Amigo del alma von Vampyrsoul (Boston Boys 5) ================================================================================ Kapitel 18: Buscando ayuda -------------------------- »Hallo Eloy, komm rein.« Elmer hielt mir die Tür auf und deutete hinter sich in das Zimmer. »Hast du Chico gar nicht mitgebracht?« »Danke.« Ich betrat die Wohnung und konnte nicht anders, als mich neugierig umzuschauen. Es war schon fast ein Reflex, jede Einzelheit aufnehmen zu wollen, wenn ich eine Wohnung betrat, gleichzeitig war ich aber auch einfach neugierig, wie er wohnte. Ich hatte erwartet, dass seine Wohnung irgendwie anders war, dass man ihr ansah, dass hier ein Schwuler wohnte. Doch nichts. Es war ein ganz normales Wohnzimmer; keine pinken Couchen, keine knallbunten Teppiche, keine Regenbögen oder Glitzer an den Wänden. »Chico ist bei seinem Hundesitter, ich komme direkt von der Arbeit.« Elmer deutete auf die beige Couch, bot mir damit an, mich zu setzen. »Freut mich, dass du jemanden gefunden hast, das war sicher nicht leicht. Möchtest du etwas trinken?« »Wasser, danke.« Zu Chicos Hundesitter schwieg ich lieber. Er war am nächsten Tag natürlich nicht zum Essen gekommen und auch so ging er mir aus dem Weg, schlug jedes Gesprächsangebot meinerseits aus. Darum hatte ich letztendlich auch Elmer angerufen. Ich kam nicht mehr weiter. Er ging kurz in die Küche und kam einen Moment später mit zwei Gläsern und einer Flasche wieder, dann setzte er sich mir schräg gegenüber in den Sessel. »So, dann erzähl mal, was gibt es denn so Dringendes und warum konntest du nicht Mat anrufen? Es ist immerhin seine Aufgabe als Pate, dir in dringenden Angelegenheiten zur Seite zu stehen.« Ich sah ihm dabei zu, wie er Wasser in die Gläser goss und antwortete erst, nachdem ich einen Schluck getrunken hatte. »Das hier bleibt unter uns, oder? Mat erfährt hiervon nichts.« »Eloy, wenn ihr ein Problem habt und Mat deshalb seiner Aufgabe nicht nachkommen kann, dann muss ich mit ihm reden.« »Nein, es liegt nicht an Mat. Also nicht direkt«, druckste ich herum. Ich atmete tief durch. »Also wir haben ein Problem, aber das hat nichts mit der Gruppe zu tun.« Elmer legte seine Hand auf meinen Unterarm, doch ich zog ihn weg. »Ich weiß, dass ihr privat irgendwelche Zwistigkeiten habt, aber das schien doch mittlerweile geklärt zu sein.« »Ja, das dachte ich auch. Aber ... in den letzten Tagen geht er mir aus dem Weg und spricht nicht mehr mit mir.« Das machte mich fertig! Ich hatte versucht, mich zu entschuldigen, doch er blockte ab, sobald ich den Mund öffnete. Elmer riss die Augen auf. »Moment. Das klingt, als hättet ihr regelmäßig Kontakt?« Nervös strich ich mit den Händen über die Hose und durch die Haare. Ich wollte ihm das mit dem Punk und mir nicht erklären. Das ging ihn nichts an. Gleichzeitig wusste ich nicht, wie ich ihm andernfalls mein Problem erklären sollte. Doch vorerst wollte ich es so versuchen. »Ja, sagen wir, wir haben halbwegs regelmäßig Kontakt. Genauer möchte ich nicht ins Detail gehen.« »Aha.« Mir gefiel sein Tonfall nicht. Er erregte in mir das Gefühl, dass er etwas ahnte. Zumindest reimte er sich ganz offensichtlich etwas zusammen, was sicher nicht besser war. »Tut mir leid Eloy, aber ich will mich nicht in eure privaten Angelegenheiten einmischen.« Ich schüttelte den Kopf. »Das hat nur bedingt etwas damit zu tun. Es ist eher ... Ich hab letztens mit einer Frau geschlafen und seitdem ein schlechtes Gewissen.« »Aha. Wieso macht es dir ein schlechtes Gewissen?« Elmer versuchte, mir mit seinem Lächeln Mut zu machen. »Ich hab das Gefühl, ich hätte sie angelogen.« Mat verschwieg ich in der Hinsicht lieber. Immerhin hatte ich ihm auch etwas vorgemacht, so getan, als hätte es mir gefallen, dabei wäre ich lieber bei ihm gewesen. Doch das konnte ich ihm nicht sagen. Für ihn wäre es die Bestätigung, dass ich eine Schwuchtel war. »Ich hab ihr vorgelogen, dass mir das Date mit ihr gefallen hätte. Dabei hab ich mich nur mit ihr getroffen, um mir etwas zu beweisen.« Elmer verdrehte die Augen. »Muss ich dir alles aus der Nase ziehen? Warum hast du dich mit ihr getroffen?« »Ich dachte, wenn ich mich mit einer Frau treffe und mit ihr schlafe, dann würde ich aufhören, ständig an Männer zu denken. Es hat nichts gebracht.« Bitter lachte ich auf. »Ich habe nicht mal einen hochbekommen. Stattdessen ist es schlimmer geworden, ich denke mehr daran als zuvor.« Genau wie an Mat. Dass er mich ignorierte, machte mich rasend. »Eloy, ich sag dir das jetzt nicht als Gruppenleiter, sondern als Mensch: Warum machst du es dir selbst so schwer? Welche negativen Folgen hätte es für dich, dir einzugestehen, dass dich Männer sexuell anziehen? Ich rede nicht davon, es in die Öffentlichkeit hinauszuposaunen, sondern einfach von dir persönlich. Das, was du da machst, wird dich auf Dauer krank machen. Dich selbst so zu verleumden ist nicht gut.