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Rescue me

When a dragon saves a puppy - Seto x Joey
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Musikinspirationen für dieses Kapitel:

Für die erste Szene im Hotel:

Bad Dog - Neon Hitch

Spotify: https://open.spotify.com/track/3Helvt6G0qDoXIpFWgCp6a?si=8y9B-KNrTjyunT5rQD5Gkw
YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=emfJpbDuWqg

Keep you on a leash, tie you up like a bad dog
Taste me on your teeth when you bite like a bad dog (Woof!)
Like a bad dog
Beg and be a good dog
Or Imma put you down (Bang, bang)
Like a mad dog


Für alle anderen Szenen danach:

Something I Need - OneRepublic

Spotify: https://open.spotify.com/track/5aIZ2jtxZ4o4GHQXTybkIa?si=Y1pQsNHUTN-Qn79SKUZCvQ
YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=8_xvWdY6Gr4

And I had the week that came from hell
And yes, I know that you could tell
But you’re like the net under the ledge
When I go flying off the edge
You go flying off as well


Und dieses hier werdet ihr sicherlich auch hören wollen (ihr werdet wissen, wann):

24 Préludes, Op. 28: No. 4 - von Frédéric Chopin, gespielt von Rudolf Serkin

Spotify: https://open.spotify.com/track/7oSVSk7p1qj8il2pUOnqc0?si=lo-YlWqGQWSECzIjdgvMYQ
YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=EFZtXB-PFEo Komplett anzeigen

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Rescue me... from 50 Shades of Kaiba [ZENSIERT]

Als Seto am nächsten Morgen wach wurde, konnte er Joey neben sich noch leise schnarchen hören. Seine blonden Haare lagen ihm kreuz und quer im Gesicht und er sah so friedlich aus, sodass Seto sich sehr bemühte, keinen Mucks zu machen. Würde er jemals genug davon bekommen, Joey beim Schlafen zuzusehen? Seto war schon fast süchtig danach und war immer froh, wenn er früher wach wurde als der Kleinere, damit er ihn noch einige Momente betrachten konnte. 

 

Nach ein paar Minuten stand Seto auf und war weiterhin darauf bedacht, so wenig Lärm wie möglich zu machen, und er schien Erfolg zu haben, denn Joey schlief weiter. Er zog im Schlaf die Decke noch ein wenig mehr unters Kinn und seine Beine umschlungen einen Teil der Bettdecke. Sein Shirt rutschte ein Stück nach oben und gab einen Teil seines athletischen Oberkörpers frei. Das war Setos Stichwort - wenn er jetzt hier weiter stehen und dem Blonden dabei zusehen würde, wie er sich im Schlaf bewegte und noch mehr nackte Haut freilegte, würde er sich sicher nicht beherrschen können. Es war einfach schon zu lange her, seit er ihn das letzte Mal so berührt hatte.

 

Der Braunhaarige ging auf direktem Weg ins Bad, entledigte sich seiner Klamotten und öffnete die Tür zur Dusche, die vermutlich Platz für eine ganze Fußballmannschaft bot. Er drehte das Wasser an und ließ die warme Flüssigkeit von der Regendusche über seinen ganzen Körper laufen, während er in Gedanken den gestrigen Tag Revue passieren ließ.

 

Er hatte viele gemischte Gefühle, wenn er daran zurück dachte, was gestern alles geschehen war. Zum einen war da die Bestürzung darüber, was Joey alles angetan wurde, nun, da er die ganze Geschichte kannte. Das wiederum erzeugte eine Wut auf diesen Unmenschen von Vater, und sein guter Vorsatz, ihn so lange wie möglich hinter Gittern bringen zu wollen, verstärkte sich nur noch mehr. Aber da war noch viel mehr an Empfindungen, Gefühle für sein Hündchen, das sich so tapfer dem Schmerz entgegengestellt hatte. Er war einfach so stolz darauf, wie er das gemeistert hatte. Seto war sich vorher schon bewusst gewesen, dass es nicht einfach werden würde, und er hatte sich auf das Schlimmste gefasst gemacht. Und am Ende war genau das eingetroffen, was er befürchtet hatte - Joey wurde von Leere erfasst und rutschte wieder weiter in die Apathie hinein, schien nichts zu fühlen, bis zu dem Punkt als das Erlebnis der letzten Woche zur Sprache kam. Seto hatte sich im ersten Moment so hilflos gefühlt, weil er nicht wusste, wie er Joey helfen konnte, aber er schien es instinktiv richtig gemacht zu haben, weil es Joey im Anschluss, so ausgelaugt dieser dann auch war, besser zu gehen schien.

 

Und dann war da noch dieses alles überragende Gefühl, das alle anderen Empfindungen so vollkommen in den Schatten stellte - Liebe. Er hatte das in einem Moment größten Schmerzes festgestellt, in dem auch er das fühlen konnte, was ihm selbst angetan worden war. Aber die Gewissheit, dass er das hinter sich lassen konnte, wenn sein Hündchen bei ihm war, machte es offensichtlich - er liebte ihn, bedingungslos. Er hatte es Joey sogar gesagt, aber er war sich nicht sicher, wie viel der Blonde wirklich mitbekommen hatte, wie viele seiner Worte insgesamt überhaupt zu ihm durchgedrungen waren. Wenn er es gehört hätte, hätte er ihn nicht längst darauf angesprochen? Gestern Abend hatte er das zumindest nicht getan, auch wenn Seto zugeben musste, dass Joey nach dem Tag nur noch mehr oder weniger ins Bett gefallen war, auch weil ihn der Jetlag zusätzlich ziemlich ausgelaugt haben musste. Eigentlich war es auch ziemlich egal, ob er es gehört hatte oder nicht, denn die alles entscheidende Frage war doch: Wollte er es ihm nochmal sagen wollen, wenn er völlig sicher war, dass Joey bei vollem Bewusstsein war?

 

Als er hinter sich die Duschtür aufgehen hörte, wurde er jäh in seinen Gedanken unterbrochen. Er drehte sich um und sah durch den warmen Wassernebel und das noch immer auf ihn herunterprasselnde Wasser in zwei honigbraune Augen, die ihn neugierig - oder doch nur gierig? - anstarrten. Joey schloss die Glastür hinter sich und lehnte sich kurz mit dem Rücken dagegen, die Hände in die Hüften gestemmt. Seto war glücklich darüber, dass sich sein Hündchen seiner eigenen Nacktheit endlich nicht mehr schämte, denn dafür gab es absolut keinen Grund. Er war wunderschön, und der Braunhaarige war süchtig nach jedem einzelnen Zentimeter dieses unwiderstehlichen Körpers.

 

“Meine Augen sind hier oben, Seto”, sagte Joey mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen, und Seto musste feststellen, dass er ihn gerade tatsächlich von oben bis unten gemustert hatte. Als er ihm wieder in die Augen sah, konnte er die verschiedenen Strömungen in seiner Iris erkennen und war so geflasht, dass er kaum ein Wort rausbekam. “Komm her”, antwortete er, fast flüsternd, und streckte dem Blonden seine Arme entgegen, der sie lächelnd annahm und sich von Seto in die warme Regendusche ziehen ließ.

