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Öffne dein Herz für mich- 心を開いて[TodoDeku]

**Omegaverse**
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu,

ich bedanke mich herzlichst für die vielen Kommentare und hoffe, dass ich mit dieser FF weiterhin für eine gute Unterhaltung sorgen kann :3 Wünsche euch weiterhin viel Spaß und bleibt gesund~

LG
Mina_Tara Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

ich wünsche jedem einzelnen Frohe Weihnachten und besinnliche Festtage :)
*Teller mit Keksen hinstell*

LG
~Mina Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Frohes neues Jahr euch allen :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey meine Lieben :)

ich möchte mich auf diesem Weg bei allen bedanken, die mich so tatkräftig unterstützen.
Fühlt euch geknuddelt~

LG
~Mina Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

puh.. es ist vollbracht. Das letzte Kapitel ist geschrieben. Heute findet der 2. Arc nach langem Hoch und Tief sein Ende. Er zog sich fast 20 Kapitel x__X hilfe... kam mir gar nicht so lange vor >.<"
*verlegen am Hinterkopf kratz*

Das Ende dieses Kapitels leitet auch den 3. Arc ein. Vielleicht errät jemand von euch was im letzten Teil auf Izu und Shoto zukommen könnte ;3 Ich bin gespannt~ Allerdings hätte ich eine kleine Bitte an euch - Bitte hört euch folgendes Lied an, wenn ihr weiterliest :3 *zwinker* die Stelle habe ich unten gekennzeichnet.

https://www.youtube.com/watch?v=dp6wHzfAH7k

Zum Schluss wieder ein großes Danke an euch :3 Ihr seid der Grund, warum meine Motivation weiterhin aufrecht erhalten bleibt. ich hätte nie gedacht, dass aus einer kleinen FF mal so ein Projekt entsteht Q___Q ihr seid einfach toll. Izuku freut sich über jede Knuddeleinheit <3
*Teller mit Keksen hinstell*

ab nächster Woche geht es dann in den letzten Arc! *_*

~So lange Rede, kurzer Sinn~
Möge die Vorstellung beginnen
❤️ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Anbei der Link zum nachfolgenden Song:
https://www.youtube.com/watch?v=RFm4ufk5aic Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Link zum nächsten Song:
https://www.youtube.com/watch?v=g7_Rwe_R260 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Anbei der Link zum letzten Auftritt :D
https://www.youtube.com/watch?v=GStuXIKUo8g Komplett anzeigen

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Prologue

In unserer heutigen Zeit besitzen etwa 80 Prozent der menschlichen Erdbevölkerung eine spezielle Veranlagung. Sobald man das vierte Lebensjahr erreicht, zeigt sich, ob man zu der Mehrheit des Paranormalen gehört, oder ob man zu den Unbegabten, den sogenannten Normalos, eingestuft wird.
 

Mein Name ist Izuku Midoriya und ich gehöre zur Minderheit, die erst gar keine spezielle Veranlagung entwickelt hat. Ja, ihr habt richtig gehört, ich bin ein Normalo. Da es mein größter und innigster Traum war, eines Tages ein Superheld wie mein Vorbild All Might zu werden, war dieser nach dieser Schockdiagnose wie eine kleine Seifenblase zerplatzt.
 

Es war ein Schock, sowohl für meine Mutter als auch für meinen Vater. Mein Erzeuger, wie ich ihn inzwischen nenne, hatte uns schon früh direkt nach der Diagnose verlassen. Er konnte es nicht ertragen, dass er, ein hochangesehener Superheld, einen quirklosen Sohn hatte. Es brach mir als Kind das Herz. Meine Mutter jedoch versuchte ihr Bestes um mir eine glückliche Kindheit zu gewährleisten. Ich lebe mit ihr allein in einem Mehrfamilienhaus. Es fehlt uns an nichts, muss ich sagen, auch wenn meine Mutter hierfür 3 Jobs gleichzeitig in Anspruch nehmen musste, um uns über Wasser halten zu können. Ich habe eine sehr gute Erziehung genossen und weiß, dass man Menschen nicht nach ihrem Äußeren zu beurteilen hat, es kommt auf die inneren Werte an. Ich versuche stets aus allem das Beste zu machen.
 

Lächle in den Tag hinein, auch wenn dir eigentlich nach Weinen zu mute ist.
 

Beim wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte kein einfaches Leben. Als Normalo bekommt man viel Abneigung zu spüren. Das Ganze fing schon im Kindergarten an. Da tat ich das Ganze noch als Kinderei ab. Als ich jedoch an die Grundschule wechselte, verschlimmerte sich meine Situation. Mobbing stand an der Tagesordnung. Wir, wie sie uns nennen „Normalos", werden von den Begabten unterdrückt und schikaniert. Aber das Ganze sollte erst der Anfang sein. Ihr fragt euch bestimmt, warum ich das sage?
 

Ihr müsst wissen, neben dem Primärgeschlecht, dass entscheidet, ob man als Junge oder als Mädchen das Licht der Welt erblickt, gibt es noch ein Sekundärgeschlecht, das die Bevölkerung in weitere drei Gruppen aufteilt.
 

Zum einen gibt es die Alphas. Sie sind das dominanteste Geschlecht, die auch in der Mehrheit als Führungsposition eingesetzt werden. Hier tritt nur das männliche Geschlecht in Erscheinung. Sie besitzen eine starke Persönlichkeit und haben eine sehr kämpferische Natur. Zudem sind ihre Spezialitäten sehr stark ausgeprägt. Ein Alpha hat eine sehr respekteinflößende Wirkung auf das 2. Sekundärgeschlecht, den sogenannten Omegas. Sie gelten als Minderheit und bilden das unterwürfige Geschlecht. Einmal im Monat tritt bei ihnen ein Phänomen namens „Heat" auf, das dafür sorgt, dass der Körper eines Omega einen starken und unaufhaltsamen Fortpflanzungstrieb besitzt. In dieser Zeit werden Pheromone ausgeschüttet, die sehr betörend auf Alphas wirken und diese ebenfalls in einen Fortpflanzungsrausch verfallen lässt. Während der Heatphase kann ein Omega schwanger werden, hierbei spielt das Primärgeschlecht keine Rolle. Es kann sowohl das Männliche als auch das Weibliche Geschlecht treffen. Ein Alpha kann nur mit einem Omega eine Bindung eingehen. Hat ein Alpha einen Omega gematet, so wird deren Beziehung ein Leben lang andauern und kann nicht gebrochen werden. Aus diesem Grund sollte man sich darüber im Klaren sein, wen man als Partner erwählt. Es ist danach nicht mehr rückgängig zu machen.
 

Das dritte Sekundärgeschlecht stellen die Betas dar. Diese kommen vermehrt in unserer heutigen Gesellschaft vor und leben ganz normal ihr Leben, ohne weitere Einschränkungen. Dieses Geschlecht bleibt meistens unter sich, das Selbe gilt auch für die Bindungen. Betas gehen nur Beziehungen mit Betas ein. Hier können auch nur die weiblichen Betas Kinder bekommen. Ansonsten gibt es hier nicht mehr viel zu sagen.
 

Als ich in die Mittelstufe kam, wurde ich das erste Mal mit dem Sekundärgeschlecht konfrontiert. Ihr müsst wissen, ob man zu einem der drei Sekundärgeschlechter gehört, zeigt sich erst in der Pubertät. Und wie sollte es anders sein, ich wurde als Omega eingestuft. Somit hat sich meine Lage um das doppelte verschlechtert. Das Schicksal meinte es nicht gut mit mir. Täglich war ich den Erniedrigungen der Anderen ausgesetzt. Aber aufgeben, kam für mich nie in Frage. Ich mochte zwar kein Superheld mehr werden können, wollte aber unbedingt trotzdem in die selbe Richtung gehen.
 

Mein neuer Traum ist es inzwischen der beste Heldenanalytiker der Welt zu werden und dafür gebe ich alles. Ich habe zwar einen harten und steinigen Weg vor mir, aber ich begegne jeder kommenden Situation mit einem Lächeln. Diese Geschichte wird erzählen, wie ich trotz all diesen Strapazen meinen Weg gehe und vor allem ...

 

[[USERFILE=858662]]
 

... wie ich, ein kleiner quirkloser Omega, es schaffe das Herz eines verbitterten und eiskalten Alpha zu erobern.

Part I - Beginning

„Midoriya!"
 

„..."
 

„MIDORIYA!!"
 

„HÄ? WAS?"
 

Ein lautes Poltern war zu hören als der Grünhaarige, der zuvor in seinen eigenen Gedanken versunken war, an seinem Tisch saß und mit seinem Stuhl hin und her wippte, augenblicklich nach hinten umkippte und unsanft auf dem Boden landete. Dabei stoß sich der Grünhaarige den Kopf am hinteren Tisch an und krümmte sich nun am Boden. Ein schmerzhaftes Zischen seinerseits war zu hören. Gelächter brach über die Klasse herein.
 

„Mensch Deku, kannst du überhaupt irgendwas?", der Blondhaarige, der zwei Plätze vor ihm saß, krümmte sich vor Lachen. Seine Kameraden neben ihm taten es ihm gleich.
 

Der Mathelehrer, der Izuku zuvor aus seiner Traumwelt gerissen hatte, kam direkt auf ihn zu. Als er vor ihm stand, schlug er mit seinem Schulheft auf den Tisch. Das Geräusch ließ den Grünhaarigen zusammenzucken.
 

„Das ist jetzt schon das dritte Mal heute, Midoriya. Bitte verlassen Sie nun augenblicklich den Unterricht! Vielleicht tut Ihnen die frische Luft ganz gut!"
 

Der junge Mann, der immer noch am Boden saß, erhob sich traurig nickend.
 

„Typisch Deku! So ein Trottel!"
 

„Was ist denn los du Streber, dir hat es wohl beim Lernen das Gehirn durchgebrannt!"
 

Das Gelächter hörte nicht auf. Sein Herz schmerzte. Bevor der Grünhaarige das Klassenzimmer verlies, griff er nach seinem Heft und hob es beschämt vor sein Gesicht, damit seine Klassenkameraden die aufsteigenden Tränen nicht sehen konnten. Wenn der junge Mann etwas in den letzten 9 Schuljahren gelernt hatte, dann niemandem seine Tränen zu zeigen. Izuku wollte nicht, dass sie mitbekamen, wie sehr ihm das ganze seelisch zusetzte.
 

//Warum immer ich?//
 

Als die Tür ins Schloss fiel, begab sich der Grünhaarige auf den Weg zum Schulhof und setzte sich auf die Holzbank. Hinter dieser stand ein Kirschblütenbaum, der in seiner vollen rosanen Pracht dar stand. Es war Frühling. Schmetterlinge flogen umher und bedienten sich am Nektar der Blumen, die sich um den Baum herum gebildet hatten. Ein Schluchzen war zu vernehmen. Der Grünhaarige zog seine Knie nah an sich heran und legte seine Stirn dagegen. Tränen kullerten seine Wangen hinunter. Seine Fingernägel verkrampfte er in seinen Ellenbogen.
 

Warum war die Welt bloß so grausam zu ihm?
 

Als er kurz aufblickte, flog ein Schmetterling vor ihm hin und her. Als Izuku seine Hand hob und den Zeigefinger hinhielt, landete das Insekt auf diesem. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Grünhaarigen.
 

„Na kleiner? Wohin geht deine Reise?"
 

Als er den Zeigefinger weiter hochhielt, setzte der Schmetterling seine Reise fort und flog davon.
 

//Warum kann ich nicht auch so unbekümmert und frei sein?//
 

Seufzend nahm Izuku sein Heft, das neben ihm lag, in die Hand und blätterte durch die Seiten. Er war seit seiner Kindheit ein riesiger Heldenfan. Besonders All Might hatte es ihm angetan. Izuku war davon überzeugt eines Tages ein Superheld wie er zu werden. Als bei ihm jedoch die Diagnose festgestellt wurde, dass er keinerlei Spezialität besaß, ist das Kartenhaus, dass er sich mühevoll aus Kindheitsträumen zusammengebaut hat, in sich zusammengefallen. Es war ein riesiger Schock für den kleinen Izuku.
 

Trotzdem hatte er die Helden immer bewundert und Skizzen und Notizen zu ihnen aufgeschrieben. Ihm entging nichts, er nahm jede noch so kleine Information wie ein Schwamm auf und verewigte sie in seinen Notizbüchern. Inzwischen hatte er ein neues Ziel. Er wollte Heldenanalytiker werden. So konnte er ihnen zumindest eine gute Hilfe und Stütze sein, da er auch Analysen zu Schurken erstellen musste und somit die unterschiedlichsten Charaktere und deren Spezialitäten aufdecken konnte.
 

Als die Schulglocke das Ende der heutigen Schulzeit einläutete, begab sich der Grünhaarige zurück in seine Klasse. Dort angekommen, erblickte er seine Schultasche, die auf seinem Tisch lag und die Utensilien drumherum verteilt. Seine Mitschüler hatten während seiner Abwesenheit wieder einmal seine Schultasche ausgeleert.
 

//Ein Wunder, das sie dieses Mal nichts quer durch die Klasse geschmissen haben. //
 

Ein Seufzen war zu hören. Der Grünhaarige schritt auf seinen Platz zu und packte seine Schulsachen wieder zusammen.
 

„Na, wenn das Mal nicht unser Drecks-Deku ist! Hat die frische Luft dein minderwertiges Gehirn wieder zum Laufen gebracht, hä?!"
 

Izuku erstarrte augenblicklich. Er vernahm eine Gestalt neben sich, die ihn am Kragen packte und ihn gegen die Wand drückte. Er wusste, wem diese explosive Stimme gehörte, es war niemand geringes als Katsuki Bakugou.
 

„Kat-Chan.. lass mich los.. bitte.."
 

„Kat-Chan lass mich los, bla bla bla..."
 

Der Blondhaarige äffte ihn nach, drückte noch fester zu, wodurch der Kleinere nur noch ein Ächzen hervorbringen konnte, und grinste ihn hämisch an.
 

„Weißt du Deku, es ist schon schlimm genug, dass du ein gewöhnlicher Normalo bist. Aber weißt du, was noch schlimmer ist?"
 

Hinter dem Blonden traten zwei weitere Klassenkameraden hervor, die nun ebenfalls anfingen zu lachen. Währenddessen entwich aus der freien Hand des Blondhaarigen eine kleine Explosion.
 

„Dass du auch noch ein wertloses Omega bist!"
 

Nach diesen Worten boxte der Blonde Izuku in den Bauch und warf ihn zu Boden. Izuku musste alle Kraft aufbringen um seinen Mageninhalt nicht augenblicklich vor seinem Peiniger zu entleeren. Kurz darauf zog der Blonde ihn an seinen lockigen Haaren hoch, sodass er gezwungen war in das Gesicht von Katsuki zu sehen.
 

„Was ist denn los, Deku? Hat es dir die Sprache verschlagen? Wer will schon jemanden wie dich? Denkst du ernsthaft, dass jemand mit dir glücklich werden könnte? Am Besten springst du vom Schuldach, damit würdest du uns allen eine Freude bereiten!"
 

Hämisch lachend, ließ er den Grünhaarigen los und trat ihm auf die Hand, als dieser versuchte aufzustehen. Izuku hielt seinen Blick gesenkt. Es stimmte. Er war ein Omega. Aber das Schlimmste an der ganzen Situation war, dass Katsuki ein Alpha war und seine Überlegenheit bei ihm gekonnt einsetzte. Izukus Instinkte konnten nicht anders, als sich zu unterwerfen. Seine Natur ließ nicht zu, dass er sich gegen einen Alpha zur Wehr setzte. Sein ganzer Körper zitterte. Die anderen zwei Klassenkameraden, die hinter dem Blonden standen, waren Betas. Sie waren gewöhnliche Mitläufer. Sie folgten dem explosiven Alpha. Leute aufzuhetzen, manipulieren und zu seinen Nutzen verwenden. Ein Anführer halt. Darin war Katsuki, seit ihm bewusst geworden war, was er war, hervorragend darin gewesen.
 

„Komm lass uns gehen, Katsuki. Ich denke du hast unserem Streber heute genug eingeheizt."
 

Danach entfernten sich die Schritte und das Gelächter. Izuku war nun ganz allein im Klassenraum. Angeschlagen erhob sich der Grünhaarige und hielt seine Hand vor seinen Bauch. Der Schlag in die Magengrube tat verdammt weh.
 

Als Izuku seine Sachen zusammengepackt hatte, machte er sich auf den Weg nach Hause. Mit langsamen Schritten trottete er durch die Stadt und hielt seinen Blick gesenkt. Seine Augen waren glasig.
 

Als er an einem Brunnen vorbeikam, betrachtete er sein Spiegelbild im Wasser. Seine grünen Augen waren aufgequollen und seine grünen, wuschigen Haare standen lockig in alle Richtungen. Er fuhr sich durchs Haar und hielt eine Locke in der Hand.
 

Izuku wusste, dass er mit nichts Punkten konnte. Er war viel zu dünn gebaut und durch die widerspenstigen Haare konnte er sich keinen ordentlichen Haarschnitt zulegen. Und seine Ausstrahlung im Moment ließ auch zu wünschen übrig. Ein Seufzen entkam seinen Lippen.
 

//Was ist, wenn Kat-Chan Recht hat? Werde ich denn überhaupt gebraucht ?//
 

Traurig setzte der Grünhaarige seinen Weg fort. Ihm war aktuell alles gleichgültig. Er war wieder einmal am Boden zerstört. Wie so oft in letzter Zeit. Er versuchte wirklich jeden Tag mit einem Lächeln zu beginnen. Zumindest das sollte ihn näher an sein Idol bringen. Es klappte auch, aber sobald er die Klasse betrat, erstarb dieses Lächeln und Angst stieg in ihm auf.
 

Während er weiter voranschritt, bemerkte er nicht, wie die Fußgängerampel auf Rot schaltete. Ein Tuten brachte ihn zurück ins hier und jetzt. Erst jetzt realisierte er, wo er sich gerade befand. Er war mitten auf der Straße, als er den fahrenden LKW vor sich sah. Erstarrt blieb Izuku stehen und konnte sich nicht rühren. Würde sein Leben nun hier enden? War das das Ende, das das Schicksal für ihn ausgewählt hatte? Er schloss seine Augen und wartete auf den schmerzlichen Zusammenstoß. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
 

„Hey, pass auf!"
 

Es geschah wie in Zeitlupe. Jemand landete neben ihm, griff seine Hand und zerrte ihn weg.
 

Plötzlich befand er sich wieder auf dem Bürgersteig, jedoch auf der anderen Seite. Der LKW rauschte an ihm vorbei. Es ging alles so schnell. Geschockt nahm er Stimmengewirr um sich herum war. Eine kleine Gruppe von Menschen hatte einen Halbkreis um ihn herum gebildet. Er vernahm neben sich eine Gestalt, die bei ihm kniete, sich daraufhin erhob und ihm die Hand reichte.
 

Izuku schaute auf und blickte in ein heterochromes Augenpaar. Wiesengrüne Augen trafen auf Grausilber und Türkis. Izukus Herz setzte für einen Moment aus. Er verlor sich regelrecht in diesen Augen, diesen wunderschönen Augen. Der Grünhaarige griff nach der helfenden Hand und ließ sich hochziehen. Nun stand er einem jungen Mann gegenüber, der ein Kopf größer als er war. Er trug eine Kappe, die seinem Retter tief ins Gesicht ragte, zudem trug er einen weißen Schal, der die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte. An der Kappe entlang konnte er sehen, dass auf der einen Seite die Haare weiß und auf der anderen Seite Purpurrot waren. Izuku befreite sich aus der Blickstarre und ließ seinen Kopf sinken.
 

„D..danke... dass... S..sie mir geholfen haben. Ich habe nicht aufgepasst."
 

„Pass das nächste Mal einfach besser auf."
 

Als Izuku wieder hochsah, war der junge Mann mit den unterschiedlichen Augenfarben verschwunden. Die Menschenmenge hatte sich ebenfalls aufgelöst. Izuku griff sich an die linke Brust. Was war das bloß für ein Gefühl?
 

[[USERFILE=858663]]
 

//Diese Augen...sie waren wunderschön.. //

Part II - New Way

Izuku blieb noch eine Weile an Ort und Stelle stehen. Er brauchte noch einige Minuten bis er in der Lage war seinen Weg nach Hause fortzusetzen. Während er vor sich hin trottete, dachte er an den jungen Mann, der ihm das Leben gerettet hatte. Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer als er an den Weißrothaarigen dachte. Izuku hatte schon vor einer ganzen Weile gemerkt, dass er sich dem männlichen Geschlecht näher hingezogen fühlte. Allerdings wusste das niemand und das war auch ganz gut so. Er wollte gerade Katsuki nicht noch mehr Angriffsfläche bieten.
 

//Jetzt war ich nicht mal in der Lage seinen Namen zu erfahren, schade…//
 

Doch anstatt Trübsal zu blasen, klatschte er sich beide Hände an die Wangen und zog die Mundwinkel nach oben. Vielleicht gab es ja eine Gelegenheit wo er ihn wiedersah.
 


 

Als der Grünhaarige zuhause ankam und die Tür aufschloss, war es Dunkel in der Wohnung. Seine Mutter war immer noch auf der Arbeit. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm jedoch, dass sie die nächsten 30 Minuten nach Hause kommen musste. Lächelnd stellte er seine Schulsachen ab, zog sich etwas Bequemes an und krempelte sich die Ärmel nach oben. Er trug einen langen Pullover, der ihm eigentlich etwas zu groß war. Dieser ging ihm gerade so knapp über die Knie. Danach begab er sich zum Schrank und holte Schüsseln und Pfannen heraus. Im oberen Schrank griff er nach den Gemüsegewürzmischungen und begann den Herd und die Lüftung anzuschalten. Wenn es etwas gab, was Izuku gut konnte, dann war es kochen. Seine Mutter hatte ihn von Anfang an in die Küchenarbeit mit eingebunden und dadurch, dass sie die meiste Zeit arbeiten ist, musste der Grünhaarige lernen sich selbst zu versorgen. Wenn Izuku ehrlich zu sich selbst war, konnte er so zumindest abschalten und alles um sich herum vergessen. Er bekam nicht einmal mit, dass die Haustür aufgeschlossen wurde.
 

„Izuku, ich bin wieder da.“
 

Der Grünhaarige drehte sich daraufhin zu der Stimme um. Dabei hatte er noch den Löffel im Mund, wo er zuvor seine Gemüsepfanne probiert hatte.
 

„Hallo Mum.“
 

Die Grünhaarige trat in die Küche und gesellte sich zu ihm.
 

„Hm… das riecht aber lecker. Was gibt es denn heute?“
 

„Gemüsepfanne mit Lachsfilet.“
 

Schnell schaltete der Grünhaarige den Ofen aus und holte das Blech mit dem Fisch heraus. Ein himmlischer Duft zog ihm in die Nase, der ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Er war stolz auf sein Werk und es freute ihn auch, dass er ein Kompliment von seiner Mutter bekam. Sie war die Einzige, die ihn immer aufbaute. Gemeinsam setzten sie sich an den Tisch und begannen zu speisen.
 

„Wie war es heute in der Schule?“
 

Auf die Frage hin, ließ Izuku seine Stäbchen sinken und schaute traurig auf seinen Fisch. Ein Seufzen entwich aus seinen Lippen. Seine Mutter beobachtete ihn genau, sie wusste, was wieder los war.
 

„Hat er dich wieder schikaniert?“
 

Ertappt zuckte Izuku zusammen und schaute verängstigt seine Mutter an. Sie konnte ihn lesen wie ein Buch. Manchmal konnte der Grünhaarige sich echt ohrfeigen, dass er so einfach zu durchschauen war. Er stocherte daraufhin in seinem Essen umher.
 

„Ich schaff das schon. Nächste Woche werden doch die Abschlussprüfungsergebnisse bekanntgegeben und danach gehe ich auf eine komplett andere Schule. Aus dem Auge aus dem Sinn.“
 

Seine Mutter hob fragend eine Augenbraue nach oben.
 

„Wie, du willst nicht mehr auf die U.A. gehen?“
 

Der Grünhaarige kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ein trauriges Seufzen entwich ihm daraufhin.
 

„Du weißt doch, … dass ich gar keine Chance auf den Studienplatz hätte.“
 

Izuku hatte wirklich vorgehabt sich in der berühmteste Heldenschule einzuschreiben. Es war für ihn zwar undenkbar in die Superheldenabteilung zu kommen, aber es gab immer noch die normale, die Support- und die Managementabteilung. Da er Heldenkunde und Heldeninformatik für seinen beruflichen Weg benötigte, war es von Vorteil zumindest in die normale Abteilung zu kommen. Da er allerdings keine Bewerbung dorthin geschickte hatte und die Frist auch schon verstrichen war, hatte sich das Ganze so oder so schon erledigt.
 

Seine Mutter tippe daraufhin mit ihren Essstäbchen an ihre Lippen.
 

„Wieso denkst du denn sowas, Izuku.“
 

„Mum, ich habe mich doch dort gar nicht erst beworben.“
 

Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht der Grünhaarigen. Izuku sah seine Mutter neugierig an. Kurz darauf kramte sie in ihrer Tasche und reichte dem Grünhaarigen ein Kuvert. Izuku nahm diesen an sich und sah den Brief verdutzt an. Er war an ihn adressiert.
 

„Ehm… was soll ich damit?“
 

„Ihn öffnen?“, ein Kichern entwich aus ihren Lippen als sie ihren Sohn beobachtete. Kurz darauf schob sie den Teller zur Seite und griff nach Izukus Hand.
 

„Du musst wissen, ich habe die Bewerbung in deinem Mülleimer gefunden. Es war alles zusammen, sie hätte nur noch frankiert und weggeschickt werden müssen. Ich weiß nicht, was dich dazu bewegt hat, sie in den Müll zu werfen, aber… ich habe sie rausgeholt, in einen Briefumschlag getan und persönlich bei der U.A. eingeworfen. Und das hier sieht nicht nach einer Absage aus.“
 

Izuku sah verdutzt seine Mutter an. Daraufhin schenkte er wieder dem Kuvert seine volle Aufmerksamkeit. Kurz schluckte er. Schnell öffnete er diesen und nahm das Schreiben heraus. Erst atmete er langsam ein und aus, bevor begann den Inhalt laut vorzulesen:
 

„Sehr geehrter Herr Midoriya, wir freuen uns Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir Ihnen einen Studienplatz in der normalen Abteilung anbieten können und bitten Sie daher am kommenden Freitag, 24.05. um 15 Uhr vorbeizukommen, damit wir alles weitere mit Ihnen besprechen können. Wir freuen uns auf Ihr Kommen…“
 

Weiter kam der Grünhaarige nicht, ehe ihm die Tränen in die Augen stiegen und ihm die Sicht erschwerten. Was würde er bloß ohne seine Mum machen? Er stand auf, rannte zu ihr und schloss sie in die Arme.
 

„Womit habe ich das bloß verdient. Ich bin so glücklich. Danke Mum, du bist die Beste.“
 

„Izuku, ich weiß, dass dir andauernd Steine in den Weg gelegt werden und dass du in der Schule keinen guten Anschluss findest. Es tut mir in der Seele weh, mitansehen zu müssen wie sehr mein Kind unter den Erniedrigungen und Schikanen leidet. Du magst es zwar vor mir verstecken, aber ich fühle es. Deine Unzufriedenheit und deine Versagensängste.“, sie platzierte ihre Hände auf Izukus Schultern und sah ihn eindringlich an.
 

„Aber weißt du was einen wahren Helden ausmacht? Dass er nach jeder Niederlage wieder aufsteht und weiterhin sein Bestes gibt. Und das machst du schon die ganze Zeit. Lass die anderen reden. Auch, wenn du ein Normalo und Omega bist, du hast eine tolle Persönlichkeit und glaub mir, eines Tages wird es jemand geben, der genau das an dir zu schätzen weiß.“, Tränen bahnten sich langsam ihren Weg an ihren Wangen herunter. Kurz darauf schloss sie ihren Sohn noch mehr in die Arme und flüsterte in sein Ohr:
 

„Glaube an dich, dass ist der Weg zu deinem Ziel.“
 


 


 

Die darauffolgenden Tage vergingen schnell. Als dann der besagte Freitag kam, konnte Izuku es kaum erwarten bis der Gong das Ende der Schulwoche einläutete. Hippelig saß er an seinem Tisch und hatte die Uhr, die über der Tafel hing, genau im Auge.
 

Als es dann endlich läutete, sprang der Grünhaarige auf und rannte aus der Klasse. Als er die Treppe hinunterrannte, bemerkte er zuerst nicht, dass er von hinten festgehalten wurde.
 

„Na, wo willst du denn hin, Deku?“
 

Izukus Atem setzte einen Augenblick aus. Als er sich umdrehte, sah er in die feuerroten Iriden von Katsuki Bakugou, der zusammen mit seinen zwei Kameraden, hinter ihm stand. Augenblicklich spürte er wieder die Angst in seinem Innern aufsteigen. Der Blonde hatte ihm gerade noch gefehlt.
 

„Warum hast du es auf einmal so eilig, hä?“
 

Der Grünhaarige schwieg und senkte seinen Blick. Daraufhin wurde er wieder am Kragen gepackt und nah an Katsukis Gesicht herangezogen. Es waren nur noch wenige Millimeter, die beide Nasenspitzen voneinander trennte. Izuku lief es eiskalt den Rücken hinunter. Er fühlte sich nicht wohl, am Liebsten würde er wegrennen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
 

„Lass mich bitte gehen…“, mehr brachte der Grünhaarige in dieser Situation nicht zu Stande.
 

Der Blonde jedoch grinste hämisch und berührte den Kleineren mit seiner Zunge am Hals. Langsam leckte er seitlich an der Halsbeuge entlang nach oben bis zu seinem Ohr. Izuku durchschoss in diesem Moment ein Schauder und ein leises Keuchen entwich seinen Lippen. Verdammt, er wollte das alles doch gar nicht. Die Halsbeuge war die empfindlichste Stelle eines Omega. Sobald ein Alpha diese Stelle berührte, hatte dies eine betörende Wirkung auf sein Gegenüber. Es steigerte die Lustempfindung und das Schamgefühl.
 

„Nei..n ah… Kat-Chan.. hör..ah… auf..“
 

Dem Blondhaarigen gefiel die Reaktion des Jüngeren und so kam er ihm immer näher und raunte leise:
 

„Als wertloses Omega bist du aber sehr willig.“
 

Daraufhin griff er dem Grünhaarigen in den Schritt. Ein Schock durchfuhr Izuku und er brachte nicht mehr als ein weiteres Keuchen zustande. Was machte Katsuki bloß mit ihm? Als er in dessen Gesicht sah, wurde Izuku bewusst, dass der Blondhaarige nur mit ihm spielte, seine Alphahormone einsetzte um ihn in diese Art Verlegenheit zu bringen. Izuku spürte wie seine untere Mitte pulsierte.
 

//Nein, bitte nicht…//
 

Die beiden Betas, die hinter Katsuki standen, lachten den Grünhaarigen aus, liefen an ihm vorbei und rempelten ihn dabei an.
 

„Meine Güte bist du ein Versager, Midoriya! Dass allein eine Berührung ausreicht, um dich geil zu machen, unglaublich!“
 

„Er ist immerhin ein Omega, was will man anderes erwarten!“
 

Der Blonde schnaubte daraufhin verächtlich, ließ von dem Grünhaarigen ab und ließ diesen allein auf dem Schulhof zurück. Als sie weg waren, fiel der Grünhaarige auf die Knie. Sein Herz pochte bis zum Hals und seine Beine zitterten.
 

Wann hörte dies endlich auf? Diese Schikanen nahmen langsam ganz andere Dimensionen an. Sollte er wirklich an die U.A. gehen, wo er riskierte täglich der blonden Explosion über den Weg zu laufen?
 

Aber warum sollte er alles von dem Idioten abhängig machen. Die Schule war riesig, zudem sie nicht mehr in einer Klasse sein werden. Als Izuku auf seine Armbanduhr sah, sprang er auf.
 

„VERDAMMT, Ich komme noch zu spät!“

Part III – Shining

„Der Nächste bitte…“
 

Eine alte Dame saß am Empfangstresen und blickte auf ihren Bildschirm. Ihre viel zu große Brille brachte ihre Nase, die einer Kartoffel glich, stark zum Vorschein. Der Grünhaarige, der zuvor auf einem der Stühle saß, stand auf und stellte sich vor den Tresen. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Diese Zusammenstellung irritierte ihn etwas.
 

„Name..“

„Izuku Midoriya.“
 

„Alter…“
 

„16 Jahre.“
 

Eins musste Izuku der alten Dame lassen, ihr 10-Finger-Schreiben konnte sich echt sehen lassen. Sie tippte so schnell die unterschiedlichen Tasten, dass dem Grünhaarigen hierbei schon schwummrig wurde.
 

„Heldenanalytiker, sehe ich das richtig?“
 

„Genau“, mit einem Nicken bestätigte der Schüler die Aussage.
 

„Okay, folgen Sie mir bitte, Herr Midoriya.“
 

Daraufhin erhob sich die Dame und wies ihn an mit ihr zu kommen. Wenn er so vor ihr stand, war sie wirklich klein. Sie ging ihm gerade mal bis zur Hüfte. Wenn Izuku daran dachte, dass er einer der Kleinsten in der Klasse war, gab es ihm zumindest aktuell einmal ein gutes Gefühl größer zu sein. Hastig lief die alte Frau voraus, Izuku hatte Mühe Schritt zu halten. Sie hatte ein schnelles Tempo drauf. Als sie vor einer Tür stehen blieben, klopfte die Dame kurz an.
 

Als ein „Herein“ daraufhin folgte, öffnete sie die Tür und schob den Grünhaarigen in den Raum. Und schon stand Izuku in einem großen Zimmer. Vorne am Pult saßen drei Personen. Rechts saß ein Mann mit schwarzen Haaren, dessen Blick so wirkte, als ob er Tage lang nicht geschlafen hätte. Links saß ein blonder Mann, der sehr knochig wirkte, als ob ein einfacher Windhauch ihn wegpusten könnte. In der Mitte saß, wie sollte Izuku es betiteln, eine Art Hamster?
 

//Was zum? Was sind das für Gestalten?//
 

Das tierische Wesen erhob sich daraufhin und deutete auf den Stuhl vor ihnen.
 

„Keine Scheu, Herr Midoriya. Nehmen Sie doch bitte Platz. Ich bin der Schulleiter hier, mein Name ist Nezu, schön Sie kennenzulernen. Die beiden Herrschaften neben mir sind Shota Aizawa und Toshinori Yagi, sie unterrichten hier an der Schule.“
 

Der Grünhaarige setzte sich, reichte seine Hand zum Gruß und ließ seinen Blick nochmal durch den Raum gleiten. Die Möbel waren hochwertig. Sehr teures Holz, Glas mit Verzierungen. Die Schule musste echt viel Geld haben.
 

Kurz räusperte sich der linke Herr und begann das Gespräch.
 

„So, Sie hatten sich für die normale Abteilung eingeschrieben, sehe ich das richtig?“
 

Izuku bestätigte die Aussage mit einem Nicken.
 

„Gut, dann kurz zum Ablauf. Sie hatten im Steckbrief angegeben, dass Sie keine Spezialität besitzen, aber dennoch in eine Heldenagentur später einsteigen wollen. Heldenanalytiker ist schon ein hohes Ziel. Sie unterstützen die Helden bei der Analyse der Schurken und deren Praktiken. Eine Arbeit, die in der heutigen Gesellschaft noch nicht so geschätzt wird. Es bedarf ein sehr hohes und schnelles Auffassungsvermögen um diesen Beruf bewerkstelligen zu können. Nachdem wir aber eines ihrer Notizbücher erhalten hatten und diese studiert haben, müssen wir sagen, dass Sie wahrlich ein Naturtalent sind. Machen Sie etwas draus. Vielleicht wird durch Sie der Beruf endlich bekannter.“
 

Izuku freute es diese Worte zu hören. Sonst hatte er immer Komplimente und Zusprüche von seiner Mutter erhalten. Ein Lächeln schlich auf sein Gesicht. Es war das erste Mal, dass man ihm Mut zusprach. Es fühlte sich toll an. Kurz darauf fuhr der rechte Mann mit dem müden Blick fort:
 

„Wir haben ein duales Bildungssystem eingeführt, bedeutet, dass Sie neben der schulischen Ausbildung hier, eine berufliche Ausbildung in einer Heldenagentur absolvieren werden. Diese wird, wie die Superheldenausbildung auch, drei Jahre dauern.“
 

Ein Klopfen war zu hören. Der Schulleiter erhob sich darauf hin. Izuku war immer noch irritiert, dass ein tierisches Wesen die Schule vertrat. Was wohl seine Spezialität ist?
 

„Ja, herein.“
 

Als die Tür aufging, trat ein junger Mann herein. Als Izuku sich umdrehte, blieb sein Herz für einen Moment stehen. Er erkannte den jungen Mann. Wieder trafen wiesengrüne Augen auf Grausilber und Türkis. Es war der junge Mann, der ihm vor ein paar Tagen das Leben gerettet hatte.
 

„Sie hatten nach mir rufen lassen, Herr Toshinori?“
 

„Ah, junger Todoroki, treten Sie ein.“
 

Der Angesprochene gesellte sich nach vorne und blieb neben Izuku stehen. Dieser konnte immer noch nicht seinen Blick von ihm abwenden. Jetzt wo er ihn in seiner Schuluniform sah, wurde dem Grünhaarigen innerlich warm. Sen Herz schlug ihm bis zum Hals und er hoffte in diesem Moment, dass seine glühenden Wangen ihn nicht verraten würden.
 

//Hübsch…//
 

Der Blondhaarige fuhr daraufhin fort:
 

„Also, ich hatte schon mit Ihrem Vater gesprochen. Der junge Midoriya hier, wird bei der Agentur Endeavor eingestellt werden und wird dort sein dreijähriges Studium absolvieren. Sie werden als Vermittler zwischen der Agentur und der Schule eingesetzt werden und sind die erste Ansprechperson für ihn.“
 

Izukus Herz blieb augenblicklich stehen. Er? Bei Endeavor? Bei dem Gedanken daran, fing er an zu zittern. Endeavor war der Held Nummer 2 direkt nach All Might. Er galt als sehr verbittert und furchteinflößend. Zudem er auch noch ein Alpha war. Und nicht nur irgendeiner, er war der Alpha schlechthin. Bei dem Gedanken drehte sich Izukus Magen um. Da war die blonde Explosion ein harmloser Welpe dagegen.
 

//Ausgerechnet bei ihm? Owe….. das kann ja heiter werden//
 

Der Weißrothaarige bemerkte die Stimmungsumschwankung des Grünhaarigen und sah ihn seitlich monoton an. Erst als das tierische Wesen weitersprach, richtete der Bunthaarige wieder seinen Blick nach vorne.
 

„Gut, dass das geklärt ist. Herr Midoriya, Sie erhalten dann von uns noch den Vertrag und noch einige andere Informationen. Herr Todoroki, bitte begleiten Sie ihn nach draußen.“
 

Izuku erhob sich daraufhin und verneigte sich zum Abschied. Der Bunthaarige tat es ihm gleich.
 

„Ich danke Ihnen, dass Sie mir die Möglichkeit eröffnen, ich werde Sie nicht enttäuschen.“
 

„Alles klar, junger Midoriya. Der erste Tag beginnt am 01. Juli. Genießen Sie also noch die freien Tage bis dahin.“
 

Als die Tür ins Schloss fiel, herrschte Stille zwischen den zwei jungen Männern. Der Größere sah den Kleineren prüfend an und ließ seinen Blick von der Fußsohle bis zum Kopf hochgeleiten. Izuku hingegen traute sich nicht sich zu dem Weißrothaarigen umzudrehen. Er spürte die Blicke auf ihm und das machte ihn nervös. Der Grünhaarige wusste zudem auch nicht, wo er den Größeren einordnen sollte. Ein Omega, war er definitiv nicht, dafür ist seine Präsenz zu stark ausgeprägt. Er tippte auf Alpha oder Beta, eins von beidem.
 

„Herr Midoriya? Warten Sie bitte kurz.“
 

Fragend blickte der Grünhaarige in die Richtung, aus der die Stimme kam. Die Dame von eben kam auf ihn zu und reichte ihm die restlichen Unterlagen. Danach verabschiedete sie sich und ging wieder zurück in ihr Büro.
 

Als Izuku sich wieder zu dem Weißrothaarigen wenden wollte, stand er allein im Gang. Er war wieder gegangen? Ohne ein Wort? Trübselig ließ Izuku seinen Blick sinken.
 

//War ja klar, dass ich keine große Aufmerksamkeit von ihm zu erwarten habe….//
 

Traurig begab sich der Grünhaarige zum Ausgang. Als er über das eben stattgefundene Gespräch nachdachte, überkam ihn auf einmal ein Schock. Sein Retter war der Sohn von Endeavor? Ernsthaft? Ein lautes Seufzen entwich dem Kleineren. Dann standen seine Chancen den Weißrothaarigen näher kennenzulernen noch schlechter.
 

Izuku war so in Gedanken versunken, dass er eine Treppenstufe übersah und drohte hinunterzufallen und eine unsanfte Begegnung mit dem harten Betonboden zu machen. Schon schloss er die Augen und wartete auf den Aufprall. Aber es geschah nix.
 

„Hä?“
 

Als Izuku seine Augen öffnete, schwebte er in der Luft.
 

//Was zum?//
 

„Kami, sei dank, dir ist nichts passiert.“
 

Als Izuku seinen Kopf umdrehte, stand ein braunhaariges junges Mädchen hinter ihm. Sie trug einen mittellangen Bobhaarschnitt und besaß ein rundes Gesicht. Ihre Augen funkelten fröhlich den Grünhaarigen an.
 

„Was? Wie? Ich schwebe??“
 

„Oh tut mir leid, Moment, ich hebe die Wirkung auf. Wiederherstellung!“
 

Daraufhin sank Izuku wieder zu Boden. Irritiert schaute er sich um. Er befand sich bis eben ja wirklich in der Luft? Ehe er hätte reagieren können, wurde ihm eine Hand hingehalten, die er erst prüfend musterte, dann aber erwiderte.
 

„Ich bin Ochaco Uraraka, schön dich kennenzulernen. Hast du dich auch bei der U.A. angemeldet?“
 

„Izuku Midoriya. Ja, ich hatte gerade mein Bewerbungsgespräch. Die Freude ist ganz meinerseits.“
 

„Das ist ja toll. In welche Abteilung wirst du denn gehen? Ich habe es in die Superheldenabteilung geschafft. Obwohl ich sagen muss, dass die Aufnahmeprüfung die pure Hölle gewesen ist. Ich wurde fast von einem riesigen Roboter wortwörtlich platt gemacht, kannst du dir das vorstellen?“
 

Für Izuku waren es zu viele Informationen auf einmal. Sie redete wie ein Wasserfall, wobei er nicht wirklich besser war. Jetzt konnte er nachvollziehen, wie anstrengend das für seine Mitschüler gewesen sein muss. Manchmal konnte man sich erst in die Menschen hineinversetzen, wenn man selbst dieser Situation ausgesetzt war.
 

„Ich habe mich für die normale Abteilung eingeschrieben, ich absolviere ein dreijähriges duales Studium. Wow, du bist in der Superheldenabteilung, dann herzlichen Glückwunsch.“
 

„Danke Izuku. Das hört sich aber auch interessant an. Dann wird man sich in Zukunft wahrscheinlich öfters über den Weg laufen.“, als die Braunhaarige ein Vibrieren in ihrer Tasche bemerkte, zog sie ihr Handy hervor.
 

„Oh tut mir leid, ich muss leider los, mein Kampfsporttraining beginnt gleich. Man sieht sich.“
 

„Alles klar, mach‘ s gut Ochaco und viel Spaß.“
 

Izuku winkte ihr zum Abschied. Die Leute hier waren komplett anders als an seiner jetzigen Schule. Hoffnung keimte in ihm auf, dass die Schulzeit hier anders werden könnte. Im positiven Sinn.
 

Nun war er wieder allein. Seufzend machte sich der Grünhaarige auf den Heimweg. Heute war wieder viel passiert. Zuerst die Sache mit Katsuki, dann die Information, dass er beim furchteinflößendsten Alpha sein duales Studium absolvieren soll und die Begegnung mit seinem Retter, der ihn leider nicht wirklich zu beachten schien. Ein weiteres Seufzen entwich dem Grünhaarigen. Er nahm sein Handy aus der Tasche und checkte die täglichen Nachrichten. All Might soll sich aktuell hier befinden, er hatte vor wenigen Tagen einen Schlammschurken eingefangen. Ein Lächeln zierte seine Lippen. Die Begeisterung über sein Idol verdrängte seine dunklen Gedanken erfolgreich.
 

//Wahnsinn. All Might ist einfach unglaublich..//
 

Plötzlich ploppte eine App-Nachricht auf seinem Bildschirm auf.
 

//Eine Freundschaftsanfrage bei Facebook? Ich bin doch fast nie online? //
 

Als Izuku sich bei dem Portal einloggte, schaute er in sein Nachrichtenfach. Es quillte schon fast über, so viele Nachrichten hatte er inzwischen erhalten. Die Meisten hiervon waren von Foren, wo er sich früher die eine oder andere Information beschaffte. Wobei er inzwischen auf anderen Foren wie z. B. auf Twitter sein Unwesen trieb. Augenblicklich blieb sein Herz stehen, als er sah, wer ihm die Anfrage geschickt hatte. Sein Herz begann wieder zu rasen und die Röte schoss ihm in die Wangen. War das möglich? Träumte er etwa?
 

//Shoto Todoroki hat mir eine Freundschaftsanfrage geschickt?????//

Part IV – Help

Der Abend war inzwischen angebrochen. Der Grünhaarige lag in seinem Bett und starrte immer noch ungläubig auf sein Handy. Er konnte es immer noch nicht fassen. Ausgerechnet der Sohn Endeavors, sein Retter, Shoto Todoroki hatte ihm eine Freundschaftsanfrage geschickt.
 

Kurz besuchte Izuku seine Facebookseite. Der Weißrothaarige hatte nicht viel von sich Preis gegeben, es waren fast keine Fotos vorhanden. Nur ein Hintergrundbild, das einen japanischen Garten darstellen sollte und ein Profilbild, wo der Größere auf einem Felsen saß und in die Ferne blickte. Er trug ein enganliegendes weißes Shirt mit einer ärmellosen blauen Jeansjacke drüber. Seine schwarze Jeans waren an den Kniekehlen aufgerissen. Izuku konnte nicht anders als bei diesem Anblick wieder rot um die Wangen zu werden.
 

//Wie sexy… verdammt, Izuku reiß´ dich zusammen..//
 

Seine Fingerkuppen wanderten über den Bildschirm. Sollte er die Anfrage annehmen oder ignorieren? Was passierte, wenn er die Freundschaftsanfrage annahm? Ein Seufzen entwich dem Grünhaarigen, woraufhin er sein Handy neben sich legte, seinen Arm über seinem Kopf platzierte und die Augen schloss.
 

Warum musste alles nur so kompliziert sein? Aber, wäre das nicht der Anfang von etwas Neuem? Er soll immerhin ein Studium bei seinem Vater absolvieren. Wäre es da nicht von Vorteil engeren Kontakt zu Todoroki zu bekommen?
 

//Ich bin doch so ein Depp…Über was ich mir hier Gedanken mache…//
 

Plötzlich fühlte er leichte Hitze in sich aufsteigen und sein Unterleib begann zu kribbeln. Schnell öffnete Izuku die Augen und setzte sich auf. Er legte seine Hand auf seinen Bauch.
 

//Oh nein…//
 

Als er aufstehen wollte, stürzte er zu Boden, weil seine Beine weich wurden und nachgaben. Izuku krümmte sich am Boden. Der Grünhaarige spürte wie es zwischen seinen Beinen immer heißer wurde. Die Hitze in seinem Innern wurde unerträglicher. Mit aller Kraft hielt sich Izuku an seinem Schreibtisch, der neben seinem Bett stand, fest und zog sich wieder nach oben.
 

Als er auf den Kalender schaute, der sich auf dem Tisch befand, rutschte ihm das Herz wortwörtlich in die Hose. Die letzte Heat war vor genau vier Wochen. Ihm kam es die ganze Zeit so vor, als ob nur drei Wochen seitdem vergangen wären. Bei dem ganzen Prüfungsstress kein Wunder.
 

„Verdammt, ich dachte ich hätte noch eine Woche Zeit“, mehr brachte der Grünhaarige nicht heraus, ehe er ein Stöhnen von sich gab.
 

Sein ganzer Körper begann zu schwitzen. Langsam setzte er einen Schritt vor den nächsten. Er musste ins Badezimmer, dort wo der Medizinschrank stand. Izuku nahm, seitdem er wusste, dass er ein Omega war, Hormontabletten, die seine Pheromone und die Symptome komplett unterdrückten. Es wäre fatal, wenn er seine Heat außerhalb bekam. Die Gefahr, dass ein Alpha angelockt wurde, war zu groß und seine Mutter wollte auch kein Risiko eingehen, was dem Grünhaarigen nur Recht war. Er war noch Jungfrau und wollte dies auch noch bleiben.
 

Stöhnend lehnte er sich gegen die Wand als er sein Zimmer verlassen hatte. Es war verdammt anstrengend sich zu bewegen. Sein ganzer Körper schrie regelrecht nach einem Alpha. Er schrie nach Erfüllung, dass ihn jemand in Besitz nahm. Schwer atmend, sank Izuku zu Boden und hielt seine Hände vor seinen Brustkorb.
 

//Wie sehr ich es doch hasse ein Omega zu sein…!//
 

Mit letzter Kraft rappelte sich der Grünhaarige nach oben und erreichte endlich das Badezimmer, wo er den Medizinschrank öffnete und eine Tablette herausnahm, die er direkt schluckte. Danach trank er Leitungswasser aus dem Wasserhahn. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Danach hielt er kurz inne, ehe die Symptome nach und nach langsam abklangen. Das Zittern und das Schwitzen ließen nach.
 

//Kami sei Dank…//
 

Izuku lehnte seine Stirn gegen den Spiegel und betrachtete sein Spiegelbild. Gerötete Wangen, die seine Sommersprossen noch mehr zum Vorschein brachten und glasige Augen, die von Lust verschleiert waren. Izuku hasste diesen Anblick. Er war doch kein sexgesteuertes Etwas, das jeden an sich heranließ. Ein Seufzen folgte daraufhin.
 

Leider war die Natur eines Omega aber so gepoolt. Solange er keinen festen Alpha hatte, würde er immer und immer wieder in diese Stresssituation geraten. Wenn ein Alpha angelockt werden würde, könnte er sich nicht mal in diesem Zustand wehren. Sein Körper hieß dann jeden Alpha willkommen. Allein bei dem Gedanken wurde dem Grünhaarigen übel. Allein der Gedanke daran von irgendeinem fremden Alpha schwanger zu werden. Es war abartig.
 


 

Als sich Izukus Zustand stabilisiert hatte, begab er sich wieder in sein Zimmer. Er schmiss sich wieder auf sein Bett und zog sein Handy hervor. Als er den Bildschirm entsperrte, ploppte eine WhatsApp-Nachricht auf.
 

Mama (20:15): Hallo Izuku, bei mir wird es heute etwas später. Denke du schläfst dann schon, wenn ich wieder da bin. Ich besorge mir Essen um die Ecke, also warte nicht auf mich. Kannst mir ja Morgen erzählen wie es heute bei der U.A. war. Ich bin echt gespannt was du zu erzählen hast 😊 Ach, und noch etwas, denk bitte an deine Tabletten, deine Heat müsste die Tage einsetzen. Du musst im Übrigen nochmal neue bei der Apotheke besorgen gehen, diese reichen noch für diese Phase. Hab dich lieb, bussi Mum
 

Ich (20:35): Alles klar, danke für die Info. Bis Morgen 😊
 

Ein Seufzen entwich wieder aus seinen Lippen. Sofort machte er sich eine Notiz, dass er Morgen nach der Schule direkt bei der Apotheke vorbeischaut.
 

Ein Päckchen hielt leider nur für 3 Monate. Zum Glück wurde ihm ein Dauerattest ausgestellt, sodass Izuku nicht jedes Mal erst zum Arzt musste. Die Untersuchungen musste er halbjährlich über sich ergehen lassen. Es wurde dabei jedes Mal nochmal geprüft, ob die Tabletten noch an seinen Hormonspiegel angepasst waren. Der nächste Termin stand in zwei Monaten an. Izuku hatte bis jetzt immer Glück. Seit vor 1 1/2 Jahren seine erste Heat ausgebrochen war, hatte er immer noch die selben Tabletten. Und bis jetzt wirkten sie ohne Probleme.
 

Gähnend schaute er sich noch einmal daraufhin die Freundesanfrage an. Er war doch kein Feigling. Kurz schluckte er, ehe er den Annahme-Bottom berührte.
 

//Wer nicht wagt, der nicht gewinnt..oder?//
 

Danach legte Izuku grinsend sein Handy zur Seite und fiel in einen tiefen Schlaf.
 


 

Am nächsten Morgen war Izuku schon früh auf den Beinen. Er kam als einer der Ersten in der Schule an. Es war zwar Samstag, aber heute würden sie ihre Abschlussergebnisse erfahren. Der Grünhaarige war aufgeregt. Er war gespannt wie er abgeschnitten hatte, zudem heute auch noch ihr letzter Schultag war. Danach würden sie sich erst an der Abschlussfeier wiedersehen. Da der Grünhaarige aber auf die Anwesenheit bestimmter Leute verzichten konnte, hatte er bereits schon vor längerem beschlossen, die Feier nicht zu besuchen.
 

Als der Unterricht begann, konnte der Grünhaarige die Blicke der Anderen auf sich spüren. Obwohl er die Tabletten genommen hatte, war sein Geruch anders und das bemerkten zumindest die Alphas in seiner Klasse direkt. Morgens hatte Izuku, bevor er das Haus verließ, noch eine Tablette geschluckt. Der Heatzustand dauerte in der Regel 3 bis 4 Tage. Solange musste er täglich die Medizin zu sich nehmen. Aber zumindest waren die Symptome so schwach, dass er keine Übergriffe befürchten musste.
 

„So meine werten Schüler, ich werde nun die Abschlussergebnisse verteilen. Bitte bleiben Sie auf Ihren Plätzen sitzen. Ich gehe rund.“, nach diesen Worten verteilte ihr Klassenlehrer die Zettel.
 

„Wow Katsuki du hast mit 1,8 abgeschlossen? Wie hammer ist das denn bitte?“
 

Der Blonde grinste daraufhin und schaute zu seinen Kameraden, die sich um ihn gescharrt hatten.
 

„Ich weiß, ich bin der Beste. Deswegen werde ich auch auf die U.A. gehen, als bester Schüler dieser Schule!“
 

Gemurmel kam aus allen Ecken. Als der Lehrer schließlich bei Izuku ankam, schaute er den Schüler eindringlich an.
 

„Eins muss ich Ihnen lassen, Midoriya, super Ergebnis. Ich habe schon erfahren, dass Sie ein Studium bei Endeavor erhalten haben und die U.A. besuchen werden. Meinen Glückwunsch.“
 

Daraufhin nahm Izuku den Zettel an sich. Gerade als er einen Blick darauf werfen wollte, wurde ihm das Blatt von einem der Schüler entwendet.
 

„WAS? Nicht dein Ernst !“
 

Alle Blicke waren nun auf den Grünhaarigen gerichtet, der ungläubig seinen Banknachbarn anstarrte.
 

„Midoriya hat mit 1,2 abgeschnitten und ist somit der Beste der Klasse, wenn nicht sogar der des ganzen Jahrgangs! Echt heftig du Streber! Hast du keine Freizeit?“
 

Beschämt riss der Grünhaarige das Dokument wieder an sich. Warum musste er immer so bloßgestellt werden? Izuku war froh, dass er niemanden danach wiedersehen musste. Als er nach vorne sah, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Katsuki warf ihm einen Blick zu, der Bände sprach.
 

//Oh nein, das gibt wieder Ärger..//
 

Der letzte Unterrichtstag zog sich ewig in die Länge. Izuku bemerke immer noch alle Blicke auf sich, besonders die der blonden Explosion. Der Grünhaarige bereitete sich auf ein unangenehmes Aufeinandertreffen vor. Hoffentlich würde er nicht wie letztes Mal versuchen die Grenzen zu überschreiten, in seinem jetzigen Zustand wäre dies fatal. Schwer schluckend, versuchte der Grünhaarige dem Unterricht zu folgen.
 

Als die Glocke das Ende des Unterrichts und somit seiner Schulzeit einläutete, war Izuku einer der Ersten, der die Klasse verließ. Schnell rannte er über den Schulhof und machte sich auf den Weg nach Hause. Kurz nachdem er jedoch um die Ecke gebogen war, stieß er mit jemandem zusammen und landete unsanft auf dem Asphalt.
 

„Na, na, wollte unser Deku abhauen? Hä?“
 

Geschockt sah der Grünhaarige nach oben? Wie konnte er nur vor ihm da sein? Zitternd, erhob sich der Kleinere und schaute nach unten. Vor ihm stand Katsuki, der ihn eindringlich musterte. Er war allein. Das verwunderte den Grünhaarigen sehr.
 

„Wo hast du deine Mitläufer gelassen? Bist du nicht sonst im Rudel unterwegs, Kat-Chan?“
 

Ein Grummeln entwich aus dessen Kehle, ehe er näher an den Grünhaarigen herantrat und ihn so gegen die Mauer drängte. Seine roten Iriden flackerten regelrecht. Sie befanden sich in einer Seitengasse, die menschenleer war. Ein Schlucken entwich Izukus Kehle.
 

„Etwas ist heute anders an dir. Du versuchst es zwar zu verstecken, aber ich rieche es. Und zudem… wie kannst du es wagen besser zu sein als ich, hä? Ich sollte der Einzige von dieser kami verdammten Schule sein, der auf die U.A. geht. Du hast mir meinen Triumph versaut, du wertloses Omega!“
 

Der Blonde stützte beide Arme rechts und links neben Izukus Kopf ab, sodass dieser nicht fliehen konnte. Panik machte sich in dem Kleineren breit. So bedrohlich wirkend, hatte er die blonde Explosion noch nie erlebt.
 

„Was hast du vor, Kat-Chan? Egal was es auch ist, lass es bitte.“
 

Dieser flechte daraufhin seine Zähne, sodass Izuku immer mehr zusammenzuckte. Was war bloß mit seinem Klassenkameraden los? Seine Aura hatte sich verändert. Seine eigene etwa auch?
 

Kurz darauf legte der Blonde die Halsbeuge des Kleineren frei und begann daran zu saugen. Sanft streichelte er ihn mit seiner Zunge. Dort wo der Blonde ihn mit seiner Zunge berührte, hinterließ es ein angenehmes Prickeln auf der Haut des Kleineren. Izukus Herz blieb stehen und ein wärmendes Gefühl durchfloss seine Venen. Er war so sanft zu ihm. Der Grünhaarige begann zu zittern, seine Knie wurden weich. Er musste aufpassen, dass er nicht vor dem Blonden zusammenklappte.
 

Das hier war eine komplett andere Situation als gestern. Da wollte der Blondhaarige ihn nur demütigen, aber jetzt? Dann spürte Izuku, wie der Blonde seine Hände an seiner Hüfte platzierte und er ihn näher an sich drückte. Die Röte schoss Izuku augenblicklich ins Gesicht als er dessen Erektion an seiner eigenen spürte.
 

„Verdammt…ah… hör auf Kat-Chan… ich will ah.. das nicht!“, Tränen sammelten sich in Izukus Augen und er spürte wie seine Hitze langsam zurückkam. Die Wirkung der Tabletten ließ nach. Seine Pheromone machten sich selbstständig und benebelten den Verstand des Blondhaarigen immer mehr, der ihn daraufhin grober anpackte und seine Knie zwischen dessen Beinen platzierte.
 

//Was passiert hier? Ich habe doch meine Tabletten genommen? Warum wirken sie plötzlich nicht mehr?//
 

„Du riechst so verdammt gut…. Deku.“, raunte der Blonde in Izukus Ohr und knabberte an dessen Ohrläppchen, wodurch eine Gänsehaut den Kleineren überrollte. Die Stimme des Blonden war so anders, sie war sanfter. Als der Grünhaarige in seine Augen sah, bemerkte er die von Lust verschleierten Augen und die Röte in dessen Gesicht.
 

„Kat-Chan… ah.. bitte..lass mich los…“, Izukus Körper gehorchte ihm nicht mehr, stattdessen verließ ein lautes Stöhnen seine Kehle. Der Blonde hingegen ließ seine Hand langsam in den Hosenbund des Grünhaarigen gleiten. Gleichzeitig kamen die Lippen des Blonden immer näher an seine. Wollte er ihn etwa küssen? Izuku kniff daraufhin seine Augen zusammen. Sein Herz schlug heftig gegen seinen Brustkorb. Er konnte sein eigenes Blut in ihm rauschen hören. Sein Atem setzte für eine Zeit komplett aus.
 

//Werde ich ausgerechnet meine Jungfräulichkeit an Kat-Chan verlieren? Bitte nicht, wenn er wieder bei klarem Verstand ist, bringt er mich um!! //
 

Bevor der Blonde ihn jedoch berühren konnte, stoppte er augenblicklich, woraufhin der Grünhaarige geschockte seine Augen aufriss.
 

„Lass ihn los!“
 

Izuku erkannte diese Stimme. Als er neben sich sah, erblickte er den Weißrothaarigen, der die Hand der blonden Explosion festhielt und ihn mit funkelnden Augen ansah. Jenes verschiedenfarbiges Augenpaar, das den Grünhaarigen von Anfang an in den Bann gezogen hatte.
 

„Wer bist du denn, du halbe Portion? Siehst du nicht, dass du störst?“
 

Die Mimik des Bunthaarigen blieb unverändert, allerdings lag eine Härte in seiner Stimme, die den Grünhaarigen zusammenzucken ließ. Sogar der Blonde bemerkte die Dominanz, die sein Nebenan ausstrahlte und wich ein wenig vor ihm zurück.
 

„Ich wiederhole mich ein letztes Mal! Lass ihn los, sonst bekommst du es mit mir zu tun!“
 

Nun war Izuku sich sicher. Es war unverkennbar. Warum hatte er die ganze Zeit dies nicht bedacht? Shoto Todoroki war nicht irgendein junger Mann. Er war der Sohn des gefürchtesten Alpha, den es hier in der Stadt gab. Es lag ihm im Blut. Izuku fiel es trotz seines aktuellen Zustands wie Schuppen von den Augen.
 

Shoto Todoroki, sein Retter, war wie die Blonde Explosion ein Alpha.

Part V – Change

Izuku stand immer noch wie angewurzelt dar. Sein Herz klopfte schneller gegen seinen Brustkorb und die Tatsache, dass seine Hormontabletten nachgelassen hatten, machten seine aktuelle Situation nicht besser. Er befand sich zwischen zwei Alphas, die gerade um ihre Dominanz duellierten. Der Einzige, der jedoch auf die Pheromone des Grünhaarigen reagierte, war Katsuki, der Izuku immer noch an die Wand gedrückt hielt und dessen Hand sich immer noch im Hosenbund des Kleineren befand. Als der Weißrothaarige ihm jedoch näherkam und die Stimme erhob, zog der Blonde seine Hand schließlich wieder zu sich und ging ein paar Schritte zurück.
 

Daraufhin sackte Izuku in sich zusammen, da seine Beine wie Gummi nachgaben. Die Schmerzen wurden unerträglicher, weshalb er in sich zusammenkrampfte. Tränen bahnten sich aus seinen Augenwinkeln und liefen seine Wangen hinab. Die Lage war aussichtslos. Er freundete sich bereits langsam mit dem Gedanken an, dass er seine Jungfräulichkeit an einen der Beiden verlieren wird. Allerdings bemerkte er in diesem Moment, dass der Bunthaarige gar nicht auf seinen Zustand zu reagieren schien.
 

Plötzlich stellte sich eine Gestalt schützend vor den Kleineren. Als der Grünhaarige seinen Kopf hob, erblickte er den Weißrothaarigen, der sich vor Katsuki gestellt hatte, dem das Ganze gar nicht gefiel. In dessen Handflächen knisterte es gefährlich. Er wird doch wohl nicht seine Spezialität einsetzen?
 

„Aus dem Weg Halb-Halb-Bastard, sonst jag ich dich in die Luft!“
 

„Nana, warum denn so aggressiv? Hast du deine Hormone nicht im Griff? Fass ihn nur einmal an und du lernst mich richtig kennen!“
 

//Wieso reagiert Shoto nicht auf meine Pheromone ? Wieso beschützt er mich? //
 

Izuku realisierte wie seine Sicht mehr und mehr verschwamm. Sein Körper glühte regelrecht und seine Atmung erschwerte sich. Immer wieder jagten einzelne Hitzewellen durch seinen Körper. Sein Unterleib fühlte sich so an, als ob ihn innerlich jemand in Stücke riss. Die Schmerzen und das Verlangen nach einem Alpha wurden immer schlimmer. Diese Heat-Phase hatte es echt in sich. Er hatte Mühe seine Augenlider offenzuhalten. Izuku sah nur noch wie Katsuki auf Shoto losging und ihn mit seinen Explosionen attackierte. Plötzlich war da Eis. Kühle umgab den Grünhaarigen, als ob diese sich wie ein Mantel schützend um ihn schmiegte. Bevor Izuku dem Kampf jedoch weiter folgen konnte, wurde ihm schließlich schwarz vor Augen.
 


 


 

„…“
 

„Izuku?“
 

„…“
 

„Izuku, mein Schatz wach auf.. komm zu dir“
 

„…hm…“
 

„Ich glaube, er kommt zu sich. Ich geh schnell dem Arzt Bescheid sagen.“
 

Es waren verschiedene Stimmen, die in Izukus Ohr gelangten. Eine von ihnen war die seiner Mutter. Die Andere jagte ihm einen angenehmen Schauder über seinen Rücken. Langsam hob der Grünhaarige die Augenlider und sah in das verweinte Gesicht seiner Mutter. Sie saß neben ihm und hielt seine Hand.
 

„Mama?“
 

„Izuku, kami sei Dank“, sie umarmte ihren Sohn zärtlich und weinte. Langsam hob dieser einen Arm und legte ihn um ihren Rücken.
 

Als Izuku seinen Blick währenddessen wandern ließ, bemerkte er die Kanüle, die in seinem rechten Arm steckte, die zu einem Behälter führte. In deren Innern befand sich eine lilafarbene Flüssigkeit. Zudem stellte er fest, dass er nicht zuhause war. Weiße Wände, überall Maschinen. Er musste sich im Krankenhaus befinden. Aber wer hatte ihn hierhergebracht?
 

//Was ist bloß passiert ?//
 

Kurz darauf ging die Tür auf und ein Arzt betrat den Raum. Er nahm sich einen Drehstuhl und setzte sich zu dem Kleineren.
 

„Izuku, wie geht es dir?“
 

Langsam setzte sich der Grünhaarige auf und sah den Doktor vor sich verwirrt an.
 

„Besser, aber… was ist passiert?“
 

Kurz darauf registrierte der Kleinere die Anwesenheit einer weiteren Person, die sich an den Türrahmen gelehnt hatte. Izukus Herz schlug wieder schneller, als er den Weißrothaarigen erblickte. Also hatte er die Stimme doch richtig eingeordnet.
 

„Dein Freund hier, hat dich hergebracht. Wir haben nachdem wir dich hier stationär aufgenommen haben, direkt deine Mutter kontaktiert.“
 

Bei dem Wort „Freund“ nahmen Izukus Wangen wieder einen leichten rötlichen Farbton an. Schluckend sah er den Weißrothaarigen an, der immer noch am Türrahmen anlehnte und schenkte ihm ein zartes Lächeln. Dieser wiederum sah den Kleineren immer noch mit einem monotonen Gesichtsausdruck an. Ihm war nicht anzusehen, was er in diesem Moment gerade dachte. Izuku war der eindringliche Blick des Größeren mehr als unangenehm.
 

Daraufhin schenkte der Grünhaarige wieder die Aufmerksamkeit dem Arzt, der immer noch neben ihm saß. Seine Mutter hatte mittlerweile das Wort ergriffen.
 

„Was genau passiert nun mit Izuku?“
 

Der Arzt räusperte sich kurz, positionierte zuerst seine Brille richtig auf dem Nasenrücken und blickte dann daraufhin zu der besorgten Grünhaarigen, die immer noch die Hand ihres Sohnes hielt.
 

„Tatsache ist, dass die Wirkung der Tabletten nachgelassen hat. Ich habe diese auch entsprechend schon überprüft. Da ein Omega verschiedene Entwicklungen während seines Lebens durchmacht, kommt es vor, dass die Hormontabletten nach einer gewissen Zeit angepasst werden müssen. Die Heat Ihres Sohnes ist deswegen so ausgeartet, weil die künstlichen Hormone von den Pheromonen nicht mehr richtig verarbeitet werden konnten. Es kam zu einem hormonellen Konflikt.“
 

Izuku starrte daraufhin benommen die Wand vor sich an. Nur langsam drangen die Informationen zu seinem Inneren durch. Allerdings war er hierfür noch zu benommen um sich an dem Gespräch mitbeteiligen zu können.
 

„Wir werden noch mehrere Untersuchungen durchführen müssen, bevor wir ein geeignetes Medikament verschreiben können. Die Flüssigkeit, die wir Ihrem Sohn verabreicht haben, dämmt die Pheromone für den Moment, aber es kann in den nächsten zwei Tagen zu einem erneuten richtigen Ausbruch kommen. Aus diesem Grund trägt Ihr Sohn auch aktuell ein Halsband. Es unterdrückt zusätzlich die Hormone und hält diese in Schacht.“
 

Erst jetzt registrierte der Grünhaarige, dass er etwas an seinem Hals trug. Es war ein einfaches Lederhalsband mit einem metallischen Schloss. Sachte berührte er das Schmuckstück mit seinen Fingerkuppen.
 

„Dieses Halsband hier soll die Zukunft für Omegas darstellen. Es wurde so entwickelt, dass der Anwender es dauerhaft tragen kann, ohne eingeschränkt zu sein. Sobald die Heat Phase beginnt, werden künstliche Alphahormone in den Körper geleitet und hierdurch wird der Fortpflanzungsdrang unterbunden. Hierzu dient das metallische Schloss, in dessen Innern sich ein Chip befindet, der genau an die DNA des Trägers angepasst ist. Allerdings befindet sich das alles noch in der Testphase, aber in den Krankenhäusern dürfen wir diese schon an unsere Patienten zur Testung auf Verträglichkeit und Wirkung weiterreichen. Solange das Ganze unter ärztlicher Beobachtung bleibt, passiert in der Regel auch nichts. Also brauchen Sie sich keine Sorgen um Ihren Sohn zu machen, er ist gut bei uns aufgehoben.“
 

Seine Mutter unterhielt sich noch eine ganze Weile mit dem behandelnden Arzt. Izuku hatte sich währenddessen nochmal hingelegt. Kurz darauf verließen Beide das Krankenzimmer um weitere vertragliche Angelegenheiten zu klären.
 

Nun waren die beiden jungen Männer allein. Izuku traute sich nicht irgendetwas zu sagen. Er nahm nur wahr, wie der Weißrothaarige sich in Bewegung setzte und vor dem verschlossenen Fenster stehen blieb. Sein Blick war nach draußen gerichtet. Einen Moment lang hätte Izuku darauf verwetten können, Emotionen in diesem verschiedenfarbigen Augenpaar gesehen zu haben. Beschämt erhob sich der Grünhaarige und schaute nun ebenfalls gedankenverloren aus dem Fenster. Was für ein verrückter Tag heute.
 

„Danke, dass du mir geholfen hast..“, es war mehr ein Flüstern, das den Größeren erreichte. Dieser drehte daraufhin seinen Kopf zu dem Grünhaarigen. Kurz trafen sich ihre Augenpaare, ehe der Größere wieder aus dem Fenster sah.
 

„Keine Ursache.“
 

Als Izuku seinen Retter näher unter die Lupe nahm, bemerkte er einen Verband, den der Größere um sein linkes Handgelenk trug. Sofort stand der Grünhaarige auf, gesellte sich langsam zu dem Weißrothaarigen und zog dessen Handgelenk zu sich. Der Größere sah ihn daraufhin mit großen Augen an.
 

„War das Kacchan?“
 

Sachte fuhr Izuku mit seinen Fingerkuppen über den Verband, was den Größeren zusammenzucken ließ. Kurz sahen sich die Beiden wieder tief in die Augen. Shoto schien dies allerdings sehr unangenehm zu sein, schnell sah er wieder aus dem Fenster.
 

„Ich war kurz unachtsam. Als du ohnmächtig wurdest, war ich abgelenkt und habe den seitlichen Überraschungsangriff nicht kommen sehen.“
 

Izuku bemerkte in diesem Moment wie ihm wieder warm ums Herz wurde. Der Bunthaarige hatte sich also um ihn gesorgt? Eine Frage interessierte ihn jedoch brennend.
 

„Du bist ein Alpha, habe ich recht?“
 

Stille lag in der Luft. Sie hielt auch eine ganze Weile an. In diesem Moment hätte Izuku sich am liebsten selbst ohrfeigen können.
 

//Verdammt, jetzt hab ich es verbockt! //
 

Shoto atmete tief ein und aus, ehe er die gestellte Frage des Kleineren beantwortete.
 

„Leugnen kann ich es leider nicht. Hierfür hat mein beschissener Alter schon gesorgt!“
 

Geschockt sah der Grünhaarige zu dem Größeren hoch, dessen freie Hand sich zu einer Faust ballte. Zähneknirschend sah dieser immer noch aus dem Fenster. Wut und Hass spiegelten seine Augen wieder. Traurig ließ Izuku von dem Handgelenk ab und setzte sich daraufhin wieder auf das Bett. Shoto schien nicht gut auf seinen Vater zu sprechen zu sein. Zu sehr interessierte es den Kleineren, wie das Verhältnis zwischen den Beiden war aber er wollte nicht neugierig und aufdringlich wirken.
 

„Warum…. Hast du dann nicht auf meine Pheromone reagiert?“
 

In diesem Moment bereute Izuku die gestellte Frage. Er konnte sich diese eigentlich schon selbst beantworten. Es gab nur eine Möglichkeit und diese gefiel dem Grünhaarigen ganz und gar nicht. Es ist wie bei den Omegas, die gematet wurden. Sobald ein Alpha seinen Omega erwählt hat, nimmt er nur noch dessen Pheromone wahr. Egal welcher Omega dann vor ihm steht und gerade in seiner Heat ist, die Pheromone haben dann keinerlei Wirkung auf ihn. Traurig senkte der Grünhaarige daraufhin seinen Blick.
 

// Also hat Shoto schon jemanden an seiner Seite. Schade…//
 

Der Weißrothaarige bemerkte die Stimmung des Kleineren. Er gesellte sich zu ihm und nahm neben ihm Platz. Daraufhin krempelte er den Ärmel an seinem rechten Handgelenk herunter. Izuku beobachtete ihn dabei und schob fragend eine Augenbraue nach oben. An seinem Handgelenk befand sich ein metallisches Armband.
 

„Was ist das?“
 

„Das Selbe, was du momentan um deinen Hals trägst. Mein Vater wollte unbedingt verhindern, dass ich irgendeinen «laut seiner Auffassung» dahergelaufenen, streunenden Omega mit nach Hause bringe bzw. mate. Das Produkt ist noch nicht offiziell auf dem Markt vertreten, aber da mein Alter in Geld schwimmt, konnte er die Pharmaindustrie entsprechend damit locken. Es dient zu meinem eigenen Schutz, aber auch zum Schutz des Omegas, der sich gerade in seiner Heat befindet, so wie es bei dir der Fall war. Ich bin froh, dass ich es habe und es erfüllt seinen Zweck perfekt. Der Gedanke daran, dass ich wie ein Tier über ein hilfloses Omega herfalle, macht mich krank. Ich hasse es ein Alpha zu sein, viel lieber wäre ich ein Beta. Dann wäre das Leben um einiges einfacher.“
 

Izuku versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber in diesem Moment fiel ihm ein Stein vom Herzen. Zudem schien das Leben als Alpha auch nicht so perfekt zu sein. Der Schein konnte auch hier trügen. Um von seiner Erleichterung abzulenken, widmete er sich wieder dem Größeren und sah wieder auf den Verband.
 

„Wie ist euer kleines Duell denn ausgegangen, wenn ich fragen darf?“
 

Überrascht über diese Frage, hob Shoto eine Augenbraue nach oben und sah daraufhin wieder aus dem Fenster.
 

„Er wird sich dir nicht mehr nähren. Das sollte als Antwort genügen, oder?“
 

Gerührt schossen Izuku wieder Tränen in die Augen, die er schnell mit dem Handrücken wegwischte. Er wollte nicht weinerlich rüberkommen, wobei es hierfür wahrscheinlich schon zu spät war.
 

„Ich danke dir, Shoto.“
 

Kurz darauf erhob sich der Bunthaarige und nahm seine Tasche, die neben dem Bett stand. Danach widmete er seinen Blick wieder dem Grünhaarigen.
 

„Ich werde nun gehen, kurriere dich noch etwas aus. Wir müssen uns die Tage noch über den Vertrag unterhalten. Ich habe von deiner Mutter deine Handynummer bekommen, ich melde mich die Tage bei dir.“
 

Izuku nickte daraufhin und winkte dem Größeren zum Abschied. Als die Tür ins Schloss fiel, ließ sich der Grünhaarige erleichtert zurück auf das Bett fallen. Ein Seufzen entkam aus seinen Lippen. Gedankenverloren starrte er an die weiße Zimmerdecke. Wieder fing sein Herz schneller an zu schlagen. Izuku legte daraufhin wieder seine Hand auf seine linke Brust.
 

Es war das erste Mal, das ihm jemand geholfen hat, dass sich jemand gegen Katsuki Bakugou, den King der Schule, aufgelehnt und ihn sogar geschlagen hat. Für Izuku war das alles so surreal. Aber Shoto war immerhin Endeavors Sohn. Er musste ein wirklich starker und außergewöhnlicher Alpha sein.
 

Kurz darauf griff Izuku nach seinem Handy und wollte gerade seinen Bildschirm entsperren, als eine WhatsApp-Nachricht aufleuchtete.
 

Unbekannt (18:45): Hier meine Handynummer, falls etwas sein sollte, damit du mich erreichen kannst. Weiterhin gute Besserung. Shoto
 

Lächelnd drückte Izuku sein Handy daraufhin nah an sich. Es war ein tolles Gefühl, dass sich jemand anderes als seine Mutter um ihn sorgte. Der Grünhaarige atmete tief durch und fasste daraufhin einen neuen Entschluss:
 

//Izuku Midoriya, aber heute fängt für dich ein neuer Lebensabschnitt an. Neue Schule, neue Herausforderungen, hoffentlich neue Bekanntschaften…und…. darauf hoffen, dass du einem tollen Menschen begegnen wirst, der dich liebt und so akzeptiert wie du bist! //

Part VI – WTF?

Die darauffolgenden Tage flogen schnell dahin. Das Halsband zeigte direkt seine Wirkung. Die restlichen zwei Tage seines Heat-Zustands hatte Izuku wohlbehalten überstanden. So konnte sich der Grünhaarige erholen und fand wieder zu seinem normalen Alltag zurück. Allerdings hatte er sich vorgenommen, dass er sein Leben nun ändern würde. Nach mehreren Gesprächen mit dem behandelten Arzt und seiner Mutter, hatte Izuku sich bereit erklärt, bei der Studie mitzuwirken und sich als freiwilliger Tester des Halsbands registrieren zu lassen. Nach diesem Horrortrip hatte Izuku die Schnauze gestrichen voll von den Tabletten. Das Halsband wurde entsprechend angepasst, sodass es im Alltag so wenig wie möglich auffiel. Zufrieden sah der Grünhaarige seiner Entlassung entgegen und konnte es kaum erwarten bis er endlich aus diesem Gebäudekomplex rauskam.
 

Allerdings, wie sollte es anders sein, bekam der Grünhaarige am Tag vor seiner Entlassung noch eine andere Diagnose. Während seines Aufenthalts wurden mehrere Tests durchgeführt und so kam es auch, dass man eine Sehschwäche bei ihm feststellte. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben, seine Mutter hingegen sprach ihm Mut zu.
 

Als er am darauffolgenden Tag endlich entlassen wurde, schleppte seine Mutter ihn mit in die Stadt. Der Grünhaarige fühlte sich etwas unwohl und folgte ihr durch das menschenüberfüllte Einkaufscenter. Der Gedanke von nun an eine Brille tragen zu müssen, beharrte ihm überhaupt nicht. Jetzt würden sie ihn alle doch erst recht für einen Nerd und Streber halten. Seufzend versuchte er Schritt zu halten. Schließlich kamen sie beim Optiker an. Beschämt sah der Grünhaarige zu Boden, während seine Mutter das Gespräch suchte.
 

„Hallo, wie kann ich euch beiden helfen?“, es war eine junge Frau, vielleicht Mitte Zwanzig, die fröhlich auf Izuku und seine Mutter zukam.
 

„Mein Sohn braucht eine Brille, hier ist das Rezept mit den Dioptrienwerten“, die Grünhaarige überreichte der Optikerin das Dokument. Diese sah sich das Rezept genau an.

„Alles klar, Frau Midoriya, wir kümmern uns um ihn. Izuku ist dein Name richtig?“
 

Der Grünhaarige sah darauf in das lächelnde Gesicht der Optikerin und nickte. Zusammen machten sie sich auf den Weg zu den Gestellen. Izuku war von der Anzahl und der Vielfalt überwältigt. Die Optikerin reichte ihm verschiedene Brillengestelle. Nach einiger Zeit überwand der Grünhaarige seine Furcht und fand sogar Freude daran die verschiedenen Modelle anzuprobieren.
 

„Die hier ist perfekt“, der junge Mann betrachtete sich im Spiegel und sah zufrieden seine Mutter an, die aus dem Staunen gar nicht mehr rauskam. Das Gestell war viereckig und an den Ecken abgerundet. Zudem war das Gestell silbergold metallig und schlicht. Es umrandete die Augen des Grünhaarigen perfekt und ließ ihn dadurch erwachsener wirken. Das funkelnde Wiesengrün kam bei dem Silbergold gut zur Geltung, sie strahlten regelrecht.
 

„Wow, Izuku sie ist wunderschön.“
 

„Finde ich auch, sie trägt nicht zu sehr auf. Du hast einen tollen Geschmack“, die Optikerin sah den Grünhaarigen zufrieden an. Dieser lief daraufhin vor Scharm rot an und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Somit war ein kleiner Teil seiner Veränderung geschafft.
 

Als nächstes schlenderten sie weiter. Izuku hatte darauf bestanden sich neue Kleider zuzulegen. Wenn er zukünftig in einer Agentur arbeiten soll, benötigt er auch ein entsprechendes Auftreten. Normalerweise war er ein Fan von Merchandise. Er hatte inzwischen aufgehört zu zählen wie viel Oberteile er inzwischen von All Might besaß. Bei dem Gedanken lief dem Grünhaarigen ein Schauder über den Rücken. Wenn er mit einem dieser Oberteile in Endeavors Agentur erscheinen sollte, konnte er gleich wieder seine Koffer packen und gehen. Er kaufte sich mehrere Hemden. Zwei komplett weiße, zwei grauweiß karierte und ein schwarzes Jackett. Als ihm noch ein weißgrünes Polo-Shirt ins Auge fiel, nahm er dieses gleich mit. Seine Mutter stand neben ihm und sah ihn verdutzt an.
 

„Was hast du denn vor Izuku?“
 

Lächelnd drehte sich der Grünhaarige zu seiner Mutter um.
 

„Ich brauche eine Veränderung Mama, ab sofort fängt ein neues Leben für mich an.“
 

Die Grünhaarige lächelte nickend daraufhin und half ihm weiter bei der Auswahl. Zum Schluss kamen noch zwei blaue Hosen hinzu. Zufrieden machten sich die Beiden mit voll bepackten Taschen auf den Heimweg. Izuku hatte sich noch nie so wohl und befreit gefühlt.
 

Am selben Abend hatte der Grünhaarige noch mit Shoto geschrieben. Er würde ihn am kommenden Freitag treffen. In erster Linie ging es um den Studienvertrag, den Shoto mit ihm zusammen durchgehen wollte und wie die ersten Tage in der U.A. und der Heldenagentur ablaufen sollten. Leichte Nervosität stieg in dem Kleineren auf. Da er bereits am Donnerstag seine neue Brille abholen konnte, würde er diese auch dort tragen. Wie der Bunthaarige wohl reagieren wird? Hippelig fieberte er dem kommenden Freitag entgegen und konnte an nichts anderes mehr denken.
 


 

Als der besagte Tag dann endlich kam, stand Izuku nervös vor seinem Kleiderschrank und zog ein Oberteil nach dem anderen heraus, aber nichts wollte ihm zusagen. Als sein Blick dann schließlich auf sein neues grauweiß kariertes Hemd fiel, war die Entscheidung getroffen. Nach einer Stunde saß er nun nervös im Eiscafé und sah sich um. Die Stadt war voller Menschen und es war ein schöner sonniger Tag. Kurz darauf fasste der Grünhaarige etwas ins Auge und zog schnell seinen Notizblock hervor. Vor dem Brunnen stand ein kleines Mädchen, dass sich hin und her bewegte und Wasserschwingen hinter sich herzog. Es glich einem Wassertanz. Izuku war fasziniert von der Spezialität und zeichnete das Kind naturgetreu nach. Er bekam um sich herum nichts mehr mit. Schließlich war es ein Tippen an seine Schulter, das den Grünhaarigen wieder aus seiner Gedankenwelt riss.
 

„Hey.“
 

Als der Grünhaarige über sich sah, verlor er sich wieder in dem verschiedenfarbigen Augenpaar. Izuku hatte ihn gar nicht bemerkt. Schon wieder machte sein Herz einen freudigen Hüpfer.
 

„Ah, hey Shoto“, verlegen kratzte sich der Kleinere am Hinterkopf und packte seinen Block zurück in die Tasche.
 

Der Weißrothaarige hingegen nahm gegenüber von ihm Platz. Er trug ein weißblau kariertes Polo-Shirt, das seinen durchtrainierten Oberkörper gut zur Geltung brachte. Schwer schluckend, wand der Kleinere den Blick von ihm ab. Sein Herz klopfte wie wild gegen seinen Brustkorb. Ihm entging nicht, dass der Bunthaarige ihn genau musterte. Wie er seinen Blick über ihn schweifen ließ, es machte den Grünhaarigen mehr als nervös.
 

„Seit wann trägst du denn eine Brille?“
 

//Ihm ist es tatsächlich aufgefallen//
 

Erst räusperte sich der Grünhaarige, ehe er wieder unsicher in das verschiedenfarbige Augenpaar sah. Dabei knetete er nervös seine Finger.
 

„Ehm.. ja.. Bei den ganzen Tests im Krankenhaus hat man eine Seeschwäche bei mir festgestellt…“, etwas kleinlaut zog er daraufhin die Knie nah an sich heran und versuchte seinen Kopf zu verstecken, was ihm aber nicht so recht gelang.
 

Ein leises Kichern zog die Aufmerksamkeit des Grünhaarigen wieder auf sein Gegenüber. Erst dachte Izuku, das er träumte. Aber tatsächlich. Shoto Todoroki saß vor ihm und lachte, wenn auch nur leise. Dieses Bild kannte kannte Izuku nicht.
 

//Was für ein schönes Lachen, das macht er viel zu selten//
 

„Sie steht dir wirklich gut.“
 

Über Izuku bildeten sich viele imaginäre Fragezeichen. Er hatte den Faden verloren. So etwas passierte dem Grünhaarigen normalerweise echt selten. Aber der Größere schaffte es ihn komplett aus dem Konzept zu bringen.
 

„Was genau meinst du?“
 

Der Größere schüttelte daraufhin lachend seinen Kopf. Kurz darauf erhob Shoto seinen Arm und schnippte mit seinem Mittelfinger leicht gegen Izukus Nase.
 

„Deine Brille, du Held.“
 

„Oh.“
 

Auf einmal stieg Izuku die Röte erneut ins Gesicht. Er hatte gerade wirklich ein Kompliment erhalten. Beschämt sah er zu Boden.
 

„Da.. danke, Shoto.“
 

Kurz darauf kam auch schon die Kellnerin und nahm die Bestellung der Beiden auf. Er bestellte einen Waldmeisterbecher, während der Weißrothaarige einen großen Erdbeerhake wählte. Izuku entging nicht, dass sich alle Mädchen, die sich in der Nähe befanden zu dem Bunthaarigen umdrehten. Auch die Kellnerin schien ziemlich angetan von dem Größeren zu sein. Shoto Todoroki war bei dem weiblichen Geschlecht mehr als beliebt.
 

Traurig ließ Izuku daraufhin seinen Blick sinken. Er konnte sein Gegenüber echt nicht einschätzen. Der Größere ließ keine näheren Einblicke in sein Innerstes zu, er wirkte aktuell zwar lockerer als sonst, aber dennoch wahrte er seine Stellung. Es sah so aus, als ob er eine Schutzmauer um sich herum errichtet hätte. Izuku fragte sich was Shoto widerfahren sein muss, dass er so distanziert war. Auch die Reaktion im Krankenhaus auf sein Sekundärgeschlecht warf immer noch Fragen auf. Izuku hatte schon einige unschöne Begegnungen mit Alphas hinter sich, aber sein Gegenüber war anders. Anfangs hatte Izuku ihn wirklich als Beta wahrgenommen. Alphas waren berühmt für ihr dominantes Auftreten, zeigten Niedrigeren wie ihm wo ihr Platz in der Gesellschaft war. Sofort erinnerte sich Izuku an Katsuki. Auf ihn passte die Alpharolle perfekt. Aber zu Shoto?
 

Als die Bestellung ankam, aß der Grünhaarige gemütlich die Sahne zuerst. Er liebte Sahne, es gab nichts Besseres an einem Eisbecher. Besonders wenn sie schon leicht gefroren war. Es war immer ein Genuss, wie diese dann auf der Zunge zerging. Ein Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen. Aktuell befand er sich im Paradies. Shoto hingegen beobachtete den Kleineren eine Zeit lang, danach widmete er seine Aufmerksamkeit dem Brunnen.
 

„Was genau hast du eben eigentlich gemacht?“
 

Irritiert hob der Grünhaarige eine Augenbraue. Kurz darauf kramte er in seiner Tasche und zog seinen Notizblock hervor. Er schlug sein kleines Kunstwerk auf und reichte es dem Größeren, der daraufhin die Zeichnung genau begutachtete.
 

„Wow. Eins muss ich echt zugeben, du hast Talent.“, daraufhin schlug der Größere die erste Seite auf und blätterte durch. Izuku sah nervös sein Gegenüber an, der Seite für Seite genau zu studieren schien.
 

„Kein Wunder, dass mein Vater dich haben will“.
 

Izuku dachte er habe sich in diesem Moment verhört. Kurz verschluckte er sich an dem Eis und sein Hals wurde eiskalt. Hustend schlug er sich zuerst auf den Brustkorb ehe er wieder die Fassung hatte zu sprechen.
 

„Wie jetzt?“
 

„Naja, der alte Sack hat halt deine Zeichnungen gesehen und er meinte so jemand müsse man entsprechend fördern. Ich wusste erst nicht was er genau gemeint hat. Aber wenn ich mir die Zeichnungen hier so ansehe, muss ich ihm recht geben.“
 

Izukus Augen funkelten auf. Kurz rang er um Fassung. Es bedeute ihm viel ausgerechnet die Worte von seinem Retter zu hören. Es freute ihn, wenn er in Anderen etwas bewegen konnte.
 

Nachdem sie ihr Eis gegessen hatten, sprachen sie über die vertraglichen Dinge. Izuku würde alle zwei Wochen wechseln. Zwei Wochen lang Schule, zwei Wochen Agentur, dann wieder Schule und so weiter. Für seine Tätigkeit würde er sogar einen kleinen Nebenverdienst erhalten. Damit hatte Izuku nun wirklich nicht gerechnet. Je mehr Shoto erzählte, desto weniger konnte Izuku die Zeit abwarten. Wenn es nach ihm ging, würde er am liebsten sofort anfangen, er war nun voller Elan.
 

Als es Abend wurde, spazierten sie noch am Fluss entlang. Die Sonne ging bereits unter. Seit einer geraumen Zeit herrschte Stille zwischen den Beiden. Izuku sah seitlich zu dem Größeren hoch. Er lief sehr nah bei ihm und hatte seinen Blick geradeaus gerichtet. Die Stille war zwar ungewohnt, aber Izuku genoss seine Nähe.
 

„Wo genau wohnst du denn?“
 

Der Grünhaarige sah daraufhin wieder zu Shoto hoch, der ihn seitlich anblickte. Seine Augen glänzten in der untergehenden Sonne. Izuku verlor sich wieder in diesem heterochromen Augenpaar. Wollte er ihn etwa nach Hause bringen?
 

„Naja, wenn man mit der Straßenbahn vier Stationen weiterfährt, danach direkt um die Ecke. Aber ich schaff das auch allein, Shoto. Du musst dich dazu nicht gezwungen fühlen.“
 

„Tu ich nicht.“
 

Gemeinsam machten sie sich daraufhin auf den Weg zum Bahnsteig. Shoto war inzwischen ein paar Schritte vorgelaufen, Izuku lief einige Schritte hinter ihm her. Gedankenverloren sah er der Sonne zu, die langsam am Horizont versank und die Umgebung in eine orangegoldene Lichtung verwandelte. Izuku war so fasziniert von dem Anblick, dass er versehentlich auf einen seiner Schnürsenkel drauftrat und das Gleichgewicht verlor. Schon wieder drohte der Grünhaarige Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Bevor Izuku hätte reagieren können, wurde sein Körper von zwei starken Armen aufgefangen. Der Kleinere sah daraufhin hoch und blickte direkt in Shotos Gesicht. Wiesengrün traf auf Silber-Türkis. Der Grünhaarige vernahm die Atmung des Weißrothaarigen an seinen Lippen. Das Gesicht des Größeren war seinem so nah. Es trennten sie nur noch wenige Zentimeter. Izuku konnte den Herzschlag spüren, der gleichmäßig gegen den Brustkorb seines Gegenübers schlug. Zudem konnte er Shoto aktuell gar nicht einschätzen, er schien aber keine Anstalten zu machen ihn gehen zu lassen. Schützend hatte er seine Arme um den Kleineren gelegt.
 

„Alles in Ordnung?“
 

Izuku hätte darauf verwetten können, Sorge in seiner Stimme vernommen zu haben. Sie schauten sich gegenseitig tief in die Augen. Es ist so als ob die Zeit in diesem Moment stehen geblieben wäre. Die Augen des Kleineren begannen zu glänzen.
 

„Ja, dank dir.“
 

Die Wangen des Grünhaarigen nahmen daraufhin wieder einen roten Schimmer an. Sein Blick fiel auf seine Lippen. Wie gerne würde er sie berühren. Ein Kribbeln machte sich in seiner Bauchgegend breit. Fast so als ob man einen Schwarm voller Schmetterlinge losgelassen hätte. Schnell senkte er seinen Blick und starrte zu Boden. Er befand sich doch aktuell gar nicht in seiner Heat-Phase.
 

Warum verspürte er dann ähnliche Symptome?
 

Wurde er etwa krank?
 

//Verdammt, was stimmt bloß nicht mit mir?//

Part VII - Heartbeat

Izuku und Shoto befanden sich eine ganze Weile in dieser Stellung. Der Weißrothaarige hatte immer noch beide Arme schützend um den Kleineren gelegt. Dieser versuchte in diesem Moment immer noch mit diesem flauen Gefühl in seiner Magengegend klarzukommen. Was der Grünhaarige jedoch feststellte, sein Herzschlag war synchron mit dem seines Gegenübers. Sie schlugen im Takt zueinander. Die Augen des Kleineren weiteten sich.
 

//Was hat das alles nur zu bedeuten?//
 

Nach einigen Minuten ließ der Größere dann schließlich von Izuku ab. Dieser spürte augenblicklich wieder die Kälte, nachdem die wohltuende Körperwärme verschwunden war. Es war schon etwas wie Enttäuschung, die sich in diesem Moment in dem Grünhaarigen einnistete. Er gab es ungern zu, aber er hatte sich wohl gefühlt. Kurz fasste sich der Grünhaarige an die linke Brust, sein Herz hämmerte immer noch heftig gegen seinen Brustkorb, es wollte sich einfach nicht beruhigen. Als der Kleinere seinen Blick erhob, sah er, dass der Weißrothaarige schon wenige Schritte voraus gegangen war. Schnell nahm Izuku die Beine in die Hand und schloss zu dem Größeren auf, der den Blick geradeaus gerichtet hielt.
 

Izuku fragte sich in diesem Moment, wie es dem Weißrothaarigen wohl geht. Ließ ihn die ganze Situation von gerade eben kalt? War es ihm egal? Oder war er so gut darin sein Pokerface auf zusetzen um seine wahren Gefühle und Empfindungen zu verbergen?
 

//Warum ist mir das auf einmal so wichtig, so jemand wie er interessiert sich doch nicht für mich.//
 

Traurig ließ Izuku seinen Kopf sinken und lief wortlos neben Shoto her. Dieser sah einige Male, wenn der Kleinere nicht hinsah, zu ihm herunter. Er bemerkte die betrübte Stimmung, die von dem Grünhaarigen ausging.
 

„Was ist los?“
 

Ertappt sah der Grünhaarige in das Gesicht seines Retters. Seine Augen begannen sich langsam mit Tränen zu füllen, hielt diese aber so gut es ging zurück. Schnell hielt er die Brille hoch und wischte mit dem Handrücken über seine Augen. Danach lächelte er den Größeren verlegen an.
 

„Alles gut, mach dir keine Sorgen.“
 

Der Größere erhob daraufhin eine Augenbraue, ließ die Worte aber so im Raum stehen und schaute wieder geradeaus. Seine beiden Hände befanden sich in seinen Hosentaschen, sodass Izuku in diesem Moment die geballten Fäuste nicht bemerkte.
 

Gemeinsam kamen sie beim Bahnstopp an. Gerade rechtzeitig, die Straßenbahn kam gerade schon um die Ecke gefahren. Die Leute tummelten sich bereits. Als die Beiden eingecheckt hatten, saßen sie im hinteren Abteil nebeneinander. Der hintere Teil war komplett leer. Shoto saß am Fenster und hatte seinen Blick nach draußen gerichtet. Izuku saß neben ihm und hielt seine Tasche fest, die sich auf seinem Schoß befand. Stille herrschte zwischen den Beiden.
 

Zu allem Überfluss kam es auch noch wenige Minuten später zu einem verkehrsbehinderlichen Zwischenfall, weshalb die Bahn anhalten musste. Es folgten mehrere Durchsagen, das alle Fahrgäste sitzen bleiben sollen, nach Beseitigung des Hindernisses würde die Bahn ihre Fahrt fortsetzen. Es handelte sich wohl um eine Sonderbaustelle, die zuvor eingerichtet worden war und den Verkehr extrem verlangsamte. Dabei schien es wohl Probleme mit dem Zeitmanagement gegeben zu haben.
 

Neugierig richtete der Grünhaarige seinen Blick nach vorne und erhob sich kurz, leider konnte er durch die vor ihm tummelnden Fahrgäste nichts erkennen. Seufzend nahm er daraufhin wieder Platz. Sein Körper spannte sich an. Daraufhin widmete Izuku seine Aufmerksamkeit seinem Nachbarn, der nun ebenfalls neugierig nach vorne sah.
 

„Shoto, du musst nicht mit mir zusammen hier warten, du kannst gerne schon nach Hause gehen. Ich will nicht, dass du wegen mir zu spät kommst.“
 

Das heterochrome Augenpaar sah ihn daraufhin eindringlich an. Ein erneuter Schauder jagte über Izukus Rücken. Dieser Blick. Der Kleinere hatte ihm so oft schon in die Augen gesehen, jedes Mal strahlten sie Kälte und auch Einsamkeit aus. Aber der Blick, der aktuell ihm galt, war das komplette Gegenteil. Sie strahlten und versprühten Wärme, die den Kleineren wieder innerlich entspannen ließ. Dass ein Alpha auch so eine Wirkung auf ein Omega haben konnte, Izuku hätte es nie für möglich gehalten.
 

„Ich bleibe bei dir, keine Widerworte.“
 

Izukus Herz schlug nach diesen Worten erneut schneller. Er konnte nicht glauben, nicht fassen, dass jemand wie Shoto Todoroki seine verbliebene Freizeit mit ihm, einem wertlosen Omega, verbrachte. Der Grünhaarige ließ seinen Kopf daraufhin sinken. In diesem Moment erschrak er über sich selbst. Seit wann hatten Katsukis Worte so viel Einfluss auf ihn? Hatte er genau nicht deswegen beschlossen alle vom Gegenteil zu überzeugen? Sich ein neues Äußeres zugelegt? Reichte es etwa nicht aus? Hatten die jahrelangen Schikanen der blonden Explosion schon solche Spuren bei ihm hinterlassen? Eine innerliche Unruhe breitete sich erneut in dem Kleineren aus.
 

Noch bevor die negativen Gedanken den Grünhaarigen erdrücken konnten, spürte er einen Arm hinter sich, der sich vorsichtig um seine Schulter legte. Wärme breitete sich erneut in Izuku aus. Hatte Shoto gerade einen Arm um ihn gelegt? Erneut schoss dem Kleineren Schamröte ins Gesicht, ehe er seinen Blick hob und direkt in das verschiedenfarbige Augenpaar schaute. In diesem Moment hätte Izuku darauf verwetten können, ein trauriges Lächeln gesehen zu haben. Etwas in dem Kleineren zog sich daraufhin schmerzlich zusammen. War es wegen ihm?
 

„Izuku, ich spüre doch, dass etwas nicht in Ordnung ist. Bitte rede mit mir.“
 

Der Besagte erschauderte kurz. Es war das erste Mal, dass der Größere ihn mit Vornamen direkt angesprochen hatte. Ein trauriges Lächeln zierte das Gesicht des Grünhaarigen.
 

„Ich kann es halt einfach nicht glauben, dass so jemand wie du Zeit mit mir verbringt. Wenn du dein ganzes Leben lang von den Gleichaltrigen immer nur gesagt bekommst, dass du ein wertloses Omega, ein Taugenichts und Nichtsnutz bist, hinterlässt das irgendwann Spuren.“
 

Der Größere verkrampfte sich daraufhin, was der Grünhaarige auch spüren konnte. Es ließ ihn also nicht kalt. Jedoch hörte Shoto weiterhin einfach nur zu, worüber der Kleinere echt dankbar war. Vielleicht war das der Augenblick wo er sich mal jemand anderem als seiner Mutter anvertrauen konnte. Izuku spürte eine Vertrautheit bei dem Weißrothaarigen. Er spürte, dass Shoto ebenfalls eine schwere Zeit hinter sich hatte. Vielleicht konnte er ihm auch so einen Teil seiner schweren Last abnehmen. Hieß es nicht immer geteiltes Leid ist halbes Leid?
 

„Ich habe mein ganzes Leben allein verbracht. Der Einzige, der mir mal Aufmerksamkeit schenkte, war Kacchan. Und wie er mich behandelt hat, hast du ja mitbekommen. Aber lieber wollte ich diese Art von Aufmerksamkeit als die totale Einsamkeit. Ich bin nicht nur ein Omega, ich bin auch noch ein Unbegabter. Was das für mich bedeutet, kannst du dir ja denken. Meine Mutter war die Einzige, die immer versucht hatte mich zu trösten und sie war es, die mich auch angespornt hatte weiterzukämpfen. Das mein Leben irgendwann mal besser werden würde. Weißt du eigentlich, dass ich selbst die Bewerbung gar nicht eingereicht habe? Ich wollte es, aber meine innere Stimme hat mich davon abgehalten. Ich hatte die Bewerbung fertiggemacht, aber danach direkt in den Mülleimer geschmissen. Weil mich meine Zweifel wieder eingeholt haben. Es war meine Mutter, die meine Bewerbung fand und eingereicht hatte. Ich wusste davon nichts, bis ich die Zusage in die Hand gedrückt bekam. Echt lächerlich, oder?“
 

Auf einmal spürte der Kleinere wie er langsam näher an den Weißrothaarigen herangezogen wurde. Izukus Kopf lehnte nun an Shotos Schulter. Dieser strich ihm mit seinen Fingern zart durch seine lockigen Haare. Erneut setzte Izukus Herz einen Augenblick aus und ein leises Seufzen verließ seine Lippen. So nah waren sie sich eben nicht gewesen. Ein wohltuender Duft stieg in Izukus Nase. Daraufhin entspannte sich sein Inneres erneut. Sein Kopf war von den negativen Gedanken befreit. Er war wie leergefegt. Nun verstand er Shotos Geste. Ein Alpha fühlt, wenn es einem Omega nicht gut geht und auch umgekehrt. Sobald man die Nähe eines anderen spürt, beruhigen sie sich wieder. Allerdings kam es in der heutigen Gesellschaft selten vor, dass ein Alpha einem Omega diese Art von Sicherheit gab. Es war nicht selbstverständlich. Es waren meistens gematete Paare, die diesen Brauch noch nutzen. Der Grünhaarige schloss daraufhin seine Augen und lauschte der gleichmäßigen Atmung seines Nachbarn. Er hatte etwas Beruhigendes an sich.
 

„Wer auch immer behauptet hat, du seist eines dieser drei Dinge, hat keine Ahnung. Du magst zwar ein Quirkloser und ein Omega sein, aber was ist daran verwerflich? Es kommt auf die inneren Werte an. Und was ich von diesem Katsuki halte, verrate ich am besten nicht. Er ist einer dieser Alphas, der versucht seine Macht ausspielen. Da kann er sich gleich mit meinem Alten zusammen in den Ring stellen. Sie sehen in Omegas einfach nur Minderheiten. Minderheiten, die keine eigene Meinung vertreten dürfen. Die sie zu ihrer eigenen Belustigung und Befriedigung klein halten. Solche Charaktere finde ich einfach nur zum Kotzen.“
 

Izuku öffnete daraufhin geschockt seine Augen und schaute wieder zu seinem Retter hoch. Er hatte sich in Shoto also nicht geirrt. Er war anders als die Anderen. Allein die Art und Weise, wie er sprach, deutete darauf hin, dass er wohl diesbezüglich sehr stark geprägt sein musste. Aber trotzdem freute es ihn innerlich sehr, dass sich der Größere ihm gegenüber ein Stück geöffnet hatte. Wobei er letztere Wortwahl von ihm nicht erwartet hätte. Sachte legte er seine Hand auf Shotos Arm, der sich noch auf seiner Schulter befand und streichelte sanft über dessen Haut. Er spürte die Gänsehaut, die sich auf dem Unterarm des Größeren ausbreitete. Ein Lächeln huschte über Izukus Lippen. Shoto schien es wohl auch zu gefallen. Daraufhin schloss der Grünhaarige wieder die Augen.
 

„Ich danke dir.“
 

Kaum war wieder Ruhe eingekehrt, setzte sich die Bahn wieder in Bewegung. Es dauerte noch ca. 30 Minuten bis sie den richtigen Stopp erreichen würden. Die restliche Fahrt verbrachten sie in Schweigen, wobei Izuku sich immer noch an Shoto angelehnt hatte und inzwischen auch seine Hand festhielt. Der Größere sah die meiste Zeit aus dem Fenster, widmete seine Aufmerksamkeit aber auch zwischenzeitlich dem Kleineren.
 

Als die Bahn anhielt, stiegen die beiden jungen Männer aus und liefen noch ein Stück zusammen weiter. Nun hatten sie wieder etwas Abstand zwischen sich gebracht. Von der, bis eben wahrgenommenen, Geborgenheit war nichts mehr zu spüren. Wenn der Grünhaarige ehrlich zu sich selbst war, war er sogar hierüber etwas traurig. Ihm hatte die Nähe gutgetan. Als sie schließlich das Mehrfamilienhaus erreichten, blieben die Beiden davor stehen.
 

„Hier lebst du also?“
 

Izuku brachte nicht mehr als ein Nicken neben dem Weißrothaarigen zustande und schaute beschämt zu Boden. Dieser kam nun näher auf ihn zu und nahm seine Hand.
 

„Versprich mir bitte eins, Izuku.“
 

Der Besagte erhob daraufhin seinen Kopf und sah wieder in das verschiedenfarbige Augenpaar. Da war sie wieder, diese Wärme, die der Kleinere inzwischen so gerne hatte.
 

„Mach dich bitte nicht kleiner als du bist. Trau dir mehr zu.“
 

Die Augen des Grünhaarigen weiteten sich. Diese Worte, es waren diese Worte, die er schon immer hören wollte. Er hatte immer nach jemandem gesucht, der genau diese Worte, neben den seiner Mutter, an ihn richtete. Und nun war der Moment gekommen und es war ausgerechnet kein anderer als Shoto Todoroki, der Sohn des gefürchtesten Alpha in ganz Musutafu, der genau diese Worte an den kleinen Omega gerichtet hatte.
 

Tränen bildeten sich in Izukus Augen, jedoch wischte er erneut mit dem Handrücken drüber. Er verfluchte sich innerlich selbst, dass er so nah am Wasser gebaut war. Mit glänzenden Augen richtete er seinen Blick auf sein Gegenüber. Dabei übte er gezielt einen Widerstand gegen Shotos Hand aus.
 

„Ich werde es versuchen. Ich danke dir, Shoto.“
 

Ein zartes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Weißrothaarigen. Bevor er jedoch die Hand des Kleineren losließ, hauchte er einen Abschiedskuss auf dessen Handrücken, ehe er sie wortlos losließ, dem Grünhaarigen den Rücken zudrehte und langsam im Schutz der Dunkelheit verschwand. Izuku blieb mit laut pochendem Herzen zurück. Kurz beäugte er seine Hand, ehe er freudig aufsprang und die Treppen zu seinem Zuhause hochlief.
 

Dieser heutige Tag war sein Fundament, sein endgültiger Neuanfang, auch vom Geiste her. Er hatte endlich diese Worte gehört. Jene Worte, die seine innere Angst erschütterten und die Dunkelheit in seiner Seele zum Einsturz brachte. Endlich war Izuku frei. Frei von jenen Vorurteilen, die sein kleines Herz bekümmert hatten.
 

// U.A., Endeavor ich bin auf dem Vormarsch!//

Part VIII – Confrontation

Die darauffolgenden Wochen sind im nu verflogen. Für Izuku konnte es nicht schnell genug gehen. Er freute sich auf das neue Schuljahr. Inzwischen hatte er sich einen Kalender zugelegt, wo er täglich den vergangenen Tag durchstrich. Es war nur noch eine Woche, dann würde sein neues Studentenleben beginnen. So groß war seine Vorfreude. Seit er vor fast vier Wochen diese Worte gehört hatte, war er wie ausgewechselt. Selbst seine Mutter hatte die Veränderung nach einer Woche bemerkt. Der Grünhaarige war aus dem Grinsen gar nicht mehr rauszukommen. Ihm ging es so gut wie schon lange nicht mehr. Auch seine Heat, die zwischenzeitlich eingesetzt hatte, war harmonischer als sonst, das Halsband erfüllte seinen Zweck.
 

Vor wenigen Tagen war die Abschlussfeier seiner alten Schule. Aber Izuku hielt an seinem Vorhaben fest und ging nicht hin. Er war froh diese Entscheidung getroffen zu haben. Ein endgültiger Schlussstrich von seinem alten Leben, von seinem alten ich. Einer Zeit, der der Kleinere nicht mehr hinterhertrauerte.
 

Seit jenem Tag hatte er sich nicht mehr mit Shoto getroffen. Der Grünhaarige war auch traurig darüber, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Aber er wusste inzwischen, dass der Größere alle Hände voll zu tun hatte. Sein Vater hielt ihn diesbezüglich sehr auf Trapp. Shoto hatte wie er auch in einer Woche seinen ersten Schultag, er ging ebenfalls in die Superheldenabteilung. Allerdings schrieben sie sich fast jeden zweiten Tag in WhatsApp. Es war inzwischen zu einem kleinen Ritual unter den beiden geworden. Anfangs hatte Izuku Angst, dass er zu aufdringlich sein könnte, aber nein, die anfänglichen Kontaktannährungsversuche gingen tatsächlich von dem Weißrothaarigen aus. Meistens tauschten sie sich über ihren Alltag aus und redeten darüber, was die kommenden Tage noch anstand. Das kribbelnde und wohlige Gefühl in seiner Bauchgegend war immer noch vorhanden.
 

Es war wieder einer dieser Abende nachdem er mit Shoto geschrieben hatte. Izuku lag auf seinem Bett, hielt mit beiden Armen sein All Might Kissen fest und starrte die Decke über sich an. Er verstand immer noch nicht was mit ihm los war. Dieses Geflatter in seinem Bauch wollte einfach nicht aufhören. Er war zwischenzeitlich auch schon auf die Idee gekommen einfach in Google nach den Symptomen zu suchen. Was er da allerdings darüber gelesen hatte, ließ ihn innehalten. Als er die Worte verinnerlichte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er zog das Kissen noch näher an sich heran und seufzte. Konnte es sein, dass er gerade dabei war sich in Shoto zu verlieben?
 

//Kann sich ein Omega einfach so in einen Alpha verlieben? Liebe, gibt es sie überhaupt zwischen den beiden Geschlechtern?//
 

Bei Betas war es so. Wenn sie Zuneigung zueinander entwickelten, war es meistens der Liebe wegen, weshalb sie zusammenkamen. Aber wie lief das ganze bei Alphas und Omegas ab? Normalerweise ist es der Alpha, der sein Omega erwählt. Es ist ein uraltes Ritual. Der Alpha beißt während des sexuellen Akts dem Omega in den Nacken und markiert ihn so. Es muss während der Heat-Phase passieren, sonst erkennen die Pheromone die Alphahormone nicht an. Eine Bindung, die nie wieder zu brechen ist, ein Bund fürs Leben. Eine Entscheidung, die mit Bedacht zu wählen ist.
 

Nachdenklich griff sich Izuku an die Halsbeuge. Es war die empfindlichste Stelle eines Omega. Der Grünhaarige stellte sich den Biss eher sehr schmerzhaft vor. Ein erneutes Schlucken verließ seine Kehle. Es wirkte so surreal. Hätte ihm jemand vor zwei Monaten gesagt, dass ihm ein Alpha einmal den Kopf verdrehen würde, hätte er denjenigen für verrückt erklärt. Vor allem, wenn es sich auch noch um einen Alpha handelte, der sich schützend vor ein Omega stellte. Einfach so. Ohne eine Gegenleistung oder ähnliches zu erwarten oder zu fordern.
 

Gedankenverloren erhob sich der Grünhaarige und ließ den Blick durch sein Zimmer gleiten. Bis vor kurzem hatte er noch sämtliche Merchandise Artikel rumstehen. Vor einer Woche hatte er sein Zimmer aufgeräumt und alle Figuren und Poster in Kisten verstaut, die nun auf dem Dachboden standen. Der Veränderung wegen hatte der Kleinere die Entscheidung getroffen. Es tat ihm in der Seele weh seine All Might Figuren in Kisten zu verstauen, aber er wollte einen Tapetenwechsel. Sein Zimmer wirkte nun wie ein normales Jugendzimmer.
 

Der Grünhaarige begab sich daraufhin zu seinem Schreibtisch, holte sein Notizbuch hervor und nahm auf seinem Schreibtischstuhl Platz. Das Buch war schon fast voll, es befanden sich nur noch zwei leere Seiten drin. Mit Bleistift und Radiergummi bewaffnet, begann er mit leichten Skizzen, die er gezielt zu Papier brachte. Währenddessen holte er seinen iPod hervor und steckte sich beide Stöpsel in die Ohren. Die Musik begleitete seine Gedankengänge und ließen ihn innerlich zur Ruhe kommen. Teilweise summte er auch die Songtexte mit. Etwas was er vorher auch nie gemacht hatte. Der Grünhaarige hatte ein bestimmtes Bild vor Augen. Ein Schmunzeln schlich sich auf Izukus Gesicht.
 

