinste und bat Hinata die Katzenmusik wieder auszuschalten. „Was hast du bekommen? Gibt es vielleicht eine zweite Kugel?“ „Ich hatte noch nicht die Zeit dafür.“ „Dann los.“ Sasuke hielt ihr den Karton hin und Hinata zog sich ebenfalls eine Nummer. Es war die 32. Zufälligerweise wusste Hinata genau was das für ein Geschenk war. Kapitel 12: Almonds ------------------- Heute war der 26. Dezember. Aufgeregt schmiss sie achtlos ihre Tasche neben die Kommode im Flur und löste ihren Haargummi. Die Sendung heute Morgen war spitzenmäßig gelaufen. Sie hatten so viele neue Anrufer aus dem ganzen Land, die über ihr Weihnachten erzählt haben. Sakura hatte dabei sogar Gänsehaut bekommen. Sie mochte die vielen abwechslungsreichen Geschichten. Außerdem war sie selber völlig aus dem Häuschen, da heute Abend das große Familienessen anstand. Den gestrigen Abend hatte sie bereits mit ihrem Vater zusammen verbracht. Ihre Schwester und deren Familie feierten den 25. Dezember seit der Geburt ihres Neffen unter sich. Umso mehr freute sich Sakura ihn heute wieder zu sehen. Sie entledigte sich ihrer Kleidung und stopfte alles in den übervollen Wäschekorb in ihrem Schlafzimmer und zog sich ihren Bademantel an. Noch waren gut fünf Stunden Zeit bevor sie ins Mio ging. Shikamaru würde sie später abholen. Jetzt aber genehmigte sie sich endlich ihr langersehntes Entspannungsbad. Beim letzten Mal war Naruto dazwischen gegrätscht. Sie war so froh, dass sie die Sache mit dem Kuss aus der Welt räumen konnte. Nachdem sie alles geklärt hatten, war Naruto sogar bei ihr geblieben, um ihr bei dem Baumkuchen und den Mandeln zu helfen. Sakura drehte den Wasserhahn auf und warf eine Badebombe in das Wasser. Diese fing augenblicklich an zu sprudeln und färbte das Wasser in ein helles Grün. Sie machte sich ihr Lieblingslied an und entzündete die Kerzen. Mit einem wohligen Seufzer ließ sie den Bademantel von ihren schlanken Schultern fallen und stieg in die Wanne. Sasuke hatte seinen freien Montag damit verbracht ausgiebig auszuschlafen. Hin und wieder genoss er es, im Bett liegen zu bleiben und einfach nur die Ruhe zu genießen und seinen Gedanken nachzuhängen. Normalerweise musste er immer etwas zu tun haben. Nachdem er wach geworden war hatte er das Radio eingeschalten und Chicago Radio Wake Up gehört. Er wusste, dass sie heute arbeiten musste. Morgen würden die Beiden zu ihm in den Sender kommen und gemeinsam würden sie die letzten Details zur Silvester Show besprechen müssen. Ein Vibrieren neben ihm riss ihn aus seinen Gedanken. Er griff auf die leere Betthälfte neben sich. Seine Mutter rief an. Bestimmt müsse er jetzt noch an irgendeine Tankstelle fahren und irgendetwas besorgen, dass sie vergessen hatte für das gemeinsame Abendessen zu kaufen. Sasuke brummte genervt, als er ihre Klingel betätigte. Wie hatte seine Mutter ihn nur so ins offene Messer laufen lassen können? Es dauerte einen Moment, als die Gegensprechanlage anfing zu rauschen und er ihre Stimme vernahm. „Hallo?“ Ihre Stimme klang warm und freundlich. Sasuke strich sich unwirsch eine Haarsträhne aus den Augen. „Hi. Ähm, ich bin hier um den Wein zu holen…oder so.“ Ein paar Sekunden war es still. Hatte sie seine Stimme erkannt? „Ah okay. Kommen Sie ruhig hoch. Zweite Etage. Die Tür links.“ Dann erklang der Türöffner. Sasuke grummelte missmutig und drückte die schwere Eingangstür auf. Als er die paar Stufen zu ihrer Wohnung hinauf ging, dachte er über ihre Reaktion nach, wenn sie ihn sehen würde. Würde sie sich freuen? Wohl eher geschockt. Du warst bisher nicht unbedingt die Höflichkeit in Person, du Trottel. Aber warum interessierte es ihn überhaupt, wie sie reagieren würde? Seine Hand fuhr die Strebe des Geländers entlang als er vor ihrer geöffneten Tür stehen blieb. Sakura lehnte im Türrahmen. Die Arme vor ihrer Brust verschränkt. Er bekam genau mit wie sich ihre Augen kurz weiteten. Sasuke musterte sie. Ihre Haare waren noch leicht feucht. Sie trug eine enge schwarze Jogginghose und ein enges weißes Shirt, das ihren Körper hervorragend betonte. Er müsste lügen, wenn er nicht zugäbe, dass sie ausgesprochen hübsch war. Er räusperte sich kurz. Sakura schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. „Okay. Mit Ihnen hätte ich jetzt irgendwie nicht gerechnet, als mich mein Vater anrief und erklärt hat, dass jemand kommen würde um Wein zu holen.“ Sasuke zuckte mit den Schultern. „Mit dir.“ Sakura verstand nicht. Sie verlagerte ihr Gewicht von einem auf das andere Bein. „Wie bitte?“ „Du hast mich gesiezt. Lass uns einfach beim ‚Du‘ bleiben. Wenn du nichts dagegen hast.“ Die Rosahaarige schenkte ihm ein freundliches Lächeln. „Okay. Dann komm rein. Deine Mutter hat direkt zwei Kisten bestellt.“ Sakura trat einen Schritt zur Seite und Sasuke ging an ihr vorbei. Sein Jackenärmel streifte die Brust der jungen Frau. Sakura atmete lautlos tief aus und verschloss die Tür hinter den Beiden. Ihren Hormonen ordnete sie eine Atempause an. Als er mit dem Rücken zu ihr in dem kleinen Flur stand erlaubte sich Sakura einen Blick über seinen Körper. In dieser engen schwarzen Jeans und der dunkelblauen, fast schwarzen Jacke sah er unglaublich gut aus. Dazu diese blasse, makellose Haut und die dunklen Haare. In seinen Haaren hatten sich einige Schneeflocken verirrt, was seiner dunklen Aura beinahe etwas Kindliches verlieh. Wie viele Herzen er wohl schon gebrochen hatte? Sie war sich nicht sicher, ob sie die Antwort darauf überhaupt wissen wollte. Seine tiefe Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Wie kommt es eigentlich, dass du den Wein hier hast?“ Er drehte sich zu ihr um und sah genau, dass sie ihn beobachtet hatte. Er ließ seine Beobachtung unkommentiert. Sakura sah ertappt zur Seite und sortierte sich einen Moment. Sie wusste genau, dass er wusste, dass sie ihn gemustert hatte. Sie war froh, dass er das Ganze wortlos hinnahm. „Naja normalerweise hat mein Dad auch genug davon im Lager. Aber scheinbar ging der Wein die letzten Tage so gut, dass sein Vorrat ziemlich mau geworden ist. Und er weiß, dass es mein Lieblingswein ist und ich dementsprechend einen relativ guten Vorrat hier habe.“ Ein amüsiertes Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen. Sasuke nickte verstehend und entledigte sich einen Schuhen, die bereits anfingen eine Pfütze unter ihm zu bilden. Sakura ging an ihm vorbei in den Raum zu seiner linken Seite. Er folgte ihr und ließ nebenher seinen Blick durch den Flur gleiten und blieb an einer Bilderwand hängen. Unauffällig betrachtete er die Bilder. Auf den meisten war Sakura selbst abgebildet. Er staunte nicht schlecht. „Du kletterst?“ Überrascht schaute er zu Sakura in das Zimmer. Auf einem Bild war die Rosahaarige mit Shikamaru Nara zusammen abgebildet, in Kletterausrüstung vor einem Kletterpfad. Neben ihnen rauschte ein Wasserfall in einen türkisfarbenen kleinen See. Sakura blickte auf. Sie hob gerade einen Wäschekorb zur Seite. „Ja. Seit ein paar Jahren. Das Bild entstand in unserem Urlaub letztes Jahr.“ Sie stellte den Korb auf das Sofa, welches in dem Raum stand. Er antwortete nicht, sondern blieb unschlüssig im Türrahmen stehen. Sasuke legte den Kopf leicht schräg. Hinter Sakura stapelten sich Kartons. „Ist das alles Wein? Vielleicht solltest du mal über eine Therapie nachdenken.“ Lässig verschränkte der Uchiha die Arme vor seiner Brust. Seine Jacke raschelte dabei. Die junge Haruno schenkte ihm ein gefährliches Lächeln. „Vielleicht willst du auch einfach einen Tritt vor das Schienbein. Hilf mir lieber den Wein für deine Mutter zu suchen.“ Sakura griff den obersten Karton und stellte ihn vorsichtig zur Seite. „In den oberen sind ein Haufen verschiedene Weine zum Probieren. Den, den wir brauchen ist natürlich ganz unten.“ Sasuke stieß sich vom Türrahmen ab und half Sakura die Kisten umzustapeln. Sakura wusste nicht so recht wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Immerhin hatte sie ja auch geschäftliches Interesse an ihm. Aber diese Situation kam ihr mehr als seltsam vor. Sasuke Uchiha stand in ihrem Gästezimmer und half ihr dabei Wein für seine Mutter zu besorgen. Die Zwei hatten die beiden Kisten an Sakuras Haustür abgestellt, als Sasuke nach dem Geld fragte. „Eine Sekunde. Ich hab es mir aufgeschrieben. Der Zettel liegt in der Küche.“ Damit drehte sich die Rosahaarige herum und verschwand in dem Zimmer direkt vor ihnen. Der Schwarzhaarige folgte ihr unauffällig. Vielleicht war auch ein klein wenig Neugier dabei, wie eine Sakura Haruno so lebte. In der Küche auf dem Tresen befanden sich zwei große Glasschüsseln. Es sah aus wie Salat, der sich darin befand. Sakura durchwühlte derweil einen Stapel Zettel, der auf ihrem Küchentisch lag. Dabei fielen ihr ein paar rosa Haarsträhnen ins Gesicht, die sie sich unbewusst hinter die Ohren strich. Sie biss sich auf ihre Unterlippe und zog sie immer wieder nach hinten. Ihr Blick war vollkommen auf das Papierchaos gerichtet. Sasuke besann sich wieder seiner Situation und schaute schnell weg. Er spürte wie er hart schluckte. Sein Blick fiel auf die Digitalanzeige des Herdes. Es halb Fünf. Er hatte noch locker eineinhalb Stunden Zeit, ehe er zu seinen Eltern fahren würde. Warum war er nicht kurz davor hier vorbei gekommen? Doch er wusste, dass er sich selber belog. Ihm war vollkommen Bewusst, wieso er das getan hatte. Allerdings war er schon immer sehr gut darin, unangenehme Dinge zu verdrängen. Es war kurz vor Sechs, als es erneut an diesem Tag an Sakuras Haustür klingelte. Allerdings wusste sie dieses Mal wer vor ihrer Haustür stand. Sie öffnete die Tür und ging zurück in die Küche, um die zwei Schüsseln Salat und die Torte aus dem Kühlschrank zu holen. Fröhlich summte sie die Melodie von ‚Jingle Bells‘ vor sich her. Sie hatte unfassbar gute Laune. Außerdem freute sie sich endlich wieder von ihrer gesamten Familie umgeben zu sein. Sie wagte einen letzten prüfenden Blick und den Spiegel und zupfte sich das dunkelgrüne Strickkleid erneut zu Recht. Ihren Haaren hatte sie seichte Wellen verpasst. „Was haben sie dir denn verabreicht?“ Shikamaru drehte den Zündschüssel und schaute in den Seitenspiegel, bevor er losfuhr. Seine beste Freundin hatte einen träumerischen Blick aufgelegt und schien seine Frage gar nicht mitbekommen zu haben. Auf ihrem Schoss stand eine Transportbox in dem ihre alljährliche Weihnachtstorte stand. Er selber hatte seinen berühmt, berüchtigten Cheeseball gemacht. Kochen war nicht seine Stärke, aber ein dutzend Sorten Käse miteinander vermengen und daraus ein eine Delikatesse zaubern konnte er. Auf den Straßen Chicagos war nicht viel los. Die meisten Menschen waren bereits in ihren eigenen vier Wänden. Sakura bekam eine leichte Gänsehaut, wenn sie an den heutigen Abend dachte. All diese vielen Leute waren ihre Familie, auch wenn sie mit den wenigsten davon wirklich verwandt war. Sie fuhren eine knappe halbe Stunde, als das rote Neonschild vom Mio in Sichtweite kam. Sakura knibbelte an ihrem Nagelbett herum. Das tat sie immer, wenn sie aufgeregt war. Leider endete das oftmals auch in einem blutigen Ausmaß. Sie war allerdings fest darin bestrebt im neuen Jahr damit aufzuhören. Einer der wenigen guten Vorsätze, die sie sich machen wollte. Der Häuerblock hinter dem Mio bot einen großen Parklplatz, auf dem Shikamaru sofort eine freie Fläche fand und einparkte. Er stellte den Motor ab und betrachtete seine beste Freundin argwöhnisch. „Ist mit dir echt alles okay? Du bist irgendwie komisch drauf.“ Sakura streckte ihm die Zunge entgegen. „Entschuldige, dass ich gute Laune habe wenn ich meine Familie sehe.“ Lachend klopfte sie ihm auf die Schultern und löste den Sicherheitsgurt. Vorsichtig öffnete die Rosahaarige die Seitentür. Die Torte immer fest in der Hand. Sie würden bestimmt zweimal Laufen müssen, um alles zu transportieren. Doch Shikamaru kannte seinen Pappenheimer und hatte, bevor er losgefahren war, eine Einkaufskiste in den Kofferraum geschmissen. Er stieg aus, klappte die blaue Kiste auseinander und lud die Schüsseln auf der Rückbank gekonnt übereinander. „Da lohnt es sich wieder, dass ich als Kind viel Tetris gespielt habe. Im Stapeln bin ich einfach unschlagbar.“ „Aber nicht unfehlbar.“ Die Rosahaarige deutete auf eine, in der Autotür, eingeklemmte Kordel seiner Jacke, die bereits am seidenen Faden hing. Sakura befreite ihren Freund und schlug die Autotür hinter ihnen zu. Gemeinsam verschwanden sie ins Innere vom Mio. Sasuke holte aus der Mittelkonsole seines Autos die Fernbedienung für die Straßenpoller hervor. Seine Eltern lebten im Stadtteil Lincoln Park in Chicago. Das Penthouse, dass sie bezogen hatte einen direkten Blick auf den gleichnamig benannten Stadtpark. Dahinter lag bereits der Lake Michigan in seiner glanzvollen Pracht. Das Wetter heute war trist und grau und passte überhaupt nicht zu Weihnachten. Die Welt schien, als wäre sie in diesem trüben, düsteren Nebel gefangen. Die Scheibenwischer seines Gefährtes wischten dicke Schneeflocken beiseite. Ein Piepen kündigte das Herunterfahren der Straßensperre an. Sasuke gab Gas und im Rückspiegel sah er, dass die Poller wieder hochfuhren. Er lenkte in die Tiefgarage des Gebäudekomplexes ein. Seine Familie hatte eine halbe Etage darin für sich selbst. Sasuke empfand dies als lächerlich. In einer solch großen Stadt mit so begrenzten Parkmöglichkeiten, anderen die Fläche wegzunehmen. Auch wenn er selber ein Fable für große, schnelle Autos hatte. Das hatte er eindeutig von seinem Vater geerbt. Denn Fugaku Uchiha besaß vier dieser fahrbaren Untersätze. Sasuke hatte sich vor ungefähr zwei Jahren einen viel zu überteuerten Traum eines Sportwagens der Marke mit dem Stern gekauft. Auch wenn es für eine Großstadt wie Chicago eindeutig der falsche Ort für ein Auto dieser Klasse war. Daher fuhr er so oft es ging, Wochenends aus der Stadt und genoss das Gefühl der Schnelligkeit und des Leben am Limit, wenn er beschleunigte und weit und breit kein Verkehr zu sehen war. Letzten Sommer war die Route 66 komplett durchgefahren und anschließend wieder zurück nach Chicago. Er hatte nicht ganz zehn Tage für die gesamte Strecke gebraucht. Es war ihm dabei weniger um die Landschaft gegangen, als einfach das Gefühl zu haben, allein und nur für sich zu sein. Auch wenn es nicht ab streitbar war, dass die USA einige großartige Orte besaß. In der Tiefgarage stellte der Uchiha den Motor ab und sah sich selber im Rückspiegel an. Ponyfransen hingen im in den Augen. Er strich sich hindurch, jedoch fielen sie sofort wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Seufzend schnallte er sich ab und stieg aus der Karosserie aus. Sasuke rief seinen Bruder an, der bestimmt schon da war. Der junge Uchiha war knapp eine viertel Stunde zu spät. Seine Mutter würde es ihm verzeihen. Itachi sollte ihm gefälligst mit dem Wein helfen. Außerdem hatte er noch die Geschenke für seine Familie dabei. Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem sanften Laut und die beiden Uchiha Brüder standen im Flur des sechzehnten Stockes. Der Fußboden war mit weißem Marmor ausgekleidet. Die Wände in einem hellen Beigeton gestrichen. Es gab nur zwei Türen auf dieser letzten Etage. Die große, schwere Eingangstür der Wohnung ihrer Eltern war mit einem Adventskranz behangen. Mikoto brachte jedes Jahr aufs neue Leben in dieses Haus. Im Eingangsbereich unten engagierte sie immer eine spezielle Firma, die sich auf Festtagsdekorationen spezialisiert hatte. Fugaku fand dies übertrieben, aber solange seine Frau glücklich war, konnte er nichts dagegen einwenden. Auch er hatte erkannt, was im Zusammenleben mit einer Frau die einfachste Methode war, ein friedliches und ruhiges Leben führen zu können. Itachis Schlüssel klimperte, als er die Haustür aufschloss. Sasuke betrat hinter seinem Bruder die Wohnung. Es war angenehm warm und ein weihnachtlicher Duft lag in der Luft. Die Lautsprecher im Flur spielten eine seichte Melodie. Der lange, helle Flur war in einem weihnachtlichen Lichtermeer geflutet. Links und rechts standen sich große, gläserne Vasen mit Zweigen, die mit Lichtern bedeckt waren, gegenüber. Der Flur mündete in einem riesigen, offenen Wohnbereich, an dem sich die Terrasse anschmiegte. Er konnte von der Eingangstür aus den großen Weihnachtsbaum sehen, unter dem bereits einige Geschenke dekorativ gestapelt waren. Die erste Tür hinter dem Eingang war das Gäste Badezimmer, dass aber ebenso, von der Größe her, als ein normales Badezimmer durch gehen konnte. Er hörte wie sich seine Mutter und Mia in der Küche angeregt unterhielten. Ein glockenhelles Lachen überquerte den Flur. Die Küche befand sich als halb offener Bereich direkt beim Wohnzimmer. Itachi ließ Sasuke vorbei treten, damit er die Tür schließen konnte. Sasuke kickte seine Schuhe von den Füßen. Mit einem Poltern landeten sie auf der Abtropfmatte. Er balancierte den Wein und die Geschenke und betrat die Küche. Es roch himmlisch. Seine Mutter stand mit einer roten Schürze am Herd und rührte in einem Topf. Mia stand schräg hinter ihr, an der großen Kücheninsel und tranchierte eine Mango. Auch sie trug eine Schürze. Als sie ihn bemerkte, schenkte sie ihm ein warmes Lächeln. „Fröhliche Weihnachten Sasuke.“ Sie legte das Messer zur Seite und spülte ihre Hände ab. Auch Mikoto wandte sich in die Richtung ihres Jüngsten und strahlte freudig. Sie wischte sich ihre Hände an der Schürze ab und ging auf Sasuke zu. Dieser hatte den Wein und Geschenke neben sich auf den Tisch abgelegt. Seine Mutter zog ihn in eine herzliche Umarmung. „Ich freue mich, dass du hier bist mein Schatz. Ich weiß doch wie viel du mit dieser Silvester Show zu tun hast.“ Ihre weichen Haare kitzelten in seiner Nase. Er war gut einen Kopf größer als seine Mutter. „Mum, du musst aufhören mich Schatz zu nennen. Ich bin 27“, tadelte er seine Mutter. „Und du, mein Schatz“, sie betonte es absichtlich, „solltest aufhören dich darüber zu beschweren. Es ist egal wie alt du bist. Du bist mein jüngster Sohn und wirst somit auch immer mein Schatz bleiben. Es sei denn du bringst das nächste Mal eine Frau mit. Dann würden wir dich beide so bezeichnen.“ Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und lachte über ihren selbstgemachten Scherz. Der Uchiha rollte mit den Augen. „Das ist dein neuer Rekord. Ich bin nicht einmal zwei Minuten da und schon beschwerst du dich, dass ich alleine hier aufgetaucht bin. Kannst du dich nicht ein Mal bei Itachi beschweren?“ Dieser kam ebenfalls gerade in die Küche und als er seinen Namen hörte drehte er sich herum, um auch ganz sicher zu gehen, dass wirklich er gemeint war. „Ich habe meinen Namen gehört. Redet ihr alten Plaudertaschen schon wieder über mich?“ Er lief zur Mitte der Kücheninsel und stützte sich mit beiden Händen rückwärts darauf ab, um mit einem eleganten Sprung auf der Insel zu landen. Er rutschte ein paar Mal hin und her, um die richtige Sitzposition zu finden. Mia schlug ihm spielerisch auf den Oberschenkel. „Du sitzt mir im Weg. Und anstatt deine Hände in den Hosentaschen zu vergraben, kannst du lieber schon mal den Tisch fertig decken. Es fehlen noch das Besteck und die Servietten.“ „Uhh ich stehe darauf, wenn du mir Befehle erteilst.“ Er lächelte sie gefährlich an, aber Mia ging gar nicht auf diese primitive Bemerkung sein, sondern tauschte sich mit ihrer Schwiegermutter einen vielsagenden Blick aus. Mia und Itachi verließen gemeinsam die Küche, bewaffnet mit einem Haufen Besteck. Mikoto drehte die Herdplatte aus und beäugte kritisch den Braten in der Röhre. Sie würde ihn lieber noch zwei Minuten in der Hitze schmoren lassen. Sasuke lehnte am Kühlschrank und beobachtete seine Mutter. In ihren Augen konnte er sehen, dass ihr irgendetwas Sorgen bereitete. „Ist alles okay mit dir Mum?“ Die Uchiha holte eine Schöpfkelle aus ihrer Halterung und blickte überrascht zu ihrem Jüngsten. Ihre Stirn war in tiefe Falten gelegt. „Ich weiß es nicht. Bestimmt reagiere ich nur wieder über, aber ich mir in letzter Zeit Sorgen um euren Vater.“ Sasuke wurde hellhörig und lehnte sich vor, um so seiner Mutter mitzuteilen, dass er ganz Ohr war. Sie verschränkte zweifelnd die Arme vor der Brust. „Er ist seit ein paar Wochen völlig unkonzentriert. Ihm ist häufig schwindlig und erst vor drei Tagen hatte er ziemliche Schwierigkeiten die Tageszeitung zu lesen.“ Sasukes Arme überzogen eine Gänsehaut. Er wusste genau worauf seine Mutter anspielte. „Mum, wieso erzählst du das erst jetzt? Er sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen.“ Sie rieb sich die Oberarme und schaute ihrem Sohn eindringlich an. „Natürlich, aber du kennst deinen Vater. Wenn jemand stur ist, dann er. Ich wollte damals direkt einen Arzt konsultieren, aber er hat immer wieder abgewunken und gemeint, dass es ihm schon wieder viel besser ginge.“ „Wenn ihn jemand überzeugen kann einen Arzt aufzusuchen, dann bist das du. Du bist du einzige die seinen Sturkopf polieren kann. Immerhin hast du zwei weitere großgezogen.“ Mikoto lächelte schmerzverzerrt, blinzelte dann aber ein paar Mal und es trat eine perfekte Fassade zum Vorschein. „Du hast Recht mein Schatz. Ich werde später nochmal mit ihm reden und ansonsten kümmere ich mich selber darum. Und wenn ich ihn an eine Leine hänge und rauszerre.“ Er wusste genau was in seiner Mutter vorging. War er selber doch schon Zeuge von diesen Anzeichen geworden. „Danke übrigens für deine Mühe, dass du mir den Wein besorgt hast. Ich weiß, dass war sehr kurzfristig.“ Sasuke zeigte so etwas wie ein Lächeln. „Ist okay. Es lag eh auf dem Weg. Da fällt mir ein, ich soll dir noch etwas geben.“ Der Schwarzhaarige widmete sich dem Karton Wein. Darauf lag eine kleine, braune Papiertüte mit einem Sichtfenster. Daran baumelte ein kleiner Schlüsselanhänger, in Form eines Tannenbaumes und ein Schildchen. Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht Ihnen Ihr Mio-Team. Sasuke überreichte das Präsent seiner Mutter. Sie nahm es entgegen und betrachtete das Tütchen aus allen Winkeln. „Ist das Baumkuchen?“ Sie schaute ihn fragend an. Er nickte. „Alles selbstgemacht von der Tochter des Chefs.“ Mikoto konnte sich genau an die zierliche, junge Frau erinnern. Sie hatte sie augenblicklich sympathisch gefunden. Sie schaute sich noch einmal den Inhalt an und hielt sie ihrem Sohn danach wortlos hin. Sie wusste wie sehr Sasuke Baumkuchen liebte. Das war eine der wenigen Süßigkeiten, für die ihr Sohn so manche Moralvorstellungen über den Bord warf. Dankend lehnte Sasuke ab. Er konnte ihr ja schlecht erzählen, dass er sich bis vor wenigen Stunden mit genau dieser Süßigkeit noch den Magen vollgeschlungen hatte. Zwei Stunden früher Sasuke überreichte Sakura das Geld für den Wein und wollte gerade gehen, als er noch einmal von der Rosahaarigen zurück gerufen wurde. Sie drückte ihm zwei kleine Papiertütchen in die Hand. Er betrachtete sie sich genau. „Ist das Baumkuchen?“ Er schaute sie fragend an. Die junge Haruno strahlte ihn an. Von der anfänglichen Schüchternheit war nichts mehr übrig. Zumindest für den Moment. Wieder fuhr sie sich durch die seidigen Haare. „Ja genau. Und dazu noch gebrannte und schokolierte Mandeln. Es steht aber auch alles auf dem kleinen Kärtchen drauf.“ Sasuke war sichtlich überrascht. Er drehte das Schildchen herum und überflog den Text. „Wer macht das für euch?“ Er ging fest davon aus, dass sie eine spezielle Firma dafür beauftragt hatten. Sakura wurde leicht rot um die Nase und zupfte am Ausschnitt ihres Shirts herum. „Keiner. Seit einigen Jahren kümmere ich mich alleine darum.“ Der Uchiha stutzte. Sie schien nun wirklich nicht der Typ Mensch zu sein, der den ganzen Tag in der Küche zubrachte. Aber er kannte sie genau genommen auch überhaupt nicht. „Ich gebe es zu, ich bin zu einhundert Prozent überrascht.“ Sakura stemmte die Arme in die Seiten. „Na hör aber auf. Nur weil du vielleicht ein wenig zu sehr von dir überzeugt bist brauchst du andere Menschen nicht so zu unterschätzen.“ In ihren grünen Augen stand Kampflust geschrieben. Sasuke hob beschwichtigend die Hände. Dabei raschelten die Tüten. Er machte einen Schritt auf sie zu und befand sich innerhalb Sakuras Komfortzone. Auf seinen Lippen lag ein Haifischgrinsen. Sakura war unwohl dabei, wie Sasuke sie ansah. Wie der raublustige Wolf, der das arme kleine Lämmchen zerreißen will. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß, den sie mühsam versuchte runter zu schlucken. Sasuke machte keine Anstalten wieder einen Schritt zurück zu machen. Wieso musste er auch so verdammt attraktiv sein? Sakura kam sich wie ein pubertierendes Schulmädchen vor, wenn der Schwarm einem seine Aufmerksamkeit schenkte. Während der Arbeit schaffte sie es meist ziemlich gut ihm aus dem Weg zu gehen und nur das Nötigste an Zeit mit ihm zu verbringen. Aber hier, so direkt vor ihr spürte sie seinen Blick ganz genau auf sich. In ihrem Nacken bildete sich eine dünne Schweißschicht. Sie merkte wie ihr Gesicht und auch der Rest ihres Körpers warm wurden. Unfähig sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen nahm sie die nächsten Sekunden wie unter einem Schleier wahr. Sasuke ließ sie keinen Augenblick aus den Augen. Er beugte sich zu ihr hinab. Sachte, als wäre sie zerbrechlich wie Porzellan schob er ihr einige Haarsträhnen hinter ihr rechtes Ohr und kam mit seinem Gesicht ihrem immer näher. Sakura erschauerte unter seiner Berührung. Seine Hände waren eiskalt und rau wie Schleifpapier. Sasuke hatte den Kopf gesenkt und sah durch seinen Pony in ihre Augen. Sie schaffte es nicht ihren Blick abzuwenden. Er hatte etwas in seiner Stimme verändert. Anstelle des sonst immer kühlen, neutralen Untertons wirkte sie jetzt tief. Dunkel. Verheißungsvoll. Sakura erbebte freudig. Ob das so gut war? Seine Finger ruhten einen Moment zu lange auf ihrer nackten Haut, um als flüchtige Berührung eingestuft zu werden. Seine Lippen streiften ihr Ohr als er verharrte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sakura zuckte heftig zusammen, als seine Lippen ihr Ohr streiften. Sie widerstand dem Drang sich über die Lippen zu lecken. Sie griff intuitiv nach der Lehne des Stuhls. Sie war sich nicht sicher, nicht jeden Moment dahin zu schmelzen. Ihre Hand klammerte immer noch an der Stuhllehne, als dieser dem Gewicht nicht stand hielt und plötzlich zur Seite kippte. Sie stolperte und konnte sich im letzten Moment festhalten. Flach atmend schloss sie Augen und überlegte ob der Arm, der sie umschlungen hatte und eisern festhielt eine Einbildung oder Realität war. „Alles okay?“, fragte Sasuke. Seine Stimme war noch immer geschmeidig wie Honig. „Ja“, hauchte sie zurück und kniff fest die Augen zusammen, weil sie sich nicht traute erneut in seine zu schauen. Dann ließ er sie los. Sakura atmete einmal tief durch und schaute ihn wieder an. Heilige Scheiße!, wäre es beinahe aus ihr herausgeplatzt. Aber ihre Stimme hatte die Flucht ergriffen. Zwar hatte Sasuke sie losgelassen, aber er hatte sich keinen Meter von der Stelle bewegt. Kann er dieses verdammte Auftreten nicht abstellen? Aber dann wurde Sakura klar, dass er es extra tat. Sein Blick hatte noch immer dieses gewisse Etwas. Bevor sie etwas getan hätte, dass sie später vermutlich bereut hätte, schallte vor ihrem Küchenfenster ein Martinshorn an ihnen vorbei. Sasuke sah zum Fenster. Der Moment war vorbei. „Ich geh dann mal.“, sagte er und drehte sich um. Er zog sich die Schuhe an und schnappte die beiden Weinkartons. Bevor er die Haustür hinter sich verschloss, schaute er noch einmal zurück. Kapitel 13: Bad Dreams ---------------------- Sasuke sah zum Fenster. Der Moment war vorbei. „Ich geh dann mal.“, sagte er und drehte sich um. Er zog sich die Schuhe an und schnappte die beiden Weinkartons. Bevor er die Haustür hinter sich verschloss, schaute er noch einmal zurück. Shikamaru und Sakura waren die beiden letzten die im Mio eintrafen. Shikamaru marschierte durch den Vorraum und stellte die Einkaufskiste auf einem ungedeckten Tisch ab. Sein Vater unterhielt sich gerade mit Kizashi. Er suchte mit den Augen nach seiner Mutter, die aber nirgends zu sehen war. An der Bar stand Kyle, der Mann von Sakuras Schwester und füllte Wasser in einen Becher. Sayo, die drei Jahre älter war als Sakura kam gerade aus der Küche. In den Händen trug sie eine große silberne Kasserolle. Sie war auch die erste, die die beiden Neuankömmlinge bemerkte. „Ihr seid wie immer die Letzten.“, sagte sie mit einem Grinsen auf dem Gesicht und stellte den Braten auf den langen, weihnachtlich dekorierten Tisch. Vier Köpfe drehten sich zu Sakura und Shikamaru. „Tante Kura!“, kreischte eine piepsige Stimme. Sakura schaffte es gerade noch rechtzeitig die Torte auf der Anrichte abzustellen. Sie hockte sich hin und zwei schwabbelige, kurze Ärmchen legten sich um ihren Hals. Sie nahm ihren Neffen hoch und stand wieder auf. „Oh Tante! Isch hab dich soooooo vermisst.“ Er drückte seinen Kopf in ihre Halsbeuge und gackerte fröhlich vor sich hin. „Ich hab dich auch vermisst kleiner Mann.“ Sie drückte ihm einen sorgsamen Kuss auf seinen wuscheligen Haarschopf. „Ich bin aber gar nicht mehr klein. Mama sagt, ich darf im neuen Jahr in die große Gruppe im Kindergarten wechseln.“ Stolz stemmte er sich an ihrer Brust ab und strahlte sie an. An seinem Mundwinkel waren Schokoladenflecken. Hellbraune Haarsträhnen fielen in sein Gesicht. Mit ihrem Neffen im Arm begrüßte sie den Rest ihrer Familie. Shikamaru begrüßte zunächst Kyle mit einem Männerhandschlag. Gegenseitig klopften sie sich anschließend auf die Schultern. „Man siehst du alt aus. Wie wäre es mal mit Schlaf? Und fett bist du geworden.“, wandte sich Kyle hämisch dem Nara zu. Shikamaru lachte und boxte ihm in die Schulter. „Hast du dich mal im Spiegel betrachtet? Dumbledore hat angerufen, er will seine Haarpracht zurück.“ Zum Beweis zeigte er auf die grauen Strähnen, die sein dunkelbraunes Haar durchzogen. Kyle Hyde war ein drahtig gebauter Mann, der ungefähr so groß wie Shikamaru war. Ein Kinnbart umrahmte sein kantiges Gesicht. Er betrieb in seiner Freizeit Crossfit. Seine Augen waren gletscherblau und sein Teint leicht gebräunt. Er war wie seine Frau dreißig Jahre alt. Ihr gemeinsamer Sohn Matthew würde in zwei Monaten vier werden. Sakura kam mit dem kleinen Mann auf ihren Armen zu den beiden Männern. „Ihr müsst euch auch immer komplimentieren oder? Könnt ihr überhaupt ohne gegenseitige Stichelei?“ „Genau! Könnt ihr das?“, fragte Matt nochmal hinterher und verschränkte die Arme vor der Brust und schaute die beiden Männer mit vorgezogener Lippe an. Shikamaru grinste als er das Schauspiel sah. Matt war seiner Tante in sehr vielen Aspekten, manchmal schon ungeheuerlich, ähnlich. „Hi Matti.“ Er begrüßte den Jungen mit einer Brofaust. Die kleine Hand schien winzig gegen die Riesenpranke von Shikamaru. „Shika! Was hast du denn für einen komischen Pullover an?“ Matt zeigte auf die Brusttasche an seinem tannengrünen Pullover. Shikamaru schaute herab. Direkt am Ansatz der Tasche war eine Weihnachtsmannmütze gedruckt. Er zog die Tasche ein paar Zentimeter runter und eine weiße Katze mit Sonnenbrille und rotem Weihnachtsoutfit steckten unter der Mütze. Matt gluckste, als er die Katze sah. Er gab Sakura zu verstehen, dass er zu Shikamaru wollte. Mit einem leichten Stöhnen gab die Haruno den Jungen weiter. „Man bist du schwer geworden. Du isst immer ordentlich oder?“ Matt nickte eifrig und brabbelte in kürzester Zeit viele Themen mit dem Nara durch. Sakura schenkte ihre Aufmerksamkeit Kyle, der sie wissentlich anschaute und grinste. Sakura zeigte mit dem Finger auf ihn. „Ich weiß genau was dein dreckiges Grinsen zu heißen hat und ich kann dir als Antwort geben – Nein! Es ist nicht so.“ Beschwichtigend hob er die Hände. „Ich weiß gar nicht was du meinst. Ich will lediglich meine Lieblingsschwägerin begrüßen.“ Er zog sie in eine herzliche Umarmung. Sein warmer Atem kitzelte auf ihrer Haut. Kyle war bereits seit fast zehn Jahren mit ihrer Schwester zusammen. Für Sakura war er wie der große Bruder, den sie nie hatte. Außerdem besaß er einen hervorragenden Humor und hatte immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Manchmal, dachte Sakura, bräuchte er ein Aufnahmegerät aus dem regelmäßig Peitschenhiebe ertönten, wenn er etwas sagte. Nachdem sich alle begrüßt hatten standen sie vor der langen Tafel, auf denen die feinsten Speisen angerichtet waren. Matt hatte sein Händchen fest um Sakuras Hand geschlungen. „Also Matti. Wo soll wer sitzen?“, fragte Sayo an den kleinen Mann gewandt. „Ich will neben Tante Kura und Onkel Shika sitzen.“ Mit einer Kraft, die Sakura nicht von einem dreijährigen erwartet hätte zog er sie an die Stirnseite des Tisches. Er erklärte, dass er da sitzen wolle und Sakura und Shikamaru links und rechts neben ihm. „Opa Kizashi soll mir gegenüber sitzen.“ Er zeigte auf die andere Stirnseite, an der sich Sakuras Vater grinsend niederließ. „Und Oma Yoshino und Opa Shikaku sollen neben ihn.“ Wie ein Dirigent wies er alle an ihre Plätze. Sayo setzte sich neben Sakura und Kyle schlussendlich neben Shikamaru. Es war beeindruckend wie ein solch kleiner Mensch einen so großen Einfluss auf den Rest der Welt haben konnte. Zufrieden rutschte er auf den Kissen hin und her, die auf seinem Stuhl lagen, damit er auf den Tisch schauen konnte. „Tante Kura, wusstest du das ich Würmer im Popo hatte? Aber Mum hat gesagt ich soll nicht darüber sprechen. Oder mir den Finger in den-…“ „Matthew!“, zischte Sayo ihrem Sohn entgegen. „Du sollst das nicht jedem erzählen.“ Shikamaru presste seine Lippen aufeinander, um nicht lauthals loszulachen. „Aber Daddy hat gesagt, dass ich da stolz drauf sein kann. Echte Männer haben nun mal Würmer gegen die sie kämpfen.“ Er schaute verwirrt zwischen seinen Eltern hin und her. Sayo funkelte ihren Mann wütend an, der sich hinter Shikamaru abduckte. Sayo Hyde war eine schlanke, große blonde Frau. Bis auf ihre helle Haut und die grünen Augen würde niemand vermuten, dass sie und Sakura Schwestern waren. Doch wenn sie beide lachten erkannte man die Ähnlichkeiten in ihren Gesten und Ausdrücken. Vor allem seit dem Tod ihrer Mutter war ihr Verhältnis enger zueinander, als jemals zuvor. Es war eine harte Zeit. Matt war damals gerade einmal ein Jahr alt, als seine Großmutter gestorben ist und Kyle beruflich sehr viel unterwegs. Diese Umstände sorgten dafür, dass Sakura sehr viel Zeit bei ihrer Schwester verbrachte und auf Matt aufpasste, damit Sayo wenigstens Mal eine halbe Stunde Zeit für sich hatte. Gabeln klapperten auf den Tellern. Die Stimmung war ausgelassen und heiter. Kyle hatte die Männer überzeugt den guten fünfunddreißig Jahre alten Scotch aufzutischen. „Also Kumpel, wie heiß ist sie?“, flüsterte Kyle Shikamaru zu. Das Eis in einem Whiskeyglas klirrte umher. Der Nara sah ertappt zur Seite und trank noch einen großzügigen Schluck. Es brannte bei jedem Hieb angenehm warm in seiner Kehle. „Ich weiß nicht was du meinst.“ Er konnte es ja wenigstens einmal versuchen. Doch Kyle war nicht so einfach abzuwimmeln. „Netter Versuch Kleiner. Aber mir ist durchaus aufgefallen, dass du permanent dein Display einschaltest, als ob du auf eine Nachricht warten würdest. Also, ich frage dich nochmal. Wie heiß ist sie?“ Er achtete akribisch darauf, dass die Frauen nichts von dem Gespräch mitbekamen. Sakura schnitt den Truthahn auf Matts Teller klein und Sayo unterhielt sich mit Yoshino über Matts Würmer, die er vor einigen Monaten mit Heim gebracht hatte. Es schüttelte ihn noch immer bei den Gedanken daran. Seine Frau war zu Hochtouren aufgelaufen und polierte das ganze Haus blitzblank. Alles wurde heiß gewaschen oder entsorgt um diese winzigen Biester wieder loszuwerden. Zwischendurch hatte er selber Angst ebenfalls mit beseitigt zu werden, wenn er wieder mal im Weg stand. Resigniert gab der Nara auf und scrollte durch sein Handy. Als er fand, was er suchte drehte er vorsichtig den Bildschirm zu Kyle. Darauf war Temari an der Promenade abgebildet, als sie vor wenigen Tagen gemeinsam spazieren waren. Sie strahlte fröhlich in die Kamera. Kyle stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Alter Falter. Nimms mir nicht übel, aber das hätte ich dir nicht zugetraut.“ Sakura bekam die Bemerkung mit. „Was hättest du ihm nicht zugetraut?“ Shikamaru gab Kyle zu verstehen, dass er den Mund halten sollte. „Ach er hat mir nur seine letzte Kletterroute gezeigt.“ Die beiden Männer schoben sich zeitgleich eine Gabel voll Kartoffelpüree in den Mund, sodass Sakura nicht weiter nach haken konnte. Sie war sich aber ziemlich sicher, dass es ganz bestimmt nicht ums Klettern ging. Nachdenklich aß sie ein paar Erbsen und schaute sich in der Runde um. Unweigerlich dachte sie an heute Nachmittag zurück. Sie wusste nicht wirklich, wie sie diese Situation einschätzen sollte. Und noch viel schlimmer war die Tatsache, dass sie ihm Morgen wieder gegenüber treten musste. Wie sollte sie sich bitteschön verhalten? Sakura hämmerte noch immer diese tiefe, erotische Stimme in ihren Ohren. Auch wenn sie wusste, dass es nur Einbildung war spürte sie, wie seine Lippen ihr Ohr streiften und sämtliche Nackenhärchen stellten sich bei ihr auf. Nach dem Essen räumten Sakura, Yoshino und Shikamaru den Tisch ab. Matthew spielte mit seinen beiden Großvätern Scharade, während Kyle und Sayo zusammen hinter der Bar standen, sich leise etwas zuflüsterten und immer wieder verschwörerisch lachten. „Sakura, dein Schmortopf war übrigens super. Das perfekte Geschenk.“ Yoshino stellte einen Stapel Teller neben die Spüle. Sakura lächelte milde. „Oh ich bin so froh dass er dir gefällt.“ Shikamaru bildete ein V aus Zeige- und Mittelfinger und hielt es den beiden Frauen abwechselnd vor die Augen. „Das war Betrug, was ihr da mit mir gemacht habt. Okay?“ Sakura schlug die Hand Beiseite und rollte mit den Augen. „Komm endlich darüber hinweg. Erzähl mir lieber was du mit Kyle vorhin besprochen hast.“ Jetzt wurde auch Yoshino hellhörig. „Bestimmt ging es um seine Freundin.“ Der Nara Sprössling riss überrascht die Augen auf. „Woher-…?“ Seine Mutter räumte das Geschirr in die Industriespülmaschine. „Ich bitte dich mein Sohn. Ich mag zwar bereits etwas eingerostet sein, aber ich bin nicht blind. Außerdem haben wir Frauen ein Gespür dafür. Nicht wahr Sakura?“ Erwartungsvoll sah die Frau die Rosahaarige an. Sakura grinste ihren besten Freund überlegen an. „Tja ich sag doch immer wieder, du kannst nichts vor uns verbergen.“ Er raufte sich die Haare. „Ihr Weiber macht mich echt fertig. Kein Wunder das ich heute Morgen mein erstes graues Haar entdeckt habe.“ Er rauschte aus der Küche und grummelte leise weiter vor sich hin. Yoshino und Sakura fingen an zu lachen und gaben sich einen High Five. „Ich habe fast vergessen, wie empfindlich er manchmal ist.“ Sasuke war froh, als er in die angenehme Stille seiner Wohnung zurückkehrte. Essen mit seiner gesamten Familie waren immer etwas nervenzerreibend. Während seine Mutter immer wieder darauf anspielte, dass sie sich doch so wünschen würde, dass auch er endlich die richtige Partnerin trifft, verhielt sich sein Vater immer sehr bedeckt. Es war für Sasuke schon immer eine Herausforderung zu erahnen was Fugaku dachte. Er war kein Mann der großen Worte. Er wirkte immer kühl und distanziert, obwohl er von seiner Mutter wusste, dass er durchaus auch anders konnte. Aber diese Seite zeigte er dem Rest der Welt sehr selten. Er war eben doch ein Geschäftsmann, der immer das Pokerface aufsetzte. Einer der wenigen Augenblicke, als es eine Gefühlsregung in seinem Blick gab, war das Gespräch über seinen bevorstehenden Enkel. Er zeigte sich tatsächlich neutral interessiert, im Gegensatz zu seinem sonstigen grauenhaften Interesse, wenn es nicht um die Arbeit ging. Sasuke hatte sich vor einigen Jahren geschworen, es besser zu machen. Die Arbeit nicht vor die Familie zu stellen. Doch er erwischte sich in letzter Zeit häufiger dabei, wie er mehr wie sein Vater wurde. Seinen Gedanken nachhängend entledigte er sich über die Wohnung verteilt seiner Klamotten und stieg unter die Dusche. Das kühle Nass war genau das, was er jetzt brauchte. Es verging locker eine Viertelstunde in der das Wasser laut durch das Badezimmer rauschte. Er dachte viel über seinen Vater nach und was diese möglichen Anzeichen bedeuten könnten. Auch als er in seiner Kindheit die gleichen Anzeichen über Wochen verteilt entwickelt hatte und seinen Eltern verschwieg und die langen Nächte, die er daraufhin im Krankenhaus zubringen musste. Resigniert drehte er den Wasserhahn ab. Als er aus der Kabine stieg wickelte er sich ein Handtuch um die schmale Hüfte und ging in sein Schlafzimmer. Auf dem hellen Parkett hinterließ er Fußabdrücke. Wassertropfen perlten von seinen Haaren ab. Seine Wohnung lag unter dem Dach. Wenn er sein Schlafzimmer betrat schaute er auf eine große Fensterfront, die Schräg zur Decke hoch verlief. Er konnte direkt auf die Skyline von Chicago blicken, wenn er im Bett lag. Vor den Fenstern lag ein hellgrauer Teppich, auf dem ein kleiner Tisch und zwei Sessel standen. Dahinter befand sich ein Bücherregal. Die dunklen Balken, die offen im Raum standen hatte er als Raumtrenner genutzt. Sein Bett stand mit dem Fußteil vor den großen Fenstern. Er musste unweigerlich daran denken, wie viele Frauen immer ein Problem damit hatten hier Sex zu haben. Er besaß immerhin keine Nachbarn, die in sein Schlafzimmer schauen konnte. Dabei war doch gerade der Ausblick atemberaubend. Neben seinem Bett stand ein großer Kleiderschrank. Er griff in einen Schubkasten und klaubte ein frische Boxershorts heraus. Er überlegte ob er noch eine Runde Fernsehen sollte, entschied sich aber dagegen. Nachdem er Zähne geputzt hatte, legte er sich ins Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Sasuke schaute eine Zeit lang einfach aus dem Fenster. Das Licht hatte er ausgeschalten. Er beobachtete die vielen Flugzeuge, die wie kleine Sterne am Himmel tanzten. Letztes Jahr auf der Route 66 hatte er das erste Mal seit vielen Jahren wieder einen richtigen Nachthimmel gesehen. Es war alles so klar gewesen. In Chicago brannte immer irgendwo ein Licht oder dicker Nebel hing in der Luft und versperrte den Blick auf den Nachthimmel. Seine Augen wurden langsam immer schwerer, bis er vollständig in den Schlaf abdriftete. Ein lauter Schlag ließ ihn hochschrecken. Sasuke fasste sich an die Stirn. Er war schweißnass und sein Atmen ging flach und schnell. Er sah sich um stellte fest, dass er noch immer in seinem Bett lag. Er schwang seine Beine breitbeinig über die Bettkante und stützte seine Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab. In letzter Zeit schlief er unglaublich schlecht. Es gab keine Nacht die ihn durchschlafen ließ. Leise, als könnte er jemanden in der ansonsten leeren Wohnung weckten, tapste er in die Küche und holte eine Flasche Wasser aus dem Vorratsschrank. Er verzichtete auf ein Glas und trank in großzügigen Schlucken. Angenehm kühl perlte die leicht sprudelnde Flüssigkeit seine Kehle hinab. Die Anzeige an seiner Mikrowelle zeigte 03:37 Uhr an. Seufzend stützte er sich mit der flachen Hand am Küchentisch ab. Er spürte genau die Müdigkeit und den Schlaf den er dringend benötigte und doch trieb seine Psyche diese fiesen Spielchen mit ihm. Er nahm die Wasserflasche mit zurück ins Schlafzimmer. Unsicher stand Sasuke vor einem der Fenster und sah hinaus. In der Ferne konnte er eine Kolonne an Blaulicht sehen, die durch die Straßen rauschten. Unterhalb seines Wohnblocks war gerade die Müllabfuhr zu Gange. In weniger als zwei Stunden würde bereits wieder reges Treiben herrschen. Die kleine Bäckerei an der Ecke würde ihre Ware ausliefern. Die Coffeshop Besitzer ihre Pforten öffnen und den Koffeinsüchtigen da draußen ihren Stoff an den Mann bringen. Sasuke dachte ein Sekunde daran, in die Firma zu fahren und sich die Nacht mit der Arbeit um die Ohren zu schlagen oder Karin anzurufen. Doch stattdessen bewegten sich seine Beine von alleine zurück in das große Bett. Er schlug die Decke zur Seite und machte es sich halbwegs bequem. Als er das leichte Gewicht der Decke wieder auf sich spürte, überkam ihn erneut die Müdigkeit und wie von Zauberhand fielen seine Lider in sich zusammen. Kapitel 14: Gin --------------- Sakura stand nervös im Fahrstuhl. Sie puhlte etwas von ihrer Nagelhaut ab und sah sich unsicher in dem großen Fahrstuhl um. Ihr eigenes Spiegelbild starrte ihr entgeistert entgegen. Sie fühlte sich mehr als unwohl jetzt Sasuke Uchiha gegenüber treten zu müssen. Allein. Shikamaru hatte ihr vorhin eine Nachricht geschickt und sich entschuldigt. Der Alkohol von gestern machte ihm schwer zu schaffen. Das konnte sie so natürlich nicht weiter geben und die Rosahaarige dachte seit Minuten an nichts anderes, als die Ausrede die sie sich noch einfallen lassen müsste. Die Tür ging auf und Sakura befand sich in einem hellen, offenen Empfangsbereich. Unsicher sah sie umher. Sie hatte keine Ahnung wo genau sie hin musste. Eine junge Frau kam mit einer Tasse dampfenden Kaffee aus einer kleinen Tür neben dem Fahrstuhl. Sie schien wohl Sakuras Ahnungslosigkeit zu bemerken und lächelte ihr aufmunternd zu. Ihre dunklen Haare umspielten ihr hübsches Gesicht. Arbeitet in dieser Firma überhaupt irgendjemand, der nicht übertrieben wunderschön ist? Scheint wohl ein Bewerbungskriterium zu sein. Mürrisch, dass sie neben der Frau wie eine Bratwurst aussah, lächelte sie zurück. „Ähm…ja. Ich habe einen Termin mit Herrn Uchiha.“ Die Frau legte ihren Kopf schräg. „Mit welchen? Itachi oder Sasuke? Oder mit Herrn Uchiha Senior?“ „Sasuke“, sagte Sakura schnell. „Da muss ich sie enttäuschen. Der ist noch nicht im Haus, sollte allerdings in der nächsten halben Stunde hier sein.“ Entschuldigend schaute sie Sakura aus ihren großen Augen an. Sakura stöhnte und fuhr sich durch ihre Haare. Verzweifelt schaute sie zu der Frau und ihrer Tasse Kaffee. „Möchten Sie auch einen haben?“ Die Rosahaarige nickte eifrig. Die Frau wies sie an, auf der großen, weißen Couch Platz zu nehmen und verschwand selber nochmal hinter der Tür. Sie schwor sich Shikamaru eigenhändig seine Eier einzeln auszureißen und es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Sakura sah sich um. Allerdings gab es nicht viel zu sehen, außer von dem Empfangsbereich durch Milchglastüren abgetrennten Büroräumen. Für einen Radiosender wirkte alles irgendwie…steril. Aber wahrscheinlich war das nur Einbildung. Sakura hatte ihre Jacke quer über ihre Beine gehangen und versuchte ihren Puls wieder runter zu fahren. Die Frau kam wieder und stellte eine grüne Tasse auf den Glastisch vor ihr. „Ich wusste nicht, ob Sie Milch und Zucker mögen. Deshalb habe ich Ihnen eine ausreichende Menge dazu gelegt.“ Sie lächelte nochmal höflich. „Mein Name ist übrigens Hinata Hyuga.“ „Nett. Sakura Haruno.“ Beide schwiegen ein paar Sekunden. Sakura nahm die dampfende Flüssigkeit und pustete. „Ist hier immer so wenig los?“ Hinata schüttelte den Kopf und setzte sich neben sie. „Nein. Aber zwischen den Feiertagen arbeitet meistens nur die Notbesetzung und einige der Moderatoren.“ Sakura nickte verstehend. War bei Ihnen ja nicht anders. Sie führten eine Weile Smalltalk, aber von Sasuke war nach wie vor nichts zu sehen. „Und ich halte Sie wirklich nicht von der Arbeit ab?“ „Keine Sorge. Ich bin eigentlich nur hier, um noch ein paar Budgetpläne fürs nächste Jahr fertig zu machen. Die können auch noch ein paar Minuten in ihrem Ordner bleiben.“ Sie unterhielten sich noch eine Weile, als sich Sakuras Blase bemerkbar machte. Hinata wies ihr den Weg zu den Toiletten und räumte die zwei leeren Tassen weg. Hinter der weißen Couch stand eine runde, offene Büroecke neben einem Fenster. Hinata setzte sich an ihren Arbeitsplatz und versuchte nochmal Sasuke zu erreichen. Wieder ging nur die Mailbox dran. Aufgebraucht schleuderte sie ihr Handy in die Ecke des Schreibtisches. Es hielt knapp am Tischende an, feuerte dafür aber einen Stapel lose Blätter herunter. „Oh na klar. Fallt doch alle runter“, schimpfte sie das Papier. Gut das sie heute fast allein hier war und keiner das Schauspiel mit ansehen konnte. Sakura knöpfte ihre Jeans wieder zu und betätigte die Spülung der Toilette. Sie schloss die Kabinentür auf und wusch sich ihre Hände. Die rosegoldende Armbanduhr sagte ihr, dass sie seit zwanzig Minuten auf diesen Kerl wartete. Es macht sie wahnsinnig. Sie spürte bereits, wie sie innerlich anfing sich hineinzusteigern. Unweigerlich dachte sie wieder an diesen einen Moment ihrer Küche zurück. Sie war sich im Nachhinein ziemlich sicher, dass er sie geküsst hätte…oder ich ihn. Wenn nicht dieser Krankenwagen vorbei gefahren wäre. Die Rosahaarige gab einen Spritzer kaltes Wasser in ihr Gesicht. Frustriert blies sie die Luft aus ihren Wangen. Als sie um die Ecke der Toilette bog konnte sie eine zweite Stimmte vernehmen, die mit Hinata diskutierte. Es war niemand geringeres, als Sasuke Uchiha selbst. Die kleine Frau redete wild auf den jungen Mann und gestikulierte dabei aufgebracht mit den Händen. Sakura kam näher an die Zwei heran und verstand nun ein paar bruchstückhafte Worte. „Ich habe dir doch gesagt, du brauchst nicht extra heute vorbei kommen.“ Sasuke vergrub lässig eine Hand in seiner Hosentasche. „Und ich habe dir gesagt, dass es mir egal ist. Sieh zu, dass du sie nicht noch länger warten lässt und sei heute Abend gefälligst pünktlich.“ Sasuke hob abwehrend die Hände. „Woah, ganz ruhig! Hier, nimm all mein Pausengeld.“ Er grinste unverfroren. Hinata knuffte ihn und Sasuke zuckte unter der Berührung kurz zusammen. „Du bist manchmal echt ein totaler Trottel und ich frage mich, wieso ich überhaupt mit dir befreundet bin.“ „Weil ich so einen umwerfenden Charme besitze.“ Er grinste sie schief an. Die Hyuga verdrehte die Augen und bemerkte, dass Sakura wieder bei Ihnen war. Sie strahlte die Rosahaarige an, die einen undeutbaren Blick auf ihrem Gesicht trug. Sasuke ließ sich in seinen Bürostuhl fallen und drehte sich dem Fenster zu. Er rieb sich über sein Gesicht und verschränkte die Arme von seiner Brust, bevor er sich wieder zu Sakura umdrehte. Sie saß ihm wie sein Spiegelbild, mit verschränkten Armen, gegenüber. Für einen Augenschlag sahen sie sich intensiv und tief in die Augen, bevor Sasuke den Blickkontakt schnell abbrach. Er strich sich seine Haare aus dem Gesicht, nur damit sie sofort wieder zurück fielen. „Also…“, begann der Uchiha und öffnete die dünne Mappe, die vor ihm lag. Er fokussierte seinen Blick ausschließlich auf die kleinen schwarzen Buchstaben vor ihm. Dann klärte er Sakura über die letzten Details für Silvester auf und wie der Ablauf geplant war. Es sollte eine Radioübertragung geben. Zusätzlich wollten sie die Show auf den öffentlichen Seiten der sozialen Medien per Videostream senden. Das Motto des Abends lautete, passend zum Etablissement ‚The Golden Time‘. Es sollte eine edle, anspruchsvolle Veranstaltung werden. Sie wollten den Menschen verraten, dass ‚Chicago Radio Wake Up‘ ab sofort immer landesweit zu hören sei. Die Quoten, seitdem dass Crossover lief waren enorm in die Höhe geschossen. Sasuke klappte das Dokument wieder zusammen und schaute zu Sakura. Er gab ihr stumm zu verstehen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, um etwaige Fragen zu stellen. „Tatsächlich hätte ich noch eine Frage.“ Erwartungsvoll zog der Uchiha eine Augenbraue in die Höhe. In ihrer Stimme lag Belustigung. „Was genau hat es mit dieser Schneekugel auf sich?“ Sie zeigte auf den Gegenstand, der neben seinen Computerbildschirm stand. Es war die Kugel, die er bei der Tombola gewonnen hatte. „Ist das irgend so ein Fetisch von dir?“ Amüsiert beugte sie sich nach vorne um sich die Kugel genauer anzuschauen. „Ein bisschen sehr hässlich ist das Teil aber schon.“ Auch Sasuke konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. „Pass mal auf. Außer ihrem abstrus grauenvollen Aussehen, kann diese kleine Teilchen noch viel mehr.“ Er drehte sie auf den Kopf und drückte den kleinen Schalter nach rechts. Augenblicklich fing die Schneekugel an zu singen und zu leuchten. Die Rosahaarige lachte glockenhell und warf ihre Haare in den Nacken. „Wow. Ich bin ehrlich beeindruckt.“ Sakura wollte gerade weiter sprechen, als es an der Bürotür klopfte. Hinata steckte ihren Kopf durch die Tür und lächelte Sakura aufmunternd an, bevor sie sich zu Sasuke wandte. „Ich habe dir noch etwas zum Unterschreiben hingelegt und einige Emails weitergeleitet. Schau sie dann bitte noch durch. Wir sehen uns heute Abend. Sei rechtzeitig da.“ Ihre Stimme war fest und ließ keine Widerworte zu. Sie verabschiedete sich noch von Sakura und verschloss die Tür wieder. Die Haruno grübelte über die Beziehung zwischen den beiden nach. Sie schienen kein Paar zu sein, aber nur Kollegen waren sie auch nicht. Ehe sie sich versah, hatte sie das ausgesprochen, was sie eigentlich nur denken wollte. „Bitte sag nicht, dass du so einer bist, der dauerhaft das Bedürfnis hat sein Erbmaterial in der Welt zu verteilen?“ Kacke verdammt! Habe ich das gerade laut gesagt? Sasuke stand auf und schritt um den Schreibtisch herum. Er lehnte sich gegen diesen. Sein Grinsen glich dem eines Haifisches. „Das scheint dich ja brennend zu interessieren.“ Er bleckte gefährlich die Zähne. Sakura beugte sich auf ihrem Stuhl nach vorne und stützte ihre Ellenbogen auf den Knien ab und sah zum ihm hoch. Ihre Stimme war absolut monoton. „Dich scheint es ja mehr zu interessieren, was ich denke als umgekehrt. Was mich nämlich wirklich interessiert ist die Frage, ob es sehr schwierig ist ein solch großer Idiot zu sein.“ Sie würde sich ganz sicher nicht von diesem perfekten Gesicht einschüchtern lassen. Sie stand auf und stemmte ihre Hände in die Hüfte. Abwartend sah sie ihn an, als er einen Schritt auf sie zu machte. Er war ihr nahe. Erneut. Sakura zog die Schultern zu ihren Ohren hoch. Plötzlich fühlte sie sich doch nicht mehr so selbstsicher. Wie konnte dieses Gespräch bitteschön so schnell diese Wendung nehmen? „Ich muss jetzt gehen“, stammelte sie und wollte sich umdrehen, doch Sasuke machte einen Schritt in die Richtung, in welche Sakura ausweichen wollte und sie stießen aneinander. Er spürte die Hand, um die er sich versehentlich gekrallt hatte. Sie war ihm nahe. Sehr nahe. Sasuke fühlte sich erneut verleitet. Doch kam ihm Sakura zuvor. Während er in einem Moment noch ihren Atem an seinen Lippen spüren konnte, war es im nächsten Moment ihr weicher Mund. Sie löste sich nach diesem flüchtigen, zurückhaltenden Kuss von ihm, bestürzt über ihre Tat. Doch Sasuke hob blitzschnell seine Hand und zog sie sanft am Nacken wieder zu sich. Sie schloss die Augen und ihr entfloh dieser eine bestimmte Seufzer. Sie schlang die Arme um ihn und er glitt mit seinen Fingerspitzen ihre Wirbelsäule entlang. Ihr Kuss war leidenschaftlich und wild. Zärtlich und sanft. Alles gleichzeitig. Haare kitzelten. Zungen berührten sich. Fremde Finger streichelten seinen Nacken und die Härchen auf seinem Arm prickelten. Er löste sich von ihr. Sakura beugte sich vor um seine Lippen noch einmal einzufangen. Er war so versucht, sie erneut zu küssen. Gerade als er beschloss seine Gedanken über Bord zu werfen und ihr nochmal seine Lippen anzubieten, kam Sakura zur Besinnung. „Scheiße!“, murmelte sie außer Atem. Sasuke sah nicht auf und versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen. Über Sakura stürzten ihre Sorgen auf sie ein. „Ich gehe.“ Sakura schnappte sich ihre Tasche und drehte sich unwirsch von Sasuke weg, sodass dieser unsanft gegen die Schreibtischkante donnerte. Sie riss die Tür hastig auf. Mit einem Knall fiel sie wieder in ihre Angeln. Hinata wirbelte durch ihre Wohnung. Sie war gerade dabei die fliederfarbenen Servietten kunstvoll zu falten, bevor die ersten Gäste kommen würden. Die ersten Versuche ihrer Lotusblüte waren in einem Anfall von Verzweiflung zusammengeknüllt durch das Wohnzimmer geflogen. Jetzt aber war ihr bereits die dritte gelungen und man musste nicht mehr absolutes Kunstverständnis zu Tage fördern, um zu erkennen was es darstellen sollte. Zufrieden drapierte sie die nächste Blume auf dem Kuchenteller. Sie hatte ihre Familie zu Kaffee und Kuchen geladen. Später würden noch Sasuke und Gaara dazu stoßen. Die kleine Clique gab es bereits seit einigen Jahren. Leider schafften sie es meistens nur zu Geburtstagen alle zusammen zu kommen. Leicht betrübt dachte sie daran, dass ihre beste Freundin heute nicht konnte. Sie hatte noch einen wichtigen Geschäftstermin, der sich wohl in die Länge ziehen sollte. Hinata und Temari waren seit ihrer Schulzeit miteinander befreundet. Sie lernten sich durch ihren kleinen Bruder kennen. Mit Gaara hatte sie zusammen die gleiche Klasse besucht und über ihn dann auch seine ältere Schwester, mit der sich Hinata durchaus sehr gut verstand, kennengelernt. Hinata holte die Torte aus dem Kühlschrank. Sie hatte das süße Teilchen aus der Konditorei an der Straßenecke ihrer Wohnung bestellt. Nachdem sie das Büro verlassen hatte, war sie direkt dort vorbei geflitzt. Sie kannte den Besitzer des Ladens und hatte einen kleinen Rabatt rausschlagen können. Dazu hatte sie gestern bereits einen einfachen Rührkuchen gebacken. Die junge Frau war zwar durchaus in der Lage Eier, Mehl und Zucker zu einem leckeren Teig zusammen zu bringen, aber es war für die eher mühselig als spaßig. Außerdem würde ihre Mutter ohnehin noch irgendetwas Selbstgebackenes mitbringen, also sparte sie sich einfach diese zusätzliche Arbeit. Denn egal was sie backen würde, die Torte ihrer Mutter würde alles andere in den Schatten stellen. Glücklich bewunderte sie ihre angerichtete Kaffeetafel. Der dunkle Massivholztisch ließ die fliederfarbenen Servietten wundervoll zur Geltung bringen. In der Mitte stand ein kleines Blumengesteck, dass sie selber zusammen gebastelt hatte. Sie liebte es Blumen zu arrangieren und auf neue Art und Weise in Szene zu setzen. Sie hatte beim letzten Flohmarkt eine rustikale Antikholzschale günstig erworben. Sie hatte mit Trockenblumen gearbeitet, die sich wunderbar in das Bild der mitternachtsblauen Rosen und dem geflügelten Strandflieder einspielten. Dazwischen steckten als Kontrast grüne Gräser und Farne. Links und rechts von dem Gesteck erleuchteten zwei Glasschalen mit Teelichtern den Tisch festlich. Geschickt betätigte er, mit einem Blumenstrauß in der linken Hand, und einen Geschenkebeutel in der rechten Hand die Klingel. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bevor er die Stimme seiner Cousine vernahm. „Hey, es wäre mir wahrlich ein inneres Blumenpflücken wenn du mir die Tür aufmachst. Ich bin ungefähr mit drölf Tonnen beladen.“ „Schön dich zu sehen Neji.“ „Wohl eher hören. Warte noch zwei Tage, dann bin ich die Treppe hoch gepilgert. Und ich habe einen riesen Kohldampf.“ „Also dann. Bis in zwei Tagen.“ Neben ihm kicherte es. Neji grinste seine Begleiterin an. Der Türöffner summte und Neji atmete noch einmal tief durch, bevor er einen Fuß ins Treppenhaus setzte. An der Tür zu ihrer Wohnung ließ er ihr den Vortritt, um den Überraschungsmoment nicht zu verderben. Hinata schaute ungläubig als blonde Haare das erste waren, was sie sah. Sofort bekam sie glasige Augen und hielt sich eine Hand vor den Mund. „Oh…ich werde verrückt.“ Grinsend umarmte Temari ihre beste Freundin. „Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag.“ Hinata schaute gespielt böse zu Neji und zeigte auf ihn. „Du steckst da doch bestimmt auch mit drinnen.“ Sie wandte sich wieder Temari zu. „Ich dachte, du hast einen unverschiebbaren Termin.“ Die Blondine zuckte mit den Schultern. „Nichts ist unverschiebbar. Naja nicht ganz. Ich kann nur jetzt bleiben. Ich habe den Termin einfach zwei Stunden nach hinten verlegen lassen.“ Triumphierend stand sie der Hyuga gegenüber. Temaris Blick glitt erwartend zu Neji. Er reichte ihr die bunt verzierte Geschenketüte. Anschließend gratulierte auch er seiner Cousine und übergab ihr den großen Blumenstrauß. Zu dritt saßen sie in Hinatas Wohnzimmer. Neji hatte es sich in dem senfgelben Ohrensessel bequem gemacht. Seine Füße ruhten lässig auf dem kleinen Hocker davor. Seine Arme waren hinter seinem Kopf verschränkt. Temari und Hinata hatten mit dem Sofa vorliebgenommen. Beide hielten ein Glas Sekt in der Hand und plauderten locker miteinander. „Und sie sieht wirklich aus wie ein irischer Porno Wichtel?“ Temari prustete laut los und konzentrierte sich darauf, den Sekt nicht überschwappen zu lassen. Resigniert nickte Hinata. „So wahr mir Gott helfe. Ja. Du müsstest dieses Outfit sehen, dass ihnen ihr Chef zumutet. Aber meine Schwester juckt es nicht weiter. Was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann.“ „Vielleicht kommt sie ja gleich auch so bekleidet hier an und bringt einen möglichen irischen Wichtelmacher mit.“, mischte sich Neji in das Gespräch der Frauen ein. Er hörte nur halb zu. Nebenher schien er sehr vertieft in sein Handy zu sein. Hinata fasste sich frustriert an die Stirn. „Ihr glaubt nicht sie oft ich bereits versucht habe ihr einen anderen Aushilfsjob zu suchen. Aber genauso gut könnte ich mit einem Haufen Steine reden und selbst ein Esel wäre nicht so stur.“ Etwa eine viertel Stunde später traf der Rest der Hyuga Familie ein. Hanabi kam entgegen der Erwartung vollkommen normal bekleidet. Sie arbeitete neben ihrem Studium in einem Pub und seit ein neuer Chef den Laden leitete bestanden die Arbeitsuniform aus einem glitzernden, grünen Minirock, der gerade die nötigsten Stellen bedeckte und einer hautengen, weißen Bluse. Grün-weiß geringelte Kniestrümpfe mit glitzernden, grünen Pumps und einer Perücke die Dolly Parton Konkurrenz machte, rundeten das Outfit ab. Hinatas Mutter hatten eine doppelstöckige Pfirsich-Käsesahne Torte gebacken. Neben dieser sah Hinatas Rührkuchen aus wie ein schwer zu kauendes Stück Holz. „Also Temari, was macht die Arbeit?“, fragte Großvater Hyuga und schob sich ein Stückchen Torte in den Mund. Man konnte diesen alten Griesgram nicht mehr mit vielen Dingen hervor locken, aber ein gutes Stückchen Torte brachte selbst ihn aus seinem Versteck hervor. Die Blondine legte die Kuchengabel neben den Teller und trank einen Schluck Kaffee bevor sie antwortete. „Morgen ist die letzte große Präsentation für dieses Jahr. Wir hoffen, dass wir die Zusage zu dem Geschäft gleich morgen bekommen werden. Ansonsten ist bis zum Jahreswechsel erstmal Ruhe angesagt und die Akkus für die Belegschaft und uns sollen aufgeladen werden.“ Temaris Blick glitt zu Neji, der verstehend nickte. Sie arbeiteten in der gleichen Firma als Vorstandsmitglieder, allerdings in unterschiedlichen Abteilungen. Während ihre Familie noch am Tisch saß, räumten Temari und Hinata die benutzten Teller und Tassen in die Spülmaschine. Hinata bemerkte, dass die Blondine mit ihren Gedanken meilenweit von diesem Ort hier entfernt war. „Wieso habe ich das Gefühl, dass du seit Stunden gedanklich ein Gespräch mit jemand komplett anderem führst?“ Hinata beäugte Temari kritisch. Diese beugte sich gerade zum Besteckkasten und warf achtlos einige Löffel hinein. Sie sah nicht auf. „Ich weiß nicht was du meinst.“ „Ich bitte dich. Irgendwas stinkt hier ganz gewaltig. Und damit meine ich nicht den Haufen Waschbärenkot der vor meinem Küchenfenster hübsch aufgetürmt worden ist.“ Die Hyuga verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Spüle. Frustriert pustete sich Temari eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und vermied es nach wie vor ihre beste Freundin anzusehen. Sie würde sofort Lunte riechen. „Es ist wirklich nichts. Ich bin beinahe so glücklich wie diese verdammte Mary Poppins.“ „Und was ist der Grund, weshalb nur beinahe so glücklich bist?“, bohrte Hinata weiter nach. „Ist alles okay zwischen euch?“ „Ja, es ist nur-“, begann Temari und in ihrem Kopf ratterte es nach einer guten Ausrede, die selbst Hinata zufrieden stellen würde. „Was flüstert ihr da so geheimnisvoll?“ Hanabi betrat die Küche. In den Händen balancierte sie eine Thermoskanne und die Torte. Beides stellte sie achtlos auf den Küchentresen neben Hinata ab und musterte die beiden Frauen eingehend. Temari pustete stumm die Luft aus. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie froh, dass Hinatas kleine Schwester grundsätzlich die Privatsphäre von anderen Leuten missachtete. „Ihr seht ganz schön alt aus, wenn eure Stirn so in Falten gelegt ist. Vielleicht solltet ihr mal wieder ordentlich einen ziehen.“ Sie kramte in ihrer Hosentasche herum und zog ein Päckchen Zigaretten hervor. „Hast du Feuer, Schwesterchen?“ „Seit wann rauchst du?“ Hanabi ignorierte den fragenden Blick ihrer Schwester und ging zur Balkontür hinter dem Küchentisch. Sie pfriemelte an dem Hebel herum. „Oh Gott. Dieser Türgriff ist sowas von Schrott.“ Sie drehte sich nochmals zu Temari und sah sie fragend an. „Hast du Feuer?“ Die Blondine griff zielstrebig in die hintere Tasche ihrer Jeans und warf der jungen Hyuga ein schwarzes Feuerzeug zu. Diese salutierte ihr zu und verschwand anschließend auf dem kleinen Balkon. Dieser bot gerade so Platz für zwei Personen, aber für Hinata reichte es vollkommen aus. „Ist das der Grund, weshalb du dich so seltsam verhältst? Sollen wir nicht mitbekommen das du wieder rauchst?“ Die Blondine dankte Hanabi ein weiteres Mal stillschweigend. Diese Ausrede war so simpel und doch so praktisch. Wenig enthusiastisch warf Temari die Hände in die Höhe und zuckte mit den Schultern. „Erwischt.“ Hinata glaubte keine Sekunde daran, dass Temari ihr gerade die Wahrheit sagte, aber sie wusste es hatte jetzt eh keinen Zweck weiter nachzuhaken. Lediglich ein wenig empört, dass Temari sie für so beschränkt hielt, nahm sie die leere Kaffeekanne vom Tisch und verräumte sie den Spüler. Gegen halb Sechs verabschiedete sich Hinatas Familie. Hanabi war bereits eher gegangen. Sie traf sich mit irgendwelchen Kommilitonen in einem Club. Temari hatte sich zur etwa gleichen Zeit verabschiedet. Lediglich Neji war noch da geblieben, da in einer knappen halben Stunde noch die anderen Männer vorbei kommen würden. Er spürte sein Handy in der Hosentasche vibrieren und zog es geschickt heraus. „Okay. Ich gebe es auf zu ignorieren, dass ihr euch heute alle noch seltsamer als sonst schon benehmt. Was ist los? Mit wem schreibst du andauernd?“ Sie holte zwei Gläser aus dem Hängeschrank in der Küche. Aus dem Kühlschrank fischte sie eine Flasche Gin, sowie eine Flasche Wild Berry. Großzügig bereitete sie eine Mischung für Neji und sich zu. Aus dem Gefrierschrank angelte sie crushed Ice und vollendete das Getränk mit einem rosa Trinkröhrchen für jeden. Der Hyuga beäugte kritisch die Mischung. „Ist das nicht so nen Weiberding?“ „Du bekommst gleich so nen Weiberding gescheuert. Und hör auf meine Fragen zu ignorieren.“ Aufgebracht drückte sie ihm das Glas in die Hand und zog selber einen großzügigen Schluck durch den Strohhalm. Es schüttelte sie kurz. Okay, sie hatte es doch zu gut mit dem Gin gemeint. Neji machte das gleiche Gesicht wie sie, nachdem er von dem Getränk gekostet hatte. Er prostete ihr zu. „Also dann. Nach mir die Ginflut.“ Hinata musste über diesen schlechten Spruch lachen. Neji nahm einen weiteren Schluck, als er plötzlich das sagte, was er unbedingt vermeiden wollte. „Ich habe wieder Kontakt mit Tenten.“ Die Hyuga wurde schlagartig kreidebleich. Sie verschluckte sich und schlug sich kräftig auf die Brust und war sich sicher, sich nur verhört zu haben. „Das ist ein Witz oder?“ Wut bauschte sich in ihr auf. „Scheiße. Ich wollte das gar nicht laut sagen.“ „Neji! Sag mir, dass das nur ein Scherz gewesen ist!“ Er schwieg und vermied es sie anzusehen. „Verdammt! Hyuga, sie ist meine beste Freundin. Warum machst du das?“ „Seit wann nennst du mich mit Nachnamen?“ „Oh glaube mir, ich würde dich momentan am liebsten mit ganz anderen Namen wüst beschimpfen.“ Sie brauchte jetzt eindeutig mehr Alkohol. Beherzt exte sie die Mischung und schüttelte sich anschließend. Schuldbewusst beobachtete er seine Cousine. „Du musst schwören es vorerst für dich zu behalten. Ich verspreche dir, ich werde es klären. Es ist nichts passiert. Wir haben nur geschrieben.“ „Das hast du beim letzten Mal auch gesagt. Wieso sollte ich dir jetzt plötzlich glauben?“ Er schaute ihr tief in die Augen. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Weil du meine Cousine bist und immer das Gute in einem Menschen siehst. Neben dir ist selbst Mutter Theresa der reinste Gebrauchtwarenhändler.“ Angesäuert fixierte sie den Hyuga. „Du wirst mit ihr reden und das alles aus der Welt schaffen. Noch dieses Jahr. Ansonsten werde ich dafür sorgen, dass es alle erfahren. Notfalls übernehme ich auch den Part der Furie und reiße dir deine geliebten Eier raus und bastele daraus etwas Schönes.“ Ihre Stimme war vollkommen neutral und jedes einzelne Wort war eine Drohung, die die junge Frau wahr machen würde. Neji schluckte schwer und verfluchte sich und seine große Klappe. „Ich danke dir, dass du es für dich behältst.“ „Danke mir ja nicht dafür. Ich tue das ganz bestimmt nicht für dich.“ Sie atmete hörbar laut aus. „Ich brauche jetzt unbedingt noch mehr zu trinken. Ansonsten sehe ich in dieser ganzen Sache überhaupt keinen Gin mehr.“ Kapitel 15: Gold ---------------- „Oh na klar trennt ihr euch jetzt! Das ist bei einem verfluchten Horrorfilm grundsätzlich die beste Idee.“ Neji ließ sich rückwärts in den Sessel fallen und hob wegwerfend seine Hand in Richtung des Fernsehers, auf dem irgendeine alte Schwarz-Weiß Horror Kamelle lief. Missmutig schaute er zu seinen Freunden. Sasuke hatte darauf bestanden, diesen alten Schinken zu schauen. „Schau misch nisch fo an.“ Gaara schlang einen enormen Bissen der Lasagne herunter, die Hinata gemacht hatte. Er saß neben der Hyuga auf der dunklen Couch. Seine Beine lagen entspannt auf dem langen Teil, während Hinata mit angewinkelten Beinen neben ihm saß. Sasuke hatte sich rittlings auf den Stuhl an der Stirnseite des Esstisches niedergelassen. In der Hand hielt er ebenfalls einen Teller mit der warmen Speise und stützte sich mit seinen Ellenbogen auf der Rückenlehne ab. Sein Blick galt dem Fernseher. Er liebte solche schlecht gemachten Filme. Allerdings war Hinata die einzige, die diese Tatsache halbwegs nachvollziehen konnte. Sie sich hatten in den vergangenen Jahren bereits des Öfteren die Nächte mit Popcorn und Horrorfilmen um die Ohren geschlagen. „Leute, wie sieht der Plan für Silvester aus?“, fragte Gaara zwischendurch. „Sabakuno!“ Sasukes Stimme war nicht mehr als ein Zischen. Manchmal würde er diesen Typen gerne eine verpassen. Abwehrend hob er die Hände. „Tschuldige Prinzessin. Ich wusste nicht, dass man nicht mal reden darf, während die holde Maid einen Film schaut.“ „Klappe!“, bellte Sasuke. „Flenn doch!“, erwiderte Gaara. „Ihr haltet jetzt beide euren Mund! Ist das klar?“ Hinata pausierte den Film. Sie stellte ihren leeren Teller auf den kleinen Beistelltisch vor sich ab und fixierte alle drei Männer einzeln mit einem strengen Blick. „Wenn sie das macht, habe ich immer ein bisschen Angst vor ihr“, flüstere Gaara in Richtung des Uchiha. „Meine Worte. Hinata sieht zwar aus wie ein Engel, aber sie kann ein richtiger Teufel sein.“ Sasuke stellte den Teller hinter sich ab und nahm einen Schluck seines Biers. „Ihr seid manchmal alle solche Babys.“ Neji grunzte und schaltete sich in das Gespräch mit ein. „Silvester fällt wie jedes Jahr gleich aus.“ Er zuckte mit den Schultern und beobachtete seine Freunde. Gaara hob fragend eine Augenbraue. „Ball drop?“ „Jupp.“ „Und ihr zwei?“ Der Sabakuno befürchtete bereits das Schlimmste. „Sorry, wir haben ne Silvester Show am Laufen, zu der wir müssen.“ Entschuldigend sah Hinata ihn an. Sasuke zuckte mit Schultern. Missmutig ließ sich Gaara in die weichen Polster zurück fallen. Er fuhr sich durch die Haare und schnaubte aufgebracht. „Ihr seid mir ein paar Freunde. Du-“, dabei zeigte er auf Neji. „wirst dir in einer Fünf Sterne Bude den Bauch mit leckersten Odeuvre vollschlagen und ihr arbeitet?“ „Komm doch einfach auch vorbei. Wir lassen dich auf die Gästeliste schreiben“, schlug Hinata beiläufig vor und schaute zu Sasuke, der zustimmend nickte. „Es wird bestimmt ganz witzig. Ein paar einflussreiche Leute werden da sein und bestimmt auch die ein oder andere nette Damengesellschaft.“ Der Uchiha grinste schief und erntete einen bösen Blick von Hinata. „Was denn? Man muss nehmen, was man kriegen kann.“ „So wie die arme Praktikantin, die sich ehrlich Hoffnung auf eine Beziehung gemacht hat?“ Gaara mischte sich ein. „Du hast die Praktikantin vernascht? Das hat dein Vater zugelassen? Respekt.“ Er schenkte Sasuke einen anerkennenden Blick. „Wie soll ich sagen…mein Vater wird nie davon erfahren.“ Er bleckte gefährlich die Zähne. Hinata schnaufte genervt. „Ja, weil ich sie davon abgehalten habe dich zu verklagen. Nächstes Mal sollte ich dich ins offene Messer laufen lassen.“ Neji hatte die Unterhaltung schweigend mit verfolgt. Er dachte über Hinatas Worte von vorhin nach. Wie sollte er diese ganze Sache so schnell klären? Wieso hatte er nicht einfach seine verfluchte Klappe halten können? Nein, stattdessen musste er ja einen Sack voller Probleme öffnen. Er stand auf. „Ich hol mir noch was zu essen.“ Er ignorierte die Blicke seiner Freunde. „Was ist denn mit dem los?“ Gaara wollte Neji hinterher, wurde aber von Hinata aufgehalten. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. „Lass ihn. Glaub mir, es ist besser so.“ „Weißt du was los ist? Dir ist also auch aufgefallen, dass sie sich alle so merkwürdig verhalten?“ „Sorry, ich weiß nicht was du meinst.“ Sie glaubte keine Sekunde daran, dass Gaara ihr das abkaufen würde, aber scheinbar ratterten seine eigenen Gedanken beharrlich, denn er nickte und lehnte sich gegen das große Kissen. Irgendetwas war faul an der ganzen Sache und er wäre nicht Gaara Sabakuno, wenn er dessen nicht auf die Schliche kommen würde. In seinem Kopf begann sich ein Plan zu bilden, wie er seinen besten Freund zum Reden bringen würde. Energisch drückte Temari die Klingel zu Shikamarus Wohnung. Sie war vom Büro aus direkt zu ihm gefahren. Hinata hatte ihr eigentlich angeboten, später noch zum Abendessen vorbei kommen zu können, aber Temari hielt das für eine ganz schlechte Idee. Stattdessen klingelte sie bei Shikamaru durch. Er schien geschlafen zu haben, als sie anrief, denn seine Stimme hörte sich so rau wie Sandpapier an und hatte einen verwirrten Unterton. Ungeduldig wippte sie mit dem Fuß auf der Straße herum, als endlich das vertraute Summen des Türöffners ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie nahm mehrere Stufen auf einmal. Die Tür zur Shikamarus Wohnung war angelehnt. Vorsichtig schob Temari sie auf. „Shikamaru?“, fragte sie behutsam. Ein lauter Schlag aus dem Schlafzimmer ließ die Blondine überrascht japsen. Sie streifte ihre Schuhe ab und flitzte über das Laminat ins Schlafzimmer. „Was-?“, und dann fing sie an aus vollster Kehle zu lachen. Shikamaru wand sich wie eine Raupe in seiner Jogginghose. Oder zumindest das, was von seinem Bein in der Hose hing. Diese hatte sich ineinander gedreht und einen Knoten an den Löchern für die Füße gebildet. Scheinbar war er in Eile gewesen, und so hatte es ihn entschärft. „Schön wenn ich zu deiner persönlichen Heiterkeit beitragen konnte.“ Er schnaufte entnervt, musste dann aber ebenfalls anfangen zu lachen. Temari half ihm aus dem Wirrwarr seiner Hose zu entkommen. „Hast du geschlafen?“ Sorgsam fuhr sie mit ihren zarten Fingern über Shikamarus Gesicht. Dieser schloss genüsslich die Augen unter der Berührung der hübschen Blondine. Sie umfasste seinen Nacken und zog ihn zu einem sanften Kuss zu sich hinab. Als sie sich von ihm lösen wollte, schnellten seine Hände vor und zogen ihr Gesicht wieder zu seinen Lippen. Überrascht keuchte Temari in den Kuss hinein. Shikamaru umfasste ihre Hüfte und ließ sich, mit Temari auf seinem Schoß, auf das weiche Bett fallen. Er stützte sich an der Bettkante ab und spürte Temaris Zunge, die sich tief und verführerisch in seine Mundhöhle schob. Die hübsche Blondine seufzte vor Wonne und zitterte, als Shikamaru ihr den Pullover über den Kopf zog. Raue Hände zeichneten die zarte Kontur ihrer Taille nach. Sie öffnete einen Moment die Augen. Shikamaru schenkte ihrem Gesicht und ihrem Körper diesen einen bestimmten Blick und ein tiefer Brummer entfloh seiner Kehler, als sie begann seinen Nacken und weiter zu seiner Halsbeuge vor zarte Küsse zu verteilen. Seine Finger strichen die Wölbung ihres Halses, das Schlüsselbein entlang, zwischen ihre Brüste bis zum Bund ihrer Jeans. Shikamaru drehte sie mit einer geschickten Bewegung herum, sodass sie nun unter ihm lag. Seine Arme stützen sich über ihren Schultern ab. Er strich ihr verirrte blonde Haarsträhnen aus dem Gesicht, um seine Lippen von dort zu ihren Brüsten wandern zu lassen. Temari spielte am Saum von Shikamarus Shorts. Vier Tage später war es soweit. Die große Live-Show im Mio war quasi fertig in den Startlöchern. Sakura stand in ihrem Badezimmer und gab sich alle Mühe den Reisverschluss ihres Kleides am Rücken zu verschließen, ohne gleich das Kleid zu zerstören. „Scheißding! Warum musst du auch auf dem Rücken sein?“ Eine dünne Schweißschicht bildete sich unter dem Stoff. Na klasse, das hatte ihr jetzt auch noch gefehlt. Das Kleid reichte ihr bis kurz über ihre hohen Schuhe. Es war in einem angenehmen champagnerton gehalten. Zahlreiche Pailletten um die Brust herum bildeten ein kunstvolles Konstrukt. Der Ausschnitt, weniger klassisch für die Zwanziger, war tief und betonte hervorragend ihre Oberweite. Sakura hatte eigentlich erwartet, dass diese Farbe sie blass und krank aussehen ließe, aber als die Verkäuferin sie zwang es anzuprobieren, konnte sie es selber kaum fassen. Es schmeichelte ihr unfassbar und ihre Haut strahlte förmlich. Ihren hellen Haaren hatte sie Locken verpasst und sie locker zu einem Knoten, der lediglich von einer goldenen Spange gehalten wurde, hoch gesteckt. Einzelne Strähnen lösten sich bereits aus der Frisur. Auf den Augen hatte sie den gleichen Farbton wie den ihres Kleides, in Kombination mit einem natürlichen Braun. War der Großteil ihres Make Ups schlicht gehalten, so hatte sie mit ihren kräftig geschminkten Lippen einen waren Hingucker vollbracht. Ein kräftiges Rot, mit einem kühlen Unterton, vollendete den Look. Zufrieden und glücklich über ihr Aussehen verpasste sie ihren Haaren eine letzte Dosis Haarspray. Sie schenkte sich ein selbstbewusstes Lächeln. Heute würde ihr niemand die Laune verderben. Auch kein Sasuke Uchiha mit seinem unglaublich guten Aussehen. Sie sah ihn förmlich vor sich, wie er da im Anzug lässig stand und sich seiner Attraktivität gewiss war. Sie hatte lange darüber nachgedacht, was diese Kusssache für eine Bedeutung hatte und beschloss, dass es eben keine gab. Sie würde ihn nicht darauf ansprechen und ab sofort eine gewisse Distanz zu ihm wahren. Vor allem zum Schutz für sich selbst. Sie schob das Geschehnis einfach auf einen Moment der geistigen Umnachtung zu. Die Rosahaarige zog sich einen hellgrauen Mantel über das Kleid. Sie wusste, sie würde so oder so in diesem hauchdünnen Stück Stoff frieren. In eine kleine, passend zum Kleid, Handtasche schmiss sie alles hinein, was sie für den heutigen Abend benötigen würde. Die Uhrzeit auf dem Handy sagte ihr, dass es Zeit war nach unten zu gehen. Sie hatte ein Taxi bestellt, dass noch bei Shikamaru vorbei fahren würde, um diesen einzuladen. Sie betete inständig, dass ihr Freund bereits fertig gemacht war. Bereits im Treppenhaus begann die junge Frau zu frösteln. Sie überlegte kurzzeitig nochmal zurück zu gehen, um sich eine dicke Hose unter das Kleid zu ziehen. „Hey Sakura!