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Rescue me

When a dragon saves a puppy - Seto x Joey
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Musikinspiration für dieses Kapitel:

In My Blood - The Veronicas (Spotify: https://open.spotify.com/track/0x4GHzCjY5MGQ960CHnVHz?si=aKiyWCPLRKC3HJ8qFXjuSw)

Und hier noch ein unheimlich schönes Puppyshipping AMV mit diesem Lied - so bin ich überhaupt erst auf diesen Song gekommen: https://www.youtube.com/watch?v=5h_5edAqKAQ

When I look into your eyes
I wanna breathe you in to get me high
Crawl into this space inside your mind
Just leave me there, leave me there
Now you got me wanting more
I felt religion with you on the floor
The holy word that I've been waiting for
Baby stay with me, stay with me
Komplett anzeigen

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Rescue me... from falling for you

Mit den Weihnachtsfeiertagen brachen auch die Schulferien an. Joey hatte noch kurzfristig Urlaub von seinem Nebenjob bekommen können, als er seinem Chef die Situation erklärte, dass seine Familie zu Besuch war, die er jahrelang nicht gesehen hatte. Er war sehr froh über die Aussicht gewesen, ein paar Tage einfach frei zu haben und sie mit seiner Familie verbringen zu können - und ja, dazu zählte er mittlerweile auch Kaiba und Mokuba. Es waren noch keine zwei volle Monate, aber er hatte bei ihnen ein Zuhause gefunden, das er so noch nie hatte, außer vielleicht, als seine Eltern noch zusammen waren. 

 

Die Erinnerung an den gestrigen Heiligabend holte ihn ein, und bei diesem Gedanken kribbelte sein ganzer Körper. Sie waren sich so nah gewesen, und auch wenn das erst wenige Stunden zurück lag, so konnte er nicht vermeiden, mit Sehnsucht auf die nächste Gelegenheit zu warten. Aber Kaiba war eben Kaiba - er zog sich immer ein wenig zurück und setzte, insbesondere, wenn viele andere Menschen dabei waren, sein Pokerface auf. Wovor hatte er nur Angst? Er sagte mal, wir alle wären das Produkt von dem, was wir erlebt haben, und vermutlich hatte es etwas damit zu tun, wie er durch Gozaburos Hand geworden war. Dennoch - Joey hoffte, dass er sich ihm wieder öffnen würde, aber er wusste, er müsste dem Größeren Zeit geben.

 

Die nächsten zwei Weihnachtsfeiertage verbrachte Joey größtenteils mit Serenity und seiner Mum. Sie unternahmen viele Dinge: Manchmal gingen sie einfach nur so durch die Stadt oder gingen im Park spazieren. Einmal lud er sie zum Mittagessen in das Café ein, in dem er arbeitete. Er mochte seine Arbeit dort. Die Kollegen waren total nett, sein Chef war richtig cool, und die Arbeit machte ihm Spaß. Er konnte gut mit den Gästen umgehen und bekam auch immer ziemlich gutes Trinkgeld. Manche Stammgäste kamen bewusst immer dann, wenn er Schicht hatte, und er hatte Spaß daran, sich mit ihnen zu unterhalten. Er hatte sogar das Gefühl, seinen Teil zum Leben anderer beitragen zu können, indem er ihnen leckere Getränke oder Essen servierte, oder auch einfach nur, wenn er sich mit ihnen unterhielt. Es gab da eine ältere Frau, die immer mittwochs abends da war. Sie hatte ihm erzählt, dass ihr Mann vor einigen Jahren gestorben und sie jetzt ganz allein war. Ihre Kinder und Enkelkinder wohnten alle weiter weg. Also hatte sie beschlossen, einfach jeden Tag einen Ort zu besuchen, der ihr Freude bereitete, und das Café, in dem Joey arbeitete, gehörte dazu. Eine tiefe Zufriedenheit überkam ihn, immer wenn er sah, wie glücklich die Frau am Abend das Café verließ.

 

Serenity, seine Mum und er selbst machten ansonsten alles, was ihr Herz begehrte: Schlittschuhlaufen, ins Kino gehen, die Sehenswürdigkeiten der Stadt besuchen. Einmal standen sie direkt vor der KaibaCorp. und Joey wusste, Kaiba war jetzt irgendwo da drin und machte vermutlich andere Mitarbeiter zur Schnecke. Bei dem Gedanken musste er lachen, und tatsächlich würde er ihn zu gern mal in Aktion erleben. In den letzten Wochen hatte er eine ganz andere Seite an ihm kennen gelernt, aber er war immer noch Firmenchef und wurde nicht müde zu betonen, dass er als solcher eine gewisse Autorität ausstrahlen musste.

 

Am Morgen des 27. Dezember saßen die beiden Kaiba-Brüder, Joey, Serenity und ihre Mum zusammen am Frühstückstisch. Die Stimmung war so ausgelassen wie die anderen Tage eigentlich auch, aber Joey konnte feststellen, dass Kaiba immer wieder flüchtig zu ihm rüber sah, so als wenn er etwas sagen wollte, es sich im letzten Moment aber anders überlegte.

 

Doch dann schien dieser allen Mut zusammen zu nehmen, und fragte an sie gerichtet: “Was habt ihr heute vor?” Hatte er dafür wirklich so viel Mut gebraucht? Joey wunderte sich sehr, immerhin war das doch eine ganz normale Frage. Aber gut, Kaiba hatte es eben nicht so mit dem ‘ganz Normalen’.

 

Joey antwortete zuerst. “Ich weiß nicht, habt ihr auf irgendwas Besonderes Lust?” Serenity schien intensiv darüber nachzudenken, während ihre Mum lächelnd sagte: “Mir ist eigentlich alles recht, solange mein Junge dabei ist.” Dann rubbelte sie ihm durch die Haare, was Joey nur ein genervtes ‘Mum!’ entlockte.

 

Kaiba räusperte sich, bevor er wieder sprach: “Wie wäre es mit einem Helikopter-Rundflug? Ich hätte heute Nachmittag Zeit und könnte euch ein bisschen rumfliegen.” In diesem Moment schauten ihn so ziemlich alle Augenpaare im Raum verblüfft an. Mokuba war scheinbar der Erste, der seine Stimme wieder fand. “Das ist eine richtig coole Idee, Seto! Darf ich mitkommen?”

 

Kaiba schaute Joey an - er überließ ihm die Entscheidung. “Hey, na aber klar darfst du mitkommen, Mokuba!”, erklärte Joey freudestrahlend. Dann wandte er sich Kaiba zu. Der hatte natürlich wieder eine undurchdringliche Miene aufgesetzt, aber seine Augen schauten ihn sanft an, und Joey setzte zum Dank ein weiches Lächeln auf. Dann sagte Kaiba: “Gut, wir treffen uns dann einfach um 14 Uhr am Haupteingang. Bis dahin muss ich mich entschuldigen, ich werde nochmal in der Firma gebraucht.” Mit diesem Satz stand er auf, und wie automatisch tat Joey es ihm nach.

 

“Wir sehen uns dann nachher, ja?”

 

Kaiba, der schon an der Tür stand, drehte sich noch einmal um, sah ihm für einen Moment in die Augen und nickte ihm dann zu. Für Außenstehende war nichts an diesen Bewegungen außergewöhnlich, einfach nur eine Bestätigung für das, was Joey ihn gerade gefragt hatte. Aber Kaibas Augen verrieten Joey, dass eine gewisse Wärme in diesem Nicken lag, das ausschließlich an Joey gerichtet war. Ein wohliger Schauer überkam seinen ganzen Körper, und er zählte jetzt schon die Stunden, bis es los ging.

 

Schon zehn Minuten zu früh stand Joey in der Eingangshalle. Eigentlich verwunderlich, war er doch dafür bekannt, eher zehn Minuten zu spät als zu früh da zu sein. Aber er konnte nicht anders, er hatte es in seinem Apartment einfach nicht mehr ausgehalten. In diesem Moment trat Kaiba durch die Tür. Er telefonierte und schien noch die letzten Dinge bei der Arbeit zu klären, bevor es losging, aber seine verschlossene, ernste Miene wandelte sich in pure Überraschung, als er Joey sah. Und während er das Gespräch beendete, kam er auf Joey zu, sein Blick die ganze Zeit auf ihn gerichtet.