Als er nach einer kurzen Zeit sein Werk bewunderte, legte er zufrieden seine Utensilien zur Seite. Der Grünhaarige musste an Shotos Lächeln im Eiscafé denken. Fast naturgetreu hatte er diese Szene zu Papier gebracht. Eine Zeit lang schaute Izuku sein Werk an. Er war stolz auf seine Skizze. Es war das erste Mal, dass er gezielt eine Person zeichnete, ohne auf deren Hintergrund und Haltung einzugehen. Es sollte einfach nur ein Portrait darstellen, ohne große Gedanken an die entsprechende Spezialität zu verlieren. Zufrieden schloss er sein Notizbuch, legte seine Brille zur Seite, warf einen Blick aus dem Fenster und öffnete dieses daraufhin. Eine nächtliche Brise wehte ihm entgegen. Es war tiefste Nacht und der Vollmond erhellte die Dunkelheit. Um ihn herum funkelten viele Sterne am Himmelszelt. Eine kurze Zeit verlor sich Izuku bei dem Anblick. Er liebte solche Nächte. Daraufhin legte er seinen iPod zur Seite. Bevor er sich jedoch schlafen legte, schrieb er sich noch einen Einkaufszettel. Seine Mutter hatte ihn darum gebeten, dass er morgen den Wocheneinkauf übernehmen soll, da sie wieder eine dreitägige Schicht hatte. Notizbücher. Es war sein letztes, er musste sich nochmal einen Vorrat anlegen. Mit einem Lächeln im Gesicht ging er zu Bett und Izuku schlief daraufhin friedlich ein.
 

Am nächsten Morgen stand der Grünhaarige früh auf und machte sich auf den Weg in die Stadt. Es war schon reges Treiben, das Wetter lockte sogar die Stubenhocker vor die Tür. Zufrieden schlenderte Izuku durch die Straßen und erreichte schließlich den Supermarkt, in den er und seine Mutter immer einkaufen gehen. Gezielt machte er sich auf die Suche nach den Zutaten, die seine Mutter ihm genannt hatte. Heute Abend hatte sich Izuku für Hähnchen Curry entschieden. Gedankenversunken durchsuchte er sämtliche Regale. Es muss vor kurzem eine Umstrukturierung gegeben haben, die Anordnung hatte sich geändert. Dort wo vorher die Gewürze standen, befanden sich nun die Milchprodukte. Und es war in sämtlichen Abteilungen der Fall. Innerlich fluchend suchte Izuku mühsam alles Erforderliche zusammen und machte noch einen kurzen Abstecher bei den Schreibwaren. Dort griff er nach einem 5-Pack Notizbücher. Er bemerkte währenddessen nicht, dass sich ihm jemand nährte.
 

„Guten Morgen Izuku.“
 

Fragend sah sich der Grünhaarige daraufhin um und erblickte neben sich das Braunhaarige Mädchen, dass ihm vor ein paar Wochen an der U.A. begegnet war.
 

„Oh hallo Ochaco, richtig?“
 

„Ja genau, etwas ist anders an dir.“
 

Musternd nahm sie den Grünhaarigen genauer unter die Lupe, der daraufhin sich verlegen am Hinterkopf kratzte.
 

„Ah, ich weiß es… du hast eine Brille. Sie steht dir echt gut.“
 

„Vielen Dank. Ja, ist auch besser so. Nun laufe ich nicht mehr Gefahr von der nächstgelegenen Treppe den Abflug zu machen.“
 

„Ich verstehe. Freust du dich schon? In einer Woche ist es soweit.“
 

Der Grünhaarige nickte daraufhin bestätigend. Gemeinsam machten sich die Beiden auf den Weg zur Kasse und sprachen über sämtliche Themen. Als sie den Supermarkt, nachdem sie bezahlt hatten, verließen, spazierten sie noch eine Runde durch den Park. Da Izuku sowieso dort lang musste, passte es. Er und Ochaco verstanden sich direkt. Sie befanden sich auf einer Wellenlänge.
 

„Sag mal Izuku, welchem Sekundärgeschlecht gehörst du denn an?“
 

Fragend hob der Angesprochene eine Augenbraue nach oben.
 

„Ist das nicht offensichtlich?“
 

Die junge Frau kicherte daraufhin und schüttelte den Kopf.
 

„Nein, wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung. Da ich ein Omega bin, müsste ich normalerweise andere Omega erkennen, aber dich schätze ich eher als Beta ein. Also ein Alpha … no way.“
 

Irritiert blieb der Grünhaarige daraufhin stehen. Ochaco hielt ihn für einen Beta? Kurz bevor er jedoch zur Antwort ansetzen konnte, überkam ihn ein Schauder. Seine Omegainstinkte reagierten sofort. Ein Alpha nährte sich ihnen.
 

„Na sieh mal einer an. Du lebst also doch noch. Wir hatten schon eine Wette abgeschlossen, dass du wirklich gesprungen bist.“
 

Geschockt weitete Izuku seine Augen als er die Stimme erkannte. Ochaco bemerkte die Reaktion ihres Gegenübers und sah nun ebenfalls zu der Person rüber. Sofort versteckte sie sich hinter dem Grünhaarigen. Daraufhin atmete Izuku tief ein und aus, ehe er sich umdrehte und Katsuki Bakugou in die Augen sah. Dieser stand nur einige Meter vor ihm, hinter ihm wieder seine zwei Kumpel im Schlepptau.
 

//Typisch wieder mal im Rudel unterwegs…//
 

„Kacchan. Lange nicht gesehen.“
 

Abwertend zischte der Blonde auf und kam auf den Kleineren zu, der ihm immer noch mit Blickkontakt standhielt. Einen Meter vorher blieb er vor ihm stehen.
 

„Sag mal, Deku. Was war das letztens für eine Aktion hä? Hetzt einfach so einen anderen Alpha auf mich. Auf der anderen Seite kann ich froh sein, dass dieser Halb-Halb-Bastard mich aufgehalten hat. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn ich meinem inneren Alpha wirklich verfallen wäre.“
 

Izuku schluckte schwer, brach den Blickkontakt ab und ließ seinen Kopf sinken. Wenn Katsuki abwertend über ihn sprach, war eine Sache, aber dass er Shoto als Bastard bezeichnete, ließ den Kleineren innerlich kochen vor Wut. Ihm war es in diesem Moment egal, dass ein Alpha vor ihm stand. Seine Omegainstinkte zwangen ihn sich dem Blonden zu unterwerfen, aber er weigerte sich. Es war das erste Mal, dass er sich über seine Omegainstinkte hinwegsetzte. Ochaco bemerkte seinen inneren Konflikt und nahm ihm die Einkaufstüte aus der Hand. Kurz darauf ballte der Grünhaarige seine Hände zu Fäusten.
 

„Er hat einen Namen…du Idiot..“, die letzten Worte gingen in einem Knurren unter. Geschockt sah Ochaco den Grünhaarigen an.
 

„Wie war das, du wertloses Omega? Moment mal, knurrst du mich gerade ernsthaft an?“, hämisch grinsend kam die Blonde Explosion auf den Kleineren zu, bis er schließlich vor ihm stand und packte ihn am Kragen. Ochaco wich ängstlich ein paar Schritte zurück.
 

Izuku hingegen hielt seinen Blick weiterhin gesenkt. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Dann hob er seine Hand und krallte diese in die Hand des Blonden. Seine Augen fixierten daraufhin die roten Iriden, die vor Wut aufflackerten. Der Blonde hingegen sah den Kleineren weiterhin grinsend an. Diesmal würde sich der Kleinere nicht unterkriegen lassen.
 

„Ich warte Deku. Was hast du eben gesagt? Na komm. Ich habe zwar von dem Halb-Halb-Bastard gesagt bekommen, dass ich mich dir nicht mehr zu nähren habe, aber soviel ich weiß, bist du nicht sein Omega. Also kann ich machen was ich will.“
 

Schon wieder hatte er ihn beleidigt. Zähneknirschend hielt Izuku den Blicken der Blonden Explosion stand. Seine Fingernägel bohrten sich inzwischen in die Haut seines Peinigers. Seine Stimme kam rau rüber, aber bestimmend. Etwas was man von einem Omega nicht erwartete.
 

„Ich sagte, er hat einen Namen. Haben wir den Anstand mal wieder zu Hause gelassen, Katsuki?!“
 

Es war das erste Mal, dass Izuku ihn bei seinem normalen Vornamen nannte. Die Verwunderung, die den Blondhaarigen für einen kurzen Moment innehalten ließ, nutzte der Kleinere und schubste den Größeren von sich, woraufhin er wieder ein paar Schritte zurückging und sich zu Ochaco gesellte. Seine Stimme war immer noch so dunkel, aber inzwischen war er mutiger und wurde lauter.
 

„Ich sage es ein letztes Mal, Katsuki. Lass mich in Ruhe! Und er heißt Shoto. Also nenne ihn gefälligst in der Zukunft beim Namen.“
 

Daraufhin widmete Izuku seine Aufmerksamkeit wieder der Braunhaarigen und gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg.
 

Der Blonde hingegen blieb wie angewurzelt stehen und sah verdutzt den Beiden nach. Er konnte es einfach nicht fassen. Dieser Omega hatte seine Stimme gegen ihn erhoben und ihn auch noch in die Schranken gewiesen. Was war in den letzten Wochen bloß passiert? Er erkannte den Nerd nicht mehr wieder. Seit der Weißrothaarige seinen Weg kreuzte, war der Grünhaarige wie ausgewechselt. Zähneknirschend drehte er ihnen den Rücken zu und ging wieder zu seinen Kumpels. Seine Laune für den Rest des Tages hingegen war dahin.
 


 

„Du Izuku?“
 

„Hm?“, der Grünhaarige drehte sich fragend zu seiner Nachbarin um.
 

„Es tut mir leid, dass ich dich nicht direkt als Omega wahrgenommen habe. Es war sehr mutig von dir dich diesem Katsuki in den Weg zu stellen. Aber sag mal, ist dieser Shoto dein Alpha?“
 

„Hä?“, die Röte schoss Izuku sofort ins Gesicht. Er musste aufpassen, dass er nicht versehentlich die Einkaufstüte zu Boden fallen ließ, die er zuvor zurückerhalten hatte.
 

//Meine Antwort dauert zu lange. Mist.//
 

„Nein, nein, ist er nicht. Er hat mich nur vor Katsuki gerettet. Wir schreiben uns aktuell nur. Wir sind Freunde, nur Freunde, ja.“, verlegen wedelte der Grünhaarige mit seiner freien Hand in der Luft herum, kratzte sich daraufhin nervös am Kopf und traute sich nicht in Ochacos Gesicht zu sehen. Sein Gesicht musste der Farbe einer Tomate gleichkommen. Schon wieder wurden seine Knie bei dem Gedanken an den Alpha weich. Die Braunhaarige hingegen kicherte daraufhin, stellte sich vor ihn und wackelte verdächtig mit ihren Augenbrauen.
 

„Nur Freunde? Sicher? Warum bist du dann so nervös?“
 

„Was? Nein! Bin ich doch gar nicht.“
 

„Oh doch, dass bist du. Du könntest aktuell einer Erdbeere echt Konkurrenz machen. Sieht er denn so gut aus? Komm schon.. Es muss dir nicht peinlich sein.“
 

„Was? Wie? Ehm…“
 

„Aw, unser Izuku ist verknallt. Eine Frage darf ich euch Beide fangirlen?“
 

„Bitte was? Nein! Ochaco hör auf damit!“
 

„Izuku ist verliebt, Izuku ist verliebt~“
 

„AWWWW!! Lass das doch bitte! Die Leute drehen sich schon zu uns um.“
 

„Niemals, ich will diesen Augenblick genießen, also gönn´ mir bitte meinen Spaß, hihi.“
 

„Ngh… Ich gebs auf…“
 

//Memo an mich selbst: Frauen sind sowas von kompliziert..//
 


 

Und so freundete sich Izuku noch vor Schulbeginn mit Ochaco Uraraka an. Da sie, wie er, ein Omega war, hatte er nun zukünftig einen Ansprechpartner. Izuku war froh, jemanden wie sie zu haben. Sie ist wie ein Fels in der Brandung, worüber der Grünhaarige in naher Zukunft noch sehr dankbar sein wird.

Part IX – Welcome U.A.

Endlich kam der Tag, auf den Izuku so lange gewartet hatte, sein erster Schultag. Der erste Tag als Oberschüler stand an. Aufgeregt stand er morgens vor dem Spiegel und war gerade dabei seine Krawatte zu binden. So richtig wollte dies aber nicht funktionieren. Mehrmals band er sie wieder auf und versuchte es erneut, aber Fehlanzeige. Der Kleinere war kurz davor schon die Nerven zu verlieren. Seine Mutter lief gerade an ihm vorbei und blieb stehen. Kopfschüttelnd stellte sie sich vor ihren Sohn.
 

„Komm mein Lieber, ich mach das. Schau genau zu.“
 

Sie band eine Schlaufe und zog den Schlips entsprechend zurecht. Es war eine Sache von weniger als 5 Minuten. Izuku hingegen hatte bald 20 Minuten vor dem Spiegel gestanden.
 

„So müsste es halten.“
 

„Danke Mum, manchmal wäre ich ohne dich echt verloren.“
 

Die Grünhaarige betrachtete ihren Sohn daraufhin. Izuku trug eine graue Schuluniform. Sie war schlicht und passte wie angegossen. Das Halsband war hinter dem Kragen gut versteckt. Es musste schließlich keiner direkt sehen, dass er ein Omega war. Grinsend legte sie daraufhin ihre Arme auf seine Schulter.
 

„Du packst das, mein Junge.“
 

„Danke.“
 

Nach einer Abschiedsumarmung nahm Izuku seine Tasche und machte sich auf den Weg zur Bushaltestelle. Er war bereits früh auf den Beinen und er konnte es kaum erwarten endlich seine neuen Klassenkameraden kennenzulernen.
 

//Ob ich Shoto heute sehen werde?//
 

Bei dem Gedanken wurde der Grünhaarige rot. Inzwischen schrieb er täglich mit dem Weißrothaarigen. Izuku war zwar froh, dass er zumindest so mit ihm Kontakt halten konnte. Aber er freute sich den Größeren endlich wiederzusehen. Zudem er ihn nun fortan täglich sehen wird. Als er die Tage mit Shoto geschrieben hatte, hatte dieser ihm erzählt, dass sie von nun an ein gemeinsames Büro in der Agentur haben werden. Shoto besuchte täglich die Schule und würde dann nachmittags noch ins Büro kommen. Die Freude in dem Kleineren stieg ins unermessliche.
 

Als er schließlich das Schulgelände erreichte, blieb er vor dem Gebäudekomplex stehen. Izuku konnte es immer noch nicht fassen, dass er nun für die nächsten drei Jahre auf diese Eliteschule gehen wird. Tief atmete der Kleinere ein und wieder aus. Danach schritt er voran und betrat das Gebäude. Bevor er seinen Weg fortsetzen konnte, musste er seine Schuhe ausziehen und Pantoffeln anziehen, die die Schule extra zur Verfügung stellte. Die Atmosphäre war hier komplett anders als an seiner vorherigen Schule. Als er die Schuhe gewechselt hatte, machte er sich auf den Weg zur Mensa. Dort hingen die Listen des ersten Jahres aus. Als er vorne ankam, wurde er an der Schulter angetippt.
 

„Hallo Izuku.“
 

Der Grünhaarige drehte sich daraufhin um und erblickte Ochaco, die direkt hinter ihm stand.
 

„Guten Morgen Ochaco, na?“
 

„Soweit gut und bei dir? In welche Klasse gehst du denn?
 

„Lass mich mal sehen…..“
 

Der Grünhaarige ging die Listen durch und fand nach einigen Minuten schließlich seinen Namen.
 

„Oh, ich bin in der 1 C. Und du?“
 

„Ich bin in der 1 A. Die Superheldenabteilung besteht dieses Jahr aus zwei Klassen. Aber wenn ich das richtig sehe, seid ihr genau gegenüber von uns.“
 

„Wow, lass mal sehen, wer deine Klassenkameraden sind.“
 

Gemeinsam studierten die Beiden die 1 A – Liste, ehe ein Schauder über den Rücken der Braunhaarigen lief.
 

„Oh je, Katsuki Bakugou? Das ist doch der Typ, der dich so komisch angegangen ist, oder?“
 

Izuku schluckte daraufhin als er den Namen tatsächlich schwarz auf weiß las. Und noch ein Name, bei dem ihm das Herz in die Hose rutschte. Seine Augen weiteten sich. Die Braunhaarige grinste daraufhin und stach mit ihrem Ellenbogen zaghaft an Izukus Brust.
 

„Oh, dein Crush scheint auch in meiner Klasse zu sein, wie ich sehe.“
 

Wieder wackelte die Braunhaarige verdächtig mit den Augenbrauen. Der Grünhaarige zuckte daraufhin zusammen und spielte wieder nervös mit seinen Händen.
 

„Hör doch auf damit Ochaco. Du machst mich ganz verlegen.“
 

„Ich mach doch nur Spaß. Gut, auf ins Geschehen, man sieht sich.“
 

Zum Abschied winkte die Braunhaarige ihm zu und verschwand in der Menschenmenge. Izuku sah sich daraufhin um. Noch keine Spur von Katsuki oder Shoto. Nervös machte er sich auf den Weg in seine Klasse.
 

Wenn die Beiden fortan in eine Klasse gehen, wird das Mord und Todschlag geben. Da war sich Izuku sicher und er war auch noch der Auslöser. Katsuki würde den Kleineren niemals in Ruhe lassen und Shoto würde alles tun, um Izuku zu schützen. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Grünhaarigen. Schon wieder hatte er das Gefühl, das Schmetterlinge durch sein Mageninneres flatterten.
 


 


 

„Was zum?“
 

Der Grünhaarige stand vor einer großen Tür, auf der groß 1 C draufstand. Irritiert sah der Kleinere nach oben. Sie muss mindestens 2 bis 3 m hoch sein. Schwer schluckte er. Als er gegenüber sah, erblickte er Ochaco, die gerade zusammen mit einem großen Blauhaarigen Jungen in ein Gespräch vertieft war.
 

//Die 1 A ist ja wirklich gegenüber von uns.//
 

Wieder atmete der Grünhaarige tief ein und aus ehe er die Klasse betrat. Als er eintrat, war noch ein lauter Geräuschpegel vorhanden. Jedoch wurde es augenblicklich still, als Izuku die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Mehre Augenpaare sahen den Kleineren eindringlich an.
 

„Das ist er.“
 

„Ja ich habs auch gehört.“
 

„Bist du dir sicher? Er ist der Student, der bei Endeavor anfangen soll?“
 

„Was, ernsthaft?“
 

Irritiert blieb der Grünhaarige an Ort und Stelle stehen. Warum sahen sie ihn alle so an? Er hasste es doch so im Mittelpunkt zu stehen. Nervös begann er wieder mit seinen Händen zu spielen. Ablenken, er musste sich ablenken. Schließlich räusperte sich jemand aus der hintersten Ecke.
 

„Was starrt ihr denn alle so? Gibt’s was um sonst?“
 

Die Blicke wanderten nach hinten, als sich ein junger Mann erhob. Seine Augen waren von dunklen Ringen gezeichnet und seine lila Haare standen zu Berge. Gähnend ließ er seinen Blick durch die Klasse schweifen und blieb schließlich bei dem Grünhaarigen stehen. Dieser sah den Größeren verwundert an.
 

//Hab ich was verpasst? Warum starren die mich alle so an? Ganz ruhig Izuku, atmen…atmen..//
 

Daraufhin setzte sich der Lilahaarige in Bewegung, schritt langsam an seinen Klassenkameraden vorbei und blieb vor Izuku stehen. Er war mindestens genauso groß wie Shoto. Eindringlich sah der Lilahaarige sein Gegenüber an, packte den Kleineren dann am Arm und zerrte ihn in die hintere Reihe. Die Augenpaare ruhten auf den Beiden. Aber keiner sagte was. Izuku sah entsetzt den Lilahaarigen an, der ihn schließlich wieder losließ. Er deutete auf den Platz neben sich.
 

„Setz dich. Dachte nur ich hol dich mal aus dem Rampenlicht raus, sonst hört das Gestarre nie auf.“
 

„Oh ehm, danke….“, nervös kratzte sich der Grünhaarige am Kopf.
 

„Hitoshi.“
 

Der Lilahaarige steckte zum Gruß seine Hand entgegen, die Izuku dankend entgegennahm.
 

//Was für ein komischer Kauz ist er denn bitte?//
 

„Izuku, sehr erfreut.“
 

Zwischenzeitlich hatten die Anderen sich wieder ihren Gesprächspartnern zugewandt und hatten wieder zu ihren Gesprächsthemen gefunden. Izuku sah verdutzt seine Mitschüler an und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Lilahaarigen neben sich, der daraufhin seinen Kopf auf die Bücher gelegt hatte. Er wirkte müde und ausgelaugt. Aber er schien in Ordnung zu sein, dass hatte Izuku im Gefühl. Dieser bemerkte, dass der Grünhaarige ihn ansah und schloss daraufhin wieder seine Augen.
 

„Ich geb dir einen guten Rat Izuku. Die Leute hier wissen wer du bist. Es hat schon die Runde gemacht, dass ein Normalo sein duales Studium hier absolvieren wird. Und so neugierig, wie die Leute nun mal sind, starren sie gerne einen zu Tode. Ignorier sie am besten.“
 

Mehr als ein bestätigendes Nicken brachte der Grünhaarige nicht zustande.
 

//Na toll.. das kann ja heiter werden…//
 


 

Die ersten zwei Stunden vergingen wie im Fluge. Es fand eine Kennlernrunde statt. Jeder musste sich vorstellen und mitteilen, warum er ausgerechnet auf diese Schule geht. Wie vermutet, wollte jeder Superheld werden. Da die Superheldenabteilung leider weniger Studienplätze vergab, kamen die, die keinen Platz erhalten hatten, in der normalen Abteilung unter. Es bestand in den drei Jahren jedoch die Möglichkeit, dass die noch in die Heldenabteilung wechseln konnten, wenn dort ein Platz frei werden sollte. Die Wahrscheinlichkeit hierfür war jedoch sehr gering. Als Izuku dran war, zog er sein Notizbuch hervor und zeigte allen seine Skizzen und Zeichnungen. Die ganze Klasse war aus dem Häusschen. Und auch die Lehrer waren mehr als angetan. Dass der Grünhaarige einmal so viel Zuspruch erfahren würde, hätte er sich nie zu träumen gewagt. Als die Stunde vorbei war, konnte er sich kaum von seinen Klassenkameraden retten.
 

„Wow Izuku, das ist ja echt der Hammer.“
 

„Ich wusste gar nicht, dass du so talentiert bist. Aus dir wird mal bestimmt ein toller Analytiker.“
 

„Danke Leute“, der Grünhaarige kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Soviel Aufmerksamkeit war er nicht gewöhnt.
 

„Ok, ok Leute. Ich denke Izuku braucht eine Pause“, der Lilahaarige sah den Kleineren an und nickte Richtung Tür. Der Grünhaarige verstand seinen Nachbarn sofort und folgte ihm.
 


 

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg Richtung Mensa. Der Lilahaarige hatte beide Arme hinter seinem Kopf verschränkt und schaute genervt nach vorne. Izuku lief neben ihm her.
 

„Meine Güte, sind die alle so nervig. Können die sich nicht um ihren eigenen Kram kümmern?“
 

„So schlimm fand ich das jetzt nicht, Hitoshi. Ich habe mich gefreut. Du musst wissen, in meiner alten Schule wurde ich ausgelacht. Das hier ist ein Segen, glaub mir.“
 

Der Größere schaute den Grünhaarigen seitlich an und atmete genervt aus.
 

„Ohje, sag bloß du warst eines dieser Normalo-Opfer. Du Armer. Muss hart gewesen sein.“
 

„Ach Schwamm drüber. Über alte Zeiten denke ich nicht mehr nach. Für mich zählt das hier und jetzt.“
 

Ein Grinsen schlich sich auf Izukus Lippen. Als sie ihr Essen bestellt und abgeholt hatten, setzen sich die Beiden außerhalb hin und vertilgten gemütlich ihr Mahl. Hitoshi hatte sich eine Nudelsuppe bestellt und schlürfte gemütlich vor sich hin. Izuku hatte sich ein Bento bestellt und wollte gerade mit dem Essen anfangen, als er die Anwesenheit einer bestimmten Person bemerkte.
 

„Hallo Izuku.“
 

Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer. Schnell drehte er seinen Kopf um und sah in das verschiedenfarbige Augenpaar. Er stand genau neben seinem Tisch. Izuku ließ den Blick von unten nach oben wandern. Wärme breitete sich wieder in seiner Magengegend aus.
 

„Hallo Shoto.“
 

Kurz herrschte Stille zwischen den Beiden. Hitoshi blickte fragend zwischen den Beiden hin und her. Zuckte jedoch mit seinen Achseln und schlürfte gemütlich weiter. Izuku hingegen konnte seinen Blick nicht abwenden und sah sich sein Gegenüber genau an. Der Weißrothaarige trug die selbe Uniform wie er. Er sah einfach wieder verboten gut aus. Es vergingen noch mehrere Minuten, ehe der Größere die Stille unterbrach.
 

„Hast du später nach der Schule Zeit?“
 

Fragend hob Izuku eine Braue nach oben, nickte aber bestätigend. Shoto atmete daraufhin erleichtert aus. Der Grünhaarige bemerkte, dass der Weißrothaarige anders war als sonst. Wirkte er nervös? Warum wirkte er so erleichtert?
 

„Ja sicher Shoto. Wo wollen wir denn hin?“
 

„Wir reden später weiter.“
 

Als der Größere seinen Weg fortsetzte, spürte Izuku, dass der Weißrothaarige ihm im Vorbeigehen, etwas in die Hand gedrückt hatte. Als Shoto verschwunden war, sah Izuku in seine Handfläche. Dort lag ein Stück ordentlich zusammengefaltetes Papier. Neugierig faltete der Grünhaarige das Stück Papier auseinander. Als er fertig war, bemerkte er, dass sich dort eine Nachricht drauf befand.
 

Triff mich um 14 Uhr auf dem Schuldach.
 

Schwer schluckte der Grünhaarige. Warum hatte er ihm nicht in WhatsApp geschrieben? Es war untypisch, dass der Größere neuerdings diese Art Kommunikation wählte. Zudem sein fragwürdiges Verhalten Fragen aufwirbelte. Shoto war nicht so distanziert und kalt wie sonst. Er wirkte angespannt. Aber warum? Fragen über Fragen tummelten sich in Izukus Gedanken, ehe er ein Fingerschnipsen vor seinen Augen vernahm.
 

„Erde an Izuku, alles klar bei dir?“
 

Ertappt hob dieser seinen Kopf. Er hatte ganz vergessen, dass er mit Hitoshi zusammen am Mittagstisch saß. Sofort ließ der Kleinere die Nachricht in seiner Hosentasche verschwinden.
 

„Ja, sicher passt. Wollen wir zurück in die Klasse? Der Unterricht geht gleich weiter.“

Part X – Feelings

Die letzten Stunden waren schnell vergangen. Sie hatten ihre restlichen Lehrer kennengelernt und auch hier fand heute nur eine Kennlernrunde statt. Es herrschte eine ausgewogene Stimmung in der Klasse. Gerade hatten sie Englisch und Present Mic tat sein Bestes um die Klasse bei Laune zu halten. Da Izuku schon immer gut in Fremdsprachen gewesen war, hatte er keine Probleme anzuknüpfen. Gerade als er aus dem Fenster schaute und seine Gedanken schweifen ließ, flog ein Schmetterling am Fenster vorbei. Irritiert folgte Izuku mit seinen Blicken dem kleinen Flattermann. Sie befanden sich im 6. Stock und somit war es eigentlich zu hoch für die kleinen Insekten. Ehe der Grünhaarige weiter darüber nachdenken konnte, widmete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Unterricht. Teilweise vernahm er ein leises Schnarchen neben sich. Als Izuku zu seinem Nachbarn sah, wusste er wo das Geräusch herkam. Hitoshi hatte die Bücher vor sich gestapelt und seinen Kopf niedergelassen. Er war doch tatsächlich mitten im Unterricht eingeschlafen.
 

Als der Gong das Ende des ersten Schultags einläutete, packte Izuku langsam seine Sachen zusammen. Seine Gedanken waren bereits bei dem Weißrothaarigen, den er in weniger als 15 Minuten treffen würde. Zwei Klassenkameraden kamen auf den Kleineren zu.
 

„Was machst du heute noch schönes Izuku?“
 

„Ich treffe mich noch mit einem Freund. Und ihr?“
 

„Ich fahre heute zu meiner Oma, sie hat Kekse gebacken.“
 

„Was wirklich, Toki? Waren das nicht auch die Kekse, die du heute schon dabei hattest? Die waren megalecker“, der Orangehaarige sah den kleineren Schwarzhaarigen an, der Izuku daraufhin eine Tüte reichte. Diese nahm der Grünhaarige dankend entgegen.
 

„Hier Izuku, die sind von meiner Oma und echt lecker. Ich bekomme heute ja wieder welche, von daher kannst du sie ruhig mit deinem Kumpel teilen.“
 

Es war das erste Mal, dass er von einem Klassenkameraden etwas geschenkt bekam. Die Augen des Grünhaarigen glänzten daraufhin.
 

//Kami, kneif mich bitte. Diese Schule ist der Wahnsinn! //
 

„Vielen Dank Toki, ich werde sie mit Ehre verspeisen. Sag deiner Oma unbekannterweise nette Grüße.“
 

„Werde ich ausrichten, Izuku. Mach´s gut. Bis Morgen.“
 

Kurz darauf verabschiedeten sie sich voneinander und seine beiden Klassenkameraden machten sich auf den Weg nach Hause. Hitoshi, der zwischenzeitlich aufgewacht war und nun ebenfalls seine Tasche zusammenpackte, schüttelte lachend den Kopf. Izuku widmete daraufhin seine Aufmerksamkeit dem Lilahaarigen.
 

„Was ist los, Hitoshi?“
 

„Es ist einfach nur unglaublich, wie beliebt du inzwischen bist. Heute Morgen noch das Gestarre und nun überreichen sie dir Geschenke. Aber ich gönn es dir. Nachdem was du mir schon erzählt hast, kannst du dich echt glücklich schätzen.“
 

Verlegen kratzte sich der Grünhaarige am Hinterkopf.
 

„Danke Hitoshi, aber geht es dir denn gut? Du wirkst so müde und ausgelaugt.“
 

„Ach so das. Naja, meine Spezialität ist Gedankenkontrolle. Sobald jemand mit mir redet, kann ich für kurze Zeit seine Gedanken übernehmen. Und glaub mir, es ist verdammt schwer, sie nicht versehentlich auszulösen. Es kostet mich halt eine Menge Kraft. Des Wegen bin ich so müde. Aber jetzt geht es wieder. Ein Power-Napping wirkt echt wahre Wunder.“
 

Irritiert und geschockt sah der Kleinere den Lilahaarigen an, der daraufhin genervt ausatmete.
 

„War ja klar.“
 

„Hä?“, über Izuku bildeten sich mehrere imaginäre Fragezeichen.
 

„Dass du geschockt bist. Bist du auch so jemand, der jetzt gleich an eine Spezialität für Schurken denkt? Wenn dem so ist, verkneif dir bitte einen Kommentar, Kleiner.“
 

Noch während der Lilahaarige weitersprach, stellte Izuku seine Tasche ab und zog sein Notizbuch hervor. Kurz schob er sich die Brille zurecht, ehe er anfing pfeifend vor sich hin zu kritzeln. Hitoshi sah den Kleineren fragend an, ehe er einen Blick über dessen Schulter warf.
 

„Was soll das werden, wenn es fertig ist?“
 

„Hitoshi, die Spezialität ist genial. Schurkenspezialität, wo denkst du hin? Eher würde ich diese für Sondereinsätze nutzen. Sie ist perfekt und fällt nicht auf.“
 

Kurz darauf hielt Izuku sein Werk vor Hitoshis Augen. Er hatte ihn als Chibi gezeichnet und drumherum befanden sich mehrere Anmerkungen. Ebenso Vorteile und Nachteile seiner Begabung.
 

„Sieh doch selbst. Die Spezialität ist auf mehren Basen unterschiedlich einsetzbar.“
 

Erstaunt sah sich Hitoshi die Skizze und Anmerkungen an.
 

„Wie jetzt, in so kurzer Zeit hast du so viele Perspektiven erörtert?“
 

„Yep!“
 

Ein Lächeln schlich sich daraufhin auf seine Lippen. Kurz darauf wuschelte er durch Izukus grüne Locken. Es war das erste Mal, dass man keine Schurkenspezialität in seiner Quirk sah. Er war dem Grünhaarigen in diesem Moment so dankbar.
 

„Du hast es echt drauf, Kleiner. Mach was draus.“
 


 


 


 

Gut gelaunt machte sich Izuku auf den Weg zum Schuldach. Als er jedoch realisierte, dass es hier an der U.A. gleich vier Dächer gab, blieb er abrupt stehen.
 

//Verdammt, Shoto hat nicht erwähnt welches Schuldach, Mist//
 

Gedankenverloren blickte er sich um. Es befand sich keine Menschenseele mehr auf der Etage. Als der Grünhaarige an einer großen Glasfront vorbeiging, erblickte er wieder den Schmetterling von eben, der durch die Luft tanzte. Izuku sah daraufhin hinaus und erblickte einen kleinen angelegten Garten. Er befand sich auf einem Dach, umgeben von den vier Säulen der Schule. Da der Garten allerdings komplett von Pflanzen umringt war, konnte man von den oberen Geschossen nicht durchsehen, die Blätter versperrten die Sicht und gaben entsprechenden Schutz.
 

//Ach, es gibt noch ein Dach? Also sind es eigentlich fünf.//
 

Langsam schob Izuku die Glastür auf und trat hinaus, ehe er sie wieder zuschloss. Tatsächlich. Er war umringt von Büschen und Sträuchern. Es musste sich um einen künstlich angelegten Garten handeln. Vogelgezwitscher hallten durch die Blätter. Ein großer Kirschbaum befand sich in der Miete. Darunter ein kleines Gartenhäusschen. Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer als er den Weißrothaarigen erblickte, der auf der Holztreppe saß. Sein Blick war in die Ferne gerichtet. Kurz blieb Izuku stehen und sah sich sein Gegenüber genau an. Er wirkte so ruhig und entspannt. Als der Grünhaarige schließlich näherkam, entdeckte er eine Katze, die auf dem Schoß des Weißrothaarigen ruhte. Der Größere fuhr mit seinen schmalen Fingern durch ihr Fell. Als Izuku angekommen war, ging er vor Shoto in die Hocke und kraulte die Katze am Kinn. Schnurrend hob sie ihren Kopf und ließ die Streicheleinheiten über sich ergehen. Shoto, der zwischenzeitlich die Anwesenheit des Kleineren bemerkt hatte, beobachtete die Szene. Kurz darauf nahm Izuku neben Shoto Platz. Es herrsche einige Minuten Stille, ehe der Größere diese unterbrach.
 

„Wie war dein erster Tag heute?“
 

Izuku sah den Weißrothaarigen seitlich an und blickte nun ebenfalls in die Ferne. Kurz darauf holte er die Tüte mit den Keksen hervor und reichte diese an den Größeren, der sich dankend einen Keks rausfischte und ein Stück abbiss.
 

„Wo hast du die denn her? Sie sind lecker.“
 

„Ach ein Klassenkamerad hat sie mir mitgegeben. Sie sind von seiner Oma. Ich glaube ich backe die Woche auch welche. Ich liebe Kekse, am Liebsten die mit Schokolade. Hihi.“
 

Daraufhin blickte der Grünhaarige wieder gedankenverloren zum Himmel und beantwortete die soeben zuerst gestellte Frage:
 

„Ganz gut, lief besser als gedacht und bei dir? Ich habe gesehen, dass Kacchan in deiner Klasse ist. Ist etwas vorgefallen? Oder warum hast du mich hierher bestellt?“
 

Der Bunthaarige schüttelte daraufhin den Kopf und biss ein weiteres Stück des Kekses ab.
 

„Brauche ich etwa einen Grund um dich zusehen? Nein, aber sollte er dir nochmal zu nahe treten, wird es nicht mehr so glimpflich ausgehen, wie letztes Mal. Wobei er heute wieder sein Debüt hingelegt hat. Der Junge braucht echt ein hartes Aggressionstraining, wenn du mich fragst.“
 

Das verschiedenfarbige Augenpaar sah den Grünhaarigen eindringlich an. Da war er schon wieder. Dieser Glanz in seinen Augen, diese Wärme. Jene Emotionen, die bislang wohl keiner bei dem Größeren gesehen hatte. Izukus Herz machte wieder einen großen Hüpfer. Kurz darauf senkte der Kleinere seinen Blick und schob die angewinkelten Knie nah an sich heran. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
 

„Das wird er nicht. Ich bin ihm vor einer Woche im Park begegnet und habe ihn in die Schranken gewiesen.“, ein abfälliges Lachen entkam aus seiner Kehle: „Ich ein Wertloses Omega, habe einfach mal so einem Alpha die Meinung gesagt. Kannst du dir das vorstellen? Du hättest diesen Blick sehen sollen. Es war das erste Mal, dass ich mich gegen meine Omegainstinkte gewehrt hatte.“, sein Blick galt wieder Shoto „Aber ich konnte einfach nicht anders, nicht nachdem er dich…“
 

Kaum hatte Izuku diese Worte ausgesprochen, hielt er augenblicklich inne. Er hörte ein Miauen. Als der Grünhaarige neben sich blickte, bemerkte er die Katze, die zwischenzeitlich aufgestanden war und sich nun an ihn geschmiegt hatte. Mehrmals drückte sie ihren Kopf gegen seinen Rücken. In diesem Moment realisierte der Kleinere was er eben beinahe Preis gegeben hätte. Dass er nur wegen dem Weißrothaarigen vor dem Blonden ausgetickt war. Als Izuku jedoch zu seinem Nachbarn sah, bemerkte er seine Anspannung. Sein Blick war zu Boden gerichtet. Zudem hatte der Größere seine Hände zu Fäusten geballt.
 

„Shoto?“
 

Plötzlich wurde Izuku zu Boden gedrückt. Der Weißrothaarige war aufgestanden und hatte sich nun über den Kleineren gebeugt, seine Hände wurden umfasst und neben seinem Kopf auf das Holz gedrückt. Die Knie des Größeren standen zwischen den Beinen des Grünhaarigen. Als der Kleinere in das verschiedenfarbige Augenpaar sah, spürte er wieder diese Kälte. Aber seine Augen sprachen eine andere Sprache. Sie strahlten Verzweiflung aus. Aber warum? Izuku spürte den Atem seines Gegenübers nah an seinem Gesicht und er bemerkte, dass der Alpha über ihm zitterte. Was war bloß los mit ihm?
 

„Du hast es schon wieder getan, hör auf dich so zu nennen…“, es kam bei dem Kleineren wie ein Flüstern an. Diese Stimme, die in sein Ohr drang, klang so gebrochen und verletzlich „.. du bist nicht wertlos..“
 

Kurz darauf ließ der Druck nach, weshalb Izuku seine rechte Hand aus der des Größeren befreien konnte. Zaghaft legte der Kleinere seine Hand an dessen Wange und umfuhr mit seinem Daumen die vernarbte Stelle in seinem Gesicht. Als der Weißrothaarige die Berührung spürte, entspannten sich seine Gesichtszüge wieder. Izuku realisierte in diesem Moment, dass er als Omega die selbe Wirkung ausüben konnte wie Shoto als Alpha auf ihn damals. Sie waren nicht mal gematet und trotzdem war da diese Verbundenheit zwischen ihnen.
 

„Tut mir leid, ich werde es nicht mehr tun, versprochen..“, flüsterte der Kleinere und lächelte den Bunthaarigen zärtlich an. Die Augen seines Gegenübers weiteten sich.
 

Die Größere legte daraufhin seine Hand auf die des Kleineren und schloss genüsslich seine Augen. Wärme umhüllte den Grünhaarigen. Izuku hingegen schloss ebenfalls seine Augen und hörte dem ruhigen Herzschlag zu. Shotos Herzschlag. Sie schlugen synchron. War das normal?
 

Kurz darauf öffnete der Weißrothaarige seine Augen. Schon wieder traf das verschiedenfarbige Augenpaar auf die des Grünhaarigen. Das erste Mal vernahm Izuku eine leichte Röte auf dessen Wangen und seine Augen glänzten. Da war sie wieder, diese Wärme, die sich wie ein Mantel schützend um sie legte. Der Weißrothaarige beugte sich zu dem Kleineren nach vorne. Izuku hatte ebenfalls das Gefühl als ob diese Wärme ihn in den Bann zog. Ihre Gesichter kamen sich immer näher. Schließlich erhob sich der Weißrothaarige, woraufhin sich der Kleinere nun ebenfalls aufrichten konnte. Ihre Gesichter waren nur wenige Centimeter voneinander entfernt. Izuku konnte schon seinen Atem an seinen Lippen spüren.
 

Shoto hingegen legte seine Hand zaghaft in die grünen Locken und sog dessen Duft ein. Sie befanden sich immer noch in der Schule, umgeben von dem Schutz der Pflanzen. Es herrschte eine entspannte aber gleichzeitig von Emotionen stark geprägte Atmosphäre. Izuku ließ seine Hand, die immer noch an der Wange des Größeren ruhte, nach unten wandern und positionierte sie auf dessen Brust. Er spürte den Herzschlag seines Gegenübers und seine Atmung nahm an Geschwindigkeit zu. Ihre Lippen kamen sich immer näher. Die verschiedenfarbigen Augen suchten die wiesengrünen des Kleineren. Kurz bevor sich ihre Lippen berühren konnten, vibrierte plötzlich ein Handy.
 

Sofort schreckten beide jungen Männer zusammen, ehe Shoto in seine Hosentasche griff. Genervt zog er sein Smartphone hervor und schaute auf den Bildschirm. An seiner Schläfe bildete sich eine Zornader. Und schon war die Entspanntheit verschwunden und der Größere stand wieder unter Strom.
 

„Mein Alter, na toll… Sorry ich muss da ran, sonst macht er später wieder Theater. Bin gleich wieder da.“
 

Schnell stand der Bunthaarige auf und ging ein paar Schritte von Izuku weg. Dieser hingegen realisierte in diesem Moment was beinahe zwischen den Beiden passiert war. Ein schweres Schlucken verließ seinen Mund. Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb. Zaghaft berührte Izuku seine eigenen Lippen. Die Röte schoss ihm augenblicklich wieder ins Gesicht.
 

//Was war das eben? Hätten wir uns.. eben wirklich… beinahe… geküsst?//

Part XI – What´s that?

Izuku saß immer noch erstarrt auf der Holztreppe. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, seine Gedanken fanden langsam wieder zueinander und somit in die Realität. Shoto hatte versucht ihn zu küssen. Es wirkte immer noch so unwirklich und surreal. Diesen zarten Rotschimmer auf seinen Wangen hatte sich der Kleinere wirklich nicht eingebildet. Aber wie soll er selbst nun reagieren und agieren? Izuku war in diesem Thema noch komplett unerfahren.
 

//Verdammt, was soll ich bloß machen?//
 

Den Blick wand der Grünhaarige daraufhin wieder dem Weißrothaarigen zu, der gerade aufgelegt hatte und bereits wieder auf dem Weg zu ihm war. Seine Hände hatte er in seinen Hosentaschen verborgen und sein Blick war gegen Boden gerichtet. Erst als er wieder vor dem Kleineren stand, hob er seinen Kopf und sah in das grüne Augenpaar. Ohne ein Wort zu sagen, setze er sich neben Izuku. Keiner von beiden sagte ein Wort und Stille trat ein. Es vergingen einige Minuten bis Shoto diese unterbrach.
 

„Mein Vater will, dass ich dich heute zur Agentur bringe, er will mit dir reden. Er meinte 17 Uhr. Geht das bei dir? “
 

Augenblicklich lief ein eiskalter Schauder über Izukus Rücken. Endeavor wollte ihn heute noch sehen? Sein erster Arbeitstag sollte doch erst in zwei Wochen sein. Geschockt sah er zu dem Größeren, der seinen Blick geradeaus gerichtet hatte. Mehr als ein Nicken brachte der Kleinere in diesem Moment nicht zustande. Shoto zückte daraufhin sein Handy und antwortete wohl gerade seinem Vater. Izuku sah ihn dabei seitlich an. Er war so durcheinander. Diese ganze Situation hatte ihn komplett aufgewühlt. Izuku hatte sich inzwischen eingestanden, dass er sich in Shoto verliebt hatte, aber galt dies auch umgekehrt? Ein Seufzen entkam seinen Lippen. Izuku konnte das Verhalten des Größeren nicht nachvollziehen. Er war so zärtlich und nun war der Größere wieder das komplette Gegenteil.
 

Kurz darauf bemerkte Izuku, dass sein Nachbar wortlos aufgestanden war. Als der Grünhaarige hochsah, bemerkte er eine Hand vor sich, von der sich daraufhin auf die Beine hochziehen ließ. Nun standen sich beide wieder gegenüber. Ohne ein Wort zu sagen, zog der Weißrothaarige den Kleineren hinter sich her. Izuku stolperte nach vorne und hatte Mühe Schritt zu halten. Er konnte gerade noch so nach seinem Rucksack greifen.
 

„Shoto, wohin gehen wir eigentlich? Es ist doch erst 14:30 Uhr.“
 

Der Größere drehte sich daraufhin zu ihm um und ein Lächeln zierte seine Lippen, woraufhin Izukus Herz wieder einen freudigen Hüpfer machte.
 

„Das weiß ich, Izuku. Wir haben doch noch genug Zeit, oder?“
 

Der Grünhaarige zog daraufhin eine Braue nach oben und blies seine Backen auf.
 

„Das verrät mir aber immer noch nicht, wo wir hingehen.“
 

„Hab Geduld, vertrau mir, es wird dir gefallen.“
 

Zusammen liefen sie die Treppen hinunter und Izuku stellte fest, dass Shoto immer noch seine Hand hielt. Nun war er wieder komplett anders, als ob ein Schalter in dem Größeren umgeklappt worden wäre.
 

//Was hat er denn bitte vor?//
 

Nach einigen Minuten erreichten sie den Ausgang der Schule. Bevor sie jedoch das Tor passierten, bog Shoto vorher rechts ab. Der Grünhaarige folgte ihm. Sie liefen einen steinigen Pfad nach oben. Nach einigen Minuten liefen sie an dem Gebäudekomplex vorbei. Bei genauerem Hinsehen erkannte Izuku den künstlichen Dachgarten, der sich zwischen den vier Säulen befand.
 

//So hoch waren wir? Unglaublich.//
 

Daraufhin richtete der Kleinere seinen Blick wieder nach Vorne. Schon wieder war diese Stille zwischen den Beiden. Izuku genoss die ruhige Atmosphäre. Sein Herz schlug ihm immer noch bis zum Hals, eine Unruhe breitete sich in ihm aus. Was würde ihn wohl erwarten?
 


 


 


 

Es vergingen weitere 15 Minuten ehe der Größere die Hand des Kleineren losließ. Izuku traute seine Augen nicht. Sie befanden sich auf einem kleinen Berg. Um sie herum befand sich unberührte Natur. Die Wiese hier war sehr hoch, die Grashalmen gingen dem Kleineren bis zu den Knien. Ein himmlischer Duft von Gras und Stroh zog ihm durch die Nase. Leicht ging Izuku in die Hocke und berührte das Gras.
 

„Es ist wunderschön, Shoto. Wo sind wir hier?“
 

Der Größere stellte sich neben ihn und sah daraufhin ebenfalls in die Ferne. Ein Windhauch wehte durch sein zweifarbiges Haar. Izuku sah seinen Nachbarn verträumt an. Wie er da stand, so majestätisch.
 

//Sexy…//
 

„Wir befinden uns oberhalb der Schule. Das Land hier gehört eigentlich einem Bauer, der aber aktuell saisonbedingt woanders seine Felder hat. Das Gras hier dient nur als Futter für die Tiere im Winter. Ich komme des Öfteren hier her. Als ich einmal von zuhause abgehauen bin, weil mir alles zu viel wurde, habe ich diesen Ort hier gefunden. Er ist nicht weit von meinem Zuhause weg. Hier komme ich zur Ruhe.“
 

„Ich verstehe.“
 

Der Kleinere richtete sich daraufhin wieder auf und sah nun ebenfalls in die Ferne. Er streifte seinen Rucksack von der Schulter, stellte ihn ins Gras, zog sein Jackett aus und legte ihn sorgfältig über die Tasche. Daraufhin streckte sich der Kleinere und fuhr sich durch seine lockigen Haare. Der Windhauch, der ihm entgegenkam, tat so gut. Ein wolliges Seufzen entwich seinen Lippen. Er musste Shoto Recht geben, die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt, ist wirklich wunderbar. Die Blicke seines Gegenübers nahm der Kleinere in diesem Moment gar nicht wahr.
 

Als Izuku sich daraufhin seinem Nachbarn zuwenden wollte, stolperte er nach vorne. Er hatte nicht bemerkt, dass sich, währenddessen sie gelaufen waren, seine Schnürsenkel gelöst hatten. Shoto hatte nicht rechtzeitig reagieren können und fiel ebenfalls rückwärts nach hinten. Nun lagen beide im Gras. Izuku hatte seine Augen geschlossen, die er nun langsam wieder öffnete. Er sah in das heterochrome Augenpaar und sein Herz setzte aus. Er war auf Shoto draufgefallen, der nun unter ihm lag. Ihre Gesichter waren sich wieder so nahe. Das zweite Mal für heute, war das Zufall? Wohl eher kaum. Der Weißrothaarige hob seinen Arm und schob mit seinem Finger eine grüne Locke hinter Izukus Ohr, die ihm während des Falls ins Gesicht gefallen war.
 

„Irgendwie hast du die Angewohnheit immer ins Stolpern zu geraten, kann das sein, kleiner Omega?“
 

Seine Stimme, sie klang so anders, so erotisch. Die Röte schoss Izuku daraufhin ins Gesicht und biss sich auf die Unterlippe. Der Größere sah ihn wieder mit diesem Blick an, er war so verführerisch. Der Grünhaarige schluckte schwer. Ein zartes Lächeln zierte seine Lippen. Sollte er oder sollte er nicht? Izuku widmete sich daraufhin seinem Ohr und hauchte:
 

„Passiert mir komischerweise immer nur bei dir.“
 

Ein Schauder überkam den Größeren, als er diese Stimme so nah an seinem Ohr hörte. Bevor Shoto seine Hand wieder zu sich ziehen konnte, hielt Izuku sie fest. Er wusste nicht, was ihn dazu bewegt hatte, aber er nahm die Hand seines Gegenübers und legte sie wieder an seine eigene Wange. Er liebte diese Geste und Nähe. Kurz schloss Izuku seine Augen, ehe er sie wieder öffnete und sich in dem verschiedenfarbigen Augenpaar erneut verlor. Er musste einfach herausfinden, was das zwischen ihnen war.
 

//Jetzt oder nie..//
 

Izuku setzte sich daraufhin auf und mit der freien Hand griff er nach der Krawatte des Größeren. Schwer schluckte der Kleinere wieder, ehe er sachte an dieser zog und der Weißrothaarige sich mit nach oben ziehen ließ. Nun saß Izuku auf Shotos Schoß. Dieser grinste daraufhin und ließ beide Hände unter das weiße Hemd seines Gegenübers wandern. Izuku quickte kurz auf, als er die Hände des Größeren auf seiner eigenen Haut spürte. Ein Kribbeln durchfuhr seinen Körper. Es war so wunderschön. Wie in Trance legte Izuku seine Arme auf dessen Schulter ab und fuhr sachte mit seinen Fingern durch das zweifarbige Haar. Einzelne Strähnen glitten hindurch. Sie waren so weich wie Seide. Währenddessen zog Shoto sein Handy aus der Tasche hervor und machte es lautlos, ehe er es gezielt auf die Tasche des Grünhaarigen draufwarf. Nun waren sie endgültig ungestört. Shoto zog sich daraufhin ebenfalls sein Jackett aus und legte es neben sich. Vorsichtig nahm er die Brille von Izukus Gesicht, legte sie auf seinem zusammengefalteten Jackett ab und legte beides weit genug weg.
 

Daraufhin zog der Größere den Kopf des Kleineren noch näher zu sich. Ehe Izuku reagieren konnte, schmiegten sich weiche Lippen auf seine. Die Augen des Kleineren weiteten sich und sein Herz setzte einen Augenblick komplett aus. Shotos Lippen lagen auf seinen. Sie waren so weich, ein Brauchkribbeln durchzog seine Magengegend. Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer. Izuku schloss daraufhin seine Augen und erwiderte den Kuss. Da sich seine Hände immer noch in den Haaren des Größeren befanden, zog er ihn noch näher an sich heran. Der Kuss dauerte einige Minuten an, ehe sich die Beiden voneinander lösten und sich gegenseitig in die Augen schauten. Wiesengrün trafen auf Silber-Türkis.
 

Es dauerte keine Minute, ehe Izuku die Initiative ergriff und den Größeren küsste. Diesmal war es der Weißrothaarige, der überfallen wurde. Allerdings schien ihm das ganze ebenfalls zu gefallen. Er erwiderte verlangender den Kuss. Seine Hände wanderten zu der Krawatte, die er langsam löste und öffnete die ersten Knöpfe des Hemdes des Kleineren auf. Sachte legte er seine Hand um den Nacken des Grünhaarigen. Mit seinem Zeigefinger fuhr er an dem Lederhalsband vorbei. Die Reaktion des Kleineren ließ nicht lange auf sich warten. Es war ein Keuchen, das seine Lippen verließ. Ihr Kuss wurde daraufhin immer wilder und verlangender. Izuku hatte nun ebenfalls den Dreh raus und löste die Krawatte an Shotos Hals. Langsam begann er sich an dem Größeren zu reiben. Ein tiefes Keuchen drang aus Shotos Kehle. Währenddessen hatte der Weißrothaarige das Hemd seines Gegenübers komplett geöffnet. Sachte schob er beide Hände unter das Hemd und begann zärtlich den Rücken des Kleineren zu streicheln. Gleichzeitig bat er mit seiner Zunge um Einlass, die der Grünhaarige gewährte. Ein weiteres Keuchen verließ die Lippen des Kleineren.
 

Es entfachte ein Machtkampf um die Dominanz. Izuku tat sein Bestes um einmal nicht unterlegener sein zu müssen, zumindest nicht freiwillig. Warum er gerade jetzt darauf kam, wusste er nicht. Shoto schien es jedoch zu gefallen, er versuchte den kleinen Omega gezielt aus der Reserve zu locken. Der Alpha schien ihn dazu regelrecht zu animieren. Ihr kleiner Machtkampf dauerte nur wenige Minuten. Schließlich war es doch der Weißrothaarige, der den Kampf gewann und vereinte seine Zunge zaghaft mit denen des Grünhaarigen. Das Zungenspiel dauerte einige Zeit an. Das Kribbeln in Izukus Bauch nahm immer weiter zu. Blitze jagten durch seinen Körper, sein Herzschlag wurde schneller. Er spürte wie sich in seiner unteren Region etwas regte, ein Pulsieren. Mehrere Minuten verharrten sie in dieser Position. Luftschnappend ließen schließlich beide voneinander ab, ehe Izuku in diesem Moment realisierte, was hier vor sich ging.
 

„Shoto…“, mehr brachte er nicht zu Stande. Ehe der Grünhaarige jedoch weiter drüber nachdenken konnte, wurde er umgeworfen und lag nun auf dem Rücken. Shoto legte sich neben Izuku und zog ihn in eine innige Umarmung. Dabei ließ er seine Hand wieder über die Haut des Kleineren gleiten, der daraufhin seinen Rücken krümmte und ein Winseln seine Lippen verließ. Der Größere erregte ihn immer mehr. Eine Hitze breitete sich in seinem Körper aus. Allerdings kannte er diese Art von Wärme nicht. Sie durchflutete seinen gesamten Körper. Inzwischen wurde ihm auch seine Hose zu eng.
 

//Was stellt dieser Alpha bloß mit mir an?//
 

Erneut sahen sie sich tief in die Augen. Nun vernahm er wieder den Rotschimmer auf Shotos Wangen. Ihm schien das Ganze hier ebenfalls zu gefallen. Ein wohliger Duft zog in Izukus Nase, woraufhin er sich komplett entspannte. Waren das etwa Shotos Hormone? Kurze Zeit später lagen ihre Lippen wieder aufeinander. Diesmal positionierte sich Shoto über ihm, spreizte die Beine des Kleineren und ließ sich auf ihm nieder. Der Grünhaarige spürte die Erektion seines Gegenübers nah an seiner eignen. Ein Schauder jagte über Izukus Rücken. Während des Kussgefechts begann sich diesmal der Größere an ihm zu reiben, woraufhin ein Stöhnen die Kehle des Grünhaarigen verließ. Izuku kam sich vor, als ob sein kompletter Körper in Flammen stand. Der Grünhaarige krallte sich an Shotos Hemd fest. Dieser Alpha raubte ihm jeden Sinn und Verstand. Lustverschleierte Augen blickten den Kleineren an, die er nur erwidern konnte. Jedoch wussten sie Beide, dass sie es hierbei belassen mussten. Beide ließen daraufhin voneinander ab und Izuku legte seine Stirn an die seines Gegenübers. Er war so glücklich in diesem Moment.
 


 


 

Kurze Zeit später lagen sie immer noch im Gras, Shoto lag auf dem Rücken und Izuku in seinem linken Armen neben ihm. Gemeinsam sahen die Beiden zum Himmel. Vereinzelt zogen die Wolken über ihnen hinweg. Izuku fühlte sich so wohl, wenn der Größere in seiner Nähe war. Aber wie ging es nun zwischen ihnen weiter?
 

„Du Shoto?“
 

„Hm?“
 

Kurz haderte der Kleinere mit sich selbst und biss sich auf die Unterlippe.
 

„Was ist das zwischen uns?“
 

Der Größere richtete sich daraufhin auf und schenkte seine Aufmerksamkeit dem Grünhaarigen, der neben ihm lag. Sein Hemd war immer noch geöffnet und Shoto hatte vollen Ausblick auf seinen Oberkörper. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Wieder nahmen die Augen des Bunthaarigen diesen Glanz an. Sein Blick wanderte über den Körper des Kleineren und blieb bei dessen Lippen hängen, die leicht geöffnet waren. Daraufhin legte Shoto seine rechte Hand auf dessen Wange.
 

„Ich spüre eine Verbundenheit zwischen uns, die ich nicht erklären kann. Ich habe das Gefühl, als ob mein innerer Alpha sich zu dir hingezogen fühlt. Wie ist es bei dir?“
 

Zärtlich übte Izuku einen Gegendruck auf dessen Hand aus, indem er seine eigene darauf platzierte.
 

„Geht mir nicht anders..“, kurz schloss Izuku genüsslich die Augen, ehe er sie wieder öffnete und tief in das heterochrome Augenpaar blickte: „Du bist anders Shoto.“
 

Die Augen des Weißrothaarigen weiteten sich. Der Grünhaarige richtete sich daraufhin auf und sah sein Gegenüber zärtlich an. Dabei ließ er nicht von der Hand ab.
 

„Du hast mir bereits mehrmals das Leben gerettet. Du warst es, der mich von der Straße gezogen hatte. Ausgerechnet an diesem Tag hatte Kacchan mir gesagt, dass es besser sei ich würde nicht mehr existieren. Diese Gedanken hatten mich so übermannt und innerlich zerfressen, dass ich nicht auf die Ampel geachtet hatte. Ich hatte wirklich gedacht, dass es besser sei, wenn ich nicht mehr da bin. Und plötzlich standest du vor mir.“
 

Shoto saß einfach nur geschockt und fassungslos da. Ein Schluchzen war zu vernehmen. Kurz beugte der Weißrothaarige sich zu ihm und nahm ihm erneut die Brille ab.
 

„Dann als du mich vor den Übergriffen von Kacchan bewahrt hast. Ich hatte solche Angst meine Unschuld ausgerechnet an ihn zu verlieren. Ich hatte noch nie solche Angst in diesem Moment verspürt “, die Augen des Grünhaarigen füllten sich mit Tränen. Seine Stimme wurde brüchig. Izuku tat sein bestes um seine Fassung zu wahren, aber alle Dämme brachen in diesem Moment. Mehrmals wischte er sich mit dem Handrücken über sein Gesicht, aber die Tränen wollten nicht versiegen. Shoto sah währenddessen den Kleineren gebannt an. Er hatte den Grünhaarigen noch nie so aufgelöst gesehen. Kurz rang Izuku erneut um seine Fassung und funkelte sein Gegenüber an, vereinzelte Tränen kullerten ihm dabei über die Wangen. Er nahm beide Hände des Größeren in seine eigene und umschloss diese.
 

„Damit eins klar ist, Shoto. Du bist nicht wie dein Vater. Egal welches Omega du eines Tages maten wirst, es kann sich glücklich schätzen dich als Alpha zu bekommen.“

Part XII – New home

Shoto sah den Kleineren daraufhin mit geweiteten Augen an. Meinte der Grünhaarige das etwa ernst? Es war das erste Mal, dass man ihn nicht mit seinem alten Herrn auf eine Stufe stellte und es überraschte ihn, dies ausgerechnet von einem kleinen Omega zu hören. Sein Herz schlug schneller. Ehe der Größere jedoch weiter darüber nachdenken konnte, zog er Izuku in eine innige Umarmung und vergrub sein Gesicht in dessen Halsbeuge. Der Bunthaarige drückte ihn noch näher an sich heran. Er zitterte.
 

„Ich danke dir…..“
 

Izuku spürte Shotos Atem an seinem Hals und er fühlte, dass ihn aus diesem Grund eine Gänsehaut überkam. Auch sein Herz schlug in diesem Moment heftig gegen seinen Brustkorb. Er fühlte die dutzend Schmetterlinge in seinem Bauch, die freudig ihren Tanz aufführten. Sie verweilten noch eine ganze Weile in dieser Position ehe sie sich wieder korrekt anzogen und sich auf den Weg zur Bahn machten. Zur Heldenagentur waren es etwa 20 Minuten mit der Bahn.
 

Während der Fahrt standen sie im mittleren Abteil, da alle Sitzplätze belegt waren. Es war schließlich Nachmittag und somit Hauptverkehrszeit. Viele Menschen verabschiedeten sich nach einem harten Arbeitstag in den wohlverdienten Feierabend. Izuku stand an der Stange während Shoto dicht hinter ihm stand und sich an der Schlaufe über ihnen festhielt. Vereinzelt wurden die Beiden nah aneinandergedrückt als die Leute sich tummelten um auszusteigen. Der Grünhaarige war währenddessen tief in seinen Gedanken versunken. Er fragte sich was der Flammenheld wohl von ihm wollte. Warum wollte er ihn ausgerechnet heute sehen? Hatte er etwas angestellt von dem er nichts wusste? Als der Grünhaarige so drüber nachdachte, kam ihm in den Sinn, dass er noch vor ca. 1 Stunde mit dessen Sohn auf der Wiese rumgeknutscht hatte. Plötzlich hielt Izuku inne und hielt erschrocken seine Hand vor den Mund. Was der Hero No. 2 wohl davon halten würde, wenn er herausfindet, dass sein eigen Fleisch und Blut einen männlichen Omega datete.
 

//Moment… was habe ich da gedacht? War es überhaupt ein Date??//
 

Ein Schock durchfuhr die Glieder des Grünhaarigen. Über was machte er sich überhaupt Gedanken. Sie hatten sich geküsst, ja. Er hatte seinen ersten Zungenkuss erlebt, ja. Wäre da mehr gelaufen, wenn sie nicht in der Agentur hätten erscheinen müssen? Geschockt sah Izuku zu Boden. Allein die Vorstellung ließ seine untere Körperregion erneut pulsieren. Es war zum Haareraufen, was der Alpha hinter ihm mit ihm anstellte. Plötzlich vernahm er genau die Stimme, die ihm alle Sinne beraubte.
 

„Über was denkst du nach?“
 

Izuku lief es eiskalt den Rücken hinunter als er Shotos Stimme hinter sich vernahm. Sie war immer noch so warm und es war fast wie ein Flüstern, das den Kleineren erreichte. Daraufhin schaute der Grünhaarige hinter sich und sah wieder in das unterschiedliche Augenpaar.
 

//Verdammt ,Izuku reiß dich zusammen..//
 

Schwer schluckte der Kleinere daraufhin als er seinem Gegenüber ein zärtliches Lächeln schenkte.
 

„Alles gut, ich bereite mich mental nur auf die Situation vor. Das ist alles.“
 

Der Bunthaarige hob daraufhin fragend eine Augenbraue, ehe er den Kleineren nah an sich zog und ihm ins Ohr flüsterte:
 

„Entspann dich, Izuku. Er will nur mit dir reden, kein Grund so angespannt zu sein.“
 

//Wenn du nur wüsstest….//
 

Erneut schluckte der Grünhaarige und biss sich auf die Unterlippe. Er war ihm wieder so nahe. Izuku musste sich beruhigen. Er brachte nicht mehr als ein Nicken zustande. Diese Bilder, die sich versuchten in seine Gedanken zu drängen, sollten aufhören. Wie Lippen auf Lippen trafen und ihre Haut so nah aneinander waren. Der süßliche Duft, der in der Luft lag. Ihre Leidenschaft, die so greifbar, so spürbar war. Wie ihre Augenpaare sich ineinander verloren. Es sollte aufhören, diese Anspannung sollte aufhören.
 

//Wah!!! Ich halt das nicht mehr aus!!!//
 


 


 

„Du bist also Izuku Midoriya?“
 

Der Besagte schluckte schwer, als der Mann, der bis gerade eben noch vor ihm saß, sich erhob. Ein großer Mann etwa fast 2 Meter hoch ragte über ihn. Sein Schatten war gigantisch und Izuku hielt seinen Blick gesenkt. Diese Aura, diese Dominanz. Ja, Shoto war seinem alten Herrn überhaupt nicht ähnlich. Kurz sah der Kleinere seitlich zu dem Weißrothaarigen, der direkt neben ihm stand. Er hatte wieder seine eiskalte Seite angenommen, von der Wärme war nichts mehr übrig. Mit monotoner Mimik sah dieser seinen alten Herrn an. Izuku konnte die Eiszeit zwischen den Beiden genau spüren. Kurz hielt er inne, ehe er sich vor dem Kollos verbeugte.
 

„Ja, Mr. Endeavor. Ich habe gehört, dass Sie mich sprechen wollten.“
 

Der Flammenheld trat hinter dem Schreibtisch hervor und stellte sich an die große Glaswand. Die Arme hatte er vor sich verschränkt, die Flammen loderten über ihm. Er stand mit dem Rücken zu Izuku und seinem Nachbarn.
 

„Das ist richtig. Dein erster Arbeitstag ist erst in zwei Wochen, jedoch habe ich bereits sämtliche Vorkehrungen getroffen. Da ich nicht will, dass du erst in 14 Tagen damit konfrontiert wirst, habe ich dir einen Studienplan ausgearbeitet. Er liegt vor dir auf dem Schreibtisch.“
 

Izuku sah auf den Tisch und fand die Mappe vor. Vorsichtig nahm der Grünhaarige diese in die Hand und blätterte durch. Es befanden sich mehrere Dienstpläne drin, ebenso ein Schulplan für das komplette erste Jahr. Izukus Augen weiteten sich als er einen weiteren Terminplaner vorfand. Schwer schluckte er erneut. War das sein Ernst?
 

„Ein Trainingsplan? Aber Mr. Endeavor, ich bin doch ein Normalo, warum soll ich bitte Krafttraining machen?“
 

Der Flammenheld drehte sich zu dem Kleineren um und beäugte ihn genau. Kritisch sah er den Grünhaarigen von unten bis oben genau an. Izuku lief es eiskalt den Rücken hinunter. Diese Augen waren so kalt. Izuku spürte die Nervosität in sich aufsteigen.
 

„Es mag zwar sein, dass du in deinem späteren Leben überwiegend im Büro tätig sein wirst, jedoch wird es auch dein Job sein, mich oder einen meiner Sidekicks bei Außeneinsätzen zu begleiten. Da es hier auch mal gefährlich werden kann, wäre es von Vorteil, wenn du zumindest die Grundtechniken in Selbstverteidigung beherrschen würdest. Da Shoto hier schon reichlich Erfahrung hat, wird er dich täglich nach der Arbeit trainieren.“
 

Ein Schock durchfuhr die Glieder des Kleineren. Shoto sollte ihn auch noch trainieren? Kurz sah er wieder seitlich zu seinem Nachbarn. Für einen Moment traf Wiesengrün wieder auf Silbergrau-Türkis. Bevor Izuku weiter darüber nachdenken konnte, kam der Flammenheld auf ihn zu und überreichte ihm eine weitere Mappe. Etwas zögernd nahm Izuku diese in die Hand.
 

„Da du ab sofort stark in deine Arbeit, dein Training und auch in der Schule eingebunden sein wirst, wäre es von Vorteil, wenn du in unserer Nähe wohnst. Dein aktueller Wohnort liegt zu weit außerhalb. Die Zeitersparnis liegt bei etwa drei Stunden täglich. Ich habe bereits Kontakt zu deiner Mutter aufgenommen. Sie ist der selben Meinung wie ich, dass du bis zum Ende deiner Ausbildung hier in der Nähe wohnst.“
 

Izuku sah sich die Papiere genau an. Seine Augen weiteten sich. Er hielt doch tatsächlich einen Mietvertrag in seinen Händen.
 

„Aber Mr. Endeavor, ich kann das nicht annehmen.“
 

Daraufhin spürte er einen starken Druck auf seiner linken Schulter. Endeavor hatte eine seiner Hände auf dessen Schulter abgelegt.
 

„Und wie du das wirst. Die Wohnung liegt in einem dreistöckigen Mehrfamilienhaus. Dachgeschosswohnung, 40 Quadratmeter, somit ein Zimmerappartement mit Balkon und Ausblick in die Natur. Du wirst genau 5 Minuten von meinem Familienheim wegwohnen.“
 

Geschockt sah sich der Grünhaarige den Mietvertrag an. Der Flammenheld meinte es ernst. Er soll eine eigene Wohnung bekommen. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, wurde er bereits wieder aus den Gedanken gerissen.
 

„Dein Verdienst wird etwas mehr sein, als es bei anderen dualen Studenten der Fall ist. Die Kaltmiete wird die Agentur übernehmen, der Vermieter ist ein alter Schulkollege von früher. Aber für die Nebenkosten und Verpflegung musst du selbst aufkommen. Es werden drei harte Jahre für dich werden. Du wirst auch deine Grenzen erreichen. Das ist die Bedingung. Was sagst du, Izuku?“
 

Der Grünhaarige sah sich noch einmal den Vertrag an. Kurz schluckte er erneut, hob aber seinen Blick und sah den Flammenheld herausfordernd an. In diesem Moment hätte Izuku darauf verwetten können ein zartes Lächeln in Shotos Gesicht gesehen zu haben.
 

„Ich werde annehmen.“
 


 


 


 

Die restliche und die darauffolgende Woche verging sehr schnell. Izuku hatte inzwischen guten Anschluss zu seiner neuen Klasse gefunden. Er hatte sich bereits gut mit Hitoshi und Toki angefreundet. Jede Mittagspause saßen sie zusammen in der Mensa. Es war jedes Mal eine ausgelassene Stimmung und es wurde viel gelacht. Jedes Mal, wenn sich sein Blick mit dem unterschiedlichen Augenpaar traf, kribbelte sein ganzer Körper. Er fühlte sich regelrecht von dem Weißrothaarigen angezogen. Allerdings hatten sie untereinander vereinbart, dass sie sich während der Schule weitestgehend aus dem Weg gehen. Sie wollten so wenig Aufsehen wie nur möglich erregen. Izuku fand es schade und es versetzte ihm auch einen schmerzlichen Stich, aber er respektierte sine Entscheidung. Ob es an seinem Vater lag?
 

Mit Ochako traf er sich täglich. Er nahm sich den neuen Trainingsplan sehr zu Herzen und wollte zumindest mit seiner Ausdauer schon einmal beginnen. Jeden Abend joggten sie eine gemütliche Runde im Park. Gerade machten sie Pause.
 

„Wann willst du es ihm denn endlich sagen?“
 

Der Grünhaarige sah daraufhin die Braunhaarige an, fragend schob er eine Augenbraue nach oben.
 

„Was meinst du Ochako?“
 

„Du Dummerchen, dass du mehr für ihn empfindest. Hallo, ihr knutscht miteinander rum und er sucht deine Nähe? Izuku, er mag dich auch. Allein wie er dich ansieht.“
 

„Wie sieht er mich denn an?“
 

Die Braunhaarige kicherte.
 

„Izuku, ernsthaft? Shoto mag zwar gefühlskalt rüberkommen, aber sobald du die Mensa betrittst und er dich sieht, funkeln seine Augen. Deine im Übrigen auch mein Lieber. Es ist offensichtlich, auch wenn ich bislang nur drei Tage Zeit hatte euch zu beobachten. Es ist so niedlich. Und du bist sicher, dass ich euch nicht fangirlen darf? Tsuyu wäre mit dabei.“
 

„Was? Wie?? Ochako.. du solltest es doch niemandem erzählen!!“
 

„Izuku, die Menschen haben Augen im Kopf. Sie ist von selbst draufgekommen.“
 

„Oh.“
 

Ein schwerer Seufzer verließ Izukus Lippen. Seit dem ersten Schultag hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt sich mit Shoto zu treffen. Dieser musste kurzfristig zusammen mit seinem Vater auf Dienstreise fahren und war somit vom Unterricht freigestellt. Die Reise dauerte fast 10 Tage. Viel zu lange für den Grünhaarigen. Izuku vermisste den Weißrothaarigen sehr. Er freute sich darauf ihn endlich wieder zu sehen. Sie schrieben wieder fast täglich in WhatsApp und selbst Shoto war froh, wenn er endlich wieder hier im Land war. Izuku konnte es nicht beschreiben, aber er hatte oft über Shotos Worte nachgedacht. Waren sie bereits miteinander verbunden und wussten es nur noch nicht?
 


 


 

Am letzten Wochenende vor seinem Arbeitsbeginn hatte Izuku alle Koffer gepackt und war gerade zusammen mit seiner Mutter auf dem Weg in die neue Wohnung. Es war Samstagmorgen. Izuku hatte Hitoshi um Hilfe gebeten, der gerne mit anpackte. Zusammen hatten sie einen kleinen Transportwaren bestellt.
 

„Ich bin so aufgeregt, Izuku. Weißt du denn wie die Wohnung aussieht?“
 

„Nein Mama, aber wir sehen sie ja gleich.“
 

„Ach mein kleiner Izu wird so schnell erwachsen, nun verlässt er sein Nest, aww.“
 

„Mama, das ist mir peinlich…“
 

Hitoshi saß neben Izuku und musste sich ein Lachen verkneifen.
 

Die Wohnung bestand aus einem großen Wohnzimmer, einer kleinen Küche und einem kleinen Bad. Es befand sich zur Bewunderung des Grünhaarigen eine luxuriöse Einbauküche drin. Das Herz des Kleineren flammte auf. Somit waren die Kochabende gesichert. Auch das Bad war sehr edel. Alles war in Porzellanweiß gehalten.
 

Der Umzug war dank des Transportwagens nach nicht einmal einem halben Tag vollzogen. Gerade putzten Izuku und seine Mutter die Wohnung. Hitoshi machte sich daran die Unterlagen einzuräumen.
 

„Izuku, wo soll ich denn deine Bücher unterbringen?“
 

Der Lilahaarige beäugte ungläubig die ganze Fachliteratur, die sich der Grünhaarige zwischenzeitlich zugelegt hatte. Izuku stand in der Tür zwischen Wohnzimmer und Küche und sah sich um.
 

„Stell sie einfach ins oberste Regal.“
 

Im Wohnzimmer befand sich somit sein Schreibtisch, ein langes Sofa, ein Schrank mit Fernseher und eine Wohnwand, die den Schlafbereich vom Wohnbereich trennte. Dieser war mit einem blauen durchsichtigen Umhang abgetrennt. Dahinter stand ein großes 1,8m x 2m Boxspringbett. Izuku war happy. Sein eigenes Heim war eingerichtet.
 

Nach der vollzogenen Arbeit verabschiedete sich seine Mutter, da sie Wochenenddienst hatte. Sie umarmte herzlich ihren Sohn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
 

„Machs gut, Schätzchen. Ich wünsche dir viel Spaß. Wir telefonieren Morgen.“
 

„Danke Mama. Bis Morgen.“
 

Als die Grünhaarige die Wohnung verlassen hatte, gesellte sich Izuku zu Hitoshi, der es sich zwischenzeitlich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte. Dieser hielt seinen Bauch nachdem er ein knurrendes Geräusch von sich gegeben hatte.
 

„Boar, habe ich einen Kohldampf.“
 

„Ich auch Hitoshi, sollen wir uns eine Pizza bestellen? Nach dem heutigen Tag haben wir uns diese herzlichst verdient, findest du nicht?“
 

Die sonst so müden Augen strahlten den Grünhaarigen, der vor ihm auf dem Boden saß, an.
 

„Oh ja, du bist meine Rettung, Kleiner!!! Pizza Hawaii bitte.“
 

Auch Toki hatte sich angemeldet. Er wollte ursprünglich auch helfen, war familiär aber leider tagsüber verhindert. Der Schwarzhaarige hatte sich bereit erklärt die Pizza mitzubringen, da er direkt über einer Pizzeria wohnte. Nun saßen sie zu Dritt auf der Couch und genossen die heiße Pizza. Der Grünhaarige fühlte sich wohl. Endlich hatte er Freunde gefunden. Den restlichen Abend verbrachten sie damit, dass Izuku seine Nintendo Switch auspackte und sie nun gemeinsam Mario Kart 8 auf dem großen 50 Zoll Fernseher zockten. Izuku spielte Yoshi, Hitoshi übernahm Toad und Toki wählte Bowser.
 

„Verdammt, was soll das, Toki! Warum wirfst du auch mit Bananenschalen durch die Gegend? Dir müsste die Fahrerlaubnis entzogen werden!!“
 

„Oh was haben wir denn für ein Problem Hitoshi? Ist dein Pils gegen die Mauer gefahren? Das tut mir aber leid.“
 

„Ist das dein scheiß ernst, du hinterbelichtete Schildkröte? Wenn du auf dem Rücken liegst, kommst du gar nicht mehr hoch!“
 

„Versuch es doch du Gemüse auf zwei Beinen!“
 

„WIE WAR DAS!!!“
 

Izuku sah zwischen seinen beiden Klassenkameraden hin und her. Ein herzhaftes Lachen verließ seine Kehle. Er war einfach glücklich. In Hitoshi und Toki hatte er gute Freunde gefunden. Gemeinsam lachten sie noch bis spät in die Nacht. Der Grünhaarige genoss die Gesellschaft seiner beiden Klassenkameraden. Auch weil sie ihn von seinem Kummer ablenkten. Kurz bemerkte er ein Ziehen in seiner Brust. Er vermisste den Bunthaarigen. Zudem er an die kommende Woche dachte. Seine erste Woche in der Agentur. Die erste Woche, wo er Shoto täglich abends nach der Arbeit sehen sollte. Allein bei dem Gedanken schlug sein Herz wieder höher und eine Wärme flutete seinen Körper.
 


 

Als Izuku sich von seinen Kameraden verabschiedet hatte, schlenderte er allein durch die Wohnung, begab sich zur Balkontür, öffnete diese und trat auf den Balkon hinaus. Es herrschte eine sternklare Nacht. Kurz legte er seine Hand auf seinem Brustkorb ab und sah in die Ferne. Eine Windbrise wehte ihm durch die Haare. Kurz darauf vibrierte sein Handy. Als Izuku sein Handy aus der Tasche nahm, blitzte eine WhatsApp-Nachricht auf.
 

Shoto (0:55): Bist du noch wach?
 

Izuku (0.56): Ja, bin ich.
 

Kurz darauf klingelte sein Handy. Auf Izukus Gesicht schlich sich ein Lächeln als er abhob.
 

„Hey Shoto.“
 

„Guten Abend, na wie war dein Umzug? Ist alles gut verlaufen?“
 

„Ja, sicher. Ich hatte Hilfe von meiner Mum und Hitoshi. Schade, dass du nicht dabei warst.“
 

Der Grünhaarige nahm in der Hängematte Platz, die er draußen am Dach befestigt hatte, während der dem Weißrothaarigen weiter zuhörte. Dabei betrachtete er den Sternenhimmel.
 

„Ich bin so froh, wenn ich wieder zu Hause bin. Wenn du täglich fast 24 Stunden diesen störrischen Alpha um dich rum hast, dann musst du echt aufpassen, dass du nicht austickst. Ich wäre jetzt lieber ganz woanders.“
 

Izuku bemerkte die bedrückte Stimmung seines Anrufpartners. Vermisste Shoto ihn etwa auch? Kurz haderte der Grünhaarige mit sich selbst.
 

„In zwei Tagen hast du es ja geschafft. Dann bist du wieder da. Sollen wir dann mit dem Training beginnen?“
 

„Bevor wir mit dem Training anfangen, möchte ich erst mich vorher mit dir treffen. Geht bei dir Dienstag Morgen? “
 

Izukus Herz blieb kurz stehen. Shoto wollte bei ihm vorbeikommen?
 

„Izuku, bist du noch dran?“
 

„Ja, ja sicher. Entschuldige. Sehr gerne, ich würde mich freuen.“
 

„Dann bin ich ja beruhigt. Am Dienstag ist ja auch dein erster Arbeitstag. Da meine Klasse an diesem Tag keine Schule hat, werde ich auch in der Agentur sein. Du musst erst ab 10 Uhr im Büro sein, also könnte ich noch kurz bei dir vorbeischauen. Geht bei dir 8 Uhr?“
 

Ein Lächeln schlich sich auf Izukus Gesicht. Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer.
 

„Alles klar, Shoto. Sicher das passt. Wir sehen uns dann am Dienstag. Schlaf gut.“
 

„Danke, wünsche ich dir auch. Bis Dienstag.“
 

Izuku legte daraufhin das Handy neben sich. Er konnte es kaum erwarten den Größeren endlich wiederzusehen. Am Dienstag ging es endlich los. Als der Grünhaarige einen Blick auf den Kalender warf, seufzte er aus. Diesen Tag hätte er doch bei der ganzen Aufregung beinahe vergessen.
 

Am Dienstag war der 15. Juli, sein Geburtstag.

Part XIII – Happy Birthday

Am besagten Morgen war Izuku früh aufgestanden und hatte die Wohnung aufgeräumt. In aller Frühe schaltete er seinen Fernseher an und startete die MusicApp. Mit Wedel und Staubsauger gewappnet, huschte er durch die ganze Wohnung. Zufrieden sang er mit und tanzte rhythmisch zu der Melodie mit. Seine Freude war riesig und er fühlte sich als ob er Bäume ausreißen könnte. Danach deckte der Kleinere den Tisch, schob die Brötchen in den Backofen und schaute dabei gleichzeitig auf die Küchenuhr, die über der Tür hing. Es war bereits 07.45 Uhr.
 

Schnell rannte er zum Schlafzimmerschrank und zog sich sein grau kariertes Hemd an. Danach begab er sich ins Bad und machte sich soweit fertig. Als sein Blick hierbei auf sein Lederhalsband fiel als er den Kragen richten wollte, fiel ihm ein, dass seine Heat heute oder Morgen eintreten musste. Sachte umfuhr er das Halsband mit den Fingerkuppen und betrachtete sein Spiegelbild. Kurz schluckte er bei dem Gedanken mit Shoto abends allein zu sein. Würde er es bemerken? Würde er die Nähe zulassen?
 

Wenn der Grünhaarige ehrlich zu sich selbst war, wollte er es sogar. Seit einigen Tagen schon träumte er immer wieder von diesem Moment. Dass er zusammen mit Shoto intim wurde. Dass Shoto ihn wählen würde. Izuku fühlte sich gedanklich hin und her gerissen. Schließlich hatten sie sich vor genau zwei Wochen das erste Mal geküsst, wurden inniger. Wer wusste schon wie das Ganze ausgegangen wäre, wenn sie keinen Termin gehabt hätten? Auf der anderen Seite kannte er den Alpha erst zwei Monate, war es dann nicht schon etwas zu früh? Gab es überhaupt diese Liebe auf den ersten Blick?
 

Wieder machte sein Herz einen freudigen Hüpfer. Ihm wurde innerlich so warm. Die Schmetterlinge flogen erneut in seinem Bauch hin und her. Er schwebte auf Wolke 7. Ein Seufzen entwich aus seiner Kehle. Warum musste bloß alles so kompliziert sein? Als er ein Klopfen vernahm, rannte er rasch zur Tür und öffnete diese. Wiesengrüne Augen trafen wieder auf das heterochrome Augenpaar.
 

„Guten Morgen, Izuku, darf ich reinkommen?“
 

„Hallo Shoto, ja sicher komm herein.“
 

Kurz schauten sie sich einfach nur an, ehe Shoto hineintrat und die Tür hinter sich schloss. Izuku blieb vor ihm stehen und schaute zu Boden. Er war so aufgeregt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Kurz darauf spürte er, wie eine Hand sein Kinn umfasste und sein Gesicht anhob, sodass er wieder in das Gesicht des Größeren blickte. Seine Augen strahlten Sehnsucht und Freude aus. Kurz biss sich der Grünhaarige auf die Unterlippe, ehe er an den Größeren herantrat und erneut seine Lippen mit seinen versiegelte. Er konnte nicht mehr, er wollte diesen Alpha so sehr. Sein ganzer Körper schrie nach ihm. Kurz schlich sich Unsicherheit in seine Glieder, allerdings waren diese je vergessen, als der Weißrothaarige ihn hochhob und ihn mit dem Rücken gegen die Tür presste. Den Kuss unterbrach er nicht, sondern forderte die Lippen des Kleineren noch mehr ein. Dabei positionierte Shoto ein Bein zwischen den Beinen des Kleineren. Ein Keuchen entkam aus Izukus Kehle. Wieder war da dieses Feuer, diese Leidenschaft. Und schon wieder blieb ihnen nicht viel Zeit. Als sie sich voneinander lösten, schauten sie sich tief in die Augen. Shoto legte daraufhin seine Stirn gegen Izukus und schloss daraufhin genüsslich die Augen.
 

„Ich hab dich vermisst, Izuku.“
 

Der Grünhaarige sah ihn geschockt an. Er hatte ihn also auch tatsächlich vermisst? Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Zärtlich blickte er wieder in das unterschiedliche Augenpaar. Eine Hand wanderte an die linke Wange des Weißrothaarigen.
 

„Ich dich auch, Shoto. Willkommen zurück.“
 

Daraufhin nahm der Grünhaarige die Hände des Größeren und führte ihn in die Küche. Dort angekommen, stieg ein verbrannter Geruch in Izukus Nase.
 

„Oh nein! Verdammt!!“
 

Schnell löste sich Izuku von Shoto und rannte zum Backofen. Als er diesen öffnete, kam ihm schwarzer Rauch entgegen. Der Weißrothaarige rannte zum Fenster und öffnete dieses. Verzweifelt holte der Grünhaarige das Blech aus dem Ofen und sein Blick wurde betrübt.
 

„Die armen Brötchen….“
 

Shoto kniete sich zu ihm runter und nahm ihm das Blech aus der Hand. Sein Atem reichte ihm bis in den Nacken. Izuku lief es eiskalt den Rücken hinunter. Seine Begierde wurde immer stärker.
 

„Es ist alles gut, wenn du willst, gehe ich schnell zum Bäcker um die Ecke und kaufe welche.“
 

Dankbar sah der Grünhaarige den Größeren an und nickte. Was würde er bloß ohne den Bunthaarigen machen? Das gemeinsame Frühstück war gerettet.
 

Eine halbe Stunde später saßen sie am Küchentisch und frühstückten gemütlich zusammen. Sie redeten über die unterschiedlichsten Themen. Shoto berichtete von seiner Dienstreise und dass er am liebsten nachts abgehauen wäre. Es waren harte Tage für den Bunthaarigen. Izuku hörte ihm aufmerksam zu und genoss währenddessen sein belegtes Brötchen. Dabei warf er mehrmals einen Blick auf die Küchenuhr. Ihnen blieb noch eine halbe Stunde ehe sie sich auf den Weg in die Agentur machen mussten. Nachdem sie fertig waren, räumte Izuku alles weg während Shoto das Geschirr spülte. Danach machten sie sich auf den Weg zur Agentur.
 


 


 


 

„So aufgepasst. Das hier ist Izuku. Er wird für die nächsten drei Jahre sein Studium hier absolvieren. Also seid nett zu ihm. Ich will keine Klagen hören. Falls dennoch etwas sein sollte, findet ihr mich in meinem Arbeitszimmer.“
 

Endeavor stand prachtvoll hinter Izuku und klopfte dem Kleineren mehrmals auf die Schulter. Der Grünhaarige schluckte kurz als er den Druck auf seinen Schultern spürte. Dieser Alpha war eine Klasse für sich. Er war definitiv nicht von dieser Welt. Hilfesuchend wand der Kleinere seinen Blick zu Shoto, der vor ihm bei den anderen Mitarbeitern stand. Dieser nickte ihm daraufhin lächelnd zu. Sofort ließ die innere Anspannung nach. Danach wurde dem Grünhaarigen sein Büro gezeigt. Gemeinsam mit Shoto trat er in das Zimmer und sah sich derweil um. Überall standen Pflanzen, die dem Raum eine beruhigende Atmosphäre gaben. Izuku war überwältigt.
 

„Und? Kannst du es 3 Jahre hier mit mir aushalten?“
 

Der Grünhaarige sah daraufhin zu seinem Gegenüber und funkelte ihn an.
 

„Soll das etwa eine Herausforderung sein, Shoto?“
 

Grinsend stellte sich der Weißrothaarige vor ihn, griff nach seiner Krawatte und zog ihn zu sich. Nun waren sich ihre Gesichter wieder nah. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast. Die wiesengrünen Augen verloren sich daraufhin wieder in dem zweifarbigen Augenpaar. Kurz biss sich Izuku auf die Unterlippe. Der Weißrothaarige hingegen hob seine Hand und begutachtete den Hals des Kleineren. Izuku zuckte zusammen als der Alpha ihn am Nackenbereich berührte.
 

„Du stehst kurz vor deiner Heat, oder?“
 

Der Kleinere ließ seinen Kopf sinken und nickte beschämt mit dem Kopf. Obwohl er sein Halsband trug und Shoto das Metalarmband, konnten sie einander riechen. Er spürte das Verlangen, das nach und nach in ihm hochkam. Allerdings hielt es sich in Grenzen, sodass er im Alltag keine Einschränkungen hatte. Der Größere bemerkte die angespannte Atmosphäre und ergriff die Hände des Grünhaarigen.
 

„Denk nicht so viel darüber nach. Komm ich zeig dir hier noch alles.“
 

„O..ok.“
 

Gemeinsam machten sich die Beiden auf den Weg. Shoto führte ihn durch die Agentur und stellte den Grünhaarigen den einzelnen Mitarbeitern vor. Die Mitarbeiter waren sehr freundlich und nahmen den Kleineren direkt in der Gruppe auf. Die anfängliche Besorgnis war nach dem ersten Tag schon dahin. Ihm wurde die Bibliothek gezeigt, ebenso der Serverraum und der IT-Bereich. Als man ihm dort auch noch Schokokekse anbot, war es komplett um den Kleineren geschehen. Danach begaben sie sich zur Kantine, die im Erdgeschoss der Agentur lag. Das Essen war vorzüglich. Gemeinsam mit seinen neuen Arbeitskollegen verbrachte Izuku eine gemütliche Mittagspause. Der Weißrothaarige stand gerade noch an der Essensausgabe, als er von hinten umarmt wurde.
 

„Mensch Shoto, du Glückspils. Der Kleine hier ist ja sowas von anbeißend.“
 

Irritiert sah der Weißrothaarige den Silberhaarigen hinter sich an. Er war im selben Alter wie der Bunthaarige und ebenfalls ein Alpha. Allerdings war er schon an einen Omega vergeben.
 

„Was willst du mir damit sagen, Tsuchi.“
 

„Na hör mal. Er ist niedlich, hat ein helles Köpfchen und scheint ein großes Herz zu haben. Ihr würdet perfekt zueinander passen. Außerdem merkt man die heißen Hormone zwischen euch hin und her hüpfen. Läuft da etwa was zwischen euch?“
 

Der Weißrothaarige griff nach der Soba-Schüssel. Er war mit Tsuchi schon seit Kindheit befreundet. Er wusste von seiner sexuellen Richtung und hatte bis jetzt immer hinter ihm gestanden. Seufzend sah er hoch zur Decke.
 

„Jetzt sag schon, Shoto. Spann mich nicht auf die Folter.“
 

Ein hämisches Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Bunthaarigen. Kurz darauf legte er seine rechte Hand auf dessen Schulter.
 

„Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Ich genieße und schweige, mein Freund.“
 

„Hää?? Nein Todoroki, das ist gemein. Lass mich doch nicht so im Dunkeln tappen. Hey.“
 

Der Weißrothaarige winkte ihm zum Abschied und gesellte sich zu Izuku, der ihm daraufhin Platz machte. Neugierig beäugte dieser den Größeren, der daraufhin genüsslich seine Soba verspeiste.
 

„Alles klar bei dir Shoto?“
 

„Ja, ja sicher.“
 

„Warum strahlst du denn so, ist was passiert?“
 

„Ach… nichts besonderes.“
 


 


 

Den restlichen Nachmittag verbrachte Izuku mit dem Softwareprogramm. So ganz konnte er sich nicht mit dem Programm anfreunden. Es würde noch eine ganze Zeit dauern bis er mit der Organisation und den Auswertungsfunktionen zurechtkam. Plötzlich klingelte sein Telefon. Irritiert griff der Grünhaarige zum Hörer und hob ab.
 

„Agentur Endeavor, Midoriya, wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
 

„Izuku, na endlich erreiche ich dich mal!“
 

Vor Schreck hätte Izuku beinahe den Hörer fallen lassen.
 

„Mum? Wie bist du an diese Nummer gekommen? Ja entschuldige, ich habe mein Handy lautlos in der Tasche.“
 

Verlegen kratzte sich der Grünhaarige am Kopf. Shoto, der genau gegenüber von ihm saß, sah von seinem Bildschirm hoch und hob fragend eine Augenbraue. Da die Stimme der Grünhaarigen nicht zu überhören war, versuchte sich der Weißrothaarige wieder seinen Hausaufgaben zu widmen.
 

„Na hör mal. Die Durchwahl hatte ich von Endeavor persönlich bekommen. Aber egal, jetzt bist du ja endlich dran. Es tut mir so leid, Izuku. Ich wollte eigentlich heute Abend vorbeikommen und mit dir auf deinen Geburtstag anstoßen, aber mein Arbeitgeber hat mir eine Sonderschicht zugeteilt, die ich leider nicht ablehnen kann. Ich bin so eine Rabenmutter.“
 

Der Weißrothaarige hielt augenblicklich inne. Seine Augen weiteten sich.
 

„Ach nicht doch Mama. Ich habe heute noch mein Training, daher weiß ich gar nicht wann ich nach Hause komme. Also mach dir keinen Kopf. Das holen wir die Tage nach.“
 

Der Größere versuchte sich nichts anmerken zu lassen und tat so als ob er nichts gehört hätte. Als Izuku das Telefonat beendet hatte, widmete er sich wieder seinem Monitor und wischte mit dem Finger hin und her. Der Bildschirm war mit einer Touch-Screen-Funktion ausgestattet. Da Izuku mit so einer fortgeschrittenen Technik nicht vertraut war, verbrachte er den Rest des Nachmittags damit sich mit den unterschiedlichen Funktionen vertraut zu machen. Gleichzeitig zog er sein neues Notizbuch hervor und schrieb sich verschiedene Dinge auf. Shoto sah dabei mehrmals heimlich zu ihm, wie der Grünhaarige im Schneidersitz dasaß und grübelte. Den Minenbleistift hatte sich der Kleinere dabei hinters Ohr geklemmt. Ein Lächeln zierte das Gesicht des Weißrothaarigen und schüttelte dabei den Kopf. Dieser kleine Omega war echt eine Nummer für sich.
 


 


 


 

Am Abend verließen sie zusammen die Agentur und machten sich auf den Heimweg. Shoto schritt voraus und Izuku folgte ihm.
 

„Wo genau trainieren wir denn, Shoto?“
 

Der Größere drehte sich zu dem Kleineren um und sah diesen eindringlich an.
 

„Trainieren? Ich habe eine andere Idee.“
 

Irritiert hob Izuku eine Augenbraue und sah sein Gegenüber fragend an.
 

„Aber dein Vater sagte doch, dass du mit mir abends trainieren sollst. Wird er nicht böse werden?“
 

Kurz darauf blieb Shoto stehen, sodass Izuku ebenfalls anhalten musste. Beinahe wäre er in den Alpha hineingelaufen. Plötzlich griff Shoto nach seiner Hand und schlenderte mit ihm durch die Gassen. Izuku versuchte Schritt zu halten und stolperte teilweise hinter ihm her. Der Weißrothaarige hatte ein schnelles Tempo drauf und beschleunigte dieses. Izuku musste schon rennen um mit ihm Schritt halten zu können. Als sie schließlich vor dem Mehrfamilienhaus stehen blieben, schaute Izuku seinen Nachbarn unsicher an.
 

„Warum sind wir nun bei mir zuhause?“
 

„Ich habe eben noch mit meinem alten Herrn geredet. Ich sagte ihm, dass ich dir heute noch etwas in Heldeninformatik zeigen werde und es sehr spät werden würde. Allerdings habe ich andere Pläne. Was mein alter Herr nicht weiß, macht ihn nicht heiß, oder?“
 

Geschockt sah Izuku Shoto, der ihm gerade zugezwinkert hatte, an und schluckte schwer. Irgendwas war anders, der Bunthaarige benahm sich seit dem Mittagessen anders als sonst.
 

//Hab ich was verpasst??//
 

Als sie die Treppen hinaufstiegen und die Wohnung des Grünhaarigen betraten, sperrte der Weißrothaarige hinter ihnen ab. Danach stellte er sich press hinter den Grünhaarigen und zog ihn von hinten in eine innige Umarmung. Izukus Herz klopfte daraufhin wieder stärker gegen seinen Brustkorb. Ein Keuchen entwich seinen Lippen, als Shoto zaghaft seine Halsbeuge küsste. Ein Kribbeln durchfuhr den Kleineren. Sein Körper begann zu zittern. Langsam arbeitete sich der Weißrothaarige nach oben bis er an seinem Ohrläppchen hängenblieb. Zärtlich biss er in dieses hinein.
 

„Happy Birthday… Izuku“.
 

Die Augen des Kleineren weiteten sich. Schwer schluckte er. Woher wusste der Weißrothaarige, dass er heute Geburtstag hatte. Hatte er deswegen seinen alten Herrn angelogen?
 

„Woher…“
 

„Deine Mutter war nicht zu überhören. Tut mir leid, dass ich mitgehört hatte.“
 

Ein Lächeln schlich sich auf Izukus Gesicht. Er drehte sich daraufhin zu dem Weißrothaarigen um und nahm dessen Hände in seine eigene. Ein Glücksgefühl überkam den Kleineren.
 

„Ich danke dir, Shoto. Soll ich uns was kochen? Auf was hättest du denn Lust?“
 

Kurz überlegte der Weißrothaarige, ehe sich ein hämisches Grinsen auf sein Gesicht schlich. Zärtlich zog er den Kleineren zu sich und flüsterte in sein Ohr.
 

„Am liebsten dich..“
 

Izuku hielt die Luft an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Schluckend sah er zu dem Bunthaarigen hoch, der ihn lächelnd ansah. Bei dem Anblick schmolz sein letzter Funke an Selbstbeherrschung dahin. Der Grünhaarige biss sich auf die Unterlippe. Plötzlich spürte er wieder dieses Verlangen in seinem Innern hochsteigen. Wie ein Meeresfeuer breitete es sich in seiner unteren Körperregion aus. Es war gedämmt, aber Izuku nahm sie wahr, seine Heat. Sein Herz pochte gegen seinen Brustkorb und seine Atmung nahm an Schnelligkeit zu. Kurz hielt er inne, senkte seinen Blick und schluckte schwer.
 

„Ich habe meine Heat, Shoto. Ist es nur deswegen?“
 

Kurz trat Stille ein. Erneut wanderte Shotos Hand unter Izukus Kinn und hob dieses hoch. Sachte schüttelte der Größere daraufhin seinen Kopf.
 

„Ich trage doch mein Metalarmband. Ich spüre sie zwar, aber meine Hormone geraten nicht in Wallung, somit habe ich mich unter Kontrolle. Ich hatte dir doch gesagt, dass sich mein innerer Alpha zu dir hingezogen fühlt. Als ich die letzten Tage von dir getrennt war, habe ich gemerkt, wie sehr ich dich begehre, Izuku. Du warst der Erste, der in mir nicht dieses Monster gesehen hat. Deine Worte hatten mich glücklich gemacht.“
 

Er nahm die Hand des Kleineren und legte sie erneut an seine Wange. Die selbe Geste, die Izuku vor zwei Wochen vor ihm gezeigt hatte. Diese Zuneigung. Izukus Herz schlug ihm inzwischen bis zum Hals. Das Kribbeln in ihm nahm immer mehr zu. Kurz hielt er inne. Sollten sie es wagen?
 

„Ich begehre dich ebenfalls, Shoto. Sehr lange schon. Ich bin erleichtert, dass es nicht einseitig bedingt ist.“
 

Daraufhin schloss Izuku seine Augen und lehnte seinen Kopf gegen den Brustkorb des Größeren, der ihn schließlich im Brautstyle hochhob. Behutsam trug Shoto ihn zu seinem Bett und legte ihn auf der Matratze ab. Er ging vor Izuku auf die Knie und zog ihm seine Schuhe aus, die er dann zusammen mit seinen eigenen auf die Schuhablage neben der Tür hinstellte. Der Grünhaarige krallte sich ungeduldig in sein Bettlacken und beobachtete den Weißrothaarigen, der sich daraufhin zu ihm gesellte und neben ihm Platz nahm. Kurz darauf nahm Shoto die Hand des Kleineren.
 

„Bist du sicher, dass du es auch willst, Izuku?“
 

Der Grünhaarige biss sich erneut auf die Unterlippe. Dann griff er nach dem rechten Handgelenk seines Nachbarn und schaute ihm tief in die Augen.
 

„Ich will dich, Shoto. Allerdings …“, er berührte das Metallarmband und bewegte es hin und her:,“…will ich keine Einschränkung zwischen uns haben.“
 

Die Augen des Weißrothaarigen weiteten sich.
 

„Du willst die Bänder abnehmen? Bist du dir da wirklich 100%ig sicher? Was ist, wenn etwas schief geht?“
 

Bevor Shoto sich in Rage reden konnte, spürte er wieder die wärmende Hand auf seinen Lippen. Izuku sah ihn zärtlich an und fuhr ihm sachte mit seinem Daumen über seine Haut.
 

„Ich vertraue dir Shoto. Außerdem sind wir noch bei Sinnen, wir wissen was wir tun.“
 

Schwer schluckte der Weißrothaarige ehe er seinen Blick sinken ließ. Es dauerte fast eine Minute, ehe der Größere nickend zustimmte und wieder in das wiesengrüne Augenpaar vor ihm sah. Die Blicke, die sie sich zuwarfen, sprach Bände.
 

Ihre brennende Leidenschaft war kurz davor zu entfachen.

Part XIV – Together with you

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Part XV – Emotions I

Der Morgen danach war für Izuku eine wahre Herausforderung. Als der Kleinere Vogelgezwitscher vernahm, öffnete er seine Augen und richtete sich langsam auf. Er war immer noch nackt. Müde rieb er sich die Augen und ließ seinen Blick durch sein Zimmer gleiten. Es war alles ordentlich bis auf die Tatsache, dass seine Kleidung noch auf dem Boden verstreut lag. Ein Blick auf den Wecker neben ihm verriet, dass es erst 6 Uhr morgens war. Izuku musste erst um 9 Uhr in der Agentur sein. Ein Gähnen überkam den Grünhaarigen, woraufhin er sich wieder zurück in die Matratze fallen ließ. Alle Viere von sich gestreckt, sah er die Decke über sich an. Ein Seufzen entwich aus seinen Lippen. Er wusste nicht wie lange er mit Shoto am Vorabend noch im Bett gelegen hatte. Zärtlichkeiten austauschten und einfach einander so nah waren. Diese Wärme, die ihn umgab. Leider konnte der Weißrothaarige nicht über Nacht bleiben. Sehr zu Izukus Leidwesen. Er hätte Shoto am liebsten gar nicht mehr gehen lassen. Dass der Bunthaarige ihn gematet hatte, war für Izuku immer noch surreal. Dass er ausgerechnet ihn erwählt hatte. Dass sie nun auf ewig miteinander verbunden waren.
 

Was wohl Endeavor dazu sagen würde? Schwer schluckte der Kleinere bei dem Gedanken. Ob der Flammenheld ihnen Steine in den Weg legen würde? Der Grünhaarige wusste nur eins, es war die richtige Entscheidung gewesen. Er hatte in dieser Nacht seinem Herz die Führung überlassen und es hatte ihm das schönste Ereignis beschert. Er bereute nichts von alle dem. Im Gegenteil, er fühlte sich so energiegeladen wie noch nie.
 

Langsam richtete der Grünhaarige sich auf und stellte sich unter die Dusche. Das warme Wasser prasselte auf ihn herab. Izuku genoss die Wärme, die über seinen Rücken lief und schloss seine Augen. Die Erinnerungen des Vorabends kamen ihm wieder ins Gedächtnis. Vorsichtig berührte er seinen Nacken. Ein leichter Schmerz durchzog seinen Körper. Shoto hatte echt heftig zugebissen. Eine Gänsehaut überkam ihn als er an die zärtlichen Berührungen dachte und wie nah sie einander waren. Wie sie verbunden waren. Sein Herz schlug wieder schneller. Wenn Izuku dachte, dass es nun nicht mehr schlimmer werden konnte, dann hatte er sich gewaltig geirrt. Jetzt wo er wusste, dass der Bunthaarige sein Alpha war, war sein Verlangen noch größer. Wollte ihn am liebsten die ganze Zeit um sich herum haben. Von ihm vereinnahmt werden. Ein Seufzen drang durch seine Kehle. Kurz fasste er sich an die linke Brust und stellte sich gegen die kalten Fliesen und legte seinen Hinterkopf dagegen. Das Wasser lief an seinen Wangen herunter, bahnte sich seinen Weg an seinem Körper hinab.
 

Nach der Dusche stand er vor dem Spiegel, der durch die Wärme und Feuchtigkeit beschlagen war, und wischte mit der Hand drüber. Als Izuku sein Spiegelbild betrachtete, widmete er seine Aufmerksamkeit dem Nacken. Die Bisswunde war gut erkennbar.
 

//Verdammt so kann ich doch nicht in der Agentur erscheinen… Was mache ich bloß?//
 

Hilfesuchend sah sich der Grünhaarige um. Zuerst zog er sein Halsband nochmal an. Er hatte gestern mit Shoto besprochen, dass sie das Ganze erst mal für sich behalten. Izuku war schließlich erst seit einem Tag in der Agentur seines Vaters und es sei zu früh die Bombe jetzt schon platzen zu lassen. Eine Ausnahme waren Freunde, aber auch nur, wenn sie dies ebenfalls für sich behielten. Aber in der Agentur und in der U.A. sollte alles so sein wie vorher auch. Izuku war mit dem Vorschlag einverstanden. Sie wollten es langsam angehen lassen.
 

Schnell stellte sich der Grünhaarige eine Teekanne auf und öffnete die Balkontür. Ein frischer Windhauch wehte durch sein Gesicht. Er griff daraufhin nach seinem Yukata und trat nach draußen. Die Sonne ging bereits am Horizont auf und tauchte die Landschaft in ein tiefes rot-orange. Einen Moment ließ Izuku das Landschaftsbild auf sich wirken, ehe er wieder in die Küche trat und sich schwarzen Tee zubereitete. Danach schritt er wieder nach draußen und nahm auf der Hängematte Platz. Genüsslich trank er seinen Tee aus und machte sich danach fertig. Kurz bevor er die Wohnung verließ, griff er nach seinem grünen Schal und band sich diesen um. Obwohl er schon ein Hemd trug, dessen Kragen die Wunde überdeckte, war Izuku lieber auf der sicheren Seite.
 


 

Als der Grünhaarige die Agentur erreichte, wurde er bereits von allen Mitarbeitern freudig begrüßt. Gut gelaunt schritt der Kleinere voran. So konnte der Morgen schon gut anfangen. Zufrieden betrat Izuku sein Büro und widmete sich seinem PC. Ein Klopfen erregte nach wenigen Minuten seine Aufmerksamkeit.
 

„Ja, herein?“
 

„Guten Morgen Izuku.“, es war der Silberhaarige, der daraufhin durch die Türschwelle trat.
 

„Oh hallo… ehm.. es tut mir leid, Ich habe es nicht so mit Namen.“, verlegen kratzte sich der Grünhaarige am Hinterkopf.
 

„Kein Grund panisch zu werden, ich bin Tsuchi. Shoto hat mir schon einiges von dir erzählt“, der Silberhaarige nahm gegenüber von dem Kleineren Platz.
 

„Ach hat er das, ja?“, verlegen ließ Izuku seinen Blick sinken und schob sich den Schal noch höher. Der Silberhaarige kicherte kurz und legte daraufhin seinen Kopf schief.
 

„Ja, so kenne ich ihn gar nicht. Du musst wissen ich bin sein bester Freund. Es freut mich, dass er in dir wohl einen guten Freund gefunden hat. Ach ja…Warum trägst du überhaupt einen Schal, wir haben Sommer. Ist es nicht zu warm dafür?“
 

„Ach nein, ich bin eine kleine Frostbeule. Ich habe immer kalt. Deswegen.“
 

//Puh… bitte frag nicht weiter nach….//
 

„Bei Shotos Spezialität kein Wunder. Immerhin braucht ihr keine Klimaanlage, das ist der Vorteil im Sommer. Aber er hat auch eine feurige Seite. Vor allem im Winter ist sie sehr praktisch. Also müsste das Klima hier im Büro ausgeglichen sein, findest du nicht auch?“
 

Schamröte schoss Izuku augenblicklich ins Gesicht und schluckte daraufhin schwer.
 

//Oh ja, diese feurige Seite habe ich die Nacht hautnah vernommen~ Izuku reiß dich zusammen//
 

An was dachte er denn da bitte? Warum schossen ihm wieder die Bilder vom Vorabend ins Gedächtnis? Kurz darauf klatschte sich Izuku beide Handflächen ins Gesicht. Sein Gegenüber hob fragend eine Augenbraue nach oben.
 

„Alles klar bei dir? Du wirst auf einmal so rot?“
 

„Ehm.. ja sicher… alles gut. Ehm Tsuchi tut mir leid, aber ich muss noch meinen Bericht von gestern fertig schreiben.“
 

„Oh ja, klar sicher kein Problem. Ich lass dich dann wieder allein“, der Silberhaarige erhob sich, lächelte und verließ daraufhin das Büro. Erleichtert ließ sich Izuku zurück in seinen Stuhl sinken als die Tür wieder ins Schloss fiel.
 

//Puh… das war knapp//
 


 


 

In der Mittagspause saß er mit den Anderen zusammen am Mittagstisch. Er schrieb gerade mit Hitoshi und Toki in WhatsApp. Der Schwarzhaarige hatte eine Gruppe gegründet wodurch er und Hitoshi den Grünhaarigen auf dem aktuellsten Stand hielten. Gerade hatten sie Englisch und Present Mic war mal wieder in seinem Element.
 

Hitoshi (12:15): Izuku komm bitte wieder so schnell wie möglich zurück, den Wahnsinn hier halt ich nicht aus…..
 

Izuku (12:16): Was ist es so schlimm inzwischen?
 

Toki (12:17): Frag nicht… ich bekomme Kopfschmerzen. Er schreit und schreit.. das hält man ja im Kopf nicht aus….
 

Hitoshi (12:18): Wie Recht du hast… wie kann man nur so ein lautes Stimmorgan haben? Furchtbar… by the way… wie läuft es in der Agentur?
 

Izuku (12:20): Ach alles gut. Sie sind alle hier super nett.
 

Toki (12:21): Das ist schön zu hören, du musst uns unbedingt am Freitag alles berichten
 

Hitoshi (12:22). Was zocken wir diesmal? Soll ich Zelda mitbringen? Ich hätte auch noch Jump Force im Angebot -^.^-
 

Toki (12:23): Was das neue Jump Force? Wie super cool. Ich nehm dann Son-Goku. Super-Saiyajin an die Macht!!
 

Hitoshi (12:24): … Aber sonst geht es dir noch gut, ja? <.<“
 

Izuku (12:26): Bring einfach alles mit. Übernachtet ihr dann auch bei mir? Ich hab leider nur ein Schlafsofa. Jemand von euch müsste noch eine aufblasbare Matratze mitbringen. So ich muss wieder los. Meine Pause ist gleich um.
 

Hitoshi (12:28): Alles klar Kleiner, bekommen wir hin. Sicher doch! Es wird eine lange Nacht werden. Bist du dabei Toki? Ich besorg die Tage noch Süßes und Knabberzeug. Sagen wir 19 Uhr?
 

Toki (12:30): Worauf du dich verlassen kannst. Ich bring die Matratze mit.
 

Izuku (12:30): Super, dann bis Freitag 😊 19 Uhr passt.
 

Gut gelaunt packte Izuku sein Handy wieder zurück in die Hosentasche. Er freute sich auf Freitag. Endlich seine Freunde wiederzusehen. Etwas was er all die Jahre nicht hatte. Izuku muss zugeben, in den Beiden hatte er super Zockerkumpel gefunden.
 

//Das wird episch..//
 


 

In zwei Stunden hatte Shoto ebenfalls Schulschluss. Sein Herz hüpfte wieder freudig. Er konnte es kaum erwarten bis sein Alpha wieder bei ihm war. Seine Freude war riesig. Kurz bevor der Grünhaarige wieder in sein Büro gehen wollte, wurde er von dem Flammenheld persönlich aufgehalten. Er hatte nicht mitbekommen, dass der Alpha bereits hinter ihm stand. Seine Dominanz ließ den Kleineren erneut erzittern.
 

„Izuku, komm in mein Büro, sofort!“
 

Ein Schreck durchfuhr seine Glieder. Er sah seitlich zu dem Helden hoch. Was wollte er bloß von ihm? Hatte er das mit ihm und Shoto etwa herausgefunden? Schwer schluckte der kleine Omega. Zitternd folgte er dem Alpha und betrat sein Büro. Zum Erstaunen war er nicht allein.
 

„Ah, du musst der Wunderjunge sein, oder?“
 

Izuku stand wie angewurzelt dar, vor ihm stand er wirklich, der Held der Helden. In Fleisch und Blut. Konnte das sein?
 

„All… All Might? Wieso?“
 

Der blonde Held kam grinsend auf ihn zu und streckte ihm seine Hand entgegen, die der Grünhaarige freudig entgegennahm. Er konnte sein Glück kaum fassen.

//oh kami, kneif mich bitte. All Might schüttelt gerade meine Hand *___*//
 

„Haha, ja der bin ich. Du musst dich nicht genieren. Du musst der junge Midoriya sein, habe ich Recht? Endeavor hat mir schon einiges von dir berichtet. Sollst ein sehr helles Köpfchen sein.“
 

„Ehm, ja, danke… aber wieso sind Sie hier? Ist was passiert?“
 

Irritiert blickte der Kleinere in die Richtung von Endeavor, der auf seinem Stuhl Platz nahm und eine Mappe aus der Schublade rausnahm. Seine Miene war angespannt. Irgendetwas war nicht in Ordnung, das konnte der Grünhaarige spüren.
 