“ Besagte drehte sich herum und ihr gegenüber stand Naruto. Er musterte sie kurz und legte ein breites Grinsen auf. „Gut schaust du aus.“ Verlegen lächelte sie zurück. „Dankeschön.“ Nicht wissend wohin mit ihren Händen vergrub sie sie in den Taschen ihres Mantels. „Bist du auf dem Weg ins Mio?“ „Scharfsinning beobachtet, Sherlock.“ Sie zwinkerte ihm zu. Naruto lachte laut auf. „Wir sehen uns bestimmt später nochmal. Dann trinken wir einen zusammen auf den heutigen Abend.“ Er winkte ihr noch kurz zu und verschwand dann um die Ecke, hinauf in seine Wohnung. Im Mio herrschte bereits reges Treiben. Sakuras Vater hatte noch einige Studenten für heute Abend gebucht, die zusätzlich zum Stammpersonal mit kellnerten. Sie hörte, wie Kizashi allen ein paar letzte Anweisungen gab. Sakura sah, wie nervös ihr Vater war. Er spielte unentwegt an der Manschette seines weißen Hemdes herum. Sie hatten alle zusammen in den letzten Tagen alles aus dem Mio heraus geholt. Wo sonst die Farbe Rot dominierte, strahlte an allen Ecken und Ende Gold gepaart mit schwarzen Akzenten. Im Eingangsbereich gab es ein kleines Fotostudio, in dem die kommenden Gäste sich für den heutigen Abend verewigen konnten. Die Vorhänge an der Bühne funkelten hell im Scheinwerferlicht. Die Tische waren mit schwarzen Tischdecken verhangen, auf denen goldene Servietten und Kerzen ihren Platz fanden. Auf jedem Tisch stand eine goldene Vase, in der große schwarze und weiße Federn hervorschauten. Es sah fantastisch aus. Vor der Bühne baute bereits ein Kameramann das Set auf. Von dort würden sie heute Abend live gehen. Die Band, die Shikaku engagiert hatte, sollte während der Aufnahmepausen hinter ihnen spielen. Eine rassige, junge Frau in einem glitzernden schwarzen Flapperkleid holte ein Saxophon aus ihrem Instrumentenkoffer. Ein Mann, der ungefähr im Alter ihres Vaters war, ging zu der Musikerin und tauschte sich mit ihr aus. Sakuras Arme überzogen eine leichte Gänsehaut. Sie wusste es würde phänomenal werden. Das was sie innerhalb dieser wenigen Zeit zu Stande gebracht hatten, sollte sich heute bezahlt machen. Nachdem die Show im Radio verkündet worden war, konnten sich ihre Väter beinahe nicht retten, so viele Menschen wollten Tickets für heute Abend kaufen. Pfeifend tauchte Shikamaru neben ihr auf. „Wahnsinn was hieraus geworden ist, nicht wahr?“ Er hatte die Hände in den Taschen seiner Anzughose vergraben. Sakura musste zugeben, dass ihr bester Freund in diesem dunkelblauen Anzug mit dem weißen Hemd eine hervorragende Figur machte. Umso näher die Sendung rückte, desto mehr zog sich der Magen der Rosahaarigen zusammen. Sie spürte das Adrenalin durch ihren Körper rauschen. „Oh Gott! Ich glaub mir wird gleich schlecht.“ Demonstrativ hielt sie sich eine Hand vor den Mund. „Du willst doch wohl nicht vor einer Millionen von Menschen live in eine Kamera kotzen oder? Wenn, sag mir bitte vorher Bescheid, dass ich rechtzeitig einen Schritt zurück machen kann.“ „Arsch.“ „Ich lieb dich auch.“ „Ahh. Meine zwei Lieblingsmenschen heute Abend.“ Mit einer herzlichen Begrüßung kam Shikaku auf Sakura und Shikamaru zu. Sein Blick musterte die Beiden. „Sakura, du siehst einfach umwerfend aus.“ „Danke. Aber du kannst dich durchaus auch sehen lassen.“ Der ältere Nara zwinkerte ihr zu. „Wow. Mein Sohn. Ich wusste gar nicht, dass du eine so gute Figur mit den richtigen Klamotten machen kannst.“ „Haha“, antwortete dieser trocken. Sakura entschuldigte sich bei den beiden Männern. Sie musste unbedingt nochmal ihre Blase leeren, bevor sie auf die Bühne musste. Yoshino und Chouji hatte sie bereits begrüßt. Die beiden waren heute gemeinsam für das Buffet verantwortlich. Viele verschiedene Häppchen wurden aufgetischt. Allerdings fehlte von Tsunade bisher jede Spur. Aber es waren auch noch locker zehn Minuten Zeit, bevor das eigentlich angesagte Treffen vor der Show stattfand. Sakura wusch sich gerade die Hände, als die Tür zur Damentoilette aufschwang. Eine Mischung aus viel zu süßem Parfum spie ihr entgegen. Zwei gackernde, ihrer Meinung nach, zu schrille Stimmen betraten den kleinen Vorraum. Im Spiegel beobachtete die Haruno wie eine schwarzhaarige Frau in eine der Kabinen verschwand. Die andere, eine feurige Rothaarige stellte sich neben sie vor den Spiegel. Sie legte ein kleines Täschchen auf dem Waschbecken ab und holte einen Lippenstift daraus hervor. Sakura kannte die Fremde nicht, aber von ihrem ganzen Auftreten her empfand sie die Frau direkt unsympathisch. Sie war nicht viel älter, als sie selber. Sie trug ein enges, schwarzes Kleid, das gerade so lang war, um nicht von der Sittenpolizei abgeführt zu werden. Ihre Brüste schienen jedenfalls nicht sonderlich viel Luft zu bekommen, so wie sie beinahe zum Herausfallen angeboten wurden. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ Sakura erschrak. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Fremde ihre Blicke bemerken würde. Übertrieben freundlich antwortete sie. „Ich frage mich, woher Sie dieses traumhafte Kleid haben.“ Die erstbeste Lüge die ihr einfiel. Die Frau steckte die Kappe des Lippenstiftes wieder auf die Hülse. „Aus einer kleinen Boutique in der Magnificent Mile. Aber ich glaube nicht, dass es dort etwas gibt, dass zu Ihrem Budget passt.“ Oh du dämliche Pute. Ich wünsche dir einen Pickel von der Größe einer Kartoffel. „Vielleicht gibt es ja etwas Ähnliches in der Fundgrube irgendwo.“ Abschätzend wanderte ihr Blick über Sakuras Äußeres. Und möge er eine dicke Narbe hinterlassen. Doch statt sich auf diese Farce einzulassen, bedankte sich die Haruno übertrieben höflich und verschwand aus der Toilette. Es war dreiviertel Acht. Das Mio versank quasi in einer Flut aus gut aussehenden Menschen, denen man ansah, dass sie Lust hatten eine Nacht durchzufeiern. Tsunade stand bei Sakura und Shikamaru. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und schaute unnatürlich ernst drein. Sie war mindestens genauso angespannt wie ihre beiden Schützlinge. Unwirsch zog sie ihre Unterlippe immer wieder mit den Zähnen zurück. „Tsunade! Es ist eine wahre Freude dich zu sehen. Und ganz unter uns, du siehst blendend aus.“ Fugaku Uchiha gesellte sich zu dem Trio. Seine dunklen Haare waren von grauen Schatten durchzogen. Um seine Augen lagen tiefe Falten. Aber nichts davon tat seinem Aussehen ein Abbruch. Im Gegenteil. Es schenkte ihm eine gewisse Erfahrung. „Sie müssen Shikamaru Nara sein.“ Fugaku reichte ihm die Hand, die Shikamaru freundlich erwiderte. „Es ist mir ein Vergnügen Sie kennenzulernen.“ „Das Vergnügen ist auf meiner Seite. Mein Sohn hat in den höchsten Tönen von Ihnen gesprochen. Umso gespannter bin auch heute Abend.“ Dann richtete er seine Aufmerksamkeit zu Sakura. Er schenkte ihr ein freundliches Lächeln, das jedoch nicht seine Augen erreichte. „Sie sehen sagenhaft aus.“ Er reichte auch ihr die Hand. „Fugaku Uchiha.“ „Sakura Haruno. Es ist mir eine Ehre.“ Aus den Augenwinkeln sah Sakura rotes Haar. Das gleiche, wie vorhin auf der Toilette. Allerdings wollte sie nicht unhöflich sein und einfach an Fugaku vorbeischauen. Er schien ihre kurze Abwesenheit zu bemerken und drehte sich um. Das, was er sah gefiel ihm jedoch nicht. Die Frau richtete gerade Sasukes Revers, als dieser seinen Namen vernahm. Er wandte sich von Karin ab und folgte der Stimme seines Vaters. Hinter dessen Körper neugierige, grüne Augen vorbei schauten und ihn musterten. Automatisch spannte sich sein Körper an. Unsanft schob er Karin einfach bei Seite. „Hey! Was soll das? Wo willst du hin?“ Doch er ignorierte sie einfach und gesellte sich zu der kleinen Runde. Höflich begrüßte er Tsunade und Shikamaru. „Sasuke, ich dachte du stellst mir die Beiden vor“, tadelte ihn sein Vater. Für jemanden Fremdes mochte es wie ein kleiner Scherz wirken, doch Sasuke wusste genau, dass sein Vater gerade vollkommen auf das Geschäftliche fixiert war. „Entschuldige Vater. Ich habe gerade noch andere Gäste begrüßt. Ich wollte im Moment zu dir.“ „Naja wie auch immer. Ich würde gerne einen Moment mit dir allein sprechen.“ Fugaku nahm seinen Sohn beiseite. „Ich will nicht, dass du heute Abend auf diese Art und Weise in die Presse kommst. Und wenn du der Meinung bist, deine Gelüste ausleben zu müssen, dann bitte außerhalb der Arbeit und Firma. Haben wir uns verstanden? Abgesehen davon dachte ich immer, dass du eher der Typ bist der auf Frauen mit Intelligenz steht." Seine Stimme war streng und ließ keinen Widerspruch zu. Doch Sasuke pfiff darauf. „Dann könntest du dich hervorragend mit ihr verstehen.“ Sasuke wollte gerade an seinem Vater vorbei, als dieser ihn am Arm packte und zurückzog. „Pass auf was du sagst. Ich bin immer noch dein Vater. Auch wenn du es nicht glauben magst, liegst du mir am Herzen.“ „Na wenn das deine Art ist, mir zu zeigen was ich dir oder unsere Familie bedeuten, dann meinen Glückwunsch.“ Er schüttelte die Hand von Fugaku ab und ließ den Mann stehen. Kapitel 16: Champagne --------------------- Sakura versuchte etwas von dem Gespräch zwischen Sasuke und Fugaku Uchiha mitzubekommen, jedoch drangen nur Fetzen davon zu ihr rüber. Zu laut war der Geräuschpegel um sie herum. Immer mehr Gäste strömten ins Innere des Restaurants. Unter den Neuankömmlingen konnte sie jetzt auch Naruto ausmachen. Er kam zusammen mit einem rothaarigen Mann hinein. Naruto war eher sportlich schick gekleidet. Er trug eine dunkle Jeans und Sneaker. Darüber ein weißes Shirt mit dunkelblauem Sakko, das leger geöffnet war. Den anderen Mann kannte Sakura nicht, aber auch dieser machte eine sehr gute Figur in seinem dunklen Anzug. Die rostroten Haare fielen im locker in die, beinahe schon Türkis wirkenden, Augen. Sakura und der Unbekannte tauschten einen kurzen Blick miteinander aus, als Naruto ebenfalls in ihre Richtung schaute. Freudig hob er die Hand und winkte ihr zu. Sein Lächeln charmant wie immer. Sakura wusste nicht, was Naruto an sich hatte, dass sie immer Grinsen musste wenn sie diesen Kerl sah. Das einzige, was sie wusste war die Tatsache, es ein positives Gefühl in ihr auslöste. Sie entschuldigte sich bei Tsunade und Shikamaru und schritt auf Naruto zu. Sie konnte die fragenden Blicke ihres besten Freundes und ihrer Chefin förmlich auf ihrem Rücken brennen spüren. „Ohne diesen Mantel siehst du noch besser aus.“ „Danke. Das gleiche kann ich dir nur zurückgeben. Ich wusste gar nicht, dass du so seriös aussehen kannst.“ Sie grinste und strich sich eine gelöste Haarsträhne hinter die Ohren. Neben Naruto räusperte sich der unbekannte Mann. „Tschuldige.“ Der Uzumaki stellte ihn als Gaara Sabakuno vor. „Meine Begleitung für heute Abend.“ Gaara vergrub lässig eine Hand in seiner Hosentasche. „Du meinst wohl eher, dass du meine Begleitung bist. Hinata hat meinen Namen auf die Gästeliste setzen lassen.“ Der Blondschopf kratzte sich am Hinterkopf und grinste schief. Hinata ging langsam durch die Menschen. Sie war auf der Suche nach Sasuke, als sie auf die kleine Gruppe von Gaara, Naruto und Sakura stieß. Sie hatte gestern noch ein Gespräch mit der Haruno gehabt. Sie hatten sich hervorragend verstanden. Sie mochte Sakura und ihre ungetrübte Art. Sie gesellte sich neben Gaara, der sie anlächelte. „Hey Hinata. Wie geht’s?“ „Fantastisch. Wenn ich jetzt noch dieses Elend eines Freundes von Sasuke finden würde, wäre es perfekt.“ Sie strich sich über die nackte Schulter und bemerkte gar nicht den seltsamen Blick, den Naruto ihr schenkte. Sakura betrachtete die hübsche Frau. Sie trug ein enganliegendes, mitternachtsblaues One-Shoulder Kleid. Es schmiegte sich hervorragend an ihre weiße Haut. Die goldenen Verzierungen funkelten im Licht wie ein Sternenmeer. Ihre Augen waren dunkel geschminkt und verpassten ihrem Outfit einen geheimnisvollen Touch. „Kann ich euch ein Gläschen Champagner anbieten?“ Ino Yamanaka kam mit einem Tablett zu der kleinen Runde. Sie trug eine schwarze Stoffhose, um die eine ebenfalls schwarze Schürze gebunden war. Ihre Bluse war weiß, mit einem leicht silbrigen Glanz. Die blonden Haare hatte sie zu einem hohen Zopf gebunden, der bei jedem Schritt mit ihrer Bewegung wippte. Die Haruno stellte ihre Freundin den anderen vor. „Du bist die Beste.“ Sakura nahm ein Glas und trank es mit einem großzügigen Schluck leer. Vier Augenpaare beobachten sie dabei. „Wow. Das war schnell.“ „Beeindruckend.“ „Meinst du, das ist so eine gute Idee dich jetzt zu betrinken?“ „Ich kann sie verstehen. Wenn ich nicht noch ein paar Stündchen in diesen mörderischen Teilen rumlaufen müsste“, dabei deutete die Huyga auf ihre Schuhe. „Würde ich es ihr auf der Stelle gleich tun.“ Sie knallte das leere Glas zurück auf das Tablett. Ino hatte alle Mühe, dass die sich noch darauf befindlichen Gläser nicht auf der Stelle gegen die Schwerkraft entscheiden würden. „Na plant ihr schon euren Absturz, bevor der Abend überhaupt begonnen hat?“ Sakura erschrak heftig, als warmer Atem ihren nackten Nacken kitzelte. Sasuke war plötzlich hinter ihrer kleinen Gruppe aufgetaucht. Hinata warf die Hände in die Höhe. „Halleluja! Du bist schwerer zu finden als das Ende des Regenbogens.“ „Aber dafür ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sasuke einen Topf voll Gold hat um einiges höher.“ „Ihm würde bestimmt auch so ein grünes Wichtelkostüm hervorragend stehen. Dazu herrlich geringelte Socken…“ Gaara und Naruto lachten einstimmig und schlugen ein. „Es war nett euch kennenzulernen, aber ich muss erst mal weiter machen. Irgendwo gibt es bestimmt noch ein paar reiche Typen denen ich das Trinkgeld aus der Tasche ziehen kann. Wir sehen uns später.“ Ino drückte jeden, außer Sakura ein Glas in Hand und verschwand in der Menge. Gaara folgte dem Hinterteil der Blondine mit seinem Blick. „Sag mal Sakura, gibt’s hier auch etwas zu essen? Ich sterbe beinahe vor Hunger.“ Natürlich konnte so eine Frage nur von Naruto kommen. Gaara fasste sich resigniert an die Stirn. Die Haruno deutete in die Richtung, in der auch Ino verschwunden war. Der Uzumaki hielt Gaara erwartungsvoll seinen angewinkelten Arm hin. „Wenn ich bitten dürfte, meine Plus Eins.“ Alle lachten und der Sabakuno schritt an Naruto vorbei, ohne sich einzuhaken. Dieser drehte sich nochmal zu seinen Freunden und flüsterte. „Sonst ziert er sich nicht so. Nehmt es ihm nicht Übel, er ist bloß extrem schüchtern.“ Schneller als er gucken konnte, hatte der Rothaarige ihm eine Kopfnuss verpasst und die beiden Freunde waren in der Menge untergegangen. „Manchmal kann ich es echt nicht fassen, dass die beiden solche Clowns sein können.“, murmelte Hinata und nippte an dem gekühlten Getränk. Sasukes Antwort war lediglich ein tiefes Brummen. Im Gegensatz zu Sakura schien Hinata zu verstehen, was der Uchiha damit zum Ausdruck bringen wollte. „Ich sollte jetzt mal zur Bühne gehen. Ich kann Tsunade von hier aus Löcher in den Boden laufen sehen.“ Sie lächelte Hinata freundlich an, bevor sie die Schultern straffte und so elegant wie möglich an dem Uchiha vorbeischritt, ohne ihm die Genugtuung zu geben, ihn anzuschauen. Sasuke schaute der hübschen Frau verwirrt hinterher und trank geistesabwesend etwas von dem Champagner. Auch Hinata verfolgte den Blick des Uchihas und wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass demnächst eine Katastrophe auf sie alle zurollen würde. „Wer war das denn, mit denen du da gerade geredet hast?“, fragte Shikamaru und spielte mit einem losen Faden an seinem Jacket herum. Tsunade tippte unruhig mit dem Fuß auf dem Boden herum und schaute im Sekundentakt auf ihre Armbanduhr. „Ich stelle sie dir später noch vor.“ Sie sah sich um und Itachi Uchiha und seine Frau waren geradewegs auf den Weg zu ihnen. Er war geschmackvoll wie immer gekleidet. Ein dunkelgrauer Anzug mit passender Krawatte. Sie trug ein, um den Bauch herum lockeres goldenes Kleid, das an der Hüfte wie ein Wasserfall an ihrer Figur hinabfloss. Ihre dunklen Haare umschmeichelten ihr Gesicht durch große Locken. Ihre Lippen waren in einem satten Erdbeerton geschminkt. „Shikamaru, Sakura. Wie schön euch zu sehen. Wir wünschen euch viel Erfolg und vor allem Spaß für die heutige Nacht. Denkt nicht zu viel über alles nach und lasst die Show laufen. Dann wird sie ein voller Erfolg. Das garantiere ich euch.“ Mia begrüßte die Beiden mit je einem Küsschen rechts und Küsschen links. Sie strahlte unglaublich. „Genau. Und vorher einfach einmal volles Rohr in das Scheinwerferlicht schauen, dann seht ihr von dem Publikum hier eh nichts mehr.“ „Vielen Dank ihr Zwei.“ Itachi zwinkerte den Beiden zu. „Und jetzt ab auf die Bühne mit euch. Los. Husch. Husch.“ Shikamaru umfasste angespannt das Mikrofon. Seine Knöchel traten bereits weiß hervor. Er hätte nicht gedacht, dass er nun, so kurz vor der Show, doch noch Lampenfieber bekommen würde. Sakura schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln und sah sich danach im Publikum um. Erwartende Gesichter blickten ihnen entgegen. Sie schluckte schwer, als sie Naruto neben ihrem Vater stehen sah. Beide lächelten und schickten gleichzeitig einen Daumen nach oben zu ihr. Shikamaru beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte. „Wird schon schief gehen. Ansonsten macht einfach einer von uns beiden etwas schräges und am Ende brüllen wir ‚verarscht‘ oder so.“ Sakura war sich nicht sicher ob das gerade ein dummer Scherz sein sollte, oder ob ihr bester Freund das komplett ernst meinte. Tsunade tauchte am Bühnenrand auf. „Wir sind live in zehn Sekunden.“ Dann ging sie zurück und hielt neben dem Kameramann an. Fugaku Uchiha und seine Frau standen hinter dem Kameramann, zusammen mit Itachi und Mia. Sasuke war nicht da. Tsunade gab das stumme Zeichen. Drei. Zwei. Eins. Los. Und genau in diesem Moment war die Anspannung und Nervosität von beiden verschwunden und machte einem Gefühl von Euphorie Platz. „Hallo alle zusammen und willkommen zu unserer fabelhaften Silvesterparty live aus dem legendären Mio in Chicago!“, sagte Shikamaru selbstbewusst und strahlte in die Menge. Das Publikum applaudierte. Sakura strahlte und fühlte eine Welle der Glückseligkeit auf strömen. „Danke an alle die heute live bei uns hier dabei sind. Und auch ein großes Dankeschön an unsere Zuschauer, die uns heute online verfolgen. Es wird ein spannender Abend.“ Keck schmunzelte sie in die Kamera. Sie sah wie Fugaku ihnen zufrieden zunickte. Sie rissen Witze, flirteten mit der Kamera und gaben kleine Hinweise, wie der Abend weiter verlaufen würde. Shikamaru vergrub lässig eine Hand in seiner Hosentasche und sprach charmant weiter. „Um die Party in Schwung zu bringen bitten wir Sie, sich alle einen Tanzpartner zu suchen. Ja, das gilt auch für die Livestreamer. Und jetzt bitte ein großer Applaus für die fabelhaften Rhythm Guys, die die Party jetzt ordentlich anheizen. Also legt los!“ Der groovige, jazzige Sound erklang und die ersten Menschen schwangen das Tanzbein. Sie lachten viel und hatten Spaß. Sakura und Shikamaru verließen zusammen die Bühne, um in den hinteren, abgetrennten leeren Teil des Restaurants zu gehen. Dort wartete bereits Tsunade auf sie. „Okay. Großartig. Die Leute tanzen jetzt ein bisschen. Dann kommen die Gewinnspiele für die Fans. Zwischendurch werdet ihr weiterhin die Stimmung anheizen und um Viertel vor Zwölf werdet ihr anfangen das neue Jahr einzuläuten. Soweit alles klar?“ „Aye aye Käptn“, sagte Sakura und salutierte Tsunade zu. Die Blondine verdrehte die Augen, strahlte sie jedoch unentwegt an. „Ihr solltet euch in der Zwischenzeit immer unter die Gäste mischen. Haltet Smalltalk und stelle viele Fragen. Und nicht vergessen. Immer lächeln.“ Passend dazu zeichnete Tsunade mit ihren Fingern eine noch oben geöffnete Kurve über ihren Mund. Parallel lehnten sich Sakura und Shikamaru ein Stück weit nach hinten und zeigten vier Reihen weißer Zähne. Es wirkte beinahe unheimlich. Tsunade wedelte mit der Hand vor ihren Gesichert rum. „Lasst das. Das wirkt angsteinflößend.“ Die beiden Freunde schlenderten durch die Menge. Einige der Gäste hatten bereits geäußert, dass es ein wahnsinniger Abend werden würde und sich bereits jetzt auf den weiteren Verlauf freuten. Lächelnd und dankend nahmen Sakura und Shikamaru die freundlichen Worte entgegen. Ein Mann, der mindestens Mitte Vierzig war, hatte Sakura sogar ein Fangeschenk mitgebracht. Der Mann hatte einen leicht verrückten Touch. Er schien die Rosahaarige regelrecht zu vergöttern. Seine Worte waren so ähnlich wie, dass keine Blume schöner sein kann, als sie. Er hatte ihr eine Halskette geschenkt, in der ein Foto von ihm war. Sakura wusste nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollte. Mit einem mulmigen Gefühl und ohne die Gefühle des Fremden verletzen zu wollen, bedankte sie sich und ließ die Kette in die Tiefen ihrer Handtasche verschwinden. „Der Kerl war eindeutig nicht mehr taufrisch. Hast du gesehen, wie der mich angeschaut hat? Als wäre ich das letzte Stück Kuchen auf der ganzen, verdammten Welt.“, flüsterte sie ihrem Freund zu, der ihr nickend zustimmte. Im Vorbeigehen nahm der Nara zwei Gläser Sekt vom Tablett eines pickeligen, jungen Kellners. Eins reichte er an die Rosahaarige weiter. Das Kondenswasser des kalten Getränkes perlte in feinen Tropfen am Rand des Glases entlang. Sakura war dankbar für die Kühle. Es war gerade einmal eine Stunde vergangen, seit sie die Show gestartet hatten, aber die Luft war bereits warm und stickig. Gerade als sie beschlossen eine Runde zu tanzen kam Kizashi auf die Beiden zu. Sein Gesicht strahlte eine unglaubliche Freude und Begeisterung aus. Etwas, dass Sakura schon sehr lange nicht mehr an ihrem Vater gesehen hatte. Sogar seine Augen leuchteten auf unnatürliche Art und Weise. In seiner Hand baumelte ein dickes, schwarzes Buch neben seinem Körper. „Ach ihr Zwei. Es ist einfach herrlich wie dieser Laden wieder zum Leben erweckt worden ist. Eine bessere Idee hättet ihr nicht haben können. Und wisst ihr, was das Beste ist?“ Er pausierte und hielt das Buch hoch. „Ich habe bereits jetzt so viele Anrufe und Bestellungen für das neue Jahr bekommen, dass bis in den April hinein immer etwas los sein wird. Es ist einfach großartig. Selbst das Weihnachtsgeschäft nächstes Jahr ist voll mit Bestellungen.“ Sakura sah wie aufgeregt ihr Vater war und automatisch übertrug sich etwas von diesem Gefühl auf sie. Freudestrahlend umarmte sie ihn. „Ach Dad, ich freu mich so sehr für euch. Das nächste Jahr wird einhundert Prozent unser Jahr werden. Das habe ich einfach im Gefühl.“ „Ich muss mal kurz eine Runde telefonieren. Wenn etwas ist, ich bin draußen.“, verkündete der Nara und tauchte durch die Menge hindurch zur Eingangstür. Er gewährte einer älteren Dame den Vortritt, die gerade von draußen kam. Kizashi schaute verlegen zwischen Sakura und der Tür, durch die Shikamaru verschwunden war, hin und her. „Kann es sein, dass etwas zwischen euch vorgefallen ist?“ Entnervt atmete die Rosahaarige aus. „Ach Dad. Es ist alles gut. Momentan läuft privat einfach einiges ab. Das kann schon mal für Spannungen sorgen.“ „Privat zwischen euch? Du weißt wie sehr ich mich für euch freuen würde.“ „Das ist eine gefühlte Ewigkeit her. Es hat damals nicht geklappt und wird auch zukünftig nicht mehr sein. Warum macht ihr da immer so ein Ding draus?“ „Aber zu Weihnachten habe ich doch gesehen, was ihr für Blicke ausgetauscht habt. Selbst Shikaku ist es aufgefallen und der ist bei sowas ein echter Spätzünder.“ Der Mann hob hilflos die Hände. Sakura nippte an dem sprudelnden Getränk. Manchmal waren ihre Eltern einfach anstrengend, wie Shikamaru es liebenswert umschreiben würde. Sie würde der ganzen Sache jetzt endgültig ein jähes Ende versetzen. „Daddy, ich habe dich sehr lieb. Aber zwischen Shikamaru und mir wird niemals, nie etwas laufen. Außerdem hat er seit einigen Monaten eine Freundin. Und mit genau dieser telefoniert er gerade ganz bestimmt.“ Blinzend legte der Haruno seinen Kopf schief. „Eine Freundin?“ Begeisterung zeichnete sein Gesicht ab. „Aber das ist ja hervorragend. Ich dachte schon, der Kerl wird auf ewig allein sein.“ Jetzt war es Sakura, die verwirrt drein blickte. „Aber ich dachte…“ Kizashi machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dann müssen wir ja nur noch für dich den passenden Deckel finden.“ Ungläubig schüttelte Sakura den Kopf. Sie wollte ihrem Vater gerade Widersprechen, da drehte sich dieser um und verschwand hinter der Bar, an der Shikaku gerade eine Flasche entkorkte. Er flüsterte seinem besten Freund etwas ins Ohr, als dieser daraufhin in schallendes Gelächter ausbrach. „Ich brauche keinen Deckel. Besonders weil ich eher die verflixte Auflaufform bin“, flüsterte die Rosahaarige leicht entsetzt zu sich selber. „Du siehst aber nicht unbedingt aus wie eine.“ Ein grinsender Rotschopf stand plötzlich neben ihr. Sakura strich sich verirrte Ponysträhnen aus den Augen. „Irgendwie glaubt mein Dad er müsse mir einen Deckel…ähm ich meine Mann suchen.“ „Wer muss dir was suchen?“ Hinata kam mit einem Teller voller Häppchen zu ihnen. Das Licht fiel gerade auf ihren Kopf und verlieh ihren Haaren einen Blaustich. Sie lächelte leicht. Sakura drehte sich kurz weg, kippte das restliche Glas Champagner auf Ex weg und suchte in der Menge nach ihm. Tsunade näherte sich Shikamaru und Sakura. Sie gab ihnen Bescheid, dass es jetzt Zeit wäre für das Gewinnspiel, sodass alle Gäste bis Mitternacht noch genügend Zeit hatten, des Rätsels Lösung zu finden. Froh um ihre heutige Standfestigkeit hakte sich Sakura bei Shikamaru unter und zusammen betraten sie erneut die Bühne. Die Band hörte mit einem Tusch auf zu spielen. Ino brachte den Musikern zwei Flaschen Wasser und zwinkerte ihrer Freundin zu. Sie stellte sich unten neben Gaara, der sie interessiert beobachtete. Sie flüsterte etwas in das Ohr des Rothaarigen und grinste ihn verschmitzt an, bevor sie ihn auf die Schulter klopfte und in der Küche verschwand. „Willkommen zurück!“, begann Shikamaru und umklammerte den Mikrophonständer. Sakura grinste ihren besten Freund an und blickte dann wieder zurück ins Publikum. „Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, um Ihnen allen einen unvergesslichen Abend zu präsentieren. Zusammen mit Illinois International News haben wir lange überlegt, was wir machen könnten, um uns bei Ihnen zu bedanken.“ „Daher sind wir auf die Idee gekommen, eine kleine Schnitzeljagd zu veranstalten. Jeder von Ihnen, der Interesse hat kann heute Abend daran teilnehmen. Auch für unsere Zuschauer online haben wir etwas Passendes parat.“ Shikamaru gab das Zepter wieder an Sakura zurück. „Jeder von Ihnen der die App von IIN auf seinem Handy installiert hat, bekommt ab jetzt die Möglichkeit an einem kleinen Quiz teilzunehmen. Die Gewinner werden noch heute ausgelost und von uns bekannt gegeben. Und für alle Gäste hier vor Ort gibt es einen kleinen Fragebogen. Die Antworten bekommen sie durch Hinweise, die wir hier versteckt haben. Für einige müssen Sie die richtigen Leute, die hier anwesend sind fragen, für andere reicht ein Blick durch das Restaurant. Gesponsert wird das ganze durch Illinois International News. Und damit möchte ich Herrn Sasuke Uchiha hier auf die Bühne bitten, der Ihnen verrät um was es sich bei dem Gewinnen handeln wird.“ Sakura klatschte in die Hände. Die Gäste stimmten ein und warteten darauf, dass der junge Uchiha die Bühne betrat. Leichtfüßig betrat Sasuke die Bühne. Er hatte ein leichtes Lächeln aufgesetzt. Eine Hand lässig in der Hosentasche. Seine Haare fielen ihm in die dunklen Augen. Er sah gut aus. Ein leichtes Raunen ging durch die Masse, als er sich zwischen Sakura und Shikamaru stellte. In der Hand hielt er einen Umschlag. Er hasste diese Art von Aufmerksamkeit. Wenn er schon sah, wie diese ganzen Weiber ihn anschauten, wünschte er sich in die Ruhe seiner Wohnung zurück. Glücklicherweise dauerte diese Farce hier nicht länger als ein paar Minuten an. Rein. Raus und ab damit. Er lächelte gespielt zu Sakura, die ihm ein gekünsteltes Lächeln zurück schenkte. Anschließend trat sie zur Seite und Sasuke stellte sich vor das Mikrophon. Er musste sich ein Stückchen hinab beugen. Sakura war fast einen ganzen Kopf kleiner als er. „Schönen guten Abend meine Damen und Herren“, begann er höflich. „Auch ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal persönlich im Namen von Illinois International News bei Ihnen allen bedanken. Ob hier vor Ort oder auch im Stream. Ohne Sie alle hier, würde es an dieser Stelle nicht eine solche Veranstaltung geben. Also Vielen Dank.“ Er wartete einen Moment auf die Reaktion des Publikums, das in Applaus ausbrach. Als dieser abebbte, fuhr er fort. „Zusätzlich gibt es für alle Teilnehmer an dem Quiz die Chance zwei Tickets für eine viertägige Reise nach New York zu gewinnen. Inklusive Flug und der Übernachtung in einem Fünf Sterne Hotel im Herzen von Manhattan. Sie alle haben die Chance dazu. Für die Zuschauer online gibt es die gleiche Möglichkeit. Also können diese Nacht insgesamt vier Tickets gewonnen werden. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg dafür.“ Er beendete seine Rede und sah das Leuchten in den Augen der Gäste. Die Idee für die Reisegutscheine hatte Sakura. Er trat einen Schritt zur Seite, damit diese wieder ans Mikro konnte. Sie nickte höflich und er sah zu, dass er von dieser Bühne verschwand. „Brüderchen. Ich bin sichtlich stolz auf dich. Hast du in deinem Leben schon einmal so viele Worte an einem Stück geredet?“ „Halt deine Klappe.“ Er verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Das ist der Sasuke, den ich kenne.“ Die Brüder gingen zu ihren Eltern, die bei Tsunade standen und sich leise unterhielten. Mikoto strahlte ihre Söhne an. „Das ist wirklich eine hervorragende Idee gewesen, mit dem Gewinnspiel. Die Leute reisen sich regelrecht darum, einen Fragebogen zu erhalten. Schade, dass ich nicht teilnehmen darf.“ Sasuke schloss einen Moment seine Augen und sah dann seine Mutter mit Bedacht an. „Mum, warst du nicht bereits dutzende Male dort?“ „Ja, natürlich. Aber ich war noch nie zum bloßen Urlaub machen in New York. Es hatte immer etwas mit der Arbeit zu tun. Und euer Vater mag diese Stadt nicht, obwohl ich das in keinster Weise nachvollziehen kann.“ Sie mustere Sasuke einen Augenblick. „Du hast auf der Bühne sehr souverän gewirkt. Meinst du, du kannst mich nachher noch mal zu deiner Freundin begleiten? Ich würde gerne etwas mit ihr plaudern und mich persönlich für den Wein bedanken.“ Seit der Verkündung des Gewinnspieles waren knappe anderthalb Stunden vergangen. In einer halben Stunde würde das Gewinnspiel beendet. Die Techniker, die sie für heute engagiert hatten, warten bereits auf ihr Zeichen zum Auszählen und auch die Helfer vor Ort waren bereit. Sodass kurz vor Zwölf die Auslosung stattfinden konnte. Die Stimmung unter den Gästen war bereits ausgelassen. Es wurde viel getrunken und getanzt. Der Abend war ein voller Erfolg. Widerwillig hatte Sasuke seine Mutter zu Sakura gebracht, die sich sofort verstanden hatten. Als wären sie alte Freundinnen. Sasuke nippte an seinem Glas Champagner und legte sich ein paar kleine Naschereien vom Buffet auf seinen Teller. Naruto berührte ihn kurz am Arm. Als er sich umdrehte, fragte er. „Sag mal, was hast du mit Hinata gemacht?“ Sasuke grinste überlegen. „Ich habe gar nichts gemacht. Maximal hatte sie meine Kreditkarte der Firma und ein immens hohes Budget. Sie sieht unglaublich aus oder?“ Naruto warf einen musternden Blick auf die junge Frau und lachte. „Es scheint, als hätte ihr Boss einmal eine gute Idee gehabt.“ Als er zurück zu seinem besten Freund sah, analysierte Sasuke sein Gesicht. „Sie gefällt dir.“ „Ähm.“ Unsicher kratzte sich der Blondschopf am Hinterkopf. „Warst du nicht bis vor ein paar Wochen noch an Haruno interessiert?“ Naruto zuckte mit den Schultern. „Ach das. Wir haben beide festgestellt, dass wir als Freude sehr gut funktionieren.“ „Und jetzt ist plötzlich Hinata der Sinn deiner Begierde?“ Sasuke war sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte. Allerdings wurde es auch endlich mal Zeit, dass Naruto erkannte, was alle anderen schon seit Jahren feststellten. „Geh und sieh woran du bist.“ Der Uzumaki lächelte zufrieden und wollte losgehen, als ihn Sasuke plötzlich zurück hielt. „Wenn du sie verletzt, muss ich dich leider umbringen.“ „Du wolltest sicher nur sagen: Viel Glück Naruto. Ich, als dein bester Freund wünsche dir alles Gute auf der ganzen beschissenen Welt.“ „Natürlich“, antwortete Sasuke langgezogen. Naruto klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Und du solltest schleunigst zu Karin gehen. Die zieht dich bereits den halben Abend in Gedanken aus.“ Sasuke brummte und fixierte die rothaarige Frau, die am anderen Ende des Buffets stand und ihn auffällig musterte. Obwohl er es niemals zugeben würde, wurmte es ihn, dass Sakura ihn bereits den gesamten Abend über ignorierte und mit jedem anderen plauderte und eindeutig flirtete. Einen Moment überlegte er, ob er zu der Rosahaarigen gehen sollte. Doch der kokette Augenaufschlag Karins, sowie zwei vorstehende Argumente warfen den Gedanken an Sakura Haruno weg und Sasuke ging Richtung Buffetende. Naruto lief langsam durch die Menschen. Als er bei der kleinen Gruppe von Hinata, Sakura, Gaara und Shikamaru angekommen war stellte er sich neben Hinata. Sie lachten gerade über einen Witz, den Gaara gerissen hatte. Hinata lächelte ihn bezaubernd an und er lächelte zurück. Nicht wissend wohin mit seinen Händen versenkte er sie in die tiefen seiner Hosentaschen. „Du siehst glücklich aus, Hinata.“ „Es geht mir auch ausgezeichnet. Es macht einfach so viel Spaß.“ Sie spielte verführerisch mit ihren Haaren und schaute ihn aus ihren großen Augen heraus an. Naruto musste bei ihrem Anblick automatisch grinsen. „Willst du tanzen?“ Überrascht sah sie ihn an, schien an etwas zu denken, nickte aber schließlich. Er bot ihr die Hand an und führte sie auf die Tanzfläche, auf der sich bereits zahlreiche Paare tummelten. Naruto flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie lachte und ließ sich von ihm führen. Sakura umklammerte ihr inzwischen leeres Glas und musterte wie Hinata schäkernd den Hals zurückbog und etwas zu Naruto sagte. Sie lehnte sich zu Gaara. „Sag mal, läuft da etwas zwischen den Beiden?“ Der Rothaarige beobachtete seine Freunde und grinste unverfroren. „Naja, ich sag mal so. Hinata hat schon einige Zeit ein Auge auf unseren blonden Freund geworfen. Dieser ist allerdings nicht der Hellste, was das Erkennen von Gefühlen betrifft. Bis heute jedenfalls.“ Sakura schluckte schwer. Sie mochte Hinata wirklich gerne. Sie schwor sich, in ihrer Gegenwart niemals von dem Kuss zwischen ihr und Naruto zu sprechen. Oder sonst irgendjemanden. Doch das war nicht der eigentliche Grund ihrer miesen Laune. Denn dieser war dunkelhaarig, attraktiv und ließ sich von dieser Rothaarigen umgarnen. Am liebsten würde Sakura ihm auf die polierten Schuhe kotzen. Was für ein arroganter Idiot. Jedoch ärgerte sie sich am meisten über sich selbst und ihre Schwäche. Seit wann war sie so ein Typ Frau? Genau seit dem Moment, wo du ihm deine Zunge in den Hals gesteckt hast. Und du weißt selber ganz genau, dass du es wieder tun würdest, bekämest du die Chance. „Seid still!“, fluchte die Haruno leise ihre Gedanken an. Erschöpft ließ sie sich auf den Stuhl hinter sich fallen, der an einem der runden Tische stand. Sie kniff die Augen zusammen, um die Uhrzeit von der Uhr über der Bar ablesen zu können. Es war 23:24 Uhr. Sie beobachtete eine Weile die tanzende Menge, als Shikamaru sich neben sie plumpsen ließ. Er stützte seinen Kopf in seinen Händen ab. „Die Single Frauen von Chicago machen mich fertig. Kaum habe ich die eine abgewiesen, kommt direkt die nächste an und erhofft sich die große Geste von mir.“ Die Haruno grunzte. „Mein Gott hast du es schwer. Ist das nicht eigentlich der Traum eines jeden Mannes?“ „Was ? Die vielen Frauen oder die große Geste? Ich kann nun aus eigener Erfahrung sprechen. Nichts davon ist erstrebenswert.“ Er hob seinen Blick und erkannte, dass Sakura schlechte Laune hatte. „Was ist los mit dir? Das ist unser Abend. Du solltest vor Glückseligkeit strahlen.“ Ihre Miene war unergründlich. „Nichts. Ich bin bestens drauf.“ Zum Beweis zeigte sie ein verzerrtes Lächeln. „Wieso habe ich das Gefühl, dass du mich in letzter Zeit ganz schön außen vor lässt, was deine Gedanken angeht?“ „Vielleicht, weil du das gleiche mit mir machst?“ Sie spielte mit dem leeren Sektglas in ihrer Hand und bewunderte die schöne Tischdeko, um Shikamaru nicht anschauen zu müssen. „Touché. Also gut. Deine Gedanken gegen meine Gedanken?“ Er stand auf und bot ihr eine Hand an. Gemeinsam schlenderten sie vor die Tür. Sakura traf die Kälte wie eine Wand. Sie musste unbedingt bis Mitternacht und dem Ende der Show bei klarem Verstand bleiben. Warum hatte sie heute so viel getrunken? Bisher war es doch hoffentlich niemanden aufgefallen, dass sie ein klein bisschen viel intus hatte? Sie rieb sich frierend die Oberarme, als der Nara ihr seine Anzugjacke überhängte. Er stand nun im weißen Langarmhemd neben ihr. Aus seiner Hosentasche angelte er eine Schachtel Zigaretten. „Kann ich auch eine haben?“ Sie verspürte das tiefe Bedürfnis nach Nikotin. Morgen früh würde sie es vermutlich bereuen. Shikamaru hob eine Augenbraue, stellte aber keine weiteren Fragen und reichte ihr wortlos den kleinen Stängel und das Feuerzeug. Sie steckte sich die Zigarette in den Mund und hielt ihre Hände schützend gegen den Wind, um ein Feuer zu entfachen. Der Nara konnte das Schauspiel nicht ertragen und nahm ihr das Feuerzeug ab, während Sakura weiterhin den Wind abhielt. „Dieser Uchiha macht mich fertig.“, sagte sie plötzlich. In der Ferne vernahmen sie bereits einige Feuerwerke und Knaller. „Welcher? Da drinne rennt eine ganze Fuhre von denen rum.“ Shikamaru pustete den Qualm in die Nacht Chicagos. Sakura überlegte einen Augenblick, ob sie ihm wirklich von dem Kuss erzählen sollte. Aber er war ihr bester Freund. Wenn sie es ihm nicht sagen konnte, wem sonst? Also begann sie alles von sich zu geben, was ihr einfiel und was bisher geschehen war. „Und jetzt steht er da drinnen mit dieser rothaarigen Tusse und ich komme mir vor wie die letzte Idiotin. Dabei habe ich überhaupt kein Recht mir irgendetwas einzubilden. Mein Gott. Es war ja nun ein Kuss, der auch noch von mir aus ging. Ich kenn ihn nicht mal weiter und das was ich bisher kennengelernt habe, ist nicht wirklich das Gelbe vom Ei.“ Shikamaru wusste, dass Sakura keinen weisen Ratschlag von ihm wollte. Das brauchte sie auch gar nicht. Sie würde das ganze so oder so zunächst mit sich selber ausmachen. Also stand er einfach nur da und hörte zu. „Und was drückt bei dir?“ Sie drückte die Zigarette an der Hauswand hinter sich aus und beförderte sie anschließend mit einem gezielten Wurf in den Mülleimer gegenüber. Am Ende der Straße standen einige Jugendliche, aus deren Musikbox laut ‚The Final Countdown‘ dröhnte. „Ich wollte sie eigentlich heute Abend mit hier her bringen. Aber wie sich herausgestellt hat, verlässt sie zu Silvester grundsätzlich immer die Stadt. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass sie etwas vor mir verheimlicht. Und ich habe nicht den blassesten Dunst, was es sein könnte. Lächerlich nicht wahr? Was eine Frau für ein Nervenbündel aus mir macht.“ Er lachte trocken und ließ die Zigarette fallen, um sie mit seinem Schuh auszudrücken. Sakuras Gesichtsausdruck wurde sanftmütig. „Ganz und gar nicht. Es liegt dir einfach nur unwahrscheinlich viel an ihr. Ich hoffe einfach, dass sie das alles Wert ist.“ Shikamaru fing an zu strahlen, wenn er an Temari dachte. „Ja, das ist sie. Sie wird ihre Gründe haben. Ich sollte mir wohl einfach nicht so viele Gedanken machen. Aber ich verspreche dir, ich werde sie dir demnächst vorstellen. Dann wirst du verstehen was ich meine, dass sie das alles Wert ist.“ Er schaute flüchtig auf seine Armbanduhr. „Bereit das große Finale einzuleiten? Danach lassen wir es so richtig krachen!“ Sakura straffte ihre Schultern, reichte Shikamaru sein Sakko zurück und prüfte ihr Aussehen in der Glasscheibe der Tür nach. Gemeinsam würden sie dieser Nacht nun die Sahnehaube verpassen und danach ausgiebig feiern. Kapitel 17: Firework -------------------- Gaara lehnte sich gegen die massive Säule, neben der Bar und wiegte das Glas Bier in seiner Hand. Er hatte Ino bestechen können, ihm eine Flasche zu besorgen. Von diesem ganzen Sekt bekam er nur unnötiges Sodbrennen. Als er gemerkt hatte, dass ihm der Sekt zu Kopf gestiegen war, war er auf den guten alten Hopfensaft umgestiegen. Temari hatte ihm bereits vor einer halben Stunde ein gesundes neues Jahr gewünscht und ein paar Bilder aus New York geschickt. Sie liebte das bunte Treiben auf dem Times Square und seit Jahren war es ihre Tradition dort ins neue Jahr zu feiern. Von hier aus hatte er den perfekten Rundumblick auf das gesamte Lokal. Hinata sprach gerade mit Sasuke, den sie soeben von Karin weggezerrt hatte. Er schien bereits leicht einen im Tee zu haben. Verwunderlich, wo Sasuke sonst immer die Professionalität besaß, erst nach einem erfolgreichen Event zum Alkohol zu greifen. Naruto, der sich gerade eben noch mit Sakuras Vater unterhalten hatte, war verschwunden. Ein kalter Windhauch ließ den Sabakuno frösteln und zur Tür schauen. Dort kamen gerade Sakura und Shikamaru herein. Die beiden wirkten überaus vertraut. Ihre Arme waren ineinander verschlungen. Er dachte darüber nach, ob die Beiden ein Paar waren, da sie doch sehr innig miteinander umgingen, aber bisher nichts getan hatten, um seine Vermutung zu bestätigen. Hellblonde Haare lenkten ihn ab. Ino flüsterte einem Mann, der nicht viel älter war als sie selber, etwas ins Ohr. Er sah wie der Unbekannte gefährlich grinste und sagte etwas zu Ino, dass Gaara von hier nicht verstehen konnte. Die Blondine warf ihren Kopf in den Nacken und lachte beherzt. Dann zückte der Mann seine Geldbörse aus seiner Hosentasche und reichte ihr einen Schein, dessen Wert weit über dem üblichen Trinkgeld lag. Gaara schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht und er strich sie die roten Haare aus dem Gesicht. Diese Frau wusste ganz genau, wie sie ihre Reize einsetzen musste, um ihren Willen zu bekommen. Er überprüfte nochmals ob der Inhalt seiner Innentasche noch vorhanden war. Tastend fühlte er das knitternde Papier, auf dem sie ihm vorhin ihre Nummer aufgeschrieben hatte. Dann, wie aus dem Nichts. „Gaara?“ Der Sabakuno sah auf. „Naruto mein alter Freund. Ich grüße dich. Schließe dich mir an und versinke im Sumpf des Alkohols.“ „Gute Idee!“, Naruto stieß sein Glas gegen Gaaras Flasche. „Auf den Alkohol und die Kopfschmerzen, die uns morgen früh ereilen werden.“ „Ursache und Lösung eines jeden Problems.“ Naruto setzte sein Glas an, stoppte dann und fügte hinzu. „Hoffentlich.“ Der Rothaarige zog skeptisch eine Augenbraue nach oben und musterte seinen Freund. „So schlimm?“ „Schlimmer!“ „Dann sollten wir nicht darüber reden. Wie wollen wir die Sache lösen? Trost finden in den Armen einer schönen Frau? Oder in den leidenschaftlichen Fängen eines tiefen Rausches?“ „Die Frau hört sich nicht schlecht an.“ Naruto lehnte sich gegen den Tresen und sah durch die Menge, während Gaara an dem Etikett der Bierflasche spielte. „Aber ist nicht eine Frau die Ursache deines Problems?“ Überrascht schaute Naruto ihn an. „Woher?“ Gaara klopfte dem Uzumaki aufmunternd auf die Schulter. „Sollte es dir bisher nicht aufgefallen sein“, sagte Gaara geheimnisvoll und zeigte auf seine Augen. „Aber das hier sind Augen und ich bin durchaus im Stande diese zu benutzen und eins und eins zusammen zu zählen.“ „Warum ist mir vorher nie aufgefallen wie toll sie eigentlich ist?“ Frustriert strich er sich einige Fusseln vom Jacket. Gaara boxte seinem Freund auf die Schulter und sah dann wieder über die Menge und blieb erneut an Hinata hängen. Ja, auch seine Augen hatten heute geschuppt, nachdem er sie gesehen hatte. Die Hyuga blickte zu ihnen und schenkte ihnen ein fröhliches Lächeln. Als Sakura und Shikamaru an Hinata und Sasuke vorbeigingen, hielt Sasuke Sakura an ihrem Handgelenk fest. Er beugte sich zu ihr hinab, und flüsterte etwas in ihr Ohr. Die Rosahaarige schaute ihn entgeistert an, sagte etwas und wandte sich von ihm ab. Beide schienen nicht mehr ganz nüchtern zu sein. Shikamaru zuckte mit den Schultern, als Sasuke und Hinata ihn fragend ansahen. Er holte zu der Haruno auf, die vor der Bühne stehen geblieben war, da sie von einer blonden Frau, mit üppiger Oberweite abgefangen worden waren. „Wo wart ihr?“, bellte Tsunade die beiden Freunde barsch an. Abwehrend hob Shikamaru die Hände. „Entschuldige, dass wir uns zwei Meter zu weit von dir entfernt haben. Nächstes Mal binde ich mir eine Kuhglocke um, damit du uns immer hören kannst.“ „Nette Vorstellung.“ „Nicht die schlechteste Idee, die du jemals hattest.“ Shikamaru fuhr sich mit beiden Handflächen über das Gesicht. „Seid ihr dann fertig?“ Tsunade zuckte mit den Schultern. „Mir würden noch ein paar Witze auf deine Kosten einfallen, aber dann verpasst ihr euren Auftritt.“ Sie gab einige letzte Anweisungen und dirigierte sie zur Bühnentreppe. Sasuke hatte sich in die hinterste Ecke des Restaurants zurückgezogen. Von hier beobachtete er das Treiben von Sakura und Shikamaru, die gerade einige Witze rissen. Das Gewinnspiel war vor wenigen Sekunden beendet worden. Er war derjenige, der auf den Anruf von Tony, ihrem Techniker, wartete, damit die Gewinner vom Onlinequizz ausgelost würden. Außerdem war seine Laune miserabel und er hatte keine Lust auf eine weitere Predigt von Hinata. Vielleicht versteckte er sich allerdings auch einfach vor Karin, die mit ihren Andeutungen immer deutlicher geworden war. Aber eigentlich hatte er überhaupt keine Lust auf ihre Gesellschaft und diese nervig hohe Stimme. Er und Karin kannten sich durch das Studium an der gleichen Universität. Itachi hatte damals, nur um seinen kleinen Bruder zu ärgern, die Rothaarige eingestellt. Entgegen der Erwartung dass sie nach wenigen Monaten das Weite suchen würde, war sie bereits seit zwei Jahren in der Firma. Sasuke musste jedoch zugeben, dass es durchaus seine Vorteile hatte, dass sie immer zur Verfügung stand. Dafür waren auch die regelmäßigen Standpauken, die Hinata ihm vorhielt durchaus auszuhalten. Das leise Vibrieren seines Handys holte ihn zurück in die Realität. Er ordnete einen Kellner an ihm einen Stift und Papier zu besorgen. Als dieser gerade protestieren wollte, verengten sich seine Augen zu Schlitzen und der junge Mann zog beides aus seiner Brusttasche. Dann drehte er sich um und war so schnell wie es ihm Möglich war in der Menge verschwunden. „Ja?“, blaffte er in sein Smartphone und einige erboste Blicke drehten sich zu ihm um, erstarrten dann allerdings, als sie erkannten wer hinter ihnen stand. Sasuke notierte sich zwei Namen. Es war etwas knifflig in der bloßen Hand mit dem spitzen Kugelschreiber auf dieses verflucht dünne Blättchen zu schreiben. Er zog sein Jackett zurecht und drängte sich durch die Gäste zu Itachi. Sein Bruder wartete bereits mit vier Umschlägen in der Hand. Als er Sasuke sah erhellte sich sein Blick und er wedelte ihm zu. „Ging ja ganz schön fix.“ „Ja, wenn Tony mal zu etwas Lust hat, ist der alte Kerl durchaus zu gebrauchen. Hier sind die Namen.“ Er reichte Itachi den Zettel. Dieser kniff seine Augen zusammen, um die Kritzelei zu entziffern. „Hat das ein Huhn geschrieben oder was?“ Sasuke verdrehte die Augen. „Ist ja gut. Gibt diese verdammten Gutscheine her. Ich mach es ja schon selbst.“ „Passiert ja nicht so oft.“ Itachi grinste fies, während Sasuke eine Augenbraue nach oben zog. Eigentlich wollte er gar nicht wissen, was sein Bruder meinte. „Was?“ „Das du es dir selber machst.“ „Du bist manchmal einfach so witzig“, antwortete Sasuke trocken. „Und du ein Langweiler. Und trotzdem wirst du heute wieder einmal mit Karin zusammen heim gehen, oder täusche ich mich?“ Itachi schaute zur Bühne, auf der Sakura gerade über die Bedeutung des Silvesterkusses sprach. Sasuke ignorierte den Blick seines Bruders und widmete sich voll den Gutscheinen, auf denen er die Namen der Gewinner schrieb. Mit einem Ohr lauschte er allerdings Sakuras Worten. „Sie zählen von Zehn an runter und da ist es dann. Das neue Jahr. Überall Feuerwerk und Korken, Gelächter und Musik und sie und er mittendrin. Und dann der Kuss. Einen Moment lang steht die Zeit still und Sie wissen – alles ist gut. Und falls nicht, wird es das jetzt, in diesem neuen, noch unberührten Jahr.“ Sakura machte eine kurze Pause und schaute durch das Publikum. Viele Pärchen standen dicht beieinander und hörten sie an. Dann fuhr sie fort. „Diesen Moment haben viele von uns schon einmal erlebt und wir alle wissen, wie magisch er ist. Dieser Kuss ist ein kleines Versprechen, ein Ausblick darauf, dass man auch die nächsten zwölf Monate gemeinsam erleben will. Mit allen Höhen und Tiefen. Mit allen Herausforderungen und Wünschen. Füreinander, aneinander.“ Ihr Blick glitt zu ihrem Vater, der neben Shikaku an der Bar stand. Shikamarus Mutter stand neben ihm, während er einen Arm um ihre Hüfte geschlungen hatte. Sakura spürte wie sie wehmütig wurde und ihre Augen brannten. Sie musste unwillkürlich an ihre Mutter denken und die Blicke die sich ihre Eltern jeden Tag aufs Neue gegenseitig geschenkt hatten. Sie waren so voller Liebe gewesen. Damals hatte sie es nicht verstanden, doch seit ihre Mutter gestorben war, wusste sie es. Wahre Liebe existierte und sie hatte unheimlich Angst, dass ihr Vater sich in seiner Trauer für den Rest seines Lebens verlieren würde. Vielleicht hatte sie auch Angst um sich selbst. Schwer schluckend fuhr sie fort. „Dieser eine Kuss markiert einen neuen Abschnitt und gleichzeitig, dass da jemand ist, der genau diesen neuen Weg mit uns zusammen gehen will. Feiern wir also das neue Jahr. Und feiern wir die Liebe, das Küssen und das schöne Gefühl, dass wir jemanden ganz Besonderen an unserer Seite haben.“ Heilfroh, dass sie während ihrer Rede nicht in einen Heulkrampf ausgebrochen war, verfing sich ihr Blick unbeabsichtigt in den dunklen Augen Sasukes. Seine Miene war so unergründlich wie das Meer, wäre da nicht ein betrübter Glanz für einen Sekundenbruchteil aufgetaucht. Sie schaffte es nicht den Blick zu lösen. Doch auch ihm schien es nicht anders zu ergehen. Und dann, als Sakura bereit war wegzusehen, tauchte ein warmes, tröstliches Lächeln auf den Lippen des Uchihas auf. Ihr wurde heiß und kalt zugleich und ihr Herz schlug bis zum Anschlag in ihrer Brust. Wüsste sie nicht, dass es anatomisch unmöglich war, dachte sie es würde gleich aus ihrem Brustkorb springen. Hinata bekam eine Gänsehaut, nachdem sie kleine Anekdote zum Neujahrskuss mit angehört hatte. Sie mochte die romantische Idee dahinter, auch wenn sie sich natürlich bewusst war, dass es durchaus sehr idealisiert war. Es gab auch Menschen die alleine sehr glücklich waren oder einfach das Pech hatten, nicht den richtigen Partner zu finden. Betrübt musterte sie Naruto, der neben Gaara stand. Einen kurzen Moment hatten sich während Sakuras Rede ihre Blicke getroffen. Ertappt sah sie weg und spürte, wie die Röte sich in ihr Gesicht bahnte. „Das ist doch wieder mal so nen Frauending und vollkommen übertrieben.“ Gaara kratzte sich am Hinterkopf. Sein Blick war fragend. Hinata wollte widersprechen, doch Naruto kam ihr zuvor. Er versenkte eine Hand in seiner Hosentasche. „Finde ich nicht. Ist doch eigentlich einer schöner Gedanke, wenn man genau diesen einen Menschen hat, an dem man immer denken muss und das starke Bedürfnis besitzt, nur diesen einen Menschen küssen zu wollen.“ Während dieser kleinen Ansprache schaute er Hinata tief in die Augen. Naruto spürte, dass sich gerade etwas zwischen ihm und Hinata verändert hatte. Der Blick, mit dem sie ihn bedachte war schleierhaft. Seit ihrem gemeinsamen Nudelsuppenessen musste er dauernd an die junge Frau denken. Mit ihrem heutigen Auftreten raubte sie ihm beinahe den Verstand und er spürte eine unnatürliche Wut in sich aufbauschen, wenn er mitbekam wie fremde Männer eindeutig mit ihr flirteten. Doch seine Zweifel, ob sie vielleicht auch nur ein Lauffeuer wie Sakura war, konnte er bisher nicht vollkommen abschütteln. Als Sakura vom Neujahrskuss angefangen hatte, traf ihn die Erkenntnis allerdings wie ein Schlag. Er hatte sich möglicherweise ein klein wenig in die Hyuga verknallt. „Und für alle die niemanden haben um ihn zu küssen, kann ich Alkohol oder einen Hund hervorragend empfehlen. Alternativ tut es auch eine Katze.“ Das Publikum lachte über Shikamarus Scherz. Sakura blinzelte und brach den Blickkontakt ab. Ihre Kehle fühlte sich zugeschnürt an. Dankbar nickte sie Shikamaru zu, der die Situation vollkommen richtig verstanden hatte und das Ruder übernahm. Tsunade tauchte im Blickfeld der Rosahaarigen auf und deutete auf die Uhrzeit. Es waren noch knappe fünf Minuten bis Mitternacht. Die Kellner wateten sich durch die Gäste und reichten jedem ein Glas Champagner zum Anstoßen. Auch Sasuke und Itachi mussten noch einmal auf die Bühne, damit niemand die Gesichter hinter der Veranstaltung vergaß. Außerdem verkündeten sie die Gewinner der New York Reise. Geschmeidig betrat der ältere der beiden die Bühne. Sein Gesicht zierte ein fröhliches Schmunzeln, während Sasuke zur üblichen Manier zurück gegangen war. Shikamaru und Sakura machten einen Schritt zurück, damit die Brüder Platz vor den Mikrofonen fanden. Itachi klopfte Testweise gegen den Kopf des Mikros und ein rauschen summte durch das Mio. Er besaß ein umwerfendes Lächeln und die Charaktereigenschaft Menschen mit seiner Art zum Mitmachen zu bewegen. „Es freut mich, dass der Abend bisher so großartig verlaufen ist. Und auch ich kann es mir nicht nehmen lassen, mich ebenfalls bei Ihnen allen zu bedanken. Auch für das erstklassige Feedback, dass wir bisher auf unseren sozialen Kanälen zum heutigen Abend erhalten haben. Demnach gilt ein besonderer Dank unseren beiden Moderatoren, die uns durch den heutigen Abend begleitet haben und viele Gefühle in uns ausgelöst haben.“ Er gab jemand im Publikum ein Zeichen und Hinata tauchte plötzlich am Bühnenrand auf. In der Hand ein großer Blumenstrauß. Es war eine Pracht aus pastelligen Tönen, durchzogen von grünen Elementen, die einen wunderbaren Kontrast boten. Sasuke nahm den Strauß entgegen. Itachi grinste. „Außerdem dürfen wir Ihnen jetzt offiziell verraten, dass ‚Chicago Radio Wake Up‘ ab sofort immer landesweit ausgestrahlt wird. Wenn Sie also einmal einen schlechten Morgen haben, schalten Sie ein. Sakura und Shikamaru werden Ihre Laune heben.“ Die Gäste gaben Beifall und Sasuke überreichte Sakura den Blumenstrauß. Ihre Hände berührten sich flüchtig. Sakura formte einen lautlosen Dank mit ihren Lippen und strahlte über das ganze Gesicht. Dann wandte sie sich wieder dem Publikum zu. Sasuke musterte das Seitenprofil der jungen Haruno, als ein Blitzlichtgewitter ihn Blinzeln ließ. Der engagierte Fotograf gab Anweisungen für ein gemeinsames Bild zu Viert. Noch eine Minute. Die Uchiha Brüder verließen die Bühne. Sakura legte den Blumenstrauß auf das Piano hinter sich ab. In der Hand ein Glas gekühlten Champagner. „Was sind deine Vorsätze fürs nächste Jahr Shikamaru?“ Der Dunkelhaarige grinste unverfroren. „Ich lebe eher unkonventionell und habe das Bestreben weniger Dinge zu tun, auf die ich keine Lust habe und mehr von dem zu machen was ich liebe.“ „Also schlafen und Shōgi spielen?“ Das Publikum lachte leise. „Exakt. Ich finde man lässt sich viel zu häufig zu Dingen überreden, die man eigentlich gar nicht leiden kann.“ „Es ist soweit. Noch zehn Sekunden.“ Die Gäste im Mio tauchten in eine Salve ab und zählten den Countdown herunter. „10 – 9 – 8- 7 – 6 – 5 – 4 – 3 – 2 – 1!“ „Gesundes Neues Jahr!“ Sakura prostete der Menge zu. „Wir wünschen Ihnen allen nur das Beste! In wenigen Minuten startet ein professionelles Feuerwerk vor der Tür, zu dem wir Sie herzlich einladen. An dieser Stelle möchten auch wir uns verabschieden. Wir wünschen Ihnen allen nur das Beste. Bleiben Sie gesund. Und natürlich freuen wir uns, wenn wir irgendwann mal den ein oder anderen Anrufer wieder hören. Bleiben Sie gerne noch ein bisschen für eine ausgelassene Fete und tanzen Sie was das Zeug hält “ Shikamaru trank einen Schluck. Ein lauter Knall von Konfettikanonen flutete die Menschen in einen Regen aus Gold und Silber. Sakura streckte die Handfläche aus und ein goldener Schnipsel landete federleicht darauf. Sie pustete ihn leicht an und er schlug einige Kurven in der Luft und bettete sich schließlich in den Haaren einer älteren Frau ein. Sakura zog Shikamaru in eine herzliche Umarmung. Das kühle Glas an seinem Nacken ließ ihn erschauern. „Auf uns! Das wird ein großartiges Jahr. Ich habe es einfach im Gefühl und das alles so bleibt wie es ist“, flüsterte Sakura ins Ohr ihres besten Freundes. Er strich ihr fürsorglich über den Rücken. „Naja nicht alles, aber fast alles darf gerne so bleiben wie es ist.“ Er drückte ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und gemeinsam verließen sie die Bühne, wo sie bereits von zahlreichen Menschen in Empfang genommen wurden, um Neujahrswünsche auszutauschen. „Ein gesundes neues Jahr meine Kleine.“ Kizashi umarmte seine jüngste Tochter. „Danke Dad. Ich wünsche dir ebenfalls ein gesundes neues Jahr.“ Er drückte sie eine Armlänge von sich weg. „Du warst einfach fabelhaft. Ich wusste schon immer, dass in dir dieses besondere Talent steckt.“ „Du übertreibst schon wieder maßlos.“ „Nein, ich denke nicht. Und als dein alter Herr darf ich das auch sagen. Wo steckt eigentlich dein fauler Freund?“ Sakura gluckste und deutete auf die Eingangstür. „Versucht das Handynetz zu überlisten und seine Freundin zu erreichen.“ Der Haruno nickte verstehend und überreichte Sakura ihren Mantel. Beim Verlassen griffen beide in ein großes Glasgefäß und angelten einen Glückskeks heraus. Sakura hatte diese in sehr viel Mühe alle selber gemacht und personalisierte Wünsche und Sprüche darauf geschrieben. Gemeinsam verließen sie das Mio, um in ein Farbenmeer am Himmel einzutauchen. Sakura kuschelte sich tief in ihren Mantel. Die Luft war klirrend kalt, aber klar. Nach und nach strömten mehr Gäste aus dem Restaurant. Einige zeigten begeistert in den Himmel, andere brachen einen Glückkeks auseinander, und lasen die Sprüche gegenseitig vor. Und durchweg jeder strahlte. Sie spürte ein leichtes Tippen an ihrer Schulter und drehte sich nach links. Mikoto Uchiha stand ihr gegenüber. Freundlich erwiderte die Rosahaarige das Lächeln. Sie mochte die Frau wirklich gerne. Sie besaß eine unglaubliche Herzenswärme und positive Ausstrahlung. „ Sakura, meine Liebe ich möchte Ihnen auch persönlich ein gesundes neues Jahr wünschen. Ihre Rede vorhin war unglaublich. Warum sind Sie eigentlich Single, wenn ich das so frech fragen darf?“ Die Haruno bedankte sich höflich und ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Mikoto lachte glockenhell und winkte ab. „Oh ich wollte Sie selbstverständlich nicht in Verlegenheit bringen. Verzeihen Sie mir.“ Erleichtert atmete Sakura aus. „Ich habe wohl einfach noch nicht den Richtigen gefunden.“ Mikoto dachte einen Augenblick über ihre Worte nach. „Das soll jetzt nicht übergriffig wirken, aber Sie und ihr Freund scheinen eigentlich sehr gut zusammen zu passen.“, mutmaßte sie. Sakura strich sich ein paar gelöste Haare hinter die Ohren und blickte zu der explodieren Rakete. „Sie sind nicht die Erste, die das sagt. Aber wir kennen uns nun schon so lange, wenn es bisher nicht gefunkt hat, wird es das auch zukünftig nicht tun. Wir sind nur Freunde. Er ist durchaus ein gutaussehender, herzensguter Mann, aber eben nicht für mich.“ Die Haruno schmunzelte glücklich und schaute wieder zu Mikoto. Sakura fragte sich, warum diese Frau sich so sehr für ihr Liebesleben interessierte. Geistesabwesend spielte sie mit einer Paillette an ihrem Kleid, als sie lachend mit dem unbekannten Mann flirtete. Er besaß einen leicht gebräunten Teint und hellbraune Haare. Dazu strahlend blaue Augen. Es war bereits eine Stunde seit dem Einläuten des neuen Jahres vergangen. Die Kameras waren endlich aus, die Band spielte eine Mischung aus klassischem Jazz und einigen modernen Titeln und Sakura hatte einen leichten Schwips. Plötzlich wurde sie unterbrochen. „Ich darf doch abklatschen.“ Sie wurde herumgewirbelt und sah sich unerwartet dem Antlitz von Sasuke Uchiha gegenüber. „Was soll das?“, schnaubte sie, als er sie mit federartiger Gewalt in die normale Tanzstellung zwang und schließlich begann sie zu einem langsamen Walzer zu führen. „Hattest du ihn an der Angel?“ „Auch wenn es dich nichts angeht, aber ja, hatte ich.“ „Dir ist klar, dass er verheiratet ist?“ „Ist das ein Wunschdenken deinerseits?“ Überlegen schaute sie ihn an. Seine Miene verriet nichts über seine Gedanken. Er drehte sie von sich weg, bevor er weitersprach. „Wieso sollte es Wunschdenken sein? Ich bin durchaus in der Lage mit meinem Verstand Situationen zu deuten.“ Er fing sie wieder ein und legte die Hand zurück an ihren schlanken Rücken. „Und nur um deine Erinnerung aufzufrischen, du warst diejenige die mich geküsst hat. Nicht umgekehrt.“ „Natürlich drehst du mir jetzt da einen Strick draus. Es war ein Moment geistiger Umnachtung und hatte absolut gar nichts zu bedeuten.“ Sie hielt seinem Blick stand. Der Alkohol schenkte ihr Selbstvertrauen, das sie im nüchternen Zustand sicher nicht gehabt hätte. „Ich drehe dir keinen Strick aus irgendwas. Du bist diejenige, die sofort darauf angesprungen ist.“ Überlegen schaute er sie an. Sakuras Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und in ihrem Kopf plätscherte die Erinnerung des Kusses zurück. Und die Hitze die sie dabei überkommen hatte. Das Verlangen nach mehr. Sie sah ihn an und hatte plötzlich das Gefühl, dass er ihr näher gekommen war. Würde er sie diesmal küssen? Ein Teil davon bettelte förmlich darum. Die Band spielte einen Tusch und Stimmen durchbrachen die Tanzfläche. Sakura sah weg und Sasuke musste sein rasendes Herz beruhigen. Sakura spürte ihre schmerzenden Füße. Ihr Kopf tat weh und die Luft war stickig. Erschöpft fasste sie sich an die Stirn. „Ich glaube, ich muss mich setzen.“ Sasuke lotste sie zum nächsten Stuhl. Sakura rieb sich die pochenden Schläfen und schloss die Augen. Sasuke ging vor ihr in die Hocke. Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. „Alles okay?“ „Ja. Ja. Mir ist nur etwas schwindelig.“ Sie errötete und versuchte die aufkeimende Scham wegzulächeln, doch Sasuke sah sie ernst an. „Willst du ein Wasser?“ Sakura schüttelte leicht den Kopf. Sie spürte wie sie immer schlechter Luft bekam. „Ich glaube, ich sollte einfach mal etwas frische Luft schnappen. Dann geht’s sicher wieder besser.“ Sie sahen sich einen Moment an, ehe Sasuke ihr auf half und zur Tür begleitete. Er griff blind nach seiner Jacke im Eingang. Die Kälte traf sie wie ein Fausthieb. Frierend rieb sie ihre Oberarme. Sasuke legte seine Jacke über ihre Schultern. Dankbar schaute sie ihn an und roch heimlich an der Jacke, die eindeutig nach Sasuke duftete. Er lachte. Er hatte sie genau beobachtet. „Scheiße“, sie griff sich an die Stirn. „Das solltest du doch gar nicht mitbekommen.“ Er ließ die Aussage unkommentiert im Raum stehen. Sasuke zog die Schultern zu seinen Ohren hoch. Die Hände in der Hosentasche. Es war arschkalt, doch Sakura sah sofort etwas besser aus. Die Blässe war verschwunden und sie bekam langsam wieder etwas Gesichtsfarbe. Erleichtert fuhr er sich durch die schwarzen Haare und pustete die Luft aus seinen Wangen. „Tut mir übrigens Leid, dass ich dich einfach so geküsst habe. Das war unprofessionell und ich hätte das nicht tun sollen.“, sagte Sakura in die Nacht hinein. Überrascht sah Sasuke sie an, antwortete aber nichts. Eigentlich hätte er nichts dagegen gehabt, wenn sie die Situation aus seinem Büro heute wiederholt hätten. Die Tür hinter ihnen wurde geöffnet, aber beide ignorierten es. Bestimmt nur ein paar Leute auf dem Heimweg. Doch Sasuke bekam eine schrecklich unangenehme Gänsehaut, als die Frau ihre Stimmer erhob. „Hier bist du. Ich habe bereits überall nach dir gesucht. Ich dachte wir machen da weiter, wo wir vorhin aufgehört haben.“ Karin drängte sich zwischen Sakura und ihn und schenkte ihm einen koketten Augenaufschlag und stemmte die Hand in ihre Hüfte. Ihr Kleid ließ keinen Spielraum für Vermutungen und jeder wusste genau, auf was sie aus war. „Du nervst, Karin. Verschwinde!“, fauchte Sasuke erbost. Sakura schaute ihn verwirrt an, doch dann zeichnete sich Erkenntnis in ihrem Gesicht ab. Eilig streifte sie seine Jacke von ihren Schultern und warf sie ihm entgegen. „Lasst euch nicht von mir von Dingen abhalten, die ihr zu Ende bringen müsst.“ Ihre Stimme triefte vor Zorn. Gereizt und vor allem enttäuscht von sich selber, verschwand Sakura wieder ins Innere vom Mio. Sie vernahm noch Sasuke, der ihren Namen nachrief, doch sie war taub vor Wut und ihrer eigenen Dummheit. Sie blinzelte einige Tränen weg. Sie rauschte an Ino vorbei die, wie Sakura nur im Unterbewusstsein wahrnahm, gerade heftig mit einem Mann knutschte. Sie spürte eine Hand um ihren Arm, riss sich jedoch los. „Sakura, was ist los?“ Shikamaru entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner. Itachi schaute den beiden irritiert hinterher, als Sakura in die Küche einbog. Die Tür schwang hinter ihr her. Shikamaru stieß sich das Knie an der Kante, ignorierte den aufkommenden Schmerz allerdings. Wie ein aufgescheuchtes Reh drehte sie Runden in der Küche und murmelte wütend etwas Undeutliches vor sich hin. Der Nara gönnte ihr ein paar Augenblicke mit sich selber, bevor er ihr den Weg abschnitt und sie an den Oberarmen packte und eindringlich ansah. „Würdest du mir um Gottes Willen sagen was auf einmal los ist?“ Er fixierte ihr Gesicht. Auf ihrer Stirn trat eine Wutader hervor. „Ich bin so unglaublich dämlich, dass ich es nicht einmal in Worte fassen kann und mir am liebsten selber eine reinhauen möchte.“ „Ja, okay. Und weshalb genau?“ „Weil…-ach ich weiß doch auch nicht, was ich mir gedacht habe.“ Unwirsch befreite sie sich aus Shikamarus Fängen und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Ist es wegen Uchiha?“ Seine Stimme hob sich an und Groll stapelte sich auf. „Soll ich ihm eine verpassen?“ Sakura sah ihn erschrocken an, brach dann jedoch in hysterisches Gelächter aus. Außer Atem rieb sie sich über die Brust. „Nein. Nein.“ Plötzlich lachte sie noch lauter. Shikamaru hatte etwas Angst. Sakura sah aus wie frisch aus der Irrenanstalt entflohen. Sie stützte sich mit den Händen auf ihren Oberschenkeln ab und versuchte ihre Atmung wieder zu beruhigen. Sie schaute zu ihrem besten Freund hoch. „Ich glaube, ich sollte jetzt gehen.“ Beunruhigt strich er ihr behutsam über den gebeugten Rücken. Er machte sich wirklich Sorgen. „Meinst du nicht, du solltest erstmal darüber reden?“ „Mach dir keine Sorgen.“, wiederholte sie wie ein Mantra. „Mir geht es jetzt so viel besser. Ich weiß endlich was mich erwarten würde.“ Shikamaru hatte keine Ahnung von was sie gerade sprach. Sie stellte sich vor ihn und schaute ihn mit ernster Miene an. Sakura legte ihre Hände an die Wangen von Shikamaru und beugte sich zu ihm hoch. Vorsichtig legte sie ihre Lippen auf seine. Er japste erschrocken und riss seine Augen weit auf. Sakura entfernte sich bereits wieder. Es war nicht mehr als ein Hauch. Entschuldigend sah sie ihn aus ihren grünen Augen an. „Es tut mir Leid. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es jetzt das richtige gewesen ist. Du hast eine Freundin.“ Sie raffte ihr Kleid zusammen und ließ einen verdutzten Shikamaru hinter sich. Kapitel 18: Date ---------------- Der nächste Morgen erreichte Sakura früher als ihr lieb war. Sie gähnte laut und drehte sich auf die Seite. Ihre Bettdecke war bis unters Kinn gezogen. Draußen hörte sie das Piepen des Schneefluges und das Kratzen über den Asphalt. Sie erinnerte sich, dass es auf dem Heimweg begonnen hatte zu schneien. Tageslicht flimmerte durch ihre Vorhänge. Wie spät war es? Müde griff sie nach dem Smartphone. Sie tastete blind umher, konnte es aber nicht finden. Ergeben wandte sich Sakura dem Nachttisch zu, doch außer der ihrer Lampe war nichts weiter dort. Wo war dieses Handy? Sie setzte sich aufrecht hin. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Kopf. Sakura griff sich an den Kopf und rieb behutsam über die pochende Stelle. Die Bettdecke rutschte ein Stück hinab und die Rosahaarige stellte fest, dass sie es diese Nacht nicht einmal geschafft hatte Schlafklamotten anzuziehen. Sie trug noch immer den weißen BH und ein passendes weißes Höschen. Sie seufzte laut und sackte zurück ins weiche Kissen und schloss noch einmal die Augen. Der Tag rannte ihr nicht davon und vielleicht waren die Kopfschmerzen nach einer weiteren Runde Schlaf verschwunden. Leise schloss er ihre Haustür auf. In der Hand trug er einen Beutel mit gebratenen Nudeln von ihrem Lieblingsasiaten und einer Flasche Orangensaft, die er überteuert an einem geöffneten Kiosk erworben hatte. Er war selber erst seit zwei Stunden auf den Beinen. Als er gegen Zwölf auf die Uhr geschaut hatte, schlug er seine Bettdecke zur Seite und stellte überrascht fest, dass es ihm durchaus gut ging. Keinen Kater oder sonstige Leiden. Er war kurz unter die Dusche gehüpft und beschloss nach seiner besten Freundin zu schauen. Unterwegs besorgte er Nahrung. Von unten hatte er gesehen, dass die Vorhänge ihres Schlafzimmers noch zugezogen waren. Im Flur von Sakura schlüpfte er aus seinen Schuhen. Den Beutel stellte er auf der Kommode ab und befreite sich aus seinen Winterklamotten. Nach ihrem gestrigen, übereilten Abgang war er nochmal zurück auf die Party gegangen, um dem möglichen Grund für ihr überstürztes Gehen herauszufinden. Er vermutete, dass es mit dem Uchiha zusammen hing. Er hatte gesehen, wie sie miteinander tanzten und schließlich zusammen nach draußen verschwanden. Jedoch dachte er sich bis dahin nichts weiter. Er wollte Ino um weibliche Unterstützung bitten, doch die war zusammen mit dem Sabakuno verschwunden und was sie gemeinsam taten, wollte er gar nicht wissen. Und Sasuke war ebenfalls nicht mehr aufzufinden gewesen. Vorsichtig öffnete er die Tür zu Sakuras Schlafzimmer. Die Vorhänge waren einen Spalt breit geöffnet und gewährten dem Sonnenlicht einen winzigen Raum zum Tanzen. Über dem Wäschekorb hing achtlos zusammengeknüllt ihr Kleid von gestern Abend. Einen Schuh fand er bereits im Flur vor, der andere lag neben der Badezimmertür. Der Inhalt ihrer Handtasche lag über dem flauschigen Teppich verteilt. War sie doch so betrunken gewesen? Eher wütend. Jedenfalls konnte sich Shikamaru nun erklären, weshalb er noch nichts von ihr gehört hatte. Ihr Handy lag halb aus der Handtasche schauend neben dem Wäschekorb. Der kleine rote Punkt blinkte und ließ darauf vermuten, dass sie nicht wieder darauf geschaut hatte. Die Haruno selbst lag dick eingekuschelt da und schlief seelenruhig vor sich hin. Ein leichtes Schnarchen veranlasste Shikamaru zu grinsen. Sie hatte das zweite Kissen gegen ihren Bauch gedrückt und hielt es eng umschlungen fest. Ihr Mund war leicht geöffnet und selbst im schlafenden Zustand konnte der Nara das Ausmaß ihrer verknoteten Haare erkennen. Auf leisen Sohlen tapste er um das Bett herum und riss energisch die Vorhänge auf. Sakuras Gesicht war eingehüllt in die Strahlen. Sie kniff die Augen zusammen und knurrte. „Guten Morgen Sonnenschein. Oder eher einen guten Nachmittag.“ Shikamaru drehte sich zu ihr und duckte sich vor dem Kissen ab, dass Sakura ihm entgegen warf. „Hau ab und wälze dich in deinem nüchternen Zustand.“ Aha. Sie war also schon wieder zu Gesprächen zu gebrauchen. Mit einem gekonnten Sprung warf er sich über Sakura auf die leere Betthälfte. Die dicke Decke knautschte sich federleicht unter seinem Gewicht zusammen. Er drehte sich auf die Seite. Mit seiner Hand stützte er seinen Kopf ab und musterte Sakura. Diese hatte derweil die Decke über ihren Kopf gezogen und lediglich ihre Nase und Augen schauten ihn aus ihrer selbstgemachten Höhle an. „Was willst du hier? Seit wann leidest du unter seniler Bettflucht?“ „Hast du mal auf die Uhr geschaut?“ Sie schüttelte mit dem Kopf, dem ein lautes Rascheln der Decke folgte. „Batterie vom Wecker ist leer und mein Handy ist spurlos verschwunden. Außerdem wollte ich niemanden sehen oder hören.“ „Willst du mir dann vielleicht sagen, was das diese Nacht sollte?“ Eine Mischung aus Besorgnis und Vorwurf lag in seiner Stimme. Es folgte ein anschließendes Schweigen. Sakura vermied es Shikamaru anzusehen. Er wollte er ihr die Decke entreißen, doch zu seiner Verwunderung baute Sakura eine unglaubliche Kraft dagegen auf. Die Decke rutschte lediglich ein Stück weit von ihr herunter. „Alter, bist du nackig?“ Empört krallte sie die Decke fester um ihren Körper. „Halbnackt und was stellst du dich so an? Immerhin bin ich doch weiß Gott nicht die erste Frau die du jemals so gesehen hast.“ Er stand auf und knackte mit den Händen. „Okay, du stehst jetzt auf. Duscht dich und ziehst dir ein paar Klamotten an. Anschließend essen wir etwas.“ „Ich habe aber gar nichts hier.“ „Aber ich. Gebratene Nudeln mit extra viel Sojasauce vom Shu’s.“ Sakuras Miene erhellte sich augenblicklich. Sie schlug die Decke zur Seite und hüpfte aus dem Bett. Ihr Kopf war jedoch anderer Meinung und um sie herum drehte sich alles. „Ich hoffe du hast auch an Schmerztabletten gedacht.“ Sie schaute zu Shikamaru, der unbeholfen und mit einem leichten Rotschimmer in ihrem Schlafzimmer ziellos umher schaute. Hilflos hob er die Hände. „Ja ich bin eben auch nur ein Mann! Also guck mich nicht so an und zieh dir gefälligst etwas über.“ Sakura lachte glockenhell und griff zu dem Bademantel, der neben ihr hing. Grummelnd verließ ihr bester Freund das Schlafzimmer und Sakura stellte sich dem Endgegner. Ihrem eigenen Spiegelbild. Gähnend betrat Sasuke seine Küche, in der bereits eine Note von Kaffee durch die Luft zog. Er trug lediglich eine lange Sporthose. Die Fußbodenheizung unter seinen Füßen strahlte eine angenehme Wärme aus. Mit der Hand wuschelte er durch seine noch feuchten Haare. Er griff nach einer schwarzen Kaffeetasse und goss etwas von dem lebensweckenden Elixier hinein. Aus der Schublade fischte er nach zwei Würfeln Zucker und rührte sie in die dunkelbraune Flüssigkeit. Er hatte bis kurz nach Elf geschlafen und war anschließend direkt unter die Dusche gestiegen. Bekanntermaßen konnte er unter dem kühlen Nass am besten seine wüsten Gedanken ordnen und sortieren. Was ihm heute allerdings ungewohnt schwer fiel. Er wusste genau warum. Brummend setzte er die Tasse an seinen Lippen an und genoss die sengende Hitze. Lustlos ließ er sich auf den Küchenstuhl fallen und stützte seinen Kopf in der Hand ab. Er fühlte sich noch immer nicht besonders lebendig. Sasuke spielte mit dem Löffel in der Kaffeetasse und dachte darüber nach, was Itachi gestern zu ihm gesagt hatte. Er hasste seinen Bruder dafür, dass er wieder einmal Recht behalten hatte und Sasuke sich jetzt wie der letzte Versager fühlte. Sein Geist war willig, doch das Fleisch war schwach. Um ihn noch einen weiteren Hieb in die Magengrube zu verpassen tauchte Karin in der Küchentür auf. Sie trug lediglich eines seiner Shirts, das über ihren durchaus wohlgeformten Hintern reichte. Ihre Augen hatten diesen besonderen Glanz. Ihre Wimperntusche von gestern Abend war unter ihren Augen leicht verschmiert. Sasuke war sich ziemlich sicher ihr halbes Gesicht später auf seinem Kopfkissen wieder zu finden. Er notierte sich innerlich, sein Bett nachher frisch zu beziehen. „Guten Morgen Fröhlichkeit. Du siehst so aus, wie ich mich fühle.“ Karin band sich ihre Haare zu einem unordentlichen Knoten zusammen. Gezielt holte sie sich ebenfalls eine Tasse aus Sasukes Schrank und schenkte sich großzügig Kaffee ein. Eine der wenigen Gemeinsamkeiten die sie besaßen. Auch Karin trank ihren Kaffee mit zwei Stück Zucker. Der Löffel klimperte immer wieder gegen die Wand der Tasse. Die Rothaarige setzte sich Sasuke gegenüber und musterte ihn. Er schenkte ihr nur ein Brummen und fokussierte seinen Blick ausschließlich auf die Tasse in seinen Händen. „Du solltest dann gehen, Karin.“ Sie richtete sich auf und ein kokettes Grinsen bildete sich. „Ich dachte, wir machen noch eine zweite Runde und besorgen uns hinterher etwas zu essen.“ „Ich denke, dass du zu viel darüber denkst. Es gibt kein ‚uns‘. Du kannst den Kaffee noch austrinken und ich rufe dir ein Taxi.“ „Und du solltest mich nicht unterschätzen. Ich habe durchaus mitbekommen, was für Blicke du ihr zugeworfen hast. Ich glaube dein Vater wäre alles andere als begeistert, wenn du etwas mit ihr anfängst.“ Selbstgefällig grinste sie. Sasukes Stimme klang wie ein Donnern. „Willst du mich erpressen?“ „Wo denkst du denn hin? Ich will nur nicht, dass du dir jemanden anderen suchst. Wir haben doch Spaß. Sag bloß das reicht dir nicht.“ Sasuke konnte gar nicht zum Ausdruck bringen, wie sehr Karin ihn gerade im Moment in Rage brachte. „Das heißt, ich soll jetzt dir auch noch dafür danken, dass du freiwillig mit mir schläfst?“ „Beschreib es wie du willst Sasuke.“ Sie stand auf und ging um den Tisch herum. Langsam und sanft kreisten ihre Finger über den blanken Rücken des Uchihas. Eine Gänsehaut überzog Sasukes Rücken. Karin wusste, dass er jeden Moment einbrach und ihr genau das gab, was sie wollte. Er war eben doch nur ein Mann. „Karin“, zischte er und wollte ihre Hand abschütteln. „Weißt du“, begann sie langsam und sie beugte sich weiter vor. Ihr warmer Atem war wie eine seichte Sommerbrise auf seiner Haut. Ihre Hand wanderte von Sasukes Nacken vor zu seiner Brust in tiefere Regionen. „Ich habe noch nie schnell gelernt.“ Sie löste den Knoten in der Sporthose. Blitzschnell schob Sasuke den Stuhl zurück und wirbelte Karin herum, sodass diese nun zwischen Sasuke und dem Küchentisch gefangen war. Er brummte etwas Unverständliches und zog ihr forsch das T-Shirt über den Kopf. Karin stöhnte laut, als er anfing ihre Brüste zu bearbeiten. Einen Augenblick ließ er von ihr ab, um sie auf den Tischen zu setzen. Er drängte sich zwischen ihre Beine, während er ihr auch das letzte Stück Kleidung entriss. Shikamaru lag ausgestreckt auf der Couch der Rosahaarigen. Auf seiner Brust lag eine Styroporbox mit gebratenen Nudeln, die er versuchte im Liegen zu verspeisen, ohne dabei zu ersticken. Sakura hob ihre Augenbraue an, kommentierte aber nichts weiter dazu. Nach der Dusche wartete bereits ein großes Glas Orangensaft und eine Schmerztablette auf sie. Anschließend waren sie ins Wohnzimmer verschwunden und zogen sich das heutige Neujahrsprogramm im Fernsehen rein. Die Haruno war mit ihrer rosa Kuscheldecke verschmolzen. Auf ihren Knien balancierte sie ihr Essen. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie hungrig sie eigentlich gewesen war. „Ich bin einfach nur froh, dass wir jetzt erstmal eine Woche Urlaub haben.“, sagte Shikamaru mit halbvollem Mund und zappte auf den nächsten Sender. „Du bist immer froh, wenn wir nicht arbeiten müssen.“ „Dieses frühe Aufstehen ist auf Dauer echt anstrengend.“ Er blieb an einer Wiederholung von Findet Nemo stehen. Gerade tauchten die drei Haie auf. „Aber dir ist schon bewusst, dass du bei einer Frühaufsteher Show arbeitest oder? Dafür bekommst du immerhin auch genug Kohle.“ Sakura stellte die Box neben sich ab und beugte sich zum Couchtisch vor, um sich ein Glas Wasser einzuschenken. „Du auch?