Rescue me von Evi1990 (When a dragon saves a puppy - Seto x Joey) ================================================================================ Kapitel 28: Rescue me... from planning our future (Part 2) ---------------------------------------------------------- Seto saß gerade an seinem Schreibtisch in der KaibaCorp und tippte noch die letzten Zahlen in die Tabelle ein, bevor er den Computer herunterfuhr und sich auf den Weg machte. Er sah auf die Uhr – es war kurz nach 18 Uhr und er wusste, dass Joey heute bis ungefähr 20 Uhr arbeiten müsste.   Als der Blonde vor ein paar Tagen in der Kantine verkündet hatte, wie er sich seine berufliche Zukunft – zumindest auf kurze Sicht – vorstellte, da hatte Seto einen Entschluss gefasst. Während er sich auf den Weg zur Limousine machte, dachte er schmunzelnd darüber nach, wie Joey reagiert hatte. Er hatte in den letzten Tagen wirklich versucht, aus ihm rauszukriegen, was er geplant hatte – man hatte ihm offensichtlich direkt angemerkt, dass er eine bestimmte Absicht verfolgte, aber Seto hatte nicht klein bei gegeben. Nein, er wollte, dass es eine Überraschung werden würde, und heute war nun endlich der Tag gekommen, an dem er seinen Plan in die Tat umsetzen würde.   Die Fahrt mit der Limousine dauerte nicht lange, und als er ausstieg, musste er feststellen, dass er hier noch nie gewesen war, auch wenn es gar nicht so weit weg von seinem Firmengebäude war. Das kleine Gebäude sah von außen recht ansehnlich aus. Die Außenfassade des Cafés, in dem sein blonder Wirbelwind arbeitete, war ockerfarben gestrichen worden und eine beige Markise spendete den Plätzen draußen Schatten, was gerade jetzt, wo die Temperaturen deutlich anstiegen, von Vorteil war. Wobei das um diese Uhrzeit kaum noch nötig war. Der äußere Bereich wurde von einigen Topfpflanzen geziert, viele auch mit bunten Blüten. Seto kannte sich mit jeglicher Art von Vegetation überhaupt nicht aus, daher konnte er nicht sagen, was genau das für Pflanzen waren, aber es sah insgesamt alles sehr ästhetisch und stimmig aus, schaffte irgendwie eine warme und liebevolle Atmosphäre. Er war noch nie in Paris gewesen, aber ungefähr so stellte er sich ein typisches, französisches Café vor. Fast schon ein bisschen kitschig, wenn er jetzt so recht darüber nachdachte.   Als er das Café betrat, kündigte eine kleine Glocke seine Ankunft an und das erste, was er bemerkte, war der süße Duft von noch ofenwarmem Kuchen, dicht gefolgt von dem herrlichen Aroma frisch aufgebrühten Kaffees. Im Hintergrund spielte leise Jazz-Musik. Der Innenraum war lichtdurchflutet, weil er an den Seiten gesäumt war von bodentiefen Fenstern, die in südwestlicher Richtung lagen, sodass die Sonne den Raum den gesamten Tag hell erleuchten musste. Die Luft wurde von der Klimaanlage gekühlt, sodass der Raum insgesamt eine sehr angenehme Temperatur hatte. Auch hier konnte Seto die verschiedensten Pflanzen ausmachen, zum Teil auf dem Boden in entsprechenden Töpfen und Behältern, aber auch von der Decke hängend. Er lächelte leicht – er konnte sich nun ungefähr vorstellen, warum Joey seine Arbeit hier so mochte, allein schon der Atmosphäre wegen.   Und kaum hatte er an sein Hündchen gedacht, kam dieser auch schon in schnellem Tempo um die Ecke, um den Neuankömmling zu begrüßen, der noch immer an der Tür stand.   „Willko-... hä? Seto?“   Seto ließ beide Hände in seinen Hosentaschen verschwinden und sein Lächeln verstärkte sich noch etwas. Ja, genau deswegen hatte er ihm nicht erzählt, dass er herkommen würde. Er liebte es einfach, sein Hündchen so zu überraschen. Sein Gesichtsausdruck, immer, wenn er das tat, auch jetzt gerade, war einfach das Warten wert. Er sah ihn mit Erstaunen, aber auch ein wenig ungläubig an, so als ob er gar nicht so richtig wahrhaben wollte, dass Seto hier gerade wirklich in dem Café stand, in dem er arbeitete. Er trug wie üblich seine weinrote Kellnerschürze, zusammen mit einer Bauchtasche, in der sich vermutlich das Portemonnaie zum Abkassieren der Gäste befand. Er war einfach wunderschön, Seto konnte es gar nicht anders beschreiben. Die Sonne ging langsam unter, und unter den zarten, letzten Sonnenstrahlen wirkte Joeys Gesicht so weich, dass Seto sich nur mit Mühe und Not zurückhalten konnte, es nicht einfach in beide Hände zu nehmen und ihn überall zu küssen.   