Swipe right for love! von Skadii ================================================================================ Kapitel 7: Schokolade und Pinguine ---------------------------------- Es war früh.  Zu früh. Ich hatte nicht geschlafen. Kein Auge zu gemacht. Wie ein Häufchen elend saß ich im Aufenthaltszimmer der Ärzte. Mein Tee war bereits kalt geworden und außerdem schmeckte er bitter, da ich vergaß den Beutel rechtzeitig heraus zu nehmen. Schlürfend starrte ich in die leere, schlupfte aus meinen Crocks heraus und breitete meine Füße aus dem freien Stuhl neben mir aus. Nur um festzustellen, dass ich zwei unterschiedliche Paar Socken trug. Das eine rosa. Das andere gelb. Seufzend verdrehte ich die Augen und entschied mich dazu sie besser wieder dorthin zu packen wo sie hin gehörten. Nämlich in die Schuhe. Die Türe öffnete sich und Shizune betrat das Zimmer. Sie legte mir meinen Plan für heute auf den Tisch. „Fit wie ein Turnschuh.“, kommentierte sie. Ich flunkerte sie genervt an, nahm den Dienstplan an mich und warf einen Blick darauf. Fast alles wie gehabt, außer das wir eine Neuaufnahme in Zimmer 306 hatten. Für einen flüchtigen Moment dachte ich an das Herzliche lachen der alten Dame ''Chika''. Wie schnell doch Betten ausgetauscht und überzogen wurden, auf dem mal ein Liebenswerter Mensch gelegen war. Irgendwie machte es mich nachdenklich. Beinahe hatte ich meine Chefin vergessen die am Kaffeeautomat lehnte und darauf wartete, dass ich ein Lebenszeichen von mir gab. „Wie ein ausgelaufener, ausgeleierter Turnschuh“, knöpfte ich an. Sie lachte. Ihre Finger deuteten auf den Kopf: „Neue Frisur?“ Ich nickte, und spielte an den kurzen Strähnen herum. „Verliebt?“, fragte sie lächelnd. „Was?“, brach es aufgeweckt aus mir heraus. „Naja, wenn eine Frau derart Veränderungen an sich vornimmt, ist sie entweder verliebt oder sie hat ein gebrochenes Herz.“, erklärte sie mir schmunzelnd.  „Nein, absolut nicht. Ich wollte nur mal etwas neues ausprobieren...“, immerhin war es die halbe Wahrheit.  Neugierig verfolgte sie meine Schritte, wie ich meinen Becher in die Spülmaschine räumte und den Teebeutel entsorgte. Zuletzt griff ich nach einer Banane, aus dem Obstkorb den uns das Krankenhaus spendierte. Das Brett zwischen meine Arme geklemmt nickte ich ihr zu und verließ kurz darauf das Aufenthaltszimmer.   Vorbei an den Damen-Umkleideräumen bemerkte ich einen merkwürdigen Gast in einem Kittel, der dort nicht hin hingehörte. Neugierig steckte er seinen Kopf zwischen den Türspalt und spannte. Es war ''Takuto'', mein Patient aus Zimmer 304, der seit Wochen in Behandlung aufgrund seiner anhaltenden Gelenkschmerzen war. Jetzt wo ich ihn dort stehen sah, wie er sich beugte, wirkte er gar nicht mehr so unbeweglich wie er immer Klagte. Mein Klemmbrett donnerte gefährlich nah an seinem Gehör gegen die Türe des Umkleideraums, erschrocken wich er zurück und die Türe fiel augenblicklich ins Schloss. Der alte Perversling wurde auf frischer Tat ertappt, seine Augen waren geweitet und wäre er 30 Jahre jünger hätte ich ihm womöglich den Round-House-Kick seines Lebens verpasst. An der Stelle, an der ich eingeschlagen hatte, bröckelte ein Stück der Türe ab und das Klemmbrett war zu 90 Grad gebogen. Der alte Mann räusperte sich: „Oh Hallo, Frau Doktor Haruno.