“, fragte sie an den Nara gewandt. „Danke nein. Im Liegen Essen ist das Eine, aber Trinken…naja.“ „Du könntest auch einfach aufstehen.“ Sakura verdrehte die Augen über ihren faulen Freund. „Neuer Vorsatz. Weniger unnötige Bewegung.“ „Wow! Ehrlich jetzt? Was sagt deine Freundin dazu?“ Shikamaru ignorierte ihre Bemerkung. „Tja, was würde meine Freundin dazu sagen, wenn sie wüsste, dass meine beste Freundin mich vor wenigen Stunden geküsst hat?“ „Chapeau!“ Resigniert warf sich Sakura zurück in das weiche Kissen und widmete sich wieder ihren Nudeln mit extra viel Sojasauce. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen ihren Salzkonsum einzuschränken. Fing ja schon gut an. Mit stoischer Genauigkeit stocherte sie in den Nudeln herum. „Sakura“, betonte Shikamaru gewollt langsam. Er stellte die Nudeln auf dem Tisch ab und setzte sich auf. Er meinte es jetzt also ernst. Er zog seine Knie an und stützte seine Ellenbogen darauf ab. Sakura knirschte mit den Zähnen. Er rechnete schon gar nicht mehr mit einer Antwort, als Sakura plötzlich ihre Stimme erhob. „Ganz ehrlich? Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was da diese Nacht in mich gefahren ist. Es tut mir echt Leid. Irgendwie habe ich mich so über diesen arroganten Mistkerl geärgert, dass ich-“ Shikamaru unterbrach sie. „Das du dir dachtest, wenn mich Uchiha abweist, snacke ich eben meinen besten Freund weg?“ Erschrocken riss Sakura ihre Augen auf und schüttelte vehement mit dem Kopf. „Nein, so war das nicht. Du brauchst dir keine Gedanken machen, es hatte rein gar nichts bedeuten.“ „Autsch.“ „Du weißt wie ich das meine.“ Shikamaru rückte näher zu ihr und griff nach ihrer Hand. Seine Stimme war sanft. „Sakura, du warst diejenige, die damals diese Beziehung nicht wollte. Du weißt, ich hätte es versucht und jetzt, wo ich tatsächlich wirklich jemanden gefunden habe, der mir unfassbar viel bedeutet, küsst du mich? Ist das so ein verdrehtes Inneres-Ding?“ Tränen bildeten sich in ihren Augen und sie schniefte einmal geräuschvoll. „So war das wirklich nicht gemeint. Du weißt, dass ich mir nichts mehr in dieser Welt wünsche, als das du glücklich bist. Vielleicht brauchte ich dich in diesem Moment einfach als ein Ventil, um mein Gefühlschaos zu ordnen.“ „Okay.“ Irritiert schaute sie ihn an. „Okay?“ Er seufzte und ließ sich gegen die Sofalehne sinken. Auf seinen Lippen bildete sich ein Schmunzeln. „Du hast offenbar tiefgreifende Gefühle für mich, die du versuchst du verbergen oder eben dadurch zu zeigen, dass du mich nötigst dich zu küssen.“ Sakura fiel beinahe vom Sofa, bei dieser Menge Stuss, die er von sich gab. Sie schlug ihm gegen die Schulter. „Du bist wirklich ein Trottel.“ Shikamaru rieb sich die pochende Schulter. Sakura hatte ganz schön zugeschlagen, dann brach er in schallendes Gelächter aus. Die Rosahaarige stimmte mit ein. Unfassbar froh, dass dieses Thema aus der Welt geschafft worden war. Shikmaru zog die Wohnungstür hinter sich zu. Es war kurz nach fünf, als ihr Handy einen einkommenden Videoanruf verzeichnete. Ihr Neffe Matthew wollte seiner Tante unbedingt ein fröhliches, neues Jahr wünschen und er habe sie gestern im Fernsehen gesehen. Die Augen des kleinen Jungen strahlten dabei unglaublich. Als Shikamaru dann noch im Bild aufgetaucht war, konnte er seine Begeisterung kaum noch im Zaum halten. Seine Mutter hatte alle Mühe, ihren Sohn zu bändigen. Um traditionell den Urlaub einzuläuten, hatten sich Sakura und Shikamaru für morgen zum Mittagessen verabredet. Es gab da einen neuen Italiener, der unfassbar gute Pasta zubereitete und sie beschlossen sich selber eine Meinung dazu bilden zu wollen. Er angelte sein Handy aus seiner Hosentasche und tippte eine Nachricht an Temari, die morgen Abend wieder landen würde. Er spürte wie sein Herz anfing zu rasen, wenn er nur an die hübsche Blondine dachte. Grinsend und auf sein Display starrend lief er die Treppen herunter. Er bemerkte nicht, dass Naruto hinter ihm ebenfalls das Treppenhaus herunter gepoltert kam. „Hey Shikamaru! Wieder fit? Wie geht’s der Schnappsdrossel“ Der Nara drehte sich um und begrüßte den Blondschopf. Er steckte das Handy zurück in seine Tasche. Gemeinsam verließen sie das Haus. Beide kniffen ihre Augen zusammen, als ihnen das Sonnenlicht entgegen blendete. „Mir geht’s bestens. Sakura habe ich mit genügend Essen versorgt. Die ist also noch ein Weilchen beschäftigt.“ Er musterte Naruto, der überdurchschnittlich ordentlich angezogen war. Aus seiner Winterjacke lugte eine grüne Kapuze. „Wohin geht’s denn?“ Der Uzumaki errötete und strich sie durch die blonde Haarpracht. Der gestreute Kies knirschte unter ihren Füßen. „Ich treffe mich mit jemanden.“ Shikamaru grinste. „Lass mich raten. Dieser jemand ist ungefähr 1,65 groß, hat schwarze Haare und sah gestern fantastisch aus?“ Naruto lachte, kratzte sich dann aber am Hinterkopf. „Hat das irgendwie jeder mitbekommen oder war nur ich wieder der letzte, der es gepeilt hat?“ „Ich glaube, jeder der auch nur halbwegs von Zwölf bis Mittag zählen kann, hat es bemerkt.“ Shikamaru zuckte unschuldig mit den Schultern. „Sorry Kumpel.“ Gemeinsam schlenderten sie in Richtung Millennium Park. Die meiste Zeit über mimte Naruto den Alleinunterhalter, während Shikamaru still neben ihm her ging. An der Kreuzung zur Washington Street trennten sich ihre Wege. „Irgendwelche letzten Ratschläge?“ Der Nara zuckte mit den Schultern. „Verkacks nicht?“ Es war mehr eine Frage, als Antwort. „Schütte ihr einfach dein kleines, zerbrechliches Herz aus. Frauen stehen auf sowas.“ Er lachte, boxte dem Uzumaki gegen die Schulter. Naruto grinste, hob zum Abschied die Hand und verschwand geradeaus, während Shikamaru in die Wells Street einbog. Er vergrub seinen Hals tiefer in seiner Jacke. Trotz Sonnenschein war es ziemlich kalt. In seiner Hosentasche vibrierte es. Temari hatte geantwortet. Wie ein verliebter Trottel grinste er vor sich hin. Sie hatte ihm ein Bild von der Brooklyn Bridge geschickt. Ihre Wangen waren gerötet vor Kälte, aber sie lächelte zufrieden in die Kamera. In feinen Spuren floss der Schweiß von seiner Stirn. Mit einer Hand wischte er das Sekret unelegant zur Seite. Trotz der knackigen Kälte schwitzte er. Es war kurz nach Mittag. Er hatte sich extrem unausgelastet gefühlt, nachdem er aufgestanden war. Er war kurzerhand in seine Laufklamotten geschlüpft, hatte sein Handy eingesteckt und war losgelaufen. Seine Sportuhr zeigte ihm Kilometer neunzehn an. Seine Pace lag bei viereinhalb Minuten auf den gelaufenen Kilometer. Sein rasendes Herz gaben ihm ein Gefühl von Sicherheit und Lebendigkeit. Er genoss es, frei von unnötigen Gedanken zu sein und sich auf sich und seinen Puls zu konzentrieren. Seine letzte Laufeinheit lag bereits ein paar Wochen zurück. Erst jetzt merkte er, wie sehr es ihm gefehlt hatte. Eigentlich wollte er gestern bereits laufen gehen, aber er hatte ein ungutes Gefühl Karin allein in seiner Wohnung zu lassen und nachdem sie endlich verschwunden war, war das Wetter umgeschlagen und seine Lust ebenso. Dafür wurde eben jetzt extra hart gerannt. Es war tatsächlich gar nicht so übel noch ein paar Tage frei zu haben. Okay, es ging lediglich um zwei zusätzliche Tage nach Neujahr, aber während der Arbeit nahm er sich nie Zeit dafür. Gestern Abend hatte er kurzzeitig darüber nachgedacht bei Sakura vorbei zu fahren, aber was genau sollte er ihr erklären? Sie hatte ihre Schlüsse gezogen, die zu einhundert Prozent richtig waren. Aber warum zum Teufel fuchste es ihn so sehr, was diese Frau über ihn dachte? Zornig senkten sich seine Augenbrauen und er beschleunigte noch einmal. Schließlich war es Naruto, der ihn von seinen Gedanken ablenkte und ihm von seinem spontan Date mit Hinata berichtete. Sie waren durch den Park spaziert, hatten sich einen Hot Dog gegönnt und einfach geredet. Über Gott und die Welt. „Warum hast du sie nicht einfach zum Abschied geküsst?“, hatte Sasuke gefragt, nachdem Naruto geendet hatte. Er war ihm nicht richtig erschienen. Innerlich schlug sich Sasuke gegen die Stirn. „Seit wann denkst du so viel darüber nach? Dobe du bist mit ihr durch den Sonnenuntergang flaniert und hast sie bis zu ihrer Haustür zurück begleitet und willst mir nun erzählen, dass es nicht das richtige Gefühl war?“ Einen kurzen Moment herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. „Wenn du das so sagst, hört es sich an als wäre ich der größte Idiot überhaupt. Scheiße! Meinst du sie hat darauf gewartet, dass ich etwas mache?“ Genervt stöhnte der Uchiha in den Hörer. Scheiße, war er etwa ein beschissener Seelenklempner? Naruto setzte wieder an. „Verdammt, Sasuke! Warum habe ich sie nicht einfach gepackt und geküsst? Hast du sie gesprochen? Hat sie etwas zu dir gesagt?“ Seine Worte überschlugen sich fast. Sasuke konnte bildlich vor sich sehen, wie Naruto sich die Haare ausriss und hysterisch durch seine Wohnung trampelte. „Hör zu du geistige Umnachtung. Ich kann weder in Hinatas Kopf schauen, noch habe ich sie gesehen. Du fährst morgen einfach zu ihr und fällst, natürlich wie ein Gentleman, über sie her. Oder was auch immer.“ „Gute Idee. Halt Stopp! Was meinst du mit über sie herfallen?“ „Ich meine damit, was auch immer du darunter verstehst.“ Sasuke war langsam mit seiner Geduld am Ende. Warum kamen alle mit ihren Problemen zu ihm? Erleichterung lag in Narutos Stimme. „Danke dir! Du bist echt der Beste. Wobei ich niemals gedacht hätte, dass ausgerechnet du Gefühlmonk mir mal Tipps geben wirst.“ „Jaja, fall mir nicht gleich um den Hals.“ Dann begriff er die Beleidigung, doch Naruto hatte bereits aufgelegt. Sasuke ging in den Endspurt über. Es war nur noch ein Kilometer, bis er wieder an seiner Wohnung war. Als nicht mehr viel zum Ziel fehlte, sah er jemanden vor dem Gebäude auf und ab laufen. Blonde Haare glänzten in der Sonne. Er reduzierte seine Geschwindigkeit langsam und erkannte sie. Was wollte sie denn hier? Sasuke blieb wenige Meter vor ihr stehen, als sie in seine Richtung schaute, erkannte er, dass ihre Augen rot und verquollen waren. Schwarze Streifen waren auf ihren Wangen und Tränen bahnten sich ihren Weg auf die Erde. Sein Herzschlag raste und seine Atmung war flach. „Temari?“ Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und schaute ihn aus ihren verweinten Augen an. „Ich habe unfassbare Scheiße gebaut.“ Dann sank sie in die Knie, versteckte ihr Gesicht in den Händen und schluchzte laut. Erst jetzt fiel Sasuke der kleine Reisetrolli neben ihr auf. Kapitel 19: Busted ------------------ Ein paar Stunden früher „Und als ob das nicht die Krönung gewesen wäre, hat dieser Kerl dämliche, frauenfeindliche Witze gerissen.“ Shikamaru nahm nur im Unterbewusstsein die schimpfenden Worte seiner besten Freundin wahr, die sich über den Klempner von heute Morgen aufregte. Nervös spielt er mit der bordeauxfarbenen Serviette die vor ihm lag. Sie war vor wenigen Augenblicken in das kleine italienische Restaurant eingetreten, hatte ihn aber bisher nicht bemerkt. Was macht sie hier? Ihr Flug aus New York sollte doch erst heute Abend landen? Sein Gehirn zermarterte eine plausible Antwort zusammen. Er beobachtete sie. Sie tippte auf ihrem Handy herum, während sie mit der anderen Hand ihren türkisen Schal lockerte. Shikamaru zupfte ein Stückchen von dem Papiertuch ab. Sie schien jemanden anderen gesehen zu haben, denn ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Ein nervöses Kribbeln machte sich in seiner Magengegend breit. Er sah zu wie sie ihre Hand kurz zu einem Winken hob. Erst dachte der Nara, sie hätte ihn jetzt doch gesehen, aber ihr Blick richtete sich in das hintere Abteil des Lokals. Temari drückte die schwere, rotbraune Holztür auf. Zugleich kamen ihr eine wohlige Wärme und der Duft von Pizza entgegen. Sie hatte draußen noch eine kurze Nachricht an Shikamaru geschrieben, während er bereits nach einem Platz fragte. Sie war damals mit ihrem Bruder hier essen. Den Italiener gab es erst seit ein paar Monaten und die Pasta schmeckte ausgezeichnet. Nach dem Flug waren sie unfassbar hungrig und der Laden lag auf dem Weg, also hatte das Taxi sie hier raus gelassen. Ihre Manteltasche vibrierte und sie ließ den Griff ihres kanariengelben Reisetrollis los und fischte das Handy heraus. Shikamaru hatte bereits geantwortet. Er war ebenfalls gerade Essen. Sie lächelte leicht und gleichzeitig wurde sie von ihrem schlechten Gewissen überwältigt. Sie schickte ihm ein Herzemoji und das Gerät verschwand wieder in den Tiefen der Tasche. Im hinteren Bereich, auf einer kleinen Ebene hob sich ein Arm. Obwohl sie wusste, dass es überflüssig war, wank sie ihm zurück. Unsicher lächelnd ging sie schnellen Schrittes auf ihn zu. Ihre Schuhe klackten dabei unter den Holzdielen. Völlig auf ihn fokussiert nahm Temari nicht wahr, dass zwei weitere Augenpaare auf sie gerichtet waren. „Hey Shikamaru! Zieh deinen Kopf endlich wieder aus den Wolken. Oder langweilt dich meine Gesellschaft etwa?“ Sakura stupste leicht verstimmt den Arm ihres besten Freundes an. Sie sah in seinem Gesicht eine Mischung aus Überraschung und Nervosität. Die Haruno folgte seinem Blick und blieb an einer hübschen Blondine hängen. Sie trug einen engen, hellgrauen Mantel, unter welchem man ihre ausgezeichnete Figur erahnen konnte. Ihr blondes Haar fiel in eleganten Wellen über ihre Schulter. Sie war hübsch. Sehr hübsch sogar. Sie war auf ihr Smartphone konzentriert, ehe sie sich kurz im Restaurant umsah und jemanden winkte. Die blonde Frau steckte ihr Handy zurück in ihre Manteltasche und bewegte sich schnellen Schrittes in die hintere Ecke. Sakura versuchte einen Blick auf den wartenden Begleiter der Blondine zu werden. Sakura sah erneut zu Shikamaru. Dieser folgte mit seinem Blick jeden Schritt der Blondine und beobachtete genauestens die Situation. Ein ungutes Gefühl machte sich in der Haruno breit. Irgendetwas stimmt hier ganz gewaltig nicht. Sakura beugte sich zu Shikamaru. „Kennst du sie? Sie ist echt hübsch.“, flüsterte die Rosahaarige ihm halb ernst, halb spaßig zu. Shikamaru jedoch, nicht mehr Herr seiner Sinne, stand von seinem Platz auf und warf einen Blick über die anderen Gäste und Kellner hinweg. „Sagst du mir jetzt bitte was hier los ist?“ Sakuras Stimme hatte etwas Drängendes. Als der Nara keinen Anschein machte Sakura in seine Gedankenwelt einzuweihen, stand sie ergebend und fluchend auf und suchte in dem Raum nach der Blondine. Sakura sah, wie sie zielstrebig auf einen braunhaarigen Mann zuging. In Sakura entwickelte sich ein unschöner Gedanke, vor allem wenn sie die Reaktion ihres besten Freundes sah. Der Mann war in etwa so alt wie sie. Maximal ein oder zwei Jahre älter. Er sah mindestens genauso gut aus wie die blonde Frau. Unterbewusst fragte sich Sakura, warum sich so attraktive Menschen immer gegenseitig anzogen. Er lächelte die Blondine an und stand auf. Der Mann machte definitiv viel Sport. Unter seinem engen, grauen Pullover zeichneten sich trainierte Oberarme ab. Als die Blondine beim Tisch angelangt war zog er sie direkt in eine innige Umarmung. Sakura warf einen kurzen Seitenblick auf Shikamaru. Dieser beobachtete die Situation angespannt. Er kaute nervös auf seiner Unterlippe. Die Haruno könnte meinen, er hielt sogar die Luft an, bewegte sich sein Brustkorb doch kaum. „Das ist sie Sakura! Warum ist sie hier? Sie sollte doch eigentlich noch in New York sein?! Und wer zum Teufel ist dieser Typ?“ Shikamaru ließ die Zwei keine Sekunde aus den Augen. In Sakuras Brust bildete sich ein harter Knoten. „Wie jetzt ‚sie‘?“ Sakura machte eine kurze Pause. „Du meinst sie? Deine Freundin? Sie, die du mir demnächst endlich vorstellen wolltest? Die, mit der du seit Monaten zusammen bist? Die…“ Sakura wurde von Shikamarus Arm, den er ihr gegen den Bauch drückte, unterbrochen. Shikamarus Herz durchzuckte ein heftiger Schmerz. Als würden viele winzige Nadeln sich in den Muskel hineinbohren. Er konnte seine Gefühle und Gedanken nicht mehr richtig sortieren. Temari und der Unbekannte umarmten sie zu lange für Freunde. Als der fremde Mann die Hände um ihr Gesicht legte und seine Lippen auf ihre legte, zerbrach etwas in Shikamaru. Als würde alles in Zeitlupe passieren, griff er unbeholfen nach Sakuras Hand. Diese erwiderte die Geste sofort. Aus der Küche vernahm er unterbewusst ein dumpfes Scheppern. Etwas war wohl zu Bruch gegangen. Wäre Shikamaru nicht so geschockt gewesen, hätte er einen dummen Spruch über realitätsbezogene Ironie gedrückt. Reflexartig meldete sich sein Fluchtinstinkt. Er war gerade im Begriff seine Jacke zu greifen, da wurde er mit einer Kraft, die er nicht erwartet hatte, zurück auf seinen Stuhl gezogen. „Scheiße! Sakura, was soll das? Ich will hier nur noch weg!“, zischte er seiner besten Freundin entgegen. Diese ergriff erneut seine Hand und streichelte tröstlich darüber. Ihr Blick war voller Mitgefühl. Dass sie dahinter ihren Schock verbarg, wusste Shikamaru nicht. „Und was willst du dann tun?“ „Weiß ich noch nicht. Aber du hast doch gerade selber gesehen, was passiert ist. Kacke verdammt!“ Er legte eine kurze Pause ein, entzog seine Hand von Sakura und vergrub sie in der Bauchtasche seines dunkelblauen Pullovers. Er spürte eine unnatürliche Hitze in sich aufsteigen und in seinem Hals bildete sich ein dicker Kloß. In seinem Kopf ratterte es. Neji spielte an dem Ärmel seines grauen Pullovers. Sein Blick glitt über das Lokal. Er verspürte das Gefühl gleich mit einem italienischen Dialekt zu sprechen. Aus den Lautsprechern ertönte eine Salve italienischer Titel, die er allesamt nicht verstand und kannte. Von seinem Sitzplatz im hinteren Bereich hatte er eine erstaunlich gute Aussicht auf das gesamte Geschehen. Eine rothaarige Kellnerin trocknete hinter der Bar Gläser ab und verräumte sie in einer großen Vitrine. An dem Tisch vor ihm saßen ein paar pubertierende Mädchen, die lautstark kicherten. Neben der Fensterfront saß ein älteres Ehepaar und unterhielt sich angeregt. Er warf einen Blick nach draußen. Die Autos auf dieser Straßenseite hielten gerade an, da die Ampel auf Rot geschalten hatte. In der rechten Ecke saßen zwei weitere Gäste, direkt neben der Tür zur Küche. Beim Betreten des Restaurants hatte man an diesem Platz seine Ruhe, da die Ecke nicht direkt einsehbar war. Er trank einen Schluck seines Whiskeys und betrachtete die beiden Personen genauer. Sie waren nicht viel älter als er selbst. Ein Aufleuchten seines Handydisplays lenkte ihn ab. Er drehte das Telefon mit dem Display nach unten auf den Tisch und schaute anschließend in den Eingangsbereich. Sein Herz zog sich kurz zusammen, dann hob er einen Arm und machte auf sich Aufmerksam. Als sie ihn sah, winkte sie zurück und ein Lächeln war auf ihren Lippen zu erkennen. Sie lief ihm entgegen. Aus Nejis Augenwinkel sah er noch, wie die zwei Personen neben der Küche sich von ihren Plätzen erhoben, als sie auch schon bei ihm war. Sie legte ihren Kopf schief und lächelte weiterhin. Das tat sie immer, wenn sie nervös war. „Ich hoffe der Platz ist okay.“, sagte er leichtfüßig, stand auf und legte seine Arme um sie. Sie erwiderte die Umarmung still. Dann nahm er ihr zartes Gesicht in seine Hände und beugte sich zu ihr hinab. In diesem einen Kuss lag so unendlich viel. „Shikamaru…“, begann Sakura vorsichtig. „Nein, ich wusste bis gerade eben nichts davon. Woher auch? Aber jetzt wird mir so einiges klar, was immer keinen Sinn gemacht hat.“ Er lachte höhnisch auf. Seine Gesten zeigten ein anderes Bild. Seine Schultern sackten mutlos nach unten und er ließ seinen Kopf hängen. Sakura wusste leider gar nicht, wie sie ihrem besten Freund im Moment helfen sollte, war sie doch selber maßlos überfordert. Nicht wissend wohin mit ihren Händen, spielte sie mit den Trinkröhrchen in ihrem Wasser. Sie setzte zu einem erneuten Versuch an. „Sie ist hübsch und…“ „…und sie ist vergeben. Oder betrügt mich. Keine Ahnung!“, durchfuhr Shikamaru ihren Versuch eines erneuten Gesprächs. Er sah noch immer nicht auf. Stattdessen atmete er einmal intensiv ein und wieder aus. Als er seinen Kopf hob und seiner besten Freundin in die Augen sah, konnte er ihre Unsicherheit genau erkennen. Er spürte die Anstrengung seine brennenden Augen zu unterdrücken. Diese Blöße würde er sich jetzt ganz sicher nicht geben. Schockiert schaute Sakura ihn an. Seine Augen waren unnatürlich rot und gläsern. Sie überwand die letzte Distanz zwischen ihren beiden Stühlen und rückte zu ihm, um ihn in ihre Arme zu ziehen. Ihre Arme reichten nicht um ihn komplett zu umarmen. Der Nara legte seinen Kopf in die Beuge ihres Halses. Eine Weile saßen sie schweigend da. Sakura strich beruhigend über Shikamarus Rücken. In ihrem Kopf kam endlich die trübe Erinnerung zurück, woher sie Temari bereits gesehen hatte. Gaara hatte auf der Silvestershow von seiner Schwester gesprochen und ihr das Bild vom Times Square gezeigt. Sie war dort jedes Silvester zusammen mit… Sakura wurde speiübel. Neji löste sich langsam von Temaris vertrauten Lippen. Sie öffnete die Knöpfe ihres Mantels, den Neji ihr abnahm und zu seiner Jacke hinter sich auf die freie Bank legte. Ihren Koffer stellte er neben seinen eigenen. Sie zog sich den Stuhl gegenüber von Nejis Platz weg und setzte sich. Sie strich den Rock unter sich hervor, damit dieser keine unnötigen Falten bildete. Sie grinste über Nejis Erscheinungsbild. Der leichte Drei Tage Bart verlieh ihm etwas Verruchtes. Während des Fluges war es ihr gar nicht so aufgefallen. Der Pullover, dem sie ihm letztes Weihnachten geschenkt hatte stand ihm hervorragend. Sie strich sich durch die Haare und zwirbelte eine Strähne um ihren Finger. Neji reichte ihr die Getränkekarte. Skeptisch blickte sie auf das Glas Whiskey. „Um diese Zeit?“ Der Hyuga lachte und ließ die Eiswürfel in dem Getränk klappern. „Willst du auch einen Schluck?“ Sie schüttelte sich und bestellte sich ein Glas Wein bei einer blonden Kellnerin. „Danke, aber ich übernehme jetzt den Tisch da hinten.“ Shikamaru nahm der platinblonden Frau ein Tablett mit einem Glas Wein aus der Hand. Innerhalb von wenigen Sekunden hatte sich dieser Plan in seinem Kopf gebildet. Er musste einfach wissen was hier los war. Die Kellnerin protestierte und schenkte ihm einen Blick, der verriet dass sie ihn für irre hielt. Vielleicht hatte sie ja Recht damit. Shikamaru wollte gerade losgehen, als er unsanft an seinem Arm zurück gezerrt wurde. „Verflucht! Was zur Hölle hast du vor?“ Sakura hatte fast nicht so schnell reagieren können, wie Shikamaru aufgesprungen war und zur Bar stampfte. „Bitte tu nur nichts unvernünftiges“, sprach sie gedämpft weiter. Ihr Freund legte ein verzerrtes Grinsen ans Tageslicht. „Ich werde nichts machen, was du nicht auch in so einem Moment machen würdest.“ Dann befreite er sich aus ihrem Griff und marschierte zielstrebig auf die beiden Gäste zu. „Genau deshalb bin ich gerade besorgt.“, beendete sie das Gespräch und sah hilflos zu der Kellnerin, die nur mit den Schultern zuckte. Angespannt folgte Sakura mit ihrem Blick Shikamaru hinterher. Da Temari mit dem Rücken zum restlichen Lokal saß, bemerkte sie gar nicht was hinter ihrem Rücken geschah. Sie unterhielt sich gerade mit Neji über einen möglichen neuen Geschäftspartner, als ein kalter Windhauch sie zum Frösteln brachte. Gleichzeitig spürte sie, wie trocken ihre Kehle war. Zum Glück kam jetzt die Kellnerin. Geistesabwesend streichelte sie über Nejis Hand. „Ein Glas Roséwein für die Dame.“ Sofort stellen sich sämtliche Härchen bei Temari auf. Sie stoppte automatisch damit weiter über die Hand des Hyugas zu fahren. Schlagartig fühlte sie sich wie in einen schlechten Film versetzt. Alle Geräusche um sie herum verblassten. Langsam, als würde ihr jeder Knochen einzeln wehtun, drehte sie sich nach links zu der Stimme. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und atmen fiel ihr plötzlich unheimlich schwer. Sie zog ihre Hand von Neji zurück und konnte dabei nicht aufhören in die dunklen Augen von Shikamaru Nara zu schauen. „Hallo Temari.“, sagte Shikamaru so höflich, dass niemand, der nicht wusste was zwischen ihnen lief, erahnen konnte, dass diese zwei Worte nur so voll Ironie trieften. „Was…“, stammelte sie und schaute blitzartig zwischen Neji und Shikamaru hin und her. Angespannt beobachtete Neji die seltsame Situation. „Kennt ihr euch?“ Er legte seinen Kopf schief und warf Temari einen undefinierbaren Blick zu. Sämtliche Gesichtsfarbe verschwand von ihren Wangen. Neji musterte den Unbekannten genauer. Doch so unbekannt war er ihm gar nicht. Erst vor zwei Tagen hatte er ihn im Fernsehen gesehen. Zusammen mit der Frau, die er vorhin beobachtet hatte. Die ganze Zeit über war der das Gefühl nicht losgeworden, die Beiden schon einmal gesehen zu haben. Konnte es sein? Nein. Diesen Gedanken verwarf der Hyuga schnell wieder. Temari würde so etwas nicht tun. Und wenn doch?, meldete sich eine missgünstige Stimme in ihm. Verdient hättest du es! Immerhin benahm sie sich seit einigen Monaten ziemlich schräg, obwohl er es auf die Arbeit geschoben hatte. Die Stimme des anderen Mannes unterbrach seine Gedanken. „Ja Temari, kennen wir uns? Oder willst du mir nicht deine Begleitung vorstellen?“ Shikamarus Stimme klang gefährlich leise. Er donnerte das Tablett auf den Tisch, sodass der Wein leicht überschwappte und das Glas beinahe umfiel. Die Blondine vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Sie hatte mit dem Feuer gespielt und sich gehörig verbrannt. Sie traute sich nicht mehr aufzusehen und in das verletzte Gesicht von ihm zu schauen. Shikamaru, der langsam in Fahrt kam und sich in Rage redete wurde ungeduldig von ihrem Schweigen. Nicht wissend wohin mit seinen Armen verschränkte er sie vor seiner Brust und baute sich vor der Blondine auf. „Temari, was geht hier eigentlich vor?“ Neji umklammerte die Tischkante. Seine Knöchel waren bereits weiß vor Anspannung. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich. Die beiden Männer schauten zu der Blondine, als diese hysterisch anfing hinter ihren Händen zu lachen. In gewissen Situationen angebracht zu reagieren war noch nie ihre Stärke. Sie legte die Hände flach auf den Tisch. Sie sah zu Shikamaru, der sie erwartend anschaute. Sie holte tief Luft. „Neji – Shikamaru. Shikamaru – Neji“, stellte sie die beiden Männer einander vor und scheute es auch nur einen davon in die Augen zu sehen. Neji, der sonst eigentlich von der fixen Sorte war, begriff nur langsam das gesamte Ausmaß dessen, was hier gerade geschah. Aber eigentlich konnte er sich bereits denken, was los war. Er stand auf und reichte Shikamaru die Hand. Dieser machte keine Anstalten ihm seine zu reichen, also ließ Neji seine Hand wieder fallen. „Wie Temari bereits sagte, mein Name ist Neji Hyuga“, begann er sich vorzustellen. Temari riss geschockt ihre Augen auf. „Bitte sag nichts weiter“, flehte sie ihn an, doch Neji fuhr unbeeindruckt fort. „Ich bin Temaris Ehemann.“ Ein lautes Japsen entfloh Temari. In ihren blauen Augen glitzerten bereits zahlreiche Tränen. Shikamaru gab einen höhnischen Laut von sich. „Und ich dachte echt, ich wäre derjenige der betrogen wird.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Neji vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans. Temari schluchzte laut auf. „Tja, scheinbar haben wir uns beide geirrt“, begann er langsam. „Und wie lange lässt meine reizende Ehefrau sich bereits von Ihnen vögeln?“ Eiskalt kamen diese Worte über seine Lippen. Temari war jetzt ebenfalls von ihrem Stuhl aufgesprungen und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Ein Ohrenbetäubender Knall erklang, als Messer und Gabel zu Boden fielen. Die anderen Gäste drehten sich bereits nach ihnen um. Am liebsten wäre sie Neji auf der Stelle ins Gesicht gesprungen. Er hatte kein Recht so über sie zu reden. Nicht nach allem was passiert war! Sie wandte sich Shikamaru zu und wollte ihn am Arm greifen, damit er nicht verschwand. Unwirsch schüttelte er sie von sich ab. Er warf ihr einen letzten Blick zu, indem eine Mischung aus Hass und Verachtung lag. Sie sah ihm nach, unfähig zu reagieren und sich zu erklären. Sie sah noch wie er das Restaurant verließ und eine rosahaarige Frau hinter ihm her sprintente und seinen Namen rief. Kapitel 20: Pineapple --------------------- Seit Temaris Gefühlsausbruch vor seiner Wohnung waren bereits zwei Wochen vergangen. Eine Woche, an denen sie nicht mehr als vielleicht zehn zusammenhängende Sätze gesprochen hatte. Mit wenig Überzeugungskraft, sie schien keinen Widerstand leisten zu wollen, war sie vorerst in sein Gästezimmer gezogen. Eine dunkle, voller Trauer geladene Aura umschlang sie wie festsaugende Tentakeln. „Darf ich hier übernachten?“, war alles was sie zu Stande gebracht hatte über ihr Kommen zu sagen. Aber anhand der Tatsache, dass sie mit einem Koffer vor seiner Wohnung stand, konnte er sich sehr gut vorstellen was geschehen war. Wenn er sich da mal nicht getäuscht hatte. Der Trümmerhaufen war sogar noch viel größer, als er sich in seinen kühnsten Träumen erdacht hätte. Während er Temari überzeugen konnte, sich erst einmal eine heiße, ausgiebige Dusche zu genehmigen, rief er Hinata an, die jedoch selber völlig aufgelöst war. Auch sie kannte bisher nicht alle Details, gab aber einen groben Überblick zu ihrem Wissensstand. Völlig apathisch betrat sie die Küche von Sasukes Wohnung. Er hatte Essen bestellt, da er sich wirklich Sorgen um sie machte. Ihre Haut war fahl, dunkle Schatten lagen unter verquollenen Augen. Sie war nur ein Schatten ihrer selbst. Er reichte ihr eine Tasse Tee und Besteck. Teilnahmslos nahm sie am Esstisch Platz und entfernte den silbernen Thermodeckel der Assiette. Es war mehr ein herumstochern in dem Reis, als das sie wirklich etwas zu sich nahm. Sasuke ließ sich ihr gegenüber nieder. „Temari“, seine Stimme war überraschend einfühlsam. „Willst du nicht endlich sagen, was passiert ist?“ Auch Sasuke löste den Deckel und freute sich heimlich über das Curry. Seit er heute früh ins Büro gefahren war, hatte er nichts mehr gegessen. Temari legte die Gabel weg und stützte lustlos ihr Kinn auf ihrer Hand ab. „Tu nicht so. Ich weiß, dass du längst mit Hinata gesprochen hast. Ansonsten hättest du mich bereits aus der Wohnung gejagt.“ Mit einem lauten Kratzen schob sie den Stuhl zurück. „Ich habe keinen Hunger. Ich werde schlafen gehen.“ Sasukes Geduld hing am seidenen Faden. So lief es nun bereits die gesamten Vierzehn Tage ab. Allmählich war er bis zum äußerten gereizt und doch brachte er es nicht über sein Herz, sie rauszuschmeißen. Sasuke hatte versucht sie zu überzeugen, dass sie sich wenigstens Gaara oder Hinata anvertraute. Aber Temari musste sich ja unbedingt dazu entscheiden, dass er in diese ganze beschissene Situation mit hinein gezogen werden sollte. Und bisher konnte er an einer Hand abzählen wie viele der Probleme er bisher lösen konnte. Sogar das Versprechen, nicht gegen ihren Willen jemanden ihrer Freunde in die Wohnung zu lassen, hatte sie geschafft ihm abzuringen. „Ich dachte du verstehst mich besser als jeder andere von ihnen. Immerhin bist du ein Roboter was Gefühle angeht.“ Sie wollte sich an ihm vorbei schieben, aber Sasuke griff nach ihrem Handgelenk und zwang sie stehen zu bleiben. Er starrte auf das kalt werdende Curry vor ihm. Seine Stimme war ein leises Flüstern. „Ich zwinge dich nicht über Gefühle zu reden. Hauptsache du redest überhaupt irgendwas.“ Temari hob eine Hand. „Okay, du willst dass ich etwas sage? Dann besorg uns hochprozentiges und wir können beste Freunde werden.“ Sie entriss ihre Hand aus seinem Griff und wartete eine Antwort ab. Doch Sasuke stand auf und marschierte stumm an ihr vorbei. Er nahm seine Jacke vom Kleiderhaken, schlüpfte in seine Sneaker und zog die Haustür mit einem Knall hinter sich zu. Temari zuckte bei dem Geräusch heftig zusammen. Ein schlechtes Gewissen überkam sie. Immerhin hatte Sasuke sie ohne Fragen zu stellen, bei sich aufgenommen und respektierte ihren Wunsch, niemanden an sie heran zu lassen. Wieso war sie dann ausgerechnet zu ihm so gemein? Stille Tränen bahnten sich ihren Weg über ihr Gesicht. Es war wohl doch an der Zeit von ihrem Happy End Abschied zu nehmen und sich der Realität zu stellen. Zögernd setzte sie sich zurück an den Tisch und aß stumm das Curry, dass Sasuke für sie bestellt hatte. Sie würde sich wenigstens ihm gegenüber versöhnlich zeigen. Auch wenn es nichts gab, dass sie sich verzeihen konnte. Sie hatte alle Menschen um sie herum getäuscht und verraten. Der Mann, den sie liebte, wollte nichts mehr von ihr wissen. Sie konnte bereits die Enttäuschung in den Augen ihres Bruders sehen, als er von ihrem Verrat erfahren hatte. Immerhin waren er und Neji beste Freunde. Und Hinata war seine Cousine. Sie hatte so viele Menschen hintergangen, dass sie am liebsten auf der Stelle gestorben wäre. An ihn traute sie sich gar nicht zu denken. Zu groß war der Schmerz, den sie beiden zugefügt hatte. Wann war sie ein so mieser Mensch geworden? Ihr eigenes Spiegelbild verursachte Übelkeit. Sie hatte den Knopf schon längst gedrückt, auf dem Selbstzerstörung stand. Mit einer brauen Papiertüte in der Hand schloss Sasuke die Tür zu seiner Wohnung wieder auf. Er hatte fast damit gerechnet, dass Temari das Weite gesucht hatte, doch stattdessen lief im Wohnzimmer der Fernseher. Bedächtig lugte er in die große Wohnstube. Sie saß in einer Decke eingekuschelt vor dem TV. Als sie ihn bemerkte, legte sich ein minimales Lächeln auf ihre Lippen. Es war nicht mehr als ein sekundenbruchteil und doch war sich Sasuke ziemlich sicher, dass es wirklich geschehen war. „Du schaust Friends?“ Es war mehr eine Feststellung als einer Frage. „Ich brauchte etwas Monica und Chandler Action. Ich habe dein Essen in den Herd zum Warmhalten gestellt.“ Sie sah weg. „Und tut mir wirklich leid wegen meinem unausstehlichen Verhalten.“ Reue lag in ihrem Blick. Der Uchiha kramte in der Tüte und wedelte mit einer Flasche Rum. „Wenn wir uns betrinken, dann mit Stil.“ Aus dem Wohnzimmerschrank holte er zwei Gläser heraus und schenkte reichlich ein. Er war nach dem Ausbruch der Blondine in den Spirituosenladen an der Ecke gegangen und hatte einen überdurchschnittlichen hohen Vorrat an Hochprozentigen gekauft. Die Kassiererin hatte ihm nur ein wissentliches Grinsen geschenkt und ihm zusätzlich ihre Handynummer zugeschoben, die er direkt im nächsten Papierkorb entsorgte. Für weitere Probleme mit Frauen hatte er nun wirklich keine Zeit mehr. Während der Arbeit hing Karin ihm permanent auf der Pelle, die auf eine große Geste wartete und nach der Arbeit wartete seine ungewollte Mitbewohnerin, an die er sich bereits zu sehr gewöhnt hatte. Sasuke wüsste manchmal gerne was Temari während seiner Abwesenheit tat. Lag sie den ganzen Tag im Bett? Ging sie spazieren oder versuchte sie die Scherben, die sie verursacht hatte, wieder zusammen zu kleben? Sakura fühlte sich so hilflos wie seit langem nicht mehr. Sie besaß nicht den blassesten Schimmer wie sie Shikamaru helfen sollte. Sie wusste genau, dass irgendwelche Pseudo-Psychiater Sprüche ihm keinen Trost spenden würden. Er hatte sie, nachdem sie vorhin seine Wohnung verlassen hatte, gebeten ihm Abstand zu geben. Er brauchte Zeit für sich selber, um die ganze Situation überhaupt zu begreifen. Alles war so schnell passiert. Sakura fühlte sich bei dem Gedanken gar nicht wohl. Das erste Mal in ihrem Leben keimte die Angst auf, dass sich Shikamaru etwas tat, was er später böse bereuen würde. Sie wusste selber nicht was die richtige Entscheidung war. Ihm seinen Wunsch zu gewähren oder sich darüber hinwegzusetzen und weiterhin nach ihm zu sehen? Sei es nur, dass er wenigstens etwas aß und trank. Sie hatte heute einen kleinen Vorrat an frisch zubereiteten Speisen gezaubert, die er nur noch in die Mikrowelle schieben musste. Seine bisherige Nahrung der letzten beiden Wochen bestand aus Zigaretten und Tiefkühlpizza. Hinata hatte ihr eine Nachricht geschrieben. Sie fragte nach Shikamarus Verfassung. Es wunderte Sakura, dass die Hyuga nach ihm fragte. Immerhin war sie ebenso in die Sache involviert und sollte Shikamaru doch eigentlich verabscheuen? Aber der Nara konnte ja nicht wissen, das Temari verheiratet ist. Für morgen früh hatte sie sich mit Hinata verabredet, um die neuesten Informationen auszutauschen. Mehr konnte sie im Moment auch nicht machen. Von ihr erfuhr sie auch, dass Temari sich bei Sasuke eingenistet hatte. Vielleicht würde Sakura auch über ihren Schatten springen und bei ihm vorbei schauen. Hinata hatte eine Andeutung in diese Richtung gemacht und Sakura hing dieser Gedanke noch lange nach. Ergeben und vollkommen übermüdet prasselte das heiße Wasser über ihre nackte Haut. Die Hitze und hohe Luftfeuchte im Badezimmer taten ihr übriges, was der Alkohol noch nicht geschafft hatte. Sasuke respektierte einmal mehr den Wunsch, keine Fragen zu stellen. Stattdessen war alles aus ihr heraus gesprudelt. Vollkommen monoton erzählte sie alle schmutzigen Details, die bisher niemand erahnen konnte. Wie sie und Shikamaru sich kennen lernten, wie sie es schaffte Neji und den Nara immer strikt voreinander zu verbergen. Selbst während des New York Besuchs gelang es ihr, zwischenzeitlich gefakte Gründe zu finden, um in Ruhe mit Shikamaru zu telefonieren. Dankbar dafür, dass er sie nicht unterbrach, sprach sie auch über ihre Ehe allgemein. Dass sie sich in den letzten Monaten immer weiter voneinander entfernten. Auch wie sie vor einem Jahr seinen Verrat herausfand und wie sie sich aufrafften an der Ehe zu arbeiten, um die Gefühle die sie zu Beginn ihrer Beziehung füreinander empfanden wieder zum Lodern bringen. Von ihren Freunden wusste niemand das Neji und sie sogar eine Paartherapie machten. Sie taten alles um den Schein vor ihren Familien und Freunden zu bewahren. Und doch hatte sie schlussendlich Sasuke einfach alles erzählt. Shikamaru saß auf der Feuertreppe des Wohnhauses. Neben ihm lag ein zerfleddertes leeres Päckchen Zigaretten, in der Hand eine Flasche Tequila. Die hatte er zu Weihnachten von Sakuras Schwester bekommen. Irgendwie kam ihm sein altes Leben wie ein weit entfernter Traum vor, der bereits verblasste. Er konnte wieder nicht schlafen, also verzog er sich nach draußen. Der Tequila wärmte seinen ausgekühlten Körper. Seine Gedanken schweiften zu seinem verstorbenen Hund Tilly ab, der von einem Auto angefahren worden war als gerade einmal zehn Jahre war. Damals dachte er, dass wäre der schlimmste Schmerz den ein Mensch jemals fühlen konnte. Lachhaft, wenn er die Höllenquallen bedachte, die er gerade durch litt. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Was hatte er sich dabei gedacht? Wieso ließ sie sich überhaupt auf die Zigarette und den anschließenden Drink ein? Er setzte die Flasche an. Trank einen Schluck auf den Tod, zwei auf das Leben, dass mehr einem Trümmerfeld glich. Der Horizont wurde langsam rot. Heute war die Nacht mit ihm. Ein Gedanke schoss durch seinen Kopf. Er nahm sein Handy von der Treppe und wählte eine Nummer. Nach drei Mal Tuten ging eine männliche Stimme an der anderen Leitung dran. „Ja, hey ich bin’s Shikamaru. Du musst etwas für mich machen.“ Sasuke stand vor der breiten Fensterfront seines Schlafzimmers. Die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Gedanken kreisten lose umher. Zwei Straßen weiter rauschte ein Blaulicht durch die Nacht. Nachdem Temari sich ins Badezimmer verabschiedete brauchte er einen weiteren Drink. Es war schlimmer, als zu Beginn befürchtet. Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass er absolut keine Idee hatte, wie diese Situation jemals wieder ins Lot kommen sollte. Es gab zu viele Beteiligte. Er fauchte, als sein Handy schon wieder klingelte. Bereits den halben Abend rief eine unterdrückte Nummer bei ihm an, die er jedes Mal wieder weg drückte. Er zerrte das Gerät vom Ladekabel und blaffte ein genervtes ‚Ja‘ in den Lautsprecher. Die kommende Woche verlief ähnlich. Sakura respektierte den Wunsch ihres besten Freundes und schränkte ihre Besuche bei ihm fast komplett ein. Zwar lief sie auf dem Rückweg der Arbeit extra an seiner Wohnung vorbei, um nach dem Rechten zu schauen, aber trotzdem fühlte sie sich wie die mieseste Freundin aller Zeiten. Von Tsunade wusste Sakura, dass sich Shikamaru bis Ende Januar krank gemeldet hatte. Er ging also allem aus dem Weg. Wenigstens wurde der Start ihrer Show für Februar angesetzt, so bekam Sakura die Zeit aus dem Nacken, was ihr einiges erleichterte. Auch wenn der Januar nur noch anderthalb Wochen lang war. Hinata hatte mit ihrem Cousin gesprochen, der ihr lediglich als Antwort gab, dass sie mit Temari reden sollte. Er hatte nichts dazu zu sagen. Während des Gesprächs wurde die Haruno jedoch das Gefühl nicht los, dass Hinata ihr gerne noch mehr erzählt hätte, es aber nicht über ihre Lippen brachte. Doch sie gab ihr den Tipp, dass es eine Person gab, die vielleicht mehr zu wissen schien, als sie zugab. Unschlüssig stand sie vor dem Gebäude und wusste nicht so recht, ob es richtig war, dass hinter Shikamarus Rücken zu machen. Doch dieser ignorierte jeden ihrer Versuche Kontakt aufzubauen und untätig daheim rumsitzen konnte sie nicht noch länger. „Vielleicht solltest du mit rein kommen, anstatt dir hier draußen die Zehen abzufrieren.“ Erschrocken drehte sich Sakura um. Er stand wenige Meter hinter ihr und sah zum Anspringen gut aus. Sakura vergaß beinahe weshalb sie überhaupt hier war. Sasuke balancierte zwei braune Papiertüten in seinen Armen. „Ich hatte nicht mal mehr eine Scheibe Toast im Schrank.“ Er ging an ihr vorbei. „Würdest du kurz mal in meine Jackentasche greifen und den Schlüssel raussuchen?“ Sasuke machte etwas Platz, insofern es mit den voll beladenen Tüten möglich war. Sakura fühlte sich unbehaglich so nah an den Uchiha zu müssen. Er vollbrachte es, das sich ihre Urinstinke meldeten. „Linke Seite.“, sagte er, bevor sie ihre Hand in der Jackentasche verschwinden ließ. Sakura fühlte sich nicht wohl bei der Sache. Und das obwohl sie beide voll bekleidet auf den Straßen von Chicago standen und dutzende Passanten an ihnen vorbei strömten. Ihr wurde heiß, als sie zu ihm hinauf blickte. Er schien jedoch sehr viel Spaß an der Situation zu haben. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen und verfolgte ihren Blick. Es klimperte und erleichtert fischte sie den Schlüsselbund heraus. Sakura wunderte es in keinster Art und Weise, dass Sasuke eine Wohnung im Dachgeschoss bezog. Ein bisschen fühlte sie sich wie ein Eindringling. Sie betraten einen weitläufigen Flur mit hohen Decken, Parkettboden und einem riesigen Spiegel an der Wand, in dessen schwarzen Rahmen unzählige Einladungskarten staken. Sakura folgte dem Uchiha in eine enorme Küche in angesagtem Grau mit einer endlosen, muschelfarbenen, polierten Beton-Arbeitsplatte. Alles hier roch nach Geld. Von dem Toaster, von dem Sakura wusste das er allein zweihundert Dollar kostete, da sie selber genau auf das gleiche Modell ein Auge geworfen hatte, bis hin zur Kaffeemaschine, die groß und kompliziert genug war um auch in einem kleinen italienischen Café stehen zu können. Sasuke stellte die Tüten auf der Platte neben dem Side-by-Side Kühlschrank ab. Er drückte eine der Türen auf und räumte den Einkauf in den Kühlschrank. Eine Kunststoffbox mit frischen Ananasstückchen holte Sakura aus diesem Traum einer Küche heraus. „Du gibst dein Geld ernsthaft für fertig geschnittenes Obst aus? Besitzt du keine Messer oder was?“ Sasuke ignorierte den spöttischen Kommentar und zog wortlos eine Schublade neben ihm auf. In Reih und Glied, fein säuberlich drapiert lagen bestimmt ein dutzend verschiedene Messer. Für jede Eventualität. Die Haruno sog scharf die Luft ein. „Ich glaube ich fange gleich an zu weinen.“ Sasuke legte den Kopf schief und starrte sie irritiert an, als Sakura ihn aufklärte. „Diese Küche ist mein absoluter Traum.“ Beinahe schon liebevoll fuhr sie über die Arbeitsplatte auf der eine gusseisenschwarze Küchenmaschine stand. Die Maschine sah vollkommen jungfräulich aus. „Soll ich dich einen Moment allein lassen?“, in seiner Stimme lag Belustigung. Hätte er vorher gewusst, dass er diese Frau nur in seine Küche stellen muss, um in ihre Gedankenwelt zu tauchen, hätte er das bereits vor Wochen gemacht. „Blödmann! Es ist nur…ich spare seit Ewigkeiten für exakt diese Küchenmaschine und bei dir stehen die Geräte wahrscheinlich die meiste Zeit nur als Dekoration herum.“ Sakura seufzte und sah sich um. „Sie ist nicht da. Sie wollte eine Runde frische Luft schnappen. Was in ihrer Sprache so viel heißt wie: Ich hole mir neue Kippen und schnappe so viel Alkohol wie ich mit bloßen Händen tragen kann.“, erklärte der Schwarzhaarige. Er nickte mit dem Kopf an den Esstisch. Sakura setzte sich. Sie zog ihre Füße unter ihre angewinkelten Beine. Der Uchiha brachte zwei Gabeln mit an den Tisch und stellte die Box mit der Ananas vor Sakura. Aus den Augenwinkeln beäugte sie ihn und fragte das Universum wie es möglich war, einen einzelnen Menschen so attraktiv zu machen. Die dunkle Jeans und der dunkelgrüne Kapuzenpullover standen ihm hervorragend. Seine schwarzen Haare fielen wüst in die dunklen Augen. Tiefe Schatten darunter zeugten jedoch davon, dass er die letzten Nächte wohl nicht sonderlich viel Schlaf bekommen hatte. Sakura fragte sich insgeheim ob es an Temari lag oder ob diese grauenhafte Karin wieder bei ihm war und sein Bett wärmte. „Ich würde ja gerne um den heißen Brei herum reden, aber leider bringt mich das kein Stück weiter. Was weißt du? Ich habe keine Ahnung wie ich Shikamaru gegenüber treten soll. Geschweige denn, ihm sagen kann.“ Sasuke spießte ein Stück Ananas auf und biss davon ab. „Weißt du, manchmal ist es am besten die Leute ihre Probleme selber klären zu lassen. Auch wenn du vielleicht das Bedürfnis verspürst, wirst du den Kummer deines Freundes, egal was du tust, nicht lindern können.“ Frustriert pustete sich die Haruno eine Strähne aus dem Gesicht, schnappte sich die Gabel und zerrte das Obst zu sich. „Das ist doch aber scheiße!“ Sie schob sich ein kleines Stückchen in den Mund. Überrascht stellte sie fest, dass die Frucht unfassbar süß war. Ihre letzte Ananas war hart und schmeckte wie trockener Furz. Begierig spießte sie das nächste Stück auf. „Aber es muss doch etwas geben, was ich tun kann. Nur still rumsitzen ist echt nicht meins. Meinst du sie würde mit mir reden?“ Sasuke drehte die Gabel in seiner Hand in alle Richtungen. Er wusste doch selber nicht, was er in so einer Situation machen würde. „Temari hat mir alles erzählt. Auch Dinge, die Shikamaru wahrscheinlich gar nicht weiß. Aber das ist nichts, was wir klären können. Das müssen die beiden unter sich ausmachen. Ich kann dir lediglich den Tipp geben, dass es in dieser Geschichte noch eine weitere Person gibt, mit der du eventuell reden könntest.“ „Meinst du Neji? Ich kenn ihn doch überhaupt nicht. Wieso sollte er ausgerechnet mir etwas sagen? Ich, die beste Freundin des Typen mit dem seine Frau heimlich schläft? Oder geschlafen hat. Außerdem wird Shikamaru bestimmt nicht darauf anspringen, wenn ich ihm gut gelaunt vorschlage: Hey, rede doch nochmal mit ihr. Vielleicht gibt es ja etwas, dass du nicht weißt und es ist alles gar nicht so wie es aussah.“ Die Rosahaarige überlegte kurz. „Meinst du nicht, dass du mir einen Hinweis geben kannst, was Temari dir gesagt hat?“ Sasuke schüttelte den Kopf. Seine Haare fielen ihm in die Augen. „Tut mir leid, aber sie hat es mir im Vertrauen erzählt. Und dieses werde ich nicht missbrauchen.“ Sakura war beeindruckt von der Einstellung des Uchiha. Sie wedelte mit der Gabel dicht vor seinen Augen rum. „Du bist zwar nicht sonderlich begabt darin, deine Bettgeschichten zu verstecken oder eben doof genug es so öffentlich zur Schau zu stellen, dass scheint wohl eine Auslegungssache zu sein, aber ich gestehe, ich bin ergriffen von deinem Respekt und dem Vertrauen deiner Freunde gegenüber.“ Sasukes Zähne blitzten gefährlich. „Hast du ein Problem damit?“ Sakura war durchaus bereit dieses Spiel mit zu spielen, froh einen Moment ihre Gedanken in eine andere Richtung lenken zu können. „Womit sollte ich denn ein Problem haben? Meinst du mit den gefälschten Brüsten deiner Freundin?“ „Sie sind echt, aber das spielt wohl keine Rolle. Eifersüchtig?“ Sakura lachte auf. „Auf dich oder die Brüste?“ „Sag du es mir.“ Lässig lehnte er sich auf dem Stuhl zurück. „Keine Angst. Bevor ich mir Sorgen über dich und die Tatsache ob du sexuell erfüllt bist mache, würde ich eher in eine offene Starkstromleitung greifen oder mit giftigen Insekten spielen. Oder beides gleichzeitig.“ „Nette Vorstellung. Sollte ich gerührt sein, dass du dir Gedanken über mein Sexleben machst?“, stellte er provozierend die Frage. Sie fletschte mit den Zähnen und lehnte ihren Kopf in seine Richtung. „Oh fahr zur Hölle Sasuke Uchiha.“ „Gerne, wenn du mich dorthin begleitest.“ Er beugte sich vor und war nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Ein Haifischgrinsen lag auf seinen Lippen. Sakura schluckte schwer und unterdrückte den Drang seine Lippen mit ihren eigenen zu versiegeln. Kapitel 21: Australia --------------------- Schwerfällig öffnete er die verklebten Augen. Licht strömte durch das Fenster und tänzelte über den Fußboden. Er rieb sich den Sand aus den müden Augen und drehte sich nach rechts. Die Decke wickelte sich dabei enger um seinen Körper. Mit einem leisen Stöhnen erhob sich Shikamaru und riskierte einen Blick aus seinem Schlafzimmerfenster. Unten war die Müllabfuhr zu Gange und einige Geschäftsmänner mit Handy am Ohr und schweren Aktenkoffern wichen sich gegenseitig auf dem Bürgersteig aus. Barfuß tapste er in seine Küche und machte er sich über den letzten Rest der Milch her. Er schraubte den Deckel ab und trank direkt aus der Flasche. Als er das Getränk von seinen Lippen absetzte, war ein weißer Rand um seinen Mund entstanden. Mit dem Handrücken wischte er ihn ab und trocknete die Hand an seiner Schlafhose. Shikamaru stellte die Milch zurück und scannte seinen Kühlschrank, der nichts weiter im Angebot hielt. Vielleicht sollte er doch mal wieder einkaufen? Sakuras Essen hatte er in einem Anfall von Heißhunger bereits komplett vernichtet. Danach war ihm zwar Übel vor Völle gewesen, aber der Geschmack war es wert. Schlürfend öffnete er die Schranktür neben seiner Kaffeemaschine und musste mit blanken Entsetzten feststellen, dass kein winzig kleines Krümelchen Kaffee mehr in dieser Wohnung war. Er musste definitiv Einkaufen. Er schielte auf den Kalender unter der Küchenuhr. Es war bereits der 22. Januar und dieses Jahr hatte bisher nichts geboten, bis auf absolute Scheiße. Zwar war er längst nicht über das Erlebte hinweg, aber er verspürte heute das erste Mal wieder den Drang aus diesen vier Wänden zu verschwinden und sich unter Menschen zu begeben. Vor wenigen Tagen dachte er, jeder würde ihm sofort anmerken was für elender Idiot er war. Sich in eine verheiratete Frau zu verlieben war ja das eine, aber nicht davon zu wissen das sie verheiratet war etwas völlig anderes. Es wunderte ihn, dass die Leute nicht mit dem Finger auf ihn zeigten und auslachten. Er hätte nie gedacht das sein Leben, dass in den letzten Monaten eigentlich ziemlich gut verlief, so dermaßen aus den Fugen geraten konnte. Nach ein paar Spritzern Wasser im Gesicht und einer Zahnbürste im Mund schnappte er seine Geldbörse und steckte sie in die hintere Tasche seiner Jeans. Er zerrte sich eine Mütze auf den Kopf und schlüpfte in die gefütterten Winterschuhe. Als Shikamaru die Haustür aufzog erstarrte er. Ein verkatertes Brummen dröhnte durch das geräumige Wohnzimmer. Gaara Sabakuno fasste sich leidend an den Kopf. Wieso war er hier? Er sah an sich hinunter und stelle schmerzlich fest, dass er noch dieselbe Kleidung wie gestern Abend trug. Er sah sich um und überlegte wo genau er überhaupt war. Ein rasselndes Schnarchen aus dem grauen Sessel weckte seine Aufmerksamkeit. So scheiße wie er sich fühlte, so sah Neji aus. Seinen Kopf stützte dieser mit seiner Hand ab. Neben ihm, eingequetscht zwischen Oberschenkel und Sessellehne stak eine halbleere Flasche Bier. Er erinnerte sich. Sie wollten in diese eine Kneipe, die Neji hatte empfohlen bekommen. Es war bei wollten geblieben. Als Gaara bei seinem besten Freund eingetroffen war, hatte dieser bereits mächtig einen auf dem Kessel und schwankte mehr, als das er gerade aus ging. Diese ganze beschissene Situation zermarterte alle. Gaara, Hinata und Sasuke übernahmen in abwechselnden Rollen die tröstenden Freunde. Wobei Sasuke außen vor war, da er sich ausschließlich um seine Schwester kümmerte. Der Sabakuno war tatsächlich ein bisschen geknickt gewesen, dass Temari sich Sasuke als sicheren Hafen gesucht hatte. Als er gestern Abend bei ihr war, sie ließ das erste Mal seit Tagen jemanden anderen an sich heran. Schaffte sie es nicht einmal ihm in die Augen zu sehen. Stumm zog er sie einfach in seine Arme, in denen sie still weinte und immer wieder in seinen nassen Hemdärmel murmelte, was für ein erbärmlicher Mensch sie sei. Gaara hatte ihr in seinem brüderlichen Schutz behutsam über den Kopf gestreichelt. Er erinnerte sich genau an seine Worte. „Wenn du so ein schlechter Mensch bist, wie du behauptest, wieso haben sich dann fantastische Männer in dich verliebt?“ Er wollte Shikamaru gerne hassen, für das was er seinem besten Freund und seiner Schwester angetan hatte, aber Temari bat ihn es nicht zu tun. Selbst jetzt verteidigte sie ihn. Und dann hatte sie ihm etwas gebeichtet, das seine ganze Sicht auf die Dinge änderte. Deshalb war er eigentlich zu Neji gegangen. Er hatte die Wahrheit verlangt, die er bereitwillig heraus rückte. Gut, lag eventuell auch an dem hohen Alkoholspiegel, aber Gaara war nicht kleinkariert. „Temari und ich sind bereits seit Monaten getrennt. New York sollte unseren Abschluss darstellen, bevor wir es euch sagen wollten. Und gib nicht deiner Schwester die Schuld für das was passiert ist. Wenn du jemanden hassen kannst, dann mich.“ Neji zögerte einen Moment und rang mit sich selbst. „Ich habe vor anderthalb Jahren eine Affäre gehabt, die Temari herausgefunden hat.“ Die Worten hallten noch immer durch seinen Kopf und wieder verspürte er den Drang seinem besten Freund seine Faust fest ins Gesicht zu rammen. Shikamarus Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Was willst du hier?“, fragte er scharf. Sein Blick wanderte einmal über ihren Körper. Augenringe stachen aus dem schönen Gesicht hervor. In der Hand hielt sie eine Einkaufstüte, aus der eine Packung Paprika heraus hing. Ihre Augen weiteten sich, als hätte sie nicht mit ihm gerechnet. „Gut das du da bist. Ich dachte, ich hätte dich möglicherweise verpasst.“ Drohend wiederholte er die Frage. „Verdammt Temari, was willst du hier?“ Sie hielt ihm auffordernd die Tüte entgegen. „Ich dachte mir, dass du vielleicht etwas Frisches brauchst und war für dich Einkaufen.“ „Ach plötzlich machst du dir Sorgen um mich? Vielleicht hättest du dir vorher mal ein paar Gedanken machen sollen.“ Er war wütend. „Shikamaru-“ Ihre Stimme brach ab. „Verschwinde einfach Temari. Ich will dich nicht mehr sehen.“ Er schlug seine Wohnungstür kräftig zu, sodass Temari zuckte und ließ sie stehen, während er aus dem Treppenhaus auf die Straßen von Chicago verschwand. Geknickt stellte die Blondine die Tüte mit dem Einkauf vor seiner Tür ab. Sie rupfte eine Ecke des braunen Papiers ab und hinterließ Shikamaru eine Nachricht, die sie unter der Tür hindurch schob. Mutlos verließ sie den Gebäudekomplex, zog den Schal enger um ihren Hals und machte sich auf den Weg zu Neji. Sie konnte ihm nicht länger aus dem Weg gehen und sie wollte es auch nicht mehr. Sie war lange genug vor ihren Problemen und Ängsten und vorallem vor der Wahrheit weggelaufen. Ein zarter Hauch von neuer Hoffnung und Mut durchströmte ihren Körper. Vielleicht gab es ja irgendwie die Möglichkeit alles wieder ins Lot zu bringen. Hinata hackte die Kräuter für die Tomatensauce klein, während Sakura Wasser für die Nudeln aufsetzte. Es war seltsam, aber innerhalb dieser kurzen Zeit waren die beiden Frauen gute Freundinnen geworden, auch wenn die Situation welcher diese Tatsache geschuldet war, alles andere als erfreulich war. Trotz dessen standen sie nun zusammen in der Küche der Haruno und machten sich einen netten Freitagabend. Es schien als wäre alles ganz normal. Beide fühlten sich hilflos gegenüber ihren besten Freunden. „Ich habe ein echt schlechtes Gewissen Temari gegenüber. Sie macht wahrscheinlich die schlimmsten Momente ihres Lebens durch und wir stehen hier und kochen.“ Hinata wischte den klein gehackten Basilikum mit der Rückseite des Messers in die rosa Keramikschale. „Glaub mir, mir geht’s genauso. Aber Shikamaru wird auf mich zu kommen, wenn er so weit ist. Das weiß ich. Und ich denke nicht, dass es uns zu schlechteren Menschen macht, wenn wir einfach nur zusammen kochen.“, sagte Sakura leicht hoffnungsvoll und kippte eine gute Menge Salz in das blubbernde Wasser. „Wirfst du mir bitte den Parmesan rüber?“, fragte Hinata beiläufig und Sakuras Worte geisterten durch ihren Kopf. „Ich habe einfach das Gefühl, dass ich Temari bisher gar nicht helfen konnte, außer ihr zu zuhören und sie etwas von ihrem Kummer zu befreien.“ „Aber genau damit hast du ihr doch bereits geholfen. So wie ich Temari bisher kennen gelernt habe, denke ich das sie einfach nicht der Typ Mensch ist, der einfach so aufgibt.“ Die Rosahaarige zuckte mit den Schultern. Aus dem Kühlschrank holte sie die Packung Parmesan und warf ihn Hinata zu. Geschickt fing die Dunkelhaarige ihn und befreite ihn aus seiner Plastikhülle. „Fusilli oder Farfalle?“ Demonstrativ wog Sakura beide Tüten ab. „Fussili. Da bleibt mehr Sauce hängen.“ Sakura lächelte verschmitzt. „Ich stelle wieder erschreckend fest, wir verstehen uns.“ „Bist du eigentlich schon nervös wegen der Show? Es ist ja gar nicht mehr so lange hin.“ „Ich bin lediglich nervös, ob ich die erste Sendung wohlmöglich alleine durchziehen muss.“ Sie rupfte die Tüte auseinander und kippte den gesamten Inhalt ins kochende Wasser. „Alter du hast es noch immer nicht auf die Reihe gebracht?“ Sasuke kickte den Ball in Richtung Naruto, den dieser abpasste. Er dribbelte ein Stück mit dem runden Leder und passte zurück zu seinem besten Freund. „Ich weiß doch auch nicht was plötzlich los ist. Jedes Mal wenn wir uns treffen ist mein Hirn wie leergefegt.“ Naruto blieb stehen und stemmte seine Hände in die Seiten. Er nahm die Mütze von seinem Kopf und genoss einen Moment die Kälte, die sein erhitztes Gemüt dämpfte. Er und Sasuke brauchten beide etwas Bewegung. Vorallem der Uchiha. Deshalb entschieden die zwei Freunde Fußball zu spielen und anschließend bei Naruto Pizza zu bestellen. Sasuke wusste nicht, wie Temari auf unerwünschten Besuch reagieren würde und außerdem musste er mal wieder raus. Obwohl es irgendwie lächerlich war, sich aus seiner eigenen Wohnung vertreiben zu lassen. Die Erkenntnis traf Sasuke wie einen Schlag. „Ich fass es einfach nicht. Dich hat es doch tatsächlich erwischt.“ Auch der Schwarzhaarige blieb stehen, klemmte den Ball unter seinen Arm und sah gen Himmel. Der Wetterbericht hatte für die kommende Woche einen Schneesturm gemeldet. Sasuke hoffte bloß inständig, dass lediglich etwas mehr Schnee fiel und der Wind peitschte und man nicht tagelang in der Wohnung gefangen war. Als er zu seinem blonden Freund sah, entdeckte Sasuke Unglaubliches. Er war doch tatsächlich rot um die Ohren geworden. „Du redest Stuss“, verteidigte sich Naruto und band einen losen Schnürsenkel. „Besser, als sich welchen anzuhören.“ Sasuke, der eindeutig Sieger dieser Diskussion war, marschierte Richtung Ausgang des Sportplatzes. Er dankte innerlich dem beheizten Feld, ohne welches es nicht möglich gewesen wäre etwas Dampf abzulassen. Naruto schüttelte missbilligend den Kopf, holte dann aber zu seinem Freund auf. Temari war außer sich vor Wut. Sie unterdrückte den starken Drang auf der Stelle etwas zu zertrümmern. Wie konnte es dieser Trottel wagen, so etwas vor ihr zu verheimlichen? Es war nicht einmal die Tatsache selbst, dass er wieder Kontakt mit ihr hatte. Aber durch seine Unfähigkeit die Zähne auseinander zu bekommen saß sie nun komplett besudelt in der Kacke. Sie stapfte unschlüssig durch die Straßen, wusste sie doch nicht so recht was sie jetzt mit dieser neuen, alles verändernden Information anfangen sollte. Shikamaru würde ihr nicht glauben, geschweige denn überhaupt die Tür öffnen. Immerhin ließ er sie bei genau diesem Versuch einfach stehen. Warum war dieser Idiot auch so ein Dickkopf? Temari angelte ihr Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer ihrer besten Freundin. Es dauerte nicht lange, da vernahm sie ein überraschtes ‚Temari?‘ am anderen Ende der Leitung. Im Hintergrund war eine weitere Stimme zu hören. „Wir müssen reden! Hast du Zeit?“, bellte sie in das Telefon. Einige Passanten sahen ihr grimmig entgegen, doch die Blondine ignorierte die Blicke und wich gekonnt dem Strom von Menschen aus, die Freitagabend endlich ins Wochenende wollten. Ihre Gedanken schweiften zurück. Schwermütig schlenderte Temari durch das riesige Wohnzimmer. An dem Bücherregal blieb sie stehen und strich sanft über die zahlreichen Buchrücken. Wie viele Stunden hatte sie damit zugebracht all diese Titel zu lesen? Es schien ihr, als wäre all das eine Ewigkeit her. Irgendwie war dem auch so. Neji beäugte sie kritisch. Er lehnte im Türrahmen zur Küche. Seine Arme vor der Brust verschränkt. Entgegen das er sonst nie Jogginghosen trug, schien es ihm tatsächlich schlecht zu gehen. „Wann sind wir zu Menschen geworden die sich gegenseitig belügen und betrügen?“, durchbrach Temari die Stille. Ihre Stimme war ruhig und gelassen. Neji stieß sich von dem Rahmen ab und blieb neben Temari vor dem großen Fenster, das in den Garten zeigte, stehen. Vögel tummelten sich um das Vogelhaus herum und verteilten großzügig die Schalen der Sonnenblumenkerne. Das Licht funkelte auf dem Schnee und brachte ihn zum Glitzern. Wehmütig dachte er an die vielen lauen Sommerabende zurück, die ihre kleine Gruppe hier zusammen verbracht hatten. Nächte vor der knisternden Feuerschale, mit einem Glas Wein in der Hand und den Sternen über ihnen. Hier draußen konnten sich alle fallen lassen und lachen. Gaara, der immer ein beschützendes Auge auf seine Schwester behielt. Sasuke, der von dem Druck befreit war, den die Arbeit mit sich brachte. Naruto, der lauthals Witze riss. Hinata, die ruhig im Einklang mit sich selber war. Temari und Er. War er wirklich bereit das alles aufzugeben? Unschlüssig vergrub er seine Hände in seinen Hosentaschen. Temari lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Es tut mir echt leid was ich uns angetan habe.“ „Du brauchst dich nicht bei mir entschuldigen. Ich war derjenige, der das Arschloch war. Und irgendwie sind wir uns gegenseitig immer weiter entglitten.“ „Meinst du, wenn wir mehr gekämpft hätten, dass es anders gekommen wäre?“ Neji atmete schwer aus. „Wir haben gekämpft wie die Löwen. Wir hatten eine gute Ehe, die eben nur vier Jahre gehalten hat. Als gescheitert würde ich das nicht beschreiben.“ Die Blondine überlegte einen Augenblick. „Wieso bist du nicht fuchsteufelswild? An deiner Stelle würde ich dir alles um die Ohren schlagen.“ „Ich hatte schon eine ganze Weile das Gefühl, dass du nicht ganz ehrlich zu mir bist. Und ich war ebenfalls nicht ganz ehrlich dir gegenüber.“ Bei den letzten Worten wurde Nejis Stimme immer leiser. Temari schaute ihn irritiert und überrascht an. Neji löste seinen Blick aus dem Fenster und sah Temari tief in die blauen Augen. „Eigentlich sollte ich es dir bereits bis Ende letzten Jahres gebeichtet haben, aber du wirktest in New York so glücklich, dass ich es nicht zerstören wollte. Und wir hatten uns seit langer Zeit wieder so gut verstanden. Aber ich denke, dass es an der Zeit ist dir ebenfalls endlich reinen Wein einzuschenken.“ Temari machte einen Schritt rückwärts. „Was genau versuchst du mir hier gerade zu sagen?“ „Als du letzten Sommer diese schlimme Sommergrippe hattest und ich in der Apotheke war habe ich sie durch Zufall wieder getroffen. Eigentlich wollte ich sie ignorieren und schnell verschwinden, aber sie bat mich auf einen Kaffee und ich bin geblieben. Wir wollten diese ganze Sache mit einem letzten Gespräch abschließen. Und auf dieses eine letzte Gespräch folgte ein weiteres. Und irgendwann schrieben wir wieder jeden Tag miteinander. Bei Gott! Es ist nichts passiert. Das musst du mir glauben. Aber ich denke, du solltest wissen, dass nicht du diejenige bist, die etwas falsch gemacht hat, sondern von Anfang an ich der treibende Keil zwischen uns war.“ „Wir haben deinen Seitensprung aber aufgearbeitet und hinter uns gelassen. Also höre bitte auf den Märtyrer zu spielen, und alle Schuld auf dich zu nehmen. Wir sind beide fremd gegangen. Daran gibt es nichts zu rütteln. Punkt.“ „Natürlich bin ich alles andere als begeistert, dass du fremd gegangen bist, aber...“, er unterbrach sich für den Bruchteil einer Sekunde. „Nein, kein aber. Es ist scheiße, was du getan hast. Geht’s dir jetzt besser, nachdem ich dir einen Vorwurf daraus gemacht habe?“ „Ganz ehrlich? Kein bisschen. Shikamaru hasst mich und ich kann es total nachvollziehen. Ich habe dich nach der Sache mit Tenten ja auch gehasst.“ Temari strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht und lehnte den Kopf gegen die kühle Glasscheibe. Für einen Moment schloss sie die Augen, als sie sie wieder öffnete fixierte sie das Gesicht ihres Mannes. „Kannst du dich an unsere erste gemeinsame Reise erinnern?“ Mit einem traurigen Lächeln im Gesicht dachte sie an Australien. Neji fuhr sich durch die Haare und lachte leise. „Damals hast du mich verabscheut. Wie hattest du mich liebenswerter Weise getauft? Antichrist?“ Beide grinsten über diese Erinnerung. „Und trotzdem durftest du diese sehr spontane Reise mit machen. Ich hätte dich auch einfach am Flughafen sitzen lassen können. Außerdem habe ich dich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verabscheut. Ich mochte lediglich deine große Klappe nicht.“ „Ach deshalb hast du mich damals mitten im Outback geküsst? Das ich endlich schweige?“ Tränen bahnten sich den Weg über die Wangen der Blondine. „Kannst du glauben, dass es jetzt fast neun Jahre her ist?“ Neji verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein. „Ich kann es nicht glauben, dass es bereits so lange her ist, dass wir mitten im nirgendwo beinahe verreckt wären, weil du nicht auf mich hören wolltest und wir mehr Wasser gebraucht hätten.“ Abwehrend hob sie die Hände. „Hey, immerhin sind unsere Survival Skills dadurch exponentiell gestiegen. Außerdem kamen diese unfassbar heißen Typen vorbei, die uns gerettet haben.“ „Genauso gut hätten die uns aber auch einfach abstechen und anschließend unsere Leichen in den Busch schmeißen können. Wir wären nie gefunden worden und unsere Leichen wären von hungrigen Kängurus gefressen worden.“ „Etwas Restrisiko bleibt doch immer.“ Sie zuckte mit den Schultern. Es herrschte einige Minuten Stille zwischen ihnen, bevor Temaris Stimme sie durchbrach. „Was sollen wir jetzt machen?“ Seine Stimme war beinahe beruhigend. „Wenn du ehrlich mit dir bist, kennst du die Antwort doch schon längst.“ Ein paar heiße Tränen fanden den Weg auf das helle Parkett. Temari schlang die Arme um sich. „Ich habe aber Angst es auszusprechen. Denn das würde heißen, wir müssen wirklich der Wahrheit ins Gesicht sehen. Das macht mir echt eine ungeheure Angst." „Temari, du warst von uns allen schon immer die Mutigste. Die freiwillig aus Flugzeugen gesprungen und mit Haien getaucht ist und jetzt sagst du mir, du hast Angst dich der Realität zu stellen? Natürlich fühlt es sich scheiße an, sich seinen Problemen zu stellen, aber du wirst keine andere Wahl haben, wenn wir das hier alles wieder gerade biegen wollen. Und glaube mir, ich hätte mir auch ein anderes Ende für uns gewünscht.“ Er fixierte sie und schockiert stellte Temari fest, dass Nejis Augen unfassbar glasig waren. Es fiel ihm genauso schwer sich das Ende einzugestehen. „Neji“, flüsterte sie leise und legte eine Hand auf die Wange des Mannes. Er schmiegte sich dagegen und legte seine eigene Hand über ihre. „Sprich es aus.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht.“ „Natürlich kannst du es! Ich kenne dich.“ „Scheinbar nicht so gut wie gedacht.“, neckte sie ihn und ein Schluchzen gemischt mit einem verzerrten Lachen verließ ihre Kehle. Es klang grässlich. Sie war sich auch sicher absolut entsetzlich auszusehen. „Dann zusammen.“ Beide nahmen einen tiefen Atemzug und sahen sich in die Augen. „Wir sollten uns scheiden lassen.“ Sakura war sich nicht ganz sicher wie der Abend in diese Richtung schwenken konnte. Sie saß doch nur mit Hinata in der Küche um sich einen ablenkenden Freitagabend zu machen, als das Telefon der Hyuga klingelte und eine aufgebrachte Stimme am anderen Ende der Leitung war. Und nun saß Temari an ihrem Küchentisch und verschlang bereits die zweite Ladung Pasta. Sakura stütze ihren Kopf mit der Hand ab und spießte eine Nudel auf. „Ich habe es noch immer nicht ganz begriffen. Du hast Shikamaru mit Neji betrogen, aber irgendwie auch nicht, während Neji zeitgleich auch fremd gegangen ist?“ Sie seufzte laut aus. Das war einfach alles mehr als verzwickt. Hinata griff zielstrebig nach der Flasche Gin und füllte ihr Glas auf. „Ich habe ihm von Anfang an gesagt, dass er dir die Wahrheit erzählen soll. Sonst hätte ich es gemacht.“ Temari ließ die Gabel augenblicklich zurück auf den Teller sinken. „Du wusstest davon? Warum hast du es mir nicht gesagt?“ Ein Anflug von Wut bauschte sich in der Blondine auf. „Wussten hier irgendwie alle mehr als ich?“ „Reg dich ab. Ihr seid beide nicht unschuldig.“, versuchte Hinata die Situation entschärfen und genehmigte sich einen Zug des berauschenden Mittels. „Ich habe es außerdem auch nur durch Zufall herausgefunden.“ Temari vergrub ihr Gesicht in den Händen und seufzte. „Das ist doch alles eine richtig große Scheiße!“ Sie sah flehend zu Sakura. „Meinst du Shikamaru würde mir nochmal die Chance geben wenigstens mit mir zu reden?“ Sakura dachte darüber nach. Sie kannte ihren besten Freund und seinen Dickschädel. Wenn er keine Lust hatte, konnte er überdurchschnittlich gut unangenehme Dinge von sich wegschieben. Zwischen zwei Bissen Nudeln antwortete sie mit halbvollem Mund. „Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Es geht ihm wirklich schlecht, aber Shikamaru tendiert dazu bestimmte Situationen zu ignorieren und in seinen Gedanken weit nach hinten zu verdrängen. Also könntest du echt noch die Chance haben, es wieder zu regeln.“ „Ich will ja nicht, dass er mir verzeiht, das schaffe ich selber ja nicht mal, er soll einfach nur wissen, dass es nicht so ist wie er denkt.“ Resigniert schenkte sich Temari ein weiteres Glas Rotwein ein und nahm zielstrebig einen Schluck. Er besaß eine leicht fruchtig-frische Note mit einer feinen Säure, die an ihrem Gaumen entlang glitt. Vielleicht sollte sie dem Teufel ihr Leben als Opfergabe anbieten, wenn er ihr im Gegenzug die Probleme abnahm? Irgendwie gefiel ihr dieser Gedanke. Ob ihre Freunde sie für völlig bekloppt hielten, wenn sie ihnen die Idee unterbreiten würde? Die Haruno entschuldigte sich und ihre Blase und verschwand auf der Toilette. „Also“, begann Temari vorsichtig und schwenkte das Glas in ihrer Hand umher. Irgendwie seltsam das sie in der Küche der besten Freundin ihres…ja ihres was? Sie war nie bereit, sich öffentlich zu Shikamaru zu bekennen. „Wieso bist du hier? Seit ihr jetzt eine eingeschworene Gemeinschaft oder wie?“ „Fahr mal runter. Wir haben lediglich unsere besten Freunde in den letzten Wochen versucht zu trösten und eine freundschaftliche Bindung zueinander entdeckt. Und wenn es alles nicht so kompliziert wäre, würdest du dich hervorragend mit Sakura verstehen. Sie besitzt den gleichen schrägen Humor wie du und teilt, auch wenn ich es nicht glauben kann, sehr ähnliche Ansichten zum Leben wie du.“ Die Blondine verschränkte ihre Arme auf dem Tisch und lächelte gefährlich. „Was heißt hier schräger Humor? Nur weil ich herzlichst über Flachwitze lachen kann?“ Sie zuckte mit den Schultern. Hinata griff sich an die Stirn und atmete laut aus, als es an der Wohnungstür schellte. Aus dem Badezimmer rief Sakura. „Kann jemand von euch öffnen? Bin noch beschäftigt!“ Temari sank tiefer in sich zusammen. „Ich nicht. Wenn das Shikamaru ist, wird er mich auf der Stelle töten oder noch schlimmer! Der denkt bestimmt, ich will ihm auch noch seine Freunde stehlen.“ „Spinn nicht herum. Shikamaru ist heute Mittag spontan an die Ostküste geflogen um seine Großeltern zu besuchen.“ „Wie bitte? Woher weißt du das? Und ich stehe wie eine Bekloppte vor seiner Tür und warte darauf, dass er endlich auf mich reagiert?“ „Das ist jetzt nicht dein Ernst? Oh Temari! Bitte sag nicht, dass du das wirklich getan hast.“ Abwehrend hob sie die Hände. „Schuldig im Sinne der Anklage. Ich war verzweifelt und wütend. Außerdem dachte ich...ach keine Ahnung was ich mir gedacht habe. In letzter Zeit nicht sonderlich viel. Ich bin wie ein riesengroßer Magnet der sämtliche Probleme heran zieht, die es so gibt." Hinata stand auf und schüttelte ungläubig den Kopf. Sie zupfte ihren gelben Pullover zu Recht. Im Treppenhaus vernahm sie bereits aufgeregtes Gemurmel. Sie drückte die Klinke herunter und zwei sehr bekannte Augenpaare standen ihr gegenüber. Kapitel 22: Friday Night ------------------------ „Hinata, wer war an der Tür? War es mein sexy Polizeinachbar aus dem Haus gegenüber?“ Die dumpfe Stimme von Sakura und das Rauschen der Toilettenspülung erregte die Aufmerksamkeit aller Drei. „Hinata? Was machst du hier?“, fragte Naruto sichtlich überrascht und kratzte sich unbeholfen am Hinterkopf. Seine Haare waren leicht feucht und ein seifiger Duft ging von ihm aus. „Das könnte ich euch auch fragen. Ihr seht aus, als hättet ihr schon wieder Unsinn im Kopf gehabt.“ Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte. Ihr fiel auf, dass Sasuke zwei Sixpacks und eine Sporttasche herumschleppte. Drei Köpfe drehten sich zur aufschließenden Badezimmertür. Sakura pfriemelte an dem Reisverschluss ihrer Jeans herum. „Und? War es der Kerl aus dem Haus gegenüber? Der ist echt heiß oder?“ Sie schaute hoch und wurde augenblicklich rot und wünschte sich einen Sandhaufen, in dem sie sich vergraben konnte. Gerne auch lebendig. „Naruto? Sasuke?“ Aus der Küche streckte zeitgleich Temari ihren Kopf. „Sasuke?“ „Temari?“ „Was zur Hölle?“ „Finde nur ich das hier gerade merkwürdig oder geht’s noch jemand so?“ „Was wollt ihr hier?“ Hinata trat einen Schritt zur Seite und gewährte den beiden Männern Einlass. „Eigentlich wollten wir Sakura fragen, ob sie mit Pizza bestellen will und auf ein Bier mit hoch kommt. Aber sie scheint sich für die noblere Gesellschaft entschieden zu haben.“, erklärte Naruto grinsend und dabei Hinata nicht aus den Augen. Auf ihren Wangen entwickelte sich ein dezenter Hauch rot. Sasuke zog Temari zur Seite. „Sollte ich wissen wollen, warum du ausgerechnet bei Sakura Haruno in der Küche sitzt?“, flüsterte er leise zu der Blondine und fuhr sich durch die schwarzen Haare. Temari betrachtete die Bilder im Flur der Haruno und schluckte schwer, als sie auf einigen auch Shikamaru erkennen konnte. Nervös puhlte sie ein abstehendes Stück Nagelhaut ab. „Ich wüsste nicht, wieso es dich interessieren sollte. Immerhin stehst du auch in ihrem Flur.“ Sie drehte sich vollkommen zu der Wand aus Bildern. Ein kleines, rosahaariges Mädchen grinste frech mit zwei Zahnlücken in die Kamera. In der Hand hielt sie einen tropfenden Haufen Matsch. Im Hintergrund stand ein weinender, kleiner Junge mit Sommersprossen und einem braunen Fleck auf seinem hellblauen T-Shirt. Unwillkürlich sah Temari die beiden spielenden Kinder vor ihrem inneren Auge. Wie Shikamaru wohl als Kind war? Besaß er schon damals die Neigung zu Wolken oder war eher ein Raufbold? Unbewusst strich sie mit den Fingerspitzen über das Glas des Bilderrahmes. „Ich wollte ihn damals den Sandhaufen in den Mund stecken, weil er nicht aufhören wollte mir etwas darüber zu philosophieren, wie toll es ist im Gras zu liegen und Wolken zu beobachten.“ Sakura war hinter den beiden aufgetaucht. Überrascht drehten sich Sasuke und Temari um. Sie hielt ein Bier in der Hand, das der Uchiha mitgebracht hatte. Nachdem die kurzweilige Verwirrung bei allen verrauscht war, lud Naruto sich selbst und Sasuke dazu ein, bei Sakura den Abend zu verbringen. Ihre Begeisterung war ungefähr so groß wie der Besuch beim Zahnarzt. Doch sie beschloss das Beste aus diesem sehr ungeplanten Freitag zu machen und stellte sich noch immer die Frage wie es möglich, dass sich alles in diese Richtung gedreht hatte. Sakura war etwas erleichtert darüber, dass wenigstens Shikamaru nicht unvorhergesehen hier auftauchen würde. Auch wenn Sakura es merkwürdig fand, dass er ohne auch nur ein Sterbenswörtchen zu ihr zu sagen nach Wilmington geflogen war. Als Kinder verbrachten sie jeden Sommer mindestens vier Wochen an der Ostküste, in dem kleinen Strandhaus, dass Shikamarus Großeltern gehörte. „Sorry wenn ich euch unterbrochen habe, aber diese Spannung zwischen den Beiden“, sie deutete auf die halb geschlossene Wohnzimmertür hinter sich. „Ist beinahe nicht auszuhalten.“ Sasuke trank einen Schluck seines Biers, während Temari nur Bahnhof verstand, bis sich eine imaginäre Glühbirne über ihrem Kopf erhellte. „Wie jetzt? Zwischen Naruto und Hinata?“, fragend schaute sie zwischen Sasuke und Sakura hin und her. Beide grinsten verschwörerisch. „Ihr meint wirklich unseren Naruto? Der sehr schwer von Begriff-Naruto?“ Sie strich sich fahrig durch die blonden Haare. „Oh Gott, ich war die letzten Wochen eindeutig zu egoistisch. Wie lange geht das schon?“ Neugierde und Ungeduld lagen in ihrer Stimme und ein leichtes Lallen. „Puuuhh“, atmete Sasuke langsam aus. „Es geht eindeutig schon zu lange. Ich bin irgendwie sowas wie Narutos beschissener Seelenklempner geworden, der ihm Rat und Beistand leisten soll. Gerade ich.“ Hilflos hob er die Hände. Temari zuckte mit den Schultern. „Ja da hast du recht. Du bist der beschissenste Seelenklempner auf der ganzen weiten Welt.“ Theatralisch fasste sich der Uchiha an seine linke Brust. „Du verletzt mich Hyuga. Immerhin lass ich dich seit fast einem Monat bei mir wohnen.“ Scharf sog Sakura die Luft ein. Ihr Nachname weckte die unschöne Erinnerung. Temari winkte ab. „Demnächst hoffentlich wieder Sabakuno.“ Sasuke legte den Kopf schräg. „Wir lassen uns scheiden. Nächste Woche haben wir bereits einen Termin bei unserem Anwalt. Nur leider ändert das mein eigentliches Problem nicht.“ Sie klopfte Sasuke energisch auf die Schultern und ließ die Beiden im Flur stehen. Sie drehte sich auf den Fersen in Richtung Sakuras Wohnzimmer zu, vor dem sie über ihre eigenen Füße stolperte. Entschuldigend hob sie einen Arm. „Nichts passiert. Ignoriert das einfach.“ Sie drückte die Tür auf und breitete die Arme aus. „Hey ihr zwei Turteltäubchen, ich hoffe ich unterbreche euch nicht bei unanständigen Sachen.“ Der Uchiha kniff fest seine Augen zusammen und schüttelte den Kopf. „Wie viel hat sie bereits getrunken? Diese unangenehm ehrliche Art hat sie eigentlich nur ab einem gewissen Pegel.“ Sakura beugte sich ein Stück weit nach links, um in ihr Wohnzimmer zu linsen. Temari hatte sich auf die Couch zwischen Hinata und Naruto fallen lassen. Um die Schultern der Beiden schlang die Blondine ihre Arme. Sowohl Naruto, als auch Hinata schienen sich nicht sonderlich wohl zu fühlen. Als hätte Temari sie tatsächlich bei etwas unterbrochen. Sakura wollte lieber gar nicht weiter darüber nachdenken. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme, die sie versuchte weg zu reiben. „Ist dir kalt?“Aufrichtige Besorgnis schwang in der Stimme des Uchiha mit. Sakura winkte ab und lachte leise. „Nein, alles gut. Ich hatte nur einen gruseligen Gedanken.“ Sie sah ihn an und wieder keimte dieses Gefühl in ihrer Magengegend auf, dass sie direkt verdrängte. Sasuke nahm auf dem Barhocker Platz. Von hier aus konnte er ein Auge auf Temari werfen, die überdurchschnittlich gut gelaunt war und mit Naruto witzelte. Hinata schüttelte regelmäßig mit dem Kopf, lachte aber trotzdem über die Witze. Temaris Trauer schien wie verpufft. Als wäre das Gespräch mit Neji ihr Befreiungsschlag gewesen und doch war sich Sasuke relativ sicher, dass alles nur Schein war. Denn Shikamaru wollte trotzdem nichts mehr mit ihr zu tun haben und genau diese Sache bereitete selbst dem Uchiha Sorgen. Besonders, nachdem Shikamaru heute Morgen in seinem Büro stand und um etwas bat, dass alles nur noch schwieriger für alle Beteiligten machen würde. Sasuke wusste, wenn Sakura davon erfuhr, dass er Shikamaru bei seinem Vorhaben unterstütze, wäre es leichter ein Bad in einem Meer aus spitzen Klingen und giftigen Spinnen zu genießen, als den Zorn von Sakura über sich zu ziehen. Deshalb, und auch weil der Nara ihn dazu anstiftete, war er zum Schweigen verdonnert worden. Immerhin etwas in dem er ausgesprochen viel Talent besaß. Er riss sich ein Stück der Margherita ab und biss genüsslich hinein, als sich sein Gaumen schmerzvoll meldete. Der Käse klebte ihm in heißen Fetzen in der Mundhöhle. Sein Gesicht verzog sich bitter. Er löschte das brennende Gefühl mit dem gekühlten Bier ab und schmiss das angebissene Stück Pizza auf den Teller, den Sakura ihm gegeben hatte. Wütend funkelte er das heiße Teilchen an. Neben ihm tauchte Sakura gerade mit ihren schlanken Fingern in die Chipstüte und fischte eine Handvoll heraus. Feixend sah sie ihn an und schob sich einen der Paprikachips in den Mund. „Schön wenn ich zu deiner persönlichen Erheiterung beitragen konnte.“ „Oh bist du ein bisschen empfindlich? Knoten im Höschen? Hat deine Freundin keine Zeit für dich?“ Er verengte die Augen und zischte: „Sie ist nicht meine Freundin.“ Die Haruno hob abwehrend die Hände und lachte. „Schon gut. Kein Grund gleich zu transpirieren.“ „Oho, ich glaube Karin ist da etwas anderer Meinung, was ihren Beziehungsstatus zu Sasuke betrifft“, mischte sich Naruto plötzlich ein. Und als ob das nicht gereicht hätte tat Temari ihr übrigens. „Stimmt. So häufig wie ich ihr in den letzten Wochen morgens in der Küche begegnet bin könnte man glatt meinen, wir wären eine verdammte WG.“ Sasuke musste tief einatmen um nicht sofort völlig auszurasten. Was glaubten die Beiden was sie da gerade taten?! Er umklammerte die Flasche in seiner Hand so fest, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Am liebsten hätte er sie Naruto übergezogen. Er wartete auf eine Reaktion von Sakura, doch entgegen seiner Erwartung lachte sie und steckte sich einen weiteren Chip in den Mund. Und das brachte Sasuke noch mehr aus dem Konzept. Vor ein paar Wochen war sie wegen Karin blitzartig verschwunden und heute lachte sie darüber? Hatte er sich den Abgang zu Silvester nur eingebildet oder nahm er sich tatsächlich selber einfach nur zu wichtig? Während Temari und Naruto weiter Scherze auf Sasukes Kosten machten, schien Hinata die Einzige zu sein die sein Unbehagen und die pulsierende Ader an seinem Hals bemerkte. „Als sie den ersten Morgen in der Küche stand und ich am Tisch saß und Kaffee trank beschuldigte sie mich doch ernsthaft ich wäre Sasukes Geliebte und soll mich auf der Stelle aus der Wohnung ihres Freundes verziehen.“, lachte die Blondine und stieß mit Naruto an. Die Bierflaschen klirrten laut. Hinata musste schleunigst eingreifen, ansonsten würde Sasuke explodieren und das wollte sie auf keinen Fall. Doch Sakura kam ihr zuvor. „So einen Typen habe ich auch mal gedatet. Der hatte parallel noch zwei weitere Freundinnen plus einer Ehefrau. Natürlich haben wir voneinander erfahren und uns zusammen getan. Unsere Rache war lebensverändernd für ihn.“ Ihre Augen glitzerten gefährlich. „Wie sah die Rache aus?“, fragte Temari neugierig und steckte sich ein saures Gummitierchen in den Mund. „Mit Östrogen in seinen morgendlichen Kaffee und Haarentfernungsmittel in seinem Duschbad und am Ende mit einer ordentlichen Platzwunde, weil er in seinem Wutausbruch gegen eine Laterne krachte. Die Narbe hat er heute unter den leidlichen Resten seiner Haare versteckt.“ Ihre Stimme war seelenruhig, als wäre Sakura vollkommen mit sich im Reinen. „Das war grausam. Der arme Mann.“ Naruto spürte ein Kribbeln auf seinen Kopf und strich sich fahrig durch die Haare. „Du hast schon zugehört? Der hat nicht nur seine Ehefrau betrogen, sondern auch seine Freundinnen und wer schon so dämlich ist und es nicht geheim halten kann, hat ja wohl nichts anderes verdient.“ „Täusche ich mich oder ist es bei dir nicht auch rausgekommen?“ Damit stand der Uzumaki in seinem eigenen Grab. „Naruto!“, zischte Hinata und schlug ihm gegen den Oberarm. „Vielleicht sollte ich vor dem nächsten Duschen mein Shampoo kontrollieren“, überlegte Temari laut, aber ihre Miene wurde ernster. Eigentlich hatte Naruto Recht mit dem was er da sagte. Sie war nicht viel besser als dieser Kerl. Bevor die Stimmung abriss, sorgte Naruto für einen kleinen Spaß. Aus seinem geheimen Schnapsvorrat holte er einen original kubanischen Rum und zwei Zigarren. Auch wenn Sakura ihm verbot diese in ihrer Wohnung zu konsumieren. Er war letztes Jahr in seinem Sommerurlaub auf die karibische Insel geflogen und hatte das wertvolle Gut in die Staaten geschleust. Nun standen die Fünf auf dem Dach des Wohnhauses und zogen abwechselnd an dem Stumpen. Die eisige Nacht Chicagos lag zu ihren Füßen. In der Ferne ertönte eine Sirene und über ihren Köpfen hinweg blinkte das Licht eines Flugzeuges eisern in den Lüften. An der Straßenecke lag ein Club, aus dem der Bass von Technomusik dröhnte. Auf dem Gehweg davor standen junge Menschen, die sich ebenfalls nicht von den Temperaturen verschrecken ließen. Lautes Gelächter drang auf das Dach zu ihnen hinüber. Hinata weigerte sich zunächst mit dieser, wie sie es nett umschrieb, Unart zu beginnen. Doch mit ein paar fordernden Blicken und Worten seitens Sakura und Temari traute sie sich und zog daran. Sie erntete einen sofortigen Hustenanfall und reichte den glühenden Zigarillo an Sasuke weiter. Er war das Nikotin nicht mehr gewöhnt. Ein kalter Entzug vor einigen Jahren brachte ihn weg von dieser Droge, von der er eine Zeit lang nicht genug bekam. Er verzerrte sein Gesicht als er den beißenden Geschmack in seiner Lunge spürte und klopfte sich ein paar Mal gegen den Brustkorb. „Du bist aber auch nichts mehr gewöhnt.“, sagte Temari keck und nahm ihm die Zigarre ab. Beinahe schon vor Genuss jauchzend nahm sie einen intensiven Zug und schickte den Rauch in die Dunkelheit. Sasuke spülte den unangenehmen Geschmack mit einem Schluck Rum hinunter. Er war würzig intensiv und umhüllte seinen Gaumen wie Öl. Sein Blick schweifte über das weitläufige Dach. Hinata und Naruto standen etwas abseits. Er flüsterte ihr gerade etwas ins Ohr, was die Hyuga zum Lachen brachte. Ein verstohlenes Grinsen breitete sich auf den Lippen des Uchihas aus. Die Hände der beiden wahren eindeutig bereits in der Komfortzone des jeweilig anderen. Vielleicht war es doch nicht so schlecht gewesen, heute Abend bei Sakura zu klingen, auch wenn er sich zunächst gegen den Vorschlag von seinem besten Freund sträubte. Sakura umklammerte das Glas fest in ihrer Hand und vergrub ihr Gesicht tiefer in dem kuscheligen Schal. Ihre Finger fühlten sich bereits taub an und sie wäre gerne wieder in die warme Wohnung zurück, aber Temari schien einen ungewöhnlich großen Rededrang zu haben. Sie wollte momentan nicht in der Haut der hübschen Blondine stecken. Da bevorzugte sie doch liebend gern ihre eigenen Probleme und Sorgen. Shikamaru schrieb ihr lediglich eine lausige Nachricht, dass er bis Mittwoch bei seinen Großeltern bleiben würde und sie sich dann im Februar zur Arbeit sahen. Auch wenn Sakura erleichtert war, dass er wenigstens wieder arbeiten würde. Es war nicht das gleiche ohne ihn morgens im Studio zu sitzen und gute Laune zu verbreiten. Sie malte sich lieber nicht aus wie ihr bester Freund reagieren würde, wenn er wüsste das sie hier mit Temari stand und plauderte als wären sie alte Freunde. „Sasuke meine alte Nemesis! Geselle dich wieder zu uns! Noch eine Zigarette auf die Zigarre?“ Temari wedelte mit einem weißen Päckchen. „Danke, aber ich bleibe bei Gevatter Alkohol.“ Er hob das Glas und prostete ihr zu, während Temari sich einen Glimmstängel anzündete und ein Stückchen von Sasuke und Sakura weg trat und ihren Blick nachdenklich in die Ferne wandern ließ. „Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass du gegen Rauchen bist“, mutmaßte Sakura und lächelte ihn an. Ihre hellen Augen wirkten in der Dunkelheit wie ein Ruf der Sirenen und Sasuke hatte alle Mühe diesem Klang nicht zu folgen und sich ins Verderben zu stürzen. „Prinzipiell soll jeder tun was er für richtig hält, allerdings habe ich das Amt als Kettenraucher hinter mir gelassen und jede Zigarette schmeckt für mich wie ein drei Wochen alter, überfahrener Waschbär auf der Straße. Nach tagelangem Regen.“ Er zuckte mit den Schultern. Die Rosahaarige kicherte über den Vergleich. „Okay, ich kann es mir quasi bildlich vorstellen. Du passt auf Temari auf oder? Ich glaube, sie hat tatsächlich etwas viel getrunken. Ich weiß jetzt nämlich alles über Intimwaxing und schon allein der Gedanke daran bereitet mir qualvolle Schmerzen.“ Sasuke verzog das Gesicht. Er wollte ganz bestimmt nicht über Temaris Intimbereich nachdenken. Geschweige denn Informationen dazu erhalten. Aber dieses Wissen würde er wohl nun nie mehr vergessen und mit ins Grab nehmen. Sakura atmete schwer aus. In letzter Zeit ertappte sie sich häufiger dabei, wie sie sich wünschte die Uhr zurück drehen zu können, um sowohl Shikamaru als auch Temari dieses trauernde und verlustreiche Gefühl nehmen zu können. Es war unendlich hart einen geliebten Menschen gehen lassen zu müssen. Und im Moment glaubte sie nicht daran, dass es überhaupt noch einmal eine Chance für die Beiden gab. Aber Sakura schwor sich Shikamaru einen letzten Schubs in die richtige Richtung zu geben, wenn der passende Zeitpunkt dafür gekommen war. „Über was denkst du so angestrengt nach?“, unterbrach Sasuke ihre Gedanken. „Ach halb so wild.“, winkte sie ab. „Ich habe nur festgestellt, dass ich am Montag wieder nicht zum Klettern kann, wenn Shikamaru nicht da ist.“, log sie und lächelte eisern und war froh über die spontane Ausrede. Ehe Sasuke nachdachte, sprach er aus. „Ich kann doch dafür mitkommen.“, schlug er unschuldig vor. Irritiert weiteten sich die grünen Augen der Haruno. Sie glaubte sich verhört zu haben. „Bitte?“ Der Uchiha stellte das leere Glas auf dem Gehäuse der Lüftung ab und versenkte die Hände in seinen Jackentaschen. Er hob die Schultern zu seinen Ohren hoch und legte den Kopf schief, sodass seine Haare in die dunklen Augen fielen. Sakura schluckte schwer. Sein Blick verursachte bei ihr das Gefühl komplett nackt vor ihm zu stehen. Am liebsten hätte sie sich beschützend die Arme vor die Brust gelegt. Jedes Mal wenn er seinen Kopf auf diese Art und Weise schief legte beschleunigte sich Sakuras Herzschlag um das Doppelte. Atemlos hörte sie sich leise „Okay.“, sagen. Kapitel 23: Snow Flake ---------------------- Hinata strahlte glückselig über das gesamte Gesicht. Sie hatte fast schon Schmerzen von dem vielen Grinsen. Die Glückshormone rauschten durch ihren Körper. Sie konnte es noch immer nicht fassen wie es dazu gekommen war, dass sie und Naruto beschlossen hatten etwas Exklusives miteinander zu beginnen und sich näher kennenlernen wollten. Gestern Nachmittag verabredeten sie sich zu einem kleinen Sonntagsspaziergang am Chicago River durch den Stadtpark entlang. Der viele Schnee hatte sie jedoch relativ schnell in die Knie gezwungen und zusammen waren sie in Hinatas Wohnung geflüchtet, die auf dem Weg lag. Lachend rannte Hinata durch den Park zurück in Richtung ihrer Wohnung. Naruto bombardierte sie geradewegs mit Schneebällen. Schützend hielt sie sich die Hand vors Gesicht. Unter der dicken Klamottenschicht war ihr unheimlich warm und stickig. Am liebsten würde sie sich den Schal vom Leib reisen. Naruto erzielte einen Treffer auf ihrem Rücken. Grinsend drehte sie sich zu ihm um. Seine Wangen waren rot vor Kälte und auf seinen Lippen lag ein schelmisches Lächeln. Sie kratzte den Schnee von der Geländerabsperrung des kleinen Teiches zu einer Kugel, als Naruto sie bereits eingeholt hatte. Es würde ein Treffer mitten im Gesicht des Blondschopfes werden. „Das traust du dir nicht!“ Belustigung schwang in seiner Stimme mit. Eigentlich war er völlig außer Atmen. Seit sie den Park betreten hatten rannten sie wie Kinder voreinander weg und bewarfen sich gegenseitig mit Schneebällen. Wie ein Bär stürzte Naruto sich auf Hinata, die ein amüsiertes Kreischen von sich gab und weg rannte. „Friss das!“ Sie warf die Kugel in seine Richtung, verfehlte ihn allerdings ein ganzes Stück. Weit kam die Hyuga nicht. Von hinten umschlangen sich zwei starke Arme um ihre Taille und warfen sie in einen Schneehaufen. Sie spürte wie sich der Schnee in eine Lücke zwischen ihrem Nacken und Schal schob und einen Schauer über ihren Rücken laufen ließ. Lachend landete sie federleicht in Narutos Armen, der den meisten Schnee abbekam. Schwer atmend schauten sie sich in die Augen. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, als Naruto eine Strähne ihres Ponys aus den Augen strich und seinen Daumen über ihre Wange gleiten ließ. Die Welt um sie herum schien still zu stehen und nur der Augenblick zählte. Narutos Herz schlug doppelte Saltos und taumelte vor Aufregung. Es wunderte ihn, dass Hinata nicht spürte wie intensiv sein Brustkorb pochte und kurz vorm Explodieren stand. „Hinata“, flüsterte er leise und ertrank beinahe in den Tiefen ihrer Augen. Wie ein unsichtbares Band zogen sich ihre Gesichter gegenseitig näher an. Vorsichtig legte er seine Hand in ihren Nacken, um den fehlenden Zentimetern einen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Berauscht von dem Gedanken an Hinatas weiche Lippen bettete er seine auf ihre. Im ersten Moment schauderte er leicht. Ihre Lippen waren eiskalt. Doch die Kälte verflüchtigte sich nach wenigen Sekunden und zurück blieb das Gefühl mehr zu wollen. Hinata legte eine Hand an Narutos Wange und seufzte innerlich vor Wonne. Narutos Lippen waren weich und einladend. Ihr Bauch fuhr Achterbahn, während ihr Herz in einem unnatürlich schnellen Takt schlug. Bedächtig lösten sie ihre Lippen voneinander. Hinatas Haare kitzelten Narutos Gesicht. Sie lächelte ihn unschuldig an. Schneeflocken verirrten sich in den dunklen Haaren, während der Lärm der Stadt um sie herum an ihre Ohren drang. Hinata befreite sich aus Narutos Armen und ließ sich neben ihn in den Schnee plumpsen. Mit ausgestreckten Gliedmaßen lagen sie in den Scheemassen und schauten sich glücklich grinsend an. Naruto ergriff ihre Hand und verschränkte sie mit seiner eigenen. Innerlich jauchzte die Hyuga vor Freude und gemeinsam genossen sie die Ruhe, den der Schnee aussandte und genossen vollkommen den Moment für sich. Worauf hatte sie sich nur eingelassen? Unschlüssig trat sie auf der Stelle hin und her. Ihre rosafarbene Sporttasche stand auf einem unbeschneiten Fleckchen grauen Betons zu ihren Füßen. Es war nicht sonderlich viel los, im Vergleich zum sonstigen Straßenverkehr Chicagos. Weil kein normaler Mensch bei diesem Wetter rausgeht!, ermahnte sich die rosahaarige Frau selbst. Der Wetterbericht verkündigte vor ein paar Stunden, dass der Schneesturm in abgemilderter Form über die Stadt einbrechen würde. Vielleicht würden die Einwohner nur ein paar wenige Stunden von der Außenwelt abgeschnitten sein, falls es überhaupt zu einem solchen Extremfall kommen würde. Schlussendlich konnte sie selbst eh nichts dagegen machen und sie war in Chicago aufgewachsen und hatte bereits den einen oder anderen Blizzard erlebt. Und wenn sie in den Himmel schaute, war das Grau weit davon entfernt. Fast das ganze Wochenende dachte sie darüber nach, was sie dazu geritten hatte ja zu diesem Treffen zu sagen. Gerade als sie sich geschworen hatte, ihn nicht zu sehr in ihr Leben zu lassen. Wobei es dafür vielleicht schon zu spät war. Seit der Sache mit Shikamaru und Temari standen sie in sehr regelmäßigen Kontakt zueinander, auch wenn es nur kurze Nachrichten umfasste wie es dem anderen ging. Sie warf einen Blick auf die Uhranzeige ihres Smartphone. Gleichzeitig trudelte eine Nachricht von Shikamaru ein. Sorry das ich heute schon wieder nicht dabei sein kann. Ich verspreche dir, ab nächster Woche werde ich wieder der alte sein. Aber ich brauchte diese Zeit für mich. Sei bitte nicht sauer. Können wir uns Mittwoch treffen, wenn ich wieder gelandet bin? Sakura tippte schnell eine Antwort zusammen und scrollte durch ihre Kontakte. Sie blieb bei Ino hängen, die ihr Profilbild geändert hatte. Sakura machte es größer. Es war ein altes Bild, von ihrem Geburtstag letztes Jahr. Es zeigte eine verführerisch guckende Blondine, die in einem fliederfarbenen, geblümten Sommerkleid vor einer Balustrade stand. Die Hände in die Hüfte gelegt, betonte es ihre hervorragende Figur, während die Sonne ihre hellen Haare zum Leuchten brachte. Die Freundinnen waren zusammen zu einem spontanen Kurztrip nach Phoenix geflogen. Sakura bekam selbst jetzt unvermittelte Schweißausbrüche wenn sie an die Hitze der Sonnenscheinstadt dachte. Sie waren für zwei Tage in einem High Society Wellnessclub eingecheckt und machten nachts die Clubs unsicher. „Entschuldige die Verspätung. Es wurde ein kurzfristiges Meeting einberufen.“ Sasuke stand vor ihr. Über seiner Schulter trug er lässig eine dunkle Sporttasche und auch sonst sah er unglaublich gut aus. Eigentlich, dachte Sakura, müsste sie doch mittlerweile gegen sein attraktives Äußeres gewappnet sein, aber die Ernüchterung trat in dem Moment ein, indem sie ihn sah. Sie steckte das Handy weg, bückte sich nach ihrer Tasche und schaute ihn forschend an. „Ist okay. Bist du bereit heute Abend Muskelkater an Stellen zu haben, von denen du nicht einmal wusstet, dass man dort Schmerzen haben kann?“ Sie lächelte gefährlich und gleichzeitig konnte Sasuke die Begeisterung und Aufregung in ihren Augen ablesen. Sie brennte förmlich fürs Klettern. Hoffentlich hatte er seine Klappe nicht zu weit aufgerissen und würde sich gleich zum Volldepp machen. Sakura ging vor und hielt ihm die große Glastür auf. Ein großer, offener Empfangsbereich war gesäumt von unzähligen Grünpflanzen. Rechts von ihm war bereits die Kletterhalle, in der momentan nur vier weitere Personen zu Gange waren. Am Empfang, der gleichzeitig auch der Getränkeausschank war, saßen zwei junge Männer mit neongrünen Shirts und dem Logo des Fitnessstudios auf dem Rücken. Mit gestikulierenden Händen unterhielten sie sich angeregt mit der Frau hinter dem Tresen, die ihnen einen Becher mit einer klaren Flüssigkeit reichte und anschließend ihre Arme auf dem Tresen ablegte und sich zu den Männern beugte. Aus den Lautsprechern dröhnte leise Chartsmusik. Ein Mann mit dunkelblonden Haaren bemerkte die Neuankömmlinge zu erst. Auf seinem Gesicht erschien ein breites Grinsen mit Grübchen, als er Sakura erkannte und seinen Blick forschend über den verhüllten Körper seiner Begleiterin wandern ließ. Der Uchiha unterdrückte ein Knurren. „Hey Sakura! Dich habe ich ja ewig nicht gesehen.“ Der Typ hob zum Gruß die Hand und nickte Sasuke locker zu. Sakura öffnete ihre Jacke und ließ sie von ihren Schultern gleiten. „Hi Ash! Ja, es war viel los in den letzten Wochen.“ Sie blieb direkt vor den Dreien stehen. Sasuke folgte ihr wie ein Schatten. Die braunen Augen der unbekannten Frau bekamen dieses gewisse Glitzern, als sie Sasuke ansah. Ihr Shirt gewährte einen Blick auf ein Tattoo, dass sich ihre Schulter hoch schlängelte. Die schwarzen Haare waren locker zu einem Knoten gebunden. „Wer ist denn deine neue Begleitung?“ Ihre Stimme war melodisch angenehm. „Das ist Sasuke.“ Sie zögerte einen Moment. „Er ist ein Freund, der unbedingt mal hoch hinaus möchte.“ Der Mann, der bisher geschwiegen hatte beäugte den Uchiha kritisch. Er musste an sich halten, ihn nicht zu fragen, ob er ein Problem hätte. Doch plötzlich verschwand der ernste Ausdruck in seinem Gesicht und wich einen freudigen Grinsen. Er stand von dem Hocker auf und reichte Sasuke seine Hand entgegen. Perplex nahm er sie einfach an. „Freut mich. Ich bin Rio. Wenn du irgendwas brauchst kannst du dich einfach an mich wenden. Alternativ ist Kelly auch immer zu haben und kümmert sich liebend gern um etwaige Probleme.“ Genannte zwinkerte ihm freundlich zu und schob Sakura zwei Schlüssel zu. „Rio gehört der Laden hier. Ash ist Fachmann wenn es um Klettern geht. Er hat damals einen der ersten Kurse hier geleitet, seitdem ich da bin. Und Kelly leitet einige andere Kurse und kümmert sich um den Empfang.“, klärte die Rosahaarige Sasuke auf. Zusammen gingen sie die Treppe hinauf zu den Umkleideräumen. Sie reichte Sasuke einen kleinen Schlüssel. „Das ist Shikamarus Spind, so musst du dich nicht extra wegen einmal hier anmelden. Den nötigen Papierkram erledigen wir einfach hinterher. Okay?“ Sakura verschwand hinter einer Holztür und Sasuke drückte die Klinke zur Herrenumkleide herunter. Es roch nach einer Mischung aus Schweiß und zu viel verschiedenen Deodorants. Er drehte den Schlüssel in seiner Hand herum und verglich die Nummer darauf mit den Spinden. Einen Gang um die nächste Ecke, direkt neben der Tür zur Dusche wurde er fündig. Seine Tasche fiel auf die weißen Fliesen und er öffnete die Tür des Spinds. Außer einer Flasche Duschgel und einem Handtuch befand sich nichts weiter darin. Sasuke hängte seine Jacke hinein. Neben der Tür hing ein Spender mit Papiertüchern. Er rupfte fünf Stück aus der Halterung, legte sie in den Spind und stellte seine tropfenden Schuhe darauf. Der Zellstoff verfärbte sich sofort dunkel. Außer einem älteren Herrn war niemand weiter in der Umkleide. Aus den Duschen vernahm er das Rauschen von Wasser. Entspannt entledigte er sich seinen Klamotten und schlüpfte in die Sportkleidung und seine Schuhe. Aus der Seitentasche seiner Sporttasche angelte er noch eine Wasserflasche und schnappte sich das blaue Handtuch, ehe er den Spind zuknallte und verschloss. Er wusste nicht ob Sakura bereits fertig mit umziehen war, beschloss aber runter an den Empfang zu gehen und dort auf die Rosahaarige zu warten. Tatsächlich war Sakura in einer Unterhaltung mit dem Kerl, der Ash hieß. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lachte über einen Witz den er gemacht hatte. Automatisch fuhr er den Körper der jungen Frau ab. Sie trug enge, schwarze Sporthosen und ein figurbetontes, mintgrünes T-Shirt. Ihre Haare waren zu einem hohen Zopf gebunden. Als sie ihn bemerkte lächelte sie ihn freundlich zu. Sasuke hielt neben ihr und schob die Hände in seine Shorts. Er konnte den Duft von Kirschen wahrnehmen. Es gefiel ihm überhaupt nicht wie dieser Typ sie ansah. Als würde er ihr gedanklich jede Lage ihrer Kleidung einzeln ausziehen. Sakura konnte das doch nicht entgehen? Er schenkte ihr einen Seitenblick, doch in ihrer Miene lag kein Funke darin, dass es sie stören würde. „Ash wird uns die erste halbe Stunde ein wenig unterstützen. Es ist jetzt nicht so, als würde ich dir nicht vertrauen wenn ich am Seil hänge, aber heile Knochen sind mir schon etwas wert.“ „Mmh.“ Es passte ihm überhaupt nicht in den Kram, dass er jetzt Anweisungen von diesem Kerl entgegen nehmen sollte. Wieso nochmal musste er seine Klappe so weit aufreißen? „Lass uns erstmal ein Viertel Stündchen aufwärmen.“, schlug Sakura ihm vor, schnappte ihre Trinkflasche vom Empfang und führte ihn in einen offenen, mit jeder Menge Trainingsgeräten bestückten Halle. Gekonnt stellte sie zwei Fahrradergometer ein und schwang sich mit einer eleganten Beinbewegung auf den Sattel. Sasuke überprüfte den anzeigenden Puls und in welcher Frequenz er strampeln müsste, um einen positiven Trainingseffekt zu erzielen. „Warst in der Vergangenheit schon mal klettern?“, fragte Sakura und drückte nebenbei einige Tasten, die mit einem Piepton ihre Aufforderung einspeicherten. „Klettern tatsächlich noch nie. Ansonsten habe ich einige Sportarten mindestens einmal durchprobiert.“ Das Fahrrad stellte sich gerade eine Stufe höher, aber bisher war es keine Anstrengung für Sasuke. Locker trat er in die Pedale. „Ich wollte ja schon immer mal Blopping machen. Ist zwar weniger ein Sport, aber bestimmt mega witzig.“ „Was ist Blopping? Noch nie davon gehört.“ Sakura schaute ihn überrascht an. „Echt nicht?“ Und dann klärte sie ihn auf. „Du hast bestimmt von Videos davon gesehen. Einer sitzt am Ende einer riesigen Luftmatratze und der andere springt von einem Turm auf die Matratze, so dass der andere dann quasi fliegt. Natürlich im Wasser.“ Davon hatte er tatsächlich bereits einige Videos im Internet gesehen. „Und das ist Sport?“ „Naja Schach gilt auch als Sport und dort ist der Bewegungsradius ja schon eher minimal.“ „Es sei denn es handelt sich um Schachboxen.“, flachste Sasuke und trat kräftiger in die Pedale. Sakura lachte und konzentrierte sich anschließend wieder auf das Display des Ergometers. „Fahrrad fahren gehört tatsächlich zu den Sportarten mit denen man mich jagen kann.“, erwähnte sie beiläufig und starrte den Timer nieder, der noch immer fünf Minuten anzeigte. „Dir scheint das jedenfalls um einiges mehr Spaß zu machen, als mir.“ Sasuke saß locker zurückgelehnt auf dem Sitz, die Hände entspannt um die Griffe der Pulsanzeige geschwungen. Von möglicher Anstrengung fehlte bisher jede Spur. Nach der kleinen Aufwärmübung erklärte Ash den Beiden nochmal die Grundlagen, auch wenn es für Sakura nicht nötig war, wollte sie Sasuke doch nicht allein stehen lassen. Gehorsam lauschte sie den Worten des jungen Mannes und warf nebenbei verstohlene Seitenblicke auf den Uchiha. Das schwarze Shirt war etwas eng und spannte um die trainierten Arme und seine Brust. Die Shorts saßen locker auf seiner Hüfte. Er kaute auf seiner Unterlippe herum und strich sich fahrig durch die schwarzen Haare, die sofort zurück in ihre Ausgangsposition fielen. Sakura fühlte sich relativ sicher in Sasukes Händen. Er begriff schnell welche Handgriffe wichtig waren und wie er das Seil halten musste, damit es für sie leichter war. Sakura stieß sich leicht mit den Füßen an der Wand ab, um gleichmäßig nach unten zu kommen. Sasukes Gesichtsausdruck war hart und angespannt, als wäre er vollkommen auf seine Hände und Sakura fokussiert. Ihre Füße fühlten wieder den weichen Boden unter sich. Die Innenfläche ihrer Hand war gerötet und schmerzte. Die wochenlange Abstinenz machte sich nun bemerkbar. Mit dem Daumen massierte sie die pulsierende Stelle. „Alles okay?“, hakte Sasuke nach und löste den Karabiner von dem Seil. Sakura nickte. „Jaja. Ich bin es nur nicht mehr gewohnt gewesen.“ Sie schnappte sich ein blaues Seil, das von der Decke baumelte und hielt es Sasuke hin. „Damit du nochmal den Knoten üben kannst.“ Sie löste ihre Haare aus dem Zopf, schüttelte den Kopf und warf die Haare in den Nacken um einen neuen Pferdeschwanz zu binden. Sie beugte sich über Sasukes Hände und analysierte seinen Knoten. Er duftete unglaublich gut. Mit Sicherheit wäre es sehr schräg wenn sie ihre Nase jetzt an seinem T-Shirt reiben würde, um mehr von diesem Geruch aufzunehmen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Achterknoten. „Bist du bereit? Ich verspreche dir, wenn du einmal Blut geleckt hast wirst du immer wieder zurück kommen.“ Ihre Augen leuchteten, auch wenn ein Teil dahinter sich als Nervosität tarnte. Sie war Sasuke so unglaublich nah. Es wäre ein leichtes ihn jetzt zu sich zu ziehen und andere Dinge mit ihm zu machen. Sie unterdrückte diesen Gedanken und das Bedürfnis danach. Sie wusste genau das sie mit ihm ein Haufen Probleme auf sich ziehen würde. Außerdem arbeiteten sie ab nächster Woche quasi zusammen, auch wenn das nur ein vorgeschobener Grund war. Denn eigentlich würde sich nichts auf Arbeit verändern, außer dass ihr Vertrag über Illinois International laufen würde und nicht mehr unter Tsunade. Ort und Zeit blieben unverändert und der Kontakt zu Sasuke wäre ein reduziertes Minimum. Ein Gedanke der ihr sowohl Erleichterung, als auch Beklemmung einflößten. Das Bild einer rothaarigen Frau kroch vor ihr inneres Auge. Zusammen mit Sasuke. Nackt. Schweißgebadet. Zerwühlte Laken. Lustvolles Stöhnen. Eine Gänsehaut überzog ihren Rücken und sie schüttelte sich. „Versuche echt dich nur an eine Farbe bei den Klettersteinen zu halten. Und bestenfalls nicht zu viel darüber nachdenken. Ansonsten blockiert dein Kopf und du kommst kein Stück vorwärts.“ Selbstbewusst stemmte sie die Hände in die Hüfte. Ein Feuer loderte in ihren Augen. „Du schaffst es wirklich jemanden Mut und Vertrauen zu schenken.“ Sie lächelte unschuldig und steckte das Seil durch das Sicherungsgerät. „Sorry.“ „Auch wenn ich nicht an deinen Fähigkeiten zweifele, aber ich bin doch ein Stückchen größer und schwerer als du. Schaffst du das echt mich zu halten? Ich wollte heute nicht unbedingt als Matsch vom Boden gekehrt werden.“ „Etwas mehr Vertrauen bitte. Außerdem bist du nicht schwerer oder größer als Shikamaru.“ Er zuckte mit den Schultern, drehte sich über diese hinweg und grinste sie unverfroren an „Ich wollte nur noch mal nachfragen.“ Sakura schluckte schwer bei diesem Blick und gebot ihren Hormonen Einhalt. Shikamaru musste all den Menschen die Lobeshymnen über San Francisco machten recht geben. Als er Freitagabend landete war er überwältigt von dieser Stadt. Die Temperatur Ende Januar lag im Plusbereich und Schnee gab es nicht. Diese Tatsache genoss er ganz besonders. Vor allem im Vergleich zu Chicago und seinen knackig kalten Wintern. Das Treffen heute Vormittag war sehr gut verlaufen und die Produzenten würden sich in den kommenden Wochen bei ihm melden. Mittwoch sollte er noch einmal in der Frühe vorbei kommen, um einige Dinge zu besprechen. Das passte perfekt, bevor er später wieder nach Hause flog. Nach Hause. Es kam ihm mittlerweile so fremd vor, dass er sich nicht sicher war ob es das wirklich noch war. Daher auch diese kurzfristige Entscheidung und der Besuch bei Uchiha Freitag, bevor sein Flug ging. Sakura konnte er es nicht erzählen. Es würde ihr das Herz brechen, wenn sie von seinen Gedanken Wind bekäme. Sie würde alle Hebel in Bewegung setzen, dass er blieb. Doch konnte er das überhaupt? Die letzten vier Wochen gehörten zur schlimmsten Zeit seines bisherigen Lebens und Shikamaru war nicht sicher, ob er in Chicago wieder freien Fuß fassen konnte. So lange keine Entscheidung getroffen wurde, würde er keinen Laut über diesen Besuch hier verlieren. Immerhin dachten seine Eltern und Freunde dass er nach Wilmington geflogen war und sich eine Auszeit bei seinen Großeltern genehmigte. Er schlenderte durch Fisherman’s Wharf, einem absoluten Touristenmagneten am Hafen von San Francisco. Nicht jedoch Ende Januar. Es war relativ wenig los, so dass er gemütlich seine Zeit hier absitzen konnte. Außerdem brauchte er etwas zu essen und Restaurants gab es hier zu genüge. Er ging gerade an einem kleinen Laden, der mehr eine Bretterhütte war vorbei. Im Schaufenster lagen Kühlschrankmagneten und Flaschenöffner. Für morgen konnte er spontan eine Tour nach Alcatraz buchen und am späten Nachmittag wollte er zur Golden Gate Bridge und bekannte Panorama mit eigenen Augen bestaunen. Eine volle Bar hatte etwas Lebendiges. Eine Bar in der man sich mit den Armen durch drei Reihen von Gästen schieben musste, um an den Tresen zu gelangen und mit etwas Glück die Aufmerksamkeit des Barkeepers erregte. Das Eagle, wie Sasuke Sakura erklärte war eine feste Größe in der Bar-Szene Chicagos. Und auch an diesem Montagabend war es brechend voll, und der Lärm und die vollbeschäftigten Barkeeper und das Gedränge halfen Sakura etwas Abstand von den Erlebnissen der letzten Wochen zu nehmen. Sasuke erzählte ihr, dass Naruto und er öfters nach dem Fußballtraining hier vorbei kamen und die Stimmung genossen und ein paar Bier zischten. Sie zwängten sich an den Tresen und tranken ein Bier, als sie irgendwann einen Tisch eroberten. Sakura warf die Sporttasche auf die Sitzbank. Sasuke tat es ihr gleich und so saßen sie sich gegenüber. Nachdem Klettern bestand er quasi darauf unbedingt noch etwas trinken zu gehen. Außerdem war Sakura hungrig geworden. Und was sprach gegen ein leckeres Menü in einem Sportlokal? Sie bestellten sich Pommes und einen Salat, der durch die cremige Sauce wohl weniger als gesund bezeichnet werden konnte. Es fühlte sich vollkommen normal an hier zusammen mit Sasuke zu sitzen, etwas zu essen und trinken und zu erzählen. Die sensiblen Themen mieden sie. Stattdessen erfuhr Sakura, dass Sasuke Flugangst hatte. Als Kind waren er und seine Familie auf dem Weg in den Urlaub in Turbulenzen geraten. Es hinterließ ein beklemmendes Gefühl und er schwor Sakura, dass seine Mutter, im Jahr darauf, ihm so viel Hustensaft zur Beruhigung einflößte, bis er eingeschlafen war. Außerdem wollte er früher, natürlich vor der Sache mit der Flugangst, Hubschrauberpilot werden. Alternativ kam noch Baggerfahrer in Frage. Aber er wollte in genau so einem Bagger sitzen, den er als Spielzeug geschenkt bekam, bevor Itachi ihn versteckte und Sasuke tagelang nichts gegessen und gesprochen hat. Nachdem Itachi eine Standpauke erhielt und das kleine, gelbe Gefährt wieder rausrückte, hatte er bereits mit dem Job als Baggerfahrer abgeschlossen. „Dafür bist du ja fast im gleichen Arbeitsbereich geblieben“, stellte Sakura fest und tunkte eine Pommes in die Mayonnaise. „Was soll man machen? Manchmal geht die Familie vor den eigenen Wunsch.“ „Wolltest du nie ausbrechen und doch noch zum Hubschrauberpiloten umschwenken?“ Während Sasukes Pommes bereits alle waren, klaute er sich eine weitere von Sakuras Teller. „Ich wollte schon immer gerne mal einen Flic Flac rückwärts machen, aber ansonsten kann ich mich nicht beschweren. Es liegt mir und es macht auch Spaß, von daher.“ Er zuckte mit den Schultern. „Was ist mir dir? Wusstest du von Anfang an, was es werden sollte?“ „Tatsächlich war als kleines Mädchen mein Traum ziemlich klar. Ich wollte erfolgreiche Sängerin werden. Aber mit einer anderen Identität, damit meine Privatsphäre bleibt. Vermutlich hatte ich als Kind damals zu viele Teenieserien geschaut. Später war es Ärztin und irgendwann setzte mir Shikamaru den Floh ins Ohr, das wir gemeinsam zum Radio gehen. Und hier sitze ich und lasse mir Pommes vom Miterben einer der größten Radiosender des Landes stibitzen.“, flachste sie und genehmigte sich einen Schluck Bier. „Wer das Glück hat.“ Er drehte das leere Glas in seiner Hand. „Soll ich uns noch eine Runde holen?“ Sasuke war bereits im Begriff aufzustehen, als Sakura ihn zurück hielt und überlegen lächelte. „Lass mich das mal machen. Du siehst zwar gut aus, aber wenn ich mir den Großteil der Gäste hier anschaue, habe ich als unschuldige, hübsche junge Frau bessere Chancen schnell zur Bar zu gelangen.“ Sie nahm ihm die Gläser ab, dabei berührten sich flüchtig ihre Finger. Elektrisierend wäre die richtige Bezeichnung. Sakura sah zu, dass sie schnell in der Menge an Menschen untertauchte. Sie war wie beflügelt und amüsierte sich prächtig. Dafür, dass Sasuke definitiv keine Plaudertasche war, unterhielten sie sich sehr gut. Es machte Spaß hinter die Fassade des Uchihas zu blicken und festzustellen, dass er eben doch auch nur ein Mensch war. Eben ein ansonsten verschlossener Mensch. Tatsächlich kam sie innerhalb weniger Minuten bis an den Tresen vor. Neben ihr stand ein Bär eines Mannes. Bullig gebaut. Eine Lederweste und Tattoos. Fehlt nur noch das Bandana., dachte die junge Frau amüsiert. Sie orderte zwei Gläser Bier und gab dem Barkeeper ein großzügiges Trinkgeld. Charmant lächelnd bedankte er sich und Sakura hielt die Gläser über ihrem Kopf, damit sie niemand aus ihrer Hand stoßen konnte. „An der Bar geht’s zu wie im Sonderschlussverkauf. Hier.“ Sie reichte das, noch vollere, Glas Sasuke, der es dankend annahm. Temari zerrte die Haustür hinter sich in die Angeln. Heute war der Termin mit ihrer Anwältin. Es sollte eine einvernehmliche Scheidung werden. Das würde die ganze Situation etwas unkomplizierter machen. Das Einzige worauf Temari fest bestand war die Stadtwohnung. In das Haus konnte sie nicht zurück. Neji wollte es aber auch nicht behalten. Ihre Einigung berief sich darauf, dass sie das Haus verkaufen würden und Neji den entsprechenden Anteil bekäme, der den Wert der Wohnung gleich galt. Für morgen machten sie direkt einen Termin bei einer Immobilienagentur und würden den Wert des Hauses schätzen lassen. Wenn alles glatt liefe, so sagte die Anwältin, könnte die Scheidung in drei Monaten komplett durch sein. Sie sagte selber, dass dies seltener der Fall wäre, da die meisten Paare anfingen sich um jede Schraube zu streiten und genau aufwogen, dass der Ex-Partner nur nicht zu viel bekommen würde. Es war erschreckend wie schnell eine Scheidung und deren wichtigsten Entscheidungen zu treffen waren. Allerdings gab es auch kein Streitpotential. Da keine Kinder im Spiel waren, erleichterte es nochmals ungemein. Kinder. Neji wollte immer eine komplette Fußballmannschaft. Aber sie fühlte sich irgendwie nie wirklich bereit dazu. Schlussendlich kam ihr diese Angst nun auch noch zu Gute. Obwohl er ein hervorragender Vater geworden wäre. Sie warf sich auf das große Gästebett, streckte Arme und Beine von sich und starrte an die weiße Decke. Sie hatte heute eine Entscheidung getroffen. Sobald Sasuke wieder daheim war, wollte sie ihm mitteilen, dass sie endlich bereit dazu war, wieder auszuziehen, damit er seine friedliche Ruhe wieder bekäme. Sie fühlte sich seit langer Zeit wieder frei und hatte das Gefühl, dass ihr Leben und ihr Herz langsam wieder zu ihr kamen. Außerdem war Sakura bereit, ihr mit Shikamaru zu helfen. Er verdiente es mindestens die Wahrheit zu erfahren. Auch wenn ein winziger Teil von ihr hoffte, dass sie es nochmal miteinander probierten. Jetzt wo es keine Geheimnisse mehr gab, die sie verbergen musste. Von Zuversicht gepackt sprang sie vom Bett und begann ihre Klamotten in den Koffer, aus dem sie seit vier Wochen lebte, zu schmeißen. Kapitel 24: Grilled Cheese Sandwich ----------------------------------- Wiederholt starrte Shikamaru auf seine Armbanduhr. Seine Augenlider fühlten sich schwer wie Blei an. Er freute sich auf die vertraute Wärme seiner Wohnung. Die Verbindung zwischen San Francisco und Chicago war alles andere als optimal. In Denver gab es eine Zwischenlandung von fast drei Stunden, die er totschlagen musste. Er ließ sich auf einer halbwegs bequemen Sitzbank des hiesigen Fast Food Ladens nieder, loggte sich ins Flughafen WLAN ein und schaute irgendwelche sinnlosen Youtube Videos, bevor sein Flug nach Chicago endlich auf der Anzeigetafel stand und er nur noch zweieinhalb Stunden von daheim entfernt war. Später fand er heraus, dass er nicht den billigsten Flug hätte nehmen sollen. Denn dann wäre ihm aufgefallen, dass es eine Direktverbindung zwischen San Francisco und Chicago gab, die lediglich die Hälfte der Zeit in Anspruch nahm. Seit gestern Abend, wie ihm der Taxifahrer in Chicago erzählte, schneite es ununterbrochen und so sollte es die nächsten zwei Tage weitergehen. Er war innerhalb weniger Tage bereits das angenehme Klima Kaliforniens gewöhnt und der unbändige Schnee machte schier keinen Spaß. Der Winterdienst kämpfte bereits jetzt mit den Massen der weißen Pracht. Endlose Staus auf der Interstate waren das beste Beispiel, welch großes Chaos der Schnee verursachte. Shikamaru war heilfroh, als das Taxi in seine Wohngegend einbog. Im Sekundentaxt waren Polizeiwagen, Krankenwagen und Feuerwehr an ihnen vorbei gerauscht. Für die Helfer würde es ein Kampf gegen die Müdigkeit, Anstrengung und Verzweiflung werden, wenn es weiterhin in dieser Menge schneien würde. Eigentlich bestand sein heutiges Vorhaben darin, später Sakura zu treffen und sich für sein unmögliches Benehmen der letzten Wochen zu entschuldigen. Allerdings wollte er nicht, dass sie bei dem Wetter das Haus unnötigerweise verließ. Er wusste, dass sie heute auf Arbeit war, da er auf dem Rückflug Chicago Radio gehört hatte. Sie schien die Sache allein auch sehr gut hinzubekommen, obwohl er wusste, dass Sakura ihn vermisste. Beiden fiel es leichter Ideen gemeinsam auszuarbeiten. Erschöpft drückte er die Tür zu seiner Wohnung auf. Er war lediglich mit Handgepäck gereist. Der Rucksack baumelte über seiner Schulter. Shikamaru zerrte sich die Pudelmütze vom Kopf und schüttelte sich wie ein nasser Hund. Er stellte den Rucksack im Flur ab, entledigte sich seiner Kleidung und ging in die Küche. Schmunzelnd ging er um den Tisch herum. Sein Lieblingsmüsli stand in zweifacher Ausführung zusammen mit einigen anderen Süßigkeiten darauf platziert. Als er den Kühlschrank öffnete erschrak er beinahe über die gesunde Fülle. Obst und Gemüsefächer waren voll. Frische Milch stand in der Tür, sowie ungeöffnete Packungen Aufschnitt und Aufstrich. Eigentlich fehlte nur noch…fix öffnete der den Gefrierschrank und tatsächlich befand ich seine Lieblingseissorte darin. Peanut Butter Cup. Er beschloss schnell unter die Dusche zu hüpfen und sich danach die komplette Packung zu gönnen. Immerhin schrie der Körper doch nach den Nährstoffen, die er brauchte. Und sein Stoffwechsel verlangte nach dieser kristallinen Form der Verführung. Mit anmutiger Eleganz machte es sich Shikamaru auf seiner Couch bequem. Die Jeans tauschte er gegen eine bequeme Jogginghose ein. Die Kissen drapierte er sich so, dass er halb liegend sein Eis verzehren konnte. Das Handy klemmte zwischen seinen angewinkelten Knien, sodass er die Hände frei hatte. Er suchte Sakura in seinen Kontakten und startete einen Videoanruf. Sie müsste mittlerweile wieder daheim sein. Nach vier Pieptönen starrte er tatsächlich in das überraschte Gesicht seiner besten Freundin. Er streckte die Schachtel Eis in die Frontkamera. „Du bist wahrlich die Beste.“ Er schob sich einen großen Löffel von der schmelzenden Genugtuung in den Mund. Sakura lachte. „Wusste ich doch, dass es nicht lange dauern wird bis du es findest.“ „Du kennst mich eben.“ Ein unangenehmes Schweigen legte sich über Beide. Sakura, erkannte Shikamaru, saß selber auf ihrer Couch. Den Kopf auf der Hand aufgestützt musterte sie ihn durch die Kamera. Er legte sich einige Worte zurecht. Warum fiel es ihm plötzlich so schwer ehrlich zu sein? Sakura durchbrach seine Gedanken. „Hör zu. Du brauchst nicht darüber zu reden, wenn du das nicht willst. Aber ich möchte, dass du mir genau zuhörst.“ Ihre Worte scharf wie ein Messer. Der Nara schluckte schwer und eine unheilvolle Angst schlich sich über ihn. „Ich habe mit Temari geredet“, begann sie langsam. Schockiert verschluckte sich Shikamaru fast an seinem Eis. „Du hast was?! Sak-“ „Ich habe gesagt, du sollst mir zuhören und mich nicht unterbrechen!“, sägte sie ihn ab. Sie spielte mit ihrem Zopfende. „Also ich habe mit Temari geredet“, startete sich einen weiteren Versuch. „Ja, hast du eben schon gesagt.“ „Oh mein Gott! Halt jetzt die Klappe und lass mich ausreden!“ Selbst durch die Kamera konnte er sehen wie sie ihn wütend anfunkelte. „Tschuldige.“, sagte er kleinlaut, erntete jedoch einen noch giftigeren Blick. Er nahm sich einen Löffel Eis und beschäftigte seinen Mund. Wollte er überhaupt hören was sie zu sagen hatte? Es würde sehr wahrscheinlich nur auf das Übliche hinaus laufen. Sie ist nicht so eine. Es tut ihr Leid. Blah Blah Blah. „Temari tut es unglaublich leid.“ Sag ich doch, dachte Shikamaru, schwieg aber eisern. „Sie würde gerne noch einmal mit dir reden und alles klar stellen. Es ist nicht so wie du denkst.“ Unruhig rutschte Sakura auf der Couch hin und her. „Natürlich. Es ist ja nie so wie man denkt. Sag mal auf wessen Seite stehst du eigentlich?“ Seine Stimme war forscher als beabsichtig. „Hör ja auf mir irgendwelche Vorwürfe zu machen! Du bist derjenige, der einfach die Stadt verlassen hat, anstatt sich seinen Gegnern zu stellen.“ „Dann sag mir, was ich hätte machen sollen. Scheiße man! Sakura sie ist verheiratet! Ich weiß doch selbst immer noch nicht was ich denken soll.“ Aufgebracht setzte er sich hin. „Ihr zuhören wäre schon mal ein guter Anfang gewesen.“ Sie zögerte einen Moment und Shikamaru sah, dass sie mit sich selber rang, bevor sie weitersprach. „Bitte rede mit ihr.“ Die letzten Worte klangen fast schon flehend. „Ich weiß nicht ob ich das kann.“ „Du wirst keine andere Wahl haben. Es sei denn du willst, dass unsere Freundschaft aufs Spiel gesetzt wird.“ „Was meinst du damit? Willst du mir gerade wirklich sagen, dass du in den paar Tagen die ich nicht da war, bereits eine neue beste Freundin gefunden hast?“ Hitze stieg in Shikamaru auf. Er stellte das Eis neben sich auf den kleinen Tisch und beobachtete genau Sakuras Reaktion. Doch ein schockiertes Gesicht blieb aus. „Sag du mir nichts von Freunden! Ich war heute Morgen am Flughafen, weil ich dich überraschen und abholen wollte. Und weißt du was mir dort auf Nachfrage gesagt wurde? Alle Flüge aus North Carolina sind seit gestern gestrichen, weil dort massiver Schneefall herrscht. Und weil ich dann anfing mir Sorgen zu machen, habe ich deine Großmutter angerufen und die war sehr überrascht, weil sie dich doch das letzte Mal zum Geburtstag deiner Mum gesehen hat und ich dir schöne Grüße ausrichten soll und sie sich freuen würde, wenn wir sie über den Unabhängigkeitstag besuchen würden.“ Sakura wartete auf eine Reaktion. Als diese ausblieb, hatte sie die Bestätigung, die Shikamaru ihr nicht gab. Ihre Stimme war ruhig, jedoch mit einem gefährlichen Unterton versehen. „Wo warst du die verdammten letzten sechs Tage? Hast du überhaupt irgendeine Ahnung was für Sorgen ich mir gemacht habe und permanent überlege, wie ich dir und Temari helfen könnte?“ „Sakura…“ „Nichts Sakura! Seit wann lügen wir uns an?!“ Ihre Augen schimmerten, während ihre Wangen eine hitzige Rotfärbung annahmen. „Hör zu, ich kann es dir nicht sagen.“ „Du kannst es mir nicht sagen? Willst du mich eigentlich verarschen oder was?“ Ihr Gesicht wackelte unruhig umher, während Sakura sich gerade aufsetzte und die Haare aus dem Gesicht strich. „Ich werde jetzt auflegen. Überleg dir was du mir sagen willst, aber wage es nicht mich weiterhin zum Narren zu halten. Und komme bloß nicht auf Idee dich heute nochmal bei mir blicken zu lassen.“ Shikamaru wollte zu einer Antwort ansetzen, aber Sakura hatte bereits aufgelegt. „Scheiße!“ Wütend warf er den silbernen Löffel gegen die Wand zu seinen Füßen. Mit einem Knall flog er dagegen und mit einem zweiten landete er auf dem Laminat. Verärgert fuhr er sich durch die Haare, ehe er sein Gesicht in den Händen vergrub und am liebsten alles kleinschlagen würde. Sasuke hämmerte auf der Tastatur seines Laptops herum, als sein Handy vibrierte, von dem er sich heute eigentlich nicht ablenken lassen wollte. Er musste dringend den Vertrag fertig bekommen, und einige weitere Anfragen per Mail beantworten und hatte einfach keine Zeit. Die nächsten Tage würden eine Zerreisprobe für alle werden. Der Schnee verwandelte sich langsam in einen größer werdenden Sturm und er wollte das Büro verlassen, bevor er hier tagelang eingesperrt war. Itachi war bei Mia geblieben, der es in den letzten Tagen nicht sonderlich gut ging. Sie kämpfte mit Schwangerschaftsübelkeit. Hinata hatte er ebenfalls verboten heute oder die nächsten Tage ins Büro zu kommen. Naruto würde ihn killen, wenn ihr etwas auf dem Weg zur Arbeit passieren würde. Sasuke konnte es immer noch glauben, dass Naruto es geschafft hatte seinen Kopf endlich aus den Wolken zu ziehen und ihre offensichtlichen Gefühle richtig zu deuten. Müde rieb er sich über die Augen und gab dem erneuten Vibrieren seines Handys nach. Sakuras Name stand auf dem Display. Automatisch spannte sich sein Körper an und Gedanken wie Hoffentlich geht’s ihr gut und sie hatte keinen Unfall, über Es war fantastisch Montagabend. Lass uns öfters etwas unternehmen bis hin zu Es tut mir so leid, dass ich dich zu Silvester einfach hab stehen lassen, schossen durch seinen Kopf. Er öffnete ihren Chatverlauf, der in den letzten Wochen gut gefüllt wurde. Fast täglich schrieben sie Belanglosigkeiten miteinander und jedes Mal freute er sich innerlich, wenn sie ihm schrieb. Doch dieses Mal waren alle Nachrichten wieder gelöscht. Seine Stirn legte sich in Falten. Er lehnte sich nach hinten und mit einem Quietschen gab die Lehne nach. »Was gibt’s? Machst du Schluss und hast doch wieder kalte Füße bekommen?« Es dauerte keine Sekunde nachdem er die Nachricht abgeschickt hatte, als Sakura online kam und eine Antwort schrieb. Grinsend starrte auf das Display. »Trottel.« Sie schrieb weiter. »Bist du daheim?« Irritiert hob Sasuke eine Augenbraue. »Wieso fragst du? Ich bin noch im Büro.« »Scheiße! Ich stehe draußen vor deiner Wohnung…« Anstatt einer Antwort zu tippen, klingelte er bei ihr durch. Atemlos nahm Sakura ab. „Hey. Was gibt’s denn?“ „Ähm du stehst vor meiner Wohnung. Das gleiche könnte ich dich fragen. Und um Himmels Willen, aber hast du mal in die Nachrichten geschaut?“ Er konnte sie förmlich die Augen verdrehen sehen. „Ja, natürlich. Falls du es vergessen hast, aber ich bin die Nachrichten. Eigentlich wollte ich zu Naruto, aber der ist bei Hinata. Und Ino erreiche ich nicht.“, erklärte sich die junge Frau am anderen Ende der Leitung. Frustriert klappte Sasuke den Laptop zusammen und warf einen skeptischen Blick aus dem Fenster. Es war kurz nach vier Uhr und es schneite was das Zeug hielt. Dicke Flocken rasten vom Himmel. „Pass auf. Der Türcode lautet 07844. Damit kommst du zumindest erstmal ins Foyer und bist wenigstens erst mal in Sicherheit. Ich mache jetzt Schluss hier und sehe zu, dass ich es nach Hause schaffe und du verlässt bloß nicht das Gebäude!“ „Machst du dir etwa Sorgen um mich?“, fragte Sakura mit ihrer lieblichsten Stimme und kicherte leise in den Hörer. „Hn.“ Dann legte er auf und stopfte seine Sachen in die Tasche. Sasuke wog ab auf welchem Weg er schneller daheim wäre. Sein Auto konnte er heute vergessen. Das hätte keine Chance. Ein Taxi würde an irgendeiner Kreuzung bestimmt im Stau landen. Blieb ihm nur noch der Weg zu Fuß. Dann wäre er in zwanzig Minuten daheim. Okay, vielleicht Fünfundzwanzig so wie das Wetter aussah. Sakura wusste, dass es eine blöde Idee war herzukommen. Sie war zwar ohne weiteres in der Eingangshalle gelandet, kam sich allerdings wie ein Eindringling in dem teuer aussehenden Flur vor. Der Boden war feinster Marmor. Hohe Decken und vergoldete Elemente zierten das offene Foyer. Das einzige was hier fehlte, um das Klischee zu bestätigen war ein Pförtner, der ihr den weiteren Zutritt verweigerte. Sie stiefelte ein paar Runden umher, ehe sie sich zu doof vorkam und eine Weile auf dem Handy herum tippte. Shikamaru hatte mehrfach versucht sie zu erreichen, aber sie war immer noch sauer auf ihn und er konnte ruhig ein paar Stunden in der Hölle schmoren, bevor er angekrochen kam. Hoffentlich auf allen Vieren. Zu Kreuze kriechend. Sie sah auf die Uhr. Bereits seit fast einer halben Stunde wartete sie auf Sasuke. Er hielt sie auf dem Laufenden, wo er sich gerade befand. Sakura schickte ihm im Gegenzug Bilder aus dem Flur, als wüsste er nicht so sie sich befand. Als würde die Warterei nicht nervig genug sein, hing ihr der Magen bereits in den Kniekehlen. Nachdem Streit mit Shikamaru war sie so voller Feuer, dass sie nicht bemerkte, wie hungrig sie war. Gegenüber befand sich eine Sushibar. Vielleicht sollte sich schnell dort vorbei huschen. Sasuke würde schon nicht die nächsten drei Minuten hier auftauchen, nach seiner letzten Ortsangabe war er noch fünf Blocks entfernt. Da konnte sie auch schnell für etwas Essen sorgen. Außerdem schuldete sie ihm nach dem Abendessen am Montag noch eines. Sie stopfte sich die Kapuze über die Bummelmütze und überquerte die Straße in Richtung Laden, der sehr geschlossen aussah. Außerdem hätte der Schneepflug sie fast überfahren. Aber nur fast! Heute muss dein Glückstag sein, dachte sie lachend und schnappte sich einen Flyer von der Sushibar. „Habe ich dir nicht gesagt, dass du das Gebäude nicht verlassen sollst?“ Sasuke war hinter ihr aufgetaucht und jagte Sakura den Schreck des Jahrhunderts ein. Sie fasste sich ergeben ans Herz. „Man! Erschreck mich doch nicht so. Und außerdem bist du nicht mein Vater. Denn er ist der einzige Mann auf diesem Planeten, von dem ich mir Vorschriften machen lasse. Und vielleicht würde ich hin und wieder auf meinen zukünftigen Ehemann hören.“ Bockig verschränkte sie die Arme vor der Brust. Oh ja! Das PMS hatte sie wieder voll im Griff. „Oh hab ich etwas verpasst? Bist du deswegen hier? Möchtest du, dass ich dein zukünftiger Ehemann werde?“ Schalk und Provokation lag in der Stimme des Uchiha. Sakura wartete auf die Pointe, die nicht kam. „Für einen Träumer hätte ich dich nicht gehalten. Und auch nicht für den Typen Haus-Frau-Kind. Reihenfolge beliebig austauschbar.“ Sasukes Blick verfinsterte sich. „Du weißt vieles nicht über mich, Sakura. Wäre der Laden geöffnet, hättest du mein Todesurteil leichtfällig unterschrieben.“ Sie runzelte ihre Stirn. „Bitte?“ „Ich bin allergisch gegen Schalentiere. Aber das kannst du dir nun auf die Wissensseite notieren, wenn du das nächste Mal für uns kochst“, erklärte er und ignorierte ihren aufkommenden Prostest. Sakura zeigte ihm den Vogel. „Du hast wohl zu viel Klebstoff geschnüffelt oder was?“ Sie lachte und ließ die Speisekarte in ihrer Hand sinken. Sakura steckte den Flyer zurück in die Halterung. „Ich glaube, ich habe noch einiges im Kühlschrank. Für eine Mahlzeit sollte das genügen.“ Zusammen rannten sie über die Straße und verschwanden in dem Gebäude. Dieses Mal versuchte auch kein Schneepflug, keine Kutsche und auch kein Schneemobil sie dabei zu überfahren. Sakura hatte eine dampfende Tasse Tee vor sich stehen und sah Sasuke dabei zu wie er ihnen ein Käsesandwich zubereitete und auf einem schwarzen Teller vor sie stellte. Es umfasste zwei Stockwerke. „Woher kannst du das?“ „Übung!“ „Sasuke, ich möchte eigentlich kein Sandwich.“ „Gut, dann esse ich deine Portion mit.“ „Vergiss es!“ Sie zog den Teller zurück auf ihre Seite. „Ha! Du willst es doch. Niemand widersteht dem Käsesandwich-Charme von Sasuke Uchiha.“ Begierig biss er in sein Sandwich. Der Käse quoll in langen Fäden heraus. „Also warum bist du, mitten im größten Schneechaos des Jahres, hier?“ Sakura spielte mit dem Teebeutel und vermied es ihn anzusehen. „Habe ich dir doch schon gesagt. Naruto war nicht da und Ino auch nicht.“ „Das meine ich nicht, Sakura.“ Er sah sie eindringlich an, während Sakura schüchtern von ihrem Sandwich abbiss. Es war lecker. Ausgesprochen lecker. Und perfekt käsig und fettig. Genau das was sie gerade brauchte. „Shikamaru hat mich angelogen. Er war nicht bei seinen Großeltern an der Ostküste.“, flüsterte sie leise, legte das Sandwich auf den Teller und legte ihren Kopf auf ihren verschränkten Armen ab. Sasukes Hand stoppte, bevor sie mit dem Sandwich seinen Mund erreichte. Er zuckte unauffällig zusammen. „Oh.“, war alles was er zu Stande brachte zu sagen. Er konnte Sakura schlecht sagen, dass er wusste wo ihr Freund die letzte Woche über war. Immerhin war er zum Teil dafür verantwortlich. Heute Morgen hatte er sogar eine E-Mail von Sunny Radio bekommen, die ihm für die Empfehlung dankten und wie begeistert sie von dem Nara sind. Sie hatten nur noch einen anderen Bewerber, bevor sie ihre Entscheidung trafen, die jedoch sehr danach aussah, dass Shikamaru die bevorzugte Person war. Es wird Sakura das Herz brechen. Und noch mehr, wenn du jetzt nicht ehrlich zu ihr bist. Wenn sie jemals herausfindet, dass du dafür verantwortlich bist, dass ihr bester Freund verschwindet, hasst sie dich. Sag! Es! Ihr!, schlug eine stoische Stimme in seinem Kopf auf ihn ein. „Weißt du“, begann Sakura wieder und drehte das Sandwich in ihrer Hand. „Wir haben uns nie belogen. Allerdings scheint das seit ein paar Monaten die einzige Konstante in unserer Freundschaft zu sein.“ Sag es ihr! „Ich glaube Shikamaru musste einfach erstmal mit diesen wahnsinnig vielen Gefühlen, die plötzlich auf ihn eingedroschen haben, klar kommen. Immerhin hat er herausgefunden, dass die Frau in die er sich verliebt hat, quasi ein Doppelleben geführt hat. Oder so ähnlich.“ Sakura trank einen Schluck Tee. „Ja…oder so ähnlich.“ Sie starrte auf die dampfende Flüssigkeit, bevor sie Sasuke wieder traurig anschaute. „Ich sollte jetzt gehen. Noch schaffe ich es nach Hause.“ Sie wollte aufstehen, wurde aber von Sasuke am Arm aufgehalten. „Sakura.“ Die junge Frau schaute auf die Stelle, an der Sasuke ihren Arm festhielt. Komm schon Mann! „Ich begleite dich noch nach Hause.“ Kaum merklich schüttelte die Haruno ihren Kopf. Sie lächelte schwach. Ihre Haut brannte unter der Berührung Sasukes. Irgendwie fühlte sich der Moment intimer an, als alles was bisher zwischen ihnen war. „Das brauchst du nicht. Ich bin doch auch alleine hergekommen. Mach dir mal keine Sorgen um mich.“ Sie gewann ihre Fassung zurück und straffte die Schultern. „Danke für das Sandwich. Du hattest Recht. Dein Sandwich-Charme ist wirklich überzeugend.“ „Dann begleite ich dich wenigstens bis zur Tür. Sollte dir nämlich etwas passieren, bin ich die letzte Person, die du gesehen hast und somit fällt alle Last auf mich.“, flachste Sasuke und räumte die beiden Teller in die Spülmaschine. „Hinata hatte Recht. Du bist echt paranoid.“ Sakura wickelte die den Schal in mehreren Lagen um den Hals und stülpte sich die hellrosa Mütze über den Kopf. Sasuke betrachtete sie skeptisch. „Bist du dir sicher, jetzt da raus zu wollen? Du kannst auch hier bleiben.“ Er vergrub seine Hände in den Tiefen seiner Hosentaschen. Sakura winkte ab. „Keine Sorge. Unser Dad ist schon bei viel schlechterem Wetter mit uns Campen gefahren als Kinder. Da macht mir so ein bisschen Schnee nichts aus.“ Sie schlüpfte in ihre dicken Winterschuhe und zog den Reißverschluss ihrer Jacke bis zum Anschlag hoch. Er lehnte sich in den Türrahmen seiner Küche. Die Arme lässig vor der Brust verschränkt musterte er Sakura, die mit ihren vielen Lagen Kleidung wie ein kleines Michelin-Männchen aussah. „Ruf mich an, wenn ich dich irgendwo holen soll. Und melde dich, wenn du daheim bist.“ Sie legte ihren Kopf schief und lächelte. „Danke Sasuke. Wir sehen uns.“ Gerne hätte sie ihn zum Abschied umarmt, aber Sakura wusste, dass sie dann womöglich auf sein Angebot eingegangen wäre. Und das wollte sie um alles in der Welt vermeiden. Sie hob zum Abschied die Hand und verschwand dann aus der Wohnung des Uchihas. Energielos lehnte Sasuke seinen Hinterkopf gegen den Türrahmen und seufzte laut. Seit wann war er so ein Schisser? Und wieso klopfte sein Herz wie wild gegen seinen Brustkorb? Verzweifelt strich er sich fahrig durch die schwarzen Haare und schluckte die klopfende Erkenntnis in seinem Kopf wieder herunter. Auf eine unnötige Auseinandersetzung mit seinen Gefühlen konnte er getrost verzichten. Ergeben fischte er sich Ananas aus seinem Kühlschrank, dachte kurz an grinsend an Sakura und schaltete sich einen Horrorfilm an. Etwas Blut und Psychospielchen waren jetzt genau das Richtige um seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Kapitel 25: Jetlag ------------------ „Du hast ja eine Laune.“, stellte Sakura belustigt fest und musterte ihren dunkelhaarigen Freund, der tiefe Ringe unter seinen Augen sitzen hatte. „Mein Auto war unter einer Schneelawine begraben.“ Entgeistert griff sich Shikamaru an die Stirn. „Jeder wie er es verdient.“ Sakura zuckte mit den Schultern und spielte mit ihrem Teebeutel herum. „Liebe Zuhörer. Da war er wieder. Der Beweis, wie schwer ich es eigentlich hier habe.“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und drückte seine Ellenbogen durch, die ein beängstigendes Knacken von sich gaben. Heute war es soweit. Der erste Tag, live im ganzen Land zu hören. Shikamaru wusste nicht recht was ihn erwarten würde, wenn er auf Sakura traf. Er versuchte das ganze Wochenende Kontakt aufzubauen, aber sie ließ ihn eiskalt abblitzen. Er wusste, dass sie wusste, dass er in der Hölle schmorte vor schlechtem Gewissen und trotzdem verhielt sie sich wie der Teufel persönlich. Manchmal konnte diese Frau wirklich boshaft sein. Aber vielleicht verdiente er es auch? „Weißt du was mir am Freitagabend während meines Wohnungsputzes passiert ist? Eigentlich will es gar nicht erzählen, da es echt peinlich ist. Das war wieder so eine Situation, wo man darüber nachdenkt wie man das einem Arzt erklären soll.“, sagte Sakura geheimnisvoll. „Komm spann uns nicht auf die Folter.“ Die Haruno verschränkte die Arme auf dem Tisch vor ihr und ging näher ans Mikrofon. „Ich habe in meiner Wohnung, müssen Sie wissen liebe Frühaufsteher, ein einzelnes bodenhohes Fenster. Ich wollte die Gardine dafür abnehmen und waschen. Auf dem Fensterbrett davor steht ein Kaktus. Ungefähr so groß wie ich und sehr breit und sehr stachelig. Jedenfalls will ich die Gardine abnehmen und stoße mit dem Arm gegen den Kaktus. Und dieser hat nichts Besseres zu tun, als mit seiner, ich wiederhole sehr stacheligen, Spitze genau in meine Richtung zu fallen. Aber anstatt auszuweichen wollte ich ihn auffangen.“ Shikamaru musste bereits an sich halten nicht lauthals loszulachen. Er kannte besagten Kaktus. Immerhin war es ein Geschenk von ihm gewesen. Zu ihrem sechzehnten Geburtstag. Zu dieser Zeit war sie unfassbar zickig, stur und extrem anstrengend. Er empfand einen Kaktus als das perfekte Geschenk für sie. „Aber meine Hände waren zu langsam. Dafür war mein Gesicht die perfekte Landebahn und das Teil ist volle Möhre auf meine Nase gekracht.“ Freitag war Sakura danach eher zum Heulen gewesen. Viele, winzig kleine Nadeln bohrten sich in ihre Nase, die sie stundenlang versuchte mit einer Pinzette wieder herauszuziehen. Später rief sie eine Freundin an, die einen Kosmetiksalon besaß und bat um Mithilfe. Samstag verließ sie nicht ihre Wohnung, da die Nase rot und geschwollen war. Heute konnte sie zum Glück schon darüber lachen. „Wow. Talent für seltsame Situationen hast du eindeutig. Wissen Sie, Sakura und ich sind ja nun bereits seit über zwanzig Jahren befreundet. Vor vier Jahren sind wir zusammen nach Mexico geflogen. War ein sehr schöner Urlaub. Bis wir durch einen Nationalpark sind, in dem es ebenfalls von Kakteen und verrückten Steinhaufen gewimmelt hat. An einem besonders schönen Steinhaufen, wohlgemerkt tummelten sich davor dutzende Touristen zum Foto machen, hielten auch wir an um besagtes Bild zu machen. Kaum stand Sakura unter dem riesigen Haufen aus Steinen platze genau in diesem Moment ein einziger Stein herab. Und raten Sie doch mal wessen Reisebegleitung anschließend mit einer Platzwunde in die Notaufnahme musste.“ Sakura rieb sich die Stirn bei dieser Erinnerung. Sie musste den ganzen restlichen Urlaub ein riesiges Pflaster auf ihrer Stirn tragen und jedes Mal wenn sie zum Verbandswechsel ins Krankenhaus kam, zeigten die Schwestern mit vorgehaltener Hand auf sie. Schweigend schlürfte Sakura ihre Suppe. Nach der Sendung wollte sie nicht mehr erwachsen sein und die Professionalität bewahren. Auch wenn es etwas unfair gegenüber Shikamaru war, der ja durchaus bestrebt war mit ihr zu reden und die Streitigkeiten aus der Welt zu schaffen. „Willst du mich ewig mit Schweigen strafen?“ Er kippte Milch in seinen Kaffee und die Farbe verwandelte sich in ein warmes rehbraun. „Nein, nur solange bis du mir die Wahrheit gesagt hast und mit Temari gesprochen hast.“ Sie senkte den Löffel in die klare Flüssigkeit. „Sakura, warum liegt dir so viel an Temari?“ „Weil sie doch-“, sie stoppte mitten im Satz und steckte sich schnell den Löffel Suppe in den Mund. Der Nara bohrte weiter. „Weil sie was? Was weißt du Sakura?“ Ein ungewollter Funke Hoffnung leuchtete in seiner Brust auf. Er hätte sich ja gerne eingestanden, dass er längst über die hübsche Blondine hinweg war, aber sein beschleunigter Herzschlag zeugte vom Gegenteil. „Vergiss es. Solange du mir nicht sagst, wo du letzte Woche warst, wirst du nichts von mir erfahren. Außerdem solltest du selber mit ihr reden.“ Kraftlos ließ er seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. „Du bist Satan, weißt du das?“ „Herrscher über alles erdenklich Böse wäre auch okay.“ Lieblich klimperte sie mit den Wimpern. Shikamaru sah auf und hatte einen roten Flatschen auf der Stirn. „Okay, ich war nicht bei meinen Großeltern.“ Sakura ruderte mit der Hand. „Und wo warst du dann?“ Eindringlich schaute er seine beste Freundin an. „Ich kann es dir nicht sagen.“ Ihr Blick senkte sich traurig. „Noch nicht“, fuhr Shikamaru fort. „Es würde nur zu unnötigen Spannungen führen. Glaub mir, sobald ich darüber reden kann, wirst du die erste sein der ich alles sagen werde.“ Er griff nach ihrer Hand. „Auch wenn es momentan alles schwierig zwischen uns ist, bist und bleibst du meine beste Freundin. Ich schwöre dir, sobald das alles durch ist wird es keine Geheimnisse mehr zwischen uns geben.“ Schwerfällig atmete die Rosahaarige durch. „Okay. Aber keine Lügen mehr! Und du redest mit Temari und wirst ihr zuhören, was sie zu sagen hat.“ Ihr Tonfall ließ keinen Widerstand zu. „Okay.“ Die ersten Wochen des Februars waren ins Land gezogen und verliefen erstaunlich gut und ohne weitere Zwischenfälle. Die Zahlen stiegen von Tag zu Tag und immer mehr Anrufer aus allen Teilen des Landes riefen bei Ihnen an. Zwischen Sakura und Shikamaru hatte sich alles wieder eingependelt. Lediglich mit Temari hatte der Nara noch nicht gesprochen. Er scheute sich davor. Auch wenn er noch diese starken Gefühle für sie empfand, so hatte sie ihn bis tief ins Herz verletzt und er konnte sich nicht vorstellen, dass das was sie zu sagen hatte, etwas an dem Schmerz lindern würde. Er konzentrierte sich darauf seine Gedanken loszureißen und dem Gespräch vor ihm seine Aufmerksamkeit zu schenken. „Und durch die Steigerung unserer Einschaltquoten um 0,98 Prozent konnten wir bereits einen Gewinn von 1,3 Prozent erzielen. Auch die Appdownloads haben sich in den letzten zwei Wochen fast verdoppelt. Sowohl für Chicago Radio, als auch für Illinois International.“ Itachi beendete seine kurze Ansprache. Jede Woche Freitag war ein Meeting angesetzt, um über die Zahlen und zukünftige Pläne zu sprechen. Ideen zu sammeln und die Köpfe zum Rauchen zu bringen. Links neben Shikamaru saß Sakura und lauschte den Worten des älteren Uchiha Bruders. Tsunade saß recht von ihm, neben Sasuke, der scheinbar nur mit halbem Ohr zuhörte. Ihm war sofort aufgefallen, dass Sasuke und Sakura wissende Blicke austauschten, bevor sie sich so weit wie möglich auseinander setzten. Der Uchiha schien nervös. Er kritzelte auf dem Ausdruck vor sich kleine Karomuster auf das Papier. Tsunade stellte viele Fragen, die keinen der weiteren Anwesenden, außer Itachi zu interessieren schien. „Und das Thema Valentinstag ist ein voller Erfolg gewesen. Sakura, die Idee direkt den Blumenhändler mit einzubeziehen, war grandios. Er hat mir vorhin eine SMS geschickt, dass er sich vor Anfragen bis morgen gar nicht mehr retten kann und wohl eine Nachtschicht einlegen muss, um alle Sträuße fertig zu bekommen.“ Die Rosahaarige lächelte zufrieden und machte sich eine Randnotiz neben einem Diagramm. „Du machst was?“, kreischte Karin schrill und war so schnell von dem Sessel aufgesprungen, dass dieser gefährlich auf den Hinterbeinen wackelte. „Ich habe keine Lust mehr auf dich, Karin“, wiederholte Sasuke tonlos und unterdrückte das Bedürfnis genervt mit den Augen zu rollen. „Du machst Schluss?“ „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals zusammen waren“, sagte Sasuke kühl. „Wir haben miteinander…“ „Geschlafen? Und weiter?“ „Und weiter?“, wiederholte Karin und ließ sich zurück in den Sessel fallen. „Du sagst es.“ Sasuke stand auf und ging zur Tür. „Das kannst du nicht tun.“ Karin legte ihre zitternde Hand an den Mund und schüttelte ungläubig den Kopf. Sasuke umklammerte die Klinke, als Karin noch einmal ihre Stimme erhob. Eine Mischung aus Wut, Ungläubigkeit und Verachtung lag darin. „Du weißt, dass sie besser ohne dich dran ist.“ Er ließ seinen Kopf nach unten fallen und murmelte leise „Ich weiß.“ und verschloss die Tür hinter sich. Schweigend ging er zum Fahrstuhl und versank in seinen Gedanken, als die Tür aufsprang und zwei fröhliche Stimmen gerade das Gebäude verließen. Er sah auf und rosa Haare wehten um die Ecke. Sie bemerkte ihn nicht, aber ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Er rieb seine Brust, in der sich ein Gefühl der Beklemmung breit machte. „Du kriegst mich nicht!“, quakte eine kindliche Stimme durch Sakuras Wohnzimmer. Lachend rannte Matty über das Sofa der Rosahaarigen. Seine kurzen Beinchen versanken mit jedem Schritt in den weichen Polstern. „Na warte! Niemand rennt ungestraft über meine Couch.“, sagte Sakura gespielt bedrohlich und ging vor dem Sofa in die Knie um ihren Neffen aufzulauern. Aufgeregt hüpfte der Junge umher und warf die Arme in die Luft. Langsam stand Sakura auf und trat auf Matthew zu. „Nein. Hilfe!“, rief er quiekend und vergrub sein kicherndes Gesicht hinter den Händen. „Gleich habe ich dich!“ Sakura grinste breit und machte einen Satz auf Matty zu, der lachend versuchte wegzurennen. Mit einer eleganten Drehung schnappte sie Matthew und ließ sich auf die Couch fallen, sodass Matty auf ihrem Becken landete. „Kura ist tot!“, rief der Dreijährige fröhlich und patschte wiederholt auf ihre Brust. Die Klingel unterbrach die Beiden in ihrem Spiel. Sakura setzte sich auf. Matthew sah sie fragend an. „Hast du noch ein heißes Date mit deiner Freundin?“, fragte sie den kleinen Mann, der kräftig den Kopf schüttelte. Sie setzte ihn neben sich, während Sakura aufstand und zur Haustür schlich. Sie erwartete niemanden, da sie das ganze Wochenende mit Matthew verbringen würde. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt breit und sah sichtlich irritiert in Sasukes Gesicht. Der sie ebenso verwundert ansah. „Ähm Hi. Was machst du denn hier?“ Sakura strich die Haare aus dem Gesicht, die beim Spielen komplett zerstört worden sind. Sie schwitze leicht und ihre Atmung war flach. „Ich glaube ich komme ungelegen oder?“ Er musterte sie von oben bis unten und zog seine eigenen Schlüsse, die ihm allerdings widerstrebten. Was hatte er sich auch dabei gedacht, ohne Voranmeldung und Grund bei ihr aufzutauchen? Sakura lächelte milde. „Nein. Nein. Es ging nur gerade etwas wild zur Sache.“ „Sakura, wenn du Besuch hast will ich nicht stören.“ Sasuke war im Begriff direkt wieder aus dem Flur zu verschwinden und sich ein tiefes, sehr tiefes Loch zu suchen, als eine kindliche Stimme seine Aufmerksamkeit erreichte. „Kura? Wer ist das?“ Ein kleiner Junge mit braunem Haar lugte über den Flur zu ihm hinauf und klemmte sich hinter Sakuras Bein fest. Sie sah zu dem Jungen hinunter und klärte ihn auf. Ihre Stimme war sanft und beruhigend. „Das ist Sasuke. Er ist ein Freund und wollte gerade rein kommen.“ Sie machte einen Schritt zur Seite, während Matty dem Uchiha einen prüfenden Blick schenkte. „Hey Kleiner“, sagte Sasuke freundlich und ging neben dem Jungen in die Hocke. Der Junge sah weinerlich zu Sakura herauf. „Der beißt nicht. Noch nicht jedenfalls“, sagte Sakura und schmunzelte über die plötzliche Schüchternheit ihres Neffen. „Cooler Pullover. Ich bin auch ein Fan der Chicago Bears.“, startete Sasuke einen weiteren Versuch, der ihm glückte. Matthew blickte an sich hinab und zeigte begeistert auf das orangefarbene C seiner Lieblingsfootball Mannschaft. „Mein Lieblingsspieler ist Khalil Mack. Wer ist deiner?“ Matty trat hinter Sakuras Beinen hervor und plapperte begeistert über alle Erfolge seines Lieblingsspielers, ohne das der Uchiha zu Wort kam. „Ich fühle mich nur ein bisschen versetzt.“, murmelte Sakura leise zu Sasuke und fasste sich theatralisch an die Brust. „Matty, lass Sasuke doch erst mal reinkommen. Geh zurück ins Wohnzimmer. Wir kommen gleich nach. Okay?“ Eifrig nickte der kleine Mann, grinste Sasuke freudestrahlend an und tapste ins Wohnzimmer. Sasuke stand auf und war nun wieder größer, als Sakura. „Ist das dein Neffe?“ Die Rosahaarige lächelte verträumt und schob die Ärmel ihres hellgrünen Pullovers über die Ellenbogen. „Ja, er heißt Matthew. Meine Schwester und ihr Mann haben über das Wochenende einen ekelhaft romantischen Ausflug in irgend so ein übertrieben kitschiges Cottage gebucht. Also spiele ich Babysitter. Immerhin kann ich dann von mir behaupten mit dem schärfsten Mann Chicagos mein Valentinstagswochenende zu verbringen. Und du? Warst du auf dem Weg zu Naruto?“ „So in der Art“, druckste er herum. „Kura?“ Matty stand in der Wohnzimmertür und setzte seinen niedlichsten Hundeblick auf. „Kann Sake mit uns Essen? Oh bitte! Bitte!“, flehte er und faltete seine kleinen Hände fest zusammen. Entschuldigend sah sie ihren Neffen an. „Das kann ich nicht einfach so bestimmen. Sasuke hat bestimmt noch etwas Besseres vor, als mit uns zu essen und die Gummibärenbande zu schauen.“ „Ohhh bitte!“, seine Stimme nahm einen weinerlichen Unterton an und die Arme waren vor der Brust verschränkt. „Also eigentlich“, sagte Sasuke und zuckte mit seinen Schultern, „habe ich tatsächlich nichts vor und kann mir keine bessere Freitagabendbeschäftigung als die Gummibärenbande vorstellen. Wenn es dich nicht stört.“ Er schaute zu Sakura, die ihm zuzwinkerte und lautlos ein Danke formte. In dem Moment, in dem Sasuke sein Verweilen verkündete, griff Matthew sofort die große Hand des Uchihas und zerrte ihn begeistert in das Wohnzimmer der Haruno. Kissen waren über dem Fußboden verteilt. Auf dem Tisch lag ein angefangenes Memoryspiel. Grinsend betrachtete Sasuke einen halb ramponierten Kaktus, der im Fenster stand. „Wenn mich nicht alles täuscht, kann ich ganz genau die Delle deiner Nase im Kaktus sehen“, sagte Sasuke an Sakura gewandt, die resigniert ihre Hand vor die Stirn schlug. „Du hast das also gehört?“ Matt dirigierte ihn auf dem Sofa neben sich und gab die Anweisung kurz zu warten. Mit kurzen Schritten rannte der Junge aus dem Wohnzimmer. „Ja, habe ich. Auch die Story mit dem Stein. Ist das ein Fetisch bei dir? Stehst du auf Schmerzen?“ Er lachte leicht und lehnte sich zurück. „Hör bloß auf damit.“ Sakura ließ sich erschöpft neben ihm auf die Couch fallen, zog ein Kissen vor ihren Bauch und winkelte die Beine an. „Vorgestern wollte ich mein Müsli vorbereiten. Ich habe mir noch ein paar extra Haselnüsse in meine Schüssel gegeben, Milch drüber und beim ersten Bissen wundere ich mich, was sich plötzlich anhört wie ein Eimer Schrauben in meinem Mund. Habe ich statt den Haselnüssen nicht Kaffeebohnen in mein Müsli gekippt?“ Sie lachte bereits über die Schusseligkeit, als Matthew zurück ins Wohnzimmer gestürmt kam. In der Hand eine, an den Ecken geknickte, Zeitschrift. „Guck mal Sake! Ich habe sogar eine Zeitung über die Chicago Bears!“ Er kraxelte an seiner Tante vorbei, neben Sasuke und hielt ihm das Stück Papier vor die Nase. „Ich habe ihm eine Frist gesetzt, aber bisher hat er sich nicht daran gehalten. Aber was soll ich machen? Ich kann ihn ja schlecht zwingen. Und ich werde mich hüten etwas zu sagen, dass mich eigentlich nichts angeht.“ Sakura wendete das Dinosaurierschnitzel in der Pfanne. Als sie vorhin mit ihrem Neffen einkaufen war landete zuerst die Packung Schnitzel in ihrem Einkaufswagen. Sie musste ihn zügeln, als er mit einem Berg Chipstüten und Schokolade beladen wieder antrottete, weil er sich nicht entscheiden konnte, was seine Lieblingssüßigkeit dieses Wochenende sein sollte. Eigentlich hatte ihre Schwester ihr verboten ihm jeglichen Süßkram zu geben. Aber das überhörte die Rosahaarige gekonnt. Immerhin durfte sie nicht jedes Wochenende ihren Neffen verwöhnen. Und als Lieblingstante musste man einen Ruf wahren. „Ich habe Temari zuletzt letztes Wochenende gesehen. Seit sie wieder ausgezogen ist, benimmt sie sich wie ein Schatten. Aber ich glaube, sie würde gerne mit Shikamaru reden, traut sich allerdings nicht. Sie hat sich in einige Projekte in der Firma gestürzt und arbeitet enorm viel und lang.“ Sasuke saß auf dem Barhocker in Sakuras Wohnzimmer und beobachtete, wie sie das Abendessen zubereitete. Er wurde mit einem angsteinflößenden Blick aus der Küche verbannt, als er seine Hilfe anbot. Matthew starrte gebannt auf den Fernseher, auf dem gerade die Minions liefen. Sowohl Sakura, als auch Matty waren ganz überrascht, dass er die kleinen gelben Wesen nie zuvor geschaut hat. Also sollte er jetzt seine Bildungslücke schließen, während er ein Auge auf den Jungen hatte. Sakura rotierte routiniert durch ihre Küche. Sie öffnete die Backofentür, um den Dampf abzulassen, damit die Pommes nicht zu matschig würden, während sie nebenbei die Kräuter für eine Salatsoße hackte und zu einer Mischung aus Essig und Öl kippte. Leise brutzelte das Fleisch goldbraun vor sich hin. „Wann hat deine Schwägerin eigentlich Geburtsttermin?“, fragte Sakura nebenbei und griff zur Pfeffermühle. Feiner schwarzer Regen rieselte in das hohe Dressinggefäß. „Anfang Juni. Meine Mutter kauft gefühlt jeden Tag irgendein Teil ein. Itachi hat es ihr mittlerweile sogar verboten, aber sie sagt immer, dass sie die Oma ist und kaufen kann was sie will. Da hat er sich gefälligst nicht einzumischen.“ Sakura gluckste und stellte den Pfeffer zurück in den Schrank. „Ja, kann ich mir bei Mikoto sehr gut vorstellen. Sie weiß, was sie will und welche Mutter freut sich nicht darüber endlich ein Enkelkind zu bekommen?“ Sasuke starrte auf die Theke vor sich und dachte einen Moment über ihre Worte nach. Er hatte bewusst den Teil ausgelassen, indem seine Mutter sich noch wünschte, dass er endlich eine Frau mit nach Hause brachte. Außerdem wollte er nicht von Müttern sprechen, wo Sakura doch selbst keine mehr hatte. Es kam ihm falsch vor. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“ Sakura lehnte sich auf die polierte Platte auf der anderen Seite und schaute ihn besorgt an. Ihre Augen strahlten Wärme und Geborgenheit aus. Er schüttelte den Kopf und schaute weg. Es wunderte ihn, dass Sakura nicht seinen hüpfenden Herzschlag hörte, so laut trommelte es in seinen Ohren. Was verdammt war nur los mit ihm? Mit einem mulmigen Gefühl im Magen stand Shikamaru vor dem Altbau und schaute hoch in Richtung der Feuertreppe, auf der er so viele Nächte mit ihr verbracht hatte. Er nahm sich endlich Sakuras Bitte an und wollte hören was sie zu sagen hatte. Durch Zufall erfuhr er in einem Gespräch mit Hinata, dass sie seit gestern von einer Geschäftsreise aus Südafrika wieder da sei. In dem Blick der Hyuga verbarg sich etwas, dass er vor einiger Zeit auch schon bei Sakura gesehen hatte. Beide wussten etwas. Sein Puls beschleunigte sich. Er hatte sie zuletzt vor über einem Monat gesehen. Zitternd hob er die Hand Richtung Klingel. „Shikamaru?