 

“Gut, ich will die Zahlen morgen früh in meinem Postfach haben. Zehn Uhr, und keine Minute später. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt.” Damit beendete er das Telefonat und stand nur noch gut einen halben Meter von Joey entfernt. “Na, Hündchen, heute mal pünktlich?”

 

Daraufhin knurrte Joey ihn ein wenig an. “Na, Drache, heute mal wieder überheblich wie eh und je?” Egal, welche Erfahrungen sie in den letzten Wochen miteinander geteilt hatten, diese kleinen Sticheleien gehörten einfach zu ihnen, und Joey hatte das Gefühl, keiner von beiden würde jemals so gänzlich ohne auskommen.

 

“Ich wusste gar nicht, dass du den Heli auch selber fliegen kannst”, sagte Joey und konnte sehen, wie Kaibas Gesichtszüge ein wenig freundlicher wurden. Kaiba lehnte sich noch ein bisschen weiter zu ihm, als er erwiderte: “Tja, du weißt eine ganze Menge nicht über mich, Hündchen.” Joey musste ihm zustimmen, vermutlich hatte er bisher nur an der Oberfläche gekratzt, und eine innere Sehnsucht überkam ihn, alles über den Mann mit den eisblauen Augen herauszufinden.

 

In dem Moment stieß auch schon der Rest der Gruppe zu ihnen. Serenity und Mokuba wirkten beide unheimlich aufgeregt, während seine Mum nur selig vor sich hin lächelte. Kaiba führte sie zu einem Fahrstuhl, der sie direkt auf das Dach bringen würde, wo der Hubschrauberlandeplatz war, und plötzlich war auch Joey ein bisschen aufgeregt. Er war noch nie geflogen, auch nicht in einem normalen Flugzeug, und ein wenig Bammel hatte er schon. Aber er vertraute Kaiba, würde schon schief gehen.

 

Sie kamen endlich oben an, und ein paar Menschen wuselten um den Helikopter herum, um ihn startklar zu machen. Ein Mitarbeiter von Kaiba übergab ihm die Headsets, die er sogleich an alle verteilte, dann stieg er als Erster ein und setzte sich auf den Piloten-Platz. Joey war als nächster an der Reihe, und noch während er überlegte, wo er sich hinsetzten sollte, tippte Kaiba schon dezent, fast unmerklich, wenn man nicht darauf achtete, auf den Platz neben ihm, sein Blick war bittend. Joey konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen und nahm neben ihm platz. Und es fühlte sich mehr als richtig an.

 

Während Kaiba noch irgendwelche Hebel und Knöpfe bediente, setzten sich Mokuba, Serenity und seine Mum auf die hinteren Sitzplätze. Es piepste kurz durchs Headset, und Kaiba fragte: “Könnt ihr mich alle hören?” Alle bejahten, und Kaiba fokussierte sich wieder auf die Kontroll-Panels vor ihm. Joey war fasziniert davon, mit welcher Routine Kaiba augenscheinlich den Helikopter bediente. Irgendwann war Kaiba offensichtlich fertig, doch bevor er den Helikopter final startete, sah er noch mal alle Insassen an, bis sein Blick auf Joey fiel. Für einen Moment verlor er sich in den eisblauen Augen vor ihm, was Kaibas Mundwinkel ein bisschen zucken ließ. Kaiba hielt das Mikro des Headsets für einen Moment zu, dann sagte er, an Joey gerichtet: “Anschnallen, mein Hündchen.”

 

“Hä?... Oh, ja, natürlich, sorry!” Mit einem leichten Rotschimmer auf dem Gesicht, schnallte sich der Blonde an und Kaiba startete die Motoren.

 

“Tower, hier ist Kaiba White Dragon, fertig zum Start, bitte um Starterlaubnis.” Joey kam schon wieder aus dem Staunen nicht mehr raus. Irgendwie wirkte Kaiba so unglaublich erwachsen, wie er da so sprach und irgendwelche Tasten betätigte. Das war alles so unwirklich, aber Joey war froh, dass es die Realität war und nicht bloß ein Traum.

 

“Starterlaubnis erteilt, guten Flug, Mr. Kaiba”, hörten sie durch ihre Headsets die Flugsicherung sagen.

 

“Na dann, auf geht’s”, flüsterte der Braunhaarige, und schon wenige Sekunden später hoben sie vom Boden ab. Joey musste ruckartig die Luft einziehen. Es war ein überwältigendes Gefühl. Nur Minuten nach dem Start waren sie hoch oben in der Luft, ihre Augen konnten die ganze Stadt überblicken. Aus den hinteren Reihen waren immer mal wieder ‘Oh’s’ und ‘Ah’s’ zu hören, und auch der Blonde war einfach nur sprachlos.

 

Kaiba flog eine große Runde über die Stadt, und Mokuba erzählte immer mal wieder, was zu sehen war. Es war ein herrlicher Tag mit nur wenigen Wolken am Himmel, sodass sie freie Sicht auf alles hatten, was unter ihnen lag. Dann flogen sie über ein Waldgebiet, und Kaiba analysierte genau die Umgebung. Dann sah er Joey für einen Moment an und setzte ein leichtes, verschmitztes Grinsen auf, und bevor Joey sich wundern konnte, was es damit auf sich hatte, lenkte Kaiba den Helikopter in einen Tiefflug, nur um ihn wenige Momente später wieder hochzuziehen, sodass sie kurz das Gefühl hatten, schwerelos zu sein. Atemlos musste Joey lachen. Das Gefühl war sonderbar und ein warmes Kribbeln breitete sich in seiner Magengegend aus, aber er hatte den Spaß seines Lebens.

 

“Nochmal?”, fragte Kaiba zu Joey gewandt, der nur heftig nicken konnte. Also wiederholte Kaiba die Aktion, und dann nochmal, und dann noch ein weiteres Mal, bis Joey vor Vergnügen glucksen musste, und auch alle anderen schienen ihren Spaß zu haben. Kaiba stabilisierte den Helikopter wieder, während Joey, noch immer voller Adrenalin, zitterte. Mit weit aufgerissenen Augen sah er seinen Drachen an - zwar schaute dieser schon wieder mit konzentriertem Blick nach vorn, aber er lächelte, eines dieser echten Lächeln, die Joey nur selten an ihm bemerken durfte. Joeys Sehnsucht, den Braunhaarigen zu berühren, wuchs mit jeder Minute, aber er musste sich wirklich beherrschen.

 

Irgendwann tauchte in der Ferne Wasser auf, und Joey versuchte genau zu sehen, was es war. Bis er erkannte, dass sie auf das Meer zuflogen.

 

In diesem Moment hörte er Kaiba nach Landeerlaubnis fragen. Würden sie etwa wirklich… ans Meer fliegen?

 

Und tatsächlich - mit geschickten Flugmanövern landete er den Helikopter sicher auf einem Flugplatz, der sich ganz nahe dem Meer befand. Es war nicht die exakt gleiche Stelle, an der sie gewesen waren, aber dennoch ein ganz wunderbarer Ort.

 

Als Joey einen Fuß auf den Boden setzte, fühlte er sich plötzlich unheimlich schwer. Als sie noch in der Luft waren, fühlte er diese grenzenlose Freiheit. Ob Kaiba das genauso fühlte, wenn er den Helikopter lenkte?

 

Mokuba rannte schon vor Glück kreischend auf das Meer zu, während Serenity und ihre Mum sich kurz unterhielten. Er würde gleich mit ihnen reden, aber er wollte zuerst mit Kaiba sprechen. Dieser stand auf der anderen Seite des Helikopters und redete, seinen typischen kühlen Ausdruck auf dem Gesicht, mit einem Mann, vermutlich demjenigen, der den Flugplatz überwachte. Als er Joey auf sich zugehen sah, nickte er dem Mann zu und bedeutete ihm damit, sich zu entfernen - ein typischer Kaiba-Move, dem der Mann sofort Folge leistete.

 

“Kaiba, was… warum…”, stammelte Joey atemlos vor sich hin. Kaiba kam einen Schritt auf ihn zu, bevor er erklärte: “Als wir hier am Meer waren, da hast du gesagt, du warst hier mit deiner Schwester, als ihr noch Kinder wart. Meinst du nicht, du solltest sie an diesen Platz zurückbringen, der so besonders für euch war?”

