Swipe right for love! von Skadii ================================================================================ Kapitel 8: Kalte Pizza ---------------------- Die Farbpracht meines Kleiderschranks glich einem traurigen Regenbogen aus hellgrau, mittelgrau, dunkelgrau, anthrazit, schwarz und mitternachtsschwarz. Ich besaß Rollkragenpullover in jeder Ausführung. Ärmellos, Kurzarmig, Dreiviertel und lang. Wow, ich kann mich ja gar nicht entschieden.  Kein Wunder versuchte Rin mir ständig Farbe aufzureden. Sie versuchte mich auch ständig zwanghaft in Gespräche einzubinden, an denen ich eigentlich nichts konstruktives beizutragen hatte. Überhaupt, wenn ich so zurück denke, hat sie oft für mich Gesprochen, sich in meinem Namen entschuldigt, wenn wir wieder einmal meinetwegen zu spät kamen. Eigentlich war das gar nicht nötig, jeder meiner Freunde kannte diese Eigenschaft an mir. Wer sich mit mir verabredete der rechnete automatisch mit einer halben Stunde Verspätung. Wie gesagt, die Zeit und ich, wir liefen nunmal nicht im Einklang .  Rin mochte auch nicht meinen geordneten Sinn für Chaos, da ich der einzige war der sich darin zurechtfand. Chaotisch zu sein oder dreckig zu sein waren zwei unterschiedliche paar Schuhe.  Während meiner Beziehung war ich chaotisch, danach wurde ich dreckig... Ich dachte an die arme Haruno, die wirklich gekommen war und dem ganzen Dreck den Kampf angesagt hatte. Mein Vorurteil, dass keiner wirklich helfen wollte stimmte also nicht ganz und ich musste meine Worte zurücknehmen. Die Pinkhaarige war aber auch eine geballte Faust Energie, sie betrat den Raum und machte sich bemerkbar. Bemerkbar im Sinne ihrer Persönlichkeit, das Mädchen... ich meine diese Frau zu der sie inzwischen geworden war, ist …  Ja was war sie denn?  Stark?  Schön? S....schön?  Ich schob die Schranktüre zur Seite und schlupfte in einen langarmigen Pullover. Starrend in den Spiegel, seufzte ich. Konnten die drei nicht einfach für immer 14 bleiben?  Fast zehn Jahre waren vergangen, Sakura war nun 23 sowie die anderen beiden Chaoten. Ich inzwischen 37, ich errechnete einen Altersunterschied von 14 Jahren. Im nächsten Moment fragte ich mich wieso ich es getan hatte. Ich Mathegenie. Was spielt das für eine Rolle?  Um was geht es hier eigentlich?  In erster Linie ging es darum mich fertig zu machen, um nicht zu der eigentlichen Verabredung mit Shizune noch später als zu spät zu kommen. Sie wurde mir als Kontakt auf ''Jinder'' vorgeschlagen, weil ich sie als eine sehr angenehme und liebenswerte Person empfand, noch dazu in meinem alter, dachte ich, wäre es keine schlechte Idee ihr eine Chance zu geben. Als es zu einem Match kam überraschte es mich selbst. Nicht das ich vor Überraschung überrannt wurde und mich an einem Stück Obst verschluckte. Eben eine ganz gesunde und nicht-lebensbedrohliche Überraschung. ...keine die mich zu einem perversen alten Sack machte... Wir unterhielten uns eine Weile in dem darauf folgenden Chatfenster, den Anfang machte sie: >Hi! Ganz gut und selbst? Ach, naja ...bei so viel Arbeit bleibt nicht viel Zeit für anderes.  Anderes?  Arbeitest du wieder? Fragte die Schwarzhaarige. Nein! Wieso die Frage? Darf man nicht unter Zeitdruck sein, auch wenn man nicht arbeitet?? Hallooo?? Trennungsschmerz?!  Hast du Lust morgen etwas essen zu gehen? Anderes? Essen? … Ich checks nicht...  Essen wie essen oder essen wie aneinenader knabbern...?  