 

Setos Körper reagierte sofort auf die Berührungen, seine Haut wurde heiß von der sich ausströmenden Hitze, und er merkte, dass es Joey genauso ging. Er zog den Blonden dicht an sich, dessen nasse Haare ihm im Gesicht klebten. Sein Blick war lustvoll, und schon jetzt hatte Seto Mühe, sich zu beherrschen. Noch während der Brünette so in Gedanken war, zog Joey ihn in einen leidenschaftlichen Kuss, biss ihm ein bisschen in die Unterlippe und signalisierte ihm damit, dass er nicht nur gekommen war, um zu duschen. Nein, der Kleinere wollte mehr, und Seto ging es genauso, aber er wollte sichergehen, dass er das Richtige tat.

 

Er knabberte dem Kleineren ein wenig am Ohr, als er fragte: “Bist du sicher, dass du das willst, Joey?” Der Blonde hatte gestern eine emotionale Achterbahnfahrt erlebt und Seto wollte unbedingt verhindern, dass er das aus den falschen Gründen machte, wollte, dass er es wirklich tun wollte. Als Antwort bekam er zunächst ein Stöhnen, das er noch bis in die Zehenspitzen fühlen konnte. Dann verteilte Joey zärtliche Küsse an seinem Hals, küsste sich seinen Weg runter zu Setos Schulter und biss ihn leicht.

 

Das war genug. Seto presste Joey stürmisch gegen die Wand, der Rücken des Blonden an den kalten Fliesen. Sie standen nun nicht mehr direkt unter dem warmen Wasser, aber der Nebel umhüllte sie dennoch mit einer warmen Hitze, die sich zu ihrem inneren Feuer dazu gesellte.

 

Seto stand ein wenig von Joey weg, der ihm gierig in die Augen sah. Und während der Größere die letzte Distanz zwischen ihnen überbrückte, ein arrogantes Lächeln auf den Lippen, sagte er als Antwort auf den Biss in seine Schulter: “Aus, böser Hund.” Joey leckte sich die Lippen, und als Seto direkt vor ihm stand, hob er das Kinn des Blonden an, sodass sie sich nun intensiv in die Augen schauen konnten. Dann ergänzte er: “Du weißt wohl nicht, wie du mit deinem Herrchen umzugehen hast, hm? Vielleicht sollte ich dich ein bisschen disziplinieren?” Joeys Augen weiteten sich, aber Seto konnte genau sehen, dass es sich hierbei nicht um Angst handelte - nein, es war das pure Verlangen.

 

Kurz auflachend, als er sah, welche Wirkung seine Dominanz auf den Kleineren hatte, drehte er ihn um, sodass er nun mit der Vorderseite seines Körpers an den Fliesen stand. Er drückte ihn noch ein wenig näher an die Wand, während seine Hände Joeys Körper entlang wanderten.

 

“Wenn du dich gut benimmst, dann belohne ich dich”, sagte Seto und drückte sich noch näher an sein Hündchen ran. Dann löste er die Berührung erneut und fragte: “Und wenn nicht, was, glaubst du, wird dann passieren?”

 

Joey drückte sich voller Verlangen ihm entgegen, sein Blick verschleiert, bevor er antwortete: “Du bestrafst mich?” Seto lachte diabolisch auf. “Ich sehe, du kannst mir folgen. Also, Regel Nummer eins: Sein Herrchen beißt man nicht. Hast du das verstanden?” Joey drehte seinen Kopf leicht in seine Richtung, sodass er ein wenig mehr seines Gesichtsausdrucks wahrnehmen konnte. Ein leichtes Lächeln lag auf Joeys Lippen und er knabberte an seiner Unterlippe, was Seto an den Rand des Wahnsinns brachte. Dann sagte der Blonde: “Diese Regel habe ich gerade schon gebrochen. Musst du mich jetzt nicht bestrafen?”

 

Oh Gott, das war wohl eher Strafe für Seto, dessen Sinne nun komplett benebelt waren, und er hatte das Gefühl, Joey war weniger an der Belohnung als vielmehr an der Bestrafung interessiert. Aber er würde seinem Hündchen jetzt schon beibringen, wie man seinem Herrchen gehorchte...

 

Als sie sich nach ihrer hitzigen Vereinigung wieder langsam voneinander lösten, musste Seto für eine Weile heftig atmen. Dem Blonden schien es nicht anders zu gehen, er stützte sich an der Wand ab, um einigermaßen die Balance halten zu können, fand aber als Erster seine Stimme wieder. “Seto, das… das war... “ Weiter kam er allerdings nicht und Seto konnte es ihm nicht verübeln - gab es dafür überhaupt Worte, die beschreiben konnten, wie unheimlich intensiv sich das gerade angefühlt hatte?

 

“Ich weiß, mein Hündchen. Ich weiß…” Und während ihre Herzschläge sich langsam wieder in einen normalen Rythmus einordneten, schaltete Seto das Wasser wieder ein und zog Joey an sich. Für ein paar Minuten ließen sie einfach das warme Wasser über sich laufen, keiner sagte auch nur ein Wort. Seto umarmte Joey und genoss seine Nähe, zog den Kopf des Blonden näher an seine Brust. Joey löste sich als Erster wieder und griff zum Duschgel, verteilte ein bisschen was in seinen Händen und fing an, Seto einzuseifen, und wenn sie nicht gerade schon diesen phänomenalen Sex gehabt hätten, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt dafür, aber Seto erholte sich noch immer von dem, was sie da gerade getan hatten. Also ließ er Joey machen, der erst ihn und dann sich selbst einseifte, bevor der Blonde ihn wieder in seine Arme zog und das Wasser die Seifenreste an ihren Körpern in den Abfluss beförderte.

 

Seto stellte das Wasser ab, doch bevor sie die Duschkabine verließen, zog er Joey noch mal näher zu sich und küsste ihn, dieses Mal allerdings zärtlich und gefühlvoll. Als sie sich wieder voneinander lösten, da fühlte er es wieder, diese unheimliche Verbindung zu seinem Hündchen, und er hoffte, es würde für immer so bleiben.

 

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Joey kuschelte sich noch mal fester in die Kissen und zog die Bettdecke enger an seinen Körper. Er brauchte jetzt einen Moment Zeit, um sich von dem, was sie gerade getan hatten, zu erholen. 

 

Als er vorhin aufgewacht war und Seto nicht neben ihm lag, da überkam ihn für einen kurzen Augenblick ein Anflug von Panik, bis er ganz leise die Geräusche der Dusche hörte. Er dachte kurz darüber nach, einfach im Bett liegen zu bleiben und auf seinen Drachen zu warten, aber dann überkam ihn das dringende Bedürfnis nach Nähe. Also stand er auf, und als er ihn da so in der Dusche stehen sah, noch durch die geschlossene Duschtür, in warmen Dampf gehüllt, das heiße Wasser über ihn laufend, da wich jede Selbstbeherrschung aus seinem Körper und er wurde sich schmerzlich bewusst, wie lange es jetzt schon her war, dass sie sich berührt hatten. Also, so richtig berührt, nicht nur einen kurzen, zärtlichen Kuss auf die Lippen.

 

Die letzte Woche war sehr anstrengend für Joey gewesen und Seto hatte sich mit Liebkosungen entsprechend zurückgehalten. Aber als er heute Morgen aufgewacht war, da spürte er ein Gefühl von Erleichterung. Er hatte gar nicht gemerkt, wie unheimlich anstrengend es gewesen war, dieses Geheimnis so lang für sich zu behalten, und jetzt, da seine Familie endlich Bescheid wusste, war es, als hätte ein Teil des Schmerzes seinen Körper verlassen. Natürlich nahm es ihn sehr mit, dass seine Mum sich einen Teil der Schuld gab, und er konnte sich gar nicht vorstellen, was sie sich jetzt für Gedanken machen musste. Aber sie würden noch ein paar Tage hier sein, und er hatte das Gefühl, jetzt die Kraft zu haben, für sie da zu sein, genauso wie für seine Schwester, auch wenn er glaubte, dass sie es besser verkraftet hatte als seine Mum.