 

Joey merkte, wie ihm schon wieder die ersten Tränen kamen, aber er musste sich zügeln. Er wollte nicht weinen, nicht, wenn seine Mum oder Serenity ihn so sehen können. Komisch, er hätte kein Problem mehr damit, es vor Kaiba zu tun. Wie verrückt war diese Welt geworden?

 

“Kaiba, das ist… wow, ich kann einfach nichts sagen. Das ist einfach… Wahnsinn.”

 

Er konnte sehen, wie Kaiba mit seiner Fassung rang, aber seine Augen sprachen Bände. Er schaute sich kurz um, aber Mokuba war schon am Meer und außer Sichtweite, seine Schwester und seine Mum standen auf der anderen Seite des Helikopters, und der Mann von der Flugaufsicht war wieder im Gebäude verschwunden. Niemand beobachtete oder achtete auf sie. Kaiba überwand die restliche Distanz zwischen ihnen und berührte mit seiner Hand Joeys Wange, nur für einen kurzen Moment, aber sehr zärtlich.

 

“Geh, Hündchen. Zeig ihr, was sie verpasst hat.” Joey konnte einen glücklichen Seufzer nicht unterdrücken. Für einen kurzen Augenblick nahm er Kaibas freie Hand und drückte sie zum Dank, bevor er sich entfernte und auf die andere Seite des Helikopters zu seiner Mum und Serenity stieß.

 

“Hey, Joey”, wurde er sogleich von seiner Schwester begrüßt, “ist das nicht der Strand, wo wir früher als Kinder immer gespielt haben?”

 

Sofort musste Joey strahlen. “Genau! Komm, lass uns mal zum Meer gehen. Kannst du dich noch erinnern, wie wir immer Sandburgen gebaut haben?” Schnellen Schrittes liefen sie zum Strand runter. “Oh Gott, ja, und deine sahen immer furchtbar aus, Joey!” Sie musste laut auflachen und Joey ließ sich anstecken. “Stimmt, und du hast immer ganze Schlösser gebaut! Komm, ich fordere dich heraus, wir bauen eine Sandburg, und Mum entscheidet, welche am schönsten aussieht, und der Gewinner kriegt… keine Ahnung, irgendwas, überlegen wir uns noch.” Freudestrahlend nickte Serenity und sie machten sich sogleich ans Werk.

 

~~~~

 

Aus sicherer Entfernung beobachtete Kaiba die beiden Geschwister. Sie wirkten beide so glücklich und ausgeglichen, und es brauchte jedes kleine Bisschen seiner Selbstkontrolle, um nicht wieder zu lächeln. Was machte das Hündchen nur mit ihm? Er musste unbedingt verhindern, dass andere ihn so schwach erlebten. Auf der anderen Seite war das zwecklos, sobald sein Hündchen auch nur in seine Nähe kam. Er verschränkte die Arme vor der Brust und musste laut seufzen. Es war wie verhext. Er musste sich unbedingt einen Plan machen, und zwar schnell.

 

Aus dem Augenwinkel sah er, wie Joeys Mum auf ihn zukam, mit demselben Lächeln im Gesicht, das der Blonde auch immer trug. Sofort straffte sich Kaiba ein wenig und legte seine desinteressierte Miene auf. Ja, er war wieder auf dem richtigen Weg.

 

Seine Mum stellte sich neben ihn und für einen Moment beobachteten sie still Joey und Serenity, die offensichtlich großen Spaß dabei hatten, sich gegenseitig ihre Sandburgen kaputt zu machen. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er denken, sie wären beide wieder kleine Kinder. Mokuba stand mehr oder weniger zwischen ihnen und feuerte beide an, ihr Bestes zu geben. Beim Sandburgen bauen. Auf welcher Kinder-Geburtstagsparty war er denn hier gelandet? Dennoch, es amüsierte ihn, die Drei so zu sehen - nur würde er es tunlichst vermeiden, anderen das offen zu zeigen, und solange das Hündchen nicht direkt vor ihm stand, würde er auch genug Selbstbeherrschung haben, damit ihm das gelang.

 

“Danke, Kaiba”, sagte Wheelers Mum, den Blick noch immer nach vorn auf ihre Kinder gerichtet. Kaiba betrachtete sie für einen Moment von der Seite. Es war wirklich nicht zu übersehen, wie ähnlich Joey seiner Mum war, nicht nur vom Aussehen, irgendwie auch vom Wesen her. Sie war zwar etwas ruhiger und in sich gekehrter, aber das brachte vielleicht auch einfach die Lebenserfahrung mit sich. Aus der Ferne beobachtete sie ihre Kinder, und wenn er sich nicht täuschte, war dieser Blick ganz ähnlich dem, den Joey manchmal aufsetzte, wenn er ihn ansah.

 

Erst dann realisierte er, was sie da gesagt hatte. “Wofür?”

 

Sie drehte sich zu ihm um und lächelte ihn freundlich an. “Du scheinst ihm gut zu tun. Ich habe ihn schon lange nicht mehr so glücklich erlebt, nicht mehr seit der Scheidung. Natürlich haben wir uns seitdem auch nicht mehr persönlich gesehen, aber wenn wir telefonierten, wusste ich einfach, wenn was im Busch war. Mütterlicher Instinkt, schätze ich. Aber jetzt, da scheint er einfach nur glücklich zu sein. Und ich weiß nicht, was das zwischen euch ist, vielleicht wisst ihr es ja selbst noch gar nicht, aber ich sehe, wie er dich ansieht. Er bewundert dich, Kaiba, er sieht zu dir auf. Und das macht mich unheimlich glücklich. Wenn er glücklich ist, bin ich es auch.”

 

“Mrs. Wheeler, ich…”

 

Lachend unterbrach sie Kaiba. “Oh, bitte, können wir diese Formalitäten nicht ablegen? Eine ‘Mrs.’ bin ich außerdem auch schon lange nicht mehr. Ich bin Elaine.”

 

Das Talent, schnell Vertrautheit zu schaffen, hatte Joey definitiv von seiner Mum. Kaiba fühlte sich etwas unbehaglich, weil er lieber ein wenig Distanz schaffen wollte, aber es wäre auch unhöflich von ihm, nicht auf ihren Vorschlag einzugehen. Also nickte er ihr zu, als Bestätigung, dass er verstanden hatte. Allerdings hatte sie ihn so aus der Fassung gebracht, dass er jetzt keine Ahnung mehr hatte, was er eigentlich hatte sagen wollen. Und vielleicht gab es auch einfach nichts zu sagen. Vielleicht war es sogar besser, er würde nicht reden, nicht, dass er noch irgendeinen Quatsch erzählen würde.

 

Mit einem erneuten Lächeln auf den Lippen, ging sie rüber zu ihren Kindern, die sie sogleich mit ihrem albernen Wettbewerb in den Bann zogen. Obwohl Kaiba nicht so richtig was mit sich anzufangen wusste, so war er doch zufrieden damit, einfach nur zu beobachten. Und seine Augen lagen ausschließlich auf einer Person, dem kleinen Wirbelwind mit den goldbraunen Augen, den leuchtend blonden Haaren und dem zutiefst ansteckenden Lachen.

 

Als sich der Sonnenuntergang vorsichtig ankündigte, ging er nun auch auf die Gruppe zu. “Ich fürchte, wir müssen uns wieder auf den Rückweg machen.”

 

“Ach, Seto, können wir nicht noch ein bisschen bleiben? Zehn Minuten oder so?”, bettelte Mokuba, aber Kaiba schüttelte den Kopf. “Ich fürchte nicht, Mokuba. Die Sonne wird bald untergehen und es wäre gut, wenn wir vor dem Einbruch der Dunkelheit Zuhause wären.”

 

“Hmpf, na gut”, lenkte Mokuba ein und machte sich auf den Weg zum Helikopter. Auch alle anderen folgten ihm.

 

Nachdem alle eingestiegen waren, startete Kaiba den Helikopter, um die Gruppe wieder nach Hause zu fliegen. Mittlerweile war schon der Sonnenuntergang zu erahnen, und er wusste, dass er sich noch intensivieren würde, während sie flogen. Es war still im Helikopter, er konnte Serenity schnarchen hören und es schien fast so, als ob auch Mokuba eingeschlafen wäre. Aus dem Augenwinkel konnte er Joey sehen und… weinte er etwa?

 

“Hey, alles okay?”, fragte er, und als Joey sich ihm direkt zuwandte, konnte er sehen, dass er recht hatte. “Was ist los?”, fragte Kaiba ihn und konnte einen Anflug von Sorge nicht vermeiden.

 

“Kannst… kannst du irgendwie machen, dass uns die anderen nicht hören?”, erwiderte Joey. Ziemlich kluger Einfall eigentlich, darauf hätte er auch selbst kommen können. Er drückte die richtigen Tasten, bevor er weiter sprach: “Kannst du mich noch hören?” Joey nickte. “Aber ich rede nur, wenn du den Blick weiter nach vorn richtest! Ich will nicht Schuld sein, wenn du einen Unfall verursachst oder so.”

 

Kaiba konnte ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken, und auch wenn ihn das ein wenig nervte, so wusste er doch, dass es nur sein Hündchen sehen würde. Er richtete seinen Blick konzentriert wieder nach vorn. “Keine Sorge, Multitasking ist mein Spezialgebiet. Also, was ist los, Hündchen?”

 

Joey seufzte, bevor er anfing zu sprechen. “Ich kann es auch nicht so richtig sagen. Es ist einfach… einfach ein bisschen viel, weißt du?”

 

“Oh...” Hatte er etwas falsch gemacht? Sich zu sehr aufgedrängt mit dem Vorschlag, heute mit dem Helikopter zu fliegen? Aber alle waren so begeistert, auch Joey…

 

Scheinbar verriet Joey sein Stirnrunzeln, dass er sich gerade viel zu viele Gedanken über das Gesagte machte, also sprach er schnell weiter: “Nein, also, nicht so, wie du vielleicht denkst. Der Ausflug war wunderschön. Die ganzen letzten Tage waren wunderschön. Ach was, die ganzen letzten Wochen! Keine Ahnung, ich denke immer, glücklicher als jetzt kann ich nicht sein, und dann kommst du um die Ecke und setzt noch einen oben drauf. Da ist einfach so viel Dankbarkeit und Freude in mir, ich weiß nicht, das musste vielleicht mal raus. Macht das irgendwie Sinn?”

 

Bei jedem seiner Sätze machte Kaibas Herz einen Sprung. Er wusste nicht, dass er so einen großen Einfluss darauf hatte, wie sich Joey fühlte. Natürlich war er froh darüber, er wollte ihn unbedingt glücklich sehen, aber dass er es so betrachtete, machte ihn irgendwie stolz.

 

“Also waren das Freudentränen?”

 

“Mhm, genau”, antwortete Joey. “Tut mir leid, falls das falsch rüberkam.”

 

“Überhaupt nicht. Wenn du glücklich bist, bin ich es auch”, zitierte er Joeys Mum von vorhin - und musste sich eingestehen, dass er es genauso sah. Aus dem Augenwinkel konnte er ihn wieder lächeln sehen.

 

Er schaltete alle Headsets wieder ein und sagte dann durch, dass sie gleich da sein würden. Serenity streckte sich und gähnte laut, und auch Mokuba rieb sich die Augen, während Kaiba den Helikopter wieder sicher auf dem Dach der Kaiba-Villa landete.

 