„Und wie wir ein Problem haben. Schau dir das mal bitte an.“
 

Izuku schluckte schwer. Wenn All Might und Endeavor zusammen agierten, muss etwas Schwerwiegendes passiert sein. Er trat an den Schreibtisch heran und nahm die Mappe in die Hand. Schwer schluckte er, ehe er die Mappe aufschlug. Es handelten sich um Textansammlungen. Verschiedene Bilder, wohl Nahaufnahmen von Augenzeugen. Izuku blätterte durch die Seiten und legte seine Stirn in Falten.
 

„Ein Schurke nehme ich an.“
 

Der Flammenheld richtete sich daraufhin auf und stellte sich vor den Grünhaarigen, der immer noch in den Medientexten vertieft war.
 

„So sieht´s aus Izuku. Der Heldenmörder ist wieder auf dem Vormarsch. Wir wissen nicht was er diesmal im Schilde führt. Er war einige Jahre abgetaucht und nun ist er vor einigen Tagen wieder in der Nachbarstadt aufgetaucht. Aktuell liegt Ingenium im Krankenhaus und kämpft um sein Überleben. Es hat ihn sehr schlimm erwischt. Auf die Folgeschäden bleibt abzuwarten.“
 

„Was Ingenium?“, die Augen des Grünhaarigen weiteten sich. Er kannte den Superhelden, er war sehr beliebt und noch recht jung. All Might, der sich ebenfalls noch im Raum befand, gesellte sich nun ebenfalls hinzu.
 

„Was wir über ihn wissen. Er führt scharfe Waffen bei sich. Alle Opfer hatten die schlimmsten Verletzungen. Hauptsächlich hat er es auf Helden abgesehen. Einige erlagen ihren Verletzungen, andere wiederum waren so schlimm verletzt, dass sie ihr Heldendasein aufgeben mussten. Wir wissen, dass er ein Nahkämpfer ist, aber über seine Spezialität wissen wir nichts.“
 

„Ich verstehe…“, Izuku zog sein Notizbuch hervor, rückte seine Brille zurecht und begann sich mehrere Informationen in Form von Stichpunkten aufzuschreiben. Dabei zog er sich einen Stuhl bei und nahm Platz.
 

„Izuku, das hier wird dein erstes Projekt sein. Nimm die Mappe, verschaff dir einen Überblick und versuche so viele Informationen wie möglich über ihn zu sammeln. Ich gebe dir zwei Tage Zeit. Am Freitag stimmen wir uns gegen 13 Uhr ab. Es geht erst mal rein um Informationsbeschaffung, mehr nicht.“
 

Der Grünhaarige blickte auf zu dem Flammenhelden und nickte. Kurz bevor er das Büro verließ, verbeugte er sich und begab sich auf dem Weg in sein Büro. Sein erster Fall stand an, nach nur einem Tag. Die Aufregung stieg in ihm auf. Er war Feuer und Flamme. Endlich konnte er sein Können unter Beweis stellen.
 


 

Am späten Nachmittag traf nun auch Shoto in der Agentur ein. Sie benahmen sich wie immer, wobei es Beiden schwer fiel die Finger von einander zu lassen. Sowohl für den Weißrothaarigen als auch für Izuku war es eine Herausforderung. Als Shoto die ersten Einzelheiten von Izukus Aufgabe erfahren hatte, ließ er ihn in Ruhe und beobachtete den Kleineren dabei wie dieser in seinem Element aufging. Er saß wieder zusammengekauert auf seinem Schreibtischstuhl, den Minenbleistift hinters Ohr geklemmt und sah sich die Unterlagen an. Shoto musste schmunzeln. So mochte er seinen kleinen Omega am Liebsten. Daraufhin widmete der Bunthaarige sich seinen eigenen Hausaufgaben. Allerdings überkam den Größeren ein seltsames Gefühl.
 


 

Als sich der Feierabend ankündigte, stand Izukus tägliches Training auf dem Plan. Heute kam er nicht drum herum. Sie befanden sich im Anwesen der Todoroki. Dort gab es einen extra Fitnessraum, den Endeavor den Beiden zur Verfügung stellte.
 

„Stell dich so hin.“, der Weißrothaarige trat hinter Izuku und positionierte ihn genau.
 

Izuku schluckte schwer. Nun wo sie wieder unter sich waren, machten sich wieder die Schmetterlinge in seinem Bauch breit. Es fiel ihm schwer sich auf das Training zu konzentrierten. Sein Alpha trug ein einfaches Shirt, dann auch noch in Weiß, was ihn unglaublich anziehend wirken ließ. Seine Muskeln kamen sehr gut zur Geltung. Izuku fiel es schwer den Blick abzuwenden.
 

„Genau so. Und jetzt fokussiere einen genauen Punkt“, Izuku wand seinen Blick wieder zu Shoto, der ihm ebenfalls tief in die Augen sah. Silber-Türkis traf auf Wiesengrün. Da war sie wieder diese angespannte Situation. Aber dennoch verspürte Izuku, dass etwas nicht stimmte, dass sein Alpha etwas beschäftigte.
 

„Shoto?“
 

„Hm?“
 

Der Grünhaarige sah seinen Alpha eindringlich an und trat vor ihn.
 

„Was ist los? Ist was passiert?“
 

Der Weißrothaarige schüttelte den Kopf und widmete sich wieder der genauen Position des Kleineren.
 

„Wir reden später drüber. Am Besten bei dir. Hier fühle ich mich nicht wohl. Jetzt tritt auf den Boxsack mit aller Kraft.“
 

Izuku sah sein Gegenüber traurig an. Er spürte, dass den Weißrothaarigen etwas beschäftigte. Was genau war passiert? Er spürte die Unruhe in seinem Alpha. Allerdings wand er sich nun ebenfalls seinem Training zu und tat wie ihm gehiesen.
 


 


 

Am späten Abend begleitete Shoto den Grünhaarigen nach Hause. Als sie die Wohnung betraten, nahm der Weißrothaarige auf dem Sofa Platz. Izuku ging zuerst in die Küche und bereitete Tee zu. Shoto beobachtete den Kleineren dabei wie er durch die Küche huschte und die Tassen aus dem Schrank nahm. Nach einigen Minuten kam er ins Wohnzimmer und nahm neben dem Größeren Platz.
 

„Was ist los Shoto, ich spüre doch, dass etwas nicht stimmt. Sag es mir bitte.“
 

Der Weißrothaarige rückte näher an Izuku heran und zog ihn in eine innige Umarmung. Izukus Herz machte einen freudigen Hüpfer. Er spürte allerdings, dass der Bunthaarige zitterte. Zaghaft hob Izuku seinen Arm legte seine Handfläche an Shotos Wange.
 

„Hey was ist denn los?“
 

Shoto hingegen vergrub sein Gesicht in Izukus Halsbeuge. Sein Atem sorgte für ein angenehmes Kribbeln auf der Haut.
 

„Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Seit gestern kann ich dir nicht fern bleiben. Die Nacht war so seltsam, allein ohne dich. Ich bin überfordert Izuku. Überfordert, weil ich diese Art von Emotionen von mir nicht kenne.“
 

Izukus Herz flatterte nun noch höher. Glücksgefühle durchströmten seinen Körper. So kannte er den Größeren nicht. Aber er kannte das Gefühl. Es ging ihm nicht anders. Izuku ließ sich zurückfallen und starrte die Decke an.
 

„Ich hab dich auch vermisst. Sehr sogar.“
 

Dennoch spürte der Grünhaarige, dass den Weißrothaarigen noch etwas anderes beschäftigte. Vorsichtig erhob sich der Kleinere und hauchte Shoto einen Kuss auf die Stirn.
 

„Hey, das war noch nicht alles gewesen, oder?“
 

Shoto erhob seinen Blick und sah seinen kleinen Omega vor sich an.
 

„Dir kann ich echt nichts vormachen, oder?“
 

Izuku schüttelte daraufhin den Kopf und ließ seinen Blick sinken. Behutsam legte er seine Hände auf die des Größeren.
 

„Wir sind verbunden Shoto. Ich spüre, wenn es meinem Alpha nicht gut geht. Genauso wie du meine Stimmung wahrnehmen kannst.“
 

Bestätigend nickte der Größere und zog den Kleineren wieder in eine tiefe Umarmung. Er war sehr kuschelbedürftig, das spürte Izuku.
 

„Ich habe Angst, Izuku. Nachdem du mir erzählt hast, dass du in den Fall mit dem Heldenmörder eingebunden wurdest, musste ich an Tenya denken.“
 

Izuku sah zu seinem Alpha hoch.
 

„Tenya?“
 

„Ja, er ist ein Klassenkamerad. Er war heute nicht in der Schule. Sein großer Bruder wurde wohl Opfer des Heldenmörders. Muss wohl am Wochenende bei einer gewöhnlichen Patrouille passiert sein“
 

„Was, meinst du Ingenium? Ich habe es heute von deinem Vater erfahren. Weiß man denn schon etwas genaueres?“
 

„Leider nein, aber…“, die Stimme des Weißrothaarigen wurde brüchig.“… was ist, wenn dir auch etwas passiert. Du sollst schließlich auch im Außendienst tätig sein. Klar ich gebe dir Selbstverteidigungsunterricht, aber… jetzt da ich mit dir verbunden bin, ich habe einfach so eine schreckliche Angst dich zu verlieren…Ich konnte sie damals schon nicht retten.. es reicht, dass ich sie schon verloren habe.“
 

Behutsam nahm Izuku Shotos Gesicht in seine Hände und legte seine Stirn gegen die seines Gegenübers. Dass sein Alpha Angst um ihn hatte. Es freute ihn innerlich. Dass jemand überhaupt an ihn dachte. Zärtlich streichelte er über den Rücken des Größeren.
 

„Du brauchst keine Angst um mich zu haben. Solange du in meiner Nähe bist, bin ich in Sicherheit. Außerdem soll ich eine Zusammenfassung für deinen Vater vorbereiten, von einem Außendienst war keine Rede… Aber wen meinst du mit „sie“?“
 

Kurz darauf zog der Größere den Kleineren erneut in eine innige Umarmung. Er zitterte erneut und Izuku spürte etwas Feuchtes an seiner Wange. Es waren Tränen. Die Augen des Kleineren weiterten sich. Weinte sein Alpha etwa? Was Izuku aber dann zuhören bekam, ließ sein Innerstes gefrieren.
 

„Meine Mutter..“

Part XVI – Emotions II

„Meine Mutter…“
 


 

Die Augen des Grünhaarigen weiteten sich, ein schmerzlicher Stich durchfuhr seinen Brustkorb. Was war mit ihr? Shoto hatte, seitdem sie sich kannten, kein einziges Wort über sie verloren. Behutsam legte Izuku seine rechte Hand an den Hinterkopf des Weißrothaarigen und streichelte diesen. Er konnte die Trauer spüren, die den Größeren übermannten. Eine ganze Weile verharrten sie in dieser Stellung. Shoto hatte seine Hände in sein Shirt gekrallt und zitterte weiterhin. Kurz hob Izuku den Kopf des Bunthaarigen um in dessen Gesicht sehen zu können. Er konnte die aufsteigenden Tränen in seinem verschiedenfarbigen Augenpaar sehen. Zaghaft berührte er die Wange des Größeren und wischte mit seinem Daumen über die tränenbenetzte Haut. Izuku wusste nicht was er sagen sollte, wie er reagieren sollte. Er wollte keine alten Wunden aufreißen. Er schwieg einfach und sah seinem Alpha tief in die Augen. Er wirkte in diesem Moment so verletzlich, so angreifbar. So kannte er den Bunthaarigen nicht. Der Grünhaarige realisierte, dass sein Alpha Zeit brauchte, es schien sich hier um ein sehr sensibles Thema zu handeln.
 

„Du kannst mit mir reden, Shoto. Allerdings dränge ich dich zu nichts. Wenn du dich noch nicht bereit fühlst, dann warte ich.“
 

Wieder zog der Größere den Kleineren daraufhin in eine innige Umarmung und nickte schweigend, sein Kopf ruhte wieder in seiner Halsbeuge. Ein weiterer Schauder jagte über Izukus Rücken.
 

„Ich danke dir. Womit habe ich dich bloß verdient.“
 

Ein zärtliches Lächeln legte sich auf Izukus Gesicht woraufhin er den Größeren näher an sich drückte.
 

„Das beruht ja wohl auf Gegenseitigkeit.“
 

Den restlichen Abend verbrachten sie damit, dass sie zusammen auf der Couch saßen. Izuku hatte die Decke um sie beide gelegt und las ein Buch, während Shoto an seiner Schulter eingeschlafen war. Mehrmals wagte der Grünhaarige einen Blick auf seinen Nachbarn. Shotos Gesichtsausdruck war so friedlich, wenn er schlief. Vereinzelte Strähnen hatten sich in dessen Gesicht verirrt. Ein Lächeln schlich sich auf Izukus Gesicht. Er liebte diesen Alpha einfach abgöttisch.
 

Als es jedoch schon 22 Uhr war, weckte er den Größeren, der sich nur schwerfällig aufrappeln konnte. Es fiel Beiden schwer sich voneinander zu trennen, aber es musste sein. Mehrere Minuten standen sie einfach nur da und sahen sich an.
 

„Ich will noch nicht gehen…“
 

Der Grünhaarige sah seinen Alpha traurig an. Er trat näher an ihn heran.
 

„Wie wäre es, wenn du am Samstag bei mir übernachtest. Am Freitag sind Hitoshi und Toki hier. Da wir einen Zockerabend veranstalten, wirst du wohl kaum Lust darauf haben uns Nerds zuzuschauen, oder?“
 

Die Augen des Weißrothaarigen glänzten daraufhin.
 

„Sehr gerne. Mein alter Herr fährt am Samstagmorgen auf eine Tagung also kann ich den ganzen Samstag und Sonntag bei dir verbringen.“
 

Der Grünhaarige freute sich und fiel seinem Alpha um den Hals. Er versuchte so gut es ging die Situation so erträglich wie möglich zu machen.
 

„Also ist es beschlossene Sache. Dann gute Nacht Shoto.“, zärtlich legte der Grünhaarige seine Lippen auf die es Größeren, der den Kuss daraufhin erwiderte.
 

„Dir auch eine gute Nacht, Izuku.“, der Grünhaarige spürte den Wehmut in seiner Stimme und schluckte schwer, wahrte jedoch sein Lächeln weiterhin.
 

Als der Bunthaarige gegangen war, schloss Izuku die Tür hinter sich zu. Danach lehnte er sich gegen die Tür und ließ sich nach unten sinken. Tränen drangen aus seinen Augenwinkeln hervor. Jeder Abschied verbrauchte viel Kraft. Jedes Mal, wenn er den Größeren gehen lassen musste, tat es so schrecklich weh. Am Vorabend war es ähnlich. Schluchzend zog er die Beine nah an sich heran und bettete seinen Kopf auf seinen verschränkten Armen ab. Auch die Tatsache, dass es seinem Alpha so schlecht ging. Es nahm den Kleineren sehr mit. Der Weißrothaarige litt so schrecklich und nun wurde es Izuku erst durch die Verbundenheit richtig bewusst. Shoto trug eine schwere Last auf sich.
 

Schließlich erhob sich der Grünhaarige und schlurfte auf sein Bett zu. Als er davor stand, ließ er sich einfach drauffallen. Nun brach seine Mauer in sich zusammen und Izuku weinte schrecklich. Er konnte die Tränen einfach nicht mehr zurückhalten. Es tat so schrecklich weh. Jeder Atemzug versetzte seinem Herz einen schmerzlichen Stich. Er verkrampfte seine Hände im Bettlacken und zog sein All Might Kissen in eine innige Umarmung. Izuku erschreckte sich vor sich selbst. Dass diese Verbundenheit ihn jede Emotion seines Partners spüren ließ. Also musste Shoto in diesem Moment auch seine Traurigkeit wahrnehmen. Immer mehr drückte Izuku sein Kissen zu sich. Wie kann er Shoto bloß helfen? Was konnte er tun, damit es ihm besser ging? Der Kleinere war mit allem restlos überfordert.
 

Alles war so neu. Seine Gefühle dem Bunthaarigen gegenüber, vor gerade mal 24 Stunden hatte er sein erstes Mal und wurde gematet. Eigentlich fühlte sich der Kleinere beflügelt. Izuku war glücklich, daran bestand kein Zweifel. Aber seinen Alpha so traurig zu sehen, zerriss ihm das Herz. Was damit zusammenhing, dass der Weißrothaarige ihn ebenfalls so liebte, dass er schon Verlustängste verspürte, die den Größeren wohl an vergangene Tage erinnerte. Wenn Izuku ehrlich zu sich selbst war, lernte er den Größeren jetzt erst richtig kennen. Aber dass er ein liebenswerter Alpha war, daran hatte Izuku keine Zweifel. Der Grünhaarige wusste nicht wie lange er noch wach da lag, irgendwann mussten ihm vor Erschöpfung die Augen zugefallen sein.
 


 

Der nächste Tag in der Agentur lief schleppend. Der Grünhaarige hatte eine sehr unruhige Nacht und war demnach sehr müde. Gähnend saß er vor seinem Schreibtisch und versuchte die Informationen vom Heldenmörder so gut es ging zusammenzutragen. Er versuchte sich so gut es ging abzulenken. Da kam ihm das Projekt gerade recht. Ein Klopfen ließ ihn kurz innehalten.
 

„Ja?“
 

Die Tür öffnete sich und Tsuchi trat durch die Türschwelle. In seinen Händen hielt er zwei Tassen heißen Tee. Eine Tasse reichte er dem Grünhaarigen, der diese dankend entgegennahm.
 

„Ich denke mal, der hier wird dir den Morgen etwas versüßen. Hab extra viel Zucker reingemacht. Alles klar bei dir? Du wirkst so bedrückt“, der Silberhaarige schloss die Tür und lehnte sich gegen sie.
 

Izuku senkte seinen Blick und widmete seine Aufmerksamkeit dem Tee.
 

„Danke Tsuchi. Naja wie man es nimmt. Könnte besser sein.“
 

Der Silberhaarige schritt an dem Grünhaarigen vorbei und lehnte sich an Shotos Schreibtisch. Besorgt sah er den Kleineren an.
 

„Es ist hart, oder?“
 

Irrtiert blickte Izuku den Größeren an und ließ daraufhin seinen Blick wieder sinken.
 

„Hat Shoto es dir erzählt?“
 

Tsuchi schüttelte den Kopf: „Nein, hat er nicht, aber es ist offensichtlich. Er hat dich gematet oder? Deswegen gestern auch der Schal.“
 

Erst jetzt fiel Izuku auf, dass er heute ein schlichtes Hemd trug, der Kragen war sehr niedrig. Vor Schreck hielt er seine Handfläche an den Nacken.
 

//Verdammt, ist die Wunde noch sichtbar?//
 

Ein Kichern ließ ihn innehalten.
 

„Keine Sorge, die Wunde ist verheilt, man sieht fast nichts mehr. Aber Shoto hatte sich die letzte Zeit anders verhalten. Du musst ihm echt den Kopf verdreht haben. So aufgewühlt hatte ich ihn noch nie erlebt.“
 

Die Augen des Grünhaarigen weiteten sich. Währenddessen trank der Silberhaarige ein Schluck aus seiner Tasse.
 

„Du musst wissen, ich bin ebenfalls mit einem Omega verbunden. Durch diese Verbundenheit lernt man seinen Partner erst richtig kennen. Lernt wie der Gegenpart sich fühlt, was man tun kann, damit es ihm besser geht. Man geht Kompromisse ein. Die Beziehung zwischen Alpha und Omega ist nicht mit denen der Beta vergleichbar. Sie ist intensiver. Erlebt Höhen und Tiefen auf sonderbare Art und Weise. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Shoto und du, ihr steht noch ganz am Anfang. Du hast auch schlimme Zeiten hinter dir, oder?“
 

Izuku sah verdutzt den Alpha an. Hatte Shoto ihm etwas davon erzählt?
 

„Shoto hat viel von dir gesprochen. Was für ein talentierter und liebenswerter Junge du doch wärst. Auch, dass du gemobbt wurdest, weil du ein Quirkloser bist. Dein Alpha wurde also schon vorher mit den Schattenseiten deines Lebens konfrontiert. Aber ich denke mal, dass er nicht so viel von sich selbst Preis gegeben hat, oder?“
 

Izuku ließ daraufhin seinen Kopf sinken. Wenn er so darüber nachdachte, hatte Shoto kaum etwas von sich erzählt. Er wusste, dass der Weißrothaarige ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater zu haben scheint. Er wusste auch, dass er noch zwei ältere Geschwister hatte, mit denen er aber kaum ein geschwisterliches Verhältnis pflegte. Mehr aber auch nicht. Traurig sah Izuku auf seine Tasse.
 

„Kann ich dich was fragen, Tsuchi?“
 

„Sicher, Kleiner, schieß los.“
 

Kurz schluckte der Kleinere ehe er den Alpha vor sich ansah.
 

„Du kennst doch Shoto schon länger…. Ich spüre, dass es ihm nicht so gut geht. Nicht wegen mir, aber es scheint etwas mit seiner Mutter zu tun zu haben. Weißt du hier etwas drüber?“
 

Die Augen des Alphas weiteten sich.
 

„Was hat er dir genau erzählt?“
 

„Das ist es ja,.. nicht wirklich viel. Aber er scheint starke Verlustängste zu haben und ich konnte nur heraushören, dass ihm wohl so etwas schon einmal widerfahren ist.“
 

Der Silberhaarige senkte traurig den Kopf und trank den Rest seines Tees.
 

„Da kann ich dir leider auch nicht viel drüber sagen. Ich bin zwar sein bester Freund, aber das Thema wird totgeschwiegen. Shoto redet leider nicht drüber und frisst es eher in sich rein. Was ich aber weiß ist, dass er damals fünf Jahre alt war, als er von seiner Mutter getrennt wurde. Aber wieso, weshalb, warum. Keine Ahnung. Aber selbst, wenn ich näheres wüsste, ich würde es nicht sagen. Ich finde, das ist etwas was Shoto dir selbst sagen sollte. Das verstehst du doch sicher, oder?“
 

Ein Schock durchfuhr den Kleineren. Traurig senkte Izuku seinen Blick.
 

//Shoto war damals noch ein Kleinkind gewesen? Wie schrecklich…//
 

„Keine Sorge, Tsuchi. Ich verstehe das.“
 

„Ach ja bevor ich es vergesse…“, der Silberhaarige kramte in seiner Hosentasche und zog einen USB-Stick hervor und überreichte ihn dem Kleineren.
 

„Die Blutgruppen der bisherigen Opfer. Endeavor meinte, dass ich dir diese noch geben soll. Deswegen war ich eigentlich auf dem Weg hierher.“
 

„Vielen Dank Tsuchi.“, Izuku steckte den Stick direkt in den PC und lud die Datei hoch. Als diese geladen war, erschien eine lange Liste.
 

„Das ist ja der pure Wahnsinn“, Izuku fischte die Zeugenaussagen aus der Mappe und las sie sich durch. Der Silberhaarige trat hinter den Kleineren und starrte ebenfalls gebannt auf den Bildschirm.
 


 


 

„Hier, sieh mal Tsuchi. Alle Opfer waren zum Angriffszeitpunkt bewegungsunfähig. Ihnen wurden blutige Verletzungen in Form von einfachen Schnitten zugefügt. All Might erwähnte gestern, dass der Heldenmörder scharfe Waffen mit sich führt. Laut Zeuge A konnte er sich nach 15 Minuten wieder bewegen.“
 

Tsuchi suchte den Namen in der Liste. Kurz ging er neben Izuku in die Hocke und wischte mit der Maus hin und her.
 

„Blutgruppe B. Sieh mal.“
 

Izuku nahm daraufhin die nächste Zeugenaussage unter die Lupe.
 

„Bei Zeuge B waren es 10 Minuten.“, der Grünhaarige suchte ebenfalls in die Liste nach.
 

„AB…“
 

„Zeuge C nach weniger als 5 Minuten“
 

„Hier“, Tsuchi zeigte mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm:“ Blutgruppe 0“.
 

Izuku schaute gebannt auf den PC und legte seine Stirn in Falten. Er ließ sich in den Stuhl zurückfallen und zog seine Knie hoch, sodass er seine Arme um sie betten konnte. Dabei richtete er seine Brille, die vorher etwas runtergerutscht war.
 

„Es siehst so aus, als ob die Bewegungsunfähigkeit mit der Blutgruppe zusammenhängt. Moment, ich habe sowas doch schon einmal irgendwo gehört. Wo war das doch gleich“, Izuku zog eines seiner Notizbücher aus der Tasche und blätterte die Seiten durch.
 

Tsuchi erhob sich und blickte dem Kleineren über die Schulter. Er war erstaunt, wie schnell Izuku die erforderlichen Informationen aus dem Material verarbeitete und zusammenfügte. Der kleine Omega war ein wahres Genie. Auf diesem Posten machte ihm echt keiner etwas vor. Ein Grinsen schlich sich auf die Lippen des Silberhaarigen. Sein bester Freund hatte sich echt einen interessanten Partner ausgesucht.
 


 

„Hier, eine Spezialität, die den Gegenüber bewegungsunfähig macht. Vor einem Jahr lief einmal eine Dokumentation über Blutspezialitäten im Fernsehen. Eine dieser Spezialitäten nannte sich Blutgerinnung. Der Anwender fügt dem Opfer eine Schnittverletzung zu, kostet von dessen Blut und erlangt hierdurch die komplette Kontrolle über die Mobilität. Nachteil dieser Spezialität, sie ist von der Blutgruppe abhängig, B hat die längste Zeitdauer, dann AB und danach folgt A. Die kürzeste Wirkungsdauer hat somit 0“.
 

„Das ist ja echt Wahnsinn, Kleiner.“, dem Silberhaarigen kippte die Kinnlade herunter.
 

In diesem Moment ging die Tür auf und Shoto trat in den Raum. Etwas irritiert blickte er zwischen seinem besten Freund und Izuku hin und her.
 

„Hallo? Hab ich was verpasst?“
 

Izuku zuckte kurz zusammen, ehe er sich zu seinem Alpha umdrehte. Sein Herz machte einen erfreulichen Hüpfer. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es schon 12 Uhr war.
 

„Hey Shoto, so früh schon hier heute?“
 

„Englisch ist ausgefallen, Present Mic hat sich eine Stimmbandzerrung zugezogen.“
 

//Ernsthaft jetzt?//
 

Der Silberhaarige drehte sich daraufhin ebenfalls um und schlug seinem Kumpel auf die Schulter.
 

„Shoto, du wirst es nicht glauben. Der Kleine hier ist ein wahres Genie. Er hat das Rätsel gelöst.“
 

Irritiert blickte das heterochrome Augenpaar zu dem Grünhaarigen, der daraufhin ebenfalls zu grinsen begann.
 

„Wie jetzt?“
 

„Na, er hat die Spezialität des Heldenmörders herausgefunden. Sieh dir das mal an.“, Tsuchi packte Shoto am Handgelenk und legte ihm alles vor, was der Grünhaarige bislang herausgefunden hatte. Die Augen des Weißrothaarigen weiteten sich.
 

„Ernsthaft jetzt?“
 

„Ja ernsthaft jetzt. Shoto, sorg ja dafür, dass der Kleine hier einen Sonderstatus bekommt. So jemand verdient eine Auszeichnung. Ich habe noch nie so einen Charaktertyp erlebt. Ich bin echt baff. Es freut mich, dass ihr zwei zueinander gefunden habt.“
 

„Eh?“, der Bunthaarige sah seinen besten Freund ungläubig an und eine Schamröte schoss ihm in die Wangen. Izuku saß einfach nur da und sah dem Spektakel weiter zu. Ein Kichern konnte sich der Kleinere nicht verkneifen.
 

„Nichts eh. Denkst du ich hab Tomaten auf den Augen? Keine Sorge, ich verrate nichts weiter. Ich lass euch Turteltauben dann jetzt mal allein ~“, der Silberhaarige zwinkerte dem Kleineren zu.
 

„Redet mal miteinander.“
 

Daraufhin nahm Tsuchi seine Tasse und verließ den Raum. Nun waren Shoto und Izuku allein im Büro. Eine Zeit lang schwiegen sich beide an, eine unangenehme Stille trat ein. Izuku ließ seinen Blick wieder sinken und schrieb an seiner Zusammenfassung weiter. Der Weißrothaarige sah mehrmals zu dem Kleineren rüber, wenn Izuku nicht hochschaute. Nach einer halben Stunde des Todschweigens kam Shoto auf Izuku zu, ging vor ihm in die Hocke und sah zu ihm hoch. Izuku hielt kurz inne und wand den Blick ab. Erst als er die warme Handfläche auf seiner Wange spürte, blickte er seinen Alpha an.
 

„Du hast gestern geweint, habe ich recht?“
 

Der Grünhaarige verkrampfte, biss sich auf die Unterlippe und wollte sich wieder seinen Aufzeichnungen widmen, bis der Größere ihn daran hinderte, indem er seine Hand auf die des Kleineren legte.
 

„Izuku… hey… bitte rede mit mir.“
 

Der Besagte ließ daraufhin seinen Stift fallen und seufzte aus, stützte dabei seinen Kopf auf einem Arm ab. Dem Grünhaarigen versagte in diesem Moment die Stimme. Es war ein Wimmern, dass den Weißrothaarigen erreichte.
 

„Ja…“
 

Der Größere stand auf und zog Izuku daraufhin zu sich hoch. Dabei griff er nach dem Kinn des Kleineren und hob dieses an. Seine Augen füllten sich wieder mit Tränen.
 

„Warum Shoto? Warum hast du mir nie erzählt was dich bedrückt?“
 

Der Weißrothaarige zog Izuku in eine innige Umarmung. Er wusste, dass sein Gefühlsausbruch gestern den Kleineren sehr aufgewühlt hatte. Shoto hätte wissen müssen, dass durch ihre Verbindung der Grünhaarige intensiver auf seine Gefühle reagiert. Er war so dumm, so egoistisch.
 

„Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du wegen mir weinst. Was kann ich tun, damit es dir wieder besser geht?“
 

Izuku hob daraufhin seinen Kopf und schaute aus dem Fenster.
 

„Sei in Zukunft bitte ehrlich zu mir. Ich kann verstehen, dass du über einige Dinge nicht sprechen kannst, aber … wenn das zwischen uns funktionieren soll, musst du lernen mir zu vertrauen, Shoto. Ich mag zwar ein Omega sein, aber ich ertrage viel. Das müsste ich inzwischen einige Male bewiesen haben. Ich bin nicht schwach.“
 

„Ich weiß.“, hauchte der Bunthaarige und schloss seine Augen. „Ich versuche an mir zu arbeiten, dass verspreche ich dir, Izuku. Und ich bin stolz auf dich.“ Der Bunthaarige sog wieder diesen Duft ein, der seine Sinne benebelte. Niemals würde er zulassen, dass seinem kleinen Omega etwas passierte. Izuku lächelte zärtlich in sich hinein.
 

//Ach Shoto, manchmal raubst du mir echt jeglichen Sinn und Verstand..//
 


 

Am späten Nachmittag hatte Izuku seinen Bericht fertig. Als er alles in seiner Mappe abgelegt hatte, machten er und Shoto sich auf den Weg zum Todoroki-Anwesen. Dort angekommen, widmete Izuku seine Aufmerksamkeit wieder dem Boxsack und schlug mehrmals auf ihn ein. Shoto stand an der Seite und beobachtete den Grünhaarigen dabei, wie er sich mehr und mehr verausgabte. Die Schweißperlen rannten ihm bereits über sein überhitztes Gesicht. Heute ließ der Bunthaarige den Kleineren wüten. Nur gut, dass heute keiner bei ihm zuhause war. Sein Vater hatte noch ein Meeting, das wohl bis Mitternacht andauerte und seine Schwester war mit Freunden im Kino und danach noch in der Stadt unterwegs. Somit hatte der Größere heute sturmfrei.
 

Nach dem Training saßen sie draußen im Garten. Stille umgab sie, nur das Zirpsen der Insekten war zu hören. Auch wurde der Garten von Glühwürmchen erhellt. Beide trugen lediglich einen Yukata. Da sich im hinteren Teil des Gartens ein Badeteich befand, wollten sie sich dort abkühlen. Der Sommer hatte heute wieder sein Bestes gegeben. Die Außentemperatur erreichte wieder fast die 40-Grad-Grenze. Izuku warf seinen Kopf in den Nacken und starrte den Himmel über ihnen an. Die Sterne kamen bereits zum Vorschein. Vereinzelt waren Sternschnuppen zu sehen. Die Augen des Grünhaarigen leuchteten auf.
 

„Sieh mal Shoto, eine Sternschnuppe.“
 

Der Weißrothaarige sah ebenfalls hinauf. Danach rutschte er näher an Izuku heran und legte behutsam seinen Arm um den Kleineren. Izuku hielt kurz inne, ehe er sich an seinen Alpha schmiegte und ihm dabei wieder tief in die Augen sah. Shoto überbrückte die letzten Centimeter und legte zärtlich seine Lippen auf die des Kleineren. Kurz keuchte der Kleinere auf als er realisierte, dass sie gerade im Todoroki-Anwesen saßen. Allerdings war der Gedanke je vergessen als Shoto ihn am Becken packte und zu sich auf den Schoss zog. Nun saß der Grünhaarige rittlings auf seinem Schoß und sah ihn wieder mit diesem verführerischen Blick an. Kurz schluckte der Größere als er den Kleineren genauer anblickte. Dieser Kontrast von Sternenhimmel und die leuchtenden Sterne um ihn herum. Diese wunderschönen wiesengrünen Augen, die seinesgleichen suchten. Die Liebe, die diese ausstrahlte. Dieses Feuer was auch sein eigenes bereits so oft entfacht hatte.
 

Sie schauten sich eine Zeit lang tief in die Augen, ehe der Größere den Kleineren hochhob und ihn im Brautstyle zum Badeteich trug. Izuku genoss die Zweisamkeit und verbarg seinen Kopf in dessen Halsbeuge. Dabei atmete der Grünhaarige mehrmals gegen die empfindliche Haut, sodass ein wolliger Schauer über Shotos Rücken lief. Als er den Kleineren wieder herunterließ, stand dieser bis zu den Knien im Wasser. Danach zog der Weißrothaarige dem Kleineren den Yukata aus und widmete sich danach seinem eigenen. Izuku beobachtete ihn heimlich dabei und ließ seinen Blick über dessen Schulter und Rücken gleiten.
 

//Er sieht so gut aus…~//
 

„Hey~“, ehe Izuku aus seiner Blickstarre erwachen konnte, wurde er auch schon umgeworfen. Mit einem lauten „Platsch“ landete er Mitten im Teich. Als der Grünhaarige wieder auftauchte, sah er sich um. Von seinem Alpha fehlte jede Spur.
 

„Shoto?“
 

Kurz darauf vernahm er wieder die Gegenwart des Bunthaarigen. Ein warmes Paar Lippen saugte sich an Izukus Halsbeuge fest, woraufhin der Grünhaarige genüsslich aufkeuchte. Dabei warf er wieder seinen Kopf in den Nacken. Die Hände des Weißrothaarigen begaben sich wieder auf Wanderschaft und fuhren seitlich an Izukus Hüfte entlang. Daraufhin drehte der Weißrothaarige den Kleineren zu sich um und vereinte seine Lippen mit denen seines Gegenübers. Zärtlich küssten sie sich. Sachte fuhr die Hand des Weißrothaarigen an dem Oberarm des Kleineren entlang und bemerkte wie die Haut unter dessen Berührungen erschauderte. Die andere Hand wanderte an der Wirbelsäule des Grünhaarigen entlang. Kurz darauf bewegten sich beide Hände auf einen gemeinsamen Punkt zu. Als sie das Gesäß des Grünhaarigen erreichten, packten sie zu und ließen Izuku erneut aufkeuchen.
 

„Na gefällt dir das ~“, zärtlich knabberte Shoto am Ohrläppchen seines Gegenübers, der daraufhin grinsend in dessen Schritt fasste. Ein überraschtes Keuchen stahl sich aus Shotos Kehle. Das kam überraschend. Izuku hingegen sah seinen Alpha verführerisch an.
 

„Das sagt gerade der Richtige~“, hauchte der Grünhaarige und ließ von seinem Partner ab.
 

Ein leicht verärgertes Murren ließ den Kleineren wissen, dass sein Mate nicht damit einverstanden war, dass er Distanz zwischen sie gebracht hatte. Izuku wusste, dass er dem Größeren nicht widerstehen konnte. Da er allerdings am Ende seiner Heatphase ist, wollte er kein Risiko eingehen. Nur gut, dass er immer noch sein Halsband trug. Sonst wäre er dem Alpha komplett verfallen. Um die Lage zu entspannen, schlug Izuku seinen Arm seitlich über das Wasser und katapultierte eine große Ladung Wasserfontänen auf den Größeren. Da dieser die Attacke nicht kommen sah, wurde er von einer großen Welle überrollt. Izuku konnte nicht anders und lachte herzlich auf. Als der Bunthaarige sich das Wasser aus den Haaren geschüttelt hatte, sprang er auf den Kleineren und kitzelte ihn durch. Der Kleinere krümmte sich vor Lachen, Tränen stahlen sich bereits aus seinen Augenwinkeln.
 

„Hahaha, ah~ Shoto hör auf, das kitzelt~“

„Nana, du musst bestraft werden, Kleiner~“

„Shoto hör auf, ich kann nicht mehr, bitte~ Hahaha~“
 

//Ach Shoto, warum kannst du nicht immer so ausgelassen sein? Es steht dir so viel besser, wenn du lachst~.//

Part XVII - friends

Am nächsten Morgen war Izuku früh in der Agentur und bereitete alles für die bevorstehende Besprechung mit seinem Vorgesetzten vor. Er war mehr als aufgeregt. Der Grünhaarige war gespannt was Endeavor wohl zu seiner ersten Analyse sagen würde. Wird er zufrieden mit der Zusammenfassung sein? Hippelig sah er mehrmals auf die Uhr. Die Zeit ging so schrecklich langsam rum. Ein Seufzen entwich seinen Lippen. Als er an den gestrigen Abend dachte, schlich sich jedoch ein zärtliches Lächeln auf sein Gesicht. Shoto war einfach mal entspannt gewesen, hatte sogar Spaß an der Wasserschlacht, die sie sich gestern geliefert hatten. Dieses Lachen, allein wenn Izuku daran dachte, schlug sein Herz wieder höher. Der Grünhaarige wollte mehr davon sehen. Er würde alles in seiner Macht stehende tun, damit sein Alpha die schlechten Zeiten hinter sich lassen konnte. Das hatte er sich fest vorgenommen.
 

Als es dann schließlich 13 Uhr war, saß Izuku gegenüber von dem Flammenhelden und übergab ihm die Zusammenfassung. Endeavor las sich die Aufstellung genau durch. Es vergingen verzehrende 15 Minuten, wo kein Wort gewechselt wurde. Währenddessen starrte der Kleinere an die Decke, sein Puls erhöhte sich massiv, die Aufregung hielt ihn auf Trapp.
 

„Blutgerinnung also. Ich verstehe. Das hast du gut gemacht, Izuku.“
 

Die Augen des Grünhaarigen weiteten sich. Hatte er gerade ernsthaft gesagt bekommen, dass er etwas gut gemacht hatte? Ein riesiger Stein fiel ihm in diesem Moment vom Herzen. Der Flammenheld erhob sich daraufhin und starrte aus dem Fenster.
 

„Ich habe das Wochenende noch ein wichtiges Meeting. Da heute wieder ein heißer Sommertag erwartet wird, kannst du heute früher nach Hause. Shoto weiß schon Bescheid, er kommt heute auch nicht. Euer Training findet heute nicht statt, der Hitze wegen lassen wir es für die Woche gut sein. Shoto hat mir bereits berichtet, dass es wohl gut läuft.“
 

Izuku stand daraufhin auf und verbeugte sich.
 

„Ich danke Ihnen.“
 

Endeavor schien wohl heute einen guten Tag zu haben. Es kam selten vor, dass er mal seine Mitarbeiter früher in den Feierabend schickte. Zumindest hatte Izuku es oft genug in den Reihen seiner eigenen Mitarbeiter gehört. Gut gelaunt verließ der Grünhaarige die Agentur und machte sich auf den Weg in die Stadt. Für heute Abend musste er noch einiges besorgen. Da Hitoshi das Knabberzeug besorgte, blieben nur noch die Getränke übrig. Da sich auf dem Heimweg ein Getränkeladen befand, stattete Izuku diesem einen kurzen Besuch ab. Als er alles besorgt und innerlich seine Checkliste abgearbeitet hatte, machte er sich zufrieden auf den Heimweg. In beiden Händen trug er jeweils eine Tasche. Als Izuku am Park vorbeiging, stach ihm eine Person ins Auge. Irritiert blieb der Grünhaarige stehen. Weiter Vorn stand ein Blondhaariger, der sich anscheinend hinter einem Baumstamm versteckte. Er trug die typische U.A. Schuluniform. Izuku hielt die Luft an, er erkannte die Person.
 

//Kacchan?//
 

Der Blondhaarige bekam nicht mit, dass der Kleinere nur wenige Meter hinter ihm stand. Wen er wohl gerade im Blick hat? Überrascht sah Izuku an dem Blondschopf vorbei. Weiter unten befand sich ein Brunnen. Vor diesem saßen zwei junge Frauen, die rechte besaß braune Haare, während die linke eher an einen Frosch erinnerte. Sie trug lange grüne Haare, die zu einem Zopf zusammengebunden waren. Hinter den Beiden saß noch ein drittes schwarzhaariges Mädchen, das einen Pferdeschwanz trug. Sie lachten herzlich. Als der Grünhaarige genauer hinschaute, erkannte er das rechte Mädchen.
 

//Ochaco?//
 

War das Zufall? Fragend hob der Kleinere eine Augenbraue. Konnte ihm erstmal auch egal sein, er hatte noch einiges zu erledigen. Schon seltsam, dass der Blondhaarige seine Anwesenheit nicht zu bemerken schien. Achselzuckend machte sich Izuku auf den Heimweg. Zuhause angekommen, bereitete er alles für den heutigen Abend vor. Richtete die Nintendo Switch soweit ein, stellte Gläser bereit. Als er soweit alles gerichtet hatte, warf er einen erneuten Blick auf die Küchenuhr. Es war bereits 17 Uhr.
 


 

Izuku stellte sich daraufhin vor seinen Kleiderschrank und zog sich gemütlichere Klamotten an. Er entschied sich für eine kurze Leggins, die ihm knapp über die Knie ging, und zog einen langen, grauen Pullover mit Fledermausärmeln an, der ihm zwei Kleidergrößen zu groß war. Er lag leicht auf der Haut. Da der Stoff sehr luftdurchlässig war, konnte man diesen auch im Sommer anziehen. Als Izuku sein Spiegelbild betrachtete, schluckte er schwer. Die Kleidung ließ ihn sehr dünn wirken. Er wirkte auf den ersten Blick fast schon gebrechlich. Izuku hoffte innerlich sehr, dass er durch das gemeinsame Training mit Shoto mal etwas zulegen würde. Es könnte ihm echt nicht schaden. Dabei versuchte der kleine Omega schon zuzunehmen. Er aß eine ganze Menge, auch den Süßigkeitenvorat, den er sich zwischenzeitlich angelegt hatte, musste regelmäßig nachgefüllt werden. Aber es half alles nichts, auf der Waage wurde immer das selbe Gewicht angezeigt, teilweise nahm er sogar ab. Es war zum Verrückt werden.
 


 


 

Am späten Abend saßen Hitoshi, Toki und Izuku auf der Couch, wobei der Kleinere in der Mitte saß. Sie hatten sich erst mal für Jump Force entschieden, der Schwarzhaarige war Feuer und Flamme. Gerade lieferten dieser und Hitoshi sich ein Match der extra Klasse.
 

„AH! Mein Kame-Hame-Ha pustet dich weg, du Gummimensch!“
 

„Toki, lass Ruffy in Ruhe, der haut dich gleich mit seiner Gum-Gum-Kanone aus dem Leben!“
 

„Ein Pirat gegen ein Alien? Ernsthaft Hitoshi?“
 

„Ja, mein voller Ernst und nicht nur Pirat, sondern ein Piratenkaiser! Kaiser, kapiert?“
 

Die Blicke, die sich Toki und Hitoshi zuwarfen, sprachen Bände. Die Rivalität war definitiv zwischen den Beiden erkennbar, auch wenn sie auf freundschaftlicher Basis basierte. Izuku sah zwischen seinen beiden Kameraden hin und her und kicherte.
 

„Was lachst du denn bitte?“, der Lilahaarige hob fragend eine Augenbraue und sah seinen Kameraden eindringlich an. Izuku lehnte sich daraufhin zurück und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
 

„Ach, wisst ihr, ihr seid schwer in Ordnung. Aber mal was anders, gibt es was neues?“
 

Izuku bemerkte direkt, dass Toki grinsend zu dem Lilahaarigen sah, der sich wieder seinem Battle widmete.
 

„Soll ich es Izuku sagen, oder du?“
 

Irritiert sah Hitoshi zu dem Schwarzhaarigen und hob wieder fragend eine Augenbraue.
 

„Was willst du denn jetzt schon wieder?“
 

„Du weißt genau was ich meine, tu nicht so unschuldig.“
 

„Untersteh dich!“
 

„Oh doch~ komm schon Hoshilein~“
 

„Wehe du fängst wieder mit dem Thema an, dann übernehme ich irgendwann heimlich die Kontrolle über dein Bewusstsein und lasse dich versehentlich die Treppe runterstürzen!“
 

Izuku verstand nichts von all dem. Er sah verdutzt zwischen den Beiden hin und her. Was war bloß in der einen Woche, wo er nicht an der U.A. war, vorgefallen?
 

„Ehm Leute, von was spricht ihr bitte? Ich meinte eigentlich, ob ich viel an Schulstoff verpasst habe. “
 

„Nein Izuku, es war nervig wie immer.. Zudem Present Mic sich eine Stimmbandzerrung zugezogen hat und wir deswegen heute zwei Freistunden hatten. Toki und ich haben uns voll gelangweilt. Echt ätzend. Hast diese Woche somit nichts wichtiges versäumt“.
 

Toki legte daraufhin einen Arm um Izuku, zog ihn kurz näher zu sich und flüsterte leise in dessen Ohr:
 

„Unser Hitoshi hat sich verliebt. Aber pssst..“
 

Der Grünhaarige sah ungläubig den Schwarzhaarigen an, der daraufhin mit seinem Zeigefinger vor seinen Lippen animierte, dass der Kleinere ruhig sein soll. Verstehend nickte der Grünhaarige und sah zu Hitoshi rüber, der immer noch seine Aufmerksamkeit auf den Fernseher gerichtet hatte. Er ließ sich nichts anmerken, das ist bewundernswert.
 

//Wer es wohl sein mag? Ich bin echt gespannt.//
 

„Aber mal was anders Izuku.“
 

„Hm?“, der Grünhaarige hatte sich währenddessen ein Glas mit Limonade gefüllt und genehmigte sich gerade einen Schluck.
 

„Was ist das da an deinem Nacken?“
 

„WFFFF???“; plötzlich spuckte Izuku die restliche Limonade quer über den Tisch und Hitoshi schreckte auf und ließ hierbei den Controller fallen.
 

„Was zum? Alles klar bei dir Izuku?“, der Lilahaarige klopfte auf Izukus Schulter, der zwischenzeitlich einen Hustenanfall bekam. Der Schwarzhaarige rutschte daraufhin näher an Izuku heran und zog den Kragen etwas runter.
 

„Ernsthaft jetzt. Das ist doch ein Biss, oder? Wobei er schon gut verheilt ist.“
 

„Lass mal sehen..“, auch der Lilahaarige widmete sich dem Anblick. Izuku bemerkte in diesem Moment wie die Nervosität in ihm aufstieg. Nun flog alles auf.
 

//Oh kami bitte nicht. Sie sollen nicht wissen, dass ich ein Omega bin..//
 

„Sag mal bist du blind Toki? Klar ist das eine Bisswunde. Izuku ist ein Omega, du Vollpfosten.“
 

„Was? Ernsthaft Izuku, aber warum weiß ich davon nix und Hitoshi schon?“
 

„Ehm…“, die Röte schoss Izuku augenblicklich in die Wangen und er senkte traurig seinen Blick. Nun war sein Leben vorbei. Jetzt wollten sie bestimmt nichts mehr mit ihm zu tun haben. Innerlich kroch die Angst und Gewissheit in ihm hoch. Die alten Tage kamen wieder ans Tageslicht. Auch wenn Izuku die letzte Zeit viel Positives erfahren hatte, aber dieser Situation war er noch nicht bereit sich zu stellen. Dass er sich seiner Homosexualität stellen musste. Aber dafür war es nun zu spät. Würden sie ihn nun verstoßen? Ihn ausfragen? Ihn wortwörtlich ausquetschen? Würde so sein Outing ablaufen? Schwer schluckte er. Hitoshi hingegen ließ sich währenddessen zurück ins Sofa fallen und widmete sich wieder dem Game.
 

„Izuku hat mir nichts gesagt. Ich bin von selbst darauf gekommen.“
 

Die Augen des Grünhaarigen weiteten sich. Auch Toki blickte den Lilahaarigen ungläubig an.
 

„Und du hast kein Problem damit, Hitoshi?“
 

Der Lilahaarige sah den Kleineren daraufhin eindringlich an.
 

„Hey, damit das klar ist, ich kann dich gut leiden, weil du genauso ein Depp, Nerd und Vollpfosten bist wie ich. Das selbe gilt auch für Toki. Mir doch egal welchem Sekundärgeschlecht du angehörst. Als Beta kann ich echt froh sein, von dem ganzen Machtgetue verschont zu bleiben. Und keine Sorge, wir werden dich auch nicht damit belämmern. Du hattest es schwer genug. Wenn du bereit bist uns von ihm zu erzählen, kannst du das gern tun.“
 

„Moment mal Hitoshi, woher weißt du, dass Izuku einen männlichen Mate hat?“
 

In diesem Moment schlug sich der Lilahaarige die flache Hand auf die Stirn. Manchmal fragte er sich ernsthaft was er im Leben falsch gemacht hatte. Genervt seufzte Hitoshi aus.
 

„Toki, Izuku ist ein männliches Omega und welches Primärgeschlecht kommt bei den Alphas vor? Genau nur Männliche. Zähl eins und eins zusammen du Depp!“
 

„Oh, wirklich? Verdammt. Ja als Beta lebt es sich echt besser. Kann ich dir nur zustimmen, Hitoshi. Aber keine Sorge Izuku wir stehen hinter dir, Kumpel. Kannst deinen Alpha ja mal irgendwann mitbringen. Bestimmt ist er auch so eine coole Socke wie du.“
 

Die Augen des Grünhaarigen füllten sich mit Tränen. Er konnte nicht glauben, was der Größere gerade zu ihm gesagt hatte. Und wie sie so locker damit umgingen.
 

„Hitoshi“, weinend fiel er dem Lilahaarigen um den Hals, der daraufhin genervt ausatmete.
 

„Hä? Was?“
 

Zu allem Überfluss gesellte sich nun auch noch der Schwarzhaarige dazu, der zuerst Izuku von hinten umarmte und somit noch mehr Gewicht auf den Lilahaarigen verlagerte.
 

„Ach ihr beiden seid einfach der Wahnsinn. So tolle Nerds wie euch findet man echt nur einmal im Leben. Izuku~ Hitoshi~ ihr zwei seid spitze.“
 

Dieser hatte nun Mühe nicht direkt zur Seite zu kippen. Eine Zornader bildete sich auf seiner Schläfe. Allerdings schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht des Lilahaarigen.
 

„Ihr seid beide total verrückt!“
 

In diesem Moment freute sich der Grünhaarige, dass die Beiden nicht näher auf das Thema eingingen und es dabei beließen. Izuku fiel in diesem Moment ein schwerer Stein vom Herzen.
 

//Endlich habe ich super Freunde gefunden, danke kami.//
 


 


 


 

Um Mitternacht kamen sie dann auf die Idee einfach mal in Netflix zu stöbern. Dabei stolperten sie über die Serie von Stranger Things und hatten gerade mit der ersten Staffel begonnen. Gebannt schauten alle drei auf den Fernseher und schoben sich gegenseitig die Popcorntüte zu, die Izuku zuvor in der Microwelle zubereitet hatte.
 

„Leute, das ist einfach nur …gruselig“, Toki hielt dabei ein Sofakissen fest in seinen Armen.
 

Irritiert widmete der Lilahaarige die Aufmerksamkeit dem Schwarzhaarigen und grinste diesen finster an.
 

„Sag bloß du hast Angst, Toki. Ach komm schon~“
 

„Dein Ernst Hitoshi, ich mach mir gleich in die Hose. Was ist das für ein Vieh, dass einfach mal einen 10-jährigen Jungen auf einem Fahrrad entführt? Echt gruselig. Izuku sag doch auch mal was.“
 

Der Grünhaarige sah gespannt auf den Fernseher und stopfte sich ein Popcornstück nach dem anderen in seinen Mund. Als sein Name fiel, sah er kurz seitlich zu dem Schwarzhaarigen und schob eine Augenbraue fragend nach oben.
 

„Ich weiß gar nicht was dein Problem ist.“
 

„Wie bitte, du auch? Also mit mir braucht ihr definitiv nicht in irgendeinen Horrorfilm zu gehen.“
 

„Ach schade, ich wollte dich gerade fragen, ob du Lust hast mit in ES zu gehen“, finster grinste Hitoshi den Schwarzhaarigen an, der daraufhin erschauderte.
 

„Oh nein, dass ist doch der Film mit dem gestörten Clown, der kleine Kinder frisst. Vergiss es du Sadist …“, ein Grinsen legte sich plötzlich auf das Gesicht des Schwarzhaarigen und wackelte daraufhin verdächtig mit den Augenbrauen.
 

„Hey Hitoshi~ Frag doch sie, ob sie mitgehen will, immerhin hat sie ja mit Geister keine Probleme, oder?“
 

In diesem Moment hielt der Lilahaarige inne. Izuku sah zum ersten Mal, wie diesem die Röte in die Wangen schoss, woraufhin er das Kissen neben sich griff und dieses in die Richtung des Schwarzhaarigen katapultierte.
 

„Was habe ich eben gesagt?! Hä?“
 

„Ach komm schon, das war doch nur Spaß.“
 

„Nur Spaß? Ich hatte dich eben gewarnt, Toki! Das gibt Rache!“
 

„Oh, nein rette sich wer kann~“
 

Ein großes Gelächter brauch daraufhin aus. Izuku krümmte sich vor Lachen. Mit den Beiden wurde es echt nie langweilig. Teilweise hatte es sich Hitoshi zur Aufgabe gemacht bei jeder Gruselszene den Schwarzhaarigen zu erschrecken, sodass dieser einmal komplett von der Couch fiel. Izuku konnte teilweise nicht mehr. Inzwischen hatte er schon Bauchschmerzen vor lauter Gelächter. Sie amüsierten sich noch bis spät in die Nacht.
 

//Ach Shoto, wie gern hätte ich dich hier dabei. Dir hätte es bestimmt auch gefallen.//
 


 


 

Irgendwann legten sie sich schlafen. Hitoshi schlief auf der Couch, Toki auf der Matratze, die er mitgebracht hatte. Izuku lag auf seinem Bett und hatte seine kleine Lampe an, die direkt an der Wand über ihm befestigt war. Er scrollte noch die Nachrichten durch, ehe eine WhatsApp-Nachricht aufploppte.
 

Shoto (2:15): Ich wünsche dir eine gute Nacht, mein kleiner Omega. Freue mich darauf dich Morgen wiederzusehen.
 

Der Grünhaarige lächelte daraufhin. Wieder schlug sein Herz höher und er fühlte sich als ob er auf Wolke 7 schwebt. Ein wolliges leises Seufzen verließ seine Lippen.
 

Izuku (2:17): Wünsche ich dir auch, freue mich auch, bis Morgen :-*
 

Daraufhin legte der Grünhaarige das Handy und seine Brille in das Ablagefach seines Wandregals, schlüpfte unter die Bettdecke und machte die Lampe aus. Gedankenverloren starrte er die Decke über sich an. Heute hatte er keine Möglichkeit gehabt seinen Alpha zu sehen. Er spürte, dass sein innerer Omega rebellierte. Diese zeitliche Distanz war zu lang gewesen heute. Lächelnd legte sich der Grünhaarige daraufhin auf die Seite und schloss seine Augen. Irgendwann war auch er in das Land der Träume abgedriftet.

Part XVIII – desire I

Am nächsten Morgen frühstückten sie noch zusammen. Izuku war früher wach und hatte sich in der Küche verbarrikadiert und richtete das Essen. Es gab frische Brötchen und Spiegelei. Es war einer der Momente, wo der Kleinere mal wieder in seinem Element war. Einfach das Radio angeschaltet und ran ans Werk. Zufrieden summte er mit und deckte den Tisch. Als seine beiden Kumpel wach waren, staunten diese nicht schlecht als sie den gerichteten Tisch sahen. Gemeinsam saßen sie da und genossen den ausgelassenen Morgen. Hitoshi brauchte erst einen pechschwarzen Kaffee, ehe er in Fahrt kam. Er war ein richtiger Morgenmuffel.
 

„Dein Ernst Hitoshi, diese Brühe nennst du Kaffee?“, Toki sah seinen Nachbarn verdutzt an und schaute sich den rabenschwarzen Inhalt der Tasse an.
 

„Ruhe…der Kaffee ist nur so schwarz wie meine Seele“, kam es brummend von dem Lilahaarigen.
 

Izuku sah zwischen den Beiden hin und her und sah gleichzeitig auf die Uhr. Er würde sich in 2 Stunden mit Shoto in der Stadt treffen. Sie würden spontan entscheiden was sie heute tun würden. Für den Abend hatte sich Izuku schon mit Kerzen eingedeckt. Geplant war ein romantischer Abend zu Zweit. Es freute ihn, dass sein Alpha heute Nacht bei ihm bleiben würde. Er konnte es gar nicht abwarten. Sein Herz schlug schneller. Verträumt sah er daraufhin aus dem Fenster. Heute wurde wieder ein schönes Wetter gemeldet. Die Höchsttemperatur soll heute nur noch 35 Grad betragen, das war aber gerade so Izukus Schmerzgrenze. Die letzten Tage waren heftig gewesen und da der Kleinere auch noch zwischenzeitlich seine Heat hatte, war es doppelt so unangenehm.
 

Als sie fertig gefrühstückt hatten, packten Hitoshi und Toki ihre Sachen zusammen. Eine halbe Stunde später verabschiedeten sie sich von dem Grünhaarigen und machten sich auf den Heimweg. Nun war Izuku wieder allein. Schnell sprang er unter die Dusche und zog sich um. Diesmal sollte es ein Poloshirt sein, hellblau und weiß gestreift. Dazu eine enganliegende an den Kniekehlen aufgerissene Jeans. Zusätzlich band er sich noch ein Halstuch passend zum Poloshirt um den Hals. So fiel das Lederhalsband gar nicht mehr auf. Zufrieden begutachtete er sein Spiegelbild. Gerade als er sich auf den Weg machen wollte, klingelte sein Handy. Als Izuku sah, wer gerade anrief, hob er schnell ab, während er gerade dabei war sich die Schuhe zu zuschnürren.
 


 

„Hey Mum.“
 

„Hey Izuku, na wie geht es dir? Die Woche war echt stressig. Wir wollten ja noch deinen Geburtstag nachholen. Wie sieht es denn heute bei dir aus?“
 

„Oh ehm.. also..“, kurz überlegte der Grünhaarige was er antworten sollte, seiner Mutter wollte er die Sache mit Shoto irgendwann persönlich sagen. Aber gerade war ein schlechter Zeitpunkt.
 

„Ich treffe mich heute mit einem Freund. Sieht schlecht aus das Wochenende. Wie sieht es bei dir im Laufe der nächsten Woche mittags aus? Wir können uns ja im Café treffen, das sich neben der Agentur befindet.“
 

„Mit einem Freund also, hm. Du wirkst nervös Izuku. Sicher das bei dir alles in Ordnung ist?“
 

„Ja sicher, ja ein Freund, Mum. Also wie sieht es aus?“
 

„Ach ja, sicher können wir gerne so machen. Sei ehrlich du triffst dich mit Shoto oder?“
 

Beinahe hätte Izuku sein Handy fallen lassen. Verdammt warum hatte seine Mutter immer einen guten Riecher für so etwas.
 

„Nun also.. ehm..“, verdammt jetzt stammelte er auch noch. Ein Kichern war an der anderen Leitung zu hören.
 

„Izuku, Izuku. Du machst mich echt fertig. Dass du in ihn verschossen bist, weiß ich nicht erst seit gestern. Ich habe als wir dein Zimmer leergeräumt haben eine Zeichnung von ihm entdeckt. Zudem er im Krankenhaus sehr um dich besorgt war, er ist keinen Centimeter von deiner Seite gewichen. Wusstest du eigentlich, dass er während du ohnmächtig warst, die ganze Zeit deine Hand gehalten hatte?“
 

Izukus Herz setzte aus. Das hatte er damals gar nicht mitbekommen, geschweigedenn hatte sein Alpha ihm davon erzählt. Also hatte es damals schon bei ihm angefangen gehabt.
 

„Es war ein sehr schöner Anblick. Ich hatte euch beide eine Zeit lang beobachtet. Als ich dann auch noch erfuhr, dass er ein Alpha ist, dachte ich als Mutter, einfach nur endlich, endlich hat mein Junge einen Freund gefunden.“
 

Izuku schwieg immer noch. Die Informationen, die er gerade erfahren hatte, ließen sein Herz höher schlagen. War es damals schon so offensichtlich?
 

„Dann wünsche ich euch Beiden viel Spaß. Und Izuku? Das wird schon. Hab nur etwas Geduld. Ich hab das Gefühl, dass du endlich jene Person gefunden hast. Ich drücke euch ganz fest die Daumen. Wegen dem Café stimmen wir uns kurz vorher am Besten ab.“
 

„Alles klar, machen wir Mum. Machs gut, hab dich lieb.“
 

„Ich dich auch, bis dann.“
 


 

Gedankenverloren schaute Izuku daraufhin an die Decke. Die Informationen, die er gerade erfahren hatte, hatten ihn kurz aus der Bahn geworfen. Als der Grünhaarige einen Blick auf die Uhr warf, schnappte er sich schnell seine Sachen und machte sich auf den Weg. Gerade noch rechtzeitig erreichte Izuku das Stadtzentrum und lehnte sich gegen die Standuhr, die sich im Zentrum der Fußgängerzone befand. Er hatte noch 5 Minuten, von seinem Alpha fehlte aber noch jede Spur. Kurz zog der Grünhaarige sein Handy hervor und checkte die Nachrichten. Wieder gab es Schurkenübergriffe, diese waren gar nicht weit weg von hier. All Might hatte allerdings wieder die Situation entschärft. Ein Lächeln legte sich auf Izukus Lippen. Solange All Might hier war, hatte kein Stadtbewohner etwas zu befürchten. Als der Grünhaarige seinen Blick hob, sah er bereits den Weißrothaarigen in der Ferne. Neben ihm lief eine Frau, sie war etwas kleiner als er und hatte weißes Haar mit roten Strähnen, die sie zu einem Zopf hochgebunden hatte. Als sie ihn entdeckte, zupfte sie an Shotos Oberteil.
 

„Aww ist er das Shoto? Der Kleine ist ja sowas von niedlich.“
 

Irritiert schaute Izuku die Frau an, die daraufhin auf ihn zu gerannt kam. Sie war ein bisschen kleiner als er selbst. Izuku schätzte sie auf Anfang 20. Die Weißhaarige blieb vor ihm stehen und schüttelte seine Hand.
 

„Ach je, wo bleiben denn meine Manieren. Ich bin Fuyumi, ich bin Shotos große Schwester. Du musst der Student sein, von dem Vater erzählt hat. Hab ich recht? Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen.“
 

„Ehm, ja der bin ich, Izuku Midoriya. Die Freude ist ganz meinerseits.“, verlegen kratzte sich der Grünhaarige am Hinterkopf und sah seinen Alpha an, der ebenfalls rot und die Wangen war und den Blick gesenkt hielt.
 

„Gut alles klar, dann wünsche ich euch beiden viel Spaß“, sie lächelte ihren Bruder an und wuschelte ihm durchs Haar. Dabei zwinkerte sie ihm zu, woraufhin der Weißrothaarige ihren Blicken auswich. Die Farbe seiner Wangen konnte inzwischen einer reifen Tomate Konkurrenz machen.
 

„Ja ist ja schon gut, Fuyumi. Danke fürs Fahren.“
 

//Wie niedlich ist er denn bitte? Süß..//
 

„Keine Ursache. Bis dann Izuku“, winkend drehte sie den Beiden den Rücken zu und verschwand in der Menschenmenge. Kurz darauf ergriff der Grünhaarige die Hand seines Alphas und lächelte diesen herzlich an.
 

„Das ist also deine Schwester, sie ist sehr nett.“
 

„Ja, sie hält unsere Familie so gut es geht zusammen. Aber ihr kann man nichts vormachen. Ihre Anspielungen sind eindeutig. Ist schon fast etwas peinlich“, verlegen kratzte sich der Weißrothaarige an der Wange und hauchte daraufhin einen Kuss aufs Izukus Haar.
 

„Hihi, da ist sie nicht die Einzige. Meine Mum frägt mich auch schon aus.“
 

Daraufhin legte Shoto seinen Arm um Izukus Schulter und zog ihn so näher zu sich. Wieder spürte Izuku wie sein Herz schneller schlug. Dass sein Alpha sogar seine Nähe in der Öffentlichkeit sucht, machte ihn glücklich.
 

„Wollen wir los?“
 

Izuku sah daraufhin in das heterochrome Augenpaar und nickte daraufhin bestätigend. Währenddessen griff Izuku nach der Hand des Größeren, die nun seitlich auf seiner Schulter ruhte und verschränkte diese mit seiner. Zufrieden machten sich die Beiden auf den Weg. Gemeinsam schlenderten sie durch den Park. Es war ein wunderschönes Wetter. Viele Menschen waren um diese Zeit ebenfalls unterwegs. Teilweise hatten sich auch andere Paare im Gras oder auf den Holzbänken niedergelassen. Zufrieden beäugte der Kleinere seine Umgebung und erhöhte den Druck auf Shotos Hand, die er immer noch in seiner eigenen hielt. Dieser blickte seinen kleinen Omega an, der lächelnd in die Ferne blickte. Auch ihm gefiel die Umgebung und brachte ein zärtliches Lächeln hervor. Wenn es dem Grünhaarigen gut ging, ging es ihm ebenfalls gut. So sollte es auch sein.
 


 

Nachdem sie den Park hinter sich gelassen hatten, fuhren sie mit der Bahn ans Meer. Dort angekommen, rannte der Grünhaarige auf die Lichtung zu, zog sich vorher seine Schuhe aus und rannte barfüssig weiter. Als das kühle Wasser seine Haut berührte, seufzte der Grünhaarige wollig aus. Das Gefühl der Wellen, die auf und ab schlugen, ließen den Kleineren innerlich zur Ruhe kommen. Sein Blick war zum Himmel gerichtet. Inzwischen kam auch Shoto hinter ihm zum Stehen und zog den Kleineren vor sich in eine innige Umarmung. Kurz verhaarten sie in dieser Stellung, ehe der Kleinere sich umdrehte und ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte. Die Augen des Weißrothaarigen weiteren sich. Als Izuku grinsend von ihm abließ, lief er am Strand entlang. Shoto sah ihm daraufhin gedankenverloren hinterher. Als der Kleinere mit einer Kopfbewegung ihn animierte ihm zu folgen, setzte sich der Alpha ebenfalls in Bewegung. Zusammen liefen sie mehre Kilometer am Strand entlang. Irgendwann hatte der Größere Izukus Hand genommen und sie mit seiner eigenen verschränkt. Dabei streichelte er sanft mit seinem Daumen über die weiche Haut seines kleinen Omegas. Izuku schloss dabei seine Augen und genoss die zärtlichen Berührungen. Der Grünhaarige spürte wieder dieses Kribbeln in seiner Magengebend. Er genoss die Zeit mit seinem Alpha.
 

Um die Mittagszeit saßen sie in einem Eiscafé. Izuku hatte sich einen großen Erdbeerbecher bestellt und Shoto hatte wie immer einen Milchshake. Neugierig beäugte er den Grünhaarigen, der genüsslich zuerst die Sahne verspeiste. Dabei blieb sein Blick wieder an Izukus Lippen hängen. Als der Kleinere bemerkte, dass der Weißrothaarige ihn beobachtete, tauchte er den Löffel tief hinein und hielt Shoto einen vollen Löffel hin. Dieser sah überrascht den Grünhaarigen an, der daraufhin zu kichern begann.
 

„Nimm ruhig. Es schmeckt wirklich gut.“
 

„Bist du dir sicher? Ich will später nicht gesagt bekommen, ich hätte dir dein Eis weggegessen.“
 

„Sowas würde ich niemals tun, Shoto. Nun nimm schon.“
 

Unsicher kam Shoto näher und ließ den Löffelansatz im Mund verschwinden. Izuku legte seinen Kopf zur Seite und beobachtete den Größeren. Wieder musste er kichern.
 

„Warte, du hast da was.“
 

Shoto kam näher und fuhr mit seinem Daumen an Izukus Mundwinkel entlang. Allein diese Berührung reichte aus, um den Grünhaarigen wieder in Verlegenheit zu bringen. Sein kleines Herz machte wieder einen freudigen Hüpfer.
 

„Es war Sahne, glaub ich.“
 

Der Weißrothaarige zog seine Hand zurück und leckte sich den Daumen ab. Izuku schluckte daraufhin schwer. Er spürte, wie etwas in seiner unteren Körperregion zu pulsieren begann.
 

„Jap, definitiv Sahne.“
 

Izuku biss daraufhin auf seine Unterlippe. Der Bunthaarige war wieder kurz davor ihn um den Verstand zu bringen. Shoto sah daraufhin den Kleineren an und lächelte diesen wissend an. Ein Schauer überlief den Kleineren. Langsam dämmerte es ihm, was sein Alpha beabsichtigte.
 

//Kann es sein, dass du es darauf anlegst, Shoto??//
 


 

Am späten Nachmittag machten sie noch einen kurzen Stopp im Supermarkt. Shoto stand dicht hinter dem Kleineren und schaute ihm über die Schulter. Izuku sah sich derweil um.
 

„Was willst du denn gerne gekocht haben?“
 

„Du willst kochen, Izuku?“
 

„Ja sicher, ich hab eine funktionstüchtige Küche und koche wirklich gerne. Also? Isst du nicht immer Soba-Nudeln?“
 

Der Weißrothaarige sah seinen Omega eindringlich an. Er hatte keine Ahnung davon, dass der Grünhaarige gern in seiner Freizeit kochte. Wieder eine neue Erkenntnis.
 

„Ehm, du musst wegen mir nicht extra Soba machen. Ich esse alles was du kochst.“, kurz darauf hauchte der Größere einen Kuss auf Izukus Stirn.
 

„Überrasch mich, Kleiner~“
 

Die Augen des Grünhaarigen weiteren sich. War das Shotos Ernst? Forderte er ihn gerade wirklich heraus? Ein Lächeln schlich sich auf Izukus Lippen.
 

//Herausforderung angenommen!//
 

Der Grünhaarige spazierte daraufhin pfeifend durch die unterschiedlichen Abteilungen und warf die Zutaten nach und nach in das Gitterkörbchen, das Shoto bei sich trug. Dieser sah ungläubig hinein und schluckte schwer. Was hatte sein Omega bloß vor?
 


 

Zuhause angekommen, zog sich Izuku wieder einen langen Pullover mit Fledermausärmeln an. Diesmal war dieser dunkelblau. Dieser ging ihm etwas über die Knie, sodass er keine Hosen drunter trug, sondern nur seine Unterwäsche. Bei der Hitze die bessere Wahl. So fühlte sich der Grünhaarige am Wohlsten. Shoto, der zwischenzeitlich die Einkaufstüte in der Küche abgestellt hatte, schluckte schwer, als der Kleinere an ihm vorbeitapste. Wenn er den Grünhaarigen so sah, spürte er wie er wieder rot um die Wangen wurde. Der kleine Omega sah einfach zum Anbeißen aus. Schnell wand Shoto den Blick ab und widmete sich den Einkäufen, die er nach und nach in die Schränke räumte. Dabei warfen sich Beide vielversprechende Blicke zu.
 

Izuku stellte sich daraufhin an den Herd und richtete alles soweit her. Mit geschickten Handbewegungen schnitt er das Gemüse in Sekundengeschwindigkeit in kleine Stücke und beförderte diese in den Kochtopf. Shoto schaute diesem dabei ungläubig über die Schulter. Kurz darauf widmete sich Izuku dem Fisch und würzte ihn mit den unterschiedlichen Gewürzmischungen, die seine Mutter ihm vor dem Auszug mitgegeben hatte. Pfeifend betätigte er die Abzugshaube und ließ den Ofen vorheizen. Der Weißrothaarige hatte sich in der Zwischenzeit an den kleinen Tisch gesetzt und beobachtete den Kleineren bei seiner Kochshow. Dabei ließ er seinen Blick über dessen Schulter bis hinunter zu seinen schlanken Beinen gleiten. Izuku sah einfach verboten gut aus in diesen Klamotten. Er wusste wie er den Größeren um den Verstand brachte. Shoto biss sich daraufhin auf die Unterlippe. Er musste sich in Zaum halten. Erst als Izuku wieder das Wort an ihn richtete, wurde der Bunthaarige aus seiner Blickstarre gerissen.
 

„Willst du mal probieren?“
 

Izuku hielt einen Löffel nach oben und animierte den Größeren zu ihm zu kommen. Shoto schluckte kurz, erhob sich daraufhin und gesellte sich zu dem Kleineren. Zärtlich legte er seine Hände an dessen Hüfte und ließ sich den Löffel in den Mund führen. Der Weißrothaarige hielt inne. Er verspürte gerade eine wahre Geschmacksexplosion in seinem Gaumen. Süßlich, aber auch ein Hauch Schärfe. Shoto überkam in diesem Moment eine Erkenntnis. Seine Schwester konnte auch gut kochen, sehr gut sogar. Allerdings war das hier um einiges besser, intensiver.
 

„Und?“
 

Wiesengrüne Augen suchten die seinesgleichen. Shoto fehlten die Worte.
 

„Wahnsinn..“, mehr brachte der Größere nicht hervor.
 

„Das freut mich~“, zärtlich hauchte Izuku einen Kuss auf Shotos Wange, der daraufhin wieder errötete.
 


 

Danach kam der Feinschlief. Während der Fisch im Ofen vor sich hin bruzelte, deckte Izuku den Tisch. Als der Küchenwecker rappelte, schaltete der Grünhaarige den Ofen aus und zog das Blech hervor. Shoto stand währenddessen im Türrahmen und beobachtete den Kleineren. Er hatte sich in der Zwischenzeit auch bequemere Klamotten angezogen. Ein enganliegendes Shirt und weite Shorts, die freien Blick auf seinen durchtrainierten Körper gab. Izuku schluckte schwer und musste aufpassen, dass er nicht versehentlich das Blech fallen ließ. Als alles angerichtet war, saßen sie am Tisch. Izuku hatte sich für Fischfilet mit gebratenen Nudeln in Gemüsesoße entschieden. Shoto genoss die Mahlzeit und holte sich mehrmals Nachschlag, ein Zeichen für den Grünhaarigen, das es seinem Alpha zu schmecken schien.
 

„Wo hast du denn so gut kochen gelernt?“
 

Der Grünhaarige kratzte sich daraufhin verlegen am Hinterkopf.
 

„Naja, meine Mutter hatte es mir beigebracht. Dadurch, dass wir allein gelebt haben und sie oft arbeiten musste, musste ich lernen mich selbst zu versorgen. Deshalb wurde ich von klein auf mit eingebunden.“
 

Der Weißrothaarige senkte daraufhin seinen Kopf.
 

„Ich verstehe. Bei uns kocht immer Fuyumi. Sie gibt sich echt Mühe. Nachdem unsere Mutter…“, kurz brach der Größere ab. Izuku hob daraufhin fragend eine Braue. Wieder klang seine Stimme so traurig. Kurz herrschte Stille, ehe der Alpha sich räusperte.
 

„Jedenfalls hat sie die Rolle übernommen und bewerkstelligt täglich neben ihrer Lehrertätigkeit noch unsere Mahlzeiten. Da ich immer Soba esse, bin ich pflegeleichter als die Anderen.“, daraufhin widmete sich Shoto wieder dem Fisch.
 

Izuku sah gedankenverloren seinen Alpha an. Daraufhin erhob sich der Grünhaarige und räumte sein Geschirr in die Spülmaschine. Normalerweise spülte er von Hand, aber nun kam auch mal die Maschine zum Einsatz. Neben dem Geschirr stellte er auch die Pfannen, Töpfe und das Blech hinein. Kurz darauf spürte er wieder ein Lippenpaar an seiner Halsbeuge. Izuku ließ daraufhin seinen Kopf zurück in den Nacken fallen und seufzte wollend auf. Shoto räumte ebenfalls das Geschirr in die Maschine und animierte den Kleineren sich hinzusetzen.
 

Der Grünhaarige beobachtete den Größeren daraufhin dabei wie er den Tisch abräumte und später kurz mit einem Waschlappen über die Oberfläche wischte. Danach warf er diesen in die Spüle und trat vor den Grünhaarigen, der zuvor seinen Blick gesenkt hielt. Der Weißrothaarige reichte dem Kleineren beide Hände, die dieser entgegennahm und sich hochziehen ließ. Nun standen sie mitten in der Küche und schauten sich wieder tief in die Augen. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Bunthaarigen. Jenes Lächeln, das Izukus Herz wieder höher schlagen ließ. Dieser Alpha beherbergte so viele Emotionen und der Grünhaarige wusste genau, welche Schalter der Bunthaarige umlegen musste um seinen kleinen Omega zum Lächeln zu bringen. Ihn auf Höhenflügen zu begleiten. Für Izuku kam es immer noch wie ein Traum vor. Kurz fuhr der Weißrothaarige mit seinen Fingern seitlich durch Izukus Haar. Dabei strich er dem Kleineren eine Locke hinter dessen Ohr und hauchte:
 

„Lust auf eine gemeinsame Dusche~?“

Part XIX – desire II

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Part XX – transformation

Die darauffolgenden Wochen sind im nu verflogen. An den zweiwöchigen Wechsel zwischen Schule und Agentur hatte sich der Grünhaarige inzwischen gewöhnt und konnte sich gut anpassen. Das Training mit Shoto hatte bereits erste Erfolge gezeigt. Langsam zeichneten sich die Muskeln unter seiner Haut ab und ließen den kleinen Omega nicht mehr so dünn wirken. Vor allem an seinen Armen und am Bauch. Izuku betrachtete jeden Morgen zufrieden sein Spiegelbild. Im Vergleich zum Frühjahr hatte er sich äußerlich sehr verändert. Der Kleinere war erleichtert darüber, dass sein Training diesen positiven Effekt bewirkte. Seine Ausstrahlung war nun noch mehr erkennbar. Inzwischen fühlte sich der Kleinere in seiner eigenen Haut richtig wohl.
 

Was seine Beziehung zu Shoto anbelang, es lief bestens zwischen den Beiden. Zwar hatte sich der Weißrothaarige noch nicht dazu überwinden können über seine Vergangenheit zu reden, aber sie nährten sich nach und nach einander mehr an. Ihre Zärtlichkeiten hatten sie auf das Wochenende verschoben, meistens dann, wenn Endeavor auf Tagungen war und der Größere bei ihm übernachten konnte. Izuku genoss die Zeit mit seinem Alpha, mehr als alles andere. Ein Leben ohne den Weißrothaarigen konnte er sich nicht mehr vorstellen. Was seine sexuellen Bedürfnisse anbelang, mangelte es dem Grünhaarigen an nichts. Unter der Woche sahen sie sich nur zum Training. Zwar entfachte ab und an eine wilde Knutscherei zwischen den Beiden, die auch gern mal mit entsprechenden Berührungen endete, aber das war auch alles. Nur am Wochenende konnten sie ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen und dabei kam es nicht selten vor, dass Izuku teilweise montags morgens mit leichten Unterleibsschmerzen aufwachte. Sein Alpha forderte alles ein was ihm unter der Woche fehlte. Aber wenn Izuku ehrlich zu sich selbst war, machte es ihn an, die Oberhand im Bett zu haben. Der Bunthaarige hatte es inzwischen doch tatsächlich erfolgreich geschafft, den Kleineren aus der Reserve zu locken. Shoto war nie abgeneigt, dem Grünhaarigen die Führung ihm Bett zu überlassen. Er war sogar zufrieden, dass er dominiert wurde. Somit wurde Izukus Selbstbewusstsein indirekt noch mehr gestärkt.
 


 


 


 

Allerdings zeigte die Welt um sie herum inzwischen ein anderes Bild. In den Medien wurden immer mehr Schurkenübergriffe gemeldet, die Woche für Woche drastisch zunahmen. Die Bürger wurden alarmiert zu Hause zu bleiben und sich ab 21 Uhr nicht mehr auf den öffentlichen Straßen zu befinden. Inzwischen trat auch eine Organisation in den Vordergrund, die sich als League of Villians bezeichnete. Es handelte sich hierbei um eine Vereinigung von Rebellen, die gegen das Heldentum waren und das Symbol des Friedens stürzten wollten. Unter ihnen befand sich auf der Heldenmörder Stain, dessen Quirk der Grünhaarige bereits analysiert hatte.
 

Auch über All Might wurde viel berichtet. Es kreiste das Gerücht, dass dieser wohl schwer verletzt wurde und aktuell nicht im vollen Besitz seiner Kräfte war. Dies würde auch schlussendlich erklären, warum die Schurkenrate stieg. Endeavor hatte bereits bei ihrem letzten Meeting vor etwa zwei Wochen darüber gesprochen. Jeder Mitarbeiter der Agentur hatte diesem Treffen beigewohnt, auch Izuku war unter ihnen. Der Flammenheld hatte an alle appelliert jede noch so kleine Veränderung umgehend zu melden. Izuku lief es damals eiskalt den Rücken hinunter. Shoto, der neben ihm saß, nahm daraufhin seine Hand und gab ihm zu verstehen, dass er keine Angst zu haben brauche. Der Grünhaarige schenkte ihm daraufhin ein zärtliches Lächeln. Solange sein Alpha in der Nähe war, war alles gut. Allerdings wusste Izuku auch, dass der Weißrothaarige nicht immer hier war um ihm zu helfen. In diesem Moment war der Grünhaarige froh, dass er sich im Notfall auch selbst verteidigen konnte. Er war in höchster Alarmbereitschaft. Er trainierte unterhalb der Woche weiterhin täglich mit Shoto. Allerdings hatten sie sich darauf geeinigt, dass das Training zukünftig nur noch alle zwei Wochen stattfand, wenn Izuku in der Agentur arbeitete.
 


 


 


 

Während der Schulzeit ging Izuku weiterhin mit Ochaco regelmäßig joggen. Sie trafen sich jeden Nachmittag nach der Schule und liefen mehrere Runden im Park. Inzwischen konnte der Grünhaarige super Schritt halten. Gerade waren sie wieder zu zweit unterwegs und hielten an einer Bank an, um eine kurze Pause zu machen. Die Brünette band sich gerade die Schuhe zu, während der Grünhaarige sich einen Schluck aus seiner Wasserflasche genehmigte.
 

„Du bist echt gut Izuku, inzwischen bist du sportlicher geworden, kann das sein?“
 

„Naja, das Training mit Shoto zahlt sich langsam aus.“, der Grünhaarige verstaute gerade die Flasche wieder in seinem Rucksack und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Brünette neben ihm fing an zu kichern. Izuku hob fragend eine Braue nach oben und sah seine Nachbarin daraufhin an.
 

„Was ist so lustig?“
 

„Ach nichts, es freut mich, dass ihr Beiden euch nähergekommen seid. Das ist alles.“
 

Der Grünhaarige sah daraufhin verlegen zur Seite. Er hatte der Braunhaarigen noch nichts von seiner Verbindung mit Shoto erzählt. Aktuell wussten nur Hitoshi und Toki davon, aber auch nur, dass er gematet war, aber nicht mit wem.
 

„Sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist? Oder verheimlichst du mir etwas?“, die Brünette sah in seine wiesengrünen Augen, woraufhin sich Izukus Wangen rot färbten. Warum hatte dieses Mädchen immer einen guten Riecher für so etwas? Sie war ja schon fast so begabt, wie seine Mutter.
 

//Oh nein, sie ahnt etwas! //
 

„Was? Nein, wie kommst du denn darauf“, Izuku wedelte mit seinen Armen hin und her, versuchte sich irgendwie rauszureden, fand aber nicht die richtigen Argumente, woraufhin die Braunhaarige zu Lachen anfing.
 

„Izuku, Izuku, es reicht, glaub ich mit dem Versteckspiel, oder?“, verdächtig wackelte sie mit ihren Augenbrauen und grinste den Grünhaarigen wissend an. Dieser schluckte daraufhin schwer.
 

„Wie meinst du das?“
 

„Na, wie ich es halt meine. Izuku, ich habe keine Tomaten auf den Augen. Die Blicke, die ihr euch in der Mensa zuschmeißt, sprechen Bände. Diese heißen Hormone, die zwischen euch Beiden hin und her hüpfen, sind spürbar, auch für Außenstehende. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass ihr euch schon mit eueren Blicken regelrecht die Klamotten vom Leib reißt.“
 

In diesem Moment lief der Kopf des Grünhaarigen knallrot an. Schweißtropfen bildeten sich langsam auf seiner Stirn. Ochaco hatte genau ins Schwarze getroffen.
 

„Also?“, die Brünette stellte sich vor ihn und verschränkte die Arme vor ihrer Brust, legte dabei den Kopf schief.
 

„Nun, also… naja..“, der Grünhaarige war nicht fähig einen vernünftigen Satz zustande zu bringen. Nervös fing er an mit seinen Fingern zu spielen und biss sich dabei auf die Unterlippe.
 

„Ich vermute, ihr Beide seid schon ein Paar. Weißt du, woher ich das schließe?“
 

Der Grünhaarige sah stumm sein Gegenüber an.
 

„Vor einer Woche hat Momo, unsere Vize-Klassensprecherin, ihre Gefühle gegenüber Shoto gestanden.“
 

Die Augen des kleinen Omegas weiteten sich. Davon hatte Shoto ihm gar nichts erzählt.
 

„Ich habe es nur zufällig mitbekommen, da ich gerade auf dem Weg zurück in die Klasse war, weil ich etwas vergessen hatte. Als ich mitbekam, dass die Beiden die einzigen im Klassenraum waren, blieb ich vor der Tür stehen. Sicher es war nicht korrekt, dass ich gelauscht habe. Jedenfalls habe ich ihr Geständnis mitbekommen. Shoto hingegen, blieb ruhig und hatte ihr dann erzählt, dass er ihre Liebe nicht erwidern kann und das sein Herz bereits jemand Anderem gehört. Wenn ich eins und eins zusammenzähle, komme ich zu der Schlussfolgerung, dass du und Shoto schon zusammen seid, es aber geheim haltet. Habe ich recht?“
 

Izuku fehlten in diesem Moment die Worte. Warum musste dieses Mädchen vor ihm auch so eine verdammt gute Auffassungsgabe und Menschenkenntnis haben. Verlegen kratzte er sich daraufhin am Hinterkopf.
 

„Ja… es stimmt, wir sind zusammen, schon seit fast 3 Monaten.“
 

„Aw, ich wusste es, ich wusste es!! Dann wünsche ich euch beiden viel Glück. Aber mir hättest du es doch ruhig sagen können!“, leicht beleidigt blies die Brünette die Backen auf.
 

„Ja, es tut mir leid, Ochaco, aber bitte behalt es für dich. In der Schule und auch in der Agentur zeigen wir es nicht. Wäre auch gut, wenn das so bleiben könnte.“
 

„Keine Sorge, Izuku, du hast mein Wort.“, diesmal lächelte die Braunhaarige den kleinen Omega herzlich an und umarmte ihn daraufhin.
 

Erleichtert sah der Grünhaarige daraufhin zum Himmel. Izuku musste zugeben, dass sich seine Lage in allerlei Hinsicht zum Positiven verändert hatte. Er hatte super Freunde gefunden, die er inzwischen für nichts auf der Welt eintauschen wollte.
 


 


 


 

Am nächsten Morgen saß der Grünhaarige im Unterricht und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Es war inzwischen Herbst geworden und die Blätter färbten sich langsam in orangerot und in ein schönes gelbgold. Es war Anfang Oktober. Izuku mochte den Herbst. Die Farbenvielfalt, die sich dadurch offenbarte, war einfach erstaunlich. In der Mittagspause saß er zusammen mit Toki und Hitoshi am Tisch und widmete sich gerade seinem Mittagessen.
 

„Sag mal Izuku, hast du Heldeninformatik soweit verstanden? Ich komme leider aktuell nicht so ganz mit.“, verängstigt sah der Schwarzhaarige zu Izuku, der gerade dabei war seine Bento zu verspeisen.
 

„Wenn du Hilfe brauchst, kann ich dir gern Nachhilfe geben.“
 

„Aw, das würdest du echt tun, Izuku? Du bist wahrlich ein Engel ~“
 

Das sich der Lilahaarige nicht an dem Gespräch beteiligte, irritierte den Grünhaarigen etwas, weshalb er ihn seitlich fragend anschaute.
 

„Hitoshi?“, kurz piekte der kleine Omega in dessen Seite. Keine Reaktion.
 

Fragend ob der Kleinere daraufhin eine Augenbraue und sah in die Richtung, in die der Lilahaarige schaute. Sein Blick war auf den Tisch der Klasse 1 B gerichtet, soweit Izuku dies erkennen konnte. Leicht legte der Grünhaarige seinen Kopf schief, ehe er mit der Hand vor seinem Klassenkameraden hin und hier wedelte.
 

„Erde an Hitoshi?“
 

„Wie? Was?“, wie aus seiner Trance erwacht, schüttelte der Lilahaarige den Kopf und sah seinen Nachbarn erstaunt an.
 

„Sicher, dass bei dir alles in Ordnung ist?“
 

„Ja, sicher Izuku. Tut mir leid. Ich war- “
 

Plötzlich hörten sie Gelächter. Als Izuku der Geräuschquelle folgte, erblickte er drei Mädchen, die sich von dem besagten Tisch erhoben hatten. Links stand ein orangefarbiges Mädchen auf, das einen hohen seitlichen Zopf trug, rechts ein kurzhaariges Mädchen mit silbernen Haaren. Sie hatte einen schläfrigen Gesichtsausdruck und erinnerte Izuku stark an Hitoshis Augenringe. In der Mitte stand ein weiteres Mädchen mit langen, hellblonden und lockigen Haaren. Sie hatte fliederfarbene Augen und Sommersprossen zierten ihre Wangen. Sie war ein Stück kleiner als die beiden anderen Mädchen, aber um einiges kurviger gebaut.
 

„Kennt ihr die drei dort drüben?“, fragend sah Izuku zu seinen beiden Klassenkameraden.
 

„Also soviel ich weiß, ist das linke Mädchen Itsuka Kendo, sie ist die Klassensprecherin der 1 B, ihr Quirk lautet Große Faust, sie kann ihre Hand um das drei – bis fünffache anschwillen lassen. Wenn du damit getroffen wirst, bist du erst mal einige Stunden außer Gefecht.“
 

„Du musst es ja wissen .. “, der Lilahaarige trank daraufhin seinen Kaffee.
 

„Bitte erinnere mich nicht dran Hitoshi… es war eine meiner schlimmsten Erfahrungen..“
 

Izuku sah zwischen den Beiden hin und her.
 

„Was ist dir denn passiert, Toki?“
 

„Sie war damals an der selben Mittelschule wie ich und ich hab sie mal um ein Date gebeten.. zur Antwort hat sie mir dann doch tatsächlich eine gescheuert. Es brach mir nicht nur das Herz, sondern auch beinahe einen Wangenknochen. Seitdem weiß ich, dass Frauen richtige Biester sein können. Meine Schwester ist ja auch so eine. Sie findet dich im Übrigen sehr hübsch Izuku.“
 

Der Grünhaarige verschluckte sich augenblicklich an seinem Essen. Seine Augen weiteten sich vor Schreck.
 

„Hä? Nicht dein Ernst!“
 

Da blieb dem kleinen Omega doch tatsächlich wortwörtlich das Essen im Hals stecken. Hustend klopfte er sich auf den Brustkorb, während der Lilahaarige sich seinem Rücken widmete. Izuku entglitten alle Gesichtszüge. Er und begehrt bei Mädchen? Das soll wohl ein Witz sein?
 

„Keine Sorge, ich hab ihr bereits verklickert, dass du vom anderen Ufer bist. Daraufhin fing sie an zu weinen.“
 

„Wie alt ist deine Schwester denn bitte?“, ungläubig fiel Izuku die Kinnlade runter.
 

„Mach dir nichts draus, sie ist 12. Sie wird das schon verkraften.“
 

//Kami sei Dank..//
 

Erleichtert atmete der Grünhaarige aus und widmete sich wieder seinem Bento, während er dem Schwarzhaarigen weiterhin Gehör schenkte.
 

„So, wo waren wir stehen geblieben, ach ja. Die Rechte ist Reiko Yanagi, ihr Quirk nennt sich Poltergeist. Sie kann Objekte und Personen durch telekinetische Kräfte manipulieren und kontrollieren. Sie und Itsuka sind Betas.“, hierbei sah der Schwarzhaarige grinsend zu Hitoshi.
 

„Hab ich alles notwenige erwähnt, Hitoshi?“
 

Izuku sah daraufhin zu dem Lilahaarigen, auf dessen Wangen sich eine zarte Röte abzeichnete. Ein genervtes Grummeln war zu vernehmen.
 

//Sie ist es also, ich verstehe..//
 

„Was soll denn diese Anspielung wieder Toki, meine Drohung von letztens gilt immer noch!“
 

„Ja ist ja schon gut, krieg dich wieder ein. Spielverderber!“, beleidigt blies der Schwarzhaarige seine Backen auf. Jedoch widmete er sich wieder dem Grünhaarigen:
 

„So, das Mädchen in der Mitte ist Valerie Hakamada. Sie ist ein Omega, aber sie hat es faustig hinter den Ohren. Sie ist die Tochter von Best Jeanist.“
 

Izukus Augen weiteten sich.
 

„Was, sie ist die Tochter von Hero No. 4? Ernsthaft jetzt?“
 

„Ja, ihr Quirk hat sie von ihrem Vater geerbt. Sie kann wie er Stoffe und Fasern aus textilischen Stoffen kontrollieren und manifestieren. Wobei Gerüchte existieren sollen, wonach ihr Quirk sogar eine mutierte Form darstellen soll. Aber was es damit auf sich hat, weiß keiner so genau. Zudem ist sie das Omega von dem Pro Hero Crystalize.“
 

„Crystalize?“, Izuku ging kurz gedanklich in sich.
 

Er war ein junger Pro Held. Hochintelligent und galt als jüngster Heldensprössling. Seine Spezialität nennt sich Kristallisierung, er ist in der Lage Kristalle und Diamanten zu bilden und entsprechend zu manifestieren. Die Quirk war in etwa mit der Eisspezialität von Shoto vergleichbar, wobei das Material anders verarbeitet war. Kristalle waren steinhart und schwer durchbrechbar, wo hingegen Eis schnell schmolz. Er hatte bereits mit 16 den besten Schulabschluss an der Shiketsu gemacht und war seitdem hoch gefragt. Es gab keinen Pro Helden, der ihn nicht als Sidekick einstellen wollte. Wo er aber schlussendlich angefangen hatte zu arbeiten, war durch die Medien nicht bekannt gegeben worden. Crystalize war jemand, der im Hintergrund agierte. Kaum einer bekam ihn zu Gesicht. Deshalb war auch sein bürgerlicher Name bis heute ein wohlgehütetes Geheimnis gewesen. Er ist also auch ein Alpha.
 

Währenddessen liefen die drei Mädchen an ihrem Tisch vorbei, woraufhin sich die Blicke von Izuku und der Blondhaarigen kurz trafen. Lila traf auf Grün. Der Grünhaarige schluckte schwer. Irgendetwas an ihr wirkte nicht so wie ein Omega, ihre Präsenz war eine ganz andere. Ein Schauder überkam den Kleineren.
 


 


 


 

Ihr Geruch war definitiv der eines Omegas, aber ihre Aura.
 

Sie glich einem Alpha.
 

//Wie ist das möglich? Wer ist dieses Mädchen? //

Part XXI – danger is coming

Inzwischen sind weitere 2 Wochen ins Land gezogen. In der Agentur war viel zu tun und Izuku musste inzwischen komplett mit anpacken. Die Aufträge häuften sich. Der Stapel an Papier auf seinem Schreibtisch nahm immer mehr und mehr zu. Das Izuku überhaupt noch freie Sicht auf seinen Monitor hatte, glich an ein Wunder. Bei seinem Mate sah der Arbeitsplatz nicht anders aus. Auch wurde er zwischenzeitlich auf erste Außeneinsätze geschickt, wo er meistens mit einem von Endeavors Sidekicks unterwegs war. Da die Schurkenrate immer mehr stieg, war es unumgänglich den Grünhaarigen bereits im ersten Jahr im Außendienst einzusetzen. Auch die Heldenanwärter der U.A. wurden schon im ersten Jahr mit Themen konfrontiert, die erst Mitte bis Ende des zweiten Schuljahres kommen sollten. Es war Eile geboten, die Anwärter so früh wie möglich auf ihr zukünftiges Leben vorzubereiten. Das selbe sollte auch für den kleinen Omega zutreffen, zumindest wollte sein Vorgesetzter das so in die Tat umsetzen.
 

Momentan war Izuku mit Tsuchi im Außendienst unterwegs, wobei dieser nur seine bürgerliche Kleidung trug. Den Grünhaarigen stutze dies sehr, schließlich war er auch ein Pro Held. Es war untypisch, dass ein Held während seiner Patrouille ohne Heldenoutfit unterwegs war. Izuku fragte hier aber auch nicht genauer nach, sondern befolgte seine Anweisungen. Aktuell sollten sie Passanten zu den jüngsten Vorkommnissen befragen. Es gab in den letzten Tagen vermehrt Übergriffe von mutierten Wesen, die man als Nomus bezeichnete. Sie galten als mutierte Menschen, an denen Experimente durchgeführt wurden und hierdurch ihr menschliches Wesen verloren haben. Sie waren fruchterregend und galten als besonders brutal. Izuku sollte hierbei alles genau dokumentieren. Für den Grünhaarigen stellte dies eine weitere Hürde seines Werdegangs dar, denn was er teilweise zu hören bekam, war nichts für schwache Nerven. Ein eiskalter Schauder lief ihm über den Rücken. Allein der Gedanke daran einem dieser Kreaturen zu begegnen, ließ ihn innerlich erzittern. Nach der letzten Befragung saßen sie nun im Café und gönnten sich einen Kaffee. Izuku hatte sich eine Sahnetorte bestellt mit heißem Kakao. Tsuchi gönnte sich eine große Kanne Kaffee. Inzwischen hatte sich der kleine Omega auch gut mit dem Alpha angefreundet. Er war schwer in Ordnung.
 

„Man, bin ich froh, wenn wir endlich wieder im Büro sind. Ich mag diese öffentlichen Einsätze überhaupt nicht..“, genervt rührte der Silberhaarige mit dem Löffel in seiner Tasse umher.
 

„Also ich finde es interessant. Ist mal eine Abwechslung“, wie immer widmete sich der Grünhaarige zuerst der Sahne. Der Silberhaarige kratzte sich daraufhin verlegen am Kopf.
 

„Naja ich bin halt nicht gern unter Leuten, musst du wissen.“
 

„Warum das? So hätte ich dich gar nicht eingeschätzt. Du wirkst immer so offen“, schmatzend sah der kleine Omega den Alpha vor sich an.
 

„Mag zwar sein, aber ich arbeite lieber im Hintergrund musst du wissen“.
 

Der Größere wand daraufhin den Blick von Izuku ab und schaute auf die Fußgängerpassage vor ihnen. Es waren trotz der aktuellen Vorkommnisse viele Menschen unterwegs. Man sollte nicht meinen, dass die Stadt aktuell von Schurken und mutierten Ungeheuern heimgesucht wurde. Der Schein trügte aber auch. Wer genauer hinsah, konnte die Furcht der Menschen erkennen. Sie war zum Greifen nah. Es war äußerste Vorsicht geboten. Als der Alpha dann aber den Weißrothaarigen in der Ferne erblickte, hob er seine Hand zum Gruß. Izuku sah daraufhin fragend hoch und sein Herz machte einen freudigen Hüpfer als er Shoto erkannte, der gerade auf sie zukam und neben ihm Platz nahm. Zum Gruß küsste er dem Grünhaarigen auf die Wange.
 

„Na, wie läuft euere Mission?“
 

„Frag nicht, ich will wieder in mein Büro und widme mich lieber 100 PCs gleichzeitig als hier unter Leuten zu sein.“
 

Kurz musste sich der Weißrothaarige ein Lachen verkneifen, hierbei legte er seine Hand auf Izukus Schoss und sah ihn seitlich grinsend an. Der Grünhaarige schluckte daraufhin schwer. Was hatte sein Alpha nun schon wieder vor? Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er stand wieder kurz vor seiner Heat. Trotz der Bänder, die sie trugen, konnte Shoto seine Pheromone wahrnehmen. Er meinte bereits sie nun noch intensiver zu spüren als vorher. Also hatten die Bänder ihren Dienst endgültig getan. Sie wirken anscheinend von den Hormonen her nur bei ungemateten Omega und Alpha. Wieder eine weitere lehrreiche Erkenntnis. Sie trugen sie eigentlich nur noch, damit es so aussah, als seien sie ungematet und dass besonders der Flammenheld keine unangenehmen Fragen hierzu stellte. Izuku jedoch behielt das Halsband auch aus dem Grund, weil die Schmerzen und der Fortpflanzungsdrang hierdurch weiterhin gedämmt wurden. Somit war es nicht ganz nutzlos geworden und seine Heat schränkte ihn weiterhin nicht im Alltag ein. Aber auch ohne Halsband brauchte er sich vor Übergriffen fremder Alpha nicht mehr zu fürchten, nur sein Alpha nahm seine Hormone wahr. Als der Grünhaarige die Stimme seines Mates vernahm, war Izuku sofort wieder im hier und jetzt.
 

„Das weiß ich doch, Tsuchi. Nur wie stellt sich hier mein kleiner Omega denn an? Benimmt er sich?“
 

„Hey!“, beleidigt blies der Grünhaarige seine Backen auf, woraufhin der Bunthaarige ihm durch die Haare wuschelte und herzlich ansah. Wieder schoss Izuku die Röte ins Gesicht. Warum musste sein Alpha so verdammt heiß aussehen? Der Silberhaarige sah seinen besten Freund amüsant an.
 

„Ja sicher, sehr vorbildlich sogar. Ach ja-“, bevor der Silberhaarige jedoch weiterreden konnte, wurden sie unterbrochen.
 

„TSUCHI“, ein Mädchen kam auf ihren Tisch winkend zugerannt. Ihre langen lockigen Haare wehten hierbei im Wind. Als Izuku genauer hinsah, erkannte er das Mädchen sogar. Ihm entglitten alle Gesichtszüge.
 

//Moment, das ist doch…//
 

„Ah Valerie, na mein Engelchen, alles klar bei dir?“, der Silberhaarige erhob sich und legte seine Hände an ihre Hüfte und küsste sie innig. Entgeistert blieb Izuku erneut das Essen im Hals stecken. Shoto sah den Grünhaarigen fragend an.
 

„Izuku alles in Ordnung? Du bist so blass?“
 

Der Grünhaarige brachte nicht mehr als ein Nicken hervor, ehe ihm auch schon eine Hand gereicht wurde. Als Izuku hochsah, schaute er direkt in das fliederfarbene Augenpaar und erwiderte hierbei die Geste.
 

„Du musst wohl Izuku Midoriya sein, nehme ich an. Hätte ich in der Mensa gewusst, dass du das bist, hätte ich mich schon eher vorgestellt. Tut mir leid. Ich bin Valerie, schön dich kennenzulernen.“
 

„Danke, die Freude ist ganz meinerseits.“
 

Izukus Kopf war wie leergefegt. In diesem Moment fügte sich alles zusammen. Valerie ist das Omega von Crystalize. Crystalize ist der jüngste Pro Hero des heutigen Jahrhunderts. Eine Koryphäe in der heutigen Zeit. Die Art und Weise wie sich Valerie und Tsuchi eben gegrüßt hatten….. auf einmal ergab alles einen Sinn.
 

Wie von der Tarantel gestochen, sah er den Silberhaarigen geschockt an. Da arbeitet Izuku schon seit bald 4 Monaten mit ihm zusammen und hatte keinen blassen Schimmer wer er eigentlich war. Zudem Izuku sich noch gar keine Notizen zu seiner Spezialität gemacht hatte. Das Ganze ist komplett an ihm vorübergegangen. Dies musste umgehend nachgeholt werden.
 

„Du… du Tsuchi?“
 

„Hm?“
 

„Du … du bist Crystalize, hab ich Recht?“
 

Ein Lachen ließ den Grünhaarigen aufschrecken. Der Silberhaarige kratzte sich daraufhin wieder verlegen am Hinterkopf.
 

„Ja, du hast es erfasst. Ich bin Crystalize. Und ja, ich habe absichtlich nichts gesagt. Es weiß eigentlich auch so gut wie keiner, da ich den Namen schon seit zwei Jahren nicht mehr nutze. Es war mein Heldenname auf der Shiketsu. Er verfolgt mich allerdings noch bis heute.“
 

Ehe der Silberhaarige weiterreden konnte, küsste die Blondhaarige ihm auf die Wange und tätschelte seinen Kopf.
 

„Du musst wissen Izuku, Tsuchi steht nicht gerne im Mittelpunkt. Er geht zwar gern auf die Leute zu, hält sich aber lieber im Hintergrund, da er das Rampenlicht verabscheut. Hab ich es richtig erklärt, Liebling?“
 

Ein Seufzen verließ die Lippen des Silberhaarigen.
 

„Genau auf den Punkt getroffen, Darling. Besser hätte man es nicht ausdrücken können.“
 

„Ah ich verstehe“, daraufhin bemerkte Izuku wie Shoto seine Hand mit seiner eigenen verschränkte und anlächelte. Der Grünhaarige erwiderte die Geste. Es schmeichelte den Kleineren sehr, dass der Alpha seine Nähe suchte. Die Blondhaarige sah zwischen den Beiden hin und her.
 

„Aw, ihr Beiden seid echt süß zusammen. Es freut mich, dass du endlich jemanden gefunden hast, Shoto.“
 

Der Bunthaarige lehnte daraufhin seinen Kopf gegen den seines Mates und nickte. Izuku fehlten einfach die Worte. Er hatte bereits festgestellt, dass der Alpha ein paar Tage kurz vor seiner Heat immer im Kuschelmodus war und den kleinen Omega gar nicht mehr loslassen wollte. Erst geschah es nur in den eigenen vier Wänden, aber inzwischen traute sich der Weißrothaarige auch öffentlich seine Zuneigung ihm gegenüber zu präsentieren. Sein Alpha war so niedlich. Verträumt sah Izuku seinen Mate an.
 

„Ach ja, Shoto, hast du mitbekommen, dass unsere Klassen zusammen einen Tagesausflug machen sollen?“, die Blondhaarige studierte währenddessen die Eiskarte.
 

„Ja, Herr Aizawa hat da was erwähnt. Wir sollen wohl ein Survival Training absolvieren. Der Termin ist wohl für nächste Woche angesetzt, den genauen Tag wissen wir noch gar nicht.“
 

Izuku wurde hellhörig und sah fragend den Weißrothaarigen an.
 

„Ein Survival Training? Nächste Woche schon?“
 

„Ja, aber es soll sich nur um einen Tagesausflug handeln, also bin ich nicht lange weg.“, beruhigend stich der Bunthaarige über Izukus Rücken, der sich daraufhin wieder entspannte.
 

Genervt seufzte Valerie auf und blickte zum Himmel.
 

„Ich frage mich, wie wir das zeitlich noch hinbekommen sollen, die Zwischenprüfungen stehen inzwischen an. Also ungünstiger hätte man echt den Zeitpunkt nicht auswählen können, wenn du mich fragst.“
 

„Warten wir es einfach mal ab“, Shoto legte daraufhin seinen Arm um Izukus Schulter und zog ihn zu sich. Dieser ließ sich einfach mitziehen und schmiegte sich nah an seinen Alpha ran. Genüsslich schloss der Grünhaarige seine Augen und lauschte dem ruhigen Herzschlag seines Mates.
 


 


 

Auf einmal hörten sie lautes Geschrei, woraufhin die vier Köpfe hochschreckten und in die Richtung sahen wo der Lärm herkam. Izuku kam die aggressive Stimme mehr als bekannt vor.
 

„WAH!! WAS SOLL DER ROTZ BITTE?! ICH WILL SCHURKEN JAGEN UND NICHT HIER WIE EIN DEPP AUF DER STRAßE RUMLAUFEN!!!!“
 

„Aber, aber bevor du in einen richtigen Außeneinsatz geschickt wirst, wirst du erst einmal Manieren lernen. Präsenz zeigen. Den Bürgern zu verstehen geben, dass wir sie beschützen. Eine Verbindung zwischen Schützer und Beschützten aufbauen.“
 

„DAS IST DOCH DIE REINSTE ZEITVERSCHWENDUNG!“
 

„Das sehe ich anders. Du hast noch viel zu lernen.“
 

„AM ARSCH!!“
 

Als sich die zwei Personen auch endlich zwischen der Menschenmenge zu erkennen gaben, musste Izuku sich ein Lachen verkneifen. Dass er einmal seinen alten Klassenkameraden Katsuki Bakugou in hautengen Jeans und glatten Haaren sehen würde, hätte er sich nie im Leben ausgemalt. Beinahe hätte er seinen Kakao quer über den Tisch verteilt. Sein Mate neben ihm schüttelte daraufhin den Kopf.
 

„Das ist mal wieder typisch. Aufbrausend wie eh und je.“
 

„Ah stimmt er geht ja in deine Klasse, hab ich Recht Shoto?“
 

„Ja leider, er ist auch der Grund, weshalb deine Klasse uns als Konkurrenten ansieht.“
 

„Mach dir nichts draus Shoto, Neito sucht mit jedem Stress.“
 

Der Silberhaarige sah fragend seine Partnerin an und hob eine Augenbraue.
 

„Wer ist der Typ überhaupt, Valerie und wieso ist er mit deinem Vater unterwegs?“
 

Genervt fuhr sich die Blondhaarige durch ihre Haare und schüttelte den Kopf.
 

„Katsuki Bakugou, er macht zur Zeit ein Praktikum bei meinem Vater. Von der U.A. haben wir vorgeschrieben bekommen, dass wir im ersten halben Jahr ein zweiwöchiges Praktikum absolvieren müssen. Zeitpunkt ist hierbei egal, aber es muss bis Ende des Jahres durchgeführt worden sein. Katsuki hat sich bei meinem Vater beworben und er hat ihn dann natürlich eingestellt mit dem Hintergrund, dass er ihm den richtigen Weg weisen wolle.“
 

„Dann hat er bei Kacchan echt schlechte Karten.“
 

„Was du kennst ihn Izuku?“
 

Daraufhin verkrampfte sich der Grünhaarige etwas, wurde aber wieder lockerer als sich der Händedruck um seine Hand, die immer noch mit der des Größeren verbunden war, verstärkte. Erleichtert sah Izuku seinen Alpha an.
 

//Danke Shoto…//
 

„Ja, wir waren früher in einer Klasse. Ich kenne ihn noch von Kindertagen. Er war schon seit jeher von aufbrausender Natur. Ich kenne ihn nicht anders.“
 

„Du Ärmster, mein Beileid, ich bin froh, dass er nur noch diese Woche in der Agentur ist. Entschuldigt mich bitte. Ich geh mal kurz hin. Bin gleich wieder da “, genervt atmete die junge Frau aus, ehe sie ihrem Alpha zunickte, sich erhob und sich auf den Weg zu den Beiden machte.
 

Als Best Jeanist seine Tochter erkannte, kam er freudig auf sie zu und umarmte sie herzlich. Er war fast sechs Köpfe größer als sie. Izuku sah genau hin und behielt hierbei die Blonden Explosion im Auge. Etwas war anders an ihm. Die Aggressivität, die er bis eben noch präsentiert hatte, war wie weggefegt. Seinen Blick konnte der Grünhaarige jedoch nicht genau deuten. Die roten Augen waren auf die Blondhaarige gerichtet, die sich kurz mit ihrem Vater unterhielt. Zu gern hätte Izuku gewusst, was in diesem Moment in Katsukis Kopf vorgeht. Plötzlich wanderten die roten Iriden jedoch in Izukus Richtung. Ein kalter Schauer überkam den Kleineren. Der Blick, den der Blonde ihm zuwarf, war eindringlich, aber Izuku wusste ihn nicht so recht einzuordnen.
 

„Izuku?“
 

Als der Grünhaarige seinen Namen hörte, brach der den Blickkontakt zu der Blonden Explosion ab und widmete sich wieder seinem Mate, der ihm eine volle Gabel mit Kuchen vor die Nase hielt. Die Augen des Kleineren begannen zu glänzen und ließ sich die Gabel samt Essen in den Mund führen. Tsuchi beobachtete sie hierbei und schüttelte daraufhin lachend den Kopf.
 

„Meine Güte, wenn ihr so heiß aufeinander seid, dann sucht euch ein Zimmer.“
 

Ertappt lief der Grünhaarige knallrot an und versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen. Das war ihm dann doch etwas zu peinlich. Shoto jedoch grinste hämisch und begann den Kleineren wieder an den Seiten zu kitzeln, weshalb der Grünhaarige anfing lauthals zu lachen.
 

„Shoto, hör auf damit~“
 

„Nein, keine Lust!“
 

„Hey~ nein…“, Tränen traten bereits aus den Augenwinkeln des Grünhaarigen hervor, ehe ein Räuspern beide Turteltauben innehalten ließ. Als sie sich umdrehten, stand der blondhaarige Pro Held direkt hinter ihnen.
 

„Es ist schön, dass ich den angehenden Heldenanalytiker einmal persönlich kennenlerne.“
 

Daraufhin reichte der Pro Held dem Grünhaarigen die Hand, die dieser zögerlich entgegennahm. Ein Schlucken war zu vernehmen.
 

„Oh, Best Jeanist. Es ist mir eine Ehre“, der kleine Omega war sprachlos. Er hatte keine Ahnung, dass sein Ruf bereits innerhalb der Heldengemeinschaft schon die Runde gemacht hatte. Und dass innerhalb so kurzer Zeit.
 

„Die Ehre ist ganz meinerseits, Izuku Midoriya. Du hast wirklich einen messerscharfen Verstand, da muss ich Endeavor Recht geben. Die Spezialität des Heldenmörders aufzudecken, war nicht mal einem meiner besten Sidekicks gelungen und dieser hatte schon einige Erfahrungen in diesem Gebiet gesammelt. Quirklos und dann auch noch ein Omega, wie ich sehe“, der Blick des Pro Helden galt hierbei dem Weißrothaarigen, der sein Gegenüber genau musterte. Daraufhin wand der Pro Held seine Aufmerksamkeit wieder dem Grünhaarigen zu.
 

„Als Omega muss man ständig in der heutigen Gesellschaft um Anerkennung kämpfen, hab ich Recht? Aber wie ich sehe, hast du schon einen vernünftigen Partner an deiner Seite.“, hierbei zwinkerte der Pro Held dem Bunthaarigen zu.
 