 

In diesem Moment kam Seto zurück ins Schlafzimmer, der sich gerade die Zähne geputzt hatte und jetzt auf den Kleiderschrank zuging, um sich frische Klamotten zu holen. Er hatte nur Unterwäsche an und Joey hatte einen Moment Zeit, ihn genau zu betrachten und zum millionsten Male festzustellen, wie sexy und wunderschön der Braunhaarige war. Würde er es jemals anders empfinden? Würde dieses Gefühl jemals nachlassen? Innerlich schüttelte Joey den Kopf. Nein, das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Das würde niemals passieren.

 

Seto zog sich eine etwa knielange Hose und ein legeres T-Shirt an und Joeys Augen weiten sich ein bisschen. Als Seto sich zu ihm umdrehte und das sah, konnte er ein amüsiertes Lächeln nicht verbergen. “Was ist los, Hündchen? Gefällt dir, was du siehst?” Joey konnte erst gar nicht antworten und signalisierte dem Braunhaarigen mit ausgestreckten Armen, dass er zu ihm ins Bett kommen sollte. Seto legte sich neben ihn und stützte sich seitlich auf dem Ellenbogen ab, was Joey ihm sogleich nach machte, sodass sie sich nun von nahem betrachten konnten.

 

“Natürlich gefällt mir, was ich sehe, du Idiot”, antwortete Joey grinsend. “Und ich bin überrascht. Ich glaube, ich hab’ dich noch nie in kurzer Hose gesehen. Oder überhaupt so locker gekleidet. Hast du nicht Angst, was man von dem ach so großen Seto Kaiba denken könnte, wenn man dich so sieht?” Sein Grinsen verstärkte sich noch ein wenig, als er das Erstaunen in Setos Gesicht wahrnehmen konnte, so als hätte er gar nicht richtig darüber nachgedacht. Dann fasste er sich wieder und sah selbstsicher aus wie eh und je, bevor er erwiderte: “Hier wird mich niemand erkennen, weil ich in den USA nicht so bekannt bin wie in Japan. Oder stört es dich?”

 

Mit einem Ruck warf sich Joey mit vollem Körpereinsatz auf Seto, der überrascht aufkeuchen musste. Joey küsste ihn hektisch am Hals und auf die Wange, dann erklärte er: “Niemals. Du kannst anziehen, was du willst, ich werde dich immer schön finden.” Joey lag jetzt direkt auf Seto, der den Kopf des Blonden in beide Hände nahm und ihn sinnlich küsste. War Joey schon erholt genug für eine zweite Runde? Doch bevor er diesen Gedanken weiterspinnen konnte, klingelte Setos Handy auf dem Nachttisch und Joey ließ von ihm ab, aber nicht, ohne seiner Genervtheit aufgrund der plötzlichen Störung durch einen Seufzer Ausdruck zu verleihen.

 

Seto sah aufs Display und zeigte es Joey - seine Mum? Der Brünette reichte ihm das Telefon, damit er selbst rangehen konnte, und Joey tippte auf den grünen Hörer, um das Gespräch anzunehmen.

 

“Hey, Mum!”, sagte er fröhlich und merkte, dass das keine Show war - er fühlte sich tatsächlich so, auch wenn ihn das Gefühl beschlich, dass er nach dem gestrigen Tag, ach, eigentlich nach der ganzen letzten Woche doch zumindest noch ein bisschen was an negativen Gefühlen in sich tragen sollte. Vielleicht war das auch einfach diesem wahnsinnig tollen Morgen geschuldet, und er wollte jetzt nicht schon wieder alles übergenau analysieren - er wollte einfach nur glücklich sein, und wenn das nur für einen Tag war, dann war das schon mehr, als er sich vor ein paar Tagen noch hätte vorstellen können.

 

“Hey, Joey”, hörte er seine Mum am anderen Ende antworten und war erleichtert zu merken, dass auch ihre Stimme einen Anflug von Fröhlichkeit mit sich brachte. “Ich habe mir heute spontan frei nehmen können und Serenity hat auch schon mittags Schulschluss. Daher wollte ich fragen, ob wir uns nachher alle zum Mittagessen treffen und danach vielleicht noch ein bisschen die Stadt erkunden wollen?”

 

Joey war sofort Feuer und Flamme. “Unbedingt! Darf Seto auch mit?” Ihr darauf ertönendes Lachen war fast ansteckend. “Natürlich. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du ohne ihn auch nur einen Schritt machen würdest. Ganz ehrlich, ich hab’ gestern doch gesehen, was für eine Einheit ihr bildet, und wer bin ich, das auseinander reißen zu wollen.” Joey errötete - wirkten sie so auf andere? Sie hatten sich immer allergrößte Mühe gegeben, es so gut es ging zu verstecken, aber gestern hatte Seto die Mauern fallen gelassen, auch wenn Joey noch nicht so richtig verstand, warum eigentlich. Aber es hatte ihm einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie es sein könnte, wenn sie es nicht mehr verheimlichen müssten, aber er war sich sehr wohl darüber bewusst, dass es noch lange nicht so weit war, es der breiten Öffentlichkeit mitzuteilen. Joey seufzte, wenn er Geduld doch wenigstens zu seinen Stärken zählen könnte…

 

“Gut, schickst du mir die Adresse, wo wir uns treffen? Wobei, äh, schick sie lieber an diese Nummer hier, das ist Setos Handy. Bin mir gar nicht sicher, ob mein Handy hier so gut funktioniert.” Dann verabschiedeten sie sich und Joey freute sich wie ein kleines Kind darauf, den Tag mit seiner Familie verbringen zu dürfen - und all das mit Seto teilen zu können, fühlte sich fast schon unwirklich an.

 

Die Adresse, die seine Mum ihm geschickt hatte, war ganz in der Nähe des Hollywood Walk of Fame, und sie nahmen die Metro, weil Joey vehement darauf bestanden hatte - immerhin gehörte das doch dazu, wenn man eine Stadt wirklich kennenlernen wollte. Die ganze Fahrt über musste er sich unheimlich das Lachen verkneifen, was Seto so deplatziert wirkte, denn auch wenn er locker gekleidet war, so konnte er nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass er eigentlich ein reicher, arroganter Schnösel war, der sich niemals dazu herablassen würde, freiwillig die U-Bahn zu nehmen.

 

Als sie ankamen, wurden sie schon lächelnd von Serenity und Elaine begrüßt, die sie in eine ruhige Seitengasse und zu einem italienischen Restaurant führten. “Das hier ist noch immer ein ziemlicher Geheimtipp”, erzählte Elaine, “weil sich Touristen nur selten hierher verirren. Außerdem ist das Restaurant ziemlich klein und unscheinbar, man übersieht es schnell, wenn man nicht weiß, wonach man suchen muss. Aber glaubt mir, hier gibt es die weltbeste Pizza!” Gut gelaunt folgte Joey seiner Familie ins Restaurant, Seto ein paar Schritte hinter ihm. Sie waren in der Öffentlichkeit, daher bemühte sich der Braunhaarige nach allen Kräften, Abstand zu halten, und auch wenn Joey seine Nähe schon jetzt vermisste, obwohl er doch eigentlich bei ihm war, konnte er verstehen, dass Seto nicht komplett über seinen Schatten springen konnte - oder wollte, immerhin hatte er mit seiner Kleidung heute ja schonmal einen Schritt in die richtige Richtung gemacht und ja auch selbst gesagt, dass ihn hier niemand kannte. Aber wer wusste schon, was der Tag noch bringen würde, vielleicht würde er ihn ja doch noch überraschen. Bei Seto Kaiba konnte man ja nie wissen.