Erst als Joey einige Schritte auf ihn zumachte und ihn ansprach, erwachte Seto wieder aus seinen Tagträumen. „Seto, was machst du denn hier?“   Der Braunhaarige lachte kurz auf, bevor er erwiderte: „Du hast doch gesagt, dass du auch nach der Schule weiter hier arbeiten willst. Na ja, da dachte ich, ich sollte vielleicht mal checken, ob du damit auch wirklich die richtige Entscheidung triffst.“   Joey schien noch immer mehr als irritiert zu sein. „Hast du das Gefühl, ich hätte mich falsch entschieden?“ Doch Seto schüttelte nur den Kopf, bevor er, weiterhin lächelnd, antwortete: „Nein. Ich bin ehrlich gesagt nur neugierig.“   Nun erwiderte auch Joey das Lächeln und für einen Moment war es, als wären es nur sie beide in diesem Raum. Doch dann schien der Blonde zu merken, dass er hier ja immer noch bei seiner Arbeitsstelle war, und Seto konnte in seinem Blick so etwas wie Ehrgeiz erkennen. Auch wenn er Joeys Entscheidung tatsächlich keine Sekunde angezweifelt hatte, so wurde er das Gefühl nicht los, dass er es ihm jetzt trotzdem beweisen wollen würde. Oder jetzt erst recht.   Er wurde von Joey an einen Platz direkt an einem der bodentiefen Fenster geführt. Als der Blonde ihm die Karte reichte, stützte er sich für einen kurzen Moment auf dem runden Tisch ab und blickte verträumt raus. „Weißt du, wenn ich hier Gast wäre, dann wäre das mein Lieblingsplatz. Er steht mitten im Café, sodass man von hier aus alle Menschen gut beobachten kann, und das wäre vermutlich, was ich die ganze Zeit tun würde, zumindest, wenn ich allein hier wäre. Man sitzt direkt am Fenster, das heißt, egal, welches Wetter auch gerade ist, hier bekommt man immer am meisten Licht ab. Und ich finde, der Blick ist von hier aus auch am schönsten, weil man nicht zur Hauptstraße schaut, sondern direkt auf den Park nebenan.“   Nun blickte er ihn direkt an, bevor er grinsend ergänzte: „Die meisten wollen im Frühjahr und Sommer lieber draußen sitzen, zumindest, wenn das Wetter mitspielt, aber ich würde diesen Platz hier zu jeder Jahreszeit wählen.“   Seto legte für einen kurzen Augenblick seine Hand auf eine von Joeys und erwiderte sein Lächeln. „Du hast recht, es ist perfekt. So wie du.“   Er bemerkte, wie Joey leicht errötete, und lächelte zufrieden. Er hoffte, er würde auf ewig diese Wirkung auf sein Hündchen haben. Es war viel mehr als nur das reine Gefühl von Macht. Immer, wenn er sah, welche Regungen er in dem Blonden auslöste, setzte sein Herz einen Schlag aus und er musste feststellen, wie stark seine Liebe zu ihm war.   Joey entgegnete nichts auf Setos vorherige Aussage, sah ihn nur verträumt lächelnd an, und das war eigentlich auch schon alles, was Seto wissen musste. Dann sagte Joey: „Also, willst du Kaffee, so wie du ihn immer trinkst?“ Seto nickte ihm zu und musste feststellen, dass Joey ihn vermutlich perfekt zubereiten würde, schon allein deshalb, weil er seinen eigenen Kaffee gern genauso hatte. Seto liebte all ihre Gemeinsamkeiten, aber diese im Speziellen war für ihn, aus welchem Grund auch immer, eine der wertvollsten. Vielleicht, weil es eine der ersten gewesen war, die er entdeckt hatte.   Joey wollte sich gerade auf den Weg machen, um ihm das dunkle Gebräu zuzubereiten und auch andere Gäste zu bedienen, da hörten sie plötzlich ein lautes Geräusch von Setos Nachbartisch und ein kleines Kind fing an zu weinen. Joey, der noch immer an seinem Tisch stand, erschrak ein wenig, als er es wahrgenommen hatte, fing sich aber schnell wieder. Er murmelte Seto kurz zu: „Entschuldige mich bitte“, dann ging er an den Tisch, um zu sehen, was passiert war.   Seto beobachtete jeden von Joeys Schritten. Die Eltern des Kindes entschuldigten sich ausgiebig bei dem Blonden – es sah so aus, als hätte sich das Kind mit seinem Kakao bekleckert und hätte einen Schrecken bekommen. Joey holte schnell einen Lappen, um den Tisch zu säubern, und nahm auch ein paar Papiertücher mit. Als er zurück zum Tisch kam, weinte das kleine Mädchen noch immer bitterlich. Seto beobachtete, wie Joey davon abließ, den Tisch weiter zu reinigen, und in die Hocke ging, um auf derselben Ebene wie das Mädchen zu sein. Auch auf die Distanz konnte Seto sehen, wie sehr seine Augen glänzten, als er sie anlächelte und ihr einige Papiertücher überreichte.   „Hey, hast du dich erschreckt? Keine Sorge, das ist doch überhaupt nicht schlimm, ist doch alles in Ordnung. Weißt du, wie oft mir das schon passiert ist?“   Das Mädchen hörte sofort auf zu weinen, auch wenn sich noch immer ein paar restliche Tränen von ihren Wimpern lösten und über ihre Wangen kullerten. „Dir ist das auch schon passiert?“   Joey tätschelte sie auf dem Kopf, dann antwortete er: „Na klar! Schon total oft.“ Dann hielt er eine Hand so an seine Wange, dass er ihr zuflüstern konnte, ohne, dass ihre Eltern seine Lippenbewegungen sehen konnten. „Weißt du, richtig peinlich ist es nur dann, wenn du was über andere verschüttest. Ist mir auch schon passiert, da hätte ich auch heulen können.“   Das Mädchen presste grinsend die Lippen zusammen und ihre Wangen wurden rosig. Es wirkte so, als ob Joey ihr gerade ein pikantes Geheimnis erzählt hätte, das sie niemandem verraten durfte. Seto kam nicht umhin zu bewundern, wie schnell es Joey geschafft hatte, das Kind zu beruhigen. Es war einfach Wahnsinn, wie spielend leicht er die richtigen Worte gefunden hatte und im Handumdrehen das Vertrauen des Mädchens gewonnen hatte.   Sein Hündchen grinste die Kleine an, bevor er ihr für eine Sekunde beruhigend durch die Haare streichelte. „Wie ist dein Name?“, fragte er, noch immer vor ihr hockend.   Das Mädchen schaute unsicher zu ihren Eltern rüber und auf Setos Lippen legte sich ein schwaches Schmunzeln. Schlaues Kind, vertrau keinem Fremden. Wobei er ihr gern zurufen würde, dass sie vor Joey keine Angst zu haben bräuchte, aber er mischte sich nicht ein.   Die Eltern sahen das wohl ähnlich und nickten ihr zu, also drehte sie sich wieder zu Joey um und antwortete glücklich strahlend: „Ich heiße Téa. Und wie heißt du?“ Seto beobachtete, wie Joey verblüfft die Augen aufriss, nur um danach wieder eine freundliche Miene aufzusetzen. „Téa also. Eine ganz liebe Freundin von mir heißt auch so, weißt du? Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Ich bin Joey.“   Die Wangen der kleinen Téa liefen rosa an, und mit glänzenden Augen fragte sie: „Heißt das, wir sind jetzt auch Freunde?“   Joey lachte herzlich, und Setos ganzer Körper wurde ausgehend von dem Klang seines Lachens von einer undefinierbaren Wärme durchzogen. Der Blonde strich ihr noch mal sanft durch die Haare, dann erwiderte er: „Natürlich sind wir das.“   Joey beendete daraufhin das Gespräch mit dem Mädchen und stand erneut auf, um nun auch den Rest des Tisches zu reinigen. Als er sich entfernen wollte, um Setos Kaffee zuzubereiten, wurde er nicht gehen gelassen, ohne sich noch weitere Entschuldigungen der Eltern anzuhören. Aber herzensgut, wie sein Hündchen eben war, winkte er nur ab, und auf dem Weg in Richtung Küche blickte er noch einmal zu Seto und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln, das Setos Herz wie wild schlagen ließ.   Während Joey beschäftigt war, dachte Seto noch mal genau über die gerade abgelaufene Szene nach. Er bekam dieses Bild nicht mehr aus seinem Kopf, wie behutsam und empathisch er mit dem Kind umgegangen war – er hatte das bei ihm auch schon beobachten können, wenn er mit Mokuba sprach, aber das hier war noch mal etwas anderes. Zum einen war das Mädchen deutlich jünger als Mokuba, sie war vermutlich nicht älter als fünf, und zum anderen kannte er sie doch gar nicht und hatte wohl offensichtlich trotzdem das Bedürfnis gehabt, sich so hingebungsvoll um sie zu kümmern. Vielleicht war das ja auch normal und Seto hatte nur noch nie den Wunsch gehabt, anderen Menschen so zu helfen wie Joey es tat? Möglicherweise, aber dass jemand sich so leidenschaftlich wie sein Hündchen um andere kümmerte, das hatte er tatsächlich bisher nur bei ihm beobachtet.   Und da kam ihm plötzlich eine Idee, gerade als Joey mit seinem Kaffee auftauchte und diesen auf seinem Tisch abstellte. Bevor der Blonde wieder von dannen ziehen konnte, um sich anderen Gästen zu widmen, nahm er kurz Joeys Hand, um seine volle Aufmerksamkeit zu bekommen. „Joey, musst du am Wochenende arbeiten?“   Überrascht erwiderte er den Blick, sagte dann aber: „Nein, wieso?“   Seto lächelte ihn sanft und warm an – und überraschte damit sich selbst wohl am meisten, aber er konnte von hier aus gut erkennen, dass niemand sie weiter beachtete. „Lass uns einen Ausflug machen. Es gibt einen Ort, den ich dir gern zeigen würde.