~~~~

 

Nun waren die Weihnachtsfeiertage endgültig vorüber und sie saßen alle gemeinsam am Frühstückstisch. Joey hatte Kaiba in den letzten Tagen intensiv beobachtet und mittlerweile verstanden, dass es im Prinzip zwei Personen in ihm gab. Die Person, die er nach außen vorgab zu sein, also zwar jemand, der seinem eigenen Bruder auch offen Gefühle zeigen konnte, aber ansonsten eher kühl, distanziert, zuweilen arrogant, rechthaberisch und gebieterisch war. Und dann gab es den anderen Kaiba, den, der ein Herz hatte. Der Sachen sagte, die Joeys Herz höher schlugen ließen. Der lächelte, wenn auch nur zaghaft und nur, wenn ihn niemand anderes außer Joey sah. Der ihn ‘mein Hündchen’ nannte, was im Gegensatz zu ‘Köter’ oder ‘Streuner’ eine enorme Steigerung war. Und der ihn berührte und damit ein explosionsartiges Kribbeln in seinem Körper auslöste. Joey glaubte, nein, er war sich sicher, dass nur er diese Seite von Kaiba zu Gesicht bekam, auch weil er unheimlich darauf Acht gab, dass ihn niemand sonst dabei beobachtete. Wobei ihn das Gefühl nicht los ließ, dass seine Selbstkontrolle immer mehr ins Wanken geriet. Dennoch - dieses Gefühl, dass er der Einzige war, der diese Seite von ihm kannte, war unbeschreiblich. Sollte das für immer so bleiben, war es eben so - weil er jetzt wenigstens wusste, dass es diese Seite an seinem Drachen gab.

 

Nach und nach verabschiedeten sich die Leute vom Frühstückstisch, aber Joey wollte noch etwas mit Kaiba besprechen. Als alle schon draußen waren und sich auch Kaiba von seinem Platz erhob, fragte Joey: “Hey, hast du einen Moment Zeit?”

 

“Schon, aber nicht viel. Können wir auf dem Weg in mein Arbeitszimmer reden? Ich muss ein paar wichtige Telefonate führen.”

 

“Oh, Ärger in der Firma?”

 

Er hörte Kaiba seufzen. “Ein Lieferant, der zu spät geliefert hat. Manchmal frage ich mich, wozu ich eigentlich Personal habe, wenn ich dann doch alles selber machen muss”, sagte er genervt.

 

Sie machten sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer. Dort angekommen, setzte Joey erneut an: “Wenn das der falsche Zeitpunkt ist, kann ich auch später wiederkommen.”

 

“Nein, schon gut, ich fürchte, das wird heute ein langer Tag.”

 

“Okay, ich wollte nur kurz über den Silvesterabend mit dir sprechen.” Erneutes Schnaufen von Kaiba, als dieser antwortete: “Mokuba hat eine Party organisiert, nehme ich an?”

 

Joey stand recht weit vom Schreibtisch entfernt. Er konnte die Situation nicht richtig einschätzen und er wollte auch nicht, dass Kaiba jetzt wegen sowas an die Decke ging. Er musste irgendwie behutsam an die Sache rangehen.

 

“Mhm, genau. Meine Freunde würden kommen, Mokuba hat auch ein paar Schulfreunde eingeladen, und meine Mum und Serenity wären natürlich auch hier. Ich… keine Ahnung, ich wollte nur sichergehen, dass das okay für dich ist. Ich weiß, Mokuba würde jetzt sagen, Scheiß drauf. Wobei, so würde er es vermutlich nicht ausdrücken.” Kurz musste Joey schmunzeln, und als er wieder aufsah, konnte er auch ein Zucken an Kaibas Mundwinkeln bemerken.

 

“Wie auch immer, wenn das ein Problem für dich ist, dann spreche ich mit Mokuba. Wir könnten ja auch woanders feiern, nicht hier, aber…” Joey biss sich leicht auf die Unterlippe. Wie konnte er das am besten formulieren?

 

“Aber was, Hündchen?” Kaiba war aufgestanden und lehnte sich mit der Hüfte an die Vorderseite seines Schreibtischs, die Arme vor der Brust überkreuzt. Er hatte ein hellblaues Hemd an, zusammen mit einer dunkelblauen Stoffhose, und Joey konnte seinen Blick nicht abwenden. Warum nur wurde er so von dem Braunhaarigen angezogen? Er musste sich räuspern, bevor er mit etwas belegter Stimme weiter reden konnte. “Aber… ich weiß nicht, ich… na ja, wenn du nicht dabei wärst, dann würde… irgendwie was fehlen. Also…”

 

Joey hatte den Kopf gesenkt und konnte die Hitze in seinen Wangen spüren. Schritte waren zu hören, und Kaiba hob seinen Kopf hoch, damit er ihn ansehen musste. Er war ihm ganz nah. “Also, was, Joey?” Oh Gott, er hatte seinen Vornamen benutzt, schon wieder. Ihm wurde ganz anders, seine Knie fühlten sich an wie Pudding. Kaibas Augen waren so unheimlich intensiv blau, ein Sturm aus verschiedenen Blautönen. Was machte dieser Drache nur mit ihm?