Ich haderte mit meiner Antwort. Pizza klingt super ^^, wann? Antwortete sie. Was ist das für ein Zeichen? Was soll das heißen? Was zur Hölle ist das? Ist das eine Geheime Botschaft?  Der Atem stockte mir... Sind es zwei spitze abstehende Brüste?? Habe ich mit Pizza womöglich etwas ganz anderes klar gemacht? Frauen denken doch immer so kompliziert! Pizza-Teig-Soße-Belag.... Belag-Belegen?  Belegen? Sich auf jemanden drauf legen? Ist das vielleicht eine Kamasutra-Stellung?  Hastig kramte ich in meinem Regal nach dem Buch der Lust, meine Finger fuhren über die Bücherrücken. Dabei fiel mir auf das die Pinkhaarige alles durcheinander gebracht hatte. Plötzlich war da alles Alphabetisch geordnet! Schließlich fand ich es unter K, was eigentlich geschickt war, ich mir aber zum Zeitpunkt noch nicht eingestehen wollte. Die Seiten aufgeschlagen blätterte ich aufgeregt nach einer Stellung die den Namen ''Pizza'' oder ''Belag'', trug. Natürlich fand ich nichts. Ich widmete mich erneut dem Chat: Freu mich. Bis morgen Wieder betrachtete ich die Hieroglyphen. Bei allen Büchern die ich bereits gelesen hatte, durfte ich mich selbst zu der Belesenen Sorte Mensch zählen. Trotzdem stellte die Bedeutung deren mich vor ein Rätsel. Ich versuchte die versaute Phantasie aus meinem Kopf zu verbannen und es einfach hinzunehmen, dass ich wohl nie dahinter kommen würde. Verzeiht mir mein inneres Schweinchen... ich bin eben auch nur ein Mann.   Meine Hand lag auf dem Schulterblatt der Schwarzhaarigen auf. Ich geleitete sie in die gut besuchte Pizzeria. Flüchtig warf sie mir ein dankbares lächeln zu und ließ sich von mir führen. Ein paar Tische für zwei Personen waren noch frei, noch ehe ich sie fragen konnte, welchen sie bevorzugte hatte sie bereits eine Entscheidung getroffen. Bequem ließ ich mich vor ihr auf den Stuhl fallen. Sie wirkte nervös. Jedenfalls stand ihr ins Gesicht geschrieben, dass sie keine Erfahrung im Bezug aufs ausgehen mit sich brachte. Natürlich war mein Gedanke, dass sie vielleicht nur ein wenig Spaß wollte völliger Unsinn. Und ein bisschen schämte ich mich dafür so schmutzige Gedanken gehabt zu haben. Das was sie heute trug unterschied sich ein wenig von ihren üblichen Dienst Kleidern, im Grund stand ihr das Dunkelblaue Kimono ziemlich gut. Sie war hübsch.  Aber sie war nicht bezaubernd. War das vielleicht ganz normal ab einem gewissen Alter den Zauber zu verlieren? Vermutlich ja. Entsetzt darüber, welche Gedanken ich hegte und das sie in eine völlig falsche Richtung abschweiften, versuchte ich mich zurückzuholen indem ich nach der Karte vor mir griff: ,,Du hast sicher Hunger, lass uns etwas essen." Sie ließ ihre Augen über das Angebot der Karte gleiten: ,,Magst du Pizza Hawaii?", versuchte sie Krampfhaft ein Gespräch einzuleiten.  ,,Hmmm", stöhnte ich, ,,Ich finde Ananas hat nichts auf einer Pizza verloren." Ich ärgerte mich darüber, dass ich mir bei der Antwort nicht mehr Mühe gegeben hatte.  ,,Oh...", hauchte sie, ,,Naja, Geschmäcker sind ja auch unterschiedlich."  Wir geben unsere Bestellung auf und ich meine bemerkt zu haben, dass sie bewusst auf ''Pizza-Hawaii'' verzichtet hat. Stattdessen geht sie den sicheren Weg einer einfachen Margerita. Ich hingegen gebe mir die volle Dröhnung Schinken, Salami, Pilze - Doppelten Käse und einem dicken Käserand. Lässig hebe ich einen Fuß und lege ihn auf meinem Oberschenkel ab, dabei stoße ich mich an dem viel zu niedrigen Tisch an.  ,,Hast du dir weh getan?", fragt sie bekümmert und beugt sich über den Tisch.  ,,Ist nichts.", antworte ich trocken und reibe mir die Stelle die noch unangenehm nachpocht.  Sie gibt sich geschlagen, denn ich hatte erneut ihren Versuch auf Körperkontakt abgelehnt. Und das obwohl ich heute Vormittag noch in den größten Tönen gespuckt hatte.  ,,Ich kann verstehen das es dir nicht leicht fällt.", eine Verständnisvolle wärme breitete sich zwischen uns aus und ich fühlte mich für einen Augenblick wirklich verstanden. Nickend stimmte ich ihr zu, da ich in diesem Moment einfach mal nichts dazu sagen wollte. Manchmal war es besser die Dinge sein zu lassen was sie waren: Ein Wort, ein Satz ein Mensch und eine Situation. da ich sowieso nicht der Typ dazu war alles zu kommentieren oder zu unterstreichen.  ,,Es ist schön das du hier bist Kakashi, wir alle haben dich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und uns gefragt ob es dir gut geht?" Oh nein, jetzt tat sie es ja doch. Sie fragte mich der Höflichkeit halber. Ich dachte das hier sollte ein Vergnügen werden und keine Trauerveranstaltung?  Seufzend gab ich ihrer Frage nach: ,,Besser, danke der nachfrage." ,,Wenn ich etwas für dich tun kann lass es mich wissen, ja?"  ,,Kannst du.", brach es unkontrolliert streng aus mir heraus, ,,Du kannst aufhören diese Fragen zu stellen die du meinetwegen gar nicht musst und anfangen zu Fragen was dich wirklich interessiert!" Shizune's Augen weiten sich, ihre Hände spielen ablenkend an ihrem Besteck herum. Das war zu dick aufgetragen, ich hatte sie vor den Kopf gestoßen. Ein Teil von mir wollte sich entschuldigen, aber der andere dachte sich -was soll's.  ,,Wer hätte gedacht das du so ein Arschloch sein kannst...", fluchte sie. Böse blitzen ihre Augen mich an. Sie warf sich ihren Mantel über, einen griff in ihren Geldbeutel zückte sie ein paar Scheine und klemmte sie unter ihr leeres Glas.  ,,Meinen Teil der Pizza kannst du jetzt mit deinem Gewissen teilen.", verabschiedete sie sich und verließ kurzerhand die Pizzeria. Ich war selbst schockiert wozu mich der innere Frust getrieben hatte. Kein Wunder wurde ich von Rin verlassen. Der Tag an dem sie er zur Sprache brachte spielte sich vor meinen Augen ab als war es erst gestern gewesen.    Sie kam nach Hause, von ihrem Job auf der Kinderstation im Konoha Krankenhaus. Wie immer war sie müde von dem ständigen Schichtwechsel. Aber etwas glitzerndes spiegelte in ihren Augen als sie in der Türe zum Schlafzimmer lehnte. Ich bemerkte sie, weil ich es vermisst hatte sie nicht an meiner Seite zu haben. Müde hob ich meinen Kopf aus den Kissen und musterte sie: ,,Willst du nicht ins Bett kommen?"  Sie schüttelte den Kopf und spielte an dem Knopf ihres Kittels, die Hände in die Taschen vergraben wandte sie ihr Wort an mich: ,,Kurenai hat heute ihr Kind bekommen."  ,,Mhmmm...", stöhnte ich, ,,Willst du auch eins dann komm schnell zu mir ins Bett." ,,Es ist ein Mädchen, ihr Name ist Mirai."  Mirai Sarutobi, ein wirklich passender Name..., dachte ich. In Gedanken an meinen verstorbenen Freund. Wie musste es sich wohl anfühlen seinen geliebten Menschen nicht mehr um sich zu haben. Ein Kind auf die Welt zu bringen, ganz allein groß zu ziehen. Ich empfand es als Segen und Fluch zugleich. Wie schwer musste es Kurenai wohl fallen in die Augen ihrer Tochter zu sehen ohne dabei an ihren Vater zu denken.  