“   Joey grinste verschmitzt, bevor er entgegnete: „Und du wirst mir vermutlich vorher nicht verraten, wohin wir gehen, richtig?“   Seto nickte. „Korrekt.“ Belustigt verdrehte Joey die Augen, aber Seto wusste, dass seine Neugierde stärker war als sein Drang, ihn in die Schranken zu weisen. Auch der Blonde schien das so zu sehen, als er dem Ausflug zustimmte und sich wieder an die Arbeit machte, während Seto sich dem wirklich ausgezeichnet zubereiteten Kaffee widmete.   Auch die Tage darauf hatte Joey es wieder vergeblich versucht, mehr Infos aus Seto rauszukriegen, aber er hatte keine Chance. Die Ungeduld war Joey vollumfänglich anzusehen, selbst dann noch, als sie am Samstagvormittag in die Limousine stiegen. Seto hätte zu gern mal Mäuschen gespielt und gewusst, was der Blonde wohl dachte, wo sie hinfahren würden, aber das würde wohl für immer sein Geheimnis bleiben, außer wenn er sich dazu durchringen könnte, ihn direkt zu fragen. Zumindest beließ er es jetzt erst mal dabei und schaute stattdessen voller Vorfreude auf den Tag, gespannt, wie Joey wohl darauf reagieren würde.   Die Fahrt dauerte keine 20 Minuten. Als sie vor dem Backsteingebäude Halt machten und ausstiegen, konnte er Joey deutlich im Gesicht ablesen, dass er keine Ahnung hatte, wo sie hier waren. Seto stellte sich neben ihn und fragte: „Und, irgendeine Vermutung?“   Joey verengte die Augen ein wenig, so wie man es tun würde, wenn es dunkel war, um dann mehr zu sehen, und antwortete dann: „Ich habe keinen blassen Schimmer, Seto. Wo sind wir hier und was machen wir hier?“   Seto konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, weil er schon wieder so erfreut darüber war, den Überraschungsmoment auf seiner Seite zu wissen. „Komm“, sagte er und hielt Joey die Hand hin, die er lächelnd ergriff. Dass sie sich ihre Zuneigung nun so offen zeigen konnten, wenn sie in der Öffentlichkeit waren, und wenn nur durch Händchenhalten, war noch immer aufregend für Seto, aber zeitgleich war es das wundervollste Gefühl der Welt.    Mit seiner freien Hand öffnete Seto das Tor und lotste den Blonden hindurch, ohne dass sie ihre Hände voneinander lösen mussten. Der schmale Weg führte in Richtung des zweistöckigen Gebäudes, dessen Backsteine von reichlich Efeu bedeckt wurden, wenn auch nicht vollständig. Bereits einige Meter, bevor sie die Eingangstür erreichten, öffnete sich die Tür und eine Frau mittleren Alters trat hinaus.   „Mr. Kaiba, schön, Sie zu sehen“, wurde er freundlich von ihr empfangen. Natürlich hatte er sich vorher angekündigt und auch mitgeteilt, dass er nicht allein kommen würde.   Er nickte ihr zur Begrüßung zu. „Joey, das ist Mrs. Nakamura. Sie leitet dieses Waisenhaus.“   „Waisenhaus?“ Joeys Augen weiteten sich vor Überraschung, als Seto ihm endlich eröffnete, wo sie sich hier befanden. Der Brünette nickte ihm sanft zu, dann fuhr er fort. „Mrs. Nakamura, das ist mein Partner, Joey Wheeler.“ Daraufhin blickte er Seto noch eine Nuance erstaunter an, was ihn fast dazu verleitete, ihn liebevoll anzugrinsen, aber er nahm sich zurück, immerhin waren sie jetzt nicht mehr allein. Verübeln konnte er es ihm aber nicht – sie hatten bisher nicht die Gelegenheit gehabt, sich fremden Leuten vorstellen zu müssen, und ihn jetzt das erste Mal als seinen Lebenspartner vorzustellen, war etwas, an das er sich wohl ewig erinnern würde. Es war ein besonderer Moment, und fast war er ein bisschen enttäuscht, dass sie es nicht in einem Foto verewigt hatten, das sie in ihr Bilderalbum kleben konnten.   Mrs. Nakamura lächelte auch Joey freundlich an und streckte ihm die Hand entgegen. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Wheeler.“ Joey schien sich schnell wieder zu fangen, streckte nun ebenfalls seine Hand aus und erwiderte den Handschlag. „Gleichfalls.“   „Bitte, kommen Sie doch rein.“   Sie traten in das Gebäude, das irgendwann im 19. Jahrhundert erbaut worden war. Seto nahm sofort den alten Geruch wahr, den das Mauerwerk ausstrahlte. Wann immer er herkam, auch, wenn das nicht mehr so häufig passierte, fühlte er sich jedes Mal in eine andere Zeit versetzt. Und er genoss es, weil es eine willkommene Abwechslung vom Alltag war, und das jetzt mit seinem Hündchen zu teilen, machte es nur noch schöner.   