“ Shikamaru erstarrte. Diese Stimme hinter ihm ließ ihm einen Schauer desaströsen Ausmaßes über den Rücken laufen. Er drehte sich langsam und bedächtig um. Sie hielt einen Thermobecher und eine kleine Tüte in den Händen. Ihr langer Mantel war fest um die schmale Hüfte geschnürt. Ihr Gesicht offenbarte gebräunte Haut. Sie sah fertig aus und doch empfand Shikamaru, dass sie nie schöner aussah. Und es drückte Shikamaru wie eine Naturgewalt runter. „H-…Hallo Temari.“ „Hallo“, sagte sie leise und Shikamaru bekam gar nicht mit, dass ein junges Pärchen aus der Tür wollte, die er versperrte. Erst als sie ihn erneut höflich baten Platz machen, schrie er hysterisch eine Entschuldigung heraus und trat zur Seite. Temari musterte ihn. Sie war vor erst vor einer Stunde wieder aufgestanden, seitdem sie gelandet war. Sie strich sich beunruhigt mit der freien Hand die blonden Strähnen von der Stirn. Unter dem Mantel trug sie noch immer den verknitterten Pullover mit dem sie ins Bett gestiegen war. Ihr Kopf tat weh und sie hatte Jetlag. Sie war über einen Tag unterwegs, bevor sie endlich wieder heimatlichen Boden unter ihren Füßen spürte. Ihre Haare waren zersaust und fettig. Sie war nur fünf Minuten zu dem kleinen Kiosk gegangen und füllte ihren Kühlschrank mit Getränken und Brot auf. Sie fühlte sich gedemütigt so in der Gegenwart des Mannes zu sein, dem so bedingungslos ihr Herz gehörte. Ihre Stirn lag in tiefen Runzeln, als Shikamaru sie fragte, wie es ihr ging. „Gut…schlecht, ich meine-…ich habe Jetlag. Am liebsten würde ich eine Woche durchschlafen. Ich komme quasi gerade aus Südafrika…dort ist es sogar Mitte Februar ziemlich warm…ich meine, ich war dort nicht zum Vergnügen. Also eigentlich…es geht mir gut. Wirklich gut! Ausgenommen des Jetlags.“ Sie versuchte sich in dem Sumpf aus heißen Kaffee zu ertränken. Sie klappte den Mund zu, bevor sie es noch schlimmer machte und es kostete sie viel Willenskraft ihren Kopf nicht gegen die Hauswand zu schlagen. Am besten so oft, dass sie das Bewusstsein verlor. Oder gleich ihre Erinnerung. „Temari, ich glaube wir sollten reingehen und reden.“ Sie saß vollkommen aufgelöst gegenüber von ihm an dem Esstisch in der Ecke ihrer Küche und hielt sich an dem Kaffeebecher fest, wie ein Ertrinkender an einem Rettungsring. Shikamaru verbiss sich einen Fluch, der auf seinen Lippen lag und malte sich alternativ idyllische Szenen aus wie er sich selbst mit einem Schachbrett zu Tode prügelte. Warum tat er sich das an? Warum tat er ihr das an? Vielleicht wären sie ohneeinander glücklicher? Sie versuchte zu lächeln, obwohl es eher ein Zähne zeigen war. Sie hoffte, er sah ihr ihre Qualen nicht an. „Alles okay?“ Sie hoffte vergeblich. „Wir lassen uns scheiden“, platzte es aus der hübschen Blondine heraus und sie winkelte ihre Beine untereinander an. Für einen Moment schwiegen sie. „Es war der größte Fehler meines Lebens dir nicht die Wahrheit zu erzählen. Aber es fiel mir so unglaublich schwer. Da sind diese vielen Gefühle, die ich dir gegenüber empfinde und da ist dieses dumpfe Gefühl von Reue Neji gegenüber.“ Temari sah ihn weiter an und als wäre etwas in ihr zerbrochen, das sie vom Reden abhielt, hauchte sie leise. „Ich habe dich vermisst Shikamaru. Ich habe dich so sehr vermisst.“ Tränen standen in ihren blauen Augen, die im Licht tiefblau aussahen. Temari traute sich nicht zu atmen. „Temari“, wisperte der Nara seicht ihren Namen. Die Wut die er bis vorhin empfunden hatte, war gänzlich weggebraust. Alles was blieb war eine frostige Kälte und der Gedanke einen riesen Fehler gemacht zu haben. Dessen ungeachtet konnte er nicht einfach vergessen was geschehen war und welchen Schmerz er durchlitt. In dem Moment, wo Temari begann zu sprechen, fühlte er, dass auch sie Höllenqualen durchleiden musste. „Wieso hast du mich damals auf diesen verfluchten Drink eingeladen?“ Er musste jetzt endlich alles erfahren. Sie zögerte und schniefte unschön. „Ich weiß, dass du mich hasst, aber bitte lass mich dir alles erklären und entscheide erst danach, ob du mich niemals wieder sehen willst.“ Sie spielte mit einer Kordel ihres schwarzen Pullovers und legte ihren Kopf auf dem angewinkelten Knie ab. Ihre Arme umschlangen ihre Beine. Shikamaru nickte und war bereit ihr zuzuhören. „Neji und ich sind seit dem Studium ein Paar gewesen. Damals dachten wir, ein Paar so wie uns gibt es nicht nochmal auf dieser Erde. Naiv, wie man denkt man ist die einzige Person die die große Liebe findet. Vor knapp zwei Jahren habe ich herausgefunden, dass er fremdgeht. Ich habe ihn als Mistkerl, Arschloch und schrecklichsten Menschen auf der Welt betitelt. Ich zog aus dem Haus in die Wohnung hier. Eine Weile lebten wir getrennt.“ Sie machte eine kurze Pause. Ihre Zähne kauten nervös auf ihrer Unterlippe herum, die bereits weht tat. „Aber man schmeißt nicht einfach eine Ehe weg. Also haben wir an uns gearbeitet, eine Therapie gemacht und sind uns wieder näher gekommen.“ Es zerdrückte Shikamaru beinahe ihren Worten zu lauschen. Doch er biss die Zähne zusammen und gab ihr diese Chance, die sie verdiente. „Und dann im Oktober hatten wir einen riesigen Streit. Ich musste raus an die frische Luft und dort bin ich dir begegnet und du warst so komplett anders als Neji. Ich spürte etwas in mir, von dem ich glaubte es längst verloren zu haben. Ich wollte dir an diesem ersten Abend noch die Wahrheit sagen, doch ich war feige. Und dann kamen wir uns immer näher und ich habe mich in dich verliebt. Im Nachhinein glaube ich, dass ich mich direkt am Tag unserer Begegnung hoffnungslos in dich verliebt habe. Und plötzlich ist alles so schnell aus dem Ruder geraten. Während ich die letzten Wochen versucht habe, mein Herz zu kitten hat mir Neji, dieser Volltrottel, gestanden, dass er sich wieder mit seiner Affäre trifft. Seit November.“ Ernüchtert vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen und atmete laut auf. Sie senkte sie und schaute dem Nara tief in die Augen. „Es tut mir einfach nur leid. Ich weiß, ich kann das nie wieder gut machen. Bitte verzeihe mir.“ Bevor die Worte seine Lippen verließen, schüttelte er den Kopf. „Das kann ich nicht. Du willst nur, dass ich die vergebe, damit du nicht länger ein schlechtes Gewissen haben musst. Aber so läuft das nicht Temari. Du kannst nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, wie sehr mich der Gedanke gequält hat, dass du mich auf so eine Art verarscht hast. Wieso wart ihr an Silvester zusammen in New York? Verdammte scheiße! Er hat dich geküsst, während du mir gerade erzählst, dass ihr eigentlich nicht mehr zusammen seid!“ Sie schluchzte laut und blinzelte die aufkommenden Tränen weg. „Wir wussten bis dahin doch selber nicht, was wir uns noch von dieser Ehe erhofften. Und wenn wir daheim geblieben wären, hätten all unsere Freunde und Familie Fragen gestellt, zu denen wir keine Antwort gewusst hätten. In New York hatten wir ausreichend Abstand zu all dem hier und haben uns ausgesprochen.“ „Außer über deine Affäre...und Nejis“, unterbrach Shikamaru sie erbost und versenkte seine Hände in den Jackentaschen. Temari starrte auf die Tischplatte und fuhr die Maserung des Holzes nach. „Ja…bis auf diese Sache. Und dieser Kuss im Restaurant…es war ein Abschiedskuss. Wir waren endlich so weit voneinander loszulassen und weiter zu ziehen. Ich dachte niemals, dass es so ein Ende nehmen würde. „Das der dumme Nara aber auch einfach dazwischen funkt. Aber dafür wird mir jetzt klar, weshalb Neji so entspannt war und mir keine reingehauen hat. Eigentlich verdient ihr beide euch. Ehrlichkeit wird in eurer Ehe nicht sonderlich hoch geschrieben.“ Es tat weh, was Shikamaru zu ihr sagte. Aber der Märtyrer in ihr verlangte nach mehr. Denn es gab ihr das irrsinnige Gefühl, dass Shikamaru es nicht egal war und er noch immer etwas für sie fühlte. Sie wusste, dass es grotesk klang, aber die Liebe macht keinen Sinn. Sasuke betrachtete skeptisch das goldbraune Stück Fleisch auf seinem Teller. „Das war dein voller Ernst oder?“ Grinsend ließ sich Sakura ihm gegenüber nieder und reichte ihm eine Flasche Bier zum Essen. Matthew bestand darauf neben dem Uchiha zu sitzen. Er tauchte eine Pommes in den Ketchup und verschlang sie gierig. „Das ist wie mit einem geschnittenen Stück Apfel. Ein Dinoschnitzel schmeckt eben auch viel besser, als ein vollkommen normales.“ Sie zuckte mit den Schultern und spießte die Salatblätter auf ihrer Gabel auf. Kurz vor dem Mund hielt sie an. „Und keine Sorge. Ich habe keine Schalentiere unter den Salat gemischt. Vielleicht.“ Grummelnd zog Sasuke einen Flunsch. „Wie reizend. Danke.“ Lieblich klimperte die Haruno mit den Wimpern und drückte eine ordentliche Portion Mayonnaise auf ihren Teller. Sasuke köpfte den Dinosaurier und aß ihn. Er konnte sich nicht überwinden den Schwanz zuerst abzuschneiden. Allein der bloße Gedanke daran zerbrach ihm das Herz. Sakura schnitt Matthew das Essen klein, nachdem er den Dino bewunderte und schob den Teller wieder zu seinem Platz zurück. Etwas unbeholfen spießte er ein Stückchen auf und badete es in dem See aus Ketchup, der sich auf seinem Teller ergoss. „Kann ich dich etwas fragen ohne dass du das blöd auffasst?“ Sie blickte auf den Salat und stocherte darin herum. „Hn.“ Sie fasste diese seltsame Silbe als ein ja auf und fuhr fort. „Warum bist du eigentlich nicht mit Karin zusammen? Ich meine, ihr scheint ja ein…naja nennen wir es gemeinsames Hobby zu haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht an ihr liegt. Sie würde vermutlich sofort die große Geste annehmen. Deshalb habe ich mich gefragt…ähm…“, tanzte Sakura um den heißen Brei herum und drehte eine Pommes wiederholt im Uhrzeigersinn auf dem Teller herum. „Sag es.“, verlangte Sasuke und legte die Gabel auf dem Teller ab. Zögerlich hob Sakura den Kopf an. Sasukes Blick veränderte sich. Sofort fühlte sich zurück versetzt, als sie das erste Mal zusammen in ihrer Küche waren. Damals war die Stimmung elektrisierend und heiß. Genau der gleiche Blick, dachte sie atemlos. „Ach schon gut. Vergiss was ich sagen wollte.“ Sie winkte ab, doch Sasuke ließ sich nicht abwimmeln. „Sakura.“ Seine Stimme war tief, seiden und wie flüssiger Honig. Frustriert strich sie sich die Ponyfransen aus dem Gesicht. Sie fühlte die Hitze ihren Körper hinauf wandern. „Karin scheint sich ja ziemlich sicher zu sein, was eure gemeinsame Zukunft betrifft. Ist es nicht etwas fies sie in dem Glauben zu lassen? Oder täusche ich mich sehr gewaltig in dir? Eigentlich habe ich bis auf ein paar unschöne Ausnahmen, einen Sasuke kennengelernt, dem seine Familie wichtig ist und der für seine Freunde einsteht. Nicht jeder hätte Temari so selbstlos aufgenommen und sie aufgefangen wie du. Was mich zu dem Fazit bringt, dass ein ziemlich anständiger Kerl in dir steckt. Vielleicht solltest du Karin einfach mal eine Chance geben. Okay, ich mag sie tatsächlich nicht sonderlich gern, aber ich muss sie ja auch nicht mögen.“ „Vielleicht ist Karin einfach nicht diejenige, die ich will.“, antworte er gedämpft und schaute ihr tief in die Augen. Das Kratzen einer Gabel über einen Teller war das Einzige Geräusch zwischen den Beiden. Es war, als würde die Welt einen Augenblick still stehen und sie nicht mit Sakuras dreijährigem Neffen in ihrer Küche sitzen und Dinosaurierschnitzel essen. Sakuras Herz raste und ihre Augen weiteten sich verblüfft. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Was ist nur los mit dir?, fragte sie sich, aber eigentlich wusste sie im Unterbewusstsein was dieses beklemmende Gefühl in ihrer Brust zu bedeuten hatte. Aber diesem Gefühl würde sie keinesfalls nachgeben. Kapitel 26: Bookshelves ----------------------- „Tante Kura?“, durchbrach Matthew die intensiv geladene Stimmung zwischen Sasuke und Sakura. „Was denn?“, fragte sie und löste den Blickkontakt mit Sasuke, der ebenfalls zur Seite sah und sich einen Schluck Bier genehmigte. „Heiraten du und Onkel Sake auch irgendwann mal?“ Hustend verschluckte sich Sasuke heftig an dem Bier und schlug sich beherzt gegen die Brust. In seinen Augen stand Schock geschrieben, während Sakura lauthals anfing zu lachen. „Weißt du Matty, so funktioniert das mit dem Heiraten nicht.“ Ihre Stimme war sachlich und ruhig. Der Junge legte seinen Kopf schief zur Seite und starrte sie an, als wäre sie nicht ganz dicht. „Also ich heirate irgendwann mal meine Freundin Josie. Daddy sagt immer das Heiraten durch den Magen geht und Mama deshalb für uns kocht. Und Josie schenkt mir immer ihren halben Muffin im Kindergarten. Und du hast Sake doch auch Essen gekocht. Wie Mama Papa.“ „Du meinst, Liebe geht durch den Magen. Aber dein Papa hat deine Mama doch nicht deshalb geheiratet. Die beiden haben sich vorher schon viele Jahre ganz doll lieb gehabt und deshalb geheiratet.“ Matthew dachte über ihre Worte nach. Er legte die Gabel auf seinen Teller und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Seine Lippen waren zu einem grüblerischen Schmollmund verzogen. Sakura hatte große Mühe ernst zu bleiben. So wie ihr Neffe im Moment da saß, hätte auch sein Vater dort sitzen können. Die gleiche verstimmte Miene. Sie wuschelte ihm durch die nussbraunen Haare und lächelte selig. Nachdenklich summte Sakura eine Melodie von einem Lied vor sich hin. Sie kam einfach nicht auf den Titel des Songs, obwohl er ihr schon seit Tagen durch die Ohren huschte. Sie wurde Sasukes Blick einfach nicht mehr los, den er ihr zuwarf, nachdem Matthew übers Heiraten sprach. Es lag nicht ausschließlich Schock und Widerstreben darin. Auch etwas anderes. Aber es machte keinen Sinn für Sakura. Es sah nach Sehnsucht aus. Mit ziemlicher Sicherheit bildete sie sich das ein. Oder sah sie einfach nur das, was sie gerne sehen wollte? Geistesabwesend streuselte sie bunte Schokolinsen über die drei Portionen Frozen Yoghurt. Ihr Blick schweifte zu Sasuke, der im Wohnzimmer auf dem Boden gegenüber ihrem Neffen saß und irgendein Brettspiel über sich ergehen ließ. Als spürte er ihren Blick hob sich sein Kopf und er sah sie auf eine Art und Weise an, die sie zum Stocken brachte. Sakura rechnete nicht damit, dass der Uchiha überhaupt bis nach dem Essen bleiben würde und war verblüfft, dass er sogar mit Matty spielte. Okay, dieser kleine Quälgeist hatte auch nicht locker gelassen, bis Sasuke mit einem grummelnden „Ja“ nachgab und sich ins Wohnzimmer zitieren ließ. „Zweimal Frozen Yoghurt nach Wunsch.“ Mit zwei kleinen, weißen Schälchen bewaffnet betrat sie ihr Wohnzimmer. Auf dem Fernsehbildschirm war bereits der Titel der ‚Gummibärenbande‘ abgebildet. Lautlos seufzte sie. Das könnte ein langer Abend werden. „Wer wollte Schokolinsen, Minibutterkekse, Brownies und ein bisschen Erdbeersauce?“, fragte sie grinsend an ihren Neffen gewandt, der das Spiel mit Sasuke bereits vergessen zu haben schien und aufregt mit seinen kurzen Ärmchen nach der Schale fischte. „Aber es wird am Tisch gegessen“, sprach sie fest und stellte die Schale darauf ab. „Ich habe hier noch eine Portion mit extra vielen Schokolinsen, Mango und Erdbeersauce.“ Sasuke erhob sich aus der unbequemen Position. Beim aufstehen knackten seine Beine wie ein Ast der zerbrach. Er lachte kehlig, als er in die Schale sah. Sakura hatte aus den Schokolinsen und Mangospalten ein fröhliches Clownsgesicht gestaltet. Die Erdbeersauce bildete die Haare. Grinsend reichte sie ihm seine Portion. „Werde ich auch an den Tisch verdonnert?“, feixte er und fixierte ihren Blick. In seinen dunklen Augen schimmerte wieder dieser Glanz, der Sakura wackelige Knie verpasste. „Gut kombiniert Sherlock.“ Blinzend öffnete Sakura ihre müden Augen. Sie rieb sich den Sand heraus und schaute sich verwirrt um. Ihr Nacken tat weh und ihre Füße waren eiskalt. Leise richtete sie sich in eine bequemere Position. Milde lächelnd beobachtete sie ein paar Minuten Matthew, der zwischen ihr Sasuke zusammengerollt eingeschlafen war und seine Brust sich regelmäßig senkte und anhob. Sasuke schien ebenfalls schon eine Weile eingeschlafen zu sein. Sein Mund war leicht geöffnet und die schwarzen Haare fielen ihm lose ins Gesicht. Sein Blick war friedlich. Er lag ausgestreckt auf der Seite. Ein Kissen unter seinen Kopf gezogen. Matty hatte beide an der Nase entlang geführt. Er hatte in einer Werbeunterbrechung Zähne geputzt und sich danach gleichermaßen an sie Beide gekuschelt und verhindert, dass er seiner Meinung nach viel zu früh ins Bett musste. Sakura hatte nicht mehr mitbekommen, wann irgendjemand von ihnen eingeschlafen war. Vorsichtig stand sie von dem Sofa auf, dass unter der Bewegung quietschte. Ihr Rücken war verspannt. Behutsam, um ihn nicht aufzuwecken, hob sie Matthew an und trug ihn in ihr Schlafzimmer ins Bett. Die Digitalanzeige ihrer Uhr zeigte 23:54 an. Verschlafen putzte sie sich ihre Zähne im angrenzenden Badezimmer und schlüpfte in eine bequemere Hose und T-Shirt. Über die kalten Füße zog sie dicke Kuschelsocken mit lila-pinken Punkten. Leicht bürstete sie ihre verwirrten Haare durch und kam sich vor wie in Trance. Wieder beschleunigte sich ihr Puls, als sie an Sasuke dachte, der keine zehn Meter von ihr entfernt seelenruhig schlief, obwohl er sich seinen Freitagabend bestimmt anders vorgestellt hatte. Mit Karin oder einer anderen, fürchterlichen Frau. Schwerfällig drehte er sich auf den Rücken, der höllisch schmerzte. Stöhnend strich er sich die Haare aus dem Gesicht und hatte einige Schwierigkeiten sich wiederzufinden. Wo bin ich? Sein Körper war in einer rosa Fleecedecke eingehüllt und er war sich sicher, dass Kissen auf dem er geschlafen hatte, zur Hälfte in seinem Gesicht zu haben. Seine Hand, auf der er schlief, fühlte sich kribbelnd und taub an. Er schüttelte sie und ein Klappern von Schüsseln erlangte seine Aufmerksamkeit. Quälend langsam streifte er die Decke weg, die Funken unter seiner Berührung schlug. Er musste nachher dringend ein heißes Bad nehmen. Wüsste er nicht, dass er nur auf der Couch von Sakura geschlafen hatte, wäre er der festen Überzeugung am Vortag an einem Marathon teilgenommen zu haben und auf einem verfluchten Futon genächtigt zu haben. „Hey“, krächzte er und sein Mund fühlte sich staubtrocken an. „Guten Morgen Dornröschen. Dein Schlaf ist wirklich bemerkenswert.“ Sie reichte ihm ein Glas sprudelndes Wasser, dass er gierig auf Ex trank. „Warum hast du mich gestern nicht geweckt?“ Er drehte seinen Kopf in alle Richtungen und jede gab einen knackenden Laut von sich, der beängstigender als der vorherige klang. Sakura gluckste und räumte den Geschirrspüler weiter aus. „Das habe ich. Mehrfach sogar. Neben dir könnte sogar ein Hubschrauberlandeplatz sein und du würdest nicht wach werden.“ Er strich sich fahrig durch die Haare. „Sorry. Wollte keine Umstände machen.“ Sakura winkte ab und räumte einen Stapel Teller in einen Schrank. „Mach dir keinen Kopf. Dieser kleine Junge hat uns beide veralbert. Er hat mir vorhin erzählt, wie wir beide tief und fest geschlafen haben und er in aller Ruhe die Gummibären gucken konnte.“ Die Rosahaarige musterte den Uchiha skeptisch. „Nimms mir nicht übel. Aber du solltest dringend duschen. Du siehst echt fertig aus. Als hättest du eine Nacht auf Drogen und Alkohol hinter dir.“ „Danke, genauso fühle ich mich.“ Entschuldigend lächelte Sakura ihn an. Ihre Augenringe waren mindestens so tiefe Krater wie bei ihm. Eine Mondlandschaft schien dagegen ein flaches Tal zu sein. „Was machst du an deinem freien Samstag?“, fragte Sakura so beiläufig wie möglich. Sie hoffte, dass er ihre eigentliche Frage dahinter nicht verstand. Immerhin war heute Valentinstag und auch wenn sie sich nichts aus diesem Tag machte, konnte es bei dem Uchiha ja völlig anders sein. Sasuke streckte die Arme über seinem Kopf aus und ließ die Ellenbogen knacken, bevor er seinen steifen Nacken massierte. „Ich werde jetzt wohl erstmal ein heißes Bad nehmen und versuchen deine echt unbequeme Couch aus meinem Körper zu bekommen. Anschließend arbeite ich bestimmt ein bisschen. Immerhin haben wir durch eine neue Moderatorin in unserem Team plötzlich jede Menge Fananfragen zu beantworten.“ Sakura verdrehte die Augen. Natürlich begriff er den Hintergrund ihrer Frage nicht. „Als ob du dich mit Fanpost beschäftigen würdest. Dafür hast du doch deine Untergebenen.“ Sie schlug die Tür des Spülers zu und hing das Geschirrtuch über die Spüle. Sakuras Magen krampfte sich langsam zusammen und sie wurde hibbelig bei dem Gedanken, dass er sich heute Abend mit Karin oder jemanden anderen treffen würde. Er schien ihre Nervosität zu merken. Denn sein sonst so harter Gesichtsausdruck wurde weicher. „Sakura“, hauchte er ihren Namen und eine wohlige Gänsehaut überzog ihren Nacken. Die Art und Weise wie er ihren Namen sagte, ließ ihr Herz wild schlagen. „Wenn du heute Nachmittag nichts Besseres zu tun hast, kannst du gerne mit uns in den Park zum Schlittschuhlaufen kommen. Ich weiß…ähm…ich meine es ist Valentinstag. Vermutlich hast du bereits ein Date oder etwas Ähnliches. Ich dachte einfach…was ich…“ Sakura holte tief Luft, sortierte ihre wüsten Gedanken und sprach besonnen weiter. „Was ich eigentlich fragen wollte, möchtest du, sofern du nicht bereits termingebunden bist, heute Nachmittag mit uns zusammen in den Park? Natürlich sollst du dich zu nichts gezwungen fühlen, aber ich würde mich sehr über deine Gesellschaft freuen.“ Sie krampfte ihre Hände in die Jeans. Klang ihre Stimme schon immer so hoch? Warum war sie so aufgeregt und warum hatte sie so große Angst vor einer Absage? Sasuke legte den Kopf schief und grinste sie unverfroren an. Er wusste genau worauf sie mit dieser Frage hinaus wollte, brauchte aber noch eine weitere Bestätigung, die sie ihm soeben gab. Als Sakura sein Grinsen erkannte, verdunkelte sich ihre Miene. Sie wusste, dass er sie etwas in die richtige Richtung geschoben hatte. „Ich würde sehr gerne mit in den Park kommen. Aber kein Schlittschuhlaufen für mich. Ich erniedrige mich doch nicht selbst.“ „Du!“, zischte sie und war im Begriff ihren Zeigefinger in seine Brust zu spießen und sein Herz fein zu malträtieren. „Ich hätte dir, während du wie Schneewittchen geschlafen hast, den kleinen Finger in ein Glas Wasser stellen sollen.“ „Wäre mehr Arbeit für dich. Ist ja immerhin deine Couch.“ „Judas!“ „Also gegen Vier im Park?“ Seufzend gab sie nach. „Ja. Und für deine kleine, miese Show bezahlst du.“ Feixend zog sich Sasuke seine Jacke an, als hinter der Toilettentür die kindliche Stimme Matthews ertönte. „Tante Kura! Ich bin fertig mit Kacka!“ Erschöpft von letzter Nacht lag Shikamaru in dem weichen Bett mit der seidenen Bettwäsche und starrte an die, mit Stuck verzierte, weiße Decke. Sonnenlicht tänzelte durch die Jalousie. Er hatte die Augen keine Minute schließen können. „Woran denkst du?“ Die Bettdecke raschelte unter ihrer Bewegung und sie stützte mit der Hand ihren Kopf ab und musterte ihn. Ihre gebräunte Haut kam in der schneeweißen Bettwäsche wunderbar zur Geltung. Sie hatten bis tief in die Nacht hinein geredet. Über einfach alles. Bis auf eine Sache. „Ich weiß nicht wie es ich es sagen soll“, zögerte er und drehte seinen Kopf in ihre Richtung. Eigentlich sollte Sakura die Erste sein, die er in Kenntnis setzen würde. Allerdings machten ihm das Gespräch mit Temari und ein anschließender Kuss einen Strich durch die Rechnung. Ein wohliger Schauer durchfuhr seinen Körper, wenn er daran zurück dachte. Dieser Kuss war intensiv, zögerlich, sanft, überraschend vertraut. Dieser Kuss war für die Ewigkeit. Und dann wusste Shikamaru, dass es niemanden neben Temari geben würde, der jemals ihren Platz in seinem Herzen einnehmen würde. Er konnte ihr nicht so schnell verzeihen und auch nicht wieder komplett vertrauen. Das musste er auch nicht. Es war als hätte jemand seinen Verstand mit einem Scheibenwischer bereinigt und plötzlich konnte er klar sehen. Es genügte ihm so wie es jetzt war. Und doch war es nicht genug. Es war grauenvoll, was er die letzten Wochen erleiden musste, aber in Temaris Augen erkannte er, dass sie noch viel schlimmer litt als er es sich jemals vorstellen konnte. Und dann war der Stolz in ihm gebrochen. Sie setzte sich auf. Die Decke vor ihren nackten Körper gehalten. Ihre blonden Haare waren zerstört von der Nacht. „Sag es einfach. Ich halte das aus.“ „Temari“, säuselte er ihren Namen und scannte die Silhouette ihres schlanken Körpers mit den Augen ab, der sich unter der Bettwäsche abzeichnete. Er würde zerstören, was sie möglicherweise gerade begonnen hatten, wieder zusammen zu kleben. Aber er konnte keinen Rückzieher machen. Es stand fest. „Komm schon. So schlimm kann es doch gar nicht sein.“ In ihrer Stimme lag ein scherzhafter Unterton. „Ich war vor vier Wochen in San Francisco.“, begann der Nara zaghaft und Temaris Brauen zogen sich zu einer tiefen Linie zusammen. „Der hiesige Radiosender sucht dringend einen neuen Moderator und sie wollen mich. Ich habe vor knapp einer Woche die Zusage für den Job bekommen.“ Sie blinzelte irritiert, schüttelte skeptisch den Kopf und strich sich blonde Strähnen aus dem Gesicht. „Was versuchst du mir gerade zu sagen?“ Sie rutschte ein Stück von ihm weg. Er seufzte laut, setzte sich auf und winkelte die Beine an, auf denen er seine Arme abstützte. Er kam ihr nicht näher. Wollte ihr nicht die sichere Distanz nehmen. „Ich habe angenommen. Vor zwei Tagen habe ich den Vertrag unterschrieben. Ich werde Chicago verlassen.“ Kreischend rannte eine Schar Kinder an ihnen vorbei. Sasuke lehnte sich gegen die Tischkante, und beobachtete das wilde Treiben in dem Indoorspielplatz. Das Wetter war gegen Mittag umgeschwungen, sodass Sakura ihm eine Nachricht schrieb, wo sie sich alternativ treffen würden. Hätte er gewusst, was hinter der Adresse steckt, hätte er bestimmt abgesagt. Ein Kind war ja vollkommen okay. Aber ein dutzend waren ein anderes Kaliber. Er schlürfte an seiner Cola und suchte automatisch nach den hellbraunen Haaren von Matthew, der gerade auf einer Matte herumturnte und mit einem fremden Kind lachend spielte. „Tut mir leid, wenn ich dich um deinen Samstag gebracht habe.“ Sakura nahm eine Apfelspalte aus einer Dose. „Sakura, ich habe gesagt ich bin dabei. Mach dir keinen Kopf.“ „Ja klar, aber es ist ja nicht mal dein eigenes Kind. Du hast keinerlei Verpflichtung mir gegenüber. Wenn du gehen willst, ist das vollkommen okay. Auch wenn es schön ist, sich über etwas anderes zu unterhalten, als welche Regenbogenfarbe die schönste ist.“ „Grün. Ist doch klar.“ Sakura boxte ihm gegen die Schulter und lachte. „Danke trotzdem. Fass das jetzt nicht falsch auf. Aber deine Gesellschaft ist tatsächlich ganz angenehm.“ „Wow. Eine Beleidung und ein Kompliment in einem. Wieso sollte ich es falsch auffassen? Das ist doch ganz klar eine Verabredung.“ Er zwinkerte ihr zu, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und gähnte ausgiebig. Beleidigt lehnte sich Sakura zurück. „Du bist ein Idiot. Und das hier ist ganz sicher keine Verabredung. Dazu wäre man nämlich nur zu zweit und in irgendeiner Weise in einer halbwegs romantischen Atmosphäre.“ Sie zog einen Flunsch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Man kann aus jeder Situation eine romantische Stimmung schaffen.“ „Sprach der absolute Beziehungsexperte.“ Zwei Tage später lud Shikamaru seine beste Freundin auf einen Kaffee ein. Sie hatte sich das Wochenende über nur sehr sporadisch bei ihm gemeldet. Was ihm gelegen kam, da er einige Zeit zum Nachdenken brauchte. Er wusste, er konnte nicht alles haben. Nachdem er Temari über seine zukünftigen Pläne unterrichtete, gab sie ihm den Mut es durchzuziehen. Sie würde ihm nicht im Weg stehen. Sakura, die seine gequälte Miene fragend beobachtete, vermutete bereits das Schlimmste. Hibbelig saß sie in dem kleinen Café und nahm einen Schluck ihres doppelten Moccachinos mit extra viel Sahne und weißen Schokostreuseln. Gerne würde sie sich in dem Berg aus Sahne ertränken. Shikamaru rührte geistesabwesend seinen Zucker in den Kaffee ein. Seit fünf Minuten. „Also…“, begann Sakura und hob erwartungsvoll eine Augenbraue. Ihre Laune war bis vor einigen Stunden auf einem Höhepunkt gewesen. Das Wochenende mit ihrem Neffen war gestern Abend zu Ende gegangen. Er erzählte seiner Mutter das er mit ihr und Onkel Sake zusammen im Spieleparadies waren und anschließend in einer richtig coolen Bar Essen gegangen sind. Ihre Schwester schaute sie skeptisch an und fragte nach, wer denn Onkel Sake sei. Sakura wich der Frage aus. Außerdem hatte sie sich überaus gut mit Sasuke verstanden und einige tiefgründige Gespräche geführt. Leider kam mit den Gesprächen eine Aufgeregtheit und Unsicherheit ihm gegenüber. „Ich weiß nicht wo ich anfangen soll.“ Endlich legte er den Löffel beiseite! Sakura war kurz davor ihn aus seiner Hand zu schlagen. „Am besten wäre es am Anfang.“ Er schluckte schwer und legte die Hand um seine Kaffeetasse. „Es fällt mir nicht so leicht…bitte versuche wenigstens mich zu verstehen und nicht sofort zu verurteilen.“ Langsam machte er ihr Angst. In ihrem Kopf kreisten verrückte Gedanken. Doch nichts davon entsprach dem, was er ihr gleich sagen würde. „Ich war vor ein paar Wochen in San Francisco. Als ich euch erzählt habe, ich besuche mein Großeltern.“ „Warte…Was machst du in San Francisco?“ „Ich war bei Sunny Radio. Die suchen händeringend nach einem jungen, ungebunden Moderator für ihre neuste Sendung.“ Schraubklingen spannten sich um Sakuras Herz. „Du hast doch hier einen unglaublichen Job. Das was wir schon immer wollten.“ „Ja…Ja. Ich weiß. Aber nach der Sache mit Temari hatte ich das Gefühl, nicht hierbleiben zu können. Es hat mir die Luft zum Atmen genommen. Also habe ich unverbindlich dort angerufen und die haben mir sofort einen freien Termin eingeräumt. Sie hatten bereits von uns gehört und waren sehr überrascht, dass ich Interesse an dem Job habe.“ „Aber du würdest mir das doch nicht sagen, wenn es nicht mehr zu sagen gibt.“ „Sakura“, sagte er leise und behutsam. Der Griff um die Tasse wurde fester. „Ich habe den Job angenommen. Ich ziehe nach San Francisco.“ Schock stand in ihrem Gesicht geschrieben. Gepaart mit Überraschung und Verzweiflung. „Abe-…Oh Gott! Jetzt macht so vieles Sinn!“ Gestresst fuhr sie sich durch die seidigen Haare. „Das geht doch aber nicht. Wir haben uns für ein Jahr lang bei IIN verpflichtet…du kommst doch gar nicht aus dem Vertrag raus. Wie soll das mit Temari und dir weitergehen? Was wird aus unserer Freundschaft?“ „Sakura“, behutsam legte er eine Hand auf ihre und drückte sie fest. „Ich habe Sasuke gebeten, für mich einen Aufhebungsvertrag fertig zu machen. Außerdem wusste er von den Plänen.“ Ihr Mund schnappte auf und wieder zu. Ihr fehlten die Worte. Sasuke wusste von alledem? Wie konnte er ihr so dreist ins Gesicht lügen? „Und bevor du Uchiha übers Kreuz legst, denn was auch immer da zwischen euch läuft, gib ihm bitte keine Schuld für meine Entscheidung. Ich habe ihn gebeten dir nichts zu sagen, weil ich wusste du würdest versuchen es mir auszureden.“ „Verfluchte Temari“, murmelte sie leise und schlug sich schockiert über ihre Worte die Hand vor den Mund. „Ach das wollte ich dir auch noch sagen. Ich habe am Wochenende mit ihr geredet. Sie steht hinter dieser Entscheidung. Bis dahin wollen wir aus der Zeit die noch bleibt das Beste machen. Wie auch immer das aussehen wird.“ „Was heißt hier die restliche Zeit?“ „Mein Vertrag läuft ab Mai. Umziehen werde ich allerdings schon Mitte April, um mich noch etwas einzugewöhnen. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mich am 4. Juli besuchen kommen willst?“ Hilflos hob er die Hände und brachte ein verzerrtes Lächeln zu Stande. Man sah ihm seine Qualen an. „Ich fasse es einfach nicht! Wieder triffst du Entscheidungen ohne mit den Menschen darüber zu reden, die immer hinter dir stehen und denen du am Herzen liegst.“ Im Kopf rechnete sie nach. Es waren gerade einmal sechs Wochen bis Mitte April. „Bitte verstehe meine Entscheidung. Diese Stadt hat mir viel genommen.“ Die Haruno rutschte vom Tisch weg. Der Stuhl kratzte unsanft über die Fliesen. Ihre Stimme war brüchig, aber ruhig. „Die Stadt hat mir meine Mutter genommen. Und mindestens genauso viel geschenkt. Ja, für das was Temari gemacht hat gibt es keine Entschuldigung. Aber du hast mir mal gesagt, für keine Frau der Welt würdest du deine Träume aufgeben. Und einen davon haben wir mit unserer Show endlich erreicht.“ „Träume ändern sich. Meine Träume ändern sich. Und das ist auch gut so. Manchmal muss man lernen Dinge gehen zu lassen, damit sie wieder zu einem zurück kommen.“ „Wo hast du das denn gelesen? Auf einem beschissenen Abreißkalender?“ Sie sprang von ihrem Stuhl auf und sah sich unsicher um. „Weißt du was? Du kannst mir mal den Buckel runterrutschen! Ich hau ab!“ Wütend schnappte sie ihre Tasche, wickelte sich blitzartig den Schal um den Hals und warf sich die Jacke über, bevor sie aus der Tür des Cafés stürmte. „Scheiße!“ Genervt schlug er mit der Faust auf den Tisch. Sakuras Moccachino schwappte über. Blind vor Wut trugen ihre Beine sie automatisch vor den Gebäudekomplex von Illinois International News. Die Glasscheibe war mit hässlichen Salzflecken versehen. In der Lobby fand gerade ein Fotoshooting statt. Junge Mädchen in ballonartigen Kleidern posierten vor einer Leinwand. Energisch drückte sie den Knopf nach oben. Sofort öffnete sich eine Fahrstuhltür und Sakura ließ sich in den vierzehnten Stock fahren. Mit einem sanften Ping öffnete sich die Tür wie ein Schmetterlingsflügel. Aus den Lautsprechern summte seichte Musik. Sakura sah sich um. Hinata stand vor ihrem Schreibtisch und unterhielt sich mit einem jungen Mann, den Sakura nicht kannte. Sie kniff die Augen zusammen, um zu erkennen ob Sasuke hinter der Bürotür saß. Das Milchglas verweigerte ihr die Sicht. Mit großen Schritten stapfte sie auf Hinata zu. „Ist er da?“, blaffte sie die junge Hyuga an, die leicht japste als sie Sakura erkannte. „Sakura? Was machst du denn hier?“ Sie wimmelte den Unbekannten ab und drückte ihm einen Ordner in die Hand. Unsicher entfernte sich der Fremde von ihnen. „Ist Sasuke drinnen? Ich muss dringend mit ihm reden.“ Sie war fuchsteufelswild. Wie konnte Sasuke zulassen, dass Shikamaru einfach verschwand? „Ja, er ist drinnen. Soll ich dich anmelden?“ „Nicht nötig. Ich wollte ihn eh überraschen.“ „Abe-…“ Hinata streckte noch die Hand nach ihr aus, aber Sakura drückte die Tür bereits auf und ließ sie mit einem ohrenbetäubenden Knall hinter sich zufallen. Hinata zuckte vor Schreck zusammen. Gut gelaunt flogen Sasukes Finger über die Tastatur seines Computers. Heute war ein phänomenaler Tag. Er konnte bereits zwei neue Sponsoren gewinnen. Der Umbau der unteren Etage begann endlich und sein Wochenende war unter ausgezeichnet in die Akten zu legen. Bis zu dem Moment, als Shikamaru ihn anrief und ihm riet die Flucht zu ergreifen. Er wusste bereits, dass der Nara die Zusage aus San Francisco bekommen hatte. Heute Morgen hatte er den Aufhebungsvertrag für ihn fertig gemacht. Wie eine unbezwingbare Naturgewalt fiel Sakura über ihn her. Dunkle Wolken schwebten um sie herum, als sie seine Bürotür beinahe eintrat. Ihr Gesicht war rot vor Zorn. „Sakura.“ Er versuchte seine Stimme gekonnt locker klingen zu lassen. „Lass dieses Getue stecken! Wieso hast du mir nichts gesagt?“ Sasuke stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Er lehnte sich gegen die Tischkante und verschränkte die Arme vor der Brust. „Weil Shikamaru mich darum gebeten hat. Ganz einfach. Natürlich hätte ich dir einen Hinweis geben können, aber es würde nichts ändern. Er muss gehen. Um seiner selbst Willen. Gerade du als seine beste Freundin solltest das eigentlich verstehen. Ich bin mir sicher hinter deiner Wut und Überraschung weißt du das alles.“ „Oh Scheiße! Hör auf mich therapieren zu wollen! Du bist der beschissenste Seelenklempner auf Gottes Grüner Erde! Und gerade du solltest nicht damit anfangen mir etwas über Freundschaft und Loyalität erzählen zu wollen. Ansonsten würdest du deine kleine Assistentin nicht pausenlos vögeln, dass sie allen erzählt ihr seid ein Paar.“ Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu. Er konnte bereits ihren Atem in seinem Gesicht spüren. Wütend zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er funkelte sie an. „Was ist eigentlich dein Problem? Ich habe nämlich nicht das Gefühl, dass es hier wirklich um Shikamaru geht. Ist es, das ich mit anderen Frauen schlafe, weil es mir Spaß bereitet oder weil ich dir nichts davon gesagt habe, um was mich dein Freund gebeten hat?“ Wütend baute er sich vor ihr auf. „Was ist dein Problem mit mir, Sakura?“, wiederholte er die Frage schärfer und krallte seine Hände um die Tischkante. „Mein Problem? Mein Problem ist das hier nicht genügend Platz für mich und dein riesengroßes Arschlochego ist, Sasuke!“ „Verdammt Sakura! Red dich nicht immer raus!“, fluchte Sasuke. „Denkst du etwa ich lasse diese Beleidigungen einfach auf mir sitzen?“ „Denkst du etwa ich, du gemeiner Mistkerl?“, zischte Sakura aufgebracht. „Oh bitte! Wenn ich so ein Mistkerl wäre, warum hast du mich dann Samstag bei dir eingeladen? Du hättest die Zeit auch zusammen mit deinem Neffen genießen können. Warum hast mich denn Freitagnacht nicht geweckt und heimgeschickt?“ Sakura beugte sich vor. „Das hatte nichts zu bedeuten! Ich wollte lediglich nett sein.“ „Du hattest doch bloß Angst, dass ich wieder…warte wie hast du gesagt? Ach ja. Das ich wieder meine kleine Assistentin vögeln gehe.“ „Ja, der war echt gut!“ Sakura wollte einen Schritt zurück machen, doch Sasuke griff ihr Handgelenk und drängte sie in die Lücke zwischen zwei Bücherregalen. „Du weißt, wer sich über Kritik ärgert, gibt zu das sie verdient war.“ „Gleichfalls, Sasuke.“, spie Sakura schäumend vor Wut, ihre Augenbrauen zogen sich zu einer Linie zusammen und Sasuke zwang sie an die Wand und versperrte ihr die Fluchtmöglichkeit. Sie fixierten sich grimmig. „Bilde dir bloß nichts darauf ein!“, fauchte Sakura wie eine wildgewordene Katze und schluckte schwer, als sie in die wütenden Augen von Sasuke schaute, die noch dunkler wirkten als üblich. „Keine Sorge. Wird nicht passieren.“ Mit diesen Worten drückte er seine Lippen auf ihren Mund. Sakura schloss die Augen und öffnete ihren Mund um zu protestieren. Sasuke presste sie harsch gegen die Wand und verhinderte so, dass sie fiel. Ihre Knie flatterten wie Espenlaub, dass Sakura dachte sie würde jeden Moment den Halt verlieren, während Sasuke ihren einen unbeschreiblichen Kuss bescherte. Ihr Magen zog sich zusammen und Hitze durchzog ihren Unterleib in heißen Wellen. Sasukes kräftigen Körper gegen ihren zu spüren, gab ihr den Rest. Plötzlich hörten sie murmelnde Stimmen vor dem Büro und sowohl Sasuke, als auch Sakura beendeten den Kuss so plötzlich, wie sie ihn begonnen hatten. Sakura musste laut atmen und sich an dem Bücherregal festhalten, um nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern und Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Sasuke strich sich fahrig die Haare aus dem Gesicht und starrte sie weiterhin an. Sie schwiegen eine Weile. Blut rauschte ihr durch die Ohren. „Warum musst du alle Menschen um dich herum immer und immer wieder erniedrigen?“ Sie schlang die Arme um sich selber. „Warum tust du das?“, krächzte sie mit belegter Stimme und konnte gerade so die aufsteigenden Tränen aus ihren Augen wegblinzeln. „Erniedrige ich dich etwa, weil ich dich küsse?“ „Was glaubst du denn? Beziehst du diese Konsequenzen nicht ernsthaft in dein Handeln ein? Denkst du nicht daran, dass Karin sich vielleicht ernsthafte Hoffnungen auf eine Beziehung mit dir machen könnte und sich ehrlich in dich verliebt haben könnte?“ „Was soll ich mit Karin?“ Sakura wusste nichts von der Unterhaltung zwischen ihm und Karin. „Keine Ahnung. Aber sie scheint eine Mengen Fantasien zu haben was euch beide betrifft.“ Sasukes Lippen kräuselten sich. „Hasst du sie deswegen so?“ „Ich hasse sie bestimmt nicht wegen dir, Sasuke Uchiha!“, knurrte sie aufgebracht. Noch immer war ihr Atem flach. Er machte wieder einen Schritt auf sie zu. Seine Augen fixierten sie. „Ich habe es dir bereits Freitag gesagt. Karin ist nicht diejenige, die ich will.“ Seine Stimme veränderte sich. Erotisch. Warm. Bittersüß. „Bitte Sasuke. Lass das sein.“ Sakura schüttelte unentwegt den Kopf, konnte aber ihren Blick nicht von seinen Lippen lösen, die so einladend für sie waren. Es wäre ihr Verderben. „Wieso ist es so abwegig für dich, dass ich ernsthaftes Interesse an dir haben könnte?“, stellte er die Gegenfrage. „Weil, wenn du ehrlich mit dir selber bist, du dir bisher nicht sonderlich viel Vertrauen erarbeitet hast.“ „Dann lass mich dir das Gegenteil beweisen.“ Mit diesen Worten bettete er seine weichen, warmen Lippen erneut gegen ihre. Ein wohliger Seufzer verließ Sakuras Kehle. Er verhieß pure Kapitulation. Es war ihr egal, ob plötzlich jemand in das Büro eintreten würde. Sie schmiegte sich an Sasuke wie an einen Rettungsring. Er legte eine Hand auf ihre Hüfte und zog sie näher zu sich. Kapitel 27: Norway ------------------ Sakura saß mit angewinkelten Beinen in dem teuer aussehnenden, cremefarbenen Sessel, spielte mit einer Haarsträhne und mied es Sasuke in die Augen zu schauen. Nach dem wahrscheinlich besten Kuss ihres Lebens konnte sie sich nicht überwinden das Büro zu verlassen und die Blicke anderer Menschen auf sich zu spüren. Sasuke ließ sein Handy sinken, auf dem er seit geraumer Zeit herumtippte und legte die Füße auf den Tisch. „Irgendwann wirst du dieses Büro wieder verlassen müssen.“ „Naja, ich bin nicht wählerisch. Ich finde sicher ein nettes Plätzchen auf dem Fußboden.“ „Shikamaru wird dich auch hier finden.“ „Nicht, wenn du ihn anlügst.“ „Warum sollte ich das tun? Herrgott Sakura, jeder halbwegs normal denkende Mensch hat mitbekommen wie du in mein Büro gestürmt bist und mich angeschrien hast.“ „Ich habe nicht geschrien!“, zischte sie. „Nein, du hast nur in einer Frequenz gesprochen, die nur von Hunden gehört wird.“ „Ich dachte wir hätten diese Streiterei hinter uns gelassen.“ Sakura warf ihm einen Dackelblick entgegen und Sasuke rollte mit den Augen. „Such verdammt nochmal nach ihm und klärt euren Scheiß! Irgendwann wirst du auch wieder zur Arbeit müssen.“ Sakura kniff die Augen zusammen und schmunzelte selbstgefällig. „Mein Boss hat mir zufällig ins Ohr geflüstert, dass er mich ganz nett findet. Es gab sogar einen Kuss. Ich denke, ich habe ganz gute Chance einem Anschiss zu entkommen.“ Sie streckte ihm die Zunge entgegen und rutschte tiefer in den Sessel. „Sehr erwachsen Sakura.“ „Du wirst übrigens auch irgendwann dieses Büro wieder verlassen müssen“, machte sie ihn auf den gemeinsamen Umstand aufmerksam. Sasuke legte das Handy weg. „Verdammt.“ Sakura lugte vorsichtig um die Ecke, als sie die Bürotür von Sasuke öffnete. Dieser gab hinter ihr ein lautes, gereiztes Stöhnen von sich und schob sie über die Türkante. Mit einem großen Schritt folgte er ihr. Sakura zog sich den Schal so hoch wie möglich ins Gesicht, um nicht erkannt zu werden. Sie fühlte sich wie eine Verbrecherin, als sie langsam aus dem Büro schlich, ihre Tasche vor sich wie einen Schutzschild. „Hinata“, flötete Sasuke lautstark hinter ihr und Sakura zuckte heftig zusammen, als die hübsche Hyuga sie mit einem durchschauenden Blick musterte, während Sakura peinlich berührt zur Seite schaute, eine Grimasse zog und sich zischend zu dem Uchiha umdrehte. „Judas!“, fauchte Sakura und sah zu so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Sasuke zu bringen. Vorsichtig sah sich Sakura in dem offenen Empfang um, als erwarte sie tuschelnde, aneinander gesteckte Köpfe, die sie verurteilend ansahen. Doch niemand interessierte sich für sie. Ihr Körper entspannte sich augenblicklich und ihre Schultern fielen nach unten. „Hast du etwas von meinem bezaubernden Freund Naruto gehört? Wir sind heute zum Fußballspielen verabredet, aber bisher hat er nichts von sich hören lassen.“, fragte Sasuke an Hinata gewandt, die sich auf ihrem Stuhl zurückschob und in ihre Richtung drehte. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Die dunklen Haare fielen ihr lose in die Augen. „Ich unterbreche euch nur ungern, aber ich muss los.“ Sie lächelte Hinata so freundlich an wie es möglich war, nachdem die Hyuga genau wusste was hinter der Tür zwischen ihr und Sasuke geschehen war und mied es den Uchiha nochmal in die Augen zu schauen, bevor sie in Richtung Fahrstuhl eilte und Stoßgebete in den Himmel schickte, dass die Türen sich gleich öffnen mögen. Lieber Herr im Himmel, ich weiß ich spreche nicht oft zu dir, aber kannst du bitte dafür sorgen, dass ich auf der Stelle von einer radioaktiven Spinne gebissen werde? Entweder ich sterbe an den Folgen oder bekomme Superkräfte. Beides wäre eine gelungene Alternative! Als Sakura hinter der schweren Tür des Fahrstuhls verschwunden war, grabschte Hinata nach einer Zeitschrift, rollte sie zusammen, stand auf und verpasste Sasuke einen kräftigten Hieb gegen den Oberarm. „Autsch!“, fluchte er und rieb sich die zwiebelnde Stelle. „Was sollte das?“ „Verdammt Sasuke! Was denkst du dir dabei?“ Aufgebracht packte sie ihn am Oberarm, an der gleichen Stelle wo sie zugeschlagen hatte und zerrte ihn zurück in sein Büro. „Oh bitte keine Predigt. Dafür habe ich gerade echt keine Nerven.“ Frustriert massierte er sich den Nacken, während Hinata vor die breite Fensterfront stiefelte und in die Dämmerung schaute. Der Himmel war eine wilde Mischung aus trüben Grautönen, durch die sich die letzten Sonnenstrahlen kämpften. „Keine Sorge. Moralpredigten reichen bei dir längst nicht mehr aus. Da helfen nur gezielte Schläge auf den Hinterkopf.“ Sie drehte sich zurück zu Sasuke, der sich streckte und herzhaft gähnte. Hinatas Blick flog durch das Büro und blieb an dem verrutschten Bild zwischen den beiden Bücherregalen hängen. „Ihr hättet wenigstens eure Spuren beseitigen können.“, sagte die hübsche Frau matt und hob skeptisch eine Augenbraue. Sasuke ging zu dem Bilderrahmen und rückte ihn gerade. „Wie gesagt. Es ist nichts passiert.“ „Warum konnte Sakura mir dann nicht mal in die Augen sehen?“ Sie ließ sich erschöpft in den weichen Sessel fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du weißt, dass es eine unfassbar bescheuerte Idee ist mit seinen Mitarbeitern zu schlafen? Besonders wenn diese keine zehn Meter weiter stehen und versuchen zu lauschen.“ „Ich schlafe nicht mit meinen Angestellten.“ Er korrigierte seine Aussage auf Hinatas zusammengekniffene Augen. „Okay, Karin lassen wir außen vor. Und die Praktikantin auch. Aber ansonsten schlafe ich nicht mit Angestellten.“ „Und Sakura? Ihr beide saht nicht unbedingt unschuldig aus.“ „Unser Gespräch wurde lediglich etwas hitzig.“, wand sich Sasuke aus der Schlinge und setzte sich ihr gegenüber. Hinata sah ihn an und hob eine Augenbraue. „Na klar. Ihr habt so heißblütig miteinander gestritten, dass plötzlich Stille herrschte und sämtliche Bilder gewackelt haben.“ „Exakt so war es.“ Hinatas Augenbraue sprang eine Etage höher. „Du siehst Geister.“ Hinata fixierte ihn immer noch. „Da würde nie-…nie etwas laufen.“ Sasuke rutschte unruhig auf dem Sessel hin und her und knetete nervös seine Hände. „Scheiße!“, fluchte er, als er merkte das Hinata ihn mit ihren kleinen Psychologen-Spielchen um den Finger gewickelt hatte. „Verdammt! Arrrgh! Ja, wir haben uns geküsst.“ Und ich hätte nichts gegen ein kleines Stelldichein gehabt, fügte er in Gedanken hinzu, traute sich allerdings nicht diese Worte vor Hinata laut auszusprechen. Schwer atmend lehnte sie sich gegen die kühle Wand aus Glas und Stahl im Fahrstuhl, als dieser stehen blieb und die Türen sich schwer öffneten. Sakura ignorierte den weiteren Mitfahrer. Plötzlich. „Sakura.“ Die junge Frau stieß einen Schreckenslaut aus und die Jacke fiel aus ihrem Armen über den Fahrstuhlboden. Sakura drehte sich um. Karin stand hinter ihr und lächelte auf eine Art und Weise auf sie herab, die Sakura dazu veranlasste sich eine traumhafte Szene vorzustellen, in der es möglich war Karin mit einem Wintermantel zu erdrosseln. „…und so wie es aussieht, Sasuke bald erkennen wird, was er verpasst…“ Beim Namen von Sasuke tauchte Sakura aus ihrer Vorstellung von viel Blut, Wattefüllungen und Steppjacken auf. Hasst du sie deswegen so? Die Worte Sasukes rauschten durch ihr Gedächtnis. Hasste sie sie wirklich, weil sie mit dem Uchiha schlief? „Weißt du Karin“, Sakura konnte noch immer Sasukes weiche, einladende Lippen auf ihren spüren und unterdrückte ein wissendes Grinsen. „Während Männer Abends noch denken, dass sie mit ihrer Traumfrau ins Bett gestiegen sind, erschrecken sie am nächsten morgen, wenn sie mit der Realität neben sich erwachen. Und ich bezweifel, dass Sasuke diese Realität gefällt.“ „Was versuchst du mir gerade zu sagen?“ Das Lächeln auf ihren Lippen erstarb. „Lass es mich so ausdrücken, das du es auch verstehst. Während du über die große, gemeinsame Zukunft mit Sasuke bereits die Hochzeitsglocken läuten hörst…er ist einfach nicht der Typ für…Du bist die Liebe meines Lebens. Alles was ich habe und alles was ich besitze gehört dir. Mein Leben war sinnlos bis du meinen Fön benutzt hast. Ich bezweifel, dass das passiert.“ „Du bist nur neidisch.“ „Auf dich?“ Sakura bückte sich und hob die Jacke auf. „Du bist doch nur neidisch, weil ich Sasuke bekommen habe, obwohl du wie jede andere auch hinter ihm her bist.“ „So wie die Zwanzig anderen Frauen vor dir? Meinen Glückwunsch.“ Die Tür des Fahrstuhls öffnete sich und Karin rauschte an ihr vorbei um die nächste Ecke. Von Wut so benebelt, sah sie wie Naruto vor der Eingangstür stand und mit Shikamaru sprach. Sie hatten sie entdeckt und es war zu spät um wieder kehrt zu machen. Naruto sagte etwas zu Shikamaru, der ihm zu danken schien und auf sie zukam. „Sakura! Versteckst du dich vor mir oder warum begegnen wir uns nicht mehr im Treppenhaus?“ Naruto, gut gelaunt wie eh und je zog sie in eine bärenartige Umarmung. Er drückte sie ein Stück von sich weg und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Sag mal, warum riechst du so nach Dobe?“ Die Rosahaarige verschluckte sich an ihrer eigenen Spucke und hustete heftig. „Ich…“ Ihre Stimme war kratzig und ihre Antwort kam viel zu schnell. „Das bildest du dir ein. Warst du mal in seinem Büro? Da drinnen riecht es wie im Pumakäfig.“, winkte sie ab und kaschierte gekonnt die aufsteigende Röte in ihrem Gesicht hinter ihrem Schal. Naruto schien mit der Antwort zufrieden zu sein, denn er fragte nicht weiter nach. Mit einer flinken Verabschiedung sprang er in den Fahrstuhl und hob zum Abschied die Hand, ehe die Tür die Sicht auf ihn versperrte und die Anzeige Etage um Etage höher sprang. Unruhig wippte die Haruno auf ihren Füßen hin und her. Das Fotoshooting war beendet. Eine ältere Frau verräumte eine Leinwand in eine Folie und wuselte wild umher. „Hey Sakura.“ Shikamarus Stimme war leise. Sein Gesicht war kreidebleich und er steckte seine Hände in die Hosentasche, wie ein Schuljunge der Mist gebaut hatte. Sakura atmete tief durch und gab sich die größte Mühe ruhig zu bleiben und die Worte von Sasuke zu verinnerlichen. „Sakura, wegen heute…“ „Shikamaru. Es tut mir leid und ich weiß auch nicht was da vorhin in mich gefahren ist, aber ich hätte dich ausreden lassen müssen. Tut mir wirklich leid. Ich war einfach so perplex und fassungslos, dass ich überreagiert habe. Du bist mein bester Freund, du hast es verdient das du mir alles erzählen kannst, ohne dass ich urteile“, sprudelte es aus hier heraus. Shikamaru hob abwehrend die Hände um ihren Redefluss zu stoppen. „Und mir tut es leid, dass ich dir nicht von Anfang an reinen Wein eingeschenkt habe. Das war wirklich dämlich, denn wenn mich jemand versteht, dann du.“ Sakura schossen endgültig die Tränen in die Augen und vernebelten ihre Sicht. „Es tut mir so leid!“ Ihre Stimme war hoch, brüchig und tränenerstickt. „Freunde?“ Shikamaru musste das erste Mal an diesem Tag lachen und umarmte seine beste Freundin. „Dito.“ „Sehr gut.“ Er ließ sie los und verwuschelte ihre Haare. „Wollen wir etwas Essen gehen?“ Er legte einen Arm um die schmalen Schultern der Haruno und zusammen verließen sie das Gebäude. Sakura stupste ihn an und grinste frech. „Du bezahlst.“ Der März schlich sich langsam ein, wie der Übergang in den Schlaf. Erst ganz seicht, dann übereilt. Es war bereits die zweite Märzwoche angebrochen. Der raue, graue Winter zog sich, wenn auch nur sehr langsam, zurück und machte einigen Sonnenstunden Platz. Der Schnee schmolz und positive Frühlingsgefühle rauschten durch die Lüfte. Die ersten Frühblüher durchbrachen die Erde und malten die Stadt in den buntesten Farben aus. Kunstvoll arrangierte Sakura einen Strauß rosa Tulpen in einer Keramikvase, die sie günstig auf dem Flohmarkt, den sie letztes Wochenende zusammen mit Hinata und Ino besuchte, geschossen hatte. Nachdem sie die Blumen mit ausreichend Wasser versorgte griff sie nach ihrem Handy, das auf dem Beistelltisch lag und schaltete das Display ein, das eine Nachricht offenbarte. Ihr Herz fing an zu rasen wie nach einem Marathon, nur das sie davon weit entfernt war. 18 Uhr Essen. Ich hol dich ab. Sakura grinste und tippte eine kurze Antwort zusammen. Das wird keine Verabredung! Wir treffen uns nur zum Essen, ist das klar? Seine Antwort kam sofort. Natürlich. Sakura war sich nicht sicher auf welchen Teil diese Antwort bezogen war und ob da nicht ein Stück weit Ironie dahinter steckte, aber das war ihr egal. Lautlos seufzte sie und ein mildes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Vielleicht waren auch diese Frühlingsgefühle Schuld an der endgültigen Kapitulation sich gegen ihre aufkeimenden Gefühle zu stellen. Sie und Sasuke schrieben jeden Tag miteinander und er war die erste Person an die sie morgens nach dem Aufwachen denken musste, auch wenn es schwer fiel sich das einzugestehen. Schon der Gedanke daran ihn wiederzusehen bereitete eine Freude in ihr aus, die sie nicht beschreiben konnte. Trotzdessen das sie beide in letzter Zeit durch die Arbeit zeitlich stark eingebunden waren, fand er immer die Zeit ihr zu antworten und sich die Zeit für sie zu nehmen, obwohl seit diesem atemberaubenden Kuss in seinem Büro zwischen ihnen nichts mehr gelaufen war. Ein angenehmer Schauer durchfuhr ihren Körper und Hitze strömte durch sie hindurch. Es war der wohlmöglich beste Kuss ihres bisherigen Lebens. Trotzdem hielt sie ihn auf Abstand. Sie wollte die Gerüchteküche nicht weiter anheizen, die seit jenem Kuss durch den Sender ging. Ihre Hoffnung, dass niemand ihr kleines Intermezzo mit dem Uchiha geschnallt hatte, war leider vergebens. Jedes Mal wenn sie einen Termin bei IIN erledigen musste, spürte sie die Leute hinter ihrem Rücken tuscheln. Sie lächelte diese fremden Personen, die ihr Leben scheinbar unglaublich interessant fanden übertrieben freundlich an, dann verstummten sie plötzlich und drehten ihre Köpfe peinlich berührt zur Seite. Und dann gab es da noch Karin. Jedes Mal wenn sie in der Gegenwart von Sasuke auch nur blinzelte schwänzelte plötzlich Karin um ihn herum und wann immer sich die Gelegenheit anbot berührte sie ihn. Sakura gab sich dabei wilden Fantasien hin, in denen sie Karin am liebsten eine Nagelfeile in den Hals rammen würde oder wie ihre Hand, ausversehen natürlich, im Schredder landete. Am schlimmsten waren jedoch die Blicke, mit denen Karin sie bedachte. Als wäre sie der letzte Dreck, der auf dem Mikrosom des Abschaums der letzten Bakterie umherschwirrte. Es klingelte. Temari sah von ihrem Buch auf und legte das Lesezeichen zwischen die Seiten, als sie aufstand und gleichzeitig versuchte ihre Füße aus dem Gewühl von Decken und Laken zu befreien. Durch das Wohnzimmerfenster konnte sie sehen, dass es draußen bereits stockfinster war. Temari verpasste der Couch noch einen unsanften Tritt, bevor sie endgültig an die Tür ihrer Wohnung ging und sie öffnete. Neji lehnte lässig gegen den Rahmen der Tür und hob zwei Flaschen Bier hoch. „Lust sich zu betrinken und die Scheidungsunterlagen zu unterschreiben?“ Temari sah ihn abwägend an und ihre Miene verfinsterte sich. „Auch dir ein freundliches Hallo. Findest du, dass das der richtige Weg ist?“ Er lachte auf und schlängelte sich an ihr vorbei. In der Hand einen braunen A4 Briefumschlag. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und sie folgte ihm zurück ins Wohnzimmer, das in dem warmen Licht ihrer Leselampe gehüllt vor ihnen lag. „Was liest du gerade?“, fragte Neji an sie gewandt und wischte mit einer gekonnten Handbewegung zwei Kissen zur Seite um sich in die weichen Polster fallen zu lassen. „Ich versuche zum wiederholten Mal Anna Karenina zu lesen, aber es scheitert immer wieder an der gleichen Stelle.“ Sie zuckte mit den Schultern und kramte aus einer Schublade einen abgegriffenen Flaschenöffner hervor, welchen sie Neji zuwarf. Er besaß die Form einer Ananas. Den hatte er ihr vor einigen Jahren von einer Geschäftsreise mitgebracht. Mit einem Ploppen entkorkte er beide Flaschen und reichte eine weiter an die hübsche Blondine, die sich zurück in ihren Berg aus Decken kuschelte und ein Kissen vor ihren Bauch legte, um ihre Arme darauf abzustützen. „Wie war Norwegen?“ Sie spielte auf die Geschäftsreise an, auf der Neji den letzten Monat über war, da sie dort einen wichtigen Investor versuchten mit all ihrem Charme zu überzeugen, in ihre Firma zu investieren. Fröstelnd an den Gedanken rieb sich der Hyuga die Oberarme. „Viel zu kalt. Und zu viel Schnee. Aber ich habe Nordlichter gesehen. Das war echt richtig phänomenal. Ich zeige dir das nächste Mal ein paar Bilder. Trotzdem bin ich froh, wieder vertrauten Boden unter den Füßen zu spüren.“ Er fixierte sie. „Wie geht es dir? Der leidende Bambiblick ist verschwunden.“ „Trottel.“ Wütend funkelte sie ihn an, musste dann aber über den Vergleich lachen. Sie beugte sich nach vorne, prostete ihm zu und genehmigte sich einen Schluck dieser norwegischen Delikatesse. „Was ist das? Hast du Spülwasser abgefüllt?“ Angewidert hielt sie die Flasche ins Licht und inspizierte die Flüssigkeit in der Braunglasflasche. „Man gewöhnt sich an den Geschmack. So ging es mir beim ersten Schluck auch, aber wenn du vier Wochen lang nichts anderes bekommst, geht es mit der Zeit.“ Er drehte die Flasche in seinen Händen umher. „Sorry aber das Zeug verursacht doch Druck auf den Ohren!“ Sie stellte die Flasche auf den Tisch und lehnte sich zurück in die Kissen. Neji legte die Füße auf den Tisch. „Hinata hat mir das mit dir und Shikamaru erzählt. Tut mir leid.“ Temari stierte auf das Kissen vor sich und mied Nejis Blick. „Ja, mir auch.“ Sakura nahm das Weinglas und nutzte die Chance, um sich etwas von Sasuke wegzudrehen und eine verwirrte Grimasse zu schneiden. Sie benahm sich bereits den ganzen Abend wie ein verliebter Teenager. Sie lachte laut, wedelte sich mit den Händen Luft zu und nutzte scheinbar jede Gelegenheit ihn am Arm zu berühren. Sie wandte sich ihm wieder zu und musterte Sasuke. Ja, er war noch immer unfassbar attraktiv. Das hatte sich in den letzten zehn Sekunden nicht geändert. Ihre Gespräche waren viel zu steif und gezwungen. Vielleicht lag es auch an diesem Fünf Sterne Restaurant, in das er sie entführt hatte. Alles hier schrie nach Geld und Luxus. Es bereitete ein Unwohlsein in ihr. Einzig die Nähe zu Sasuke gab ihr ein gutes Gefühl. Sie musste ehrfürchtig einatmen und als hätte sich plötzlich ein Schalter in ihr umgelegt, fühlte sich dieses Flattern und Herzklopfen nicht mehr falsch an, sondern warm und absolut richtig. Sasuke grinste plötzlich und sagte. „Hast du mich jetzt genug gemustert?“ Sakura spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. „Hab ich dich angestarrt?“ „Ja.“ „Oh Gott! Tut mir leid.“ Sie legte sich beschämt die Hände vor das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Ich musste gerade an unsere erste Begegnung in meiner Küche denken.“ Sasuke neigte den Kopf zur Seite. „Es kommt mir vor als wäre das in einem anderen Jahrhundert gewesen.“ „Ja, so geht es mir auch.“ Sie lächelten sich an und ihre Blicke trafen sich. Grün auf Schwarz. Schwarz auf Grün. Zerstreut griffen sowohl Sasuke, als auch Sakura zu der Wasserkraraffe auf ihrem Tisch. Ihre Hände berührten sich. Beide zuckten zusammen. Sakura strich sich mit zitternden Fingern die Haare hinter die Ohren und lächelte verlegen. „Wie wäre es, wenn wir bezahlen und aus dieser förmlichen Situation einen lockeren Abend machen?“, fragte Sasuke, der ihr wohl die Qualen ansah. Sie waren in einem Nobelrestaurant, dessen Gerichte hauptsächlich aus französischen Fremdwörtern bestand und der günstigste Wein so viel kostete, dass Sakura davon locker eine Woche leben könnte. Erleichterung stand in ihrem Gesicht geschrieben. „Oh Bitte.“ Ihre Stimme war fast schon flehend. „Entschuldige bitte. Ich bin solche Restaurants einfach nicht gewohnt.“ Sie versuchte ihre Scham hinter ihrer gewohnten Lässigkeit zu verbergen, doch ihre Stimme war zu hoch dafür. Schnell ertrank sie sich in dem restlichen Weißwein, der noch in ihrem Glas war. Sasuke grinste frech und schob seinen Teller zur Seite. Er war noch immer hungrig. Diese Portionen in dem Laden waren vielleicht für Liliputaner die richtige Größe. Itachi hatte von dem Restaurant geschwärmt. Dem würde er bei nächster Gelegenheit gehörig den Marsch blasen, ihn so einen piekfeinen Laden zu empfehlen. Es ärgerte ihn, dass er nicht vorher ein paar Bewertungen im Internet gelesen hatte. Sakura hielt ihn jetzt garantiert für so einen aufgeblasenen Gockel, der nur Coq au vin aß und Wein trank der nach dem Öffnen erst mal eine Stunde atmen musste. Nach einen kurzem Sträuben ließ sich Sakura von Sasuke einladen und nachdem er bezahlt hatte, half er ihr in den Mantel und sie verließen das Lokal. Draußen wehte ein kühler Wind und Sakura fröstelte. Sie trug lediglich ein dünnes Kleidchen mit einer Strumpfhose. Sie vergrub sich tiefer in dem Mantel und wickelte ihren Schal eine weitere Runde um ihren Hals. Sasuke stand unschlüssig neben ihr. Sakura sah mit gerunzelter Stirn zu ihm hoch. Seine Miene war undurchschaubar. Sie erkannte viel von seinem Vater in ihm. Neben den kantigen Gesichtszügen zierte eine gewisse Härte seine Miene. Doch in seinen Gesten steckte unglaublich viel von seiner Mutter. Wenn er lachte bildeten sich die gleichen, kleinen Fältchen um seine Augen. „Sorry wegen dem schrecklichen Abendessen. Besonders, da ich noch immer einen Bärenhunger habe. Ich hätte das von Anfang an anders lösen müssen.“ Er starrte sie an. „Tatsächlich?“ Sakura sah sich unsicher um. „Ja.“ Plötzlich grinste er, griff nach ihrer Hand, die sich automatisch mit seiner verschränkte, beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte etwas in ihr Ohr. Sakura fühlte einen Schauer über ihren Rücken laufen, der nichts mit dem Wetter zu tun hatte. Kapitel 28: Midnight Kiss ------------------------- Zwei Stufen auf einmal nehmend sprintete Shikamaru das Treppenhaus hinauf. Sie waren verabredet und er kam zu spät. Mal wieder. Als er endlich den letzten Absatz erreicht hatte, musste er seine Hände auf den Knien abstützen und schnaufend durchatmen. Er musste dringend wieder mit Sport anfangen. Ausreden galten nicht! Er klingelte und hoffte, dass sie ihm nicht den Kopf abreißen würde. Es wartete einen Moment, ehe ihr Gesicht durch den Türspalt lugte. „Hey. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“ Verlegen räusperte er sich und kratzte sich am Hinterkopf. „Sorry. Ich musste noch etwas bei meinen Eltern im Restaurant abliefern und dann hat mein Dad mir noch ein Ohr abgekaut.“ Sie winkte ab und ließ ihn eintreten. Im Flur stand ein weiteres Paar Herrenschuhe. „Hast du Besuch?“ Sofort schrillten alle Alarmglocken. „Keine Sorge. Ich habe ihr nur einige restliche Unterlagen zum Unterschreiben vorbei gebracht und wollte jetzt eh wieder gehen.“ Neji Hyuga trat aus dem Wohnzimmer und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Alle Drei schauten sich gegenseitig an. Es war eine seltsame Situation. Eigentlich fehlte nur das Zirpen einer Grille im Hintergrund und das Vorbeirollen eines Steppenläufers wie in einem alten Western. Temari war die Erste, die hustete. „Irgendwie komisch oder?“ Sie versuchte die Situation wegzulachen, aber es glich eher einem gequälten Zähne zeigen. Angespannt musterte sie Shikamarus Reaktion. Die Hitze stieg ihr ins Gesicht. Neji hätte schon längst verschwinden sollen, allerdings waren sie in ein tiefes Gespräch versunken und vergaßen die Zeit. Erst die Türklingel riss beide aus ihrem Dialog. Quälend langsam, Temaris Empfinden nach, streifte sich Neji die Schuhe über und zog sich seine Jacke an. „Ich habe von dem Job in San Francisco gehört. Herzlichen Glückwunsch.“ Anerkennend nickte er dem Nara zu und zog den Zipper seines Reißverschlusses bis zum Anschlag hoch. „Ich wünsche euch noch einen schönen Abend.“ Er war bereits im Begriff zu gehen, als Shikamaru seine Stimme erhob und ihm folgte. „Ich komme nochmal mit vor die Tür.“ „Aber…“ Temaris Worte versanken in der leeren Wohnung, denn die beiden Männer waren bereits nach draußen verschwunden. Mit einem mulmigen Gefühl ging Temari zurück ins Wohnzimmer und versuchte sich von ihren Gedanken abzulenken. Sie malte sich Szenen aus, in denen Neji oder Shikamaru sich gegenseitig an die Gurgel sprangen. „Sorry das ich so über dich herfalle.“ Shikamaru schlenderte hinter dem Hyuga die Treppe hinunter. Seine Hände waren in der Jackentasche verborgen. Draußen schlug der kalte Märzwind ihnen entgegen wie eine peitschende Weide. Ein Rettungswagen raste an ihnen vorbei, die Straße hinunter. An der Kreuzung bog er links ab. Der Tabakladen auf der anderen Seite bediente ein klischeehaft aussehendes Klientel. Der Nara fischte nach dem Zigarettenpäckchen in seiner Hosentasche und zündete sich eine an. Er bot Neji eine an, der dankend ablehnte und steckte sie wieder ein. „Ich wollte mich eigentlich nur entschuldigen, dass ich mich damals wie ein Volltrottel benommen habe. Es wirkte einfach alles so eindeutig. Und die vielen Lügen.“ Er druckste herum, aber Neji nahm ihm die nächsten Worte ab. „Weißt du, ich hatte bereits vor der ganzen Sache ein seltsames Gefühl. Temari und ich kennen uns einfach schon so lange, da merkt man wenn etwas nicht stimmt. Ich nehme an, du weißt von meinem Seitensprung.“ Ein trauriges Lächeln zierte sein Mund. „Temari hat mir trotz allem verziehen und wollte weiter kämpfen. Sie war diejenige die mich angetrieben hat, es nicht aufzugeben. Ich, an ihrer Stelle, hätte mir niemals verziehen. Das was ich getan habe ist einfach unverzeihlich. Wenn man einen Mensch liebt, tut man ihm das nicht an.“ Shikamaru wollte zu einer Antwort ansetzen, aber Neji hob die Hand, um ihn zu stoppen. „Ich weiß was du jetzt sagen willst. Sie hat in irgendeiner Art das gleiche gemacht. Aber das kann ich so nicht bestätigen. Temari ist ein Mensch der sein Herz auf der Zunge trägt. Ich glaube, sie wollte sich zu dem Zeitpunkt als sie dich kennenlernte einfach nicht eingestehen, dass der Kampf zwischen ihr und mir längst verloren war. Für uns gab es kein Zurück mehr. Besonders nicht nachdem ich Tenten wieder getroffen habe. Ich habe den Kontakt zu ihr jetzt allerdings endgültig eingeschränkt. Wäre ich nicht so ein elendiger Feigling gewesen, hätte ich all das verhindern können und Temari jede Menge Kummer und Leid erspart. Es tut mir echt leid wie es alles gekommen ist.“ Sein Monolog endete und die Zigarette in Shikamarus Händen war erloschen, ohne das er einen einzigen Zug davon nahm. Sein Mund schnappte auf und wieder zu. Ihm fehlten die Worte, um auszudrücken was in ihm vorging. Und wieder war es Neji, der ihm zuvor kam. „Ich glaube Temari kann dich wirklich glücklich machen. Sie hat in den allerhöchsten Tönen von dir erzählt und wenn auch nur die Hälfte von dem der Wahrheit entspricht, kann das zwischen euch etwas ganz großes werden.“ Beeindruckt schüttelte er den Kopf. „Wow. Du bist echt gut. Hast du schon mal über eine Karriere als Seelenklempner nachgedacht?“ Der Hyuga lachte lauthals auf. „Ich bin ein genauso beschissener Seelenklempner wie es auch Sasuke ist. Glaub mir. Ich denke ich habe vorhin ein magisches Stinktiersekret oder so getrunken und das war jetzt endlich mein Moment.“ Schulterzuckend hob er die Arme und grinste. „Du solltest sie anrufen. Du bist nicht ein halb so schlechter Mensch, wie du dich darstellst.“ „Dito.“ Beide schenkten sich einen letzten, würdigen Blick, ehe Neji um den Häuserblock verschwand und einen beeindruckten Shikamaru hinterließ. Sie schlenderten an einer Reihe von schmuddeligen Siebziger-Jahre-Fassaden vorbei, die nicht besonders vielversprechend aussahen. Teilweise abgeplatzter Putz, fehlende Backsteine und verstaubte Vitrinen die ungeahnte Schätze hinter ihnen Scheiben verbargen. Seit sie das Restaurant verlassen hatten, lockerte sich die Stimmung und sie unterhielten sich. Pausen waren nicht peinlich. Ihre Gespräche waren tiefgründig, gedankengeladen und intensiv. Sakura fühlte sich unglaublich wohl. Sie biss von ihrem Hot Dog ab. Dabei spritzte etwas von der Sauce auf den Bürgersteig in einen dicken, auslaufenden Flatschen. Sie hatten vor dem Park an einem kleinen Foodtruck Halt gemacht um ihren Hunger zu stillen. Großzügig wie sie war lud sie den Uchiha auf das Mahl ein, der es dankbar grinsend annahm. Vor einem kleinen, mit staubigen Auslagen gezierten Elektroladen blieb Sakura stehen und warf einen sehnsüchtigen Blick auf eine blassrosa Küchenmaschine. „Ist nicht dein Ernst? Rosa?“ Sasuke musste plötzlich stoppen, um nicht in die Haruno hineinzulaufen. Er betrachtete die Maschine, die so überhaupt nicht seinem Farbschema entsprach. „Was ist denn deiner Meinung nach eine gute Farbe? Und jetzt antworte mir bitte nicht mit schwarz.“ Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Braun.“ „Braun?“ „Ja, warum nicht? Braun ist durchaus männliche Farbe.“ Sie drehte sich zu dem Uchiha, der dichter neben ihr stand, als sie annahm. Unbewusst sog Sakura tiefer seinen Duft ein. Sie musste dringend wieder einen klaren Verstand erlangen. Der Wein hatte ihre Gedanken völlig vernebelt. „Ich würde dir gerne etwas zeigen.“ Er deute mit seinen Kopf nach rechts. Dabei fielen ihm die losen Ponyfransen ins Gesicht. „Sagst du das zu jeder Frau mit der du dich verabredest?“ Er hob eine Augenbraue. „Ich denke, das ist keine Verabredung?“ Er wollte sie aus der Reserve locken, aber Sakura durchschaute sein Spiel. Sie stellte sich vor ihn, sodass sie bereits seinen Atmen auf ihrem Gesicht spüren konnte und strich ihm zärtlich die Haare aus dem Gesicht. Sie ging auf die Zehenspitzen und streifte mit ihren Lippen seine Wange. Sein Körper versteifte sich unter ihrer Berührung und Sakura wusste, dass er mit sich selber kämpfte. Mit einem koketten Grinsen entfernte sie sich und las die Verwirrung in seiner Miene. Sasuke wusste auf welches Spiel sie aus war. Seine Zähne blitzen gefährlich auf und ein Haifischgrinsen zierte seinen Mund. „Versuchst du gerade mit mir zu spielen?“ Sie zuckte mit den Schultern, verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken und trottete gut gelaunt vor ihm her. Ihr Schal schlug im gleichmäßigen Takt gegen ihre Brust, in dem gerade eine Auseinandersetzung ihrer Hormone stattfand. Sie drehte sich erneut zu ihm, um zu überprüfen ob er ihr folgte, was er tat. „Ich denke, du willst mir etwas zeigen?“ Die Belustigung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. Es war keine peinliche Stille, sondern der bewusste Genuss des Augenblicks. Einige Partygänger kamen ihnen auf ihrem Weg entgegen. Pärchen die sich stritten, Studenten auf dem Weg zum Bahnhof. Sakura und Sasuke waren nur noch einen Block vom Chicago River entfernt, als sie abrupt stoppte. Vor einer restaurierten Fassade, die in einem augenverblenden weiß verputzt war und dessen Fenster grau gerahmt waren, leuchtete das Reklameschild eines Clubs. Jiraiya stand in leuchtend blauen Buchstaben geschrieben. Neben dem Eingang, in zwei großen, geflochtenen Pflanzkübeln standen Palmen, denen die Temperaturen scheinbar nichts ausmachten. Aus dem inneren dröhnten angesagte Bassklänge und ein Kellner wischte, von innen, gerade die Scheibe mit einem Lappen sauber und brachte ein Plakat an die gereinigte Stelle an. 27. März - Große Mottoparty der 70er, 80er und 90er prangte in kunterbunten Lettern auf dem Papier, dass in einer Retrooptik gestaltet war. Sakura überflog den Text und grinste. „Während des Studiums habe ich hier etwas als Barkeeperin dazu verdient. Jiraiya ist zwar ein seltsamer Vogel, aber ich habe richtig gutes Trinkgeld bekommen und was die Partys angeht lässt er sich echt nicht lumpen.“, erklärte sie Sasuke, der neben ihr hielt. „Und ich stehe ja total auf die Musik aus den Achtzigern.“ Der Uchiha legte den Kopf schief. „Echt? Du siehst eher aus wie der Typ Taylor Swift und wie sie alle heißen.“ Beleidigt zog sie einen Flunsch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist ganz schön voreilig mit deinen Vorurteilen.“ Ihre Miene entspannte sich wieder und sie ließen den Club hinter sich und ein Lichtermeer des Chicago Rivers vor sich. Sasuke führte sie durch einige Seitengassen und von ihm gefundene Abkürzungen, als sie verdutzt stehen blieb. Sie war in ihrem Leben bestimmt an die tausend Mal am Chicago River gewesen, aber noch nie hier. Eine künstlich angelegte Insel ragte in einen Park hinein. In der Mitte der Insel stand ein kleiner Pavillon, dessen Dach mit Efeu überzogen war. Weiße Geländer, die verspielte Ornamente beinhielten, umsäumten den Pavillon. Warme Lichtkegel stiegen vom Boden hinauf und verwandelten diesen Ort in etwas Magisches. Ehrfürchtig atmete Sakura ein. „Es ist…“, sie sah sich um. „Einfach wunderschön. Woher kennst du diesen Ort?“ Zusammen überquerten sie die kleine Brücke und hielten vor der kleinen Laube. Der Kies knirschte unter ihren Schuhen. Sasuke versenkte seine Hände in seinen Hosentaschen. „Meine Mum war in unserer Kindheit oft mit uns hier zum Spielen. Sie liebt diesen Ort.“ Sasuke stieg die erste Stufe der Treppe hinauf und hielt Sakura seine Hand hin. Bedächtig ließ sie ihre Hand in seine gleiten. Die Treppe bestand aus gerade einmal vier Stufen. Nachdem Sakura die Schwelle überquerte sog sie scharf die Luft ein. Der Boden des Pavillons war komplett gläsern. Das Wasser schlug in feinen Wellen gegen die Scheiben. Unter dem Boden mussten sich Scheinwerfer befinden, denn Sakura konnte bis auf den Grund des Wassers blicken, dass in dem warmen Licht glitzerte wie Perlmutt. „Atemberaubend, nicht wahr?“ Er ließ sie nicht los. Sakura schaute zu ihm hoch. „Es ist wirklich traumhaft. Als wäre man in einer eigenen, kleinen Welt. Ich verstehe, wieso Mikoto diesen Ort so liebt.“ „Als Kind habe ich immer versucht durch die Scheibe, ja hör auf zu lachen, Fische und Krebse zu fangen. Itachi hat mich dabei immer ausgelacht, wie bescheuert ich doch bin. Dafür musste er mich dann, als Strafe, immer mit seinen Freunden zum Spielen mitnehmen. Ich kann dir sagen, seine Freunde haben durchweg alle einen an der Waffel.“ „Was vielleicht erklärt, weshalb du auch dezent nicht alle Tassen im Schrank hast.“ Sie löste ihre Hand aus seiner und durchquerte den Pavillon. Am Geländer blieb sie stehen und drehte sich zu ihm herum. Ein Lichtstrahl landete geradewegs auf ihren rosa Haaren. „Was soll das heißen?“ „Ach komm Sasuke. Wer ist schon normal? Also ich bin es ganz bestimmt nicht. Genauso wenig wie es Shikamaru oder Temari sind. Oder würdest du von dir behaupten, du bist vollkommen normal?“ Er feixte und strich sich die Haare aus dem Gesicht, bevor er sich neben sie gegen das Geländer lehnte. „Ich empfinde mich als durchaus perfekt.“ Die Haruno lachte glockenhell und kniff ihm in die Seite. „Sag ich doch. Du bist nicht ganz sauber.“ Sasuke drehte sich, sodass er seine Unterarme auf dem Geländer auflehnen konnte und über das Wasser blicken konnte. Er räusperte sich und sein Blick schweifte in die Ferne. Etwa fünfhundert Meter von ihnen entfernt befand sich ein großes Gebilde, das im Sommer als Bühne diente. Die Wiese davor bot ausreichend Platz für Zuschauer. „Sasuke, an was denkst du gerade?“, flüsterte Sakura und beugte sich neben ihn. Sein Blick war durchdringend und ernst. „Glaubst du mir eigentlich endlich, dass mich Karin nicht interessiert?“ Die junge Frau dachte einige Augenblicke über seine Worte nach und ihre Miene wurde weich. Ein mildes Lächeln zierte ihre Lippen. „Für einen Mann der so enge Hosen trägt und mit übertrieben viel Selbstbewusstsein auftritt, als im gut tut, bist du manchmal echt langsam.“ Irritiert blinzelte er sie an. Sakura legte ihm die Hand um den Hinterkopf und küsste ihn. Er zögerte einen winzigen Moment, dann erwiderte er den Kuss. Sie hätte ihn für alle Ewigkeiten küssen können. Alle anderen Gedanken darüber was es bedeuten könnte und welche zusätzlichen Schwierigkeiten sie sich einbrockte blendete sie aus. Sie küssten sich, bis ihr Verstand sich ausschaltete und sie nur noch reine Empfindung war und nur noch auf das ausgerichtet war, was sie mit ihm machen wollte. Eine unnatürliche Hitze stieg in ihr auf und ihr Magen zog sich freudig zusammen, dass sie seufzen musste. Doch der Laut verhallte an Sasukes Lippen. Ihre Hand wanderte um seinen Hals, während er sie fester an sich zog. Sie öffnete ihre Lippen und musste wieder seufzen, als sich ihre Zungen berührten. Der Kuss endete atemlos und hinterließ eine bittersüße Leere. Sasuke zog ihre Lippen wieder an seine und erneut brodelten durch den Kuss alle guten Gefühle in ihr hoch. Sie wusste, dass sie ihm nicht mehr entkommen konnte. Dafür waren die Empfindungen zu stark. Sie lächelte in den Kuss hinein und schmiegte ihren Körper noch enger gegen seinen, was Sasuke mit einem wohlwollenden Raunen kommentierte und seine Hände fest um ihre Hüfte legte. Sie war dabei sich Hals über Kopf in Sasuke Uchiha zu verlieben. In den Kuss hinein flüsterte Sasuke. „Sakura…“, sie schaute irritiert zu ihm herauf und hing in Gedanken noch an seinen Lippen fest. „ist das immer noch garantiert keine Verabredung?“ Sie verdrehte die Augen und sah ihn streng an. „Halt die Klappe und küss mich.“ Grinsend hob er sie mit einem Ruck auf das Geländer und stemmte sich zwischen sie, um im nächsten Augenblick seine Lippen mit ihren zu versiegeln. Kapitel 29: Sweetheart ---------------------- „Wann willst du mir endlich sagen, was los ist?“, fragte Naruto nach kurzem Schweigen und Sasuke, der die ganze Zeit einen gelben Tennisball an die gegenüberliegenende Wand warf, der Ball einmal auf dem Boden aufsprang und Sasuke ihn wieder auffing, drehte sich langsam über seine Schulter zu seinem besten Freund. „Sasuke…“ „Ich hab dich gehört. Ich bin nicht taub.“ „Aber mies drauf?“ In der Art wie Sasuke ein „Hn“ knurrte, konnte Naruto ablesen das er wütend war. Denn Sasuke hatte in dem Moment viele Ähnlichkeiten mit einem großen, schwarzen Puma, der darauf wartete seine Beute zu erlegen. „Als du gesagt hast, ich soll vorbei kommen…“ „Ich habe dich nicht hergebeten. Du bist von alleine hier aufgetaucht, Naruto.“ Naruto atmete tief durch und ließ sich auf die andere Seite des Sofas fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine Telefonliste hat mir etwas anderes gesagt. Im Ernst Sasuke, ich habe sieben Anrufe und fünf gelöschte Nachrichten von dir auf dem Handy. Also ich frage dich noch einmal. Was verdammt ist los mit dir? Seit einer Woche sieht und hört man nichts mehr von dir! Du hast dich in noch mehr Arbeit gestürzt, als würdest du sonst den ganzen Tag nur Däumchen drehen. Dabei solltest du ein breites Grinsen im Gesicht tragen, bei dem was ich so über dich und…“ Weiter kam er nicht. Mit einem tiefen Brummen schnitt Sasuke ihm das Wort ab. Der Ball flog weiterhin gegen die Wand. „Lass es gut sein Naruto. Ich hätte dich nicht anrufen sollen. Du kannst wieder gehen.