„Du bist Shoto Todoroki, Endeavors jüngster Sprössling, wenn ich mich nicht irre.“
 

Der Bunthaarige erhob sich daraufhin und verneigte sich vor dem Pro Held.
 

„Ja der bin ich. Mein Vater hat schon viel von Ihnen erzählt.“
 

„Nicht doch, nicht doch. Dein Vater und ich sind sowas wie Arbeitskollegen, auch, wenn wir was die Moral in vielerlei Dinge angeht, andere Meinung sind. Jedoch hat er bei dem Kleinen hier einen guten Riecher gehabt. Ich hoffe weiterhin nur Positives über dich zu hören, Izuku.“
 

Daraufhin drehte sich der Pro Held um, winkte zum Abschied und widmete seine Aufmerksamkeit wieder seinem Praktikanten zu, der einige Meter hinter ihnen an einer Laterne anlehnte. Der Blondhaarige hatte sie genau beobachtet und Izuku blieb ein Kloss im Hals stecken. Die roten Iriden durchbohrten ihn fast. Schwer schluckte der Grünhaarige. Seine Hände begannen zu schwitzen.
 

//Hat er es mitbekommen?//
 

Ehe Izuku weiter drüber nachdenken konnte, wurde er von dem Weißrothaarigen zärtlich am Kragen seines Hemds gepackt und in einen innigen Kuss verwickelt. Die Augen des Grünhaarigen weiteten sich. Sein Herz raste. Sein Alpha küsste ihn gerade in diesem Moment in der Öffentlichkeit, vor den Augen seines früheren Klassenkameraden. Izuku vergas alles um sich herum. Es war das erste Mal, dass es dem Grünhaarigen egal war, dass ausgerechnet der Blonde dies mitbekam. Schon lange hatte er mit den alten Geschichten abgeschlossen. Genüsslich schloss er seine Augen und erwiderte den Kuss. Valerie und Tsuchi lächelten sich an und beobachteten die Beiden.
 

„Sie sind echt niedlich, was denkst du?“
 

Der Silberhaarige lächelte zärtlich und widmete seine Aufmerksamkeit wieder seinem Kaffee, der inzwischen kalt geworden war. Es war ihm jedoch egal. Genüsslich trank er den letzten Schluck aus.
 

„Eifersüchtig?“
 

Die Blondhaarige schüttelte lachend den Kopf boxte dem Größeren hierbei auf den Oberarm.
 

„Du bist doof, Tsuchi!“
 

„Das beruht ja wohl auf Gegenseitigkeit, meine Liebe.“
 


 


 

Ihre Laune war ausgelassen. Sie saßen noch eine Stunde beisammen und redeten über verschiedene Themen. Izuku war positiv überrascht. Er hatte die Blondhaarige direkt ins Herz geschlossen und tauschten auch Nummern aus. Valerie war schwer in Ordnung. Somit trat ein weiterer Omega in Izukus Leben.
 


 


 

Dass sie allerdings die ganze Zeit von jemandem aus der Ferne beobachtet wurden, bekamen sie nicht mit. Weiter weg saß eine vermummte Gestalt auf dem Vordach eines Geschäftshauses. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. Mit einem Fernglas ausgestattet, hatte sie die vier Jugendlichen die ganze Zeit genau im Blick gehabt. In ihrer anderen Hand hielt sie einen Apfel, den sie abwechselnd hochwarf und wieder auffing. Dann biss sie ein Stück des Apfels ab und schaute hierbei auf das Handy, das neben ihr lag. Als ein Vibrieren ertönte, warf sie den angebissenen Apfel weg und nahm den Hörer ab.
 

„Ja, was gibt’s?“
 

Eine tiefe Stimme war am anderen Ende der Leitung zu hören.
 

„Wie ist die Lage? Habt ihr sie gefunden?“
 

Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht der vermummten Gestalt, deren Anblick immer noch von der Kapuze bedeckt wurde und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Eiscafé, wo sich Izuku, Shoto und Tsuchi gerade von Valerie verabschiedeten.
 

„Sei unbesorgt, Shigaraki, wir haben die Zielperson erfasst. Wann schlagen wir zu?“
 

Es folgte eine kurze Stille. Ein Knacken war auf der anderen Seite zu hören.
 


 

„Dann, wenn sie es am wenigsten erwarten.“

Part XXII – run against time I

-Shoto P.o.V-
 

„Ja~ bitte mehr…Ah~“
 

Es waren genau diese süßlichen, von Lust verzehrten Töne, die der Weißrothaarige inzwischen über alles an seinem kleinen Omega liebte. Der Anblick, der sich seinem heterochromen Augenpaar bot. Wie wiesengrüne, lusterfüllte und glänzende Augen in die Seinen blickten. Sein heißes Stöhnen, das den Alpha allmählich um den Verstand brachte. Diese süße Enge, die ihn fast innerlich explodieren ließ.
 

Es waren genau diese intimen Momente, die Shoto gern mit Izuku teilte. Es war Samstagabend und der Grünhaarige befand sich in seiner Heat-Phase und wie sollte es anders sein, der Kleine wusste genau welche Hebel er bei dem Größeren in Bewegung setzen musste, um zu bekommen was er wollte. Verführerische Bewegungen, knappe Kleider oder weil er sich einfach frech auf Shotos Schoß gesetzt und sich neckend an ihm gerieben hatte. Shoto konnte viele dieser Punkte aufzählen. Sobald Izuku in seine Heat verfiel, war er wie ausgewechselt, wurde regelrecht süchtig nach seinem Alpha. Shoto kam dies gerade recht. Ihm erging es nämlich nicht anders.
 

Nun lagen sie in Izukus Bett und gaben sich einander hin. Ihre Körper waren eng aneinander geschlungen. Shoto verschränkte seine Hände mit denen des kleinen Omegas und sah ihm hierbei tief in die Augen. Das glänzende von Lust verschleierte Augenpaar zog ihn immer mehr in den Bann. Ihr Rhythmus war gleichauf. Shoto genoss es, wie sein Mate trotz Heat seinen Part beisteuerte. Schweißperlen rannten über ihre nackten Körper, die bereits vor Erregung stark erhitzt waren. Ein Kribbeln durchzog seine Lenden. Shoto stieß einige Male intensiver in den Kleineren, der sich daraufhin stöhnend unter ihm wand und sein Rückgrat durchdrückte. Sein Keuchen war wie Musik in Shotos Ohren. Allerdings hatte der Weißrothaarige bereits seine Grenzen erreicht und schob sich zusammen mit Izuku einige Stöße später über die erlösende Klippe.
 


 


 


 

Eng aneinandergeschmiegt, lagen sie nun beieinander. Izuku lag mit dem Rücken zu ihm und Shoto hatte ihn nah an sich herangezogen. Mehrmals küsste er die Halsbeuge des Kleineren.
 

„Alles in Ordnung?“
 

Der kleine Omega drehte sich zu Shoto um und lächelte ihn herzlich an.
 

„Ja, alles gut. Es war wunderschön, so wie immer~“, dabei legte der Grünhaarige die Lippen zärtlich auf die des Größeren. Dabei zog Shoto den Kleineren in eine innige Umarmung. Sog dabei seinen süßlichen Duft ein. Einige Minuten verharrten sie in dieser Stellung, ehe der kleine Omega die Stille unterbrach.
 

„Am Montag geht es schon los, oder? Mit dem Survival Training.“
 

Shoto hatte, nachdem er Mitte der Woche den genauen Tag erfahren hatte, Izuku direkt darüber in Kenntnis gesetzt. Er hatte gemerkt, dass sein Mate damit nicht ganz einverstanden war. Das ihn hierbei etwas störte. Der Größere löste sich daraufhin von dem Grünhaarigen und hob mit seinem Zeigefinger das Kinn seines Gegenübers an, sodass er ihm in die Augen sehen konnte. Sorge spiegelte sich in dem grünen Augenpaar wider.
 

„Ja, aber mach dir keine Gedanken, Izuku. Wir sind insgesamt 40 Schüler und mehrere Aufsichtspersonen.“
 

Izuku senkte seinen Blick und verschränkte erneut seine Hände mit denen des Weißrothaarigen.
 

„Das weiß ich doch Shoto. Nur ich mache mir Sorgen. Ich meine, warum wird überhaupt so ein Ausflug trotz der jetzigen Situation durchgeführt? Es ist meines Erachtens viel zu gefährlich. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustößt.“
 

„Ich werde auf mich aufpassen. Es ist aber süß, dass du dich so sehr um mich sorgst.“
 

Wieder kuschelte sich der Kleinere daraufhin nah an Shotos Brust. Dieser lächelte zärtlich und hauchte Izuku einen Kuss auf die Stirn und legte dabei seinen Kopf gegen den des Grünhaarigen.
 

„Mach dir keine Sorgen, es wird nichts passieren.“
 


 


 


 

Am Montagmorgen war es dann soweit. Am frühen Morgen versammelten sich alle Schüler der Klasse 1 A und 1 B vor der Schule und stiegen in den Bus ein, den die U.A. bestellt hatte. Vorher wurden sie noch darum gebeten ihre Heldenkostüme anzuziehen. Shoto war noch verdammt müde. Sein alter Herr hatte ihn gestern Abend wieder auf Trapp gehalten. Nachdem der Flammenheld nachhause gekommen war, hatte er Shoto eine Zusammenfassung über das stattgefundene Treffen schreiben lassen. Das Ganze ging bis spät in die Nacht. Seinem alten Herrn war es egal, dass sein Sohn am nächsten Morgen Schule hatte. Gähnend stand er neben Ochaco und Momo, die ihn fragend musterten.
 

„Shoto? Sicher, dass es dir gut geht?“, die Brünette schob den Größeren etwas abseits. Der Weißrothaarige sah Ochaco fragend an. Seit wann war sie so direkt zu ihm? Er hatte eigentlich kaum Kontakt zu ihr, aber er wusste, dass sie eine gute Freundin von Izuku war. Hatte er sie etwa eingeweiht?
 

„Ja, sicher, warum fragst du?“
 

Ihr Lächeln wandte sich auf einmal in ein hämisches Grinsen um, woraufhin ein Schauder über Shotos Rücken lief. Oh ja, sie wusste definitiv Bescheid!
 

„Ach nur so und keine Sorge, ich behalte es für mich.“
 

Irritiert starrte der Bunthaarige seine Klassenkameradin an. Konnte sie etwa Gedanken lesen?
 

„Oh..“
 

Bevor Shoto weitersprechen konnte, hielt Ochaco ihre Hand vor seinen Mund und lachte. Dabei zwinkerte sie ihm zu. Der Weißrothaarige war wie gelähmt. Was ging hier gerade ab?
 

„Ja, ich weiß über dich und Izuku Bescheid, und nein, er hat es mir nicht verraten. Ich bin von selbst draufgekommen. Aber ich freue mich so sehr für euch, glaub mir. Bitte pass gut auf Izuku auf. Er ist so ein toller Junge, schon fast schade, dass er wie ich ein Omega ist.“
 

Erleichtert ließ der Bunthaarige seine Schultern sinken. Daraufhin ließ die Brünette von ihm ab und lief wieder zu der Klasse. Was sollte das denn werden? Wollte sie ihm wirklich nur das sagen? Shoto atmete genervt aus. Nun wurde er sich wieder innerlich bewusst, warum er mit dem weiblichen Geschlecht nichts anfangen konnte. Sie waren allesamt so verdammt kompliziert. Wie sollte man da hinter deren Fassade blicken können?
 

//Das kann ja was werden…//
 


 


 


 

Müde stieg er in den Bus und nahm im mittleren Abteil Platz. Die Klassen hatten sich nach einem strikten Muster getrennt, die Klasse 1 A saß im vorderen Abteil, B im hinteren. Irritiert schaute sich der Weißrothaarige um. Er verstand das Theater überhaupt nicht. Gähnend lehnte er seinen Kopf gegen die Fensterscheibe und schloss seine Augen.
 

//Endlich Ruhe…//
 

„Shoto?“
 

//Oder auch nicht… wäre auch zu schön gewesen..//
 

Brummend öffnete der Weißrothaarige sein linkes Auge. Vor ihm stand Valerie, die ihn lächelnd ansah. Dabei deutete sie auf den leeren Platz neben ihm.
 

„Stört es dich, wenn ich mich neben dich setze?“
 

Fragend hob Shoto eine Augenbraue.
 

„Nein, setz dich.“
 

Daraufhin nahm die Blondhaarige neben dem Alpha Platz und durchsuchte ihre Tasche. Der Weißrothaarige beobachtete sie dabei. Sie zog wenige Minuten später einen Game Boy aus ihrer Tasche. Pfeifend startete sie das Gerät. Der Alpha beobachtete sie neugierig dabei. Die Konsole befand sich in einem sehr guten Zustand. Shoto wusste bereits von Tsuchi, dass Valerie eine Gamerin war und gerne Videospiele spielte. Da hatte sie mit Izuku echt etwas gemeinsam. Da haben sich zwei Omegas gesucht und gefunden. Ein Lächeln zierte seine Lippen als er wieder an das strahlende Gesicht seines Mates dachte. Izuku hatte bereits versucht ihn in die Videospielthematik einzuführen. Aber Shoto hatte schnell gemerkt, dass dies nicht so ganz seine Welt war. Aber es bereitete ihm Freude, den Grünhaarigen beim Zocken zu beobachten.
 

„Was spielst du denn da?“
 

„Zelda. Einfach klasse das Game. Ich mag Retro Spiele. Aber ich zocke zuhause auch WoW und BF. Am liebsten Online, mit anderen Spielern macht es noch mehr Spaß.“
 

Wieder hob Shoto fragend seine Augenbrauen. Er konnte mit diesen Abkürzungen überhaupt nichts anfangen.
 

„Bitte was?“
 

„World of Warcraft und Battle Field, du halbe Portion!“
 

Irritiert drehte sich der Weißrothaarige um und erblickte Katsuki, der sich hinter ihnen eine Platzreihe mit Eijiro Kirishima teilte. Feuerrote Iriden durchbohrten ihn regelrecht. Shoto drehte sich daraufhin wieder um. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sich der Blonde hinter ihn gesetzt hatte. Der Rothaarige war sofort hin und weg, während der Blonde wieder genervt aus dem Fenster sah.
 

„Wow, ernsthaft? Du bist Gamerin?“
 

„Ehm, ja bin ich, du etwa auch.. ehm“
 

Verlegen kratzte sich die Blondhaarige am Kopf. Shoto hingegen lehnte seinen Kopf wieder gegen die Fensterscheibe und schloss seine Augen.
 

„Eijiro, nenn mich einfach Eijiro.“
 

„Hallo Eijiro, schön dich kennenzulernen. Ich bin Valerie“
 

„Die Freude ist ganz meinerseits, Valerie. Ach, der hier ist im Übrigen Katsuki. Mach dir nichts draus, er ist immer so mürrisch drauf.“
 

„Ja, wir kennen uns schon. Aber danke. Was spielst du denn gern, Eijiro?“
 

„Nun, Katsuki und ich spielen zusammen Borderlands. Sagt dir das was?“
 

„Ja sicher, ich besitze alle Teile zuhause und bin auch mit dem dritten schon fast durch.“
 

„Was ernsthaft? Mensch Katsuki, wir lassen uns von einem Mädchen abhängen. Wir müssen das Wochenende dringend nochmal zocken.“
 

Ein Murren war zu vernehmen.
 

„Wenn du meinst, Kackfrisur..“
 

„Mensch Bro, hör auf so schlecht drauf zu sein, dass hinterlässt keinen guten Eindruck bei den Mädchen.“
 

„Mir doch egal… seit wann interessiert es mich, was die Weiber denken? Stecken doch eh alle unter einer Decke!“
 

Shoto kramte währenddessen aus seiner Tasche seine Kopfhörer hervor und steckte sich diese in die Ohren. Am frühen Morgen war er definitiv noch nicht aufnahmefähig. Zudem ihn das ganze Gespräch an sich auch nichts anging. Er verband die Hörer mit seinem Ipod und schloss wieder genüsslich die Augen.
 

//Ach wie herrlich.. warum nicht gleich so…//
 

Den Rest des Gesprächs bekam der Bunthaarige nicht mehr mit. Gedanklich war er wieder bei Izuku. Er wollte dieses Training so schnell wie möglich hinter sich bringen und wieder zurück zu seinem Mate. Sie waren weniger als 24 Stunden voneinander getrennt und doch vermisste der Weißrothaarige ihn jetzt schon.
 


 


 

Die Busfahrt dauerte ca. 1 Stunde. Als sie angekommen waren, wurde der Bunthaarige von der Blondhaarigen geweckt. Leicht schlaftrunken rappelte sich der Alpha auf und stieg mit ihr zusammen aus. Sie befanden sich mitten in der Wildnis. Irritiert schauten sich seine Klassenkameraden um. Shoto hingegen blieb neben dem Bus stehen.
 

„Was keine Häuser?“
 

„Das ist ja die reinste Einöde!“
 

„Ich muss mal! Aus dem Weg!“, ein kleiner lilahaariger Junge rannte quer über den Platz und sah sich panisch um.
 

„Hier gibt es keine Toilette Mineta, geh hinter einen Busch!“, brüllte Ochaco und widmete sich daraufhin wieder den anderen Mädels zu, die daraufhin anfingen, lauthals zu lachen.
 

Valerie gesellte sich daraufhin wieder zu dem Weißrothaarigen und sah dem Szenario ebenfalls zu.
 

„Denkst du es ist Zufall, dass wir hier gelandet sind, Shoto?“
 

„Wohl eher kaum. Ich denke, dass wir uns selbst einen Weg suchen müssen. Wäre zumindest nahliegender, findest du nicht?“
 

Valerie nickte daraufhin und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. Ihr Blick war geradeaus gerichtet. Als Shoto hinter sich schaute, erblickte er Eijiro, Hanta und Denki. Neben ihnen stand auch Katsuki, der wohl die ganze Zeit in ihre Richtung geschaut hatte, zumindest kam es Shoto so vor. Als der Blonde bemerkte, dass Shoto ihn im Auge hatte, atmete er genervt aus und widmete sich seinen Klassenkameraden. Der Weißrothaarige verstand sein Problem nicht.
 

//Wie ist der denn heute drauf?//
 

Sein Klassenkamerad war eine eigene Nummer für sich. Seit geraumer Zeit benahm er sich besonders seltsam. Im ersten Moment rebellisch und wild, und im nächsten Moment ruhig, für Shoto definitiv zu ruhig. Er fragte sich schon die ganze Zeit, was mit der Blonden Explosion nicht stimmte. Was dessen Stimmungsschwankungen zu bedeuten hatten.
 

Kurz darauf erschien auch schon ihr Klassenlehrer, Herr Aizawa, zusammen mit dem Lehrer der Klasse B, Herrn Sekijro, und stellten den Plan zusammen vor:
 

„Also hergehört. Wie bereits angekündigt, handelt es sich hier um ein Survival Training. Ihr werdet paarweise aufgeteilt und startet an unterschiedlichen Startpunkten. Dieses Training hier soll euere Teamfähigkeit testen. Ihr werdet verschiedene Szenarien durchspielen und lernen euch untereinander zu helfen. Es wurden verschiedene Fallen aufgebaut, die ihr zu überwinden habt. Teamwork steht hier an oberster Stelle. Wer mit wem zusammenarbeitet, wird per Zufallgenerator ausgelost.“
 

Daraufhin wurden die Paare bestimmt. Es gab zwei verschiedene Boxen, in denen sich kleine Tennisbälle jeweils mit den Nummern 1 – 20 befanden. Die Klassen wurden untereinander vermischt und mussten sich in zwei Reihen aufstellen. Die Personen, die die selbe Zahl zogen, waren somit in einer Gruppe. Als Shoto eine Nummer zog, sah er auf den Ball.
 

//15//
 

Gelangweilt sah Shoto in die Runde. Alle waren damit beschäftigt ihre Partner zu finden. Plötzlich vernahm er eine laute Explosion hinter sich.
 

„WIE BITTE! NIEMALS! VERGISS ES!“
 

Irritiert schaute sich der Weißrothaarige um und erblickte seinen explosiven Klassenkameraden hinter sich, der entgeistert auf seinen Ball draufstarrte. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.
 

„Gibt es ein Problem Katsuki?“
 

Der Blonde lief vor Wut knallrot an. Sein Kiefer war schon verzerrt.
 

„DU BIST MEIN PROBLEM! WARUM HAST DU DIE SELBE NUMMER WIE ICH??!!! WILLST DU MICH VERARSCHEN??!!“
 

Erstaunt erblickte Shoto den Ball in dessen Hand und konnte die selbe Nummer darauf erkennen, wie er sie hatte. Genervt atmete Shoto aus und musste sich wohl oder übel seinem Schicksal für heute ergeben.
 

//Na super…da scheint mich jemand wirklich zu hassen //
 


 


 

Daraufhin erschien ihr Lehrer neben ihnen und schaute die beiden jungen Männer eindringlich an.
 

„Gibt es etwa ein Problem?“
 

„JA UND WIE ES..“, bevor Katsuki antworten konnte, schnitt der Weißrothaarige ihm das Wort ab.
 

„Nein, Herr Aizawa, es ist alles in Ordnung, entschuldigen Sie die Umstände.“
 

Diese Genugtuung wollte er genießen. Daraufhin packte Shoto die Blonde Explosion an der Hand und zerrte ihn an ihren Ausgangspunkt, von dem aus sie starten sollten.
 

„HEY LASS MICH LOS!“
 

Shoto ignorierte ihn jedoch und schritt mit ihm zusammen an ihren Klassenkameraden vorbei, die die Beiden daraufhin entgeistert ansahen. Neugierige Blicke folgten ihnen. Shoto konnte sich schon die imaginären Fragezeichen über ihren Köpfen genau vorstellen.
 

„ICH SAGTE DU SOLLST!“, und wieder wurde dem Blonden das Wort abgeschnitten, indem Shoto seine Hand vor dessen Mund hielt. Genervt atmete dieser aus.
 

„Kannst du bitte einmal normal Reden, ohne gleich zu schreien? Ist das möglich?“
 

Eine Zornader bildete sich auf dessen Schläfe und rote Iriden funkelten den Bunthaarigen an. Wenn Shoto es nicht besser wüsste, würde der Blondhaarige ihn in diesem Moment am liebsten mit seinem Blick erdolchen. Ohne ein Wort zu sagen, liefen sie weiter in den Wald hinein, bis sie schließlich am Ausgangspunkt ankamen. Mehrere Minuten standen sie neben einander und sagten einfach nichts. Shoto kam diese Stille gerade Recht. Er hatte keine große Lust mit dem Blonden eine Konversation zu führen.
 

Als das Signal einige Zeit später ertönte, wurde die Strecke freigegeben und gemeinsam rannten sie in den Wald hinein. Bereits am Anfang mussten sie Pfeilen ausweichen, die ihnen direkt entgegenkamen und sprangen über Fallgruben. Bislang handelte es sich hier um Kleinigkeiten, nichts großes, wo die beiden Alphas nicht bewältigen konnten. Als ihnen dann plötzlich Schlammwölfe entgegenkamen, mussten sie schon mehr Kraft aufwenden. Es war ein ganzes Rudel, das sie angriff. Mehrmals sprang Shoto zur Seite und gab Katsuki den Weg frei, damit dieser seine Explosionen auf sie abfeuern konnte. Eins musste der Weißrothaarige sich eingestehen, obwohl sie sich beide nicht leiden konnten, gaben sie ein gutes Team ab.
 

„VERFLUCHT NOCHMAL! STIRBT“, der Blonde feuerte mehrere Explosionen ab und schlug auf die Wesen ein. Shoto war sich sicher, dass hier eine Manifestierungsspezialität am Werk war, die Erde und Schlamm zu Puppen ummodellieren konnte. Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. Sein kleiner Omega hatte in manchen Sachen inzwischen auf ihn abgefärbt.
 

Nachdem sie den ersten Teil der Strecke hinter sich gebracht hatten, blieb der Blonde plötzlich stehen. Shoto blickte daraufhin fragend hinter sich. Katsukis Blick wirkte nachdenklich. Dem Bunthaarigen fiel schon seit sie losgegangen waren auf, dass den Blonden etwas beschäftigte.
 

„Was ist los, Katsuki?“
 

Der Blonde schwieg immer noch und sah zu Boden. Genervt atmete er daraufhin aus.
 

„Es gibt da etwas, was mich schon seit längerem interessiert.“
 

Fragend hob der Weißrothaarige eine Augenbraue und musterte sein Gegenüber.
 

„Und das wäre?“
 

Katsuki hob seinen Kopf und schaute dem Größeren tief in die Augen. Seine roten Iriden durchbohrten ihn schon wieder.
 

„Was läuft da zwischen dir und dem Nerd?“
 


 


 

Shoto schwieg erst und brach den Blickkontakt ab. Wieso interessierte es den Blonden auf einmal? Sollte er ihm, ausgerechnet ihm darauf Antwort geben? Katsuki hingegen sah den Weißrothaarigen weiterhin abwartend an und verschränkte seine Arme vor seiner Brust.
 

„Damit eins klar ist, Halb-Halb-Bastard. Ich habe euch schon einmal gesehen, Händchen haltend. Dann letzte Woche im Eiscafé? Denkst du mir ist entgangen, wie du ihm deine Zunge in den Hals gesteckt hast? Also verkauf mich nicht für dumm! Raus mit der Sprache!“
 

Shoto ballte daraufhin seine Hände zu Fäusten und biss sich auf die Unterlippe. Warum ausgerechnet jetzt? Er haderte mit sich selbst. Warum sollte er ausgerechnet ihm, der seinem kleinen Omega so viel Leid zugefügt hat, auf die Nase binden, dass er gematet ist? Ehe der Weißrothaarige jedoch weiter drüber nachdenken konnte, ertönte plötzlich ein lauter Knall und ein Erdbeben erschütterte den Boden. Wie ein Sturm fegte dieser über die beiden Heldenanwärter herein.
 

„Was zum!“
 

„VORSICHT!“
 

Ehe Shoto reagieren konnte, wurde er von dem Blonden zu Boden gedrückt, woraufhin ein Baumstamm über ihre Köpfe hinwegfegte und hinter ihnen am Felsen zerschellte. Entgeistert sah der Bunthaarige zu der Stelle und erhob sich langsam wieder. Er stand unter Schock. Dann erst realisierte er, dass Katsuki ihm gerade das Leben gerettet hatte. Plötzlich vernahmen sie ein Kichern. Shoto lief es eiskalt den Rücken hinunter. Die Aura, die ihnen entgegenschlug, war eiskalt. Er nahm die Aura eines Alphas war, aber es war kein gewöhnlicher.
 

„Kishishishi… na sowas. Zwei kleine Alphas, die sich wohl verlaufen haben, wie süß.“
 

Als Shoto und Katsuki nach oben schauten, erblickten sie eine vermummte Gestalt, die über ihnen auf einem Ast saß. Der Blonde funkelte diese böse an.
 

„Und wer will das wissen?“
 

Die vermummte Gestalt lachte daraufhin hämisch und zog ihre Kapuze hinunter.
 

„Meine Wenigkeit..“
 

Shoto entglitten alle Gesichtszüge. Das Gesicht war komplett vernarbt, eisblaue Augen starrten in sein verschiedenfarbiges Augenpaar. Der Wahnsinn stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Der Weißrothaarige realisierte in diesem Moment, dass das hier nicht mehr zum Training dazugehörte. Er erkannte das Gesicht, es war in den Medien bereits mehrmals zu sehen gewesen. Dieser Mann wurde wegen Mordes in 15 verschieden Fällen gesucht. Und ausgerechnet jetzt, stand er vor ihnen. Shoto blieb ein Kloss im Hals stecken, ein Schlucken war zu vernehmen.
 

//Fuck, jetzt haben wir echt ein Problem//
 


 


 

Shoto und Katsuki waren immer noch gelähmt vor Schock. Sie waren nicht in der Lage sich zu bewegen. Ob es an der furchteinflößenden Aura lag? Shoto wusste in diesem Moment nur eins, er und sein Klassenkamerad befanden sich in ernsthaften Schwierigkeiten. Wieder folgte ein krankhaftes Lachen. Der junge Mann tänzelte auf dem Ast umher und hatte dabei beide Arme ausgestreckt.
 

„Ach wie unhöflich von mir, gestatten mich vorzustellen. Dabi von der League of Villians.“
 

Kurz darauf erschien hinter dem Mann noch ein junges Mädchen. Ihre blonden Haare waren zu Zöpfen zusammengebunden und ihr Gesichtsausdruck war ebenfalls sehr furchteinflößend. Ihre Zähne erinnerten an Vampirzähne, während ihre Augen, denen einer Schlange gleichkamen. Ihr krankhaftes Lachen hallte durch den ganzen Wald. Shoto und Katsuki waren wie versteinert.
 

„Und Dabi? Hast du sie gefunden?“, daraufhin bemerkte sie die beiden jungen Heldenanwärter. Ihre Augen weiteten sich. Genüsslich leckte sie sich über ihre Lippen.
 

„Oh wie süß. Die Beiden hier sehen ja sowas von heiß aus. Darf ich mir einen von ihnen nehmen Dabilein, bitte bitte~“
 

Der Schwarzhaarige neben ihr seufzte genervt aus.
 

„Mensch Toga, gehen schon wieder deine Omega-Hormone mit dir durch?“
 

„Was soll das denn heißen? Eifersüchtig, weil ich dich hab abblitzen lassen? Ich bin halt was Alphas angeht sehr wählerisch. Und der Weißrote da unten finde ich ja wirklich zum Anbeißen.“
 

Shoto entglitten alle Gesichtszüge. Dieses Mädchen soll ein Omega sein? Ernsthaft? Daraufhin tätschelte der Schwarzhaarige den Kopf des blonden Mädchens.
 

„Ach herrje, Toga, leider wirst du hier Pech haben“, die eiskalten Augen suchten wieder die des Bunthaarigen. Ein Grinsen schlich sich auf das vernarbte Gesicht.
 

„Dieser Alpha hier ist bereits gematet.“
 

Plötzlich setzte Shotos Herz aus. Woher wusste der Schurke, dass er einen Mate hatte? Eiskalt lief ihm ein Schauer den Rücken hinunter. Wurden er und Izuku etwa die ganze Zeit ausgespäht? Es war das erste Mal, dass sich die Angst in seine Venen schlich. Zeitgleich fiel ihm auf, dass Katsuki ihn entgeistert ansah. Unglaube spiegelte sich in dem roten Augenpaar wider.
 

Das Mädchen atmete währenddessen traurig aus und zog daraufhin ein Messer aus ihrer Tasche. Grinsend leckte sie über die Klinge und sah die beiden Heldenanwärter herrschsüchtig an.
 

„Schade, dann werde ich euch beide wohl töten müssen~ also lasst mich bitte noch ein wenig mit euch spielen, ja ~?“
 

Katsuki war der Erste, der daraufhin wieder zu seiner Bewegungsfähigkeit gelangte.
 

„SAG MAL HAST DU EINEN KNALL DU VERRÜCKTE DUMME KUH!! DICH KNALL ICH MIT EINER EXPLOSION WEG!!!“
 

Daraufhin fixierte er seine Arme in ihre Richtung und feuerte seine Explosionen ab, denen die Blondhaarige mit geschickten Bewegungen auswich. Lachend wich sie einer Explosion nach der anderen aus, hüpfte von Ast zu Ast und schlang sich schließlich tanzend um den Baumstamm.
 

„Oh mehr hast du nicht drauf? Mh.. schade, dass wird mir zu langweilig. Dabi? Ich glaube, du kannst das hier getrost mir überlassen. Such du weiter nach diesem Mädchen mit der mutierten Spezialität. Du weißt ja, wie sie aussieht~“
 

Die Worte seines Klassenkameraden drangen nicht mehr zu ihm durch. In Shoto zog sich auf einmal alles zusammen. Seine Augen weiteten sich. Ein Schauder überkam ihn. Die Worte hallten bis zu seinem Innersten wider. Der Alpha konnte erst langsam realisieren, was diese Worte zu bedeuten hatten.
 

//Nein!! Valerie!!//

Part XXIII - run against time II

-Shoto P.o.V.-
 

„Hey du halbe Portion, keine Zeit um hier Trübsal zu blasen, beweg deinen Arsch und hilf mir!“
 

Shoto stand immer noch unter Schock. Die Worte seines Klassenkameraden erreichten den Weißrothaarigen nicht. Er nahm diese nur gedämmt wahr. Immer wieder hallten die Worte des Schurken durch seinen Kopf. Sie waren ausgerechnet hinter ihr her, dem Omega seines besten Freundes. Shoto biss sich auf die Unterlippe. Er konnte nicht nur seelenruhig dabei zusehen, er musste handeln. Wenn Izuku in Gefahr wäre, würde Tsuchi das Selbe auch für ihn tun. Er war es ihm schuldig, war es seinem inneren Alpha schuldig. Der Schwarzhaarige sah währenddessen amüsant zu dem Weißrothaarigen runter und grinste diesen hämisch an. Der Anblick gefiel dem Schurken sehr. Er genoss es noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.
 

„Du weißt genau, wen wir meinen, oder? Immerhin ist sie das Omega deines besten Freundes, nicht wahr? Man sollte meinen, dass sie nur die Spezialität ihres Vaters geerbt hat, aber so ist es nicht. Ihre Spezialität geht über die textilische Manifestierung weit hinaus. Du warst doch schon Zeuge. Wie sie beinahe ihren eigenen Alpha umgebracht hat. Es war ein Unfall gewesen, keine Frage. Aber du hast gesehen, zu was sie fähig ist~“
 

Shoto war wie gelähmt. Die Art und Weise, wie der Schurke sprach, er musste ihn und seine Freunde schon lange im Auge gehabt haben. Izuku hatte ihm bereits mitgeteilt, dass er sich seit einigen Wochen beobachtet fühlte, dass ein dunkler Schatten über ihnen lag. Shoto hatte es die ganze Zeit nicht ernst genommen. Wollte seinem Omega keine unnötige Angst einjagen. Wollte ihn in Sicherheit wiegen. In diesem Moment bereute der Alpha den Worten seines Mates nicht genug Beachtung geschenkt zu haben. Verärgert kniff er seine Augen zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten.
 

//Verzeih mir Izuku, ich bin so ein Idiot gewesen! //
 

Der Schurke, der sich immer noch auf dem Ast über ihm befand, schlug sich spielerisch die Hände vor den Mund.
 

„Das ich das mal erleben darf, Shoto Todoroki ist sprachlos, ich fasse es nicht. Heute muss echt mein Glückstag sein~“
 

Plötzlich wurde das Gesicht des Schwarzhaarigen wieder ernster. Seine Augen sprühten nur so von Wahnsinn und Chaos, die das Unheil mit sich brachten.
 

„Aber sind wir mal ehrlich, die kleine Omega gehörte nie wirklich zu euch. Ihre Spezialität ist eher für Schurken geeignet und das weißt du genauso gut wie ich, Kleiner. Sie war nie eine von euch und wird es auch nie sein. Es ist schon erstaunlich, was die Natur alles bewirken kann. Sie bringt auch Mischlinge wie sie hervor. Geschöpfe, die von ihrem Wesen her weder das eine noch das andere wirklich sind. Wie sie sich wohl die ganze Zeit gefühlt haben muss? Wusstest du, dass sie früher in der Schule eine Außenseiterin war? Dass sie keine Freunde hatte? Weil sich die Omegas vor ihrer Aura gefürchtet hatten? Und die Alphas? Nun ja, sie haben in ihr kein reines Omega gesehen, dass sich unterwerfen lässt, zumindest nicht freiwillig. Also welchen Wert hatte sie dann noch, Shoto? Verrate es mir. Sie mag zwar inzwischen einen Partner haben, aber denkst du wirklich, sie kann ihre Vergangenheit so leicht hinter sich lassen?“
 

Je mehr der Schurke Preis gab, desto mehr kochte der Weißrothaarige innerlich vor Wut. Seine geballten Fäuste begannen bereits zu zittern. Dass ein Bösewicht es wagte Valeries Wertvorstellungen in Frage zu stellen? Was wusste dieser Abschaum schon über sie? Plötzlich war ein leises Flüstern zu hören, das den Bunthaarigen augenblicklich innehalten ließ.
 

„Als, ob du irgendeinen blassen Schimmer hättest. Halt deine verdammte Fresse, du Narbengesicht.“
 

Die Stimme klang sehr dunkel, bestimmend und hatte einen bedrohlichen Unterton. Der Schurke hielt inne. Selbst die Blondhaarige neben ihm trat in diesem Moment einige Schritte zurück. Ihre schlangenartigen Augen weiteten sich vor Schreck. Shoto wusste zu wem die Stimme gehörte und sah daraufhin zu seinem Klassenkameraden. Der Kopf der blonden Explosion war gesenkt. Irgendetwas irritierte Shoto an seinem Partner. Katsuki war ruhig, zu ruhig. Für Shoto kam es vor wie die Ruhe vor dem Sturm. Wieso ergriff sein Klassenkamerad plötzlich Partei?
 

„Katsuki, was?“
 

Auf einmal nahm der Weißrothaarige ein Pulsieren wahr. Es glich einem verstärkten Herzschlag. Das Pochen wurde immer stärker. Plötzlich veränderte sich Katsukis Aura. Sie wirkte auf einmal bedrohlicher. Seine feuerroten Iriden nahmen einen dunkleren Farbton an. Sie wurden blutrot. Ein Knurren entwich aus seiner Kehle. Sein Gesicht wurde noch wutverzerrter, als der Weißrothaarige es jemals bei ihm zu Gesicht bekam. Shoto hatte diese Seite noch nie zuvor an Katsuki gesehen, selbst damals nicht, als er Izuku vor seinen Übergriffen beschützt hatte. Eine bedrohliche Aura schlug Shoto entgegen, woraufhin es ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Die Dominanz, die von dieser ausging, zwang den Weißrothaarigen fast in die Knie. Fassungslos beobachtete er das Szenario vor sich. Shoto nahm nur noch nebenbei wahr, wie selbst die zwei Schurken zurückschreckten.
 

//Was geschieht hier gerade?!//
 

Ein Schrei katapultierte den Weißrothaarigen wieder ins hier und jetzt.
 

„Kat..“
 

Ehe Shoto das Wort an seinen Klassenkameraden richten konnte, ertönte plötzlich eine laute Explosion und der Weißrothaarige hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten. Eine Explosion in Form eines Atompilzes legte alles um sie herum in Schutt und Asche. Schützend hielt sich Shoto die Hände vor sein Gesicht, ging hierbei auf die Knie und sah geschockt vor sich. War das wirklich gerade sein Klassenkamerad gewesen, der diese Explosion verursacht hatte? Diese Intensität ließ den Weißrothaarigen erzittern. Wo kam auf einmal diese geballte Power her? Shoto konnte nichts erkennen, nur Staub und Geröll flog durch die Luft. Von den beiden Schurken fehlte jede Spur. Ihre Auren waren verschwunden.
 

//Sind sie geflüchtet?//
 

Als seine Sicht langsam wieder aufklarte, entdeckte Shoto den Blondhaarigen vor sich auf dem Boden knien. Schwer atmete dieser, seine Augen schauten ins Leere. Sein Körper zitterte. Schwer atmend rappelte sich die Blonde Explosion auf und rannte los.
 

„Katsuki warte!!“, Shoto erhob sich und versuchte Schritt zu halten, kämpfte sich durch das Gestrübb und zog sich hierbei leichte Schnittverletzungen an seinen Oberarmen und an seiner Wange zu. Er verstand immer noch nicht was los war. Was genau trieb den Blondhaarigen in diesem Moment an?
 

„Katsuki!“, der Weißrothaarige bekam seinen Klassenkameraden endlich am Handgelenk zu greifen und sorgte dafür das sie stehen blieben. Die Atmung seines Klassenkameraden ging schnell, auch zitterte sein ganzer Körper. Jeder Muskel in dessen Körper war zum Zerreißen angespannt.
 

„Lass mich los, du halbe Portion!“, seine Stimme war immer noch tief und von Dominanz geprägt. Die bedrohliche Aura um ihn herum schlug immer noch um sich. Jedoch ließ sich Shoto davon nicht einschüchtern, sondern festigte seinen Griff.
 

„Nein, tu ich nicht, du sagt mir erst, was das alles soll! Mach endlich deinen verdammten Mund auf, Katsuki!“
 

Der Blonde biss sich daraufhin auf die Unterlippe und senkte seinen Blick. Shoto spürte immer noch das ein Sturm in ihm tobte. Irgendetwas in seinem Klassenkameraden ist in Wallung geraten. Oder war es sogar sein innerer Alpha, der in diesem Moment die Kontrolle übernommen hatte? Bevor Shoto weiter darüber nachdenken konnte, wurde er am Kragen gepackt und gegen den nächsten Baumstamm gedrückt. Blutrote Iriden funkelten ihn an, allerdings wirkten sie nicht mehr so bedrohlich wie eben. Sie strahlten in diesem Moment Sorge und Hilfslosigkeit aus.
 

„Ich hab versucht es zu unterdrücken, aber es kommt immer wieder hoch. Ich will das alles nicht. Ich brauche keinen Omega an meiner Seite. Selbst den Nerd hab ich von mir weggestoßen. Ich hab jeden Omega von mir weggestoßen! Dieses ganze Alpha Omega Gelaber geht mir am Arsch vorbei! Ich brauch keine Zuneigung geschweigedenn Liebe!“
 

Seine Stimme wurde langsam brüchig. Verzweiflung spiegelte sich in dieser wider. Shoto hielt inne und starrte ungläubig seinen Klassenkameraden an.
 

„Die ganze Zeit wollte ich einfach nur meinem Weg folgen, meinen Weg als Helden bestreiten. Ich war mit meinem inneren Alpha immer einer Meinung bis sie plötzlich in mein Leben trat. Als ich sie das erste Mal im Park gesehen hab, wie sie einfach nur dastand und ihre Haare im Wind wehten. Es überkam mich einfach so! Wurde regelrecht davon erschlagen! Ich hab keine Kontrolle mehr über meine Emotionen, teilweise erkenne ich mich selbst nicht mehr wieder und das kotzt mich einfach nur an! Warum ausgerechnet ich?! Mein Leben war perfekt so wie es war!!“
 

Shotos Augen weiteten sich. Auf einmal dämmerte es ihm. Eine Szene klarte vor seinem inneren Auge auf. Jene Situation, die sich vor mehr als einem halben Jahr ereignet hatte:
 


 

[…]

„Wer bist du denn, du halbe Portion? Siehst du nicht, dass du störst?“

„Ich wiederhole mich ein letztes Mal! Lass ihn los, sonst bekommst du es mit mir zu tun!“

„Aus dem Weg Halb-Halb-Bastard, sonst jag ich dich in die Luft!“

„Nana, warum denn so aggressiv? Hast du deine Hormone nicht im Griff? Fass ihn nur einmal an und du lernst mich richtig kennen!“

[…]
 

Shoto erinnerte sich. Eine ähnliche Situation hatte sich schon einmal abgespielt. Eine innere Wut überkam ihn damals, ließ ihn seine Grenzen überschreiten. Er hörte diesen Schrei in seinem Inneren. Eine Stimme, die ihm sagte, er müsse über sich hinauswachsen. Sein Eis war auf einmal noch stärker als sonst, sein Feuer so heiß und wild, dass es beinahe alles in Schutt und Asche gelegt hätte. Shoto hatte sich damals noch einigermaßen unter Kontrolle gehabt, der Schaden wurde so gering wie möglich gehalten, da ihr Kampf in einer Seitengasse mitten in der Stadt stattfand. Nur durch die eigenen Verbrennungen, die er sich an seinem Handgelenk zugefügt hatte, konnte Shoto damals seinen inneren Alpha in Zaum halten und dadurch schlimmeres abwenden. Es war das erste Mal gewesen, dass Shoto vor sich selbst Angst hatte, dass er vor seinem inneren Alpha erschrak. Als diese ungebändigten Gefühle über ihn hereinbrachen, ihm schlagartig signalisierten, was er versucht hatte hinter seinem Eis wegzusperren. Sein Antrieb war Izuku gewesen, der sich damals aufgrund von Katsukis Übergriffen in einer Notlage befand. Sein innerer Alpha wollte den kleinen Omega damals beschützen.
 

Der Weißrothaarige ließ die Worte seines Gegenübers sinken, ihrer Kraft Ausdruck verleihen. Auf einmal fiel es Shoto wie Schuppen von den Augen. Es ergab alles einen Sinn. Sein Klassenkamerad benahm sich seit einigen Wochen schon anders. Er war stets aggressiv, aber sobald Valerie in seiner Nähe war, war er wie ausgewechselt. Shoto hatte es schon oft beim Sportunterricht mitbekommen, es aber nicht wirklich weiter hinterfragt. Hatte sein Klassenkamerad auch deswegen das Praktikum bei Best Jeanist angefangen? Auch im Eiscafé letzte Woche. Auf einmal war seine Wut verschwunden, selbst Izuku war dies schon aufgefallen. Auch heute. Katsuki saß absichtlich hinter ihnen, auch hatte der Blonde die Blondhaarige heute Morgen beobachtet, als Shoto zusammen mit Valerie vor dem Bus stand. Allein an seinen Blicken hätte er es bemerken müssen. Dann das sein innerer Alpha plötzlich so rebellierte. Wie konnte der Weißrothaarige die ganze Zeit so blind gewesen sein?
 

„Katsuki, du hast dich doch wohl nicht….“
 

Alpha und Omega besitzen eine innere Stimme. Diese begleitet sie durch ihr ganzes Leben. Es ist die innere Stimme, die ihren Gegenpart wählt. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen ledigen oder um einen bereits gemateten Partner handelt. Sobald sich die innere Stimme auf jemanden prägt, ändert sich alles. Shoto hatte es bereits am eigenen Leib zu spüren bekommen. Wenn man sich seine Gefühle nicht eingesteht, geht man daran zu Grunde. Aber war Katsuki dazu überhaupt in der Lage? Ein Schauer überkam den Bunthaarigen. Allein der Gedanke daran, dass Izuku damals schon einen Partner gehabt haben könnte, ließ sein Mark gefrieren. Wie hätte er damals reagiert? Hätte er es einfach so hingenommen? In diesem Moment verstand Shoto das erste Mal was hinter den Aggressionen seines Klassenkameraden steckte. Katsuki war mit sich selbst im Unreinen. Sein Innerstes befand sich im Ungleichgewicht. Sein innerer Alpha rebelliert nicht nur nach außen, sondern wütete auch gegen ihn selbst. Es zerriss ihn innerlich. Wie konnte Katsuki das Ganze bloß aushalten und das schon wochenlang?
 


 


 

Auf einmal ertönte ein Donnerschlag, woraufhin Katsuki von Shoto abließ und wieder lospirschte. Der Weißrothaarige rannte seinem Klassenkameraden hinterher. Als sie die Lichtung erreichten, erblickten sie das Ausmaß. Vor ihnen bot sich ein Schlachtfeld. Denki hatte gerade so eben seine Blitzspezialität eingesetzt, kurz darauf erschien auch schon Fumikage, der zusammen mit seinem Dark Shadow die Schurken zurückdrängte. Das verschiedenfarbige Augenpaar sah sich um und erblickte Itsuka, die gerade mit ihrer vergrößerten Faust eine Art Eidechse gegen den Baumstamm beförderte.
 

„ITSUKA!!“
 

Die Orangehaarige widmete sich dem Bunthaarigen zu und wischte sich dabei den Schweiß von der Stirn.
 

„Shoto, was ist los?“
 

„Wo ist Valerie? Wo steckt sie?“
 

„Valerie? Nun, sie ist mit Reiko in einem Team, ich war zusammen mit Neito unterwegs. Ich kann es dir leider nicht sagen.“
 

//Verdammt!//
 

Zähneknirschend wand sich Shoto wieder seinem Klassenkameraden zu. Auf einmal fiel ihm auf, dass von Katsuki jede Spur fehlte. Der Blonde stand bis eben doch noch neben ihm. Dieser Sturkopf wird doch wohl nicht alleine losgelaufen sein?
 

//Dieser Vollidiot!!//
 

Shoto nahm die Beine in die Hand und rannte los, versuchte seinen außer Kontrolle geratenen Klassenkameraden ausfindig zu machen. In seiner aktuellen Lage würde er alles aus dem Weg räumen, was ihm in die Quere kam. Ob er Freund und Feind dabei noch unterscheiden konnte? Shoto wollte sich das Ausmaß gar nicht erst ausmalen. Wo steckten überhaupt ihr Lehrer?
 

Plötzlich sah er blaue Flammen auf sich zukommen, denen der Alpha geschickt auswich. Ohne anzuhalten, rannte Shoto weiter. Seine Glieder begannen bereits zu schmerzen, seine Lunge brannte. Er durfte nicht schlapp machen. Er durfte nicht langsamer werden. Dann endlich erblickte er ihren Lehrer, der gerade gegen den Schurken von eben kämpfte. Der Schwarzhaarige schoss blaue Flammen um sich und legte alles um ihn herum in Schutt und Asche. Ihr Lehrer hielt währenddessen die Distanz. Shoto rannte weiter bis er plötzlich einen lauten Schrei vernahm, der sein Innerstes bis ins Mark erschütterte.
 

„VALERIE!!“
 


 


 

Als sich der Weißrothaarige erfolgreich durch das weitere Gestrübb gekämpft hatte, hielt er geschockt den Atem an. Vor ihm standen zwei Schurken. Shoto bemerkte sofort das hier etwas nicht stimmte. Ein großer muskulöser Mann, der einfach nur dastand, während sein Partner an ihm rüttelte.
 

„Hey Mann was ist mit dir?“
 

Der größere Schurke krampfte zusammen und schrie plötzlich vor Schmerzen auf. Er krallte sich seine eigenen Fingernägel in die Haut und sackte zu Boden.
 

„AHHH!! MACH DAS ES AUFHÖRT!!! ALLES IN MIR ZIEHT SICH ZUSAMMEN!! ES IST SO ALS OB DIESES GÖR MEINEN KÖRPER KONTROLLIERT!! ES ZERREISST MICH VON INNEN!!!“
 

Geschockt erblickte Shoto die Blondhaarige, die sich schützend vor Reiko gestellt hatte. Diese sah ihre Nachbarin entgeistert an. Auch ihr stand der Schock ins Gesicht geschrieben.
 

„Valerie, was tust du denn da! Was ist mit dir?“
 

Als das heterochrome Augenpaar in Valeries Gesicht sah, setzte sein Herz aus. Leuchtend blutrote Augen waren auf den am Boden knieenden Schurken gerichtet, ihre Arme hatte sie vor sich gekreuzt. Ihre Finger waren in unterschiedliche Richtungen gestreckt und krampften. Sie zitterte am ganzen Leib. Überall um sie herum hatten sich Fäden gebildet, die sie schützten und es den Schurken somit erschwerten an sie heranzukommen. Der Schurke schrie vor Schmerzen auf, fasste sich inzwischen an den Kopf und Blut lief an seinen Mundwinkeln herunter. In diesem Moment vernahm Shoto eine Explosion neben sich, die den anderen Schurken an den nächsten Baumstamm beförderte.
 

„Da bist du ja endlich, Halb-Halb, wo war….“, Katsuki verstummte augenblicklich und Shoto wusste auch genau warum. Es war das erste Mal, das der Blonde ihre Spezialität zu sehen bekam. Seine Iriden waren auf ihre gerichtet. Blutrot traf auf Blutrot. Shoto konnte den Schock in seinem Gesicht sehen. Reiko rüttelte währenddessen an ihrer Klassenkameradin. Die Silberhaarige war mit ihrem Latein am Ende.
 

„Valerie hör auf, du bringst ihn noch um. Bitte hör auf! Das bist nicht du!!“
 

Doch die Blondhaarige reagierte nicht. Sie nahm die Rufe ihrer Klassenkameradin nicht wahr. Shoto wusste, dass Valerie in eine Art Trance verfiel, wenn sie ihre Quirk auf diese Art und Weise einsetzte. Es war genauso wie damals als sie versehentlich Tsuchi angegriffen hatte. Inzwischen trat Blut aus ihren Augenwinkeln hervor und bahnte sich einen Weg an ihren Wangen entlang.
 

//Verdammt, das ist gar nicht gut!//
 

„Was passiert hier gerade, Halb-Halb-Bastard?“
 

Shoto widmete daraufhin seine Aufmerksamkeit wieder seinem Klassenkameraden, der immer noch geschockt das Szenario vor sich beobachtete. Der Weißrothaarige vernahm immer noch die bedrohliche Aura, die von dem Blonden ausging. Sein innerer Alpha hatte also immer noch die Oberhand über ihn.
 

„Das…“
 

„Ah, da seid ihr ja.“
 

Ein Schauder durchfuhr Shotos Körper und er spürte wie seine Beine wie Gummi nachgaben. Seinem Klassenkameraden erging es nicht anders. Sie vernahmen Schritte. Ein hämisches Lachen hallte wider. Der Weißrothaarige versuchte nach oben zu schauen und erblickte eine vermummte Gestalt neben ihnen, die daraufhin ihre Kapuze herunterzog. Schneeweißes Haar kam zum Vorschein. Das Gesicht war von mehreren Narben gekennzeichnet. Leuchtend rote Augen schauten auf ihn herab.
 

//Was ist das für eine bedrohliche Aura?//
 

Neben ihm erschien auch der Schwarzhaarige, der ebenfalls geschockt auf das Szenario blickte.
 

„Das ist also ihre Quirk, Shigaraki?“
 

Der Weißhaarige begann zu kichern.
 

„Ja, Dabi. Das ist sie. Sie wird ein tolles Versuchsobjekt abgeben. Ein Omega, das zu Viertel ein Alpha ist. Echt erstaunlich. Würde ich es nicht selbst gerade sehen, hätte ich den Informanten für verrückt erklärt. Ihre Aura aktuell spricht Bände für sich.“
 

Shoto stockte der Atem. Wie war das möglich? Er wusste, dass Valerie anders war, aber sie war ein Omega, Tsuchi hatte es selbst noch bestätigt. Wie kamen sie bloß auf die Annahme? Weibliche Alphas galten als ausgestorben und das schon seit Jahrzehnten. Der größere Mann, der immer noch am Boden krampfte, schrie weiterhin schmerzhaft auf und wand sich auf dem Boden. Beide Hände hatte er inzwischen an seinen Kopf gepresst.
 

„AH BOSS MACH, DASS ES AUFHÖRT!!“
 

„Tsk“, war das Einzige, was der Schurke von sich gab, ehe er kurz mit den Fingern schnippte und daraufhin hinter ihm ein weiterer Schurke auftauchte. In seinen Händen hielt er ein Gewehr. Shoto lief es eiskalt den Rücken runter.
 

//Sie werden doch wohl nicht?!//
 

„Twice, richte deine Waffe. Pass auf, dass du keine lebensnotwendigen Organe beschädigst. Wir wollen die Kleine nicht unnötig verletzen. Der Schmerz soll nur dazu dienen, dass sie aus ihrem Rausch erwacht. Um die restlichen Anwesenden hier brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Das Gas, das Toga hier überall verbreitet hat, lähmt ihre Körper. Zudem das Gas noch eine weitere sinnvolle Eigenschaft besitzt~“
 

Grinsend wand sich der Weißhaarige Shoto zu, der immer noch am Boden lag.
 

„Das Gas ist so konzentriert, dass Alpha und Omega nicht in der Lage sind, Kontakt zu ihren Mates aufzunehmen. Wir wollen hier doch keine ungebetenen Besucher. Nicht wahr?“
 

Shoto lief es eiskalt den Rücken hinunter. Knirschend biss er seine Zähne aufeinander. Sie hatten echt an alles gedacht.
 

//VERDAMMT NOCHMAL!!//
 

Daraufhin widmete der Weißhaarige seine Aufmerksamkeit wieder dem anderen Schurken zu, der gerade dabei war, das Gewehr zu laden.
 

„Bist du bald soweit, Twice?“
 

„Ja doch, hetz mich nicht. Ich hab nur zwei Hände!“
 

Als der Schurke fertiggeladen hatte, richtete er die Waffe auf Valerie, die immer noch knurrend vor ihnen stand. Shoto versuchte sich mehrmals vergebens aufzurichten, aber sein Körper versagte ihm den Dienst. Das konnte doch nicht alles gewesen sein? Konnte er nicht mal das Omega seines besten Freundes beschützen? Wie sollte er jemals wieder Tsuchi unter die Augen treten können? Wie sollte er jemals Izuku beschützen können? Verschiedene Emotionen durchfluteten seinen Körper. Geprägt von Hilfslosigkeit, Sorge und Furcht.
 

„Dann wollen wir mal, halt einfach still, Mäuschen~“
 

„NEIN!!“
 

Auf einmal geschah alles in Zeitlupe. Der Weißrothaarige spürte plötzlich wieder eine bedrohliche Aura, sie flackerte noch stärker als vorher. Shoto blickte neben sich und sah wie sein Klassenkamerad es schaffte sich trotz mehrerer Strapazen aufzurappeln und stürzte nach vorne.
 

„KATSUKI !!“
 

Fassungslos konnte Shoto nur noch den Rücken der blonden Explosion vor sich sehen. Er konnte den verstärken Herzschlag wahrnehmen und das Blut in seinen Ohren rauschen hören. Er spürte plötzlich wie seine Augenlider immer schwerer wurden. Shoto bemerkte wie seine Glieder immer tauber wurden. Das hier war kein normales Gas. Wurde hier noch zusätzlich Betäubungsgas eingesetzt? Die Müdigkeit überrollte Shoto regelrecht. Er versuchte dagegen anzukämpfen, aber sein Körper versagte ihm erneut den Dienst.
 

//Tsuchi, Izuku..es tut mir so leid, ich hab versagt..//
 

Bevor sich seine Augen schlossen, sah er den Blonden vor sich, wie er Valerie erreichte und sich daraufhin schützend vor sie warf.
 


 

Im selben Moment ertönte plötzlich ein Schuss.

Part XXIV - run against time III

-Izuku P.o.V.-
 

Für Izuku startete der Morgen sehr träge. Beinahe hätte er seinen Wecker nicht gehört und hätte verschlafen. Nur sehr müde konnte er sich aufrappeln und sich für die Arbeit fertig machen. Gähnend stand er vor dem Badezimmerspiegel und betrachtete sein Spiegelbild. Vereinzelt waren noch die Spuren ihres leidenschaftlichen Wochenendtrips sichtbar. Leicht verträumt fuhr er die dunklen Flecke an seinem Hals nach. Ein zartes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Wieder spürte er dieses Kribbeln in seinem Unterleib. Die Schmetterlinge in seinem Bauch hatten trotz der vergangenen Monate nicht abgenommen. Izuku genoss jede einzelne Sekunde mit seinem Alpha. Es fühlte sich immer noch so an wie am ersten Tag. Schwer schluckend musste sich der Grünhaarige eingestehen, dass er heute wohl wieder mit einem Schal zur Arbeit musste. Auf die neugierigen Blicke wollte er echt verzichten. Zudem er die Hälfte des Tages zusammen mit seinem Vorgesetzten verbringen sollte. Für heute stand viel auf dem Plan. Insgesamt standen drei Meetings an, bei denen Izuku beiwohnen und Mitschriften fertigen musste. Es war eine Arbeit, auf die der Grünhaarige gerne verzichtet hätte. Normalerweise war Shoto für diese Arbeiten zuständig, da er allerdings heute schulisch verhindert war, musste sich Izuku nun mit dieser Aufgabe rumschlagen.
 

Der Tag zog sich wie Kaugummi. Izuku hatte Mühe während den Meetings nicht einzuschlafen. Immer wieder drohte sein Kopf auf dem Schreibtisch aufzuschlagen. Nur schwer konnte er die Augenlider offenhalten. Zu seinem Glück wohnte auch Tsuchi den Meetings bei und stupste den Grünhaarigen mehrmals mit seinem Bein seitlich an. Izuku war dem Alpha sehr dankbar. Auf die Peinlichkeit konnte er echt verzichten. Er wollte ungern dem Flammenheld erklären, warum er so träge und aus der Puste war. Das sein eigen Fleisch und Blut dies seit Monaten zu verantworten hatte. Mehrmals sah Izuku währenddessen verträumt aus dem Fenster, stützte hierbei seinen Kopf auf seiner linken Hand ab. Gedanklich war er bei Shoto. Der Grünhaarige hoffte, dass sein Mate heil zurückkehren würde.
 


 


 


 

Als endlich Mittagspause war, saß Izuku zusammen mit dem Silberhaarigen in der Kantine an einem Tisch. Während sich der Kleinere seinem Bento widmete, erntete er bereits neugierige Blicke von seinem Gegenüber.
 

„Sicher das mit dir alles ok ist, Izuku?“
 

Der kleine Omega gähnte erneut und rieb sich hierbei die Augen. Izuku wusste bereits was mit ihm los war. Es war nicht das erste Mal, dass er die ersten Tage nach seiner Heat ausgelaugt war. Wie konnte man es ihm verübeln? Wenn der Grünhaarige daran dachte, wie oft er und sein Alpha es wortwörtlich miteinander getrieben hatten, konnte man danach nur müde sein. Sie konnten in der Zeit nicht genug von einander bekommen. Da nahm er die ausgelaugte Stimmung danach gerne in Kauf. Verlegen lächelte er daraufhin den Alpha vor sich an.
 

„Alles in Ordnung, Tsuchi. Hab nur nicht so viel Schlaf bekommen, das ist alles.“
 

Der Silberhaarige hob fragend eine Braue und begutachtete den Schal. Als ob bei ihm der Groschen gefallen wäre, deutete er auf das Kleidungsstück und grinste hämisch.
 

„Ich verstehe, du hast ein heißes und wildes Wochenende hinter dir, hab ich Recht?“
 

Izuku war gerade dabei einen Schluck seines grünen Tees zu sich zu nehmen, als er plötzlich geschockt innehielt. Seine Wangen liefen feuerrot an, ehe er sich an seinem Getränk verschluckte und sich hustend auf den Brustkorb klopfte. Warum passierte eigentlich immer ihm so etwas? Tsuchi lachte währenddessen laut auf.
 

„Wusst ich es doch. Checkpot. Sorry Kleiner, aber die Nummer mit dem Schal hatten wir schon. Zu offensichtlich. Zumindest für mich.“
 

„Woher?“
 

„Izu Izu, du scheinst zu vergessen, dass ich ebenfalls einen Mate habe. Wenn Val in ihrer Heat steckt, ist sie ganz außer Rand und Band. Sie ist dann kaum noch zu bremsen. Sobald ich von der Arbeit nach Hause komme, wartet sie dann schon sehnsüchtig und zerrt mich dann in ihr Gemach.“
 

Der Grünhaarige lief immer mehr knallrot an und senkte seinen Blick. Warum erzählte Tsuchi ihm das? Gehörte dies nicht normalerweise in ihre eigenen vier Wände? Schnell bemerkte Izuku jedoch, dass den Silberhaarigen etwas zu beschäftigen schien. Gedankenverloren schaute dieser daraufhin aus dem Fenster.
 

„Ich bin im Übrigen sehr froh, dass du dich mit ihr angefreundet hast. Sie braucht einfach einen Omega freundschaftlich an ihrer Seite. Val hat leider nicht so viele Freunde, musst du wissen. Ihre Aura schreckt leider ihresgleichen ab. Momentan stehen nur Reiko und Itsuka hinter ihr und diese sind beide Betas.“
 

Unsicher ließ Izuku sein Bento daraufhin auf den Teller sinken. Er wusste was der Alpha ansprechen wollte. Der Grünhaarige hatte es bereits registriert. Valerie war anders als die Omega, die er bislang getroffen hatte. Sie war nicht so wie er oder Ochaco. Die Blondhaarige hatte eine andere Aura. Auf den ersten Blick wirkte sie abschreckend und furchteinflößend.
 

„Weil sie von ihrer Aura her einem Alpha gleichkommt? Ist es das was du mir sagen willst?“
 

Der Blick des Silberhaarigen verdunkelte sich.
 

„Genau das. Ich bin froh, dass du dich hiervon nicht abschrecken lässt. Val war nie wirklich beliebt. In der Schule früher war sie eine Außenseiterin. Von den Omega gefürchtet, von den Alpha als unwürdig abgestempelt. Sie ist ein Mischling. Von ihrem Wesen mag sie ein Omega sein, aber ihre Aura und Kraft kommt einem Alpha gleich.“
 

„Ihre Kraft? Meinst du ihre mutierte Quirk?“, der Grünhaarige wurde hellhörig und widmete sich währenddessen seinem Tee, der immer noch dampfend vor ihm stand.
 

„Genau. Beast Jeanist hat bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt und Valerie von oben bis unten durchchecken lassen. Sämtliche Bluttests und Untersuchungen musste sie über sich ergehen lassen.“
 

„Und was ist hierbei rausgekommen?“, Izuku schenkte seinem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit während er einen weiteren Schluck aus seiner Tasse zu sich nahm.
 

„Wie jeder weiß, gelten weibliche Alphas schon seit Jahrzehnten als ausgestorben. Die Ärzte gehen davon aus, dass es wohl mit den Genen ihrer Mutter zu tun hat.“
 

„Valeries Mutter?“
 

Der Blick des Silberhaarigen verdunkelte sich erneut. Knirschend biss er die Zähne aufeinander und presste beide Hände nah an einander.
 

„Erinnerst du dich an den Schurkenangriff in Kyuchu vor zehn Jahren?“
 

Izukus Augen weiteten sich. Er war damals zwar noch klein gewesen, aber es war groß in den Medien. Schurken hatten damals versucht ein kleines Mädchen zu entführen. Es war die eigene Mutter, die daraufhin ihr Kind rettete und hierbei durch einen Schuss lebensbedrohlich verletzt wurde. Sie erlag ihren Verletzungen wenige Stunden später im Krankenhaus. Das Ungewöhnliche jedoch war, dass die Mutter ein Omega war und in diesem Moment die Beherrschung über sich selbst verlor. Ihre Spezialität war die biologische Manifestierung. Sie konnte Organismen und sämtliche Zellen miteinander kombinieren. Allerdings hatte sie bei diesem Übergriff eine Grenze überschritten. Sie hatte die Blutgefäße im inneren der Schurken platzen lassen und hat hierdurch ein Blutbad veranstaltet, während das fünfjährige Mädchen alles mit ansehen musste. Izuku lief es eiskalt den Rücken hinunter, als ihn eine Erkenntnis traf.
 

„Tsuchi willst du mir sagen, dass…?“
 

„Genau, Valerie war das Mädchen von damals. Sie musste mitansehen, wie ihre Mutter die Kontrolle über sich selbst verlor und die Schurken vor ihren Augen abschlachtete. Sie verfiel einer Art Blutrausch, hatte alles um sich herum vergessen. Griff jeden an, der auch nur in ihre Nähe kam. Dieses Phänomen war untypisch für einen Omega. Es war die Polizei gewesen, die ihre Mutter daraufhin erschossen hatte, um einen weiteren Amoklauf zu verhindern. Kannst dir ja bestimmt vorstellen, dass für Best Jeanist eine Welt zusammenbrach. Vals Mum war vorher unauffällig und galt als sehr fürsorglich und zuvorkommend. Es war ein Schock für alle, als das alles geschah.“
 

Geschockt ließ sich der Grünhaarige zurück gegen die Lehne sinken. Allein der Gedanke daran, was Valerie in ihren jungen Jahren schon alles miterlebt hatte, ließ ihn erzittern. Izuku konnte sich das Leid, das die Blondhaarige erfahren haben muss, gar nicht ausmalen. Es wirkte viel zu surreal. Viel zu unwirklich. Für Außenstehende nicht greifbar.
 

//Wie schrecklich.//
 

„Hat man herausfinden können, was der Auslöser war?“
 

„Kennst du die innere Stimme eines Alphas, Izuku?“
 

Dieser schüttelte daraufhin den Kopf und sah fragend den Silberhaarigen vor sich an, der sich in der Zwischenzeit erhoben hatte. Gedankenverloren sah Tsuchi aus dem Fenster.
 

„Ein Alpha schützt seine Familie. Ebenso lässt diese Stimme die Grenzen des Alphas übersteigen, sobald sich ein Familienmitglied oder der eigene Mate in Gefahr befindet. Du weißt, dass sowohl Omega als auch Alpha eine innere Stimme besitzen, oder?“
 

„Ja, Shoto hatte mal etwas in der Art erwähnt. Er sagte, dass sich sein innerer Alpha zu meinem inneren Omega hingezogen fühlt.“, hierbei legte der Grünhaarige seine Hand auf seine Brust und spürte den verstärkten Herzschlag, als er an die vergangene Situation auf dem Hügel dachte. Wie er und Shoto sich das erste Mal geküsst haben und der Weißrothaarige ihm daraufhin seine Gefühle offenbart hatte.
 

Tsuchi schmunzelte daraufhin und nahm wieder gegenüber von Izuku Platz.
 

„Es ist die innere Stimme, die ihren Gegenpart wählt. Wir selbst haben da nichts mitzureden, wir haben uns dem Willen dieser inneren Stimme zu beugen. Dagegen anzukämpfen bringt nur Schmerz und Leid. Bei einem Alpha jedoch hat die Stimme noch eine weitere Aufgabe. Sie schützt den Mate, aber auch die eigene Familie. Bei einem normalen Omega ist diese Stimme nicht weiter ausgeprägt. Betas besitzen eine solche Stimme erst gar nicht. Als Valeries Mutter die Kontrolle über sich selbst verlor, wurde die Aura eines Alphas bei ihr registriert. Sie besaß somit die innere Stimme eines Alphas. Ihre Quirk war noch stärker als sonst. Man geht inzwischen davon aus, dass Valeries Vorfahren einem weiblichen Alpha abstammen mussten. Somit ist Val kein reines Omega, aber auch kein vollwertiger Alpha. Sie ist ein Omega, sie ist an einen Alpha gebunden, sobald sie jedoch in Gefahr gerät, verliert ihr innerer Omega die Kontrolle und mutiert zum Alpha. Ihre Spezialität hat sie definitiv von Beast Jeanist geerbt. Allerdings kann sie aber auch Fasern im Körper, wie Muskelfasern oder auch Blutgefäße kontrollieren. Diese Mutation setzt sie jedoch unbeabsichtigt erst im Rausch ein. Eine äußerst gefährliche Fähigkeit, die ich schon am eigenen Leib zu spüren bekommen habe. Allein wenn ich an diese Schmerzen zurückdenke.“
 

Izuku stockte augenblicklich der Atem. Hatte er gerade richtig gehört?
 

„Wie bitte? Wie ist das denn passiert?“
 

Tsuchi atmete ruhig ein und aus, ehe er fortfuhr.
 

„Es ist schon ein Jahr her. Val und ich waren in der Stadt, als wir plötzlich von einem Handtaschendieb angegriffen wurden. Dieser Depp hatte Val in seine Gewalt gebracht und hat sie mit einem Messer bedroht. Mein Omega fühlte sich so sehr in die Ecke gedrängt, dass sie versehentlich die Kontrolle über sich verlor. Doch anstatt den Dieb zu treffen, traf es mich, da ich vor ihr stand. Sie übt die Quirk auf denjenigen aus zu dem sie Blickkontakt hat und da der Dieb hinter ihr stand, blieb er verschont, erlitt aber trotzdem den Schock seines Lebens. Daraufhin kam auch schon Shoto zusammen mit seinem Vater zur Hilfe. Es war das erste Mal, das sich diese Mutation gezeigt hat. Bei Best Jeanist sind daraufhin alle Alarmglocken angegangen und hat seine Tochter untersuchen lassen. Das ist der Hauptgrund, weshalb sie auf die U.A. kam. Sie soll lernen ihre Quirk gerecht einzusetzen.“
 

Die Augen des kleinen Omega weiteten sich. Die Informationen, die gerade auf ihn einwirkten, waren zu viel auf einmal.
 

„Ich verstehe.“
 

„Ich hab nur eine Bitte an dich Izuku. Bitte sei ihr ein guter Freund. Versprichst du mir das?“
 

Erstaunt blickte Izuku den Silberhaarigen vor sich an. Diese Worte zu hören, machten ihn irgendwie glücklich. Lächelnd nickte der Grünhaarige dem Alpha zu.
 

„Ja ich verspreche es Tsuchi, du kannst dich auf mich verlassen.“
 

Sein Kopf brummte bereits. Kurz rieb Izuku sich die Schläfe. Plötzlich durchzog ihn eine Art Blitzschlag. Ein Pochen hallte durch seinen Kopf. Geschockt hielt Izuku inne und schaute aus dem Fenster. Ihn überkam ein seltsames Gefühl, welches er nicht beschreiben konnte. Die Worte seines Gegenübers nahm er in diesem Moment nicht wahr.
 

„Izuku?“
 

Tsuchi wedelte mit seiner Hand vor dessen Gesicht hin und her.
 

„Erde an Izu? Hey Kleiner?“
 

Erst jetzt befand sich der Grünhaarige wieder im hier und jetzt.
 

„Ja, Tsuchi alles gut. Ich hab nur etwas Kopfschmerzen.“
 

Als Izuku die Hand von seiner Schläfe nahm, betrachtete er seine Handfläche.
 

//Was war das?//
 


 


 


 

Der Nachmittag neigte sich schneller dem Ende zu als der Morgen. Izuku verbrachte den restlichen Tag damit die ganzen Informationen aus den Meetings entsprechend niederzuschreiben. Dabei blickte er mehrmals aus dem Fenster und rieb sich erneut die Schläfe. Seit der Pause hielt dieses dumpfe Gefühl an. Sind das die Vorzeichen einer Migräne? Gedankenverloren starrte er daraufhin auf sein Handy. Sein Alpha musste wohl echt alle Hände voll zu tun haben. Die Nachricht von heute Mittag hatte er noch nicht einmal gesehen. Seufzend packte Izuku das Gerät daraufhin wieder in die Tasche und richtete sich die Brille. Es war bereits 17 Uhr. Somit hatte er gleich Feierabend. Dann atmete er kurz durch und schloss seine Augen.
 

//Es wird schon alles gut gehen, Izuku, mach dir nicht so viele Sorgen..//
 

Plötzlich ging der Alarm los und Izuku wäre vor Schreck beinahe vom Stuhl gefallen. Was war denn jetzt los? Hatte sich irgendjemand einen Spaß erlaubt und die Alarmanlage ausgelöst? Kurz darauf stürzte Tsuchi in sein Büro. Es war untypisch, da der Alpha normalerweise immer anklopfte. Er war schon ganz außer Atem.
 

„Izu, komm in die Besprechungshalle, die Polizei ist hier. Es muss etwas passiert sein. Los wir sollen uns alle dort versammeln. Gib bitte auch den anderen hier Bescheid, ich übernehme das untere Abteil. Beeil dich!“
 

Daraufhin war der Alpha auch schon verschwunden. Verwundert sah der Grünhaarige ihm nach und schloss sich daraufhin den Arbeitskollegen an, die sich alle auf dem Flur erst versammelt hatten. Gemurmel war zu vernehmen. Gemeinsam machten sie sich dann auf den Weg. Izuku überkam immer mehr ein flaues Gefühl. Was war bloß vorgefallen, dass die komplette Belegschaft zusammengerufen wurde?
 


 


 


 


 

Als sich eine viertel Stunde später alle versammelt hatten, sah sich der Grünhaarige um. Er stellte fest, dass nicht nur die Angestellten von Endeavors Agentur der Versammlung beiwohnten, sondern auch die Sidekicks von anderen Agenturen. Besonders eine Gruppe stach aus der Menge hervor. Izuku erkannte sofort anhand deren Hosen zu welcher Agentur sie gehörten.
 

„Best Jeanist ist auch hier?“
 

„Ja Kleiner, und nicht nur er.“
 

Daraufhin schaute Izuku noch einmal genau in die Menge.
 

„Sogar Gang Orca und Edgeshot.“
 

Izuku blieb vor Erstaunen der Mund offenstehen. So viele Berühmtheiten hatten sich hier versammelt? Als er seinen Blick weiter gleiten ließ, sah er sogar sein Idol All Might vorne stehen, zusammen mit Endeavor. Vor ihnen stand ein Polizist, der gerade das Mikrofon einstellte. Mehrmals tippte er dagegen.
 

„Darf ich bitte um eure Aufmerksamkeit bitten?“
 

Augenblicklich war es still. In diesem Moment hätte man eine Nadel auf den Boden fallen hören können. In Izuku machte sich ein mulmiges Gefühl breit. Nervös begann er auf seiner Unterlippe zu kauen. Kurz holte der Polizist tief Luft und wand sich wieder an die Menge.
 

„Für diejenigen, die mich noch nicht kennen, mein Name ist Naomasa Tsukauchi und ich bin Oberkommissar bei der Polizei. Wir haben uns heute hier versammelt, weil die aktuellen Ereignisse uns dazu zwingen schnellstmöglich zu handeln. Es wurden die Agenturen zusammengerufen, deren Pro Herden sich bereit erklärt haben, uns bei den Ermittlungen zu unterstützen.“
 

Izuku sah gebannt nach vorne. Der Silberhaarige, der neben ihm stand, bückte sich kurz zu ihm runter.
 

„Sag mal, Izu, welche aktuellen Ereignisse, ist dir was bekannt?“
 

Der Grünhaarige sah gedankenverloren den Alpha an und schüttelte verneinend den Kopf. Izuku verstand nicht was hier gerade passierte. Von welchem aktuellen Ereignis war hier die Rede? Als er heute Mittag noch in der Community online war, waren keine Nachrichten bekannt gegeben worden. Es sei denn, es muss erst vor kurzem passiert sein. Nun verstand Izuku auch die Eile, die geboten war. Eins musste er den Helden von heute lassen. Sie hatten sich verdammt schnell organisiert. Gemurmel war aus den Reihen zu vernehmen. Als der Grünhaarige ein Räuspern vernahm, schenkte er wieder dem Polizisten seine volle Aufmerksamkeit.
 

„Bitte bewahren Sie alle Ruhe. Ich verstehe, dass sich einige von euch jetzt bestimmt fragen um welches aktuelle Ereignis es sich handelt. Hierzu wird unser Präsident Kenji Tsuragamae mehr sagen können. Ich gebe somit das Wort weiter an ihn.“
 

Hinter den Polizisten trat ein großer Mann hervor. Irritiert sah Izuku den Präsidenten genau an.
 

//Ein Hund??//
 

Das tierische Wesen trat an den Polizisten heran und übernahm das Mikrofon. Er war fast zwei Köpfe größer und somit fast schon so hoch wie All Might.
 

„Vielen Dank an Herrn Tsukauchi für die Begrüßung, wuff.“
 

Über Izuku bildeten sich mehrere imaginäre Fragezeichen. Als er zu seinem Nachbarn sah, schien es Tsuchi nicht anders zu gehen. Zumindest verriet dies sein Gesichtsausdruck.
 

„Unser kurzfristiges Meeting ist von äußerster Dringlichkeit, wuff. Die League of Villians haben wieder zugeschlagen. Diesmal traf es die U.A. Oberschule, wuff.“
 

Plötzlich zog sich in Izuku etwas zusammen. Wieder vernahm er dieses Pochen an seiner Schläfe. Schmerzlich zischend, hielt sich der kleine Omega den Kopf. Tsuchi neben ihm bemerkte die Veränderung sofort. Dabei legte er eine Hand auf Izukus Schulter ab.
 

„Hey Izu, alles klar bei dir?“
 

„Mein Kopf, dieses Pochen. Es hatte schon heute Mittag angefangen.“
 

„Brauchst du eine Schmerztablette?“
 

„Nein, ist schon in Ordnung, Tsuchi. Das wird gleich wieder.“
 

Der Silberhaarige sah den Kleineren besorgt an, ehe er wieder nach vorne sah.
 

„Heute sollte ein Survival Training der Unterstufe der Superheldenabteilung stattfinden. Dabei wurden sie jedoch von einigen Mitgliedern der League aus dem Hinterhalt überrascht, wuff. Die Schüler befinden sich zurzeit im Krankenhaus da sie Opfer eines Betäubungsgasanschlags wurden. Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute: Bislang hat zwar noch keiner von ihnen das Bewusstsein zurückerlangt, es befindet sich aber keiner in Lebensgefahr, wuff. Somit gibt es hier keinen Grund zur Sorge, wuff. Die Schüler der Klassen A und B befinden sich in guter medizinischer Betreuung.“
 

Ein lautes Stimmengewirr war zu vernehmen. Jedoch nahm der kleine Omega diese nicht wahr. Sein Kopf war leergefegt. Vernahm nur noch das Schlagen seines Herzens. Hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. Auf einmal vernahm Izuku einen schmerzlichen Stich in seinem Herzen. Der Druck, der auf ihm lastete, war riesig. Raubte ihm fast die Luft zum Atmen. Behutsam legte er seine Hand auf seiner linken Brust ab. Sein ganzer Körper begann zu zittern. Als ob er es nicht schon gewusst oder geahnt hätte. Sein Atem ging schneller, Panik machte sich in ihm breit.
 

„Shoto“, es war nicht mehr als ein Flüstern. Tränen bildeten sich in seinen Augen.
 

Daraufhin wurde Izuku von dem Silberhaarigen an beiden Oberarmen gepackt und festgehalten. Tsuchi schaute ihm tief in die Augen.
 

„Izu, ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung, hast du gehört? Es wurde keiner lebensbedrohlich verletzt.“
 

Der Grünhaarige spürte wie seine Beine nachgaben. Langsam sackte er zu Boden und zitterte wie Espenlaub am ganzen Körper. Tsuchi kniete sich zu ihm runter und nahm ihn in die Arme. Behutsam streichelte er den Rücken des Grünhaarigen, der sich daraufhin an sein Hemd klammerte.
 

„Ich hab solche Angst.. Tsuchi…ich kann es mir nie verzeihen.. wenn ihm etwas passiert..“
 

„Psch… es ist alles gut.“
 

Die Tränen liefen langsam an Izukus Wangen herunter. Wieso hatte er seinen Mate nicht aufgehalten? Warum hatte er nicht auf ihn gehört? Die Stimmen um sie herum wurden immer lauter. Die Stimmung immer erdrückender. Schließlich war es die Stimme seines Vorgesetzten, die die Menge wieder zum Schweigen brachte.
 

„RUHE JETZT!!!“
 

Kurz räusperte sich der Präsident, ehe er wieder das Wort an die Menge richtete:
 

„Allerdings kommen wir nun zu der schlechten Nachricht. Es werden zwei Schüler vermisst. Die League hatte es wohl auf eine Schülerin der Klasse 1 B abgesehen. Unsere erste Vermisste ist somit Valerie Hakamada.“
 

Izuku bemerkte augenblicklich wie sich die Aura seines Nachbars veränderte. Fast schon bedrohlich flackerte diese auf. Schnell entfernte sich der Grünhaarige von Tsuchi und sah ihn entsetzt an. Seine sonst hellbraunen Augen nahmen einen rötlichen Ton an. Zähneknirschend erhob sich der Alpha und sah geschockt nach vorne. Einige Mitarbeiter der Agentur sahen den Silberhaarigen entsetzt und zugleich besorgt an. Izuku tat es ihm gleich und versuchte sich trotz der wackeligen Beine aufzurichten. Als Izuku zu der Bühne sah, erblickte er Best Jeanist, der gerade von All Might und Gang Orca gestützt und festgehalten wurde damit er nicht zu Boden sank. Der Schock stand auch ihm ins Gesicht geschrieben. Also wussten selbst die Pro Helden bis eben nicht was vorgefallen war. Schließlich war es die Pro Heldin Ryuko Tatsuma, die das Wort wieder an den Präsidenten richtete.
 

„Um wen handelt es sich bei der zweiten vermissten Person, Herr Tsuragamae?“
 

Erneut war augenblickliche Stille eingekehrt.
 

„Es waren mehrere Schüler gewesen, die versucht hatten Frau Hakamada vor den Villians zu beschützen. Unter anderem waren Shoto Todoroki, Katsuki Bakugou, Itsuka Kendo und Reiko Yanagi in den Kampf mitverwickelt gewesen, wuff. Allerdings war es Herr Bakugou gewesen, der sich schließlich schützend vor Frau Hakamada geworfen und die Kugel eingefangen hatte, die ihr eigentlich galt. Dadurch wurde der Schüler der Klasse 1 A schwer verletzt. Wir gehen davon aus, dass sein rebellisches, schurkisches Verhalten und seine Quirk ausschlaggebend waren, weshalb sie ihn ebenfalls mitgenommen hatten. Den Vorfall hatten die Wildkameras aufgezeichnet, die überall in dem Naturschutzgebiet verteilt waren. Diese hatten auch den Alarm bei uns ausgelöst, wuff. Die Lehrer wurden von anderen Villians in Schacht gehalten und waren außerhalb des Geschehens. Die U.A. wird hier noch ein entsprechendes Statement abgeben, wuff.“
 

Wieder trat Gemurmel in die Menge ein. Langsam klarte die Gedankenwelt von Izuku wieder auf und er realisierte was gerade passierte. Drei Dinge brachten sein innerstes ins Wanken.
 


 

Valerie, Tsuchis Omega, wurde entführt…
 

sein Mate lag bewusstlos im Krankenhaus….
 

und sein alter Klassenkamerad, Katsuki Bakugou, der sonst in Omegas immer nur Minderheiten gesehen hatte, soll sein Leben für Valerie, eine gematete Omega, riskiert haben?
 


 

In Izukus Kopf begann sich langsam alles zu drehen. Es war einfach zu viel für den kleinen Omega. Die Stimmen um ihn herum nahm er nicht mehr wahr. Er spürte wie seine Beine erneut nachgaben und ihm schwarz vor Augen wurde. Noch bevor er den Boden erreichte, war er bereits weggetreten.

Part XXV - run against time IV

-Izuku P.o.V.-
 

Izuku hörte Stimmen. Sehr gedämmt und leise nahm er sie wahr. Immer noch pochte sein Schädel. Zudem spürte er, dass etwas Feuchtes auf seiner Stirn lag. Es verschaffte ihm zumindest etwas Abkühlung. Vorsichtig versuchte der Grünhaarige seine Augenlider zu öffnen. Das erste was er sah, Licht. Viel zu grell und hell versperrte es ihm die sowieso noch unklare Sicht. Zudem es das Pochen wieder um einiges verstärkte. Es fühlte sich an, als ob Blitzschläge durch sein Gehirn jagen. Der Schmerz war kaum auszuhalten. Ein Wimmern entwich aus seiner Kehle.
 

„Ah, All Might, er wacht auf.“
 

„Oh, da bin ich ja beruhigt. Junger Midoriya, hörst du mich?“
 

Izuku sah eine verschwommene unklare Gestalt vor sich. Erst langsam klarte seine Sicht auf und er erkannte die hochstehenden blonden Haare, die nur einem Superhelden gehören konnten. Nun wusste er auch, was auf seiner Stirn lag. Es war ein in Wasser getränkter Lappen.
 

„All… Might?“
 

Ganz langsam versuchte sich der kleine Omega zu erheben, doch sein Körper versagte ihm erneut seinen Dienst und er ließ sich zurück auf das weiche Sofa sinken. Gedankenverloren sah er sich um und erkannte, dass er wohl im Krankenzimmer untergebracht war. Jede Agentur musste bei einem medizinischen Zwischenfall ein Notfallzimmer bereitstehen haben. Nur sehr langsam konnte er die Gedanken ordnen.
 

„Was ist passiert?“
 

„Du bist aus den Latschen gekippt. Hier nimm erst mal das hier zu dir.“
 

Der Pro Hero nahm neben Izuku Platz und reichte dem Grünhaarigen ein Glas Wasser und eine Schmerztablette. Diese nahm der Kleinere dankend mit immer noch zitternden Händen entgegen. Kurz darauf kam auch die Sekretärin ins Zimmer.
 

„Oh Kami sei Dank. Izuku du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt. Ich dachte ich bekomme einen Herzinfarkt als ich gesehen habe, wie du umgekippt bist. Wie fühlst du dich?“
 

„Geht so….“, der Grünhaarige schluckte die Tablette und spülte mit Wasser nach. Der Geschmack war einfach nur widerwertig und ekelhaft. Angeekelt verzog Izuku daraufhin sein Gesicht.
 

„Du hattest einen Migräneanfall, zum Glück nur einen leichten. Du hattest vor kurzem deine Heat, kann das sein?“
 

Izuku schaute die Sekretärin leicht benebelt an und nickte daraufhin. Stimmt. Sie wusste ja, dass er ein Omega ist. Sie ist eine der Einzigen, die neben Shoto und Tsuchi davon wusste.
 

„Das erklärt so einiges. Nach der Heat, je nachdem wie stark der Verlauf war, kann es zu Migräneattacken kommen. Also ich kann ein Lied davon singen. Dann der ganze Trubel von eben. Ich denke, dass war alles zu viel auf einmal.“
 

Plötzlich hielt Izuku inne und fasste sich an die Stirn. Die Erinnerungen an die Versammlung kamen wieder, wie ein Wasserfall prasselten sie auf ihn ein. Wieviel hatte er zwischenzeitlich verpasst?
 

„Ist die Versammlung schon vorbei? Was geschieht nun?“
 

Der Pro Hero stand auf und stellte sich an das Fenster. Sein Blick war nach draußen gerichtet.
 

„Soeben ist eine Mitschülerin der Klasse 1 A aufgewacht und hat die Polizei darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie durch ihre Spezialität einen Peilsender erschaffen und an einem der Schurken anbringen konnte. Das Signal konnte zurückverfolgt werden und wir wissen nun wo sie sich aufhalten. Die geheime Operation Stürmung wird in der nächsten halben Stunde starten.“
 

Izuku atmete erleichtert aus. Dass man so schnell das Versteck finden konnte, war eine gute Nachricht. Zumindest etwas nach dem ganzen Schock. Daraufhin widmete der Blondhaarige dem kleinen Omega wieder seine volle Aufmerksamkeit. Er kam zu ihm, ging vor ihm auf die Knie und legte hierbei die Hände auf die Schulter des Grünhaarigen.
 

„Am besten du ruhst dich hier noch etwas aus, junger Midoriya. Neben dir liegt noch etwas Schokolade. Versuch erst mal wieder zu Kräften zu kommen. Ich denke, danach kann man dich nach Hause entlassen. Ich geb Endeavor Bescheid, dass es dir soweit gut geht. Mach dir nicht so viele Sorgen. Es wird alles gut werden.“
 

Danach erhob sich All Might und verließ zusammen mit der Sekretärin das Zimmer. Nun war Izuku allein. An Essen war aktuell nicht zu denken, allein bei dem Gedanken drehte sich sein Magen um. Dieser rebellierte schon die ganze Zeit. Langsam erhob sich der Grünhaarige, legte eine Decke um seine Schulter und trat mit langsamen Schritten an die Scheibenfront. Sein Kopf war immer noch leergefegt. Stille umgab den Kleineren. Gedankenverloren beobachtete er die Menschen draußen auf der Straße. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass gleich 19 Uhr war. Ein Seufzen entwich aus seinen Lippen.
 

//Wie lange war ich bloß weg getreten?//
 

Plötzlich vernahm er lautes Geschrei. Über ihm befand sich das Büro von Endeavor. Die Stimmen waren gedämmt, aber es hörte sich definitiv nach einer Auseinandersetzung an. Vorsichtig öffnete der Grünhaarige die Tür und trat an die Wendeltreppe, die nach oben führte. Langsam schritt er diese hinauf, hielt sich hierbei aber am Geländer fest, falls seine Beine doch wieder nachgeben sollten. Als er in der oben Etage angekommen war, fiel ihm auf, dass die Tür zum Büro einen Spalt offenstand. Vorsichtig lugte Izuku hinein und erblickte Endeavor, der hinter seinem Schreibtisch stand und sein Gegenüber böse anfunkelte. Bei genauerem Hinsehen erkannte Izuku sein Gegenüber.
 

//Tsuchi?//
 


 

„Ich sag es ein letztes Mal, Tsuchi. Nur wir die Pro Helden wurden zu der geheimen Mission aufgerufen. Sidekicks bleiben außenvor. Somit auch du!“
 

Die Stimme klang sehr energisch. Fast schon wütend. Izuku kannte bereits die dominante Art des Flammenhelden. Warum war er bloß so erzürnt?
 

„Das ist nicht dein Ernst Enji! Hier geht es um Valerie, mein Omega!“
 

Izuku bemerkte die Verzweiflung, die in dieser Stimme steckte. So kannte er den Silberhaarigen nicht. Ihn so verzweifelt zu sehen, zerriss ihm das Herz. Izuku biss sich auf die Unterlippe.
 

„Ich weiß, dass sie dein Omega ist und genau aus diesem Grund ist es auch ganz gut, dass du nicht bei der Stürmung dabei bist. Junge, überleg doch mal. Eine falsche Entscheidung von dir und du bringst die ganze Mission in Gefahr. Wir reden hier immer noch von der League of Villians! Hier reden wir nicht von Kleinkriminellen. Diese sind ein anderes Kaliber! Private Gefühle sind hier fehl am Platz.“
 

„Und wenn schon! Ich lasse Valerie nicht im Stich! Das kannst du nicht von mir verlangen!“
 

Ein Poltern ließ den Grünhaarigen zusammenzucken. Endeavor hatte soeben seine Faust auf den Tisch fallen lassen. Diese fing nun auch noch Feuer. Gut, dass sein Schreibtisch brandgeschützt war.
 

„ES REICHT JETZT! DAS IST MEIN LETZES WORT TSUCHI! VERLASS NUN BITTE MEIN BÜRO!!“
 

Eine kurze Stille trat ein. Der Silberhaarige ballte seine Hände zu Fäusten, während der Flammenheld ihm den Rücken zudrehte.
 

„Ich lasse mein Omega nicht im Stich, ich bin nicht wie du… Enji.“
 

Izuku hielt geschockt den Atem an. Es war zwar nur ein Flüstern, aber der kleine Omega hatte es trotzdem vernommen. Ungläubig sah er zu, wie sich der Flammenheld zu dem Silberhaarigen umdrehte und ihn entgeistert ansah.
 

„Was hast du gerade gesagt?“
 

„ICH SAGTE ICH LASSE MEIN OMEGA NICHT IM STICH! ICH BIN NICHT WIE DU, DEM SEIN EIGENES OMEGA SCHEIßEGAL IST!“
 

„Unterlass das Ts..“
 

„SONST WAS? ANGST, DASS JEDER VON DEN FAMILIÄREN VERHÄLTNISSEN DER ACH SO TOLLEN FAMILIE TODOROKI ERFÄHRT? ENJI, ICH HAB ALLES MITBEKOMMEN! ICH HAB MITBEKOMMEN, WAS DU DEINEM OMEGA ANGETAN HAST, WAS DU VOR ALLEM DEINEM EIGENEN FLEISCH UND BLUT ANGETAN HAST!!! ICH HAB SCHON AUFGEHÖRT ZU ZÄHLEN, WIE OFT SICH SHOTO BEI MIR AUSGEHEULT HAT. SCHLIEßLICH HATTE ER SONST NIEMANDEN MEHR! DU HAST IHN SCHLIEßLICH GETRENNT VON SEINEN GESCHWISTERN AUFWACHSEN LASSEN! ER HATTE NUR MICH!!“
 

Izuku hielt sich vor Schreck die Hände vor den Mund. Unglaube spiegelte sich in seinen grünen Augen wider. So aufgelöst und aufbrausend hatte er Tsuchi noch nie erlebt.
 

„NORMALERWEISE SOLLTEN SICH OMEGAS BEI IHREN ALPHAS SICHER UND GEBORGEN FÜHLEN. SOLLEN IHRE FAMILIE LIEBEN UND DER ALPHA SOLL SEINE FAMILIE BESCHÜTZEN…“, langsam schritt Tsuchi auf den Pro Helden zu und blieb einige Meter vor ihm stehen. Die Stimme des Silberhaarigen war auf einmal wieder ganz ruhig.
 

„Aber was hast du getan Enji?! Du hast sie gequält, hast sie physisch gefoltert, ihre Würde genommen. Sie diente doch nur zu deiner eigenen Belustigung und Befriedigung, wenn es dich überkam. Ihre Schreie und ihr Flehen hast du nicht erhört. Bist sogar handgreiflich ihr gegenüber geworden.“
 

Izuku konnte nicht glauben, was er gerade zu hören bekam. Endeavor soll seine eigene Familie terrorisiert haben? Er soll sein Omega gequält haben? Es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Ungläubig schüttelte er seinen Kopf. Das konnte alles nicht wahr sein, es durfte nicht wahr sein. Was er jedoch dann zu hören bekam, zog ihm endgültig den Boden unter den Füßen weg.
 

„Weißt du Enji, Omega lieben ihre Kinder über alles. Sie vergöttern sie regelrecht, hegen und pflegen sie. Aber eins muss ich dir echt lassen. Du hast es wirklich so weit gebracht, dass dein Omega auf eines ihrer eigenen Kinder losgegangen ist und dieses Kind für sein gesamtes Leben lang entstellt hat! Herzlichen Glückwunsch dafür.“
 

Nun konnte Izuku nicht mehr an sich halten. Sein ganzer Körper begann erneut zu zittern. Seine Hände lagen immer noch auf seinem Mund. Plötzlich erinnerte er sich wieder an die Worte seines Mates.
 

[…]

„Ich konnte sie damals schon nicht retten.. es reicht, dass ich sie schon verloren habe“

[…]
 


 

Nun ergab alles einen Sinn. Shoto war dieses Kind gewesen. Seine eigene Mutter hatte ihm diese Brandnarbe zugefügt. Ihn für sein komplettes Leben so entstellt. Eine Kälte suchte sein Innerstes heim. Langsam gaben Izukus Beine erneut nach und er sank an der Wand angelehnt zu Boden. Tränen stahlen sich aus seinen Augenwinkeln und bahnten sich einen Weg an seinen Wangen herunter. Das war es also, was so lange schon auf Shotos Schultern ruhte. Das war die Last, die sein Mate schon so lange mit sich trug. Wie erdrückend muss dieses Gefühl bloß gewesen sein? Wie sehr hatte Shoto darunter leiden müssen? Das war alles zu viel. Alles was auf den Grünhaarigen heute einprasselte, war zu viel. Wie sollte er bloß damit umgehen? Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Diese Enge nahm ihm fast die Luft zum Atmen.
 

„Shoto, es tut mir so leid… es tut mir so leid, dass ich dir nicht helfen konnte.“, schluchzend vergrub Izuku seinen Kopf zwischen seinen Armen. In diesem Moment brach für den kleinen Omega eine Welt zusammen.
 

Endeavor währenddessen starrte seinen Sidekick ungläubig an. Er konnte nicht fassen, was Tsuchi soeben Preis gegeben hatte.
 

„Tsuchi, es reicht! Endgültig!“
 

„Keine Sorge Enji. Ich mach es dir ganz leicht “, daraufhin zog der Silberhaarige seine Agenturkarte aus seiner Hosentasche und riss sie vor dem Flammenhelden in Stücke.
 

„ICH KÜNDIGE!!! FRISTLOS!“
 

„Das ist jetzt nicht dein Ernst! Bist du von allen guten Geistern verlassen?“
 

Daraufhin drehte der Silberhaarige seinem ehemaligen Vorgesetzten den Rücken zu. Bevor er jedoch ging, sah er ein letztes Mal zu dem Pro Helden. Izuku, der der ganzen Diskussion noch weiterhin Gehör geschenkt hatte, rappelte sich langsam auf und versteckte sich hinter dem Vorhang, der sich neben der Tür befand. Sie sollten nicht wissen, dass er anwesend war.
 

„Ach und noch was Enji. Ich bin froh, dass Shoto sein Omega niemals so behandeln wird. Diesbezüglich habe ich einen positiven Einfluss auf deinen Sohn gehabt, sei dankbar dafür!“
 

Die Augen des Flammenhelden weiteten sich erneut.
 

„Wie bitte?“
 

„Du hast schon richtig gehört. Schon Scheiße, wenn man nur auf den eigenen Ruhm aus ist und hierbei nicht nach rechts oder links schaut. Du hast Shoto wie oft auf irgendwelche Galas geschleppt. Dabei hast du nie bemerkt, dass er bereits schon jemanden hat. Aber einem Vater wie dir, würde ich das auch nicht auf die Nase binden wollen! Aber nun ist meine Zeit um! Ich muss mein Omega retten! Sie wartet nämlich auf mich!“
 

Nach diesen Worten schritt der Silberhaarige an die Tür, riss diese auf, sodass diese fast aus den Ankern gerissen wurde und rannte los. Endeavor reagierte sofort und rannte hinter dem Silberhaarigen her.
 

„TSUCHI DU MACHST EINEN GROßEN FEHLER!! BLEIB STEHEN!!“
 

Plötzlich erzitterte der ganze Raum, wenn nicht sogar der ganze Gebäudekomplex. Izuku schreckte auf und lugte hinter dem Vorhang hervor. Das Erste was er sah, waren Kristalle. Überall ragten Kristalle aus den Wänden hervor und versperrten dem Flammenheld den Weg. Auf den ersten Blick glichen sie einem Weltwunder. Izuku konnte es nicht fassen. Hatte Tsuchi gerade ernsthaft seine Spezialität gegen den Flammenhelden eingesetzt? Überall hörte man die Schreie und Rufe. Es waren wohl Mitarbeiter, die gerade dabei waren den Silberhaarigen von seinem Vorhaben abzuhalten. Vergebens. Izuku bemerkte, dass Endeavor sein Handy aus der Tasche zog und All Might gerade zu ihm stieß. Gemeinsam betraten sie wieder das Büro und schlossen hinter sich zu.
 

Als die Luft rein war, trat Izuku komplett hinter dem Vorhang hervor. Ungläubig sah er sich das Desaster an. Tsuchi hatte den kompletten Flur kristallisieren lassen. Es gab keinen Ecken wo kein Kristall herausragte. Kurz ließ Izuku das gerade so eben stattgefundene Gespräch Revue passieren, ehe er sich ein Herz fasste und nach unten ins Krankenzimmer rannte. Dort angekommen, griff er nach den Schokoriegeln und rannte dann zu seinem Büro. Schnell hob er seine Tasche hoch, packte die Süßigkeiten hinein und griff nach seiner Wasserflasche, die er ebenfalls in der Tasche verstaute. Seine Kopfschmerzen waren inzwischen komplett verklommen. Die Tabletten zeigten endlich ihre Wirkung. Kurz atmete der kleine Omega ein und aus, ehe er die Tasche schulterte und sich auf den Weg zum Ausgang machte.
 


 

Eigentlich sollte sich Izuku auf den Heimweg machen, allerdings haderte er mit sich selbst. Der Gedanke daran, das Shotos bester Freund gerade dabei war sich in ernsthafte Gefahr zu begeben, ließ ihn nicht los. Konnte er ihn einfach so von dannen ziehen lassen? Was würde sein Mate bloß davon halten?
 

//Verdammt was soll ich bloß tun?//
 

Gedankenverloren schaute Izuku in die Richtung, in die Tsuchi verschwunden war. Er konnte nämlich noch von oben aus sehen, wie Tsuchi den rechten Weg genommen hatte. Izuku schloss seine Augen und atmete tief ein und aus. Dann fasste der kleine Omega einen schweren Entschluss. Fassungslos schüttelte er daraufhin seinen Kopf.
 

//Ich bin echt verrückt!//
 

Izuku zog daraufhin sein Handy hervor und aktivierte sein GPS.
 

//noch 90%, das wird wohl reichen..gut, dass ich mein Handy heute Mittag geladen habe..//
 

Danach schickte er einen Lifetracker an Shoto. Sobald er erwachen sollte, wusste er zumindest wo sein Mate sich befindet. Als dies erledigt war, änderte Izuku seine Richtung und folgte der Fährte des Größeren. Anscheinend muss sein innerer Alpha die Kontrolle übernommen haben, sein Duft war hier noch weit verbreitet, sodass Izuku dieser mühelos folgen konnte. Zumindest einmal in seinem Leben konnte Izuku behaupten, dass es auch von Vorteil sein konnte ein Omega zu sein. Der Grünhaarige schulterte erneut seinen Rucksack und richtete seine Brille, ehe er lossprintete. Seine wiesengrünen Augen waren starr nach vorne gerichtet.
 

//Warte auf mich, Tsuchi!!//
 


 


 


 


 


 

-Shoto P.o.V.-
 

Ein Pipsen drang an sein Ohr. Zudem Bilder vor seinem inneren Auge aufblitzten. Er erblickte den Rücken seines Klassenkameraden, der sich durch die Fäden gekämpft und sich schützend vor Valerie geworfen hatte. Obwohl gerade in diesem Moment seine Augen zufielen, konnte er den Schuss und ihren Schrei hören, Valeries Schrei.
 

[..]

„Katsuki!! NEIN!!!“

[..]
 

Plötzlich war Shoto hellwach. Erschrocken sprang er auf, bereute es jedoch sofort wieder. Alles um ihn herum drehte sich. Zischend stützte er seinen Kopf auf seiner rechten Hand ab. Die Abkühlung brauchte er jetzt. Gedankenverloren sah er sich um. Neben ihm lagen Eijiro und Ochaco, die anscheinend noch bewusstlos waren. Gerade kam eine Krankenschwester herein, die sofort den Arzt rief. Keine 5 Minuten später saß der Doktor vor ihm und checkte ihn durch. Es dauerte ganze 30 Minuten bis er seine Arbeit beendet hatte.
 

„Haben Sie Schmerzen?“
 

„Nein..“
 

„Fühlen sie sich ansonsten unwohl?“
 

„Nein, kann ich jetzt bitte gehen?“
 

Der Weißrothaarige war langsam genervt, er wollte nur weg von hier. Zurück zu Izuku. Damit er zumindest bei ihm sein konnte. Die Angst, dass die League auch hinter seinem Omega her war, fesselte sein Innerstes und raubte ihm die Luft zum Atmen.
 

„Nun gut, Ihre Schwester und Ihr Bruder warten bereits auf Sie. Ich hatte sie, während Sie bewusstlos waren, kontaktiert. Sie warten schon draußen. Folgen Sie mir bitte.“
 

Langsam rappelte sich der Bunthaarige auf und folgte dem Arzt. Als er im Wartezimmer ankam, kam Fuyumi bereits auf ihn zugerannt und umarmte ihn. Die Tränen standen bereits in ihren Augen. Sie zitterte.
 

„Shoto! Kami sei Dank! Dir ist nichts passiert. Wir waren krank vor Sorge.“
 

Shoto wusste nicht wie ihm geschah, jedoch erwiderte er die Umarmung. Sein Blick fiel hierbei auf seinen Bruder, der nun ebenfalls vor ihm stand.
 

„Meine Güte, dich kann man echt nicht allein lassen“, dabei wuschelte der Weißhaarige durch sein Haar. Shoto wusste bereits wie Natsuo tickte. Ein zartes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
 

„Danke… euch Beiden..“
 

Als der Bunthaarige die Umarmung löste, machten sie sich daraufhin gemeinsam auf den Weg. Es herrschte Schweigen, wie so oft. Gerade als sie das Krankenhaus verlassen hatten, klingelte plötzlich das Handy seiner Schwester, woraufhin sie abhob.
 

„Ja? Ah .. hallo Papa.“
 

„Ja, Shoto ist wach, er ist aber noch etwas benommen. Wir fahren ihn jetzt nach Hause. Wisst ihr schon genaueres was passiert ist?“
 

„Was?! Oh nein!!“, geschockt hielt die Weißrothaarige inne. Ungläubig sah sie ihre Brüder an. Diese schauten die junge Frau fragend an.
 

„Gut ok, nein, konzentrier du dich jetzt einfach nur auf die Mission. Pass bitte auf dich auf. Machs gut.“
 

Als sie aufgelegt hatte, nahm die junge Frau kurz auf der Bank Platz und hielt sich ihren Kopf fest. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Shoto überkam ein seltsames Gefühl.
 

„Fuyumi? Was ist passiert?“, erst jetzt bemerkte Shoto, dass seine Stimme zitterte.
 

„Die Polizei weiß wo das Versteck der Schurken ist. Sie haben bereits alles in die Wege geleitet, um eine Stürmung vorzunehmen.“
 

„Das ist doch gut oder etwa nicht.“, Natsuo trat neben sie und nahm nun ebenfalls neben seiner Schwester Platz. Ein Schlucken war zu vernehmen.
 

„Fuyumi, da ist noch Etwas oder?“, Angst schlich sich in die Venen des Weißrothaarigen. Seine Hände ballte er zu Fäusten.
 

//Bitte lass Izuku wohlauf sein…//
 

„Tsuchi ist ausgerastet und ist auf Papa losgegangen. Er hat gekündigt und hat Hals über Kopf die Agentur verlassen. Papa vermutet, dass er Valerie allein retten will. Er wollte ihn noch aufhalten, wurde aber von ihm angegriffen. Keiner weiß wo er ist.“
 

Geschockt hielt der Bunthaarige inne. Seine Augen weiteten sich. Sein bester Freund ist im Alleingang unterwegs? Er hat seinen Vater angegriffen? Und er hat seinen Job an den Nagel gehängt? Was geht bitte in seinem Kopf vor? So kannte er seinen Kumpel gar nicht.
 

//Verdammt, was geht hier bloß ab?//
 

Plötzlich vernahm er eine Vibration in seiner Hosentasche. Als Shoto sein Handy hervorholte, bemerkte er die ungelesenen Nachrichten. Izuku hatte ihm bereits heute Mittag geschrieben. Er hatte gefragt, ob alles in Ordnung sei und noch eine aktuellere Nachricht, die gerade eben verschickt wurde. Sein Mate hatte ihm einen GPS-Lifetracker geschickt? Geschockt starrte Shoto auf den Bildschirm. Ein unwohles Gefühl überkam den Alpha. Sein Herz begann zu rasen und Panik machte sich in seinem Innersten breit.
 

//Was zum? Izuku sag mir bitte nicht, dass du Tsuchi gefolgt bist?!//
 

„Hey Shoto, was ist los?“, es war Natsuo, der sich soeben erhoben hatte und sich nun neben seinen kleinen Bruder gestellt hatte. Dieser fing an zu Zittern.
 

„Izuku? Wer ist das?“
 

Der Weißrothaarige konnte kein Wort hervorbringen, ihm fehlte die Luft zum Atmen. Es fühlte sich so an, als ob man ihm gerade die Luft abschnürte. Wie eine Schlinge, die sich immer enger um seinen Hals zog.
 

„Shoto?“, nun kam auch Fuyumi auf ihn zu und nahm ihm das Handy aus der Hand. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck.
 

In diesem Moment wurde Shoto bewusst, was hier gerade passierte. Sein Mate ist Tsuchi gefolgt und befindet sich nun ebenfalls in größter Gefahr. Zudem seine Schwester gerade schwarz auf weiß lesen konnte, wie Izuku ihn mit „Alpha“ ansprach. Sie sah ihn entgeistert an, schwieg jedoch, während sein Bruder weiterhin beide fragend musterte.
 

„Hallo? Kann mich mal bitte einer aufklären? Wer ist der Typ?“
 

Shoto atmete tief ein und aus. Aufgebracht fuhr er sich durch die Haare. Das Versteckspiel hatte zumindest vor seinen Geschwistern nun ein Ende. Leugnen war zwecklos. Mit eindringlichem Blick schaute er seinem Bruder tief in die Augen.
 

„Izuku ist mein Mate, er ist mein Omega.“

Part XXVI - run against time V

-Shoto P.o.V.-
 

Seine Geschwister sahen ihn entgeistert an. Es vergingen einige Minuten, in denen Stille zwischen ihnen herrschte. Fuyumi war schließlich die Erste, die sich wieder regte und kam auf den Weißrothaarigen zu. Ihre Augen glänzten und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
 

„Ich wusste es~, ich wusste es ~ endlich …“, zaghaft zog die Weißrothaarige Shoto in eine innige Umarmung. Dieser sah seine Schwester verdutzt an. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal von einem Familienmitglied so umarmt wurde. Es musste schon Jahre her sein. Zaghaft und vorsichtig erwiderte er die Umarmung.
 

„Was? Wie?“
 

Ein Kichern folgte daraufhin, dabei zwinkerte sie ihm zu und legte ihre Hände auf Shotos Wangen als sie die Umarmung zu ihm löste.
 

„Shoto, ich hab mitbekommen, dass da mehr zwischen euch ist. Dass ihr ein Paar seid, hatte ich ja schon vermutet. Aber dass du ihn gematet hast, hat mich etwas schockiert. Es freut mich aber trotzdem. Ihr passt so gut zusammen. Ich bin froh, dass du so glücklich bist.“
 

Ein Lächeln schlich sich auf Shotos Lippen, ehe er seine Hände auf die seiner Schwester legte. Ein zärtliches „Danke“, war alles was er hervorbringen konnte. Ihm fehlten einfach die Worte. Natsuo hingegen beobachtete das Szenario und sah seinen Bruder immer noch entgeistert an.
 

„Hab.. ich das gerade richtig verstanden? Izuku ist dein Freund, dein Mate? Eigentlich hatte ich die ganze Zeit die Befürchtung, dass du asexuell bist. Aber, dass du… nun ja… dich zu dem männlichen Geschlecht hingezogen fühlst, ist mir ganz neu.“, daraufhin seufzte der Weißhaarige traurig aus und kratzte sich am Hinterkopf. Sein Blick war auf den Boden gerichtet.
 

„Da sieht man mal wieder, obwohl du mein kleiner Bruder bist, kenne ich dich anscheinend immer noch nicht gut genug..“
 

Der Weißrothaarige konnte die Traurigkeit in seiner Stimme hören. Es stimmte. Obwohl sie Geschwister waren, konnte er dieses Band nicht zu ihnen aufbauen. All die Jahre war Tsuchi sein einziger Freund gewesen, den er hätte als „Bruder“ bezeichnen können. Dass seine Geschwister ebenfalls unter dem zerrütteten Verhältnis litten, bemerkte der Alpha genau in diesem Moment. Langsam trat Shoto an seinen Bruder heran und legte ihm die Hände auf dessen Schultern.
 

„Es tut mir leid, dass ich es vor euch verborgen habe.“
 

Plötzlich bebte der Boden unter ihnen. Sofort war der Weißrothaarige wieder in Alarmbereitschaft. Er hatte keine Zeit seinen Geschwistern die Sachlage näher zu erläutern. Izuku und Tsuchi hatten oberste Priorität. Fuyumi bemerkte seinen Gesichtsausdruck, verstand sofort, zog den Autoschlüssel aus der Tasche hervor und rannte zum Wagen. Natsuo und Shoto schauten sich kurz an und folgten der jungen Frau. Als sie sich angeschnallt hatten, zog Shoto erneut sein Handy hervor und reichte es nach vorne zu seinem Bruder.
 

“Natsuo, bitte folge dem GPS-Signal. Izuku befindet sich dort. Er ist Tsuchi gefolgt. Ich muss zu ihm.“
 

„WAS?! DEIN ERNST JETZT?“
 

„Bitte Natsuo, ich kann es mir nie verzeihen, wenn ihm etwas passiert.“
 

Der Weißhaarige sah seinen Bruder entgeistert an, wurde aber gleichzeitig von Fuyumi kritisch beäugt. Natsuo sah seine Schwester daraufhin verdutzt an.
 

„Fuyumi? Schau mich nicht so an, vergiss es. Was denkt ihr euch, es ist viel zu gefährlich! Wenn der alte Sack davon erfährt, können wir uns auf mächtigen Ärger einstellen, dass ist euch bewusst, oder?!!“
 

„Natsuo, wir haben keine andere Wahl. Izuku gehört zu Shoto und somit zu unserer Familie. Wir können ihn nicht einfach so im Stich lassen!“
 

Gegen die Worte seiner Schwester war Natsuo machtlos. Ergebend seufzte der Weißhaarige genervt aus und ließ seinen Kopf in den Nacken fallen. Dann sah er wieder seinen kleinen Bruder an. Eindringlich schauten graue Augen in das heterochrome Augenpaar.
 

„Du liebst ihn sehr, oder?“
 

„Mehr als alles andere auf dieser Welt!“, es tat so gut, endlich diese Worte vor anderen sagen zu können. Dass er zu Izuku stand, auch öffentlich. Es ist so als ob Shoto endlich eine Last abgenommen wurde. Eine Last, die er seit Monaten auf seinem Herzen trug. Daraufhin folgte erneut ein ergebendes Seufzen.
 