Joey sah sich neugierig um, und während er sich offensichtlich nicht entscheiden konnte, wohin er zuerst schauen sollte, während sie durch die Gänge geführt wurden, griff Seto erneut seine Hand und verschränkte ihre Finger ineinander. Joey sah ihn für einen kleinen Moment von der Seite an und lächelte, wie nur er es konnte. Er hatte es vorher schon gewusst, aber jetzt wurde es noch deutlicher – Joey hierher zu bringen, war eine fantastische Idee gewesen.   „Wow, das Gebäude ist ja riesig! Wie viele Räume gibt es hier?“, fragte Joey an Mrs. Nakamura gewandt, die prompt antwortete. „Das stimmt, wir haben tatsächlich sehr viele Zimmer, insgesamt sind es um die 30, wenn man Gemeinschafts-, Wasch- und Küchenräume dazuzählt. Wir haben ungefähr 70 Kinder im Haus, sie schlafen in aller Regel zu mehreren in einem Zimmer.“   „Und welchen Hintergrund haben die Kinder? Also, warum sind sie hier?“   „Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Bei vielen Kindern leben tatsächlich beide Elternteile nicht mehr. Aber es gibt auch welche, bei denen ist das anders. Bei dem Begriff ‚Waisenhaus‘ denkt man ja immer sofort daran, dass die Eltern gestorben sind, dabei nehmen wir in aller Regel auch deswegen Kinder auf, weil ihr Kindeswohl in ihrem Elternhaus gefährdet ist oder Eltern selbst entscheiden, das Kind abzugeben.“   Seto fand es bemerkenswert, wie natürlich Joey ein Gespräch mit der Leiterin des Waisenhauses beginnen konnte, so als wäre er schon etliche Male hier gewesen. Er schien sich sofort wohlzufühlen, und das machte Seto ziemlich glücklich. Alle Waisenhäuser, die er unterstützte, waren ihm wichtig, aber dieses hier hatte einen besonderen Platz in seinem Herzen.   Irgendwann hielten sie an einer großen Tür an und als Mrs. Nakamura diese öffnete, wurden sie in einen großen Saal geführt, der von vielen Kinderstimmen ausgefüllt wurde. Die großen Fenster am anderen Ende des Raumes ließen viel Licht hinein und man konnte sogar von hier aus schon erahnen, welch atemberaubenden Blick man auf den angrenzenden Garten bekommen würde, wenn man hindurch sah.   „Kinder, hört mal zu! Das hier ist Seto Kaiba, einer unserer größten Unterstützer, und das hier ist sein Partner Joey Wheeler. Bitte sagt hallo!“   Sofort stellten sich die Kinder in Reih und Glied auf und begrüßten sie mit einer höflichen Verbeugung. Seto konnte sehen, dass es nicht alle Kinder des Waisenhauses waren, wahrscheinlich nicht mal die Hälfte davon, aber viele waren sicher auch in ihren Zimmern oder im Garten.   Joey schien kurz in Gedanken versunken, dann löste er seine Hand von Setos und ging einen Schritt auf die Kinder zu. Wie er es schon im Café bei dem Mädchen gemacht hatte, ging er auch jetzt in die Hocke, um auf der Höhe der Kleinsten zu sein, auch wenn es durchaus auch ältere Kinder gab, die ihn nun überragten. Dennoch – es sollte ein Symbol dafür sein, dass er nicht über ihnen stand, und das ließ Setos Herz schon wieder einen Schlag aussetzen, und dann noch mal, als er hörte, wie er begann, mit den Kindern zu sprechen.   „Hallo! Es freut mich, euch kennenzulernen. Ihr könnt mich gern Joey nennen. Wollt ihr mir eure Namen verraten?“   Zunächst hielten sich die Kinder zurück und Seto verstand genau, warum. Er wusste aus eigener Erfahrung, als er selbst auch noch ein Waisenkind gewesen war, dass man fremden Menschen nicht so einfach vertrauen durfte. Wenn er so recht darüber nachdachte, war das heute auch noch nicht viel anders. Doch dann sprintete ein Kind aus der hinteren Reihe nach vorne zu Joey und streckte ihm seine Hand entgegen – es war ein Junge, vielleicht sieben Jahre alt, und er grinste wie ein Honigkuchenpferd.   „Hallo! Ich bin Haruto!“   Joey nahm lächelnd seine Hand. „Hallo, Haruto. Wie alt bist du?“   Der kleine Junge grinste noch stärker und zeigte Joey alle seine vorhandenen Zähne, wobei einige fehlten. Er streckte genau sieben Finger aus – Seto hatte also voll ins Schwarze getroffen mit seiner Vermutung. Dann fragte Haruto forsch: „Und wie alt bist du?“   Joey erwiderte das Lächeln, bevor er antwortete: „Rate mal.“   Haruto kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf, dann sagte er gedankenverloren: „Ich weiß nicht, 40?