Ein Leben wert von Sharry ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 - Angst ---------------------------- Kapitel 4 – Angst   Ein Klopfen ließ ihn aufschrecken. Verwirrt sah er sich um, fand sich auf dem Boden zwischen unzähligen Büchern wieder, neben ihm das leere Bett. Er musste eingeschlafen sein. Auf ein erneutes Klopfen von der Tür erhob er sich eilig, strich sich durchs Haar und sah sich mit schlaftrunkenen Augen um. Wo zur Hölle war Law? „Hallo?“, kam es von der Tür, „es tut mir leid zu stören, Law, aber es ist bereits Zehn Uhr.“ „Jaja.“ Der Angesprochene kam aus dem Nebenraum, eine Zahnbürste in der einen und ein Handtuch in der anderen Hand, welches er sich durchs strubbelige, nasse Haar rubbelte. „Ich habe verschlafen. Komm nur rein.“ Dann sah Law zu Rocinante hinüber und er konnte sehen, wie die grauen Augen für einen Moment größer wurden ehe der andere lächelte, Zahnpasta über alle Zähne verteilt. „Morgen, Cora.“ Es klang so sanft, wie die ersten Sonnenstrahlen auf taunassem Gras, als hätte Law jahrelang auf diesen Moment gewartet ihn so grüßen zu können. Bevor Rocinante auch nur was entgegnen konnte, öffnete sich die Türe und eine junge Frau in Arztkittel und beladen mit mehreren Akten kam herein. Die oberste hatte sie geöffnet und folgte mit einem Finger wohl der Schrift. „Frau Fumfum habe ich eben heimgeschickt und eigentlich wäre der nächste Termin erst um halb elf, aber Herr Sansan ist gerade hereingekommen. Dieser Splitter, den er gestern nicht ziehen lassen wollte, riesig groß angeschwollen, richtig eklig und der Eiter quillt nur so raus. Ich habe mich nicht getrau…“ Sie verstummte als sie aufsah und Rocinante bemerkte, langsam weiteten sich ihre blauen Augen und sie schob ihre Brille zurecht. „Oh, Sie sind aufgewacht, aber wow, Sie sind ja riesig!“ „Ninnin“, seufzte Law auf und schwang seine Zahnbürste durch die Luft, „ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass du so nicht mit Patienten reden darfst. Nicht alles, was du denkst musst du auch laut aussprechen. Sie sollen sich bei dir gut aufgehoben fühlen und nicht verschreckt oder beleidigt sein, selbst wenn du es nicht böse meinst.“ „Oh, sie hat mich nicht beleidigt, Law. Ich bin groß, nicht so groß wie mein Bruder vielleicht, aber schon größer als…“ „Nicht hilfreich“, knurrte Law und boxte ihm seinen Ellenbogen gegen die Hüfte, ehe er sich wieder Ninnin zuwandte. „Ninnin, das hier ist Corazón. Cora, Ninnin, die Tochter von Doktor Tantan.“ „Die kluge Studentin.“ Rocinante verbeugte sich höflich. „Sehr erfreut.“ „Oh ja, ich ebenfalls!“ Sie machte etwas, was eine Mischung aus Knicks und Verbeugung darstellen könnte. „Ich wusste gar nicht, dass Sie aufgewacht sind, was für ein Glück!“ „Ja“, lachte er und rieb sich den Hinterkopf als er sich wieder aufrichtete, „ein Glück wohl war, wenn auch etwas kurios.“ „Das glaube ich gerne“, nickte sie beflissen und schob ihre Brille wieder hoch. „Wie lange lagen Sie im Koma? Es ist beeindruckend, dass Sie sich bereits wieder so gut bewegen können.“ „Okay, ihr könnt später plaudern, Ninnin“, brachte sich nun Law wieder ein, „gib mir bitte noch fünf Minuten, um mich fertig zu machen. Sag Herrn Sansan, dass der Splitter nun raus muss und bereite schon mal den OP vor, eine lokale Betäubung sollte ausreichen. Ich überprüfe gleich alles und dann legen wir los.“ „In Ordnung.“ Schon rauschte sie wieder zur Tür hinaus. Erneut seufzte Law auf und fuhr dann damit fort sich die Zähne zu putzen. „Tut mir leid, hat sie dich aufgeweckt?“, murmelte er schwer verständlich zwischen dem Schaum hervor. „Alles in Ordnung“, entgegnete Rocinante mit einem schwachen Lächeln und begutachtete den anderen. „Du siehst noch erschöpfter aus als gestern, hast du nicht gut geschlafen?