„Ok, ich will dann mal nicht so sein…“
 

Daraufhin startete Natsuo den Motor und fuhr los. Shoto ließ sich währenddessen zurück in den Autositz sinken und lehnte seinen Kopf gegen die Fensterscheibe. Gedankenverloren schaute er aus dem Fenster. Er sah zum Himmel auf. Dunkle Wolken bildeten sich bereits über der Stadt.
 

//Izuku.. Tsuchi, wartet bitte auf mich… ich bin unterwegs zu euch//
 


 


 


 

-Izuku P.o.V.-
 

Es wurde immer dunkler, die Straßenlaternen gingen bereits an und erleuchteten die Straße. Vereinzelt flackerten die Lichter. Izuku wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war. Seine Schritte wurden immer langsamer. Mehrmals blickte er hinter sich. Angst schlich in seine Glieder. War es wirklich eine so gute Idee gewesen alleine loszulaufen? Immer weiter schritt er voran. Sein Herz klopfte immer heftiger gegen seinen Brustkorb.
 

Auf einmal vernahm er ein Geschrei. Schock fuhr erneut in seine Glieder als er an einer Gasse vorbeilief, aus der gerade zwei Straßenkatzen rausrannten und sich gegenseitig gekämpften. Die Geräusche, die sie hierbei von sich gaben, ließ sein Mark gefrieren. Katzen konnten echt gruselig sein, wenn sie sich bekämpften. Ihr Schreien hierbei war abscheulich. Izuku bemerkte, dass seine Atmung immer schneller ging. Als er wieder an einer bestimmen Stelle vorbeilief, traf ihn der Schock. An dieser Mauer war er bereits vor einer viertel Stunde schon einmal vorbeigelaufen, wo er sich einen Schluck Wasser genehmigt hatte.
 

//Oh nein! Ich bin im Kreis gelaufen!//
 

Auf einmal vernahm er ein Beben. Der Boden unter ihm erzitterte. Von weitem sah er eine riesige Druckwelle, die sich blitzschnell ausbreitete und auf ihn zukam. Izuku nahm seine Beine in die Hand und rannte los. Ohne auf rechts oder links zu achten, rannte er durch die menschenleeren Straßen und konnte sich gerade noch so in eine Seitengasse retten, als der Sturm an ihm vorbeifegte. Was für eine Power war das gerade? Geschockt hielt der Grünhaarige inne. Auf einmal war es wieder still, aber das Beben spürte er weiterhin unter seinen Füßen. Irgendwo in der Nähe musste ein Kampf stattfinden, anders konnte sich der kleine Omega das nicht erklären.
 

//Was ist hier heute nur los?//
 

Plötzlich erfasste Izuku etwas Glitzerndes vor sich auf dem Boden. Vorsichtig ging der kleine Omega in die Hocke und fuhr mit der Hand über die glatte Oberfläche drüber. Die Oberfläche war hart, aber die Substanz war durchsichtig.
 

//Ein glattgeschliffener Diamant am Boden? War das Tsuchis Werk?//
 

Als Izuku weiter nach Vorne sah, bemerkte er, dass die Substanz weiter in die Gasse hineinführte. Sie sah aus wie ein Wegweiser. War der Alpha hier vorbeigekommen? Schnell rappelte sich der Grünhaarige auf und folgte der Spur. Die dunklen Gemäuer waren ihm mehr als unangenehm, fast schon gespenstig, zudem hier auch keine Straßenlaternen standen, die ihm den Weg hätten erleuchten können. Es war stockfinster. Als der kleine Omega nach oben sah, vernahm er die dunklen Wolken über der Stadt.
 

//Selbst das Wetter spielt verrückt..//
 


 


 

Als Izuku wenige Minuten später die Gasse hinter sich gelassen hatte, stand er nun vor einem großen Werksgelände. Überall standen alte Maschinen herum und die Halle, die sich auf dem Grundstück befand, sah sehr heruntergekommen aus. Dieses Anwesen musste schon seit Jahren leer stehen. Langsam betrat Izuku das Gelände und sah sich um. Er kam sich vor wie in einer Geisterstadt. Warum musste er sich auch unbedingt immer die Horror- und Zombieserien auf Netflix anschauen?? Schwer schluckte der kleine Omega.
 

//Welch Ironie. Erinnert schon fast an The Walking Dead… ganz falsch Izuku, du bist hier in der Wirklichkeit, hier warten keine menschenfressenden Zombies auf dich.. hoffe ich zumindest… //
 

Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit. Vorsichtig schob der Grünhaarige das Tor auf und betrat die Halle. Von innen sah das Gebäude noch mehr ramponiert aus. Das Dach über ihm war bereits zusammengefallen und wurde nur noch von einzelnen Balgen gestützt, die aber auch schon komplett durchgerostet waren. Vorsichtig schritt der kleine Omega voran und sah sich um. Es gruselte ihn.
 

Plötzlich vernahm er eine Aura. Sie war nicht weit weg. Allerdings gehörte diese nicht zu Tsuchi. Langsam kam diese immer näher. Izuku gefror innerlich zu Eis. Diese Aura war anders. Er konnte die Bedrohung und Mordlust in dieser spüren. Ein Kichern war zu vernehmen. Schnell schaute der Grünhaarige hinter sich. Da war jemand, da war sich der kleine Omega sicher.
 

„Wer ist da? Zeig dich! Ich hab keine Angst vor dir!“
 

Sein Echo hallte durch das ganze Gebäude und prallte an den Eisenwänden ab. Wieder folgte ein Kichern und eine dunkle Gestalt kam aus den dunklen Gemäuern hervor. Die Aura war mehr als erdrückend. Glutrote Augen schauten auf den Grünhaarigen herab. Auf allen Vieren kam die Gestalt auf ihn zu und blieb einige Meter vor ihm stehen.
 

„Na sieh mal einer an, wen haben wir denn da?“
 

Izuku lief es eiskalt den Rücken hinunter. Langsam wich er einige Schritte zurück. Diese Stimme, sie ließ sein Innerstes erzittern.
 

„Wer bist du?“
 

Wieder folgte ein Kichern und die Gestalt trat daraufhin aus der Finsternis hervor. Izukus Augen weiteten sich vor Schreck. Er erkannte den Mann, der nun einige Meter über ihm auf einem Podest stand. Diese Augen, dieser Gesichtsausdruck, die ganzen Messer, die er bei sich trug. Ohne Zweifel. Die wiesengrünen Augen weiteten sich vor Schreck und der Erkenntnis.
 

„Du bist der Heldenmörder … Stain..“
 

Die Knie des kleinen Omegas begannen zu zittern. Der Schurke lachte daraufhin laut auf und erhob sich. Dabei zog er ein langes Messer hervor, das er nun vor sich hielt.
 

„Genau, Kleiner, der bin ich. Und mit wem habe ich die Ehre? Ach nein… ich weiß ja schon wer du bist. Dank mir hat sich dein Name ja schon rumgesprochen, selbst bei uns bist du inzwischen eine kleine Berühmtheit~ ist es nicht so, Izuku Midoriya?“
 

Der kleine Omega wich immer weiter zurück bis er schließlich einen Widerstand hinter sich spürte. Er war bereits an der Wand angelangt, somit konnte er nicht weiter zurückweichen. Sein Herz begann zu rasen und die Angst überkam ihn. Er war ganz allein und ausgerechnet der Heldenmörder musste ihm über den Weg laufen. Tränen bildeten sich bereits in seinen Augen. Warum war er bloß so dumm und war allein losgelaufen?
 

„Hab keine Angst, Kleiner. Es ist schnell vorbei, bleib genauso stehen. Je weniger Widerstand du leistet umso besser für mich!“
 

Auf einmal ging alles sehr schnell. Der Heldenmörder zog ein weiteres Messer hervor und stürmte auf den Grünhaarigen zu. Izuku nahm alles nur noch in Zeitlupe wahr. War dies nun sein Ende? Würde er ausgerechnet hier sterben? Schnell kniff Izuku seine Augen zu und wartete bereits auf den Schmerz.
 

//Shoto…bitte hilf mir!!//
 


 


 


 

Plötzlich bebte erneut der Boden. Eine weitere Aura blitzte auf. Der Grünhaarige öffnete seine Augen und hielt inne. Kristalle hatten sich um ihn herum gebildet und haben den Angriff des Heldenmörders erfolgreich abgewehrt. Groß und mächtig ragten diese aus dem Boden hervor und reichten bis zu den Balgen. Und der kleine Omega stand mittendrin. Geschützt von dem riesigen kristallklaren Gemäuer, die ihn wie ein Mantel umgarnte.
 

„IZUKU!!“
 

Das wiesengrüne Augenpaar erfasste den Silberhaarigen, der sich blitzschnell vor ihn stellte. In seinen Händen hielt er ein Kristallschwert. Bedrohlich baute dieser sich vor dem Schurken auf.
 

„Wag es ja nicht ihm auch nur ein Haar zu krümmen und du bist tot, Stain!“
 

Die Augen des Schurken weiteten sich. Hämisch grinsend nahm er wieder seine Stellung ein und legte die zwei Schwerter über seine Schulter.
 

„Na, wenn das mal nicht unser guter Crystalize ist? Ich habe dich schon vermisst. Wie lange ist es her…. zwei Jahre?“
 

„Das interessiert hier keinen Stain. Ich weiß, dass du mit der League zu schaffen hast. Also wo ist Valerie? Wehe ihr habt ihr was angetan!“
 

Kurz legte der Schurke seine Stirn in Falten und lief auf und ab.
 

„Oho, du meinst Blondi und Blondi. Das Mädchen war ganz ruhig. Ein braves Omega. Ach je, aber der Junge hat uns vielleicht Probleme bereitet. Obwohl er schwer verletzt ist, hat er versucht die kleine Omega zu beschützen. Aber eins muss man dem jungen Alpha lassen, sein Geist ist wahrlich mächtig. Und mit dieser Quirk wäre er eine wahre Bereicherung für die League.“
 

„Wo habt ihr sie versteckt?! Oder muss ich diese Info erst aus dir rausprügeln!“
 

Die Augen des Heldenmörders blitzten mörderisch auf.
 

„Oho, ein Pro Held, der mit Gewalt droht. Genau aus diesem Grund habe ich mir zur Aufgabe gemacht alle Helden, die in meinen Augen keine Helden sind, zu vernichten. Du gehörst leider auch dazu. Allein, dass du mir mit Gewalt drohst, ist nicht gerade ehrenhaft! Du bist unwürdig den Namen Held zu tragen!“
 

Tsuchi biss sich auf die Unterlippe und ballte seine Hände zu Fäusten.
 

„Valerie ist mein Omega! Ich bin nicht aus betrieblichen Gründen hier! Diese Sache ist von privater Natur!“
 

Izuku schluckte schwer. Er spürte den inneren Alpha des Silberhaarigen, der gerade tobte. So kannte er Tsuchi nicht. So sah es also aus, wenn ein Alpha in Rage geriet? Ob Shoto auch so bei ihm reagieren würde?
 

Dann ging alles ganz schnell. Der Heldenmörder sprang auf und raste auf Izuku und Tsuchi zu. Der Silberhaarige setzte sich daraufhin ebenfalls in Bewegung und wehrte den frontalen Angriff mit seinem Kristallschwert ab. Danach erzeugte er erneut mehrere Kristallberge, die sich dem Schurken in den Weg stellten und so seine Geschwindigkeit verlangsamten. Ein Grinsen bildete sich auf Tsuchis Gesicht, als er erneut aufsprang und von einem Kristall zum nächsten jagte und so den Heldenmörder in die Defensive zwang. Dem Schurken blieb nichts anderes übrig als sich zu verteidigen. Der Silberhaarige war verdammt schnell. Izuku hatte Mühe den Bewegungen des Alphas zu folgen. Dann klirrte Diamant auf Eisen/Metall und Tsuchi beförderte den Schurken daraufhin gegen die gegenüberliegende Wand. Schwer rappelnd kam der Silberhaarige wieder neben Izuku zu stehen und atmete schwer, wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Stain brauchte kurz, ehe er mit zittrigen Beinen wieder aufstand. Auch er war außer Atem. Grinsend sahen die roten Iriden den Silberhaarigen an.
 

„Was ist denn los, Crystalize? Hat deine Kraft etwa nachgelassen? Wo ist dein Eifer? Vor zwei Jahren hättest du mich locker mit nur einem Schlag in die Knie gezwungen!“
 


 


 

Plötzlich bildete sich hinter dem Heldenmörder ein Portal. Alle sahen entgeistert zu dem schwarzen Loch, das sich in der Luft befand. Dann trat eine Eidechse hervor, zusammen mit zwei bekannten Gesichtern, die Izuku nur zu gut kannte. Auch der Silberhaarige sah geschockt zu den beiden Schurken hinauf.
 

„VALERIE! KACCHAN!“
 

„VAL!!“
 

Der Schurke drehte sich daraufhin zu der Eidechse um und sah diese verdutzt an.
 

„Was machst du denn hier, Spinner. Ich dachte du bist mit den beiden Gefangenen bei Shigaraki?“
 

Der zweite Schurke atmete genervt aus und sah zu den beiden Gefangen, die hinter ihm standen. Sowohl Valerie als auch Katsuki waren gefesselt. Wobei der Blonde sehr ramponiert aussah. Man konnte nur erahnen, dass er sich trotz seines Gesundheitszustands mit den Villians angelegt haben musste. Beide blickten zu Boden.
 

„War ich auch, aber wir wurden entdeckt und die Polizei hat unser Versteck gestürmt. All Might kämpft gerade gegen den Boss. Ich sollte mit den beiden hier verschwinden! Aber wie ich sehe, hast du auch alle Hände voll zu tun, Stain.“
 

Die Blondhaarige hob währenddessen ihren Kopf und entdeckte ihren Alpha und Izuku. Tränen bildeten sich in ihren Augen.
 

„Tsuchi… Izuku…“
 

Katsuki, der sich neben ihr befand, starrte immer noch zu Boden. Ein Grinsen schlich sich daraufhin auf sein Gesicht. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass sich ausgerechnet der Nerd auch hier befand. Spinner, der immer noch vor dem Blonden stand, animierte ihn daraufhin sich in Bewegung zu setzen.
 

„Hey, Blondi, mach jetzt keine Faxen und beweg dich!“
 

Ein Grummeln war zu vernehmen.
 

„Hey, Echsenmann, ich geb dir mal einen guten Rat!“, plötzlich ertönte eine Explosion und die Seile, die sich um Katsukis Armgelenk befanden, gingen in Flammen auf. Kurz darauf griff er nach Valeries Hand und sprang mit ihr zusammen vom Podest herunter. Im selben Moment kickte Katsuki eine kleine Handgranate, die sich die ganze Zeit über in seiner Hosentasche befand, in die Richtung der beiden Schurken und zog die Blondhaarige in eine innige Umarmung.
 

„UNTERSCHÄTZE NIEMALS EINEN KATSUKI BAKUGOU, DER EINMAL DER HELD NUMMER 1 SEIN WIRD, KLAR!!!???“
 

Der Angriff kam so schnell, das die beiden Schurken nicht rechtzeitig reagieren konnten. Die Explosion, die daraufhin ertönte, ließ alles erzittern. Izuku ging in Deckung und hielt sich die Arme über den Kopf. Das gesamte Gebäude war immer noch instabil und einsturzgefährdet. Was dachte sich sein alter Klassenkamerad eigentlich dabei?
 

„KACCHAN BIST DU BESCHEUERT, DIE HALLE KÖNNTE JEDEN MOMENT EINSTÜRTZEN?!“
 

Im selben Moment reagierte Tsuchi blitzschnell und setzte erneut seine Spezialität ein, die augenblicklich die gesamte Halle kristallisieren ließ. Die gesamten Wände wurden von Kristallen umhüllt, die bis zur Decke ragten. Izuku traute seine Augen nicht. Zu was war der Alpha bitte noch alles in der Lage? Tsuchis Spezialität war verdammt stark und mächtig. Währenddessen lichtete sich der Rauch.
 

„Tsuchi!!“, der Silberhaarige sah nach vorne und rannte auf Valerie zu, die ihm entgegengerannt kam. Diese fiel dem Alpha um den Hals, küsste ihn und zog ihn daraufhin nah an sich. Dabei vergrub sie ihren Kopf in seiner Halsbeuge.
 

„Tsuchi… ich hatte solche Angst“
 

„Hey, alles gut, ich bin ja bei dir.“, Tsuchi erwiderte die Umarmung und den Kuss, fuhr ihr sanft durch die Haare und sah die Blonde Explosion an, die gerade auf ihn zugehumpelt kam. Zischend hielt sich dieser seinen Arm. Erst jetzt erkannte auch Izuku, dass der Blondhaarige schwer verletzt war. Bei der Landung musste er wohl genau auf dieser Stelle gelandet sein. Die Bandage um seinen Oberarm war inzwischen blutgetränkt. Als Valerie von Tsuchi abließ, rannte sie zu dem Blonden und stütze ihn, so gut sie konnte. Dies passte dem Alpha natürlich gar nicht in den Kram.
 

„Ist schon gut, ich pack, dass auch allein!“
 

„Nein, Katsuki keine Widerworte, du kannst ja kaum noch aufrecht stehen.“
 

„Ich sagte doch bereits, dass es geht!“, Valerie schüttelte genervt den Kopf, ignorierte den Blonden und stützte ihn weiterhin. Daraufhin seufzte die Blonde Explosion genervt aus und ergab sich seinem Schicksal.
 

Izuku beobachtete das Szenario. Seit wann war Katsuki so ruhig und vor allem, seit wann ließ er sich von einem Omega helfen? Was passierte hier gerade? Als sie bei den beiden ankamen, sah der Blonde hoch und schaute Izuku tief in die Augen.
 

„Was willst du denn hier Deku? Das hier ist kein Platz für einen Normalo!“
 

Schwer schluckte der Kleinere als er wieder die feuerroten Iriden auf sich ruhen sah. Langsam ließ er den Kopf sinken und starrte zu Boden. Stimmt. Was machte er hier eigentlich? Er kam sich vor wie ein Klotz am Bein. Im selben Moment spürte Izuku eine Umarmung. Valerie hatte ihn nah an sich gezogen.
 

„Danke..“, hauchte sie an sein Ohr und schloss ihre Augen. Izuku sah die Blondhaarige verdutzt an, erwiderte aber die Umarmung.
 

„Ach quatsch, für was denn?“
 

„Das du einfach da bist.“
 

Ein Lächeln schlich sich auf Izukus Lippen.
 

„Sind dafür nicht Freunde da?“
 


 


 


 

Tsuchi sah Izuku und sein Omega schmunzelnd an, ehe er wieder einen strengen Gesichtsausdruck annahm und nach vorne blickte. Auch Izuku überkam die Erkenntnis, dass das hier noch lange nicht das Ende war. Langsam erhoben sich die beiden Schurken. Die Eidechse stand noch komplett neben sich, aber der Heldenmörder hatte sich wieder komplett aufgerappelt und schaute die kleine Gruppe mit einem eisigen Blick an. Folgte nun der zweite Angriff?
 

„Wie könnt ihr es wagen?...“, langsam taumelte der Schurke auf sie zu, seine Aura nahm augenblicklich zu. Izuku gefror das Blut in den Adern. Wenn der Grünhaarige dachte, dass die Dominanz von eben schon furchterregend war, dann war das hier definitiv eine dreifache Steigerung. Tsuchi ging währenddessen in Kampfstellung. Ein Zischen verließ seine Kehle. Als der Grünhaarige einen genauen Blick auf den Alpha warf, bemerkte er, dass die Fingerkuppen des Größeren komplett kristallisiert waren. Sie zitterten bereits. War dies normal oder war das eine Nebenwirkung seiner Quirk?
 

Immer langsamer kam der Schurke auf sie zu. Nahm das Schwert erneut in die Hand und leckte mit seiner Zunge über die Klinge. Der Wahnsinn stand ihm ins Gesicht geschrieben.
 

„Rück die Geiseln raus, Crystalize~“
 

Der Silberhaarige schluckte schwer, ehe er einen Blick auf seine Hände warf. Anhand des Gesichtsausdrucks war sich Izuku nun mehr als sicher.
 

Es handelte sich tatsächlich um eine Nebenwirkung seiner Spezialität.
 

//Verdammt jetzt haben wir ein Problem…//

Part XXVII - run against time VI

-Shoto P.o.V.-
 

Sie waren nun schon seit fast einer Stunde unterwegs. Der Verkehr verlief mehr als schleppend. Die Straßen waren komplett voll und es ging nur langsam voran. Natsuo musste teilweise in Schrittgeschwindigkeit weiterfahren. Shoto war mehr als genervt. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe rum und sah aus dem Fenster. Seine Finger krallte er hierbei in den Ledersitz. Unruhe machte sich in dem Alpha breit. Warum ging es nur so langsam voran? Er hoffte innig, dass sie nicht in einen Stau geraten. Das wäre das Schlimmste was aktuell passieren könnte.
 

„Natsuo, was ist hier los?“, Fuyumi schaute gerade auf ihr Handy und studierte die Nachrichten. Allerdings war das Netz komplett überlastet. Fluchend warf sie ihr Handy wieder in die Tasche.
 

„Ich hab keinen Empfang! Verdammt!“
 

„Mann, mich nervt das ja auch. Aber was soll ich bitte tun? Leider hat die Karre hier keine Flügel! Obwohl ich mir manchmal wünschte sie hätte welche..“, genervt legte der Weißhaarige seinen Kopf auf dem Lenkrad ab. Als das Auto vor ihnen schließlich die Warnblinklichtanlage betätigte, mussten sie wohl oder übel stehen bleiben.
 

„Oh nein bitte nicht…“, stöhnte Natsuo auf und ließ seinen Kopf zurück in den Nacken fallen. „Das darf doch echt nicht wahr sein!“, fluchte er.
 

Shoto sah währenddessen weiterhin aus dem Fenster und bemerkte den Bildschirm, der sich an einem der großen Gebäude befand. Es handelte sich hier wohl um einen Kampf, zumindest sah es danach aus.
 

//Ist das etwa eine Live-Übertragung?//
 

„Ist das nicht All Might?“, Fuyumi öffnete die Autotür und trat auf die Straße. Shoto tat es ihr gleich und sah sich um. Alle Autos waren stehen geblieben und die Leute starrten auf die große Leinwand. All Might kämpfte gerade gegen einen großen Mann. Sein Gesicht war mit einer Eisenmaske bedeckt. Schwer schluckte der Weißrothaarige. Der Typ sah mehr als finster aus. Aber was ihn eher beunruhigte, war der Anblick des Heros No. 1. Er blutete stark und kniete am Boden. Es war ein Anblick, der nur schwer zu ertragen war. So ramponiert hatte das Friedenssymbol noch nie ausgesehen. Was war das bloß für ein Monster, gegen das er da kämpfte?
 

„Deswegen all die Erschütterungen. Sie reichen bis hierher“, auch Natsuo war zwischenzeitig ausgestiegen und schaute nun ebenfalls zum Bildschirm. Überall um sie herum konnte Shoto die Stimmen der anderen Anwesenden hören.
 

„Aber er wird es schaffen, so wie immer. Wir müssen nur fest an ihn glauben!“
 

„Genau, das Friedenssymbol darf nicht zurückweichen!“
 

„Gib alles All Might!“
 

Shoto sah sich weiterhin um. Es war ein Anblick, der sich nicht alle Tage bot. Alle Menschen hofften und beteten, dass der Pro Hero als Sieger aus dem Ganzen hervorgehen wird. Auch in so einer brenzligen Lage vereinte der Blondhaarige Superheld alle Nationen. Ein zartes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Plötzlich vernahm Shoto einen Stich in seinem Herzen. Seine Atmung ging schneller. Die Luft wurde ihm fast komplett abgeschnürt. Warum überkam ihn auf einmal so ein seltsames Gefühl? Sachte legte er seine Hand an seine linke Brust.
 

//Izuku… //
 

Es musste mit ihrer Verbindung zu tun haben. Anders konnte sich der Alpha das nicht erklären. War Izuku etwa in Gefahr? Während sich Natsuo zu Fuyumi gesellte, stieg Shoto heimlich zurück ins Auto. Er nahm sein Handy aus der Navihalterung und studierte die Koordinaten. Das GPS war immer noch aktiv. Also schien nur das mobile Netz ausgefallen zu sein. Ein Schlucken war zu vernehmen. Dann griff er nach seiner blauen Jacke, die er sich schnell überzog. Langsam stieg er wieder aus dem Auto aus und verstaute sein Handy in der Hosentasche. Dabei behielt er seine Geschwister genau im Auge. Beide standen mit dem Rücken zu ihm.
 

Sollte er wirklich? Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Shoto haderte mit sich selbst.
 

Sollte er den selben Fehler wie Izuku und Tsuchi begehen?
 

Blieb ihm überhaupt etwas anders übrig?
 

Sein Mate könnte in größter Gefahr sein und er ist nicht einmal in seiner Nähe. Knirschend biss er die Zähne zusammen. Er war im Zwiespalt und fühlte sich hin und her gerissen. Plötzlich tauchte ein Bild vor seinem inneren Auge auf. Ein Szenario aus längst vergangenen Tagen.
 


 


 

[…]

Kindergelächter war zu hören. Ein kleiner Junge mit weißroten Haaren saß zusammen mit einer weißhaarigen Frau auf der Couch. Immer wieder fuhr sie mit ihren Fingern sachte durch das seidige Haar. Der kleine Junge lachte und kuschelte sich an sie. In seinen Händen hielt er einen kleinen Plüschpinguin, der einen blauen Schal um den Hals trug. Lächelnd sah der Junge sein Plüschtier an.
 

„Du, Mama?“
 

„Ja, mein Liebling?“
 

Glänzende verschiedenfarbige Augen schauten zu der Weißhaarigen hoch.
 

„Kann ich irgendwann auch ein Superheld werden?“
 

Ein Kichern war zu vernehmen. Herzliche graue Augen schauten auf den kleinen Jungen herab und die Frau drückte den Jungen nah an sich. Dabei hauchte sie ihm einen Kuss auf den zweifarbigen Haaransatz.
 

„Weißt du Shoto, Superheld kann jeder werden. Aber weißt du was einen wahren Helden ausmacht?“
 

Der Junge schüttelte daraufhin den Kopf und zog sein Plüschtier noch näher an sich. Die Frau kicherte erneut und nahm den Pinguin in ihre Hand.
 

„Stell dir mal vor, Pingu wäre in Gefahr. Was würdest du tun?“
 

„Ihn retten. Niemand darf Pingu etwas antun. Er ist schließlich mein Freund.“
 

Lachend hob die Weißhaarige den Jungen daraufhin hoch und umarmte ihn, während der Weißrothaarige seine Arme um ihren Hals schlang. Seinen Kopf versteckte er hierbei in ihrer Halsbeuge. Wieder hauchte die Frau einen Kuss auf sein Haar.
 

„Eines Tages wirst du jemandem begegnen, der dein Herz berühren wird. Alles wird sich dann nur noch um diese eine Person drehen. Selbst wenn sie in Gefahr geraten sollte, wirst du nicht davor zurückschrecken sie zu retten. Ein wahrer Held erkennt man an der Reinheit seines Herzens.“
 

„Wirklich? Wie in den Gute Nacht Geschichten, die du mir immer vorliest?“
 

Sachte schob die Weißhaarige eine weiße Strähne hinter das Ohr des Jungen.
 

„Richtig, genau wie in den Märchen, die ich dir immer erzähle. Bitte Shoto, egal was auch immer passieren wird, vergiss diese Worte niemals. Versprichst du mir das?“
 

Der Junge hob daraufhin seinen Kopf und nickte eifrig. Dabei hielt die Weißhaarige ihm den kleinen Finger hin.
 

„Indianerehrenwort?“
 

Der Weißrothaarige kicherte, verschränkte seinen kleinen Finger mit ihrem und grinste sie an.
 

„Ja Mama, Indianerehrenwort.“
 

[…]
 


 

Shoto beobachtete gedanklich das Szenario von weitem. Die Szene wirkte so surreal. Der Glanz, der in den Augen dieses kleinen Jungen lag. Lange hatte er vergessen, dass es so eine Zeit einmal gab. Wo sie noch in seinem Leben war. Wo sein Leben noch unbeschwert war. Lange wusste der Weißrothaarige nicht, was seine Mutter ihm damals mitteilen wollte. Er wusste nicht wie lange er sich im Nachhinein den Kopf darüber zerbrochen hat. Nie fand er eine Antwort. Es war zum Verzweifeln. Aber inzwischen verstand Shoto ihre Worte. Inzwischen gab es tatsächlich diese eine Person. Izuku hatte sein Leben komplett verändert. Seiner trüben und grauen Welt wieder einen Sinn gegeben. Lange war der Glanz aus seinen Augen verschwunden, doch seit der kleine Omega an seiner Seite war, hatte er das Gefühl wieder zu leben. Dass die Welt aus mehr bestand als nur aus grauen und weißen Tönen. Durch den Grünhaarigen kam wieder Farbe in sein Leben, bunte helle Farben, die mehr und mehr wieder ein Teil seines Lebens einnahmen. Er war Izuku dafür so unendlich dankbar. Wenn seine Mutter ihn bloß jetzt sehen könnte. Wie glücklich er war und vor allem, was für einen tollen Mate er an seiner Seite schätzen konnte.
 

Wieder ballte Shoto seine Hände zu Fäusten, ehe er einige Schritte zurücktrat. Immer noch den Blick auf seine Geschwister haftend. Er musste es tun. Shoto würde es sich nie verzeihen, wenn seinem Mate etwas passieren sollte. Wieder biss er sich auf seine Unterlippe.
 

„Es tut mir leid.…“, hauchte der Weißrothaarige, ehe er den Blick von seinen Geschwistern abwand, sein Handy hervorzog und in die Richtung schaute, die das GPS ihm signalisierte. Schnell nahm er seine Beine in die Hand und schlang sich durch die Autoreihen bis zum Bürgersteig. Dabei zog er den Reißverschluss seiner Jacke hoch und warf sich die Kapuze über. Schließlich musste ihn niemand erkennen. Inzwischen hatte seine Schwester seine Abwesenheit bemerkt und rief nach ihm. Aber durch die hochgezogene Kapuze würde sie ihn nicht direkt erkennen.
 

„Shoto? Wo bist du!“
 

„Was ist los Fuyumi!“
 

„Shoto, er ist weg! Shoto komm zurück! Das ist viel zu gefährlich!“
 

Die Rufe schmerzten in seinem Inneren. Er vernahm die Sorge und Panik, die in ihrer Stimme lag. Aber er konnte nicht zurückblicken. Kurz schloss er seine Augen, versuchte seine Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Als er schließlich am Bordstein ankam, rannte er los. Seinen Blick auf die Richtung gerichtet, wo er seinen Mate vermutete.
 

//Ich bin unterwegs! Halte durch!//
 


 


 


 

-Izuku P.o.V.-
 

Izuku starrte immer noch die Hände des Silberhaarigen an. Die Lage, in der sie sich aktuell befanden, war gar nicht gut. Immer noch war zumindest einer der Schurken schwer aktiv und stellte die größte Gefahr für sie dar. Wenn Stain seine Quirk einsetzte, dann war alles vorbei. Der Grünhaarige hatte Glück. Mit seiner Blutgruppe blieb er von der Wirkung verschont, aber wie es bei den Anderen aussah, konnte Izuku nicht einschätzen. Es war zu gefährlich. Da sie alle keine Heldenlizenz besaßen, konnten sie den Silberhaarigen nicht einmal im Kampf unterstützen. Im Gegenteil, sie standen ihm nur ihm Weg.
 

Als der Heldenmörder plötzlich auf sie zurannte und seine Messer in Stellung brachte, zögerte Tsuchi keine Sekunde. Innerhalb von Sekunden erschaffte er erneut riesige Berge von Kristallen, die es dem Schurken erschwerten auch nur in ihre Nähe zu kommen. Mehrmals sprang der Silberhaarige auf, sprang von Kristall zu Kristall und wehrte mit seinem selbsterschaffenen Diamantenschwert die Angriffe des Schurken ab. Immer wieder trafen die Beiden auf einander und lieferten sich einen schnellen Schlagabtausch. Tsuchi wich immer wieder den Schwertern aus. Geschickt wand er sich an den Klingen vorbei und ließ diese mit seinem Schwert kollidieren. Metall und Eisen trafen auf Kristall. Die Schwingungen, die hierdurch entstanden, echoten durch die ganze Halle. Von der Schnelligkeit her waren die Beiden einander ebenbürdig.
 

Izuku hatte Mühe dem Alpha zu folgen. Der Silberhaarige machte seinem Ruf alle Ehre. Er war verdammt schnell und seine Manöver waren genau bedacht. Er war wahrlich ein Genie. Kein Wunder, denn schließlich galt er als jüngster Pro Held seiner Zeit. Schwer schluckte der Kleinere. Sobald das alles hier vorbei war, wollte er sich diese Quirk genauer ansehen und diese in seinem Notizbuch verewigen. Daraufhin ballte Izuku seine Hände zu Fäusten und biss sich auf die Unterlippe.
 

//Tsuchi, gib dein Bestes..//
 


 


 

Schließlich gelang es dem Alpha dem Heldenmörder einen heftigen Tritt in die Magengrube zu verpassen, sodass dieser am Boden aufschlug und erst einmal kurz außer Gefecht war. Regungslos blieb der Schurke am Boden liegen. Während des Kampfes vibrierte der Boden mehrmals, sodass sich durch die Wucht des Aufpralls, einzelne Splitter ablösten.
 

„VORSICHT!!!“
 

Katsuki war der Erste, der reagierte und Izuku als auch Valerie rechtzeitig zur Seite zog, ehe ein spitzer Splitter sie durchbohren konnte. Das Material war verdammt scharfkantig und höchst gefährlich. Tsuchi, der die Situation bemerkt hatte, kam vor ihnen zum Stehen und schloss seine Augen. Sein Atem ging sehr schnell. Schweißperlen rannten an seiner Stirn hinunter. Zudem lief Blut an seinen Mundwinkeln herunter. Valerie sah ihren Alpha besorgt an.
 

„Tsuchi? Ist alles in Ordnung bei dir?“
 

„Ja.“, keuchte der Silberhaarige und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
 

Langsam stabilisierte sich wieder sein Zustand. Allerdings hatte der Heldenmörder ihn erwischt. Eine tiefe Schnittwunde zierte seinen Oberarm. Blut quoll aus dieser hervor. Da er allerdings noch bewegungsfähig war, hatte der Schurke sein Blut wohl noch nicht zu sich genommen. Aber es musste etwas passieren und zwar schnell. Solange Izuku, Valerie und Katsuki hier waren, konnte er sein volles Potential nicht ausschöpfen. Zudem die Kristalle bröckelten, sobald er verletzt wurde. Er kann die Stabilität nur aufrechterhalten, solange er unverletzt war. Allerdings wusste der Silberhaarige schon, dass ein Kampf gegen den Heldenmörder Verletzungen mit sich brachte. Zähneknirschend starrte er zu Boden. Er rang mit sich selbst. Was sollte er bloß tun? Izuku beobachtete den Alpha eine Zeit lang. Er bemerkte, dass den Größeren etwas zu beschäftigen schien.
 

Es fiel Tsuchi verdammt schwer, diese Entscheidung zu treffen, aber es blieb ihm keine andere Wahl. Solange sich Zivilisten bei ihm befanden, konnte er seine Quirk nicht komplett einsetzen und brachte zudem sein Umfeld damit in Gefahr. Als Tsuchi seine Augen wieder öffnete, schaute er in das fliederfarbene Augenpaar seines Omega.
 

„Bitte begebt euch zum Ausgang. Es ist zu gefährlich hier.“
 

Valeries Augen weiteten sich, kopfschüttelnd kam sie auf ihren Alpha zu und hielt ihn an seinen Handgelenken fest.
 

„Nein Tsuchi, das kannst du doch nicht machen. Ich will dir helfen, bitte.“
 

Izuku sah geschockt den Silberhaarigen an. Erneut ließ er seinen Blick über ihn schweifen. Ihm stockte der Atem. Die Kristallisierung hatte sich bereits bis zu den Handwurzeln ausgebreitet. So schnell schritt das Ganze also schon voran. Izuku erlangte eine erdrückende Erkenntnis. Ehe er jedoch diese aussprechen konnte, ertönte die Stimme seines Klassenkameraden.
 

„Hey, was soll der Scheiß?“
 

Der Silberhaarige schaute Katsuki eindringlich an, ehe er seinen Blick wieder seinem Mate widmete.
 

„Val, ich bin aktuell der einzige Held hier mit Lizenz. Ich darf kämpfen, ihr nicht. Bitte… tu einmal bitte das, was ich von dir verlange, bitte zumindest einmal!“
 

„VERGISS ES TSUCHI! ICH BLEIB BEI DIR!!“, Tränen bildeten sich in dem fliederfarbenen Augenpaar. Verzweifelt hielt sich die Blondhaarige an der Schulter ihres Alphas fest und rüttelte an ihm. Dieser hielt jedoch seinen Blick gesenkt.
 

„Du bist verletzt Tsuchi! Was soll das werden?! Du musst hier nicht den Helden spielen. Katsuki und ich sind frei. Das ist das Einzige was zählt. Stürz dich bitte nicht unnötig in Gefahr. Das bist doch nicht du, der da gerade spricht!“
 

Izuku war wie gelähmt. Ein eiskalter Schauer jagte ihm über den Rücken. Es zerriss ihm das Herz die Blondhaarige so vor sich zu sehen. Der Grünhaarige lag also richtig mit seiner Erkenntnis und Valerie schien es auch schon zu ahnen. Die Verzweiflung, die in ihrer Stimme lag, bestätigte seine Vermutung noch mehr. Traurig senkte Izuku seinen Blick zu Boden und biss sich erneut auf die Unterlippe. Tsuchi schloss währenddessen seine Augen und atmete ruhig aus, ehe er seine Hände versuchte zu Fäusten zu ballen. Ein schmerzliches Zischen verließ seine Kehle. Valerie sah ihren Mate geschockt an und hielt ihn dabei weiterhin an den Schultern fest.
 

„Tsuchi? Was ist mit dir? Sag doch bitte etwas!“
 

Als der Silberhaarige seine Augen wieder öffnete, stockte Izuku erneut der Atem. Seine Iriden waren blutrot. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Tsuchis Gesicht. Die Tränen liefen langsam an Valeries Wangen herunter. Vorsichtig legte der Silberhaarige seine Hand an ihre Wange und wischte mit seinem Daumen hierbei ihre Tränen weg. Seine Augen waren glasig.
 

„Es tut mir leid, Val, du lässt mir leider keine andere Wahl…“
 

Die Blondhaarige sah geschockt ihren Mate an, der daraufhin seine Aufmerksamkeit wieder der Blonden Explosion widmete, die immer noch hinter Valerie stand.
 

„Du bist ein Alpha, oder?“
 

„Sicher“, Katsuki verschränkte daraufhin seine Arme vor seinem Oberkörper.
 

„Gut…“
 

Daraufhin widmete Tsuchi seine Aufmerksamkeit wieder seinem Mate. Valerie sah den Silberhaarigen immer noch entsetzt an. Izuku schluckte schwer. Tsuchi wird doch wohl nicht einen Alpha-Befehl gegen sein Omega einsetzen? Dadurch wird das Omega zur Unterwerfung gezwungen und hat sich dem Befehl des Alphas zu beugen. Diese Verhaltensweise wird in der heutigen Zeit verpönt und wird nur in äußersten Notfällen angewandt. Plötzlich fiel es Izuku wie Schuppen von den Augen.
 

//Tsuchi, du hast doch nicht ernsthaft vor…//
 

„Tsuchi, bitte tu das nicht… Ich flehe dich an.. mein Alpha bitte..“, ihre Stimme brach langsam. Der Silberhaarige holte tief Luft und nahm Valeries Handgelenke. Daraufhin sah er wieder zu dem Blondhaarigen.
 

„Katsuki, bring die Beiden hier raus, du bist ab jetzt für sie verantwortlich..“
 

Sowohl die Augen der Blonden Explosion als auch die des Grünhaarigen weiteten sich. Nach diesen Worten widmete Tsuchi seine Aufmerksamkeit wieder seinem Mate, die ihn immer noch ängstlich anstarrte. Ein Wimmern war zu vernehmen, ihren Kopf schüttelte sie fassungslos hin und her. Zähneknirschend sah der Alpha sein Omega an.
 

Er musste es tun, nur so konnte er sie retten, konnte er sie alle retten.
 

„OMEGA, du wirst den Ort hier zusammen mit Ihnen verlassen! Das ist mein Befehl!“
 

Es war wie ein Sturm, der losgelassen wurde. Izuku spürte die Atmosphäre, die Tsuchi gerade freigesetzt hatte. Den Druck, den er mit diesem Satz entlud. Wie schwer die Luft auf einmal um sie herum wurde. Wie erdrückend der Schatten war, der sich über Valerie warf.
 

„NEIN! TSUCHI! DAS KANNST DU MIR NICHT ANTUN!! NEIN!!“, die Blondhaarige schrie auf, wand sich vor ihm und versuchte sich der Unterwerfung, die der Alpha-Befehl mit sich brachte, zu entziehen. Ihre Beine gaben nach und die Blondhaarige sackte zu Boden. Sie spürte wie ihre körperlichen Kräfte sie langsam verließen. Jedoch kämpfte sie weiterhin dagegen an.
 

„NEIN MEIN ALPHA! WARUM TUST DU MIR DAS AN!!“, Valerie hielt sich ihre Hände an ihren Kopf als sie vor ihm kniete. Ihre gekrümmte Haltung, die für Schmerzen sprachen, weil sie sich gewaltsam dem Befehl widersetzte.
 

Entsetzt verfolgten Katsuki und Izuku das ganze Geschehen. Izuku konnte den Druck immer noch spüren, den Tsuchi soeben freigelassen hatte. Als Omega nahm er diesen intensiver wahr. Die Blondhaarige so vor sich zu sehen, zerriss ihm das Herz. Ihr Wimmern und ihre Schreie jagten ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Valeries innerer Omega wollte sich unterwerfen, sie selbst jedoch wehrte sich mit Leibeskräften. Der Anblick war nur schwer ertragbar. Ihre Schreie ließen Izukus Mark gefrieren. Seine Nackenhaare stellten sich bereits nach oben.
 

„NEIN LASS MICH BITTE BEI DIR BLEIBEN!!!“
 

Katsuki war der Erste von den Beiden, der sich in Bewegung setzte und Valerie aufhalf, die sich immer noch versuchte aus der ganzen Lage zu befreien. Daraufhin beobachtete Izuku, wie Tsuchi dem Blondhaarigen etwas zuflüsterte. Der Schock stand Katsuki ins Gesicht geschrieben. Es war das erste Mal, dass Izuku seinen Klassenkameraden so aufgelöst sah.
 

//Was geht hier vor sich?//
 

Valerie hingegen versuchte sich aus Katsukis Griff zu befreien und schlug um sich.
 

„Nein Katsuki, lass mich los, ich muss hierbleiben. Alpha bitte lass mich nicht allein. Ich brauche dich! Bitte!“
 

„Valerie, hör auf, es hat keinen Sinn. Wir müssen hier raus.“, selbst Katsukis Worte drangen nicht zu ihr durch. Immer wieder schlug sie mit den Armen um sich, prügelte auch auf den Blonden ein, der zu Izukus Verwunderung alles über sich ergehen ließ. Schweigend.
 

„NEIN!! LASS MICH LOS!“
 


 


 


 

Izuku sah fassungslos dem Szenario zu. Valerie versuchte sich weiterhin aus der Umklammerung zu befreien, doch Katsuki festigte den Griff. Schweigend trat er mit ihr zusammen an Izuku vorbei und begab sich zum Ausgang. Erneut hatte sich währenddessen ein Splitter gelöst und schlug neben dem Grünhaarigen auf dem Boden ein. Wie Glas zerschellte er am Boden. Der kleine Omega schluckte schwer und kam auf den Silberhaarigen zu, der daraufhin traurig zu dem Kleineren hinuntersah.
 

„Tsuchi, bitte du musst das nicht tun!“
 

„Ich hab keine andere Wahl, Kleiner.“
 

„DOCH JEDER HAT EINE WAHL!! DAS WAS DU VOR HAST, IST BLANKER SELBSTMORD!!“, Izuku war außer sich. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Seine Stimme war laut, sie hallte von den Decken der Halle wider. Er war aufgebracht, so verzweifelt, dass er in diesem Moment nicht registrierte, dass er gerade seine Stimme gegen einen Alpha erhob. Der Silberhaarige legte daraufhin seine Hand auf die grünen Locken, ehe er den Kleineren mit einem gequälten Lächeln ansah.
 

„Du hast es bemerkt, oder?“
 

Izuku sah den Alpha traurig an und nahm daraufhin seine Hände in die seine. Drehte diese hin und her. Blut trat bereits aus den Händen hervor. Die Kristalle bohrten sich tief in das wunde Fleisch. Izuku konnte sich die Schmerzen gar nicht ausmalen, die den Alpha vor ihm gerade heimsuchten.
 

„Dass deine Spezialität deinen Körper zerstört? Ja, hab ich! Was soll das werden, Tsuchi?“
 

Ein zartes Lächeln zierte Tsuchis Lippen.
 

„Weißt du Izuku, eigentlich hatte ich den Job bei Endeavor angenommen, weil er als Einziger die Nebenwirkung meiner Spezialität kannte. Aus diesem Grund wurde ich auch so selten in Außeneinsätzen eingesetzt. Je öfters ich meine Quirk nutze, desto mehr zerstört sie meinen Körper. Es sind die Blutkörperchen im Blut, die kristallisieren und verhärten. Inzwischen sind die Anzeichen auch äußerlich sichtbar. Dadurch wird mein Herz irgendwann nicht mehr richtig durchblutet und es kommt zum Stillstand. Der Arzt sagte mir bereits, dass ich meine Quirk nie wieder anwenden darf. So lautete die Diagnose vor zwei Jahren, ich war gerade mit der Schule fertig.“
 

Izuku stockte der Atem. So schlimm stand es also um ihn schon? Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Die Luft zum Atmen wurde ihm regelrecht abgeschnürt.
 

„Tsuchi, bitte, du musste es nicht tun. Lass dir doch hel…!“
 

„Aber als ich heute erfahren habe, dass mein Omega in Gefahr ist und ich als Alpha es retten muss, musste ich eine harte Entscheidung treffen. Und ich bereue nichts, Izuku. Was bin ich für ein Alpha, wenn ich aus gesundheitlichen Gründen wortwörtlich den Schwanz einziehe und andere meine Arbeit verrichten lasse, die ich hätte erledigen sollen. Es ist der Stolz meines inneren Alphas, der mich aktuell lenkt.“
 

Izuku biss sich auf die Unterlippe und musste an Shoto denken. Dieser lag immer noch im Krankenhaus und ahnte noch nichts von alle dem. Es war so unfair.
 

„Weiß Shoto davon?“
 

Der Silberhaarige schüttelte den Kopf und schloss seine Augen. Mit schwerem Herzen hörte Izuku weiterhin dem Alpha zu.
 

„Nein, ich hatte es die ganze Zeit für mich behalten, nicht einmal Valerie weiß davon. Im Moment versuche ich nur das Richtige zu tun. Ich will nichts bereuen. Wenn ich mein Omega und dich, den Mate meines besten Freundes, hierdurch retten kann, ist es die Sache allemal wert. Ich weiß, es klingt sehr egoistisch. Dass ich euch hierdurch die Entscheidung einfach abnehme und euch vor unvollendete Tatsachen stelle. Ach ja, nimm das hier bitte an dich. Ich wollte es dir eigentlich auf den Schreibtisch legen, aber habe es vor lauter Wut vergessen…“
 

Tsuchi kramte in seiner Hosentasche, zog ein kleines Päckchen hervor und legte es in Izukus Hände. Das wiesengrüne Augenpaar weitete sich, als Tsuchi seine Hände um seine eigenen schloss, die das Päckchen festhielten.
 

„Tsuchi, bitte denk nochmal drüber nach. Bitte, du musst das nicht tun“, Izukus Stimme wurde brüchig. Er war kaum noch in der Lage Fassung zu wahren. Ein Lächeln zierte daraufhin Tsuchis Lippen. Dabei schloss der Silberhaarige erneut seine Augen. Seine Stimme war ebenfalls brüchig.
 

„Versprich mir bitte, dass du weiterhin für mein Omega da sein wirst und auch, dass du Shoto beistehst. Ich war all die Jahre die einzige Person an seiner Seite. Ich war sein Stützfeiler. Bitte bewahre auch deinen Traum weiterhin bei und pass bitte gut hierauf auf.“
 

In Izukus Kehle bildete sich ein schwerer Klos. Tränen bahnten sich aus seinen Augenwinkeln. Schluchzend ließ er von dem Silberhaarigen ab und sah auf das Päckchen in seinen Händen. Sie fingen bereits an zu zittern. War das alles wirklich real?
 

„Ich verspreche es…du kannst dich auf mich verlassen Tsuchi…“
 

Kurz sah der Alpha daraufhin nach oben zur Decke. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
 

„Weißt du wie ich mir euere Zukunft vorstelle, Izuku?“
 

Der Kleine Omega sah sein Gegenüber sprachlos an. Die Tränen liefen langsam an seinen Wangen herunter. Mit schwerem Herzen hörte er dem Silberhaarigen zu. Seine letzten Worte, die er an ihn richtete.
 

„Ein kleiner Tipp, wenn ihr heiraten solltet: Shoto hat in seinem Leben noch nie ein Feuerwerk gesehen. Ich würde mir wünschen, dass ihr an diesem wichtigen Tag unter einem Sternenhimmel steht, der durch die Raketen und die vielen Lichter erleuchtet wird. Ich will, dass dieses einzigartige Augenpaar die Faszination eines Kindes erlebt, das zum ersten Mal die bunte Farbenvielfalt bestaunt.“
 

Die Augen des Silberhaarigen wurden erneut glasig. Tränen traten bereits aus seinen Augenwinkeln hervor. Izuku sah weiterhin fassungslos sein Gegenüber an. Rang um Fassung.
 

„Wenn ihr eine Familie gründen solltet: Wagt es ja nicht und bekommt nur ein Einzelkind. Ich stelle mir vor, dass ihr mindestens zwei habt, am besten ein Junge und ein Mädchen. Vor allem, dass ihr bis zu euerem Lebensende glücklich sein werdet. Schenk Shoto bitte die Familie, die er sich schon so lange wünscht.“
 

Nun konnte Izuku nicht mehr an sich halten. Schluchzend starrte er zu Boden und hielt das Päckchen an seine Brust. Dicke Tränen kullerten an seinen Wangen hinunter. Sein Schluchzen wurde immer lauter. Er war von den Worten des Alphas überwältigt.
 

„Ich werde mir Mühe geben..“
 

Kurz darauf spürte er wieder die Hand des Größeren auf seinem Kopf. Lächelnd sah Tsuchi den Kleineren an. Izuku konnte nicht mehr. Er zog den Größeren daraufhin in eine innige Umarmung. Ein letztes Mal. Der Silberhaarige erwiderte die Geste. Strich zaghaft über die grünen Locken und schloss seine Augen. Daraufhin ließ er von dem Grünhaarigen ab, der seinen Blick wieder zu Boden gerichtet hatte.
 

„Bitte folge nun Katsukis Anweisungen. Ich werde versuchen, solange es geht, Zeit zu schinden. Vielleicht packe ich es auch mindestens einen von ihnen mit mir zu nehmen. Pass bitte auf dich auf, Izuku. “
 

Als der Grünhaarige seinen Kopf wieder hob, sah er zu, wie Tsuchi ihm den Rücken zudrehte und mit einem Daumen nach oben signalisierte, dass alles gut werden würde. In diesem Moment erinnerte ihn die Pose von Tsuchi an die von All Might. Es war ein bitterer Beigeschmack. Stumme Tränen bahnten sich an Izukus Wangen herab. Es war verdammt schwer für den kleinen Omega nicht augenblicklich zusammenzubrechen. Immer wieder hallten die Worte des Größeren durch seinen Kopf.
 

War dies nun das letzte Mal?
 

War dies nun der ewige Abschied?
 

Dass gerade er die letzten Worte mit ihm wechselte?
 

Dass Shoto von alledem hier nichts ahnte und nicht einmal die Chance bekam sich von seinem besten Freund zu verabschieden? Das eigentlich er gerade an seiner Stelle hier stehen sollte?
 

Welche Qualen nun Valerie erleiden musste ?
 

Wenn ein Omega seinen Alpha verliert, stirbt auch ein Teil mit ihm. Valerie würde nie wieder die Selbe sein. Die meisten verwitweten Omega bleiben ein Leben lang allein, können niemanden mehr an sich heranlassen. Ihr Leben würde aus Einsamkeit und Verbitterung bestehen. Andere Omega begehen wiederrum Suizid, weil sie seelisch so labil sind, dass sie kein Leben mehr ohne ihren Mate führen wollen. Es gab nur sehr wenige Ausnahmen, die sich irgendwann wieder binden können. Die Wahrscheinlichkeit lag bei 5%. Allein bei dem Gedanken daran drehte sich Izukus Magen um. Er konnte sich das Ausmaß, das diese Veränderung mit sich bringen würde, gar nicht ausmalen. Er wollte es auch nicht. Sein Herz schmerzte. Auch wenn es ihn selbst nicht betraf, sowas wünschte man nicht einmal seinem Todfeind.
 

Warum musste es soweit überhaupt kommen?
 

Bevor Izuku weiter darüber nachdenken konnte, hatte Tsuchi bereits erneut Kristalle um sich herum gebildet, da der Heldenmörder sich gerade in diesem Moment aufrichtete und erneut auf ihn zupirschte. Hinter ihm setzte sich auch der andere Schurke in Bewegung und zog seine Messer. Nun hieß es zwei gegen einen.
 

„DEKU, BEWEG ENDLICH DEINEN ARSCH!! WIR MÜSSEN WEG VON HIER!!“
 

Izuku sah ein letztes Mal zu dem Silberhaarigen, ehe er mit seinem Handrücken über sein Gesicht fuhr und Katsuki folgte, der immer noch am Ausgang stand und Valerie weiterhin in Schacht hielt. Ihre Schreie erschütterten sein Mark bis ins Tiefste. Allein die Vorstellung was nun vor ihr liegen würde, trieb Izuku wieder erneut die Tränen in die Augen. Das Leben war in diesem Fall ein mieser Verräter. Schnell verstaute er das Päckchen in seinem Rucksack, während sie das Gelände verließen. Valerie war immer noch außer sich. Sie strampelte hin und her und versuchte sich aus Katsukis Griffen zu befreien.
 

„LASS MICH LOS! KATSUKI, BITTE!!“, ihre Stimme war bereits heißer.
 

„Lass es endlich gut sein, wir stehen ihm nur im Weg herum.“
 

„KATSUKI, ICH HASSE DICH!!!“, wieder schlug Valerie auf den Blonden ein. Sie weinte. Auch ihr liefen die Tränen die Wangen hinunter, die auf Katsukis Schulter tropften und sich ihren Weg an seinem Oberarm herunterbahnten. Katsuki hingegen senkte seinen Blick zu Boden. Es war nur ein Flüstern, doch Izuku nahm sie wahr.
 

„Damit kann ich leben…“
 


 


 

Es dauerte fast eine viertel Stunde bis sie das Ende des Geländes erreicht hatten. Izuku, der zwischenzeitlich die Führung übernommen hatte, blickte mehrmals hinter sich. Es war das erste Mal, dass er Katsuki in solch einer Lage sah. Seine roten Augen waren von Trauer gezeichnet und immer wieder rang er mit sich selbst, ihr nicht einfach die bittere Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Was auch immer Tsuchi ihm eben anvertraut hatte, die blonde Explosion kam damit nicht klar. Für den Grünhaarigen war ersichtlich, dass der Alpha damit mehr als überfordert war.
 

Als sie das Werksgelände schließlich verlassen hatten, ertönte erneut eine Explosion und ein Beben erschütterte die Gegend. Izuku ging sofort auf die Knie, während Katsuki Valerie nah an sich drückte. Sie konnten nur noch dabei zusehen, wie die Kristalle, die die Halle umhüllt hatten, auseinanderbrachen und das Gebäude dadurch schließlich komplett in sich zusammenstürzte.
 

Izukus Herz stand still, es geschah alles in Zeitlupe. Ein Pipsen war in seinem Ohr zu vernehmen. Eiseskälte durchflutete seinen Körper.
 

Als der Grünhaarige zu seinem alten Klassenkameraden sah, stand auch ihm der Schock ins Gesicht geschrieben. Kurz trafen wiesengrüne Iriden auf feuerrot.
 

Beide hielten augenblicklich inne, als ein heller Aufschrei ihr Innerstes bis ins Mark erschütterte.
 


 

Ein Schrei, den die Beiden nie wieder in ihrem ganzen Leben vergessen werden.

Part XXVIII – lost

„Katsuki, er braucht unsere Hilfe.. lass mich zu ihm…“
 

„…“
 

„BITTE LASS MICH LOS, ICH FLEHE DICH AN!!“
 

Der Blondhaarige festigte erneut seinen Griff um ihre Körpermitte und hielt sie fest.
 

„ALPHA!!!“
 


 


 


 

Es war nicht mehr als ein Schrei. Ein einziger Schrei. Laut und klar. So sehr von Trauer und Verzweiflung geprägt. Für Izuku stand die Zeit still. Nahm um sich herum nichts mehr wahr. Nicht einmal seinen alten Klassenkameraden, der ihn gerade anschrie, dass er ihm helfen soll. Auch der Blonde vernahm sie. Diese Stimme, die so sehr von Traurigkeit geprägt war. Allerdings war Katsuki gerade der Einzige, der in der Lage war, etwas zu tun. Ob es daran lag, dass er ein Alpha war?
 

„DEKU !!!“
 

Der Grünhaarige schaute ins Leere, kniete immer noch am Boden. Sein Rucksack hing ihm inzwischen leicht von der Schulter herunter. Er war unfähig sich zu bewegen, unfähig sich zu rühren. Nur leicht konnte er den Kopf drehen und zusehen, wie Valerie sich neben ihm verkrampfte. Wie sie aus Leibeskräften aufschrie, ihre Arme vor ihrem Oberkörper verschränkte und ihre Fingernägel tief in ihre Oberarme bohrte bis sie anfingen zu bluten. Katsuki umarmte sie von hinten, hielt sie weiterhin in seinen Armen fest und drückte seinen Kopf gegen ihren. Ihr Schrei hallte in seinen Ohren wider. Immer und immer wieder.
 

Es war nicht ihr öffentlicher Schrei, der Izuku gerade die Fassung nahm. Nein, es war ihr innerer Omega, der aufschrie. Der nach seinem Alpha rief. Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Izuku nahm nur noch das Pochen seines eigenen Herzens wahr. Was war los? Warum war er nicht in der Lage sich zu bewegen? Noch nie zuvor hatte er einen Omega so schreien hören. Am liebsten würde er sich seine eigenen Ohren zuhalten. Es war nicht ertragbar. Es zerriss ihn von innen.
 

„DEKU VERDAMMT!!“
 

Erst sehr langsam drang die Stimme seines ehemaligen Klassenkameraden zu ihm durch. Es ist so als ob Izuku gerade aus einer Art Trance erwacht wäre. Kurz schüttelte Izuku seinen Kopf ehe er wieder im Hier und jetzt war. Fassungslos rappelte er sich auf und rannte zu den Beiden. Er tat es einfach, ohne darüber nachzudenken. Es war sein innerer Omega, dem Izuku gerade die Führung überlassen hatte. Der Grünhaarige legte seine Arme um Valeries Oberkörper und zog sie zu sich. Sie weinte. Bitterlich sogar. Verzweifelt griff sie nach seinem Hemd und krallte sich daran fest. Sie schrie bitterlich auf. Immer und immer wieder. Ihr Griff festigte sich mehr und mehr. Katsuki sah hilflos den Grünhaarigen an, der daraufhin anfing, ihr zärtlich über ihren Kopf zu streicheln. Dabei legte er auch seinen Kopf gegen ihren. Er wollte sie so gern trösten. Zu gern wollte er ihr signalisieren, dass sie aktuell nicht allein war. Sie mussten irgendetwas tun, aber was? Es zerriss den kleinen Omega von innen. Diese Schreie waren unerträglich. Sie schnürten ihm die Luft zum Atmen ab. Er durfte gerade jetzt in diesem Moment nicht zusammenbrechen. Nicht jetzt.
 


 


 


 

Nach und nach ließ das Schreien nach bis schließlich nur noch ein Wimmern zu vernehmen war. Valerie zitterte am ganzen Leib. Ihre Stimme war bereits heißer.
 

„Ich… hab so kalt… auf einmal…“, wimmerte sie und kauerte sich noch mehr zusammen. Izuku sah fassungslos Katsuki an, der sie daraufhin noch näher zu sich zog. Izuku öffnete daraufhin seinen Rucksack und zog seinen grünen Schal heraus, den er um Valeries Schulter legte. Ihr Kopf war gesenkt. Ihr Blick war nach unten gerichtet. Plötzlich fasste sie sich an den Nacken. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Wieder zuckte sie daraufhin zusammen und ein schmerzliches Zischen verließ ihren Mund.
 

„Val was ist los?“, Izuku sah daraufhin wieder den Alpha an, der seine volle Aufmerksamkeit der Omega vor sich widmete.
 

Plötzlich schrie die Blondhaarige erneut auf. Krampfhaft hielt sie sich ihren Nacken fest und krümmte sich.
 

„AHHH ES TUT SO WEH!!! MACHT DAS ES AUFHÖRT!!!“, schreiend wand sie sich in Katsukis Armen und ließ ihren Kopf zurück in ihren Nacken fallen. Dabei lehnte sie sich an dessen Schulter. Dieser sah geschockt ihren Nacken an.
 

„DEKU SCHNELL!!“
 

„Was ist los, Kacchan?“, Izuku reagierte sofort und legte daraufhin Valeries Hals frei. Diese schrie immer noch vor Schmerzen auf. Erst jetzt sahen die Beiden, dass sich die Stelle, wo sich ihre Mate-Narbe befand, schwarz verfärbte. Rote Funken glühten auf der verdunkelten Haut. Der Grünhaarige versuchte Fassung zu wahren. Es blieb ihm nichts anderes übrig.
 

Izuku konnte sich die Schmerzen gar nicht ausmalen, die seine Freundin gerade über sich ergehen lassen musste. Er hatte mal darüber gelesen. Wenn der Alpha stirbt, wird das Band, das ihn vorher mit seinem Omega verband, brennen und sich nach und nach von dem Omega lösen. Die Schmerzen, die sie hierbei erfahren, sollen unausstehlich sein. Wenn ein Alpha durch Altersschwäche stirbt, ist der Schmerz ertragbar. Wird er jedoch wie Tsuchi gewaltsam von hier auf jetzt aus dem Leben gerissen, sind die Schmerzen umso schlimmer. Das Band wird gewaltsam durchtrennt. Eine furchtbare Vorstellung. Izuku wird in diesem Moment mehr als bewusst, was auf ihn zukommen könnte, wenn Shoto etwas passieren sollte. Der Anblick war nichts für schwache Nerven. Izuku wusste nicht, ob er augenblicklich mitweinen soll oder ob er weiterhin versucht eine Stütze für sie zu sein. Katsuki hingegen stand der Schock ins Gesicht geschrieben.
 

„FUCK! Was machen wir denn jetzt? Hast du dein Handy dabei?“
 

„Ja sicher. Ich rufe sofort einen Arzt.“, daraufhin zog Izuku sein Handy hervor und wählte den Notruf. Als er den Hörer an sein Ohr legte, widmete er sich ein letztes Mal der Blondhaarigen.
 

„Halte durch Valerie, ich hol Hilfe!“
 

Daraufhin erhob sich der kleine Omega und stellte sich etwas abseits hin. Es folgte kein Freizeichen. Sein Anruf ging nicht durch.
 

„Verdammt, ich hab kein Netz! Was ist hier bloß los?!“
 

„DAS IST JETZT NICHT DEIN FUCKING ERNST!!“, der Blondhaarige war außer sich.
 

„KACCHAN ICH KANN AUCH NICHTS DAFÜR!!!! Ich probiere es nochmal.“
 

Die darauffolgenden Minuten zogen sich wie Kaugummi. Immer wieder schaute Izuku zu den Beiden rüber. Inzwischen lag Valerie komplett gegen Katsukis Brust gelehnt, während er ihre Hand mit seiner verschränkte. Die andere Hand hielt sie immer noch an ihrem Nacken. Immer wieder schrie sie vor Schmerzen auf. Für Izuku war der Anblick nur schwer ertragbar. Es dauerte mehrere Anläufe bis er endlich jemanden an der Leitung hatte.
 

„Ja hallo? Hören Sie mich? Izuku Midoriya mein Name. Notfall auf dem Werksgelände Kadaka Allee 111 Musutafu. Es ist eine Halle eingestürzt, in der sich ein Mann befand. Eine weitere Person ist ebenfalls verletzt. Wir brauchen einen Notarzt und am besten die Feuerwehr. Beeilen Sie sich!“
 

Als der Grünhaarige wieder aufgelegt hatte, rannte er wieder zurück zu Katsuki und Valerie und kramte in seiner Tasche. Zum Glück hatte er die Schmerztabletten, die er in der Agentur bekommen hat, mitgenommen. Er holte eine aus dem Päckchen heraus und zog seine Wasserflasche hervor. Schnell öffnete er den Verschluss und reichte Katsuki die Tablette. Dieser hob fragend eine Augenbraue an und sah den kleinen Omega skeptisch an. Immer wieder wechselte er von der Tablette in Izukus Hand zu seinem Gesicht.
 

„Keine Sorge, das ist eine Schmerztablette.“
 

Bestätigend nickend, nahm Katsuki die Tablette in die Hand und verabreichte Valerie das Medikament. Sie bekam schon gar nichts mehr mit. Sie schien komplett weggetreten zu sein. Danach reichte Izuku ihr das Wasser, das sie widerstandslos entgegennahm. Sie schien sich beruhigt zu haben. Schweißtropfen hatten sich bereits auf ihrer Stirn gebildet. Valerie war fix und fertig. Ihr Körper komplett ausgelaugt. Langsam schloss sie ihre Augen und lehnte weiterhin an Katsukis Brust. Izuku beobachtete den Alpha vor sich. Wie dieser fast schon zärtlich durch ihre Haare fuhr und sie näher an sich drückte. Der Grünhaarige war erstaunt.
 

//Ist das noch der selbe Kacchan von damals?//
 

Nachdem er die Wasserflasche wieder in der Tasche verstaut hatte, setzte er sich neben die Blonde Explosion und zog seine Knie nah an sich heran. Es donnerte bereits. Als Izuku nach oben sah, bemerkte er die dunklen Quellwolken, die immer noch über der Stadt hingen. Gedankenverloren sah er auf das Werksgelände und auf die Trümmer. Erst jetzt realisierte er langsam was geschehen war. All das Adrenalin, das ihn bis eben noch auf Trapp hielt, verflüssigte sich und schaffte Platz für ein grauenhaftes Gefühl. Die bittere Erkenntnis, dass er einen Freund verloren hatte. Einen Freund, der sein eigenes Leben geopfert hatte, um ihres zu retten. Langsam ließ Izuku seinen Kopf auf seine Knie sinken. Er konnte nicht mehr. All seine Energie war komplett aufgebraucht. Er wollte nur noch zurück zu Shoto. Knirschend biss er die Zähne aufeinander und ballte seine Hände zu Fäusten.
 

//Es tut mir so leid, mein Alpha… ich war machtlos..//
 


 


 


 


 


 

Shoto hingegen rannte immer noch durch die Straßen. Er hatte die Stadt inzwischen komplett hinter sich gelassen. Das Signal zeigte ihm nur noch wenige 300 Meter an. Seine Glieder schmerzten bereits. Immer wieder ertappte er sich bei dem Gedanken dabei, einfach stehen zu bleiben und kurz durchzuatmen. Aber das kam ihm nicht in den Sinn. Das unwohle Gefühl in seinem Innern wurde immer stärker. Inzwischen war sich der Alpha mehr als sicher, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Während er weiterrannte, vernahm er Sirenen. Daraufhin blieb er stehen und atmete aus. Dabei zog er sich die Kapuze vom Kopf. Schwer atmend, legte er seine Hände gegen seine Kniescheiben. Schweißperlen liefen bereits an seiner Schläfe hinunter. Als der Notarzt an ihm vorbeifuhr, sah Shoto, dass dieser genau die Richtung abbog, in die das GPS-Signal zeigte.
 

//Nein!! Bitte nicht!!//
 

Sofort setzte sich Shoto wieder in Bewegung und rannte weiter. Inzwischen fuhr neben einem Krankenwagen und auch ein Feuerwehrauto an ihm vorbei. Immer schneller beschleunigte er sein Tempo. Seine Lunge schmerzte bereits. Sein Körper war von dem Gas immer noch leicht angeschlagen. Die Taubheit und Müdigkeit blendete er aus. Seine Angst überwiegte. Seinem Omega durfte nichts passiert sein.
 

Als er schließlich an der Gasse ankam, rannte er hindurch. Immer erdrückender wurde das Gefühl um ihn herum. Sein Herz hämmerte wie wild gegen seinen Brustkorb, nahm ihm fast die Luft zum Atmen. Als er wieder Licht erblickte, verminderte er sein Tempo. Langsam setzte er seinen Weg fort. Der Notarzt war inzwischen eingetroffen. Das Blaulicht der Feuerwehr blitzt auf. Was war hier bloß vorgefallen? Das heterochrome Augenpaar erfasste den Grünhaarigen, der gerade in einem Gespräch mit einem Sanitäter vertieft war. Sie standen einige Meter von ihm weg. Langsam trat der Bunthaarige näher.
 

„Und Sie sind sicher, dass sich unter den Trümmern noch jemand befindet?“
 

//Trümmern? Welche Trümmern?//
 

„Ja, die Person ist zurückgeblieben und hat die Schurken hingehalten, damit wir fliehen konnten.“
 

Shoto lief ein eiskalter Schauder über den Rücken. Die Art und Weise wie sein Omega sprach. Seine Stimme. Was war hier bloß während seiner Abwesenheit passiert? Langsam schritt der Alpha weiter voran, ehe er einen Blick auf die weitere Umgebung warf. Nun erblickte das verschiedenfarbige Augenpaar auch Katsuki. In seinen Armen lag Valerie, die gerade von einem weiteren Sanitäter eine Spritze in den Arm verabreicht bekam. Es sah so aus, als ob sie ohnmächtig sei. Als Shoto weiter durch die kleine Menge schaute, fiel ihm auf, dass eine Person fehlte.
 

//Wo ist Tsuchi?//
 

Als Izuku das Gespräch beendet hatte, schaute er hinter sich. Wiesengrüne Augen trafen auf Silber/Türkis. Die Augen des Kleineren weiteten sich. Tränen drangen aus den Augenwinkeln hervor. Shoto rannte daraufhin auf ihn zu und sein Omega tat es ihm gleich. Dem Weißrothaarigen fiel ein Stein vom Herzen. Sein Omega war unversehrt. Wenige Sekunden später sprang Izuku ihm in die Arme und zog ihn nah an sich. Der Weißrothaarige bettete seine Arme um ihn und vergrub seinen Kopf in seiner Halsbeuge.
 

„Kami sei Dank, dir ist nichts passiert. Ich hatte solche Angst um dich.“
 

„Shoto… mein Alpha…“, die Stimme des kleinen Omegas brach. Sein Körper begann zu zittern. Ein Schluchzen war zu vernehmen. Schnell ließ Shoto von dem Grünhaarigen ab. Er legte seine Hände an dessen Wangen und hob sein Gesicht an, sodass er in dieses sehen konnte. Verzweiflung spiegelte sich in dem sonst so frohen wiesengrünen Augenpaar wider.
 

„Izuku.. was ist passiert? Wo ist Tsuchi? War er nicht bei euch?“
 

Der Grünhaarige biss sich auf die Unterlippe. Ein Wimmern war zu vernehmen. Schluchzend wand der Kleinere seinen Blick ab und ballte seine Hände zu Fäusten.
 

„Izuku?“, Shoto sah fassungslos seinen Mate an. Was war bloß geschehen, dass der kleine Omega so verstört war? So aufgelöst hatte er den Grünhaarigen noch nie gesehen. Nur sehr leise nahm er die Worte seines Gegenübers wahr. Es war wie ein leises Flüstern im Wind.
 

„Ich… hab versucht… ihn aufzuhalten…. aber…. er wollte nicht auf mich hören..“, dicke Tränen rollten an Izukus Wangen herab. Daraufhin verschränkte er seine Arme vor seinem Oberkörper und krampfte zusammen. Sein Schluchzen wurde immer lauter. Shoto sah den Kleineren entgeistert an. Kurz fuhr sich Izuku mit dem Handrücken über seine bereits geröteten Augen. Schließlich fand der Grünhaarige wieder die Kraft in das heterochrome Augenpaar zu sehen. Der Anblick zerriss dem Alpha das Herz.
 

„Er ist zurückgeblieben… er ist..… ich konnte…nichts tun. Ich war machtlos….“, immer noch versuchte der Kleinere seine Fassung zu wahren, aber seine Grenze war endgültig erreicht. Er konnte nicht mehr. All die Mühe sich zusammenzureißen, wurde mit einem Mal von einer riesigen Flut an Trauer und dem Gefühl der Machtlosigkeit überrollt. Weinend brach Izuku daraufhin vor Shoto zusammen, der ihn gerade noch rechtzeitig auffangen konnte. Behutsam zog er den Grünhaarigen zu sich und streichelte ihm zärtlich über den Kopf.
 

„Shht…. Ganz ruhig, ich bin bei dir…“, Shoto verstärkte die Umarmung und sah in Katsukis Richtung, der gerade bemerkt hatte, dass er auch anwesend war. Mit einer kurzen Kopfbewegung zeigte dieser zu Valerie, schloss seine Augen und schüttelte daraufhin den Kopf.
 

Genau in diesem Moment realisierte Shoto langsam, was Izuku ihm gerade eben zu sagen versuchte. Eine bittere Kälte suchte den Weißrothaarigen heim. Immer mehr brach die Erkenntnis über ihn herein. Ein widerliches und abstoßendes Gefühl, das sich in seine Venen schlich. Verstört schaute der Größere zum Werksgelände, wo Feuerwehrleute gerade dabei waren die Trümmer zu beseitigen. Auch Suchhunde waren im Einsatz.
 

Das durfte nicht sein.
 

Es war unmöglich.
 

Sein Blick wanderte wieder zu seinem Omega, der immer noch weinend in seinen Armen lag. Izuku hatte inzwischen seine Hände in seine Jacke gekrallt und hielt sich an dieser fest. Dicke Tränen liefen an seiner Wange hinunter. Er weinte bitterlich. All die Trauer, all die Verzweiflung brach über ihn herein. Shoto senkte traurig seinen Blick und zog den Kleineren noch näher an sich. Kopfschüttelnd legte er seinen Kopf gegen den seines Gegenübers. Zähneknirschend schloss der Alpha daraufhin seine Augen.
 

Er wollte es nicht wahrhaben.
 

Es durfte einfach nicht sein.
 


 


 


 


 

Die Bergungsarbeiten dauerten fast zwei Stunden. Stunden der Ungewissheit, Stunden der Hilfslosigkeit. Für Shoto kam es wie eine Ewigkeit vor. Der Weißrothaarige hatte sich inzwischen zu Katsuki und Valerie gesellt und stand hinter der Blonden Explosion. Shoto hatte seinen kleinen Omega immer noch im Arm, der sich inzwischen seine Jacke übergezogen hatte. Der Grünhaarige hatte seine Augen zu Boden gerichtet. Er zitterte am ganzen Körper.
 

Es fiel kein Wort.
 

Die Stille lag über ihnen.
 

Langsam erreichten weitere Personen den Unfallort. Auch Best Jeanist und Shotos alter Herr waren unter ihnen. Endeavor suchte das Gespräch mit einem der Sanitäter, der grob den Vorfall schilderte. Fassungslos schaute der Flammenheld daraufhin auf die Trümmer. Der Bunthaarige sah schweigend zu. Er war unfähig sich zu rühren. Unfähig überhaupt irgendeine Reaktion zu zeigen. Es fühlte sich so an, als sei er in eine innere Starre verfallen.
 

Aus dem Blickwinkel nahm er wahr, dass Valerie langsam wieder zu sich kam. Wimmernd hielt sie sich immer noch den Nacken und versuchte sich aufzurappeln. Da ihr Körper ihr erneut beinahe den Dienst zu versagen drohte, war es Katsuki, der sie gerade noch rechtzeitig auffangen konnte.
 

Daraufhin sahen sie dabei zu wie zwei Feuerwehrleute eine Trage aus den Trümmern trugen. Diese blieben vor dem Feuerhelden stehen, ließen die Trage sinken und zogen die Decke hinunter. Das was Shoto zu sehen bekam, versetzte ihm einen tiefen Schlag in die Magengrube. Ein Übelkeitsgefühl stieg in ihm auf. Kalter Schweiß bildete sich auf seinen Handflächen. Sein Herz setzte für einen Augenblick aus. Izuku, der daraufhin seinen Kopf wieder hob, sah geschockt nach vorne und hielt dabei die Hand seines Alphas fest. So fest er konnte, drückte er diese und sah seinen Mate verzweifelt an. Beide hielte jedoch augenblicklich inne, als sie Valeries Stimme vernahmen.
 

„Tsuchi… mein Alpha…“, wie in Trance setzte sich die Blondhaarige in Bewegung. Katsuki, der sie immer noch auf den Beinen hielt, stoppte sie und sah sie daraufhin eindringlich an.
 

„Valerie. Bist du dir sicher?“
 

Ein schwaches Nicken folgte daraufhin.
 

„Ich muss zu ihm. Katsuki bitte..“
 

Der Blonde schluckte daraufhin schwer, überwand sich jedoch und setzte sich mit ihr zusammen in Bewegung. Alle Anwesenden sahen fassungslos dabei zu. Izuku hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund und sah zu Shoto, der immer noch wie erstarrt nach Vorne blickte. Der Kopf des Alphas war leergefegt. Unfähig das gerade vor ihm Geschehene zu verarbeiten.
 

Als Valerie schließlich vor der Trage zum Stehen kam, wollten die Sanitäter sie bereits aufhalten, wurden aber direkt von Katsuki und auch von Best Jeanist zurückgehalten. Die Blondhaarige ging daraufhin auf die Knie und schaute auf den leblosen Körper ihres Mates herab. Regungslos lag dieser auf der Trage. Getrocknetes Blut befand sich an seinen Mundwinkeln. Seine Hände waren bis zu seinen Oberarmen mit Blut bedeckt. Tiefe Wunden zierten seine Unterarme. Seine gesamte Haut war kristallklar, glänzte regelrecht. Sein kompletter Körper war kristallisiert. Sein Gesichtsausdruck jedoch wirkte mehr als friedlich. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein gefallener Engel. Vorsichtig fuhr Valerie mit ihrer Hand über seinen linken Arm. Zaghaft, als ob sie gerade Porzellan berühren würde, das augenblicklich zerbrechen könnte.
 

„Mein Alpha…“, langsam begann sie an ihm zu rütteln.
 

„Bitte wach auf… Tsuchi …. Bitte…“
 

Erneut bildeten sich Tränen in Izukus Augen als er die Szene vor sich beobachtete. Ein eiskalter Schauer jagte über seinen Rücken. Die Verzweiflung, die er gerade vernahm. Wie ihr innerer Omega nach ihrem Gegenpart rief. Valerie versuchte es mehrmals. Der Anblick war unerträglich. Auch Best Jeanist rang um Fassung. Ebenso wie Endeavor, der fassungslos dem Szenario beiwohnte. Jeder der Anwesenden hatte seinen Blick auf die Blondhaarige gerichtet. Katsuki, der hinter ihr stand, ballte seine Hände zu Fäusten und wand seinen Blick ab. Selbst an der sonst so impulsiven und emotionslosen Zeitbombe ging das Ganze nicht spurlos vorbei.
 

„Bitte wach auf….“
 

Sie rief nach ihm. Rüttelte an ihm.
 

„Lass uns nach Hause gehen….“
 

Bat ihn darum zu ihr zurückzukehren.
 

„Komm zu mir zurück… bitte … lass mich nicht allein…“
 

Aber nichts geschah.
 

„Tsuchi…“, ihre Stimme brach langsam erneut. Dicke Tränen bildeten sich in ihren Augen als sie langsam nach und nach die Erkenntnis erlangte, dass ihr Alpha nicht mehr zu ihr zurückkehren wird.
 

„Das darf.. nicht sein…nein…“, kopfschüttelnd sah sie zur Seite.
 

„Bitte nicht….“, weinend hob Valerie daraufhin den Oberkörper ihres Mates an und legte seinen Kopf gegen ihren Oberkörper. Ihr Körper bebte. Dann fielen sie, die ersten Regentropfen. Nach und nach benetzten sie den Boden unter ihnen bis schließlich ein kompletter Wolkenbruch über sie hereinbrach. Es wirkte so, als ob in diesem Moment auch der Himmel weinen würde. Mit einem Mal brach der Damm und Valerie schrie erneut auf. Bitterlich weinend hielt sie den leblosen Körper ihres Alphas an ihre Brust. Ihr Gesicht Richtung Himmel gewandt. All der Schmerz, all die Trauer und Verzweiflung wurden mit einem Mal freigelassen. Ihre Schreie erschütterten Izuku bis ins Tiefste. Diese Schreie waren anders als zuvor. Eben noch war es vor Schock, nun war es die bittere Erkenntnis. Die bittere Erkenntnis darüber, dass die Blondhaarige nun endgültig ihren Alpha verloren hatte.
 

Dann spürte der Grünhaarige plötzlich einen Stich in seinem Herzen. Als er sich seinem eigenen Mate widmen wollte, konnte er nur noch dabei zusehen, wie Shoto neben ihm auf die Knie fiel. Shoto realisierte es langsam. Es fühlte sich an als ob man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Er vernahm immer noch ihre Schreie, ihr Flehen. Fassungslos krallte er seine Hände in den bereits vom Regen durchgeweichten Boden und biss zähneknirschend seine Zähne aufeinander.
 

Warum war er bloß zu spät gewesen?
 

Warum war er nicht in der Lage Valerie zu beschützen?
 

Warum musste sein Omega gerade mitansehen wie ein Artgenosse seinen Partner verlor?
 

Warum war er so unfähig?
 

All die negativen Gedanken schlugen mit einer heftigen Wucht auf den Weißrothaarigen ein. Umhüllten ihn mit Dunkelheit und Finsternis. Nahmen ihm die Luft zum Atmen. Sein Körper bebte bereits. Sein Atem ging schneller, die Übelkeit überkam ihn erneut. Alles um ihn herum wurde unklar. Es fühlte sich für ihn an wie ein Dejà Vue. Als ob er eine ähnliche Situation schon einmal durchlebt hätte. Etwas was er seit seiner Kindheit verdrängt hatte.
 


 


 


 

Izuku sank daraufhin zu ihm runter auf den Boden, legte seine Arme behutsam um seinen Oberkörper und zog seinen Kopf nah an seine Brust. Dabei legte er seinen Kopf gegen den seines Alphas. Izuku wusste, dass in diesem Moment nicht nur für Valerie eine Welt zusammenbrach. Sein Alpha hatte seinen besten Freund verloren, denjenigen, der all die Jahre mehr Familie für ihn gewesen war als seine eigene. Harte Zeiten würden nun auf sie zukommen. Keiner wusste wie es weitergehen würde. Izuku wusste in diesem Moment nur eines:
 

Nun war es seine Aufgabe für seinen Alpha in dieser schwierigen Zeit da zu sein. Wieder musste der Grünhaarige an die letzten Worte von Tsuchi denken.
 

[…]

„Versprich mir bitte, dass du weiterhin für mein Omega da sein wirst und auch, dass du Shoto beistehst. Ich war all die Jahre die einzige Person an seiner Seite. Ich war sein Stützfeiler.“

[…]
 

Tränen bahnten sich erneut an Izukus Wangen hinunter. Er hatte sein Wort gegeben. Er wollte für Beide da sein. Aber aktuell hatte Shoto Vorrang. Es tat ihm von Herzen weh diese Entscheidung treffen zu müssen.
 

Als Izuku daraufhin seinen Kopf anhob und wieder seinen Blick nach vorne richtete, konnte er zusehen, wie Valerie von den Sanitätern weggezogen wurde damit sie die Leiche in den Wagen verfrachten konnten. Wieder bildete sich ein schwerer Klos in Izukus Hals. Das Letzte, was der Grünhaarige beobachten konnte bevor ihm endgültig die Sicht verschwamm, war wie Valerie schließlich in Katsukis Armen Halt fand und sie von ihm daraufhin in eine innige Umarmung gezogen wurde. Das Bild hatte etwas Beruhigendes an sich. Valerie war nicht allein. Zumindest nicht in diesem Moment. Auch nicht in dieser schweren Zeit.
 

Sie hatten beide eine Aufgabe: Sowohl er als auch sein alter Klassenkamerad.
 

Ein trauriges Lächeln bildete sich daraufhin auf Izukus Lippen.
 

//Nein, du bist definitiv nicht mehr der Selbe wie früher, Kacchan..//
 


 


 


 


 

Daraufhin festigte Izuku seine Umarmung und hauchte einen Kuss auf den zweifarbigen Haaransatz, ehe er seinen Kopf wieder dagegen lehnte und seine Augen schloss. Shoto hatte in der Zwischenzeit nach Izukus Hand gegriffen und hielt diese fest. Suchte Halt. Izuku erwiderte die Geste. Er würde ihn nie mehr loslassen. Für nichts auf dieser Welt.
 

In diesem Moment war es dem Grünhaarigen egal, dass nur wenige Meter vor ihm sein Vorgesetzter stand. Es war ihm völlig egal. Alles was in diesem Moment zählte war sein Mate. Wieder wurde Izuku in diesem Moment bewusst, wie sehr der Weißrothaarige inzwischen sein Herz eingenommen hatte. Er liebte ihn über alles. Ihre Liebe würde auch diese Hürde überstehen. Leise hauchte er folgende Worte:
 


 


 


 

„Ich bin an deiner Seite und werde da sein, wenn du mich brauchst… Shoto..“

Part XXVIX – nothing will be like before

Inzwischen waren drei Tage seit dem Schicksalstag vergangen. Für den Grünhaarigen kam es vor wie gestern, wenn er heute drüber nachdachte. Als er noch neben Shoto kniete und ihn einfach nur festhielt. Wie der Weißrothaarige sich an ihn geklammert hatte, so als ob er jeden Moment ertrinken könnte und schützenden Halt suchte. Dann gleichzeitig zuzusehen, wie Katsuki und Valerie von der Polizei mitgenommen wurden. Der Alpha wich kein einziges Mal von ihrer Seite. Hatte seinen Blick starr nach vorne gerichtet. Aber Izuku wusste, dass es seinem alten Klassenkameraden gar nicht gut ging. Die Verzweiflung, die Wut und die Trauer war zwischen ihnen allen zu spüren. Sie lag wie ein tiefer Spalt vor ihnen. Eine unendliche Weite, die nur schwer zu überwinden war. Izuku konnte nichts tun. Er spürte diese unendliche Traurigkeit in Shotos Herzen. Wie sich die Schlinge langsam mehr und mehr um sein Herz schloss und ihn zu erdrücken drohte.
 

Es änderte sich auch nichts daran als Shotos Geschwister den Unfallort erreichten und Fuyumi zu ihnen trat. Wie sie ihrem Bruder aufhalf und sie Izuku dabei in die Augen schaute. Mit einem wissenden Nicken gab sie dem Grünhaarigen zu verstehen, dass sie es wusste. Dass sie von ihm und Shoto wusste. Izuku war in diesem Moment unfähig darauf näher einzugehen. Er war müde, so unendlich müde. Seine Glieder waren schwer wie Blei. Schweigsam folgte er daraufhin der Weißrothaarigen, die ihn und Shoto zusammen zum Auto begleitete. Als sie in die Limousine einstiegen und Platz genommen hatten, hatte der Alpha wieder nach Izukus Hand gegriffen und sie nicht losgelassen. Die ganze Fahrt über.
 

Als sie über eine Brücke fuhren und die Innenstadt erreichten, konnte Izuku das Ausmaß der Zerstörung sehen. Das halbe Viertel lag in Trümmern. Ein schrecklicher Anblick, den der kleine Omega nur schwer ertragen konnte. Die Fahrt verlief schweigsam. Niemand redete auch nur ein Wort. Izuku sah mehrmals zu seinem Mate, der inzwischen seinen Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt hatte. Er schaute kein einziges Mal zu ihm. Es wirkte so als ob er gedanklich gar nicht mehr anwesend war.
 

Als sie schließlich die Agentur erreichten, musste Izuku stark an sich halten. Nur mit schwerem Herzen konnte er Shotos Hand loslassen. Sein Herz schmerzte fürchterlich. Am Liebsten wäre er mit ihnen mitgefahren. Irgendwie hätte man dem alten Herrn doch später verklickern können, dass er als moralische Stütze bei ihnen zuhause war. Aber wie sollte das schon rüberkommen? Tsuchi hatte dem Flammenhelden bei seinem Gefühlsausbruch indirekt zu verstehen gegeben, dass Shoto einen Omega an seiner Seite hatte. Somit war es unmöglich.
 

Es war Fuyumi, die sich erhob und Izuku die Tür öffnete. Ehe der Grünhaarige jedoch ausstieg, hauchte er seinem Mate einen letzten Kuss auf den Handrücken. Kurz trafen sich ihre Blicke und Izuku fiel es verdammt schwer diese Traurigkeit, die sich in dem verschiedenfarbigen Augenpaar widerspielte, zu ertragen. Schweren Herzens stieg der kleine Omega aus und hielt seinen Blick gesenkt. Als die Autotür ins Schloss gefallen war, wurde Izuku plötzlich in eine innige Umarmung gezogen. Beinahe wäre ihm vor Schreck das Herz stehen geblieben. Fuyumi hatte ihn in die Arme genommen.
 

„Er braucht Zeit, Izuku. Bitte gib ihm die Zeit, die er braucht.“
 

Das wiesengrüne Augenpaar schaute die junge Frau vor sich traurig an und senkte wieder seinen Blick als sich die Weißrothaarige von ihm löste. Sachte legte sie daraufhin ihre Hand an seine Wange und lächelte den kleinen Omega herzlich an. Jedoch konnte Izuku die Zerrissenheit in ihren Augen sehen. Auch sie rang mit den Tränen.
 

„Schau erst mal, dass du wieder auf den Damm kommst. Du kannst Shoto nur helfen, wenn du moralisch wieder auf der Höhe bist. Es wird nicht leicht werden. Tsuchi war für ihn wie ein Bruder. Er hatte ein besseres Verhältnis zu ihm als zu uns… und das tut einfach nur weh.“
 

Izuku biss sich auf die Unterlippe und nickte daraufhin. Ihm blieb nichts anders übrig. Nur die Zeit konnte alle Wunden heilen, nicht wahr? Was war wohl wirklich an diesen Worten dran?
 

„Ach ja, Dad hat zwischenzeitlich deine Mutter kontaktiert. Er meint, dass du nach alle dem nicht allein sein sollst. Sie wartet am Eingang bereits auf dich. Und die Agentur bleibt für den Rest der Woche geschlossen.“
 

Ungläubig schaute der Grünhaarige wieder nach oben. Endeavor hatte seine Mutter kontaktiert? Damit er nicht allein war? Vorsichtig drehte sich Izuku um. Da stand sie auch schon. Sie unterhielt sich gerade mit der Sekretärin, die ihm vor wenigen Stunden noch die Medikamente gegeben hatte. Ob sie seiner Mutter gerade davon erzählte?
 

Wieder schaute das wiesengrüne Augenpaar auf die junge Frau und verneigte sich vor ihr.
 

„Ich danke Ihnen…. Frau…To..“
 

„Fuyumi.“
 

Ungläubig hielt der Grünhaarige inne und schaute wieder die Weißrothaarige an, die ihn inzwischen herzhaft anlächelte.
 

„Was? In einer Familie siezt man sich nicht. Du bist ab heute Teil unserer Familie, Izuku.“
 

Daraufhin legte die junge Frau ihre Hände auf Izukus Schulter zwinkerte ihm zu.
 

„Pass auf dich auf, ja?“
 

Izuku brachte nicht mehr als ein Nicken zustande, ehe er sich verabschiedete, sich umdrehte und sich langsam auf seine Mutter zubewegte. Sein Kopf war leergefegt. Nie und nimmer hätte er erwartet, dass er so schnell Anschluss in der Familie Todoroki finden würde. Es stimmte ihn glücklich. Trotz der beschissenen Lage, in der sie sich gerade befanden. Ein zärtliches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Als seine Mutter sich zu ihm umdrehte und ihn sah, hielt sie augenblicklich inne und rannte auf ihren Sohn zu. Izuku tat es ihr gleich. Auf halber Strecke liefen sie sich einander in die Arme. Nun war sie wieder da. Die Traurigkeit und all die Verzweiflung, die er bis eben vor seinem Mate zurückhalten konnte. An diesem Abend brach Izuku ein zweites Mal zusammen. Weinend in den Armen seiner Mutter, die bis zu diesem Tag immer noch nichts über seine Verbindung zu Shoto wusste.
 


 


 

Nach diesem Ereignis war nichts mehr so wie es war. Alles hatte sich verändert. Bei all der Tragödie hatte Izuku erst spät am Abend durch die Medien erfahren, dass die Superheldenwelt einen weiteren Verlust ertragen musste. Nicht nur der junge Pro Held Crystalize wurde von heute auf morgen aus der Welt gerissen. Auch All Might wurde schwer verletzt. So schwer sogar, dass er in ein künstliches Koma versetzt wurde. Die Chancen standen mehr als schlecht, er würde nie wieder der Selbe sein, nie wieder als Friedenssymbol am Himmel thronen und den Menschen Sicherheit geben. Seine Zeiten als Superheld waren gezählt. Die Ärzte versprachen wenig Hoffnung. Er würde später auf Hilfe angewiesen sein. Falls er überhaupt jemals wiedererwachen sollte. Der Stützfeiler der Gesellschaft bröckelte. Die Gemeinschaft befand sich im Zwiespalt.
 

Wer sollte das Erbe antreten? Es war offensichtlich. Izuku wusste bereits wer nach All Might aufrücken sollte. Ob es gut oder schlecht werden würde, wagte der Grünhaarige nicht in Frage zu stellen. Nun konnte der Flammenheld zeigen, was in ihm steckte und hoffentlich ein besseres Vorbild sein, wo er als Vater bereits versagt hatte. Izuku hatte nicht nur mit dem Trauma zu kämpfen, auch die Diskussion zwischen Endeavor und Tsuchi kam wieder hoch. All das Leid, das sein Mate schon seit klein auf ertragen musste. Izuku war mehr als überfordert. Die Last, die sich um sein Herz schnürte, drohte ihn zu untergraben. Und das Schlimmste daran war, dass er aktuell niemanden zum Reden hatte. Wem hätte er davon erzählen können? Tsuchi wäre der Einzige gewesen, mit dem er sich hätte austauschen können. Aber so. Nicht einmal mit Ochaco oder den Anderen konnte er darüber reden. Auch nicht mit seiner Mutter. Es war zum Verrückt werden. Izuku fühlte sich in diesem Moment allein gelassen. Mit Dingen, die für andere unvorstellbar waren, aber leider der bitteren Realität entsprachen.
 

Der kleine Omega wusste nicht wie lange er sich daraufhin abends in den Schlaf geweint hatte. Wie die Geschehnisse seine Träume heimsuchten und ihn schreiend und schweißgebadet Mitten in der Nacht erwachen ließen. Das Selbe geschah auch in den darauffolgenden Nächten. Jede Nacht suchten ihn die Alpträume heim. Jede Nacht erlebte er den Horrortrip von neuem. Vernahm immer wieder Valeries Schreie. Schreie, die ihn bis ins Mark erschütterten, die ihm den Schlaf raubten. Drei Tage lang. Inzwischen sah der Grünhaarige aus wie ein lebendiger Zombie auf zwei Beinen. Seine Mutter hatte sich für den Rest der Woche von ihrer Arbeit freistellen lassen. Immer wieder suchte sie mit ihrem Sohn das Gespräch, aber Izuku war noch nicht bereit dazu. Wenn er von den Geschehnissen erzählte, musste er ihr auch endlich die Wahrheit über Shoto und ihn verraten. Er wollte es schon so oft tun. Aber der Gedanke daran, dass sein Mate gerade Höllenqualen litt, ließ ihn verstummen. Er war unfähig zu reden. Brachte kein Wort heraus. Auch Ochaco, Hitoshi und Toki hatten zwischenzeitlich das Gespräch zu ihm gesucht, schrieben ihm täglich in WhatsApp. Fragten ob alles in Ordnung sei und ob er reden wollte. Aber der Grünhaarige war ausgelaugt, ausgebrannt. Anders konnte der kleine Omega seine aktuelle Lage nicht beschreiben.
 


 


 

Izuku verbrachte die meiste Zeit in seinem alten Zimmer, das seine Mutter inzwischen zu einem normalen Gästezimmer umfunktioniert hatte. Es beinhaltete eine große Schlafcouch, einen kleinen Fernseher und einen riesigen Schrank, der komplett mit Büchern befüllt war. Vereinzelt standen auch Fotorahmen herum. Bilder, die ihn zusammen als Kind mit seiner Mutter zeigten. Wo sein Leben noch einfach und unbeschwert war. Einen Bilderrahmen hielt der Grünhaarige gerade in seinen Händen. Vorsichtig fuhr er mit seinen Fingerkuppen über das glatte Glas. Es zeigte ihn in einem All Might Kostüm. Wehmütig ließ Izuku seinen Blick darauf wirken. Seine Augen wurden inzwischen von schwarzen Rändern unterzeichnet. Zudem seine Augen stark gerötet waren. Weinen konnte er inzwischen schon gar nicht mehr. Er fühlte sich leer. Seine gesamte Welt versank in Dunkelheit. In tiefster Finsternis. Izuku wollte nur eins. Zurück zu Shoto, zurück zu seinem Mate. Sein Herz schmerzte und das Engegefühl in seiner Brust wurde Tag für Tag schlimmer. Wie ein kalter Entzug, der ihm die Lebensenergie beraubte. Izuku spürte, dass Shotos innerer Alpha nach ihm schrie.
 

Aber warum meldete er sich dann nicht?
 

Warum sagte er nicht, dass er ihn brauchte?
 

Dass er ihn an seiner Seite wissen wollte?
 

Wollte er ihn gar nicht mehr?
 

Was den kleinen Omega aber am Meisten schockierte, Shoto hatte in den vergangenen Tagen keine einzige Träne vergossen. Er weinte nicht einmal, obwohl dies ihm wahrscheinlich sehr helfen würde.
 

Wieder stiegen Tränen in seine Augen. Wieso hörte es nicht endlich auf? Schluchzend drückte Izuku das Foto daraufhin an seine Brust und verkrümelte sich noch mehr in seiner Fleecedecke. Es tat so schrecklich weh. Es fühlte sich so an als ob man ihm das Herz herausgerissen hätte. So fühlte sich also Liebeskummer mit zusätzlicher Trauerbewältigung an. Kein schönes Gefühl. Irgendwann überkam den Grünhaarigen erneut die Müdigkeit und er schlief einfach ein. Zur Abwechslung mal in einen traumlosen Schlaf.
 


 


 

Stimmen drangen in seine Ohren. Es waren zwei Personen, die sich anscheinend miteinander unterhielten. Vorsichtig öffnete Izuku seine Augen und schaute zur Decke. Ein Blick aus dem Fenster verriet dem Grünhaarigen, dass die Nacht bereits hereinbrach. Als er auf sein Handy schaute, zeigte diese bereits nach sieben Uhr. Da inzwischen November war, wurde es wieder früher dunkel. Langsam erhob sich der kleine Omega und versuchte die Stimmen zuzuordnen, die durch die geschlossene Tür gedämmt an sein Ohr drangen. Schwummrig setzte er sich auf und hielt sich den Kopf fest. Schon wieder verspürte er diese Kopfschmerzen.
 

„Ich bin einfach nur verzweifelt. Ich komme an Izuku einfach nicht mehr ran. Früher redeten wir über alles. Über seine Ängste, über seine Träume. Aber seit er ausgezogen ist und sein eigenes Leben lebt, habe ich langsam das Gefühl, das ich nur noch eine Nebenrolle in seinem Leben spiele.“
 

Izuku hielt augenblicklich inne. Es war die Stimme seiner Mutter und sie weinte.
 

„Inko, ich weiß es ist hart, aber Izuku wird langsam erwachsen. Immerhin ist er inzwischen 17. Da ist es ganz normal, dass man seiner Mutter nicht mehr alles erzählt. Ich weiß wie du dich fühlst.“
 

//Tante Mitsuki?//
 

Vorsichtig erhob sich der kleine Omega und trat an die Tür und lehnte seinen Kopf dagegen.
 

„Aber er verheimlicht etwas vor mir. Das spüre ich. Seit Monaten merke ich, dass da etwas ist. Und die letzten Tage ist es besonders schlimm. Sonst konnte er es all die Monate verheimlichen, ließ mich nicht hinter die Fassade blicken. Aber aktuell sehe ich einfach nur, dass mein kleiner Junge leidet. Ich meine, er war dabei als ein Freund sein Leben geopfert hat. Er musste miterleben, wie ein gemateter Omega seinen Alpha verlor. Wen nimmt das bitte nicht mit? Aber da ist noch etwas anderes.“
 

Traurig senkte Izuku seinen Blick und schaute auf seine Füße.
 

//Es tut mir so leid, Mama…//
 

„Hattest du nicht einmal erwähnt, dass er sich mit einem Alpha trifft?“
 

„Ja sicher, Shoto ist ein hübscher junger und sehr freundlicher Mann. Du hättest ihn mal im Krankenhaus erleben sollen. Wie rührend er sich um meinen kleinen Izuku bemüht hat. Ich wünsche mir wirklich von Herzen, dass er endlich sein Glück findet. Er sieht ja auch glücklich aus. Er steckt jeden mit seiner guten Laune regelrecht an. Aber aktuell .. ich weiß nicht.. er isst nichts mehr, sitzt nur noch auf der Couch, starrt aus dem Fenster und auf sein Handy. Wimmert im Schlaf und flüstert immer wieder seinen Namen. Und diese schwarzen Augenringe erst. Ich bin heute Morgen erschrocken als ich ihn gesehen habe.“
 

Vorsichtig öffnete Izuku daraufhin die Tür einen Spalt und schaute nach draußen. Tatsächlich saßen seine Mutter und die Mutter seines ehemaligen Klassenkameraden einander gegenüber.
 

„Es tut mir leid, Inko. Ich bin aktuell selbst auch überfragt. Gib Izuku noch etwas Zeit. Es war ein Höllentrip, für jeden der Anwesenden.“, traurig senkte die Blondhaarige daraufhin ihren Blick und schaute auf ihre Hände.
 

„Wie geht es eigentlich Katsuki? Wie kommt er mit der Situation klar?“
 

Ein schwerer Seufzer folgte.
 

„Der Bengel macht mir langsam echt Angst. Normalerweise ist er aufbrausend und schreit rum. Aber seit Monaten beobachte ich schon wie er sich immer mehr und mehr zurückzieht. Klar ist er viel mit seinen Freunden unterwegs. Aber ich spüre, dass ihn etwas beschäftigt. Seit neustem hat er sogar wieder zu seiner künstlerischen Ader gefunden. Stell dir vor, er schreibt wieder Songtexte und spielt auf seiner Gitarre. Das hat er schon seit über fünf Jahren nicht mehr gemacht.“
 

„Er spielt Gitarre? Ernsthaft jetzt?“
 

„Ja ernsthaft und dabei hat er auch noch eine so schöne Stimme. Nur leider zeigt er diese Seite viel zu selten. Sie steht ihm so viel besser als das ganze Rumgemotze und Rumgebrülle, das er sonst von sich gibt.“
 

„Mitsuki, sind wir mal ehrlich, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, findest du nicht?“, kurz musste die Grünhaarige kichern und hielt sich die Hand vor den Mund. Ihre Freundin sah diese daraufhin entgeistert an.
 

„Inko, ich meine es ernst. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass sich der Bengel verliebt hat. Nein ich behaupte es nicht auch nur, ich weiß es.“
 

Erneut erstarrte Izuku augenblicklich an der Tür. Die ganze Zeit hatte sich der Grünhaarige schon den Kopf darüber zerbrochen was mit seinem alten Klassenkameraden los war. Wieso er Valerie zur Hilfe geeilt ist und dann die Art und Weise wie er ihr beigestanden hat. Plötzlich fügten sich alle Puzzleteile zusammen. Es war so offensichtlich. Ehe der kleine Omega jedoch weiter darüber nachdenken konnte, vernahm er wieder die Stimme seiner Mutter.
 

„Hat er mit dir darüber gesprochen?“
 

„Ach Papperlapapp, als ob der Satansbraten mit mir darüber sprechen würde. Ich merke es einfach daran, wie er sich die letzten Wochen benommen hat. Er hatte erstaunlich gute Laune, und glaub mir, es ist unvorstellbar, dass er mir mal ein Kompliment macht, weil ihm mein Essen geschmeckt hat. Selbst Masaru war sprachlos. Dann dieser Glanz in seinen Augen. Einfach nur gruselig. Aber vielleicht sehe ich aktuell mich selbst in ihm. Ich war ja nicht anders.“
 

„Das hört sich doch positiv an.“, die Grünhaarige genehmigte sich daraufhin einen Schluck von ihrem Tee, der die ganze Zeit vor ihr stand.
 

„Ja, aber seit er wieder zuhause ist, merke ich einfach, dass er nicht mehr der Selbe ist. Er wirkt noch mehr in sich gekehrt. Redet noch weniger als sonst, seine Wutausbrüche sind komplett verschwunden. Er steigt sogar nachts heimlich aus dem Fenster und bleibt die ganze Nacht weg, Inko. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht geschweigedenn wo er sich rumtreibt. Er erzählt uns nicht einmal, was genau bei dem Survival Training passiert ist. Aber so wie du mir Izuku gerade beschrieben hast, passt das eins zu eins auf Katsuki. Er sieht im Moment nicht anders aus, wenn man ihn mal zu Gesicht bekommt.“
 

„Dann sitzen wir aktuell wohl im selben Boot“, traurig sah die Grünhaarige daraufhin aus dem Fenster.
 

Izuku blieb weiterhin stumm vor der Tür stehen und rang mit sich selbst. Sollte er endlich klaren Wein einschenken? Seiner Mutter war er es zumindest schuldig. Vor allem wusste er was Katsuki gerade durchmachte und auch wo er sich die meiste Zeit aufhielt. Er war bei Valerie. Es war mehr als offensichtlich. So wie sich die blonde Explosion die Tage zuvor benommen hatte, würde es passen.
 

Wieder musste Izuku an Shoto denken. Seine Sehnsucht nahm ganz andere Dimensionen an. Inzwischen vernahm der Grünhaarige seinen inneren Omega, der mehr als aufgebracht war. Seit sie gematet sind, waren sie vielleicht mal einen Tag auseinander. Ansonsten trafen sie sich täglich. Sei es morgens oder abends zum Training. Aber inzwischen waren drei verdammte Tage und sein Omega rebellierte in ihm. Es war das erste Mal, das Izuku diese Seite an sich kennenlernte. Es zerriss ihn innerlich. Wenn sich innerhalb der nächsten 24 Stunden daran nichts ändert, würde er auf den Alpha zugehen. Er musste einfach. Sein Herz machte das alles nicht mehr mit. Aber seiner Mutter wollte er sein Geheimnis nicht mehr länger vorenthalten. Das hat sie einfach nicht verdient.
 

Langsam öffnete er die Tür und betrat die Küche. Augenblicklich hielten die beiden Frauen inne und schauten den kleinen Omega fragend an. Ein unwohles Gefühl überkam den Grünhaarigen. Er hasste es so angestarrt zu werden.
 

„Izuku? Oh Kami, wie siehst du denn aus?“, sofort sprang die Grünhaarige auf und fasste Izuku an die Stirn.
 

„Achje, du glühst ja richtig. Schau mich bitte mal an.“
 

Izuku hob vorsichtig seinen Kopf und schaute seiner Mutter tief in die Augen. Dann griff er nach ihren Händen und hielt sie fest.
 

„Mir geht es den Umständen entsprechend. Störe ich?“
 

„Nein, nein, setz dich ruhig. Ich mach dir einen Tee“, die Grünhaarige schüttelte verneinend den Kopf und bot ihm ihren Sitzplatz an, während sie grünen Tee zu bereitete. Die Mutter seines alten Klassenkameraden hingegen musterte Izuku genau von oben bis unten. Ihre roten Augen schauten ihn eindringlich an. Der Grünhaarige schluckte daraufhin schwer.
 

„Ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen, aber eins muss ich echt sagen. Aus dir ist ein hübscher junger Omega geworden. Trainierst du etwa? Die Figur steht dir. Jetzt siehst du zumindest nicht mehr wie ein Spargeltarzan auf zwei dünnen Beinen aus, der von einem leichten Windhauch weggeblasen wird.“
 

Ungläubig schaute Izuku die Blondhaarige an und wurde augenblicklich rot um die Nase. Inko gesellte sich nun ebenfalls hinzu und lehnte sich an den Thresen. Dann sah auch sie ihren Sohn eindringlich an. In diesem Moment kam Izuku sich vor wie auf einem Silbertablett.
 

„Jetzt wo du es sagst. Wenn man sich die dunklen Augenringe wegdenkt, hast du Recht. Du siehst ihn ja noch seltener als ich.“
 

„Das meinte ich ja, Inko. Ein wirklich hübscher junger Mann.“
 

Nervös begann Izuku daraufhin mit seinen Fingern zu spielen und schaute mehrmals zwischen den beiden Frauen hin und her, die sich gerade allen Ernstes über sein Aussehen unterhielten. Frauen waren mehr als seltsam. Schwer schluckend hielt er seinen Arm nach oben und augenblicklich war es still. Beide Frauen hielten in ihrem Gespräch inne.
 

„Ehm.. Mama… es gibt da etwas… was ich dir schon länger sagen wollte.“
 

Überrascht sah die Grünhaarige ihren Sohn an, der daraufhin seinen Arm wieder sinken ließ. Es kostete ihn einiges an Überwindung sein Geheimnis Preis zu geben. Wieder musste er schwer schlucken. Seine Mutter und Mitsuki warfen sich daraufhin fragende Blicke zu.
 

//Izuku, das ist deine Chance! Kurz und schmerzlos! //
 

Wieder begann der Grünhaarige erneut nervös mit seinen Fingern zu spielen. Es lenkte ihn zumindest etwas ab. Wie sollte er beginnen?
 

„Du weißt ja inzwischen, dass ich mich öfters mit Shoto treffe. Allerdings habe ich dir hier nie die ganze Wahrheit erzählt. Wir sind inzwischen ein Paar. Shoto ist mein Mate, mein Alpha.“
 

//So jetzt ist es raus…//
 

Geschockt sah die Grünhaarige ihren Sohn an, der sich augenblicklich wieder kleiner machte.
 

„Was? Wie? Seit wann das denn? Wie lange schon?“
 

„Seit meinem Geburtstag.“
 

Daraufhin ging alles ganz schnell. Ehe Izuku reagieren konnte, fand er sich in einer innigen Umarmung wieder. So fest die Grünhaarige konnte, drückte sie ihren Sohn an sich.
 

„Kami sei Dank. Ich freue mich so sehr für euch. Warum hast du mir all die Monate nichts erzählt?“
 

Sie weinte inzwischen und Izuku überkam erneut ein schlechtes Gewissen. Als er zu der Blondhaarigen blickte, die ihm gegenübersaß, sah er ein zärtliches Lächeln auf ihren Lippen. Sie nickte ihm zu und hielt einen Daumen nach oben. Seine Mutter musste ihr wohl schon einiges erzählt haben. Izuku fiel in diesem Moment ein Stein vom Herzen. Das hier war schon lange überfällig. Kurze Zeit später löste sich die Grünhaarige und sah ihren Sohn traurig an.
 

„Jetzt verstehe ich auch was mit dir los ist. Du bist seit Tagen von ihm getrennt. Spürst seine Trauer und seine Traurigkeit. Du leidest mit ihm, nicht wahr? Warum habe ich es die ganze Zeit nicht bemerkt..“, ihre Stimme brach und Izuku konnte nicht anders als sich von dem Stuhl zu erheben und seine Mutter erneut in eine innige Umarmung zu ziehen.
 

„Mir tut es leid, Mama. Ich hätte es dir schon viel früher sagen sollen.“
 

Endlich hatte sich eine Last von ihm gelöst und verschaffte ihm so etwas Freiheit. Er blieb noch einige Zeit bei den Beiden sitzen und redete mit ihnen. Erzählte ihnen von seinen Gefühlen. Alles was ihm auf dem Herzen lag, zumindest was ihn betraf. Die Einzelheiten von Shotos Familienverhältnissen ließ er dabei aus. Es tat gut einfach zu reden. Endlich hatte sich der Knoten in seinen Stimmbändern gelöst. Er wusste nicht wie lange er inzwischen schon in der Küche saß. Die Zeit flog einfach so dahin.
 

Schließlich war es die Mutter seines alten Klassenkameraden, die ihm Mut zusprach und ihm seine Angst nahm.
 

„Hör mal Izuku. Ich bin selbst die Mutter eines störrischen Alphas und du kennst Katsuki schon dein ganzes Leben lang. Alphas kennen sich nur in der Führungsposition. Sie sind es nicht gewohnt Schwäche zu zeigen, vor allem nicht vor ihrem Omega. Sie versuchen ihren Schmerz stets mit sich selbst auszumachen. Sie tun das nicht mit Absicht. Ich denke, dass Shoto innerlich schon weiß, dass er dich braucht. Aber sein Stolz steht ihm hierbei im Weg, er ist immer noch ein Alpha. Vielleicht denkt er aber auch, dass er dich nicht damit belasten will und versucht dich hierdurch zu schützen. Du musst wissen, dass Alphas empfindlich auf Omegaschreie reagieren. Es spielt hierbei keine Rolle, ob gebunden oder nicht. Ich denke mal, dass die gesamte Tragödie ihn aus der Bahn geworfen hat. Auch die traurige Tatsache, dass er seinen besten Freund verloren hat. Dann wie du schließlich vor ihm zusammengebrochen bist. Es gibt nichts Schlimmeres für einen Alpha als sein eigenes Omega so verzweifelt am Boden zu sehen. Er wird überfordert sein. Mach dir nicht so viele Sorgen, er wird auf dich zukommen, wenn er sich bereit dazu fühlt.“
 

Traurig senkte Izuku erneut seinen Blick und schaute auf seine Hände, die er zwischenzeitlich auf seinem Schoß platziert hatte.
 

„Ich danke dir, Tante Mitsuki.“
 

Izuku wusste, dass die Blondhaarige Recht hatte. Alphas reagieren empfindlich auf Omegaschreie. Er selbst hatte Valeries Schreie kaum ertragen können. Aber Shoto und vor allem Katsuki, der sie auch noch in seinen Armen hielt und ihr dabei körperlich noch so nah war, wie schlimm musste das alles für sie erst gewesen sein. Zu wissen, dass man dem Omega nicht helfen konnte. Das man machtlos war. Einfach nur darstehen und zusehen konnte. Daraufhin erhob sich der Grünhaarige, nahm seinen restlichen Tee und verabschiedete sich von den beiden Frauen. Mitsuki hatte ihm daraufhin noch alles erdenklich Gute gewünscht.
 


 


 

Langsam schloss Izuku die Tür hinter sich und bewegte sich langsam auf die Couch zu. Er stellte die Teetasse vor sich ab, zündete eine Kerze auf der Fensterbank an und ließ sich von dem flackernden Licht treiben. Es war beruhigend einfach nur der tanzenden Flamme zuzuschauen. Wie sie vor dem wiesengrünen Augenpaar hin und her tanzte und ihre Wärme seine Seele erhellte. Nun ging es Izuku etwas besser.
 