“   Statt das als Beleidigung aufzufassen, brach Joey sofort in schallendes Gelächter aus und Seto bemerkte, dass auch ein paar andere Kinder anfingen zu lachen. Er konnte es gut verstehen, Joeys wunderschönes Lachen war einfach ansteckend, so sehr, dass er selbst auch genug Mühe hatte, sich zu beherrschen.   „Nein, ich bin erst 18. Und ich weiß jetzt nicht, ob es gut oder schlecht ist, dass ich offensichtlich älter aussehe.“   Haruto schien peinlich berührt, aber kaum streichelte Joey dem Jungen liebevoll über den Kopf, war die Anspannung auch schon wieder verschwunden. Joey war einfach unheimlich talentiert, mit Kindern umzugehen, und Seto fragte sich, wo das wohl herrührte. Vielleicht, weil er eine kleine Schwester hatte? Obwohl, dann müsste Seto ja auch zumindest ein winziges bisschen Talent dazu haben. Hatte er aber nicht. Überhaupt nicht. Null. Außer vielleicht bei seinem eigenen Bruder, und selbst da stellte er sich manchmal reichlich dämlich an. Auch, wenn er das niemals laut aussprechen würde, natürlich.   „Also, wollt ihr mir zeigen, was ihr gerade gemacht habt?“ Und da sah Seto auch schon die ersten Kinder auf ihn zustürmen, die ihn hastig bei der Hand nahmen und weiter in den Raum hinein zogen. Sie zeigten ihm alles, womit sie gerade gespielt hatten – seien es Puzzle, Spielzeugautos oder Puppenhäuser. Joey nahm sich allen an und während Seto zusammen mit Mrs. Nakamura in einer Ecke stand und den Blonden fasziniert beobachtete, machte sich Joey ans Werk und nahm sich Zeit, um mit jedem Kind zu sprechen, wenn auch nur für wenige Minuten.   Irgendwann verabschiedete sich die Hausleiterin, weil sie noch etwas zu erledigen hatte, und Seto nickte ihr zum Abschied zu. Er war sowieso viel zu gefesselt von dem, was er da sah, um sich wirklich mit ihr unterhalten zu können, daher empfand er es eher als Erleichterung, dass er jetzt die Zeit und Ruhe hatte, Joey genau zu beobachten. Es war wirklich verrückt – sie waren vielleicht eine halbe Stunde hier, aber wirklich jedes Kind im Raum, ausnahmslos, hatte schon so viel Vertrauen zu ihm aufgebaut, dass sie regelrecht um seine Aufmerksamkeit buhlten. Seto atmete tief durch. Er konnte noch immer nicht glauben, dass Joey von nun an stets der Mann an seiner Seite sein würde, und wenn er ihn so beobachtete, mit welcher Hingabe er sich den Kindern widmete, da liebte er ihn nur noch mehr. Wenn das denn überhaupt möglich war.   Nachdem er offensichtlich mit jedem Kind gespielt hatte, stand er auf und blickte Seto an, und sofort wurde dieser von seinen wunderschönen, goldbraunen Augen gefangen genommen. Mit langsamen Schritten kam er auf ihn zu und nahm seine Hände, ohne die Augen von ihm zu lösen, während er ein sanftes Lächeln auf den Lippen hatte.   Joey warf einen letzten Blick auf die Kinder, die mittlerweile aber wieder so in ihre Spiele verwickelt waren, dass sie ihnen kaum noch Beachtung schenkten. Mit seinen Augen bedeutete er Seto, dass er gern einen Moment mit ihm allein sein würde, und diesen Wunsch würde er ihm nur zu gern erfüllen.   Er führte ihn durch die Gänge nach draußen in den Garten. Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne strahlte voller Kraft und der Himmel war wolkenlos blau. Eine sanfte Brise wehte ihnen ins Gesicht und Seto hatte sofort den Geruch der Rosensträucher aus dem Garten in der Nase - das waren wohl die einzigen Blumen, die er jemals richtig erkennen würde, und da hörte es dann auch schon auf.   Joey nahm erneut seine Hand, während sie gemütlich durch den Garten schlenderten. Es war eine Weile lang still und Seto konnte sehen, wie der Blonde sich in Ruhe umsah. Dann blieben sie stehen und waren umringt von Rosenbüschen, und der blumige Duft in der Luft intensivierte sich noch etwas.   „Es ist wirklich traumhaft schön hier, Seto. Willst du mir verraten, warum du mich hergebracht hast?“   Seto lächelte – er kannte ihn einfach zu gut, um zu glauben, dass es reiner Zufall war, dass er dieses Waisenhaus ausgewählt hatte. Er strich ihm zärtlich eine Strähne hinters Ohr, bevor er antwortete: „Ich unterstütze viele Waisenhäuser, nicht nur in dieser Stadt, sondern in ganz Japan. Aber dieses hier ist besonders für mich, deswegen wollte ich, dass du es siehst.“   Er musste gar nichts sagen, denn Joey schien sofort zu verstehen, worauf er anspielte. Er ließ seinen Blick über den Garten wandern, dann fragte er: „Gab es diese Rosensträucher auch schon, als du mit Mokuba hier warst?