Einige Dinge ändern sich nie, oder? von AliceNoWonder ================================================================================ Kapitel 2: Die Antwort ---------------------- Halb am Einschlafen sitzt Anna an dem großen Tisch. Eine Hand hat sie auf ihrem Arm abgestützt und zwingt sich die Augen offen zu halten, was sich als schwerer rausstellt, als gedacht. Wieder lag die junge Königin die Nacht über wach. Die ganze Zeit hatte sie sich ausgemalt, wie Elsa wohl auf ihre Einladung reagieren würde. Nach den logischen Antworten wie: „Natürlich komme ich gerne" und „Ich freue mich so für dich Schwesterherz" ging die Fantasie in Anna durch. Bis hin zu, dass Elsa sie umarmt und alles Gute wünscht, zu dass die beide sich küssen und sogar, dass Elsa ihre Schwester nicht an Kristoff verlieren will. Vorstellungen von Situationen, von denen Anna weiß, dass sie niemals stattfinden werden und dennoch erschienen die Bilder ihr, wie bei einem Film. Jetzt bekommt sie dafür die Quittung. Halbsitzend und halbliegend hört sie nur die Hälfte, von den Themen die der Rat mit ihr bereden will. Von der Frage, wie man Arendelle noch schöner machen kann bis hin zu einem neuen Fest ist alles dabei. Die meisten Themen nimmt Anna nicht richtig wahr und segnet sie einfach mit einem Nicken und einer Unterschrift ab. Sie könnte auch ihre Seele verkaufen und würde es erst merken, wenn es zu spät ist. Die Worte von dem Rat Oberhaupt werden immer undeutlicher. Anna merkt, wie ihr Kopf schwer wird und ihr Arm diesen bald nicht mehr halten kann. Die Augen zu öffnen und sich wieder richtig hinzulegen ist aber zu anstrengend. „Königin Anna von Arendelle!", weist der Rat Oberhaupt, ein älterer Mann mit dicklichem Bauch und schütten grauen Haare, das wie ein Kranz um seinen Kopf wächst, die junge Königin zurecht. „Ja? Ich bin wach! Ich bin wach!", ruft sie aufgeschreckt, gerade aus dem Schlaf gerissen. Leise seufzt der ältere Herr. „Reißen Sie sich ein bisschen mehr zusammen oder liegt Ihnen so wenig an Arendelle?" Anna spürt einen Stich in ihrem Herzen. Dabei war sie es, die die Vergangenheit von Arendelle so mitgenommen hat. Sie war erschüttert, als sie mit Olaf rausgefunden hat mit welcher Lüge ihre Heimat erbaut wurde. „Natürlich ist mir Arendelle wichtig!", beschwichtigt die rotbraunhaarige Königin. Es bricht ihr das Herz, das einige der Bewohner scheinbar anders denken. „Dann hören Sie auf zu schlafen", meint der Herr streng und Anna weiß, dass er Recht hat. Doch die nächste Besprechung ist nicht von langer Dauer. Da fliegt schon ein kleiner Zettel gegen das offene Fenster. Leicht genervt verdreht das Rat Oberhaupt die Augen. „Was ist jetzt?", fragt er sichtlich genervt von der weiteren Unterbrechung. Als er aufsteht und den Absender des Briefes „Von Elsa", vorliest, springt Anna sofort auf. „Meiner, der ist an mich adressiert!", ruft sie Energie geladen. Sie fällt beinahe vom Stuhl, als sie stolpernd auf den Herrn zu läuft, bevor dieser den Brief öffnen kann. Argwöhnisch begutachtet er Anna als sie vor ihm steht und den Brief haben möchte. „Sieh einer an, wenn es um ihre Schwester geht ist unsere Königin hellwach", spaßt einer der Ratsmitglieder. Auch wenn Anna weiß, dass er es nicht ernst meint, spürt sie wie ihre Wangen warm werden. Das ein paar der Ratsmitglieder anfangen zu lachen, hilft ihr nicht weiter. Sie errötet leicht, als sie schließlich den Sehnsüchtig erwarteten Brief annimmt. Ihre Finger zucken, als sie ihn aufmacht. Die junge Königin muss sich zusammenreißen, um ihn nicht regelrecht aufzureißen, sondern ruhig zu öffnen. Schließlich möchte sie vor den weiteren Ratsmitgliedern nicht