Die Flamme erinnerte ihn an Shoto, als sie im Spätsommer abends zusammen auf dem Balkon in seiner Hängematte verbracht hatten. Der Weißrothaarige hatte eine Flamme auf seiner Handfläche gezündet. Izuku war damals so fasziniert von dem Anblick gewesen und hatte die ganze Zeit auf seine Hand geschaut und sich dabei nah an die Brust seines Alphas geschmiegt. Er fühlte sich einfach geborgen und sicher. So als ob nichts auf der Welt ihnen etwas anhaben konnte. Ein trauriges Lächeln zierte Izukus Lippen als er an die vergangenen Tage zurückdachte. Dabei lag das Ganze nicht einmal drei Monate zurück.
 

Gedankenverloren griff der Grünhaarige daraufhin nach seinem Rucksack und holte sein Notizbuch hervor. Unter dem schwachen Kerzenlicht schlug er eine leere Seite auf und begann seelenruhig zu skizzieren. Ließ seiner Trauer und Sehnsucht Ausdruck verleihen. Izuku wusste nicht, wie das Endergebnis aussehen würde, aber ihm kamen einfach verschiedene Objekte in den Sinn. Eine silberne Rose, deren Blütenblätter vereinzelt einen Hauch von blauen Himmelstönen enthielten. Um dem Ganzen noch eine gewisse eigene Note zu verleihen, wurde die Rose von einem Kristall umschlossen. Ihre Ranken drangen durch das Mineral hindurch und umschlossen den perfekt geschliffenen Edelstein. Die Szene vor ihm spiegelte genau seine Gedankenwelt wider: Es wirkte so, als ob die Rose dazu verdammt sei in Ewigkeit kristallisiert zu sein. Für die Ewigkeit fort zu bestehen. Es war das erste Mal, dass Izuku bunte Farben verwendete. Sonst benutzte er immer nur seinen Bleistift, mit dem er die Schattierungen genau zu Papier brachte. Aber in seiner aktuellen seelischen Verfassung wollte er ein Bild malen, das durch Farben genau seine Seele widerspiegelte. Behutsam ließ er die Acrylfarben auf dem Papier wirken. Sah dabei zu wie violette, blaue und rosane Farbtöne ineinander verliefen.
 

Als er sein Werk vollendet hatte, ließ er seinen Blick genau darüber schweifen. Er war beeindruckt. Dafür, dass es sein erstes Bild dieser Art war, war er mehr als zufrieden. Behutsam legte er das Notizbuch vor sich auf dem Tisch ab und wickelte wieder die Decke um seinen Körper. Dann erhob er sich, öffnete das Fenster komplett und setzte sich auf die Fensterbank. Vorsichtig nahm er das Glas mit der Kerze in seine Hände und platzierte diese auf seinem Schoß. Ein Windhauch wehte ihm durch die Haare. Es war Vollmond. Groß und mächtig thronte er am Himmel. Um ihn herum konnte man die Sterne sehen. Ein wunderschöner Anblick. Erneut kullerte eine vereinzelte Träne an Izukus Wange herunter.
 


 

Bevor er jedoch mit dem Handrücken über seine Augen fahren konnte, wurde der Himmel von einer großen Sternschnuppe erhellt. Sie blitzte in dem wiesengrünen Augenpaar auf. Ihr Schweif war lang und ihr Schein so hell, sodass man sie selbst am Nordpol sehen musste. Gedankenverloren sah Izuku der Sternschnuppe nach bis sie schließlich am Horizont verglühte.

Part XXX – You´re not alone anymore

Es vergingen weitere zwei Tage. Izuku hatte zwischenzeitlich bemerkt, wie sehr ihm die Momente mit seiner Mutter gefehlt hatten. Einfach nur beisammen dasitzen und wenn es nur zusammen Filme schauen war. So hatte der kleine Omega inzwischen einigermaßen wieder zu sich selbst zurückgefunden. Aber trotz alle dem war es für ihn nur ein schwacher Trost. Alles war dem Grünhaarigen recht, damit er sich von seinem Liebeskummer einigermaßen ablenken konnte. Damit er nicht an seinen Mate denken musste, von dem seit inzwischen fünf Tagen jedes Lebenszeichen fehlte. Izukus Herz schmerzte immer noch und machte ihm bewusst, wie sehr er den Alpha an seiner Seite brauchte. Wie sehr er ihn vermisste. Er hatte schon so oft zum Handy gegriffen und wollte Shoto anrufen, aber etwas in ihm hat ihn immer wieder daran gehindert. War es die Angst, dass er nicht abhob? Dass der Größere ihn wegdrücken würde? Ihn sogar im schlimmsten Fall blockierte? Izuku hatte Angst. Angst vor einer voreiligen Entscheidung, die seinen Mate eventuell komplett von ihm wegstoßen könnte. So musste er die bittere Erkenntnis in Kauf nehmen. Der Grünhaarige musste abwarten, es blieb ihm leider nichts anderes übrig. Liebeskummer war ein verdammter mieser Verräter.
 

Gerade saß der Grünhaarige zusammen mit seiner Mutter im Wohnzimmer vor dem Fernseher und schauten sich gemeinsam einen Film an. Sie hatten sich für Titanic entschieden. Es war eine Romanze, die sehr tragisch endete. Mit so viel Drama, das es schon an ein Wunder grenzte nicht augenblicklich in Tränen auszubrechen. Eigentlich passte das Genre aktuell perfekt zu dem kleinen Omega. Gedankenverloren schaute er auf den Bildschirm und hatte einen riesigen Eisbecher vor sich stehen. Zumindest in Vanilleeis mit heißer Schokolade, die er sich soeben drüber gegossen hatte, konnte er seinen Herzschmerz ertränken. Seine Mutter warf ihm immer wieder traurige Blicke zu. Am liebsten hätte sie ihn ermahnt, dass man seinen Kummer nicht in tausenden von Kalorien ertränken sollte, aber sie sagte nichts. Sie konnte nachvollziehen, was ihr Sohn gerade durchmachte.
 

Plötzlich vibrierte sein Handy. Irritiert griff Izuku nach dem Gerät und schaute drauf.
 

„Eine unbekannte Nummer?“
 

Seine Mutter schaute ihn an, nahm die Fernbedienung in die Hand und drückte auf Pause.
 

„Willst du nicht ran gehen?“
 

„Wer ruft mich denn bitte unter unbekannt an?“
 

„Das findest du nur heraus, wenn du auch dran gehst. Jetzt gib dir einen Ruck. Vielleicht ist es Shoto.“
 

„Kann ich mir kaum vorstellen, seine Nummer wird mir immer angezeigt.“, gedankenverloren schaute der Grünhaarige an die Decke und kratzte sich am Hinterkopf.
 

„Jetzt geh schon ran. Dann bist du schlauer.“
 

„Sollte ich wirklich? Was ist, wenn es jemand ist, der sich verwählt hat?“
 

„Izuku..“, Inko sah ihren Sohn fassungslos an, der gerade ernsthaft mit sich rang, ob er an das klingelnde Handy rangehen sollte oder nicht. Sie verstand gerade sein Problem nicht.
 

„Was ist, wenn ich mir Hoffnungen mache und er ist es nicht… Mama ich kann das nicht..“
 

Nun war das Maß endgültig voll. Eine Zornader bildete sich an Inkos Schläfe.
 

„Izuku Midoriya! Ich schaue mir jetzt schon seit fünf Tagen das Drama an! Jetzt geh endlich ran!“, wütend hatte sich Inko vor ihn hingestellt und ihre Arme vor ihrem Oberkörper verschränkt. Kurz zuckte Izuku zusammen. Es kam selten vor, dass seine Mutter die Stimme erhob. Ergebend wischte der Grünhaarige über den Annahme-Button und hielt sich das Handy ans Ohr.
 

„Ja, Izuku Midoriya?“
 

Plötzlich entglitten ihm alle Gesichtszüge. Inko, die immer noch vor ihm stand, sah fragend ihren Sohn an, indem sie eine Augenbraue nach oben schob. Die Farbe wich immer mehr aus Izukus Gesicht. Sofort stand der Grünhaarige auf, rannte in sein Zimmer, zog sich um und nahm die Schlüssel.
 

„Ja, keine Sorge Fuyumi, ich bin unterwegs“, danach legte der kleine Omega auf und schaute seine Mutter verzweifelt an. Die Grünhaarige verstand sofort und griff nach ihrem Autoschlüssel.
 

„Komm ich fahr dich zu ihm. Gib mir bitte die Adresse.“
 


 


 

Die darauffolgenden 30 Minuten zogen sich wie Kaugummi. Je näher sie dem Anwesen kamen, desto mehr schlug Izukus Herz kräftiger gegen seinen Brustkorb. Es war Fuyumi gewesen, die sich bei ihm gemeldet hatte. Sie hatte vom Haustelefon aus angerufen. Endeavor war seit Tagen in ganz Japan unterwegs und sie war zusammen mit Natsuo die Einzigen, die aktuell mit Shoto zuhause waren. Sein Alpha kam seit fünf Tagen nicht aus dem Zimmer. Er verschanzte sich regelrecht, ließ niemanden an sich heran. Seine Geschwister waren verzweifelt und wussten nicht mehr weiter. Fuyumi war dann diejenige, die den Mut fand und Izuku kontaktiert hatte. Allein bei dem Gedanken drehte sich Izukus Magen um. Wenn seine Geschwister schon nicht an ihn rankamen, was soll er dann bitte ausrichten können? War es nicht so, dass Shoto ihn eigentlich nicht sehen wollte, weil ihm sein Alphastolz im Weg stand? Wie würde er reagieren, wenn er plötzlich vor seiner Haustür auftauchte?
 

Als sie dann endlich nach weiteren 20 Minuten in der besagten Straße ankamen, hielt seine Mutter am Straßenrand an. Ermutigend legte sie ihre Hand auf Izukus Schulter, der zwischendurch wieder angefangen hatte, mit seinen Fingern zu spielen. Der kleine Omega war mehr als nervös.
 

„Mach dir keine Gedanken, Izuku. Geh zu ihm. Er braucht dich.“, daraufhin hauchte Inko ihm einen Kuss auf die Wangen. Dieser sah seine Mutter dankbar an und konnte ein zartes Lächeln hervorbringen.
 

„Danke.. du bist die Beste.“
 

Daraufhin atmete der Grünhaarige kurz durch und stieg aus dem Wagen aus. Es handelte sich um einen kleinen roten Fiat. Das Auto war schon etwas älter, aber erfüllte schon seit mehreren Jahren einen guten Dienst. Vorsichtig schritt er voran und schaute mehrmals zurück zu seiner Mutter, die ihm immer wieder zunickte und ihren Daumen nach oben hielt. Schwer schluckend trat der Grünhaarige die Treppen hinauf. Als er schließlich an der Tür stand, betätigte er die Klingel. Es dauerte einen Moment bis Fuyumi die Tür öffnete.
 

„Hey Izuku, komm bitte rein“, dann sah die Weißrothaarige das rote Auto und winkte Izukus Mutter zu, die daraufhin nickend den Gang einlegte und wegfuhr. Ehe Izuku hätte reagieren können, wurde er erneut umarmt. Dann betrat er das Anwesen und zog seine roten Schuhe aus. Danach folgte er Fuyumi, die ihn zuerst in die Küche führte. Dort angekommen, sah sich der kleine Omega erst um und bemerkte eine weitere Person, die am Tisch saß und gerade in einem Buch vertieft war. Erst als die Weißrothaarige sich kurz räusperte, hob der Weißhaarige seinen Kopf.
 

„Hm?“
 

„Was hm? Natuso wir haben Besuch. Das hier ist Izuku. Izuku, das ist Natsuo“, daraufhin trat der Grünhaarige hervor und reichte zum Gruß seine Hand, die der Größere lächelnd entgegennahm.
 

„So, so du bist also Izuku. Schön dich kennen zu lernen.“
 

„Die Freude ist ganz meinerseits. Tut mir leid, dass ich einfach so hier reinplatze“, verlegen kratzte sich Izuku daraufhin am Hinterkopf. Natsuo hob fragend eine Augenbraue, winkte aber kurz darauf ab.
 

„Ach was, wir wollten ja, dass du kommst. Vielleicht kannst du etwas ausrichten.“
 

Seine Stimme wurde leiser und Izuku vernahm die Traurigkeit, die in seiner Stimme inne lag. Traurig senkte der kleine Omega daraufhin seinen Kopf und schaute auf den Boden vor sich. Dabei legte er seine rechte Hand auf seinen linken Oberarm, dessen Hand er zu einer Faust ballte.
 

„Ich kann es versuchen, aber versprechen kann ich nichts.“
 

„Wenn du es nicht schaffst, dann schafft es keiner. Du bist unsere letzte Chance“, traurig lächelte der Größere den Kleineren an.
 

Fuyumi trat daraufhin neben Izuku und gab ihm durch eine Kopfbewegung zu verstehen, dass er ihr folgen sollte. Natsuo hatte ihm daraufhin noch viel Glück gewünscht. Das Anwesen war riesig. Izuku begriff in diesem Moment, dass er zuvor noch nie in Shotos Zimmer gewesen war. Sie waren entweder immer nur im Trainingsraum und danach im Badezimmer bzw. im Sommer draußen im Garten. Sein Herz klopfte schwer gegen seinen Brustkorb. Es war eine komplett neue Situation für den Grünhaarigen. Er wusste nicht was ihn erwarten würde. Würde Shoto sich überhaupt freuen ihn zu sehen? Würde er ihn vielleicht auch wegschicken? Angst kroch in seinen Körper, dennoch versuchte der kleine Omega so gut es ging, die Fassung weiterhin aufrecht zu erhalten. Als sie schließlich vor einer Tür stehen blieben, klopfte Fuyumi kurz an, ehe sie die Tür aufschob und Izuku eintreten ließ.
 

„Shoto, du hast Besuch.“
 


 


 

Izuku stockte daraufhin der Atem. Er vernahm die Pheromone, die sich im gesamten Raum befanden. Traurigkeit, Verzweiflung, Wut und Trauer lag in der Luft. Izuku konnte sie genau spüren. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Langsam ließ er sein wiesengrünes Augenpaar durch das Zimmer schweifen. Es war alles im traditionell japanischen Stil eingerichtet. Izuku wusste bereits, dass sein Mate einen guten Geschmack hatte was Dekoration und Einrichtung anbelang. Schließlich entdeckte er den Weißrothaarigen, der zusammengekauert in der hintersten Ecke des Zimmers saß und seinen Kopf zwischen seinen Armen versteckt hatte. Seine Knie hatte er nah an sich herangezogen. Izuku warf daraufhin einen letzten Blick auf Fuyumi, die ihm ermuntert zunickte und die Tür wieder zuschob. Schwer schluckend machte sich der Grünhaarige auf den Weg zu seinem Mate. Vorsichtig kam er vor dem Größeren zum Stehen und ging in die Hocke.
 

„Shoto“, flüsternd berührte Izuku seinen Alpha an der Schulter, der daraufhin kurz zusammenzuckte. Schnell zog der Kleinere daraufhin seine Hand wieder zu sich, ehe er einen erneuten Versuch startete und dabei seine Pheromone freisetzte. Vielleicht würde das ja etwas bringen. Wenn Alphas spüren, dass ihr Omega in der Nähe ist, beruhigen sie sich normalerweise. Erneut berührte er den Weißrothaarigen zaghaft an der Schulter.
 

„Shoto, ich bins.“, vorsichtig platzierte er beide Hände an Shotos Wangen und hob daraufhin dessen Gesicht an. Glanzlose und schwarzumrandete Augen schauten den Grünhaarigen an. Izuku musste schwer schlucken, als er realisierte in was für einem miserablen Zustand sich sein Mate befand. Dieser Schmerz, der in dem verschiedenfarbigen Augenpaar inne lag, ließ sein Mark gefrieren. Er wirkte so zerbrechlich, fast schon gebrochen. Es war das erste Mal, dass Izuku ihn so sah.
 

„Alpha, sag doch bitte etwas, rede mit mir“, flüsterte der kleine Omega, woraufhin Shoto versuchte seinen Blick von seinem Gegenüber abzuwenden, doch Izuku ließ nicht locker und hinderte ihn daran. Der Weißrothaarige schwieg immer noch. Kurz atmete der Grünhaarige ein und aus, ehe er all seinen Mut zusammennahm und seine Stirn gegen die seines Gegenübers lehnte. Dabei schloss er seine Augen.
 

„Wir haben uns einander mal etwas versprochen, erinnerst du dich?“
 

Daraufhin zog der Grünhaarige den Alpha zu sich und begann zärtlich seinen Rücken zu streicheln. Er spürte, dass sein Mate unter seinen Berührungen erschauderte. Sein Körper bebte regelrecht. Traurig senkte Izuku seinen Blick und vergrub seinen Kopf in Shotos Halsbeuge. Zärtlich hauchte er seinen Atem gegen seine Haut, widmete sich daraufhin seinem Ohr und flüsterte folgende Worte:
 

„Wir wollten immer ehrlich zu einander sein. Dass wir keine Geheimnisse voreinander haben, dass wir uns vertrauen. Dass wir füreinander da sind. Bitte stoß mich nicht weg.“
 


 


 

Izuku verstärkte seine Umarmung. Er vernahm, dass der Körper seines Alphas erneut bebte. Oder zitterte er nicht sogar? Die Worte sind anscheinend endlich zu ihm durchgedrungen. Plötzlich spürte Izuku wie sich zwei starke Arme um seine Körpermitte schlangen und ihn näher an sein Gegenüber zogen. Es fiel immer noch kein einziges Wort. Es vergingen mehrere Minuten, schließlich sogar mehr als eine viertel Stunde, wo sie einfach nur dasaßen und sich gegenseitig Halt gaben. Izuku streichelte mehrmals über Shotos Rücken und hauchte ihm einen Kuss auf den Haaransatz.
 

„Es ist alles meine Schuld…“, der Grünhaarige hielt inne und löste sich von seinem Gegenüber, der gedankenverloren aus dem Fenster schaute, ehe er wieder sein heterochromes Augenpaar auf den kleinen Omega richtete. Izuku schwieg. Die Stimme seines Mates war sehr tief und rau. Er spürte die Trauer und Verzweiflung, die hierdurch ans Tageslicht kam. Wie schwer sie auf ihm lastete. Daraufhin atmete der Alpha erneut ein und aus und fuhr fort:
 

„Wenn ich beim Survival Training direkt reagiert hätte, wäre Val nie entführt worden. Tsuchi hätte sich nie in Gefahr begeben und du wärst nie…“, seine Stimme brach und schmerzhaft knirschte der Weißrothaarige seine Zähne zusammen. Izuku bemerkte, dass seine Faust bereits zitterte. Erst jetzt fiel dem kleinen Omega auf, dass sich bereits eine Kruste um seine Faust gebildet hatte. Hatte er sie irgendwo dagegen geschlagen und sich dabei selbst verletzt? Behutsam nahm Izuku dessen Faust in die Hand und öffnete diese. Langsam wand er die Hand hin und her und fuhr zaghaft mit seinen Fingerkuppen über die verletzte Haut. Sein grünes Augenpaar suchte wieder die seines Gegenübers.
 

„Shoto, du hast getan was du konntest. Nicht einmal euere Lehrer konnten das verhindern. Ihr seid Anwärter.. noch Schüler..“, weiterhin streichelte der Grünhaarige die verletzte Hand und hielt den Blickkontakt aufrecht. Der Bunthaarige hingegen wand seinen Blick gegen Boden. Izuku spürte, dass noch mehr hinter dieser Fassade steckte. Shoto riss sich vor ihm zusammen, es war mehr als offensichtlich.
 

„Es war nicht deine Schuld,…. “, traurig sah der Grünhaarige daraufhin aus dem Fenster, ehe er weiter fortfuhr:
 

„Schlimme Dinge passieren leider..“
 

Der Weißrothaarige hob daraufhin wieder seinen Kopf und lehnte seine Stirn an die seines Gegenübers und schloss die Augen. Vorsichtig zog er daraufhin den Grünhaarigen zu sich. Dabei vergrub er sein Gesicht in Izukus Halsbeuge. Der kleine Omega ließ die Umarmung zu und versuchte Shoto so gut es ging Halt zu geben. Allerdings drohten ihm langsam die Beine einzuschlafen. Da die aktuelle Sitzposition auf Dauer zu unbequem wurde, erhob sich der Grünhaarige und nahm hinter Shoto, der hierfür extra ein Stück nach vorne rückte, an der Wand Platz. Gleichzeitig bemerkte der kleine Omega die Decke, die neben ihnen lag und deckte sich selbst und Shoto zu. Es war verdammt kalt im Zimmer. Daraufhin zog der Grünhaarige Shoto zu sich und legte dessen Kopf gegen seine Brust.
 

Es war das erste Mal, dass Izuku diese Position einnahm. Sonst war er immer derjenige, der schützenden Halt und Geborgenheit suchte. Aber aktuell brauchte Shoto diese mehr als er. Behutsam platzierte der Grünhaarige daraufhin seinen Kopf auf dem seines Mates. Dabei fuhr er immer wieder sachte mit seinen Fingern durch das zweifarbige, seidige Haar. Es war immer noch so verdammt weich. Izuku vernahm den Eigengeruch seines Mates und fand innerliche Ruhe. Die Ruhe, die er schon seit Tagen vermisst hatte. Zu wissen, dass er nicht allein war. Dass sein Mate in der Nähe war. Ging es ihm etwa genauso? Hatte er die letzten Tage eigentlich genau auf diesen Moment gewartet? All die Sorgen, die zuvor den Kleineren heimgesucht hatten, waren unbegründet. Shoto ließ seine Nähe zu. Er stieß ihn nicht weg. Izuku fiel in diesem Moment ein schwerer Stein vom Herzen.
 


 


 

Mehrere Minuten herrschte wieder stilles Schweigen. Izuku drängte den Alpha jedoch zu nichts. Dass er überhaupt mit ihm sprach, reichte ihm. Er wollte ihn zu nichts zwingen. Er wollte ihm Zeit geben. Zeit sich zu sammeln und sich dann ihm mitzuteilen, wenn er soweit war. Es vergingen weitere fünf Minuten, ehe der Weißrothaarige die Stille erneut durchbrach.
 

„Nun habe ich schon zwei Menschen verloren, die mir etwas bedeutet haben…Zuerst meine Mutter… jetzt Tsuchi…. Wenn dir noch etwas zustoßen sollte.. Ich kann das nicht mehr, mein Herz hält das nicht mehr aus..“, ein Schluchzen drang an Izukus Ohr, woraufhin er seinen Arm um Shotos Schulter legte. Seine freie Hand griff nach der seines Alphas und verschränkte diese mit seiner eigenen. Behutsam hauchte Izuku einen Kuss auf Shotos Handrücken.
 

„Wenn dir nach weinen zumute ist, dann lass es raus, Shoto. Bitte quäl dich nicht länger. Es ist in Ordnung, dir wird es danach besser gehen “, es war ein zartes Flüstern, das den Weißrothaarigen erreichte. Kurz erschauderte dieser, ehe er weiterhin an sich zu halten versuchte, aber seine Schutzmauer konnte diesem nicht mehr Stand halten. Seine Augen wurden glasig und füllten sich mit Tränen. Shotos Herz schmerzte fürchterlich und die Schlinge zog sich immer weiter zu, drohte ihm die Luft zum Atmen zu nehmen.
 

„Ich weiß nicht mehr was ich tun soll, Izuku. Es tut so schrecklich weh. Er war wie ein Bruder für mich, ohne ihn wäre ich bereits nicht mehr hier. Ohne ihn wäre ich dir nicht begegnet. Er war all die Jahre für mich da. War da als meine Mutter in die Psychiatrie eingewiesen wurde, nachdem sie mich mit kochend heißem Wasser übergossen hatte.“, dickte Tränen kullerten an Shotos Wangen herunter.
 

Shoto wusste, dass er endlich darüber sprechen musste, dass er seinem Mate endlich die Wahrheit über seine Vergangenheit erzählen musste. Die letzten fünf Tage hatten ihn zurückgeworfen. Zurück in eine Zeit, die er all die Jahre tief hinter der Eismauer seines Herzens verschlossen hatte. Hatten ihm schmerzhaft vor Augen geführt, was er all die Jahre versucht hatte zu verdrängen. Der Schmerz saß tief. So tief, dass er die Dunkelheit und Finsternis schon spüren konnte. Er hatte immerhin einen wichtigen Menschen in seinem Leben verloren, einen Menschen, dem er so viel zu verdanken hatte. Einen Menschen, der für ihn mehr Familie gewesen war als seine eigene. Dass hierduch aber auch wieder die Erinnerungen an seine Mutter ans Tageslicht kamen, hatten ihn endgültig aus der Bahn geworfen. Dann die Schuldgefühle Valerie und Izuku gegenüber, weil er das Geschehene nicht verhindern konnte. Dass Valerie ihren Alpha verloren hatte und Izuku dies sogar noch mitansehen musste, sogar weinend vor ihm zusammengebrochen ist. Die Schreie verfolgten ihn bis in seine Träume. Sie waren fruchtbar und ließen sein Blut gefrieren. Er konnte es nicht verhindern, konnte es nicht aufhalten. Es spielten so viele Faktoren eine Rolle. Aber die Hauptursache lag in seiner Vergangenheit vergraben, da war sich der Alpha inzwischen darüber im Klaren. Schweren Herzens versuchte Shoto die Fassung zu wahren.
 

„Mein beschissener Alter konnte das Friedenssymbol nie übertreffen, so schmiedete er einen neuen Plan. Er wollte einen Nachkommen kreieren, der selbst ihn übertraf. Wollte einen Helden aufziehen, der All Might in den Schatten stellen sollte. Meine Mutter wurde in eine Spezialitätenehe gezwungen und gebar ihm vier Kinder. Sie war totunglücklich. In meinen Erinnerungen hat sie meistens immer geweint. Mein ältester Bruder Touya hätte beinahe seinen Ansprüchen entsprochen, wäre dann nicht ich geboren worden. Der perfekte Sohn, das perfekte Werkzeug. Touya wollte es unserem Vater immer Recht machen, setzte sogar hierdurch seine eigene Gesundheit aufs Spiel. Mein Vater schreckte vor nichts zurück. Er nahm sogar in Kauf, dass Touya eines Tages in einen schweren Unfall verwickelt wurde und hierdurch zu Tode kam. Ich war damals noch zu klein, ich habe kaum Erinnerungen an ihn. Aber meine Mutter…“, der Weißrothaarige biss sich auf die Unterlippe und versuchte sein Schluchzen zu unterdrücken. Izuku hingegen lehnte seinen Kopf erneut gegen den seines Mates und schloss seine Augen. Das was er gerade zu hören bekam, war kaum zu ertragen. All das Leid nun aus seinen eigenen Worten zu erfahren. Er lauschte weiterhin den Worten seines Alphas, der immer noch mit den Tränen rang.
 

„Meine Mutter hatte diesen Verlust nie verkraftet, wie konnte sie auch. Wie schlimm muss es für eine Mutter sein ihr eigenes Kind zu Grabe zu tragen. Sie wurde krank hierdurch und sie versuchte mich immer wieder zu schützen. Sie hatte Angst, dass mir das selbe Schicksal ereilen könnte. Aber sie war gegen den alten Herrn machtlos, jeder war gegen den Alten machtlos. Er hat nicht nur sie geschlagen, Izuku, er ging auch auf mich los und ich war gerade mal fünf. Ich habe es Tsuchi zu verdanken, dass die Übergriffe aufhörten. Er war derjenige, der sich all die Jahre schützend vor mich gestellt hatte. Er hat mich immer wieder vor den Übergriffen meines alten Herrn beschützt. Er hatte meinem Vater damit gedroht öffentlich an die Presse zu gehen, wenn er sich nicht im Zaum hatte. Ich war ihm so unendlich dankbar dafür gewesen. Aber für meine Mutter kam die Hilfe zu spät. Ihre Psyche zerbrach und ihr Hass und ihre Angst gegenüber meinem Vater wuchsen ins Unermessliche…“, Shotos Griff festigte sich erneut und drohte Izuku beinahe das Blut in der Hand abzuschnüren.
 

„Sie bekam Warnvorstellungen und sah immer meinen Vater, wenn sie mich ansah. Sie sagte, meine linke Seite sei abscheulich. Immer und immer wieder. Ich habe nie verstanden, warum sie das sagte, warum sie mir so wehtat.“, das Schluchzen wurde immer lauter.
 

„Als sie dann eines Tages die Kontrolle verlor und mich mit heißem Wasser übergoss, zerbrach etwas in mir. Ich fragte mich wirklich, ob ich überhaupt wert war geliebt zu werden, wenn es schon meine eigene Mutter nicht tat. Bin ich wirklich nur ein Werkzeug, das einfach nur zu funktionieren hat? Ich weiß aktuell nicht mehr wer oder was ich bin. “, nun konnte selbst Izuku nicht mehr an sich halten. Auch ihm liefen inzwischen die Tränen an den Wangen hinunter. Er versuchte sich zusammenzureißen. Er durfte nicht einknicken, nicht jetzt. Nicht jetzt wo er für seinen Alpha da sein musste.
 

Shoto jedoch konnte seine Fassung nicht mehr aufrechterhalten. Weinend brach er nach diesen Worten in Izukus Armen zusammen und klammerte sich an seinen Omega, der ihn in diesem Moment in eine noch innigere Umarmung zog. Seinen Alpha so verletzt und verzweifelt zu sehen, war kaum zu ertragen. Aber dennoch war Izuku erleichtert. Endlich ließ Shoto seiner Trauer freien Lauf. Endlich ließ er los. Ließ seiner Verzweiflung und Trauer Ausdruck verleihen. Es vergingen mehrere Minuten, wo Izuku einfach nur still dasaß, während Shotos Tränen sein Oberteil durchnässten. Behutsam hob der kleine Omega daraufhin den Kopf seines Mates an und sah ihm tief in die Augen.
 

„Du bist ein toller Mensch, Shoto. Obwohl dir so viel Leid zugefügt wurde, hast du nie dein Licht verloren.“, ein trauriges, zärtliches Lächeln zierte Izukus Lippen. Der Bunthaarige fuhr sich währenddessen mit dem Handrücken über das Gesicht und sah seinen kleinen Omega daraufhin fragend an.
 

„Ich verstehe nicht was du meinst..“
 

Kurz musste der Grünhaarige kichern. Es war das erste Mal seit Tagen, dass er dies nochmal tun konnte. Dann hob Izuku seinen Zeigefinger und positionierte diesen auf Shotos linker Brust.
 

„Das Licht, das du von innen ausstrahlst. Denkst du ich hätte mich ansonsten in dich verliebt, wenn ich nicht gewusst hätte, dass du eine tolle Persönlichkeit hast?“, daraufhin legte Izuku seine Hand komplett auf Shotos Brust und schloss die Augen.
 

„Du bist kein Werkzeug, du bist ein Mensch mit Gefühlen. Ein Mensch, der ein Herz besitzt“, nach diesen Worten öffnete Izuku wieder seine Augen und schaute in das heterochrome Augenpaar, das ihn ungläubig ansah.
 

„Ich bin ehrlich, anfangs hatte ich etwas Angst. Aber die Angst kam nicht erst von gestern. Ich hatte, bevor ich dir begegnet bin, generell Angst vor Alphas. Dies war allerdings nie allein durch Kacchan verschuldet.. es fing bereits viel früher an“, daraufhin wand Izuku seinen Blick wieder ab. Es gab etwas in seiner Vergangenheit, dass er bislang noch niemandem erzählt hatte. Bis heute hatte der Grünhaarige auch nicht das Gespräch zu seiner Mutter gesucht. Sie hatte lange genug damit zu kämpfen. Izuku fand, dass es nun an der Zeit war Shoto von „ihm“ zu erzählen. Dem Mann, der ihm bereits im Kindesalter das Herz herausgerissen hatte. Der ihm zu verstehen gab, was er von seinem eigenen Fleisch und Blut hielt. Derjenige, für den Izuku nicht mehr als Abscheu und Hass übrig hatte.
 


 


 

„Was Familie angeht, so sind wir beide von unseren Vätern gebrandmarkt…“
 


 


 

Das verschiedenfarbige Augenpaar weitete sich vor Schreck. Was wollte Izuku ihm damit vermitteln? Auf einmal verinnerlichte der Bunthaarige die versteckte Botschaft. Izuku hatte noch nie seinen Vater erwähnt, in keinster Weise. Shoto kannte bislang nur seine Mutter. Izuku bemerkte die Reaktion seines Gegenübers, woraufhin er kurz ein und ausatmete, ehe er weiter fortfuhr.
 

„Mein Vater war ebenfalls ein Alpha, wobei ich ihn inzwischen nur noch als Erzeuger sehe. Als ich vier Jahre alt war und bei mir diagnostiziert wurde, dass ich ein Normalo war, konnte mein Erzeuger dies nie akzeptieren. Wutausbrüche und Zurückweisungen waren die Folge. Ich wollte einfach nur einen Vater haben, der stolz auf mich war. So wie sich jedes Kind das in diesem Alter wünscht. Mir war es jedoch nicht gegönnt gewesen. Stattdessen bekam ich immer mehr die Ablehnung zu spüren. Immer und immer wieder wies er mich zurück, beschimpfte mich sogar als Nichtsnutz. Ich hatte alles ertragen, Shoto. Egal wie oft mich seine Worte verletzt hatten, ich wollte, dass er mich sieht, dass er mich endlich akzeptiert.“, ein trauriges Lächeln zierte Izukus Lippen. Es fiel ihm verdammt schwer, hierüber zu sprechen. Er hatte es all die Jahre tief in sich verborgen. Niemand hatte auch nur erahnen können, wie es unterhalb der Eisbergspitze aussah. Aber Izuku hoffte, dass er Shoto hierdurch seine Bedenken, Ängste und Selbstzweifel nehmen konnte.
 

„Eines Tages jedoch trieb er es auf die Spitze. Er hatte meine Mutter doch tatsächlich vor die Wahl gestellt. Sie sollte sich entscheiden. Entweder er oder ich. Meine Mutter liebte mich über alles. Die Verbindung, die sie zu meinem Erzeuger pflegte, war nur noch aus genetischer Natur. Anfangs war mal Liebe vorhanden gewesen, aber durch sein Verhalten jedoch hatte er meine Mutter von sich weggetrieben. Sie hatte sich moralisch von ihm gelöst. Die Liebe einer Omega Mutter übersteht alles. Sie hatte sich für mich entschieden und mein Erzeuger ist daraufhin abgehauen. Klar, hatte meine Mutter anfangs mit dem Verlust zu kämpfen, sie war schließlich ein gebundener Omega. Aber ihre Liebe zu mir hat sie die schwere Zeit überstehen lassen. Liebe übersteht alle Hindernisse, man darf sich nur nie unterkriegen lassen..“
 

Daraufhin sah Izuku dem Bunthaarigen wieder tief in die Augen, nahm erneut seine Hand und verschränkte sie mit seiner eigenen, während die andere Hand immer noch auf der Brust des Größeren ruhte.
 

„Du bist der Grund, warum ich die Angst vor Alphas überwinden konnte. Du magst zwar eiskalt und distanziert gewesen sein, was ich inzwischen bei allem was du erlebt hast, nachvollziehen kann. Aber deine Augen haben dich verraten“, wieder schlich sich ein zärtliches Lächeln auf Izukus Lippen.
 

„Wusstest du, dass die Augen die Spiegel zur Seele darstellen? Man muss nur genauer hinsehen und ich habe genauer hingesehen, Shoto.“
 

Der Bunthaarige konnte gar nicht in Worte fassen, welche Emotionen gerade seinen Körper fluteten. Wieder bildeten sich Tränen in dem heterochromen Augenpaar. Inzwischen fragte der Weißrothaarige sich ernsthaft womit er den kleinen liebenswürdigen Omega verdient hatte. Das ausgerechnet er das Glück hatte ihn an seiner Seite zu haben. Dass Izuku ihm gerade einen inneren Blick in seine Gefühlswelt gegeben hatte. Dass er nicht der Einzige war, der einen bescheuerten Alten hatte. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Shotos Lippen. Tsuchi hatte von Anfang an eine gute Menschenkenntnis. Er hatte seinem besten Freund so viel zu verdanken. Ob er wohl gerade von den Wolken aus zu ihnen runter sah? Nun kullerten wieder vereinzelte Tränen seine Wangen hinunter und Shoto sah erneut zu Boden.
 

„Ich danke dir, Izuku.. ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Du hast das alles nicht verdient. Aber warum hast du ausgerechnet mich ausgesucht, sag es mir bitte..“
 

Daraufhin spürte der Weißrothaarige wie Izuku mit seinem Daumen die Tränen wegwischte und mit seinem Zeigefinger dessen Gesicht erneut hochhob. Wiesengrün traf auf Silbergrau/Türkis. Ein zärtliches Lächeln zierte erneut Izukus Lippen.
 

„Ich liebe dich über alles, Shoto und soll ich dir sagen warum?“
 

Der Kleinere kam nach diesen Worten immer näher und überbrückte die letzte Distanz zwischen ihnen. Er musste einfach. Er konnte einfach nicht mehr anders. Zu sehr vermisste er seine Nähe. Behutsam legte der kleine Omega seine Lippen auf die seines Gegenübers. Schmiegte sich an ihn. Wie sehr Izuku genau diese Geste die letzten Tage vermisst hatte. Der kleine Omega spürte, dass Shoto den Kuss erwiderte und seine verletzte Hand auf seine Wange legte, zärtlich mit seinen Fingerkuppen über die Sommersprossen streichelte. Es vergingen mehre Minuten, wo sie alles um sich herum vergaßen. Stille Tränen liefen an Izukus Wangen hinunter. Endlich konnte der Kleinere es fühlen. Die Liebe. Die Liebe, die selbst die tiefste Finsternis überdauern konnte. Sein Mate brauchte ihn jetzt. Brauchte seine Liebe und seine Geborgenheit.
 

Als sich der Grünhaarige von seinem Alpha löste, sah er ihm erneut tief in die Augen. Seine Hand befand sich immer noch auf Shotos Brust. Izuku konnte inzwischen den verschnellerten Herzschlag spüren. Der Kuss hatte seine gewünschte Wirkung erzielt. Daraufhin kam Izuku wieder näher. Leise hauchte der kleine Omega daraufhin gegen Shotos Lippen:
 

„Weil du, mein Alpha, dein Herz für mich geöffnet hast.“

Part XXXI- the eternal farewell

Izuku fiel ein großer Stein vom Herzen. Nach dem heutigen Aufeinandertreffen hatten sich alle seine vorherigen Sorgen in Luft aufgelöst. Der Grünhaarige spürte, dass nicht nur er seinen Alpha brauchte, sondern dass auch Shoto auf ihn angewiesen war. Sie brauchten sich gegenseitig und gaben so einander Halt. Der Weißrothaarige hatte ihn nicht mehr losgelassen. Nur widerwillig gab er seinen kleinen Omega frei. Zumindest konnte Izuku am selben Abend noch erreichen, dass der Alpha endlich sein Zimmer verließ. Seine Geschwister waren erleichtert. Der Plan ging auf. Es war ein großer Schritt in die richtige Richtung. Gemeinsam saßen sie zusammen am Tisch und Fuyumi kochte für sie.
 

Die Stimmung war zwar immer noch erdrückend, aber sie alle schauten positiv in die Zukunft. Izuku hatte das Gefühl, dass ihm und Shoto nun endlich nichts mehr im Weg stand. Nachdem der Alpha ihm endlich seine Vergangenheit offenbart hatte, war ihre Bindung noch inniger geworden als sie ohnehin schon war.
 

Fuyumi hatte daraufhin den Vorschlag gebracht, dass Izuku bei ihnen übernachten konnte. Anfangs war der Kleinere etwas skeptisch und unsicher. Als er aber mitbekam, wie Shoto sich an ihn geklammert hatte, konnte er nicht anders. Besser hätte sein Alpha ihm nicht signalisieren können, dass er ihn nicht mehr gehen lassen wollte. Es beflügelte sein Herz und ließ ihn erneut lächeln. Der Grünhaarige war erleichtert, dass er in Shotos Familie so gut aufgenommen wurde. Da Endeavor noch geschäftlich im Land unterwegs war, stand dem Ganzen nichts im Weg.
 

Nach dem Abendessen begaben sie sich zurück in Shotos Zimmer und krochen unter die Bettdecke. Es war das erste Mal, dass Izuku in einem Futon übernachtete. Die Lage war zwar anfangs etwas ungewohnt, doch als er die passende Position fand und sich an seinen Alpha kuscheln konnte, war alles egal. Shoto hatte eine Kerze angezündet, die auf einem kleinen Podest neben dem Futon stand. Gedankenverloren schaute das heterochrome Augenpaar auf die hellen Flammen, die vor ihnen hin und her tanzten. Izuku, der mit dem Rücken zu ihm lag und von dem Größeren in eine innige Umarmung gezogen wurde, tat es ihm gleich. Das kleine Feuer hatte eine beruhigende Wirkung.
 

„Wunderschön, findest du nicht?“, ein zärtliches Lächeln stahl sich auf Izukus Lippen während sein Blick weiterhin auf das kleine Feuer vor ihm gerichtet war.
 

„Hm..“
 

Immer wieder jagte es dem Kleineren einen angenehmen Schauer über den Rücken als er Shotos Atem an seiner Halsbeuge spüren konnte. Sie redeten nicht viel miteinander. Sie genossen einfach nur die Nähe zueinander. Manchmal waren Taten besser als Worte. Wie oft hatte Izuku genau diesen Spruch vernommen. Inzwischen verstand er die Botschaft, die dahinter steckte. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen und eine einzelne Träne kullerte an seiner Wange hinunter. Wie sehr er seine Nähe vermisst hatte.
 

Wie oft hatte sein Herz nach ihm geschrien?
 

Wie oft wollte er seiner Sehnsucht nachgeben und einfach aus dem Fenster steigen?
 

Nach fünf Tagen konnte er endlich wieder bei seinem Alpha sein. Es war einfach befreiend. Endlich hatte es ein Ende. Immer mehr kuschelte sich der Kleinere an seinen Alpha, der ihm daraufhin einen zarten Kuss auf die Schulter hauchte.
 

„Ich danke dir, Izuku. Einfach für alles.“
 

Daraufhin drehte sich der kleine Omega um und sah seinem Alpha ins Gesicht. Zärtlich legte er eine Hand auf dessen Wange und lehnte seine Stirn gegen die seines Gegenübers.
 

„Ach quatsch, nicht dafür.“
 

Es war die erste Nacht seit Tagen, in der Izuku endlich nochmal durchgeschlafen hatte. Den Duft seines Mates um sich herum zu spüren, beruhigten seine Sinne. Auch die starken Arme, die sich um seine Körpermitte geschlungen hatten, gaben dem Kleineren tiefste Geborgenheit.
 

Geborgenheit, die Beide aktuell brauchten.
 

 

 
 


 

In den darauffolgenden zwei Tagen waren sie viel draußen unterwegs gewesen. Der Wald, der in der Nähe lag, diente als perfekter Rückzugsort. Sie hatten sich auf dem Weg noch Körnerfutter in einer Zoohandlung besorgt. Gemeinsam schritten sie den Pfad entlang und ließen sich von der Ruhe treiben. Händchenhaltend wanderten sie durch das Gestrüpp und bestaunten die Natur. Auch der Spätherbst hatte einen gewissen Zauber. Die Blätter, die zuvor die Bäume geschmückt hatten, waren bereits verwelkt und bedeckten den Boden unter ihnen. Die Ruhe und Stille waren sehr angenehm.
 

Während sie weiter durch den Wald schritten, kamen sie an einer Futterkrippe vorbei, an der sich gerade zwei Rehe an dem Heu bedienten, das der Förster zuvor dort hinterlegt hatte. Behutsam signalisierte Izuku seinem Alpha still zu sein und an Ort und Stelle zu verweilen. Langsam schritt Izuku an die Tiere heran und ging vor ihnen in die Hocke. Er griff in seine Hosentasche und zog eine Hand voll Körner hervor, die er ihnen entgegenhielt. Shoto, der weiter weg stand, lehnte sich gegen den Baumstamm und verfolgte aufmerksam die Szene vor sich. Ein Reh hob daraufhin den Kopf und sah neugierig den kleinen Omega an. Vorsichtig nährte sich das Tier dem Grünhaarigen.
 

„So ist brav…komm her. Ich tu dir nichts“, zärtlich lächelte der Grünhaarige das Geschöpf vor sich an, das immer näher an ihn herantrat. Mit der feuchten Nasenspitze berührte es bereits die Fingerkuppen des Kleineren, woraufhin dieser kurz kichern musste.
 

„Hey das kitzelt~“, nun bemerkte Izuku, dass währenddessen auch das zweite Reh seitlich an ihn herangeschlichen kam. Ehe der Kleinere reagieren konnte, vernahm er ein Schnuppergeräusch an seinem Ohr. Das Tier war inzwischen so nah und berührte zaghaft mit der Nasenspitze Izukus Wange.
 

„Hey, hey~ wie aufdringlich bist du denn, Kollege?“, plötzlich leckte das zweite Reh über Izukus Gesicht als dieser sich gerade umdrehen wollte. Eins musste Izuku den beiden Tieren lassen, sie hatten keine Angst vor Menschen. Begeistert sah der kleine Omega dabei zu wie die zwei Geschöpfe ihm wortwörtlich aus der Hand fraßen. Teilweise kitzelten deren Zungen seine Handfläche, weshalb Izuku herzhaft lachen musste.
 

Shoto konnte nicht anders und musste leise kichern. Das Bild, das sich gerade vor ihm präsentierte, war ein Bild für alle Kami. Sein Omega wurde gleich von zwei Rehen belagert. Das Kichern seines Mates ließ sein Herz dahinschmelzen. Lachend musste Shoto den Kopf daraufhin schütteln. Izuku konnte anscheinend nicht nur gut mit Menschen umgehen. Gerade in solchen Momenten wurde dem Weißrothaarigen wieder mehr als bewusst, wie sehr er den Kleineren liebte. Für seine liebenswerte Art, einfach für alles.
 

Izuku vernahm währenddessen das herzhafte Lachen seines Alphas und sah hinter sich. Es war so schön ihn lachen zu hören. Izukus Herz machte einen freudigen Hüpfer. Sein Plan hatte also funktioniert. Die Ablenkung war ein voller Erfolg. Zumindest für heute, für jede Sekunde, für jede Minute, für jede Stunde, die verging. Jedoch wusste Izuku, dass dies nicht lange anhalten konnte.
 

Denn der schwierigste Weg stand ihnen noch bevor.

 

 
 


 

Tsuchis Beerdigung, die am darauffolgenden Tag stattfand, verlangte nochmal alles von den Beiden ab. Es war ein schwerer Weg und Izuku wusste, dass die heutige Zeremonie nicht so belanglos an Shoto vorbeigehen würde. Erst hatte der Kleinere überlegt überhaupt auf die Beerdigung zu gehen, doch sein Mate brauchte ihn. Izuku könnte es niemals mit seinem Gewissen vereinbaren zu wissen, dass Shoto allein am Grab stand. Sicher, seine Geschwister und auch sein Vater waren ebenfalls anwesend, doch inzwischen wusste Izuku, dass nur er selbst Shoto Halt geben konnte. Sein Alpha würde auch niemand anderes an sich heranlassen. Er akzeptierte nur seinen Omega, sonst niemanden.
 

Es war auch das erste Mal, dass Izuku komplett schwarz trug. Ihm war sehr unwohl dabei, da er normalerweise bunte Farben mochte. Aber auf einer Beerdigung trug man nun einmal schwarz, es war Tradition. Die Zweifel von Izuku waren jedoch komplett vergessen als er seinen Alpha sah. Er trug einen schwarzen Anzug, der seine Figur wieder besonders gut hervorbrachte. Wieder einmal musste der Kleinere feststellen, dass seinem Mate einfach alles stand. Gemeinsam betraten sie den Friedhof. Langsamen Schrittes folgten sie dem steinigen Pfad. Immer wieder sah der kleine Omega zu seinem Mate, der seinen Blick nach unten gerichtet hatte.
 

„Shoto?“
 

„Hm?“, kurz blieben sie stehen. Der Größere hatte seinen Blick immer noch gesenkt. Der Grünhaarige vernahm die Pheromone, die um Shoto herumkreisten. Trauer war seit Tagen ihr ständiger Begleiter. Es gab Tage, da war alles gut, da konnte Shoto auch einmal lächeln. Aber an Anderen war er wieder komplett in sich gekehrt. Der kleine Omega wusste, dass ein harter Weg vor ihnen lag. So einfach würde er sich nicht geschlagen geben. Izuku lächelte traurig, legte beide Hände an Shotos Wangen und hob daraufhin dessen Gesicht an.
 

„Wir schaffen das.“
 

Der Größere brachte nicht mehr als ein Nicken hervor, ehe er seine eigenen Hände auf Izukus platzierte. Kurz atmete Shoto ein und aus. Ihm war schlecht. Schon wieder machte sich dieses mulmige Gefühl in seiner Magengegend breit. Er musste Geduld haben, das wusste er bereits. Dass sein Omega aber so stark war und ihm wie ein Fels in der Brandung beistand, ließ ihn kurz seine Sorgen vergessen.
 

„Danke“, hauchte der Weißrothaarige und nahm Izukus Hände von seinen Wangen. Zaghaft nahm er diese in seine eigenen Hände und verschränkte sie miteinander. Gemeinsam machten sie sich dann weiter auf den Weg.
 


 


 

Es waren viele Leute anwesend. Es war auch das erste Mal, dass Izuku Tsuchis Eltern kennenlernte. Sein Vater war ein großer Alpha, der selbst Endeavor Konkurrenz machen konnte. An seiner Seite war ein männlicher Omega, der die ganze Zeit den Blick nach unten gesenkt hatte. Männliche Paare waren in der heutigen Zeit nicht unüblich, aber es kam dennoch selten vor. Meistens waren es Betapaare, die in der heutigen Gesellschaft auftraten. Was Alpha-Omega-Beziehungen anbelangte, so traten meistens nur die heterosexuellen Paare hervor. Männliche Omega waren inzwischen sehr selten geworden. Desto überraschter war Izuku, dass ausgerechnet Tsuchi von einer solchen Bindung abstammte. Dennoch zierte ein trauriges Lächeln seine Lippen. Nun konnte er selbst noch besser nachempfinden, wie es für ein Omega sein musste das eigene Kind zu Grabe zu tragen. Zudem es auch noch ihr einziges Kind war. Es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter und Izuku biss sich auf die Unterlippe. Der Anblick war schwer ertragbar. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
 

Als Best Jeanist mit Valerie auftauchte, musste der Grünhaarige stark an sich halten. Die Omega war in einem sehr schlechten Zustand. Ihre Augen waren sehr dunkel umrandet und ihre Wangen wirkten eingefallen. Dass ein Omega innerhalb kürzester Zeit so abbauen konnte, erschreckte Izuku zutiefst. Von der einst so hübschen, fröhlichen und jungen Frau war nichts mehr übrig. Zudem sie zusätzlich noch sehr blass wirkte. Doch was Izuku sehr verwunderte, die Blondine war nicht allein. Als Izuku genauer hinsah, erkannte er seinen alten Klassenkameraden, der direkt hinter ihr lief. Der Grünhaarige erschrak als er die Zeitbombe erblickte. Die sonst so intensiven roten Augen hatten alles an Glanz verloren. Schwarze Ränder zierten seine Augen. Er sah sehr mitgenommen aus. Nun wusste der Grünhaarige, auf was Tante Mitsuki vor fast einer Woche angespielt hatte. Der Schlafmangel war dem Alpha anzusehen. Hatte er in den letzten Tagen überhaupt Schlaf gefunden?
 

Shoto, der neben Izuku stand, drückte daraufhin seine Hand fester. Der Grünhaarige wand daraufhin den Blick ab und widmete sich wieder seinem Alpha, gegen dessen Schulter er sich anlehnte. Vor ihnen stand ein Podest, auf dem eine silberne Urne thronte. Sie war mit wunderschönen goldenen Ranken verziert. Umspielt wurde diese von Blumen. Verschiedene Sträuße strahlten ihre Farbenvielfalt aus. Als wolle man der Dunkelheit und Trauer keinen Platz geben. Izuku ließ den Anblick auf sich wirken. Zärtlich streichelte er an Shotos Arm entlang. Anfangs war sein Alpha noch sehr angespannt, doch langsam ließ die Anspannung nach. Gedankenverloren widmete der Grünhaarige seine Aufmerksamkeit dem Pfarrer, der daraufhin vor sie trat.

 

 
 


 

„Wir sind heute hier zusammengekommen um Tsuchi Yamari, der auch in seiner Schulzeit unter dem Hero Name Cystallize bekannt war, die letzte Ehre zu erweisen. Tsuchi war ein junger Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich hatte. Er hatte eine Familie, hatte Freunde, hatte sogar einen Omega an seiner Seite. In so jungen Jahren unsere Welt zu verlassen, ist schrecklich, fast schon unbegreiflich. Warum musste eine solche junge Seele von uns gehen?“
 

Izuku ließ seinen Blick erneut durch die Menge schweifen. Shotos Geschwister standen weiter hinten, während Endeavor neben Best Jeanist stand. Es war ungewohnt den Flammenhelden ohne Feuerbart zu sehen. Seine Flammen waren komplett erloschen. Gedankenverloren richtete der kleine Omega seinen Blick wieder nach vorne und drückte sich noch näher an seinen Alpha.
 

„Tsuchi war ein Held. Ein Held, dem das Berufsrisiko mehr als bewusst war. Er hatte sein eigenes Leben hintenangestellt. Für ihn stand fest: Das Leben Unschuldiger zu retten, stand an erster Stelle. Tsuchi ist als Held gestorben. Einen ehrenhafteren Tod gibt es nicht, nicht für einen Helden, der hierdurch mehrere Leben retten konnte.“
 

Der Grünhaarige sah zu seinem Alpha hoch. Eine einzelne Träne kullerte an Shotos Wange herab. Als Izuku daraufhin zusätzlich Valeries Weinen vernahm, die einige Meter neben ihm erneut zusammenbrach, versetzte es ihm einen erneuten schmerzlichen Stich. Izuku senkte seinen Blick, auch seine Augen füllten sich mit Tränen. Es tat so verdammt weh. Nicht nur das sein Alpha unter dem Verlust litt, auch einen Artgenossen so leiden zu sehen, brach ihm fast das Herz.
 

„Dennoch hat Tsuchi Yamari nun einen Platz im Himmel gefunden und schaut nun auf uns alle herab. Er mag zwar nicht mehr unter uns weilen, aber seine Seele lebt in uns allen weiter. Der Ewigkeit sind keine Grenzen gesetzt. Man wird ihn nie vergessen.“
 

Währenddessen gingen Körbe mit Kerzen durch die Reihen. Jeder nahm eine Kerze in die Hand und zündete sie an. Als Izuku eine Kerze hervorzog, sah er zu seinem Alpha hoch, der ihm daraufhin wieder tief in die Augen blickte. Silber-Türkis traf auf Wiesengrün. Ohne den Blickkontakt voneinander zu lösen, aktivierte Shoto seine Quirk und ließ Izukus Kerze und seine eigene brennen. Eine Weile schauten sie sich einander noch tief in die Augen, nahmen um sich herum nichts mehr wahr. Es zählte nur dieser eine kleine Augenblick. Für sie stand die Zeit still. Dann griff Shoto nach Izukus Hand und verschränkte sie erneut mit seiner eigenen, ehe er den Blickkontakt unterbrach und wieder nach vorne sah. Als alle anderen Anwesenden ebenfalls ihre Kerze gezündet hatten, fuhr der Pfarrer weiter fort.
 

„Die Leere, die Tsuchi hinterlassen hat, wird nicht mehr gefüllt werden können. Ein Verlust ist ein Verlust. Aber wir sollten mit bestem Beispiel vorangehen und uns immer wieder vor Augen führen, dass das Leben vergänglich ist. Das wir zu schätzen wissen, wer an unserer Seite steht.“
 

Die Predigt dauerte noch eine ganze Weile. Izuku war jedoch nicht mehr in der Lage dieser zu folgen. Nur gedämmt lauschte er den Worten weiter. Sein Blick war auf die Urne vor sich gerichtet. Sein Kopf war leergefegt. Als der Pfarrer seine Predigt schließlich beendet hatte, wurde die Urne in die Erde herabgelassen. Danach sollte jeder nach vorne schreiten, sich eine Rose nehmen und diese ins Grab hinunterwerfen.
 

Zuerst waren Tsuchis Eltern dran. Der Alpha konnte gerade noch so die Fassung wahren, doch der Omega brach vor dem Grab zusammen und musste schließlich von Beast Jeanist und Endeavor aufgeholfen bekommen. Ein schwerer Klos bildete sich in Izukus Hals. Ein fruchtbarer Anblick, der sein Mark bis ins tiefste erschütterte. Sein Griff um Shotos Hand festigte sich. Danach war Valerie an der Reihe. Kurz atmete sie ein und aus ehe sie nach Katsukis Hand griff. Tränen sammelten sich wieder in ihren Augen.
 

„Komm bitte mit..“, schluchzend ließ sie ihren Kopf sinken. Der Blonde sah überrascht die Omega vor sich an.
 

„Willst du wirklich, dass ich mit nach vorne gehe?“
 

Izuku dachte erst er höre nicht richtig. Seit wann war sein ehemaliger Klassenkamerad denn so kleinlaut? Es war eine ungewohnte Situation. Die Blondhaarige jedoch hielt weiterhin ihren Kopf gesenkt.
 

„Ich pack das nicht allein, Katsuki.“, daraufhin trat der Alpha an sie heran, platzierte seine rechte Hand auf ihrer Wange und fuhr mit dem Daumen über die tränenbenetzte Haut. Mit der anderen Hand umschloss er ihre und nickte ihr zu. Wortlos machten sich die Beiden auf den Weg.
 

Für Izuku wirkte das Bild sehr surreal. Wie er mit ihr umging. Wie er ihr beistand. Der Grünhaarige konnte einfach nicht fassen, dass Katsuki auch eine weiche Seite zu haben schien. Gerade er, der in Omegas all die Jahre Minderheiten gesehen hatte. Der ihn und seinesgleichen weggestoßen und schikaniert hatte.
 

Was war passiert, dass sich der Blonde so gedreht hatte?
 

Gedankenverloren folgte das wiesengrüne Augenpaar den Beiden, die schließlich vor dem Grab zum Stehen kamen. Der Grünhaarige rechnete damit, dass Valerie nun erneut zusammenbrechen könnte, aber sie war gefasst.
 

Wie schwer muss dieser Weg wohl für sie sein?
 

Der endgültige Abschied, zu wissen, dass es kein zurück mehr gibt?
 

Wie hielt sie dem ganzen bloß stand?
 

Lag es wirklich daran, dass Katsuki an ihrer Seite war?
 

Plötzlich erinnerte sich Izuku an eine fast vergessene Szene. Tsuchi hatte vor seinem Tod Katsuki etwas zugeflüstert. Es schien etwas Wichtiges gewesen zu sein, sonst wäre die blonde Explosion nicht so geschockt gewesen. Der Unglaube, der sich damals in dem feuerroten Augenpaar widergespiegelt hatte. Izuku hatte Katsuki noch nie so aufgelöst erlebt.
 

Was genau hatte Tsuchi ihm gesagt?
 

Auf einmal vernahm Izuku noch eine weitere Stimme. Sie hallte immer wieder und wieder durch seinen Kopf. Fast schon gedämmt, nicht direkt verständlich und doch so ausdrucksfähig.

 
 

[…]

„Pass bitte gut hierauf auf.“

[…]

Izukus Augen weiteten sich. Bei all der Tragödie hatte er die Geschehnisse verdrängt, fast schon weggesperrt. Der Grünhaarige wusste, dass da noch etwas anderes gewesen war. Etwas wichtiges.

Was genau hatte Tsuchi ihm nochmal genau gesagt?

Worauf genau sollte er aufpassen?

Egal wie sehr Izuku versuchte sich zu erinnern, es gelang ihm nicht. Es war fast schon so, als ob ein dichter Nebel seine Gedankenwelt umschloss. Ihn regelrecht daran hinderte hindurch zu sehen. Shoto, der immer noch neben ihm stand, sah seinen Mate fragend an.

„Izuku? Ist alles in Ordnung?“

Der Kleine Omega sah zu seinem Alpha auf und nickte. Nachdem Valerie und Katsuki gegangen waren, schritten nun er und Shoto nach vorne. Der Grünhaarige spürte den stechenden Blick in seinem Rücken. Izuku wusste genau, dass Endeavor gerade in diesem Moment die perfekte Sicht auf sie hatte. Wenn man genauer hinsah, konnte man erahnen, dass sie ein Paar waren. Dicht an dicht liefen sie beieinander, zudem ihre Hände miteinander verschränkt waren, was man aber durch die lange Jacke nicht direkt sehen konnte. In der freien Hand trug jeder seine Kerze. Schweren Herzens schritten sie voran und blieben vor der Grube stehen. Shoto griff nach einer weißen Rose, Izuku hingegen entschied sich für die blaue. Daraufhin sahen sie sich einander wieder tief in die Augen und warfen gleichzeitig die Blume hinein. Fast schon synchron. Gedankenverloren schauten sie den zwei Rosen nach, wie sie fast übereinander gekreuzt auf der Urne liegen blieben. Sie standen noch eine kurze Weile an Ort und Stelle. Danach setzen sie sich in Bewegung und verließen wortlos die Menschenmenge. Der schwierigste Akt war vollbracht, Tsuchi fand nun endlich seine Ruhe. Izuku spürte wie eine schwere Last von seinem Herzen fiel.

 

 

Bevor sie den Friedhof jedoch verließen, beschlossen sie noch eine kleine Runde zu drehen. Es wurde inzwischen dunkel. Der Himmel wirkte grau und trostlos. Die vereinzelten Grablichter erhellten ihnen den Weg. Das Bild wirkte friedlich. Izuku mochte die Kerzen auf den Gräbern. Sie strahlten Ruhe und Hoffnung aus. Sie liefen noch eine ganze Weile weiter bis Shoto plötzlich stehen blieb. Fragend sah der Omega zu seinem Alpha auf.

„Shoto?“

Als Izuku jedoch seinen Blick wieder vor sich richtete, erstarrte er. Vor ihnen befand sich ein weiteres Grab. Ein großer Marmorstein fiel ihm ins Auge, ebenso die Inschrift. Vergissmeinnicht schmückten diesen. In der Mitte des Blumenbeets stand eine Engelstatur.

„Touya Todoroki..“, geschockt hielt Izuku plötzlich inne.

Shoto ging währenddessen in die Hocke und platzierte die Kerze auf einer kleinen Steinplatte, die zwischen dem Blumenbeet lag. Der Grünhaarige kniete sich nun ebenfalls hinunter und stellte seine Kerze direkt neben die von Shoto. Eine Weile beobachteten sie das Farbenspiel vor sich. Schließlich war es Shoto, der die Stille beendete.

„Ihr Beiden hättet euch bestimmt gut verstanden.“

Izuku sah zu seinem Alpha hoch und nahm erneut Shotos Hand.

„Weißt du was meine Mutter mir früher immer erzählt hat? Menschen, die sterben, werden zu Engeln und leben in den Wolken. Jeder Einzelne von uns hat einen eigenen, der über uns wacht. Man nennt sie Schutzengel. Lange habe ich das Ganze nicht geglaubt, aber als ich damals den LKW auf mich zurasen sah, hatte ich das Gefühl, schützende Federn um mich gespürt zu haben. Ich weiß, dass du mich gerettet hast, Shoto. Aber ich spürte noch eine weitere Präsenz, jene, die ich nicht sehen konnte.“

Shoto lächelte traurig und legte seine freie Hand auf Izukus Wange. Wieder schauten sie sich einander tief in die Augen.

„Manchmal frage ich mich eher, ob ein solcher Engel nicht als Menschengestalt auf die Erde geschickt wurde. Denn wenn dem so sei, kommst du definitiv einem solchen Geschöpf gleich. Du bist liebenswert, gerecht, aufrichtig, treu und weißt mit Worten umzugehen. Selbst die Waldbewohner haben einen Narren an dir gefressen.“

Izuku sah daraufhin wieder auf die Kerzen. Seine Augen glänzten im Kerzenschein. Sein Herz schlug wieder schneller und eine angenehme Wärme breitete sich in ihm aus. Diese Worte erfreuten ihn zutiefst.

„Danke, Shoto…“

Daraufhin erhob sich der Größere und reichte Izuku seine Hand. Lächelnd nahm Izuku die Hand entgegen und ließ sich von seinem Alpha hochziehen. Dann schmiegte er sich an Shotos Brust und schloss seine Augen, während sich starke Arme um seine Körpermitte schlossen. Izuku vernahm Shotos Atem nah an seiner Halsbeuge. Eine Gänsehaut überkam den Kleineren. Izukus Herz schlug heftig gegen seinen Brustkorb. Da war sie wieder diese Geborgenheit.

Izuku wusste nur eines in diesem Moment:

Wo dunkle Wolken einst thronten und die Welt verdunkelten, dort werden warme Sonnenstrahlen folgen, die dunklen Wolken durchbrechen und die Welt wieder ins Licht führen.

 
 

 
 

Part XXXII- time heals wounds

„Herr Midoriya? Sie sind an der Reihe. Folgen Sie mir bitte.“
 

„Ja, vielen Dank.“
 

Der Omega saß bis eben noch im Wartezimmer und hatte die Uhr vor sich angestarrt, die gegenüber an der Wand hing. Der Sekundentakt hatte etwas beruhigendes an sich. Ein Seufzen war zu vernehmen. Mit den Armen hinter seinem Kopf verschränkt, starrte er schließlich zur Decke. Mit seinem angewinkelten Bein wippte er hin und her. Eine alte Gewohnheit, die er sich einfach nicht abgewöhnen konnte. Als er seinen Namen hörte, stand er auf und folgte der Arzthelferin.
 

Heute stand ein Routinetermin an. Einmal im Jahr musste Izuku zur Klinik kommen, wo man ihn gesundheitlich von oben bis unten auf den Kopf stellte. Die Tests dienen dazu, dass das Halsband regelmäßig mit der DNA abgeglichen wird und die Hormone gegebenenfalls angepasst werden können. Seit seinem damaligen Krankenhausaufenthalt war inzwischen fast ein dreiviertel Jahr vergangen. Als sie im Labor ankamen, nahm der Grünhaarige auf der Liege Platz und zog sich oben herum aus. Danach wurden seine Herztöne abgehört, ein Lungenfunktionstest durchgeführt und Blut entnommen. Die Proben wurden dann zur Untersuchung weitergereicht. Während der Wartezeit wurden dann die typischen Allgemeinfragen gestellt. Izuku hasste die ganze Prozedur.
 

„So Herr Midoriya, wann war Ihre letzte Heatphase?“
 

Verlegen kratzte sich Izuku am Hinterkopf und seufzte aus. Seit Tsuchis Beerdigung waren fast drei Monate vergangen. Seine letzten zwei Heatphasen waren seltsam. Es wirkte fast so, als ob sie gar nicht vorhanden waren. Der Fortpflanzungsdrang war gar nicht vorhanden. Zudem hatte er auch gar keine Schmerzen gehabt. Izuku hatte es sogar ohne Halsband versucht und musste erschreckend feststellen, dass er ohne Probleme seinen Alltag bewältigen konnte. Es war schockierend. Nicht einmal Shoto hatte seine Pheromone bemerkt.
 

„Welche meinen Sie denn? Die letzte richtige Heat oder die nennen wir sie mal «sie-ist-zwar-vorhanden-aber-doch-nicht-vorhanden-Heat»?“
 

Die Arzthelferin hob fragend eine Augenbraue und sah den Grünhaarigen vor sich entgeistert an. War ja klar, dass das alles sehr unrealistisch rüberkam, das war Izuku mehr als bewusst.
 

„Bitte was?“
 

Leicht genervt atmete der kleine Omega aus. Eine weitere Eigenschaft, die er schon seit Wochen mit sich rumtrug. Er war normalerweise die Ruhe in Person und war leicht umgänglich. Aber seit einigen Wochen bemerkte er, dass er gereizter war als sonst.
 

„Meine letzte richtige Heat war letztes Jahr Mitte Oktober… mit allen Symptomen, die Sie sich vorstellen können, ich denke näher muss ich hierauf nicht eingehen, oder?“
 

Die Arzthelferin nahm gegenüber von ihm Platz und sah den Grünhaarigen weiterhin entgeistert an. Der Unglaube stand ihr ins Gesicht geschrieben. Izuku seufzte erneut genervt aus.
 

„Meine letzte Möchtegern-Heat, die ich persönlich fast gar nicht wahrgenommen habe, war vor etwa fünf Wochen. Was bedeutet, ich bin schon längst überfällig. Sie wollen die Symptome wissen? Es gab keine. Ok, das ist nicht ganz richtig, die Hitze zwischen meinen Beinen war vorhanden. Sonst keine Schmerzen, kein Fortpflanzungsdrang. Die Heat davor, das selbe Theater. Ich konnte sogar ohne Halsband auf die Arbeit gehen. Das war jetzt schon die zweite Heat in Folge, die so abgelaufen ist. Ich habe langsam das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt.“
 

„Oh, das klingt gar nicht gut. Warten wir mal die Blutergebnisse ab. Vielleicht klärt sich das Ganze“, die junge Frau, die vor ihm saß, richtete ihre viel zu große Brille und fing danach an die Notizen im Computer zu erfassen. Izuku drehte sich währenddessen um und schaute aus dem Fenster. Es war Mitte Februar. Das komplette Land befand sich noch unter einer dicken Schneedecke. Der Winter war dieses Jahr wieder erbarmungslos. Aber dennoch war es ein schöner Anblick. Besonders bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang bot sich ein sehr schönes Portrait. Das tiefe Rot tauchte die weiße Winterlandschaft in eine wunderschöne Farbenvielfalt. Der Schnee glitzerte als ob dieser mit tausenden von Diamanten geschmückt wäre. Izuku stand aus diesem Grund schon extra früher auf um das Spektakel von seinem Balkon aus beobachten zu können. Erst als der Grünhaarige ein Klopfen hörte, wurde er aus seiner Gedankenwelt gerissen und widmete seine Aufmerksamkeit der Tür.
 

„Hallo Izuku, tut mir leid, dass du so lange warten musstest“, jener Arzt, der den Grünhaarigen damals im Krankenhaus behandelt hatte, betrat den Raum und nahm ebenfalls gegenüber von ihm Platz. Zum Gruß reichte er ihm die Hand, die Izuku erwidernd entgegennahm.
 

„Ja, kein Ding.“
 

Der Doktor zog daraufhin die Akte hervor, die er zwischen seinem rechten Arm eingeklemmt hatte und sah sich die Werte an, ebenso warf er einen Blick auf den Bildschirm, auf dem die Arzthelferin zuvor alle Daten eingetragen hatte.
 

„Nun gut, wir haben die Blutergebnisse soweit ausgewertet. Das Halsband benötigt aktuell keine Auffrischung. Es bleibt also wie gehabt. Was mir allerdings etwas Sorgen bereitet, sind deine Blutfarbstoffe. Zudem deine Heat nicht richtig ausbricht und das nun schon zwei Monate in Folge. Die Überfälligkeit mal ganz abzusehen. Sag mal, warst du die letzte Zeit besonders viel Stress ausgesetzt?“
 

Izuku hob fragend eine Augenbraue und bestätigte die Frage dann mit einem Nicken:
 

„Ja, mein Alpha und ich hatten die letzten drei Monate einiges durchgemacht. Ein Todesfall im Freundeskreis hat uns alle sehr getroffen und es hat lange gedauert die Geschehnisse entsprechend zu verarbeiten.“
 

Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Zeit danach war die Schwierigste gewesen. Den Weg zurück in den Alltag zu finden. In der Agentur war seitdem nichts mehr so, wie es einmal war. Tsuchi war ein wichtiges Mitglied gewesen. Mit seiner guten Laune und den guten Ratschlägen, die er immer zu jeder Situation parat hatte, hatte er eine Leere in ihnen allen hinterlassen. Shoto hatte lange gebraucht, um wieder zu sich selbst zu finden. Izuku stand ihm jeden Tag zur Seite. Half ihm auf, wenn sein Alpha wieder aufgrund von Depressionen am Boden war. Es hatte sehr lange gedauert und Izuku stieß auch manchmal an seine Grenzen. Aber aufgeben kam für ihn nie in Frage. Es gab auch heute noch den einen oder anderen Tag, wo die Trauer wieder die Überhand gewann, aber sie wurden seltener. Izuku war zuversichtlich, dass sich die Lage besserte. Zudem er fühlte, dass ihre Bindung daran gewachsen ist.
 

Selbst Endeavor hatte sich nach den Geschehnissen komplett zurückgezogen. Doch seit einiger Zeit trat er mit einem entspannteren Ausdruck vor seine Angestellten. Der Anblick war schon surreal. Man kannte den Flammenhelden nur mit einem ernsten und verbissenen Gesichtsausdruck. Izuku vermutete jedoch, dass jener Streit mit Tsuchi wohl in ihm etwas ausgelöst hatte. Vor einer Woche wurde in den Billboard Charts offiziell bekannt gegeben, dass er nun der neue Pro Hero Nr. 1 sein wird. Somit stand die komplette Agentur in einem ganz anderen Licht. Die Aufträge häuften sich und Izuku befand sich noch mehr im Einsatz als ohnehin schon.
 

Am schwersten hatte es jedoch Valerie getroffen. Nachdem sie wieder alle zur Schule gingen, fiel dem kleinen Omega Tag für Tag auf, dass Valerie sich immer weiter zurückzog. Sie nahm immer weiter ab und ließ niemanden an sich heran. Izuku tat es im Herzen weh, sie so leiden zu sehen. Normalerweise heilt die Zeit doch alle Wunden? Aber bei einem Omega bleiben die Wunden ewig. Sie verblasen nur und werden zu Narben. Narben, die sie ihr ganzes Leben lang prägen werden. Izuku hatte bereits versucht das Gespräch mit ihr zu suchen, doch sie mied den Kontakt. Sie sagte immer wieder, dass sie noch Zeit brauche und sie sich noch nicht bereit dazu fühle über ihre Gedankenwelt zu sprechen. Für Izuku war es ein Schlag ins Gesicht, aber er musste ihre Entscheidung akzeptieren. Sich ihr aufzudrängen, wäre auch fatal. Keiner konnte sich das Elend mehr mit ansehen. Es soll sogar schon im Raum stehen, dass sie Japan verlassen will. Allerdings weiß noch keiner etwas Genaueres. Izuku konnte die Beweggründe aber nachvollziehen. Ein Tapetenwechsel würde ihr bestimmt nicht schaden. Aber vor allem Katsuki hatte sehr stark unter der ganzen Situation zu leiden. Vor wenigen Tagen hatte der Grünhaarige sogar zufällig mitgekommen, wie der Blonde zusammengekauert unter einer Tanne saß und geweint hatte. Izuku musste sich eingestehen, dass ihm sein alter Klassenkamerad inzwischen sehr leidtat. Obwohl der Blonde Valerie beistand, sie stützte, ihr zu verstehen gab, dass sie nicht allein ist, es reichte einfach nicht aus. Als Alpha dastehen zu müssen und dem Omega nicht helfen zu können. Izuku wusste bereits von Shoto, dass diese Situation zu der schlimmsten Erfahrung gehörte, die ein Alpha machen konnte.
 

Der Arzt, der immer noch vor Izuku saß, bemerkte die Stimmung, die der Grünhaarige ausstrahlte.
 

„Mein Beileid, so etwas ist immer schrecklich. Ich will mir gar nicht ausmalen, was ihr alles mitgemacht habt. Aber es schweißt euch als Paar noch mehr zusammen.“
 

„Danke. Es geht langsam wieder Berg auf und ja, Sie haben Recht. Unsere Bindung ist daran gewachsen“, ein zartes Lächeln stahl sich auf Izukus Lippen. Das Leben ging weiter, egal wie.
 

Der Doktor lächelte den Omega daraufhin an und rückte sich die Brille zurecht.
 

„Soso, du hast also einen Alpha gefunden. Ist es der nette, gutaussehende junge Mann mit den zwei Haarfarben von damals?“
 

Augenblicklich wurde der Grünhaarige aus seiner Gedankenwelt gerissen. Eine Röte bildete sich auf seinen Wangen, die seine Sommersprossen noch mehr hervorbrachte. Schüchtern nickend, sah der kleine Omega zu Boden. Warum war das allen so offensichtlich gewesen? Selbst dem Arzt war es aufgefallen? War Izuku wirklich so blind gewesen?
 

„Haha, das freut mich. Nun gut. Also, ich kann dich beruhigen, Izuku. Ein Omega, das sehr viel Stress und emotionalem Druck ausgesetzt ist, kann Probleme mit dem Hormonaushalt bekommen. Meistens zeigt sich die Nebenwirkung, indem die Heat zwar hormonell eintritt, aber der Körper die Signale nicht richtig verarbeitet. Meistens dauert es mehrere Monate bis sich der Hormonspiegel wieder regeneriert und erholt hat. Also mach dir keine Sorgen. Das wird schon wieder.“
 

Lächelnd legte der Arzt seine rechte Hand auf Izukus Schulter. Erleichternd atmete der Grünhaarige daraufhin aus.
 

„Oh kami sei Dank. Das beruhigt mich. Gibt es eine Möglichkeit die Genesung zu beschleunigen?“, wenn Izuku ehrlich zu sich selbst war, er wollte einfach nur seine Realität zurück.
 

„Ja sicher, du brauchst Ruhe. Gönn dir eine Pause. Fahr doch mit deinem Mate für ein paar Tage weg. Verbringt mehr Zeit miteinander, auch der Intimität wegen. Das ist für eure Bindung sehr wichtig. Eine gesunde Sexualität muss gewährleistet sein.“
 

„Hä?“
 

Hatte Izuku die Worte gerade richtig verstanden? Wieder schoss dem Grünhaarigen die Röte ins Gesicht. So langsam konnte er wieder einer Tomate echt Konkurrenz machen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er sollte mit Shoto wegfahren? Allein? Intim werden? Wenn Izuku so drüber nachdachte, hätte sich in den letzten zwei Wochen bereits dreimal die Chance dazu ergeben. Aber leider funkte immer jemand dazwischen.
 

Beim ersten Mal war es bei ihm zuhause. Gerade als sie sich einander hingeben wollten, stand plötzlich seine Mutter unangemeldet vor der Tür. Sie wollte für einen spontanen Kaffeeplausch vorbeikommen. Die Situation war ihm und Shoto mehr als peinlich gewesen als sie zu dritt in Izukus Küche saßen. Zudem ihre Erregung kaum zu verbergen war.
 

Beim zweiten Versuch waren sie bei Shoto Zuhause. Izuku hatte seinen Alpha zuvor gefragt, ob er Nachhilfe von ihm in Heldenkunde bekommen könnte. Sein Alpha war schließlich ein Ass in der Schule und war unter den besten drei der Superheldenabteilung. Es führte eins zum anderen. Bevor sie sich jedoch die Kleider vom Leib reißen konnten, platzte Natuso plötzlich durch die Schiebetür herein. Dieser wollte lediglich nach seinem Buch fragen, das Shoto sich mal vor Monaten ausgeliehen hatte, da er es selbst für die Uni benötigte. Der verdatterte Blick des Weißhaarigen war ein Bild für alle Kami gewesen. Izuku wusste nicht, wie oft sich Natsuo bei ihnen entschuldigt hatte. Ihm war die Sache mehr als peinlich, aber da war er nicht der Einzige. Shoto hingegen hätte seinen Bruder am liebsten erwürgt. Der kleine Omega konnte gerade noch rechtzeitig Schlimmeres verhindern.
 

Beim letzten Mal befanden sie sich im Büro. Eigentlich war es sehr spontan gewesen und irgendwie hatte es einen gewissen Reiz. Izuku war anfangs sogar dagegen gewesen, doch die Art und Weise wie Shoto ihn um den Finger wickelte, ließ seine Proteste dahinschmelzen. Allerdings wären sie beinah von Endeavor erwischt worden, hätte Shoto nicht rechtzeitig die Türklinke eingefroren, sodass sie noch genug Zeit hatten ihre Klamotten wieder zu richten. Knutschflecke wurden gekonnt unter dem Hemd verborgen. Kami sei Dank waren sie nur bis zum Öffnen ihrer Oberteile gekommen. Sonst wäre die Sache anders ausgegangen. Auf die Frage hin warum die Türklinke eingefroren war, hatte Shoto schon die beste Ausrede parat. Er musste niesen und hatte versehentlich seine Quirk eingesetzt. Zum Glück ging der Flammenheld nicht näher darauf ein und beließ es dabei. Somit war die Stimmung erneut dahin. Seitdem war nichts mehr zwischen ihnen vorgefallen.
 

Wenn Izuku ehrlich zu sich selbst war, vermisste er die Intimität zu seinem Alpha. Ihr letztes Mal war an dem Wochenende kurz vor dem Schurkenangriff gewesen. Es machte ihn fast wahnsinnig. Jedes Mal, wenn er Shoto einfach nur knapp bekleidet sah, verriet ihn seine Härte, die schmerzlich gegen seine Hose drückte. Von seiner aktuellen Laune ganz abzusehen. Er war ein wandelnder und brodelnder Vulkan. Inzwischen ging er fast täglich wegen Kleinigkeiten an die Decke. Selbst Toki und Hitoshi war es schon aufgefallen. Sowas nannte man wohl sexuelle Frustration. Er war wortwörtlich untervögelt. Langsam fragte sich Izuku, ob er Katsuki Konkurrenz machen konnte. Wobei Izuku sich vorstellen konnte, dass sein Mate nicht besser dran war. Sein Blick sprach Bände, wenn sie sich einander in die Augen schauten. Es war zum Verrückt werden. Seufzend rieb sich der Grünhaarige seinen Nacken und starrte zur Decke.
 

//Warum ausgerechnet ich???//
 

Der Arzt, der immer noch gegenüber von ihm saß, widmete sich daraufhin den weiteren Blutergebnissen.
 

„Im Übrigen. Du weißt ja, dass männliche Omega sehr selten in der heutigen Zeit vorkommen. Eine Frage: Wollt ihr später mal Kinder haben?“
 

Izuku verschluckte sich plötzlich an dem Glas Wasser, das er sich gerade genehmigen wollte, und klopfte sich hustend auf den Brustkorb. Die Nervosität war ihm anzumerken. Das Thema kam bislang noch nie zu Worte. Wild wedelte er daraufhin mit seinen Armen hin und her.
 

„Was? Wie bitte? Ich? Nun.. ich weiß nicht. Vielleicht. Moment. Ich bin doch noch viel zu jung. Ich bin 17! Wieso fragen Sie mich sowas?!“
 

Der Arzt lachte laut auf und legte die Unterlagen wieder zurück auf den Schreibtisch. Danach zog er sich die Brille aus und legte diese in das Etui, das ebenfalls auf dem Tisch lag.
 

„Izuku, du bist mir vielleicht einer. Ja sicher, du hast Recht. Es ist auch die richtige Einstellung. Kümmert euch erst mal um eure Ausbildung. Wieso ich dich danach frage? Nun es ist schon selten ein männliches Omega zu sein, aber zusätzlich noch ein männliches Omega zu sein, das eine hohe Wahrscheinlichkeitsquote für eine Mehrlingsschwangerschaft besitzt, ist noch viel seltener. Deine Testergebnisse sind eindeutig. Du bist einer dieser Kandidaten. Ich finde einfach, dass du es wissen solltest.“
 

Izukus Augen weiteten sich ungläubig, dennoch brachte er nicht mehr als ein Nicken hervor. Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer als er erneut über die eben gestellte Frage nachdachte. Kinder? Eine eigene Familie? Wenn Izuku ehrlich zu sich selbst war, wollte er immer Kinder haben. Er mochte Kinder. In der Mittelschule war er Aushilfe in einer Nachmittagsbetreuung gewesen. Dort wurden nur Grundschulkinder von den ersten beiden Schuljahren untergebracht. Izuku hatte den ganzen Nachmittag mit ihnen gespielt und gebastelt. Die Kinder waren hin und weg und wollten am späten Nachmittag nicht einmal nach Hause geschweige denn mit ihren Eltern mitgehen. Ein zärtliches Lächeln schlich sich auf Izukus Lippen. Seine rechte Hand legte er daraufhin gegen seine linke Brust.
 

//Eine eigene Familie… das wäre schön…//

 
 


 


 


 

Am nächsten Tag saß Izuku während der Mittagspause wieder mit Toki und Hitoshi zusammen an einem Tisch. Seine beiden Klassenkameraden redeten über Kami und die Welt. Der Grünhaarige hingegen starrte sein Bento vor sich an. Appetitlosigkeit war inzwischen auch sein ständiger Begleiter. In der Mensa war wieder ein reges Treiben. Shoto war leider nicht anwesend, er hatte heute noch eine wichtige Besprechung mit seinem Klassenlehrer wegen den anstehenden Klausuren. Durch den ganzen Vorfall waren Izuku, Shoto, Katsuki und Valerie von den Zwischenprüfungen, die im Dezember geschrieben wurden, befreit worden. Der Nachschreibtermin wurde auf Ende April angesetzt. Der Grünhaarige vermisste seinen Alpha. Normalerweise wäre er gestern nach dem Krankenhausbesuch noch zu Shoto nach Hause gegangen. Da aber Endeavor zu Hause war und Shoto mit ihm trainieren musste, fiel ihr Treffen wortwörtlich ins Wasser. Die Mensa füllte sich immer mehr mit Menschen. Den Geräuschpegel blendete Izuku inzwischen gekonnt aus. Gedankenverloren schaute Izuku in die Runde. Gerade eben hatte er noch Ochaco gesehen, die ihm zugewunken hatte. Sie stand bei einem blauhaarigen jungen Mann, der ebenfalls eine Brille trug. War er etwa auch ein Alpha? Gedankenversunken hatte Izuku daraufhin seinen Kopf auf seinem linken Arm abgestützt und starrte aus dem Fenster.
 

„Izuku?“, Toki schaute den Omega fragend an und tippte ihn an der Schulter an.
 

„…“
 

„Hey Izuku.“
 

„WAS!!!“, Izukus Unterton kam bedrohlicher an, als beabsichtigt.
 

Entgeistert starrte Toki den Grünhaarigen an. Daraufhin wand der Schwarzhaarige seinen Blick zu Hitoshi, der daraufhin nur mit den Achseln zuckte.
 

„Hey Kleiner, sicher, dass es dir gut geht?“
 

„Ja, alles bestens..“
 

Hitoshi hob daraufhin eine Augenbraue und widmete sich wieder seiner Nudelsuppe. Der Lilahaarige wusste, wann er am Besten ruhig sein sollte. Toki hingegen tat das genaue Gegenteil.
 

„Meine Güte, Izuku du benimmst dich die letzten Tage echt seltsam. Wenn du eine Frau wärst, würde ich behaupten, du hättest deine Periode oder so. Das ist echt nicht mehr normal!“
 

Izukus Augen verengten sich zu Schlitzen. Seine Aura nahm eine bedrohliche Wirkung an.
 

„Was hast du gerade gesagt, Toki?“
 

Dieser hielt augenblicklich inne. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Ein Schlucken war zu vernehmen. Hilfesuchend wand sich der Schwarzhaarige an Hitoshi, der daraufhin verneinend seinen Kopf schüttelte.
 

„Na, vergiss es, Toki. Den Ärger musst du nun selbst ausbaden!“
 

„Mensch, Hitoshi! Ist das nun deine langersehnte Rache wegen damals? Nun komm schon. Ich brauche dich.“
 

„Ich sagte, vergiss es!“
 

Daraufhin wand sich Toki wieder dem Grünhaarigen zu und wedelte mit seinen Armen hin und her.
 

„Ach komm schon, Izu, ich mache doch nur Spaß. Bleib locker, Mann.“
 

Der Omega atmete genervt aus und schob sich daraufhin seinen Bento in den Mund. Dann stand er wortlos auf und verließ die Mensa. Toki und Hitoshi ließ er mit sämtlichen imaginären Fragezeichen über deren Köpfen zurück. Der Grünhaarige bekam nicht einmal mit, dass er beinahe Katsuki umgerannt hatte, der gerade zusammen mit einem Rothaarigen die Mensa betreten hatte. Total überrascht sah die Blonde Explosion dem Grünhaarigen nach. Izuku war aktuell nicht nach spaßen zumute. Er hatte definitiv ein Problem. Er konnte seine eigene Laune kaum noch ertragen. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, rastet er irgendwann noch aus. Langsam kam Izuku sich wirklich wie eine Beta-Frau vor, die gerade ihre Periode hatte. Nur gut, dass heute endlich Freitag war und das Wochenende vor der Tür stand.

 

 
 


 

Die restliche Schulzeit verlief ruhig ab. Izuku bemerkte zwar die besorgten Blicke seiner zwei Klassenkameraden, ließ sich davon aber nicht beirren. Er wollte einfach nur seine Ruhe. Anhand der Aura, die er ausstrahlte, erzielte diese auch ihre gewünschte Wirkung. Als das Gongzeichen das Wochenende einläutete, packte Izuku seinen Rucksack zusammen und stürmte aus dem Klassenzimmer. Schnell rannte er die Treppen runter und zog sich unten seine Schuhe an, ehe er seinen Rucksack richtig schulterte. Danach schritt er schnellen Ganges voran. Inzwischen schneite es wieder heftiger. Dicke Flocken rieselten vom Himmel herunter. Zum Glück hatte Izuku seinen Wollschal und eine dicke Flauschmütze dabei. Eine Schneeflocke landete auf seiner Nasenspitze als er zum Himmel hinaufschaute. Gedankenverloren ließ er seine Gedanken treiben. Der kleine Omega vernahm Schritte, die auf ihn zukamen. Anhand der Aura wusste Izuku bereits wer hinter ihm stand.
 

„Izuku?“
 

Ein Lächeln zierte Izukus Lippen als er sich umdrehte und Shoto hinter sich erblickte. Auch er trug einen langen Schal. Statt einer Mütze trug er flauschige Ohrenschützer. Alles in Weiß gehalten, er sah wieder zum Anbeißen aus. Der Grünhaarige schluckte schwer.
 

„Hallo Shoto. Was gibt’s?“
 

Verlegen kratzte sich der Weißrothaarige daraufhin am Hinterkopf und schaute zur Seite. Eine zarte Röte schmückte seine Wangen. Izuku bemerkte, dass er anders drauf war. War er etwa nervös? Aber vor was?
 

„Nun.. ich wollte fragen, ob du heute Abend bei mir übernachten willst. Meine Geschwister sind Beide außer Haus und mein Alter ist auf eine Veranstaltung eingeladen, weshalb er außerhalb übernachten wird. Somit hätten wir sturmfrei. Natürlich nur, wenn du willst.. du muss..“
 

Bevor Shoto sich weiter in Rage reden konnte, hielt Izuku ihm den Zeigefinger vor die Lippen. Kurz kicherte der Grünhaarige, ehe er seinen Mate herzlich anlächelte.
 

„Sehr gern, Shoto. Soll ich etwas mitbringen?“
 

Der Bunthaarige atmete erleichtert aus und schüttelte daraufhin mit dem Kopf.
 

„Nein, es reicht, wenn du erscheinst~“, daraufhin trat Shoto lächelnd näher und legte seine Arme um Izukus Körpermitte. Ehe der Grünhaarige etwas sagen konnte, legten sich weiche Lippen auf seine. Ein wärmendes Gefühl durchflutete Izukus Körper. Sein Herz schlug schneller und die Schmetterlinge führten in seinem Innern wieder einen Freudentanz auf. Total berauscht erwiderte der kleine Omega den Kuss. Er verspürte schon wieder dieses Pulsieren unterhalb seiner Gürtellinie. Dieser Alpha raubt ihm noch jeden Sinn und Verstand. Verlangender presste sich der Grünhaarige näher an seinen Mate. Sie vergaßen alles und jeden um sich herum. Ehe sie jedoch in eine heftige Knutscherei verfallen konnten, vernahmen sie plötzlich ein Räuspern und eine genervte Stimme neben sich, die sie daraufhin zusammenzucken ließ.
 

„Meine Güte sucht euch ein Zimmer. Das hält man ja im Kopf nicht aus!“
 

Augenblicklich ließen Izuku und Shoto voneinander ab. Der Kleinere spürte wie die Genervtheit wieder in ihm aufstieg. Konnte man selbst beim Küssen nicht mal seine Ruhe haben?! Der Grünhaarige war der Erste, der mehr als angefressen zu seinem Gegenüber schielte. Rote Iriden durchbohrten ihn regelrecht. Schweißtropfen bildeten sich daraufhin auf Izukus Stirn.
 

//Okay, Izuku. Ausrasten ist definitiv nicht erlaubt!//
 

„Kacchan?!“
 

„Pah!“, der Blonde atmete erneut genervt aus, die Arme hatte er vor seinem Oberkörper verschränkt. Der Rothaarige, der neben ihm stand, kam freudig auf Izuku und Shoto zu.
 

„Hallo Shoto. Ah, du musst Izuku sein, schön dich mal persönlich kennenzulernen. Ich bin Eijiro Kirishima. Ich gehe mit Katsuki und deinem Alpha in die selbe Klasse.“, freudig reichte der Rothaarige dem kleinen Omega seine Hand.
 

„Oh die Freude ist ganz meinerseits.“, Izuku lächelte Eijiro an und erwiderte die Geste. Er schien ein korrekter Typ zu sein. Wieder war ein genervtes Schnauben zu vernehmen.
 

„Hey Kackfrisur! Komm schon. Borderlands wartet auf uns! Außerdem wird mir von der Romantik, die in der Luft liegt, schlecht!“
 

Der Rothaarige blies daraufhin seine Backen auf und lachte laut auf. Dabei boxte er dem Blonden an die linke Schulter.
 

„Ach komm schon, Bro. Bist du etwa eifersüchtig?“, dabei legte Eijiro seinen Arm um Katsukis Schulter, der genervt den Blick abwand.
 

„PAH ALS OB!“, Izuku bemerkte die zarte Röte, die dem Blonden augenblicklich ins Gesicht schoss. Izuku wusste, dass der Blonde log. Warum ließ er bloß wieder den Miesepeter raushängen? Dabei hatte er eine ganz andere Seite an sich. Warum zeigte Katsuki sie nicht? Sie stand ihm so viel besser. Warum überspielte er alles? Warum sagte er nicht, was ihn bedrückte? Alles wäre so viel einfacher, wenn er sich mal helfen lassen würde. Katsuki musste definitiv seinen falschen Stolz ablegen. Izuku wusste, dass es ihm eigentlich gar nicht gut ging. Aber gerade ihm würde der Blonde sich nie anvertrauen. Da war sich der Grünhaarige zu 100% sicher. Aber wer wusste, was die Zeit bringen würde. Vielleicht mussten sie alle Geduld haben.
 

Ohne näher darauf einzugehen, verabschiedete sich Eijiro schließlich von den Beiden und verließ zusammen mit Katsuki das Schulgelände. Als sie außer Reichweite waren, bemerkte Izuku wie sich Shotos Arme von hinten um seine Körpermitte schlangen. Izuku spürte erneut die Wärme in sich aufsteigen. Zärtlich küsste Shoto daraufhin seinen Nacken. Izuku musste kurz aufkeuchen. Verdammt das war gar nicht gut. Sie befanden sich immer noch auf dem Schulgelände und er war so erregt, wie schon lange nicht mehr. Seine Härte drückte schmerzhaft gegen seine Hose. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und seine Wangen waren gerötet. Welches Spiel trieb sein Alpha bloß mit ihm? Jedoch waren seine Sorgen je vergessen als er Shotos Flüstern an seinem Ohr vernahm.
 

„Freu dich, mein kleiner Omega, davon gibt es heute Abend noch mehr~“
 

Danach ließ Shoto von Izuku ab und schritt an ihm vorbei. Der Grünhaarige bemerkte das hämische Grinsen auf dessen Gesicht. Der Omega verstand auf was sein Alpha gerade anspielte. Er konnte es kaum abwarten, sein innerer Omega rebellierte schon regelrecht und der Kleinere wusste, dass Shotos innerer Alpha es ihm gleichtat. Beide Parteien lechzten nach mehr. Ihre körperliche Sehnsucht nacheinander sprach Bände. Was würde den kleinen Omega heute Abend erwarten? Ein siegfreudiges Lächeln schlich sich auf Izukus Lippen.
 

„Oh, da bin ich ja mal gespannt, was du geplant hast, mein Alpha.“

Part XXXIII – nostalgia

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Part XXXIV – Tsuchis legacy

 

Ein herrliches Wochenende neigte sich dem Ende zu. Gut gelaunt erwachte Izuku an diesem Montagmorgen und fühlte sich so, als ob er Bäume ausreißen könnte. Endlich hatte sich seine schlechte Laune verzogen. Ihm ging es an diesem Morgen besser, wie nie. Zufrieden hüpfte er aus dem Bett, schlug die Vorhänge beiseite und öffnete die Balkontür. Ein herrlich frischer Winterwind zog an ihm vorbei. Leicht fröstelte es ihm jedoch, weshalb er die Tür direkt wieder schloss. Oberkörperfrei und nur in Schlafhose war dann doch etwas unpassend zu dieser Jahreszeit. Kurz atmete Izuku ein und aus, ehe er sich für die Arbeit fertigmachte. Für die nächsten zwei Wochen war er wieder in der Agentur. Ochacos Rat nahm sich der Grünhaarige sehr zu Herzen. An diesem Morgen stand er länger vor dem Badezimmerspiegel als jemals zuvor, aber das Endergebnis konnte sich echt sehen lassen. Zufrieden zog er sich sein blau-weiß kariertes Hemd an und richtete noch den Kragen. Danach gönnte er sich ein Glas Multivitaminsaft und schob sich noch ein Marmeladetoast in den Mund, ehe er nach seinem Haustürschlüssel griff und sich auf den Weg machen wollte. Kurz hielt er daraufhin inne. Stimmt, er hatte sein Mittagessen vergessen. Schnell huschte Izuku zurück in die Küche und nahm noch die Box aus dem Kühlschrank. Nun war alles vollzählig.
 

Fröhlich vor sich hin pfeifend, betrat der Omega fünfzehn Minuten später die Lobby, wo ihm schon seine Arbeitskollegen entgegenkamen und ihn freundlich grüßten. Die gute Laune steckte seine Kollegen wohl echt an. Fröhlich tapste er auf und ab. Bevor Izuku jedoch in sein Büro verschwand, machte er noch einen Abstecher in die Küche und goss sich heißen schwarzen Tee auf, während er sein Mittagessen im Kühlschrank verstaute und sich noch zusätzlich ein Glas Milch genehmigte.
 

„Verdammte Scheiße! Das darf doch echt nicht wahr sein!“
 

Der Grünhaarige hob fragend eine Augenbraue und schaute in die Richtung, aus der das Fluchen kam. War es überhaupt möglich an so einem tollen Morgen so schlecht drauf zu sein?
 

Izuku musste sich eingestehen, dass ihm das Wochenende mit seinem Alpha sehr gutgetan hatte. Von ihrem leidenschaftlichen Liebestrip mal ganz abzusehen. Der Grünhaarige hatte es sehr genossen und wenn er ehrlich zu sich selbst war, konnte er nun endlich von sich behaupten mal wieder ein normaler Mensch zu sein. Allerdings hatten er und Shoto Mühe damit verbracht ihr hinterlassenes Chaos entsprechend zu beseitigen. Die Federn von der Kissenschlacht ließen sich nur sehr schwermütig entfernen. Sein Alpha hätte beinahe die Nerven verloren und diese beinahe samt seinem Futon in Flammen aufgehen lassen. Izuku war mit einem Wassereimer gerade noch rechtzeitig zur Stelle und konnte somit schlimmeres verhindern. Aber ihr gemeinsames Teamwork zahlte sich aus. Feder für Feder wurde entfernt, sie hatten mehrere Stunden damit verbracht. Zum Glück waren bei den Bilderrahmen die Frontgläser nicht kaputt gegangen, somit konnten diese wieder an ihren Ort zurückangebracht werden. Was sie allerdings bei der ganzen Aufräumaktion vergessen hatten, war der Kleiderständer. Bislang ist es aber noch keinem aufgefallen. Ansonsten waren sie noch viel unterwegs gewesen. Seit ihren damaligen Waldbesuchen vor der Beerdigung, nutzten sie inzwischen jeden Sonntagmorgen wo sie gemeinsam durch das schöne Waldgebiet spazierten. Es gab dort so viele Wanderwege, die es zu erkunden gab. Vor allem, weil sie in aller Frühe aufbrachen und Izuku so den Sonnenaufgang noch bestaunen konnte. Der kleine Omega war Feuer und Flamme für die Ausflüge und sein Alpha las ihm jeden Wunsch von den Lippen ab.
 

Bevor Izuku jedoch weiter in seine Gedankenwelt abschweifen konnte, betrat ein Orangehaariger die Küche und raufte sich die Haare. Immer wieder fluchte dieser vor sich hin. Er bekam wohl nicht mit, dass sich noch jemand in der Küche befand.
 

„Fuck! Fuck! Fuck!“
 

Izuku lehnte sich gegen den Küchentresen und beobachtete seinen Kollegen eine Zeit lang, wie dieser vor ihm auf und ab lief. Kurz darauf musste der Grünhaarige kichern.
 

„Dir auch einen schönen Morgen, Shin.“
 

Der Angesprochene erschrak und hielt plötzlich in seiner Bewegung inne. Entgeistert starrte der Orangehaarige den kleinen Omega daraufhin an. Kurz hielt er sich hierbei die Hand an seine linke Brust, der Schock in seinem Gesicht sprach Bände. Izuku kannte den Orangehaarigen. Er arbeitete immer mit Tsuchi zusammen an neuen Projekten. Hauptsächlich ging es um die Erweiterung der EDV-Anlage oder Optimierung der Datenverarbeitungssysteme. Allerdings ist er charakterlich das komplette Gegenteil von Tsuchi. Shin ist leicht rebellisch und geht auch ziemlich schnell an die Decke. Sein feuriges Temperament ist nicht ohne. Manchmal muss Izuku hierbei an die Blonde Explosion denken. Zudem Shin ein Beta ist, wobei Alpha wohl besser gepasst hätte. Man konnte sich leider sein Sekundärgeschlecht nicht aussuchen.
 

„Mensch, Izuku, hast du mich erschreckt. Verzeih meinen Wutausbruch, aber so langsam raste ich in diesem Schuppen hier echt noch aus!“
 

„Was ist denn passiert?“, verwundert hob Izuku eine Augenbraue nach oben und rückte seine Brille zurecht, die leicht runtergerutscht war.
 

Ein genervtes Seufzen verließ daraufhin Shins Lippen, ehe dieser nun ebenfalls an den Tresen herantrat, sich eine Tasse aus dem Hängeschrank nahm und sich Kaffee servierte, der frisch zubereitet aus dem hochwertigen YURA-Kaffeevollautomaten kam. Izuku verstand bis heute noch nicht wie man dieses, seiner Meinung nach, „Höllen-Gesöff“ trinken konnte. Hitoshi war ja auch so ein Kandidat, der ohne Kaffee nicht leben konnte. Täglich vor Schulbeginn zieht er sich gleich drei Tassen voll von dieser pechschwarzen Flüssigkeit rein. Der Lilahaarige verwendet hierbei nicht einmal Milch oder Zucker, nein, er trinkt das Gesöff pur. Allein bei dem Gedanken daran stellten sich dem Kleineren alle Nackenhaare zu Berge.
 

„Du warst ja die letzte Woche nicht da, daher weißt du es gar nicht.“
 

Fragend hob der kleine Omega erneut eine Augenbraue. Inzwischen war sein Tee durchgezogen, woraufhin er den Teebeutel in den Mülleimer warf, der neben dem Tresen stand.
 

„Schieß los. Bring mich mal auf den aktuellsten Stand.“
 

„Tsuchis Büro soll geleert werden. Endeavor meinte es sei an der Zeit endlich mal Klarschiff zu machen.“
 

Geschockt hielt der Grünhaarige plötzlich inne.
 

„Tsuchis Zimmer leeren?“
 

„Ja, er hatte ein eigenes Büro. Warst du überhaupt schon einmal drin gewesen, Izuku?“
 

Der Grünhaarige schüttelte daraufhin vereinend den Kopf. Wenn Izuku so drüber nachdachte, war Tsuchi immer nur in sein Büro bekommen. Stimmt, wie sah Tsuchis Büro überhaupt aus? Da der Silberhaarige für die IT zuständig war, hatte Izuku immer damit gerechnet, dass er auf jeden Fall eine Menge PC-Kram gebunkert haben musste. Nun packte den Omega doch die Neugier.
 

„Nein, leider nicht. Ist so viel Zeug zu entsorgen?“
 

„PF! Zeug zu entsorgen? Er hat einen riesigen PC, der mit dem Hauptrechner verbunden ist. Tsuchi war Endeavors linke Hand. Sozusagen sein Stellvertreter. Klar haben wir eine eigene IT-Abteilung, aber Tsuchi war der Softwaredompteur der Agentur. Ohne ihn lief echt gar nichts. Der PC entstand aus Eigenkreation, hat sogar eine eigene Persönlichkeit und künstliche Intelligenz. Tsuchi konnte mit diesem Kasten sogar reden. Weiß der Geier, wie das Genie der Genies das hinbekommen hat. Auf jeden Fall müssen wir erst einmal Zugriff auf seinen Computer bekommen, ehe wir weiterverfahren können.“
 

Izuku blieb vor Staunen der Mund offenstehen. Er hatte gar keine Ahnung, dass Tsuchi so intelligent war. Wobei, wenn der Grünhaarige so darüber nachdachte, als bester und jüngster Pro-Held war ja klar, dass da mehr dahinterstecken musste. Nicht nur seine Spezialität war verdammt stark, auch seine Persönlichkeit, sein Beurteilungsvermögen einfach alles war hervorragend. Schwer musste der Kleinere daraufhin schlucken. Er hatte wahrlich vom Meister gelernt, auch wenn es nur für eine kurze Zeit gewesen war. Daraufhin nippte der Grünhaarige an seiner Tasse und wand das Wort wieder an Shin, der sich inzwischen schon den zweiten Kaffee richtete.
 

„Und wo liegt aktuell das Problem?“
 

Genervt seufzte der Orangehaarige daraufhin aus und fuhr sich nervös durch die Haare.
 

„Um weitermachen zu können, brauchen wir erst einmal das Passwort. Ohne dieses kommen wir nicht weiter. Der PC hat eine riesige Firewall, die selbst unser IT-Beauftragter nicht klein bekommt. Tsuchi hat echt volle Arbeit geleistet. Es ist ein dreißigstelliges Passwort, Izuku. Welcher normaldenkende Mensch denkt sich bitte so ein langes Passwort aus?!“
 

Bevor Izuku seinem Arbeitskollegen darauf antworten konnte, betrat Endeavor die Küche. Dieser war wieder besonders in Eile. Heute standen wohl wieder einige Meetings an, da der Pro-Held wieder einmal, wie so oft, im Anzug in der Agentur erschien. Man bekam ihn immer seltener mit seinem Heldenoutfit zu Gesicht.
 

„Morgen allesamt.“
 

Shin hob grüßend die Hand, während Izuku dem Flammenhelden zunickte. Der Pro-Held sah den kleinen Omega eindringlich an, nickte ihm daraufhin ebenfalls zu und wand dann das Wort an Shin, der inzwischen schon die zweite Kaffeetasse geleert hatte.
 

„Wie weit bist du inzwischen mit Tsuchis PC, Shin? Ist das Passwort endlich aufgetaucht?“
 

Der Orangehaarige seufzte erneut genervt aus und schüttete daraufhin den Kopf.
 

„Nein, ich habe inzwischen in jeder Schublade, in jedem Buch und in jeder noch erdenklichen Ecke nachgesehen, Boss. Sogar in seinen Bambuspflanzen, einfach überall. Das Passwort ist unauffindbar.“
 

Eine Zornader bildete sich daraufhin auf Endeavors Schläfe. Seine Hände bildete er zu Fäusten. Die Flammen in seinem Gesicht loderten gefährlich hin und her. Izuku wusste in diesem Moment, dass dies nichts gutes bedeuten konnte. Schnell ging er einen Schritt zurück. Dann brach der Sturm auch schon los.
 

„DAS DARF DOCH ECHT NICHT WAHR SEIN!! WIE SOLLEN WIR DENN BITTE AN DIE DATEN RANKOMMEN!! WIR BEKOMMEN NOCH ÄRGER MIT DER BEHÖRDE, WENN DAS SO WEITERGEHT!!! IST DAS ZU FASSEN?! SELBST NACH SEINEM ABLEBEN ÄRGERT ER MICH NOCH!!!“
 

Izukus Gesichtszüge entglitten augenblicklich. So in Rage hatte er seinen Vorgesetzten schon lange nicht mehr erlebt. Er kam sich vor wie im falschen Film. Aktuell wollte Izuku wahrlich nicht in Shins Haut stecken. Eigentlich tat er ihm sogar leid. Was konnte sein Arbeitskollege denn dafür, wenn das Passwort unauffindbar war?
 

Inzwischen betrat auch die Sekretärin die Küche, die dem Grünhaarigen damals geholfen hatte. Entsetzt schaute die Rothaarige zu Izuku rüber, der daraufhin nur mit den Achsen zuckte. Schnell gab sie dem Omega zu verstehen, dass er ihr folgen sollte. Wortlos schritt Izuku an Endeavor vorbei, der immer noch außer sich vor Wut herumschrie, und folgte der Sekretärin Richtung Aufzug. Erleichtert lehnte sich der Omega daraufhin gegen die Wand.
 

„Vielen Dank, Mara.“
 

„Keine Ursache Izuku, so geht das schon seit Mitte letzter Woche. Es ist frustrierend. Wir müssen an die Daten kommen. Es ist einfach nur ärgerlich. Ich kann Endeavors Zorn echt verstehen. Es gibt eine behördliche Anweisung. Wir haben ein Sicherheitssystem und wenn wir intern schon Probleme haben und nicht richtig miteinander fungieren, bekommen wir noch Ärger mit der Behörde. Wenn Tsuchi doch nur eine Notiz oder so hinterlassen hätte, dann könnten wir das Ganze endlich zum Ende bringen.“
 

Seufzend rieb sich die junge Frau daraufhin die Schläfe. Izuku hingegen war wieder in seinen Gedanken versunken. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Tsuchi so etwas wichtiges vergessen hätte. Wobei sein Abgang vor drei Monaten schon mehr als dramatisch gewesen war. Hatte der Silberhaarige wirklich so eine wichtige Sache vergessen? Bevor Izuku weiter darüber nachdenken konnte, legte die Sekretärin ihre Hand auf seine Schulter. Mit einem aufmunternden Lächeln sah die Rothaarige den Omega an.
 

„Am Besten wir machen uns mal ran an die Arbeit. Es gibt genug zu tun“
 

Izuku lächelte daraufhin ebenfalls und nickte eifrig.
 

„Ja, du hast Recht.“
 

Der restliche Arbeitstag verging sehr schnell. In der Agentur war wirklich eine Menge zu tun. Sämtliche Anträge und Anfragen mussten abgearbeitet werden. Vereinzelt bekam Izuku wieder Steckbriefe von Schurken, deren Spezialität er herausfinden musste. Meistens waren es Kleinkriminelle, die keine besonderen Auffälligkeiten besaßen, doch wenn es sich um eine Spezialität handelte, die Izuku noch nicht kannte, verewigte er sie weiterhin, wie bisher auch, in seinen Notizbüchern. Seitdem er in der Agentur angefangen hatte, war sein Büchervorrat inzwischen auf über 40 Exemplare angestiegen. So langsam musste sich der Omega echt Gedanken darüber machen, wie er zukünftig verfahren soll. Wenn er längerfristig in dem Job bleiben will, braucht er definitiv eine andere Herangehensweise beziehungsweise Alternative. Auf Dauer funktionierte das mit den Notizbüchern nicht mehr.
 

Heute war Izuku allein im Büro gewesen. Da nach dem Unterricht noch Sondertraining für die praktische Zwischenprüfung stattfand, kam Shoto die Woche über nachmittags nicht mehr in die Agentur. Sehr zu Izukus Missfallen. Das bedeutete, dass die Beiden sich wieder nur für wenige Stunden abends sehen konnten, wenn der Grünhaarige zum Training vorbeikam. Ein Seufzen entwich aus seiner Kehle, als er sich zurück in seinen Schreibtischstuhl sinken ließ. Gedankenversunken zog Izuku seine Brille aus und starrte Löcher in die Luft. Warum musste bloß alles so kompliziert sein? Es war zum Verrückt werden. Als der Grünhaarige schließlich auf die Uhrzeit sah, zeigt diese bereits 17 Uhr, somit konnte er sich in seinen wohlverdienten Feierabend verabschieden.
 


 


 

Bevor Izuku jedoch den Heimweg antrat, kaufte er unterwegs noch einen kleinen Strauß Blumen. Der Grünhaarige hatte sich vorgenommen bei Tsuchis Grab vorbeizuschauen und die Blumen dort abzulegen. Eigentlich machte er das immer zusammen mit seinem Mate, aber heute war ihm einfach danach. Allein was heute in der Agentur passiert war. Izuku war verwirrt. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Tsuchi die Zugangsdaten wirklich vergessen hatte. Der Silberhaarige musste sie doch irgendwo hinterlegt haben. Vielleicht fand er die Antwort, wenn er zur Ruhe kam und wo fand man diese nicht eher als auf einem Friedhof. Zur Abwechslung hatte es aufgehört zu schneien. Dick eingehüllt in Schal und Wollmütze machte sich der Grünhaarige auf den Weg zum Friedhof. Gedankenverloren richtete er seinen Blick auf die unterschiedlichen Gräber. Lichter und Figuren verliehen den letzten Ruhestätten ein sehr schönes Ansehen. Wenn sich die Angehörigen entsprechend um diese kümmerten, sahen diese wahrlich wunderschön aus. Ein trauriges Lächeln zierte Izukus Lippen als er weiter voranschritt. Einige Meter vor Tsuchis Grab entdeckte er eine Person, die mit dem Rücken zu ihm stand. Je näher Izuku kam, desto kleine wurde die Gestalt. Inzwischen konnte sich der Omega denken, wer vor ihm stand. Wenige Meter vor dem Grab blieb der Grünhaarige stehen, woraufhin sich die besagte Person umdrehte. Fliederfarbene Augen schauten in das grüne Augenpaar.
 

„Izuku?“
 

„Hallo Valerie “, nach diesen Worten trat der Grünhaarige neben sie, ging vor dem Grab auf die Knie und legte die Blumen neben sich seitlich ab. Kurz faltete er daraufhin seine Hände zusammen und schickte ein Gebet Richtung Himmel, ehe er seinen Kopf hob und zu der Omega aufsah, die immer noch neben ihm stand. Diese hatte den Grünhaarigen die ganze Zeit beobachtet, wand jedoch schnell den Blick ab, als Izuku zu ihr aufsah. Sie trug eine Pelzmütze und einen dicken Schal. Ihre blonden Haare waren seitlich zu einem Zopf zusammengebunden. Zudem zierten dicke Plüschhandschuhe, die Katzenpfoten ähnelten, ihre zierlichen Hände. Alles in Allem sah die Blondhaarige wirklich wunderschön aus, aber wer genauer hinsah, konnte sehen, dass die ganze Tragödie sie körperlich gezeichnet hatte. Der Glanz in ihren Augen war immer noch komplett verschwunden. Zudem sie immer noch so dünn und eingefallen wirkte. Izuku wusste nicht, ob er ein Gespräch beginnen sollte. Der letzte Versuch wurde ihrerseits abgewiesen, somit hielt sich der Omega zurück. Eine ganze Weile herrschte Stille. Plötzlich vernahm der Grünhaarige, dass die Omega nun ebenfalls neben ihm in die Hocke ging.
 

