Zum Inhalt der Seite

Amigo del alma

Boston Boys 5
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

No tengo nada que decirte

Nach dem Essen machten sich Maxime und sein Vater fertig, um nach Hause zu fahren. Dem Jungen war anzusehen, dass er dringend ins Bett gehörte. Doch wie Kinder in dem Alter nun einmal waren, sah er das nicht ein und wollte noch bleiben. »Eloy bleibt doch auch noch. Ich will auch hierbleiben und mit Chico spielen.«

»Aber Chico ist müde. Schau mal, er schläft schon«, erklärte Mat geduldig und deutete auf Chico, der sich in seiner Ecke zusammengerollt hatte. »Ich komm euch mal mit ihm zusammen besuchen, wenn deine Mama das erlaubt, und dann können du und Caroline zusammen mit ihm spielen, okay?«

»Mama will keine Tiere im Haus.« Traurig sah Maxime in die Runde. Er musste einsehen, dass er am kürzeren Hebel saß.

»Dann kommst du mit deiner Mama und deiner Schwester hierher und dann kannst du hier mit ihm spielen. Chico ist ganz oft bei deinem Onkel zu Besuch«, versuchte ich, ihn zu trösten.

»Oder du kommst mit Papa und dann machen wir wieder einen Männerabend. So wie heute«, ergänzte Mat schnell meinen Vorschlag und warf mir einen giftigen Blick zu.

Verständnislos hob ich die Hände. Was war denn jetzt an dem Vorschlag so falsch?

Zu meinem Erstaunen willigte der Junge nicht sofort ein. »Und was ist mit Caroline?«

»Sie ist noch so klein, sie stört niemanden. Sie kann doch auch mitkommen.« Liebevoll strich Peter seinem Sohn durch die Haare.

Nun leuchteten dessen Augen. »Oh ja! Und Eloy kommt dann auch wieder, oder?«

»Wenn Mat mich auch einlädt, dann gern.« Nicht nur der Kleine war begeistert, als sein Onkel nickte. Auch wenn ich den Vater nicht mochte, der Junge war ein Goldstück.

Mit diesem Versprechen ließ er sich dann doch anziehen und gemeinsam mit seinem Vater machte er sich auf den Weg.

Kaum waren die beiden aus der Tür, fuhr Mat mich an: »Lade niemals wieder diese Hexe zu mir ein!«

»Was? Tut mir leid!«, versuchte ich, ihn zu beruhigen. »Ich wusste nicht, dass du sie nicht magst.«

»Diese Frau ist so schrecklich! Das geht gar nicht. Ich konnte sie noch nie leiden. Gut, dass Maxime nicht nach ihr, sondern nach Peter kommt.«

Oh Gott, jetzt wurde Mat aber theatralisch. »Dann würde ich sie gern mal kennenlernen. Wir wären sicher gute Freunde.«

Er lachte. »Nein, niemals. Ich bin mir sicher, du könntest sie genauso wenig leiden.«

»Ich werde es ja sehen, wenn ich sie mal kennenlerne.« Der Punk versicherte mir noch einmal, dass ich das auf keinen Fall wollte. Da es mir ziemlich egal war, ob ich sie mochte oder nicht, lenkte ich schnell ein: »Ich halte es auch für unwahrscheinlich, dass ich sie überhaupt kennenlerne. Brauchst du Hilfe beim Aufräumen? Ansonsten würde ich auch ins Bett gehen. Ich muss morgen früh raus.«

»Du bleibst nicht hier?«, fragte Mat mit deutlicher Enttäuschung in der Stimme. »Ich dachte, wir wollten noch reden.«

Ich seufzte. »Mat, bitte. Lass es einfach. Ich habe doch schon alles gesagt, was ich dazu sagen kann.«

»Aber ich nicht«, behauptete er und sah mir direkt in die Augen.

Er trat einen kleinen Schritt auf mich zu und aus Reflex wollte ich nach hinten ausweichen, kam jedoch nicht weit. Noch immer sah er mich direkt an und legte seine Arme um meinen Körper. Mit Schrecken und gleichzeitig erwartungsvoll sah ich sein Gesicht meinem näherkommen.

Ein fast schon enttäuschter Laut entwich meinem Mund, als er seine Lippen neben mein Ohr legte, statt wie erwartet auf meine Lippen. Fast unhörbar raunte er: »Beim zweiten Kuss wollte ich wissen, ob es tatsächlich so gut ist, wie behauptet wird, wenn man den anderen wirklich küssen will.«

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus. Ich wusste, was er mit mir tat. Schon wieder setzte er seine Erfahrungen gegen mich ein. Doch ich konnte mich nicht dagegen wehren. Er konnte mich viel zu gut lesen.