“ Er kannte bereits die Antwort auf diese Frage. Law zuckte mit den Schultern und verschwand im Raum nebenan. Rocinante folgte ihm und beobachtete den anderen, wie er in einer kleinen Tür neben der Couch in ein winziges Bad kroch, dessen Decke so niedrig war, dass selbst Law sich bücken musste, um sich nicht den Kopf zu stoßen. „Ist schon okay“, murmelte dieser zwischen dem Wasserstrahl hindurch als er sich Mund und Gesicht wusch, „der Wind war nur laut und hat mich immer wieder aufgeweckt. Aber mach dir keine Gedanken. Frau Paipai hat mit Sicherheit schon Kaffee gekocht.“ Law rieb sich das Gesicht trocken mit dem Handtuch, dass er um die Schultern gelegt hatte, dann gähnte er ungehalten und versuchte sein Haar zu bändigen. „Sorry, dass ich schon wieder auf dem Sprung bin. Ich hatte dir versprochen, dass wir heute weiterreden. Du hast mit Sicherheit noch einige Fragen.“ „Mach dir keine Gedanken um mich, Law. Ich…“ Er schwieg und betrachtete den anderen für einen Moment, der zu einem kleinen Spind eilte und sich einen frischen Arztkittel rauszog. Er wirkte so erwachsen, so gelassen und so selbstverständlich. Obwohl Rocinante erst am Tag zuvor zu sich gekommen war, schien Law absolut gefasst zu sein. Offensichtlich meisterte er die Situation weit besser als Rocinante selbst. „Wenn du willst, kannst du dich noch was hinlegen, du warst anscheinend doch so müde, dass du wohl eingenickt bist. Wollte dich nicht wecken“, murmelte Law und sah ihn an während er in den Kittel hineinschlüpfte. „Falls du etwas frühstücken möchtest, Frau Paipai bringt immer Obst und Reisbällchen mit. Steht alles im Aufenthaltsraum, den Gang links runter, dritte Tür rechts.“ Law schritt bereits wieder in den anderen Raum und Rocinante folgte ihm. „Ich habe leider heute einige Termine und es könnte jederzeit ein Notfall reinkommen, daher weiß ich nicht, ob ich eine Mittagspause schaffe, aber wenn ich Zeit habe komme ich vorbei. Ach, übrigens Klamotten für dich sind in dem linken Spind, sie müssten passen.“ Er rieb sich durchs Gesicht als würde er versuchen eine Liste aufzuzählen. „Und was deinen Namen angeht, ich denke es ist für den Anfang besser, wenn wir…“ „Law“, unterbrach Rocinante ihn nach einem Moment und legte ihm eine Hand auf die Schulter, „ich weiß du hast wenig Zeit, aber kann ich dich etwas fragen?“ Der andere sah zu ihm auf und direkt konnte er die Unsicherheit und sogar etwas Misstrauen in diesen grauen Augen sehen. „Natürlich.“ „Wie geht es dir?“ „Was? Ich habe doch gesagt…“ Rocinante hob eine Hand und brachte den anderen zum Schweigen, dann setzte er sich aufs große Bett und sah auf. „Du gehst mit der ganzen Situation sehr gelassen um. Mir ist natürlich bewusst, dass du mehr Zeit als ich hattest dich auf all das hier vorzubereiten, aber dennoch ist es fast schon beängstigend, wie selbstverständlich die Lage für dich zu sein scheint.“ Er schwieg für einen Moment und betrachtete seine eigenen Hände, rieb eine alte Narbe am linken Handballen. „Wenn ich ehrlich bin, mache ich mir Sorgen um dich. Für mich ist die Situation schwierig, fast unglaublich, und ich glaube dir nicht, dass sie für dich einfacher ist, also bitte sag mir ehrlich: Wie geht es dir wirklich?“ Law sah ihn nur an, öffnete und schloss den Mund, ohne auch nur etwas zu sagen. Dann atmete er tief ein, schüttelte den Kopf und fuhr sich durchs Haar, zerstörte die ordentliche Frisur, um die er noch vor wenigen Sekunden gekämpft hatte. „Es ist schon seltsam“, schnaufte er mit einem leisen Lächeln auf und sah zu Rocinante aus den Augenwinkeln herüber, „trotz all der Zeit kann ich dir nichts vormachen, was? Du durchschaust mich sofort.