 

Wie in Trance und bevor er weiter darüber nachgrübeln konnte, wie er es sagen sollte, sagte er einfach: “Bitte, komm auch zur Party. Ich will dich da haben.”

 

Kaiba ließ ihn noch ein wenig zappeln und schwieg für einige Sekunden, die Joey wie Stunden vorkamen. Es war ihm so unangenehm, und dennoch konnte er zugleich die Anziehung spüren, sein Herz raste und seine Wangen glühten, insbesondere an der Stelle, wo Kaiba ihn berührte. Dann setzte Kaiba ein leichtes Lächeln auf, seine Augen ein wenig zu Schlitzen geformt. “Gut, ich werde da sein. Aber glaub’ ja nicht, dass ich tanze oder sonst irgendeinen Unsinn mache, klar?” Damit ließ er von Joey ab, drehte sich um und ging zurück an seinen Schreibtisch. Okay, das hier war irgendwie anders. Klar, Kaiba hatte viel zu tun und so, und vielleicht interpretierte er da jetzt zu viel hinein, aber… aus der Hitze war ein Feuer geworden, das unermüdlich größer wurde, und Joey hatte keine Ahnung, wie er es stoppen könnte. Vielleicht wollte er auch gar nicht, dass es aufhörte - er würde das Risiko eingehen und sich nur zu gern verbrennen.

 

“O-okay, d-das klingt gut. I-ich geh dann mal M-mokuba helfen.” Stotternd wandte sich Joey ab und verließ das Arbeitszimmer. Diese Stimmung, diese Wärme - das alles musste er erst mal verarbeiten. Er musste jetzt unbedingt Distanz zwischen ihnen schaffen und irgendwie Abkühlung finden. Auch wenn ein Teil in ihm wusste, dass das nicht möglich sein würde.

 

Die nächsten Tage bis zum Silvesterabend brachte er damit zu, Mokuba bei den Vorbereitungen zu helfen. Zusammen mit Serenity und seiner Mum hing er Lichterketten auf, verteilte weitere Dekoration, schaffte den Weihnachtsbaum weg, besprach mit Mokuba die Essensplanung und ging auch selbst noch ein paar Snacks einkaufen. Durch die viele Beschäftigung kühlte sein Kopf wieder etwas ab, auch weil Kaiba sich mehr oder weniger in seinem Arbeitszimmer oder in der Firma verschanzt hatte. Joey hoffte trotzdem, dass Kaiba auftauchen würde, so, wie er es gesagt hatte.

 

Es war der 31. Dezember, und Joey half Mokuba bei den letzten Vorbereitungen. Der Kleine Kaiba-Bruder hatte ihm schon gesteckt, dass es ein phänomenales Feuerwerk geben wird, das sie von der Dachterrasse aus beobachten würden, und Joey freute sich schon sehr darauf. Er nahm sein Handy raus und sah auf die Uhr - es war 19 Uhr, die Gäste würden in etwa einer Stunde ankommen. Zeit, sich zurückzuziehen und fertig zu machen.

 

Zurück in seinem Apartment, duschte Joey ausgiebig und suchte dann in seinem Ankleidezimmer nach einem passenden Outfit. Er war in den letzten Tagen noch einkaufen gewesen und hatte sich eine Auswahl an Hemden zusammengestellt - wenn man mit Seto Kaiba zusammen wohnte, war es wohl ganz gut, auch ein paar formellere Kleidungsstücke im Schrank zu haben.

 

Er entschied sich für ein schwarzes Hemd, und da es ein recht lockerer Anlass war, ließ er den Knopf am Kragen und den darunter offen. Dazu trug er eine dunkelblaue Jeans und schwarze Sneaker. Vor dem Spiegel richtete er sich noch mal kurz die Haare - perfekt! Er sah auf sein Handy, kurz vor 20 Uhr. Er nahm schon mal seinen Mantel mit, damit er nicht nochmal herkommen musste, bevor sie zum Feuerwerk rausgingen, und lief dann in Richtung Festsaal, den sie für die Party vorbereitet hatten.

 

Dort traf er auf Mokuba, Serenity und seine Mum. Alle hatten sich rausgeputzt. Serenity hatte ein bodenlanges, weinrotes Kleid an, und sah einfach traumhaft schön aus. Er konnte immer noch nicht glauben, dass sie hier war, und in diesem Aufzug sah sie so… erwachsen aus. Er wünschte sich sehr, dass sie sich jetzt öfter sehen würden. Zumindest öfter als alle zehn Jahre wäre ja schonmal eine Verbesserung.

 

Nach und nach trudelten die Gäste ein. Tristan, Téa und Yugi kamen gemeinsam und hatten sich ebenfalls ziemlich schick gemacht. Téa war in ihrem Glitzerkleid schon von weitem zu sehen und sah aus wie eine Diskokugel, und Joey musste sich ein Lachen verkneifen. “Hey, Leute, schön, dass ihr da seid!”

 

“Danke für die Einladung, Joey”, erwiderte Yugi freundlich lächelnd. Alle hingen ihre Jacken und Mäntel an die Garderobe, und Tristan war der Erste, der die Snack-Bar plünderte, während sich die Anderen was zu trinken holten. Das ließ Joey erneut auflachen. Manchmal waren seine Freunde wirklich Deppen, aber es waren seine Deppen-Freunde, und nichts würde sich jemals daran ändern.

 

Mokuba hatte einen DJ organisiert, der im Hintergrund langsam anfing, Musik zu spielen. Joey sah zum gefühlt hundertsten Mal auf sein Handy - schon 30 Minuten nach acht, und noch keine Spur von Kaiba. Hatte er es sich anders überlegt?

 

Doch in diesem Augenblick ging die Tür auf, Kaiba trat ein und zog sofort alle Blicke auf sich. Augenblicklich wurden Joeys Knie wieder weich und er musste sich an einem Pfeiler abstützten, um nicht gänzlich die Kontrolle zu verlieren. Die andere Hand hielt seinen Becher Cola fest, den er beinahe fallen gelassen hätte. Kaiba sah atemberaubend aus. Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover, eine schwarze Stoffhose und darüber einen langen, weißen Mantel, der vorne geöffnet war. Sein Blick glitt kühl über die Festgemeinde, ein paar Strähnen hingen ihm im Gesicht, und Joey hatte das überwältigende Bedürfnis, ihm diese verdammten Haare aus der Stirn zu streichen. Er musste sich unbedingt beruhigen, aber er konnte seinen Blick einfach nicht abwenden, schon gar nicht, als Kaiba ihn erkannte und mit diesem intensiven Blick belegte, der einen Sturm aus Gefühlen in ihm auslöste. Joey fragte sich, wie er auch nur eine Minute überleben sollte. Wenn Kaiba auch nur im Raum war, wurde ihm schon ganz anders. Was, verdammt noch mal, passierte hier eigentlich mit ihm?

 

“Pfff, was für ein dramatischer Auftritt, war ja klar, dass Kaiba wieder die ganze Aufmerksamkeit braucht, arroganter Pisser”, hörte er Tristan von der Seite meckern. Das löste in Joey eine unbändige Wut aus. Konnte er denn nicht sehen, was er sah? Aber Téa stieg direkt mit ein, denn sie sagte: “Total der Angeber, dieser Typ. E-kel-haft, mehr sage ich dazu nicht!”

 

Joey musste sich beruhigen. Offensichtlich sahen sie tatsächlich nicht, was er sah, sonst würden sie so nicht über ihn reden. Aber er konnte seine Wut nicht unterdrücken, daher murmelte er seinen Freunden zu: “Bin gleich wieder da.” Und mit diesen Worten rauschte er aus dem Festsaal und flüchtete in die Küche.

 

Dort angekommen, musste er erstmal ein paar tiefe Atemzüge nehmen. Warum nahm ihn das so mit? Vor nicht mal zwei Monaten wäre er doch mit Freude drauf eingestiegen. Mal ehrlich, vor zwei Monaten hätte er sich nicht mal vorstellen können, auch nur einen Fuß in dieses Anwesen zu setzen. Und doch hatte sich soviel geändert, seine Welt wurde komplett auf den Kopf gestellt, und das war einzig diesem Idioten mit den verdammt mitreißenden eisblauen Augen zu verdanken.