Schmerzhaft... Ich wandte mich zur Seite des Fensters und mit dem Rücken zu Rin: ,,Sie wird es schwer haben, aber zum Glück hat sie dich." Eine Weile verging und sie kehrte noch immer nicht zu mir an meine Seite. Ich wurde das Gefühl nicht los das etwas nicht stimmte, also kroch ich aus der Decke hervor, um sie nicht dort zu finden wo sie eben noch gestanden war. Neugierig spickte ich in den Flur. Ich tappte in die Küche, das Licht brannte grell.  ,,Wow, Liebling wo ist meine Sonnenbrille...", spaßte ich, als ich mich hinter sie begab und meine Hände in ihren Nacken legte. Ich massierte ihre verspannten Stellen und beugte mich über sie. Als ich ihr einen flüchtigen Kuss auf den Kopf geben wollte, rutschte sie vom Stuhl und drückte mich von sich: ,,Willst du eigentlich eine Familie?"  Unerwartet versuchte ich die Situation zu verstehen. Der Zeiger der Uhr tickte so laut, er machte das schweigen zwischen uns unerträglich.  ,,Rin, wieso jetzt?", flüsterte ich schließlich.  Ihre Hand donnerte auf den Tisch ein und ein knall erfüllte die Wohnung: ,,Wann dann?", schluchzte sie, "Antworte auf meine Frage Hatake."  Wie sie meinen Namen in den Mund genommen hatte fühlte sich so fremd an, als wäre es nicht meine Rin gewesen die dort zu mir sprach. Aber sie war es, laut und deutlich.  ,,...du bist meine Familie.", antwortete ich und versuchte sie an mich zu ziehen. Herrgott ich wollte sie einfach nur bei mir haben, ich fühlte es. Ich wusste wohin sich dieses Gespräch entwickelte, schließlich war ich kein Idiot. Man spürt es einfach, wenn ein vertrauter Mensch sich von einem entfernte. Das ganze ist wie ein Tunnel, eine Weile läuft man aufeinander zu und dann aneinander vorbei. Jeder in seine Richtung.  Wieso ging sie nicht mit mir?  ,,...du sprichst nicht mit mir. Hast du überhaupt Ziele? Deine Perspektiven? Willst du Kinder?", schluchzte sie.  ,,Nein!", brach es aus mir heraus. Klarer denn je zuvor, ,,Nein ich möchte keine Kinder, nicht jetzt. Und Perspektiven habe ich auch keine. Ich bin ein Denker kein Redner, aber einfacher Mensch. Ein zu Spät-Kommer. Einer der gerne schwarz trägt und jemand der seine Nase in Bücher steckt nicht in die Köpfe anderer. Ich unterrichte Kinder, gebe ihnen alles mit für ihre Zukunft das sie es einmal besser machen werden als ich es getan habe. Ich für meinen Teil bin jetzt hier, aber ich bin glücklich. Mit dir!" Meine Augen blitzten Gläsern auf, ich wischte mir die Tränen trocken. Weil ich mich nicht von dieser Seite zeigen wollte.  Sie legte ihre Hand behutsam auf meine Wange, dieses mal wollte ich es nicht. Es fühlte sich nicht richtig an. ,,Aber ich bin es nicht mehr, lass uns das hier beenden.", waren ihre letzten Worte.  Am nächsten Tag war sie verschwunden.    Ich ließ die Pizza vom Küchenpersonal einpacken. Machte einen Abstecher bei Shizunes Wohnung und warf einen Umschlag den ich mir vom Pizzahaus geben ließ in ihren Briefkasten. Darin befand sich das Geld und, auf den Umschlag hatte ich das Wort "Entschuldige" geschrieben. Es war viertel vor 8 als ich mein Mobiltelefon zückte und gezielt auf den Chat mit Haruno und mir zugriff. Ich schrieb: >Hey  Hast du Hunger?  Es dauerte eine Weile bis sie antwortete.  Ich würde meine kalte Pizza mit dir teilen?  Ja, meine Verabredung kommt zu spät  Ja es ist noch nicht ganz klar ob sie kommt... Es dauerte wieder eine gefühlte Ewigkeit. War diese Frau denn schwer von Begriff?  >Kommt sie?  Fragte ich erneut, ungeduldig.