„Du kommst also auch regelmäßig vorbei, ja?“
 

Izuku widmete daraufhin seine volle Aufmerksamkeit der Blondhaarigen, die neben ihm kniete und auf das Grab schaute. Traute sie sich etwa nicht ihm in die Augen zu sehen? Daraufhin wand Izuku wieder den Blick ab und griff nach dem kleinen Blumenstrauß, den er behutsam auf das Grab ablegte. Ein trauriges Lächeln zierte seine Lippen.
 

„Ja, ich komme mit Shoto regelmäßig vorbei. Eigentlich jeden Sonntag nachdem wir unseren Waldspaziergang beendet haben.“
 

Kurz herrschte wieder Stille zwischen den Beiden. Diese Stille war für den Grünhaarigen mehr als unangenehm. Er wusste nicht, ob er nun eine Konversation mit der Omega führen sollte, ob es überhaupt angebracht war. Izuku war sehr unsicher. Zu gern möchte er wissen wie es ihr geht. Was er für sie tun kann. Die ganze Ungewissheit nagte an ihm. Jedoch war es Valerie, die erneut das Gespräch suchte.
 

„Wie geht es Shoto eigentlich?“
 

Kurz sah Izuku zu seiner Nachbarin und schenkte wieder dem Blumenstrauß vor sich die volle Aufmerksamkeit.
 

„Es geht ihm den Umständen entsprechend. Mal gibt es Momente, wo die Tage grau erscheinen, aber es gibt auch wieder Tage wo die Sonne scheint. Es variiert. Wie geht es dir eigentlich?“
 

Die Blondhaarige schwieg daraufhin. Ein mulmiges Gefühl machte sich in der Magengegend des Grünhaarigen breit. War er zu weit gegangen? Schnell dachte er nach wie er das Ruder noch rumreißen könnte. Er wollte nicht schon wieder von ihr abgewiesen werden.
 

„Hör mal Val. Du brauchst mir nicht zu sagen, wie es dir geht oder wie deine Gefühlswelt aktuell aussieht. Aber ich finde jetzt von Omega zu Omega, dass du dich mal einem Artgenossen anvertrauen solltest. Es würde dir wahrscheinlich helfen. Ich war froh, dass Ochaco an meiner Seite war. Mit ihr konnte ich echt über alles reden. Sie war meine Stütze.“
 

Traurig senkte Izuku erneut seinen Blick. Er fühlte sich schuldig. Schuldig sein Wort gegenüber Tsuchi gebrochen zu haben. Seinem Stand als Freund nicht gerecht geworden zu sein. Ihr nicht geholfen zu haben als sie es am meisten gebraucht hatte.
 

„Ich bin dir aber nicht böse, wenn ich nicht derjenige bin mit dem du hierüber sprechen willst. Es steht mir auch nicht zu. Schließlich war ich nicht für dich da. Das Einzige, was ich sagen kann ist, dass es mir leidtut. Ich habe nicht nur dich enttäuscht, sondern auch Tsuchi.“
 

Die Blondhaarige regte sich augenblicklich. Das fliederfarbene Augenpaar weitete sich. Ungläubig sah sie den Grünhaarigen daraufhin an, der immer noch den Blick gesenkt hielt.
 

„Tsuchi?“
 

Kurz atmete der Grünhaarige ein und aus, ehe er weiterfortfuhr.
 

„Er hatte mich darum gebeten dir weiterhin ein guter Freund zu sein. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich das genaue Gegenteil getan habe.“
 

Daraufhin bildete Izuku seine Hände zu Fäusten. Er war einfach nur wütend. Wütend auf sich selbst und auf die gesamte Situation. Die Traurigkeit wurde weniger, aber es gab immer noch Momente wie jetzt, die ihn wieder zurückmanövrierten. Zurück an den Ursprung, wo alles ihren Lauf nahm. Wo Tsuchi seine Wahl betroffen hatte. Auch wenn viele Erinnerungen verschwommen waren. Er konnte sich bis heute noch nicht an alles erinnern was an jenem Abend geschehen war. Bevor Izuku jedoch weiterreden konnte, spürte er ein fremdes Händepaar, das sich behutsam auf seine Faust legte.
 

„Du bist derjenige, der sich gar keine Vorwürfe machen muss, Izuku. Es ist nicht so, dass du es nicht versucht hättest, aber ich war diejenige, die dich weggestoßen hat. Somit war es mein Verdienst. Du hast dein Versprechen nicht gebrochen. Damals nicht und heute auch nicht.“
 

Das grüne Augenpaar starrte ungläubig auf und widmete erneut die volle Aufmerksamkeit der Blondhaarigen, die immer noch neben ihm kniete. Ihr Blick war zu Boden gerichtet.
 

„Im Moment weiß ich gar nicht wie meine Welt aussieht, Izuku. Alles um mich herum ist ins Wanken geraten. Wie ein Spiegel, der in tausend Scherben zersplittert ist. Ich weiß aktuell nicht mehr wer ich bin und was mich überhaupt ausmacht. Als Tsuchi von uns gegangen ist, ist ein Teil von mir mit ihm gestorben. Die Valerie, die vorher immer stark und mutig war, stets kühn, aufrichtig, verständnisvoll … existiert nicht mehr. Alles was mich ausgezeichnet hat, gibt es nicht mehr. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Man kann sagen, ich habe meinen Schlüssel zu meiner Seele und auch zu meinem Herz verloren.“
 

Izuku lauschte aufmerksam ihren Worten. Anhand der Worte, die sie so klar und verständlich wählte, konnte der Grünhaarige nur erahnen wie es unterhalb der Eisbergspitze aussah. Wie er es sich schon gedacht hatte. Wenn ein Alpha stirbt, stirbt auch sein Omega, zumindest seelisch. Tränen bildeten sich in seinen Augen. Schnell wand er den Blick ab und fuhr sich mit seinem Handrücken über sein Gesicht. Ihm fehlten einfach die Worte. Valerie hingegen nahm ihre Hände von Izukus Faust und erhob sich daraufhin. Izuku tat er ihr gleich und stand nun ebenfalls auf. Eine Weile standen sie noch vor dem Grab. Inzwischen hatte es wieder angefangen zu schneien. Als der Grünhaarige auf die Uhr sah, war es bereits 18 Uhr. So viel Zeit war also inzwischen vergangen? Es herrschte erneut diese bedrückende Stille. Schließlich war es erneut Valerie, die das Wort an ihn richtete. Ein einziger Satz, der Izukus innerstes ins Wanken brachte.
 

„Ich werde Japan verlassen.“
 

Das Herz des Grünhaarigen blieb augenblicklich stehen. Alles um ihn herum nahm er nur noch in Zeitlupe wahr. Die Schneeflocken rieselten noch langsamer auf ihn herab. Geschockt sah er seine Nachbarin an, die ihm in diesem Moment tief in die Augen blickte.
 

„Die Familie meiner Mutter lebt in Amerika im Bundesstaat Texas. Ich bin Halbamerikanerin. Es ist schon alles geregelt. Ich werde mir eine Auszeit nehmen. Mein Flug geht heute Abend um Punkt Mitternacht. Es wussten nur eine Hand voll Leute davon und diese durften es auch nicht weitererzählen. Niemand anderes sollte wissen, dass ich gehe. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht mich von euch allen zu verabschieden. Einfach Lebewohl zu sagen. Eigentlich war ich heute nur hier, um mich von Tsuchi zu verabschieden. Schön, dass ich dich noch getroffen habe. So konnte ich dir zumindest die Schuldgefühle nehmen, die dich schon so lange geplagt haben. Das hätte ich schon viel eher tun sollen. Es tut mir leid, Izuku.“
 

Daraufhin wand sich die Omega von Izuku ab und drehte ihm den Rücken zu. Dieser blieb weiterhin versteinert an Ort und Stelle stehen. Er war innerlich erstarrt. Kurz bevor sich die Blondine jedoch auf den Weg machte, legte sie ihre rechte Hand auf Izukus Schulter und sah ihn herzlich an. Ihr standen bereits wieder die Tränen in den Augen. Bevor Izuku wusste wie ihm überhaupt geschah, umarmte Valerie den Omega, der sofort die Umarmung erwiderte. So fest er konnte, drückte er die junge Frau an sich.
 

„Danke, dass du mir zugehört hast. Es tat gut mit einem Artgenossen zu sprechen. Machs gut Izuku. Sag Shoto liebe Grüße von mir, ja?“
 

In Izukus Hals bildete sich ein schwerer Klos. Das kam alles so plötzlich, so unerwartet. Schmerzlich biss er sich daraufhin auf die Unterlippe.
 

„Das werde ich, Val. Ich hoffe du findest wonach auch immer du suchst. Vergiss uns bitte nicht, ja?“
 

Daraufhin legte Valerie ihre linke Hand an Izukus Wange, an der langsam eine einzelne Träne herunterkullerte. Wärmende fliederfarbene Augen schauten den Grünhaarigen an. Izuku konnte ihren Schmerz genau sehen, ihre Seelenspiegel verrieten sie. Es war keine leichte Entscheidung für sie gewesen. Wieviel Überwindung es sie wohl gekostet hatte diesen Weg zu wählen? Ein trauriges Lächeln zierte daraufhin Valeries Lippen ehe sie ihre Augen schloss und folgende Worte flüsterte.
 

„Wir werden uns wiedersehen, Izuku. Das ist ein Versprechen. Es gibt mehr als einen Grund wieder zurückzukehren.“
 

Nach diesen Worten löste die Blondine die Umarmung, sah den Grünhaarigen ein letztes Mal lächelnd an, ehe sie sich schließlich auf den Weg machte. Die Schritte entfernten sich. Izuku blieb immer noch an Ort und Stelle stehen. Ließ die Worte der Omega noch einmal Revue passieren. Sie will Japan verlassen? Nach Amerika gehen? Auszeit nehmen? Aber für wie lange? Auf einmal erinnerte sich Izuku an die Situation von Katsuki. Wie er weinend unter einer Tanne gesessen hatte. Hatte sein Gefühlsausbruch etwa damit zu tun gehabt? Hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits gewusst, dass Valerie weggehen will? Ein beklemmendes Gefühl machte sich in seiner Brust breit. Allein nur der Gedanke daran trieb ihm wieder die Tränen in die Augen. Die ganze Situation wirkte so surreal und dann doch wieder so realistisch. Was blieb ihm auch anderes übrig. Er musste es akzeptieren. Krampfhaft ballte er die Hände wieder zu Fäusten. Tränen liefen bereits an seinen ohnehin schon geröteten Wangen hinunter. Knirschend biss er sich auf die Zähne.
 

„Machs Gut, Valerie…“
 


 


 

Es verging noch eine weitere Stunde, wo Izuku einfach nur dastand und gedankenverloren auf das Grab herabblickte. Inzwischen waren die einzelnen Grablichter angegangen und erhellten den Weg. Sein Kopf war leergefegt. Er wusste nicht mehr voran er denken sollte. Auf der einen Seite fühlte er sich erleichtert, dass Valerie seine Sorgen von ihm genommen hatte, aber dass sie nun wirklich das Land verlassen würde. Er wollte nicht schon wieder von einem Freund Abschied nehmen müssen. Ein bitterer Beigeschmack blieb. Izuku konnte die Situation nicht ändern. Konnte die Zeit nicht mehr zurückdrehen, alles ungeschehen machen. Als Izuku sich schließlich umdrehen und sich auf den Weg machen wollte, stand Shoto einige Meter hinter ihm. Kurz schauten sie sich einander tief in die Augen. Die Beine des Omega bewegten sich von ganz allein. Der Alpha lächelte den Grünhaarigen daraufhin traurig an, ließ seine Schultasche in den Schnee sinken und breitete seine Arme aus, in die Izuku wenige Sekunden später weinend hineinrannte. Schluchzend fiel der Omega seinem Mate um den Hals. Shoto festigte daraufhin seine Umarmung und fuhr Izuku zärtlich über den Rücken.
 

„Shoto..“, schluchzend vergrub der Kleinere sein Gesicht in Shotos Jacke und weinte bitterlich.
 

„Sh… du brauchst nichts zu sagen. Ich war schon bei dir Zuhause und als ich Mara in der Agentur angerufen habe, sagte sie mir, dass du schon gegangen bist. Also blieb ja nur dieser Ort übrig, oder? Ich habe meinem Alten im Übrigen verklickert, dass der Sonderunterricht länger dauert.“
 

Izuku sah daraufhin zu seinem Alpha auf und schmiegte sich schließlich wieder nah an ihn. Starke Arme schlangen sich um seine Körpermitte, während der Weißrothaarige ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte. Eine Weile blieben sie noch an Ort und Stelle stehen, ehe sie sich gemeinsam auf den Weg zu Izukus Wohnung machten. Auf dem Weg dorthin berichtete der Omega von dem Aufeinandertreffen mit Valerie. Erzählte ihm einfach alles. Von seinen Schuldgefühlen ihr gegenüber und wie sie ihn schließlich davon befreit hatte. Shoto hörte ihm genau zu und nahm die Hand seines Mates in seine eigene. An ihm ging das ganze ebenfalls nicht spurlos vorbei. Er wusste, dass Izuku sehr lange Schuldgefühle plagten. Dass er selbst als Omega einem anderen Omega nicht helfen konnte. Umso schöner ist es, dass sie sich nun endlich ausgesprochen haben. Das Missverständnis aus der Welt schaffen konnten. Dass Valerie allerdings Japan verlässt, war für den Weißrothaarigen ebenfalls ein Schlag ins Gesicht. Sie war in all den Jahren eine gute Freundin für ihn geworden. Dass sie gehen wollte, ohne jemanden darüber zu informieren, stimmte Shoto traurig. Wobei er ihre Gedankengänge verstehen konnte. Vielleicht wird sie endlich Ruhe finden und mit allem abschließen können. Es ging hier um ihr Wohlergehen und wenn dieses nun mal hier nicht zu finden ist, dann muss man sich auf die Suche danach begeben. Der Alpha war allerdings guter Dinge, dass sie die Blondine eines Tages wiedersehen würden. Als sie das Mehrfamilienhaus schließlich erreicht hatten, blieb Izuku plötzlich auf der Treppenstufe vor der Eingangstür stehen. Sein Blick war auf die Marmortreppe gerichtet.
 

„Denkst du, wir werden sie wiedersehen, Shoto?“
 

Der Größere drehte sich daraufhin zu seinem Omega um. Ein zärtliches Lächeln zierte seine Lippen.
 

„Ich kenne Val schon lange genug. Wenn sie etwas verspricht, dann hält sie ihr Wort.“
 

Ein zartes Schmunzeln stahl sich daraufhin auf Izukus Gesicht. Sein Mate wusste einfach wie man ihn wieder aufmunterte. Dafür war er seinem Alpha so unendlich dankbar. Alles würde gut werden, daran glaubte der Omega aus tiefstem Herzen.
 

„Danke Shoto…“
 

Der Omega atmete daraufhin erleichtert aus und schritt dann an Shoto vorbei, der ihm zuvor lächelnd die Tür aufgehalten hatte. Gemeinsam stiegen sie noch die Treppen hinauf, ehe sie schließlich die Wohnung des Grünhaarigen erreichten. Als sie das Apartment betreten hatten und die Wohnungstür ins Schloss gefallen war, warf Izuku daraufhin gähnend seine Tasche in die nächste Ecke. Dabei kippte diese um und der gesamte Inhalt verteilte sich unglücklicherweise auf dem Boden.
 

„Oh nein, nicht doch!“
 

Genervt stöhnte der Omega auf, rollte mit den Augen, bückte sich zu Boden und sammelte die einzelnen Gegenstände auf. Alle Schreibutensilien hatten sich quer auf dem Boden verteilt. Warum war auch sein Mäppchen aufgegangen? Shoto gesellte sich zu dem Grünhaarigen hinunter und half ihm dabei die Sachen einzusammeln und wieder in seinem Rucksack zu verstauen. Sogar die Notizbücher waren rausgefallen. Ehe sie ihre Mission erfolgreich beenden konnten, weckte schließlich Shotos Frage Izukus Aufmerksamkeit.
 

„Was ist das denn?“
 

„Was ist was?“, Izuku hob fragend eine Braue nach oben.
 

„Na das hier, von mir ist es mal nicht“, Shoto hielt einen kleinen Gegenstand in seiner Hand, den er daraufhin in Izukus Handfläche legte.
 

Es handelte sich um ein Päckchen. Izuku runzelte daraufhin die Stirn. Was war das denn bitte? Behutsam hob er es hoch und begutachtete es von allen Seiten. Es war tatsächlich ein einzelnes Päckchen. Kurz darauf hielt sich der Grünhaarige das Päckchen ans Ohr und rüttelte daran. Es gab ein dumpfes Geräusch von sich, also befand sich ein fester Gegenstand darin. Seit wann besaß er so etwas? Vor allem, er hatte so oft inzwischen seinen Rucksack ein und ausgeräumt. Hatte das Päckchen etwa ganz unten gelegen?
 

Je länger der Grünhaarige das Päckchen betrachtete, desto mehr vernahm Izuku unklare dumpfe Stimmen in seinem Innern. Plötzlich blitzten Bilder vor seinem inneren Auge auf. Erst waren sie verschwommen, doch nach und nach klarte die Sicht auf. Er sah sich selbst, wobei sein ich nicht allein war.
 

 
 

„Du hast es bemerkt, oder?“

„Dass deine Spezialität deinen Körper zerstört? Ja, hab ich! Was soll das werden, Tsuchi?“

Schmerzlich zischend hielt sich Izuku daraufhin seinen Kopf fest. Ein Stromschlag durchfuhr seine Schläfe. Weitere Bilder prasselten auf ihn ein. Szenen, die ihn zusammen mit dem Silberhaarigen zeigten. Wortfetzen, die durch sein Innerstes hallten. Ihm vor Augen führten, dass er diese Worte schon einmal vernommen hatte, dass er sie selbst sogar ausgesprochen hatte. Sein Atem ging schneller und sein Herz hämmerte wie wild gegen seinen Brustkorb.

 

„Tsuchi, bitte, du musst es nicht tun..“

„Es ist der Stolz meines inneren Alphas, der mich aktuell lenkt“

 
 

Shoto, der in der Zwischenzeit immer noch vor seinem Omega kniete, sah diesen entgeistert an. Er spürte die Hormone, die Izuku genau in diesem Moment ausschüttete. Sie waren von Panik und Angst geprägt. Vorsichtig begann er an seinem Omega zu rütteln, der immer noch erstarrt das Päckchen vor sich ansah.
 

„Izuku? Was ist los?“
 

Tränen traten bereits aus Izukus Augen hervor. Sein Atem beschleunigte sich noch mehr, schnürte ihm die Luft zum Atmen ab. Immer deutlicher klarten die Bilder vor seinem inneren Auge auf. Ebenso die Worte, die er mit Tsuchi gewechselt hatte. Seine letzten Worte.
 

 

 
 

„Versprich mir bitte, dass du weiterhin für mein Omega da sein wirst und auch, dass du Shoto beistehst. Ich war all die Jahre die einzige Person an seiner Seite. Ich war sein Stützfeiler. Bitte bewahre auch deinen Traum weiterhin bei und …

 
 

Izuku konnte es endlich sehen. Es wirkte so, als ob er als dritte Partei dieser Szene beiwohnen würde. Der Omega sah, wie sein ich vor ihm das Päckchen in seinen Händen hielt. Es nahe an seine Brust gedrückt hatte.
 

 

 
 

…..pass gut hierauf auf.“

„Ich verspreche es…du kannst dich auf mich verlassen Tsuchi…“

 
 

Es waren genau diese Worte, die ihn wieder an alles erinnern ließen. An alles was Tsuchi ihm daraufhin anvertraut hatte. Seine letzten Wünsche an ihn. Einfach alles. Alles, was der Grünhaarige aufgrund des Traumas verdrängt oder sogar komplett vergessen hatte.
 

 

 
 

„Ein kleiner Tipp, wenn ihr heiraten solltet: Shoto hat in seinem Leben noch nie ein Feuerwerk gesehen. Ich würde mir wünschen, dass ihr an diesem wichtigen Tag unter einem Sternenhimmel steht, der durch die Raketen und die vielen Lichter erleuchtet wird. Ich will, dass dieses einzigartige Augenpaar die Faszination eines Kindes erlebt, das zum ersten Mal die bunte Farbenvielfalt bestaunt.“

 
 

Dicke Tränen kullerten an Izukus Wange herunter. Die Worte überwältigten ihn. Ließen Schuldgefühle in ihm aufsteigen. Warum hatte er das alles bloß vergessen? Wie konnte er nur?
 

 

 
 

„Wenn ihr eine Familie gründen solltet: Wagt es ja nicht und bekommt nur ein Einzelkind. Ich stelle mir vor, dass ihr mindestens zwei habt, am besten ein Junge und ein Mädchen. Vor allem, dass ihr bis zu euerem Lebensende glücklich sein werdet. Schenk Shoto bitte die Familie, die er sich schon so lange wünscht.“

 
 

Der Grünhaarige hielt das Päckchen nah an seine Brust gedrückt. Er konnte inzwischen ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Er krampfte regelrecht zusammen. Sein Körper begann bereits zu zittern.
 

„Izuku, hörst du mich?“
 

Die Rufe seines Alphas drangen nicht zu ihm durch. Izuku drohte in diesem Moment beinahe zusammenzubrechen. Es fühlte sich an, als ob man ihm den Boden unter den Füßen weggerissen hätte. Sein Atem ging stoßweise. Sein Herz drohte aufgrund des Pulsrasens auszusetzen. Es glich einer Panikattacke, die er gerade drohte zu erleiden. Plötzlich spürte Izuku daraufhin wie ihn jemand in den Arm nahm. Erst langsam kehrte er wieder ins hier und jetzt zurück. Shoto hatte seinen Mate in eine innige Umarmung gezogen und seinen Kopf in Izukus Halsbeuge abgelegt. Der Omega konnte den Atem des Weißrothaarigen an seiner Haut spüren. Erst jetzt realisierte der Grünhaarige, dass Shoto nach ihm gerufen hatte, sogar mehrmals.
 

„Izuku, bitte rede mit mir. Was ist los?“
 

Das wiesengrüne Augenpaar sah auf. Erneut trafen wiesengrüne Augen auf Silber-Türkis, als der Alpha seinen Kopf ebenfalls erhoben hatte. Izuku war wie in Trance als er seinen Blick schließlich wieder auf das Päckchen in seinen Händen richtete. Es wirkte alles immer noch so surreal. Ein schwerer Klos bildete sich in Izukus Kehle, seine Stimme klang zittrig.
 

„Das….“
 

Schmerzlich biss Izuku seine Zähne aufeinander. Drückte das Päckchen nochmal nah an seine Brust. Es tat so schrecklich weh. Jene Szenen noch einmal zu erleben, aber es war notwendig. Wie lange hatte er sich schon den Kopf darüber zerbrochen, dass ihm etwas Wichtiges entgangen war? Endlich hatte dies ein Ende. Endlich hatte er Gewissheit, einfach über alles. Der Omega atmete daraufhin tief ein und aus, ehe er mit klarem Verstand das Wort an seinen Alpha richtete, der ihn immer noch in seinen Armen hielt.
 

„Das, was ich aktuell in meinen Händen halte, ist Tsuchis Vermächtnis.“

 

 

 

Part XXXV – From me to you

Shoto sah seinen Omega fassungslos an, während dieser weiterhin den Blick auf den Gegenstand in seiner Handfläche gerichtet hatte. Es herrschte Stille. Der Alpha wusste in diesem Moment nicht wie er reagieren sollte. Vorsichtig stand Izuku daraufhin auf und nahm auf der Couch Platz. Er zitterte immer noch am ganzen Körper. Die innerliche Unruhe war mehr als spürbar. Der Weißrothaarige tat es ihm daraufhin gleich und nahm zuvor noch eine Wolldecke aus dem Schrank. Danach gesellte er sich zu Izuku auf die Couch, wickelte die Decke um sie beide und zog seinen Mate zu sich, der sich daraufhin gegen die Brust seines Weißrothaarigen lehnte. Die Nähe war Izuku gerade mehr als recht. Kurz sah er zu seinem Mate hoch und schenkte ihm ein trauriges Lächeln.
 

„Danke, dass du bei mir bist.“
 

Shoto hauchte dem Omega daraufhin einen Kuss auf die grünen Locken und nahm Izukus Hand in die Seine, in der sich das Päckchen befand.
 

„Wie in guten, wie in schlechten Zeiten, oder?“
 

Die Augen des Grünhaarigen funkelten auf. Dankbarkeit spiegelte sich in dem grünen Augenpaar wider. Izuku atmete mehrmals tief ein und aus, versuchte sein Innerstes zu beruhigen. Dann wand er wieder das Wort an seinen Mate.
 

„Sollen wir es gemeinsam öffnen? Ich denke Tsuchi hätte nichts dagegen gehabt.“
 

„Wenn du möchtest, gerne.“
 

Bestätigend nickend öffnete der Omega die Verpackung. Izuku war mehr als aufgeregt. Was würde ihn erwarten? Was genau hatte Tsuchi ihnen mitteilen wollen? Behutsam nahm Shoto den Deckel ab und legte diesen auf dem Glastisch vor ihnen ab. Das erste was Izuku daraufhin hervorzog, war ein zusammengerolltes Stück Pergament. Kurz schaute er fragend den Weißrothaarigen an, der ihm daraufhin lächelnd zunickte. Vorsichtig entfernte der Grünhaarige das Band, das sich drum herum befand und öffnete das Schriftstück, das aus zwei Seiten bestand. Es war ein Brief. Shoto legte daraufhin wieder seine Hand auf die Izukus, die leicht angefangen hatte zu zittern. Kurz musste der kleine Omega schlucken ehe er sich den Worten zuwand.
 


 

Hallo Izuku,
 

wenn du diese Worte lesen wirst, werde ich längst nicht mehr unter den Lebenden weilen. Es tut mir schrecklich leid es auf diese Art machen zu müssen, doch mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Valerie braucht mich, mein Omega braucht mich. Ich weiß, ich reagiere gerade ziemlich egoistisch und stelle dich und Shoto somit vor unvollendete Tatsachen, doch mein Herz sagt mir, dass ich diesen Weg gehen muss.
 

Du fragst dich bestimmt, warum ich mich gerade an dich wende. Momentan bist du der Einzige, der für mich in greifbarer Nähe ist und auch weil du inzwischen ein sehr guter Freund von Val und mir geworden bist. Ich vertraue dir und somit bereue ich nicht meine letzten Worte an dich zu richten. Wenn Shoto aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte, sag ihm bitte, dass es mir Leid tut. Dass ich nicht auf ihn warten konnte. Ich weiß, dass ihn schreckliche Schuldgefühle plagen werden. Schließlich hatte er alles in seiner Macht stehende versucht um Val zu retten. Doch ich weiß, dass es nicht seine Schuld gewesen war. Bitte sag meinem besten Freund, dass ihn keine Schuld trifft.
 


 

In diesem Moment vernahm Izuku wie sein Mate sich hinter ihm verkrampfte. Kurz schaute der Omega zu seinem Mate auf. Tränen bahnten sich langsam einen Weg an Shotos Wangen hinunter. Gleichzeitig biss sich der Alpha zusätzlich auf die Unterlippe und senkte den Kopf. Der Omega spürte die innere Unruhe seines Mates. Diese Worte rissen innere Wunden auf. Dem Grünhaarigen erging es nicht anders. Traurig ließ Izuku seinen Blick sinken und widmete sich wieder dem Brief.
 


 

Weißt du Izuku, ich wusste gleich, dass in dir mehr steckt als nur ein Omega. Shoto war anfangs ziemlich durch den Wind gewesen. So durcheinander hatte ich ihn noch nie erlebt. Er wusste nicht wie er auf dich zugehen sollte. Diese Aufregung hatte mich in den Wahnsinn getrieben. Es war mehr als offensichtlich, dass er in dich verliebt war. Es hat mir mehrmals ein Grinsen auf die Lippen gezaubert. Dreimal darfst du raten, wer ihm den Tipp gab dir eine Facebook-Anfrage zu schicken.
 


 

Ein Schmunzeln schlich sich auf Izukus Lippen. Eine angenehme Wärme stieg in seinem Innern auf. Na, sieh mal einer an?
 


 

Außerdem finde ich es spitze, dass du den Weg des Heldenanalytiker gehen willst. Du musst wissen, mein Großvater war auch einer. Er war unter dem Namen Takeru Yamari bekannt. Er war einer der Besten. Ich weiß schon gar nicht mehr wie oft ich in meiner Kindheit bei ihm im Büro gewesen bin und ihm dabei zugesehen habe. Er hatte eine riesige Ansammlung an Notizen. Die Größte von ganz Japan, um genau zu sein. Als ich deine Notizbücher zu Gesicht bekam, ich war hin und weg. Ich fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt.

Du bist ihm verdammt ähnlich.
 


 

Der Grünhaarige konnte nicht fassen, was er gerade zu lesen bekam. Tsuchis Großvater war auch ein Heldenanalytiker gewesen? Auf einmal dämmerte es dem Kleineren. Er hatte in seiner Kindheit von einem sehr berühmten Analytiker erfahren. Er war der Beste seiner Zeit und ein wahres Genie. Er war überhaupt erst der Grund gewesen, weshalb Izuku sich schlussendlich zu einem neuen Traum bewegen konnte. Schwer schluckte der Grünhaarige daraufhin als er eins und eins zusammenzählte. Das Geniedasein lag wohl in der Familie. Ein trauriges Schmunzeln zierte daraufhin Izukus Lippen.
 


 

Du musst wissen, er hatte sich nicht nur mit den Spezialitäten an sich beschäftigt. Klar, gehört das Analysieren der Vor- und Nachteile dazu, aber er hatte noch ein anderes Gebiet im Sinn. Eines, das bis zum heutigen Tage noch unerforscht ist.
 

„Was passiert mit den Menschen, deren Spezialitäten sich nicht mit dem Körper vertragen?“
 

Eine Quirk zu besitzen, mag zwar in unserer heutigen Zeit kein Mysterium mehr darstellen, aber was geschieht, wenn der eigene Körper die Kräfte nicht verarbeiten kann?

Wie kann diesen Menschen geholfen werden? Mein Großvater besaß wie ich die Kristallisierung als Spezialität und verstarb auch an deren Nebenwirkungen. Sie mag zwar schön ansehbar und auch sehr stark sein. Aber diese Quirk fordert Opfer. Im wahrsten Sinne. Du fragst dich warum ich meine Quirk nie angewandt habe? Die Antwort ist simpel. Ich habe ausdrücklich vom Arzt verboten bekommen sie zu benutzen. Mit jeder Anwendung zerstört sie einen Teil meines Körpers. Zerstört alle Blutkörperchen. Mein Blut kristallisiert und verhärtet sich. Somit kommt es unweigerlich irgendwann zum Herzstillstand. Ein harter Schlag für einen frisch ausgebildeten Pro-Helden von gerade mal 16 Jahren. Es wissen nur sehr wenige Leute hierüber Bescheid. Sogar Valerie habe ich im Unwissenden gelassen. Ich weiß, ich bin ein schlechter Alpha. Aber sie mit meinen Problemen zu belasten, obwohl sie selbst auch genug mit sich zu kämpfen hat, wollte ich vermeiden.
 

Es tut mir auch im Herzen weh ihr ihren innerlichsten Wunsch nie erfüllen zu können. Valerie liebt Kinder über alles und sie wünscht sich nichts sehnlicher als eine eigene Familie. Doch die Angst, dass meine Kinder meine Spezialität erben könnten, war zu groß. Ich wollte nicht, dass meine Kinder mit dieser Belastung zu kämpfen haben.
 

Aber mit dieser Aktion weiß ich, dass ich mein Limit erreichen werde. Es ist unausweichlich. Ich werde nicht mehr wiederkehren, werde mit dieser letzten Aktion meinem inneren Alpha alle Ehre erweisen und meine geliebte Omega retten. Ich liebe sie über alles. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Ich bin bereit mein Leben für ihres zu geben.
 


 

Izuku konnte nicht mehr an sich halten. Zitternd hielt er den Brief weiterhin in seiner Hand und schluchzte. Dicke Tränen kullerten seine Wangen hinunter. Schmerzlich biss er sich auf die Unterlippe, an dieser schon das Blut heruntertropfte. Es war kaum zu ertragen. Wieder musste er an jenen Abend zurückdenken. Er hatte gesehen, was die Quirk mit Tsuchis Körper angerichtet hatte. Er hatte es genau gesehen. Allein die Schmerzen, die der Alpha hierdurch erleiden musste.
 


 

Bitte sei Valerie weiterhin ein guter Freund und sei auch eine Stütze für Shoto. Ich weiß, dass mit meinem Tod eine Welt für ihn einstürzen wird. Gib ihm Halt. Ich weiß genau, dass die schwere Phase, die euch noch bevorsteht, eure Beziehung wachsen lässt. Ihr seid ein tolles Paar und ich wünsche euch für eure Zukunft alles erdenklich Gute.
 


 

Shoto zog daraufhin seinen Omega noch näher zu sich und lehnte seine Stirn gegen Izukus Hinterkopf. Zärtlich fuhr er mit dem rechten Daumen über Izukus tränenbenetzte Wange und versuchte ihn so zu beruhigen. Der Omega hingegen krampfte in sich zusammen und weinte bitterlich. Es tat so schrecklich weh. Das beklemmende Gefühl in seiner Brust schnürte ihm die Luft zum Atmen ab. So fest er konnte, drückte er den Brief an seine Brust. Dicke Tränen liefen an seinen Wangen hinunter. Es war einfach zu viel. Zuerst die Flashbacks eben und nun diese Worte. Wieviel Überwindung es Tsuchi wohl gekostet haben musste diese Worte zu zitieren? Wie konnte er da noch die Gedanken beisammenhalten? Sah so wirklich ein Abschiedsbrief aus? Shoto hielt seinen Mate einfach nur fest. Ließ ihn nicht los. Streichelte hierbei zärtlich seinen Rücken. Es schien langsam erste Wirkung zu zeigen. Es dauerte zwar wenige Minuten, doch der Grünhaarige beruhigte sich wieder. Schluchzend widmete sich Izuku daraufhin dem Ende des Briefs.
 


 

Allerdings habe ich eine letzte Bitte an dich Izuku. Bitte führe das Vorhaben meines Großvaters fort. Wenn jemand in seine Fußstapfen treten kann, dann bist du es. Du musst wissen, dass ich alle Informationen, die mein Großvater während seines Lebens gesammelt hat, in meinen selbstgeschaffenen Computer transferiert habe. Ich vertraue dir hiermit unser Vermächtnis an. Bitte führe seinen und auch meinen Traum fort. Hilf den Menschen, die aufgrund ihrer Quirk stark beeinträchtigt sind. Ich persönlich finde, dass dieses Forschungsgebiet in das Aufgabenfeld des Heldenanalytikers mitaufgenommen werden müsste, findest du nicht auch?
 

Diesem Brief liegt ein USB-Stick bei.
 


 

Als Izuku sich dem Päckchen widmen wollte, hielt Shoto ihm den Stick bereits entgegen. Kurz schauten sich die Beiden tief in die Augen ehe Izuku traurig lächelnd den Stick an sich nahm und seine Aufmerksamkeit wieder dem Pergament schenkte.
 


 

Bitte verbinde den Stick mit meinem PC. Keine Panik, das dreißigstellige Passwort wird mit Verbindung automatisch an den Computer weitergegeben. Du brauchst es nicht extra einzugeben. Es wäre auch verdammt kompliziert. Zudem wundere dich nicht, wenn Ziri mit dir redet. Ich habe den PC vor meinem Aufbruch auf deine Stimmsequenz angepasst. Somit kannst nur du ihn benutzen.
 

Zum Schluss habe ich einen Splitter meines Kristallquirks in einem kleinen Reagenzglas dazu gepackt. Dient als Andenken an mich. Wäre doch ein schönes Schmuckstück, wenn man ihn zum Juwelier bringen würde, findest du nicht? Aber es bleibt dir und Shoto überlassen wie ihr ihn verwenden werdet.
 

Ich werde euch schrecklich vermissen, aber ich werde zukünftig von woanders über euch alle wachen können. Wir werden uns eines Tages wiedersehen. Bitte genießt euer Leben. Bleibt glücklich. Genießt jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde. Genießt jeden Tag eures Lebens. Alle Zeit auf dieser Welt ist kostbar.
 

Tsuchi
 


 

Izuku atmete tief ein und aus ehe er seinen Kopf Richtung Decke hob. Sein Kopf war leergefegt. Das waren sie also. Tsuchis letzte Worte, wenn er ihm an diesem Abend nicht mehr über den Weg gelaufen wäre. Ein schwerer Klos bildete sich in seiner Kehle. Behutsam widmete er daraufhin wieder seine Aufmerksamkeit dem USB-Stick, den er immer noch in seiner rechten Hand hielt. Das ist also der Schlüssel zu Tsuchis Computer. Er hatte ihn die ganze Zeit bei sich. Bevor Izuku den Brief beiseitelegen wollte, fiel ihm noch ein letzter Satz auf, den er wohl übersehen hatte.
 


 

Ps: Bitte kümmere dich gut um Tinkerbell. Ich weiß, dass ihr zwei gut miteinander auskommen werdet. Sie ist ein Goldschätzchen. Aber Vorsicht, sie beißt gerne.
 


 

Fragend hob Izuku daraufhin eine Augenbraue nach oben und sah seinen Mate an, der daraufhin nur mit den Achseln zuckte.
 

„Du weißt nicht zufällig, wer Tinkerbell ist, oder?“
 

„Leider nein. Du musst wissen, Tsuchi hat so gut wie niemanden in sein Büro gelassen. Ich war vielleicht einmal drin gewesen und das weniger als eine Minute. Inzwischen wird mir schmerzlich bewusst, wie wenig ich meinen besten Freund gekannt habe….“
 

Stirnrunzelnd legte Izuku den Brief zur Seite und ließ sich zurück gegen die Brust seines Mates sinken, der seine Arme um dessen Körpermitte gelegt hatte. Nachdenklich sah sich Izuku den Stick genau an und hielt ihn nach oben. Damit würde sich ein neuer Weg für ihn eröffnen. Nach allem was er nun herausgefunden und auch selbst erlebt hatte, wollte sich der kleine Omega dem neuen Gebiet widmen. Er wollte das Vorhaben seines Vorgängers fortführen. Aber wie sollte er das anstellen? Um auf diesem Gebiet mithalten zu können, braucht er medizinische Kenntnisse und auch Erfahrungen im Bereich der Forschung. Besaß die Agentur überhaupt ein Forschungslabor?
 

Shoto hingegen sah sich das Reagenzglas an und hielt es vor Izukus Gesicht. Das Funkeln ließ den Grünhaarigen innehalten. Der Splitter schimmerte in den schönsten Regenbogenfarben.
 

„Wunderschön, findest du nicht auch?“
 

Ein zärtliches Lächeln zierte Izukus Gesicht, als er den Stick daraufhin sinken ließ, den Kopf des Alphas zu sich zog und einen Kuss auf dessen Lippen hauchte.
 

„Sehr schön sogar. Wie geht es dir eigentlich?“
 

Der Weißrothaarige legte seinen Kopf daraufhin auf Izukus Schulter ab und seufzte.
 

„Den Umständen entsprechend. Es tut einfach nur verdammt weh. Es fühlt sich so an, als ob man alte Wunden wieder aufgerissen hätte. Aber es war notwendig. Für uns Beide. Endlich haben wir Gewissheit. Nun können wir nach allem endlich wieder nach vorne sehen, denkst du nicht auch?“
 

Der Omega brachte in diesem Moment nicht mehr als ein Nicken hervor. Gedankenversunken legte er den Stick auf dem Pergament ab und sah sich den Splitter nun genauer an. Er war wahrlich wunderschön. Shoto hingegen betrachtete seinen Mate dabei und widmete dann seine Aufmerksamkeit der Uhr, die über dem Fernseher hing. Es war bereits 21 Uhr.
 

„Wirst du seinem letzten Wunsch nachkommen?“
 

Izuku hob daraufhin fragend eine Augenbraue und richtete sich auf. Dabei schaute er seinem Mate wieder tief in die Augen.
 

„Ich habe es mal vor, ja. Nach allem was wir nun selbst erlebt haben, würde es dem Allgemeinwohl zu Gute kommen. Ich weiß nur noch nicht wie. Zuerst muss ich deinem Vater mitteilen, dass das Passwort aufgetaucht ist, sonst reißt er Shin die Tage wirklich noch den Kopf ab.“
 

Kurz musste der Bunthaarige auf die Antwort hin schmunzeln und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
 

„Ja, das wäre zumindest ein Anfang. Über den Rest können wir uns die Tage näher Gedanken machen.“
 

Izuku widmete daraufhin die Aufmerksamkeit wieder dem Splitter. Es lag noch ein harter und steiniger Weg vor ihm, aber er war zuversichtlich, dass er diese Hürde auch meistern würde. Zuerst einmal musste der PC entschlüsselt werden, um den Rest konnte er sich danach immer noch Gedanken machen. Zudem Tsuchi nun seine wohlverdiente letzte Ruhe finden konnte. Wieder kullerte eine einzelne Träne an Izukus Wange hinunter und ein zärtliches Lächeln zierte daraufhin seine Lippen.
 

„Ja, du hast recht. So machen wir es.“
 

//Vielleicht finde ich dann auch raus wer Tinkerbell ist.//
 


 


 


 

Der nächste Tag brachte wieder viel Schnee mit sich. Es war bereits Ende Februar und der Winter ging somit in den Endspurt. Shoto befand sich gerade auf dem Weg Richtung U.A. Soeben hatte er die menschenüberfüllte Bahn hinter sich gelassen und war nun zu Fuß unterwegs. Gedankenversunken hatte er seine Ohrenstöpsel angelegt und widmete seine Aufmerksamkeit dem Ipod in seiner linken Hand. Langsam stapfte er über den schneebedeckten Fußgängerweg. Shoto hatte die ganze Nacht über Tsuchis Worte nachgedacht. Der Schock saß tief. Warum hatte er nicht mitbekommen, dass es seinem Kumpel gesundheitlich so schlecht ging? War er ein so schlechter Freund gewesen? Oder konnte Tsuchi seine Lage einfach nur perfekt überspielen? Genervt seufzte der Weißrothaarige daraufhin aus und schulterte seine Hängetasche, die drohte von seiner Schulter zu rutschen.
 

//Verdammt, Grübeln bringt mich auch nicht weiter…//
 

Als das Schulgebäude immer näherkam, zog der Weißrothaarige die Stöpsel aus seinen Ohren und packte diese samt Ipod zurück in seine Tasche. Die Schneeflocken flogen ihm regelrecht ins Gesicht. Normalerweise hatte er nichts gegen den Schnee, aber wenn die Flocken direkt in seine Augen flogen, war das nicht gerade angenehm. Langsam schritt er weiter voran und kam an einem Kinderspielplatz vorbei. Normalerweise nichts Ungewöhnliches. Jedoch erfasste der Weißrothaarige etwas in seinem Blickwinkel und hielt augenblicklich inne. Unter einer Tanne war eine Holzschaukel befestigt, auf der eine Person saß und diese sachte hin und her wippte. Anhand der Kleidung wusste der Alpha bereits um wen es sich handelte. Vorsichtig betrat der Bunthaarige den Spielplatz und stapfte auf die Person zu, die die Schaukel immer noch leicht hin und her wippte. Den Blick hatte sie zu Boden gerichtet. Erst als Shoto kurz vor der Person zu stehen kam, sah diese nach oben. Silber-Türkis traf auf rubinrot.
 

„Katsuki?“
 

Dem Alpha stockte der Atem. Die Augen des Blondhaarigen waren röter als sonst und geschwollen. Zudem frische Tränenspuren seine Haut benetzten. Hatte er etwa die ganze Zeit geweint? Der Blonde hingegen fuhr sich sofort mit dem Handrücken über sein Gesicht und wand den Blick ab.
 

„Was willst du denn hier, du halbe Portion?“, die Stimme der Blonden Explosion kam bei weitem nicht so ruppig an wie sonst. Er wollte anscheinend so genervt klingen wie immer, aber das misslang ihm eindeutig.
 

Shoto erwiderte daraufhin nichts und nahm auf der anderen Schaukel Platz, die sich direkt nebendran befand. Dann vernahm er ein Schluchzen und sah seitlich zu seinem Klassenkameraden, der seine Fassung nicht mehr aufrecht halten konnte. Katsuki zog sein Bein nach oben, legte seinen Kopf auf dem Knie ab und bettete krampfhaft seine Arme drumherum. Er zitterte am ganzen Körper. Shoto konnte sich bereits denken warum er so außer sich war. Traurig ließ er daraufhin seinen Kopf sinken und schaute auf den Schnee vor sich. Es herrschte eine Weile Stille. Shoto wusste nicht wie er mit seinem Klassenkameraden kommunizieren sollte. Schließlich hatte er zu dem Blonden kein gutes Verhältnis. Aber im Moment und bei allem was er bislang mitbekommen hatte, tat ihm die Blonde Explosion inzwischen sehr leid. Er musste genau überlegen wie er die Konversation beginnen sollte.
 

„Willst du darüber reden?“
 

Shoto bemerkte, dass Katsuki auf die Frage hin sich verkrampfte und seine Arme noch enger um sein Bein schlang. Die Stimme des Blonden wirkte immer noch brüchig und angeschlagen.
 

„Hast du nichts Besseres zu tun? Was willst du überhaupt hier? Wenn du nur hier bist, um dich über meinen aktuellen Zustand zu ergötzen, dann lass es gefälligst! Ich weiß, dass das hier alles eine gerechte Strafe für mich ist! Also lass mich verdammt nochmal in Ruhe!“
 

Der Weißrothaarige atmete daraufhin genervt ein und aus. Er konnte sich das Trauerspiel nicht mehr länger mitansehen. Der Alpha stand auf, stellte sich vor den Blonden und packte ihn daraufhin am Kragen. Geschockte rote Augen blickten zu dem Alpha auf.
 

„Jetzt pass mal auf, Katsuki. Wir machen uns Sorgen. Izuku hat dich die Tage auch schon weinend vorgefunden! Warum sollten wir uns über deine aktuelle Lage lustig machen? Verdammt nochmal! Wir sitzen alle im selben Boot. Wie lange willst du deine Gefühle noch verdrängen? Hatten wir das nicht bereits?“
 

Die roten Iriden flackerten gefährlich auf und ein Knurren entwich aus Katsukis Kehle.
 

„LASS MICH GEFÄLLIGST LOS! LASS MICH IN RUHE! Was wollt ihr alle bitte von mir?! Zuerst die alte Schachtel, dann mein alter Herr, Eijiro und nun auch noch du?! Wollt ihr mich alle verarschen?!“, der Blondhaarige fing an, um sich zu schlagen und verpasst Shoto hierbei eine Backpfeife, woraufhin dieser geschockt von dem Alpha abließ. Der Blonde rutschte von der Schaukel runter und sank zu Boden. Dann schlug mit der rechten Faust auf den Schnee ein. Dabei ließ der Aschblonde ungewollt eine Explosion los, woraufhin der Schnee aufgewirbelt wurde.
 

„Ja, verdammt! Mir geht es beschissen! Ja, es zerreißt mich von innen! Ich kann das nicht mehr! Ich wollte für sie da sein, hab alles versucht, aber nichts war gut genug! Ich habe versagt! Warum hat er diese Last nur auf mich geladen?! Warum hat er ausgerechnet mich ausgesucht?!“
 

Shoto hielt sich währenddessen die pochende Wange und sah fassungslos seinen Klassenkameraden an, der vor ihm auf dem Boden knieend weiterhin auf den Schnee einschlug.
 

„Als ob ich seinen Platz einnehmen könnte! Als ob ausgerechnet ich ihren Schmerz lindern könnte! Als ob ich sie wieder glücklich machen könnte! Ich war jeden Abend bei ihr! Ich habe über sie gewacht. Aufgepasst, dass sie keine Dummheiten begeht, nachdem sie bereits einmal versucht hat zu springen! Ich war gerade noch rechtzeitig da und konnte sie davor abhalten! Es war einfach furchtbar! Ich habe alles für sie getan! Aber nichts hat geholfen! Ich komme mir so hilflos vor! Wie konnte ich auch nur glauben ihr jemals gerecht zu werden! Als Alpha habe ich auf vollster Linie versagt!!“
 

Dann hielt sich der Blonde beide Hände an seine Brust und ließ seinen Kopf nach unten sinken, sodass seine Stirn fast den Schnee berührte. Tränen drangen bereits erneut aus seinen Augenwinkeln hervor. Seine Stimme wurde immer leiser.
 

„Warum tut es verdammt nochmal so weh...Ich wollte ihr bloß helfen. Wollte das es ihr besser geht. Dann der Abschied gestern Abend am Flughafen .. Es soll einfach nur aufhören… Wieso tut mir mein beschissenes Herz so weh? Was kann ich bloß tun? Sag es mir, halbe Portion!!!“
 

Shoto sah weiterhin traurig seinen Klassenkameraden an. Selbstzweifel und Wut. Hilfslosigkeit und Trauer. Es spielten so viele Faktoren eine Rolle. Shoto konnte froh sein, dass er Izuku an seiner Seite hatte. Sie halfen sich gegenseitig. Doch Katsuki war allein. Er hatte allein versucht Valerie beizustehen und hatte niemanden. Er schien auch zuhause nicht über seine Gefühlswelt zu reden. Er hatte niemanden, dem er sich anvertrauen konnte. Selbst mit Eijiro redete er nicht darüber. Wusste dieser überhaupt was vorgefallen war?
 

Es machte auf Shoto den Anschein, als ob Katsuki gerade das erste Mal über seine Gefühlswelt spricht. Allein der Gedanke daran, dass der Blondhaarige Valerie gerade so von einem Suizid abhalten konnte. Ein eiskalter Schauer jagte über Shotos Rücken. Wie fruchtbar muss dieses Ereignis bloß gewesen sein? Für beide Parteien. Aber das Katsuki es trotzdem geschafft hatte sie von ihrem Vorhaben abzuhalten, rechnete der Alpha seinem Gegenüber hoch an. Omegas, die ihrem Dasein ein Ende setzen wollen, zögern normalerweise nicht lange. Etwas musste passiert sein, dass sie es doch nicht getan hatte. Trotzdem schnürte sich dem Weißrothaarigen bei dem Gedanken die Kehle zu. Und das alles musste der Blonde bislang allein bewältigen? Behutsam ging der Weißrothaarige daraufhin vor seinem Klassenkameraden in die Hocke und legte seine rechte Hand auf dessen Schulter.
 

„Geht es dir jetzt besser?“
 

Katsuki zuckte aufgrund der Berührung kurz zusammen, hielt den Blick aber immer noch gesenkt. Immer weiter krampfte er in sich zusammen. Seine Stimme klang immer noch brüchig.
 

„Du Vollidiot…. Natürlich nicht… “
 

Der Weißrothaarige seufzte daraufhin aus und widmete seine Aufmerksamkeit dem Himmel. Die grauen Wolken thronten immer noch über ihnen, zudem weiterhin dicke Flocken vom Himmel rieselten. Kurz leuchtete das heterochrome Augenpaar auf.
 


 


 

„Du warst derjenige, der ihr geraten hat, nach Amerika zu gehen, habe ich Recht?“
 

Katsuki hielt augenblicklich inne und schaute zu Shoto hoch, der immer noch vor ihm kniete.
 

„Woher?“
 

Ein trauriges Lächeln zierte Shotos Lippen, ehe er sich daraufhin wieder erhob und lächelnd Katsuki seine Hand entgegenhielt. Dieser hingegen sah die Hand skeptisch an. Erneut traf Silber-Türkis auf Rubinrot.
 

„Weißt du Katsuki. Eigentlich habe ich dich gehasst. Ich meine, nach allem was du Izuku in der Vergangenheit angetan hast, ist es doch mehr als verständlich, dass ich als sein Alpha eine Abneigung gegen dich hege, aber….“
 

Wieder amtete Shoto daraufhin ruhig aus, ehe er weiterfortfuhr.
 

„… du hast in einer Notlage die richtige Entscheidung getroffen. Du warst derjenige, der Valerie vor einer schweren Verletzung bewahrt hat. Du hast dich schützend vor sie geworfen und die Kugel eingefangen, die eigentlich ihr hätte gelten sollen. Du hast Val beschützt und hast auch Izuku Schutz geboten, als die Lage mehr als aussichtslos war. Du hast im richtigen Moment gezeigt, welche Art von Alpha in dir steckt.“
 

Währenddessen sah Shoto wieder zum Himmel hoch.
 

„Ich kann inzwischen nachvollziehen, was Tsuchi dazu bewegt haben muss, seine Aufgabe auf dich übertragen zu haben. Eigentlich dachte ich die ganze Zeit dieses Ritual sei ein Mythos, aber es gibt diese Übertragung wirklich. Du bist der lebende Beweis dafür. Tsuchis innerer Alpha hat deine innere Stimme erhört. Ein Alpha, der kurz vor seinem Tod steht, gibt seine Bindung und Aufgabe an einen anderen Alpha weiter. Der neue Alpha führt somit die Aufgabe seines Vorgängers fort. Er beschützt das Omega weiterhin, liebt und ehrt es mit jeder Faser seines Körpers und du liebst sie, Katsuki. Das kannst du nicht länger leugnen.“
 

Das rote Augenpaar weitete sich vor Erstaunen und auch vor Entsetzen. Der Blondhaarige war in diesem Moment nicht in der Lage zu sprechen. Zu aufgelöst schenkte er den Worten seines Gegenübers weiterhin Gehör.
 

„Du warst derjenige, der neben Valerie stand, als sie sich von Tsuchis Leichnam verabschiedet hat und du warst auch derjenige, der sie bei der Beerdigung zum Grab begleitet hat. Sie war in ihrer dunkelsten Stunde nicht allein und das war wichtig. Sie hatte eine Stütze. Sie hatte an deiner Schulter Halt gefunden.“
 

Wieder stahl sich daraufhin ein trauriges Lächeln auf Shotos Gesicht. Erneut schaute er auf seinen Klassenkameraden herab, der immer noch komplett aufgelöst vor ihm am Boden kniete. Das rote Augenpaar blickte in die Ferne, fixierte einen genauen Punkt.
 

„Außerdem hatte Izuku Val gestern noch auf dem Friedhof getroffen und sie muss einen sehr besonnen und hoffnungsvollen Eindruck bei ihm hinterlassen haben. Glaub mir, ein Omega kann vor einem anderen Omega nichts verbergen. Sie spüren sofort, wenn etwas nicht stimmt. Katsuki, ein Omega, das beschließt seinem Leben ein Ende zu setzen, zieht dies auch durch. Also musst du etwas in ihr ausgelöst haben, weshalb sie es dann doch nicht durchgezogen hat. Sie hatte von tiefstem Herzen und ohne jeden Groll zu Izuku gesprochen. Also scheinen deine Taten bei ihr angekommen zu sein. Und so wie du dich die letzten Monate um sie bemüht hast, kann ich mir vorstellen, dass es dein Vorschlag gewesen war. Deinem alten Ich hätte ich dies nie zugetraut, aber zu deinem neuen besseren Ich, würde es passen. Es gibt nichts Selbstloseres als seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle hintenanzustellen. Und genau das hast du getan. Du hast dich als wahrer Held erwiesen.“
 

Nun konnte Katsuki nicht mehr an sich halten. Zähneknirschend biss er sich auf die Unterlippe und versuchte das Zittern seines Körpers zu unterdrücken, das drohte wieder die Oberhand zu gewinnen. Wortlos ergriff er daraufhin Shotos helfende Hand und ließ sich von diesem hochziehen. Inzwischen liefen dicke Tränen an seinen Wangen hinunter. Schluchzend wischte sich der Blonde daraufhin mit dem Handrücken über sein Gesicht, das inzwischen sehr stark errötet war.
 

„Dass ich ausgerechnet diese Worte von dir höre, Halb-Halb! Denk ja nicht, ich bin verweichlicht oder so! Und wehe du sagst irgendjemandem auch nur ein sterbes Wörtchen von dem Ganzen hier, sonst mach ich dich kalt, kapiert?!“
 

Shoto wusste erst nicht, was er mit dieser Antwort anfangen sollte. Doch der Weißrothaarige wusste, dass sein Klassenkamerad immer noch zu stolz war, um einfach „Danke“ zu sagen. Immer noch hielt er die Hand des Blondhaarigen in seiner eignen. Sollte dies nun endlich der Start für einen Neuanfang sein? Kurz atmete der Bunthaarige daraufhin tief ein und aus, ehe er seinem Gegenüber wieder tief in die Augen schaute.
 

„Können wir uns auf einen Waffenstillstand einigen? Wir haben die letzten Monate so viel durchgestanden. So ein Ereignis schweißt zusammen, finde ich. Ich denke es ist in Valeries als auch in Izukus Interesse, wenn wir die Vergangenheit hinter uns lassen. Am Besten wir fangen noch einmal ganz von vorne an, bist du damit einverstanden?“
 

Katsuki brachte in diesem Moment nicht mehr als ein „Tsk“ zustande und musste daraufhin grinsen, wobei es sich nicht um sein übliches draufgängerisches Grinsen handelte. Es war lockerer. Eines, dass man wirklich selten zu Gesicht bekam.
 


 

„Einverstanden….. Shoto.“
 


 


 

Somit fand ein weiteres dunkles Kapitel sein langersehntes Ende. Die Schatten der Vergangenheit wurden verdrängt und schafften neuen Platz. Platz für neue Freundschaften. Freundschaften, die es wie ein Schatz zu behüten galt. Eine Bereicherung, die wie ein wertvoller Schatz beschützt werden musste.
 

Ab diesem heutigen Tag trat eine solche Bereicherung in Shotos und Izukus Leben.

Part XXXVI – straight ahead I

//Tief ein und ausatmen//
 

Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Sein Herz drohte regelrecht in seiner Brust zu explodieren. Er konnte bereits sein eigenes Blut in seinen Ohren schon rauschen hören. Ein schweres Schlucken verließ seine Kehle.
 

//Du schaffst das, Izuku !//
 

Immer fester drückte er seine Faust zusammen. Sein Atem beschleunigte sich und seine Handflächen begannen bereits zu schwitzen. Nun schlug die Stunde der Wahrheit.
 

Izuku stand vor der geschlossenen Bürotür seines Vorgesetzten. Immer wieder spielte der Grünhaarige das Szenario durch, aber nichts bereitete ihn wirklich auf das Bevorstehende vor. Im Gegenteil. Angst schlich sich in seine Venen. Vorsichtig hob er seine rechte Hand, die er inzwischen wieder leicht geöffnete hatte, und legte sie an die hölzerne Tür. Er musste nur Anklopfen. Mehr war es eigentlich gar nicht. Aber warum verspürte er auf einmal eine solche Angst? War es die Ungewissheit was folgen könnte? War es die Reaktion seines Vorgesetzten, die es abzuwarten galt? Daraufhin biss sich Izuku auf die Unterlippe.
 

//Verdammt, sei kein Angsthase! Du schaffst das!//
 

Noch einmal atmete der kleine Omega tief ein und aus, ehe er schließlich mit zittriger Hand gegen die Tür klopfte. Es war nicht fest, es war aber auch nicht leise. Kurz hielt der Kleinere inne, ehe er ein „Ja, herein!“ vernahm und er daraufhin die Türklinke nach unten drückte. Mit stark hämmerndem Herzen schob er die Tür beiseite und betrat auf leisen Fußsohlen den Raum. Endeavor stand mit dem Rücken zu ihm und schaute aus dem Fenster. Erst als Izuku die Tür hinter sich geschlossen hatte, wand sich der Flammenheld zu ihm um. Neugierig ließ dieser seinen Blick über den Omega schweifen. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
 

„Izuku? Was verschlägt dich denn hier her?“
 

Seine Stimme klang ruhiger als sonst. Also hatte Izuku wohl einen guten Zeitpunkt erwischt. Nicht auszudenken, wie er sonst reagiert hätte, wenn er wieder wütend und rasend gewesen wäre. Wieder musste der Kleinere schwer schlucken, bevor er schließlich wortlos an den Schreibtisch herantrat und hierbei den USB-Stick aus seiner Hosentasche zog.
 

„Ich bin deswegen hier … “, nach diesen Worten platzierte der Omega den Gegenstand auf Endeavors Schreibtisch. Dieser sah den Grünhaarigen fragend an, indem er eine Augenbraue nach oben hob. Dann drehte er sich komplett zu dem jungen Mann um. Danach hob der Rothaarige den Stick auf und sah sich diesen interessierend an.
 

„Was hat das alles zu bedeuten?“
 

Izuku zuckte daraufhin zusammen und traute sich nicht dem Alpha in die Augen zu schauen. Seine Aura war komplett anders als die von Shoto. Es kam öfters vor, dass der Omega zurückschreckte. Diese Aura drohte ihn regelrecht zu erschlagen. Kurz ballte Izuku wieder seine Hände zu Fäusten, ehe er dem Flammenheld genau in die Augen schaute.
 

„Es handelt sich um Tsuchis Werk. Sie wissen, dass ich an jenem Abend am Tatort anwesend war ….“, traurig senkte der Grünhaarige daraufhin seinen Blick und biss sich erneut auf die Unterlippe.
 

„Ich habe die letzten Worte mit ihm gewechselt und ich habe den Stick von ihm überreicht bekommen. Durch eine kurzzeitige Amnesie konnte ich mich an viele Geschehnisse von dem Abend nicht mehr erinnern. Doch gestern Abend hat mich alles wieder eingeholt. Ich denke, dass wir mit dem Stick Zugriff auf seinen PC erhalten werden.“
 

Wortlos widmete der Pro Held daraufhin seine Aufmerksamkeit erneut dem USB-Stick in seiner Hand. Die Stille war mehr als unangenehm. Nervös kaute der Omega auf seiner Unterlippe herum und begann mit seinen Händen zu spielen. Ablenken, er musste sich ablenken. Keine Panik. Er musste ganz ruhig bleiben. Seit gestern Abend war Izuku ein wahres Nervenbündel. Erst die Flashbacks, dann der Brief. Es war so viel auf den Grünhaarigen eingeprasselt. Er war gar nicht in der Lage gewesen, das Geschehene in so kurzer Zeit zu verarbeiten. Shoto hatte ihn zwar beruhigen können, jedoch kam die Nervosität zurück als der Weißrothaarige nach Hause gegangen war. Somit war Izuku die ganze Nacht mit seinen Gedanken allein gewesen. Inzwischen wünschte er sich, dass Endeavor von ihrer Beziehung wusste. In der Hoffnung, dass der Pro Held dies gelassen aufnehmen würde. Dann konnte das Versteckspiel endlich aufhören und Shoto konnte auch unter der Woche bei ihm bleiben. Der Omega wünschte sich inzwischen so sehr, dass sein Mate jede Nacht bei ihm war. Ihn in den Armen hielt, ihm einfach Geborgenheit gab. Aber das war alles reines Wunschdenken. Izuku konnte sich nicht vorstellen, dass Endeavor ihre Bindung einfach so akzeptieren würde. Obwohl der Pro Held in vielen Sachen lockerer geworden war. Aber betraf dies auch seine familiären Ansichten?
 

Währenddessen schloss Endeavor seine Augen, ehe er den Hörer seines Telefons in die Hand nahm. Izuku verfolgte das Geschehen mit geweiteten Augen. Stellte sein Chef keine weiteren Fragen mehr?
 

„Shin, wir haben das Passwort. Komm bitte umgehend in mein Büro“.
 

Danach legte der Flammenheld wieder auf und überreichte dem Grünhaarigen den Stick, der ihn immer noch verwundert ansah. Der Pro Held war die Ruhe in Person.
 

„Dann legen wir mal los. Mal schauen, was sich auf dem PC befindet.“
 

Kurz darauf erfolgte erneut ein Klopfen und Shin betrat das Büro.
 

„Sie haben nach mir rufen lassen? Oh, hey Izu“, grüßend hob der Orangehaarige daraufhin die Hand und widmete seine Aufmerksamkeit dem Flammenhelden, der sich wieder umgedreht hatte und aus dem Fenster schaute. Seine Arme hatte er hinter seinem Rücken verschränkt. Daraufhin drehte sich der Pro Held zu Shin um und nickte ihm zu.
 

„Gut machen wir uns auf den Weg.“
 

Izuku sah fassungslos dabei zu wie Endeavor an ihm vorbeischritt und mit Shin gemeinsam das Büro verlassen wollte. Kurz hielt der Alpha jedoch inne und sah seitlich zu dem Grünhaarigen, der sich nicht von der Stelle bewegt hatte.
 

„Hey Bursche, hast du etwa Wurzeln geschlagen? Du kommst natürlich mit.“
 

Izuku sah daraufhin überrascht den Flammenhelden an, der immer noch vor ihm stand. Er war nicht in der Lage gewesen etwas zu sagen. Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Stattdessen brachte er nur ein Nicken hervor und folgte Endeavor und seinem Arbeitskollegen. Nun also würde er Tsuchis Büro zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Die Nervosität stieg inzwischen noch weiter an. Kommentarlos folgte Izuku den Beiden die Treppe hinunter. Das Büro befand sich auf der selben Etage wie Shotos Büro, nur am Ende des Ganges. Es war somit etwas abgelegen. Als sie davor zum Stehen kamen, zog Shin den Schlüssel hervor und sperrte die Tür auf. Verdutzt verfolgte Izuku das Szenario. Warum war das Büro abgesperrt gewesen? Wieder musste der Omega schwer schlucken. Was genau befand sich hinter der Tür? War die Sache so streng geheim?
 

 

 

 
 

Als die Tür geöffnet wurde, betraten sie den Raum. Endeavor und Shin machten den Anfang. Izuku betrat als letzter das Zimmer und hielt inne. Überall standen Pflanzen. Bambusbäume und auch richtige Palmen. Sie waren riesig und nahmen mindestens ein Viertel des ganzen Raumes ein. Erstaunt trat Izuku an die Pflanzen heran und ging in die Hocke. Sie waren in riesigen Töpfen untergebracht. Kurz legte er seinen Finger auf die Erde. Sie war feucht. Also wurden die Pflanzen regelmäßig gegossen. Izuku besaß ein gutes Händchen dafür. Er mochte Pflanzen. Da seine Wohnung etwas klein war, konnte er sich, was Blumen und Pflanzen anbelangte, nicht richtig austoben. Umso fröhlicher stimmte es ihn zu wissen, dass es den Pflanzen trotzdem gut zugehen schien. Kurz darauf erhob sich der Omega wieder und trat an den Computer heran, der an der Wand stand. Er war sehr groß. Eine riesige Tastatur, die auch eine Touchscreen-Funktion inne hatte, lag vor ihm. Das nebendran musste wohl eine Funkmaus darstellen, zumindest sah sie nach einer aus. Was Izuku aber am Meisten schockte, waren die drei Monitore, die das ganze Gerüst noch wuchtiger erscheinen ließen. Ein schweres Schlucken verließ Izukus Kehle. Der ganze Kasten erinnerte an einen Gamer-PC, wobei dies noch eine Untertreibung war. Jedem Gamer würde das Herz höherschlagen. Kurz musste er an Katsuki denken. Zu ihm würde so ein Kollos passen. Schließlich war es Endeavor, der das Wort wieder an den Grünhaarigen richtete.
 

„Gut, dann legen wir mal los. Izuku, verbinde den Stick mit dem PC.“
 

Bestätigend nickend trat der Omega hervor und schob den USB in den entsprechenden Port. Kaum war die Verbindung hergestellt, erfolgte ein mechanisches Geräusch, woraufhin Izuku zurückschreckte und sich neben Shin stellte. Die Tastatur leuchtete auf. Jede Taste besaß eine andere Farbe. Zudem die Funkmaus einem Lichterspiel glich. Sie wechselte immer wieder von Lila zu Blau und danach zu Grün. Izuku hätte dem Farbenspiel ewig lang zusehen können. Er war einfach überwältigt, dass Tsuchi dieses Gerät selbst erschaffen hatte. Plötzlich erklang eine mechanische Stimme. Wobei sie stark einer Frau ähnelte.
 

Hochstart wird vorbereitet.
 

Izuku hob fragend eine Augenbraue. Dann erinnerte er sich wieder an Shins gestrige Worte. Der Computer soll über eine künstliche Intelligenz und eigene Persönlichkeit verfügen. Also konnte der PC auch sprechen? Mehr als verwirrt legte er seine Stirn in Falten und dachte nach. Währenddessen blitzten alle drei Bildschirme auf.
 

Passwort automatisch eingegeben. Bitte identifizieren Sie sich.
 

Shin trat daraufhin grinsend hervor und legte seine Hand auf den Touchscreen.
 

„Shin Amada.“
 

Kurz darauf erfolgte ein Kling-Geräusch und die Monitore verfärbten sich rot. War das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen?
 

Stimme Shin Amada nicht akzeptiert. Zugang verweigert.
 

Augenblicklich herrschte Stille. Izuku sah verdutzt den Orangehaarigen an, dessen Grinsen innerhalb von Sekunden erstarb. Plötzlich bildete sich eine Zornader auf Shins Schläfe. Zusätzlich bildete er seine Hand zur Faust. Der Omega konnte erahnen was nun folgen würde. Es war unausweichlich, dafür kannte er seinen Arbeitskollegen schon zu gut.
 

„SAG MAL WILLST DU MICH VERARSCHEN, DU DRECKSKISTE!“
 

Bevor der Orangehaarige auf den PC einschlagen konnte, trat Izuku hervor und hielt den Beta von seinem Vorhaben ab. Mit aller Kraft versuchte der Kleinere seinen Arbeitskollegen von dem Computer wegzuzerren, doch leider wollte ihm das nicht gelingen. Shins Widerstand war größer als er angenommen hatte. Besonders wenn er in Rage war. Endeavor sah währenddessen verdutzt seine beiden Angestellten an.
 

„Shin nicht! Das bringt doch nichts!“
 

„Lass mich los Izuku, der Kasten hier verdient eine Abreibung. Das Drecksteil hat mich das letzte Mal hinters Licht geführt.“
 

„Hör auf Shin!“
 

Plötzlich ertönte wieder ein mechanisches Geräusch. Ungläubig sahen alle Beteiligten daraufhin erneut auf die Bildschirme. Ein Symbol, das wohl eine Sanduhr darstellen sollte, erschien auf dem mittleren Monitor.
 

Stimmsequenz analysieren.
 

Stimme zugeordnet.
 

Izuku Midoriya wird Zugang gewährt. Herzlich Willkommen. Ziri steht Ihnen ab sofort zur Verfügung. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.
 

Überrumpelt hielten beide jungen Männer inne, als die Monitore erneut aufleuchteten und sich innerhalb von Sekunden das Lichterspektakel von Bunt zu Grün umstellte. Der Desktop baute sich auf und der Hintergrund war in einem dezenten Marinegrün gehalten. Izuku blieb vor Erstaunen der Mund offenstehen. Shin sah verdutzt den Omega seitlich an. Vorsichtig trat der Grünhaarige an den PC heran und wischte mit seinen Fingerkuppen über den Touchscreen. Er öffnete das Menü und schaute sich die unterschiedlichen Kategorien an. Alles wirkte so wie bei einem normalen PC auch. Wo also waren die Daten, von denen Tsuchi gesprochen hatte? Während der Omega weiter danach suchte, gesellte sich Shin ebenfalls hinzu und schaute Izuku über die Schulter.
 

„Schon merkwürdig. Wieso hat der PC erst bei deiner Stimme reagiert?“
 

„Das ist ganz einfach…“, Izuku rückte seine Brille zurecht und schaute daraufhin Shin als auch Endeavor genau an. Seine grünen Augen funkelten regelrecht.
 

„…weil Tsuchi wollte, dass nur ich Zugriff auf den PC bekomme“.
 

„Was soll das denn wieder heißen?“, nun trat auch Endeavor näher an den Omega heran und hatte seine Arme vor seinem Oberkörper verschränkt. Izuku spürte die Aura des Größeren, ließ sich aber davon nicht unterkriegen, nicht jetzt.
 

„Tsuchi hatte all die Jahre die Daten seines Großvaters hier zusammengetragen. Er war der Enkel von Takeru Yamari, dem größten Heldenanalytiker seit Menschen gedenken. Er hat alle Aufzeichnungen digitalisiert und auf den PC übertragen.“, traurig senkte Izuku daraufhin wieder seinen Blick und schaute auf seine Hände.
 

„Und er hat sie mir alle vermacht…. mit einem letzten Wunsch..“, daraufhin sah Izuku wieder auf und sah seinem Vorgesetzten erneut genau in die Augen.
 

„Ich soll das Erbe seines Großvaters fortführen.“
 

Es herrschte Stille. Shin sah geschockt den Grünhaarigen an. Auch dem Flammenhelden fehlten die Worte. Es gab wohl selten Momente, wo selbst dem Hero No. 1 die Worte wegblieben. Regelrecht im Keim erstickt wurden. Izuku widmete daraufhin seine Aufmerksamkeit wieder dem PC.
 

„Ziri, zeig mir die Aufzeichnungen aller Spezialitäten, die Tsuchi zusammengetragen hat.“
 

Kurz herrschte erneut Stille, ehe der PC zu arbeiten begann. Innerhalb von Sekunden öffneten sich mehrere Fenster. Der Grünhaarige konnte nicht fassen, was sich gerade vor seinen Augen abspielte. Ein riesiges Analysesystem öffnete sich.
 

Die Datenbank „Heldenanalyse“ wurde gefunden. Alle erforderlichen Informationen sind dort niedergeschrieben. Bitte wählen Sie die gewünschte Spezialität aus.
 

Izuku musste schwer schlucken. Es waren über 500 Datensätze vorhanden. Ohne groß zu überlegen, öffnete er die ersten Datei. Sämtliche Notizen und Skizzen kamen zum Vorschein. Der Grünhaarige war überwältigt. Neben den Vor- und Nachteilen gab es auch Aufzeichnungen zur Zusammensetzung der Materien. Ebenso Mikroskop-Bilder, die alles genau bis ins kleinste Detail beschrieben. Zudem auch eine Tabelle mit genetischen Informationen vorhanden war. Neugierig wälzte sich der Omega durch die Daten und hielt augenblicklich inne.
 

„Was zum….????“, Izuku blieb vor Erstaunen der Mund erneut offen stehen. Der Omega konnte nicht fassen, was er gerade vor sich sah. Seine Zeichnungen. Seine Schrift. War das alles noch zu fassen? Er sah seine eigenen Aufzeichnungen vor sich, nur in digitaler Form. Auch Endeavor sah geschockt auf den Monitor.
 

„Das ist doch deine Schrift, oder?“.
 

Izuku brachte in diesem Moment nicht mehr als ein Nicken zustande. Wie konnte das möglich sein? Er erinnerte sich an diese Aufzeichnungen. Sie stammten aus seinem allerersten Notizbuch. Aber wie war Tsuchi daran gekommen?
 

„Ziri, sag mir bitte, wie kam Tsuchi an diese Notizen? Es sind meine eigenen und mich würde interessieren, wo er sie her hatte.“
 

Izuku wusste nicht wie weit der PC denken konnte. Hatte er seine gestellte Frage zu kompliziert formuliert? Jedoch waren seine Bedenken unbegründet als der PC tatsächlich auf seine Frage antwortete:
 

Tsuchi hat Ihre gesamten Werke bis einschließlich Band Nr. 30 digitalisiert und den entsprechenden Spezialitäten zugeordnet. Somit existieren bei einigen Datensätzen zwei unterschiedliche Aufzeichnungen. Da Ihr Büro nie abgeschlossen war, hatte er über Wochen hinweg jeden Abend ein Notizbuch digitalisiert. Tsuchi wollte, dass Sie zukünftig in digitaler Form auf Ihre Aufzeichnungen zurückgreifen können. Ich hoffe, dies entspricht Ihrer vollsten Zufriedenheit, Herr Midoriya.
 

Das war alles zu viel auf einmal. Total entkräftet, sackte Izuku auf dem Schreibtischstuhl zusammen. Ungläubig schaute er auf die Bildschirme. Es wirkte immer noch so surreal. Tsuchi hatte das wirklich alles auf sich genommen? Wie lange muss er abends dafür noch im Büro gewesen sein? Womit hatte der Grünhaarige das alles bloß verdient, dass Tsuchi ihm so etwas wertvolles hinterlassen hatte? Shin hingegen legte lächelnd seine Hand auf Izukus Schulter.
 

„Da hat Tsuchi echt einen prima Job gemacht. Ich denke, ich werde hier wohl nicht mehr gebraucht, oder?“
 

Endeavor, der immer noch neben Izuku stand, sah seinen Sidekick eindringlich an und widmete seine Aufmerksamkeit wieder den Bildschirmen.
 

„Nein, Shin. Du kannst gehen. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.“
 

„Alles klar, ich bin dann mal weg“, nach diesen Worten drehte sich der Orangehaarige um und verließ das Büro. Als die Tür ins Schloss gefallen war, war Izuku erneut mit seinem Vorgesetzten allein.

 

 

 
 


 

Einige Minuten herrschte Stille, ehe Endeavor an die Fensterfront trat und erneut aus dem Fenster schaute. Izuku hingegen erhob sich ebenfalls und blieb noch eine Weile vor dem PC stehen. Dann sah er zu dem Flammenhelden, der immer noch aus dem Fenster schaute. Auf Izuku machte es den Anschein, als ob er tief in Gedanken versunken sei. Der Omega wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Sollte er auch in sein Büro gehen und seiner Arbeit nachgehen? Gerade als sich der Grünhaarige ebenfalls der Tür zuwenden wollte, vernahm er eine flüsternde Stimme.
 

„Wer hätte das gedacht? Tsuchi, du erstaunst mich immer wieder ..“
 

Der Grünhaarige hielt in seiner Bewegung inne und sah seinen Vorgesetzten daraufhin traurig an. Dieser hatte wieder die Arme hinter seinem Rücken verschränkt. Izuku konnte die Traurigkeit in dessen Stimme hören. Kurz darauf sah Endeavor seitlich zu dem Kleineren, der immer noch an Ort und Stelle verweilte.
 

„Ich habe eine Frage an dich und ich möchte, dass du mir diese wahrheitsgemäß beantwortest…“
 

Ein eiskalter Schauer jagte über Izukus Rücken. Seine Handflächen begannen erneut zu schwitzen. Unruhe fuhr in seine Glieder. Unsicher knetete er seine Hände zusammen und biss sich erneut auf die Unterlippe. Er konnte sich bereits denken, welche Frage nun gestellt werden würde. Allerdings hatte er nicht gedacht, dass es ausgerechnet jetzt passierte.
 

„Du bist ein Omega, oder?“
 

Stechend blaue Augen schauten auf den Grünhaarigen herab, der daraufhin immer weiter zusammenzuckte. Er musste ihm antworten. Es blieb ihm keine andere Wahl. Kurz atmete Izuku tief ein und aus, ehe er seine Augen schloss. Seine Stimme zitterte. Etwas was er leider nicht verhindern konnte.
 

„Ja, bin ich.“
 

Erneut herrschte diese erdrückende Stille. Izukus Herz drohte langsam zu explodieren. Es schlug im Sekundentakt. Was würde nun passieren? War nun die Katze aus dem Sack? Endeavor hingegen, wand seinen Blick ab und schaute wieder aus dem Fenster. Es hatte zwischenzeitlich wieder angefangen zu schneien. Der Pro Held atmete ruhig ein und aus, ehe er das Wort erneut an Izuku richtete.
 

„Tsuchi hatte mir an jenem Abend erzählt, dass mein Sohn einen Omega an seiner Seite haben soll. Erst dachte ich, es sei ein übler Scherz gewesen, um mich zu ärgern. Ausgerechnet mein Sohn, der niemanden an sich heranlässt. Ich wollte es einfach nicht glauben“, kurz musste der Pro Held lachen, ehe er weiterfortfuhr.
 

„Aber inzwischen sehe ich Dinge, die ich vorher nicht gesehen habe. Tsuchi hatte mir vorgeworfen, dass ich nur auf meinen eigenen Ruhm aus war und nie über den Tellerrand hinaus geblickt habe … und leider muss ich zugeben…. er hatte Recht. Er hatte mit so vielem Recht. Erst seine Worte hatten mir die Augen geöffnet.“
 

Izuku spürte wie seine Nervosität langsam wieder nachließ und sich sein Körper entspannte. Ungläubig sah er seinen Vorgesetzten an, der immer noch aus dem Fenster blickte.
 

„Als ich am Tatort eingetroffen war, konnte ich euch sehen. Wie du Shoto in den Armen gehalten hast. Noch nie hatte ich meinen Sohn so aufgelöst erlebt. Noch nie hatte ich mitbekommen, dass er jemanden so nah an sich heranlässt. Dass er zu jemandem Vertrauen fassen könnte, neben Tsuchi versteht sich. Auch bei der Beerdigung. Du warst an seiner Seite gewesen. Diese Vertrautheit. Dieses Band, das zwischen euch besteht. Erst dann habe ich Tsuchis Worte verstanden.“
 

Daraufhin drehte sich der Flammenheld wieder zu Izuku um und sah diesen eindringlich an. Seine Augen waren jedoch nicht mehr so stechend und kalt.
 

„Du bist dieser Omega von dem Tsuchi gesprochen hat, habe ich Recht?“
 

Izuku sah daraufhin wieder zu Boden. Nun war es endgültig. Er brachte in diesem Moment nicht mehr als ein Nicken zustande. Kurz darauf vernahm er Schritte, die langsam auf ihn zukamen.
 

„Ich bin ehrlich. Hätte ich vor einem halben Jahr davon erfahren, ich hätte Kami und die Welt in Bewegung gesetzt, um euch voneinander fernzuhalten. Ausgerechnet mein Sohn erwählt einen quirklosen und dann zu allem Überfluss noch einen männlichen Omega. Ist das wirklich zu fassen?“
 

Der Grünhaarige spürte wie sich wieder die Nervosität in seine Glieder schlich und sein Puls sich hierdurch erneut beschleunigte. Er hätte es wissen müssen! Er hätte es verdammt nochmal ahnen müssen! Er würde ihre Beziehung nie akzeptieren! Tränen drangen bereits aus seinen Augenwinkeln hervor. Würde Endeavor ihn nun feuern? Was würde er Shoto antun? Würde er ihn wieder wegsperren, wie damals schon so oft? Es spielten sich sämtliche Szenarien in seinen Gedanken ab und keine war angenehm. Die Worte, die er aber stattdessen zu hören bekam, ließen ihn endgültig erstarren.
 

„Allerdings muss ich zugeben, dass mein Sohn eine hervorragende Wahl getroffen hat.“
 

Plötzlich spürte Izuku einen leichten Druck auf seinen beiden Schultern. Ungläubig zuckte der Omega daraufhin zusammen, ehe er seinen Kopf hob und genau in das Gesicht seines Vorgesetzten blickte. Er konnte nicht fassen was er zu sehen bekam. Ein zartes Lächeln zierte Endeavors Lippen, zudem dessen Hände auf seinen Schultern ruhten. Izukus Herz rutschte ihm nun endgültig in die Hose. Seine Beine drohten nachzugeben. Hatte er gerade die Worte richtig verstanden? Der Flammenheld hingegen schritt daraufhin an Izuku vorbei und kam vor der Tür zum Stehen.
 

„Du bist außergewöhnlich Izuku. Selbst Tsuchi hat dich akzeptiert und anerkannt. Schließlich hat er dir Takerus Geheimnisse anvertraut.“
 

Die Augen des Grünhaarigen weiteten sich.
 

„Moment… Sie kennen Tsuchis Großvater?“
 

Daraufhin brach der Flammenheld in Gelächter aus. Es war mehr als ungewohnt den Pro Hero mal aus Herzen lachen zu hören. Skeptisch legte der Omega währenddessen seinen Kopf schief.
 

„Ja sicher kenne ich den guten alten Takeru. Ich war zu U.A.-Zeiten bei einer Agentur als Sidekick angestellt, wo er als Analytiker gearbeitet hat. Er hatte mich sozusagen unter seine Fittiche genommen und mir alles beigebracht. Wir waren Partner, haben später noch viel zusammengearbeitet. Er war mein Mentor in so vielen Dingen. Das war auch einer der Gründe gewesen, weshalb ich Shoto erlaubt hatte eine Freundschaft zu Tsuchi aufzubauen. Der Junge hatte so viel Potential ….“
 

Die Miene des Pro Heros verfinsterte sich daraufhin wieder.
 

„Der Junge hatte mich so sehr an ihn erinnert. Er war wie er. Wie aus dem Gesicht geschnitten. Tsuchi hatte keine Angst vor mir und hat mich immer mit meinen Fehlern konfrontiert. Wie Takeru es zuvor auch immer getan hatte. Auch an jenem Abend. Ich wollte Tsuchi aufhalten, ich wusste, was er vorhatte. Aber ich war zu spät. Was ich als Pro Hero No. 1 nun zutun vermag, ist es, aus meinen Fehlern zu lernen und mich meiner Vergangenheit zu stellen. Ich will nicht mehr dieser Typ Mensch sein, Izuku. Deswegen bin ich froh, dass Shoto jemanden wie dich an seiner Seite hat. Du bist derjenige gewesen, der ihn zu einem besseren Menschen gemacht hat. Wenn du ihn nicht gerettet hättest, wäre er irgendwann so verbittert wie ich geworden.“
 

Wieder musste der Alpha kurz innehalten, ehe er weiter fortfahren konnte. Sein Kopf war allerdings zu Boden gerichtet.
 

„Leider wurden mir diese Dinge erst nach Tsuchis Tod bewusst. Als ich eben erfahren habe, dass Tsuchi dir das Passwort überlassen hatte, war der Groschen endgültig gefallen. Das letzte Stück, das das Puzzle nun vollkommen macht.“
 

Izuku wusste in diesem Moment nicht was er sagen sollte. Er war überwältigt. Hatte er gerade die Worte richtig vernommen? Endeavor hatte ihn bereits akzeptiert? Dass der Alpha so offen mit ihm sprach, war für den Omega eine ungewohnte Situation. Wenn Shoto bloß hier wäre und das alles hören könnte. Es wirkte alles so unwirklich. Hieß das nun, dass er seine Beziehung mit Shoto endgültig offiziell machen konnte? Allein wenn er nur daran dachte, machte Izukus Herz einen freudigen Hüpfer. Das wäre zu schön, um wahr zu sein.
 

Endeavor hingegen hatte den Omega die ganze Zeit über seitlich beobachtet. Auch genau auf seine Reaktionen geachtet. Kurz räusperte er sich, ehe er sich wieder komplett dem Grünhaarigen zuwandt.
 

„Um Takerus Werk fortführen zu können, musst du Erfahrungen im Bereich der Laborforschung und Genetik sammeln. Denkst du, dass du dich dem ganzen schon gewachsen fühlst, Izuku?“
 

Der Grünhaarige wurde augenblicklich aus seinen Gedanken gerissen und schaute ungläubig den Rothaarigen vor sich an. Hatte er gerade ernsthaft diese Frage an ihn gerichtet? Kurz fixierte das grüne Augenpaar den Boden vor sich, ehe es dem blauen Augenpaar die Aufmerksamkeit schenkte.
 

„Ich habe es mal vor, ja. Sofern dies möglich ist, versteht sich.“, verlegen kratzte sich der kleine Omega daraufhin am Hinterkopf.
 

Auf die Gesichtszüge des Alphas schlich sich ein siegfreudiges Grinsen. Erneut jagte es dem Grünhaarigen einen ängstlichen Schauer über den Rücken. Diese Reaktion war er von dem Superhelden einfach nicht gewohnt.
 

„Na super, dann weiß ich schon genau, wie wir das bewerkstelligen werden. Folg mir bitte und schließ die Tür hinter dir ab.“
 

Nach diesen Worten drehte der Alpha dem Kleineren den Rücken zu und verließ das Büro. Izuku hingegen ließ die Konversation noch einmal Revue passieren. Endeavor hatte ihn akzeptiert. Er hatte auch seine Beziehung zu Shoto akzeptiert. Gerade im Moment würde sich ein neuer Weg für ihn eröffnen. War er dem ganzen schon gewachsen? Wollte er sich nicht eigentlich noch Zeit lassen und in Ruhe die Vorgehensweise durchplanen? Wozu noch groß drüber nachdenken? Endeavor selbst hat ihm soeben eine Möglichkeit eröffnet. Warum sie nicht direkt ergreifen? Kurz musste der Grünhaarige schlucken, ehe er seinem Vorgesetzten folgte. Langsamen Schrittes stapfte er hinter dem Flammenhelden her. Sein Herzschlag beschleunigte sich erneut. Was würde ihn erwarten? Was hatte sein Chef mit ihm vor?
 

 

 

 
 


 

Sie erreichten den Fahrstuhl, in den sie daraufhin gemeinsam einstiegen. Izuku hatte währenddessen den Blick gesenkt und konnte seitlich nur vernehmen, wie der Flammenheld den Knopf für das UG betätigte. Sie fuhren also in die unterste Etage. Was genau befand sich dort?
 

„Eins will ich dir noch sagen, Izuku. Das was du hier unten zu sehen bekommen wirst, ist streng geheim. Es gibt neben dir und mir nur noch Shoto, der hiervon weiß.“
 

Neugierig sah der Grünhaarige daraufhin zu dem Flammenhelden auf, der seinen Blick geradeaus gerichtet hatte.
 

„Was genau erwartet mich dort unten?“
 

„Du musst wissen, meine Agentur arbeitet inzwischen eng mit der Heldenkommission zusammen. Die aktuellen Geschehnisse sind der Grund für die Zusammenarbeit. Die Schurken greifen inzwischen auf eigene Waffen zurück, führen sogar Experimente durch. Widerwertige Experimente, die für uns unbegreiflich sind. Einfach nur abscheulich.“
 

„Sie sprechen von den Nomus, oder?“
 

„Korrekt. Es ist unvorstellbar, dass diese Kreaturen einmal Menschen waren. Sie sind inzwischen eine wahre Bedrohung für die Menschheit geworden. Biologische Waffen. Und auch diese Experimente müssen genaustens von uns, den Helden, untersucht werden. Aus was bestehen sie? Welche Chemikalien wurden verwendet? Wie setzt sich ihre Genetik zusammen? Über welche Spezialitäten verfügen sie? Es spielen so viele Faktoren eine Rolle. Dinge, die für uns Helden zu weit entfernt liegen. Die aber für Forscher und Chemiker das wahre Paradies darstellen. Es ist eine komplett andere Welt.“
 

Währenddessen war der Fahrstuhl im untersten Abteil angekommen. Mit einem lauten „Ping“ kam der Lift zum Stehen und die Schiebetüren öffneten sich. Endeavor war der Erste, der den Fahrstuhl verließ und Izuku tat es dem Alpha gleich. Zusammen durchquerten sie einen länglichen Gang, der von hellen Neonröhren erleuchtet wurde.
 

„Eines muss ich dir dennoch mit auf den Weg geben. Der Person, der du gleich begegnen wirst.... sie ist bei weitem nicht so nett und auf dem Boden geblieben wie Tsuchi. Diese Frau ist die Verrücktheit in Person und lebt in ihrer ganz eigenen Welt. Ihr Wahnsinn kennt keine Grenzen und sie ist, sagen wir mal, sehr speziell. Aber sie ist, wie Tsuchi, ein Genie auf ihrem Fachgebiet. Versuch zudem nicht zu sehr an private und vor allem intime Dinge zu denken. Ist nur ein gut gemeinter Rat meinerseits.“
 

Ein schweres Schlucken verließ daraufhin Izukus Kehle. Na, das konnte ja mal mehr als heiter werden. Mit zusammengezogenen Schultern konnte der Grünhaarige zu dem Alpha aufschließen, der inzwischen vor einer großen Tür stehen blieb.
 

„Gut, ich denke, ich habe das Nötigste gesagt. Dann wollen wir mal.“
 

Ehe der Flammenheld jedoch die Tür öffnen konnte, ertönte plötzlich ein explosives Geräusch, woraufhin der gesamte Untergrund erzitterte. Izuku schreckte daraufhin zusammen. Das Erste was der Grünhaarige sehen konnte, war Rauch. Total benebelt betrat er den Raum und hielt sich die Hände vor sein Gesicht. Was war das bitte für ein Nebel? Und wo kam die Explosion her? Endeavor hingegen trat hinter den Omega. Izuku vernahm augenblicklich die Aura des Alphas. Sie flackerte erzürnt auf, zudem er die aufsteigende Wärme spüren konnte.
 

//Oh nein, bitte nicht!//
 

„SHINSO!!! WIE OFT HABE ICH DIR SCHON GESAGT, DASS DU NICHT MIT EXPLOSIVEN SACHEN HERUMEXPERIMENTIEREN SOLLST?! WILLST DU MICH NOCH INS GRAB BRINGEN ODER WILLST DU EINFACH NUR MEINEN LADEN IN DIE LUFT JAGEN?!“
 

Der Omega gefror augenblicklich an Ort und Stelle fest. Und da war der Pro Held wieder, wie er leibt und lebte. Der Grünhaarige hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, wann es denn wieder soweit sein konnte. Das Feuer, das freigelassen wurde, reichte bis zur Decke. Ein Wunder, dass nicht der ganze Raum in Flammen aufging. War die Agentur überhaupt gegen selbst verursachte Feuerinfernos abgesichert? Neugierig ließ Izuku daraufhin seinen Blick durch den Raum schweifen. Überall standen Geräte herum. Schläuche hingen von der Decke herunter. Weiter hinten standen riesige durchsichtige Behälter, die mit einer durchsichtigen Flüssigkeit befüllt waren. Was war das alles hier? Es sah auf den ersten Blick wie ein Labor aus. Auf einmal vernahm der Omega ein Kichern.
 

„Hihi, es hat funktioniert~ Endlich konnte ich die Atome entsprechend zusammensetzen. Katara, du bist ein wahres Genie~“
 

Der blaue Rauch lichtete sich langsam wieder und eine zierliche Gestalt trat hervor. Ihre riesige runde Brille stach direkt auf ihrem Gesicht hervor. Des Weiteren trug sie einen weißen Kittel und ihre lilanen Haare waren zu einem Dutt zusammengebunden. Sie war die Ruhe in Person, wenn man sie denn so bezeichnen konnte. Izuku hob fragend eine Augenbraue. Ganz locker und ohne Scheu schritt sie auf die Beiden zu. In ihrer rechten Hand hielt sie ein Reagenzglas, das sie einfach so hin und her schüttelte. Die Flüssigkeit in dessen Innern jedoch wirkte alles andere als ungefährlich. Izuku lief inzwischen der Angstschweiß an seiner Stirn hinunter.
 

//Was zum??//
 

Als die Gestalt schließlich vor den Beiden zum Stehen kam, entglitten Izuku alle Gesichtszücke. Es handelte sich um eine junge Frau. Er schätzte sie vielleicht auf Anfang oder Mitte zwanzig. Strahlend graue Augen schauten den Omega eindringlich an. Die Aufmerksamkeit, die die junge Frau zuvor dem Reagenzglas in ihre Hand geschenkt hatte, war plötzlich unwichtig geworden. Mit der anderen Hand kniff sie daraufhin dem Grünhaarigen in die Wange.
 

„Aww, was bist du denn für ein süßer Fratz. Der Kleine hier ist ja mal zum Anbeißen. Wirklich niedlich. Am liebsten würde ich dich knuddeln~“
 

Daraufhin ließ die junge Frau von Izukus Wange ab und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Flammenhelden, der immer noch in seiner vollen Flammenpracht vor ihr stand. Der Grünhaarige hingegen rieb sich währenddessen seine schmerzhafte Wange. Warum passierte immer ihm so etwas? Was hatten bloß alle immer mit seinen Wangen?
 

„Wie kommts, dass du dich mal hier unten blicken lässt, Enji?“
 

Der Pro Held rollte daraufhin genervt seine Augen, ehe er zur Antwort ansetzte.
 

„Stell dir vor, als Geschäftsführer muss ich auch mal der untersten Ebene einen Besuch abstatten. Fühl dich geehrt.“
 

„Haha, bist du heute mal wieder so lustig, ernsthaft. Man könnte meinen, du hättest einen Clown gefrühstückt. Nein Spaß beiseite~. Was verschlägt dich zu mir?“, wieder richtete die junge Frau währenddessen ihren Blick auf Izuku, der zwischenzeitlich ängstlich zurückwich. Diese Frau war mehr als aufdringlich. Sie machte ihm Angst. Endeavor hingegen bemerkte die Reaktion des Grünhaarigen. Grinsend legte er daraufhin seine Hand auf Izukus Schulter. Wieder zuckte der Omega zusammen.
 

„Das hier ist Izuku Midoriya. Er absolviert zurzeit ein dreijähriges Studium an der U.A. und arbeitet alle zwei Wochen hier. Er will in Takerus Fußstapfen treten und selbst Tsuchi war mehr als begeistert von dem jungen Mann hier.“
 

„So so, na sieh mal einer an. Du bist also der kleine Omega von dem Tsu immer erzählt hat. Ich verstehe~“, daraufhin schritt die junge Frau an den Labortisch und stellte das Reagenzglas in der entsprechenden Ablage ab. Danach gesellte sie sich wieder zu den Beiden und reichte Izuku grüßend ihre Hand.
 

„Nett dich kennenzulernen, Izuku.“
 

Der Omega wiederrum sah die Hand erst skeptisch an, erwiderte die Geste jedoch und kratze sich daraufhin verlegen am Hinterkopf.
 

„Ja, danke, die Freude ist ganz meinerseits.“
 

Endeavor hingegen räusperte sich kurz.
 

„Nun gut, Izuku. Das ist Katara Shinso. Sie ist die Forscherin der Agentur und leitet hier das Labor. Mit ihren gerade mal 23 Jahren hat sie ihr Medizin- und Naturwissenschaftsstudium mit 1,0 abgeschlossen. Sie ist sehr scharfsinnig und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht sie es auch ohne Rücksicht auf Verluste durch. Aktuell macht sie noch ihren Doktortitel. Du wirst für die nächsten zwei Jahre mit ihr zusammenarbeiten und sie wird dir alles beibringen was du wissen musst. Dein Büro und auch Tsuchis PC werden hier her verlagert werden. Somit hast du alles an einem einzigen Platz. Und Shinso, wehe ich höre auch nur eine Beschwerde! “
 

Ein schweres Schlucken verließ daraufhin Izukus Kehle. Er bekommt ein eigenes Büro? Hier unten? Bei dieser Verrückten? Ungläubig sah der Grünhaarige wieder zu der jungen Frau, die ihn herzlich anlächelte. Hatte dieses Lächeln überhaupt etwas Gutes zu bedeuten? War dieses überhaupt echt? Bevor Izuku rechtzeitig reagieren konnte, zog die junge Frau den Omega in eine tiefe Umarmung. Ihre Oberweite erdrückte ihn fast, immerhin war sie einen Kopf größer als er. Dem Grünhaarigen blieb fast die Luft weg. Jetzt wurde ihm wieder mehr als bewusst, warum ihn das weibliche Geschlecht kein bisschen interessierte.
 

„Awww, wie toll~ endlich bekomme ich einen eigenen Assistenten. Danke Kami, du hast meine Gebete erhört. Danke, danke, danke~ Keine Sorge Enji, Izuku wird gut bei mir aufgehoben sein. Ich passe auf ihn auf~“
 

Dabei tätschelte die Lilahaarige dem Kleineren auch noch den Kopf. Diese Frau war wirklich verdammt aufdringlich. War sie auch ein Omega? Nein niemals! Das passte überhaupt gar nicht! Also blieb ja nur noch Beta übrig. Aber egal welches Sekundärgeschlecht sie beherbergte, diese Frau war das Übel auf zwei Beinen. Mit aufdringlichen Menschen hatte der kleine Omega bis jetzt noch gar keine Erfahrungen gesammelt. Das konnte ja nur im Chaos enden. Ein schwerer Seufzer verließ daraufhin Izukus Lippen. Das konnten ja tolle zwei Jahre werden. Der Grünhaarige ergab sich nun endgültig seinem Schicksal.
 


 

// Ich bin sowas von geliefert… Shoto, bitte hilf mir….//
 

 

Part XXXVII – straight ahead II

„Nun gut, Kleiner, folg mir bitte.“
 

Endeavor hatte gerade vor weniger als fünf Minuten das Labor wieder verlassen und Izuku befand sich nun allein mit dieser Irren in einem Raum. Die Lilahaarige hatte daraufhin von dem Grünhaarigen abgelassen und konnte es sich natürlich nicht entgehen lassen hierbei dem Omega durch die lockigen Haare zu wuscheln. Ein Grummeln entwich daraufhin aus Izukus Kehle. Was nahm sich die Verrückte bitte noch alles heraus?
 

Total genervt folgte er der jungen Frau, die ihm daraufhin eine Führung quer durch das ganze Labor gab. Der Raum bot eine Menge Platz und somit viel Entfaltungsspielraum. Zuerst zeigte sie ihm die Behälter und die entsprechenden Informationen hierzu. Hier werden wohl Substanzen gelagert, die nicht mit Sauerstoff in Berührung kommen dürfen. Der Omega staunte nicht schlecht als er einen Blick ins Mikroskop werfen durfte. Danach ging es an die Utensilien. Sie beschrieb jeden einzelnen Vorgang und ab da war Izukus Aufnahmefähigkeit nur noch minimal vorhanden. Der ganze Theoriekram war eine Sache für sich. Inzwischen hatte der Omega seine Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Sie redete und redete ununterbrochen. Ihm kam es vor, als ob seine Ohren langsam anfangen würden zu bluten. Diese Frau war verdammt anstrengend.
 

Schließlich verließen sie das Labor und betraten einen länglichen Raum, der zu einem Hinterausgang führte. Die junge Frau öffnete direkt die erste Tür. Kaum hatten sie das Zimmer betreten, kamen sie an einem großen PC zum Stehen, woraufhin sich die Lilahaarige in den Schreibtischstuhl fallen ließ. Danach gähnte sie herzhaft aus und legte ihre Beine auf den Schreibtisch. Izuku schielte leicht verdutzt zu ihr rüber. Was war das denn nun wieder für ein Verhalten?
 

„Was schaust du mich denn so verdattert an? Die Führung ist beendet.“, währenddessen widmete sich die Lilahaarige dem Minikühlschrank, der direkt nebenan auf einem Schrank stand und nahm sich eine Dose Energiedrink aus dem Kühlfach. Izuku legte seine Stirn in Falten.
 

„Willst du auch eine?“, dabei grinste sie den kleinen Omega frech an, der daraufhin genervt ausatmete. Was stimmte bloß nicht mit dieser Irren?!
 

„Nein…danke!“
 

Die junge Frau hob fragend eine Augenbraue, öffnete die Dose und trank innerhalb von einem Zug den Inhalt leer. Danach seufzte sie erleichtert aus.
 

„So genug Show-Einlage für heute.“
 

„HÄ?“, der Grünhaarige traute seine Ohren nicht. War diese Frau noch von allen guten Geistern verlassen? Was sollte das ganze Theater überhaupt? Wollte sie ihn auf die Schippe nehmen? Diese Verrückte hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.
 

„Ich kann deine Gedanken hören, Kleiner.“
 

Augenblicklich hielt der Omega inne. Er erinnerte sich wieder an die Worte seines Vorgesetzten. Nun verstand er was der Flammenheld ihm eben noch mitteilen wollte. Das musste wohl ihre Spezialität sein. Plötzlich fiel es Izuku wie Schuppen von den Augen.
 

„Moment, ist Ihr Familienname nicht Shinso? Kann es sein, dass Sie mit Hitoshi verwandt sind?“
 

Daraufhin brach die Lilahaarige in helles Gelächter aus. Allein diese Lache. Wenn der Grünhaarige an die damaligen Kindersendungen dachte, konnte diese Wissenschaftlerin den dortigen Hexen echt Konkurrenz machen. Izuku würde sich am lieben Stöpsel in die Ohren stecken. Normalerweise verurteilte er nie voreilig Menschen, aber diese Frau raubte ihm noch den letzten Nerv. Allein diese Aufdringlichkeit war ihm mehr als unangenehm. Es machte ihn rasend.
 

„Ja sicher, er ist mein kleiner Bruder, du Dussel.“
 

Nun war es endgültig um Izuku geschehen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! In was für eine bizarre Welt ist er hier nur reingeraten? Womit hatte er das alles um Kamis Namen verdient? Er will wieder zurück zu Shoto. Im selben Moment bekam der Kleinere mit, wie die Lilahaarige nun schon die zweite Energiedrink-Dose leerte.
 

//Der hohe Koffeinkonsum muss wohl in der Familie liegen….//
 

Erneut seufzte die junge Frau erleichtert aus, ehe sie die Dose zerdrückte und in den Mülleimer warf. Danach schaute sie den kleinen Omega eindringlich an, der immer noch total aufgelöst neben ihr stand.
 

„Nach deiner Reaktion kann ich wohl davon ausgehen, dass der Trottel kein Wort über mich verloren hat. Das ist mal wieder typisch. Das bricht mir als große Schwester natürlich das Herz. Aber genug der Gefühlsduselei. Du bist hier, um etwas über die Medizin und die Naturwissenschaft zu lernen, richtig? Nun gut. Ich werde mich deiner annehmen.“
 

Nach diesen Worten erhob sich die Lilahaarige und stellte sich genau vor den Omega. Izuku entwich daraufhin ein schweres Schlucken aus seiner Kehle. Ihr Auftreten hatte sich völlig verändert. Eine 180-Grad-Wendung in weniger als 5 Sekunden. Respekt.
 

„Also, nenn mich Katara. Ich hasse es, wenn man mich siezt. Da komme ich mir immer so alt vor und das bin ich weiß Kami kein bisschen. Ich bin eine junge energische Frau, die in der Blüte ihrer Jahre steht und die Männerwelt kriegt mich nicht klein. Ich suche die Herausforderung und nun dir, einem jungen Bürschchen, meine Welt offenbaren zu dürfen, ist eine große Ehre für mich. Bereite dich schonmal auf zwei wundervolle Jahre vor, die in Blut und Schweiß getränkt sein werden. Keine Sorge, ich nehme dich gerade nur übelst auf die Schippe, haha~“
 

Nun war sich Izuku mehr als sicher. Diese Irre hatte wahrlich einen Sprung in der Schüssel und den Knall hatte sie bei weitem noch nicht vernommen. In diesem Moment war es ihm egal, dass die Lilahaarige vor ihm seine Gedanken hören konnte. Ihm kam dies gerade Recht. Allerdings schien diese seine Gedankengänge absichtlich zu ignorieren. Verdammt sei diese Frau! Izuku biss knirschend seine Zähne aufeinander. Er musste ruhig bleiben.
 

„Nun gut, wo fangen wir an? Am besten vermittelte ich dir zuerst die Grundlagen“, fröhlich vor sich hin pfeifend, widmete die Wissenschaftlerin ihre Aufmerksamkeit dem Aktenschrank und öffnete diesen. Nun packte Izuku doch die Neugier und schaute der Lilahaarigen daraufhin über die Schulter. Als die junge Frau schließlich mehrere Ordner hervorzog und den Omega hämisch angrinste, wusste der Grünhaarige bereits was ihn erwarten würde. Er soll sich den ganzen Uni-Schulstoff aneignen? In so kurzer Zeit? Er hatte zwei Jahre und auf der Uni verbrachten sie mehrere Jahre damit! Das war jetzt nicht ihr verdammter Ernst?
 

Die Wissenschaftlerin stellte währenddessen die ganzen Unterlagen auf einem Ablagetisch ab und widmete daraufhin ihre Aufmerksamkeit dem kleinen Omega, der immer noch total entgeistert hinter ihr stand. Ihre Augen hatten an Intensität zugenommen. Izuku musste wieder schwer schlucken. Wie konnte jemand innerhalb weniger Sekunden die Charaktereigenschaften so oft wechseln? Eben war sie noch wie ein Clown, der nichts als Schabernack und Unsinn im Kopf hatte - und nun stand sie vor ihm, wie eine strenge Lehrerin vor ihrem Schüler. Diese Frau war mehr als unheimlich. Diese wiederrum verschränkte ihre Arme daraufhin vor ihrem Oberkörper. Ihre grauen Iriden fixierten das grüne Augenpaar.
 

„Damit eins klar ist: ich bin keine Lehrerin, die ihrem Schüler alles vorkaut. Hier heißt es Learning by doing, Kleiner. Zuerst einmal musst du wissen, worum es hier überhaupt geht. Was unsere Aufgabe ist. Wie wir diese bestreiten und vor allem wie wir mit den entsprechenden Informationen umgehen und sie aufbewahren. Ich will Eigeninitiative sehen. Tsuchi hat dich mit Engelszungen gelobt, wie raffiniert und schlau du doch bist, aber ich will es sehen, Izuku. Ich will deinen Eifer und dein Feuer sehen. Ich will sehen, wie wichtig dir das alles ist. Ich weiß, dass Tsuchi dir ein großes Vermächtnis hinterlassen hat und das darfst du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Deine Taten sollen in der Zukunft die Welt verändern! Also tu alles dafür, damit dieser Traum Realität wird!“
 

Der Grünhaarige war daraufhin nicht in der Lage gewesen etwas zu erwidern. Stimmt, sie hatte Recht. Hier stand die Verantwortung an oberster Stelle. Erneut musste der Omega schwer schlucken. Langsam dämmerte es ihm. Diese Frau war nicht zu unterschätzen. Sie mag zwar irre, bizarr und verrückt sein, aber sie wusste wovon sie sprach. Sie wollte Eigeninitiative sehen? Das konnte sie gerne haben! Nun war das lodernde Feuer endgültig entfacht. Vielleicht würden die zwei Jahre doch etwas Gutes bewirken. Er musste dem Ganzen eine Chance geben. Ein siegfreudiges Lächeln zierte daraufhin Izukus Lippen. Das grüne Augenpaar suchte seinesgleichen.
 

„Du kannst dich auf mich verlassen, Katara. Ich schaffe das!“
 


 


 

Plötzlich war ein Poltern zu vernehmen, woraufhin sowohl Izuku als auch Katara zusammenzuckten. Die Lilahaarige war sofort in Alarmbereitschaft. Sie griff nach der Taschenlampe in ihrer Kitteltasche und leuchtete in die Ecke, aus der das Geräusch kam. Erleichtert atmete Katara daraufhin aus und ließ die Taschenlampe wieder sinken. Im selben Moment war ein Miauen zu hören.
 

„Meine Güte, Tinkerbell, hast du mich erschreckt. Komm her Süße.“
 

Izuku wurde hellhörig als er den Namen hörte. Neugierig schenkte er seine Aufmerksamkeit der Lilahaarigen, die neben ihm in die Hocke gegangen war. Etwas trat vor ihnen aus dem Schatten hervor. Goldene Augen blitzten auf. Der Grünhaarige kniete sich nun ebenfalls zu Boden und sah das Wesen vor sich an. Immer mehr trat das Geschöpf aus der Dunkelheit hervor. Schneeweißes Fell schimmerte im Licht auf. Izuku stockte der Atem. Eine Katze kam zum Vorschein und blieb wenige Meter vor dem Omega stehen. Ihre Augen schimmerten wie das Gold einer Münze. Ihr Fell war so weiß und rein wie frisch gefallener Schnee. Ihre langen Haare an ihren Ohren erinnerten an Pinsel. Zudem sie einen sehr buschigen Schwanz besaß, den sie hin und her schwang. Noch nie zuvor hatte Izuku ein solch schönes Geschöpf gesehen. Fasziniert von ihrem Erscheinungsbild ließ er seinen Blick über sie schweifen. Plötzlich weitete sich das grüne Augenpaar. Der Schock stand dem Kleineren ins Gesicht geschrieben. Was ihn erstarren ließ, war ihre vorderste linke Pfote. Dunkle vernarbte Haut. Von der Pfote bis zum Gelenk besaß sie kein Fell, es handelte sich um eine nackte und kahle Stelle. Katara war die Reaktion ihres Schülers nicht entgangen. Traurig senkte die junge Frau daraufhin ihren Blick.
 

„Tsuchi hatte sie vor einem Jahr gerettet als die Agentur zu einem Razzia-Einsatz gerufen wurde.“
 

Izuku lauschte ihren Worten, konnte aber gleichzeitig nicht den Blick von der Katze lassen.
 

„Sie war ein Versuchsexperiment gewesen. In den Reihen herrschte immer noch der Aberglaube, das Katzenpfoten Glück bringen würden. Diese Mistkerle hatten ihr die Pfote abgeschnitten und sie danach misshandelt und gequält. Es herrschten furchtbare Umstände. Sie war damals noch ein Kätzchen gewesen. Tsuchi meinte, dass es gut gewesen war, dass ich damals nicht vor Ort war. Klar, bin ich durch viele Laboraktivitäten schon extrem abgehärtet, aber selbst der emotionsloseste Mensch kommt irgendwann an seine Grenzen. Immer heißt es, dass Löwen, Bären u.a. die schlimmsten Raubtiere seien, aber das stimmt nicht. Wir sind die schlimmsten Raubtiere auf dieser Welt. Sie töten um zu überleben, wir hingegen töten um Macht zu demonstrieren. Ich bin offen und ehrlich, Izuku. In vielen Situationen schäme ich mich ein Mensch zu sein.“
 

In Izukus Augen bildeten sich Tränen. Wie konnte man einem armen Geschöpf nur so etwas antun? Schmerzlich biss sich der Omega daraufhin auf die Unterlippe.
 

„Tsuchi hatte sie damals gefunden und mitgenommen. Gerade noch rechtzeitig. Der Tod hatte bereits an ihrer Tür geklopft. Er kam damals zu mir und bat mich darum ihr zu helfen. Diese Pfote, die du dort siehst, ist eine nachgezüchtete Substanz, die ich entwickelt habe. Ich habe ihre DNA entnommen und sie mit anderen Organismen und Zellen neu zusammengesetzt.“
 

Der Grünhaarige brachte in diesem Moment ein trauriges Lächeln hervor und sah seitlich zu der Lilahaarigen. Er hatte sich in ihr geirrt. Sie hatte doch das Herz am rechten Fleck. Man musste nur genauer hinsehen. Nun überkam den Omega ein schlechtes Gewissen. Katara hingegen lächelte.
 

„Wie du siehst, mit unserer Arbeit kann jedem geholfen werden, auch den Kleinsten auf dieser Welt.“
 

Daraufhin erhob sich die Lilahaarige und sah zu Izuku hinunter, der gerade seine Hand nach der Katze ausstreckte.
 

„Das würde ich an deiner Stelle lassen, Kleiner.“
 

„Warum das d - AUTSCH!!!“, stimmt da war ja etwas.
 

„Sie beißt…“
 

„…habs bemerkt…..“, Izuku sah daraufhin seinen Zeigefinger an, aus dem etwas Blut herausquoll. Es war nur ein Zwicken, aber trotzdem hatte er sich sehr erschrocken. Die Katze hingegen fauchte den Omega an und verschwand wieder in der Dunkelheit. Wie war das mit - er würde sich gut mit ihr verstehen? Das war ja mal ein prima Start. Izuku seufzte traurig aus, ehe er sich erhob und Katara ihm daraufhin lächelnd die Unterlagen in die Hand drückte.
 

„Keine Sorge, Tinkerbell braucht noch etwas Zeit. Sie wird sich schon noch an dich gewöhnen. Nun gut mein Schüler! Dann mal ran ans Werk!“
 

Gedankenversunken nahm Izuku im gegenüberliegenden Zimmer Platz und begann die ersten Einführungsthemen zu studieren. Seite für Seite blätterte er durch. Der Vormittag war schneller vorübergegangen als er erst angenommen hatte. Er musste zugeben, dass die Uni-Unterlagen hervorragend von den Dozenten vorbereitet worden waren. Es war nicht zu viel und es war auch nicht zu wenig. Er verschlang die ganzen Themen regelrecht. Inzwischen war es 16.00 Uhr. Ein Klopfen riss ihn daraufhin aus seiner Gedankenwelt. Als Izuku mit „ja herein“ antwortete, betrat Katara das Zimmer.
 

„Ich gehe hoch mir einen Kaffee holen, willst du auch etwas?“
 

Der Grünhaarige drehte sich zu der Wissenschaftlerin um und schüttelte mit dem Kopf.
 