“ Laut seufzte er auf und trat auf Rocinante zu, sah zu ihm hinab mit tiefen Falten auf der ernsten Stirn und zusammengekniffenen Mund. „Weißt du, ich bin Arzt. Es ist mein Job selbst in kritischen Situationen besonnen zu handeln und gelassen zu bleiben. Für meine Patienten ist es wichtig, dass ich Ruhe und Sicherheit ausstrahle und ich dachte ich hätte es mittlerweile auch perfektioniert. Aber die Wahrheit ist…“ Law schüttelte erneut den Kopf und verschränkte dann die Arme, als müsste er sich schützen. „…nichts hiervon ist für mich selbstverständlich, ich bin um ehrlich zu sein total überfordert und befürchte jedes Mal, wenn ich den Mund aufmache, etwas Falsches zu sagen.“ Nun wandte er sich ab, rieb sich die Arme und fing an auf und ab zu schreiten, wie er es am vergangenen Tag getan hatte. „Ich habe Angst, Cora, ich wusste was passieren würde, ich wusste wie schwierig es für dich werden wird. 17 Jahre sind eine lange Zeit und vieles hat sich verändert, aber…“ Seine Stimme zitterte und er hatte Rocinante den Rücken zugewandt, ganz wie am vergangenen Tag, doch diesmal war er sich sicher, dass Law es einfach nicht ertragen konnte ihn anzusehen, aus Angst, was Rocinante antworten könnte. „…aber meine größte Angst ist, dass du mich verlässt sobald du herausfindest was aus mir geworden ist.“ „Oh Law, mein kleiner, süßer…“ „Nein, jetzt fang damit nicht wieder an.“ Doch Laws Stimme klag alles andere als beherrscht. „Das ist der Grund, warum ich vor Patienten so tue als hätte ich alles unter Kontrolle und als könnte mich nichts aus der Fassung bringen.“ Seufzend erhob er sich und legte dem anderen eine Hand auf die Schulter. „Aber ich bin kein Patient, Law. Ganz gleich was die Welt und deine Kollegen denken, ich bin nicht dein Patient und vor mir brauchst du nie deine wahren Gefühle zu verstecken, okay?“ Der andere nickte leicht, entgegnete jedoch nichts, während seine Schultern unter Rocinantes Griff zitterten und er den schweren Atem des anderen hörte. „Und egal was kommt, Law, ich werde dich nicht verlassen und ich werde nie aufhören dich zu lieben.“ „Tze“, schnaubte der andere auf. „Sag das doch nicht so. Das ist genau das, was ich meine.“ Nun streifte er Rocinantes Hand ab und wandte sich um; Tränen spiegelten sich in diesen tiefen Augen, doch er schien fast schon wütend. „Du liebst nicht mich, Cora, du liebst den süßen, kleinen Law von vor 17 Jahren, wie einen kleinen Bruder, vielleicht sogar wie den eigenen Sohn, aber dieser Junge bin ich nicht mehr und ich…“ „Ich weiß“, unterbrach er den anderen und neigte leicht den Kopf. „Glaub mir, ich hatte eine lange Nacht, in der ich beobachtet habe, wie du um deinen Schlaf gekämpft hast, viele Stunden um mir bewusst zu werden, dass du mit Sicherheit nicht mehr der kleine Junge von damals bist.“ Law wollte etwas sagen, aber Rocinante ließ ihn nicht. „Mir ist sehr wohl bewusst, dass du nicht mehr der süße, kleine Law von damals bist, und es schmerzt mich unglaublich, dass ich nicht da war, um dich zu beschützen. Ich weiß kaum, was du in den letzten Jahren alles hast durchmachen müssen und natürlich weiß ich nicht was für Dinge du getan hast; ich bin mir sicher, dass du auf manches davon nicht stolz bist.“ Nun sah der andere weg, aber Rocinante wich dem Unvermeidlichen nicht aus. „Vielleicht verabscheust du sogar Dinge, die du getan hast, vielleicht verabscheust du sogar dich selbst. Aber das alles ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Sie mögen nicht das sein, was du dir von mir erwünschst und gleichzeitig magst du glauben, dass du sie nicht verdienst, dass sie nicht dir gelten. Aber ich möchte dir ganz klar sagen, dass es mir egal ist, was du getan hast, welche Taten du begangen hast und was du glaubst geworden zu sein. Das alles ändert nichts daran, dass ich dich immer noch unglaublich lieb hab und nicht im Traum daran denke, dich je wieder zu verlassen, solange du mich bei dir haben willst.“ Law sah mittlerweile zu Boden und stumme Tränen rannen sein Gesicht hinunter. „Es stimmt, dass ich kaum weiß, wer du bist, Law, und ich werde Zeit brauchen dich neu kennen zu lernen, aber ich sehe dich, hier und jetzt. Ich sehe dich.