 

Sie bestellten, was ihr Herz begehrte, in Joeys Fall war das die größte Pizza, die auf der Karte stand. Er hatte nicht gefrühstückt weil sie… anderweitig beschäftigt gewesen waren und danach nicht mehr genügend Zeit war, weil die Metro-Fahrt in die Stadt recht lange gedauert hatte. Alle schienen das Thema von gestern zu meiden, vermutlich, weil keiner so richtig wusste, was es dazu noch zu sagen gab, und um der fröhlichen Stimmung keinen Abbruch zu tun. Als ihre Bestellung kam, stürzte Joey sich gierig drauf - nach diesem Morgen konnte er jeden Energieschub gut gebrauchen, den er kriegen konnte. Und während sie ihr Essen genossen, redeten sie über Gott und die Welt, darüber, wie Serenity ihre Schule gefiel, wie seine Mum vor ein paar Tagen einen neuen Mitarbeiter anlernen musste und wie schön das Wetter in Los Angeles war.

 

Kaum hatten sie aufgegessen, klingelte Setos Handy, und als er auf das Display blickte, konnte Joey in seinem Gesicht ein wenig Besorgnis erkennen. Er versuchte, zu sehen, wer ihn anrief, aber Seto hatte das Handy schon so gedreht, dass er es nicht mehr erfassen konnte. “Entschuldigt ihr mich einen kurzen Moment?”, fragte der Braunhaarige höflich, stand auf und verließ das Restaurant, um draußen in Ruhe telefonieren zu können. Joey kam nicht umhin sich zu fragen, warum er so ein Geheimnis daraus machte, wer ihn anrief - er hatte genau gemerkt, dass Seto das Handy absichtlich ein wenig von ihm weggedreht hatte - aber er musste ihm vertrauen. Wenn es etwas gab, das er wissen sollte, würde er ihm das schon mitteilen.

 

Gesättigt und durch seinen vollen Magen ein wenig schläfrig legte Joey seinen Kopf für einen Moment auf seinen Armen ab, die er auf den Tisch gelegt hatte. Er schloss kurz die Augen und atmete durch, als seine Mum erneut das Gespräch anfing. “Hey, Joey, sag mal, warum ist Kaiba denn heute so anders?”

 

Neugierig hob Joey den Kopf erneut an. “Inwiefern?”

 

“Na ja, er wirkt heute irgendwie so förmlich. Und auch distanziert. Als ich euch gestern zusammen gesehen habe, da habe ich gedacht, man würde euch gar nicht auseinander halten können, aber heute, da ist es eher wieder so wie an Weihnachten.” Joey seufzte, bevor er antwortete: “Das ist immer so. Und ich verstehe es ja auch. Er steht eben in der Öffentlichkeit, Mum.”

 

Da stieg auch Serenity ins Gespräch ein. “Aber wollt ihr es denn immer vor der Welt geheim halten? Ich meine, jetzt mag das noch okay sein, aber glaubst du nicht, dass es immer schwieriger wird, je länger ihr zusammen seid?”

 

“Das ist es jetzt schon”, erwiderte Joey mit einem erneuten Aufstöhnen. “Wenn wir zurückkommen, werden wir es zumindest meinen Freunden sagen müssen.” Da stockte er für einen Moment. “Hat Seto euch erzählt, was letzte Woche passiert ist? Ich glaube, ich hatte das gestern nicht mehr ansprechen können…” Er wurde ein wenig rot und musste den Blick senken. Er hatte eigentlich keine große Lust, darüber zu sprechen, aber als seine Mum ihm eine Hand auf seine eigene legte, hob er den Kopf wieder und sah, dass sie lächelte. “Mach dir keine Gedanken, Joey. Kaiba hat uns das erzählt, als du geschlafen hast. Und bitte mach dir auch keine Sorgen um uns, ich sehe doch, dass dich das bedrückt.” Joey war überrascht. War er wirklich so ein offenes Buch? “Wirklich”, versicherte seine Mum ihm, “es ist alles in Ordnung. Natürlich war es ein Schock, das ist es immer noch, ich würde lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Aber ich weiß, dass es für dich noch viel schwerer war. Und ich habe Kaibas Gesicht gesehen - ganz ehrlich, Joey, wenn einer dich davor bewahren kann, dass sich das alles wiederholt, dann er. Er hat natürlich versucht, all das zu verstecken, als wir geredet haben, während du geschlafen hast, aber ich bin eben eine Mum, ich habe für sowas einen siebten Sinn.” Sie intensivierte ihr Lächeln und Joey konnte gar nicht anders, als es zu erwidern, und nickte ihr bestätigend zu.

 

Plötzlich schien seine Mum in ihre eigenen Gedanken abzuschweifen. Ihr Blick wurde unfokussiert, allmählich verschwand auch ihr Lächeln und sie wirkte abwesend. “Mum, alles okay?”, fragte der Blonde besorgt, und sie erwiderte seinen Blick mit identischer Sorge. “Joey, ich würde dich gern etwas fragen, wenn das okay ist? Ich weiß nicht, ob du darüber reden willst, und ich kann dich das auch wann anders fragen, wenn du möchtest.”

 

Ein Teil von Joey wollte definitiv nicht reden, aber seine Neugierde war mal wieder stärker als alles andere. Also nickte er erneut und bedeutete ihr, fortzufahren. Sie atmete einmal tief durch, dann sagte sie: “Du hast gestern davon gesprochen, dir… das Leben zu nehmen.” Sie musste für einen kurzen Moment unterbrechen und Joey konnte sehen, wie ihr für eine Sekunde die Luft wegblieb. Er nahm ihre Hand und drückte sie leicht. Das gab ihr offensichtlich den Mut, weiterzusprechen. “Wie stehst du heute dazu? Ich meine, hast du es noch vor?”

 

Joey musste über diese Frage kurz nachdenken. So genau hatte er sich das noch gar nicht überlegt. Natürlich hatte er sich diese Frage selbst schon gestellt, aber er war bisher immer so sehr mit seinen Gefühlen für Seto beschäftigt gewesen, dass er sie bisher erfolgreich verdrängen konnte. Aber jetzt, wo er direkt damit konfrontiert wurde, konnte er das nicht mehr. Und wo er so darüber nachdachte, war die Antwort auf diese Frage eigentlich auch gar nicht so schwer, was ihm ein befreiendes Gefühl gab.