noch mehr in Verruf geraten. Als sie die Zeilen von Elsa liest, bleibt ihr Herz einen Moment stehen. "Ist alles in Ordnung?", fragt einer der Ratsmitglieder etwas besorgt. Alle Augenpaare richten sich auf die junge Königin, die noch immer die Worte ihrer Schwester verarbeitet. Elsa kommt dieses Wochenende vorbei. Zum Scharade spielen. Etwas vollkommen Normales, dennoch schlägt Annas Herz schneller. Sie hat nicht damit gerechnet ihre ältere Schwester bald wieder zu sehen. "Ja ... ja", bekommt schließlich die Rotbraunhaarige ihre Stimme zurück. "Elsa wird uns dieses Wochenende besuchen", erklärt sie dem Rat. Sie zwingt sich relativ gleichgültig zu antworten, als wäre dies das Normalste der Welt, was es auch ist. Doch ihr Lächeln im Gesicht verrät wie sehr sich die junge Königin in Wirklichkeit darauf freut. Skeptisch schauen die Ratsmitglieder sich gegenseitig an. "Nun denn", räuspert sich das Oberhaupt, bevor noch jemand was sagen kann. "Dann wollen wir weiter machen." Es werden noch ein paar weitere Beschlüsse getroffen und angefangen ein weiteres Fest zu planen. Anna stimmt den meisten Sachen zu. Jetzt ist sie hellwach, dennoch konzentriert sie sich nicht auf die Beschlüsse, denen sie zustimmt oder die sie ablehnt. Ihre Gedanken schieren einzig und alleine bei Elsa. Sie kann kaum erwarten bis Wochenende wird. Als Anna mit ihren Verpflichtungen fertig ist, ist spät Nachmittag. Hundemüde schleppt sie sich nach Hause, wo Kristoff schon auf sie wartet. "Alles in Ordnung?", fragt er, als seine erschöpfte Freundin durch die Tür kommt. "Müde", murmelt diese nur. Die Freude über Elsas Besuch am Wochenende hat sich ein bisschen gelegt und ihr Körper erinnert sie wieder daran, wie wenig Schlaf die junge Königin bekommen hat. "Da weiß ich ein perfektes Mittel gegen", lächelt ihr baldiger Ehemann. Er führt seine Liebste ins Wohnzimmer und setzt sich auf die Couch. Mit einem Handschlag auf die Seite, deutet er ihr an sich neben sie zu setzen. In den Moment denkt Anna nicht viel nach, sondern tut einfach wie Kristoff von ihr möchte. Der Blondhaarige dreht sich zu der jungen Königin um und fängt an ihre Schultern zu massieren. Leise fängt die Rotbraunhaarige an zu stöhnen und wohlige Geräusche von sich zu geben. "So gut", murmelt sie unter seiner Berührung. Jedoch werden ihre Augen immer schwerer. Sie kann sie kaum noch offenhalten. "Er ist so lieb zu dir", flüstert eine leise Stimme in ihrem Inneren. Augenblicklich ist die junge Königin hellwach. Er ist so gut zu ihr und sie nutzt ihn schamlos aus. Mit einem Mal kann Anna die Massage nicht mehr genießen. Viel mehr brennen Kristoffs Hände jetzt auf ihrer Haut, wie Feuer. Die Schwester rutscht ein Stück nach vorne. "Alles in Ordnung?", fragt Kristoff besorgt. Anna will sich eigentlich nicht zu ihn umdrehen und in seine rehbraunen Augen sehen. Sein unschuldiger, lieber Blick. Er würde ihr das Herz zerbrechen. Dennoch zwingt sie sich zu einem Lächeln. "Ja, alles gut", meint sie als sie sich gespielt Fröhling umdreht. "Das war super. Vielen Dank, Schatz." Sie gibt ihn einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Hat nur am Ende etwas wehgetan", meint sie Schulterzuckend. "Oh, das tut mir leid." Mittleidig schaut er Anna an. Da ist dieser Blick. Diese großen braunen Reh Augen, die so voller Unschuld und Liebe sind. Anna spürt wie ihr Herz schwer wird. Am liebsten hätte sie ihn in diesen Moment alles verraten, doch kann sie es nicht übers Herz bringen. "Elsa hat mir üb rings auf die Einladung geantwortet. Sie freut sich zu kommen und möchte dieses Wochenende uns auch zum Scharade spielen besuchen." Die rotbraunhaarige