“ Er wollte den Ball auffangen, als er höher zurückprallte und Sasuke ihn knapp verfehlte und an seinen Finger vorbei glitt und der Ball mit einem leisen Aufprall hinter ihnen auf dem Parkett landete. Frustriert ließ der Uchiha die Hand sinken. Hinata hatte ihm ungewollt von dem Date zwischen seinem besten Freund und Sakura erzählt. Er hatte schon länger das Gefühl, dass der Uchiha nicht ganz ehrlich zu ihm war, aber er konnte es sich bis dahin nicht erklären und dachte, dass es etwas mit Karin zu tun haben könnte, die seit einigen Wochen extrem unangenehm war. Das aber Sasuke Interesse an Sakura hatte, überraschte den Uzumaki doch, da er die Beziehung zwischen den Beiden eher als angespannt empfand. Vielleicht war er aber auch einfach nicht so aufmerksam gewesen, seit er mit Hinata zusammen war und seine Gedanken die meiste Zeit um die hübsche Hyuga kreisten. Andererseits war Sasuke kein offenes Buch was seine Gefühle und Gedanken betraf und er seltenerweise offen mit seinen Gedanken hausieren ging. „Ich weiß von der Sache zwischen dir und Sakura. Eine Tatsache die dich doch eigentlich beflügeln sollte?“ Sasuke warf ihm einen vielsagenden Blick zu und stützte anschließend die Ellenbogen auf die Knie. „Bis auf die Tatsache, dass ich letzte Woche mit Karin geschlafen habe.“, knurrte er kleinlaut und konnte Unglaube, Wut und Verwirrung in Narutos Blick erkennen. Fahrig strich sich Naruto durch die Haare und legte die Füße auf dem kleinen Beistelltisch vor sich ab. „Oh! Wie konnte das denn passieren?“ „Mit ihrer Zunge tief in meinem Mund. Wir hatten diesen Termin in Detroit und ich musste kurzfristig für Itachi einspringen, und nach dem Meeting sind wir mit dem Sponsor noch etwas trinken gegangen. Ich weiß nicht, was für Zeug das war was wir getrunken haben, aber es hat mich in einen gehörigen Superheldenstatus gehoben und du weißt, wie aufdringlich Karin sein kann.“ Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust und bließ sich fast wütend eine Haarsträhne aus den Augen. „Du bist echt der gefühlsbehindertste Mensch den ich kenne.“ „Herzlichen Dank. Dann geh und suhle dich in deiner eigenen Vollkommenheit.“ „Alter, beruhig dich doch mal und raste nicht sofort aus, aber ich muss es dich jetzt fragen.“ Naruto zögerte. „Haben du und Sakura…“ „Nein“, antwortete Sasuke knapp und mied es weiterhin den Uzumaki in die Augen zu schauen. „Aber du magst sie?“ Narutos Augenbraue sprang nach oben, als er auf eine Antwort seines besten Freundes wartete. Sasuke hob den Kopf, die schwarzen Haare fielen ihm lose ins Gesicht und er suchte den Blickkontakt mit Naruto. „Ich kann nicht glauben, dass ihr mich tatsächlich dazu überredet habt.“ „Glaub mir Sakura, dass tun wir auch nicht!“, grinste Ino, die kopfüber auf Sakuras Couch lag, den Kopf über der Kante, sodass ihre langen blonden Haare wie ein Fächer auf dem Teppich lagen. Auf ihrem Bauch lag eine Zeitschrift. „Ich überlege schon die ganze Zeit, was ich anziehen werde“, grunzte Hinata amüsiert und wackelte prüfend mit ihren Zehen, deren Nägel sie rot lackierte. Es war Samstagabend und Hinata hatte dafür gesorgt, dass sich die Frauen heute einen netten Abend machten, nachdem Sakura gestern wütend aus dem Konferenzraum nach dem Meeting mit Sasuke und Itachi gerauscht war und Hinata sich so sicher wie das Amen in der Kirche war, dass es etwas mit Sasuke zu tun haben musste. Als Naruto von seinem Treffen mit dem Uchiha wieder kam, war er kreidebleich und verlor keinen Ton über das Geschehene. „Wen wirst du einladen?“, fragte Ino, drehte sich auf den Bauch und das Magazin klatschte auf den Fußboden. Es offenbarte einen Artikel mit der Überschrift Was dein Lieblingsdino über dich aussagt. Sakura lehnte sich zurück, darauf bedacht ihre Gesichtsmaske nicht an die Sofalehne zu schmieren, zog an ihrem Strohhalm und zählte an der Hand auf. „Naja du und Hinata. Dann wäre da noch Naruto. Meine Schwester und ihr Mann. Shikamaru und Temari natürlich. Gaara und Sasuke. Wobei ich mir bei letzterem nicht sicher bin, ob das so eine gute Idee ist.“ Ino legte den Kopf schief, während Hinata schwer schluckte. „Wisst ihr…nach dem Date haben wir die ganze Woche danach jeden Tag irgendwie Kontakt gehabt. Ob nur eine E-Mail oder Nachrichten geschrieben. Aber dann plötzlich, “ Sakura hob die Hand und schnipste mit dem Finger zur Untermauerung ihrer Worte. „Peng! Habe ich seit letzter Woche nichts mehr von ihm gehört. Gestern Nachmittag wollte ich wissen was sein Problem ist und dann ist er wieder in seinen bescheuerten Arschlochmodus zurück gefallen und hat bis auf ein ‚Hn‘ und konfuse andere Dinge nichts gesagt.“ Wütend knallte sie ihren Drink auf den Tisch und verschränkte die Arme, fast trotzig, vor ihrer Brust. „Irgendeine Macke haben die heißen Typen doch immer.“ Startete Ino den Versuch ihre Freundin zu beschwichtigen. „Aber er kann mir doch einfach sagen, wenn er doch kein Interesse mehr hat. Ist ja jetzt nicht so als würde ich nach einem Date sofort Heiratsgedanken haben. Gut, vielleicht würde es hin und wieder einen gemeinen Spruch und ein paar tödliche Blicke geben, aber das war es dann auch.“ „Vielleicht hat er gerade davor Angst?“, vermutete die Yamanaka und zwirbelte eine Haarsträhne um ihren Finger. „Das glaube ich nicht. Sasuke konfrontiert eigentlich ziemlich gerne und soweit habe ich ihn mir in den letzten Jahren schon erzogen, dass er niemanden ghostet.“ „Oh Gott! Denkst du er ghostet mich?“ Erschrocken richtete Sakura sich auf und spielte mit dem Gürtel ihres grauen Bademantels. „Hinata, mach was! Ich glaube sie dreht gleich durch“, flüsterte Ino ihr zu und setzte sich mit überkreuzten Beinen auf. „Was? Wieso ich?“ „Weil du die ruhige Stimme der Vernunft bist und sie auf dich hören wird.“ Die Hyuga seufzte. „Das war nicht böse gemeint.“, erklärte Ino. „Danke.“ Eine laut sirrende Kettensäge durchtrennte gerade mit einem metallischen Laut Sehnen, Knochen und Muskelstränge einer schreienden Blondine. Blut spritzte an die Wände und lief dickflüssig in dünnen Linien auf die weißen Fliesen. Gelangweilt griff Naruto in die Tüte Doritos, schob sich eine Handvoll in den Mund und streckte seine Beine aus. Gaara beobachtete das Filmgeschehen nur halbherzig. Er hatte diesen Film gefühlt schon tausend Mal gesehen. Mittlerweile beherrschte er den halben Text und hatte sogar einige Fehler gefunden, wie ein im Hintergrund auftauchendes Mikrofon. Zwar nur kurz und klein, aber es war da. Gaara vermutete, dass Sasuke sogar schon eingeschlafen war. Er lag etwas schief auf der Couch, die Arme verschränkt und den Kopf auf der Schulter ruhend. „Was macht Hinata heute?“, durchbrach er die Klänge der Kettensäge und schaute erwartungsvoll zu Naruto, der seinen Essvorgang unterbrach. „Die ist mit Sakura und Ino irgend so ein Frauending machen. Keine Ahnung. Die Quatschen bestimmt bis in die Nacht hinein und feilen sich die Nägel oder was auch immer man da so macht.“ Er zuckte belanglos mit den Schultern. „Und was ist mit unserem Herzblatt hier los?“ Gaara deutete mit einem Kopfnicken in Richtung des schlafenden Uchihas. „Er ist ja sonst auch nicht der Gesprächigste, aber in den letzten Tagen scheint es, als wäre er in tiefe Konfusionen gestürzt.“ „Ich kann euch hören, ihr Spinner“, nuschelte Sasuke mit einem tiefen Brummen, öffnete aber nicht die Augen. „Halleluja! Es spricht.“ Gespielt erfreut warf Gaara die Hände in die Höhe. „Ich will einfach meine Ruhe und ihr beide habt euch gegen meinen Wunsch einfach selbst hier her eingeladen. Also haltet die Klappe!“ „Scheinbar, sonst würde ich nicht fragen. Also, warum tauchst du seit Tagen in deiner Wohnung ab?“ „Verschwinde Sabakuno!“ „Sasuke, du kennst mich gut genug.“ „Ja, dich und deine beschissenen Psychotricks. Als würde ich mich mit Hinata unterhalten. Die macht das genauso. Geh und lass dich von jemanden anderen anbeten.“ Gaara setzte sich auf und drehte die Bierflasche in seiner Hand umher. „Du weißt, ich mache nichts lieber, aber dir zuliebe mein Guter, werde ich meine persönlichen Bedürfnisse zurück stellen.“ Sasuke lachte rau und stülpte sich die Kapuze seines Pullovers über den Kopf. „Ich habe mit Karin geschlafen.“ Gaara wartete auf die Pointe und als nichts kam, sah er sich um, als wäre er auf der Suche nach etwas. „Okay, komm! Wo sind die Kameras? Was ist jetzt Sache?“ „Hey, hey. Du wolltest mein Problem hören und da ist es.“ „Ein Problem ist Definitionsgemäß ein Zustand deren Lösung mit Schwierigkeiten verbunden ist und der Lösungsweg offen bleibt.“ Er gestikulierte wild mit den Händen und warf Naruto einen Blick zu, der ihm sagen sollte, dass er sich gefälligst am Gespräch zu beteiligen hatte. Der zuckte hilflos mit den Schultern, seufzte schwer und stoppte mit der Hand Chips, bevor sie seinen Mund erreichten. „Er hatte eine Woche vorher ein Date mit Sakura“, erklärte der Uzumaki die fehlende Information und Sasuke gab einen zischenden Laut von sich, den die beiden Männer ignorierten. „Oh!“ War alles, was der Sabakuno von sich gab und resigniert zurück in die Kissen sinken ließ, ehe eine grüblerische Miene auf seinem Gesicht auftrat, die sich sekundenbruchteile später wissentlich erhellte. „Oh. Oh!“ „Was ‚oh oh‘?“, fauchte Sasuke gefährlich und in diesem Moment kapierte er, dass Gaara ihn verarscht hatte. Seine dunklen Augen kniffen sich zu. „Du und deine beschissenen Psychospielchen! Ich hasse das! Arrghh!“ Sakura nahm den Lappen aus dem, mit warmen Wasser gefüllten, Eimer und wischte den Tisch vor sich ab. Ihr Kopf schien jeden Moment zu explodieren. Sie hatte versucht mit einer ordentlichen Ladung Make Up ihr blasses Gesicht zu kaschieren und etwas Farbe auf ihre Wangen zu bringen. Doch sie fühlte sich exakt so wie der ausgedrehte Lappen in ihrer Hand. Innerlich verfluchte sie den Uchiha, dass sie sich wegen ihm gestern Abend in eine andere Dimension getrunken hatte und heute die Rechnung dafür bekam. Sie schlief bis kurz nach Eins, ihre Augen waren so dick wie Traktorreifen und ihr Kopf feierte seine eigene Party. Dieser blöde Arsch! Und zu allem Überfluss hatte sie ihrem Vater versprochen heute Nachmittag für einen großen Geburtstag mit zu kellnern, da zwei seiner Angestellten krank waren und Ino allein es nicht schaffte jede Person gleichzeitig zu bedienen. Ihr einziger Trost war, dass Shikamaru dieses Mal auch her halten musste und das entgegen seines sonstigen Bewegungsradius an einem Sonntagnachmittag mit jeder Menge Bewegung einherging. In Trance ging sie mit ihrem Eimer von Tisch zu Tisch und entfernte sämtliche Flecken und Spritzer, die durch die Tischdecken hindurch entstanden waren. Die dunkle Aura, die wie Tentakeln um sie schlug, spürte sie nicht einmal. Ihr Vater, der hinter der Theke stand beobachtete seine Tochter verwirrt und richtete seine unausgesprochene Frage an Shikamaru, der mit einem Tablett Gläser kam und sie in das Spülbecken räumte. „Warum ist sie so schlecht drauf?“, flüsterte Kizashi dem Nara zu und wechselte den Zapfschlauch am Bierfass. Shikamaru, der Spülmittel ins heiße Wasser kippte überlegte, was für eine Ausrede jetzt die Beste Idee war. Unschuldig zuckte er mit den Schultern. „Ich glaube sie ist einfach so schlecht drauf, weil doch bald mein Umzug ansteht“, log er und schaffte es nicht dem Haruno in die Augen zu schauen. Es fühlte sich an, als würde er seinen eigenen Vater belügen. Kizashi schien die Lüge zu glauben, denn er stellte keine weitere Frage. Mit einem väterlichen Blick wandte er sich Shikamaru zu. „Ach mein Junge. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht einfach so zu gehen? Du hättest doch mit uns allen reden können. Wir hätten sicher eine Lösung gefunden.“ Shikamaru konnte nur mit größter Mühe dem Mann in die Augen schauen. Diese Frage hatte er sich die letzten Tage ebenfalls häufig gestellt. Wie konnte er einfach alles so schnell hinschmeißen, ohne überhaupt richtig gekämpft zu haben? Er hatte sogar schon in San Francisco nachgefragt, ob ein Ausstieg noch möglich war, aber eine entschiedene Absage, dass dies keine Option war, brachte ihn keinen Schritt weiter. Egal was käme, er würde nach San Francisco ziehen müssen und die zwei Jahre dort seine Arbeit erledigen. Er griff zu einem Bierglas und der Spülbürste und reinigte das Glas gewissenhaft. „Ich weiß. Tut mir leid.“ „Du brauchst dich nicht bei mir entschuldigen oder rechtfertigen.“, antwortete er mit einem tröstlichen Unterton in der Stimme. „Ich weiß. Aber ich schaffe es nicht, mir selber zu verzeihen. Wie konnte ich nur so bescheuert sein? Ich meine, ich habe vollkommen vergessen wie viele Menschen ich an meiner Seite habe und dachte ich muss allein mit dieser Situation klar kommen.“ Er zögerte kurz. „Aber ich war nie allein.“ Sein Blick wanderte zu Sakura, der er in den letzten Wochen zu oft vor den Kopf gestoßen hatte. Er dachte an seine Eltern. Kizashi. Sayo und Kyle. Ino. Und auch Temari hatte nie vor ihn zu verletzen und jetzt wurde er das Gefühl nicht los, dass ihre Beziehung ein Ablaufdatum hatte und all seine Optionen alles wieder in das richtige Gefüge zu schieben, waren aufgebraucht. „Ach Kleiner. Am Ende wird alles zusammen kommen, was auch zusammen gehört. Du weißt, dass du wie ein Sohn für mich bist. Wenn es etwas gibt, das ich für dich tun kann, kannst du immer kommen. Dein Vater und deine Mum werden auch immer hinter dir stehen.“ Er klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und Shikamaru schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. „Sakura hat jemanden kennengerlernt oder? Letzte Woche war sie bei mir und ist fast auf Wolken geschwebt und diese Woche habe ich Angst sie auch nur anzusprechen.“ Kizashi folgte mit seinem Blick Sakura, die gerade einen Lappen auswringte. „Es ist alles etwas kompliziert.“ „Ja, das sehe ich. Du passt auf sie auf? Zu mir wird sie nicht kommen, ich bin ihr Vater und habe grundsätzlich etwas dagegen, wenn sie einen Mann mitbringt.“ Er lachte rau und polierte das Glas in seinen Händen weiter. Shikamaru schmunzelte über den väterlichen Beschützerinstinkt und schwor sich ein ernstes Wörtchen mit Sasuke zu sprechen. Ausgelaugt schloss er die Wohnungstür hinter sich, kämpfte sich aus seinen Schuhen und warf achtlos seine Jacke auf die Kommode neben der Eingangstür. Es war kurz nach 22 Uhr, als er bei Temari ankam. Sie hatte ihm bereits vor zwei Wochen einen Wohnungsschlüssel gegeben. Aus dem Wohnzimmer schien ein warmes Licht, ansonsten war es still in der Wohnung. Er lehnte sich lässig in den Türrahmen, die Arme locker vor der Brust verschränkt und ein warmes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Temari lehnte, mit einem Buch auf dem Schoss, auf der Couch. Den Mund leicht geöffnet, der Kopf zur Seite gefallen und ihr Brustkorb bewegte sich im gleichmäßigen Rhythmus. Sie schien schon eine Weile zu schlafen, denn ihre linke Gesichtshälfte zierte den Abdruck eines Kissens. Auf leisen Sohlen schlich sich Shikamaru hinter die hübsche Blondine, beugte sich hinab und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Ein genüssliches Seufzen entfloh aus der Kehle von Temari. Er strich ihr die Haare aus dem Nacken und streichelte vorsichtig die weiche Haut. Gänsehaut überzog ihren Körper. „Nicht aufhören“, säuselte sie wohlig, war aber nicht bereit die Augen zu öffnen. „Du wolltest wohl nicht ins Bett?“ Er kraulte sie weiterhin und grinste über ihren kindlichen Trotz. „Wollte auf dich warten. Wie wars?“ Ihre Stimme klang belegt und kratzig. „Ganz gut. Bin aber trotzdem echt fertig. Da waren so alte Opis, die einen Schnaps nach dem anderen weggebechert haben und ich teilweise nicht hinterher kam.“ Sie kicherte. „Und was macht Sakura?“ Langsam kamen ihre Sinne wieder zusammen und widerwillig öffnete sie Augen. „Ich sag’s mal so. Zwischenzeitlich hätte ich mir ein Aufnahmegerät gewünscht und das Geräusch von Peitschenhieben abgespielt.“ Temari grinste und klemmte das Lesezeichen in ihr Buch, bevor sie es auf dem Tisch zur Seite legte. Beide schwiegen einen Moment. Nach wie vor lag die unausgesprochene Frage in der Luft, wie es mit ihnen weitergehen sollte, wenn Shikamaru fort war. Weder Temari, noch Shikamaru wollten den Frieden und die Behutsamkeit, die zwischen ihnen lag, zerstören. Sie wussten, dass sie es verdrängten. „Hat Sakura dir auch schon die Einladung geschickt, für ihren Geburtstag nächste Woche?“, lenkte Temari das Thema auf ein freudigeres Ereignis. Der Nara stützte die Ellenbogen auf der Sofalehne ab und grinste. „Selbstverständlich.“ „Ich habe mich heute mit Sasuke getroffen und ihm gesagt, dass er seinen Scheiß zusammen kriegen soll und mit Anwesenheit glänzen soll.“ „Hat er dir gesagt, weshalb er sich so distanziert hat?“ Sie schüttelte den Kopf, bevor sie antwortete. „Nein. Er hat sich mit viel Arbeit rausgeredet. Aber ich bezweifel das er mir die ganze Wahrheit gesagt hat.“ Sie winkelte die Beine an und legte die Arme auf die Knie, drehte sich zu Shikamaru um und blickte in tiefes Stirnrunzeln. „Was denkst du?“ „Keine Ahnung. Uchiha ist mir noch immer ein Mysterium, es wundert mich ehrlich gesagt auch was Sakura in ihm sieht.“ „Sasuke ist manchmal etwas schwierig. Er hatte es aber auch nicht immer einfach. Ich will ihn nicht in Schutz nehmen, aber wenn man einmal hinter seine Fassade geblickt hat, merkt man, dass er einer von den Guten ist. Ich verstehe, was Sakura in ihm sieht und kann es ihr nicht verübeln, dass sie sich in ihn verknallt hat.“ „Du denkst, sie hat sich ihn in verliebt?“ Temari schmunzelte über die Unwissenheit ihres Freundes. „Oh my sweet summerchild. Etwas anderes würde ihre momentane Laune doch gar nicht erklären. Und wir waren nicht dabei, wenn sie sich privat nur zu zweit getroffen haben. Und wie ich es dir eben schon erklärt habe. Sasuke würde niemals etwas tun, um jemanden der ihm wichtig ist, mit Absicht zu verletzen.“ Kapitel 30: Preachment ---------------------- Mia Uchiha folgte dem Geräusch eines entnervten Stöhnens in das Büro von Sasuke. Sie wusste von Itachi, dass Sasuke seit rund einer Woche niemanden an sich ran ließ und sich in seinem Büro einigelte. Unbewusst legte sie ihre Hand beschützend auf ihren Sechs-Monats-Bauch und ein seeliges Lächeln trat auf ihre Lippen. Sasuke hatte den ganzen Bürotisch in Beschlag genommen und Aktenberge um sich herum aufgebaut. Er kaute an einem Bleistift. Eine nervige Angewohnheit, die immer dann zum Vorschein kam, wenn er besonders verwirrt, übelgelaunt oder damit beschäftigt war sich von etwas Großem abzulenken. „Hey Sasuke.“ Mia setzte sich neben ihren Schwager und fixierte ihn mit ihren warmen, braunen Augen. „Ich habe irgendwie das ungute Gefühl, du versteckst dich.“ „Tatsächlich?“ „Ja, irgendwie schon.“ Sie tippte sich mit dem Finger an die Unterlippe und sah sich um. „Aktenberge um dich herum, sodass man deine schwarze Haarpracht nicht sieht. Alleine. Mit ausgeschaltetem Handy. Ja, definitiv. Du versteckst dich.“ „Vergiss es. Ich hab dich sehr gern Mia, aber einfach nein.“, blockte Sasuke sofort ab und kaute weiter. „Hör mir doch zu.“, sagte sie gelassen und lehnte sich zurück. Sasuke deutete mit dem zerkauten Ende des Bleistifts auf sie. „Nein. Es reicht schon das Gaara und Hinata immer mit ihren Psychotricks bei mir ankommen. Da kann ich eine Psychologin sicher nicht gebrauchen!“ „Was willst du denn sonst machen?“, lockte sie ihn aus der Reserve. „Willst du mich mit Radiergummi-Fusseln bewerfen? Mir mein Pausengeld klauen? Es gibt kein Entkommen vor einer Schwangeren.“ Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ich kenne einige Fluchtwege aus dem Gebäude.“ „Dann lass dir mal schnell ein Cape wachsen!“ Sasuke atmete gereizt aus. „Okay. Na schön! Was willst du?“ „Mit dir reden. Mehr nicht.“ Ein gefährliches Glitzern lag in ihren Augen. „Über was? Das Wetter? Meiner Meinung nach noch etwas zu kalt für kurze Hosen, ansonsten ganz angenehm.“ „Sasuke.“ Die Art und Weise wie Mia seinen Namen aussprach, ließ ihn frösteln. „Hör zu Mia. Was auch immer mein bescheuerter Bruder dir gesagt hat, es stimmt nicht.“ Sie lachte rau und ignorierte geflissentlich die Beleidung. „Itachi hat nicht mal etwas mitbekommen. Der hat dafür kein Auge. Aber ich habe dich vor zwei Wochen im Park gesehen. Ich war mit ein paar Freunden unterwegs und rückwärts wollten wir die Abkürzung durch den Park nehmen, als ich zwei ziemlich vertraute Personen im Pavillon gesehen habe.“ Sie machte eine kurze Pause, um auf die Bestätigung von Sasuke zu warten. Der spielte mit seinem abgenutzten Radiergummi und gab sich größte Mühe ihr nicht in die Augen zu schauen, was ihr den Beleg gab weiterzusprechen. „Dass du oder sie nichts mitbekommen haben wundert mich nicht. Ihr seid ziemlich vertraut miteinander gewesen, wenn ich das mal so sagen darf.“ Sie zwinkerte und streichelte sich über den Bauch. „Ich hatte bereits Silvester das Gefühl das mehr zwischen euch läuft. Was hast du also getan, dass du dich so verhältst?“ Sasuke warf den Radiergummi auf die Dokumente vor sich. Er rollte weiter und blieb gefährlich nah an der Tischkante liegen. „Wieso muss ich immer schuld sein? Vielleicht hat sie auch etwas getan?“ Mias Augenbraue sprang eine Etage höher. „Hat sie?“ Sasuke senkte den Blick und knete sich die Hände. Seine Stimme war bitter. „Nein.“ „Du weißt wir können hier noch ewig so weitermachen oder du erzählst mir einfach alles und anschließend lädst du mich zum Mittag ein. Ich sterbe nämlich vor Hunger und Itachi sitzt noch mindestens eine Stunde in einer Konferenz.“ Widerstand war zwecklos und Sasuke knurrte, bevor er wütend die Arme vor der Brust verschränkte und tiefer in seinem Stuhl zusammen sank und Mia alles erzählte. Sie unterbrach ihn nicht und hörte sich alles an, bevor sie ihm einen Rat gab, von dem sich Sasuke fast sicher war, dass es sein persönlicher Koffer mit dem roten Knöpfchen war. Seine Zähne malmten aufeinander und Mia wusste, dass Sasuke schwer an sich zu kauen hatte. Es dauerte noch zwei weiterte Tage und eine weitere, gehörige Predigt von Naruto, bevor Sasuke sich aufraffte und das Gespräch mit Sakura suchen wollte. Er glaubte nicht, dass er ihr die Wahrheit sagen können würde, aber in dem festen Bestreben war er auf dem Weg in den Lincoln Park, wo er sie hinbestellt hatte. Vielleicht würde sie auch gar nicht auftauchen. Er könnte es ihr nicht einmal verübeln und konnte von Glück reden, wenn sie ihm zuhören würde. Der Kies knirschte unter seinen Schuhen. Seit einer Woche taute endlich der Schnee und die Sonne kämpfte sich immer öfter den Weg durch die Wolken frei. Feine Wölkchen, die mit jedem Atemzug aus seinem Mund kamen umspielten sein Gesicht. Ein Windhauch wirbelte die rosa Kirschblütenpracht vor seinen Füßen umher. Von Weitem konnte er einen Schatten auf der Parkbank erkennen. Sein Herz krampfte sich zusammen und sein Puls beschleunigte sich. Er hatte sie seit dem Date nicht mehr gesehen. Ihr Kopf lag im Nacken und sie betrachtete die Unendlichkeit des Universums über sich. Er versenkte die Hände in seiner Jeans. Der Springbrunnen hinter Sakuras Rücken plätscherte beharrlich. Rosa Haar wehte im Abendwind und als sie ihn bemerkte schlich sich ein trauriges Lächeln auf ihre Lippen. „Hey.“, sagte er und blieb unschlüssig vor ihr stehen und musterte ihr Gesicht. Das Grün ihrer Augen wirkte in dem schummrigen Licht der Straßenlaterne um einige Nuancen dunkler. „Hey.“, wiederholte sie und ihre Stimmlage klang entspannt und versöhnlich und sie schien darauf zu warten, dass er den nächsten Schritt unternahm. Der Uchiha schluckte all seinen Stolz herunter. „Wollen wir ein Stück gehen?“ „Ich würde es lieber schnell hinter mich bringen.“ Trotzdem stand sie auf und schaute in sein Gesicht. Den Kiefer hart aufeinander gepresst und die Lippen zu einer geraden Linie gezogen. „Sakura.“, flüsterte er ihren Namen, wurde von einem vorbei rennenden Jogger aus seinem gut ausgetüftelten Konzept gebracht. „Es ist okay Sasuke. Wir haben nur ein offizielles Date gehabt. Alles andere davor waren lediglich Nettigkeiten deinerseits. Ich habe da zu viel hinein interpretiert und gedacht…“ Sie zögerte und schien nach den passenden Worten zu suchen. „Ich dachte einfach, dass sich etwas daraus entwickeln könnte. Falls ich dich verschreckt habe, tut es mir leid.“ Sie verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein und hielt seinem Blick nicht länger stand. Ihre Augen huschten wild umher. Am liebsten würde sie sich selber bewusstlos prügeln oder ihm alternativ eine saftige Ohrfeige verpassen und wüst beschimpfen. Aber in dem Moment, als er vor ihr stand war die Wut wie weggeblasen und sie hätte ihn am liebsten einfach in eine Umarmung gezogen und fest an sich gedrückt. Stattdessen steckte sie die Hände in ihre Jackentasche, um nichts Unüberlegtes zu tun. „Sakura, ich…“ Er suchte sich die Worte zu Recht. „Ich bin nicht gut darin offen über meine Gefühle zu reden. Das passt einfach nicht zu mir.“ „Dann lass es sein.“ „Warte, bitte.“ Sasuke holte tief Luft. „Ich will dich nicht ausnutzen oder ähnliches. Ich kann nur so ehrlich sein, dass es mir Leid tut wie ich mich die letzte Woche benommen habe, aber du sollst wissen, dass ich ehrlich interessiert bin dich kennenzulernen. Es ist einfach neu für mich, dass es da plötzlich jemanden gibt, mit dem ich nicht nur die Nacht verbringen will, sondern am liebsten jeden Tag. Ich will wissen was dir Spaß macht und was dir Angst macht. Was du am liebsten isst oder welche Filme du magst und noch so viel mehr. Ich will dich kennenlernen. Mit allen…Aspekten.“ Er war ein verdammter Feigling! Während Sakura in dem Glauben lebte, dass sie ihn verschreckt hat und er sich deshalb zurück zog, schlief er mit Karin und jetzt schaffte er es nicht seine verflucht große Klappe zu öffnen. Er öffnete den Mund und es kam kein Wort heraus. Aber was er eben zu ihr gesagt hatte, entsprach der vollen Wahrheit. Er wollte sie kennenlernen und vielleicht machte es ja auch gar nichts, was er getan hatte? Vielleicht wollte Sakura nicht die komplette Wahrheit erfahren? „Verdammt!“, fluchte sie los. Sasuke verzog das Gesicht. „Ich muss gestehen, dass ist nicht ganz die Reaktion, die ich mir gewünscht habe.“ „Warum machst du dann so etwas? Ich meine…“ Sie hob eine Hand in einer ausladenden Geste. „Erst verbringen wir plötzlich so viel Zeit miteinander, dass ich mich auf ein Date mit dir einlasse, obwohl ich weiß was für ein Typ Mann du bist und du sogar mit einer deiner Affären zusammen arbeitest. Dann fange ich an dich wirklich zu mögen und im nächsten Moment sorgst du dafür, dass ich unfassbar sauer auf dich bin und ich am liebsten eigenhändig dafür sorgen würde, dass ich dich auf eine gut befahrene Bahnschiene schubsen will. Und jetzt stehst du hier und verkündest mir, dass du unter Umständen doch nicht das Arschloch bist, für welches ich dich die letzten anderthalb Wochen gehalten habe.“ Ihre Stimme war belegt und das Blut rauschte in ihren Ohren. Drohend hob sie den Finger. „Und nur damit du es weißt. Ich habe Knoblauch gegessen. Seeehr viel Knoblauch. Komme also nicht auf irgendwelche Ideen!“ Sasuke lachte kehlig und strich sich in einem Anflug von Verwirrung die Haare aus dem Gesicht. Er tippte ihr mit dem Zeigefinger auf die Stirn. „Tut mir leid. Es brauchte wohl erst die strengen Worte einer knallharten Hochschwangeren und meines besten Freundes, der noch nie die hellste Leuchte auf der Torte war.“ Er legte den Kopf schief und rümpfte die Nase, als Sakura zu einer Antwort ansetzte und etwas von dem Knoblauchgeruch zu ihm flog. „Wäre es frech dich zu bitten, dass wir auf den Kennenlernen-Status von vor zwei Wochen zurück beamen?“ Seine Stimmlage veränderte sich. Sie war tief. Seiden. Erotisch. „Ja, das wäre frech. Denn dass du mich einfach so im Regen stehen gelassen hast, kann ich nicht vergessen. Aber ich kann es akzeptieren und damit abschließen.“ Sie gab sich alle Mühe nicht sofort wie Wachs in seinen Händen zu schmelzen. Der Blick war der gleiche wie in ihrer Küche damals. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und nur nebenbei nahm Sakura war, dass hinter ihnen eine Gruppe Jugendlicher durch den Park spazierte und mit einer laut dröhnenden Musikbox an ihnen vorbei trottete. „Freunde?“, fragte Sasuke zögerlich und hielt gespannt den Atem an. Sakura verzog keine Miene, als sie antwortete. „Freunde.“ Dann lächelte sie und Sasukes Schultern klappten vor Erleichterung nach unten. „Darf man sich als Freunde umarmen?“ „Natürlich.“ Sasuke zog Sakura in eine bärenartige Umarmung und bettete sein Kinn auf ihrem Kopf. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Brust und er festigte die Arme um ihren schlanken Körper noch ein Stückchen mehr. Innerlich schalt er sich, dass er ihr nicht von Karin erzählte. Aber der kleine Teufel auf seiner Schulter argumentierte dagegen und das er und Sakura ja kein Paar waren und er dementsprechend auch nichts falsch gemacht hatte, als er mit Karin geschlafen hatte. Eine Weile standen sie schweigend da, als Sasuke es nicht mehr aushielt. „Sakura, du stinkst echt.“ Sie lachte glockenhell und löste sich aus seinen Armen, in die sie sich sofort zurück wünschte. Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, auch wenn die Sehnsucht sie innerlich zerriss. Denn würde sie diesen Gedanken erlauben sich in ihrem Kopf breit zu machen, würde sie ihn auf der Stelle an ihre Lippen ziehen und nicht mehr loslassen. Sie legte den Kopf in den Nacken um in Sasukes Gesicht zu schauen. „Du hast bestimmt schon von meiner Geburtstagsfeier gehört.“ Ein verschwörerisches Grinsen flog ihm entgegen. „Ja, Temari hat mir bereits davon erzählt. Ich schätze, ich werde nicht drum herum kommen?“ Sakura schüttelte den Kopf, während sie antwortete. „Oh nein mein Lieber. Ich will dass du dich erniedrigst und dir dessen dabei voll bewusst bist. Naruto hat mir bereits erzählt, was er für euch zum Anziehen besorgt hat. Sieh es als eine Art Wiedergutmachung mir gegenüber.“ Gehässigkeit und Schadenfreude funkelte in ihren Augen. Kurzzeitig hatte Sasuke Angst, dass gleich noch ein diabolisches Licht von oben auf Sakura fiel, während sie eine Katze auf dem Arm streichelte. Sasuke grinste und blies sich eine Haarsträhne aus den Augen. „Soll ich dich nach Hause begleiten? Natürlich nur bis an die Haustür. Ohne unanständige Gedanken.“ Ohne eine Antwort von Sakura abzuwarten griff er nach ihrer Hand und verschränkte sie mit seiner. Zusammen gingen sie schweigend durch den Park. Nur sie und der Sternenhimmel über ihnen. Und dann übertönte ein Martinshorn die genießerische Ruhe. In Chicago dröhnte einfach immer irgendwo ein Martinshorn. Kapitel 31: Party ----------------- „Tausch deine Klamotte mit mir.“, flehte Sakura, konnte sich aber nicht bewegen, da Ino mit ihrem Stielkamm gefährlich nahe an ihren Augen herum werkelte. „Vergiss es, Schätzchen. Du hast dich wohl wissentlich dafür entschieden. Also ziehe es gefälligst durch!“, lachte Ino. Sakura rieb sich den Haaransatz. Ino schlug hart und schnell ihre Finger weg und sah drohend in den Spiegel. „Hände weg oder du wirst aussehen Britney Spears nach ihrer Rasieraktion.“ „Ich sehe bestimmt schon so aus wie Britney.“, sagte Sakura zweifelnd. Hinata gluckste amüsiert und klimperte mit ihren Wimpern, die sie sich gerade tuschte. „Jetzt bleib doch mal geschmeidig Sakura. Ich kann das. Ich bin sowas wie eine Meisterin.“ „Kannst du aufhören so zu reden? Sonst bluten meine Ohren.“ Temari lehnte sich neben Sakuras Stuhl an die Wand. „Warum bist du so gereizt?“ „Gereizt? Ich bin die Ruhe höchstpersönlich.“, knurrte Sakura und zupfte am Ausschnitt ihres neonpinken, engen Oberteils, mit dem sie, wie sie beschloss, besser nicht zu nahe ans Feuer käme, da ansonsten das Plastik wohl mit ihren Brüsten verschmelzen würde. Der neongrüne Minirock schien ihr plötzlich arg kurz und der Gürtel drückte ihren Bauch ein. „Es war deine Idee deinen Geburtstag im Jiraiyas zu feiern und da heute Mottoparty ist, kommst du aus der Sache nicht mehr raus. „Jaja…kein Grund mich gleich zu belehren.“ Starrköpfig ließ sie weiterhin die Tortur über ihre Haare ergehen. Ino toupierte ihren Ansatz und verpasste der wilden Lockenmähne den finalen Touch mit einer guten Dosis Haarspray. Pastellfarbene Armreifen klapperten an ihrem Handgelenk und auf den Augen schimmerte ein intensives Auqamarin. Die pinken Pumps, die sie von Ino ausgeliehen hatte, vollendeten ihren Achtziger-Möchtegern-Look. Temari band sich ein rotes Haarteil aus Tüll in die Haare ein. Sie trug einen Jeansmini, Netzleggins und ein weißes oversized Shirt. Darüber eine ausgewaschene Jeansjacke und weiße Chucks. Mehrere Perlenketten baumelten um ihren Hals. Ihr Make Up war bis auf den roten Lippenstift eher natürlich gehalten. Hinata trug eine lange, türkise Leggins mit Arielle, der kleinen Meerjungfrau darauf. Darüber ein schwarzes Kleid, mit einem ausladenden Rockteil, das in mehreren Lagen bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichte. Schwarze Chucks und neonpinke Stulpen gaben ihrem Outfit den endgültigen Feinschliff. Sie saß vor dem großen Schranktürenspiegel in Sakuras Schlafzimmer und gab sich rosa Rouge auf die Wangen. Ihre Lippen betonte sie mit einem dezenten Gloss mit Schimmer. Ino ging voll auf in ihrem Element. Nachdem sie für die drei Mädels die Haare gemacht hatte, entfernte sie die großen Lockenwickler aus ihrer blonden Haarpracht und fixierte einzelne Partien mit Klammern und Haarspray. Ihre orangefarbene Sportleggins biss sich hervorragend mit einem metallic glänzenden violetten Body und Stulpen in Regenbogenfarben. An den Handgelenken trug sie Schweißbänder und ein breiter Gürtel betonte ihre schmale Taille. Sie fühlte diesen fürchterlichen Neunziger-Jahre Look total. Lediglich war sie darüber traurig, dass sie keinen Spagat aus dem Stand konnte oder sonstige andere Verrenkungen. Jeder Tanzfilm aus den Neunzigern wäre neidisch auf ihre Klamotten. Temari verteilte ein Glas Sekt an die Freundinnen, während sie auf Shikamaru warteten, der ein Taxi für sie bestellt hatte. Sakura hatte bereits letzte Woche ein Séparée gebucht, um nicht permanent an der Bar anstehen zu müssen. Außerdem feierten sie gleichzeitig eine kleine Abschiedsfeier für Shikamaru. In zwei Wochen war es soweit und ihr bester Freund würde nach San Francisco ziehen. Mit einem Seitenblick auf Temari musterte die rosahaarige Frau die hübsche Blondine, die an ihrem Sektglas nippte und in ihren Gedanken weit versunken zu sein schien. Temari war bereits eher eingetroffen und Sakura wusste von ihren Sorgen, wie es mit ihr und Shikamaru weiter gehen sollte, wenn er weg wäre. Die Möglichkeiten diese Distanz zu überwinden waren begrenzt und für alle Parteien in keinem Fall optimal. Und auch Sakura wurde das beklemmende Gefühl nicht los, dass Shikamaru diese Entscheidung überstürzt getroffen hatte. Sakura überprüfte noch einmal den Inhalt ihrer Handtasche und checkte ab, dass sie ihr kleines Geschenk für Shikamaru auch eingesteckt hatte. Dieser hatte eben an der Tür geklingelt und mit lautem Gegacker verließen die Frauen Sakuras Wohnung, die eher einem Schlachtfeld glich. Überall lagen Klamotten, Schminke und Schmuck herum. Als Ino als erste die Haustür verließ, entfloh ihrer Kehle ein amüsiertes Quietschen, gefolgt von lautem Gejohle. Nachdem die Haruno die Tür hinter sich zu zog und ihren besten Freund begutachtete, konnte sie nicht anders, als in Inos Geräusche mit einzustimmen. Shikamaru besaß schon immer ein Fable für Tom Cruise und Top Gun. Er trug einen khakifarbenen Kampfpilotenanzug, dessen Reisverschluss bis zur Brust geöffnet war. Darunter verbarg sich ein weißes T-Shirt. Sonnenbrille und dunkle Stiefel finalisierten seinen Look und Sakura kam nicht umhin, dass Shikamaru eine äußert ansehnliche Figur in dem Kostüm machte. Ein breites Grinsen umspielte seine Lippen, als er Temari sah. Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus und öffnete die Hintertür des Großraumtaxis. „Ihr seht gut aus, Ladys.“ Er griff nach Temaris Handgelenk und zog sie in eine stürmische Umarmung, um ihr einen Kuss zu geben. Wohlige Gänsehaut überzog ihren Körper und sie legte ihre Hand auf seiner Brust ab. „Du kannst dich durchaus auch sehen lassen.“ Shikamaru lachte kehlig, verpasste ihr einen Klaps auf den Hintern und scheuchte sie in das Taxi. „Wo habt ihr Naruto gelassen? Der wollte doch auch mit uns mit oder?“, fragte Shikamaru Sakura, die als letzte ins Taxi stieg und ihren kurzen Rock zurecht zupfte. Hätte sie doch lieber mit Ino kooperiert, hätte sie nicht das Gefühl halbnackt durch die Gegend zu rennen. Dazu waren ihr Inos Schuhe einen Müh zu groß und zu hoch. „Der ist vor circa ner Stunde zu Sasuke gefahren, damit der sich nicht vor seinen Klamotten drücken kann. Und unterwegs wollten sie gleich noch Gaara einladen.“ Skeptisch hob Shikamaru eine Augenbraue, sagte aber nichts weiter dazu und schob die Tür hinter seinen Freunden zu, um selbst neben dem Taxifahrer Platz zu nehmen. Vorm Jiraiyas standen bereits die ersten Gäste. Junge Menschen, alle in verrückten Kostümkombinationen. Viele Frauen trugen, wie Ino, Bodys mit Leggins und Stulpen a la Fame. Breite Schulterpolster, neonfarbene Oberteile und Jogginganzüge durchzogen die breite Masse. Selbst vor dem Club dröhnte der Bass nach draußen. Sakura kannte den Türsteher noch aus ihrer Studienzeit und so wurde ihre kleine Gruppe schnell herein gewunken, was einige böse Blicke der anstehenden Gäste nach sich zog. Gut gelaunt hakte sich Ino zwischen Temari und Shikamaru ein. Hinata und Sakura liefen vorne weg und sogen die Vibes der Achtziger und Neunziger in sich auf. Von der Decke baumelten, vermutlich mit Angelschnur befestigte, CD’s, veraltete Gameboys, Videokassetten, Zauberwürfel und Jojos. Der Club war modern eingerichtet. Verließ man das Foyer, in dem sich die Garderobe befand, landete man quasi direkt auf dem ersten Floor, in dem auch eine der beiden Bars lag. Hier hatte Sakura immer ausgeschenkt. Das Mobiliar war in einer Mischung aus Schwarz und Weiß relativ schlicht, aber angesagt gehalten. Eine Treppe führte auf eine weitere Tanzfläche. Heute war alles mit Leuchtstäbchen ausgeschmückt und verwandelte den Club in ein wahres Paradies der Neunziger. Im hinteren Bereich, etwas abseits der Tanzfläche und der Bühne waren die Séparées, in dem auch die Musik in einer Lautstärke herrschte, sodass noch locker miteinander erzählt werden konnte. Die Barkeeper waren durch ihre gleichen, weißen mit ‚Choose life‘ bedruckten T-Shirts zu erkennen. Sakura schoss sofort die Melodie von ‚Wake me up before you go go‘ durch den Kopf. Suchend huschte ihr Blick durch den Club, in der Hoffnung Jiraiya irgendwo auszumachen. Aber der war vermutlich gerade irgendwo hinten und dirigierte Anweisungen an seine Angestellten und las in seinem kleinen Schmuddelroman. Auf einer kleinen Erhebung am Ende der Tanzfläche stand bereits der DJ bereit. Er trug eine braune Vokuhila-Perücke unter seinen großen Kopfhörern und ein quietschend blaues Jackett mit Schulterpolstern. Er wippte mit dem Kopf im Takt der Musik mit. Im Moment lief Pony. Ino hinter ihr quietschte begeistert auf, als sie das Lied hörte. Es erinnerte sie an einen ihrer Lieblingsfilme mit Channing Tatum. Shikamaru neben ihr, rieb sich das Ohr und verzog das Gesicht angestrengt. Temari lachte über Inos Ausbruch, konnte aber nicht abstreiten das auch sie einen halbnackten Channing vor ihrem inneren Augen tanzen sah und automatisch bewegten sich ihre Schultern und Hüften zur Musik. Es war kurz nach halb Zehn als die fünf Freude in das Séparée mit den weißen Loungemöbeln eintraten, die in einer U-Form um einen kleinen Tisch standen. Alles an diesem Ambiente wirkte einladend. In der Wand hinter ihnen war ein Fenster eingebaut, das einen Wasserfall beherbergte. Temari fragte sich, wie das funktionierte, wurde aber in ihren Gedanken unterbrochen, als der Mann bei dem Sakura sie eben angemeldet hatte, mit einem Schreibblock bei ihnen eintrat und nach der erste Runde Getränke fragte. Außerdem stellte er wortlos einen Teller mit Erdnüssen und Erdnussflips, sowie Salzbrezeln ab, mit den Worten „Der Chef lässt schöne Grüße ausrichten und wird später mal vorbeischauen.“ Sakura bestellte sich einen Gin Tonic, dem sich auch Hinata und Temari anschloss. Ino war mehr nach Sekt und Shikamaru blieb bei Bier. Die Nacht würde noch lang werden, da musste er wenigstens zu Beginn einen klaren Verstand bewahren. Grinsend ließ sich die Haruno in die weichen Polster der Couch fallen. Ihre Tasche schmiss sie achtlos unter den Tisch. Es war viel zu lange her, dass sie feiern und tanzen war. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee von Ino gewesen, hier in ihren Geburtstag hinein zu feiern. Morgen war Sonntag und am Nachmittag würden ihr Vater und ihre Schwester samt Familie kommen. Leider konnten Sayo und Kyle heute nicht, da Kyle noch auf dem Rückweg von einer Geschäftsreise war und Sayo keinen Babysitter finden konnte. Ihr Vater hatte heute einen runden Geburtstag im Mio, und ebenfalls keine Zeit, da ja auch Ino ausfiel, die hier mit ihr war. Sie hätte gerne mal wieder zusammen mit ihrer Schwester getanzt und gelacht. Seit dem Tod ihrer Mutter fielen solche gemeinsamen Aktivitäten eher rar aus und umso mehr genoss Sakura die gemeinsame Zeit mit ihrer Schwester. In ihren Gedanken festgesogen, bemerkte sie nicht wie bereits die Drinks serviert wurden und ein bekannter blonder Haarschopf ihren Bereich mit einem breiten Grinsen betrat. „Nabend!“, schallte es von Naruto und erfreut stemmte er eine Hand in die Hüfte. Seine Augen musterten aufgeregt seine Freunde. Neben seinem schrillen Jogginganzug trug er ein weißes Stirnband über den blonden Haaren und Schweißbänder mit einem veralteten adidas-Logo um die Handgelenke. Brummend lief Sasuke hinter seinen besten Freunden her. Auch wenn es heute soweit war und er das starke Bedürfnis verspürte, beiden seine Faust hart ins Gesicht zu rammen und diese Freundschaft zu beenden. Was dachten diese Idioten dabei, SO eine Klamotte für ihn zu bestellen? Er fühlte sich absolut unwohl und von allen beobachtet, obwohl das natürlich vollkommen irrsinnig war, denn niemand interessierte sich für ihn. Immerhin rannte jeder zweite genauso an ihnen vorbei. Außerdem machte diese Klamotte bei jedem verdammten Schritt Geräusche und welche gescheite Kleidung schmolz beim Kontakt mit Feuer sofort? Der glänzend türkisblaue Jogginganzug, mit dem gelb-weißen Mustern brachte ihn beinahe an den Rand des Wahnsinns. Narutos Begeisterung nach urteilen genoss dieser aber das Spektakel eher. Jeden, der ebenfalls einen Jogginganzug trug, begrüßte er freudig mit einem Handschlag. Wenigstens konnte er sich durchsetzen und auf diese dämliche Perücke und das Stirnband verzichten. Während des Umziehens hatte er sich heimlich ein schwarzes T-Shirt anstatt des leuchtend grünen über den Kopf gezerrt und fix den Reißverschluss bis zum Anschlag hochgezogen. Da wäre ihm sogar Gaaras Klamotte lieber gewesen. Der trug zwar ebenfalls so einen bescheuerten Jogginganzug, aber in einem dunkelrot, dass je nach Lichteinfall schon braun wirkte. Abgesehen von den hässlichen lila Mustern, dass darauf war. Sasuke wich einem jungen Kellner aus, der gerade aus dem hinteren Bereich mit einem leeren Tablett in der Hand, getrottet kam. Prüfend klopfte er auf seine Hosentasche um nach dem kleinen Umschlag zu schauen, den der darin bewahrte. Er befand sich noch immer an Ort und Stelle. Erst als Naruto sich lautstark bei seinen Freunden bemerkbar machte, riss der Faden seiner Gedanken ab und er schaute hoch. Ein herzliches Lachen entfloh seiner Kehle, als er sah wie sie alle so da saßen. Ino war aufgesprungen und begrüßte sie als erste. Ihr stand die gute Laune ins Gesicht geschrieben. Hinter ihr saßen, dicht nebeneinander Temari und Shikamaru. Letzterer flüsterte ihr etwas ins Ohr, was sie herzlichst zum Lachen brachte, denn sie schlug ihm spielerisch gegen den Arm, bevor er seine Hände in ihren Nacken legte und sie für einen flüchtigen Kuss an sich zog, um sie zum Schweigen zu bringen. Es war noch immer ungewohnt die Beiden zu sehen, nach allem was zwischen ihnen passiert war. Neben Shikamaru saßen Sakura und Hinata, die sich bis eben noch unterhielten. Narutos Augen bekamen einen besonderen Glanz als er Hinata genauer unter die Lupe nahm. Er schnappte sich ihre Hand und mit einer eleganten Bewegung hatte er sie von der Couch gezogen und ließ sie einmal um sich selbst drehen. „Wow, Hinata du siehst unglaublich aus.“ Dann küsste er sie stürmisch. Hinata drückte ihn lachend weg und fuhr mit den Händen das schwarze Kleid entlang und zog die Ecken ihres weit ausladenden Rocks auseinander. „Hallo Freunde der Nacht!“, rief Gaara zur Begrüßung. Alle Augen waren auf seinen rothaarigen Freund und ihn gerichtet. Er konnte allerdings bereits das hämische Grinsen seiner Freunde auf sich spüren und zählte gedanklich den Countdown für unnötige Kommentare herunter. Drei. Zwei. Eins. „Nettes Outfit Sasuke. Es betont deine Augen.“ „Pass auf das du nicht zu nah ans Feuer gerätst.“ „Gab’s das auch in deiner Farbe?“ Genervt kniff er die Augen zusammen. „Seid ihr dann fertig, oder kommt noch was?“ „Ich denke das war’s fürs erste.“ Temari richtete sich auf und zog kräftig an ihrem Trinkhalm. Gaara drängte sich auf der Couch zwischen Shikamaru und Temari und legte seine Arme um ihre Schultern. „Tja ihr zwei Süßen, ich glaube, ihr schuldet mir Zwanzig Mäuse.“ „Worauf habt ihr denn gewettet?“, wollte Sakura wissen, die Sasuke ein entschuldigendes Lächeln schenkte. „Darauf, dass unser Freund Sasuke heute nicht verkleidet kommt.“, erklärte Temari missmutig. Sie hätte schwören können, dass er bei dieser Party nicht Einhundert Prozent mitzog und nestelte in ihrem BH nach ihren Wettschulden, die sie ihrem Bruder mit bösen Blick in die Hand drückte. Allgemeines Gelächter schallte aus dem Séparée. Sakura erhob sich von ihrem Platz und begrüßte der Reihe nach ihre Gäste. Naruto umarmte sie überschwänglich und bedankte sich für die Einladung, bevor er den Rest der Gruppe, wie auch Gaara, begrüßte. Unsicher stand sie vor Sasuke. Sein Herzschlag beschleunigte sich bei ihrem sanften, entschuldigenden Lächeln. Seine Augen flogen über ihr Outfit und er verspürte sofort den Drang ihr einen langen, viel zu weiten Pullover zu reichen. Eng war im Kontext ihrer Kleidung nicht der richtige Ausdruck. In dem kurzen Rock, dessen grüngelbe Farbe mehr als gewöhnungsbedürftig war, wirkten ihre langen Beine noch unendlicher. Sie zupfte den Ärmel ihres pinken Oberteils gerade. „Das war Inos Idee. Sie hat sich von diesem einen Katy Perry Video inspirieren lassen. Ich hätte wohl doch nicht auf sie hören sollen.“, war ihre Antwort, als sie Sasukes skeptischen Blick auf sich ruhen spürte. „Aber dafür siehst du echt knorke aus.“, kicherte sie und richtete den Kragen seiner Jacke. Sasuke versenkte die Hände in seiner Hosentasche, wo er nach wie vor das raue Papier spürte. „Ich habe das Gefühl, dass ein rosarotes Einhorn auf LSD weniger Aufmerksamkeit erregen würde, als ich.“ „Hey Sasuke! Wenn ihr den Werbekalender für eure Firma macht, bist dann eigentlich du zwölf Mal in diesem geilen Outfit drauf?“, rief Temari und prostete ihm mit ihrem halbleeren Glas zu, bevor um ihn schallendes Gelächter ausbrach. „Haha.“, lachte er trocken. Gerade kam der braunhaarige Kellner zurück und der Uchiha bestellte sich neben einem Bier einen Doppelten. Wer solche Freunde hatte, brauchte weiß Gott keine Feinde. Sakura, Ino und Hinata schoben sich durch das Gedränge auf der Tanzfläche bis sie ein kleines Plätzchen für sich erobern konnten. Es brauchte eine kurze Minute um richtig reinzukommen, aber der Beat der Backstreet Boys überzeugte auch die letzte Faser ihrer Körper um im Takt die Füße zu schwingen und die Hüfte zu bewegen. Sie hatten unwahrscheinlich viel Spaß sich im Treiben der Menge mitreißen zu lassen und zu lachen. Schnell vergaßen die Freundinnen die Zeit um sich herum und sie genossen ihren leicht angetrunkenen Zustand, der sie in einer Art Wattebausch umhüllte. Hin und wieder stießen sie gegen unbekannte Mittänzer. Lachend entschuldigenden sie sich. Die CD’s über ihnen reflektierten das Strobolicht auf ihrer Oberfläche und tauchten die Tanzfläche in einen geheimnisvollen Ort. Nach einiger Zeit wurden sie jedoch von zwei Typen komisch angetanzt und das zerrte die Freundinnen zurück in die Realität. Sakura verdrehte die Augen, als einer der Beiden unangenehm nah auf sie rückte und Sakura näher an Ino tanzte. „Hey!“, rief jemand neben der Rosahaarigen und Sekunden später erschienen Naruto, Gaara und Temari neben ihnen. Momente später stießen auch Sasuke und Shikamaru zu der tanzenden Gruppe und aus dem Augenwinkel sah Sakura wie die beiden Typen sich verzogen, als sie bemerkten das sie in Begleitung hier waren. „Wir haben schon gedacht, ihr seid in der tanzwütigen Meute untergegangen.“, schrie Naruto durch die Musik hinweg und griff nach Inos Hand, um sie um sich selbst drehen zu lassen. Lachend zwang sie ihn anschließend in die gleiche Position und Naruto drehte sich gebückt durch Inos Arm hindurch, bevor sie mit ihren Getränken anstießen. Es war ziemlich eng auf der Tanzfläche geworden und mehr als etwas im Takt der Musik zu wippen war nicht drin. Sasuke und Shikamaru schien das wohl zu viel des Guten zu sein und heimlich entfernten sie sich wieder von der Tanzfläche und verzogen sich in Richtung der Bar. Buhend jaulten ihnen Naruto und Gaara hinterher, bevor letzterer einfach Hinata schnappte und sie in die normale Tanzstellung zwang und zu einem Discofox mit ihr das Tanzbein schwang. Automatisch machten die Menschen um sie herum etwas Platz, insofern das in der Masse möglich war. Sasuke unterhielt sich halb durch den Raum brüllend mit Shikamaru über die besten Musiker der Achtziger. Beide stellten fest, dass sie ein Fable für Billy Idol und dessen Song Rebel Yell besaßen. Darauf stießen sie an und gaben sich einen Handschlag. Sakura musste Lachen und Temari stimmte mit ein. Die Luft um sie herum war stickig und warm. Ihr Plastikoberteil ließ leider kein einziges kühles Lüftchen hindurch und sie zupfte es in unbeobachteten Momenten von sich weg um Luft darunter zu lassen. Außerdem war ihr Getränk leer. Sie gab Temari über die Lautstärke der Musik Bescheid, dass sie sich etwas Neues zum Trinken holen würde, als die hübsche Blondine sich bei ihr unterhakte und zusammen trollten sie in Richtung der Bar, wo sie schnell auch Sasuke und Shikamaru ausmachten. Temari kniff Shikamaru in die Seite, als dieser sich zu einer Beleidigung umdrehen wollte und seine Freundin erkannte. Seine Worte erstarben lautlos in seinem Mund und stattdessen spürte er schlanke Hände, die sich um seinen Nacken legten, ihn herunterzogen und im nächsten Moment die weichen Lippen von Temari auf sich spürte. Sakura bog um die Beiden herum und stellte sich neben Sasuke, der das Geschehen ebenfalls unkommentiert neben sich ergehen ließ. Sie fühlte sich erhitzt und hatte ein leises Surren im Ohr. „Hi!“, lachte die Rosahaarige und gab ihm einen leichten Stoß gegen die Schulter. Doch der Uchiha stand wie ein Fels in der Brandung neben ihr. Sakura war sich nicht mal sicher, ob er die Berührung überhaupt gespürt hatte. „Und? Wie viele Nummern hast du bereits zugesteckt bekommen?“ Sakura war sich bewusst, dass sie solch eine Frage niemals gestellt hätte, wäre sie absolut nüchtern. Aber im Moment erschien ihr alles einfach nur unglaublich witzig. Er musterte sie kritisch. „Soll ich dir ein Glas Wasser besorgen?“ Sakura hob das leere Cocktailglas, schwenkte es unschlüssig in der Hand und träumte sich in weit entfernte Sphären. Vielleicht war ein Wasser nicht die schlechteste Idee die Sasuke jemals hatte und während sie noch darüber sinnierte, wie er wohl reagieren würde, wenn sie ihn jetzt in eine dunkle Ecke drängen würde, nahm er ihr sanft das leere Glas aus der Hand und drückte ihr ein Wasser in die Hand. Er schob das Geld über den Tresen, umfasste Sakuras Handgelenk und umging großzügig die Tanzfläche um in den privaten Bereich zurück zu kehren. Sakura starrte auf die Stelle, an der er sie berührte und heiße, pulsierende Wellen durchzogen ihren Körper. Ihr Blick wanderte unaufhörlich auf das überaus ansehnliche Hinterteil des Uchihas und sie war mehr als froh, dass sie hinter Sasuke ging und er ihren prüfenden Blick nicht wahrnahm. Erschöpft plumpste sie auf das Sofa und fächerte sich mit der flachen Hand Luft zu. Gierig trank sie das Glas Wasser in drei großzügigen Schlucken leer und knallte das Glas brüsk auf den Tisch, bevor sie sich nach unten rutschen ließ und ihre Beine über die Couchlehne baumelten. Für einen Moment schloss sie die Augen und der Bass vibrierte durch ihren Körper. Ihr Kopf sank etwas in das weiche Polster, als Sasuke hinter ihr Platz nahm und das Gesicht der Rosahaarigen musterte. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihren Wangen und ein Schmunzeln überzog ihre Lippen. „Hör auf mich anzustarren.“, murmelte sie, war aber nicht bereit die Augen zu öffnen, zu gut tat der Augenblick der Ruhe. Grinsend strich ihr Sasuke einige verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sakura schnurrte wie eine Katze unter der Berührung. „Wie spät ist es?“ Sasuke suchte den Raum nach einer Uhr ab. „Zehn vor Zwölf. Du kannst also jetzt nicht schlapp machen.“ Sakura biss sich auf die Unterlippe. Sie spürte ihre schmerzenden Füße, den engen Rock und ihre eigene Müdigkeit. Vielleicht wäre es besser gewesen, langsamer zu trinken. „Darf ich dich was fragen?“ Vorsichtig öffnete sie die Augen und war überrascht wie nah sie Sasuke plötzlich war. Seine dunklen Augen bohrten sich tief in ihre Seele. Die warmen Hände auf ihrer Haut. Der Alkohol, der ihre Hemmschwelle stark absenkte. Bildete sie es sich ein, oder kam er ihrem Gesicht näher? Angespannt hielt sie den Atem an. Sie war gerade im Begriff ihre Hand in seinen Nacken zu legen und die Sache zu beschleunigen, als lautes Gepolter sie hochschrecken ließ. Auch Sasuke zuckte bei dem Geräusch zusammen und ihre Köpfe knallten versehentlich aneinander. Schmerzverzerrt rieben beide die pochende Stelle an ihrer Stirn nach der ungewollten Kopfnuss. „Naruto!“, zeterte eine weibliche Stimme. „Immer wenn man denkt, du bist nicht der größte Trottel im Raum überzeugst du mit deinen beeindruckenden Leistungen direkt wieder vom Gegenteil. Du würdest auch, wenn man dir ein Gefäß mit hochtödlichen Viren anvertraut damit durch eine Mall spazieren gehen und dabei stolpern!“ Das war Ino, die kopfschüttelnd das Séparée betrat und ihre Augenbraue eine Etage höher sprang, als sie Sasuke und Sakura in einer ziemlich eindeutigen Position sah. Schmerzlich biss sie auf ihre Zunge und unterdrückte die sarkastische Bemerkung die ihr auf der Seele brannte. Sie klatschte zwei Mal in die Hände. „Hey. Hey. Jetzt wird nicht schlapp gemacht. In…“ Sie zückte ihr Smartphone und lieferte sich einen kurzen Blickwechsel mit dessen Display. „…Sieben Minuten wirst du, meine liebe Freundin, zarte 27 Jahre jung.“ „Ich fühl mich eher wie 67.“ Sakura richtete sich auf, zog den Rock, der bis zu ihren Oberschenkeln gerutscht war, wieder nach unten und sah wie ihre Freunde der Reihe ins Séparée eintraten. Sicherheitshalber brachte sie etwas Abstand zwischen sich und Sasuke, der sich nichts anmerken ließ und die Bierflasche in seiner Hand wiegte. Die gewohnte, kühle Miene auf seinem Gesicht. Der Kellner brachte ein Tablett mit sprudelnden Sekt, den er in der Runde verteilte. Im Hintergrund spielte Gigi D’Agostinos L’amour Toujours mit dem eine beachtliche Lautstärke der feierwütigen Menge einherging. Es war eine Minute vor Zwölf. Das Wasser hatte Sakura so weit geholfen, dass sie ohne Probleme wieder stehen konnte, während Ino genauestens die Uhrzeit im Blick behielt. Als die Anzeige von 23:59 auf 00:00 Uhr sprang quietschten sie und Temari, die neben ihr stand los. „Null Uhr Leute!“ Ein schneller Blickaustausch durch die Runde und in einer beeindruckenden Salve sangen sie eine etwas schiefe Version von Happy Birthday. Sakura grinste übers ganze Gesicht, als sie den Druck von Shikamarus Arm um ihre Schultern spürte. Neben ihm krakeelte Naruto mit seinem reizendenden Stimmchen weiter. „Happy Birthday.“, flüsterte ihr bester Freund in ihr Ohr und schenkte ihr eine innige Umarmung. Der Reihe nach gratulierte ihr auch der Rest der Bande, bevor Sasuke als letzter im Bunde seine Arme fest um sie schlang und ein paar Sekunden schaukelte. Sakura musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um nicht plötzlich umzufallen. „Herzlichen Glückwunsch.“, flüsterte er und eine Gänsehaut überzog ihren Nacken, als er sie genau dort sachte berührte. Zu schnell für Sakuras Empfinden löste er sich von ihr und trat zurück in den Hintergrund, wo er sich gegen die Säule stützte, aber vorher Ino etwas Kleines in die Hand drückte. Das Licht fiel auf seinen Jogginganzug, mit dem er sich den Abend über arrangiert hatte. Abgesehen von der Farbe und der Luft die sich darunter staute, bot er erstaunliche Bewegungsfreiheit. Vielleicht würde er Naruto eine Dankeskarte zukommen lassen. Ino hustete, um die Aufmerksamkeit wieder zu erregen. Sie knete mit den Händen, was sie immer tat wenn sie freudig nervös war. Ihr hellblondes Haar schien in dem Licht fast violett. „Also zunächst, liebe Sakura, möchten wir uns herzlich für die Einladung bedanken. Andererseits haben wir lange überlegt, wie wir dir eine kleine Freude bereiten können und durch den Einfall einer einzelnen Person, die hier nicht namentlich genannt werden möchte…“ Sie drehte ihren Kopf über die Schulter zu Sasuke, zwinkerte ihm zu und wand sich wieder ihrer besten Freundin zu. „Deshalb nochmal: Danke Sasuke - haben wir alle zusammengelegt und hoffen, dass du dich freust.“ Ino reichte ihr ein blassrosa Kuvert mit Kirschblüten bedruckt und Hinata einen beachtlichen Blumenstrauß. Sakura strahlte und dankend nahm sie Blumen und Umschlag entgegen. Sie klemmte die Blumen unter ihrem Arm ein, um den Briefumschlag zu öffnen. Neben Geburtstagsgrüßen und einer Unterschrift von allen weiteten sich ihre Augen bei dem Gutschein, der in der Karte eingeklebt war. „Aber…“ Sprachlos las sie sicherheitshalber nochmal den Text. „Ihr seid doch verrückt. Dankeschön.“ Sie legte den Blumenstrauß hinter sich auf die Couch und bedankte sich bei ihren Freunden für großartige Überraschung. „Ich dachte rosa ist keine Farbe, die dir jemals in den Sinn kommen würde?“, stichelte sie bei Sasuke angekommen, bevor sie ihm dankbar um den Hals fiel und einen tiefen Atemzug seines Duftes einnahm. „Ich kann dafür sorgen, dass dir noch ganz andere Dinge in den Sinn kommen.“, hauchte er ihr ins Ohr. Es lief ihr kalt den Rücken runter. „Wie wäre es mit einem Quäntchen mehr Selbstbeherrschung?“ „Wird überbewertet.“ Er lächelte gefährlich und zuckte mit den Schultern. Temari und Ino tauschten einen wissenden Blick miteinander aus. Bereits den gesamten Abend über flirteten die Beiden schamlos miteinander. Dachten sie echt, ihre Freunde würden das nicht bemerken? Zufrieden lehnte Sakura mit dem Rücken gegen Hinata und spielte mit einer Haarsträhne. Die Müdigkeit fühlte sich bleiern in ihren Knochen an. Es war kurz nach halb fünf. Sie hatten fast die gesamte Nacht getanzt. Auf der Tanzfläche tummelten sich verliebte Pärchen, zu einer Runde langsamer Rockballaden aus den Achtzigern. Alannah Myles mit ihrer rauchrigen Stimme und Black Velvet ließ die Härchen auf Sakuras Armen prickeln. Träumerisch beobachtete sie Ino und Gaara, die sich, wie schon zu Silvester, ziemlich gut zu verstehen schienen. Ihre Hände waren ineinander verflochten und Sakura war sich fast so sicher wie das Amen in der Kirche, dass sie zusammen heim gehen würden. Shikamaru und Temari waren Rauchen, während Naruto sichtlich betrunken vor ihnen tanzte und bereits mehrfach vorgeschlagen hatte, jedwede Partyspiele zu spielen. Sasuke würgte seine Vorschläge grundsätzlich sofort ab. Von allen schien der Uchiha noch am nüchternsten zu sein, obwohl Sakura bewusst wurde, dass auch er fast jede Runde mit ihnen angestoßen hatte. „Wollen wir langsam gehen?“ Shikamaru war eben wieder vor ihnen aufgetaucht. Hinter ihm kam Temari nach. „Uns reicht es ehrlich gesagt langsam.“ Temari sah völlig fertig aus. Das rote Tüllteil, das bis vorhin in ihren Haaren war, baumelte lose um ihren Hals. Die Jeansweste hatte sie bereits vor Stunden in eine Ecke gepfeffert. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Stirn glänzte leicht. „Von mir aus können wir gehen.“, sagte Hinata, stand auf und griff nach Narutos Hand, der seinen Kopf erschöpft auf ihrer Schulter ablegte. Liebevoll strich sie dem Blondschopf die Haare aus dem Gesicht. Seufzend quittierte Sakura das sie ziemlich betrunken war. Während des Tanzens war es ihr nicht weiter aufgefallen. Aber hier draußen an der frischen Luft traf es sie wie einen Schlag ins Gesicht. Ihre Sachen passten gnädigerweise komplett in die Handtasche, die sie sich schräg über die Schulter hang. Gott war sie froh sich eine dickere Jacke mitgenommen zu haben! Eine fehlende Strumpfhose machte die kalte Märzluft zwar nicht besser, aber durch ihren alkoholisierten Zustand spürte sie die Kälte nicht sonderlich. Als erstes verabschiedeten sich Gaara und Ino, die sich gegenseitig an der Schulter stießen, strauchelten und in Lachanfälle ausbrachen. Temari warf ihrem kleinen Bruder einen skeptischen Blick hinterher, als er mit Ino um den nächsten Häuserblock verschwand. Die beiden waren die Einzigen, die nur einen kurzen Fußweg von ihren Wohnungen vor sich hatten. Temari und Shikamaru übernachteten heute bei Shikamaru, dessen Wohnung mit dem Taxi das sie gerufen hatten, nur eine viertel Stunde entfernt lag. „Seid ihr sicher, dass wir nicht einfach einen Umweg fahren sollen?“ Shikamaru prüfte eine glucksende Sakura, die bei Hinata eingehenkelt war. Er hatte kein gutes Gefühl sie hier allein zu lassen. Naruto machte eine wegwerfende Handbewegung. „Mach dir mal keine Sorgen. Nachdem wir etwas von dem Pfirsichauflauf meiner zukünftigen Schwiegermutter geholt haben, bringen wir Sakura sicher heim.“ „Bitte was?“ Hinata wurde hellhörig. Sie war die Einzige, die sich nicht komplett hemmungslos übertrunken hatte. Naruto zuckte mit den Schultern und schien schon wieder vergessen zu haben, was er eben gesagt hatte. Stattdessen legte er seinen Arm um Sasukes Schultern. Oder es war eher ein Versuch, denn Sasuke bückte sich schnell darunter hinweg. Ein Taxi kam vorgefahren und Naruto sprang so schnell auf die Straße, dass Hinata einen spitzen Schrei ausstieß. Er streckte den Daumen in die Höhe. Das Taxi fuhr glücklicherweise nur Schritttempo und hatte den Uzumaki bereits registriert. Er öffnete die Tür und winkte den anderen. „Leute! Ich habe uns ein Taxi klar gemacht. Los, steigt ein!“ Ehe sich die anderen der Gruppe versahen saß Naruto im Inneren. Temaris Auge zuckte unnatürlich. „Hat uns dieser blonde Chaot gerade ernsthaft unser Taxi streitig gemacht?“ „Ist doch nicht schlimm. Dann halten wir eben erst bei den anderen. Wolltet ihr bei dir schlafen Hinata oder bei Naruto?“ „Eigentlich bei mir. Aber wir wollten Laufen, damit Sakura nicht als einzige in die andere Richtung muss.“ „Los. Steigt ein. Wir einigen uns schon irgendwie.“ Sakura war eigentlich alles egal. Sie wollte nur noch aus den Monstertretern raus, diesen engen Gürtel lösen und ins Bett fallen. Sie griff Sasukes Handgelenk und zerrte ihn zum Taxi. Im Auto herrschte eine angenehme Wärme, auch wenn es etwas eng sechst war. Shikamaru und Temari waren neben dem Fahrer eingestiegen und zu viert quetschten sich Naruto, Hinata, Sakura und Sasuke auf die Rückbank. „Leute, ich muss pinkeln.“, durchbrach Naruto die Stille. Einzig das Autoradio lief. „Vergiss es Naruto. Das Taxameter läuft. Du wirst ja wohl diese fünf Minuten Fahrt aushalten.“ Temari ließ keinen Protest zu und Naruto zappelte unglücklich während der gesamten Fahrt. An einer roten Ampel hielt er es nicht mehr aus. Schnell schnallte er sich los und hüpfte auf den Bürgersteig. Temari und Hinata japsten laut nach Luft, als sie den Stunt von Naruto mitbekamen. Gott sei Dank war eine große Mauer direkt neben dem Bürgersteig, sodass er dich dort auffangen konnte. „Autsch.“, fluchte der Uzumaki lautstark. Hinata reagierte geistesgegenwärtig und folgte Naruto bevor die Ampel grün schaltete, entschuldigte sich bei ihren Mitfahren, wünschte eine Gute Nacht und knallte die Autotür zu. „Ist euer Freund immer so drauf?“ Der Taxifahrer quittierte das Geschehnis mit einem ungläubigen Kopfschütteln und gab Gas, als die Ampel umschaltete. „Dobe und seine Konfirmandenblase!“ Nach Narutos Stuntmanöver herrschte Ruhe auf der restlichen Fahrt. Temari döste auf Shikamarus Schulter, als der Taxifahrer rechts in Shikamarus Straße einbog. Dieser drehte sich zur Rückbank. Sakura war ebenfalls bereits eingeschlafen und ruhte mit Kopf an der Autoscheibe, während Sasuke auf seinem Handy herum tippte. „Kann ich mich auf dich verlassen, dass sie sicher nach Hause kommt?“ Sasuke schaute auf und verstaute das Gerät wieder in seiner Hosentasche. Ein knappes Kopfknicken musste als Antwort genügen. Ihm war nicht ganz wohl bei der Sache seine beste Freundin in ihrem Zustand allein zu lassen, allerdings konnte er auch Temari jetzt nicht einfach stehen lassen. Wohl oder übel musste er dem Uchiha vertrauen. Er drückte Sasuke Zwanzig Dollar in die Hand und stupste Temari leicht an, damit diese wach würde. „Schlaft gut. Und meldet euch, wenn ihr daheim seid.“ Sasuke gab dem Taxifahrer seine Adresse und schaute nach draußen. Temari wartete hinter Shikamaru, dass dieser den Schlüssel zur Haustür fand und schmiegte sich von hinten an ihn. Respektvoll wandte sich Sasuke ab, als sie weiterfuhren. Zehn Minuten später standen sie vor seiner Wohnung. Sasuke weckte Sakura behutsam und sie ließ sich von ihm aus dem Taxi helfen. Er bezahlte und das Taxi brauste in die Dunkelheit davon. Einige, wenige Passanten waren unterwegs. Die meisten sahen aus, als wären sie von einer Party auf dem Weg nach Hause. Das Pub auf der gegenüberliegenden Straßenseite war noch geöffnet. Alle Sorten Menschen standen davor und rauchten. Die Müllabfuhr bog gerade um die Ecke, und Sasuke zog Sakura etwas weiter von der Straße weg. „Wieso bist du eigentlich noch so nüchtern?“, fragte Sakura in die Stille zwischen ihnen hinein. Sasuke grinste und schüttelte leicht den Kopf. „Ich bin nicht nüchtern. Im Gegenteil. Ich bin ziemlich darauf konzentriert nüchtern zu wirken.“ Bevor Sakura mitbekam was eigentlich los war und weshalb sie nicht vor ihrer eigenen Wohnung stand, stolperte sie, ihre Knie schlugen auf Beton und sie lag auf dem Bürgersteig. „Oh Mann.“, sagte Sasuke, schlang ihr die Arme um die Taille und zog sie hoch. „Ich schätze, wir besorgen dir noch etwas Wasser.“ Er roch so gut. Sakura legte ihre Nase an seinen Hals und atmete tief ein, während sie auf dem Bürgersteig entlangschwankten. „Du riechst so gut.“ „Vielen Dank auch.“ „Ziemlich teuer.“ „Gut zu wissen.“ „Ich könnte dich auf der Stelle direkt ablecken.“ Und dann leckte sie an ihm. Sein Aftershave schmeckte nicht so gut, wie es roch, aber Sakura empfand es als ganz nett an jemandem zu lecken. „Jetzt geht es mir wirklich besser.“, sagte sie völlig überrascht von dem Umstand. „Wirklich!“ „Okay. Ich schätze wir besorgen dir jetzt sehr viel Wasser.“ Er stellte sich vor sie und legte seine Hände auf ihre Schultern. Um sie herum blendeten die Lichter des Clubs wie ein Karussell. Langsam drehte sich Sakura um sich selbst und legte den Kopf schief, als sie auf das hohe Gebäude vor ihr starrte. „Das ist aber nicht meine Wohnung.“, stellte sie tonlos fest. „Gut erfasst Dr. Watson. Ich lass dich bestimmt nicht alleine im Taxi. Du schläfst bei mir und morgen früh, wenn ich nüchterner bin, fahre ich dich heim. Okay?“ „Hn.“ Sakura tippte den Türcode ein und Sasuke war beeindruckt, dass sie sich die Zahlenkombi scheinbar gemerkt hatte und im Stande war zielgenau die richtigen Tasten zu treffen. In seiner Hosentasche wühlte er nach dem Wohnungsschlüssel. „Aber Sasuke“, Sakura drehte sich nochmal zu ihm und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie konnte noch immer sein Aftershave auf ihrer Zunge schmecken. „Hn?“ „Wir haben keinen Sex.“ Danach hickste Sakura und lehnte ihren Körper erschöpft gegen die Wand neben dem Fahrstuhl. Ein süffisantes Grinsen kräuselte sich auf seinen Lippen „Keine Sorge Sakura. Ich bezweifel, dass wir in diesem Zustand zu Höchstleistungen auflaufen würden…außerdem glaube ich, dass ich mich irgendwie in dich verliebt habe.“ Beim letzten Teil des Satzes wurde seine Stimme leiser und gleichzeitig sprang die Tür des Fahrstuhles mit einem lauten Gong auf. Sakura hatte ihn wahrscheinlich gar nicht mehr gehört und winkte ihn mit einem übertriebenen Grinsen in Kabine hinein. Sasuke sah langsam nach oben. Ein Mundwinkel zuckte und er kniff die Augen zusammen, bevor er wehmütig hinter ihr in die Kabine stieg, den Etagenknopf betätigte und seinen Nacken gegen die kühle Spiegelwand in seinem Rücken legte. Sein erhitztes Gemüt entspannte sich augenblicklich. Erinnerungen rauschten durch seinen Kopf. Sakura. Der heutige Abend. Karin. Auch noch so ein Problem das er irgendwie lösen musste. Sakura bettete ihren Kopf auf seiner Brust und Sasuke legte die Arme um sie und zusammen fuhren sie schweigend die fehlenden Etagen in die Höhe. Er drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, als der Fahrstuhl zum Stehen kam und sie Hand in Hand in seine Wohnung verschwanden. Morgen früh würde sie von all dem nichts mehr wissen. Kapitel 32: Waterbottle ----------------------- Sakura wachte vom Klingeln eines Telefons auf. Schrill und beharrlich. Dann erfolgte die Erleichterung, als es aufhörte und stattdessen eine Männerstimme an ihr Ohr drang. Der willkommene bitter-herbe Geruch von Kaffee kletterte ihre Sinne empor. Sie schob sich ein wenig hoch, versuchte den Kopf vom Kissen zu heben, aber der Schmerz, der daraufhin in ihren Schläfen explodierte war so heftig und unbarmherzig, dass sie einen Klagelaut wie ein winselnder Hund ausstieß. Sie schloss die Augen, atmete ein und öffnete sie wieder. Das war nicht ihr Bett. Und es war immer noch nicht ihr Bett, als sie die Augen auch das dritte Mal wieder öffnete. Diese unbestreitbare Tatsache genügte, damit sie ihren Kopf hochschnellen ließ und den stechenden Schmerz so lange zu ignorieren, bis ihr Blick klar genug war. Nein, es war definitiv nicht ihr Bett. Geschweige denn ihr Schlafzimmer. Wenn sie es genau nahm, war es überhaupt kein Schlafzimmer, das sie je zuvor gesehen hatte. Unterbewusst registrierte sie Männerkleidung, die ordentlich gefaltet über einer Stuhllehne hing. Und dann wurde ihr bewusst, dass sich eine Stimme näherte. Die Tür öffnete sich und Sasuke kam herein, in einer lockeren Trainingshose und einem einfachen, schwarzen Kapuzenpullover, in der Hand eine Tasse, mit der anderen das Smartphone am Ohr haltend. Er fing ihren Blick auf, hob eine Augenbraue und stellte die Tasse auf den Nachttisch, während er weitertelefonierte. Scheinbar war er bestrebt, seinen Gesprächspartner zu beschwichtigen. „Ja, sie ist hier. Ja, sie schaut mich ungefähr so an wie ein Teletubby dem man seinen Toast geklaut hat und nein, bisher hat sie nicht gekotzt.“ Sie schob sich hoch und stellte entsetzt fest, dass sie ein schwarzes, viel zu großes T-Shirt mit der Aufschrift Frankie says relax trug. Da war er wieder. Der realitätsbezogene Sarkasmus, den sie so sehr hasste. Die Röte schoss ihr bei der Erkenntnis gnadenlos ins Gesicht. „Ja, mach dir keine Sorgen. Ich bringe sie heil nach Hause.“ Er wandte sich ab und Sakura zog sich die Decke bis unter ihr Kinn. Immerhin trug sie einen Slip. Ihren eigenen, wohlgemerkt. Wenigstens etwas. „Wann kommt ihre Familie? Okay. Schaff ich“ „Guten Morgen Sonnenschein.“ Sasuke hatte das Gespräch beendet und schmiss das Telefon achtlos auf die andere Bettseite. „Ich wollte dir als Beilage noch eine Kopfschmerztablette hinlegen. Soll ich dir welche suchen?“ Sakura hatte einen fürchterlichen Geschmack im Mund und eine Zunge die so pelzig war, dass jeder Pfirsich vor Neid erblasst wäre. „Eine Schmerztablette wäre ein Traum.“ Sie zog die Decke komplett über ihren Kopf. Was hatte sie gestern noch getan? Wieso lag sie halbnackt und nur mit Sasukes Shirt bekleidet in seinem Schlafzimmer? Hatten sie? Sasuke ging an den Nachttisch auf der anderen Seite in die Knie, kramte eine kleine Schachtel aus einer Schublade, holte ein Blister heraus und legte es auf das leere Kissen neben Sakura, die sich fast nicht traute ihren Kopf wieder aus der Decke zu strecken. „Hier. Das sollte helfen.“ Sie schluckte die bittere Pille und schob sich die Haare aus dem Gesicht. Von der wilden Lockenmähne war nicht mehr viel übrig. Sie fühlten sich fettig und verfilzt an. „Was…was ist passiert?“ „Trink erstmal deinen Kaffee.“ Gehorsam nahm sie einen Schluck. Der Kaffee war stark und belebend. Sakura schätzte grob das sie nur noch ungefähr sieben solcher Tassen inhalieren brauchte, dann ginge es ihr wieder prächtig. Er grinste, ließ sich rückwärts auf die leere Betthälfte fallen und gähnte ausgiebig. „Shikamaru hat mich gerade angerufen. Er hat mir gesagt, dass deine Familie heute zum Kaffee kommt.“ Sakura sah von der dampfenden Tasse auf. „Ähm…ja.“ „Ich möchte dich nicht verunsichern, aber es ist bereits kurz vor dreizehn Uhr.“ Als würden alle Rädchen in Sakuras Kopf arbeiten, um die Information zu erfassen, wurde sie noch blasser als vorher. Sasuke hatte kurz Angst, dass sie gleich ohnmächtig werden würde. „Scheiße!“ Sie sprang, balancierend mit der vollen Tasse, aus dem Bett, verhedderte sich mit den Füßen im Laken und fiel praktisch in Zeitlupe aus dem Bett auf die Knie, die ihr überraschend weh taten. Wie einen Schatz umklammerte sie die Tasse, aus der kein Tröpfchen geschwappert war. Anschließend plumpste sie auf ihren Hintern und stellte die Tasse sicherheitshalber zurück auf das Nachtschränkchen. Ihre Knie waren rot und eines sogar leicht aufgeschürft. „Was ist das?“ Sasuke grinste. „Das kommt von deinem Tanz.“ „Meinem Tanz?“ Er rollte sich über das Bett zu ihr und schaute sich das Knie im Tageslicht an. Diese Nacht hatte er nur ein wenig Desinfektion darauf gesprüht. Vielleicht wäre auch ein Pflaster angebracht gewesen. „Eine Frage hätte ich allerdings noch…“ Sakura knete nervös mit den Händen und ihre Augen huschten wild im Raum umher. „Haben wir...“ „Nein. Du hast mir schon einen Korb gegeben, bevor ich überhaupt die Chance hatte, einen Versuch zu starten.“ Er grinste dieses umwerfende Grinsen mit einer Mischung aus einem ehrlichen Lächeln und seiner ungehobelten, überheblichen Frechheit und ihre schmerzenden Knie wurden augenblicklich weich. Erleichterung machte sich in ihr breit. Wenigstens etwas, dass sie nicht vermasselt hatte. „Wir sind in meine Wohnung gestürzt, du hast dir deine Klamotten vom Leib gerissen, sodass ich es gerade so geschafft habe dir noch ein T-Shirt drüber zu ziehen und anschließend bist du schnurstracks in mein Schlafzimmer geschwankt und als ich dir hinterher wollte, hast du bereits geschlafen.“ Eine vage Erinnerung durchflog ihren Geist und resigniert griff sie an ihre Stirn. „Tut mir echt leid. Ich mach es wieder gut. Versprochen.“ Er winkte ab, stand auf und reichte ihr ein Handtuch, das er vorhin bereit gelegt hatte. „Vielleicht willst du erst mal duschen. Eine Zahnbürste müsste im Schrank rechts oben liegen. Alles andere ist ziemlich offensichtlich zu finden. Und bevor du dir deinen hübschen Kopf darüber zerbrichst, wieso Frauenshampoo in meiner Dusche steht, dass hat Temari scheinbar vergessen wieder mitzunehmen.“ Sakura beschloss, bevor es noch peinlicher für sie wurde, dass Duschangebot anzunehmen. Wenn sie sich beeilte, würde sie es rechtzeitig nach Hause schaffen, bevor ihre Familie vor der Tür stand und Fragen stellte, für welche sie selbst nicht bereit war sie sich zu beantworten. Sasuke lächelte gefährlich, bevor Sakura das Badezimmer betrat. „Brauchst du Gesellschaft?“ Anstatt einer Antwort zog sie sich das T-Shirt über den Kopf, sodass Sasuke eine ausgezeichnete Aussicht auf ihre, nur mit ihrem Slip bekleidete Rückseite geboten bekam und Sakura streckte ihm während des Verlassens den Mittelfinger entgegen. Dann schlug die Badezimmertür hinter ihr zu. Der Uchiha grinste ein Haifischgrinsen, klaubte sein Handy vom Bett und in der Küche genehmigte er sich ebenfalls eine weitere Tasse von dem lebenserweckenden Elixier. Es war ein langer Abend und eine noch längere Nacht. Nachdem Sakura Bekanntschaft mit dem Bürgersteig seiner Straße gemacht hatte, war er fast augenblicklich wieder nüchtern. Zumindest bildete er es sich ein. Er stellte sich vor sein Küchenfenster und beobachtete das wilde Treiben auf den Straßen Chicagos. Der Pub-Besitzer von gegenüber fegte die Straße vor seinem Laden. Junge Familien spazierten in Richtung des Lincoln Parks. Aus dem Augenwinkel bekam er noch mit wie eine Katze eine Mülltonne umschmiss und vor Schreck ihr Fell sträubte und in die nächste Seitengasse verschwand. Die Autofahrt brachten sie größtenteils schweigend hinter sich. Nach der Dusche fühlte sich Sakura beinahe wie Neugeboren. Abgesehen von den Kopfschmerzen und das ihre Sicht noch der eines blinden Maulwurfs glich. Sasuke lieh ihr einen Pullover und Hose, die sie, wenn sie sie nur straff genug band, halbwegs auf ihrer Hüfte saß. Auch er schien gedanklich weit abgedriftet zu sein. Er biss auf seiner Unterlippe herum, während er sich stark auf den Verkehr konzentrierte. Vielleicht wäre auch eine Kopfschmerztablette für ihn angebracht gewesen. Er notierte sich das nachzuholen, wenn er wieder in seiner Wohnung ankam. Er wusste nicht ob er sauer auf Sakura sein sollte, oder doch eher ein Freudentänzchen absolvieren sollte. Du und deine verflucht große Klappe, schalt er sich selbst. Was, wenn sie es gehört hätte? Er warf einen Seitenblick auf Sakura, die geistesabwesend aus dem Auto die vorbeirauschenden Häuserfassaden beobachtete. Sie schien in sich gekehrt und zu gerne würde er wissen was gerade durch ihre Gedanken geisterte. Konnte sie sich nicht an letzte Nacht erinnern oder ignorierte sie geflissentlich, was für einen gewaltigen Sack von Problemen er bereit gewesen wäre zu öffnen? Mit jeder Sekunde die verstrich und er länger darüber nachdachte, sackte seine Laune in den Keller. Dabei dachte er, dass sie sich endlich näher gekommen sind. Ein angenehmes Prickeln durchflog seinen Magen. Er sah sie zu Weihnachten in ihrer Küche, als er kurz davor war sie zu küssen. Das nächste Mal, als Sakura die Initiative ergriff und ihn in seinem Büro küsste. Silvester wie sie zusammen getanzt haben, bevor Karin dazwischengefunkt ist. Karin. Ein Problem das er lösen musste, bevor Sakura jemals Wind davon bekäme. Ihr gemeinsames Bestreben Temari und Shikamaru einander näher zu bringen. Der Abend in ihrer Wohnung. Das Klettern. Sein Käsesandwich. Valentinstag und ihr Neffe. Der Streit wegen Shikamarus Flucht, an der er nicht unschuldig war. Der darauffolgende Kuss, der alles in ihm auf den Kopf gestellt hatte. Ihr erstes offizielles Nicht-Date. Und ihr Geburtstag letzte Nacht, der ihm komplett die Augen geöffnet hatte und er plötzlich wusste wie er die Gefühle ihr gegenüber einsortieren musste. Aber wollte er das auch? Sakura bemerkte seinen gequälten Blick und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Sie legte ihre Hand über seine, die fest um Kupplung gekrallt waren. Ihre Haut war so weich, warm und zart. Wenn er sich nicht auf den Verkehr fokussieren müsste, könnte er sie stundenlang ansehen. Deuten konnte er ihren Blick nicht, aber er ging tief. Vor ihrem Haus war ein freier Parkplatz den er anvisierte und mit einem geschickten Lenkmanöver in die winzige Lücke hineinmanövrierte. Die Stelle an der ihre Hand lag brannte wie Feuer, als sie sich zurückzog und das Bündel Kleidung aus dem Fußraum hob und vor ihren Bauch klemmte. Er konnte das pinke Oberteil identifizieren. Mit Zeige- und Mittelfinger hielt sie die hohen Schuhe fest umklammert. Er hatte ihr ein Paar dickere Socken geliehen, mit denen sie barfüßig bis zu seinem Auto gerannt ist. „Also dann…“ Sie lächelte unglücklich und wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte. Auch für Sasuke war es eine seltsame Situation. Er wurde das Gefühl nicht los, dass noch viel Unausgesprochenes zwischen ihnen lag. „Danke für alles. Das hättest du nicht für mich tun müssen.