Amigo del alma von Vampyrsoul (Boston Boys 5) ================================================================================ Kapitel 28: Sospecha increíble ------------------------------ Kaum war ich auf der Wache, suchte ich nach Stevenson. Ich wusste, dass er Schicht hatte und hoffte, dass er mir etwas über Mats Festnahme sagen konnte oder zumindest, weshalb er festgenommen wurde. Letztendlich hatte er nicht nur diese Information für mich, sondern bot mir – trotz meines kurzen Ausrasters, weil sie den Punk bereits seit dem Abend im Verhörraum schmoren ließen – an, einen Moment mit ihm zu reden. Gerne nahm ich es an und war damit für das Date mit Monika bei ihm quitt. Dennoch wollte er auf Nummer Sicher gehen und bat mich darum, meine Uniform anzuziehen, und ließ das Videoband laufen. So konnte er beweisen, dass ich Mat, bis auf die lebenswichtigen Tabletten und den Pullover, nichts zusteckte. Einen jüngeren Kollegen verpflichteten wir, auf Chico, welcher neugierig das Büro und die Kollegen erkundete, aufzupassen. Als ich den Raum betrat, betrachtete ich Mat einen Moment. Er hatte die Arme auf dem Tisch verschränkt und schlief. Der Anblick ließ ein ungutes Gefühl in mir aufsteigen. Stevenson hatte es bereits gut in Worte gefasst: Mat machte sich mit seinem Verhalten noch verdächtiger. Jemand der unschuldig war, schlief nicht in einem Vernehmungszimmer ein. Er wäre zu nervös und hätte zu viel Angst, um zu schlafen. Nur wer schuldig war und bereits aufgegeben hatte, schlief. Und Mat schlief seelenruhig. Nicht nur die Beweise, sondern auch sein eigenes Verhalten sprachen gegen ihn. Dass er nicht einmal nach seinem Anwalt verlangte, verbesserte seine Situation nicht. Ich stellte alles auf den Tisch und rüttelte ihn dann leicht an der Schulter. »Hey, Mat, aufwachen.« Dafür, dass er so tief geschlafen hatte, hob er erstaunlich schnell den Kopf. Als er mich sah, atmete er erleichtert auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Kann ich endlich gehen?« »Nein, tut mir leid. Aber ich hab dir deine Tabletten und einen Pullover mitgebracht. Ich wusste nicht, ob du welche mitnehmen konntest, also hab ich dir von allen welche mitgenommen.« Außerdem wusste ich nicht genau, wann er welche nehmen musste. »Wie spät ist es«, fragte er und suchte eine Uhr, wurde aber nicht fündig. »Halb sieben.« Ich musterte ihn eingehend und konnte nicht anders, als die Frage zu stellen, die mir die ganze Zeit im Kopf herumspukte: »Hast du gestern deine Tabletten noch nehmen können?« Er grinste. Meine Stimme musste mehr als panisch geklungen haben. »Ja, keine Sorge. Sie haben mich geholt, als ich ins Bett wollte.« Erleichtert atmete ich aus. Ich wusste nicht, wie schlimm das wirklich gewesen wäre, konnte mir aber einfach viel zu viele Szenarien vorstellen. Er griff nach dem Pullover, zog ihn über und goss sich dann Wasser in einen Becher, den er gierig austrank. Ich zog mir einen Stuhl neben ihn und sah ihn fest an. »Mat, warum hast du nicht gesagt, dass du dich am Todestag mit Shawn in der Nähe des Friedhofs gestritten hast?« Er hustete und verschluckte sich dabei am Wasser. Geduldig wartete ich, bis er wieder Luft bekam. Er lehnte sich im Stuhl zurück. »Hast du auch ’ne Zigarette für mich?« Ich sah ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an. Das war nun wirklich eine überflüssige Frage. Zumal ich ihm zuerst eine gestellt hatte. »Scheiße. Bitte bring mir unbedingt welche mit, wenn du mich abholst.« Er griff sich die Wasserflasche und pulte gedankenverloren am Etikett herum. »Bis deine Kollegen mich gestern abgeholt und mir vorgeworfen haben, ich hätte ihn umgebracht, wusste ich nicht einmal, wann er ermordet wurde.« Okay, das war eine legitime Aussage. »Trotzdem hättest du uns sagen müssen, dass du ihn seit seinem Verschwinden und dem Mord gesehen und mit ihm gestritten hast.« »Woher hätte ich wissen sollen, dass ihr mich deshalb gleich verdächtigt? Es ist nichts Ungewöhnliches, dass ich mich mal mit den Jungs streite. Ich wollte nach einigen der Kids sehen und hab ihn dabei zufällig getroffen.