« Unter Elmers eindringlichen Blick sank ich zusammen. »Ich hab das 20 Jahre geschafft. Warum jetzt nicht mehr?« Als er mir wieder die Hand auf den Arm legte, ließ ich es zu. Er würde eh nicht aufhören. »Ich hab da eine Frage, die ich mir schon stelle, seitdem du das erste Mal bei uns in der Gruppe aufgetaucht bist: Warum bist du nach Boston gekommen?« »Ich konnte nicht in El Paso bleiben. Meine Affäre war ein Kollege. Früher oder später hätte es die Runde gemacht und ich wollte vorher weg sein.« Verstehend nickte er. »Und warum ausgerechnet Boston? Es wäre doch sicher einfacher gewesen, woanders in Texas etwas zu finden, statt ans andere Ende der USA zu kommen.« »Ich ...« Genervt seufzte ich und legte den Kopf in die Hände. »Ja, okay. Vielleicht hab ich gehofft, dass ich hier etwas offener damit umgehen könnte. Weit weg von der Familie, sie hätten doch nie etwas mitbekommen.« »Und? Was ist daraus geworden?« Er setzte sich direkt neben mich, ohne seine Hand von mir zu nehmen. Ich schnaufte. »Ganz offenbar nichts. Es war auch nie ein fester Plan, eher eine Möglichkeit. Aber ich ... Ich bin wohl einfach zu feige.« »Vielleicht solltest du dir klar werden, was du möchtest? Der Einzige, der dir vorschreibt, dass du eine Frau an deiner Seite brauchst, bist du selbst.« Als er versuchte, mich an sich zu ziehen, rutschte ich weg und schüttelte seine Hand ab. »Und wie rechtfertige ich das vor Gott? Mir ist es egal, was andere Menschen über mich denken. Aber seinem Urteil kann ich mich nicht entziehen. Das kann niemand.« »Ich bin nicht wirklich religiös und kenn mich daher nicht aus, aber das letzte Mal, als ich mich mit einem Priester unterhalten habe, wurde mir erklärt, dass es keine Stelle in der Bibel gibt, die Homosexualität verbietet. Ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren.« Herausfordernd sah er mich an. Damit traf er einen Nerv bei mir. Selbst wenn mir Padre Herrera nicht immer wieder jede einzelne vorgebetet hätte, ich hatte früh angefangen, mich für die Bibel zu interessieren. Ich kannte die Geschichten mit ganzem Herzen.   Dennoch schaffte Elmer es, mich zum Nachdenken zu bringen. Zu jeder einzelnen Stelle, die ich ihm nannte, suchte er innerhalb weniger Minuten eine Gegenargumentation heraus. Bei manchen leuchtete mir die gegenteilige Interpretation direkt ein, bei anderen würde ich mich später genauer damit beschäftigen müssen. Doch das Ergebnis blieb dasselbe: Er schaffte es, dass ich zumindest unsicher wurde, was die biblische Argumentation anging, die mir immer wieder eingebläut wurde, seitdem ich Padre Herrera während meiner Pubertät das erste Mal von meinen Neigungen erzählt hatte. »Wurdest du nicht auch von einem Pfarrer in die Gruppe geschickt? Hast du noch einmal mit ihm darüber gesprochen?«, fragte Elmer, als mir nichts mehr einfiel und wir eine Weile geschwiegen hatten. Widerwillig stellte ich fest, dass er erneut seine Hand auf meinen Unterarm gelegt hatte. »Ja. Er findet es gut.« Zumindest, dass ich es schaffte, mich zu öffnen. Dass es dabei nur um körperliche Nähe ging, hieß er dagegen alles andere als gut. Er war zwar sehr liberal, aber so weit ging es dann doch nicht. »Er versucht immer wieder, mir zu erklären, dass ich lieben solle, wen ich möchte. Dabei geht es nicht um Liebe.« »Das verstehe ich. Ich glaube, bevor du dich in jemand anderen verlieben kannst, musst du dich erst einmal selbst akzeptieren. Es ist sicher nicht leicht, wenn einem das ganze Leben lang Familie und Kirche erzählen, dass etwas an einem falsch ist, aber deshalb wollte ich auch, dass Mat dein Pate wird.« Als ich verwundert zu ihm hinübersah, lächelte Elmer. »Er hat ebenfalls eine streng katholische Erziehung genossen. Ich hatte gehofft, es würde dir helfen, jemanden mit ähnlichen Erfahrungen und Problemen an deiner Seite zu haben.« »Danke.« Ich schätzte es, dass er sich darüber Gedanken gemacht hatte. »Ich denke, er hat mir genug geholfen. Und ich werd darüber nachdenken, was du gesagt hast.« Ich stand auf und hielt ihm meine Hand zum Abschied hin. Langsam wurde er mir zu aufdringlich. »Gern geschehen. Wenn du noch einmal außerhalb der Gruppe reden willst, ruf jederzeit an.« Ich nickte, auch wenn ich mir sicher war, dass ich das nicht tun würde. Er ging mir zu sehr auf Tuchfühlung. Wir gingen gemeinsam zur Tür und kurz, bevor er sie von innen schloss, fragte er noch: »Was ist das eigentlich genau zwischen dir und Mat?« »Nichts.« Ich zuckte mit den Schultern. Weder wusste ich darauf eine zufriedenstellende Antwort, noch wollte ich mir eine überlegen, die ich ihm hätte geben wollen. Dass der Punk und ich miteinander schliefen, ging diesen Kerl nichts an. Unzufrieden nickte er und die Tür fiel ins Schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)