“ Sie rutschte von dem Beifahrersitz hoch, beugte sich über die Gangschaltung, deren Knüppel sich in ihren Bauch drückte und legte einen Arm um ihn, ohne dass ihre Habseligkeiten aus der anderen Hand purzelten. Automatisch sog er ihren betörenden Duft ein. Es war die schrägste Verabschiedung, die sie jemals ablieferte. Es war steif, als läge eine kilometertiefe Schlucht zwischen ihnen. Sakura warf das Wäschebündel direkt in die Waschmaschine. In Windeseile bereinigte sie ihre Wohnung von den gestrigen Spuren. Sasukes Hose tauschte sie gegen passende, bequeme Leggins und die viel zu großen Socken lagen vor ihrem Bett. Stattdessen war sie flauschige Kuschelsocken gehüpft. Nur seinen Pullover wollte sie nicht hergeben. Sie schwor, dass er nach ihm roch. In der Küche holte sie die Torte aus dem Kühlschrank, damit sie Raumtemperatur annahm bis ihre Gäste eintrafen. Gedanklich bereitete sie eine Checkliste vor. Kaffee kochen. Tisch decken. Umziehen. Gott war sie froh, vorhin duschen gewesen zu sein. Sie sah schrecklich aus. Das Sasuke diesen Anblick überhaupt ertragen hatte wunderte sie. Ihr kamen die Drinks von letzter Nacht hoch, als sie ihr Spiegelbild begutachtet hatte. Und dann fiel ihr ihr Handy ein, auf das sie seit gestern Abend nicht mehr geschaut hatte. Der festen Überzeugung es in der kleinen Handtasche zu finden die sie im Club trug, kippte sie den gesamten Inhalt über ihren Flur. Bis auf Lippenstift, Taschentücher, den Briefumschlag mit ihrem Geschenk und Geld war die Tasche leer. Sie klopfte sicherheitshalber nochmal auf den Taschenboden. Vielleicht in der Jacke? Auch die war leer. Dann müsste ihr Vater sie später einmal anrufen, damit sie es wiederfand. Sie hatte noch ungefähr eine Stunde Zeit und ließ ihren müden Körper auf die Couch sinken. Was war das für eine seltsame Anspannung zwischen ihr und Sasuke? Gestern Abend verstanden sie sich so gut und Sakura war der festen Überzeugung, dass er das gleiche für sie empfand. Hatte ihre Menschenkenntnis sie etwa verlassen? Die öde weiße Decke über ihr lieferte keine Antwort, als sie sich auf die Seite drehte und in Embryonalstellung zu einer Kugel formte und dabei die Fernbedienung runter schmiss. Es lag unausgesprochen zwischen ihnen wie ein treibender Keil. Temari zog sich auf den Stuhl zurück. Ein Bein darauf abgestellt und den Kopf auf das Knie gelehnt. Ihre Augen waren gerötet. Sie versank beinahe in dem hellgrauen Kapuzenpullover. Dunkle Ringe unter ihren Augen. Sie betrachtete über den Tisch hinweg sein gutaussehendes Gesicht, die breiten Schultern, die Hände die er lose um die Wasserfalsche gelegt hatte und dachte sich, dass sie es nicht erträgt wenn er sie jetzt verlässt. Und doch war diese Tatsache so unumstößlich wie das die Erde um die Sonne kreist. Sie wusste seit ihrer Aussprache, dass sie ein Ablaufdatum besaßen und trotzdem verdrängte sie die Tatsachen. Temari war zum Schreien zu Mute. Oder sich auf die Knie werfend und ihn anflehend, es nicht zu tun. Er hat es dir gesagt. Von Anfang an, du dumme Kuh! Sie wusste diese zweite Trennung würde sie nicht ohne bleibende Schäden überleben. Er senkte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf über seiner Flasche. „Weißt du, als wir uns endlich näher gekommen waren, näher als ich jemals einem Menschen zuvor gekommen bin, da warst du plötzlich einfach…weg. Du warst verheiratet. Ich hatte das Gefühl, jemand hat mir seine Hand gereicht mit dem Schlüssel zu all den Dingen, von denen ich nicht einmal wusste dass ich sie haben möchte und gleich darauf wurde die gleiche Hand wieder weggezogen.“ „Warum bist dann einfach gegangen? Wir hätten das alles irgendwie klären können. Du hast ohne überhaupt wirklich zu kämpfen nach einem Schlupfloch gesucht und direkt das Nächstbeste genommen!“ Seine Stimme explodierte in dem Raum. „Weil…weil ich nicht so ein Typ Mann bin, Temari!“ Temari lachte bitter. „Und wirf mir das bloß nicht vor. Du hast gesagt, ich soll gehen. DU hast gesagt, du stehst hinter meiner Entscheidung. Und ich habe versucht Berge zu verschieben, um nicht fort zu müssen. Aber ich kann diese Entscheidung nun mal nicht rückgängig machen.“ Eine Weile saßen sie schweigend da. Temari ertappte sich dabei, wie sie seine Hände betrachtete. Die lange, blasse Narbe auf seinem Handrücken, die festen starken Finger, die doch zu so viel Zärtlichkeit im Stande waren. Sie zwang sich ihren Blick auf den eingebrannten Wachsfleck auf dem Tisch zu richten. Shikamaru wollte das sie ging. Er dachte, er würde sterben, wenn sie es tat. „Es tut mir leid.“, sagte er schließlich. „Ich weiß was ich für Fehler gemacht habe. Ich habe nicht nachgedacht. Aber ich kann dich nicht zwingen bei mir zu bleiben, nur weil ich eine falsche Entscheidung getroffen habe.“ „Hör doch auf so seinen Scheiß zu labern! Wir wissen beide, dass es letztlich alles auf mich zurückführen wird. Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt. Ich habe nicht den Mut gehabt eher mit dir zu reden. Ich habe gesagt, ich akzeptiere deine Entscheidung und werde dir nicht im Weg stehen. Wieso gibst du uns schon wieder keine Chance? Wir bekommen das hin. Irgendwie. Es ist nur ein vier Stunden Flug, keine halbe Weltreise.“ „Ich kann nicht, versteh doch. Ich hätte immer das Gefühl, dass ich dich von der Möglichkeit fern halte hier glücklich zu werden. Chicago ist deine Heimat. Hier findet dein Leben statt.“ Er würde ihr gerne sagen, wie sehr er sie liebt, aber er konnte es ihnen nicht noch schwerer machen. Also schwieg er eisern und verstärkte den Griff um die Wasserflasche, die unter dem Druck knitterte. „Also ist es aus?“ Es war ein fantastischer Nachmittag mit ihrer Familie. Sie erzählten und lachten unheimlich viel. Matthew war schon wieder gewachsen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Ihre Schwester durchlöcherte sie mit Fragen zu dem ominösen Onkel, von dem Matty bis heute schwärmte. Sie überhörte die Fragen und wechselte die Themen in einem rasanten Tempo durch. Von ihrer Schwester und Kyle bekam sie neue Kleidung zum Klettern, die sie sich schon länger wünschte und ihr Vater überreichte ihr ein Flugticket nach San Francisco, dass sie einlösen konnte, wann immer sie das Bedürfnis verspürte ihren besten Freund zu sehen. Mit tränenverschleihertem Blick war sie ihm um den Hals gefallen. Jetzt räumte sie gerade die letzten Tassen in die Spülmaschine, wusch sich die Hände und warf das Handtuch zurück über den Haken. Nach drei weiteren Tassen Kaffee ging es ihr wieder relativ gut. Sie zog sich das Strickkleid aus, hing es zurück an seinen Bügel und schlüpfte in Sasukes weichen Pulli. Shikamaru hatte sich bis jetzt nicht bei ihr gemeldet. Er wollte eigentlich zum Kaffee vorbei schauen. Vielleicht schlief er aber auch einfach noch. Allerdings fehlte von ihrem Handy nach wie vor jede Spur. Sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustend drehte sie jedes Kissen in ihrem Schlafzimmer um, schüttelte die Decken aus und linste unter das Bett. Nicht da. Mit einem aufgebenden Seufzen fiel sie rückwärts ins Bett und streckte die Arme über ihren Kopf aus. Sie hätte gerne mit Sasuke geredet. Im Nachhinein ärgerte sie sich, dass sie nichts unternahm und einfach aus seinem Auto gestiegen war. Wieso fiel es ihr so schwer ihm das Vertrauen entgegen zu bringen, dass er verdiente? Er kümmerte sich letzte Nacht voller Mitgefühl um sie und sie verlässt ihn mit den Worten Gib gut acht. Wie bescheuert war sie eigentlich? Stöhnend versteckte sie ihren Kopf unter einem Kissen und dachte kurzzeitig darüber nach es sich fester ins Gesicht zu drücken oder die Erinnerung damit aus ihr zu prügeln, als es zögerlich an ihrer Wohnungstür klopfte. Ächzend erhob sich Sakura vom Bett, stieß sich das Schienbein an der Nachttischkante, dem sie einen wütenden Blick zuwarf und schlurfte zur Tür. Sie schielte durch den Spion und ihr Herz setzte aus. Sie riss die Tür auf und Sasuke lehnte am Türrahmen, die Arme verschränkt und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ein Rucksack stand neben seinen Füßen. Sakura blinzelte ihn an und fragte sich ob sie halluzinierte. „Überraschung!“; flüsterte er leise und Sakura schnappte sich seine Hand, zerrte ihn aus dem Flur in ihre Wohnung und schmiegte sich an ihn, um ihn küssen zu können. Er hatte eigentlich mit einer verhaltenen Reaktion ihrerseits gerechnet. Umso mehr genoss er das Gefühl ihr weichen, einladenden Lippen. Er legte eine Hand um ihren Hinterkopf, um sie enger an sich zu drücken. Sein Herz raste. Sakura fuhr ihm zärtlich mit den Fingern die Arme entlang, was ihm eine Gänsehaut apokalyptischen Ausmaßes bescherte. Er war es leid sich weiterhin etwas vorzumachen. Seine Geduld war am Ende und er wollte nicht länger warten, sie bei sich zu haben. Kurzentschlossen war er wieder zu ihr gefahren, auch auf die Gefahr hin ihrem Vater in die Arme zu laufen und sich einem Verhör zu unterziehen. Er wurde ihren Blick auf der Rückfahrt einfach nicht mehr los und weniger sein Verstand als seine Instinkte ließen ihn zu ihr fahren. Er spürte wie ihre Hände langsam unter seine Jacke wanderten und an seinem Rücken glitten. Als seine Hand an ihre Wange wanderte, öffnete sie ihre Augen und strahlte ihn an. Er konnte nicht anders, als ihre Lippen direkt wieder mit seinen zu versiegeln. Überall wo sie ihn berührte kribbelte es. Ihr Kuss wurde intensiver und das Verlangen nach ihr wuchs ins Unermessliche. Er spürte, dass es ihr ähnlich erging und als ihre Differenzen ihrer Körpergröße sie nur noch einschränkten, hob Sasuke sie mit einer Leichtigkeit hoch und sie schlang die Beine um ihn. Mit einem Fuß kickte sie die Wohnungstür hinter ihnen zu und Sasuke setzte sie auf der Kommode im Flur ab. Seine Finger wanderten unter ihren Pullover, der ihm sehr bekannt vorkam, und streichelten ihren Rücken, was ihr einen wohligen Seufzer entlockte. Als ob eine höhere Macht etwas dagegen hatte, vibrierte Sasukes Handy in seiner Hosentasche. Schwer atmend und nicht wissend wohin mit den Gedanken, blinzelte Sakura ihre Verwirrung weg, während Sasuke ein tiefes Brummen ausstieß. Seine Hand wanderte in seine hintere Tasche und er wedelte mit einem Handy mit rosa Hülle vor ihren Augen. „Das geht schon den ganzen Tag so.“ „Woher?“ „Das lag in meiner Bettdecke begraben. Scheinbar hast du es vergessen. Ich habe nichts daran gemacht, dachte mir aber das du es bestimmt schon vermisst hast.“ „Danke.“ Etwas perplex, dass er nur wegen ihres Handys den Weg auf sich genommen hat. Sie schaltete das Display ein und ihre Anzeige überschlug sich beinahe. Unzählige eingegangene Anrufe und Nachrichten. Sie tippte die ersten Geburtstagsgrüße an, beschloss allerdings schnell, dass das Warten könnte. Es gab jetzt wichtigeres. Sasuke stand unschlüssig vor ihr. Seine Finger spürten noch immer ihre weiche Haut unter sich. Seidige Haare die ihn kitzelten. Seine Lippen verzehrten sich nach mehr. Es war wie eine berauschende Sucht sie zu küssen. Doch leider war der Moment vorbei und beide knallten zurück auf den harten Boden der Realität. „Sasuke“, hauchte sie seinen Namen und fuhr ihm durch die weichen, schwarzen Haare. Sie brauchte Klarheit. War es für ihn nur eine einfache Affäre oder zog sich auch sein Magen jedes Mal freudig zusammen, wenn er sie sah? „Was ist das zwischen uns?“ Sasuke machte zwei Schritte rückwärts und Sakuras Hand landete in der Leere. Automatisch machte sich ein beklemmendes Gefühl in ihrer Brust breit. War das bereits seine Antwort? Und dann begann er nervös über ihren kleinen Flur zu stiefeln. Es war ein ungewöhnliches Bild, denn sie kannte ihn als ruhigen, gelassen Charakter, den nichts so leicht aus der Ruhe brachte. „Ich hätte nicht herkommen sollen.“, sagte er unvermittelt. Etwas in ihr zerbrach. „Was machst du dann hier?“, fragte sie verärgert. „Kannst du dir das nicht denken?“ Sakura sah auf und konnte nicht verhindern das Hoffnung in ihr aufstieg. „Ob du es glaubst oder nicht, Sasuke Uchiha, noch bin ich nicht in der Lage Gedanken zu lesen. Du wirst mir wohl oder sagen müssen, was das hier…“, dabei kreiste ihre Hand zwischen ihnen beiden. „ist. Wenn ich einfach eine deiner Affären bin-…“ „Das würde ich dir niemals antun, Sakura.“, unterbrach er ihren abstrusen Gedanken. Dachte sie wirklich so schlecht von ihm? Wenn du ehrlich bist, hast du dir nicht sonderlich viel Vertrauen erarbeitet, schossen ihm ihre Worte durchs Gedächtnis. „Sag es mir.“, forderte sie leicht gereizt. „Ich war noch nie gut in großen Worten, Sakura.“ „Ja, ich…weiß.“ „Gut.“ Er holte einmal tief Luft. „Du wirst hoffentlich nicht überrascht sein.“ Sie nickte nur und ihr Magen hüpfte im Akkord. „Ich glaube, ich habe mich ein kleines bisschen in dich-…“ Plötzlich klingelte es an ihrer Tür und erschrocken zuckten beide zusammen. Kapitel 33: Goodbye ------------------- Mit einem Brummen zog sich Sasuke zurück. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Da war er bereit sich ihr vollkommen zu öffnen und dann wurde er einfach unterbrochen? Wer auch immer hinter dieser Tür stand, hatte noch nie einen wütenden Sasuke Uchiha erlebt. Sakura blinzelte ihn atemlos an, schüttelte sich und sprang dann leichtfüßig von der Kommode herunter und öffnete die Tür. „Wa-…“, wollte sie losfeuern und dem ungebetenen Gast die Leviten lesen. Shikamaru stand wie ein Häufchen Elend im Flur. Seine ganze Körperhaltung wirkte wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Seine Schultern hingen eingeklappt nach unten, der Kopf gesenkt und die Hände in der Hosentasche vergraben. Sasuke trat unauffällig in den Hintergrund, was nicht so leicht war, da er über einen Schuh stolperte, versuchte sich an der Schale auf dem Schrank festzuhalten und samt Schale auf den Hosenboden fiel. Erschrocken richtete sich Sakura zu ihm. „Oh Gott! Alles okay?“ „Hn.“, brummte er, stand auf und klopfte sich den Staub von der Hose. Ein Schmerz durchschoss seinen Handballen. Er drehte die Hand und eine Pinnnadel hatte sich in sein Fleisch gebohrt. Er entfernte den störenden Eindringling und augenblicklich ließ der Schmerz nach. Sie stak nicht sonderlich tief und nur ein winziger, runder, roter Punkt zeugte von der Einstichstelle. Angesäuert drückte er auf die pochende Stelle. „Störe ich euch?“ „Nein, alles bestens.“ Sie schenkte Sasuke ein entschuldigendes Lächeln, dirigierte Shikamaru in ihr Wohnzimmer und hielt Sasuke zurück. Sie umfasste sein Handgelenk. „Tut mir leid. Bitte bleib.“ Ihr Blick war vielsagend und ging tief. Eigentlich wollte er nichts anderes, als so schnell wie möglich das Weite zu suchen, aber ihr sanftmütiger Blick und der Daumen der seicht über seine Hand glitt, hinderten ihn. Wortlos griff er nach seinem Rucksack, der noch vor der Tür gestanden hatte, stellte ihn neben das Schuhregal und trottete hinter Shikamaru ins Wohnzimmer. Erleichterung machte sich in Sakura bemerkbar. Was wollte er ihr gerade sagen? War es das, was sie dachte? Sie legte den Schalter in ihrem Kopf um, ansonsten würden ihre Gedanken sie gierig zerfressen. Seufzend warf sie einen Blick auf ihre Bilderwand, auf der Shikamaru die wohl am häufigsten abgebildete Person war und fokussierte ihre Aufmerksamkeit auf ihren besten Freund. Aus der Küche holte sie drei Gläser und eine Flasche Wasser, bevor sie das Wohnzimmer betrat, wo sie noch den ausgezogenen Esstisch samt Stühlen vorfand. Sasuke und Shikamaru saßen sich auf der Couch gegenüber und Sakura zog einen Stuhl beiseite, drehte ihn um 180 Grad und setzte sich rittlings darauf, bereit Shikamarus Worten zu lauschen. Eine leise Vorahnung beschlich sie und sie dachte an das Gespräch mit Temari, dass sie gestern geführt hatten. „Er wird Schluss machen. Das weiß ich. Die letzten zwei Monate haben wir in unserer eigenen kleinen Seifenblase gelebt.“ „Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Ich habe Shikamaru noch nie so glücklich gesehen.“ „Doch, Sakura. Ich wache manchmal nachts auf und dann ist seine Bettseite leer und kalt, als wäre er seit Stunden auf den Beinen. Meistens sitzt er auf der Feuertreppe und raucht. Und ich kenne seinen Blick, wenn ihn etwas Großes beschäftigt.“ Temari fuhr die Blumenranke auf der Serviette mit den Fingern nach, während Sakura nicht recht wusste was sie tun konnte. Auch sie verdrängte den Fortgang so gut es ging. Sie wusste, sie würde noch genug darunter zu leiden haben. Da wollte sie nicht wissen, wie schlimm es für Temari sein musste. „Weißt du…ich dachte immer jeder Mensch hat nur eine große Liebe. Und ich war immer der festen Überzeugung, dass Neji mein Hauptgewinn ist. Als unsere Ehe immer weiter in der Unendlichkeit versank wusste ich, dass ich mir nicht wieder ein Ticket in der Lotterie kaufen würde.“ Sie lachte bitter. „Bis ich Shikamaru getroffen habe. Da wusste ich, dass das Schicksal eine echt verräterische Person ist. Denn wer hat schon das Glück zwei Hauptgewinne zu erzielen?“ Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über Temaris Wange. Sie tropfte auf die helle Papierserviette und ein nahezu perfekter, dunkler Kreis bildete sich. „Ich bin echt eine dusselige Kuh oder?“, schniefte sie laut und wischte sich die Tränen an ihren Pulloversaum. Sakura legte ihre Arme um die Blondine und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Nein. Du musst nur versuchen das aus einer anderen Perspektive zu sehen. Andere Menschen sind ihr Leben lang auf der Suche nach dem, was du bereits mit 19 das erste Mal gefunden hast. Und das Schicksal war auf deiner Seite und du durftest eben ein zweites Mal in diesen Genuss kommen.“ „Ich bin ganz schön armselig oder?“, schluchzte sie und knüllte die Serviette zusammen, um hinein zu schnäuzen. „Dann bin ich auch armselig. Ich verliebe mich in einen Mann, der auf einer emotionalen Ebene absolut unerreichbar ist und der gleichzeitig ein notorischer Rumvögler ist.“ Temari grunzte tränenerstickt und schüttelte den Kopf. „Sakura, dein Problem ist nicht das Problem. Dein Problem ist deine Einstellung zu dem Problem. Ja, ich streite nicht ab, dass Sasuke ein Arsch sein kann, aber gleichzeitig ist er, wenn er sich für einen Menschen entschieden hat, zu 120 Prozent immer da. Sasuke beschützt was er liebt.“ „Glaubst du ihm, was er da gesagt hat?“ Sakura kam mit einer Zahnbürste in der Hand aus dem angrenzenden Badezimmer. Sie trug eine weite rot-grau karierte Pyjamahose und ein enges, graues Shirt mit den Worten ‚Fries Matter‘. Nachdem Shikamaru wieder weg war, auch wenn Sakura kein gutes Gefühl dabei verspürte ihn heute Nacht allein zu lassen, schaffte es Sasuke sie zu beruhigen. Er redete auf sie ein, hielt ihre Hand und schließlich bestellten sie sich noch eine Kleinigkeit zum Essen anlässlich ihres Geburtstages. Das war ihr erst wieder eingefallen, als Sasuke sie darauf aufmerksam machte und mit dem Flyer ihres Lieblingsasiaten wedelte. Zu ihrer Überraschung wusste Sasuke das sie die gebratenen Nudeln mit extra Sojasauce liebte und kein anderes Gericht auf ihren Tisch kommen würde. Sie hatte nie mitbekommen, dass er doch so aufmerksam ihr gegenüber war und kurzzeitige Sprachlosigkeit ihrerseits, kombiniert mit ganz üblem Herzklopfen veredelten dieses Gefühl. Obwohl um sie herum das reinste Chaos herrschte mit Shikamaru und Temari, fühlte sich Sakura in seiner Gegenwart einfach nur wohl. Sie liebte seinen Geruch, seine Haare, die Wärme seiner Hände. Es war verrückt wie schnell sie ihm letztlich verfallen war. Sie unterhielten sich über völlig belanglose Dinge und doch wusste Sakura, dass sie mit niemand anderen im Moment tauschen wollen würde. Der Uchiha saß an der Bettkante und dachte über Shikamarus Worte nach. Er griff sich in den Nacken und kniff die Augen leicht zusammen. „Ich weiß es nicht. Es macht schon Sinn, aber irgendwie macht es auch keinen Sinn. Ich bekomme langsam das Gefühl, dass sie sich mit Absicht gegenseitig mit allen Mitteln unglücklich machen wollen.“ „Das war auch mein Gedanke. Aber Shikamaru ist stur. Der wird seine Meinung nicht einfach ändern, wenn er der Meinung ist seinem Gegenüber dadurch das Leben leichter zu machen.“ Sie trocknete sich die feuchten Hände an ihrer Hose, setzte sich neben Sasuke und bettete ihren Kopf an seine Schulter. „Trotzdem ist das kein Grund gleich eine Beziehung zu beenden.“, flüsterte er. „Ich glaube, ich würde es auch so machen. Ich möchte meinen Freund nicht nur alle paar Wochen für 48 Stunden sehen und eine Distanz von knapp 3500 Kilometern dazwischen haben.“ „Da hast du ja Glück, dass ich in nächster Zeit nicht vorhabe die Stadt zu verlassen. Geschweige denn in so eine verdammte Todesmaschine zu steigen.“ „Bitte?“ Sakura riss den Kopf hoch und glaubte, sich verhört zu haben. Sasuke knetete seine Hände, bevor er sich ihr zuwandte. „Muss ich es wirklich nochmal wiederholen oder ist der daraus schließende Kontext eindeutig genug?“ „Ich glaube, ich muss es hören.“ „Du machst es einem echt nicht einfach, Sakura.“ „Das kann ich dir so zurück geben.“ Er lachte rau, legte die Hände auf ihre Schultern und drückte sie von sich weg. Sein Blick war unergründlich und Sakura konnte nicht verhindern, dass ihr Herz im Stakkato klopfte und sie automatisch die Luft anhielt. Seine schwarzen Haare fielen ihm in die Augen. Die breiten Schultern unter dem schwarzen T-Shirt. Sein wunderschönes Gesicht mit der makellosen Haut. „Sakura, ich hoffe dir ist mittlerweile klar, dass ich dich sehr gern mag, aber ich weiß nicht ob ich zu einer Beziehung wirklich fähig bin.“ Er schluckte schwer, nahm die Hände von ihren Schultern und stand auf. „Wo vor hast du so eine Angst?“ Es war kein Vorwurf, sondern eine ehrlich gemeinte Frage, denn sie verstand ihn einfach nicht. Seine Zähne malmten aufeinander, während er über dem flauschigen Teppich seine Runden drehte. „Vorm Versagen. Davor, dass ich dir nicht das geben kann was du verdienst. Das du eines Morgens aufwachst und um die vergeudete Zeit trauerst.“ Jetzt stand sie auf. „Das ist doch Quatsch Sasuke. Soll ich dir etwas gestehen? Ja, ich habe eine Heidenangst davor von dir verletzt zu werden. Aber ich sage mir, okay das wird irgendwann passieren. Und auch ich“, sie legte die Hand aufs Herz. „Kann dir nicht versprechen, dass ich dich niemals verletzen werde. Das ist doch das besondere an einer Beziehung. Man geht dieses Risiko bewusst ein. Und manchmal ist es gut Angst zu haben, denn es bedeutet, du hast da noch etwas, was du verlieren könntest.“ Einen Moment herrschte absolute Stille. In ihrem Hals bildete sich ein dicker Klumpen, das Blut rauschte ihr durch die Ohren und Sakura war der festen Überzeugung das ihr Herz jeden Moment aus ihrer Brust springen würde, wenn Sasuke nicht gleich eine Antwort gab. Sakura hatte bereits Mühe die aufsteigenden Tränen bei sich zu halten. Leise sagte sie in den Raum hinein. „Ich will diese Angst aber nicht verdrängen. Ich will sie besiegen.“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu und legte ihre Hand an seine Wange. „Verflucht Sakura! Es ist doch mein Part dich zu therapieren und nicht umgekehrt.“ Seine Unsicherheit überspielte er mit seiner gewohnten Lässigkeit, aber wenn Sakura wüsste wie es in seinem Inneren aussah würde sie einen Schreck bekommen. Jetzt musste sie lachen. „Du bist nicht halb so gut darin wie du denkst.“ Dann küsste sie ihn. Er schloss die Arme um sie und sie schmiegte sich an ihn. Er öffnete mit seiner Zunge ihre Lippen und spürte, wie Sakura unter seinen Händen erschauerte und in den Kuss seufzte. Seine Hände wanderten zu ihrem Gesicht, krallten sich in ihre Haare und streichelten ihren Nacken. Im nächsten Moment stolperten sie auf das Bett zu. Sakura kletterte auf ihn und presste ihre Lippen auf seinen Mund. Anschließend zog sie eine heiße Spur von sanften Küssen über seinen Hals und zurück zu seinen weichen, einladenden Lippen. Sasuke umschlang von hinten ihren Rücken und presste sie dichter an sich. Sakura wachte auf. Ihre Kehle war staubtrocken und gereizt. Bleierne Müdigkeit ließ sie die Augen wieder schließen und als sie die Augen ein zweites Mal öffnete hatte Sasuke seinen Arm noch immer um sie geschlungen. Sein warmer Atem berührte ihren Nacken und sein gleichmäßiger Herzschlag an ihrem Rücken gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit. Ihre Kehle war noch trockener als vorher und sie musste dringend etwas trinken. Gequält kroch sie unter Sasukes Arm hervor. Ihre nackten Füße berührten den flauschigen, weichen Teppich. Die Vorhänge waren notdürftig halb zu gezogen. Es war noch immer stockfinster draußen und weißes Licht von der Straßenlaterne unter ihrem Schlafzimmerfenster schien durch das Fenster. Sie griff sich blind ein Shirt, das auf dem Teppich lag und zog es eilig über. Es war Sasukes, denn es reichte ihr weit über den Po. „Was ist?“, fragte er schläfrig und mit einer Kraft die sie einem schlafenden Mann nicht zugetraut hätte, zog er sie einfach wieder an sich. „Ich brauche nur etwas zu trinken.“ Sie musste kichern, als Sasuke seinen Griff um sie verstärkte und trotzig den Kopf schüttelte, sich aber weiterhin weigerte die Augen zu öffnen. Liebevoll strich sie ihm die Haare aus dem Gesicht. „Ich habe nur eine staubtrockene Kehle. Ich bin gleich wieder da.“ Sie küsste ihn und stand dann von der weichen Matratze auf. Leise schloss sie die Tür ihres Schlafzimmers und tapste barfüßig den Flur entlang in ihre Küche. Aus dem Küchenschrank angelte sie ein Glas und öffnete den Wasserhahn. Sie kniff die Augen zusammen, um den Füllstand in dem schummrigen Licht der Digitalzeige ihres Herdes zu erkennen. Als kaltes Wasser über ihren Handrücken lief knallte sie den Hahn schnell wieder nach unten. Sie schüttelte die nasse Hand über der Spüle und setzt das Glas mit der klaren Flüssigkeit an ihre Lippen. Mit gierigen Schlucken trank sie. Sie lehnte sich gegen den Tresen, einen Arm über die Brust geschlungen, als ihr der vergangene Abend in bunten Bildern durch den Kopf schwebte. Sakura war nicht blöd. Auch wenn sie für das Erste alle Sorgen aus der Welt geschafft hatten, würde Sasuke nicht plötzlich ein anderer Mensch werden. Sie wollte nicht schuld daran sein, dass er möglicherweise einging wie eine Blume. Aber allein der Gedanke, dass er keine zwei Räume weiter in ihrem Bett schlief ließ sie über die Tatsache hinweg sehen und ihren Herzschlag verdoppeln. Seufzend stieß sie sich von dem Tresen ab. Das leere Glas stellte sie neben die Spüle. Es hatte um diese Uhrzeit ja doch keinen Sinn sich den Kopf zu zerbrechen. Gähnend verschwand sie wieder in ihr Schlafzimmer, wo Sasuke sich ihr Kissen geschnappt hatte und gegen seine Brust drückte. Grinsend über den Anblick steckte Sakura ihre kalten Füße unter die Decke, eroberte sich ihr Kissen zurück und versank schnell in einen traumlosen Schlaf. Es war seltsam. Seltsam, seltsam, seltsam, dachte Sakura während sie hinter der Glasscheibe saß. Und umso öfter sie es zu sich selber sagte, desto seltsamer hörte es sich an. Seit einer Woche saß sie morgens allein im Studio. Der Platz ihr gegenüber leer. Sie vermisste bereits jetzt wie Shikamaru seine Jacke achtlos hinter sich auf die große schwarze Box warf, weil er mal wieder bis zu Letzt im Bett liegen blieb und nur mit Mühe pünktlich durch die Tür hinein stürmte. Wie er in der ersten kurzen Werbeunterbrechung in den Pausenraum trottete und ihnen einen frischen Kaffee holte. Ihren Rehbraun mit einem Stück Zucker, seinen Schwarz. Die Mittagspause, in der er sich über ihr mitgebrachtes Essen stürzte und dabei die besten Ideen für ihre Sendung austüftelte. Sie trommelte geistesabwesend mit dem Kugelschreiber auf den Tisch und musterte alles bis ins kleinste Detail. Das kleine, solarbetriebene Faultier, das sie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte stand nicht mehr vor seinem Bildschirm. Alles was Sakura an ihren besten Freund erinnerte, war weg. Bereits in Kartons verpackt und bereit das Land zu verlassen. Es war nur noch eine Woche, bevor sie Lebewohl sagen musste. Am Mittwoch nächster Woche würde der Umzugswagen kommen, den Sunny Radio bezahlte und engagierte. So wie sie Shikamaru kannte, waren bisher die wenigsten seiner Sachen gepackt. Das einzige, was er bisher erledigt hatte war es einen neuen Mieter für seine Wohnung zu finden. Ein junges Studentenpärchen das in ihre erste gemeinsame Wohnung zog. Für das Wochenende waren sie verabredet, damit sie beim Packen helfen könnte. Es half ihr mit dem Umstand besser klar zu kommen. Sie musste auch noch dringend mit Temari ein ernstes Wörtchen reden. Wie sehr wollte sie, dass es zwischen ihr und Shikamaru wieder klappte und dann ließ sie ihn kampflos ziehen? Sakura schüttelte den Kopf. Nein, das konnte sie nicht akzeptieren. Beide machten sich doch nur unglücklich allein. Shikamaru war ein Schatten seiner selbst, auch wenn er es mit seiner gewohnten Gleichgültigkeit überspielte. Sakura kannte ihren besten Freund und wusste, dass es ihm alles andere als egal war. Sie hatte ihn gefragt, was denn gegen Fernbeziehung spräche. Zumal sie ja eine kleine Linie am Horizont in Form von zwei Jahren ihr eigen nennen konnten. Seufzend schob sie den Stuhl zurück, setzte die Kopfhörer ab und verließ das Studio. Sie war fertig mit der Sendung. Übernächste Woche fing ihr neuer Kollege an. Sie hatte ihn bisher nur dreimal gesehen und sich flüchtig mit ihm unterhalten. Der Kollege war nicht viel älter als sie, war frisch nach Chicago gezogen und schien eigentlich ganz nett. Aber er war nicht Shikamaru. Natürlich musste Ersatz her. Illinois International News wollten auch weiterhin Ergebnisse sehen die für sich sprachen. Dafür wurden sie immerhin überdurchschnittlich gut bezahlt. Sasuke hatte ihr allerdings direkt unmissverständlich klar gemacht, dass er ihre Kartei an Itachi abgab. Er wollte nicht in einen Interessenkonflikt geraten, weil er mit einer seiner Moderatorinnen eine Beziehung pflegte. Es kam Sakura noch immer wie im Traum vor, dass sie und Sasuke nun eine ganz offizielle Beziehung führten. Es wusste zwar bis auf Shikamaru, Ino, Hinata und Naruto niemand weiter Bescheid, aber wenn Naruto davon wusste, würde es nicht lange dauern bis auch der Rest ihrer Freunde davon erfuhr. Während der Arbeit, so einigten sie sich, taten sie weiterhin als würden sie keine tiefere Beziehung zueinander führen, aber die Gerüchteküche würde nicht lange auf sich warten lassen, da war Sakura sicher. Trotzdessen raste ihr Herz ganz wild, wenn sie daran dachte das Sasuke Uchiha unlängst ihr fester Freund war. Ein notorischer Casanova, dessen jüngste Vergangenheit mit anderen Frauen noch gar nicht lange her war und der Schnappatmung bekommt, wenn man über Gefühle spricht, dachte sie sarkastisch und klopfte an Tsunades Bürotür. Der Wind peitschte durch die Baumkronen und trug das Rascheln zu ihr hinüber. Das Sonnenlicht fiel durch das kleine Badfenster, während genervte Autofahrer Gebrauch ihrer Hupe in Anspruch nahmen, bevor sie das Gaspedal draußen auf der Straße durchtraten. Die Hände auf dem weißen Porzellan abstützend betrachtete sie ihr verschwitztes, etwas zu blasses Gesicht in dem großen Spiegel. Sie lachte gekünstelt. Das durfte einfach nicht wahr sein. Es konnte einfach nicht wahr sein. Sie hatte keine Ahnung wie sie ihm das erklären sollte. Es war ein einziges Mal. Sie wusste, wann sie verloren hatte. Und diesen Kampf hatte sie in dem Moment verloren, als er die Tür hinter ihr zu zog. Sie spürte eine Welle der Traurigkeit, die sie erfasste und sie presste verkrampft die Lippen aufeinander um nicht in laute Schluchzer auszubrechen. Gleichzeitig würde sie gerne alles heraus schreien oder ihrer Wut freien Lauf lassen und etwas zertrümmern. Sie registrierte wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln bildeten, während sie schwer atmend nach dem Behälter mit den Kosmetiktüchern griff. Sie konnte diese verweinten Augen nicht ertragen, drehte den Wasserhahn auf und ließ langsam das kühle Nass über ihr Gesicht gleiten. Sie genoss das Gefühl wie die perlende Flüssigkeit langsam durch ihre Finger rann. Schließlich vibrierte ihr Handy, das auf dem Fensterbrett neben dem, in Toilettenpapier gewickelten Stäbchen den Countdown zählte. Sie trocknete sich das Gesicht ab und machte die vier Schritte zum Fenster. Unbewusst hielt sie die Luft an, als sie vorsichtig mit zwei Fingern das Papier wieder entfernte und zwei blaue Linien sie förmlich ansprangen. Sie lachte bitter auf und ließ sich an der Heizung auf den Boden gleiten. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und laute Schluchzer schallten durch den kleinen Raum. „Brauchst du das noch oder kann das weg?“ Sakura drehte ein seltsames Holzkonstrukt in ihrer Hand und begutachtete es aus allen Winkeln. Es war eine glasierte, dunkelbraune Figur, die mit vielen Augen zusammen kneifen und Vorstellungsvermögen einen Wolf darstellen könnte. „Ja, was denkst du denn?“, schnaubte Shikamaru und riss ihr die Figur aus der Hand um sie, mit wenig Vorsicht, in einen Karton zu schmeißen. „Also so hätte ich das auch gekonnt.“ Chaos um sie herum war gar kein Ausdruck für das was sich alles in dieser kleinen Zweiraumwohnung an Kram und Trödel zusammen gestaut hatte über die Jahre hinweg. Die meisten Sachen lagerte er bei seinen Eltern im Kellerabteil ein. Immerhin bezahlte Sunny Radio eine schicke, voll möblierte Wohnung im berühmten Stadtteil North Beach von wo es nur ein Katzensprung zum Sender war. Das Schlafzimmer bot einen malerischen Blick auf die Bucht von San Francisco. Auf dem Tisch lag ein Stapel Zeitschriften. Sakura überflog grob die Titelseiten der Blätter. 10 Beweise das Vögel nur Drohnen der Regierung sind. 10 Merkmale warum Ziegelsteine die besseren Heilpflanzen sind. Wieso ist der Velociraptor nur der drittliebste Dinosaurier? Unkommentiert wischte sie den Stapel mit dem Arm in die Kiste die unter der Tischkante stand, setzte sich auf die freigewordene Stelle und betrachtete ihn. „Was?“ Shikamaru hielt in seiner Bewegung inne, seine Stirn zog tiefe Furchen. Sakura tat als wären ihre Fingernägel hochinteressant. „Du tust es schon wieder.“ „Was?“, fragte er und stellte den Karton mit dem Kleinkram neben die Tür. „Du läufst vor deinen Problemen weg.“ „Tu ich nicht.“ „Doch, tust du oder wie würdest du es hier nennen, was du gerade betreibst?“ „Ich würde es Verlagerung des Schwerpunktes um ungefähr 3500 Kilometer weit weg nennen.“ „Sag ich doch. Du läufst davon.“ „Du hast mit Temari gesprochen oder?“ Seine Augenbraue sprang eine Etage höher. „Exakt.“ Shikamaru schluckte. „Wie…wie geht es ihr?“ Sakura lachte bitter auf. „Was? Angesichts der Tatsache, dass der Mann den sie liebt und den sie bereits einmal verloren glaubte, jetzt ein zweites Mal verliert und sie nicht mehr weiß wo vorne und hinten ist? War das eine ernstgemeinte Frage? Wenn ja, ihr geht es absolut blendend.“ Ihre Stimme triefte vor Ironie. „Sie überlegt ob sie sich einen Hamster, einen Wellensittich oder ein Stinktier zulegt. Jemand, der nicht sofort die Flinte ins Korn wirft, wenn es schwierig wird. Also wie gesagt – ihr geht’s blendend angesichts ihrer strahlenden nächsten Monate.“ „Du bist sauer.“ „Nein. Wo denkst du denn hin? Siehst du nicht meinen freudigen, zufriedenen und unglaublich ausgeglichenen Gesichtsausdruck?“ Sakura umkreiste ihr Gesicht mit der Hand, dass keinerlei Regung zeigte. „Du bist sauer.“, stellte er ein zweites Mal fest. „Nein, ich bin nicht sauer. Ich bin fuchsteufelswild du Idiot. Wie konntest du sie einfach gehen lassen? Hab ich dir in all den Jahren denn gar nichts beigebracht?“ Shikamaru wusste, dass er gleich bis zur Nasenspitze in der Scheiße sitzen würde, aber es rutschte ihm raus ehe er darüber nachdachte. „Doch, du hast mir beigebracht das weibliche Tintenfische, wenn sie keinen Bock auf Sex haben, dass Männchen einfach erwürgen und anschließend verspeisen.“ Sakura seufzte und krallte die Hände in ihre Jeans. „Dafür, dass du einen IQ von über 200 hast, habe ich das Gefühl mich mit einem geistig zurückgebliebenen Pantoffeltierchen zu unterhalten.“ „Jetzt wirst du aber unfair.“ „Stimmt. Das ist gemein dem Pantoffeltierchen gegenüber.“ Sakura rutschte vom Tisch hinunter und fixierte Shikamaru wütend, der inzwischen vor ihr stand. „Was denkst du dir bitte dabei? Hast du auch nur eine Sekunde an alle anderen gedacht, als du dieses Jobangebot angenommen hast? Seit wann befindet sich deine Problemzone hinter der Stirn?“ Sie machte einen Ausfallschritt auf ihn zu und schlug ihm gegen Brust. Heiße Tränen bildeten sich in ihrem Augenwinkel, ein Kloß steckte in ihrem Hals, während sie immer weiter gegen seine Brust trommelte und wütend auf ihren besten Freund sein wollte. Dafür das er sie einfach allein ließ. Sie brauchte ihn! Ja, das war egoistisch, aber es war ihr egal. „Hassen ist ein schweres Wort, aber ja verdammt! Ich hasse dich dafür, dass du mich einfach allein hier lässt.“ Ihre Kondition schwand, während lauter werdende Schluchzer ihre Kehle verließen. Dicke Tränen glitten über ihre Wangen, die Augen rot unterlaufen, während Shikamaru den Anfall seiner besten Freund wortlos über sich ergehen ließ. Atemlos stand sie vor ihm. Ihre Arme sackten schwer wie Blei an ihre Seiten hinab. Immer wieder schüttelten krampfartige Schluchzer ihren Körper. „Geht es dir jetzt besser?“ Schniefend holte Sakura Luft. „Nicht wirklich, es bedarf noch ungefähr zehn weitere solche Ausbrüche, dann sollte ich über das Gröbste hinweg sein.“ Shikamaru löste die winzige Distanz zwischen ihnen, zog Sakura in seine Arme und streichelte beruhigend über ihren Rücken, während ihr Körper sich langsam abreagierte. Sie legte ihren Kopf an seine Brust und schlang die Arme um seinen kräftigen Brustkorb. Es vergingen bestimmt zehn Minuten in denen sie in dieser Position verharrten. Es war ein Abschied auf ihre ganz eigene, persönliche Art und Weise. „Es tut mir so leid.“, nuschelte er gegen ihre Stirn und kam nicht umhin den Griff um sie zu verfestigen. Dieser Moment gehörte nur ihnen beiden. Den besten Freunden, seit sie Kinder waren. Er war ihre Familie und sie war seine Familie. Und dann flüsterte Sakura in die Stille hinein. „Freunde und Vertrautes machen glücklich, nicht der Traum vom Glück.“ Kapitel 34: Mistake ------------------- Es war ein überraschend sonniger Sonntagabend. Die Temperaturen lagen heute das erste Mal im zweistelligen Bereich. Wind rauschte durch die Bäume und goldenes Licht tanzte über die Straßen. Sakuras Körper fühlte sich an wie von einem tonnenschwer beladenen Zug überfahren. Seit Freitag waren sie durchgängig damit beschäftigt gewesen Möbel umherzufahren, Kleinkram in Kisten zu räumen und Wände zu streichen. Alles in allem war es ein zufriedenstellendes Ergebnis, dass sie binnen dieser drei Tage Dauereinsatz erreichten. Ihre Väter waren vormittags zu Gange, denn abends rief das Geschäft. Shikamarus Mum versorgte die Helfer fleißig mit warmen Speisen und Getränken. Eigentlich müsste Sakura sich fühlen wie ein Eichhörnchen auf Drogen, so viel Kaffee wie sie in den letzten Tagen in sich geschüttet hatte, aber die körperlichen Anstrengungen verlangten ihre Buße. Mit einem lauten Seufzer hievte sie ihren ausgelaugten Körper in das warme, sprudelnde Badewasser. Wie ein warmes, weiches Tuch legte sich das Wasser um ihren Körper und fast von allein entspannte sich ihr schmerzender Rücken. Sie dachte an ihren Gefühlsausbruch von vorgestern und den leidenden Blick Shikamarus. Natürlich wollte er nicht gehen, aber es gab kein Entkommen und er selbst versuchte sich und wenig später auch sie selbst, positiv zu stimmen. Es blieb beim Versuch, irgendwann schwelgten beide in Erinnerungen an ihre Kindheit und die Stimmung wurde noch bedrückender. Auch jetzt, wenn Sakura daran dachte, dass ihr bester Freund in drei Tagen weg sein würde, trieben ihr die Tränen in die Augen. Ein zögerliches Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. Schnell fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Augen und setzte ein gequältes Lächeln auf. Schwarze Haare schoben sich durch den Türspalt. Sie musste unweigerlich Grinsen, als Sasuke, mit den Händen vor den Augen, ins Badezimmer trat. „Ich linse nicht, auch wenn es mich durchaus reizen würde.“ „Was gibt’s denn?“, lachte Sakura, rutschte aber automatisch tiefer in den Schaum hinab bis nur noch ihr Kopf aus der Wanne ragte. Sie musterte Sasuke, der sich in ihrer Gegenwart wie ein völlig anderer Mensch benahm. Er lachte unglaublich viel, und seine ansonsten meist ernste Miene tauchte lediglich bei tiefgründigen Gesprächen auf seinem Gesicht auf. In der langen schwarzen Trainingshose und dem dunkelblauen T-Shirt, dass etwas eng um seine Oberarme war, seufzte sie stillschweigend über seine Schönheit. Sie empfand sich optisch nicht als hässlich, aber jedes Mal wenn sie neben Sasuke und seiner makellosen Perfektion stand kam sie sich vor wie eine rosahaarige, zu klein geratene Wurst. „Du kannst die Augen ruhig öffnen. Ich bade quasi in einem Monument aus Schaum. Ist alles okay?“ „Mir ist nur gerade wieder der Traum eingefallen von dem ich dir erzählen wollte.“ Er nahm die Hände von den Augen und sie betrachtete seine Gesichtszüge, seine Lippen, die dunklen Augen die ihr entgegenschauten und stellte fest, dass es unmöglich war ihn anzuschauen, ohne ihn berühren oder küssen oder sich einfach an ihn schmiegen zu wollen. Schmetterlinge schlugen Saltos. Ihr Herzschlag pulsierte wie das wilde Treiben auf einer Tanzfläche. Wann war sie eine von diesen Frauen geworden? „Na los. Erzähl, ich bin wirklich gespannt wie Sasuke Uchiha seine schlaflosen Nächte verbringt.“ Sasuke konnte das Grinsen in ihrem Tonfall hören. Er lachte kehlig und lehnte sich in den Türrahmen. „Also ich habe geträumt, dass ich mitten im Sender stehe und auf einmal bin ich völlig…völlig nackt.“ „Den Traum hatte ich auch schonmal.“ „Dann schaue ich runter und sehe, dass das ein Telefon ist…na dort.“ „Anstatt deinem…“ „Du sagst es.“ „Den Traum hatte ich noch nie.“ „Plötzlich fängt das Telefon an zu klingeln und dran ist mein schräger Onkel. Was wirklich merkwürdig ist weil er sich sonst nie bei mir meldet.“ Sakura kicherte über diese Vorstellung, hätte aber nichts dagegen gehabt wenn er plötzlich nackt in ihrem Badezimmer stehen würde, abzüglich des Telefons. „Komm her.“, hauchte sie und streckte die Hand nach ihm aus. Wasser tropfte auf die Fliesen unter ihr. Sie lächelte ihn erschöpft an und rückte ihren Arm weg, damit er sich neben sie auf den Badewannenrand setzen konnte. Sie lehnte ihren Kopf an seinen Oberschenkel und spürte die sanfte Hand, die durch ihr Haar streichelte. So saßen sie eine Weile schweigend da, während von draußen die Alltagsgeräusche ihre Idylle durchbrachen und weit entfernte Gespräche zu ihnen herauf drangen. „Wie kann ein Mann der offensichtlich keine Kaufsucht hat so viel Zeug horten? Ich meine ich weiß ja das Shikamaru es nicht so mit aufräumen hat, aber anhand seiner Faulheit sollte sein Inventar doch eigentlich eine überschaubare Größe haben.“ „Sorry nochmal das ich nicht helfen konnte, aber dieser Termin in Milwaukee war echt wichtig.“ Sakura winkte ab und das Wasser plätscherte unter ihr in seichten Wellen. Schnell schob sie den Schaum wieder an die wichtigen Stellen. Auch wenn es nichts mehr gab, dass er bisher noch nicht an ihr gesehen hatte. „Kein Ding. Es waren ja genug Helfer da. Außerdem konnten wir so vermeiden, dass du auf meinen Dad triffst. Der hätte dich direkt dem Bestandstest unterzogen.“ „Bitte was?“ „Der Bestandstest. Ob du auch dafür geeignet bist ein guter Freund zu sein und seine kleine Prinzessin richtig zu behandeln und zu verwöhnen.“ Sasuke lachte rau ehe in seiner Stimme eine Zweideutigkeit mitschwang. „Ich kann dir gerne zeigen wie ich dich verwöhne. Soll ich dir Gesellschaft leisten?“ Seine Augen bekamen dieses gewisse Leuchten, als er schon seinen Hemdkragen umfasste und das Shirt über seinen Kopf zog. Ehrfürchtig hielt Sakura den Atem an. An diesen Anblick hatte sie sich noch nicht gewöhnt. Würde sie wahrscheinlich auch niemals. Eine schlanke Hüfte, breite Schultern und definierte Bauchmuskeln. Neben ihm kam sie sich vor wie Spongebob Schwammkopf. „Bleib bloß wo du bist! Ein Eisklotz hat gegen dich kuschelige Temperaturen. Du kühlst mein ganzes Wasser ab.“, warnte Sakura ihn lachend, aber Sasuke ignorierte den Prostest und löste grinsend den Knoten seiner Sporthose. Shikamaru lag ausgestreckt auf seinem provisorischen Matratzenlager und stierte auf die weiße Decke über ihm. Sein Bett, oder eher das Gestell, befand sich nun im Besitz eines übergewichtigen, kahlköpfigen Mann Anfang 60 der nach einer Mischung aus Pommes und Rasierwasser roch. Seine Eltern boten ihm an die letzten Nächte bei ihnen zu schlafen, aber Shikamaru brauchte einen richtigen Abschluss von seiner Wohnung. Hier war einfach alles passiert. Erinnerungen mussten gefestigt werden. Es war seine erste, eigene Wohnung die er am Ende seines Studiums bezog und das war bereits sechs Jahre her. Hier erhielten Sakura und er die Zusage für einen Aushilfsjob bei Tsunade, der ihnen recht schnell den Weg zu einer Vollzeitstelle ebnete und zu allem weiteren. Nächtelang blieben Sakura und er wach um neue Ideen und Konzepte auszutüfteln. Gedanklich abgelenkt drehte er sich auf die Seite und stierte auf die spärlich beleuchtete Feuertreppe vor seinem Fenster. Sollte er noch eine rauchen? Die Trägheit seines müden Körpers überwog. Morgen früh konnte er auch noch rauchen. Er wollte sich am liebsten nicht mehr bewegen, aber bereits jetzt schmerzte sein Rücken unter der dünnen Luftmatratze, die bei jeder Bewegung Geräusche machte. Vielleicht wäre er in Sakuras Gästebett besser aufgehoben? Immerhin würde sie ihn zusätzlich noch reichlich bekochen, ohne zu Nörgeln wie seine Mutter. Andererseits war auch Sasuke vor Ort und bei ihren Liebensspielchen einen unfreiwilligen Zuhörer zu mimen, war er wirklich nicht bereit. Ob Sasuke wirklich ehrlich zu seiner besten Freundin war? Temari hatte ihm einige Storys aus seiner jüngsten Vergangenheit erzählt und die ließen ihn nicht unbedingt in einem guten Licht da stehen. Andererseits wirkte er aufrichtig bemüht Sakura gegenüber und er konnte die Blicke, die Sasuke Sakura geschenkt hatte, nicht leugnen. Dahinter verbargen sich ehrliche Gefühle. Trotzdem hoffte Shikamaru, dass der Uchiha Sakura nicht ausnutzen würde. Bereits ihr letzter Exfreund war so ein Spinner gewesen und Shikamaru war nicht gewillt seine beste Freundin in ihr eigenes Unglück rennen zu lassen. Immerhin tat er das bereits. Sein Herz klammerte sich schmerzhaft zusammen, wenn er an sie dachte. Da fand er nach so vielen Jahren endlich jemanden, den er aus tiefstem Herzen liebte und plötzlich eskalierte alles so rasant schnell, dass er das Gefühl bekam selbst nicht ganz anwesend gewesen zu sein. Es war auf den Tag genau zwei Wochen her, als sie wütend und traurig zugleich die Tür hinter sich schloss. Und damit auch der Weg für eine gemeinsame Zukunft, die er versaut hatte. Zwei Jahre waren einfach zu viel um eine Beziehung, die gerade erst frisch aufgetaut war bei der Stange zu halten. Das konnte und wollte er Temari nicht antun. Was, wenn sie in dieser Zeit ihren Seelenverwandten traf und sich nicht auf ihn einlassen konnte, weil sie in einer beschissenen Fernbeziehung stak? Nein, ganz sicher fesselte er sie nicht an diese Beziehung. Seufzend griff er nach dem Handy, schaltete das Display ein und loggte sich seit Ewigkeiten in seinen alten Instagram Account ein. Schnell aktualisierte sich die Seite und das erste was er sah war sein eigenes Gesicht. Er grinste zufrieden in die Kamera, Kopfhörer auf den Ohren und eine Tasse Kaffee in der Hand. Das Bild hatte Sakura letztes Jahr gemacht, er konnte sich genau an den Moment erinnern. Es war kurz nachdem er Temari kennengelernt hatte. Chicago Radio Wake Up schrieb eine Salve von netten Worten und den großen Verlust, den sie durch seinen Abgang erleben würden. Gleichzeitig gratulierten sie Sunny Radio für den Zuwachs und wünschten ihm alles Gute. Der letzte Einzeiler führte zu seinem Nachfolger. Sakura hatte bereits davon erzählt. Neugierde packte ihn und Shikamaru drückte auf den blau geschriebenen Namen und wurde sogleich auf die Instagram Seite eines jungen Mannes geleitet. Kiba Inuzuka. Sein letzter Beitrag war erst wenige Stunden her und zeigte ein Bild eines brünetten, jungen Mannes mit einem weißen Mischlingshund. Kiba schrieb, dass sie heute endlich die letzten Kisten in der Wohnung ausgepackt hatten und freuten sich auf ihren ersten Arbeitstag bei Chicago Radio. Er schien ziemlich aktiv auf seinem Account zu sein, denn fast Fünfzigtausend Menschen folgten ihm und seinem Hund Akamaru, wie der Nara zügig herausfand. Kiba war mit seinen heißblütigen 25 bereits um die halbe Welt mit seinem Hund und Rucksack gedüst. Bilder aus Südamerika, Asien und Europa schenkten Einblicke in die Erlebnisse. Fast von allein tippten seine Finger den Namen von Temari ein. Er war nicht oft auf Instagram unterwegs, da er diese Fassade aus Schein und Sein, die lediglich mit einem Haufen voll Glitzer zugeballert war nicht mochte, aber nachdem er Sakuras Followerliste durchging, fand er sie schnell. Ihr Profil war privat. War ja klar, dachte er missmutig und legte das Handy weg, bevor seine Augen schwerer wurden und er langsam weg döste, allerdings nicht ohne vorher ein weiteres Mal seine Gedanken an sie zu verlieren. Itachi saß im Konferenzraum und warf einen Seitenblick auf seinen kleinen Bruder, der in tiefen Gedanken versunken neben ihm saß und gedankenverloren mit den Fingern auf dem Tablet trommelte. An der anderen Seite des Tisches verschoss Karin in regelmäßigen Abständen Giftpfeile in ihre Richtung. Ziemlich schnell kapierte der ältere Uchiha, dass sie ausschließlich Sasuke galten, der sie ignorierte, während Larry aus der Finanzabteilung mal wieder einen quälend langen Vortrag zur neuen Gewinnmarge hielt. Itachi war unlängst froh darüber, dass Sasuke sich in seinem Arbeitsalltag mit diesem trockenen Finanzkram beschäftigen musste. Wie aufs Stichwort sprach Larry in diesem Moment Sasuke direkt an, der einen tiefen Laut von sich gab und der Mann vorne einen unsicheren Blick durch den Raum schweifen ließ und schnell die letzten Zahlen herunter rasselte, bevor er sich eilig mit einem Ordner unter den Arm geklemmt von ihnen verabschiedete und den Saal verließ. Als sich endlich niemand mehr im Raum befand, bis auf Sasuke und Itachi ließ es sich Karin nicht nehmen mit einem lauten Schnauben und dem knallen lassen der Tür aus dem Konferenzraum zu stampfen. Automatisch rutschte Itachi tiefer auf seinen Stuhl und verschränkte sie Arme vor der Brust, während Sasuke eine Tabelle zur Umsatzsteigerung checkte, die ihm dubios vorkam. Er hob eine Augenbraue, als er seinen Bruder beobachtete, der stupide auf das Display vor ihm starrte und sich größte Mühe gab seinen Bruder zu ignorieren. „Was hast du getan?“ „…“ „Sasuke.“, wiederholte er drohend seinen Namen. „…“ „Zwing mich nicht dazu Karin fragen zu müssen.“ Wütend fixierte sein kleiner Bruder ihn. „Wag es dir und du wirst niemals deine Tochter kennenlernen.“ „Du solltest mich kennen. Von deinen leeren Drohungen lass ich mich nicht beeindrucken. Wieso also in aller Herrgottsnamen hat unsere reizende Karin versucht dich mit ihren Blicken zu erdolchen?“ „Geht dich nichts an!“, fauchte Sasuke aufgebracht und schob den Displayschutz über das Tablet. „Ich denke schon. Wenn es sich um Firmenangelegenheiten handelt bin ich leider dazu gezwungen, mich einmischen zu müssen. Hast du sie nicht mit einem Handkuss zur Tür begleitet, nachdem du mit ihr geschlafen hast oder hast du sie nicht ausreichend genug befriedigt?“, stichelte Itachi weiter, wohl wissend sich auf ganz dünnem Eis zu bewegen und jedem Moment einzubrechen. „Alter! Frag ich dich danach, wie du mit Mia Sex hast? Nein, also halt die Klappe! Und außerdem habe ich das mit Karin beendet und dich nicht um deine Meinung gefragt! Wieso ist in dieser Familie eigentlich jeder der Meinung sich in mein Leben einmischen zu müssen?“ Itachis Blick wurde noch skeptischer. „Ich wusste gar nicht das ihr zusammen ward.“ „Waren wir nicht. Und selbst wenn, was kann ich dafür, dass Karin mit einer Abfuhr nicht klar kommt? Ich brauch nie länger als eine Woche, um über eine Beziehung hinweg zu kommen.“ „Sasuke, du brauchst nie länger als eine kalte Dusche um über eine Beziehung hinweg zu kommen.“ Und was Itachi dann sah ließ ihn erfürchtig Luft holen. Der Blick seines Bruders wurde weich und verträumt. Natürlich machte die Gerüchteküche auch vor ihm nicht Halt und der Name Sakura Haruno in Kombination mit Sasuke waren häufig gefallen. Aber bisher tat er es unter dem üblichen Getratsche ab, dass eh niemand ernst nehmen konnte. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und lachte selbstgefällig. „Also du und Haruno? Seit wann geht das denn?“ „Seit wann steckst du deine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute?“ „Seitdem mein Brüderchen schweinchenrosa um die Ohren wird, wenn man ihn auf eine bestimmte Frau anspricht. Also Fakten auf den Tisch Sasuke, ansonsten werde ich einfach Karin fragen.“ Er grinste gehässig und Sasukes zischendes Geräusch, das er ausstieß bestätigte seine Vermutung. Und da behauptete Mia immer er würde aus seiner Umwelt nichts mitbekommen! Pah, und wie er mit offenen Augen durch die Weltgeschichte taumelte! Sasuke stand auf und ging um den Tisch herum vor das große Fenster, durch das warmes goldenes Licht hineinfiel und seine blasse Haut beleuchtete. Das schwarze Haar, das seinem so ähnlich war, reflektierte sich in dem Schein. Es war erstaunlich wie sehr Sasuke Itachi an ihren Vater erinnerte. Während er eine solide Mischung aus Mikoto und Fugaku war, ließen lediglich Sasukes Mimik auf ihre Mutter schließen. Lautlos erhob sich der ältere Uchiha von seinem Platz um sich neben Sasuke zu gesellen und auf die Wolkenkratzer vor ihren Augen zu blicken. Schweigend starrten sie aus dem Fenster. In der Ferne, fast am Horizont, glitzerte der Lake Michigan. Von hier aus konnte man locker in den beinahe angrenzenden Millennium Park schauen, in dem sich viele Menschen tummelten. Fußball spielten, Picknickten und das Leben genossen. „Ich habe einen ziemlich großen Fehler begangen“, murmelte Sasuke in die erholsame Stille hinein und fixierte seinen Blick auf einen vorbeifliegenden Helikopter mit einem weißen Kreuz auf dem Metallmantel. „Kannst du es reparieren?“ Sasuke schloss die Augen und atmete tief ein. „Ich weiß es nicht. Es ist irgendwie eine Art Grauzone in der ich mich befinde. Mein Gewissen quält mich unaufhörlich, aber wenn ich die Wahrheit sage wird jemand anderes verletzt und meinem Gewissen würde es nach wie vor nicht besser gehen…aber dieser jemand ist mir unglaublich wichtig geworden, sodass er eigentlich die Wahrheit verdient hätte.“ Itachi dachte einen Moment über die Worte seines kleinen Bruders nach. Ihm war durchaus klar um wen es sich hierbei handelte, aber da Sasuke keinen Namen nannte, wollte er es ihm nicht unnötig schwerer machen. Aufgrund Karins Verhalten in den letzten Tagen keimte ein weiterer Gedanke in Itachis Kopf auf, der ihn Schlucken ließ. Seufzend versenkte er seine Hände in den Taschen seiner Anzughose. „Steht es so schlimm um mich?“, fragte Sasuke, der das eiserne Schweigen seines Bruders richtig interpretierte. Frustriert lehnte er seine Stirn gegen die Scheibe, die ihm geborgene Kühle spendete. „Was auch immer da zwischen dir, Karin und Sakura läuft. Du solltest…nein du musst mit der Wahrheit rausrücken. Wenn du jetzt nicht deinen Mund aufmachst wird sie dir das nicht verzeihen. Und du weißt ich liebe dich Brüderchen, aber seit Sakura in dein Leben getreten ist, bist du um einiges liebeswerter.“ Der jüngere Uchiha lachte rau. „Wann bist du so erwachsen geworden?“ Itachi zuckte mit den Schultern. „Ich bin ein monogamer Nesthocker, der sich so lange an eine Beziehung klammert, bis er die Scheidungspapiere oder ein gezücktes Küchenmesser vor Augen hat.“, zitierte er aus einer seiner Lieblingssendungen. Sasuke lachte rau und fuhr sich durch die Haare. Er musste diese Woche zusehen noch einen Friseurtermin zu bekommen, ansonsten konnte er sich bald Zöpfchen flechten. Das unangenehme Gespräch mit Karin heute Morgen auf dem Parkplatz kroch noch immer durch seine Glieder. Es war das erste Mal, dass er Sakuras Worte verstand. Was, wenn sie sich ehrlich in dich verliebt haben könnte? Die Stimme seiner Freundin tänzelte seicht durch seinen Kopf und doch bereite sich gleichzeitig ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust aus. „Hey Sasuke!“ Der Ruf schreckte Sasuke aus seinen Gedanken auf und er sah eine feuerrote Mähne auf sich zukommen. Nach der Nacht in Detroit hatte er dafür gesorgt, dass sie zu einigen Termin außerhalb von Illinois musste und so Sakura nicht begegnen konnte. Aber leider war es keine Option ewig so weiter zu machen, denn manche dieser Treffen von Sponsoren und Förderern war nur vorgeschobene, unnötige Gründe und die Buchhaltung machte bereits Stress und fragte nach dem Kosten-Nutzen-Aufwand hinter diesen Firmenreisen. „Hallo Karin.“ Sasuke zwang sich zu freundlich zu lächeln, auch wenn es ihm schwerfiel angesichts ihrer letzten Begegnung zu Zweit. „Ich habe schon fast vergessen wie du aussiehst. Ich hoffe, dass du mich nicht sofort wieder fort schickst um irgendwelche Trinkbecher mit unserem Logo versehen lassen zu wollen. Denn die Tante, die dafür verantwortlich ist, hat mir echt Angst gemacht.“ In Karins Stimme schwang wie immer diese Mischung aus Überraschung und Enttäuschung mit, so als hätte sie immer noch nicht begriffen, dass die Zeiten, in denen sie zu Sasukes engsten Vertrauten gehört hatte, vorbei waren. Er mochte Karin. Eigentlich. Sie war eine starke Persönlichkeit, hinter der ein weicher Kern steckte und die für ihre Meinung einstand. „Wie geht es dir?“, erkundigte sich Sasuke, eher aus Höflichkeit, als aus Interesse. Karins Miene verdüsterte sich. „So gut, wie es einem gehen kann, wenn man eiskalt abserviert wird, wieder etwas miteinander anfängt, um danach aus dem Land getrieben zu werden.“ Jetzt war es Sasuke, dessen Miene dunkel wie die Nacht wurde und dabei war gerade einmal die Sonne aufgegangen. „Bitte Karin, tu nicht so theatralisch. Wir hatten Sex und das in Detroit war ein einmaliger, letzter Ausrutscher.“ „Ein was? Hast du es so auch Sakura erklärt? Das es ein Ausrutscher war?“ Sie rümpfte die Nase und deutete die steinharte Fassade ihres Gegenübers. Sie japste und stemmte siegessicher die Hand in ihre Hüfte. „Du hast es ihr nicht gesagt? Der Nährboden eurer Beziehung ist also eine Lüge? Ja, schau nicht so. Auch wenn ich nicht im Land war, dringen Gerüchte um die Chefetage nach wie vor zu mir durch und ich weiß ganz genau, was da zwischen euch läuft. Ob Sakura es allerdings so gut findet, dass du-…“ „Du hältst dich da gefälligst raus! Es geht dich nichts an was Sakura und ich machen oder haben. Und hüte dich ein falsches Wort in ihrer Gegenwart fallen zu lassen! Ich kann dafür sorgen das du nie wieder irgendwo eine Arbeit findest, aber-…“ Karins schneidende Stimme unterbrach seinen Jähzorn. „Nein! Du solltest lieber ruhig sein, denn anhand deines Ausbruchs habe ich gerade die Bestätigung erhalten. Niemand hat mir bisher etwas gesteckt. Einzig und allein du. Und weder ich, noch Sakura oder sonst jemand sind für deine Taten verantwortlich. Für einvernehmlichen Sex sind noch immer zwei Leute von Nöten und ich kann mich nicht erinnern dich ans Bett gefesselt und geknebelt zu haben. Du kamst an meine Zimmertür! Du!“ Fauchend und lauter werdend bohrte sich ihr Zeigefinger in seinen Brustkorb. „Du hast dich bei mir nach wahren Gefühlen erkundigt und wie man merkt, ob man sich in jemanden verliebt hat. Scheiße verdammt! Ich habe dir an dem Abend mein Herz ausgeschüttet, obwohl ich die ganze Zeit wusste, dass es nur um sie geht. Du bist genauso verantwortlich und auf das Angebot eingegangen mit mir zu schlafen um deine verwirrten Gefühle für einen Moment zu vergessen! Vielleicht hättest du das in deine Kalkulation miteinbeziehen sollen. Denn ein gebrochenes Herz ist echt beschissen, das kann ich dir aus Erfahrung sagen! Du bist echt das letzte Sasuke Uchiha!“ Blut rauschte durch ihre Ohren. Tränen trieben sich in ihre Augen und blind vor Wut ließ sie einen verdatterten und zugleich geschockten Sasuke zurück auf dem Firmenparkplatz, als sie um die Ecke des Gebäudes bog und ihre Gefühle nicht mehr im Zaum halten konnte. Ihre Schritte beschleunigten sich, schniefend wischte sie sich übers Gesicht und verschwand in der Besuchertoilette, in der um diese Uhrzeit nichts los war, als ein lauter Schluchzer ihre Kehle verließ. Langsam rutschte sie mit dem Rücken an die Tür gelehnt an dieser herab und ein Gedanke, lodernd wie Feuer, packte sie, während sie ihre Hand beschützend über ihren Bauch legte. Kapitel 35: Airport ------------------- Er verabschiedete sich von seinen Eltern in einer schummrigen, nach abgestandenen Bier riechenden Bar die unmittelbar am Eingang des Flughafens lag. Es war besser so, denn man konnte kaum sentimental werden, wenn sein eigener Vater aus einem Ratgeber für Witzbolde zitierte, um sich selber von seinen Gefühlen abzulenken. Von den anderen hatte er sich bereits daheim verabschiedet. Er wollte keine große Sache aus seinem Weggang machen. Sakura unterhielt sich kurz mit Shikamarus Eltern und Shikaku musterte Sasuke eingängig, während dieser nervös lachte, als der ältere Nara meinte, er habe bereits jetzt besser abgeschnitten als Sakuras letzter Freund. Sie verstärkte den Griff um seine Hand, was Sasuke dankend erwiderte. Er hatte bisher nicht sonderlich viele Erfahrungen mit Schwiegervätern gesammelt und das wo Shikaku nicht einmal Sakuras leiblicher Vater war. Aber der Argwohn dem ihm das Oberhaupt der Familie Nara entgegenbrachte sorgte für diese gewisse Strenge eines Schwiegervaters. Er schluckte hart wenn er an das erste Treffen dachte, dass er bald mit Sakuras Vater haben würde. Hoffentlich vermasselte er es nicht. Shikamaru löste sich aus der Umarmung seiner Mutter und Sakura und er durchquerten schweigend die Halle. Sasuke blieb mit Shikamarus Eltern zurück, er wollte sich nicht zwischen die besten Freunde drängen. Nervös schnippte Sakura mit dem Haargummi an ihrem Handgelenk und warf einen verschwiegenen Seitenblick auf die große Anzeigetafel über ihnen. Es war 17:22 Uhr und Shikamarus Flug rutschte unaufhörlich in der Rangfolge nach oben. Sakura unterdrückte das Bedürfnis auf der Stelle in Tränen auszubrechen, angesichts dessen war ihr bevorstand. Innerlich flehend schaute sie auf ihr Handy, als erwarte sie eine dringende Nachricht. Shikamaru trottete, zumindest äußerlich, entspannt zur Passkontrolle. Seine Tasche schwang lässig über seiner Schulter umher. Ansonsten brauchte er kein weiteres Gepäck, da sich bereits alles auf dem Weg nach San Francisco befand, wenn der Umzugswagen nicht sogar eher vor Ort war, als der Nara selbst. Sakura beneidete ihren besten Freund unlängst um seine Gelassenheit, dachte aber weiterhin an ihr Gespräch vom Vorabend mit Temari und dem kleinen Umschlag, den sie ihr zum Abschied in die Hand gedrückt hatte. Sie hoffte, dass Temari die richtige Entscheidung treffen würde. Um sich abzulenken hakte sich Sakura bei Shikamaru unter und gab sich größte Mühe nicht darauf zu achten, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug und Shikamarus Eltern und Sasuke ihnen noch immer nachsahen. Bei der Passkontrolle stand keine Schlange. Wann war das bitte in der Geschichte der Welt bisher jemals vorgekommen? Leicht panisch drehte sie sich zu Shikamaru, der wohl den gleichen Gedanken hegte und etwas blass um die Nase wurde. Er hatte ebenfalls gedacht, dass sie mehr Zeit hatten. Er sah auf die Uhr und dann zu der Tafel mit den Abflugzeiten. Er setzte die Tasche vor seinen Füßen ab. „Tja, ich schätze, ich bin an der Reihe.“ Er beugte sich nochmals zu seiner Tasche hinab und holte etwas Raschelndes aus dem Frontfach. Es war ein flacher, eckiger, in blauem Geschenkpapier verpackter, Gegenstand. Er hielt ihn Sakura hin, die es in die Hand nahm und ihn irritiert anschaute, während Shikamaru versuchte zu lächeln. „Damit du weißt das, egal wo wir uns auf der Erde befinden, wir uns nicht vergessen und das ich immer für dich da sein werde.“ Das kleine Päckchen fühlte sich an wie ein Bilderrahmen. Kühles Glas drückte sich durch das dünne Papier. Sie würde es später in aller Ruhe auspacken und ihren Tränen freien Lauf lassen. Sakura spürte eine seltsame Panik in sich aufsteigen. Als hätte sie verpasst für eine wichtige Prüfung zu lernen, die viel zu früh angesetzt worden war. Tränen bildeten sich wie auf ein unausgesprochenes Stichwort in ihren Augen. „Hast du alles?“ Sie nickte in Richtung seiner anderen Hand. „Pass? Bordkarte? Adresse von deiner Wohnung?“ „Die Personalerin von Sunny Radio holt mich am Flughafen ab.“ Sakura wollte ihn nicht gehen lassen. Gleichzeitig wusste sie, dass es kein Zurück gab. Wo bleibt sie?, schrie sie innerlich laut auf. Es blieb nur noch eine viertel Stunde Zeit um einzuchecken. Neben ihnen blieb ein junges Paar stehen. Sie hatte den Griff um seine Hand geschlungen. Tränen liefen ihr Gesicht hinab, während er tröstlich über ihren Rücken strich und versuchte seine Freundin zu beruhigen. Shikamaru sah sie auch. Sakura wusste das er gerade an Temari dachte und ob ihre Verabschiedung wohl ähnlich abgelaufen wäre. Er trat behutsam einen Schritt zurück. „Zeit zu gehen.“, sagte er. Beide hatten eine Millionen Sachen zu sagen und doch wussten sie nicht wie. Sakura schlang ihre Arme um seinen Rücken, während Shikamaru sie fest in seine Arme zog und ihr tröstlich über den Rücken streichelte. Stumm versuchten sie sich gegenseitig zu zeigen, dass sie immer in Kontakt bleiben würden, egal wo ihre Wege sie hin führen würden. Shikamaru würde alle Hebel in Bewegung setzen um für seine beste Freundin da zu sein. Shikamaru wollte Sakura dafür danken, dass sie ihn nie im Stich gelassen hatte, egal wie viel Mist er in den vergangenen Monaten verzapft hatte. Er dankte ihr schweigend dafür, dass sie wollte, dass er diese Veränderung als eine Chance sah sich weiterzuentwickeln. „Pass auf dich auf“, sagte er. „Wenn du mir versprichst hier die Stellung zu halten bis ich zurück komme. Zwei Jahre sind doch gar keine so lange Zeit, wenn man es sich genau überlegt. Richte Uchiha aus, dass er sich dir gegenüber wie ein Gentleman zu benehmen hat, denn sollte ich etwas anderes hören, werde ich für nichts garantieren.“ „Verschwinde bitte einfach nicht. Nur weil uns jetzt etwas mehr als 3500 Kilometer trennen, kannst du nicht beschließen, dass wir keine Freunde mehr sind. Bitte vergiss das nicht.“ „Niemals, Sakura. Niemals.“ Er bettete sein Kinn auf ihrem Kopf, schloss ein letztes Mal die Augen und schwor sich erst im Flugzeug seiner Traurigkeit hinzugeben. „Pass du bitte auch auf dich auf. Du bist eine totale Blassnase und in San Francisco scheint öfter die Sonne. Ich will nicht in einem Jahr einen Anruf kriegen, dass du angekokelt in irgendeiner Ecke liegst.“ „Sakura, mir passiert schon nichts.“ „Ich meine es ernst. Wenn du angekommen bist, schreibe mir. Ruf mich an. Wann immer du mich brauchst, melde dich. Ansonsten schreibe ich deinem Chef persönlich.“ „Sakura.“ Vorsichtig lockerte er den Griff um ihren Rücken und Sakura spürte wie sich ihr Gesicht verzog. Sie schmiegte ihre Wange an seine Brust, biss die Zähne zusammen und gab sich Mühe etwas von der Standhaftigkeit von Shikamaru aufzunehmen. „Nicht weinen. In drei Monaten sehen wir uns doch wieder. Und ich kann es kaum erwarten den 4. Juli mit dir und unseren Eltern zusammen in San Francisco zu verbringen.“ Er entfernte eine Haarsträhne aus ihren Augen, bückte sich um die Reisetasche aufzunehmen und schenkte ihr ein tröstliches Lächeln. „Bis bald Sakura.“ „Bye.“, stieß sie erstickt aus, dass genauso gut ein Schluchzen gewesen sein könnte. Dann drehte sich Shikamaru um und ging eilig zur Passkontrolle, die Tasche über seiner Schultern wippend. Er zeigte einem uniformierten Beamten seinen Pass, als sich die automatische Flügeltür vor seinen Augen öffnete. Und dann, als er durchgewinkt wurde, drehte er sich aus einem Impuls heraus noch einmal um. Und da stand Sakura, am Durchgang, und sah ihm nach. Er hob grüßend die Hand und sie tat es ihm langsam nach. Lautlos formte er mit seinen Lippen die Worte Bis bald. Und dann drehte er sich um, den Pass fest in seiner Hand und ging zum Gate. Sakura und seine Eltern würden zusehen wie sein Flugzeug von der Startbahn rollte und mit zunehmender Geschwindigkeit in den weiten, blauen Himmel hinaufschwang. Shikamaru wusste mit absoluter Sicherheit dass sie auf ihn warten würden, wenn er irgendwann wieder nach Hause kam. Temari stand im Epizentrum Chicagos vor den beeindrucktesten Gebäuden um sie herum und sie konnte den Anblick nicht genießen. Nicht hier in dem stickigen Taxi, dass nach kaltem Aschenbecher und zu schwerem Parfum roch. Um sie herum wimmelte das Leben in der abendlichen Dämmerung. Auf den Bürgersteigen drängten sich Touristen, ständig wurde gehupt und in der Luft hingen Abgasgerüche. Es war kurz nach Viertel Sechs und an der Kreuzung vor ihnen hatte es einen Unfall gegeben. Sie standen im Stau. Das durfte einfach nicht wahr sein! Da saß sie nun, verschwitzt und abgehetzt und kurz davor herauszufinden, wie es mit ihrem Leben weitergehen würde. Wenn sie doch nur endlich aus dem Stau rauskämen! „Können Sie nicht einen Umweg fahren? Oder über den Bürgersteig?“, fragte sie verärgert und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Der Taxifahrer lachte. „Sorry, aber für Sie setzte ich bestimmt nicht meine Lizenz aufs Spiel.“ Panik machte sich breit. Was, wenn sie es nicht schaffte? Was würde sie dann machen? Sie schaute auf das Stück Papier, das sie fest umklammert in der Hand hielt. Sie ertappte sich dabei wie sie hörbar schluckte und drückte sich die Hand auf die Brust, um sich zu beruhigen. „Hören Sie! Es geht hier nicht um einen lapidaren Termin zu dem ich muss. Es geht um mein fucking restliches Leben! Das bedeutet, Sie sehen jetzt zu wie Sie mich schnellstmöglich an mein Ziel bringen!“ „Glauben Sie mir, Sie sind nicht die Erste die mir das erzählt. Aber Fakt ist, da vorne gabs einen Unfall. Entweder Sie gedulden sich bis die Straße frei ist, oder aber Sie müssen zu Fuß gehen.“ Wütend über sich, den Taxifahrer und die ganze Welt griff sie nach ihren Habseligkeiten, schmetterte dem Taxifahrer einen viel zu großen Schein auf den Vordersitzt und knallte die Autotür scharf hinter sich zu. Dann begann sie zu rennen. Sie musste doch lediglich hinter die Unfallzone kommen und dort in ein neues Taxi springen, dass sie rechtzeitig an ihr Ziel brachte. Nachdem Shikamaru hinter der Tür verschwunden war blieb Sakura noch eine Weile schweigend stehen und beobachtete weitere Passagiere auf ihrem Weg in ein neues Abenteuer. Ihre Tränen waren Gott sei Dank versiegt, nachdem sie geräuschvoll in ein Taschentuch gerotzt hatte. Warme, vertraute Hände verschränkten sich mit ihren. Überrascht blickte sie auf. Sasuke stand neben ihr, legte seinen starken Arm um ihre Schulter und drückte sie fest an sich. „Es tut mir leid.“, flüsterte er so leise, dass nur sie es hören konnte, was in Anbetracht der Geräuschkulisse um sie herum nicht weiter verwunderlich war. Überrascht hob Sakura ihren Kopf. „Was tut dir leid?“ Sie verstand nicht worauf er anspielte. „Naja, wenn ich nicht gewesen wäre, hätte Shikamaru gar nicht die Möglichkeit gehabt zu gehen.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Nein, das ist Quatsch. Er wäre so oder so gegangen. Und ich glaube ihm mittlerweile auch, dass er diese Kurzschlussreaktion damals bitter bereut, aber andererseits, auch wenn er es sich nicht eingestehen kann, froh ist eine neue Chance zu bekommen, auch wenn der Preis dafür horrend ist.“ Sakura stockte kurz und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Ich hoffe nur, dass sie kommt. Sie brauchen das. Beide.“ Der Druck um ihre Hand verstärkte sich und in stummer Übereinkunft stimmte Sasuke ihr zu, während er ihre Nähe genoss, sich zu ihr hinüber beugte und einen sanften Kuss auf ihrem Haaransatz platzierte und den aufsteigenden Klumpen in seinem Magen bezwang. Es war kurz nach halb sechs. An diesem Punkt hätte Temari am liebsten geweint. Da stand sie, zwischen schwitzenden, schlecht gelaunten Flugreisenden gezwängt, trat von einem Fuß auf den anderen, beobachtete wie ein paar Leute aus dem Aufzug stiegen und verfluchte sich, weil sie erst darüber hatte nachdenken müssen. Shikamaru hatte immer von großen Gesten gesprochen und weshalb er sie nicht mochte. Denn sie hatten die starke Neigung spektakulär nach hinten loszugehen. Und hier stand sie. Mit allen wichtigen Dingen in einem Koffer und einer Handtasche verstaut, auf dem Weg zu ihm. Wie hatte sie jemals an dieser Beziehung zweifeln können? Sie schwor sich, wenn sie das schaffte würde sie Sakura und Sasuke mit Dankbarkeit überschwemmen, ihr die Augen geöffnet zu haben. Sie starrte auf das Flugticket in ihrer Hand, auf dem in schwarzen Lettern ihr Name gedruckt stand. Gekauft und Bezahlt gestern Morgen. Nach der Arbeit hatte die Haruno bei ihr Sturm geklingelt, aber Temari hatte nur gelacht und die gut gemeinte Geste als eine Albernheit abgetan, bis abends auch noch Sasuke bei ihr auf der Matte stand und ihr ins Gewissen redete. Und dann, endlich nach weiteren drei elend langen Minuten ging die Fahrstuhltür auf und sie trat ein. Mit gefühlter Überschallgeschwindigkeit sauste der Fahrstuhl nach oben ins Terminal. Noch immer hielt sie das Flugticket fest umklammert. Sie würde es, wenn nötig mit ihrem eigenen Leben verteidigen. In ihrer Jackentasche vibrierte ihr Handy. Dafür war jetzt keine Zeit. Bestimmt war es ihr Bruder, der auf die Nachricht eine Antwort verlangte, die sie ihm schnell im Taxi geschrieben hatte. Bin erstmal auf unbestimmte Zeit weg. Mach dir keine Sorgen. Vertritt mich in der Firma. Ich melde mich sobald ich kann. Eilig ging sie zu den Glastüren und sagte sich, wenn er weg war, wäre es Schicksal gewesen. Dann sollte es eben so sein. Dann beschleunigte sich ihr Schritt bis sie schließlich durch das Terminal rannte, Ausschau haltend nach der Anzeige zur Passkontrolle. Gott war sie Sakura dankbar, dass sie sie bereits gestern online eingecheckt hatte. Ihr Herz schlug wild, als sie plötzlich rosa Haare in der Menge ausmachte. Sie hatte keine Zeit um zu stoppen und denken, also rief sie so laut sie konnte. „Sakura!“ Eben gerufene drehte sich suchend in der Halle herum. Sasuke neben ihr tat es gleich. „Da!“, sagte er und zeigte auf eine abhetzte Blondine, die einen kleinen Reisekoffer hinter sich her zerrte und eine Handtasche, die ihr um die Ohren flog. Beide rannten los. Es war allerhöchste Zeit. In fünf Minuten schloss das Gate. Sasuke nahm Temari den Koffer aus der Hand und zu dritt sprintenden sie zur Passkontrolle. Vor der plötzlich eine Schlange war. Hysterisch lachte Temari laut auf. Sie sah aus wie eine Irre. Die blonden Haare standen ihr wild zu Berge, ein gehetzter Ausdruck in ihrem Gesicht und vollkommen außer Atem. „Das wars. Es ist vorbei. Es ist sowas von vorbei.“ Sie stützte sich auf ihren Knien ab und war kurz davor alles kaputt zu schlagen. Sie war verzweifelt, stellte sich genau diesen Moment auf der anderen Seite der Passkontrolle vor, wenn Shikamaru sie sehen würde. Das konnte sie jetzt vergessen. Sie würde keinen anderen Flug nehmen. Das war die einzige Chance, die sie als Schicksal nutzen würde. „Entschuldigen Sie, aber wir müssen hier durch.“ Sasukes Stimme hatte etwas bedrohlich Chefmäßiges. Genauso stellte sie sich ihn in Verhandlungen in Firmenangelegenheiten vor. Angsteinflößend, niederdrückend und kühl. Verärgerte Blicke und wüste Beschimpfungen ignorierend drängelte er sich nach vorne. Sakura griff nach Temaris Handgelenk und zerrte sie mit sich. „Du wirst jetzt nicht aufgeben, hast du das verstanden? Du bist hier. Noch rechtzeitig.“ „Vielleicht will er mich nicht sehen?“ „Das hättest du dir überlegen müssen, bevor du wie eine Irre durch den halben Flughafen rennst.“ „Aber Sakura-…“ „Nein“, unterbrach die Haruno sie schroff und schob sich an dem letzten Menschen vorbei. Sasuke drückte ihr den Griff des Trollis in die Hand und erklärte dem Beamten die Situation, den es allerdings nicht interessierte. Gequält langsam scannte er den Pass, ehe er sie durchwank. Schnell umarmte sie zum Abschied Sasuke und Sakura und verschwand dann mit fixen Schritten durch die breite Flügeltür, auf den Weg in eine unbekannte Zukunft. Erst jetzt traute sich die junge Haruno tief durchzuatmen. Sie ist gekommen. Sie ist tatsächlich gekommen, dachte sie freudig aufgeregt. Gerne würde sie Shikamarus Reaktion sehen, wenn sie plötzlich im Flugzeug neben ihm stünde. Aber zunächst musste sie es noch ans Gate schaffen, bevor es schloss. Das Boarding hatte bereits seit fast zwanzig Minuten begonnen und Temari musste, welch schicksalhafter Zufall, bis ans andere Ende vom O’hare International Airport. „Sie wird es schaffen“, versuchte Sasuke sie aufzumuntern und ihre düsteren Gedanken beiseite zu schieben, während er seine Finger mit ihren verschränkte und sie gemeinsam die Schlange Passagiere hinter sich ließen, die ihnen boshafte Blicke in den Rücken brannten. Auch wenn er stark bemüht war die aufkeimende Hoffnung nicht zu sehr an die Oberfläche zu lassen, aber er freute sich für Temari, dass sie letztlich doch die fehlende Erkenntnis gefunden hatte. Gedanklich wünschte er ihr alles Glück der Welt, dass sie hoffentlich in Shikamaru gefunden hatte. Mit tauber Müdigkeit schleppte er sich über die Gangway in das Flugzeug der Air New Zealand, indem er die nächsten viereinhalb Stunden verbringen würde, bevor er sein neues Leben betrat. Eine freundliche Flugbegleiterin begrüßte ihn, ließ sich seine Bordkarte zeigen und erklärte Shikamaru, wo sich sein Sitzplatz befindet. Der Flug war nicht komplett ausgebucht und so konnte er seine Reihe für sich alleine beanspruchen, was ihm nur recht war. Nicht das er am Ende neben einem stinkenden Säufer landete oder einer alten Oma die Flugangst hatte und regelmäßig in eine Papiertüte atmen musste. Seine heruntergekommene, mit Flicken besetzte Duffle Bag schob er unter die Sitzbank und die Jacke legte er auf den freien Platz neben ihm. Eigentlich bevorzugte er die Sitze am Gang, da er so seine Beine ausstrecken konnte, da aber niemand den Anschein machte in seine Reihe einzubiegen, richtete er sich am Fenster ein, durch das die letzten Strahlen der untergehenden Sonne schienen. Mit einer uneleganten Bewegung hob er seinen Hintern in die Luft, um an sein Handy zu kommen, dass in seiner Arschtasche stak. Er machte ein Foto aus dem Fenster, dass geradewegs auf das Flughafengebäude gerichtet war. Irgendwo dahinter befanden sich Sakura, seine Eltern und Sasuke und schauten ihm hinterher. Noch immer sah er den betrübten Blick seiner Mutter vor sich. Sie hatte immer gehofft, dass es alles nur ein Scherz gewesen wäre. Auch Shikamaru wünschte sich in letzter Zeit häufiger, dass er bald aus diesem Traum aufwachen würde, Temari an seiner Seite und arbeitend mit Sakura. Er schickte seiner besten Freundin das Bild, dass er eben gemacht hatte und stellte anschließend den Flugmodus ein. Ein wenig Ruhe würde nicht schaden, um mit dem Gedankenkarussell einher zukommen. Die Plätze vor ihm füllten sich stetig, während im hinteren Teil des Flugzeuges nicht sonderlich viel los war. Genau aus diesem Grund buchte er sich grundsätzlich im Hintern des Flugzeuges einen Sitzplatz. Warum auch immer es die Menschen eilig hatten, so schnell viel möglich wieder hier raus zu kommen und am liebsten am Eingang saßen. Eine junge Frau mit einem weinerlichen Kind auf dem Arm ging an seiner Reihe vorbei, während der Mann hinter ihr zwei große Rucksäcke schleppte. Er schenkte der Frau ein aufmunterndes Lächeln, als sie versuchte ihren kleinen Zwerg zu beruhigen. Sie bogen zwei Reihen hinter ihm ein, als er die Frau flüstern hörte. „Wieso hast du nicht einen Platz am Eingang gebucht? Ich habe dir doch gesagt, dass wir dort mehr Platz hätten.