« Mats Stimme klang verwaschen und immer wieder hustete er. Ich griff nach seinem Arm und stellte fest, dass er trotz Pullover noch immer eiskalt war. Wenn ich mit ihm geredet hatte, würde ich dafür sorgen, dass er etwas Warmes zu trinken bekam. »Worüber habt ihr gestritten?« »Das hab ich doch deinen Kollegen schon alles gesagt: Darüber, dass er Glow allein bei dem Kerl gelassen hat. Genauer, dass sie überhaupt zu ihm sind. Das ist nicht sicher.« Er ließ fast die Flasche fallen, schaffte es aber gerade noch, sie aufzufangen. Meine Güte, der Kerl war körperlich vollkommen fertig! Als ich sie ihm abnehmen wollte, zog er sie weg. »Bitte, ich brauch etwas, um meine Hände zu beschäftigen, wenn ich schon nicht rauchen darf.« Ich ließ sie ihm, auch wenn das Etikett schon in Fetzen hing. Er würde sicher gleich etwas zum Festhalten brauchen. Denn ich hatte noch eine schlechte Nachricht für ihn: »Mat, auf der Tatwaffe wurden deine Fingerabdrücke gefunden.« Die Ergebnisse waren kurz vor meinem Auftauchen eingetroffen und Stevenson hatte mir netterweise erlaubt, es dem Punk zu sagen. »Was?!« Nun landete die Flasche doch auf dem Boden und rollte davon. Ich ließ sie und wollte stattdessen nach Mats Händen greifen. Gerade noch rechtzeitig erinnerte ich mich, dass die Kamera lief, und zog ich meine Hand zurück. »Auf dem Messer, mit dem er erstochen wurde, wurden deine Fingerabdrücke gefunden.« Wie ein Fisch öffnete Mat ein paar Mal den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Nein, so sah niemand aus, der jemanden umgebracht hatte. Nicht, dass ich jemals daran geglaubt hätte, aber eindeutiger ging es für mich nicht. Leise murmelte Mat: »Es war ein rotes Butterfly, oder? Er hat es mir an dem Tag gezeigt und mir versichert, dass er sich und Glow damit verteidigen kann.« Ich lehnte mich auf dem Stuhl vor. »Du weißt, dass das Messer illegal war, oder?« Er nickte. »Ja. Aber was soll ich machen? Soll ich den Jungs sagen, sie sollen sich kleinere besorgen? Sie haben Angst und verschaffen sich damit Sicherheit.« »Wir werden also auf jeden Fall auch Abdrücke von Shawn darauf finden?« »Ja. Er hat damit rumgespielt.« »Du weißt, dass wenn seine Abdrücke abgewischt sind und deine nicht, du ziemlich in der Scheiße steckst?« Sein ironisches Lachen wurde von einem Hustenanfall unterbrochen. »Das tu ich doch eh schon.« »Warum rufst du nicht deinen Anwalt an?« Prüfend sah er mir in die Augen. »Glaubst du, ich werde ihn brauchen?« Er sah so elendig aus. Ich wollte ihn durch eine Geste, eine Berührung beruhigen, ihm zeigen, dass ich für ihn da war, doch mir blieben nur Worte. »Ich glaube nicht, dass du es warst, wenn du das wissen willst. Aber du bist im Moment der einzige Verdächtige, alle Beweise sprechen gegen dich und du hast kein Alibi.« »Du könntest mir eines geben.« Als er meinen Gesichtsausdruck sah, verdrehte er die Augen. »Eloy, das war ein Witz! Ich weiß, dass du mir keines geben wirst. Ich war an dem Abend allein in meiner Wohnung, daran lässt sich nichts drehen. Das hab ich so auch schon deinen Kollegen gesagt.« Ich spürte die Wut in mir hochsteigen. Das war doch nicht zu glauben! Wie schaffte er es nur, sich so in die Scheiße zu reiten? Wenn doch wenigstens Chico reden könnte. Denn Mat war definitiv nicht allein zu Hause. Ich hatte Nachtschicht gehabt und daher war mein Hund natürlich bei ihm. Aber das allein war eben kein Alibi. »Was ist nun mit deinem Anwalt? Willst du ihn anrufen?«, hakte ich noch einmal nach. Von meinen Kollegen würde ihn keiner darauf ansprechen, er musste selbst danach fragen. »Ich hab gestern meinen Bruder angerufen. Sobald der seine Mailbox abhört, steht auch mein Anwalt hier auf der Matte.« Ich schnaubte. »Also dein Bruder stand erstmal bei mir auf der Matte. Ich hatte nicht das Gefühl, als wäre dein Anwalt gerade seine wichtigste Priorität. Vielmehr schien er zu glauben, dich hier rauszubekommen, indem er mich angeht.