Mein Mund war trocken und ich musste schlucken, bevor ich ein Wort herausbekam. Meine Stimme war nicht wirklich lauter als seine. »Wie hat es dir gefallen?«

»Verboten gut!« Ich wollte die Flucht ergreifen, doch meine Knie waren zu weich. Daher entkam ich auch seinem nächsten Satz nicht. »So gut, dass ich Angst habe, noch mehr zu wollen.«

Er wollte mich loslassen, doch ich hielt ihn leicht fest. Bevor ich darüber nachdenken konnte, hatten die Worte meinen Mund verlassen. »Ich fand es auch gut.«

»Ich weiß«, hauchte er und nur Sekunden später erreichte die Gänsehaut ihren Höhepunkt, als sich unsere Lippen berührten.

Mein Kopf war wie benebelt, der Gedanke, dass es eklig sein sollte, meine Zunge in den Mund eines anderen Mannes zu schieben, kam einfach nicht gegen das Glücksgefühl an, das sich in mir breitmachte.
 

Erst als ich das weiche Bett unter mir spürte, wurde mir bewusst, wohin uns unsere Füße getragen hatten. Doch nun war es auch egal. Ich ließ mich einfach nach hinten sinken und zog Mat mit. Sein Gewicht auf mir war angenehm. Die Wärme sickerte durch die Kleidung.

Nur widerwillig ließ ich ihn los, als er erst seine Lippen von meinen entfernte und sich dann von mir herunterrollte. Das war der beste Kuss meines Lebens. Mit einem Mann! Dennoch gelang es mir nicht, es zu bereuen.

Mat neben mir seufzte. Als ich meinen Kopf in seine Richtung drehte, nahm er den Blick von der Decke und sah zu mir. Bei dem tiefen Seufzer hatte ich vieles erwartet, aber sicher nicht das glückliche Lächeln, das sich in seinem Gesicht zeigte. Davon angesteckt grinste ich und drehte mich vollständig auf die Seite. Er tat es mir nach.

Lange lagen wir einfach nur nebeneinander und sahen uns an. Was auch immer wir erwartet hatten, was passieren würde, nichts geschah. Lediglich Chico tapste irgendwann ins Zimmer und sprang aufs Bett.

Mat sprach zuerst wieder: »Bleibst du dabei, dass du lieber in die andere Gruppe gehst?«

So gut es auf der Seite liegend eben ging, zuckte ich die Schultern. »Ich will nicht vor der Gruppe darüber reden.«

»Dann lassen wir es. Wir rufen Elmer an und sagen ihm, dass wir das bereits unter uns geklärt haben und es keine Probleme mehr geben wird.«

Aha, keine Probleme mehr? Zwischen mir und dem Punk?

Auch er stimmte sofort in mein Lachen ein. »Na ja, zumindest vorerst. Wir können es ja zumindest versuchen, uns ein wenig zusammenzureißen.«

»Warum möchtest du unbedingt, dass wir zusammen in der Gruppe bleiben?«

Diesmal war es an ihm, mit den Schultern zu zucken. Einen Moment starrte er ins Leere. »Ich glaub, ich hätte dir ansonsten nie vertrauen können.«

Mat hatte recht. In der Gruppe waren wir gezwungen gewesen, uns zu öffnen; auch vor dem jeweils anderen. Keiner von uns wäre dazu privat fähig oder auch nur willens gewesen. Wir hatten einander kennen und verstehen lernen müssen. Und dabei ungeahnte Ähnlichkeiten entdeckt. »Gut, wenn es dir wichtig ist, dann gehen wir weiterhin gemeinsam dorthin.«

Er nickte ernst. »Ist es. Dann hab ich immerhin mehr Zeit, dich zu nerven.«

»Pft. Als könntest du das nicht auch so.«

»Aber in der Gruppe darfst du dich nur verbal wehren.« Schelmisch grinste er mich an.

Ich seufzte. »Mat, es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe. Ich war vollkommen überfordert mit allem. Erst hat mir Maria gedroht, Chico einschläfern zu lassen, wenn ich ihn nicht zu mir nehme, und dann kamst du auch noch mit deiner Drohung daher.«

Vorsichtig legte er die Hand auf meinen Arm. »Es ist okay. Ich hatte es verdient. Mach dir deswegen keine Gedanken. Ich habe es doch überstanden. Und meine Wohnung auch.«

Lachend stieß ich ihm gegen die Brust, bereute es aber sofort, als er einen Hustenanfall bekam.