“ Der Mann versuchte sich zu verteidigen. „Aber habe ich doch. Hinter uns ist der Eingang. Ich kann doch nicht ahnen, dass sie nur vorne aufmachen. Außerdem dachte ich, dass es mehr Sinn macht in der Nähe der Toilette zu sitzen.“ Sie warfen sich noch etwaige Worte an den Kopf, als das Kind anfing laut zu schreien und die Mutter aufstand und hinter einen Vorhang verschwand, während der Mann die Rucksäcke im Handgepäckfach verstaute. Shikamaru versank in seine Gedanken und widmete sich erneut der Aussicht aus dem kleinen, runden Fenster. Er musste die Augen zusammenkneifen, da die Sonne genauso am Himmel stand, dass sie ihn blendete. Vor dem Fenster herrschte emsiges Treiben des Bodenpersonals. Die letzten Koffer wurden gerade in den Gepäckraum befördert. Er dachte an seine neue Wohnung, die neuen Nachbarn und neue Bekanntschaften die er machen würde. Wie sehr würde er wohl sein altes Leben, seine Freunde und Familie vermissen? Würde er einen neuen Lieblingsitaliener finden? Gab es in San Francisco überhaupt so etwas wie annähernd gute Pizza? Immerhin war er in Chicago geboren und aufgewachsen und in ganz Amerika gab es hier die beste Pizza. Panik stieg in ihm auf. Er musste dringend seine Gedanken runterfahren und sich etwas entspannen. Es brachte nichts sich jetzt solche Sorgen zu machen. Lautlos seufzend wandte er sich von dem Fenster ab, lehnte seinen Kopf an die Stütze und schloss die Augen. Er wollte fünf Minuten ausspannen und sein wüstes Inneres sortieren, als ihm ein Schauer apokalyptischen Ausmaßes über den Rücken lief. Schockiert riss er die Augen auf und warf seinen Kopf zu seiner linken Seite. „Hier ist doch noch frei oder?“, fragte sie keck, als sie auch schon ihre Handtasche auf den Platz am Gang schmiss und seine Jacke darüber legte, bevor sie sich auf den Mittelplatz niederließ. Ihre Haut glänzte leicht und Strähnen hatten sich bereits aus ihrem Zopf gelöst, als sie ihm ein aufrichtiges Lächeln schenkte. Ihr Brustkorb bewegte sich als hätte sie einen Sprint hinter sich gelegt. Shikamaru sog die Luft scharf durch seine Lippen und kniff seine Augen verzweifelt zusammen. „Was machst du hier?“, flüsterte er schließlich und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Er kapierte nicht was plötzlich los war. Wieso war sie hier? „Ich kann versuchen es dir zu erklären…“, antwortete sie sanft und streichelte zärtlich über seine Hand, die sich fest um die Armlehne gekrallt hatte. Sein gesamter Körper verkrampfte und sie spürte wie er versuchte seine Fassung zu wahren. „Weißt du, ich könnte dir jetzt viel erzählen von wegen das man nicht einfach so aufgeben darf und jede Menge anderes Blah, aber Fakt ist doch das Herz will, was es begehrt und daran kann der Kopf nichts ändern. Oder eine Distanz von über dreitausend Kilometern. Es tut mir leid, ich bin so schwach gewesen und habe dich nicht halten können. Dabei hätte ich kämpfen müssen, damals wie heute.“ Sie senkte den Blick, bevor sie weitersprach. „Sasuke hat mir gestern gesagt, dass er sein ganzes Leben etwas vermisste. Er hatte nach irgendwas Sehnsucht, doch er wusste einfach nicht wonach. Er hat jetzt endlich das Gefühl, als hätte er den fehlenden Teil von sich selbst wiedergefunden.“ Langsam lehnte sie ihre Stirn gegen seine und sprach weiter. „Zwischen uns ist vieles schief gelaufen, aber zerbrochen ist es nie, sonst wären wir nicht an dem Punkt, an dem wir jetzt stehen. Es fühlt sich unendlich schmerzvoll an, sodass wir letztlich davon laufen. Aber unsere Sehnsucht nacheinander wird uns niemals loslassen. Das was wir jetzt verlieren und loslassen würden, würden wir unser ganzes restliches Leben hinweg suchen und vermissen.“ Shikamaru schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln und nickte verstehend. „Ich will dich aber nie wieder vermissen…“ Kapitel 36: Game Night ---------------------- Auf dem Rückweg vom Flughafen herrschte angespanntes Schweigen. Sasuke konzentrierte sich auf den Verkehr, während er Sakuras Hand hielt und mit deinem Daumen über ihren Handrücken streichelte, während sie über ihrem Smartphone hing und mit sehnsüchtigem Blick das Bild von Shikamaru betrachtete. Kurz nachdem der Flieger von der Startbahn rollte flog die Nachricht von ihrem besten Freund ein. „Glaubst du Temari hat es rechtzeitig geschafft?“, fragte sie Sasuke, der gerade an einer Ampel zum Stehen kam. Er schenkte ihr einen unwissenden Blick. „Ich hoffe es. Aber Temari ist taff. Sie wird schon dafür gesorgt haben, dass der Flieger nicht ohne sie geht. Um ganz sicher zu gehen werden wir allerdings noch vier Stunden warten müssen.“ Dann konzentrierte er sich wieder auf den Verkehr vor seinen Augen, denn gerade schaltete die Ampel wieder auf grün und Sasuke bog an der Kreuzung zu seiner Wohnung ab. Gedankenverloren zogen die Gebäude im Geschäftsviertel an ihm vorbei, als er auf dem Gehweg rot aufblitzen sah und schlagartig sein Herz zu rasen begann. Seit dem Gespräch vor dem Radiosender hatten sie nicht wieder miteinander gesprochen. Jedoch lag es nicht an ihm, sondern Karin selbst ging ihm aus dem Weg und ergriff quasi jedes Mal die Flucht, wenn sie mitbekam wie er in ihre Nähe kam. Als ob sie sich vor etwas schützen wollte. Mit einem schnellen Blick prüfte er, ob Sakura etwas mitbekommen hatte, allerdings lag ihr Augenmerk nach wie vor auf ihrem Handy, was Sasuke erleichtert ausatmen ließ. Zu seinem eigenen Pech etwas zu laut. Sorgenvoll richtete Sakura ihren Kopf in seine Richtung. „Ist alles okay?“ Sie streckte die Hand nach ihm aus und legte sie auf seinen Arm, wo sie anfing seicht darüber zu streicheln. Eine angenehme Gänsehaut überzog seinen Körper und in seinem Hirn ratterte es nach einer soliden Ausrede. Mit seinem neutralsten Unterton winkte er ab. „Mir ist nur eben eingefallen das ich einige Verträge auf meinem Schreibtisch liegen hab lassen, die ich heute Abend noch durchgehen wollte. Das nervt mich nur schon wieder. Also alles halb so wild.“ Sakura lachte über seine ehrgeizige Arbeitsmoral ehe sie sich hinab in den Fußraum beugte und in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch wühlte. Exakt in diesem Augenblick lief Karin an dem Auto vorbei. Sie schien Sasuke nicht zu bemerken, denn ihr Fokus lag auf einem kleinen Büchlein das sie in der Hand hielt und ausgiebig studierte. „Nanu. War das nicht eben Karin?“ Sakura drehte sich auf dem Sitz um und suchte in der Menge Passanten nach dem roten Haarschopf. Sie hatte nur im Augenwinkel das wallende Rot wahrgenommen, aber dann war Sasuke auch schon daran vorbei gefahren. „Weiß nicht. Also ich habe nichts gesehen.“, log er und schickte Dankeshymnen in den Himmel, dass Sakura nicht weiter nachfragte und in ihre Gedanken versank bis sie in dem Parkhaus seiner Wohnung hielten und zusammen den Fahrstuhl nach oben nahmen. An der Tür wühlte Sasuke seinen Schlüssel aus der Jackentasche. Leider war der April bisher ziemlich kühl, auch wenn die Sonne in den letzten Tagen häufiger ihre schönen Seiten zeigte. Aber eigentlich genoss Sasuke genau dieses Wetter. Es war nicht brütend heiß und mit einer Jacke ließ es sich draußen gut aushalten. Achtlos entledigte er sich seinen Schuhen und knipste das Licht im Flur an. Sakura folgte ihm, hing ihre Jacke an den Kleiderständer und trotte hinter Sasuke in die Küche. „Möchtest du was trinken? Ich habe eine Flasche Wein im Kühlschrank.“ „Gerne. Aber nicht so viel, ich muss morgen früh raus. Und wenn du ein bisschen Wasser für mich hättest, wäre das auch toll.“ Sasuke holte zwei Gläser aus dem Schrank. Im Kühlschrank stand eine Flasche von ihrem Lieblingswein, den Sasuke beim letzten Familienessen heimlich aus dem Vorrat seiner Mutter hatte mitgehen lassen. Er goss ein und reichte ihr ein Glas, dann füllte Sasuke noch eines mit Wasser. „Möchtest du Eis?“ „Gern, aber nur wenn es keine Umstände macht.“ „Ich glaube, das kriege ich hin.“ Er stellte das Glas unter die Eiswürfelmaschine seines Kühlschranks, betätigte einen Knopf und mit lautem Rattern landeten die gefrorenen Würfel in dem Glas. Sakura deutete auf die Balkontür. „Sollen wir uns nach draußen setzen? Ich hätte Lust auf ein bisschen frische Luft, insofern man davon in der Großstadt sprechen darf.“ „Klingt gut.“ Er nahm sein Weinglas und beide traten auf den geräumigen Balkon, den seine Wohnung bot. Nebst Loungemöbeln aus Rattan in einem modernen schwarz stand ein riesiger Sonnenschirm neben einer Essgruppe, bestehend aus einem großen Massivholztisch und sechs Stühlen. Zwei verkommene Palmen standen in der hintersten Ecke und sehnten sich nach etwas Pflege. Sasuke öffnete eine wetterfeste Box und holte zwei Sitzauflagen aus der Kiste, die er auf die Stühle schob und reichte Sakura zusätzlich eine graue Fleecedecke die sie dankend annahm und um ihre Schultern schlang. Die Luft fühlte sich kühl auf Sakuras Haut an, ein Dunst wehte mit der Brise heran. Es waren viele Autos unterwegs und die Bürgersteige gut gefüllt. Der Wind wehte den Sound von Achtzigerjahre-Pop aus der Eckkneipe zu ihnen hinauf. „Warum bist du so selten hier draußen?“ Sakura stellte ihre beiden Gläser auf dem Tisch ab und betrachtete Sasuke, dessen Gesicht von dem goldenen Schein der Wandlampen erhellt wurde. „Keine Ahnung. Irgendwie gibt es immer so viel anderes zu tun das ich schlicht und ergreifend keine Zeit habe.“ Sakura zog den Rand des Weinglases mit dem Finger nach. „Wenn ich einen Balkon hätte würde ich nur darauf herumrennen.“ Sie hob ihren Blick und eine angenehme Gänsehaut überzog ihren gesamten Körper. Sasukes dunkle Augen strahlten eine Wärme aus, die sie nur selten zu Gesicht bekam. Allerdings waren sie auch noch nicht sonderlich lange ein Paar. Bei dem Gedanken begannen die Schmetterlinge in ihrem Magen freudig zu flattern. Seine schwarzen, weichen Haare wehten im Wind. Die breiten Schultern. Das markante Kinn. Am liebsten würde sie laut seufzen wenn sie ihn betrachtete. Es war merkwürdig wie die Liebe funktionierte. Erst schleicht sich ein ungewöhnlicher Gedanke in den Kopf, der sich wie ein Parasit festsaugt und ehe man sich versieht kreisen sämtliche Gedanken nur noch um eine Person. Wenn Sakura genauer darüber nachdachte konnte sie nicht einmal genau den Zeitpunkt ausmachen, an dem sie begonnen hatte sich in Sasuke Uchiha zu verlieben. Es war stillschweigend einfach passiert und ihr Glück kaum fassend griff sie nach seiner Hand, die auf dem Tisch ruhte, und drückte sie. „Wie geht es dir?“, fragte Sasuke und genoss die Berührung von Sakura. „Ich weiß auch nicht. So richtig realisieren kann ich es wahrscheinlich erst in ein paar Tagen. Seit fast zwanzig Jahren haben wir uns beinahe täglich gesehen und miteinander geredet und gealbert und nun fühlt es sich an, als hätte jemand ein Teil von mir weggerissen.“ Sasukes Miene verdüsterte sich. „Mach dir keinen Kopf. Du trägst keine Schuld.“, beschwichtigte Sakura ihn sofort, da sie seinen offensichtlichen Gedanken richtig deutete, auch wenn es sie überraschte da Sasuke normalerweise nicht so offen zu lesen war. Es musste ihn wirklich bedrücken. Sie nippte an dem Wein. „Ich bin einfach froh, dass du an meiner Seite bist.“ Dann beugte sie sich über den Tisch und küsste Sasuke seicht auf seine einladenden Lippen. In den Kuss grinsend legte er seine Hand um ihren Hinterkopf und verstärkte das Gefühl ihrer vereinten Münder. Wut, Traurigkeit, Schock aber auch eine ungewöhnliche Freude überflutete ihre Sinne, als Karin endlich in ihren eigenen vier Wänden den heutigen Tag verarbeiten konnte. Während der Arbeit gelang es ihr in den letzten Tagen hervorragend Sasuke mit fadenscheinigen Begründungen aus dem Weg zu gehen. Vorallem um sich selber zu schützen. Sie hatte nicht die leistete Ahnung in welche Richtung sich seine Handlungen entwickeln würden, wenn er von ihrem kleinen Geheimnis erfuhr, dass in nicht allzu ferner Zeit gar nicht mehr so klein bleiben würde. Als sie da vorhin auf der Untersuchungsliege mit dem kalten Gel auf ihrem Bauch lag und auf den Bildschirm die kleine Bohne anstarrte mixten ihre Hormone einen nahezu gefährlichen Cocktail aus den unterschiedlichsten Empfindungen. Der Gedanke, dass da ein kleines Wesen in ihr heranwuchs bereitete ihr gleichermaßen Angst, als auch Hoffnung. Allerdings war Hoffnung ein falscher Verräter und allzu oft wurde diese gnadenlos in die Knie gezwungen. Die Ärztin hatte sie auf die etwa siebte Woche geschätzt. Es passte genau zu dem einen Mal mit Sasuke. Karin lachte bitte auf, es konnte nur Sasuke sein, denn sie hatte bisher mit niemand anderen wieder das Bett geteilt. Nach seiner Abfuhr vor einiger Zeit war sie in eine Art Liebeskummer gefallen und versuchte ihre unerfüllten Gefühle als Abscheu auf den Grund zu übertragen. Dieser Grund saß zufälligerweise vorhin neben Sasuke im Auto. Natürlich hatte sie ihn gesehen, wollte ihm aber nicht Gefallen einer eifrigen Begrüßung gönnen. Oder gar mit ansehen wie er sie mit liebevollen Blicken bedachte. Blicke die er ihr nie schenken würde. Denn das Gerücht das Sasuke mit Sakura zusammen war, drang bereits durch den gesamten Sender und er konnte schlecht weiterhin die Fragen dazu schweigend abwimmeln. Außerdem hatte sie jetzt ein heranwachsendes Leben zu schützen. Bedächtig hängte sie die Handtasche an den Kleiderständer, neben ihren leichten Mantel und schaute im Kühlschrank nach etwas essbaren. Sie griff zielstrebig nach einem Becher Erdbeerjoghurt und einem Löffel und mit ihrer Hüfte schlug sie die Besteckschublade wieder zu. Im Wohnzimmer legte sie sich auf das Sofa und fuhr sanft über das Ultraschallbild, das mit dem heutigen Datum, 18. April, versehen war. Sie spürte die aufkeimende Verzweiflung in sich aufsteigen. Sie hatte das Gefühl mit niemanden wirklich darüber reden zu können. Ihre Eltern waren auf einer verlängerten Silberhochzeitsreise. Im Kopf rechnete sie nach und es müsste etwas zwei Uhr Nachts bei ihnen sein. Ihr bester Freund war auf Geschäftsreise. Sie dachte darüber nach mit wem sie sonst über ihre Probleme geredet hatte und lachte bitter auf. Sasuke war in solchen Situationen normalerweise eine ihrer festen Säulen im Leben gewesen, auch wenn ihre Beziehung, wie auch immer sie zueinander standen, immer ein Balanceakt war. Diese Freundschaft Plus gelang dem Uchiha um einiges besser als ihr, denn im Gegensatz zu ihr konnte Sasuke Freundschaft und Liebe strikt voneinander trennen. Sie wäre vielleicht sogar über ihn hinweg kommen, trotz der Tatsache das sie sich jeden Tag über den Weg liefen, wäre er in Detroit nicht auf sie zugekommen und trotzdem entschied er sich für Sakura. Eigentlich hätte Karin klar sein sollen, dass sie gegen die hübsche Rosahaarige nur verlieren konnte. Ein weinerlicher Schluchzer bahnte sich den Weg ihrer Kehle hinauf, als sie sich erschrocken über die Wange fuhr und feststellte, dass sie weinte. Sie hatten fast vier Stunden darüber debattiert wie es nun weitergehen sollte. Ausgelaugt streckte Shikamaru sich, während seine Wirbelsäule ein knackendes Geräusch wie ein zerbrechender Ast von sich gab und Temari eine Strickjacke überzog. Der Flug verlief ereignislos und die Landung war so sanft wie eine fallende Feder. Durch die Zeitverschiebung war es gerade einmal kurz nach halb Elf, als Temari und Shikamaru die Gepäckstation hinter sich ließen, während alle anderen Passagiere auf ihre Koffer warteten. Der Nara zog den kanariengelben Reisetrolli seiner Freundin in der einen Hand, und seine Duffle Bag in der anderen Hand durch den Flughafen, vorbei an der Passkontrolle, als Temari ihr Handy einschaltete und ein Sturm von Nachrichten und verpassten Anrufen ankamen. Hauptsächlich stammten sie von Gaara. Eine weitere Nachricht war von Sakura und zwei Anrufe gingen auf Hinatas Konto. „Du hättest ihnen vielleicht nicht nur eine lapidare Nachricht a la ‚Ich bin dann mal weg‘ zukommen lassen sollen.“ Aufgebracht funkelte die hübsche Blondine ihn an. „Danke für den Tipp Mister Superhirn. Aber ich hatte nicht sonderlich viel Zeit zum Denken, während ich um mein Leben zum Flughafen gerast bin.“ Sie grabschte nach dem Griff ihres Koffers und wollte ihn Shikamaru aus der Hand zerren, als er seine Hand um ihren Nacken legte und sie an sich zog. „Und ich bin dir unendlich dankbar, dass du das für mich getan hast. Du hast keine Verpflichtung dein Leben in Chicago einfach hinter dir zu lassen, um mit mir altem Sturkopf zusammen zu sein.“ Dann küsste er sie und es war einfach atemberaubend. Alle Gefühle, die er glaube verdrängt zu haben waren sofort wieder da und es war intensiver als jemals zuvor. Vielleicht lag es daran, dass es nichts mehr gab das sich zwischen sie stellen konnte. Sie hatten sich nach der hitzigen Diskussion darauf geeinigt, dass Temari zunächst ihre Überstunden hier abbummeln würde, von denen sie mehr als genug besaß, außerdem nutzte sie einige Resturlaubstage aus dem letzten Jahr und ansonsten konnte sie wunderbar mittels Home Office von überall arbeiten wo es eine Internetverbindung gab. Sie würde zwar hin und wieder nach Chicago müssen, wenn es Geschäftstermine gab die sie nicht vermeiden konnte, aber damit konnten beide sehr gut leben. Es war besser als jede Alternative und noch immer taumelte er vor Glück, dass er nicht zu fassen bekam. Nach dem Kuss, der beide etwas atemlos zurück ließ, trollten sie sich zusammen zum Ausgang. Temaris Koffer klang blechern wie er über die rauen Fliesen fuhr und doch konnte sich Shikamaru im Moment kein schöneres Geräusch wünschen. In den kommenden Wochen schlich sich ein ungewohnter Alltag ein. Das Leben lief weiter. Sakura ging ihrer Arbeit nach, Wochenends verbrachte sie die meiste Zeit zusammen mit Sasuke oder traf sich mit Hinata und Ino, die ihnen erzählte dass sie die Sache mit Temaris kleinem Bruder kurz nach Sakuras Geburtstag beendet hatten, da sie feststellten das sie zu unterschiedliche Ansichten zum Leben hatten, sie aber durch Zufall einen, wie Ino es beschrieb, unfassbar niedlichen Kunsthändler während der Arbeit kennengelernt hatte und sie seitdem in regen Kontakt miteinander standen. Momentan war er in Frankreich wegen eines Kundenauftrags, würde aber Mitte Mai wieder in Chicago sein und sie wollten sich dann zusammen verabreden. In der Zwischenzeit vertrieben sie sich mit regen Nachrichten und Anrufen die Zeit allein. Shikamaru meldete sich leider nur sporadisch, aber Sakura schob es darauf das er zunächst ja erstmal die neue Umgebung kennenlernen wollte und die restliche Zeit mit Temari verbrachte und nicht weil er sie direkt aus seinen Gedanken verdrängt hatte. Obwohl dieses ungute Gefühl sie zeitweise gierig auffraß und Sakura bemerkte wie sie sich regelmäßig selber beruhigen musste. Ihr gegenüber, auf Shikamarus altem Platz, saß Kiba Inuzuka. 26 Jahre jung, mit von der Sonne gebleichtem Haar und einem Glanz in den dunklen Augen die schon viele Orte auf der Welt gesehen haben. Sein Charakter war manchmal etwas ungestüm und wild, aber gleichzeitig auch sehr humorvoll und wie Sakura feststellte, herzensgut. Aber er war eben nicht Shikamaru und Sakura würde wohl all ihre Kollegen von nun an mit ihm vergleichen. Kibas aufgedrehter Charakter sorgte allerdings dafür, dass Sakura momentan keine Probleme hatte früh direkt gute Laune zu bekommen, wenn er Geschichten von seinen Reisen erzählte und auf was er alles so gestoßen war. Sei es die Begegnung mit einem Elefanten während einer Safari nachts gewesen, als der Ranger um eine Kurve bog und sie plötzlich Angesicht zu Angesicht mit einem ausgewachsenen Elefantenbullen standen der plötzlich durchdrehte und auf das Auto zukam oder aber als er bei einem Tauchgang in Südostasien an einer Koralle hängen blieb, die ihm schmerzende Verbrennungen zufügten. Die Narbe an seiner Wade war heute noch zu sehen. Im letzten Jahr lebte Kiba zusammen mit seinem Mischlingshund Akamaru in einem ausgebauten Van mit dem sie zusammen die Panamericana entlang fuhren. Bis ans Ende der Welt, nach Ushuaia sind sie gefahren und haben die endlose Weite Feuerlands erkundet. Sakuras war etwas neidisch auf Kibas Mut sich komplett alleine der Welt zu stellen. Sie hatte die Grenzen der USA bisher nie verlassen, obwohl sie gerne einmal Europa bereisen wollte. Die Jahrhunderte alte Geschichte des Kontinents faszinierte sie. Burgen, Schlösser, mittelalterliche Städte. Vielleicht schaffte sie es ja sich im nächsten Leben diesem Traum zu stellen. „Vielen Dank für Eure zahlreichen Anrufe heute. Wir schalten jetzt zur Musik und später wird uns Kiba noch erzählen wie seine Verabredung mit dem Alpaka ausgegangen ist.“ Sakura drückte einige Tasten und nahm die Kopfhörer vom Ohr. „Wie schaut’s aus? Kurze Kaffeepause während die Musik läuft?“ Kiba rückte den Stuhl bereits zurück und schenkte Sakura ein herzliches Lächeln, umrahmt von zwei Grübchen. „Möchtest du auch noch welchen?“ „Hast du den gemacht oder schenkst du nur ein?“ „Ich schenke nur ein.“ „Oh dann möchte ich auch einen.“ Sie grinsten sich an und Kiba drückte die schwere Tür auf und verschwand. „Alter Sasuke! Hast du deine Tage oder was?“ Naruto hämmerte gegen die morsche Tür aus Pressholz die in der Herrenumkleide zur Toilette führte und stöhnte genervt. Sein bester Freund blockierte seit fast einer Viertelstunde das WC. „Halt die Klappe Dobe!“, murrte es von der anderen Seite und Naruto tat sein bestes nicht jeden der Fußballmannschaft bemerken zu lassen wie dringend er seine Blase entleeren musste. „Ich geb dir gleich was auf die Klappe Teme! Ich piss mir gleich ein und wenn du nicht endlich fertig da drinnen wirst schwöre ich dir, dass ich die Tür eintrete.“ Von einem auf das andere Bein wippend veranschaulichte der Uzumaki einen seltsamen Tanz vor der Toilettentür und jagte seinen besten Freund gedanklich mit brennenden Fackeln und Mistgabeln über den Fußballplatz. Sasuke warf nochmal einen prüfenden Blick in den Spiegel, dann drehte er sich um und schloss die Tür auf, durch die Naruto ihn beinahe umrannte. Naruto verpasste ihm einen unsanften Schubser und Sasuke taumelte aus der Tür, als Naruto sie zuschlug und das Schloss knackte. Die Wände in der alten Sporthalle waren nicht sonderlich dick und so konnte der Uchiha hervorragend hören wie dahinplätschernde Geräusche durch die Wände drangen. Angewidert ging er von der Tür weg an seinen Spind und bugsierte die Sporttasche raus, in die er achtlos seine verschwitzte Kleidung warf und sein Handy aus dem Frontfach fischte. Nebenbei verabschiedeten sich einige Mannschaftskollegen von ihm und verschwanden aus der Umkleide. Sakura hatte ihm eine Nachricht geschrieben, dass sie es heute nicht mehr schaffte zu ihm zu kommen. Enttäuscht tippte er ein ‚Okay‘ als Antwort und steckte das Gerät zurück in die Tasche, als Naruto wieder aus dem Klo kam. „Die zwei Liter Kaffee hätte ich heute wohl besser nicht trinken sollen.“ Der Blondschopf ließ sich auf der Bank nieder und wechselte seine Schuhe. Eine Sprosse am Rückenteil war bereits zerbrochen und eine zweite Strebe bog sich bereits bedrohlich durch. Auch die letzten Teammitglieder verließen die Sporthalle und zurück blieben nur noch Sasuke und Naruto. „Wie läuft es eigentlich mit Hinata?“, fragte Sasuke im Rausgehen und seine Finger glitten an der Steinwand entlang. Der Putz war an einigen Stellen abgebröckelt und roter Backstein lag darunter frei. „Wieso? Hat sie etwa was gesagt?“ Naruto holte zu seinem besten Freund auf. Leichte Panik schwang in seiner Stimme mit. Tatsächlich schwebte Hinata seit Monaten auf Wolke Sieben, aber das wollte Sasuke Naruto natürlich nicht auf die Nase binden. Außerdem besaß er kein Recht dazu sich in eine fremde Beziehung einzumischen. Sasukes Hand wanderte verstohlen zu seinem Nacken, als er Narutos lautes Gegröle in seinem Ohr vernahm. Er stürzte sich auf ihn um einen besseren Blick auf die Kratzer zu erhaschen die seinen Nacken zierten. „War das Sakura?“, johlte Naruto. „Da ging es wohl heftig her bei euch. So hätte ich sie gar nicht eingeschätzt.“ „Ich weiß nicht wovon du sprichst“, wimmelte Sasuke ihn kühl ab und er verfluchte sich nicht eine andere Jacke angezogen zu haben. „Ach komm schon Sasuke, dass du kein Keuschheitsgelübde abgelegt hast wissen wir alle, aber Sakura…“ Naruto unterdrückte einen anerkennenden Pfiff. „Ein Gentleman schweigt und genießt.“ Sasuke drückte die schwere Eingangstür auf und schlüpfte durch die Tür in die abendliche Dämmerung hinaus. Naruto folgte ihm lachend und zusammen beschlossen sie noch ein Bier im ‚The Eagle‘ trinken zu gehen. Sie ließen den leeren Sportplatz hinter sich und machten sich zu Sasukes Auto auf. Laute Flüche und gegenseitige Beschimpfungen drangen durch das geöffnete Fenster in den Freitagabend hinaus. Die Sonne war komplett untergegangen, und der angenehme Maiwind wehte eine frische Brise in das Wohnzimmer von Naruto. Gerade fuhr eine Kolonne Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene durch die Straße. Aus einer unbestimmten Richtung trug der Wind die Vibrationen mehrerer Bässe zu ihnen hinüber und die partywütige Feiermeute stolzierte durch die Gassen. Sakura saß mit angewinkelten Beinen und einer Flasche Mixbier auf Narutos Couch, die schon bessere Zeiten gesehen hatte. Unter ihr drückte eine Feder unsanft gegen ihren Steiß und wenn sie sich nicht aus dieser Position befreite würde sie morgen dort einen blauen Fleck bekommen. Auf dem Boden vor ihr hockte Sasuke und hämmerte auf den Controller von Narutos Playstation ein. Sie hatte den Titel des Spiels schon wieder vergessen, denn sie gehörte zur Fraktion der Spieler die gerade so Mario Kart kannten und wussten dass das gelbe Wesen in Pokémon Pikachu hieß. Desinteressiert blickte sie zu dem geteilten Bildschirm, auf dem sich ihr Freund und Naruto gerade ein unvergleichliches Battle lieferten. Anhand der gegenseitigen Beschimpfungen konnte sie allerdings nicht genau erkennen wer als Sieger heraus gehen würde. Sie sah auf als Hinata aus dem Badezimmer wieder zu ihr stieß und sich neben ihr auf das durchgelegene Sofa gleiten ließ. Kurz beneidete sie Hinata um ihr elfengleiches Wesen. Ihren Pony hatte sie kunstvoll in ihre Haare eingeflochten und das violette Shirt, das je nach Lichteinfall einen silbrigen Schimmer auf ihre Haut zauberte, bestätigte Sakura nur noch mehr in dieser Feststellung. „Alles okay?“, riss Hinata sie aus ihren Gedanken und überkreuzte die Beine, bevor sie sich aus der Sushi-Box, die sie zurück in ihren Schoss stellte und ein Röllchen in die Sojasauce tunkte, nahm. Sakura schüttelte sich und bemerkte erst jetzt, dass sie Hinata angestarrt hatte. „Sorry, war in Gedanken.“ Dann lächelte sie und nahm sich eine Maki-Roll, gefüllt mit Avocado und Tofu. Ihr Tat es in dem Moment um Sasuke leid, der von diesem köstlichen Mahl keinen Happen genießen konnte oder wollte. Die Chance auf einen anschließenden anaphylaktischen Schock war ihm zu groß um irgendwas zu riskieren. Aus Solidarität hätte sie auch auf das bestellte Sushi verzichtet, aber Naruto konnte sehr überzeugend sein und Sasuke versicherte ihr hundert Mal das er eh keinen Hunger hatte und den Rest in ausreichend Getränke investieren würde, also gab sich Sakura geschlagen. Sie puhlte etwas von dem abstehenden Etikett ab als vor ihrem Gesicht der Controller hin und her gewedelt wurde. „Was soll ich denn damit?“, fragte sie und Sasuke drückte ihr das kleine schwarze Ding mit den bunten Knöpfen in die Hand. „Für mich übernehmen. Ich muss dringend für kleine Prinzessinnen.“ „Aber ich kann das doch gar nicht. Du wirst schonungslos verlieren.“ „Das würdest du mir nicht antun.“, grinste er und stand auf. Frustriet schob sich Sakura einige Haarsträhnen hinter die Ohren. „Ich weiß nicht mal auf welchen Bildschirm ich schauen muss.“ Doch Sasuke ignorierte ihren aufsteigenden Prostest und verschwand einfach aus dem Wohnzimmer. „Ich erklär es dir kurz.“ Naruto erhob sich von dem Teppich und ließ sich zwischen sie und Hinata fallen. Kurz drückte er seiner Freundin einen Kuss auf die Wange und machte sich daran ihr in Kurzversion eine Erklärung über die Funktion der einzelnen Tastenbelegung zu geben. Sakura setzt sich gerade auf und starrte gespannt auf den unteren Bildschirm. Im Prinzip war es doch ziemlich einfach. Sie musste lediglich auf der Karte Naruto finden und ihn abschließend als erstes tödlich verwunden. Das Spiel des Zieles empfand sie als geschmacklos, aber nach dem ersten Treffer gegen Naruto wurde sie von ihrem Ehrgeiz gepackt und erzielte schlussendlich einen zweiten Treffer. „Pah! Pures Anfängerglück.“, schnaubte Naruto. „Sieh zu und lerne.“, lachte Sakura überheblich. Sie haute blind auf den Knöpfchen herum, sodass ihr Charakter wild durch die Gegend rannte und Naruto zum Fluchen brachte, denn auf diese Weise wich sie automatisch seinen Angriffen aus. „Ha Uzumaki! Ich mach dich platt.“ Hinata kicherte und Naruto grunzte genervt. Seine Lippen waren zu einer geraden Linie gepresst und seine Stirn lag in Falten. Sakura war ein ernstzunehmender Gegner, auch wenn sie weniger selbst dafür konnte. Letztlich konnte sie sich doch nicht gegen Naruto durchsetzen und forderte ihn zu einer zweiten Runde auf. Sie wusste jetzt welche Bewegungen Sinn machten und wann der beste Zeitpunkt für einen Angriff war. Ihr ganzer Körper stand unter Strom. „Aber dieses mal ohne Rücksicht auf Verluste.“, forderte sie und Naruto startete das Spiel. Nur am Rande bekam Sakura mit, dass Sasuke sich wieder zu ihnen gesellte und dieses Mal den Platz zu ihrer Rechten einnahm und seinen Arm um ihre Hüfte legte. „Hände weg Uchiha! Ich bin mitten im Kampf.“ „Woah, Entschuldigung. Ich wusste nicht das du innerhalb von fünf Minuten zum Gamer mutierst.“, lachte er und hob abwehrend die Hände. Ein schneller Blick auf den Bildschirm verriet ihm, dass Sakura sich wirklich ziemlich geschickt anstellte und Naruto bereits den einen oder anderen Treffer einstecken musste. Auch wenn Sakura nicht mehr viel Lebenskraft hatte und der letzte Schuss von Naruto ihr Ende bedeutete. „Pass nur auf Dobe, das nächste Mal macht sie dich fertig.“ „Pff. Zeig du uns doch mal deine Skills gegen deine Freundin. Dann kannst du weiter rum posaunen.“ Naruto reichte Sasuke seinen Controller und zeitgleich verdrehten Hinata und Sakura die Augen, bevor sie in Gelächter ausbrachen. Während der Ladebalken auflud sprang der Uzumaki von der Couch und holte vier Schnapsgläser aus dem Schrank. „Neue Regel. Jeder der eine Runde verliert muss einen Kurzen trinken. Ausreden zählen nicht.“ Mit einem Klirren baute er die Armee auf dem Tisch auf und stellte eine Flasche Obstbrand daneben. „Naruto, du weißt schon das du morgen Arbeiten musst?“, erinnerte Hinata ihn. „Ach, papperlapapp, das ist für vier Stunden. Das kann man doch gar nicht als Arbeit zählen. Außerdem würde ich mir etwas mehr Glaube in meine Fähigkeiten von dir wünschen.“, sagte er mit trügerischem Tonfall und Hinatas Gesicht nahm die Farbe einer reifen Tomate an. „So war das gar nicht gemeint.“, versuchte sie sich zu retten, fühlte aber die Hitze nur noch mehr in sich aufsteigen. Naruto winkte ab und schenkte ihr sein charmantestes Lächeln und setzte sich wieder neben sie. „Ich sollte euch vorwarnen. Hinata tut zwar immer auf unschuldig, aber sie hat es faustdick hinter den Ohren. Ich verliere regelmäßig gegen sie.“ Der Abend endete und Sakura war die eindeutige Verliererin des Abends, was nicht weiter verwunderlich war. Gerne hätte Sasuke sich als Sieger gekürt, doch Hinata hatte ihn eiskalt erwischt. In den ersten beiden Runden gegen sie hatte er keine Chance und erst nachdem er ihre Taktik etwas studieren konnte bekam er die Möglichkeit sie zu besiegen. Und jetzt blitzte ein Déjà-Vu durch seine Erinnerung. Er, der einer völlig betrunkenen Sakura nach Hause half. Er legte den Kopf in den Nacken und dankte der nächst höheren Macht dafür, dass er nur eine Etage nach unten mit ihr musste. Das war okay. Immerhin lief sie noch allein, auch wenn sie heute keine Seiltänzerin mehr werden würde, aber damit konnte er leben. In der Wohnung holte Sasuke als erstes eine Flasche Wasser aus dem Gästezimmer und als er wieder auf den Flur trat kämpfte Sakura noch mit den Schnürsenkeln ihrer Sneaker. „Scheiß Schuhe, ich wusste doch dass es mit euch Schnäppchen noch ein Problem geben würde.“ „Gibt es hier ein Problem das ich für Sie lösen kann Ma‘am?“ Sakura seufzte laut und sah auf. Er war so attraktiv in seinem dunkeln Sweatshirt und der Jeans. So frisch und ordentlich. Sie mochte ihn so sehr und stellte sich wieder auf. Kurz drehte sich alles, bevor sie lächelnd auf ihn zuging. Es wäre einfacher gewesen, wenn er dabei aufgehört hätte zu schwanken. „Danke, sehr freundlich.“, sagte er und lachte rau. „Habe ich das laut gesagt?“ „Hn.“ „Ich würde mich ja entschuldigen, aber du bist mein sexy heißer Freund und es stimmt nun mal. Du bist schrecklich attraktiv. Manchmal würde ich dir gerne eine Papiertüte überstülpen, sodass ich die Einzige bin die dein Gesicht sehen kann.“ Sie strich ihm die Haare aus den Augen und er konnte den Obstler riechen. Aber auch er war nicht mehr so standfest wie noch zu Beginn des Abends. Es schlug Funken unter Sakuras Berührung und ein tiefes Brummes aus den Tiefen seiner Lunge kletterte empor. Sie schmiegte sich gegen seinen trainierten Körper und schnurrte wie ein Kätzchen, als er seine Hand in ihren Haaren vergrub und ihr Gesicht zu sich zog, bevor er harsch seine Lippen auf ihre presste und sie auch das letzte Quäntchen Verstand verlor und es keinen Raum und keine Zeit mehr zu geben schien. Nur sie und Sasuke. Sakura scrollte grübelnd durch ihren Instagram Feed, während Hinata fluchend Klamotten auf ihr Bett warf, neben dem ein kleiner Koffer ausgebreitet lag. „Sag mal, seid ihr nicht nur vier Tage weg?“ „Ja, aber wir treffen möglicherweise Patrick Dempsey zu einem Interview, da muss ich das perfekte Outfit tragen.“ Sakura horchte auf. „Der Patrick Dempsey? Ist der nicht schon ein kleines bisschen zu alt für dich? Außerdem entspricht der doch gar nicht deinem Beutetyp, zumindest wenn ich an blond und chaotisch denke.“, feixte Sakura und likte ein Bild von Akamaru welches Kiba vor wenigen Sekunden geuploadet hatte. „Ja klar, aber ich denke Naruto wird das verstehen. Es ist immerhin Patrick Dempsey. Ich schwärme für ihn, seit er das erste Mal im OP stand und ‚Heute ist ein guter Tag um Leben zu retten‘ mit dieser ultrasexy Fährenkopfhaube gesagt hat.“ Sie zuckte mit den Schultern, als wäre sie sich keiner Schuld bewusst. Hinata faltete ein dunkelrotes Kleid auseinander und musterte es skeptisch. „Nimm lieber das azurblaue. Das verleiht dir immer so eine geheimnisvoll-verruchte Aura.“ „Geheimnisvoll-verrucht? Das klingt fantastisch.“ Lachend wählten die beiden Frauen auch auf diese Art die restlichen von Hinatas Kleidern aus, die sie für die kurze Dienstreise brauchen könnte. Sasuke, Hinata und Itachi mussten für ein paar Tage nach Nashville reisen und Sasuke brauchte jemanden hinter sich der eine gute Menschenkenntnis besaß und mit Hinata hatte er dafür natürlich den Glücksgriff des Jahrhunderts gemacht. „Ich bräuchte ja gar nicht so viele Klamotten wenn dein Freund sich nicht immer weigern würde einfach zu Fliegen.“ „Ist die Flugangst echt so krass? Er hat das irgendwann mal kurz angeschnitten, aber ich dachte es beschränkt sich auf etwas Panik und Kotzen während Start und Landung.“ Hinata grunzte. „Schön wärs. Ich musste vor zwei Jahren die gesamten 1300 Kilometer zusammen mit ihm nach New York fahren. Immerhin hat er für die Übernachtungen ausschließlich in Nobelschuppen eingecheckt und ich hatte quasi einen kostenlosen Roadtrip, aber du kennst ja Sasuke und sein Drang so richtig viel zu erzählen. Ohne Mist, zwischenzeitlich dachte ich echt ich hätte ein Schweigegelöbnis abgelegt.“ Itachi klappte die Heckklappe des Firmenwagens zu, nachdem er die letzte Tasche in den Kofferraum geladen hatte. Er atmete tief durch. Er wäre lieber geflogen, aber sein kleiner Bruder war einfach unglaublich überzeugend gewesen und Itachi hätte ihn vermutlich mit Chloroform bewusstlos machen müssen bevor Sasuke in ein Flugzeug gestiegen wäre. Was tat man nicht alles für die liebe Familie? Ihr Vater wollte das sie beide nach Nashville reisten, um dem hiesigen Radiosender zu zeigen, wie ernst ihnen die mögliche Kooperation war und Fugaku Uchiha zu widersprechen, war etwas das sich keiner von ihnen traute. Obwohl der alte Mann in den vergangenen Jahren weicher wurde. Das merkte Itachi in letzter Zeit besonders oft, wenn Fugaku anfing von seiner zukünftigen Enkeltochter zu erzählen. Es musste ihn tatsächlich Stolz machen, denn normalerweise war er nicht der Typ Mann der von sich aus Gespräche begann. Außerdem wurde Itachi das Gefühl nicht los, dass ihr Vater sich mental immer weiter von der Firma absonderte, um seine Söhne voll ins Geschäft zu holen. Wenn bis vergangenes Jahr jeder neue Auftrag, Sponsor und Angestellte zur letzten Prüfung über Fugakus Schreibtisch gingen, hatte er dieses Verhalten komplett abgelegt und nur er und Sasuke waren dafür verantwortlich. Andererseits hatte er viel in den Sender investiert und schien zufrieden mit seinem Lebenswerk und wollte mehr Zeit mit ihrer Mutter verbringen. Das Auto stand auf dem Firmenparkplatz und die Sonne tat ihr bestes um den Innenraum ordentlich aufzuheizen. Der Sommer in diesem Jahr wurde von den Wetterexperten zu einem der heißesten überhaupt prognostiziert und Itachi spürte es bereits in den frühen Morgenstunden wie sich eine dünne Schweißschicht über seine Haut legte, während der hell leuchtende Stern am Firmament mit voller Kraft auf die Erde strahlte. Von dem trüben Wetter im April war der Mai fast spurlos an ihnen vorüber gegangen, in einen warmen und sonnigen Juni hinein gleitend. Er hatte ein ungutes Gefühl jetzt noch die Stadt zu verlassen, immerhin waren bis zur Geburt seines ersten Kindes nur noch vier Wochen Zeit und er ließ Mia nur ungern allein, aber notfalls würde er sich irgendwo einen Privatjet chartern oder selbst das Steuer übernehmen um rechtzeitig bei seiner Frau zu sein. Ein Blick über den Parkplatz zeigte ein ungewöhnliches Bild. Hinata unterhielt sich mit Sakura Haruno, die vor wenigen Minuten, mit Sicherheit vollkommen zufällig, über den Parkplatz gelaufen kam. Nicht etwa um sich von seinem kleinen Bruder zu verabschieden, dachte Itachi sarkastisch. Er beobachtete Sasukes Reaktion ganz genau und es überraschte Itachi wie Sasukes Blick in dem Augenblick sanft wurde als er Sakura kommen sah. Sein kleiner, emotional zurück gebliebener Bruder, hatte sich also tatsächlich verliebt. Er krempelte die Ärmel seines Hemdes um. Kopfschüttelnd ging er um das Auto herum und schirmte seine Augen gegenüber der Sonne ab. Neben Hinata kam er schließlich zum Stehen. „Sakura Haruno, wie schön dich wiederzusehen. Ich habe gehört du bereitest meinem Bruder seit einiger Zeit gewisse Freuden.“ Oh ja, wie er es liebte Sasuke mit solchen Dingen aus der Fassung und auf die Palme zu bringen. Ohne hinzuschauen wusste er das Sasukes rechtes Auge jetzt unnatürlich zucken musste. Das Gesicht der Rosahaarigen färbte sich rot. „Willst du es noch lauter brüllen? Ich glaube der Kerl von der Baustelle mit dem Presslufthammer in der Hand hat es noch nicht gehört!?“, fauchte Sasuke aufgebracht und Itachi betrachtete belustigt das vorhergesagte, zuckende Auge. „Könnt ihr euch nicht einmal wie erwachsene Männer benehmen?“, stöhnte Hinata augenverdrehend, verabschiedete sich von Sakura und stieg auf der Beifahrerseite ein. „Beeilt euch bitte. Ich würde gerne heute noch ankommen.“, ermahnte die junge Hyuga vom runtergelassenen Seitenfenster und winkte Sakura nochmal herzlich zum Abschied. Etwas unschlüssig dastehend wusste Sakura nicht so wirklich wie sie jetzt reagieren sollte. Eigentlich wollte die Sasuke gerne zum Abschied küssen, aber das vor seinem älteren Bruder zu machen, der irgendwie auch ihr Chef war, empfand sie als sehr unangenehm. Sie verfluchte den älteren Uchiha, der ihre Unsicherheit schier genoss und Sasuke aufzog. Sie drückte sich unsicher von einem auf das andere Bein. „Willst du vielleicht nicht etwas Anstand besitzen und ins Auto verschwinden?“, fragte Sasuke entnervt und pustete frustriert die Luft aus seiner Lunge. Manchmal würde er diesem Kerl gerne einen saftigen Kinnhaken verpassen und ihm anschließend mit seiner Unterhose an einem Mast aufhängen. „Ich find es hier viel schöner.“ Unverfroren grinste er und sein Blick wanderte zwischen Sasuke und Sakura umher. Stöhnend fuhr sich Sasuke durch die schwarzen Haare. „Ach ist mir doch scheißegal.“ Er wollte nicht so tun als würde er sie nicht kennen und als würde nichts zwischen ihnen laufen. Immerhin war sie seine Freundin und er hatte jedes Recht auch öffentlich dazu zu stehen. Dann drehte er sich zu Sakura, legte seine Hand in ihren Nacken und drückte seine Lippen auf ihre. Ein Schauer durchfuhr seinen Körper, als Sakura seicht mit ihren Fingerspitzen über seinen nackten Arm strich, die Härchen darauf prickelten voller Wohlwollen und am liebsten würde er in diesem Moment die komplette Reise absagen um mit Sakura zusammen zu sein. Ein gekünsteltes Husten ließ Beide auseinander schrecken und ertappt blickten sie in Itachi zufrieden grinsendes Gesicht. „Halt einfach die Klappe!“, sägte Sasuke ihn direkt ab, drückte Sakura noch einen kurzen Kuss auf die Wange und lief zum Auto, in dem Hinata auf ihrem Handy tippte. „Machs gut Sakura. Wir sehen uns bald wieder.“ „Ähm…ja. Bis bald. Gute Fahrt.“ In was für eine Familie war sie da geraten? Itachi holte zu Sasuke auf und die beiden stritten kurz leise wer fahren würde. Eine Rangelei später saß Sasuke laut fluchend auf der Rückbank, die Arme vor der Brust verschränkt und schaute verdrossen rein. Seelig lächelnd sah Sakura zu wie das Auto vom Parkplatz fuhr und sich in den Verkehr einreihte. Sie straffte ihre Handtasche, ging auf kürzestem Weg vom Firmenparkplatz zur nächsten Bahnstation, als ihr Handy vibrierte, sie es aus ihrer Tasche fischte und eine anzügliche Nachricht von Sasuke laß. Grinsend tippte sie eine Antwort zu Recht und in dem Moment, als sie auf senden drückte spürte sie ein unnatürliches Gewicht auf sich ziehend. Sie prallte zurück und nur mit größter Mühe fing sie sich an einem Haltestellenschild ab. Ihre Hand umklammerte die Metallstange fest. Sakura öffnete die Augen die sie aus Reflex geschlossen hielt und auf dem Gehweg lag eine verstreute Handtasche. Atemlos tastete Sakura nach ihrer eigenen, die noch an Ort und Stelle war. Ihr Handy lag neben einem kleinen Büchlein, um das einige Münzen, ein Labello und Taschentücher geflogen waren. „Verflucht!“ Karin schimpfte aufgebracht und automatisch wanderte ihre Hand auf ihren Bauch. Natürlich musste sie ausgerechnet in Sakura Haruno laufen. Das Schicksal meinte es in letzter Zeit einfach nicht gut mit ihr. Sakuras Augen waren weit aufgerissen und auch sie musste sich einen Moment sammeln. Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie nicht auf ihre Umgebung geachtet hatte. „Tut mir leid.“, entschuldigte sich die Haruno schnell und bückte sich nach den Sachen, die aus Karins Handtasche gefallen waren. Grob klaubte sie das Kleingeld zusammen, als ihr Blick auf das rechteckige Büchlein, das neben ihrem Handy lag, fiel. Es war geöffnet und das Ultraschallbild welches Karin darin aufbewahrte, war nicht zu übersehen. Sie konnte sehen wie Sakura den Atem anhielt und zu ihr hoch blickte. „Du bist schwanger?“ Kapitel 37: Confession ---------------------- Karin folgte Sakuras Blick auf ihren Mutterpass und das Ultraschallbild das sie in ihren Händen hielt und erstarrte. Schnell bückte sie sich und riss ihr das Bild aus den Fingern. „Das geht dich nichts an!“, presste sie zwischen ihren zusammengedrückten Zähnen heraus. Von allen Menschen in dieser verdammt großen Stadt musste sie ausgerechnet auf Sakura Haruno treffen. Hingerissen zwischen hysterischen Lachen und einem Wutanfall steckte sie das Bild in die Hülle zurück und ließ das Büchlein in ihrer Handtasche verschwinden. Karin biss sich nervös auf die Unterlippe und kaute etwas darauf herum. Sie brauchte dringend eine gute Ausrede. Sie war noch nicht bereit ihr Geheimnis mit der ganzen Welt zu teilen und besonders nicht mit ihr. Eine Windböe fuhr ihr durch die Haare und sie sah zu wie Sakura versuchte eine Cent Münze von der Straße zu klauben. Sakura mied es zu ihr zu sehen, was Karin recht war. „Tut mir leid“, hörte sie Sakura murmeln, aber Karin wusste nicht weshalb sie sich bei ihr entschuldigte, es interessierte sie allerdings auch nicht wirklich. „Hör zu, du hast nichts gesehen oder gehört. Ich weiß es selber erst wenige Stunden und möchte nicht das irgendjemand davon erfährt.“, redete sie sich heraus und Sakura nickte wie in Trance. Ihr Blick huschte wild durch die Gegend und ihre Hand umklammerte ihr Smartphone so fest, dass ihre Knöchel bereits weiß hervortraten. „Ich werde jetzt gehen.“, beschloss Karin und wollte sich in Bewegung setzen, als Sakura sich erneut zu Wort meldete. „Wer…wer ist der Vater?“ Sie machte ein paar Schritte auf sie zu, doch Karin nahm eine abwehrende Haltung ein. „Ich denke nicht, dass das an dieser Stelle eine Rolle spielt.“ Sie drehte sich um und verschwand in der Menge. Zurück blieb eine verwirrt aussehende Sakura die schon die ganze Zeit im Kopf rechnete. Das kleine computergeschriebene Datum auf dem Ultraschallbild mit der Schwangerschaftswoche bereitete ihr Kopfzerbrechen. Vielleicht sah sie auch einfach Geister und um sich selber zu beruhigen scrollte sie in ihrem Kalender vierzehn Wochen rückwärts und hätte sich im nächsten Moment am liebsten auf dem Bürgersteig übergeben. Das musste einfach Zufall sein, denn anders konnte sie es sich nicht erklären. Sich selber einredend wie ein Mantra blockte sie den aufkeimenden Gedanken völlig ab. Das würde er ihr nicht antun. Außerdem würde er bestimmt wissen wenn sie schwanger wäre. Und wenn nicht?, meldete sich das kleine grüne Monster in ihrem Inneren. Karin war bereits kein Thema mehr zwischen ihnen gewesen seit ihrem ersten Date und auch da nur nebensächlich. Er hatte sich für sie entschieden und ihr mehr als deutlich gemacht, dass er Gefühle für sie und nicht für Karin hatte. Genau! Das musste es sein! Es war einfach die Angst ihn zu verlieren, denn ihre Gefühle ihm gegenüber wuchsen jeden Tag weiter. Ihr Magen spielte verrückt wenn er sie ansah oder berührte. Ihr Herz pochte immer schneller und ihr Mund wurde staubtrocken, wenn sich ihre Gesichter näher kamen bevor er sie küsste. Und Sasuke ging es doch genauso? Sie kannte doch die Blicke und Anzeichen dafür, warum also zweifelte sie plötzlich an seiner Aufrichtigkeit? Er hatte ihr mehr als einmal bewiesen das sie ihm vertrauen konnte und ihre schützende Fassade ablegen konnte. Die letzten drei Monate die sie bereits ein Paar waren, waren gefüllt mit Zuneigung und genug gegenseitigem Respekt sich nicht anzulügen und Sakura vertraute Sasuke. Am Montag war er mit ihr zusammen Klettern. Sasuke machte stetig enorme Fortschritte, allerdings konnte er auch ein sehr gehorsamer Schüler sein, wenn er wollte. Nachdem sie eine neue Kletterroute gemeistert hatte und anschließend mit ihm allein in der großen Halle stand, schwer außer Atem und sich tief in die Augen sehend, gab es diesen einen elektrisierenden Moment indem es nur sie beide gab und Sakura glasklar sehen konnte wie tief ihre Gefühle für ihn bereits waren. Er hatte ihre Hand noch immer fest im Griff, auch wenn er sie nur lose umschloss. Sakura blickte immer wieder zu ihm und spürte das ständige Verlangen nach seiner Nähe, dass in ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit auslöste. Sie konnte gar nicht beschreiben wie intensiv sich diese Berührung auf ihrer Haut anfühlte. Intuitiv biss sie sich auf die Zunge. Eine unsagbar elektrisierende Spannung hatte sich zwischen ihnen aufgebaut und wurde von Sekunde zu Sekunde leidenschaftlicher. In Sasukes Blick lag etwas, was Sakura nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Sie konnte es nicht beschreiben was er ihr signalisieren wollte, geschweige denn gerne gesagt hätte. Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst und Sasuke wanderte mit seiner anderen Hand ihren Arm hinab und zurück in ihren Nacken. Gänsehaut überzog ihren gesamten Körper. Sakura wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Halse stecken. Er lehnte seine Stirn an ihre. Sein Atem traf ihre Lippen und langsam richtete sich Sakura ihm entgegen. „Sakura.“ Seine Stimme war tief und anziehend. Voller Leidenschaft und Gefühle. Was wollte er ihr sagen? „Ich –“ „Hey Sakura! Dich haben wir ja lange nicht gesehen!“, ertönte plötzlich die Stimme eines bekannten Kletterfreundes. Erschrocken löste sich Sasuke wieder von ihr und für einen Moment blickten sie sich schweigend an, als Sasuke verlegen die Hand in seinen Nacken legte und sich räusperte. Zwei bekannte Kletterfreunde zerstörten den Augenblick mit ihrem Auftauchen und Sakura brauchte Zeit um sich wieder zu sammeln und dafür zu sorgen, dass ihr nicht sofort das Herz aus der Brust sprang. Langsam zog sich die Panik und Beklemmung in ihrer Brust zurück und der rational denkende Teil ihres Hirns schaltete sich ein und verbuchte alles unter einem großen Zufall. Sie schüttelte den Kopf über ihre eigenen abstrusen Gedanken, kam aber nicht umhin nochmal einen Blick zurück zum Gebäude von IIN zu werfen in das Karin verschwunden war. Temari saß vor dem riesigen Fenster in ihrem vorübergehenden Zuhause, dass eine grandiose Sicht auf die San Francisco Bay Area bot und das blaue Wasser sich am Horizont im Sonnenlicht in Millionen von Diamanten verwandelte. Es war unglaublich wie schnell sie sich an dieses Leben gewöhnen konnte. Seit anderthalb Monaten taumelte sie im Glück und konnte es an manchen Tagen noch immer nicht begreifen. Endlich hatte sie das Gefühl genau da angekommen zu sein wo sie schon immer hin gehörte. Den Vormittag war sie mit Arbeit beschäftigt, gegen zwei Uhr nachmittags kam meistens Shikamaru nach Hause und anschließend erkundeten sie ihre neue Heimat. Das Panorama der Golden Gate Bridge war bereits ein fester Bestandteil ihrer Gedanken. Der Anblick war für sie Liebe auf den ersten Blick. Und die überdurchschnittlich hohe Menge an Sonnenstunden war auch nicht zu verachten. Klar sie liebte Chicago und das würde für immer ihre Stadt bleiben, aber mit einem vorübergehenden Wechsel konnte sie gut leben. Sie legte sich einen nassen Waschlappen auf ihren nackten Oberschenkel und dankte dem Erfinder kurzer Hotpants. In diesem Moment summte der Laptop, der vor ihr auf dem Tisch stand. Das tägliche Meeting mit Gaara stand an. Seitdem sie hier lebte benahm sich ihr kleiner Bruder wie ein eifersüchtiger Pudel, der sein Revier markieren musste. Sie nahm das Videotelefonat an. „Hallo Zuckerbär!“ Gaara schnaubte und verleiherte die Augen „Temari, wir müssen reden!“ „Ab 18 oder jugendfrei?“ „Ich sitze hier mit dem restlichen Vorstand im Konferenzraum…“ „Gruppen kriegen Ermäßigung!“ Lautes Gepolter und Gejohle aus dem Hintergrund brachten sie zum Grinsen, während Gaara in einer ungünstigen Perspektive jeden seiner Kollegen einen Todesblick schenkte und frustriert durch seine Haare strich. „Schon gut. Sei mal kein Spielverderber. Also was gibt’s?“ „Manchmal wünsche ich mir wirklich das ich auf Frauen stehen würde.“, seufzte Ino, nippte an ihrem Cappuccino und spielte mit dem Zuckertütchen in ihrer Hand. „Wie schlimm hat es dir der Kunsthändler wirklich angetan?“ Neugierig beugte sich die Haruno näher zu ihrer Freundin hinüber. Sie waren für einen Kaffee im Mio verabredet, nach Inos Schicht. Ihr Vater war heute nicht da, dafür hatte sie sich bereits mit Shikaku unterhalten, der sich darüber beschwerte das er extra für Shikamaru jetzt auf so ein neumodisches Telefon umgestiegen ist, mit dem man auch Videoanrufe machen konnte. Sakura hatte ihn von den Vorteilen dieser Technik mehrfach erzählt, bis er endlich nachgab, sie nun allerdings der persönliche Techniker von Shikamarus Eltern war wenn sie wieder irgendwelche Tasten drückten und der komplette Bildschirm einfror. Mittlerweile hatten sie und Shikamaru eine Art Routine entwickelt und jeden Mittwochabend, da war Fußballtraining bei Sasuke und Temari besuchte einen Buchclub, telefonierten sie und brachten sich gegenseitig auf den neusten Stand im Leben des anderen. Es war beinahe wie früher, bis auf die Last, die monatelang auf Shikamarus Schultern ruhte und nun endlich von ihm genommen wurde, seitdem er und Temari endlich glücklich waren. „Er ist total süß und zuvorkommend. Manchmal möchte ich am liebsten Zuckerwatte kotzen und jetzt ist er schon wieder in New York zu so einer Kunstaustellung. Dabei würde ich ihn endlich am liebsten in eine dunkle Ecke drängen und ihm seine Klamotten vom Leib pellen, aber er ist tatsächlich echt anständig und will erst eine gewisse Anzahl an Dates haben, bevor gesext wird.“, frustriert blies sich Ino eine verirrte Haarsträhne aus den Augen und kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. Sakura lachte über die ausschweifende Beschreibung ihrer Freundin und legte den Kopf schräg. „Also Sakura, wie heiß ist der Sex mit Sasuke?“ „Ino!“ „Komm schon, ich habe gerade keinen. Hilf ner Freundin mit ein paar Details.“ Ungläubig vergrub Sakura ihr Gesicht hinter ihrer Hand, spürte die aufsteigende Röte und wünschte sich an einen weit entfernten Ort. Gott sei Dank war ihr Vater nicht in der Nähe um dieses Gespräch mitanzuhören. „Also ist er unglaublich heiß, aber bei dem Aussehen hätte ich von Sasuke auch nichts anderes erwartet.“, schlussfolgerte die Yamanaka und lachte über Sakuras Scham, die sie anzischte und mit einem feindseligen Blick fixierte. Doch Ino machte sich nicht viel daraus und plauderte munter drauf los. Sasuke schnappte sich an einem sonnigen Freitagnachmittag seine Freundin und fuhr aus der Stadt heraus. Die Gärten wurden größer, gingen dann in Felder über und die Häuser hatten Namen anstelle von Nummern. Nach dem Passieren einer Kleinstadt fuhr Sasuke langsam auf einer Schotterstraße ab und ein hohes, schmiedeeisernes Tor tauchte vor ihnen auf, hinter dem sich eine lange Auffahrt eine kleine Anhöhe hoch schlängelte. Auf der Anhöhe stand eine große Villa, deren weißer Marmor in der Junisonne strahlte. Die Büsche waren penibel geschnitten, der Rasen wahrscheinlich mit einer Nagelschere in Form gehalten und der Kies fein säuberlich per Hand drapiert. Sasuke wurde langsamer und kam unlängst vor einem gewaltigen Springbrunnen zum Stehen. Er stellte den Motor ab, stieg aus und öffnete Sakura die Tür, die mit Bauchschmerzen ausstieg, wenn sie daran dachte was sie wohl hinter dem Gebäude vorfinden würde. Neben der gewaltigen Größe und dem schlichten Prunk mit seinem europäischen Baustil, der klar von den anderen Villen in dieser Gegend heraus stach, konnte sie nur erahnen was sie erwarten würde. Sasuke griff nach Sakuras Hand und lotste sie über den Steinweg, vorbei an Zypressen und Oleander, zu der gewaltigen Eingangstür. Er schloss die Tür auf und ließ Sakura vorbei, die sich staunend in dem riesigen Windfang umsah. Bereits der Eingangsbereich war fast so groß wie ihre komplette Wohnung und sie kam nicht umhin ein schlechtes Gewissen zu haben. „Sasuke, es ist großartig hier, aber bist du dir sicher das niemand was dagegen haben wird, wenn wir hier bleiben?“ Sakura vergrub ihre Finger in dem Stoff des hellgrünen Sommerkleides und musterte Sasuke unsicher. Mit einem Selbstbewusstsein um das sie ihn öfter beneidete, verstand sie manchmal nicht in was für eine Welt sie gelangt war. Auch wenn Sasuke nur eine schlichte, schwarze Shorts und ein khakifarbenes Shirt trug konnte sie sehen wie teuer die Klamotten gewesen sein mussten und der Gedanke ihm etwas schuldig zu sein überschlug sich in ihrem Inneren. Er lud sie regelmäßig in teure Restaurants ein, schenkte ihr hier und da andere hochpreisige Dinge, die sie sich nie im Leben leisten würde und trotzdem verlangte er bisher keine Gegenleistung. Sie kam sich manchmal vor, als würde er ihr immer einen Schritt voraus sein, obwohl sie wusste das es nicht so war. Sasuke lächelte verhalten und kam die fehlenden Schritte auf sie zu. „Es ist das Haus meiner Familie. Selbstverständlich hat niemand etwas dagegen, wenn wir das Wochenende hier verbringen. Ich habe dem Hauswart von unserem Kommen berichtet und es müsste bereits einen gefüllten Kühlschrank, ein klimatisiertes Schlafzimmer und einen gereinigten Pool geben.“, zählte er der Reihe nach auf und schmunzelte über Sakuras zurückhaltende Begeisterung. Sie legte den Kopf schief und lächelte verhalten zurück, als er einfach ihr Gesicht in seine Hände nahm und ihre Lippen zu seinen zog. Sie hielt den Atem an und genoss die wohlige Erschütterung in ihrer Körpermitte und versuchte ihre wackligen Knie in den Griff zu kriegen. Langsam löste er sich von ihr. „Komm, lass uns unsere Sachen holen und ich zeige dir den Rest vom Haus.“ Sasuke streckte ihr seine Hand entgegen und mit einem kapitulierenden Seufzer verflocht Sakura ihre Finger mit seinen. Sasuke streichelte mit seinem Daumen über ihren Handrücken und sein Magen schlug Saltos. Er wollte jede Sekunde dieses Wochenendes zusammen mit Sakura genießen. Nachdem er sein Büro verließ schaltete er direkt sein Smartphone aus, damit ihn niemand mehr in die Quere kommen würde. Er würde diese Frau, die sein Herz fest im Griff hatte, nicht mehr gehen lassen. Es gab Momente da konnte er seine Gefühle für sie nicht richtig beschreiben, so intensiv fühlte sich die Zeit mit Sakura an. Aus dem Kofferraum holte er ihre beiden Taschen, ließ Sakuras Hand jedoch keinen Augenblick los. „Sasuke, du schneidest mir bald die Blutzufuhr ab.“, lachte Sakura und spürte augenblicklich wie sich der Druck um ihre Hand erleichterte, aber nicht völlig verschwand. Sie trat näher an ihn heran, strich ihm sanft über die Wange und fixierte ihn mit einem liebevollen Blick. Sasuke presste seine Stirn gegen ihre, als sie den freien Arm um ihm legte und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte. Der Kuss hinterließ eine bittersüße Leere und Sakura war gewillt auf der Stelle Nachschub zu verlangen, aber beim hereingehen hatte sie Überwachungskameras entdeckt und war sich nicht sicher völlig unbeobachtet in der Auffahrt zu stehen. Sasuke zeigte ihr anschließend die komplette Villa, die aus fünf Badezimmern, sieben Schlafzimmern, einer riesigen Bibliothek und einem offenen Wohnbereich bestand. Von der Küche wollte Sakura gar nicht erst anfangen. In ihren Fingern prickelte es sofort, als sie die modernen Küchengeräte sah und am liebsten mit jedem einzelnen gespielt hätte und alle Funktionen ausprobieren würde. Mit einem kehligen Lachen quittierte Sasuke ihre Reaktion und führte sie danach in den Garten. Im vorderen Bereich gab es eine große Veranda, die umsäumt von einem bunten Blütenmeer gut versteckt lag. Über einen akkurat, gepflasterten Steinweg, der gesäumt von Fackeln vor ihnen lag, gelangte man an einen Pool und eine überdachte Grillecke mit bequem aussehenden Loungemöbeln. Neben dem Pool gab es sogar eine Hängematte und Sakura war gewillt ihren Körper am liebsten sofort im seichten Einklang mit der berauschenden Bewegung zu bringen, aber ihr Augenmerk fiel auf einen malerisch-romantischen Garten im hinteren Abteil. Eine Pergola, verwachsen mit wildem Wein und zahlreichen Rosenhecken in rot und weiß zauberten eine magische Welt. „Diesen Ort liebt unsere Mum ungemein. Sie hat ihn vor Jahren komplett alleine angelegt und es ist ihr ganzer Stolz gewesen. Leider schafft sie es fast nicht mehr hierher und so ist der Gärtner für die Pflege und Instandhaltung verantwortlich.“, erklärte Sasuke ihr und Sakura schnupperte an einer der Rosenblüten. „Es ist unglaublich schön hier. Genau von so einem Ort hat meine Mutter immer geträumt.“ Sakuras Blick wurde traurig bei dem Gedanken an diesen unerfüllten Wunsch ihrer Mutter. Sie hatten nie das Geld um sich einen eigenen Garten zu leisten, und wenn sie welches hatten wurde es in das Restaurant und sie und ihre Schwester gesteckt. Im Nachhinein tat es Sakura leid, dass ihre Eltern ihnen zu liebe immer zurück gesteckt haben. Sie konnte sich nicht einmal erinnern wann ihr Vater das letzte Mal Urlaub genommen hatte. Auf jeden Fall lebte da ihre Mutter noch. Sakura schwor sich mit ihrem Vater darüber zu sprechen. „Wie geht es dir damit?“, fragte Sasuke zögerlich und versuchte ihren Blick zu fixieren, dem Sakura aus dem Weg ging. Ihre Augen versteckte sie hinter den langen Haaren ihres Ponys. „Meistens komm ich ganz gut damit klar, aber sobald ihr Todestag näher rückt schaffe ich es nicht mehr die emotionale Distanz zu wahren, allerdings denke ich dass das total normal ist. An manchen Tagen kann ich gut darüber reden, aber manchmal geht gar nichts.“ Sakura atmete einmal tief ein, hob ihren Kopf und ihre grünen Augen, die Sasuke so sehr liebte, waren gläsern und von Gefühlen geprägt. „Weißt du wie ich damals reagiert habe, als mein Dad es mir mitgeteilt hat? Ich habe mich in die Küche gestellt und geputzt. Und ich habe geputzt und geputzt. Ich dachte, wenn ich nur lange genug den Dreck schrubbe verschwindet auch irgendwann der Haufen von Scherben der urplötzlich in meinem Inneren entstanden ist.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln und im nächsten Moment spürte sie den Halt von Sasukes Armen um sich. Fürsorglich strich er über ihren zierlichen Rücken, während sich Sakura an ihn klammerte und seine Wärme und diesen himmlischen Duft von ihm einsog. Eine stille Träne der Trauer erklomm sich leise ihren Weg. Den restlichen Nachmittag verbrachten sie am Pool. Sakura nahm die Hängematte in Beschlag und machte es sich mit einem Buch aus der Bibliothek gemütlich. Über ihr war ein riesiger Sonnenschirm gespannt und ihr rosa Haar versteckte sie unter einem Strohhut. Sie schielte über den Rand ihrer Sonnenbrille zu Sasuke, der bäuchlings auf einer Poolliege döste. Nach einigem Protest seinerseits ließ er sich von ihr mit Sonnenschutz den blassen Rücken eincremen und Sakura bemerkte wie ihr Blick vollkommen automatisch immer wieder zu ihm wanderte und sie die Silhouette seines trainierten Körpers entlangfuhr. Wie konnte sie bitte so viel Glück haben? Wie groß war wohl die Wahrscheinlichkeit dass sie sich beide interessant genug fanden, um sich näher kennenzulernen, beide zu exakt den gleichen Zeitpunkten Single waren und dann auch noch ineinander verliebten? Ihr Herz pochte gegen ihre Brust und nervös fuhr sie sich mit den Fingern durch die Länge ihrer Haare und atmete hörbar aus. Am liebsten würde sie für immer hier bleiben in ihrer kleinen Blase und alle negativen Gedanken und Gefühle ausschließen. „Hör auf mich zu beobachten.“, nuschelte Sasuke mit verhangener und drehte sich zurück auf den Rücken. Er stützte sich auf den Ellenbogen ab und stellte ein Bein an, als sein Blick zu ihr fuhr. Er war wie ein wachsamer Kater, egal ob er schlief oder nicht. Immer bereit sofort auf mögliche Gefahr zu reagieren. Sakura schenkte ihm ein keckes Grinsen. „Hey.“, sagte sie und in ihrem Bauch kribbelte es wie verrückt als er sich von der Liege erhob, auf sie zusteuerte und mit einem Blick fixierte. Sie konnte spüren wie das gesamte Blut ihres Körpers in die Wangen stieg und die Schmetterlinge in ihrem Bauch Purzelbäume schlugen. Doch bevor sie weiter handeln oder denken konnte hatte Sasuke sie mit einer eleganten Bewegung aus der Hängematte gezerrt und die kurze Distanz zwischen ihnen überwunden um sie zu küssen. Der anfänglich sanfte Kuss verwandelte sich in etwas, was Sakuras gesamten Körper in Flammen steckte. Sie begann zu brennen während sie seinen Kuss erwiderte und seine Lippen bahnten sich eine lodernde Spur, wo immer sich ihre Lippen berührten. Sakura seufzte und musste sich von ihm lösen. „Ich kriege keine Luft.“, keuchte sie und ihre Brust hob sich rhythmisch, doch Sasuke ließ sie nicht gewähren. In stürmischer Leidenschaft spürte sie plötzlich wie sich die Bretter der Überdachung der Pergola schmerzhaft in ihren Rücken drückten und Sasukes Hände wanderten ihren Körper entlang und sie ließ sich bereitwillig von ihm anheben, bis sie ihre Beine um seinen Körper schlingen konnte. Sakuras Hände wanderten von seinem Gesicht in seine rabenschwarzen Haare und krallten sich dort fest. Während der ganzen Zeit küssten sie sich, bis Sakura endgültig aufhörte zu denken. Sasuke stöhnte an ihrem Mund und zog seine heiße Spur ihren Hals entlang und Sakura fand ihre Finger auf seiner muskulösen Brust wieder. Er schlang seine Arme um ihren Rücken und bugsierte sie zu dem Esstisch und Sakura musste kurz japsen, als Sasuke sie auf den Tisch legte und das kühle Glas ihren Rücken berührte. Mit fiebernden Blick strich er ihr die Haare aus dem Gesicht. Sakuras Finger wanderten zu dem Knoten seiner Badehose. Sasuke presste wieder seinen Mund auf ihre Lippen und drückte sie runter, bis sie auf dem Tisch lag, während seine Hand ihren Oberschenkel entlang strich bis zur ihren Brüsten wanderte. Den Samstag verbrachten die beiden auf ganz ähnliche Art und Weise. Sie schliefen aus, Sasuke zauberte ein Frühstück herbei, bestehend aus frischen Brötchen, Aufschnitt und Marmelade und sogar warme Croissants trieb er auf. Sakura fühlte sie wie im siebten Himmel und wollte am liebsten dieses Haus nie mehr verlassen. Zusammen verschwanden sie unter der Dusche die, wenn man genug aneinander rückte, vielleicht sogar Platz für eine komplette Fußballmannschaft bot, lagen am Pool und genossen ihre Zweisamkeit von der sie in letzter Zeit nicht sonderlich viel hatten. Umso mehr genoss Sakura jede einzelne Sekunde mit Sasuke. Es war als würde die Zeit um sie herum stehen bleiben. Es gab nur sie und ihn. Keine Arbeit, keine Verpflichtungen, kein Leben außerhalb ihrer eigenen kleinen Blase. Die Sonne stand bereits tief am Himmel und schickte satte, warme orangetöne auf die Erde. Ein lauer Wind zerwühlte Sakuras Haare, die sie in mühevoller Arbeit zu sanften Wellen geformt hatte und flatterte unter ihr hellrosa Kleid, das mit floralen Elementen versehen war. Sasuke schloss die Tür hinter sich. Lächelnd bewunderte er seine Freundin. Sie trug ein Sommerkleid, das ihre Figur hervorragend zur Geltung brachte und er nahm einen Hauch Parfüm wahr. Über ihrer Schulter baumelte eine kleine Handtasche. „Bist du startklar?“ „Darauf kannst du einen lassen.“ Als er an ihr vorbei auf die Fahrerseite wollte, fasste Sakura ihn am Arm. „Wo sind die Heftpflaster?“ Sie streckte eine Hand vor, wie eine Lehrerin, die einen Schüler zum Ausspucken seines Kaugummis aufforderte, und Sasuke zeigte prompt seine Hände. „Mir kommen sie immer noch etwas rot und schmerzend vor.“ Sie schwieg kurz und schaute ihn merkwürdig an. „Sicher, dass nicht ich lieber fahren sollte?“ „Kommt nicht in Frage. Das sieht schlimmer aus, als es ist.“, verteidigte Sasuke seine aufgeschrammten Handflächen. Nach ihrem Schäferstündchen unter der Dusche war Sasuke mit nassen Füßen bereits auf die Veranda verschwunden, als er auf den Fliesen ausrutschte, an einem Stuhlbein hängen blieb und über seine eigenen Füße stolperte, bevor er Bekanntschaft mit dem Schotter machte. Geistesgegenwärtig konnte er sich mit den Händen auffangen. Mit einem Schrecken im Gesicht verarztete Sakura notdürftig die blutenden Hände. „Was denn?“ Sakura sah Sasuke in die Augen, führte seine Hand an ihren Mund und küsste jede einzelne Fingerspitze. „Wie geht es deinen Händen jetzt?“, fragte sie anschließend lächelnd. Sasuke räusperte sich. Er fühlte sich an, als hätte er eine Stromleitung angefasst. Oder in einem Windkanal gestanden. „Besser.“, brache er heraus. „Wie wär’s mit einer Spritztour, Süße?“ „Ich darf nicht zu Fremden in den Wagen steigen.“, neckte sie und klimperte mit ihren dichten Wimpern. „Hmm, schade, denn ich hab Süßigkeiten da.“ Sie waren zwei Orte weiter gefahren und aßen in einem kleinen Restaurant zu Abend, einem Hafenrestaurant von Port Washington. Sie saßen an einem Tisch auf der Terrasse, von wo aus sie die Boote beim Ein- und Auslaufen beobachten konnten. Pärchen und Familien flanierten auf der hölzernen Uferpromenade vorüber, mit Eiswaffeln und Tüten voller Souvenirs. Sakura legte sich die Serviette über den Schoß und beugte sich vor. „Gute Wahl, Sasuke.“, sagte sie. „Es ist wirklich schön hier. Fast als hätten wir Urlaub.“ „Freut mich.“, sagte er erleichtert. „Mir gefällt’s auch. Hast du dich schon für etwas entschieden?“ Sakura verneinte. Sie schien vollkommen entspannt zu sein, sie strahlte, als fühle sie sich pudelwohl. Sie zwinkerte ihm spitzbübisch zu. „Also, sollen wir eine Flasche Wein bestellen? Einen Chardonnay vielleicht? Der Kendall-Jackson ist sicher gut. Der ist nicht zu schwer und das Eichenaroma genau richtig, finde ich.“ „Wow.“, sagte Sasuke. „Ich bin beeindruckt. Gibt es eigentlich einen Wein, den du nicht kennst?“ „Ich bin eben eine Frau mit vielen Talenten.“, sagte Sakura prahlerisch und lachte auf. Sie hatten einen vergnüglichen Abend, aßen, tranken, plauderten und lachten und nahmen kaum wahr, dass der Kellner ihre Teller abräumte. Als sie aufbrauchen funkelten bereits die Sterne am Himmel. Etwas was man in Chicago normalerweise nie zu sehen bekam. Auf der Promenade herrschte immer noch Betrieb, aber das Publikum war jetzt jünger. Ein paar Stufen unterhalb des Stegs befanden sich zwei weitere Lokale und in beiden stimmten gerade Sänger ihre Gitarren. Die Zahl der eingelaufenen Boote überstieg mittlerweile die Anlegestellen und schon bald sah das ganze aus wie eine schwimmende Stadt. Die Stimmung ringsum war ausgelassen. Als Sakura und Sasuke aus dem Restaurant traten, fanden ihre Finger automatisch ineinander. Und bei einem Bummel über die Uferpromenade hatte Sasuke das Gefühl, dass die Wärme ihrer Hand seinen Arm hinauf bis zu seiner Brust ausstrahlte. Sie blieben noch eine Stunde in Port Washington, verfolgten das bunte Treiben und plauderten, bis Sakura feststellte das sie ihre Jacke im Haus liegen hat lassen und sich fröstelnd über die nackten Oberarme strich. Gerne hätte er ihr eine Jacke angeboten, hätte er eine getragen. Er hielt noch immer ihre Hand und streichelte sie mit seinem Daumen. Sie machten einen kleinen Abendspaziergang, kauften sie sich noch ein Eis, schlenderten bafüßig über die Wiese im Park und fanden dort ein ruhiges Plätzchen, um das Eis in Ruhe zu genießen. Der Mond war aufgegangen, die Sterne hatten ihren Stand am Himmel verändert. Schließlich gingen sie die den restlichen Weg an der Promenade entlang. Träge schwappten die Wellen des Lake Michigan gegen die Kaimauer und sie machten ein letztes Mal Halt, um sich in einem Lokal an einem von Wetter verwitterten Tisch zu setzen, der unter den Flügeln eines knarzenden Deckenventilators stand. Der Sänger nickte Sakura zu, und Sasuke zog sie näher an sich heran. Er bestellte sich noch eine Cola light und Sakura genehmigte sich ein Bier. Während sie der Musik zuhörten spürte Sakura Sasukes Blick auf sich ruhen. Wieder einmal vergegenwärtigte sie sich, wie sehr sie sich beide verändert hatten. Es waren so viele, winzig kleine Details, die ihr bisher an Sasuke noch nicht aufgefallen waren. Der Sänger begann ein neues Lied und Sasuke beugte sich näher zu Sakura. „Wusstest du dass ich als kleiner Junge mal Gitarrenstunde nehmen musste? Hat mir allerdings keinen Spaß gemacht. Ich wollte lieber Klavier spielen. Das was mir an anderen kreativen Fähigkeiten fehlt, mach ich mit meinem Klavierspiel wett.“ „Mia hat mir mal davon erzählt, aber auch das du dich weigerst vor Publikum zu spielen. Apropos, hat sie nicht bald Entbindungstermin?“ „Welchen haben wir heute?“ Sakura überlegte kurz. „Den 13. Juni.“ „Ich glaube irgendwann Anfang oder Mitte nächsten Monats ist es soweit. Ich kann es noch immer nicht glauben, dass mein dusselig – verwirrter Bruder wirklich Vater wird.“ Sasuke strich sich einige Haare aus den Augen und spielte beiläufig mit Sakuras Fingern. „Ach der wird das schon machen. Und notfalls hat das Kind einen hervorragenden Patenonkel an seiner Seite.“, ermutigte Sakura ihn und schaute in ein ernstes Gegenüber. „Was ist los? Hab ich etwas Falsches gesagt?“ Sasuke druckste herum und zog seine Hand von ihr weg. „Nein, nein. Ich habe nur gedacht…naja, könntest du dir vorstellen, natürlich nur wenn du auch möchtest, würdest du mich nächsten Sonntag zum Familienessen begleiten? Itachi und meine Mum hatten Geburtstag und Mia hat am kommenden Sonntag und sie hat zum Essen eingeladen. Ich würde dich gerne meinen Eltern vorstellen.“ Überrascht weiteten sich Sakuras Augen, ehe ein strahlendes Lächeln ihr schönes Gesicht zierte. „Unglaublich gern.“ Ein Stein fiel von seinem Schultern und er beugte sich über den Tisch hinweg zu ihr, legte seine Hand um ihren Hinterkopf und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Er wich nur ein kleines Stück von ihr zurück, sodass sie noch immer seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte und seine warme Hand noch immer in ihrem Nacken lag. Dunkle Augen fixierten sie und Sakura blendete alles um sich herum aus. Sanfte Gitarrenklänge, die eine Ballade über eine verloren Liebe spielten, Gläser die über die Theke geschoben wurden, dass Stimmengewirr der anderen Gäste, nichts davon spielte im Moment noch eine Rolle. „Ich…“ Er setzte an, brach jedoch nach wenigen Sekunden wieder ab. Er schüttelte den Kopf, während Sakura verdattert drein blickte. „Was ist denn?“, fragte sie ihn, als sie sein gedankenverlorenes Gesicht bemerkte. „Nichts.“, beeilte er sich zu sagen und wandte den Blick von ihr ab. Er ließ sie nicht los, doch irgendwas schien ihn plötzlich zu bedrücken. Die Fahrt zurück zum Haus schwiegen beide, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Sakura konnte Sasukes bekümmertes Gesicht einfach nicht mehr aus ihrem Kopf bekommen und würde ihn am liebsten mit Fragen bombardieren, doch inzwischen kannte sie Sasuke lange genug, dass er nicht einfach mit Antworten um sich werfen würde, nur weil sie die Neugier in Person war. Außerdem übermannte sie die eigene Müdigkeit. Sakura machte sich zuerst fertig, putzte ihre Zähne und schlüpfte danach in ihre Schlafkleidung, als sie danach langsam in das Schlafzimmer mit dem monumentalen Himmelbett trottete. Sasuke begegnete ihr auf halben Weg, drückte ihr einen kurzen Kuss auf den Mund und verschwand ebenfalls im Badezimmer. Ausgelaugt kroch sie unter die dünne Seidenbettwäsche, legte sich auf den Bauch und vergrub ihren Arm unter dem Kissen. Genüsslich schloss sie ihre Lider, während dieser bezaubernde Abend an ihrem inneren Auge vorbeizog und Glücksgefühle durch ihren Körper wanderten. Ihr Körper kam zur Ruhe, ihre Atmung wurde gleichmäßiger und sie drohte bereits einzuschlafen, als sie plötzlich einen zwiebelnden Schmerz auf ihrem Hintern spürte. „Au!“, brüllte sie und rieb sich den Po. Wütend sah sie nach oben und sah Sasuke, wie er sie frech angrinste und sich zur ihr auf das Bett warf. „Du bist ein Idiot.“, stellte sie trocken fest. „Das wird garantiert rot.“ „Du…“ Doch weiter sollte sie nicht kommen, denn der Uchiha stürzte sich wie ein hungriger Bär auf sie und begann sie wild zu kitzeln. Sakura krümmte sich vor Lachen und hielt sich bereits den Bauch. Sie strampelte heftig und kickte dabei auch ein Kopfkissen von der weichen Matratze, während sie versuchte sich zu wehren. Doch Sasuke war stärker als sie und ließ ihr keine Fluchtmöglichkeit. „Sasuke…bitte…ich kann nicht mehr.“, sagte sie atemlos und mit ersten Tränen in den Augen, als er endlich von ihr abließ, das Kissen vom Boden fischte und sich neben sie legte. „Das war noch die Rache von Montag, als du mich beim Klettern einfach so hast auflaufen lassen.“, spottete er überheblich. „Das ist gemein, du hast dich einfach ohne Vorwarnung auf mich geschmissen.“, schmollte sie, verschränkte trotzig die Arme vor der Brust, was Sasuke ein Lächeln ins Gesicht trieb. Er küsste sie unvermittelt. Beide lagen, mit den Gesichtern zueinander zugewandt in dem Bett und schauten sich tief in die Augen. „Ist alles okay? Du hast gerade den gleichen, seltsamen Blick drauf, wie vorhin in der Kneipe.“, stellte Sakura beunruhigt fest. Sasuke senkte den Kopf, nuschelte etwas vor sich hin, was Sakura allerdings nicht verstand, weshalb sie noch näher an ihn heran rutschte. „Was hast du gesagt?“ Er hob den Kopf und zu ihrer Überraschung war er rot angelaufen. „Guck mich bitte nicht so an.“, äußerte er klagend. „Das ist mein normaler Blick, also stell dich nicht so empfindlich an. Was ist los? Ich mache mir mehr Sorgen um dich.“ Sie legte die flache Hand auf seine Stirn, die zwar warm, aber nicht heiß war. „Du machst es mir echt schwer.“, wiederholte er die gleichen Worte, wie während ihres Gespräches damals ob er bereit war eine Beziehung zu führen. Er strich sich die Haare aus dem Gesicht und legte Sakuras Hand an seine Brust. Sie konnte sein pochendes Herz unter ihren Fingern deutlich spüren. „Sasuke…“ „Ja, schon gut. Ich habe verdammt nochmal gesagt, dass ich dich liebe.“, platze es aus ihm heraus und gleichzeitig versteckte er sich wieder unter seinen Haaren. Sakura klappte der Mund auf und eine Welle unaufhörlicher Freude drohte sie zu ertränken. Liebevoll sah sie zu ihm, fuhr durch sein weiches Haar, rückte so nah wie möglich an ihn heran und legte ihre Hand auf seiner Wange ab. Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen, bevor sie ihre Arme um ihn legte und in einen leidenschaftlichen Kuss zog. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte. Die Worte kreisten durch Sakuras Inneres. Er konnte gar nicht erahnen, wie glücklich er sie damit machte. Schwer atmend lösten sie sich, als sie vorsichtig über sein makelloses Gesicht strich. Ihre Nasenspitzen berührten sich, als er die Worte wiederholte. „Ich liebe dich, Sakura Haruno.“ Dann legte er seine Lippen wieder auf ihre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)