« »Bist du deswegen hier? Du hättest heute frei, oder?«, fiel es Mat nun wieder ein, dass ich eigentlich nicht in der Wache sein sollte. »Klar, ich kann doch nicht zulassen, dass mein Hundesitter unschuldig im Knast landet.« Der Schalk huschte kurz in seine Augen, verschwand jedoch sofort wieder. Ich war mir sicher, ihm wäre noch eine Erwiderung eingefallen, doch er achtete darauf, was er sagte. Ich war ihm sehr dankbar dafür. »Im Flur in der obersten Schublade der Kommode liegt ein Notizbuch. Da steht die Nummer von Mr. Bowers drin.« Ich nickte. »Brauchst du sonst noch was?« »Zigaretten?«, versuchte er es mit einem Grinsen erneut. »Ansonsten richtigen Schlaf oder Kaffee. Ich bin zu alt, um noch lange auf diesen Stühlen zu schlafen.« »Ich werd sehen, was sich machen lässt. Pass auf die Tabletten auf.« Ich erlaubte es mir, ihm eine Hand freundschaftlich auf die Schulter zu legen und zuzudrücken. Er lächelte zu mir auf. »Danke.« »Bedank dich, wenn du hier raus bist.« Als ich aus dem Raum kam, schickte ich den jungen Kollegen los, um Kaffee für Mat zu besorgen, und nahm Chico wieder an mich. Stevenson dagegen musterte mich: »Du bist dir wirklich sicher, dass er unschuldig ist, oder?« Ich nickte. »Ich kenn ihn nicht lange, aber ich weiß, dass ihm viel an den Jungen liegt. Warum sollte er einen von ihnen umbringen?« »Ich würde das auch gern glauben, aber er macht es einem nicht gerade leicht.« Nachdenklich nickte ich. Aus seiner Sicht war das sicher nicht falsch. »Zumindest fand ich seine Reaktion auf das Messer glaubwürdig«, gab Stevenson zu. Eilig und weniger gelassen als gewollt nickte ich. Dann kam mir eine Idee: »Könnte man vielleicht schauen, wo die Abdrücke jeweils sind? Also, ob er das Messer überhaupt benutzt haben kann oder es nur kurz angefasst hat?« Vielleicht hatte Mat es ja nur kurz in die Hand genommen und nicht einmal aufgeklappt. »Ich werde das anregen.« Stevenson legte leicht den Kopf schief und musterte mich von oben herab eingehend. »Was ist, wenn er es doch war?« »Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es echte Beweise gibt. Bisher weiß ich nur sicher, dass er mit dem Jungen ein paar Stunden vor dem Mord eine Meinungsverschiedenheit hatte und das Messer in der Hand. Und, dass mein Hund während meiner Nachtschicht bei ihm war.« Ich stockte bei der Aussage. Moment, das war es! »Überprüft die Leiche auf Hundehaare!« »Was?!« »Wenn es Mat war, dann muss Chico ebenfalls dort gewesen sein. Die Leiche so zuzurichten ist nicht in ein paar Minuten erledigt und der Friedhof liegt am anderen Ende der Stadt. So lange allein hätte Chico die ganze Nachbarschaft zusammengebellt.« »Eure Nachbarn sollten im Laufe des Tages sowieso noch befragt werden. Ich werd Bescheid sagen, dass sie wegen dem Hund auch fragen sollen.« Stevenson notierte sich das auf einem Zettel, der an die Akte geheftet war. »Aber, ehm, Meléndez, dir ist klar, dass dein Hund keine Haare hat, oder?« »Ein paar schon.« Ich deutete auf den hellen Haarfleck an seiner Stirn. »Keine Ahnung, das muss ein Experte sagen, ob das ausreicht. Ansonsten Hautschuppen und Fußspuren sollten doch möglich sein.« Auch wenn mir klar war, dass ein negativer Fund allein Mat nicht entlastete, ein positiver hatte eine starke Aussagekraft. Ich war mir sicher: Für den unwahrscheinlichen Fall, das Chico wirklich dort war, hatte er Spuren hinterlassen. »Und fragt vorher Mat, ob Shawn mal mit Chico gespielt hat. Ich weiß nicht, wie oft der Junge seine Sachen gewechselt hat.« Grinsend legte mir der Kollege eine Hand auf die Schulter. »Keine Sorge, ich weiß, was ich zu tun hab, ich bin auch kein Rookie mehr. Lass uns auf jeden Fall schonmal Proben für das Labor sammeln, dann rede ich noch einmal mit Watkins.« Mit einem kurzen »¡Ven!« rief ich Chico zu mir und folgte Stevenson zum Labor. Mat hatte echt verdammtes Glück, dass Stevenson noch immer in die Ermittlungen involviert war. Sonst wäre das alles nie so einfach und mühelos vonstattengegangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)