Er rollte auf den Rücken und richtete sich dann auf. Als ich ihm hinterher wollte, bedeutete er mir mit einem Handzeichen, dass er allein klarkam. Dennoch fühlte ich mich schuldig und sah ihm hilflos zu. Sobald er sich beruhigt hatte, entschuldigte ich mich.

»Schon gut, ich hab mich nur verschluckt.« Da er auf der Bettkante sitzen blieb, richtete ich mich ebenfalls auf. »Eigentlich meinte ich aber gar nicht den Kinnhaken – ich sehe das als einmalige Angelegenheit und glaube kaum, dass es nochmal passieren wird – sondern deine eigentümliche Art, mich zum Schweigen zu bringen.«

Da ich wusste, wie hohl das Versprechen, es nie wieder zu tun, klang, ließ ich es. Lieber zeigte ich das durch Taten. Stattdessen ging ich lieber auf den zweiten Teil ein: »Ich hatte ja bisher das Gefühl, dass dich das freut, immerhin hast du mich absichtlich so provoziert. Aber wenn du willst, dass ich damit aufhöre, dir einfach das Maul zu stopfen, ist das kein Problem.« Er würde sowieso nicht wollen, dass ich aufhörte.

»Kannst du eh nicht.« Sein Lachen ging sofort in ein erneutes Husten über.

Als er wieder ruhiger wurde, legte ich die Stirn auf seine Schulter und schmunzelte. »Du magst recht haben.«

»Willst du etwa andeuten, dass ich nicht immer recht habe?« Abrupt zog er die Schulter weg, sodass ich fast vornüber kippte.

Ich setzte mich wieder aufrecht hin und sah ihn tadelnd an. »Ja. Zum Beispiel damit, dass du wusstest, dass mir der Kuss gefallen hat. Dann wärst du nicht weggerannt. Außerdem fand ich den ersten nicht gut.«

Er strich mir leicht über den Unterarm. »Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht überfallen dürfen. Aber ich denke, in der Hinsicht sind wir jetzt quitt.«

»Ja, ich denke, wir haben beide daraus gelernt.«

»Und das Weglaufen ... Wie gesagt, ich hatte Angst, es nicht dabei belassen zu können.«

Wie antwortete ich darauf am besten?

Ich wusste, was ich wollte. Es ging gegen alles, woran ich bisher geglaubt hatte, aber alles an mir schrie geradezu danach. Doch wie sollte ich es ihm klarmachen? Würde er sich gedrängt fühlen? Sollte ich ihn fragen und notfalls einen Rückzieher machen? Nein, ich war kein Feigling! »Also, wenn du willst, darfst du das gerne wieder machen.«

Einen Moment sah er mir einfach nur in die Augen. Mittlerweile war mir das kalte Blau gar nicht mehr so unangenehm. Ich wusste, dass er sich nur versichern wollte, dass ich die Wahrheit sprach.

»Ich denke, ich komm darauf zurück.« Mit diesen Worten erhob er sich und verließ das Schlafzimmer. Verwundert sah ich ihm hinterher, bis er noch einmal den Kopf zur Tür hereinsteckte und mich aufforderte: »Gehen wir noch eine kurze Runde mit Chico?«


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe dir nichts zu sagen Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  chaos-kao
2020-12-01T16:52:37+00:00 01.12.2020 17:52
Ich weiß, dass du letzt als Antwort auf meinen Kommentar gemeint hast, dass Mat nicht in Eloy verknallt ist ... aber es fühlt sich als Leser definitiv danach an. Diese Szene gerade war schon wieder so zuckersüß und Mat so ... 'weich' zu erleben, lässt einen einfach denken, dass da doch ein paar Gefühle im Spiel sind. Es macht mir auf alle Fälle sehr viel Freude die beiden so miteinander zu erleben. Und auch wenn ich es nicht in jedem Kommentar erwähne: Ich mag deinen Schreibstil sehr! Solltest du mal ein Buch veröffentlichen, dann gib Bescheid. Ich kaufe mir mit Freuden ein Exemplar davon :)
Antwort von:  Vampyrsoul
04.12.2020 21:30
Nicht verknallt zu sein, heißt ja nicht, dass da keine Gefühle sein können ^^ Aber Mat bekommt noch ein paar Gelegenheiten, das zu erklären.
Danke dir *blush* Tatsächlich arbeite ich seit letzten Jahr an etwas, das ich gern an einen Verlag geben würde, aber ja ... das wird noch dauern ^^' Aber gut zu wissen, das motiviert!


Zurück