 

“Hier steckst du”, hörte er eine Stimme hinter sich, und er wusste sofort, dass diese Stimme nur einem gehören konnte. Joey stützte sich ein wenig vornübergebeugt an einer Küchentheke ab, während er den Blick auf Kaiba richtete. Noch immer war er übermannt von seiner Wut, sein Atem ging schnell, und seine Augen waren leicht zusammengekniffen. “Was willst du, Kaiba?”

 

Dem Angesprochenen war die Verwirrung sichtlich ins Gesicht geschrieben. Er schloss die Tür hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und verschränkte die Arme vor dem Körper. “Was ist los, Hündchen?”

 

“Was los ist? Mann, Kaiba, keine Ahnung, was los ist. Ich weiß schon seit Wochen überhaupt nicht mehr, was mit mir los ist!” Joeys Stimme war lauter, als er es eigentlich klingen lassen wollte, aber diese ganzen vielen verschiedenen Gefühle prasselten auf einmal auf ihn ein - Wut, Verwirrung, Angst, Glück, Freude, einfach alles.

 

Kaiba erwiderte nichts, stand einfach da und beobachtete ihn. Wenigstens einer von beiden, der Herrscher über seine eigenen Gefühle und Sinne war. Erst jetzt wurde Joey sich seiner Präsenz so richtig bewusst. Verdammt noch mal, Kaiba sah von nahem noch viel besser aus. Sein Pullover lag so eng an, dass man darunter seine Muskeln erahnen konnte, und der Mantel schmiegte sich einfach perfekt an seinen Körper an. Und die Hose, diese verfluchte Hose, unterstrich sein ganzes Erscheinungsbild noch. Er war die personifizierte Perfektion.

 

Joey musste seinen Blick wieder abwenden. Er war nicht sauer auf Kaiba, und es wäre nicht fair, das jetzt an ihm auszulassen, das wusste er. Er musste nur irgendwie wieder Herr seiner Gefühle werden. Aber das hatte er die letzten Wochen schon probiert, und wo hatte es ihn hingeführt? Dass er sich in der Küche verschanzte, während ein paar Räume weiter die Party abging.

 

Auf einmal spürte er Kaibas Hand auf seiner, noch immer auf der Theke abgestützten Hand. Aber er sagte noch immer nichts, schaute ihn nur fragend an. Und als er ihn so ansah, konnte Joey die Worte nicht mehr zurückhalten.

 

“Keine Ahnung. Erst hat Tristan irgendwas Bescheuertes über deinen Auftritt gesagt, und dann kam Téa auch noch mit irgendwelchen Beleidigungen. Das hat mich einfach so… so rasend wütend gemacht. Die haben kein Recht…” Joey schnaufte hart und hatte noch immer alle Mühe, sich zu beruhigen. Kaiba zog seine Hand weg und stützte sich mit seiner Hüfte an der Theke ab, sodass sie nun nebeneinander standen.

 

“Du weißt, dass mir total egal ist, was der ‘Kindergarten’ von sich gibt, oder?”, erwiderte Kaiba monoton. Das machte Joey nur noch wütender.

 

“Sollte es aber nicht, Kaiba. Die haben nicht das Recht, sowas über dich zu sagen!” Warum konnte Kaiba das denn nicht sehen? Sag mal, waren hier heute alle so bescheuert, oder drehte Joey jetzt völlig durch?

 

Kaiba gab ein abruptes Lachen von sich, bevor er Joey ganz nah kam und ihm mit rauer Stimme ins Ohr flüsterte: “Wärst du nicht vor zwei Monaten noch an vorderster Front mit dabei gewesen?”

 

Damit hatte Kaiba definitiv den Nagel auf den Kopf getroffen. “Sieh mich an, Hündchen”, sagte er mit einer gewissen Dominanz, der man nicht einfach so widersprechen konnte. Joey drehte sich um und lehnte sich nun mit dem Po gegen die Theke. Kaiba trat vor ihn, die Arme links und rechts von ihm abgestützt, sein Gesicht nahe des Blonden.

 

“Hör zu, dein guter Vorsatz in allen Ehren, aber mir ist es wirklich verdammt egal, was deine Freunde über mich sagen. Mir könnte wirklich nichts egaler sein. Aber wenn sie der Grund dafür sind, dass du heute Abend keinen Spaß hast, brauchst du nur ein Wort zu sagen und sie fliegen in hohem Bogen raus und werden hier nie wieder reingelassen.”

 

Joey wurde erneut überwältigt von seinen Gefühlen. Sein ganzer Körper wurde durchzogen von lodernder Hitze. Kaiba war ihm so nah, und all das, was er sagte, schnürte ihm die Kehle zu, er bekam kaum noch Luft. Er wollte ihn berühren, aber er konnte nicht, weil er keine Macht mehr über seine Gliedmaßen hatte.

 

Kaiba strich mit seinem Daumen über Joeys Wange, und dann, für einen kurzen Moment, über seine Lippen. Das entlockte Joey einen wohligen Seufzer und er konnte das Feuer in Kaibas Augen lodern sehen.

 

“Also, du wirst da jetzt zurückgehen und gefälligst Spaß haben, verstanden?” Joey wusste, Kaiba würde keine Widerrede zulassen. Aber dennoch - der Blonde war neugierig. “Sonst was, Drache?”, erwiderte Joey mit erstickter Stimme.

 

Der Braunhaarige gab ein fast schon teuflisches Lachen von sich, bevor er sein Gesicht dem von Joey noch weiter näherte, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Dann sagte er mit kehliger Stimme: “Willst du das wirklich wissen, Joey?” Dann ließ er von ihm ab und ging seelenruhig aus dem Raum, so als wenn nie etwas passiert wäre.

 

~~~~

 

Was war da gerade passiert? Kaiba konnte Joeys Hitze noch immer förmlich spüren, seinen heißen Atem in seinem Gesicht. In seinem Kopf drehte sich alles, und er konnte sehen, dass es Joey genauso ging, auch wenn Kaiba noch etwas mehr Herr seiner Sinne war.

 

Mittlerweile war der Blonde, genauso wie Kaiba, wieder im Festsaal angekommen. Er beobachtete ihn genau, wie er wieder zu seinen dummen Freunden ging und sich offensichtlich für sein plötzliches Verschwinden entschuldigte. Es war so lächerlich, dass er so wütend wurde über etwas, das der ‘Kindergarten’ über ihn sagte. Gab es irgendwas im Leben, das noch unwichtiger war als das? Nicht für ihn, aber Joey war die Meinung seiner Freunde wichtig. Und dass er ihn hatte verteidigen wollen, war ja durchaus ehrenhaft von ihm gewesen.

 

Die Stimmung im Saal war ausgelassen. Es wurde getanzt, gegessen, getrunken, alle hatten Spaß, mittlerweile sogar wieder Joey, der mit seinen Freunden eine heiße Sohle aufs Parkett legte. Als Kaiba vorhin das erste Mal den Festsaal betrat und Joey im Raum entdeckte, wurde ihm sofort heiß. Der Blonde sah sensationell gut aus. Und dann hatte er auch noch die ersten beiden Knöpfe seines Hemdes offen gelassen… Er beruhigte sich, indem er für einen Augenblick die Augen schloss und sich auf seinen Atem konzentrierte. Doch auch mit geschlossenen Augen sah er diese leidenschaftlichen, goldbraunen Augen vor sich. Er bemühte sich, auf andere Gedanken zu kommen, aber er sah nichts, nichts außer ihn.

 

Also gab er es auf und beobachtete Joey, der ausgelassen tanzte und dabei einfach absurd gut aussah. Irgendwann drehte sich Joey mal für eine kurze Sekunde zu ihm um und schenkte ihm eines seiner strahlenden Lächeln. Der Kerl machte ihn fertig. Und gerade, als er sich zur Ablenkung ein weiteres Getränk holen wollte, erklärte Mokuba dem DJ, die Musik abzustellen und nahm das Mikrofon in die Hand. “Hey, Leute, danke nochmal, dass ihr heute alle hier seid, ich hoffe, ihr habt alle Spaß?” Eine gröhlende Menge stimmte ihm zu, und Kaiba musste sich mal wieder fragen, mit welchen Primitivlingen er es hier zu tun hatte. Er schaute kurz zu Joey, und der schien sich darüber auch sehr zu amüsieren. Kaiba musste ein Lächeln unterdrücken - vor zwei Monaten hätte er Joey ohne mit der Wimper zu zucken zu dieser Gruppe primitiver Affen dazu gezählt, aber er hatte mittlerweile so viel mehr über sein Hündchen gelernt, dass er wusste, dass das absolut ungerechtfertigt wäre. Joey hatte nie und würde nie zu dieser Horde Bekloppter zählen.

 

“Cool! Es sind noch 30 Minuten bis Mitternacht und ich würde mich freuen, wenn wir uns alle so langsam in Richtung Dachterrasse machen könnten. Also, schnappt euch eure Jacken und Mäntel und auf geht’s! Keine Sorge, da oben gibt es auch zu trinken und zu essen, es ist für alles gesorgt.” Damit schaltete er das Mikro ab und die feierwütige Meute schnappte sich einer nach dem anderen ihre wärmenden Kleidungsstücke von der Garderobe. Kaiba selbst war unter den Letzten, die dies taten, er hatte keine große Eile, nach oben zu kommen.

 

Langsam erklomm er die Treppe, die ihn nach oben auf die Dachterrasse führen würde. Er öffnete die Tür, die das Treppenhaus mit dem freien Bereich verband, und wurde sofort von kalter Luft begrüßt. Genau das brauchte er jetzt.

 

Er trat hinaus ins Freie und konnte sofort Joey ausmachen, der lachend im Kreis mit seinen Freunden stand. Kaiba würde in sicherer Entfernung bleiben, er konnte ansonsten für nichts garantieren. Er suchte sich eine Stelle am Rand, von der aus er die Szenerie gut beobachten konnte, aber selbst absolut unbeobachtet blieb.

 

Dann sah er sich um. Mokuba hatte sich tatsächlich viel Mühe gegeben. Die gesamte Dachterrasse war von Lichterketten umgeben, und überall standen noch weitere Lampen und Lichtquellen, selbst kleinere Lampions, die dem Ganzen ein wenig Farbe einhauchten. Der DJ, den Mokuba engagiert hatte, hatte auch hier oben jegliches Zubehör zur Verfügung und spielte weiter Musik, allerdings deutlich leiser als noch im Festsaal, mehr als Geräuschkulisse im Hintergrund. Aber egal, was er machte, auf was er auch versuchte, sich zu fokussieren, sein Blick glitt immer wieder zu dem Blonden mit den Augen aus Gold.

 