Königin hofft, dass sie damit das Thema wechseln kann. Hauptsache an was anderes denken. "Das ist toll", lächelt Kristoff. Anna ist erleichtert darüber, dass sie so einfach das Thema wechseln konnte. Vor allem, weil er sich wirklich zu freuen scheint. Kurz darauf geht die Tür auf. Olaf und Sven treten ein, wobei der Schneemann auf dem Rentier reitet. "Wir sind wieder da. Das war ein schöner Spaziergang", lächelt Olaf. Sven gibt wohlige Geräusche von sich, als wolle er den Schneemann zustimmen. "Olaf, Elsa kommt dieses Wochenende vorbei", erzählt Anna ihm die Neuigkeit. Mit einem Mal kommt ihr ein anderer Gedanke. "Wie wäre es, wenn wir alle zusammen essen?" "Klingt Großartig", stimmt Kristoff seiner zukünftigen Frau lächelnd bei. "Oh ja!", ruft Olaf begeistert aus. "Lass uns ein Essen zubereiten. Ich kümmere mich um die Vorspeise." Er hebt seinen Ast Zweig und streckt sich in die Höhe. Noch bevor einer von ihnen was sagen kann, ist der Schneemann schon laut am überlegen: "Ich glaube ich mache eine Fischsuppe. Ja, das hört sich lecker an. Aber was ist, wenn Elsa keinen Fisch mehr isst? Schließlich leben Fische im Wasser und sie hat sich mit dem Wassergeist angefreundet. Vielleicht ist ein gemischter Salat besser. Oder doch lieber eine Fischsuppe? Anna glaubst du Elsa ist jetzt Vegetarierin?" Lächelnd schaut der Schneemann die junge Königin an. Diese weiß nicht ganz was sie dazu sagen soll. "Ich glaube nicht, dass Elsa Vegetarierin ist, nur weil sie jetzt wo anders wohnt." In Wirklichkeit ist die junge Schwester sich nicht sicher. "Wir brauchen aber nichts kochen. Schließlich haben wir Bedienstete dafür." Mit großen schwarzen Knopfaugen schaut Olaf Anna bittend an. "Aber wenn wir es selber kochen ist es mit Liebe gekocht und dann schmeckt es besser." Vollkommen überrascht von der Antwort starrt sie den Schneemann vor sich an. Es gibt Momente, in denen Olaf sehr philosophische Sachen von sich gibt. Dieser ist einer dieser Momente. "Du hast Recht", bemerkt Anna. Ihr Blick hat sich erhellt. Mit großen Augen voller Begeisterung schaut sie Kristoff an. "Wir sollten für Elsa kochen. Das wird sie bestimmt freuen. Dann kümmere ich mich um die Hauptspeise." Die Frage ist nur, was soll Anna kochen? Irgendwas das ihre Gefühle zum Ausdruck bringt? Das nicht so typisch ist, was Besonderes. "Halt, halt, halt. Du wirst bestimmt nicht die Hauptspeise machen", dämpft Kristoff ihren Elan. "Weißt du was das letzte Mal passiert ist, als du gekocht hast?" Anna kann sich noch gut daran erinnern. Mit einem entschuldigen Lächeln schaut sie den Blondhaarigen an. "Das Essen war versalzen, die Küche unter Wasser und es beinahe angefangen zu brennen", zählt die junge Königin auf. Ihr baldiger Ehemann lächelt zufrieden. "Genau. Deswegen werde ich die Hauptspeise machen und du den Nachtisch." Verstehen nickt Anna. "Au ja! Das wird ein Spaß. Wir drei in der Küche", ruft Olaf begeistert. Sven gibt ein Jaulen von sich, als wolle er sagen: "Und ich?" "Du darfst natürlich auch helfen, Kumpel", lacht Kristoff. Anna liebt dieses Trio. Bei ihnen und Elsa fühlt sie sich am wohlsten. Sie liebt Arendelle und ihre Bewohner. Niemals könnte sie ihre Stadt verlassen und dennoch denkt sie nur an Elsa. In diesen Moment fragt sie sich was sie zu Essen machen soll. Eis oder lieber einen Pudding? Kann sie irgendwie ihre Gefühle zum Ausdruck bringen, ohne dass jemand anderes was mitbekommt und so, dass Elsa es merkt? Sie weiß es nicht. Was Anna weiß ist, dass sie die Nacht wieder wach sein wird und sich was überlegen. Erst wenn die was gefunden hat, kann sie ruhig schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)