“ Für einige Sekunden, vielleicht sogar Minuten, erfüllte den Raum nichts außer das leise Weinen des anderen, der vor ihm stand mit bebenden Schultern, während seine Tränen zu Boden tropften. Rocinante wagte nicht ihn einfach in den Arm zu nehmen, aus Sorge Law würde wieder zurückweichen, ein furchtbares Gefühl, welches er nicht nochmal ertragen wollte. Er wollte nicht, dass Law weinte, er wollte, dass dieser junge Mann - der wohl wirklich nicht mehr sein süßer, kleiner Law war, ihn aber immer noch in sich trug, da verborgen unter der Rationalität eines erfahrenen Arztes, unter der Kälte eines ruchlosen Piraten – er wollte, dass Law lächelte, glücklich war und verstand was es hieß bedingungslos geliebt zu werden, ohne in der ständigen Angst zu leben, diese Liebe zu verlieren. Er wollte nicht, dass Law sich selbst hasste oder – schlimmer noch – glaubte, dass Rocinante ihn hasste. Alles was Rocinante wirklich wollte war, dass Law glücklich war, ein zufriedenes Leben führen konnte und auch wenn er die Vergangenheit nicht mehr ändern konnte, nicht ändern konnte, dass er Law nicht das Leben hatte geben können, welches der andere verdient hatte, so würde er doch alles tun, um diese Schuld jetzt zu begleichen, wo er wieder an diesem Leben teilhaben konnte. Irgendwann rieb sich Law mit dem Ärmel seines Arztkittels durchs Gesicht und sah schließlich auf, der leise Schatten eines schwachen Lächelns auf den zitternden Lippen. „Wie kannst du so etwas so einfach sagen?“, fragte er. „Wie kannst du dir so sicher sein, dass du mich noch leiden kannst, wenn du herausfindest was aus mir geworden ist, dass du mich siehst, obwohl du mich kaum kennst?“ „Aber Law, ich weiß doch genau, wie es dir geht.“ Und nun war er es, der die Tränen nur mühsam zurückhalten konnte während er den anderen anlächelte und endlich das sagte, was er nie hatte sagen wollen. „Ich weiß genau, wie es ist Dinge zu tun, für die man sich hasst. Ich weiß, wie es ist sich selbst verleugnen zu müssen und sich selbst zu verlieren in dem Glauben etwas Richtiges zu tun.“ Für einen Moment zögerte er, spürte wie es ihm nun schwer fiel zu lächeln. „Und ich kenne die Angst, dass ein Mensch, der mir wichtig ist, sich von mir abwenden könnte, wenn er herausfinden sollte, wer ich wirklich bin, was ich wirklich bin, dass ich einer dieser Menschen bin, die er so sehr hasst.“ Er konnte sehen wie Laws Augen groß wurden und reine Fassungslosigkeit über die befremdlich vertrauten Züge glitten. „Aber Cora…“, flüsterte er. „Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe, Law, die ganze Zeit, die wir zusammen waren, von Anfang an, aber ich wollte wirklich nicht, dass du mich hasst.“ „Aber ich habe dich nie gehasst!“ Plötzlich war es Law, der ihn an sich riss, seinen Kopf in Rocinantes Magengrube bohrte und die Arme um ihn schlang. „Wie kannst du auch nur eine Sekunde glauben, dass ich dich hassen würde. Ich… Ich wusste, dass du ein Soldat bist. Du bist ein so schlechter Lügner, natürlich wusste ich es.“ Law sah zu ihm auf, die Lippen zusammengebissen wie ein bockiges Kind. „Aber obwohl ich wusste, was für ein schlechter Lügner du bist…, ich hatte dir geglaubt, dass de Flamingo nicht schießen würde.“ Langsam legte er eine Hand auf Laws Kopf, fühlte das noch feuchte weiche Haar, welches der andere früher meist unter einem Hut versteckt gehalten hatte, und spürte wie eine unglaubliche Dankbarkeit sich in ihm breit machte. Er hatte es damals befürchtet, sich aber bemüht Law nicht in einen weiteren Gewissenskonflikt zu werfen, und als er dann die Wahrheit gesagt hatte, war es Law unmöglich gewesen ihm zu antworten, eingesperrt in einer Kiste und durch die Kraft seiner Teufelsfrucht lautlos gemacht. Vielleicht hatte Rocinante sogar ganz bewusst auf einen solchen Moment gehofft, auf eine Möglichkeit sein Gewissen zu erleichtern, ohne sehen zu müssen, wie sich das Leuchten dieser tiefen Augen in Hass verwandeln würde. „Ich auch, Law, ich auch.