“ „Mhmmm...“, stöhnte ich verärgert und stemmte meine Arme in die Hüfte, „Verlaufen?“ Er kratzte sich an seinen weißen Haaren: „äh, ja, ich äh, ich wollte auf die Toilette.“, stotterte er. „Tatsächlich?“, ich deutete auf seine Waden, „Sie wissen aber schon das sie einen Katheter tragen.“ Er wirft einen Blick an sich herunter und gerät in eine fälschliches lachen: „ach, tatsächlich, den hatte ich doch glatt vergessen.“, „...ich werde hier noch ganz Dement.“. Er schlängelt sich vorbei an mir und zieht den Kopf ein. „Ab aufs Zimmer!“, ermahne ich ihn, da trappt er plötzlich los wie ein junges Fohlen um im nächsten Moment in seinem Zimmer zu verschwinden. Anstandslos lässt er sich von mir untersuchen und ich trage seine Werte auf dem völlig entstellten Plan ein. Inzwischen wird es lebhafter auf den Gängen, die ersten Patienten grüßen mich freudestrahlend, manche von ihnen werden von ihren Familienangehörigen durch die Gänge geschoben zu einem kurzen Spaziergang an die frische Luft. Meine Mittagspause verbringe ich ebenfalls im freien. Die Sonne schafft es immer wieder zwischen den einzelnen Wolken hindurch, der Wind fegt die Herbstblätter über das Gelände und das Farbenspiel ist schön anzusehen. Ich öffnet meine Bento Box und beuge mich, bevor ich von Reisbällchen, Tofu-Würfeln und frisch geschnittenem Gemüse koste. Mein Blick schweift über die Menschen die sich trotz der Tatsache das dieser Ort ein Krankenhaus war auf den anderen Parkbänken unterhielten und vergnügten. Es hatte etwas schönes und erleichterndes, dass kranke Menschen nicht nur litten, sondern genauso wie wir alle Freude empfinden konnten. Und das war wichtig, nie die Freude am Leben zu verlieren. Diese Einstellung brachte unsern Körper in ein positives Gleichgewicht und auf diese Weise half man seinem Körper zu heilen. Patienten bewunderten uns Ärzte dafür, dass man in der Lage war heilend Hände aufzulegen, doch ich weiß das meine Hände nur die hälfte der Genesung ausmachten. Der andere ''Heilungszauber'' kam ganz allein von ihnen. Den Weg der Medic-Nin hatte ich allein Naruto und Sasuke zu verdanken. Während die beiden sich stetig kloppten und die Köpfe einschlugen musste ich mich ja irgendwie nützlich machen. Irgendwer musste ihnen ja die Wunden wieder flicken, wenn sie es wieder übertrieben hatten. Heute, wenn ich zurück denke war die Ausbildung keineswegs einfach. Aber sie hatte sich in jedem Fall gelohnt, allein deswegen um die Menschen zu beschützen die einem am Herzen lagen. Aufgegessen, verschloss ich die Box. Meine Pause war zu Ende, da gesellte sich in letzter Sekunde eine vertraute, kurvige Schönheit zu mir, der man ihr alter noch immer nicht ansah. Sie verschränkte ihre langen Beine und breitete ihre Arme auf der Rückenlehne aus. Entspannt legte sie den Kopf in den Nacken als sie mich begrüßte: „Du siehst müde aus, wie ich.“, sie massierte sich die Schläfen, „Ich hab mir für heute den Nachmittag frei genommen, der Neunschwänzige hat das inzwischen ganz gut im Griff.“ „Wann wirst du das Amt abgeben können?“, fragte ich neugierig. Ein leicht verzweifeltes Stöhnen verließ ihre Kehle: „Hmm...“, „...da Kakashi das Amt nicht annehmen wollte und Naruto noch zu jung ist werde ich wohl noch für 5 bis 7 Jahre herhalten müssen.