 

“Nein, Mum, das habe ich hinter mir gelassen. Seto hat mir gezeigt, dass es ein Leben für mich geben kann, und auch wenn mich die letzte Woche ein bisschen aus der Bahn geworfen hat, so weiß ich doch, dass das eigentlich vorbei ist. Ich habe immer gedacht, ich würde mit den Erinnerungen nicht leben können. Aber weißt du, Seto hat ähnliches erlebt. Ich will nicht zu sehr in die Tiefe gehen, weil ich nicht weiß, ob und was er euch erzählt hat, und ich kann mir vorstellen, dass er nicht möchte, dass andere Menschen viel darüber wissen, aber uns hat das verbunden, das tut es noch. Schon an dem Abend, als er mich gerettet hat, von diesem Hochhaus, da hat er angedeutet, dass er nachvollziehen kann, warum ich es tun wollte, und dass es eben Menschen gibt, die an ihrem Schmerz zerbrechen, und Menschen, die daraus gestärkt hervorgehen. Seto gehört definitiv zur letzten Gruppe, während ich fast daran zugrunde gegangen wäre. Aber heute weiß ich, dass es so nicht sein muss, dass ich selbst dafür verantwortlich bin, wie ich mein Leben gestalte. Natürlich werden die Erinnerungen immer zu mir gehören, aber ich weiß, ich habe jetzt jemanden, mit dem ich diesen Schmerz teilen kann. Und das gibt mir die Kraft, weiterzumachen.”

 

Joey hatte gar nicht gemerkt, wie er gedankenverloren Löcher in die Luft gestarrt hatte. Als sein Blick sich wieder auf seine Mum fokussierte, konnte er sehen, wie ihr die Tränen über die Wangen strömten. Sofort streckte er seine Hand wieder aus und drückte ihre, um sie zu trösten. “Mum, was ist los?”

 

Sie schüttelte hektisch den Kopf und versuchte sich zu beruhigen, damit sie wieder sprechen konnte. “Ich weiß nicht, ich bin traurig, dass dir das passiert ist und dass du das überhaupt in Erwägung gezogen hast, aber ich bin auch glücklich, weil ich sehe, wie glücklich du jetzt bist. Wie glücklich er dich macht.” Sie holte ein Taschentuch raus und tupfte sich die Tränen von den Wangen, atmete tief durch und setzte wieder ihr Lächeln auf, das Joey sogleich erwidern musste. Und zustimmen musste er ihr auch - Seto machte ihn glücklich, sehr sogar. Er war gestern sehr über seinen Schatten gesprungen, um Joey aus der Tiefe hochzuziehen und hatte so viele wunderschöne Sachen gesagt...

 

Und da fiel es ihm wieder ein. Zögernd blickte er seine Mum an, die den Braten sofort riechen konnte. “Was ist los, Joey? Komm schon, ich kann doch sehen, dass dir was auf der Seele brennt.” Noch einmal dachte er darüber nach, ob er sie das fragen sollte. Falls er sich geirrt hatte, könnte er sich hier komplett zum Deppen machen, aber was, wenn es stimmte? Würde er es dann nicht wissen wollen? Er hatte sowieso keine Wahl, denn erneut überwog seine Neugierde, sodass er gar nicht drum herum kam, die Frage laut auszusprechen.

 

Dennoch - peinlich berührt musste er seinen Blick ein wenig abwenden, bevor er fragte: “Was… was hat Seto denn gestern alles so gesagt? Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles mitbekommen habe, weil ich einfach so bei mir war.”

 

Als niemand etwas sagte, drehte er seine Augen so, dass er aus dem Augenwinkel ihre Mimiken wahrnehmen konnte - und sah zwei wissend lächelnde Gesichter. Erstaunt hob er nun den gesamten Kopf wieder an und wartete darauf, dass jemand was sagte. Irgendwer. Er wurde ungeduldig. “Na kommt schon, was wisst ihr?”

 

Serenity grinste ihn an. “Hatte er es dir davor etwa noch nicht gesagt?” Oh Gott, sie wollten ihn offenbar quälen. Und verdammt, es gelang ihnen. “Was gesagt, Serenity? Kann mal einer Klartext sprechen?”

 

Da klinkte sich seine Mum wieder ein. “Oh, er hat viel gesagt, Joey. Dass er für dich da ist, dich glücklich machen will und dich beschützen wird. Hm, war da nicht noch was?” Joeys Gesicht wurde wieder rot, dieses Mal allerdings nicht aus Scham, sondern vor Wut. Wenn sie nicht langsam mit der Sprache rausrückten, könnte er für nichts mehr garantieren. Er musste ein paar Mal durchatmen. Es blieb ihm nicht viel übrig, er musste die Frage aussprechen, sonst würden sie die ganze Zeit um den heißen Brei reden.

 

“Hat er mir gesagt, dass er mich liebt?”, brachte er hinter dem Zähneknirschen hervor. Dann war es wieder für einen Moment still und er hörte Serenity kichern, die er sogleich mit einem vernichtenden Blick bedachte. Augenrollend erwiderte sie darauf: “Ach, komm schon, Joey, wir machen doch nur Spaß. Ja, er hat gesagt, dass er dich liebt. Und wenn du mich fragst, hat er es auch genauso gemeint.”

 

Joeys Herz machte einen Sprung. Er hatte sich nicht verhört, er hatte ihm tatsächlich seine Liebe gestanden. Als andere dabei waren. Oder wollten sie ihn hier etwa gerade verarschen, und er tappte ihnen schnurstracks in die Falle? Er sah in ihre Gesichter - nein, er konnte genau sehen, dass sie die Wahrheit sprachen, er kannte sie gut genug, um das einschätzen zu können. Erneut setzte sein Herz für einen Schlag aus. Er wusste nicht so richtig, was er mit dieser Information anfangen sollte. War Seto sich denn überhaupt darüber bewusst, dass er es gehört haben könnte? Und wie stand er selbst dazu? Was wäre gewesen, wenn er nicht in dieser Dunkelheit gesteckt hätte? Hätte er es dann erwidert? Wäre er weggerannt? Hätte er geweint? Na ja, Letzteres hatte er ja eh schon getan, zumindest bei dieser einen Sache hätte es keinen Unterschied gemacht.

 

Joey konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er musste das erstmal sacken lassen und hoffte, dass es ihm irgendwann einfach wie Schuppen von den Augen fallen würde, wie er dazu stehen würde. Er hatte auch kaum Zeit, weiter darüber zu grübeln, denn von draußen konnte er einen aufgebrachten Seto Kaiba hören, der wohl schon wieder irgendeinen Mitarbeiter zur Schnecke machte. Joey hob den Kopf und sah raus, beobachtete Seto, wie er hektisch auf und ab lief, und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das war eine gute Möglichkeit, hier mal rauszukommen und vielleicht auf ein paar andere Gedanken zu kommen. Also griff er die Gelegenheit beim Schopfe, stand auf, verabschiedete sich kurz mit einem flüchtigen Winken und ging nach draußen, um nach Seto zu sehen.

 

Dort angekommen, legte Seto gerade auf. Genervt griff er sich in die Haare und Joey konnte sehen, dass seine Atmung beschleunigt war. Er schien wütend, und Joey war zum einen belustigt darüber, wie emotional Seto in Bezug auf seine Firma werden konnte, auf der anderen Seite beunruhigte ihn das auch ein wenig. Er wollte nicht, dass die schlechte Stimmung auf den heutigen Tag übersprang, er wollte, dass auch sein Drache glücklich war. 