“   Bevor er etwas erwiderte, nahm er Joeys Gesicht in beide Hände und küsste ihn zärtlich. Dass er so schnell erkannt hatte, dass es das Waisenhaus war, in dem auch Mokuba und er einst beherbergt worden waren, war zwar außergewöhnlich, aber auch nicht gänzlich überraschend. Joey kannte ihn eben am besten, meist musste er gar nichts sagen, damit er ihn verstand. Und das war wunderbar.   Als er sich wieder von ihm löste, sagte er: „Ja, die gab es damals auch schon. Mrs. Nakamura übrigens auch, nur noch nicht als Leiterin des Hauses.“   Joey legte ihm sanft eine Hand auf die Wange, die er zärtlich streichelte. „Wie war eure Zeit hier?“   Seto nahm Joeys Hand und küsste zärtlich den Handrücken, während er seine andere Hand an Joeys Hüfte legte und ihn noch ein Stück näher zu sich zog. „Na ja, von den vielen Adoptionsversuchen habe ich dir ja schon erzählt. Ansonsten war unsere Zeit hier eigentlich ganz schön. Mokuba und ich haben viel Schach gespielt. Wir waren immer ein bisschen außen vor, und Mokuba wurde auch oft geärgert, aber es ist nicht so, dass ich nicht auch schöne Erinnerungen an diesen Ort habe. Sonst würde ich dieses Haus wohl auch nicht unterstützen oder überhaupt noch mal herkommen.“   Trotz der Tatsache, dass seine Aussagen eigentlich einen positiven Unterton hatten, konnte er in Joeys Augen einen Anflug von Mitleid entdecken. Doch bevor der Blonde etwas sagen konnte, kam Seto ihm zuvor.   „Joey, ich habe dich nicht hergebracht, damit du Mitleid für mich hast. Wirklich, es war vielleicht nicht die einfachste Zeit in meinem Leben, insbesondere die ersten paar Monate, nachdem unsere Eltern gestorben waren. Aber es hätte uns sicher weitaus schlimmer treffen können.“   Er hörte Joey tief aufatmen, dann sagte er: „Und warum bin ich noch hier? Ich verstehe, dass du mir diesen Ort einfach auch so zeigen wolltest, weil er dir viel bedeutet, aber warum werde ich das Gefühl nicht los, dass noch mehr dahinter steckt?“   Wieder musste Seto schmunzeln, weil es einfach unglaublich war, wie leicht Joey ihn durchschaute. „Du hast recht, es ist nicht der einzige Grund. Als ich dich im Café beobachtet habe, wie du mit diesem kleinen Mädchen umgegangen bist, als wäre es das Natürlichste der Welt, da wusste ich einfach, dass dir dieser Ort gefallen würde. Und na ja, ich dachte, vielleicht eröffnet es dir auch noch eine zusätzliche Perspektive.“   Joey sah in irritiert an. „Inwiefern?“   „Beruflich, meine ich. Als wir uns mit dem ‚Kindergarten’ über unsere berufliche Zukunft unterhalten haben, da hast du gesagt, dass du weiterhin im Café arbeiten willst. Für mich klang es auch ein bisschen danach, als wenn du keine andere Alternative hast. Aber vielleicht könnte das hier eine sein. Ich weiß, dass gerade auch wieder Personal gesucht wird, und ausgehend davon, wie du mit den Kindern gerade umgegangen bist, nehmen sie dich vermutlich mit Kusshand.“   Doch Joey war die Verwirrung noch immer ins Gesicht geschrieben. „Möchtest du nicht, dass ich im Café weiter arbeite?“   Seto musste kurz auflachen, bevor er antwortete: „Nein, so meine ich das nicht. Ich habe dich beobachtet und muss durchaus anerkennen, dass du deinen Job verdammt gut gemacht hast. Ich will nur, dass du eine Wahl hast. Und ich kenne dich, vermutlich besser als jeder andere Mensch. Ich kann mir gut vorstellen, dass dir die Arbeit mit den Kindern hier Spaß machen könnte.“   In ganz langsamen Schritten verblasste Joeys Lächeln und er seufzte auf, und nun war es Seto, der perplex war. „Habe ich was Falsches gesagt, Joey?“   Er blickte ihm in die Augen, und Seto erkannte sofort, dass der Blonde Selbstzweifel hatte. Doch bevor er darüber nachgrübeln konnte, was es damit auf sich hatte, löste Joey das Rätsel auf.   „Nein, die Idee an sich ist nicht schlecht. Ich hatte auch das Gefühl, mich mit den Kindern gut zu verstehen. Nur...“   Seto legte seine Hand erneut an Joeys Wange. „Nur, was, Joey?“   Es dauerte einen kurzen Moment, bevor der Blonde antwortete, doch nach einem erneuten, tiefen Atemzug, erklärte er: „Na ja, ich frage mich, ob ich so ein gutes Vorbild für diese Kinder wäre. Immerhin hab ich selbst ziemlich dumme Sachen angestellt, nachdem sich meine Eltern haben scheiden lassen. Und ich hab‘ Angst, dass das, was mir widerfahren ist, sich irgendwie negativ auf den Umgang mit ihnen auswirken könnte. Macht das irgendwie Sinn für dich? Es ist schwer zu beschreiben.