~~~~

 

Joey sah auf sein Handy, es war fünf Minuten vor Mitternacht. Seine Freunde waren in eine lebhafte Diskussion über Hüte und andere Kopfbedeckungen vertieft, und er konnte sich nur zu gut vorstellen, welche Kommentare Kaiba dazu auf der Zunge hätte. Apropos Kaiba, er sollte sich auf die Suche nach ihm machen. Er wollte bei ihm sein, wenn die Uhr Mitternacht schlug, und auch wenn er dagegen ankämpfte, er konnte es einfach nicht mehr. Und etwas sagte ihm, dass es Kaiba damit genauso ging.

 

Seine Augen schauten über die gesamte Dachterrasse, und gerade, als er dachte, er würde ihn nicht entdecken, konnte er ihn sehen, mit seinem langen, weißen Mantel, versteckt in einer der hintersten Ecken. Téa und Tristan steckten in einer hitzigen Diskussion und achteten nicht auf ihn, deshalb gab er Yugi nur kurz ein Zeichen, dass er für einen Moment weg wäre, und Yugi quittierte das mit einem Daumen nach oben und seinem Yugi-typischen Lächeln.

 

Joey machte sich auf den Weg zu Kaiba, und schon von weitem konnte er sehen, dass er jeden seiner Schritte beobachtete. Lässig lehnte er an einer Wand, und egal, wie sehr Joey versuchen würde, das abzustreiten, er wurde magisch von ihm angezogen.

 

“Du hast dich ja wirklich in die allerhinterste Ecke verkrochen, Kaiba”, begrüßte Joey ihn lachend.

 

“Was, hast du gedacht, ich würde da mit dir stehen und deinen dummen Freunden zuhören?”

 

Das brachte Joey erneut zum Lachen. “Nie im Leben würdest du das machen. Kannst du dich noch erinnern, wie wütend ich vorhin war?” Kaiba bedachte ihn mit diesem Blick, der ihm schon wieder die Hitze in den Körper schoss. Es war einfach nur krass, was für eine Wirkung und auch Macht er über ihn hatte. Der Braunhaarige nickte. “Tja, Tristan meinte, du würdest nur die Aufmerksamkeit suchen, mit deinem dramatischen Auftritt vorhin und so. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass du eigentlich genau das Gegenteil erreichen willst.”

 

Mit diesen Worten lehnte sich Joey neben Kaiba mit dem Rücken an die Wand und schaute auf den Rest der Leute, die die Party weiter genossen. Tristan und Téa schienen noch immer nicht bemerkt zu haben, dass er weg war, und hier hinten waren sie vor zu großer Aufmerksamkeit sicher.

 

“Hm, da könntest du ausnahmsweise mal recht haben, Hündchen.” Kaiba drehte seinen Kopf in seine Richtung. Sie standen direkt nebeneinander, Joey konnte Kaibas Körperwärme durch die vielen Schichten Kleidung spüren - oder bildete er sich das etwa nur ein? Frech grinste er den Größeren an. “Ausnahmsweise, ja?” In Kaibas Augen wütete ein Sturm, der Joey sofort gefangen nahm. Zwecklos zu versuchen, den Blick abzuwenden.

 

Kaiba sah auf sein Handy und zeigte es Joey - eine Minute vor Mitternacht. Ihre Gesichter waren sich immer noch zugeneigt und keiner von beiden machte auch nur ansatzweise Anstalten, Distanz aufzubauen. Ganz im Gegenteil, Kaiba nahm eine Hand von Joey in seine und intensivierte den Blick sogar noch - wenn das überhaupt möglich war. Joey verlor sich in seinem Blick, ihm war heiß, so heiß. Er musste ihn berühren, er konnte nicht mehr anders. Er hob seine Hand und strich nun ihm über die Wange, so wie Kaiba es vorhin in der Küche bei ihm gemacht hatte.

 

“Noch 15 Sekunden!”, schrie Mokuba von weiter weg, und Joey ließ seinen Daumen über Kaibas Lippen gleiten, und dann an seinem Kinn zur Ruhe kommen. Sie fingen an, abwechselnd zu zählen.

 

“10…”, fing Joey an. “9…”, kam es dann von Kaiba.

 

“8…”

 

“7…”

 

Kaiba stellte sich nun vor ihn, die Arme links und rechts von Joey abgestützt.

 

“6…”, zählte Joey mit heiserer Stimme.

 

“5…” Kaiba näherte sein Gesicht, sodass Joey schon seinen heißen Atem spüren konnte.

 

“4…” Joeys Stimme war kaum noch mehr als ein zittriges Flüstern.

 

“3…”

 

“2…” Ihre Nasenspitzen berührten sich.

 

“1....”

 

“Frohes neues Jahr, mein Drache.”

 

“Frohes neues Jahr, mein Hündchen.”

 

Und während um sie herum das Feuerwerk in den Himmel schoss und ein Wunder an Farben preisgab, überwand Joey den Rest der Distanz zu Kaibas Lippen und küsste ihn, löste damit sein ganz eigenes Feuerwerk in seinem Körper aus. Kaiba erwiderte den Kuss ohne zu zögern, fordernd stupste seine Zunge gegen Joeys Lippen, der ihm nur zu gern Einlass gewährte. Joey schlang seine Arme um Kaibas Nacken und zog ihn noch enger an sich, gab sich ganz dem Verlangen hin. Es war, als wenn er darauf schon sein ganzes Leben lang gewartet hatte. Er wollte ihn noch näher bei sich spüren und drückte seinen Körper gegen seinen, und ihre Zungen kämpften in ihren Mündern einen hitzigen Kampf, den keiner verlieren, sondern nur gewinnen konnte.