 

Vorsichtig und mit langsamen Schritten ging er auf Seto zu, der den Kopf hob und ihn jetzt auch wahrnahm. Beide streckten für einen kurzen Moment die Arme nacheinander aus - bis sie merkten, wo sie hier waren, und dass sie nicht allein waren. Sie ließen ihre Arme wieder neben ihre Körper sinken, als Joey fragte: “Ist alles in Ordnung, Seto?” Erneut genervt aufseufzend, antwortete der Braunhaarige: “Es gab nur etwas Wichtiges, das ich entscheiden musste und nicht warten konnte. Echt, Joey, ich kann so viel vorbereiten wie ich will, am Ende geht doch immer irgendwas schief. Ich verstehe wirklich nicht, was daran so schwer sein soll, die einfachsten Anweisungen zu befolgen.”

 

Joey verschränkte grinsend die Arme vor dem Körper. “Na ja, vielleicht würde es helfen, deinen Mitarbeitern mehr Freiraum zu geben, statt sie so einzuengen? Ich meine, ist dein Führungsstil nicht irgendwie auch wie aus den 50er Jahren?”

 

Seto funkelte ihn aggressiv an. “Du bist also der Meinung, wenn ich den größten Idioten dieser Welt quasi meine Firma überlasse, würde da irgendwas Gutes bei rumkommen?”

 

Joey zuckte mit den Schultern, bevor er antwortete: “Ich meine ja nur. Wenn sie nicht lernen, selber zu denken beziehungsweise mitzudenken, sondern immer nur Anweisungen befolgen, wie soll ihnen da auffallen, wenn sie einen Fehler machen? Wie sollen sie reflektieren können, was sie machen, wenn du sie immer so unter deiner Kontrolle hast?”

 

Setos Augen verformten sich zu Schlitzen, dann erwiderte er, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken: “Nein.”

 

Joey winkte abwehrend ab und musste kurz auflachen. “Schon gut, schon gut, zerfleisch mich nicht gleich. Es ist deine Firma und ich weiß schon, dass es mir auch gar nicht zusteht, etwas dazu zu sagen. Am Ende ist das alles deine Entscheidung. Und ganz ehrlich, wir mögen bei dem Punkt zwar verschiedener Meinung sein, aber letztendlich ist deine Firma enorm erfolgreich, und das sicherlich nicht ohne Grund. Du wirst es am besten wissen.”

 

Als Joey nach seinem Monolog wieder zu Seto aufsah, konnte er die Überraschung in seinen Augen sehen, die schon kurze Zeit später Belustigung wich. “Seit wann wurde denn aus meinem Hündchen so ein zahmes Kätzchen? Wärst du nicht früher total auf mich losgegangen, wenn auch nur ein winziges Bisschen deiner eigenen Meinung von meiner abwich?”

 

Joey musste lächelnd zustimmen. Und obwohl dieses ‘Früher’ erst ein paar Monate her war, so hatten sie sich doch so angenähert, dass sie heute tatsächlich zivilisierte Gespräche führen konnten. Wenn der Blonde so richtig darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass er tatsächlich nicht mehr bei den kleinsten Dingen an die Decke ging. Seto hatte ihn irgendwie geerdet, ihm eine Ruhe gegeben, die er vorher nie hatte. Und er hatte ihm ein Umfeld und ein Leben geschenkt, das ihm dabei half, zu einer besseren Version von sich selbst zu werden.

 

Nach einem kurzen Moment der Stille nahm Seto die Konversation wieder auf. “Der erste Anruf, den ich bekam, war allerdings nicht von der Firma. Joey, können wir kurz über was reden?” Er zeigte mit der Hand auf eine Bank gegenüber des Restaurants und sie nahmen darauf platz. Die kleine Gasse, in der das Restaurant lag, war komplett leer und nur dezent wurden die Geräusche der Hauptstraße bis zu ihnen getragen. Joey fragte sich, was es mit diesem ominösen Anruf auf sich haben würde, den er vorhin noch vor ihm geheim halten wollte, als er das Handy von ihm wegdrehte. Joey war ganz Ohr und drehte sich etwas in Setos Richtung, um ihm genau das zu signalisieren.

 

Noch einmal tief durchatmend, sagte Seto: “Der erste Anruf kam von der Polizei. Joey, sie haben deinen Dad gefunden.” Das hatte er verheimlichen wollen? Wieso? Joey stand die Verwirrung wohl ins Gesicht geschrieben. War das denn nicht etwas Gutes, dass sie ihn gefunden hatten?

 

“Und?”, fragte Joey, weil er wirklich verstehen wollte, warum Seto daraus so ein großes Drama machte. Setos Blick wurde weicher, als er antwortete: “Ich wusste nur nicht, wie du darauf reagierst. Ob das was bei dir triggert oder so. Deswegen wollte ich vorsichtig sein. Wie geht es dir damit?”

 

Joey dachte kurz über diese Frage nach, bevor er erwiderte: “Ganz gut, denke ich. Wurde er denn festgenommen?” Seto nickte. “Ja, sie haben ihn direkt in Gewahrsam genommen. Die Beweislage ist schlicht und ergreifend sehr erdrückend. Ich wollte nachher noch mit dem Staatsanwalt telefonieren, um die nächsten Schritte zu besprechen, aber es wird alles auf einen Gerichtsprozess hinauslaufen, den er gar nicht gewinnen kann.” Plötzlich veränderte sich etwas in Setos Gesichtsausdruck und er sah den Blonden unsicher an. “Joey, du wirst wahrscheinlich eine Aussage gegen ihn machen müssen. Da du ein Verwandter bist, kannst du die Aussage auch ablehnen, aber aus meiner Sicht würde es sicher helfen, um ihn so lange wie möglich hinter Gittern zu bringen. Aber ich will dir keinen Druck machen, und du musst das ja auch nicht jetzt entscheiden.”

 

Joey zuckte mit den Schultern. “Wieso nicht? Um es mal in deinen Lieblingsmetaphern zu sagen: Ich werde sicherlich nicht den Schwanz einziehen und mich wie ein räudiger Köter in die Ecke verkrümeln.” Joey legte sein bestes, selbstsicherstes Grinsen auf und Seto hatte ganz offensichtlich große Probleme, sich zu beherrschen, das nicht einfach zu erwidern. Dann ergänzte er: “Außerdem wirst du doch bei mir sein, nehme ich an?” Seto nickte und seine Gesichtszüge wurden wieder weicher. Joeys Lächeln intensivierte sich, als er sagte: “Dann kann nichts schief gehen. Und jetzt komm, lass uns wieder reingehen, ich hab Lust auf ein Dessert!”

 

Voller Elan stand Joey zuerst auf und rannte vor, konnte Seto hinter sich aber noch leise flüstern hören: “Ich auch, aber keines davon steht auf der Karte…”

 

Nach dem Essen machten sie sich auf zu ihrer Sightseeing-Tour. Es war bereits früher Nachmittag, aber die Sonne schien noch immer mit unveränderter Kraft auf sie nieder, als sie den Hollywood Walk of Fame erreichten. Hier tummelten sich die Touristen, und trotz der Tatsache, dass relativ viel los war, wurde Joey sofort begeistert mitgerissen. Die altrosafarbenen Sterne glänzten und zogen Joey sogleich in ihren Bann. Viele der Namen auf den Sternen sagten ihm gar nichts, aber es waren durchaus ein paar Persönlichkeiten dabei, von denen vermutlich jeder schon mal was gehört hatte. Und als sie sich so ihren Weg auf dem Hollywood Boulevard bahnten und dem Weg der Sterne folgten, konnte Joey aus dem Augenwinkel wahrnehmen, dass Seto wohl nach einem ganz speziellen Stern suchte.