“   Seto zog Joey in eine feste Umarmung und streichelte ihn am Hinterkopf, während er seinen eigenen Kopf auf seiner Schulter ablegte. Auch Joey schlang nun seine Arme um ihn. Dann sagte Seto: „Ich glaube, es ist eher das Gegenteil der Fall. Dass das, was du erlebt hast, dir hilft, mit ihnen umzugehen. Auch sie haben viel erlebt, Joey, ganz Unterschiedliches. Ich kann mir vorstellen, dass deine eigenen Erlebnisse dir helfen, dich in jeden Einzelnen hineinversetzen zu können. Zumindest hatte ich das Gefühl, als ich dich beobachtet habe, wie du mit ihnen gespielt hast. Du hast wirklich ein wahres Talent dafür, so schnell Vertrauen zu anderen aufzubauen. Wirklich, ich kann mir kaum vorstellen, dass anderen das so schnell gelingen würde. Mir auf jeden Fall nicht, so viel ist schon mal sicher.“   Joey legte den Kopf an Setos Brust und musste lachen. „Da kann ich dir nicht widersprechen, du Eisdrache.“ Auch Seto stieg nun in sein Lachen ein.   „Und was das angeht, was du angestellt hast, als du jünger warst“, sagte Seto, „darüber mach dir mal keine Sorgen. Ich glaube, viele Kinder machen einigen Blödsinn, wenn sie kleiner sind, und vieles davon bereuen sie später. Vielleicht helfen deine eigenen Erfahrungen sogar, sie so positiv zu beeinflussen, dass es so weit gar nicht kommt.“   Joey löste sich von ihm und sah ihn mit diesem Blick an, der so voller Liebe steckte, und Seto erwiderte es. Dann sprach Joey: „Vielleicht hast du recht.“ Er pausierte kurz, bevor er den Kopf schief legte und ihn fragend ansah. „Aber, sag mal, wenn du sagst, dass du dieses Waisenhaus unterstützt, heißt das, dass du, wenn ich hier arbeiten würde, auch indirekt mein Gehalt bezahlen würdest? Ich kann dir nämlich gleich sagen, wenn das der Fall ist, dann kannst du’s vergessen. Ich stehe sowieso schon mehr als genug in deiner Schuld. Ich will unabhängig sein und mein eigenes Geld verdienen, das ist mir wichtig.“   „Keine Sorge“, erwiderte Seto und streichelte Joey sanft über die Wange. „Es stimmt, dass ich das Waisenhaus finanziell unterstütze. Die Mittel sind allerdings zweckgebunden. Meine Spenden fließen ausschließlich in so etwas wie die Ausstattung des Waisenhauses, also zum Beispiel Möbel oder Spielsachen, oder auch für Instandhaltungen.“ Er zuckte mit den Schultern, bevor er ergänzte: „Vermutlich gehören mir die Hälfte dieser Rosensträucher hier. Und noch einiges mehr, was du im Garten siehst. Aber die Gehälter werden zum Großteil aus öffentlichen Geldern finanziert.“   Das schien Joey zu beruhigen und er nickte ihm fast schon ein wenig erleichtert zu. Doch nachdem sie erneut für einen Augenblick geschwiegen hatten, hörte er ihn aufseufzen und dann sprechen: „Aber ich mag auch meinen Job im Café. Es ist nicht nur eine Notlösung, da zu arbeiten, ich mache meine Arbeit da wirklich gern. Aber hier zu arbeiten, klingt auch irgendwie verlockend, nur... ich kann gar nicht richtig einschätzen, was da auf mich zukommen würde und wie der Job hier überhaupt aussehen würde.“   „Das musst du ja auch nicht heute entscheiden. Wenn du es tatsächlich als realistische Option betrachtest, warum sprechen wir nicht mal mit Mrs. Nakamura und schauen, ob du mal einige Tage aushelfen kannst? Das könnte dir bei der Entscheidungsfindung helfen. Und wenn du am Ende feststellst, dass du doch lieber im Café arbeiten willst, ist das doch auch absolut in Ordnung.“   „Wäre es das wirklich, Seto?“, fragte Joey besorgt, und Seto antwortete liebevoll: „Absolut. Ich will, dass du glücklich bist, Joey, und ich werde dich immer bei allem unterstützen, was dich glücklich macht. Was immer es auch sein mag. Das solltest du doch mittlerweile wissen, du Idiot.“   Joey lachte und steckte Seto sofort damit an. Sie küssten sich noch ein letztes Mal, bevor sie wieder zurück ins Gebäude gingen, um ihre Idee mit der Waisenhausleiterin zu besprechen. Und Seto wusste, wenn Joey glücklich war, dann war er es auch – und in welche Richtung Joey auch immer gehen mochte, er würde ihm folgen, selbst wenn es das andere Ende der Welt wäre. 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