“ Er beugte sich hinab, sodass sie auf Augenhöhe waren. „Aber weder seine Waffe noch sein Zorn waren so beängstigend wie die Vorstellung, dass du mich hassen würdest. Also glaub mir bitte, ich kann nachvollziehen, was du gerade durchmachen musst. Ich sehe dich.“ Dann drückte er den anderen an sich, erlaubte sich ein weiteres Mal leise zu weinen, sodass der andere es nicht sehen konnte. Er wollte nicht, dass Law seine Tränen sah, er sollte nur noch sein Lächeln sehen, er sollte fröhlich sein, glücklich sein. „Ich möchte, dass du bei mir bleibst“, flüsterte Law nun gegen seine Brust. „Ich möchte noch einmal ein paar Monate einfach glücklich sein, so wie damals, ohne dass du dich vor deinem Bruder verstecken musst und ich mich vor dem Tod. Ich will Zeit mit dir verbringen, dich wieder kennen lernen, dir alles erzählen was passiert ist und all die Dinge erfahren, die du mir damals nicht erzählen konntest, aber…“ „Dann werden wir genau das tun“, entschied er und lehnte sich zurück, um Law anzusehen. „Wir werden uns alle Zeit der Welt nehmen, ein paar Monate einfaches Glück, ohne Piraten oder Marine, ohne lebensbedrohliche Krankheiten oder Teufelsfrüchte. Einfach nur du und ich, würde dich das glücklich machen?“ Er konnte sehen, dass Law bereits wieder mit den Tränen kämpfte, aber dieses Mal waren es Freudentränen und Rocinante konnte ein Lächeln nicht verhindern, als der andere heftig nickte, anstatt etwas zu sagen, die Lippen fest zusammengepresst, wirkte nun wieder fast wie das Kind, welches er damals zurückgelassen hatte. „Ja, das ist alles was ich mir seit 17 Jahren wünsche.“ Eine Chance. Es war, als hätte Law ihm eine kleine Chance gegeben etwas von seiner Schuld zu begleichen, etwas von der Last abzuwerfen, die er für immer auf seinen Schultern tragen würde dafür, dass er ihn damals nicht hatte beschützen können, dafür, dass er ihn alleingelassen hatte und wenn Rocinante ganz ehrlich war, so hörte sich diese Idee auch nach einem Leben an, das ihm gefallen würde. Wenn er ehrlich war, hatte er sich das Leben damals ganz ähnlich ausgemalt, natürlich mit einem jungen Law, der Medizin studieren und nicht bereits praktizieren würde, aber eine friedliche Insel irgendwo dort, wo es schön war, fernab von Intrigen, Kriegen und Verrat. Ein Leben, so wie es seine Eltern hatten leben wollen, ja, das hörte sich wirklich nach Glück an. Natürlich wusste er, dass er nicht ewig vor seinen Pflichten davonlaufen konnte. Er würde für die Schandtaten seines Bruders einstehen und Sengoku aufsuchen, vielleicht seine Tätigkeit als Soldat wiederaufnehmen, aber… aber er war 17 Jahre wie tot gewesen, für die Welt würde es kaum einen Unterschied machen, ob er einen Monat früher oder später wieder unter den Lebenden wandeln würde. Während er das warme Lächeln Laws ansah, entschied er, dass er nach all den Jahren ein paar Monate bescheidenes Glück verdient hatte, dass Law ein paar Monate grenzenloses Glück verdient hatte. Plötzlich ging die Tür auf und Frau Paipai schob den Kopf herein. „Es tut mir wirklich leid zu stören, Doktor Trafalger, aber…“ „Jaja, ich komme, ich komme.“ Mühsam entzog Law sich seiner Umarmung und sah ihn noch für einen langen Moment an, immer noch dieses wunderbare Lächeln auf den Lippen, welches Rocinante so sehr vermisst hatte, ein Lächeln voller Leben, Liebe und Freude. „Bis später, Cora.“ Damit eilte er Paipai hinterher, ließ Rocinante mit diesem ungekannten Glücksgefühl zurück. Doch kaum, dass die Tür zufiel, schwand sein Lächeln. Er war sich sicher, dass Law immer noch etwas vor ihm verheimlichte, aber er würde geduldig sein und wenn Law sich sicher fühlte, würde er ihm schon die Wahrheit sagen. Vielleicht würde er Rocinante dann auch verraten, warum seine Teufelskräfte nicht mehr funktionierten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)