 

“Suchst du was Bestimmtes?”, fragte Joey den Braunhaarigen, der kurz zu ihm aufsah, aber sogleich seine Suche fortführte. “Ja, ich dachte, er müsste eigentlich hier irgendwo sein.” Plötzlich erhellten sich seine Augen, als er scheinbar gefunden hatte, wonach er suchte. “Da ist er.” Sie traten näher an den Stern heran. Rudolf Serkin. Den Namen hatte Joey noch nie gehört. Verwirrt sah er zu Seto auf und wartete darauf, dass der Größere ihn erleuchten würde, wer dieser Mensch sein sollte.

 

“Serkin ist ein Pianist, oder sagen wir besser, war. Er ist Anfang der 90er Jahre gestorben”, erklärte Seto.

 

“Und du magst seine Musik gern?”

 

Seto nickte zustimmend. “Ja, er war ein herausragender Pianist. Aber mach dir dein eigenes Bild.” Seto holte sein Handy raus sowie die Kopfhörer, dessen Kabel er vorsichtig entknotete. Er zeigte mit dem Kopf zu einer Bank, auf die sich sich setzten. Joey sah sich kurz nach seiner Familie um, aber Serenity und seine Mum waren noch immer einige Schritte hinter ihnen und sahen sich die Sterne genauer an. Der Blonde  fand das ziemlich amüsant, immerhin wohnten sie doch hier schon seit knapp zehn Jahren und konnten sich noch immer so dafür begeistern, auch wenn Joey sicher war, dass sie hier schon dutzende Male gewesen sein mussten.

 

Seto reichte ihm einen Kopfhörer, den er sich in das linke Ohr steckte, und Seto tat es ihm gleich und steckte seinen Kopfhörer in das rechte Ohr. Er öffnete seine Musik-App und suchte offenbar nach dem richtigen Lied. Als er es gefunden hatte, erklärte er Joey: “Das ist 24 Préludes, Op. 28 No. 4 von Chopin, gespielt von Serkin. Das mag ich am liebsten.” Dann drückte er ‘Play’ und Joey nahm die ersten Töne des Klavierstücks wahr.

 

Joey dachte, dass es irgendwie etwas Melancholisches hatte, aber auch etwas Romantisches. Es wurde immer mal wieder langsamer und mal schneller, mal lauter und mal leiser, und Joey hatte das Gefühl, dass das Ende eigentlich irgendwie traurig wirken müsste, aber gleichzeitig fühlte es sich für ihn so hoffnungsvoll an, friedlich. So als wenn am Ende einfach alles gut werden würde, und Joey hoffte, dass das auch auf das Leben übertragbar wäre.

 

Es war nur ein kurzes Stück und sie hörten es sich einfach in Endlosschleife an. Saßen nur nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Joey ließ den bisherigen Tag Revue passieren. Es war schon erstaunlich, wie viele verschiedene Seiten er heute wieder von Seto gesehen hatte. Sowieso musste er feststellen, dass der Größere unheimlich viele unterschiedliche Facetten in sich trug. Er konnte arrogant und gebieterisch sein, schien aber auch einen ausgeprägten Beschützerinstinkt zu haben, wenn es um Joey oder um Mokuba ging - oder um seine Firma. Er konnte liebevoll und zärtlich sein, aber auch sexy und unheimlich heiß. Joey amüsierte sich über sich selbst, als er Seto gedanklich den Ausdruck ‘50 Shades of Kaiba’ verlieh. Dabei war der Vergleich gar nicht so falsch, wenn er so darüber nachdachte. Eigentlich hatte er sogar erschreckend viel mit Christian Grey gemeinsam - attraktiv, stinkreich, eigene Firma, dominantes Auftreten, adoptiert, schwierige Kindheit. Wobei sich bei Grey alles änderte, als er adoptiert wurde, und das tat es auch bei Seto, im Gegensatz zu Grey entwickelte sich sein Leben allerdings zunächst in eine negative Richtung, bis er diesem aus eigener Kraft heraus wieder eine positive Wendung gab. Okay, gut, Grey stand außerdem nicht auf Männer, das konnte man also auch nicht zu den Gemeinsamkeiten zählen.

 

Joey dachte weiter über die Kindheit der beiden nach. Greys erste Lebensjahre waren geprägt von einer drogensüchtigen Mutter, die sich nicht um ihr Kind gesorgt hatte und ihn einfach sich selbst überlassen hatte. Wie waren Setos Eltern gewesen? Ihm wurde klar, dass Seto zwar über Gozaburo gesprochen hatte, aber nie so richtig über seine leiblichen Eltern. Er musste auf jeden Fall schon alt genug gewesen sein, um tiefgreifende Erinnerungen mit ihnen aufzubauen. Ab und an hatte er durchklingen lassen, dass er noch immer an sie dachte, zum Beispiel, wenn es um Weihnachten ging. Aber wie hatten sie ihn aufgezogen? Was für ein Kind war Seto gewesen? Hatten sie ihn und Mokuba geliebt? Wie hatte Seto sich gefühlt, als sie gestorben waren? Und wie genau hatte ihn das verändert? 

 

Der Blonde zog seine Beine zu sich hoch auf die Bank, umschlang sie mit seinen Armen und legte seinen Kopf auf seinen Knien ab. Joey wurde klar, dass es noch immer so viele Fragen gab in Bezug auf Seto, die unbeantwortet blieben. Vielleicht würde er die Antworten irgendwann erfahren, aber er würde ihn nicht drängen. Seto hatte ihn auch nie bedrängt, Joey hatte immer selbst entschieden, wieviel er zu erzählen bereit war, jedenfalls kam es ihm bisher immer so vor. Und auch wenn seine Neugierde ihn fast umbrachte, er würde es mit Seto genauso handhaben wollen. Außerdem - sie waren noch gar nicht so lange offiziell zusammen. Was waren schon ein paar Monate im Vergleich zu der Zeit, die noch vor ihnen lag?

 

Joey legte seinen Kopf nun seitlich auf seine Knie, sodass er Seto ansehen konnte, und musste überraschend feststellen, dass dieser ihn sanft betrachtete. Um sie herum war noch immer viel los, sodass sie weiterhin auf Abstand blieben und Setos Miene für alle anderen auch eher unergründlich wirkte, aber Joey konnte die feinen Nuancen in seinen Augen sehen, die ihm Wärme und Vertrauen signalisierten. Joey legte ein leichtes Lächeln auf die Lippen und für einen Moment sahen sie sich einfach nur in die Augen und kommunizierten so die verschiedenen Gefühle, die sie füreinander hegten. Dann sagte Joey: “Ich würde dich jetzt wahnsinnig gern küssen, weißt du das?” Kaum wahrnehmbar, wenn man nicht direkt vor ihm stand oder saß, hoben sich Setos Mundwinkel, nur ganz minimal und auch wieder nur für den Bruchteil einer Sekunde. Aber Joey machte es glücklich, weil er genau sehen konnte, dass Seto den Kuss erwidern würde.

 

Sie ließen das Lied noch ein letztes Mal durchspielen, dann packte Seto die Kopfhörer und sein Handy wieder zurück in seine Taschen und sie erhoben sich von der Bank, um nach Joeys Familie zu sehen, die offensichtlich mittlerweile an ihnen vorbei gezogen war und ein paar Meter weiter bei einem Stern zum Stehen kam, der augenscheinlich einem sehr berühmten Schauspieler gewidmet war.