“ Kaum hatte ich seinen Namen gehört, musste ich sofort an das zurückdenken was gestern Abend geschehen war. „Konoha sollte darüber nachdenken wie Sunagakure das Amtsalter zu senken, Gaara war schließlich auch sehr jung zum Kazekage ernannt worden.“, Tsunade stimmt meiner Meinung nickend zu, knöpft aber am Gespräch an: „... ach du weißt doch das die Leute hier sehr Traditionell und Altmodisch sind.“ „Das sind sie...“, stimmte auch ich ihr zu und dachte dabei an den Hyuuga Clan und die anderen Familienstämme. Unbemerkt schleicht sich eine weitere Person zu uns und nimmt rechts von mir Platz ein. Sie rümpft ihre Nase und beugt sich über mich hinweg um Konohas Sannin anzusehen: „Hast du getrunken?“, fragt Shizune sie besorgt. Tsunade rollt die Augen: „Ich hab frei!“ Die beiden tauschen besorgte und genervte Blicke über mich hinweg. „Aber musst du deswegen gleich zum Alkohol greifen?“, belehrt Shizune sie. „Wollen wir tauschen?“, „...wenn du diesen hyperaktiven Blondschopf um dich herum hättest würdest du auch schon längst bei den anonymen Alkoholikern sitzen.“ Ich schmunzle darüber, heimlich, da ich nicht möchte das sich Shizune von mir hintergangen fühlt. Irgendwo kann ich ihre Sorge ja verstehen. „Du bist unmöglich...“, stöhnt sie, „Bist du im Kasino gewesen?“ „Nahain!“, krächzt die blonde und wirft ihr Haar um die Schulter, „Das muss ich nicht mehr...“ „Das musst du nicht mehr?“, bricht es erfreut aus ihr heraus. „Nein ich hab mein Kasino jetzt immer bei mir!“, die Sannin zückt ihr Mobiltelefon und präsentiert voller Freude eine ihrer Spielcasino-Apps. Sie tippt darauf und ich kann sehen wie sich die strahlenden Geldmünzen in ihrer Augen spiegeln. Shizune gleitet verzweifelt in ihren Schoß und vergräbt ihr Gesicht darin: „Das ist das Ende...“ Ich amüsiere mich den beiden zuzuhören und wie Skizune wieder einmal kläglich daran scheitert ihre Meisterin von ihrer Sucht abzubringen. Der erste Schritt zur Besserung ist schließlich die Selbsterkenntnis. Und davon war die blonde noch sehr, sehr weit entfernt. Sie ist bereits tief in den Bildern und Zahlen des Glücksspiels versunken, da erbittet ihre ehemalige Schülerin sie um Aufmerksamkeit: „Ich hab ein Date“ Die Sannin lässt sofort das Mobiltelefon fallen, zum Glück in ihren Schoß. Ihre Augen sind geweitet und neugierig auf sie gerichtet. Sie beugt sich weit über meinen Schoß und krallt sich darin fest: „Mit wem?“ „Errätst du nie.“, haucht sie verlegen. „Sag schon, sag mit wem?!“, sie rüttelt aufgeregt an meinem Oberschenkel, sodass ich leicht durchgeschüttelt werde. „Ich gebe dir einen Tip.“, macht sie es spannend, „Er ist groß und grau.“ „Was?“, die Sannin bricht in ein lautes Gelächter aus, „Er ist hoffentlich kein alter Sack.“ „Nein wir sind im selben alter.“, gibt sie nun unbewusst Preis. „37 also?“, „Hmmm, wen haben wir denn da hübsches...“ Auch ich überlege einen Moment, als mir plötzlich der Groschen fällt. Anstelle der Sannin bricht es aus mir heraus: „Kakashi.“ Die Wangen meiner Chefin färben sich Tomatenrot, sie zieht ihr Gesicht aus der Bahn und flüstert: „Richtig.“ Mit dem Wort ''richtig'', zieht sich meine Brust zusammen und ich spüre wie sich ein beengendes Gefühl in mir ausbreitet. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und ich beisse mir nachdenklich auf die Unterlippe. Jeder kennt dieses Gefühl und keiner will es sich eingestehen. Es ist die Eifersucht. Ich nehme nur noch dumpfe Worte wie: ''App, Sind ins Gespräch gekommen,Verabredet''- wahr, da setzte ich mich von der Parkbank auf und verabschiede mich mit den Worten: „Meine Pause ist rum“, von ihnen. Tsunade packt mich an meinem Handgelenk und zieht mich besorgt zurück: „Ist alles in Ordnung meine Liebe?“ „Alles in Ordung.“, flüstere ich, fahre meine Hand nach ihr aus, lege sie behutsam auf ihre Schulter ab und versuche zu lächeln. Tsunade kennt mich zu gut um mir diese Lüge abzukaufen, aber sie lässt mich ziehen.   Zurück zu Hause, läuft der Fernseher. Ich zappe mich durch die ganze Werbung und den Müll der gerade läuft. Ich bleibe an einer Dokumentation über Kaiserpinguine hängen, eigentlich höre ich dem Sprecher gar nicht zu. Stattdessen lasse ich die Bilder von ewigen Gletschern auf mich einwirken und werfe mir eine Decke über. In sie gekuschelt, knabbere ich an einem Schokoladenriegel den ich mir vorhin an der Ladentheke mitgenommen hatte. So sehr wie heute, hatte ich mich schon lange nicht mehr nach Schokolade gesehnt. Der Riegel war viel zu überteuert und eigentlich griff ich zu den Vorteilsverpackungen, aber heute war es mir egal. Heute war mir alles Scheiß egal. Ich wünschte ich hätte den anderen vor Karamell triefenden Riegel auch noch eingepackt, aber die Frau hinter mir an der Kasse drängte mich. Ich warf das leere Papier auf den Fernseher, indem eine Szene spielte bei der ein Pinguin von einer Robbe gefressen wurde. „Louf weg Pinuin!“, schmatzte ich und geriet kurz darauf in Selbstscham. Hatte ich gerade wirklich mit vollem Mund gesprochen? Die Zeit mit Ino tat mir nicht gut... Anschließend nippte ich an einem Becher Bubble-Tea, den ich auf dem nach Hause weg bestellt hatte. Er war so süß, mit dem Beigeschmack der Schokolade in meinem Mund fragte ich mich ob mein Arsch bei so viel Zucker nicht zusammenkleben würde. Er klebte nicht, dafür vibrierte etwas an ihm. Meine Hand griff unter die Decke an meinen Hintern, dort tastete ich die Stellen ab, bis ich mein Handy daraus hervor zückte. Durch das tippen auf den Banner sprang ich in den darauf folgenden Chat, den ich den ganzen Tag über versucht hatte aus meinem Kopf zu verbannen. Mit Schokolade und Zucker und Pinguinen und Bubble-Tea. Ich las die Nachricht:   >Hast du dir etwa die Haare geschnitten? Verärgert donnerten meine Finger auf die Tasten ein. Ich antwortete: Hast du? Keine Gute. Sieht furchtbar aus. Furchtbar? Sagt der Typ, der zum Haare stylen morgens den Elektrozaun ableckt!  Also lässt du sie dir wieder wachsen? Wieso nicht? Verärgert betrachtete ich den Chat, fragte mich ob es besser war einfach nichts zu sagen, bevor ich mich eventuell vergaß und ihn auf das tiefste beleidigte. Ich hatte gerade das Telefon gesperrt, um mich wieder den Pingunen zu widmen. Sie brüteten ein Ei aus, dass sie über viele Kilometer getragen hatten, da vibrierte es erneut. Weil ich nicht anders konnte und mich darüber ärgerte so schwach zu sein öffnete ich erneut den Chat und las:   >Kleiner Witz. Du siehst bezaubernd aus kleines.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)