 

~~~~

 

Es war wie die Erlösung, eine Art Absolution. Sein Hündchen drückte sich heftig gegen ihn und ihre Zungen kämpften wild miteinander. Er konnte noch immer den Geschmack von Cola in seinem Mund schmecken, und er roch intensiv nach Minze. Gott, alles in ihm war verrückt nach Joey. Wieso hatte er das nicht vorher gesehen?

 

Gesehen… verdammt. Er löste sich von ihm und blickte sich um. Scheinbar beachtete sie niemand, alle schauten in den Himmel auf das Feuerwerk, aber er konnte das Risiko nicht eingehen.

 

“Nicht… hör nicht auf, bitte.” Er sah zurück in diese lodernd goldenen Augen, und das machte ihn fertig. Er wusste, er würde sich nicht beherrschen können, und Joeys fordernder Blick, der so voller Leidenschaft war, machte es ihm nicht einfacher.

 

“Komm mit.” Er nahm ihn an der Hand und zog ihn möglichst unauffällig ins Treppenhaus. Er wusste, weiter würde er nicht kommen, aber hier waren sie zumindest für eine Weile sicher, weil sich die Partygesellschaft das Feuerwerk ansehen würde.

 

Kaum war die Tür hinter ihnen geschlossen, drückte er Joey mit einer hitzigen Wucht gegen die Wand und intensivierte ihren gerade unterbrochenen Kuss sogar noch. Joey stöhnte auf, und das brachte ihn fast um den Verstand. Der Blonde schlang sogleich seine Arme wieder um seinen Nacken und forderte mehr, und Kaiba würde alles tun, ihm alles geben. Er war ihm total verfallen.

 

Kurz unterbrach Kaiba den Kuss, er wollte ihm in die Augen sehen. Joeys Augenlider flackerten, sein Atem ging schnell und seine Augen strahlten in dem hellsten Gold, das er je in seinem Leben gesehen hatte. Würde er jemals genug von diesen Augen bekommen?

 

Sein Hündchen wurde ungeduldig und drückte ihm fordernd seine Lippen auf den Mund. Leicht biss der Blonde in seine Unterlippe, und er konnte ein wohliges Stöhnen nicht unterdrücken. Gott, er hatte so viel in seinem Leben verpasst, aus dem er das Hündchen bisher so kategorisch ausgeschlossen hatte.

 

In einem Sturm der Leidenschaft küssten sie sich, keiner von beiden wollte sich lösen. Bis Kaiba Schritte hörte und Stimmen, die sich näherten. Schnell stieß er sich von Joey und der Wand ab, stand nun an der gegenüberliegenden Wand, als sich nur Sekunden später die Tür öffnete und Mokuba mit Joeys Freunden das Treppenhaus betrat. Verdammt, hätten sie nicht eigentlich mehr Zeit haben sollen? Noch immer schaute sein Hündchen ihn hitzig an, und noch immer mussten beide ihren unregelmäßigen Atem unter Kontrolle bringen.

 

“Joey, da bist du ja! Wir haben dich überall gesucht! Frohes Neeeeues! Hattest du schon wieder Streit mit diesem Idioten von Eisklotz da?” Stirnrunzelnd ging Gardner auf Joey zu, nahm seine Hand und zog ihn mit sich. “Komm, die Party geht unten weiter! Woohoo, wir tanzen die gaaaaanze Nacht!” Joey hatte offensichtlich seine Körperbeherrschung noch nicht wiedergefunden und wurde von Gardner und dem Rest der Idiotentruppe mitgerissen. Er konnte sich noch mal kurz umdrehen und mit seinen Lippen ein kurzes ‘Sorry’ formen, bevor er vollends verschwunden war. Wie verrückt der Abend war, ach, der ganze Tag schon. Diese Lippen… Kaiba wusste, er würde mehr brauchen. Und er würde es sich holen. Er brauchte nur einen Plan, wie er das anstellen sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Rosarockabye
2021-02-27T21:47:16+00:00 27.02.2021 22:47
Uhhhhh dieser Countdown... güürll.... dieser contdown.. da blieb mir die Luft weg.....
Und Kaiba der sich von einem Plan in den nächsten springt harharhar~
Antwort von:  Evi1990
28.02.2021 00:17
Ahahaha na Hauptsache er hat einen Plan oder 🤣
Von:  Onlyknow3
2021-01-09T22:55:08+00:00 09.01.2021 23:55
So schön hat also für die beiden das Jahr begonnen. Was besseres kann es nicht geben.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Evi1990
10.01.2021 00:14
Schön, dass es dir gefallen hat, ist auch eines meiner liebsten Kapitel 😍🥰
Von:  Sujang
2020-11-29T18:34:42+00:00 29.11.2020 19:34
Wohoooo ^^^^
Sie haben sich geküsst ^^
Und du hast es so toll gemacht ,Silvester und dann noch der countdown:))))
Einfach spitze . Jetzt bin ich tierisch gespannt wie es weiter geht. Und was sich seto so aus denket
Lg sujang
Antwort von:  Evi1990
29.11.2020 21:29
Danke für den lieben Kommi :))) <3
Von:  Dragonlady2000
2020-11-28T23:52:50+00:00 29.11.2020 00:52
So gut und endlich haben sie sich geküsst. Bin Mal auf dem Plan gespannt Seto, denn dein vorheriger ist schief gegangen, denn du hast dich in das Hündchen verliebt und das Hündchen in dich. Somit wird Joey sich nicht nochmal umbringen wollen.
Antwort von:  Evi1990
29.11.2020 11:56
Danke für deinen Kommentar, schön, dass es dir gefallen hat 🥰
Von:  KayaPaws
2020-11-28T22:49:07+00:00 28.11.2020 23:49
Endlich! Und nicht mal dabei erwischt worden hihi~ freue mich schon auf die nächsten Kapitel! <3
Antwort von:  Evi1990
29.11.2020 11:56
Hihi na ja ein bisschen unterbrochen wurden sie ja schon. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Joeys Freunde und Mokuba nicht gekommen wären... ;D
Von:  Ryosae
2020-11-28T20:06:11+00:00 28.11.2020 21:06
Oha! Dieser Countdown! Meeega beschrieben!
Man hat so mitgefiebert. Bin immer noch etwas spracklos.
Muss ab dem Countdown nochmal lesen... xDD

Seto macht soo tolle Dinge für Joey.
Freue mich jetzt schon total auf Mittwoch!
OMG fasse es immer noch nicht. xD
Antwort von:  Evi1990
28.11.2020 21:29
Haha danke für den lieben Kommentar 😍🥰 ich lese das Kapi auch immer wieder, weil ich es so schön finde xD
Von:  Piajay
2020-11-28T19:52:50+00:00 28.11.2020 20:52
Jaa endlich haben sie es geschafft der erst Schritt ist getan
Bitte mach schnell weiter ich liebe deine story so 🤩😍
Antwort von:  Evi1990
28.11.2020 21:29
Danke für den lieben Kommi 🥰🥰🥰 am Mittwoch geht es weiter 🙃
Von:  empress_sissi
2020-11-28T16:00:08+00:00 28.11.2020 17:00
Endlich, endlich, endlich! Champagner für alle 🥂, das Kapitel war der Wahnsinn. Zuerst diese tolle Rundflug - ich liebe die Vorstellung von Seto als Pilot - und dann diese nervenaufreibende Spannung bei der Party. Ich musste wirklich beim Zählen die Luft anhalten, weil ich mich so auf das kommende gefreut hab. 😍🎉 Und der Song passt auch so gut.
Bitte schreib noch ganz viele Kapitel xD
Antwort von:  Evi1990
28.11.2020 18:39
Ganz ehrlich, ich finde die Vorstellung von Seto als Piloten einfach so krass sexy 🤣🤣🤣 schön, dass es dir gefallen hat 🥰🥰🥰 ich sag mal so, ich habe gerade Kapitel 15 fertig geschrieben und noch ist kein Ende in Sicht, da kommt also noch ganz viel 😍😍
Von:  Alistor
2020-11-28T15:15:00+00:00 28.11.2020 16:15
Na endlich 🥰

Ich habe es kaum noch ausgehalten
Die beiden haben sich ja echt lange beherrschen können
Ein Genuss zu lesen, wie sie sich näher kommen und dann diese Wildheit beim knutschen 💕
Mehr davon! 😍😍😍
Antwort von:  Evi1990
28.11.2020 18:41
Danke für deinen erneuten Kommentar, wie schön, dass es dir so gut gefallen hat 🥰🥰🥰 da kommt auf jeden Fall noch sehr sehr viel mehr, auf die beiden wartet noch eine ganze Menge 😍😍


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