 

Nachdem die Gruppe noch in einem netten Café war und sich ein leckeres Eis gegönnt hatte - bei Außentemperaturen über 20° Celsius war das auch absolut notwendig, in Japan konnten sie schon froh sein, wenn sie gerade die 10° Marke überschritten und es mal einen Tag nicht regnete - machten sie sich auf den Weg zum Venice Beach, um dort den Sonnenuntergang zu beobachten. Als sie dort ankamen, war die Sonne schon auf einem absteigenden Ast, und Joey und Serenity rannten sofort auf den Strand zu. Seto blieb dicht hinter ihm, aber doch genug auf Abstand, um kein Aufsehen zu erregen. Joey war bester Laune, und der Brünette stellte sich neben ihn ans Wasser. Serenity hatte ihre Mum auch ans Wasser gezogen, aber sie standen einige Meter weiter weg und waren außerhalb ihrer Reichweite. Joey fing an, Seto mit Wasser zu bespritzen und kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus. Er fühlte sich so frei und sorglos, und das, obwohl er gestern einen der schwersten Tage in seinem Leben durchmachen musste. Der Blonde stoppte mit dem Wasserspiel, als er sah, dass Seto mittlerweile aussah wie ein begossener Pudel - wer war jetzt das Hündchen hier?

 

Noch immer intensiv lächelnd, trat er einen Schritt näher an Seto heran. Er würde ihn so gern berühren, aber er respektierte, dass Seto das nicht konnte - noch nicht. Er gab die Hoffnung nicht auf, dass es irgendwann anders sein würde. Dann sagte er mit liebevoller Stimme: “Danke, Seto, dass du gestern bei mir warst und mich so weit gebracht hast. Dass du mir geholfen hast, den Schmerz zuzulassen und ihn damit ein wenig rauszulassen. Er wird immer ein Teil von mir sein, aber ich weiß, du wirst immer da sein, mir zuhören und mich verstehen..”

 

Setos Augen weiteten sich und Joey konnte die Sehnsucht, die in seinem Blick lag, förmlich spüren. Der Blick des Braunhaarigen wurde noch einen Hauch weicher, als er erwiderte: “Kein Grund mir zu danken, mein Hündchen. Ich werde immer bei dir sein, wann immer du mich brauchst. Und vermutlich auch dann, wenn du es nicht tust. Und den Schmerz tragen wir beide in uns, all das, was wir erlebt haben. Man sagt, geteiltes Leid ist halbes Leid, und ich muss zustimmen. Ich habe vor dir nur noch nie jemanden getroffen, mit dem ich es teilen wollte.”

 

Joeys Herz machte einen Sprung und er musste erkennen, wie sehr das, was Seto gerade gesagt hatte, auch für ihn galt.

 

Auch die nächsten Tage verbrachte die Familie viel Zeit zusammen. Am darauffolgenden Tag besuchten sie den Rodeo Drive, wo Seto ihm alles mögliche an Klamotten kaufen wollte, die mehr als sein Jahreseinkommen im Café wert gewesen wären, weshalb Joey sich strikt geweigert hatte, das anzunehmen. Sie waren außerdem noch in den Universal Studios, wo es Joey vor allem die Achterbahnen richtig angetan hatten und er sich wieder zurück an den Tag erinnern musste, als sie auf dem Weihnachtsmarkt waren. Sie waren auch häufiger am Strand, so auch an ihrem letzten Abend. Sie würden am nächsten Morgen sehr früh zurück fliegen, sodass sie sich schon abends von seiner Familie verabschieden mussten. Dieser Abschied war wie erwartet tränenreich, aber Joey war froh, dass sie sich so schnell wiedersehen konnten. Es war genau das, was er nach der letzten Woche gebraucht hatte, und er war froh, diese glücklichen Erinnerungen mit Seto teilen zu können.

 

Als sie an ihrem letzten Abend wieder im Bett ihres Hotelzimmers lagen, unterhielten sie sich darüber, was sie Zuhause erwarten würde, wenn der Alltag sie wieder in Besitz nehmen würde. Joey legte sich mit dem Hinterkopf auf Setos Bauch und schaute in Gedanken vertieft an die Decke, als er plötzlich Setos elegante Finger in seinem Haar spürte. Diese so vertraute Berührung schickte noch immer einen wohligen Schauer in seinen ganzen Körper und seine Kopfhaut kribbelte, wo auch immer er sie, selbst wenn nur ganz leicht, berührte. Er musste kurz die Augen schließen, einfach um den Moment in vollen Zügen zu genießen.

 

“Worüber denkst du nach, mein Hündchen?”, fragte Seto, ohne mit den Liebkosungen aufzuhören. Joey öffnete die Augen wieder und antwortete seufzend: “Ich dachte nur gerade daran, was uns Zuhause erwarten wird. Wir werden es Yugi, Tristan und Téa sagen müssen. Das bin ich ihnen schuldig, Seto.”

 

Auch der Braunhaarige seufzte auf. “Ich weiß. Ich habe es mir ein bisschen anders erhofft, aber mit dir verläuft so einiges nicht nach Plan.”

 

“Hä? Wie meinst du denn das?” Spielte Seto auf irgendwas Bestimmtes an? Er wirkte in Gedanken und schien tatsächlich innerlich zerrissen. Gab es etwas, das er ihm nicht erzählt hatte? Hatte er irgendwas verpasst? Seto zögerte und antwortete nicht gleich, was Joeys Eindruck eher noch bestätigte. Aber er wusste, dass er ihn nicht würde zum Reden bringen können, wenn er es ihm nicht freiwillig sagen wollte. Er konnte nur darauf vertrauen, dass es nichts war, was sie belasten würde, sie beide.

 

Dann schüttelte Seto den Kopf. “Nicht so wichtig. Ich würde vorschlagen, wir laden deine Freunde in die Villa ein und sagen es ihnen dort.”

 

Joey nickte. “Ich weiß, dass das vermutlich schwierig ist, weil du sie ja nicht ausstehen kannst und so. Aber ich hätte dich wirklich gern dabei. Ich will ihnen auch von meinem Dad erzählen. Nicht in der Tiefe wie Mum und Serenity, aber ich finde, ein bisschen mehr Infos haben sie sich wirklich verdient, nach allem, was sie für mich getan haben.”

 

Seto setzte sich auf und zog Joey mit sich hoch. Sie saßen sich jetzt beide jeweils im Schneidersitz gegenüber, und während Setos linke Hand die rechte von Joey hielt, fuhr er mit seiner rechten Hand sanft über die Wange des Blonden. “Wenn du möchtest, dass ich dabei bin, dann bin ich das. Ich habe dir gesagt, dass ich da bin, wenn du mich brauchst. Auch wenn ich zustimmen muss, dass es, sagen wir mal, eine Herausforderung für mich wird.”

 

Joey lächelte, nahm Setos Hand von seiner Wange und küsste sie zärtlich. “Ich weiß, Seto, und ich weiß das wirklich zu schätzen. Am Ende werde ich ja sowieso viel mehr reden, lass mich das nur machen, aber es hilft enorm, wenn du einfach nur anwesend bist. Keine Ahnung, du machst mir Mut, auch wenn du gar nichts sagst. Macht das Sinn?”

 

Seto erwiderte sein Lächeln, als er sagte: “Macht es, mein Hündchen. Und mir geht es genauso.” Seto zog Joey an seinem Shirt näher zu sich ran, und als sich ihre Lippen sanft berührten, tanzten die Schmetterlinge in ihren Bäuchen Tango.



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