„Nein, danke. Ich bin versorgt.“
 

Ein zärtliches Lächeln zierte daraufhin die Lippen der Lilahaarigen.
 

„Gut. Es kann etwas dauern bis ich wieder da bin. Ich muss mit Enji noch ein paar Themen bezüglich deiner Ausbildung klären. Wenn etwas sein sollte, ruf bitte Mara an, sie gibt mir dann Bescheid.“
 

„Mach ich.“, dann war der Grünhaarige auch schon wieder allein.
 

Inzwischen waren weitere 30 Minuten vergangen. Kurz atmete der Omega aus, zog seine Brille aus und rieb sich den Nasenrücken. Es war zwar alles faszinierend, aber es war für einen Anfänger verdammt anstrengend. Sein Kopf drohte schon fast zu explodieren. Inzwischen hatte Izuku angefangen sich die ersten Notizen zu machen, einen Plan auszuarbeiten, wie er Thema für Thema durcharbeiten würde. Die Aufstellung sollte ihm am Anfang als Gedankenstütze dienen. Als sich der junge Mann jedoch wieder den Uni-Unterlagen widmen wollte, spürte er eine Präsenz neben sich. Ehe Izuku reagieren konnte, huschte etwas an ihm vorbei. Dabei fiel ein Ordner zu Boden. Irritiert folgte das wiesengrüne Augenpaar dem Wirbelwind und entdeckte daraufhin Tinkerbell, die miauend unter dem Schreibtisch saß. Ihre goldenen Iriden waren auf seine Augen gerichtet. Fragend hob der Grünhaarige daraufhin eine Augenbraue.
 

„Was willst du denn? Willst du mich wieder beißen?“
 

Daraufhin erhob sich die Katze und verschwand aus der Tür, die die ganze Zeit über einen Spalt offen gestanden hatte. Kurz sah sie wieder zu dem Omega und mauzte. Nun packte Izuku erneut die Neugier. Wollte sie ihm so signalisieren, dass er ihr folgen sollte? Der Grünhaarige erhob sich daraufhin und folgte der weißen Katze, die einige Meter vor ihm herlief. Sie stiegen eine kleine Treppe hinauf, die direkt ins Erdgeschoss führte. Plötzlich blieb Tinkerbell vor einer Tür stehen und kratzte an dieser. Irritiert sah der Omega die Katze an und hob erneut fragend eine Augenbraue.
 

„Was genau willst du mir sagen?“, daraufhin ging der Grünhaarige in die Hocke und befand sich nun mit der Katze fast auf Augenhöhe. Wieder sahen goldene Iriden in seine Augen. Er verlor sich regelrecht in diesen Seelenspiegeln. Immer wieder kratzte Tinkerbell an der Tür und miaute. Schließlich erhob sich der Omega wieder und widmete seine Aufmerksamkeit der Tür.
 

„Ich verstehe, du willst dort rein, oder?“
 

Sollte er sie wirklich öffnen? Kurz dachte der Grünhaarige nach, ehe er der Bitte schließlich nachkam und die Türklinke nach unten drückte. Daraufhin öffnete er die Tür und Sonnenstrahlen blitzten ihm ins Gesicht. Schützend hielt er sich daraufhin die Hände vor seine Augen. Die Sonne stand schon am Wendepunkt und sie würde in wenigen Minuten untergehen. Dadurch, dass immer noch Winter war, stand die Sonne tiefer. Tinkerbell hingegen huschte durch seine Beine hindurch. Erst nachdem sich der Omega an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatte, nahm er seine Hände wieder aus seinem Blickfeld und erstarrte. Das Zimmer war riesig, aber etwas ganz Bestimmtes zog seine Aufmerksamkeit an.
 


 


 

Vor ihm stand ein großer Flügel. Groß und mächtig. Das Tasteninstrument stand nah am Fenster. Verwirrt ließ Izuku daraufhin seinen Blick durch das Zimmer gleiten. Blaue Vorhänge zierten die Glasfront und eine große Couch stand an der Wand, ebenso eine große Stehlampe. Zwei große Pflanzen verliehen dem Zimmer zusätzlich eine warme Atmosphäre. Behutsam trat der Grünhaarige daraufhin an das Klavier heran. Vorsichtig fuhr er mit seinen Fingerkuppen drüber. Ein zartes Lächeln zierte seine Lippen. Wie lange war es her gewesen, wo er das letzte Mal gespielt hatte? Es war noch zu Mittelschulzeiten gewesen. Er war damals der Pianist des Schulchors gewesen und hat diesen während ihres Gesangs musikalisch begleitet. Er hatte immer aus dem Hintergrund agiert. Eine Erinnerung, die ihm zur Abwechslung mal ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Er hatte es genossen. Es war eine schöne Zeit gewesen, eine der wenigen, die er aus seiner Mittelschulzeit besaß. Währenddessen bemerkte Izuku aus dem Blickwinkel, dass Tinkerbell Anlauf nahm und auf das Gehäuse draufsprang. Kurz hielt die weiße Katze inne, ehe sie sich vor den Grünhaarigen setzte. Wieder sah sie den Omega eindringlich an und legte ihren Kopf schief. Wieder bildeten sich mehrere imaginäre Fragenzeichen über Izukus Kopf.
 

„Was genau willst du mir eigentlich mitteilen?“
 

Daraufhin wand sich der Grünhaarige dem Regal zu, das sich direkt neben dem Instrument an der Wand befand. Behutsam zog Izuku ein Notenbuch hervor. Gedankenversunken blätterte er die Seiten durch. Mehrere Musikstücke befanden sich darin. Auch bekannte Stücke, die er selbst schon gespielt hatte. Was den Omega jedoch irritiere, waren die Notizen, die an der Seite vermerkt waren. Zuerst dauerte es einen Moment bis Izuku die Zeichen verstand. Es sah so aus, als ob jemand die Noten an den vereinzelten Passagen abgeändert hätte. Als ob jemand dem Lied einen eigenen persönlichen Wiedererkennungswert verleihen wollte. Er blätterte daraufhin weiter die Seiten durch. Schließlich fand er ein passendes Musikstück. Aufregung stieg plötzlich in ihm auf. Es handelte sich um ein älteres Stück, dass damals in der 9. Klasse aufgeführt wurde. Wieder stahl sich ein Lächeln auf Izukus Gesicht. Daraufhin wand sich der Omega wieder dem Flügel zu und nahm auf dem Doppelsitzer Platz. Dann hob er vorsichtig die Abdeckung hoch und platzierte das Buch auf der entsprechenden Ablage. Lächelnd fuhr er mit seinen Fingern über die Klaviaturtasten drüber. Ein zarter Ton regte sich. Kurz widmete der Grünhaarige daraufhin seine Aufmerksamkeit der weißen Katze, die immer noch vor ihm saß. Ein Lächeln schlich sich erneut auf seine Lippen.
 

„Du willst, dass ich spiele, habe ich Recht?“
 

Ein freudiges Miauen, das in Schnurren überging, beantwortete seine Frage. Daraufhin positionierte Izuku seine Finger auf der Tastatur und atmete tief ein und aus. Behutsam drückte der Omega die ersten Tasten hinunter. Ein tiefer Ton entwich aus diesen. Erst sehr langsam, schließlich war es sein erster Versuch nach Jahren. Allerdings fand er wieder schnell in den Rhythmus hinein. Es war wie Fahrrad fahren – so etwas verlernte man nicht. Wie von selbst bewegten sich seine Finger zu den entsprechenden Tasten. Mehrmals tippte er diese hintereinander an, während seine andere Hand quer über die Klaviatur wanderte. Eine beruhigende Melodie drang an seine Ohren. Eine Melodie, die von seinen eigenen Fingern erzeugt wurde. Der Omega kannte das Stück in und auswendig. Izuku schloss nach wenigen Sekunden seinen Augen, während seine Finger wie von selbst zu den richtigen Tasten fanden. Sanft und elegant ließ er diese über die Klaviatur gleiten. Der gesamte Raum füllte sich mit Melodie, diesen wunderschönen Tönen. Töne, die er schon so lange nicht mehr gehört hatte. Er konnte die Sehnsucht tief in seinem Innern spüren. Teilweise schlichen sich helle sanfte Töne in das Stück hinein. Langsam und gefühlvoll. Immer wieder in den unterschiedlichsten Takten. Verliehen dem Ganzen einen gewissen Zauber.
 

In diesem Moment wurde Izuku bewusst, wie sehr er das Spielen vermisst hatte. Wie sehr die Musik ihm doch immer noch Freude bereiten konnte. Damals suchte er Schutz um seinen Erniedrigungen und Alpträumen entfliehen zu können - versuchte so in eine eigene bessere Welt zu entfliehen. Doch jetzt - es beflügelte ihn. Sie verlieh ihm Stärke. Izuku spürte die Liebe, die sein Innerstes in dieses Musikstück legte. Es war schon so lange her, doch hatte seine Seele die Melodien nie vergessen. Hatte nie vergessen welchen Zauber sie ausüben konnten. Und das alles durch seine reine Vorstellungskraft. Er brauchte keine Noten. Er konnte dem Stück eine ganz eigene Note verleihen. Wie derjenige, der es zuvor im Notenbuch niedergeschrieben hatte. Tinkerbell hatte sich inzwischen vor dem Grünhaarigen hingelegt und sah diesem dabei beim Spielen zu. Wie er sich in der Musik verlor, wie er sich selbst in den Tönen wiederfand. Mehrere zarte Töne verschnellerten sich im Takt und wurden durch tiefere Töne abgelöst. Es folgte ein stätiger Wechsel. Ein Wechsel zwischen ausdrucksfähiger Leidenschaft und zarten Versuchungen. Alles was zu einer emotionalen Performance dazugehörte. Die Musik hallte im gesamten Raum wider, sie reichte sogar bis zum Gang.
 

Der Omega war so sehr in seiner eigenen Welt vertieft, dass er nicht mitbekommen hatte, dass er gar nicht mehr allein im Raum war. Zwei Personen beobachteten ihn. Katara hatte sich zwischenzeitlich gegen den Türrahmen gelehnt und beobachtete den Grünhaarigen bei seinem Werk. Ein zärtliches Lächeln zierte ihre Lippen, woraufhin sie ihre Aufmerksamkeit ihrem Nachbarn schenkte. Sie war nämlich nicht allein zurückgekommen. Das heterochrome Augenpaar weitete sich als es den Grünhaarigen vor sich erblickte. Wie dieser am Fenster saß und der Sonnenuntergang im Hintergrund ein romantisches Bild bot. Wie rot-orangene Sonnenstrahlen die grünen Locken aufleuchten ließen. Wie grüne Iriden im Sonnenlicht funkelten, als sein Mate wieder die Augenlider geöffnet hatte. Wie er die weiße Katze ansah, die vor ihm lag. Ein Bild, das sich tief in Shotos Herz brannte. Die Musik, die an seine Ohren drang, ließ ihn an der Tür erstarren. Er konnte seine Augen nicht von Izuku nehmen, der immer noch dasaß und dem Instrument solch schöne und romantische Töne entlockte. Die Musik schaffte sich ihren eigenen Spielraum, entführte sie in eine Traumwelt. Shoto hatte keine Ahnung davon gehabt, dass sein Omega so gut Klavier spielen konnte. Inzwischen schlichen sich immer mehrere zarte und hohe Töne hinein, während diese weiterhin von tieferen Melodien geleitet wurden.
 

Shoto erkannte das Musikstück. Tief in seinem Innern wurde eine Erinnerung geweckt. Eine Erinnerung, die ihn zusammen mit seiner Mutter zeigte. Wie die Weißhaarige am Klavier saß und ihm damals das selbe Lied vorgespielt hatte, während er neben ihr saß und ihr dabei zugesehen hatte. Es wirkte wie eine Art Dejà Vue. Wie in Trance setzte sich der Weißrothaarige in Bewegung, kam nach wenigen Schritten neben Izuku zum Stehen und setzte sich schließlich neben seinen Mate. In diesem Moment trafen sich ihre Blicke. Inzwischen hallten weitere zarte, sanfte und helle Töne durch den Raum. Ein Zeichen, das sich das Musikstück langsam dem Ende zuneigte. Silbergrau-Türkis traf auf Wiesengrün. Immer weiter ließ der Grünhaarige elegant seine Finger über die Tasten gleiten, immer schneller und schneller. Wobei er die rythmische Melodie weiterhin beibehielt. Schließlich wurden die Töne immer langsamer, immer leiser bis zum Schluss ein letzter Ton in mehreren rythmischen Takten folgte.
 


 


 

Stille umgab sie. Obwohl das Musikstück zu Ende war, sahen sich die Beiden immer noch tief in die Augen. Genossen noch den einen Augenblick, der die Beiden wieder zur Ruhe kommen ließ. Schließlich hörten sie ein Klatschen, woraufhin sowohl Izuku als auch Shoto zu der Lilahaarigen blickten.
 

„Bravo, das war unglaublich, Izuku.“
 

Nach diesen Worten schritt Katara an ihnen vorbei und blieb an der Fensterfront stehen. Inzwischen war die Sonne untergegangen und ein tiefes Dunkelrot zierte den Himmel. Ihre Arme hatte sie hinter ihrem Rücken verschränkt. Izuku hingegen kratze sich verlegen am Hinterkopf, bemerkte jedoch eine Hand, die sich schützend auf seinen Oberschenkel gelegt hatte. Daraufhin sah er Shoto wieder tief in die Augen.
 

„Da muss ich ihr Recht geben. Warum hast du mir nie etwas davon erzählt?“
 

Der Grünhaarige hingegen senkte daraufhin seinen Blick und legte seine Finger wieder zart auf die Tastatur.
 

„Es war Zufall. Tinkerbell hat mich eigentlich hierhergelockt.“, lächelnd widmete der Omega daraufhin seine Aufmerksamkeit wieder der weißen Schönheit, die inzwischen friedlich eingerollt vor ihnen schlief, ehe er weiterfortfuhr:
 

„Ich war früher im Schulorchester gewesen und war für die Musikbegleitung zuständig. Klavierspielen hatte mir immer große Freude bereitet. Früher war es hauptsächlich, weil ich mich so in eine bessere Welt flüchten konnte“, ein trauriges Lächeln schlich sich daraufhin auf Izukus Gesicht.
 

„Es ist fast zwei Jahre her, wo ich das letzte Mal gespielt habe und ich muss sagen - es fühlt sich an, als sei es erst gestern gewesen. Die Seele vergisst niemals, wie sich die Melodie zusammensetzt. Aber inzwischen spüre ich ein anderes Gefühl, wenn ich spiele. Nämlich die Freude und die Liebe“, daraufhin schenkte der Grünhaarige seinem Mate ein herzliches Lächeln, nahm Shotos Hand in die seine und verflocht sie miteinander. Schließlich schenkte der Omega seine Aufmerksamkeit der Lilahaarigen, die immer noch vor ihnen stand und aus dem Fenster blickte. Katara war so sehr in Gedanken versunken, dass man ihre flüsternden Worte nur schwerfällig verstehen konnte.
 

„Als ich diese Musik eben gehört habe, dachte ich wirklich - sie sitzt hier.“
 

Daraufhin hob Izuku fragend eine Augenbraue.
 

„Wen genau meinst du, Katara?“
 

Nach wenigen Sekunden drehte sich die Lilahaarige zu dem Omega um und lächelte diesen herzlich an. Es war ein Lächeln, das Izuku zum ersten Mal sah. Es war ein ehrliches Lächeln.
 

„Du musst wissen, ich bin die 1. Pianistin im Stadtorchester und muss demnach regelmäßig üben. Manchmal übernachte ich auch hier um zur Ruhe zu kommen und um mich der Musik zu widmen. Das lässt sich alles prima kombinieren, da ich abends meistens länger im Labor arbeite. Es ist befreiend einfach abzuschalten und sich der Melodie hinzugegeben. Bis vor wenigen Monaten war sie regelmäßig hier gewesen. Hat sowohl mich als auch Tsuchi mit ihrem Talent verzaubert. Du kennst sie, Izuku und du auch Shoto. Ich spreche von Valerie.“
 

Augenblicklich hielt der Grünhaarige inne. Unglaube spiegelte sich in dem grünen Augenpaar wider.
 

„Was? Valerie? Unsere Val?“
 

Ein Kichern schlich sich aus Kataras Lippen.
 

„Ja, ich spreche von unserer Valerie. Sie scheint euch wohl davon nichts erzählt zu haben“, daraufhin verfinsterte sich die Miene der Lilahaarigen und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Flügel.
 

„Sie ist ein Ausnahmetalent. Sie liebt die Musik über alles. Das Mädchen hatte einmal Träume. Sie wollte an die M.U.A. - die beste Musikakademie, die es auf der Welt gibt. Diese Schule hat schon so viele berühmte Opernsänger und Schauspieler hervorgebracht. Valerie hatte sogar eine Empfehlung, sie wäre ohne große Probleme dort untergekommen. Tsuchi hätte voll und ganz hinter ihr gestanden und sie bei allem unterstützt. Aber… als vor 1 ½ Jahren die Mutationsquirk ausgebrochen war, musste sie ihren Traum aufgeben.“
 

Izuku ließ daraufhin seinen Kopf sinken und lehnte sich gegen die Schulter von Shoto, der daraufhin schützend seinen Arm um den Kleineren legte. Währenddessen hörten sie weiterhin der Lilahaarigen zu.
 

„Auf der einen Seite kann ich Best Jeanist verstehen. Nach allem was mit Valeries Mutter geschehen ist, hatte er Angst, dass sich die Tragödie bei seiner Tochter wiederholen könnte. Er hatte sie an der U.A. angemeldet. Sie sollte lernen, wie sie ihre Fähigkeiten gut und gerecht einsetzen kann. Er ließ ihr anfangs zumindest noch die Musik AG, wo sie immer dreimal die Woche nachmittags hingegangen war. Aber als er nach einem halben Jahr ihr auch noch das verwehrt hatte, ist er meines Erachtens einen Schritt zu weit gegangen. Es eskalierte sogar so sehr, dass er ihr die Musik komplett verboten hatte. Valerie sollte mit ihren Gedanken zu 100% beim Training sein. Die Musik würde sie nur ablenken. Er war ganz besessen von diesem Vorhaben. Dass er allerdings dadurch seiner Tochter mehr geschadet hat, war ihm nicht bewusst gewesen. Tsuchi hatte mehrmals versucht mit ihm zu reden. Aber auch Best Jeanist kann ein Sturkopf sein. Valerie hatte sich komplett dem Willen ihres Vaters gebeugt. Ihre Psyche litt sehr darunter. Er nahm ihr fast die Lebensfreude. Tsuchi hatte daraufhin mich aufgesucht und mich darum gebeten ihr zumindest zweimal die Woche abends hier Zugang zu gewähren. Hier konnte sie zumindest zur Ruhe kommen und ihrer Leidenschaft nachgehen. Zumindest für ein paar Stunden dem emotionalen Druck entkommen, den Beast Jeanist auf sie geladen hatte. Allerdings hat sie nach Außen nie gezeigt, wie schlecht es ihr eigentlich ging. Sie hatte ihren Kummer immer gekonnt überspielt. Nur jemand, der sie wirklich kannte, konnte hinter ihre Fassade blicken.“
 

Ein kurzes Lächeln schlich sich daraufhin auf Kataras Lippen, ehe sie sich umdrehte und einen Blick aus dem Fenster warf.
 

„Sie spielt besser Klavier als ich und das soll echt etwas heißen. Auch kann sie sehr gut Gitarre spielen und ihre Stimme, sie hat einen solchen Wiedererkennungswert. Einfach wunderschön…. Als Tsuchi jedoch starb, starb auch ein wichtiger Teil mit ihr. Es ist nicht nur ihr Alpha gestorben - auch ihr Stützfeiler, der sie immer beschützt und über sie gewacht hat, war von heute auf morgen weg. Da Valerie vorher schon labil gewesen war, hat sich ihre Lage um das doppelte bis dreifache verschlechtert. Dass sie nun Abstand von allem braucht, ist mehr als verständlich. Es hat mich geschockt, als ich erfahren habe, dass sie Japan verlässt. Wobei ich mich schon frage, wie sie es wohl geschafft hatte ihren Vater davon zu überzeugen. Ich kenne Beast Jeanist lange genug um zu wissen, dass er sie nie freiwillig hätte gehen lassen. Etwas muss vorgefallen sein. Aber wer weiß das schon….. Ich hoffe wirklich sehr, dass sie in Amerika wieder zu sich selbst findet.“
 

„Das hoffen wir alle“, daraufhin widmete Izuku seine Aufmerksamkeit wieder seinem Mate. Ihre Hände waren immer noch miteinander verflochten. Mit der anderen Hand fuhr Shoto zärtlich durch die grünen Locken des Grünhaarigen. Genüsslich schloss der Omega daraufhin seine Augen und genoss die zarten Berührungen. Katara hingegen sah ein letztes Mal aus dem Fenster. Ihre grauen Augen glänzten.
 

„Ich habe allerdings eine Bitte an dich, Izuku.“
 

Der Omega hob daraufhin seinen Kopf und öffnete seine Augen.
 

„Und was genau wäre das?“
 

Wieder stahl sich ein Lächeln auf Kataras Lippen, ehe sie sich umdrehte und den Grünhaarigen mit funkelnden Augen ansah.
 

„Wenn Valerie eines Tages zurückkehren sollte, möchte ich euch Beide ein einziges Mal zusammen auf der Bühne sehen.“
 

Das grüne Augenpaar weitete sich ungläubig. Er und Bühne? Vor einem Publikum? Nervös begann er daraufhin wieder mit seinen Fingern zu spielen.
 

„Aber.. ich..nein.. das…“
 

„Nichts aber, Izuku! Weißt du, Tinkerbell hier hat ein Gespür für besondere Menschen. Du musst wissen, sie hatte Valerie auch immer zugehört, wenn sie gespielt hat. Genau wie jetzt, lag sie damals auch hier und hat ihr einfach nur beim Spielen zugesehen. Es war kein Zufall, dass sie dich hierher gelockt hat. In dir steckt mehr, als man anfangs vermutet, kleiner Omega.“
 

Izuku sah daraufhin die Lilahaarige erstaunt an. Diese Worte hatte er die letzte Zeit schon öfters vernommen. Katara hingegen lächelte den Grünhaarigen an, ehe sie sich auf den Weg zur Tür machte und noch kurz am Türrahmen innehielt:
 

„Die nächsten zwei Jahre werden eine harte Herausforderung werden, Kleiner. Sei gewappnet. Du kannst hier in deiner Freizeit so oft spielen wie du willst. Du brauchst einen Ausgleich, denn sonst hälst du das Ganze hier nicht durch. Sei dir dessen bewusst~ ich lass euch zwei dann mal allein. Shoto, du weißt ja wo der Hinterausgang ist. Wir sehen uns dann morgen - 8 Uhr - PÜNKTLICH!“
 

Nach diesen Worten drehte Katara den Beiden den Rücken zu und schloss die Tür hinter sich. Nun waren Izuku und Shoto allein im Raum. Der Omega saß einfach nur da und ließ seine Gedanken schweifen. Es war so viel passiert heute. Zuerst die Enthüllung von Tsuchis PC, die Akzeptanz Endeavors, der neue Weg, der ihm mit dem heutigen Tag eröffnet wurde. Und der krönende Abschluss - dass er nach zwei Jahren noch einmal Klavier spielen durfte. Ein zärtliches Lächeln zierte daraufhin Izukus Lippen.
 

Nur nebenbei bekam der Omega mit, wie Shoto ihn an der Hüfte gepackt und ihn auf seinen Schoss gezogen hatte. Nun saß der Grünhaarige rittlings vor seinem Alpha. Warme Hände legten sich daraufhin auf seine Wangen, die inzwischen zart errötet waren. Ehe Izuku reagieren konnte, schmiegten sich weiche Lippen an seine eigenen. Das wiesengrüne Augenpaar weitete sich. Shotos Lippen waren so weich und warm. Zaghaft wanderten Izukus Hände an dessen Schuluniformkragen und klammerten sich dort fest. Der Omega schloss daraufhin seine Augen und erwiderte den Kuss, während eine einzelne Träne an seiner Wange hinunterkullerte. Sie brauchten keine Worte, sie verstanden sich auch so. Der Omega konnte spüren, dass Shotos innerer Alpha mehr als zufrieden war. Sein Mate hatte also schon mit seinem Vater gesprochen. Izuku konnte fühlen, wie die Last von seinem Alpha abgefallen war. Auch eben konnte er es schon spüren, als sich sein Mate zu ihm gesetzt hatte. Dass sich die Fesseln um sein Herz komplett gelöst hatten. Dass er endlich Aufatmen konnte. Der Grünhaarige war so froh. So erleichtert.
 

Glücksgefühle beflügelten ihre Sinne, während sie sich mehrere Minuten lang ihrem intimen Moment hingaben. Wie ihre Lippenpaare sich immer wieder zart und zaghaft berührten. Wie ihre Hände schließlich zueinander fanden und sich miteinander verflochten. Wie sie sich einfach nur ihrem Glück ergaben. Endlich aufatmen konnten. Nun lag ein komplett neuer Lebensabschnitt vor ihnen. Gemeinsam Hand in Hand werden sie diesen Weg bestreiten. Jeden Schritt werden sie von nun an gemeinsam gehen. Gemeinsam weitere Höhe und Tiefen überstehen. Ab heute – Offiziell - Vor der gesamten Welt. Mit dem Glauben an eine gemeinsame Zukunft.
 


 


 

Die Zeit bringt Veränderungen mit sich und ihre Zeit beginnt mit dem heutigen Tag:

als offizielles Alpha-Omega-Paar

❤️

Part XXXVIII – new era

 

[zwei Jahre später]
 

Es war finster und still. Man konnte lediglich die Polizeisirenen auf der Straße hören. Blaulicht schien durch die Fenster hindurch. Der gesamte Raum lag ansonsten in Finsternis. Vereinzelt tropfte es von der Decke. Schritte waren zu vernehmen, das Echo hallte von den Wänden wider. Endeavor schritt durch den Flur und nahm jeden Raum genau unter die Lupe. Seine Flammen erhellten die Gemäuer und zeigten ihm so den Weg. Immer weiter schritt er den Gang entlang.
 

Gerade vor wenigen Minuten hatten sie das Gebäude gestürmt und eines der Lager der League hochgehen lassen. Es war zwar nicht der Hauptkern, der festgenommen wurde, aber jede Gefangennahme zählt. Niemand hatte damit gerechnet, dass es ausgerechnet ein Schurke war, der den entscheidenden Hinweis bei der Polizei gegeben hatte. Es gab wohl auch Verräter in den eigenen Reihen. Oberkommissar Tsukauchi war sofort in Alarmbereitschaft gewesen und hatte die Agentur umgehend darüber in Kenntnis gesetzt. Es gab heftige Auseinandersetzungen, aber schlussendlich hatten sie den Überraschungseffekt auf ihrer Seite gehabt. Soeben wurden die Verbrecher in Handschellen abgeführt und werden nun dem Haftrichter vorgeführt. Den Gerüchten zufolge war dieses Lager für die Experimente zuständig. Wenn der Alpha ehrlich zu sich selbst war, graute es ihm bereits davor das eine oder andere hier aufzudecken.
 

Die Nomus stellen bis heute ein Mysterium dar und ausgerechnet hier soll sich die Antwort auf alles befinden. Allerdings mussten sie hierfür zuerst einmal das Labor finden. Dort waren auch die Substanzen und Forschungsobjekte untergebracht. Somit würden sie ihrem Ziel etwas näherkommen. Der Flammenheld war für das Erdgeschoss zuständig. Sein Kollege, der seit zwei Jahren auf Platz 2 unterwegs ist, Hawks, kümmerte sich um das 1. Geschoss. Sein Sidekick Burnin übernahm das Obergeschoss. Nach näherer Inspektion kam der Flammenheld am Ende des Ganges an, der zu einem Treppenhaus hinaufführte. Hier unten gab es keine Auffälligkeiten. Daraufhin zog der Rothaarige ein Funkgerät hervor.
 

„Erdgeschoss ist gesichert, wie sieht es bei euch aus?“
 

Einen Moment herrschte Stille, ehe eine weitere Stimme durch das Gerät zu vernehmen war.
 

„Hawks hier, Ebene 1 ist auch gesichert.“
 

„Sehr gut, fehlt dann nur noch Ebene 2. Burnin, wie sieht es bei dir aus?“
 

Erneut herrschte Stille. Fragend hob der Flammenheld daraufhin seine Augenbraue und starrte auf sein Funkgerät. Warum erhielt er keine Antwort?
 

„Burnin, hörst du mich?“
 

Dann endlich klang eine Frauenstimme zu ihm durch. Allerdings bemerkte der Pro Hero No. 1 sofort, dass etwas nicht stimmte.
 

„Ja, ich höre dich klar und deutlich Enji… aber …“, kurz herrschte wieder Stille, ehe die weibliche Stimme fortfuhr:
 

„Am Besten du und Hawks schaut euch das hier selbst an.“
 

„Ok, Burnin. Wir sind unterwegs. Bleib wo du bist.“
 

Nach diesen Worten verstaute der Flammenheld das Funkgerät in seiner Gürteltasche und stieg die Treppen hinauf. Burnin war normalerweise eine taffe Frau, eine Beta, die normalerweise nichts zu schnell umhaute. Sie gehörte zu den Besten und besaß ebenfalls eine Feuer-Quirk. Auf gemeinsamen Einsätzen ergänzten sie sich perfekt. Dass sie allerdings auf einmal so geschockt wirkte. Was genau hatte sie bloß entdeckt?  Gedankenversunken schritt er weiter hinauf und begegnete auf halbem Weg dem geflügelten Helden.
 

„Was glaubst du wohl, was sie gefunden hat, Endeavor-San?“, nachdenklich legte der Blondhaarige seine Stirn in Falten während er neben dem Alpha herlief. Seine riesigen roten Flügel nahmen fast das komplette Treppenhaus ein. Seit den letzten zwei Jahren arbeiteten die Beiden regelmäßig zusammen. Bis jetzt waren sie auch immer erfolgreich gewesen. Der Rothaarige hingegen sah weiterhin vor sich – immer noch tief in Gedanken versunken.
 

„Was auch immer es sein mag, ich ahne Übles.“
 

Als sie im Obergeschoss angekommen waren, stand die junge Frau auch schon vor ihnen. Sie hatte ihnen den Rücken zugewandt. Daraufhin drehte sie sich zu den beiden Männern um und zeigte auf den dunklen Raum vor sich. Das pure Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Endeavor war sofort in Alarmbereitschaft. Mit seinen Flammen erhellte er den Raum und schritt an der Beta vorbei. Was er allerdings zu sehen bekam, ließ sein Mark gefrieren.
 

Es war das blanke Entsetzen. Mehr als das. Es war unmenschlich. Für Normaldenkende nicht greifbar - nicht realisierbar. Es war der blanke Horror. Das türkisfarbene Augenpaar weitete sich. Überall befand sich Blut auf dem Boden. Sogar an der Decke - an den Wänden. Tiefe Kratzspuren waren auf den Tischen und in den Wänden verewigt. Sie waren sehr tief, sodass sie keineswegs von einem Menschen stammen konnten. Hier hatte etwas ganz anders gewütet. Es sah so aus, als ob jemand ein Blutbad veranstaltet hätte. Zudem auf den Tischen die Utensilien wie Skalpells offen herumlagen. Was um Kamis Namen war hier bloß geschehen? Fassungslos schritt der Flammenheld durch die Bankreihen hindurch. Hawks, der direkt hinter ihm lief, sah sich die Reagenzgläser genau an.
 

„Was genau ist hier passiert?“, neugierig hob der geflügelte Held ein Reagenzglas hoch und begutachtete den Inhalt.
 

„Ich weiß es nicht. Aber was es auch gewesen ist, es ist nicht mehr hier“, immer weiter bahnte sich Endeavor einen Weg zwischen den Tischreihen hindurch. Das Ausmaß der Zerstörung wurde immer offensichtlicher. Hier hatte wahrlich ein Monster gewütet. Allerdings stammten die Spuren nicht von heute. Während ihrer Razzia waren keine Außeneinwirkungen zu verzeichnen gewesen. Hier oben musste wohl schon seit Tagen keiner mehr gewesen sein. Ob die Gefangenen ihm hierüber Auskunft geben konnten? Jetzt fiel ihm auch wieder ein, warum die Schurken so krampfhaft versucht hatten ihnen den Weg zu versperren. Sie wollten verhindern, dass das Labor und die darin befindlichen Spuren gefunden werden. Sie wussten, dass es hier einen Zwischenfall gab und wollten es wohl vertuschen und unter den Teppich kehren. Nach und nach ergab nun alles einen Sinn.
 

Plötzlich vernahm Endeavor ein Geräusch, woraufhin er in seiner Bewegung innehielt. Entgeistert schaute der Alpha in die Ecke, aus der das Knacken kam. Bei genauerem Hinsehen entdeckte er einen Gitterkäfig. Hawks, der wieder direkt hinter ihm war, nährte sich vorsichtig dem Käfig. Ein großer Plüschpanda, der bereits bessere Zeiten gesehen hatte, lag vor ihnen. Das Stofftier war komplett verdreckt und die Naht war vereinzelt aufgerissen, sodass sich der weiße Wollinhalt bereits nach draußen quetschte. Er war mit einer roten Decke zugedeckt, worunter sich wohl noch etwas anderes befinden musste. Es bewegte sich leicht und Endeavor hätte darauf verwetten können, Hände vor sich zu sehen, die das Plüschtür drückten. Inzwischen hatte auch Burnin zu ihnen Anschluss gefunden und ging vor dem Käfig auf die Knie. Als die junge Frau genauer hinsah, bemerkte sie, dass die Käfig-Tür einen Spalt offenstand. Behutsam öffnete sie diese. Ein lautes Knarren war zu vernehmen - die Tür war wohl etwas eingerostet. Plötzlich regte sich etwas erneut unter der Decke. Vorsichtig streckte die Beta ihre Hand aus.
 

„Pscht.. ganz ruhig. Wir tuen dir nichts.“
 

Daraufhin zog die Beta ihre Hand wieder zurück, als sich die Decke erneut bewegte. Hawks hingegen kniete nun ebenfalls neben der jungen Frau. Dann konnten sie dabei zusehen, wie die Decke immer weiter nach unten rutschte und das Etwas zum Vorschein kam. Vor Schreck blieb ihnen die Luft weg.
 

Vor ihnen saß ein kleines Mädchen – vielleicht gerade mal im Kindergartenalter. Weiße zerzauste Haare hingen ihr ins Gesicht und ihre Kleidung war zerrissen und durchlöchert. Ihr kleiner Körper wirkte schon eingefallen und war teilweise mit getrocknetem Blut bedeckt. Das Kind befand sich in einem sehr miserablen Zustand. Auf ihrer rechten Stirnhälfte befand sich ein kleines Horn. Matte, glanzlose - rote Augen schauten zu den Helden hinauf. Burin hielt sich vor Schreck die Hände vor den Mund.
 

„Wie grausam. Du armes Ding.“
 

Als die junge Frau ihre Hand erneut nach dem Mädchen ausstrecken wollte, begann dieses zu zittern und krampfte zusammen. Immer mehr drückte die Weißhaarige sich an ihren Teddy und sah die Erwachsenen mit ängstlichem Blick an. Sie zitterte. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie war kurz davor in Panik zu verfallen. Hawks hatte sich zwischenzeitlich wieder erhoben und schaute zu Endeavor, der die ganze Situation von weitem beobachtet hatte. Daraufhin zückte der Blondhaarige sein Handy.
 

„Wir brauchen einen Notarzt. Sie ist stark unterernährt. Zudem steht sie kurz vor einer Dehydrierung. Ich kümmere mich darum. Bin gleich nochmal da.“
 

Nach diesen Worten drehte sich der geflügelte Held um und verließ das Labor. Burnin hingegen konnte ihren Blick nicht von dem Kind abwenden. Fassungslos schaute sie daraufhin zu dem Flammenhelden auf, der seine Arme vor seinem Oberkörper verschränkt hatte.
 

„Was sollen wir tun, Boss?“
 

Endeavor hingegen drehte der jungen Frau daraufhin den Rücken zu und hob nun ebenfalls ein Reagenzglas in die Luft. Gedankenverloren schaute er auf die Flüssigkeit, die sich im Innern befand und hielt den durchsichtigen Glasbehälter gegen das Licht.
 

„Seit einiger Zeit kommt es immer wieder zu seltsamen Zwischenfällen, in denen Helden für eine kurze Zeit ihre Spezialität verlieren, nachdem sie von einer kleinen Spritze getroffen wurden. Es stellt sich die Frage, ob diese Flüssigkeit hier etwas damit zu tun hat. Auch könnte sie uns wichtige Informationen über die Nomus verschaffen. Außerdem sollen die Ärzte das Mädchen genaustens untersuchen. Sie muss zuerst wieder zu Kräften kommen. Erst wenn sie vernehmungsfähig ist, können wir sie zu den Geschehnissen hier befragen. Dann stellt sich die Frage, welche Spezialität sie besitzt und ob sie an den Experimenten hier direkt beteiligt war. Allerdings sollte jemand mit ihr in Kontakt treten, der ungefährlich wirkt und auch ein Händchen für Kinder hat. Shoto und ich wären als Alpha hier Fehl am Platz. Ich weiß auch schon genau, wen wir damit beauftragen können.“
 

Die Augen der jungen Frau weiteten sich vor Schreck.
 

„Was? Denkst du etwa dieses Kind hier war ihr Versuchsobjekt gewesen? Bitte nicht. Ich will mir gar nicht ausmalen, was das arme Ding hier schon in seinen jungen Jahren alles erleiden musste.“
 

„Das Schlimme ist, diesen Irren ist alles zuzutrauen, Burnin. Wer keine Achtung vor dem Leben hat, hat in unserer heutigen Gesellschaft nichts verloren. Wir müssen leider damit rechnen, zumindest müssen wir es in Betracht ziehen.“
 

Die Proheldin widmete daraufhin ihre Aufmerksamkeit wieder dem kleinen Mädchen, das sich inzwischen in die letzte Ecke gekauert hatte. Das Kind zitterte immer noch am ganzen Leib. Zudem sich zwischenzeitlich Tränen in dessen Augen gebildet hatten. Ein Wimmern drang an ihr Ohr. Das arme Würmchen hatte schreckliche Angst. Traurig senkte Burnin daraufhin ihren Blick. Es zerriss ihr als Beta das Herz, das Kind so aufgelöst vor sich zu sehen. Knirschend biss sie sich daraufhin auf die Unterlippe.
 

„Denkst du, er wird hierfür schon bereit sein? Er ist ein Omega, Enji. Für sie sind Kinder so etwas wie Heilige. Izuku ist super auf seinem Gebiet, keine Frage. Aber wird er hierfür schon bereit sein? Wer weiß, was möglicherweise alles ans Tageslicht kommen könnte.“
 

Der Flammenheld hingegen ließ das Reagenzglas sinken und schaute danach aus dem Fenster. Die Sonne ging bereits am Horizont der Stadt unter. Rötliche Sonnenstrahlen trafen auf seine Narbe, die sich waagerecht von seiner Stirn über sein Auge hinweg bis zum Kinn zog.
 

„Izuku hat zwei Jahre auf dem Gebiet der Genetik geforscht, Burnin. Zudem ja auch noch Shinso an seiner Seite ist. Wenn jemand hier Licht ins Dunkel bringen kann, dann ist er es. Omega hin oder her. Man sollte ihn keineswegs auf sein Sekundärgeschlecht reduzieren“, nach diesen Worten schaute der Pro Held auf seine Handflächen. Er wusste wovon er sprach. Schließlich hatte er den Werdegang des Grünhaarigen Schritt für Schritt mitverfolgen können. Katara hielt ihn immer auf dem Laufenden. Vor kurzem hatte sein Student die schriftliche Abschlussprüfung abgelegt, somit stand er fast am Ende seiner Studienzeit. Izukus Einstieg ins Berufsleben stand somit nichts mehr im Wege. Kurz darauf sah Endeavor erneut aus dem Fenster. Seine blauen Augen waren auf einen genauen Punkt in der Ferne fixiert.
 

„Wir warten erst einmal ab, was die Heldenkommission vorschlägt. Sie entscheidet wie wir weiterverfahren.“
 


 


 


 


 

Der nächste Morgen brach heran. Am Horizont ging bereits die Sonne auf und tauchte die Landschaft in ein orange-rotes Gemälde. Vogelgezwitscher folgte aus den Bäumen, die in voller Blüte standen. Eine herrliche Brise wehte durch das Windspiel, das sich auf dem Balkon an einem Balken befand. Sanfte Töne erklangen. Allerdings interessierte dies den Omega herzlich wenig. Immer mehr kuschelte er sich in seine Bettdecke hinein. Er wollte noch nicht aufstehen. Friedlich lag Izuku da und sog den Duft seines Alphas ein, der immer noch in der Bettwäsche haftete. Shoto war bereits vor einer Stunde aufgebrochen, aber sein Geruch war immer noch verbreitet. Herzlich gähnend zog Izuku das zweite Kopfkissen zu sich. Er liebte diesen Duft - er konnte einfach nicht genug davon bekommen. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Plötzlich spürte er, dass seine Matratze sich etwas gesenkt hatte. Der Grünhaarige bemerkte, dass etwas auf ihn zugetapst kam. Allerdings wusste der Omega schon genau um wen es sich nur handeln konnte. Schließlich hörte er ein Schnurren an seinem Ohr. Die Schnurrhaare kitzelten, sodass sich Izuku ein Lachen nicht verkneifen konnte.
 

„Hihi~ Tinkerbell… hör doch auf“.
 

Als Antwort folgte ein Miauen. Izuku griff daraufhin nach seinem eigenen Kissen und versteckte seinen Kopf darunter. Musste er nun wirklich aufstehen? Wozu braucht man schon einen Wecker, wenn man stattdessen eine Katze besaß, die genau wusste, wann Essenszeit war? Ein Blick auf sein Handy bestätigte ihm, dass es bereits kurz nach 7 Uhr war. Die weiße Schönheit wusste genau, wann sie ihr Frühstück zu erwarten hatte. Izuku musste sich wohl oder übel seinem Schicksal ergeben. Als er Anstalten machte aufzustehen, sprang Tinkerbell vom Bett herunter und setzte sich genau vor den Futternapf, den sie zuvor aus der Küche hierher geschoben hatte. Verdutzt schaute der Grünhaarige das Bild vor sich an und schüttelte daraufhin grinsend den Kopf.
 

//Als ob die Madame verhungern würde, unglaublich~//
 

Lächelnd stand Izuku daraufhin auf und ging vor der Katze in die Hocke. Dabei fuhr er ihr sachte durch ihr zartes, weiches Fell. Ihr Schnurren konnte inzwischen einem Traktor Konkurrenz machen.
 

„Dann wollen wir mal.“
 

Dann hob der Omega den Futternapf hoch und nahm ihn mit in die Küche. Dort angekommen, öffnete er den Schrank und zog eine Dose Katzenfutter hervor. Tinkerbell konnte es gar nicht abwarten und sprang auf den Küchentresen und beobachtete ihren Dosenöffner bei seinem Werk. Goldene Iriden verfolgten jede Bewegung.
 

„So, das hätten wir. Lass es dir schmecken.“, behutsam stellte Izuku den Futternapf neben der Wasserschüssel ab und verschwand aus der Küche. Tinkerbell mauzte wieder und machte sich direkt über ihr Frühstück her. Ein Seufzen verließ daraufhin Izukus Lippen. Wenn er nun schon aufgestanden war, konnte er sich zumindest nützlich machen. Er musste schließlich erst um 9 Uhr in der Agentur sein. Er öffnete daraufhin die Balkontür und betrat den Balkon. Vogelgezwitscher drang an seine Ohren. Das Windspiel ließ ihn innerlich zur Ruhe kommen. Eine Weile genoss er die Stille – wie die Frühlingsbrise durch seine Haare wehte. Immer wieder sog er den Duft des Frühlings ein. Der Kirschbaum, der vor seinem Balkon stand, erstrahlte bereits in seiner komplett rosanen Blütenpracht.
 

Wenige Minuten später sprang auch schon Tinkerbell auf das Geländer und drückte ihren Kopf an den Oberarm des Grünhaarigen. Lächelnd streichelte der Omega daraufhin die Katze am Ohr. Diese lehnte sich schnurrend an ihn und machte einen Buckel. Inzwischen lebte die weiße Schönheit schon fast 1 ½ Jahre bei ihm. Wie Tsuchi es vorhergesagt hatte, kamen die Beiden mehr als gut miteinander zurecht. Allerdings ließ er dem Tier aber auch entsprechenden Freiraum. Da sich das Mehrfamilienhaus in einer friedlichen Ruhezone befand, konnte Tinkerbell regelmäßig die Gegend erkunden - sie hatte sich zu einer Freigängerin entwickelt. Wobei sie eher tagsüber unterwegs war. Sie begleitete den Grünhaarigen auch regelmäßig zur Agentur und blieb auch dort, nur abends nach Schichtende streunerte sie noch etwas in der Gegend herum, ehe sie dann kurz vor Nachtanbruch wieder bei Izuku zuhause ankam und die Couch ihr eigen nennen konnte. Es kam sogar mehrmals vor, dass sie sich mit Shoto um den Platz stritt. Am liebsten wollte sie ganz nah bei dem Grünhaarigen sein und wurde auch schnell eifersüchtig. Allerdings hielt dieses Verhaltensmuster nur wenige Monate an, ehe sie sich daran gewöhnt hatte, dass Shoto regelmäßig bei Izuku übernachtete. Sobald sein Alpha da war, machte Tinkerbell freiwillig Platz und verbrachte lieber die ruhigen Stunden auf dem Balkon. Somit räumte sie dem Omega aber auch Freiraum für Privatsphäre ein. Es war ein Geben und ein Nehmen.
 

Der Omega betrat daraufhin nach wenigen Minuten erneut die Küche und richtete sich nun sein eigenes Frühstück her. Eine Tasse grüner Tee und Rührei waren alles was er heute Morgen brauchte. Allein der Geruch, der ihn aus der Bratpfanne begrüßte, ließ ihn grinsen. So konnte ein guter Morgen starten. Friedlich saß er daraufhin am Küchentisch und genoss sein Frühstück. Nachdem Izuku alles gespült und abgetrocknet hatte, machte er sich auf den Weg ins Bad. Zufrieden zog er sich aus und stieg unter die Dusche. Heißes Wasser prasselte auf seine reine Haut nieder. Ein wolliges Seufzen verließ Izukus Lippen, woraufhin er seinen Hinterkopf gegen die kühle Wandfliese lehnte. Vor einer Woche hatte er seine letzte schriftliche Abschlussprüfung hinter sich gebracht. Endlich hatte die Lernzeit ein Ende. Die Monate zuvor waren das wahre Grauen gewesen. Er saß täglich bis spät in die Nacht in seinem Büro und lernte. Wie ein Irrer und Besessener hatte er Stunden vor den Unterlagen verbracht. Shoto hatte ihn Mitten in der Nacht dann abgeholt und nach Hause gebracht. Er wollte nicht, dass Izuku zu später Stunde allein draußen unterwegs war. Die Schurkenrate ist zwar in den letzten beiden Jahren gesunken, aber die League war immer noch aktiv und galt als extrem gefährlich. Izuku konnte seinen Alpha voll und ganz verstehen – er fand es auf der anderen Seite auch niedlich wie sich Shoto um ihn sorgte. Vor allem nach ihrem Outing hatte Izuku bemerkt, dass sein Mate richtig anhänglich sein konnte. Es beflügelte ihn jedes Mal, wenn der Weißrothaarige ihn in eine innige Umarmung zog – von ihren Küssen und sonstigen Zärtlichkeiten ganz abgesehen.
 

Ihre Beziehung hatte inzwischen ein neues Level erreicht.
 

Beherzt platzierte Izuku daraufhin seine Hand auf seiner linken Brust. Wie schnell die Zeit doch vergangen war. Er war schon fast drei Jahre mit seinem Alpha zusammen. Drei Jahre wo sie sich liebten – auf einander Acht gaben. Ein zärtliches Lächeln zierte daraufhin Izukus Lippen, wenn er allein nur daran dachte. Eine wollige Wärme stieg in ihm auf. Ja, es fühlte sich immer noch so an wie am Anfang. Ihre feurige Leidenschaft hatte kein bisschen eingebüßt. Sie liebten sich noch wie am ersten Tag. Zwischenzeitlich hatte der Grünhaarige das Wasser wieder abgestellt und trocknete sich nun vor dem Badezimmerspiegel ab. Dabei warf er einen genauen Blick auf seinen Körper. In den letzten zwei Jahren war er auch etwas gewachsen. Inzwischen erfreute es den kleinen Omega, dass er die 1,70 m Grenze geknackt hatte. Er war seitdem um ganze 5 cm gewachsen. Seine aktuelle Größe betrug 1,71 m. Sein Alpha hingegen überragte ihn inzwischen mit über 10 cm. Beim letzten Arztbesuch wurde bei Shoto eine Höhe von 1,84 m gemessen. Er war ein Alpha, wie er im Buche stand. Hübsch, zuvorkommend, liebenswert und verdammt sexy. Wieder schoss dem Grünhaarigen daraufhin bei diesem Gedanken die Röte ins Gesicht. Sein Herz schlug augenblicklich schneller. Auch diese Reaktion hatte sich in den letzten Jahren kein wenig verändert.
 

Als sich Izuku gerade das Badehandtuch um die Hüfte gewickelt hatte, hielt er in seiner Bewegung inne. Seine grünen Augen leuchteten auf. Vorsichtig und behutsam platzierte der Omega daraufhin seine Hände auf seinem Unterleib. Sachte und zärtlich streichelte er diesen. Ein herzliches Lächeln stahl sich auf Izukus Lippen, woraufhin er wieder sein eigenes Spiegelbild betrachtete. Irgendwann würde dort ein kleiner Mensch heranwachsen. Sein Herz machte daraufhin einen freudigen Hüpfer. Izuku verspürte es schon seit einiger Zeit. Er erwischte sich immer häufiger bei diesem Gedanken. Bei dem Gedanken daran eines Tages ein Kind unter seinem Herzen zu tragen. Entstanden aus ihrer gemeinsamen Liebe.
 

Auch seine Heatphasen hatten sich verändert. Seit neustem neigte er sogar dazu ein Nest während seiner Heat zu bauen und war außer Rand und Band. Sein Halsband wurde inzwischen zweimal hormonell gepasst. Aber trotzdem gab es Zyklen, wo es so schlimm war, dass er zuhause bleiben musste. Shoto wurde dann ebenfalls freigestellt und blieb bei seinem Mate. Auch das Verhalten seines Alphas hatte sich verändert. Der Weißrothaarige wich in dieser Zeit kein einziges Mal von seiner Seite, verwöhnte seinen Mate wo es nur ging. Shoto umgarnte ihn regelrecht – gab ihm noch mehr das Gefühl begehrt zu sein. Es mangelte Izuku an nichts. Man sollte es kaum glauben, doch der Weißrothaarige hatte inzwischen Kochen gelernt. Shoto hatte zwar noch einen langen Weg vor sich, aber seine Gerichte konnten sich sehen lassen. Auch wenn er lieber Izuku weiterhin die Küche überließ. Es waren genau diese drei Tage, an denen der Omega reichlich bekocht wurde. Sein Alpha achtete genaustens darauf, dass der Kleinere eiweiß- und vitaminhaltige Nahrung zu sich nahm. Ansonsten verhüteten sie während ihrer Zweisamkeit weiterhin wie zuvor auch.
 

Bislang hatte Shoto ihn während seiner Heat noch nicht geknotet, auch wenn der Grünhaarige sich eingestehen musste, dass er sich inzwischen nichts sehnlicher wünschte. Eine eigene Familie - endlich diese Art von Liebe zu erfahren, die ein Omega für seine Kinder empfand. Eine Liebe, die sogar über die Liebe seines Alphas hinausgehen sollte. Gerade während seiner Heat waren diese Gedanken ausgeprägter als sonst – noch mehr als gerade im Moment. Der Arzt hatte bereits bei der letzten Routineuntersuchung berichtet, dass sich Izukus Omegazyklus verändert hatte. Die meisten gemateten Omega erleben Anfang der Zwanziger bis Mitte der Dreißiger eine Phase, in der der Fortpflanzungstrieb und auch der Wunsch nach einer eigenen Familie bei der Heat am stärksten ausgeprägt ist. Izuku war inzwischen 19 Jahre alt – fast 20. Somit fing diese Phase jetzt erst bei ihm an.
 

Aber dennoch kam das Wort Familienplanung noch nie zur Ansprache. Zuerst wollte der Kleinere seine Ausbildungszeit hinter sich bringen. Da die U.A.-Zeit allerdings in wenigen Wochen zu Ende war, stand dem Ganzen eigentlich nichts mehr im Weg. Izuku wusste bereits, dass er eine Festanstellung bekommen würde und sein Alpha stieg als junger Geschäftspartner mit in der Agentur ein. Somit hatten beide ihre Jobs – standen ab dann Mitten im Leben. Mit eigenem Verdienst – mit eigener Verantwortung. Ein Seufzen verließ daraufhin Izukus Lippen. Behutsam fuhr er mit seinen Fingerkuppen über seinen Nacken – über seine Mate-Narbe. Wie lange sollte er noch warten? Wie würde Shoto überhaupt reagieren? War sein Alpha denn schon bereit dafür?
 

Gedankenversunken widmete sich der Grünhaarige daraufhin seinem Kleiderschrank. Irgendwann musste er mit seinem Alpha darüber sprechen. Es galt nur noch den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als sich Izuku schließlich fertig angezogen und seine Schuhe zugebunden hatte, schulterte er noch seinen Rucksack und machte sich dann auf den Weg. Tinkerbell begleitete ihn dabei. Es war inzwischen zu einem täglichen Ritual geworden. Anfangs hatten sich die Leute noch umgedreht und ihnen nachgesehen. Es geschah schließlich nicht alle Tage, dass ein junger Mann mit einer freilaufenden Katze unterwegs war. Zusammen liefen sie an der Straße entlang und kamen nach 15 Minuten auch schon am Arbeitsplatz an. Inzwischen nutzte der Grünhaarige die Hintertür und stieg die Treppen hinunter. Tinkerbell tapste hinter ihm her. Gähnend stellte Izuku daraufhin seinen Rucksack in seinem Büro ab und fuhr den PC hoch. Währenddessen zog er seine Jacke aus und zog sich seinen weißen Kittel über. Dann folgten noch die weißen Handschuhe, die er sich gekonnt überzog. Zum Schluss richtete er noch seine Brille. Danach verließ er sein Büro und betrat das Labor.
 

„Guten Morgen, Kata-“
 

Plötzlich hielt der Omega in seiner Begrüßung inne. Ungläubig rieb Izuku seine Augen und starrte vor sich. Das war jetzt nicht ihr Ernst, oder? Entgeistert trat er an den Labortisch heran und blickte auf eine schlafende Katara herab. Sie saß tief im Schreibtischstuhl versunken und hatte sich eine Decke übergezogen. Ihren Kopf hatte sie auf der Tischplatte abgelegt. Ihre Arme dienten als Kissen. Ein leises Schnarchen drang an seine Ohren.
 

//Hat sie wieder hier übernachtet?//
 

Ungläubig sah sich der Grünhaarige um. Überall lagen Bücher herum und Notizen lagen auf dem Boden verteilt. Es sah aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Was um Kamis Namen hatte die Beta nur wieder hier getrieben? Schließlich war heute Freitag. Behutsam trat Izuku daraufhin an die junge Frau heran und rüttelte an ihr.
 

„Hey, Katara~ aufstehen“
 

Die Lilahaarige jedoch grummelte.
 

„Noch fünf Minuten….“
 

Izuku konnte sich daraufhin ein Kichern nicht verkneifen.
 

„Hör mal, Katara, ich will echt nicht unhöflich sein, aber wir haben 9 Uhr morgens~“
 

Plötzlich war die junge Frau hellwach. Wie von einer Tarantel gestochen, sprang sie auf und richtete ihre Haare. Der Schock und die dazugehörige Erkenntnis standen ihr ins Gesicht geschrieben – von den tiefen Augenringen ganz abgesehen.
 

„Heilige Scheiße! Warum hast du das nicht gleich gesagt?! Verdammt! Verdammt! Verdammt!“
 

Wie ein Wirbelwind huschte Katara durch das Labor und hob die Bücher auf. Danach sammelte sie die einzelnen Notizblätter auf und verstaute diese ordentlich auf dem Tisch. Als das erledigt war, hastete sie ins Badezimmer. Izuku hingegen grinste hämisch. Auch die Lilahaarige war ein ganz normaler Mensch. Man sollte es kaum glauben. Daraufhin widmete der Omega seine Aufmerksamkeit den Utensilien, die kreuz und quer auf dem Tisch herumlagen. Ein genervtes Seufzen verließ daraufhin seine Lippen. Kopfschüttelnd verstaute Izuku die Skalpell in der Schublade.
 

Der Omega wusste nicht, wie oft er schon mit Katara darüber diskutiert hatte, dass die chirurgischen Instrumente nicht offen zugänglich sein sollten. Was dies anbelangte, war Katara ziemlich uneinsichtig. Es kam öfters vor, dass Izuku hinter ihr alles wegräumen musste. Es trafen wahrlich zwei Welten aufeinander. Er - der die Ordnung achtete und sie - die das Chaos gerade nur so magisch anzog. Wie Hund und Katze – wie Feuer und Wasser. Aber trotzdem ergänzten sie sich in ihrer Teamarbeit perfekt. Gemeinsam hatten sie in den vergangenen zwei Jahren schon einige Fälle aufgeklärt. Izuku musste zugeben, dass Katara eine gute Lehrmeisterin gewesen war. Inzwischen hatte sie ihren Doktortitel und wurde ihrem Namen mehr als gerecht.
 

Wenn Izuku an die ersten Tage zurückdachte, konnte er heute darüber grinsen. Die ersten Experimente mit Flüssigkeiten durchzuführen und deren Reaktionen zu überwachen, waren von Anfang an eines seiner Lieblingsgebiete gewesen. Aber als er zum ersten Mal an toten Tieren herumschnippeln sollte, war es aus und vorbei. Da kam wieder seine sanfte Omega-Seite zum Vorschein. Als er zum ersten Mal einen toten Frosch skalpieren musste, wurde ihm sogar so schlecht, dass er sich übergeben musste. Und das geschah nicht nur einmal – sondern mehrmals. Diese Lernphase hatte sowohl ihn als auch Katara einiges an Nerven gekostet. Aber auch diese Hürde überwand er nach mehreren Versuchen. Wobei ihm auch heute noch gern schlecht wurde. Gerade vor kurzem war es wieder soweit gewesen, als sie tatsächlich einen Nomu in seine Einzelteile zerlegen mussten. Es war einfach die reinste Folter. Aber der Omega riss sich zusammen und musste sich zur Abwechslung nur ein einziges Mal übergeben. Für Izuku war es ein großer Fortschritt gewesen. Inzwischen hatte sich die Lilahaarige wieder zu dem Omega gesellt und streckte sich.
 

„So~ ich bin wach. Was steht heute an?“
 

„Ehm- “, gerade als Izuku zur Antwort ansetzen wollte, klingelte plötzlich das Telefon. Katara sah den Omega daraufhin fragend an, ehe sie den Hörer abhob.
 

„Ja? Shinso am Apparat?“, Izuku konnte bereits die Genervtheit in ihrer Stimme hören. Katara war ein wahrer Morgenmuffel – da hatte sie mit Hitoshi wieder etwas gemeinsam. Die dunkle Aura, die von der Beta ausging, war mehr als spürbar. Gereizte Frauen am Morgen waren die Allerschlimmsten. Etwas was Izuku die letzten zwei Jahre mehr als genug zu spüren bekam.
 

„Was dein Ernst jetzt? Heute?“, ungläubig sah die junge Frau zu Izuku, der daraufhin nur mit den Achseln zuckte. Was war denn nun wieder los?
 

„Hab ich das richtig verstanden? Izu und ich sollen mitkommen?“, Izuku legte daraufhin seinen Kopf schief. Wohin mitkommen? Hatte er etwas wichtiges versäumt?
 

„Ok, Enji. Wir sind in 5 Minuten da“, nach diesen Worten legte die Lilahaarige den Hörer auf und zog ihren Kittel aus. Izuku hingegen schaute die Beta fragend an.
 

„Was ist denn los?“
 

Katara zupfte daraufhin ihr Oberteil zurecht, das sie soeben frisch angezogen hatte.
 

„In einer Stunde findet eine Konferenz mit der Heldenkommission statt. Enji will, dass wir beide ihn dorthin mit begleiten. Es ist von äußerster Dringlichkeit. Beeil dich, wir treffen uns in fünf Minuten in seinem Büro. Das Taxi ist schon unterwegs!“, nach diesen Worten rauschte die junge Frau an dem Omega vorbei.
 

Ungläubig hielt der Grünhaarige in seiner Bewegung inne. Ihre Aura hatte sich wieder komplett verändert. Izuku konnte die Ernsthaftigkeit in ihren grauen Iriden sehen. Ein Schlucken verließ daraufhin seine Kehle.
 

Eine Konferenz? Äußerste Wichtigkeit?
 

Dann auch noch mit der Kommission?
 

Was war bloß vorgefallen, dass sowohl er als auch Katara dem Meeting beiwohnen mussten?

 

 

 
 


 

Das mit dem heutigen Tag ein neues Abenteuer für den kleinen Omega beginnen sollte, das ihn vor eine harte Probe stellen wird, war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst gewesen.
 

 

Part XXXIX – the only one

Die Heldenkommission. Die Behörde, die alle Heldenaktivitäten überwacht und auch als oberste Hand die Sicherheit der Bürger innehält. Alle Helden sind in einem extra Verzeichnis aufgelistet. Als Beratungsstelle steht sie allen Agenturen bei Fragen zur Ausbildung und weiteren arbeitsrechtlichen Themen zur Verfügung. Auch beherbergt die Kommission eigene Fachrechtsanwälte, die auf dem heldenrechtlichen Gebiet stets wachsam und auf Abruf bereitstehen, falls es einmal zu ungünstigen Zwischenfällen kommen sollte. Zudem ist die Heldenkommission das Berufsversorgungswerk, aus dem später alle pensionierten Helden einmal ihre monatliche Altersbezüge erhalten werden.
 

Izuku konnte es einfach nicht fassen. Niemals im Leben hätte er gedacht, dass er ausgerechnet einmal hier sein würde. Dann auch noch einer Konferenz von so hoher Wichtigkeit beizuwohnen. Brennend juckte es ihn unter den Fingernägeln wer wohl alles anwesend sein wird. Welchen Helden würde er heute begegnen? Die Aufregung stieg ins Unermessliche. Es war Izuku wahrlich eine Ehre überhaupt hier sein zu dürfen. Ungeduldig saß der Omega im Wartezimmer und schaute zur Decke hoch. Immer wieder vernahm er das Ticken der Standuhr, die sich im hintersten Ecken des Raums befand. Tick – Tack. Wieder und wieder folgte das selbe mechanische Geräusch. Izuku wurde immer nervöser. Unruhig begann er auf seiner Unterlippe herum zu kauen, während er immer wieder mit dem Stuhl, auf dem er saß, hin und her wippte. Es bescherte ihm zumindest etwas Ablenkung. Dass er allerdings mit seinen Aktivitäten seine Nachbarin zur Verzweiflung brachte, bemerkte der Grünhaarige gar nicht. Katara, die neben ihm saß, hatte ihre Augen geschlossen und ihre Arme vor ihrem Oberkörper verschränkt. Durch das Hin- und Hergewippe ihres Laborpartners bildete sich eine Zornader auf ihrer Schläfe. Das heutige Maß war jedoch schon zum Überlaufen voll. Knirschend biss sie die Zähne aufeinander.
 

„MEINE GÜTE! IZUKU! Du stielst hier die ganze Ruhe aus dem Raum! Halt gefälligst deine Füße still!!“
 

Augenblicklich hielt der Grünhaarige in seiner Bewegung inne und sah geschockt die Beta an. Diese warf ihm Blicke zu, die Bände sprachen. Sie war sichtlich genervt. Izuku bemerkte es schon seit sie aufgebrochen waren. Auch im Taxi war sie sehr still gewesen und beteiligte sich nur an den Gesprächen, wenn es wirklich notwendig war. Katara war diesen Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden. Ein genervtes Seufzen verließ daraufhin Izukus Lippen.
 

„Tut mir leid… ich bin ja schon still…“
 

//Verdammte Zicke!//
 

Was konnte er denn dafür, wenn „Madame Perfect“ wieder mal meinte bis spät in die Nacht im Labor zu arbeiten? Er war derjenige, der auch noch so nett war und sie geweckt hatte. Er hätte sie auch weiter im Schlummerland lassen können. Sein Vorgesetzter hätte sich bestimmt gefreut! Gerade in diesem Moment bereute Izuku seine Entscheidung. Ihm war es auch egal, dass Katara seine Gedanken hören konnte. Soll sie doch ruhig wissen, dass sie sich den ganzen Morgen schon unmöglich benahm. Schlimm genug, dass er sie überhaupt erst darauf aufmerksam machen musste. Aber in den letzten zwei Jahren hatte Izuku eines über diese Frau gelernt – Katara ist unbelehrbar – wahrlich beratungsresistent!
 

Wieder folgte ein genervtes Seufzen, woraufhin Izuku seine Arme hinter seinem Hinterkopf verschränkte. Vielleicht wurde es aber auch einfach nur Zeit, dass sie endlich mal einen Mann findet. Diese Laune war teilweise kaum auszuhalten. Manchmal interessierte es den Omega brennend wie Hitoshi bloß bei so einer Furie von Schwester überleben konnte. Einmal hatten sie zusammen versucht Katara bei einer Dating-App anzumelden, aber der Schuss ging gewaltig nach hinten los. Hitoshi wurde eine Woche lang mit Verachtung bestraft – wobei Izuku wusste, dass dies seinem Klassenkameraden mehr als egal war. Der Omega wiederum musste eine ganze Woche lang das Labor putzen. Es hätte nur noch gefehlt, dass Katara mit einer Peitsche hinter ihm gestanden hätte. Kein Wunder, dass die Männer vor ihr zurückschrecken. Wer legt sich denn schon freiwillig mit dieser Hexe an?
 

Während Izuku in seinen Gedanken vertieft war, ging die Tür auf und Hawks betrat das Zimmer. Dieser ließ kurz seinen Blick durch den Raum gleiten. Als er Izuku ausfindig machen konnte, hob er grüßend die Hand.
 

„Ach, na wenn das mal nicht unser Izuku ist. Hey Kumpel, lange nicht gesehen“, nach diesen Worten schritt der geflügelte Held auf den Grünhaarigen zu, der sich zwischenzeitlich erhoben hatte, und reichte ihm zum Gruß die Hand.
 

„Hallo Hawks, ich wusste gar nicht, dass du auch heute hier bist“, Izuku erwiderte den Händedruck und nahm daraufhin wieder auf seinem Stuhl Platz.
 

„Ja, das Treffen ist auch ziemlich spontan…eigentlich hätte ich heute frei gehabt, aber was will man machen?“, der Blondhaarige lächelte den Kleineren an und widmete daraufhin seine Aufmerksamkeit Katara, die unbeeindruckt neben ihnen saß und die Begrüßung der Beiden beobachtet hatte. Ohne den Pro Held eines Blickes zu würdigen, las die Lilahaarige die Zeitung weiter, die sie die ganze Zeit schon in der Hand hielt.
 

„Auch dir einen wunderschönen guten Morgen, mein Sonnenschein~“, hämisch grinsend gesellte sich der Pro Held zu der Lilahaarigen und legte seinen Arm um ihre Schulter. Diese wiederum warf dem Blonden Blicke zu, die wahrlich hätten töten können. Genervt wich sie von Hawks zurück.
 

„Sag mal willst du sterben? Ein toller Tag, um sich sein eigenes Grab zu schaufeln, findest du nicht?“
 

Anstatt jedoch von der Beta zurückzuweichen, lächelte der Pro Held die junge Frau herzlich an. Seine roten Flügel raschelten zwischenzeitlich, während er seelenruhig weitersäuselte.
 

„Ach komm schon, Sonnenschein~ ich weiß doch, dass du auf mich stehst~“
 

„Bist du bescheuert oder einfach nur lebensmüde?“, Katara sah den geflügelten Helden verdutzt an, in dem sie eine Augenbraue nach oben hob. Gleichzeitig richtete sie ihre Brille und blies beleidigt ihre Backen auf. Hawks hingegen ließ nicht locker und ging vor der jungen Frau auf die Knie. Seine Bernsteinaugen waren immer noch auf das graue Augenpaar gerichtet. Gleichzeitig griff er nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken.
 

„Ja, verrückt und bescheuert, weil ich mich von Frauen wie dir angezogen fühle~“
 

Augenblicklich entglitten Katara alle Gesichtszüge. Ihre Wangen verfärbten sich leicht rosa und so schnell sie konnte, zog sie ihre Hand zu sich zurück. Izuku sah währenddessen verdutzt zwischen den beiden Beta hin und her. Was ging denn hier ab?
 

„Wenn du nicht gleich mit dem Blödsinn aufhörst, hau ich dir eine runter, du Depp!“
 

„Aber Darling~ das ist kein Blödsinn. Ich offenbare einfach nur meine Gefühle für dich~“, der geflügelte Held erhob sich daraufhin und reichte der Beta zärtlich lächelnd die Hand. Diese starrte irritiert die Hand des Blonden an. Ihr Gesicht konnte inzwischen einer Tomate Konkurrenz machen. Izuku konnte immer noch nicht ganz begreifen, was sich gerade vor seinen Augen abspielte. Er kannte Hawks schon eine ganze Weile. Er war bei dem weiblichen Geschlecht sehr beliebt. Besaß eine sehr zuvorkommende und charmante Art, auch wenn er manchmal leicht arrogant wirken konnte. Ihm lag die Frauenwelt zu Füßen. Ein Beta wie man ihn sich vorstellen konnte. Allerdings hatte Izuku eine Konversation wie diese noch nie mitbekommen. Der Grünhaarige wusste, dass sich die Beiden aus der Schulzeit kennen, wobei sie eher verfeindet gewesen sein sollen. Zumindest hatte Katara ihm das immer so erzählt. Was war also wirklich an diesen Worten dran?
 

Bevor Izuku seine Gedankengänge jedoch zu Ende bringen konnte, wurde die Tür erneut geöffnet und Endeavor betrat das Zimmer. Izuku schluckte daraufhin schwer. Die Aura des Alphas war wieder mehr als erdrückend. Sie drohte den ganzen Raum einzunehmen. Irritiert hielt der Flammenheld inne und beäugte die beiden Beta kritisch. Danach warf er Izuku einen fragenden Blick zu, woraufhin der Omega nur mit den Achseln zuckte. Genervt atmete der Rothaarige daraufhin aus und rollte mit den Augen.
 

„Hawks, heb dir deine Liebeserklärungen für später auf! Shinso, reiß dich zusammen! Auf geht’s, die Versammlung beginnt gleich. Folgt mir!“, nach diesen Worten verließ der Flammenheld wieder das Zimmer. Izuku erhob sich daraufhin und wartete auf Katara, die ebenfalls aufgestanden war. Hawks hingegen schritt hämisch grinsend an der Beta vorbei und zwinkerte ihr ein letztes Mal zu, ehe er als Erster den Raum verließ. Neugierig sah der Grünhaarige dem Pro Held nach. Daraufhin vernahm Izuku die Aura seiner Lehrmeisterin. Sie loderte gefährlich hinter ihm auf. Ein eiskalter Schauer jagte ihm über den Rücken.
 

„Damit eins klar ist! Wag es ja nicht und erzähl das hier weiter!“
 

//Hilfe. Was hab ich denn nun wieder verbrochen?//
 

Mehr als ein bestätigendes Nicken konnte Izuku in diesem Moment nicht hervorbringen. Die Aura sprach Bände. Frauen – warum mussten sie allesamt nur so verdammt kompliziert und eigensinnig sein? Die Beta schritt währenddessen an dem Grünhaarigen vorbei, ohne den Blick von dem grünen Augenpaar zu nehmen. Diese Frau war wahrlich nicht zu unterschätzen. Schwer schluckend setzte sich der Omega nun ebenfalls in Bewegung und folgte den Anderen.
 


 


 

Endlich war es soweit. Nun saß er hier – Mitten im Besprechungszimmer mit ca. zehn weiteren Personen. Allerdings hatte sich Izuku die anfängliche Begegnung ganz anders vorgestellt. Der junge Mann fühlte sich regelrecht erschlagen. Der Geräuschpegel war sehr hoch. Ein Außenstehender wäre nicht in der Lage gewesen dieser Art Konversation zu folgen. Die Themen waren schwer zu filtern, es wurde wie wild durcheinandergeredet. Sein Kopf drohte bereits zu explodieren. Immer wieder warf Izuku Katara fragende Blicke zu, woraufhin diese nur mit dem Kopf schüttelte. Wie lange würde das noch so weitergehen? Schließlich trat Tsukauchi nach mehreren Minuten nach vorne und bat um Ruhe.
 

„Entschuldigt bitte, aber können wir nun mit der Besprechung beginnen?“
 

Augenblicklich war es still. Erleichtert ließ der Omega daraufhin seinen Kopf in den Nacken fallen. Endlich war Ruhe. Nach einer kurzen Pause ergriff nun der Präsident der Kommission das Wort. Izuku kannte ihn nur aus dem Fernsehen. Es handelte sich hierbei um einen kleinen, älteren und pummeligen Mann, der stets in einer Latzhose und mit einer riesigen, runden Brille unterwegs war. Zudem trug er auch immer eine graue oder schwarze Schiebermütze. Auf den ersten Blick wirkte er wie Franz Eder aus der Kinderserie Meister Eder und sein Pumuckl. Izuku hatte als Kind diese Serie geliebt und hatte die Ähnlichkeit sofort erkannt. Das hohe Tier der Kommission nun persönlich anzutreffen, war ein besonderes Ereignis für den kleinen Omega. Aufmerksam platzierte Izuku seine Ellenbogen auf dem Tisch und bettete sein Kinn auf seinen Handrücken.
 

„Nun denn, gestern ist es uns gelungen ein weiteres Hilfsorganisationswerk der League hochgehen zu lassen. Die Verbrecher, die von Endeavor und Hawks überwältigt wurden, wurden noch am selben Tag dem Haftrichter vorgeführt und warten nun in Tartarus auf ihre gerichtliche Verhandlung.“
 

Izuku hörte weiterhin aufmerksam zu und ließ zwischenzeitlich seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Eben war ihm das bei dem gesamten Chaos nicht möglich gewesen. Unter anderem wohnten Fat Gum, Ryuko und sogar Sir Nighteye dem Treffen bei. Bei letzterem handelte es sich um einen ehemaligen Sidekick von All Might. Ein schweres Schlucken entwich daraufhin aus seiner Kehle. Izuku spürte die Blicke, die auf ihm hafteten, versuchte diese aber weitestgehend zu ignorieren. Seine Konzentration war auf die weiteren Worte des Präsidenten gerichtet.
 

„Während der Razzia wurden Flüssigkeiten in Gewahrsam genommen. Wie inzwischen bekannt ist, kam es bei den letzten Auseinandersetzungen mit der League zu ungewöhnlichen Zwischenfällen. Als Waffe setzten sie Gewehre ein, die mit Spritzbehältern gefüllt waren. In deren Innern befand sich eine flüssige Substanz, die für eine kurze Zeit Quirks außer Kraft setzen konnte. Bis heute ist das Mysterium noch nicht geklärt – auch die Nomus werfen noch einige Fragen auf. Immerhin kommen wir hier Schritt für Schritt voran. Dank Endeavors Laborteam bestehend aus Dr. Shinso und Herrn Midoriya, die beide heute dem Treffen hier beiwohnen, konnten schon erste Entschlüsselungen getätigt werden. Dr. Shinso, wie sehen Sie aktuell die Erfolgsaussichten? Was ist über die Nomus bis jetzt bekannt?“
 

Genau in diesem Moment vernahm Izuku, das erneut alle Augenpaare auf ihn gerichtet waren. Langsam stieg Panik in dem Omega auf. Er stand nicht so gerne im Mittelpunkt. Diese Eigenschaft konnte er in den letzten zwei Jahren leider nicht vollständig abgelegen. Katara hingegen lächelte, ehe sie sich erhob und das Wort übernahm.
 

„Aktuell stellt sich immer noch die Frage, wie es überhaupt möglich ist, so ein Wesen zu erschaffen. Bei den neusten Untersuchungen kamen wir zu dem Ergebnis, dass die Nomus nicht nur aus einem Menschen, sondern aus mehreren Individuen bestehen. Man hat ihre Genetik und die darin enthaltene DNA miteinander kombiniert. Allein der Gedanke daran ist schon abschreckend und wahrlich menschenunwürdig. Allerdings konnten wir feststellen, dass es sich um bereits tote Menschen gehandelt haben muss. Es waren keine Gehirnströme und sonstige Hirnaktivitäten mehr vorhanden. Sie wirkten wie Roboter – Monster ohne eigenen Willen. Sie wurden wie Marionetten ferngesteuert und kontrolliert. Wobei nicht ausgeschlossen ist, dass die Villians weiterforschen und ihre laufenden „Produkte“ weiter verfeinern werden. Es ist ihnen sogar schon gelungen. Der letzte Nomu war zum Beispiel ein Wesen mit eigenem Willen. Er hatte aus eigener Kraft gehandelt. War sogar so intelligent, dass er nach wenigen Minuten eigene Strategien entwickeln und auch umsetzen konnte. Nur dank Endeavors Einsatz konnte das Monster, das unter dem Deckcode High End bekannt war, besiegt werden. Was die Spezialitäten jedoch anbelangt, wird uns Herr Midoriya mehr darüber berichten können.“
 

Ungläubig sah der Grünhaarige die Beta an, die ihm daraufhin zuzwinkerte und danach wieder Platz genommen hatte. Schwer schluckend erhob sich Izuku und richtete zuerst seine Krawatte. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Nervös faltete der Grünhaarige seine Hände aufeinander und sah auf die Tischplatte. Kurz schloss Izuku daraufhin seine Augen.
 

//Du kannst das, nur Mut!//
 

Beruhigt atmete der Omega ein und aus, ehe er seine Augen wieder öffnete, sich kurz räusperte und dann das Wort übernahm.
 

„Bei den Nomus, die wir genauer unter Augenschein genommen haben, haben wir mehrere Spezialitätenverläufe festgestellt. Bei dem letzten Nomu handelte es sich um genau vier verschiedene Quirks, die ihm verliehen wurden. Neben der Fähigkeit, Feuer zu speien, konnte er fliegen, Gedanken lesen und auch telegenetische Kräfte anwenden. Zumindest deutete die genetische DNA darauf hin.“
 

„Wie kann so etwas nur möglich sein?“, Sir Nighteye hatte seinen Blick genau auf den Omega gerichtet. Seine Arme hatte er vor seinem Oberkörper verschränkt. Immer wieder folgte ein Klicken, da der Pro Held einen Kugelschreiber in der Hand hielt, dessen Deckel er immer wieder betätigte. Izuku fuhr währenddessen weiter fort.
 

„Als vor zwei Jahren der Hauptdrahtzieher der League gefasst wurde, wurden bei diesem ebenfalls mehrere Quirks festgestellt. Als man ihn daraufhin genauer untersucht hat, konnte man auch die eigentliche Fähigkeit von ihm herausfinden. Der Villian, der unter dem Namen All for One bekannt ist, hat die Fähigkeit Spezialitäten zu stehlen und weiterzureichen. Es ist davon auszugehen, dass er bei der Entwicklung der Nomus diese Fähigkeit eingesetzt hat. Seitdem er gefasst wurde, wurden aber keine neuen Nomus mehr erschaffen. Die Tendenz sinkt immer weiter. Also scheint durch All for Ones Gefangennahme eine weitere Produktion nicht möglich gewesen zu sein. Die Wesen, die die letzten zwei Jahre ihr Unwesen getrieben haben, standen noch aus dem Altbestand. Nach und nach wurden sie ausgeschaltet und außer Kraft gesetzt. Wir können also damit rechnen, dass wir im Laufe der nächsten Zeit alle Nomus beseitigt haben müssten. Wobei nicht auszuschließen ist, dass die restlichen Nomus, wie bereits Dr. Shinso angedeutet hat, von ihrer Intelligenz her weiterentwickelt werden können. Trotzdem sollten wir die Lage weiterhin genaustens im Auge behalten.“
 

Nach diesen Worten nahm Izuku wieder Platz und sah zu Katara rüber, die ihm daraufhin lächelnd einen Daumen nach oben zeigte. Erleichtert ließ sich der Omega daraufhin in den Stuhl sinken. Sein Herz klopfte heftig gegen seinen Brustkorb. Es war das erste Mal gewesen, dass er vor mehreren Personen eine Rede halten musste. Vor allem kam dies auch noch so plötzlich. Aber er hatte es geschafft. Nun war es Tsukauchi, der wieder das Wort ergriff.
 

„Nun denn, vielen Dank euch Beiden für den ausführlichen Bericht. Das sind gute Neuigkeiten und wir sind alle guter Dinge, dass wir die Nomukrise gut in den Griff bekommen haben. Nun denn, widmen wir uns nun den gestrigen Geschehnissen.“
 

Zwischenzeitlich betrat ein Büroangestellter das Zimmer und platzierte vor dem Polizeikommissar eine Kiste auf dem Tisch. In deren Innern befanden sich Reagenzgläser mit einer lilanen Flüssigkeit. Behutsam hob der Präsident der Kommission, der neben Tsukauchi stand, daraufhin ein Glasbehälter in die Luft.
 

„Das hier ist die besagte Flüssigkeit, von der wir am Anfang gesprochen haben. Diese muss genaustens untersucht werden. Dr. Shinso, ich bitte Sie diese Aufgabe zu übernehmen. Finden Sie heraus aus was diese Flüssigkeit besteht und analysieren Sie jede einzelne Substanz, die verwendet wurde.“
 

Daraufhin erhob sich die Lilahaarige und verbeugte sich vor dem Präsidenten.
 

„Es ist mir eine Ehre, ich werde Sie nicht enttäuschen.“
 

Nun war es wieder Tsukauchi, der weitersprach.
 

„Des Weiteren haben Endeavor, Hawks und Burnin noch eine weitere erschreckende Entdeckung gemacht. Während ihrer letzten Kontrolle haben sie ein kleines Mädchen gefunden. Wir schätzen sie auf fünf, älter dürfte sie keinesfalls sein. Sie war in einem sehr miserablen Zustand. Sie war stark unterernährt und stand kurz vor einer Dehydrierung. Sie wurde gerade noch rechtzeitig gefunden. Nicht auszudenken was geschehen wäre, wenn man sie nicht gefunden hätte. Inzwischen wurde sie stationär im Krankenhaus von Kyuchu aufgenommen wo sie nun wieder aufgepäppelt wird. Allerdings müssen wir herausfinden um wen es sich bei dem Kind handelt. Sie wurde in einem Käfig vorgefunden - inmitten eines großen Blutbads. Der Anblick muss grauenhaft gewesen sein.“
 

Izukus Herz zog sich plötzlich zusammen. Ein eiskalter Schauer jagte über seinen Rücken. Das was er gerade zu hören bekam, erschütterte ihn zutiefst. Ein kleines Mädchen? Blutbad? Im Käfig eingeschlossen? Knirschend biss der Omega seine Zähne aufeinander. Seine Hände ballte er zu Fäusten. Katara, die ihm genau gegenübersaß, bemerkte seine Reaktion. Ihre grauen Iriden waren auf den Grünhaarigen gerichtet. Sorge spiegelte sich in ihren Augen wider. Währenddessen fuhr der Polizist weiter fort.
 

„Wir müssen sehr vorsichtig bei ihr sein. Die Kleine hatte furchtbare Angst und sie muss auch schreckliches hinter sich haben. Aus diesem Grund sollte jemand mit ihr in Kontakt treten, der ungefährlich wirkt und auch ein Händchen für Kinder allgemein hat. Einem Alpha können wir das nicht überlassen, allein die Aura würde sie einschüchtern. Ein Beta wäre zwar eine Option, aber leider steht uns aktuell keiner zur Verfügung. Endeavor jedoch hat uns einen Omega empfohlen, der uns möglichweise hier weiterhelfen kann. Wir möchten die Aufgabe gern an Sie weitergeben, Herr Midoriya.“
 

Augenblicklich wurde der Omega aus seiner Gedankenwelt gerissen. Sehr langsam konnten die Worte erst zu ihm durchdringen. Er sollte sich um das Kind kümmern?
 

„Sie wird nach dem Krankenhausaufenthalt in ein Waisenhaus kommen. Da aktuell keine Schulpflicht mehr besteht, würden wir vorschlagen, dass Sie zuerst täglich zwei Stunden mit ihr zusammen verbringen werden. Wenn alles gut funktioniert, werden wir die Stunden erhöhen. Als angehender Heldenanalytiker sollen Sie die Spezialität des Mädchens in Erfahrung bringen. Fühlen Sie sich dieser Aufgabe gewachsen, Herr Midoriya?“
 

Izuku ging kurz in sich. Ließ die Worte noch einmal Revue passieren. Hatte er überhaupt eine andere Wahl? Wer würde ansonsten die Aufgabe übernehmen? Izuku fühlte sich auf eine merkwürdige Art und Weise jetzt schon für dieses Mädchen verantwortlich. Sprach da gerade etwa sein innerer Omega aus ihm heraus? Mit funkelnden Augen sah der Grünhaarige daraufhin zu dem Polizeikommissar und nickte entschlossen.
 

„Ich werde die Aufgabe annehmen!“
 


 


 

Nachdem die Besprechung zu Ende war, fuhr Izuku zusammen mit Tsukauchi, Endeavor und Katara noch zum Abschluss des Tages ins Krankenhaus. Der Polizeikommissar wollte Izuku zeigen, was auf ihn zukam und noch die weitere Vorgehensweise mit ihm durchgehen. Aus diesem Grund statteten sie dem Krankenhaus einen kleinen Besuch ab. Es handelte sich um das selbe Taxi, mit dem sie zuvor hierher gebracht wurden. Gedankenverloren sah der Grünhaarige während der Fahrt aus dem Fenster. Mit den Gedanken war er bereits bei dem Mädchen. Hatte sie überhaupt Eltern? Warum wird sie in einem Waisenhaus untergebracht? Er war wieder tief in Gedanken versunken. Katara, die neben ihm saß, warf dem Omega immer wieder besorgte Blicke zu.
 

Als sie schließlich angekommen waren, betraten sie den Gebäudekomplex. Vereinzelt konnten sie Kindergelächter hören. Es handelte sich um ein Kinderkrankenhaus. Die Kleinen kamen ihnen entgegen und staunten nicht schlecht als Endeavor vor ihnen stand. Schließlich waren selbst die Kleinsten schon große Fans von ihm. Begeistert und erstaunt belagerten sie den Pro Helden mit großen, funkelnden Kinderaugen. Dem Flammenhelden war dies sehr unangenehm, da er nicht wusste wie er sich ihnen gegenüber verhalten sollte. Das Bild wirkte sehr surreal. Ein großer starker Alpha – belagert von kleinen Knirpsen. Izuku stand weiter weg und beobachtete das Szenario vor seinen Augen. Ein Lächeln schlich sich daraufhin auf seine Lippen. Wie hätte er wohl früher reagiert, wenn er All Might begegnet wäre? Hätte er sich genauso gefreut? Ihn auch mit großen funkelnden Augen angesehen? Allein bei dem Gedanken daran seufzte der Grünhaarige schließlich aus. Sein früheres Idol lag seit dem Vorfall von vor zwei Jahren immer noch im Koma. Es gab keine Veränderungen. Seine Werte waren unverändert. Es war nur eine Frage der Zeit bis man die Geräte abschaltete. Auf der einen Seite war es auch besser so. Ein Leben so zu verbringen, war kein richtiges Leben - nicht so. Nicht indem man anteilnamelos vor sich hinvegetiert – sein Leben regelrecht versäumt. Ein trauriger Entschluss – aber dennoch realistisch. Lieber ein Schrecken mit Ende als ein Schrecken ohne Ende – nicht wahr? Izuku war so sehr in seinen Gedanken versunken, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass sich Katara zu ihm gesellt hatte.
 

„Izuku…?“
 

„Hm..?“, der Angesprochene brauchte eine Weile bis er seine Aufmerksamkeit der Beta schenkte. Diese schaute den Omega immer noch mit besorgtem Blick an.
 

„Bist du sicher, dass es dir gut geht?“
 

Izuku senkte daraufhin seinen Blick und schaute zu Boden. Nervös begann er wieder mit den Händen zu spielen.
 

„Sicher, was sollte denn nicht klar sein?“
 

„Hör auf hier den Starken markieren zu wollen!“, nach diesen Worten hob Izuku überrascht seinen Kopf und sah die Lilahaarige entgeistert an. Katara hatte inzwischen ihre Arme vor ihrem Oberkörper verschränkt.
 

„Ich habe deine Reaktion eben gesehen, Izuku. Ich bin mir nicht sicher, ob du dich dem Ganzen wirklich gewachsen fühlst.“
 

Es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Fassungslos sah Izuku seine Laborpartnerin an und hielt inne. Was sollte denn dieser Spruch bedeuten? Traute sie ihm so etwas nicht zu? Wut stieg in dem Grünhaarigen auf. Was sollte das plötzlich auf einmal? War es deswegen, weil er ein Omega ist? Denkt Katara etwa er sei schwach? Hatte er genau das nicht verhindern wollen? Hatte er genau aus diesem Grund nicht zwei Jahre lang die Zähne zusammengebissen und sein Ding durchgezogen? Immer mehr flammte Wut in Izuku auf. Knirschend biss er die Zähne aufeinander.
 

„Das hast du jetzt nicht wirklich gesagt, oder?“, nach diesen Worten wollte der Omega einfach weiterlaufen, wurde aber genau in diesem Moment von Katara am Handgelenk gepackt. Als sich der Grünhaarige umdrehen und ihr die gehörige Meinung sagen wollte, sah er in ihre grauen Augen. Es war das erste Mal, dass er Sorge in den grauen Iriden ausmachen konnte. Augenblicklich hielt der Omega in seiner Bewegung inne.
 

„Izuku, versteh mich bitte nicht falsch. Du weißt genau, wovon ich rede. Ich höre deine Gedanken täglich. Ich weiß, was du dir wünschst – ich weiß es, Izuku. Du bist ein junger gemateter Omega, der sich inzwischen Gedanken über eine eigene Familie macht. Gerade im Moment bist du noch mehr auf Kinder fixiert als ohnehin schon. Du hast gehört, was dem Mädchen widerfahren ist. Wer weiß, was möglicherweise noch alles ans Tageslicht kommen wird? Du bist keinesfalls schwach, das will ich damit auch gar nicht sagen. Aber der Zeitpunkt, finde ich persönlich, ist sehr ungünstig gewählt. Das alles hier beruht auf beruflicher Ebene. Ich bin mir nicht sicher, ob das Ganze bei dir eine private Angelegenheit werden könnte. Ich mache mir aktuell Sorgen um dich - Du könntest dich selbst verlieren.“
 

Izuku stand einfach nur da und sah seine Mentorin an. Es war das erste Mal, dass er diese Seite von der Lilahaarigen zu sehen bekam – diese besorgte und fürsorgliche Seite. Die Lilahaarige erstaunte ihn immer wieder aufs neue. In diesem Moment bereute der Omega seine vorherigen Gedanken und sah wieder zu Boden. Dennoch stand sein Entschluss fest – zumindest wollte er es versuchen. Seine Hände ballte er erneut zu Fäusten, ehe er wieder das Wort an die Beta richtete.
 

„Ich werde es trotzdem tun Katara, aber..“, in diesem Moment suchte das wiesengrüne Augenpaar seinesgleichen.
 

„.. wenn es dich beruhigt…. wenn ich merke, dass es zu viel für mich wird, werde ich die Mission abbrechen. Das verspreche ich dir hier und heute.“
 

Katara sah eine ganze Weile lang ihren Schüler an. Mit einem ergebenden Seufzen ließ sie daraufhin nickend von Izukus Handgelenk ab. Erst jetzt bemerkten die Beiden, dass inzwischen Endeavor wieder vor ihnen stand und mit einer Kopfbewegung in die besagte Richtung zeigte. Gemeinsam stiegen sie die Treppen hinauf bis auf die Intensivstation. Izuku spürte wie sich sein Innerstes immer mehr zusammenzog. Wie schlimm musste wohl ihr Zustand sein, dass man sie hier untergebracht hatte? Als sie die Station betreten hatten, kam ihnen bereits eine Krankenschwester entgegen, die Izuku und Tsukauchi daraufhin zu einem Fenster führte, das Einblick in das Krankenzimmer gewährte. Als das wiesengrüne Augenpaar durch die Glasscheibe sah, gefror der Omega an Ort und Stelle fest.
 


 


 

Da lag sie – in einem komplett weißen Gewand. Ihre weißen Haare lagen quer auf dem Kissen verteilt. Ihre Wangen waren schwer gerötet und ihr Brustkorb hob und senkte sich im Sekundentakt. Sie trug eine Beatmungsmaske und auch sonst waren mehrere Schläuche an ihrem kleinen Körper angeschlossen. Izukus Herz zog sich schmerzlich zusammen und ein Schauder durchzog seine Venen. Für einen Moment fehlte ihm die Luft zum Atmen. Tsukauchi, der neben dem Omega stand, sah währenddessen seitlich zu dem Kleineren.
 

„Sie leidet an einer schweren Lungenentzündung. Auch plagt sie im Moment ein sehr hohes Fieber. Deswegen ist es momentan so wichtig, dass sie rund um die Uhr überwacht wird.“
 

Izuku konnte kein Wort hervorbringen. Behutsam platzierte er seine Hand auf der Fensterscheibe und sah weiterhin das kleine Mädchen vor sich an. Dennoch lauschte er weiterhin den Worten seines Nachbarn.
 

„Im Übrigen haben wir inzwischen ihren Namen herausfinden können. Ein Gedankenspezialist hat gestern noch in ihren Geist gesehen. Sie ist eine Vollwaise. Aber die League hat trotz alledem gute Arbeit geleistet. Alles was mit ihrer Quirk und mit der League selbst zu tun hat, wurde aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Somit wissen wir nichts über sie. Ich hoffe, dass Sie mehr Licht ins Dunkel bringen können. Endeavor hält sehr große Stücke auf Sie.“
 

Ein trauriges Lächeln zierte daraufhin Izukus Lippen. Es erfreute ihn, dass er inzwischen einen guten Eindruck hinterlassen hatte. Er war immerhin kurz davor sein Ziel zu erreichen.
 

„Wie ich bereits eben schon gesagt habe, ich nehme die Mission an“, der Grünhaarige ließ sich von seinem Entschluss nicht abbringen. Er wollte es versuchen – sich der neuen Aufgabe hingebungsvoll widmen.
 

„Dann bin ich ja beruhigt. Wir zählen auf Sie, Herr Midoriya.“
 

Izuku sah währenddessen immer noch gedankenverloren zu dem kleinen Mädchen. Wie sie einfach nur da lag – so unschuldig. Wieder krampfte sein Herz schmerzlich zusammen. Sie war noch so klein. Viel zu jung für das alles hier. Immer wieder vernahm der Grünhaarige seinen eigenen Herzschlag. Für den Omega stand in diesem Moment die Zeit still.
 

„Wie heißt sie?“, war alles was Izuku noch hervorbringen konnte, ehe ihm die Stimme aufgrund des Entsetzens komplett versagte. Er spürte seinen inneren Omega, der augenblicklich zu rebellieren begann. Tsukauchi wand daraufhin den Blick von dem Grünhaarigen ab und drehte ihm den Rücken zu.
 

„Ihr Name lautet Eri.“
 

Nach diesen Worten verließ der Polizist den Gang und ließ Izuku mit seinen Gedankengängen allein zurück. Der Omega schaute traurig zu Boden und sah daraufhin auf seine Handflächen, ehe er diese zu Fäusten bildete. Er hatte keine andere Wahl. Er musste alles in seiner machtstehende tun, um dem Kind zu helfen.
 


 


 

Wenn er nicht einmal das schaffen sollte, wie sollte er dann eines Tages in der Lage sein seinen eigenen Kindern gerecht zu werden?

Part XL - a new school project

„Shoto, ich bin wieder zuhause~“
 

Müde und total gerädert betrat Izuku seine Wohnung und legte den Haustürschlüssel auf der Seitenkommode ab. Gähnend rieb er sich daraufhin seine Augen und streckte sich. Es war still. Ein abschließend prüfender Blick deutete darauf hin, dass sich der Omega allein im Apartment befand. Von seinem Alpha fehlte jede Spur, dabei besaß der Weißrothaarige bereits seit über zwei Jahren einen Ersatzschlüssel. Wo er wohl stecken mag? Seufzend betätigte Izuku den Lichtschalter und warf seine Umhängetasche in die nächste Ecke, ehe er sich total erschöpft vorwärts auf die Matratze seines Doppelspringbettes drauffallen ließ. Am liebsten wäre er an Ort und Stelle liegen geblieben. Er hatte keine Lust mehr. Die Kommissionskonferenz und der anschließende Besuch im Kinderkrankenhaus hatten ihn einiges an Nerven gekostet. Vor allem letzteres – sein innerer Omega wollte sich auch Stunden später einfach nicht beruhigen. Sein Innerstes war in heller Aufruhr. Es jagte Izuku wahrlich einen Schauer über den Rücken. So kannte er seine innere Stimme nicht. Erst nachdem sie wieder in der Agentur waren und Izuku sich seinen Forschungsprojekten gewidmet hatte, konnte er innerlich zur Ruhe kommen. Erschreckend musste der Omega feststellen, dass der aktuelle Zustand der kleinen Eri ihm jetzt schon mehr zusetzte als angenommen. Nun wusste der Grünhaarige auch was Katara ihm vor wenigen Stunden mitteilen wollte. Dennoch war der Omega guter Dinge. Er wollte so schnell nicht aufgeben. Schließlich stand er noch ganz am Anfang. Total in Gedanken versunken drehte sich der Grünhaarige um, sodass er alle Glieder von sich strecken konnte. Sein Blick war zur Decke gerichtet. Zuerst musste die Kleine wieder zu Kräften kommen – solange konnte er sich schon einmal einen Plan überlegen wie er an die Sache rangeht. Izuku musste noch einige Vorbereitungen treffen.
 

Plötzlich vernahm er ein Vibrieren in seiner Hosentasche. Immer noch total in seinen Gedanken versunken, zog er das vibrierende Etwas hervor. Es handelte sich um sein Handy. Ohne auf den Bildschirm zu achten, wischte Izuku mit dem Finger über den Annahme-Button.
 

„Ja, Midoriya?“
 

„MENSCH DEKU, WO BLEIBST DU DENN?!“
 

Innerhalb von Sekunden saß der Omega aufrecht auf der Bettkante. Diese Stimme war unverkennbar.
 

„Ka…Kacchan??“, entgeistert starrte das wiesengrüne Augenpaar geradeaus. Izuku hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit seinem ehemaligen Klassenkameraden.
 

„Tzk… kannst du diesen dämlichen Spitznamen irgendwann mal sein lassen? Das nervt total!“
 

„Das sagt gerade derjenige, der mich nach all den Jahren immer noch Deku nennt. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Also was gibt´s?“, konterte der Grünhaarige und erhob sich daraufhin. Inzwischen war Izuku nicht mehr der kleine Taugenichts von früher. Im Gegenteil – der Omega wusste sich gut zur Wehr zu setzen – auch wenn sein Gegenüber niemand geringeres als Katsuki Bakugou war. Mit dem Handy zwischen Kopf und Schulter eingeklemmt, betrat der Grünhaarige seine Küche und schritt auf den Kühlschrank zu.
 

„Das ist jetzt nicht dein fucking Ernst, oder? Hey Shoto, wer von euch beiden ist denn hier der wandelnde Terminkalender?“, Izuku hob daraufhin fragend seine Augenbraue und öffnete den Kühlschrank. Im Hintergrund konnte er tatsächlich die Stimme seines Alphas vernehmen und auch weitere Stimmen, die er aktuell nicht genau filtern konnte.
 

„Oh? Shoto ist bei dir?“, währenddessen griff Izuku nach dem Joghurtdrink, öffnete den Deckelverschluss und setzte zum Trinken an. Shoto hatte ihm gar nicht mitgeteilt, dass er sich heute noch mit dem Aschblonden treffen würde. Am anderen Ende der Leitung war stattdessen nur ein Grummeln zu vernehmen.
 

„Meine Güte, womit habe ich das bloß verdient… rate mal welchen Tag wir heute haben.“
 

„Was soll denn die dämliche Frage jetzt? Wir haben doch schließlich Frei-“, plötzlich entglitten Izuku alle Gesichtszüge. Sein Puls beschleunigte sich. Schnell rannte er daraufhin an seinen Wandkalender und ließ seinen Blick über die einzelnen Tage gleiten. Verdammt! Deswegen hatte Katsuki ihn angerufen!
 

„Ah, hats endlich Klick gemacht. Heute ist der letzte Freitag vom Monat du Depp! Wir warten hier alle nur auf dich! Beweg deinen Arsch gefälligst hierher aber pronto!“
 

„Ja, tut mir leid, das Treffen ist bei dem ganzen Stress hier untergegangen. Ich bin unterwegs!“ nach diesen Worten legte Izuku auf und seufzte.
 

Seit wann war er denn bitte so vergesslich? Heute war der letzte Freitag des Monats – beinahe hätte er doch tatsächlich den Gesellschaftsspieleabend seiner Clique versäumt. Schnell rannte er daraufhin ins Badezimmer und machte sich etwas frisch. Danach zog er sich ein frisches Hemd an und verstaute den restlichen Joghurtdrink im Kühlschrank. Zum Schluss band er noch seine Krawatte, griff nach seiner Hängetasche und schnappte sich die Haustürschlüssel. Innerhalb von Sekunden waren die Gedanken an heute Mittag passé.
 


 


 

So schnell Izuku konnte, rannte er auf die Bushaltestelle zu. Seine Lungen brannten bereits. Der heutige Tag hatte ihm bereits einiges seiner Körperenergie beraubt. Nach wenigen Minuten kam der Omega total erschöpft am Steig an – gerade noch rechtzeitig. Kaum hatte er die Haltestelle erreicht, kam der Bus auch schon um die Ecke gefahren. Das nannte man wohl perfektes Timing! Total in Gedanken versunken, nahm der Grünhaarige im hintersten Abteil Platz, zog seinen Ipod hervor und steckte sich die Stöpsel in die Ohren. Nachdem er die Musik gestartet hatte, lehnte er seinen Kopf gegen die Fensterscheibe.
 

In den letzten zwei Jahren war sehr viel passiert – auch was seinen Freundeskreis betraf. Zuerst waren es nur Hitoshi und Toki gewesen. Kurz darauf stieß auch Ochaco als einzige Frau der kleinen Gruppe hinzu. Was Mario Kart anbelangte, war die Brünette unschlagbar und lieferte sich regelmäßig mit Hitoshi einen wahren Machtkampf um die Siegerposition. Er und Toki saßen dabei einfach nur daneben und schauten den zwei übereifrigen Gamer zu. Izuku hatte bis zu diesem Zeitpunkt keinen blassen Schimmer davon gehabt, dass auch in Ochaco ein wahres Biest stecken konnte. Sie war regelrecht besessen, wenn es ums Zocken ging. Da war sie eine komplett andere Person.
 

Nach wenigen Monaten hatte Izuku dann seinen Alpha mit in die Gruppe integriert. Shoto fühlte sich am Anfang wirklich fehl am Platz und wirkte immer so verloren. Aber die anfängliche Distanz hatte sich schnell gelegt. Sie kamen allesamt super miteinander klar. Hitoshi und Toki waren sehr von seinem Mate begeistert. Wobei der Weißrothaarige lieber neben Izuku saß und seinem Omega beim Zocken zusah. Mehrmals saß der Grünhaarige auch einfach zwischen seinen Beinen, während Shoto ihn von hinten nah an sich drückte. Izuku genoss einfach seine Nähe – mehr als alles andere auf der Welt. Wie Shotos Atem währenddessen seine empfindliche Halsbeuge streifte. Izuku hatte schon mehrmals die Kontrolle über das Game verloren und daran war nur sein Mate Schuld. Sie konnten einfach nicht die Finger von einander lassen.
 

Wenige Wochen später stand Shoto vor der Tür und hatte sowohl Katsuki als auch Eijiro im Schlepptau. Izuku dachte erst er sehe nicht recht. Als der Aschblonde ihn dann auch noch allein sprechen wollte, war der Omega komplett verwirrt. Dass sich der Alpha jedoch tatsächlich vor ihm auf die Knie warf und sich für seine Schandtaten entschuldigt hatte – damit hätte Izuku nie im Leben gerechnet. Diesen Moment würde er auch nie vergessen. Wie verloren und gebrochen Katsuki damals vor ihm gekniet hatte – voller Reue und Schuld. Noch nie hatte er seinen ehemaligen Klassenkameraden so erlebt. Vor allem als er kurz daraufhin von der ganzen Tragödie um ihn und Valerie aufgeklärt wurde. Dass sein ehemaliger Klassenkamerad so etwas schreckliches mitgemacht hatte, so etwas wünschte man nicht einmal seinem Erzfeind. Aber dieses Ereignis hat Katsuki gezeichnet und über sich hinauswachsen lassen. Der Alpha hatte sich um 180 – Grad gedreht. Zwar schrie er immer noch gerne rum und gerade mit Hitoshi hatte er anfangs seine Startschwierigkeiten. In der Schule mussten die Zwei mal aneinandergeraten sein und Hitoshi war nachtragend wie ein Elefant. Es hatte fast ein halbes Jahr gedauert bis sie das Kriegsbeil komplett begraben konnten. Aber trotzdem war Katsuki nach all den Geschehnissen nie wieder der Selbe.
 

Nach den ganzen Videospielen hatten sie sich auf Gesellschaftsspiele festgefahren. Meistens spielten sie Monoploy, Spiel des Lebens oder Risiko. Da sie inzwischen zu siebt waren, wurde Izukus Wohnung auf Dauer etwas zu klein. Wobei sie dort immer ihre Ruhe hatten und alle dort ohne Probleme übernachten konnten. Nachdem aber vor einem Jahr eine Bar mitten in der Einkaufspassage aufgemacht hatte, die eine super Atmosphäre bot, hatten sie ihren Spieleabend von den Räumlichkeiten her dorthin verlagert. Zudem ihnen dort auch Tischfußball und Dart zur Verfügung standen. Izuku hingegen bevorzugte jedoch am liebsten die dortigen Cocktails. Er und Ochaco liebten einfach die Kokosnussmischgetränke. Jeder hatte seinen Spaß. Wobei Shoto dann abends die meiste Arbeit mit ihm hatte, da der Omega einfach nichts vertrug. Es kam schon öfters vor, dass Shoto seinen Mate im Brautstyle nach Hause tragen musste. Wobei der Alpha von dem Anblick alles andere als abgeneigt war – er genoss es regelrecht den kleinen Omega auf Händen zu tragen. Ein zartes Lächeln zierte daraufhin Izukus Lippen, während er weiterhin gedankenverloren aus dem Fenster blickte.
 


 


 

Als der Bus dann endlich nach 15 Minuten an der letzten Haltestation anhielt, spazierte Izuku noch durch die Einkaufspassage. Es waren noch viele Leute auf der Straße unterwegs. Fröhlich vor sich hin pfeifend, tapste der Omega durch die Passage und kam schließlich vor der Bar zum Stehen. Mit funkelnden Augen betrat der junge Mann das Anwesen und entdeckte auch schon direkt ihren Stammtisch. Sie saßen immer an der Scheibenfront. Zudem sich dort auch noch drei Ledersessel befanden, die sehr bequem waren. Hitoshi und Ochaco konnte er direkt ausfindig machen. Sein Mate hingegen saß mit dem Rücken zu ihm. Lächelnd trat Izuku an seinen Mate heran, der gerade mit Eijiro und Katsuki Romme zockte. Zärtlich legte der Grünhaarige seine Arme um Shotos Schulter und küsste seine Halsbeuge, woraufhin der Alpha in seiner Bewegung innehielt.
 

„Hallo, mein Alpha~“, säuselte der Omega an Shotos Ohr und küsste erneut seine Halsbeuge. Die Röte, die daraufhin dem Weißrothaarigen in die Wangen schoss, blendete er gekonnt aus. Der Omega genoss es die selbe Wirkung auf seinen Mate auszuüben, wie Shoto es sonst bei ihm immer tat. Sie wussten wie sie sich gegenseitig um den Verstand bringen konnten. Die Reaktion des Größeren blieb den anderen Anwesenden nicht verborgen. Hitoshi schüttelte lachend den Kopf, während Ochaco sich die Hände vor ihr Gesicht hielt. Eijiro klopfte stattdessen auf Shotos Schultern und zeigte ihm den Daumen nach oben. Katsuki hingegen versprühte Blicke, die wahrlich abschreckend wirkten.
 

„Meine Güte, ich sag es euch jetzt bestimmt schon zum 1.000ten Mal. Sucht euch ein Zimmer, verdammt!“
 

Daraufhin brachen alle in helles Gelächter aus, während der Aschblonde sich in den Sessel zurücklehnte und seine Stirn rieb. Izuku sah daraufhin kurz zu der Blonden Explosion. Der Anblick war immer noch etwas surreal. Seit wenigen Wochen war Izuku nicht mehr der einzige Brillenträger im Freundeskreis. Katsuki besaß seit neustem auch eine Brille und diese stand ihm auch noch besonders gut. Sie war rechteckig und besaß bei den beiden Gläsern nur oben einen roten Rand. Der restliche Rand der Brillengläser war randlos. Das Gestell ließ ihn erwachsener und nicht mehr so rebellisch wirken. Eijiro, der direkt neben dem Alpha saß, boxte dem Blonden hierbei spielerisch an den Oberarm.
 

„Mensch, Katsuki! Lass die Beiden doch!“
 

„Stimmt, da könnte man glatt eifersüchtig werden“, grinsend sah Ochaco zu Izuku rüber und zwinkerte ihm zu. Ehe der Grünhaarige jedoch darauf reagieren konnte, hatte Shoto bereits seine Krawatte gepackt und ihn noch näher zu sich gezogen, sodass Izukus Kopf nun direkt über seinem war. Ihre Nasenspitzen berührten sich hierbei.
 

„Hallo, mein Omega~“, raunte der Alpha und zog Izuku daraufhin in einen innigen Kuss. Der Grünhaarige wusste nicht wie ihm geschah, als Shoto schließlich den Kuss wieder löste und den Kleineren binnen weniger Sekunden zu sich auf den Schoß zog. Nun schoss auch Izuku die Röte in die Wangen als er den herben Duft seines Mates vernehmen konnte. Welches Parfüm hatte er heute wieder an sich gelegt? Izuku erkannte es natürlich sofort. Ehe der Omega weiter drüber nachdenken konnte, wurde er erneut in einen innigen Kuss gezogen. Was war denn bitte heute mit seinem Mate los? Izukus Herz schlug Purzelbäume als er die Zunge seines Mates spürte, die genüsslich an seiner Unterlippe entlangfuhr. Als sie wieder voneinander abließen, schauten sie sich noch eine Weile in die Augen. Am liebsten würde Shoto genau hier über seinen Mate herfallen, doch er hielt sich zurück. Sie befanden sich immerhin noch in der Öffentlichkeit. Izuku hingegen ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen und entdeckte sofort, dass der Platz neben Hitoshi leer war. Fragend hob der Omega daraufhin eine Augenbraue nach oben.
 

„Sag mal Hitoshi, wo steckte denn Toki?“
 

Der Lilahaarige seufzte daraufhin genervt aus.
 

„Dreimal darfst du raten!“
 

„Er wird doch wohl nicht….“, ehe Izuku seinen Satz jedoch zu Ende bringen konnte, hatte sich Katsuki bereits erhoben und knackte seine Fäuste.
 

„Wartet hier, das haben wir gleich….“, nach diesen Worten schritt der Aschblonde an ihnen vorbei. Alle Augenpaare sahen der Blonden Explosion nach. Izuku konnte sich bereits denken, wie das bevorstehende Szenario enden wird.
 


 


 

„Awwww~ ist das herrlich. Komm schön, Süße. Dreh dich zu mir um~“, der Schwarzhaarige saß zwischen den Blumentöpfen und schaute mit dem Fernglas auf den benachbarten Tisch, an dem mehrere junge Frauen saßen. Sie lachten herzlich auf und kicherten. Das Fernglas war genau auf ihre Oberkörper gerichtet. Ihre Oberteile betonten alles perfekt. Ein hämisches Grinsen schlich sich auf Tokis Lippen.
 

„Na komm schon~ Schau zu mir, Baby!“, seine Wangen färbten sich bereits rosa und ein sexistisches Grinsen zierte seine Lippen. Plötzlich spürte er ein Tippen an seiner Schulter. Dieses ignorierte der Beta jedoch gekonnt und widmete sich weiterhin seiner Augenweite. Er genoss das Bild, das sich gerade vor ihm bot. Als der Schwarzhaarige erneut ein Tippen vernahm, atmete Toki mehr als genervt aus. Wie konnte sein Freund es nur wagen? Er befand sich hier im Paradies - hier konnte er schließlich seiner geistlichen Inspiration freien Lauf lassen. Eine Zornader bildete sich daraufhin auf Tokis Schläfe.
 

„MENSCH HITOSHI! DU BAKA! LASS DEN SCH-!“, der Rest blieb dem Schwarzhaarigen wortwörtlich in der Kehle stecken als er in feuerrote Iriden blickte - und nicht nur in irgendwelche. Ein schweres Schlucken verließ daraufhin Tokis Kehle und Schweiß lief an seiner Stirn hinunter.
 

„Oh, ehm… ach Katsuki du bist es mein Freund“, nervös kratzte sich der Schwarzhaarige daraufhin am Hinterkopf und sah wieder zu dem Aschblonden hoch, der zwischenzeitlich seine Arme vor seinem Oberkörper verschränkt hatte. Die feuerroten Iriden durchbohrten ihn fast. Die Temperatur wurde augenblicklich kälter und ließ das Blut des Kleineren gefrieren.
 

„Wie hast du mich eben genannt, Toki? Sag das bitte nochmal!“, grinsend flechte Katsuki seine Zähne und zog den Schwarzhaarigen daraufhin in den Schwitzkasten.
 

„Wah, Katsuki, das war doch nur Spaß, Kumpel. Komm schon lass mich los“, wild strampelte der Beta um sich, doch Katsuki dachte erst gar nicht daran den Kleineren los zu lassen. Stattdessen zog er ihn mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht mit sich mit. Alle Blicke waren daraufhin auf die Beiden gerichtet.
 

„LASS MICH LOS, DU DEPP!“
 

„SAGT DER SPANNER SCHLECHTHIN! HAST DU ES SO NÖTIG ODER WAS?!“
 

„ICH BIN KEIN SPANNER, ICH SUCHE NUR INSPIRATION FÜR MEIN AUTORENWERK! UND DU HAST MIR DIE CHANCE VERMASSELT, DU IDIOT!!“
 

„AUTORENWERK? VERARSCH MICH NICHT, DU LUSTMOLCH!!!“
 

Izuku entglitten alle Gesichtszüge. Was ging denn hier wieder ab? Entgeistert schaute der Omega zu Hitoshi rüber, der daraufhin nur den Kopf schüttelte. In den letzten zwei Jahren hatte ihr Klassenkamerad die größte Wandlung durchgemacht. Toki hatte sich in den Kopf gesetzt später einmal als Liebesberater durchzustarten und hatte es sich daraufhin zur Aufgabe gemacht Mädchen zu beobachten und auszuspähen. Die Recherchen würden zur bildlichen Veranschaulichung und Inspiration dienen – gewillt das weibliche Primärgeschlecht besser verstehen zulernen. Allerdings schoss der Beta gern über das gesetzte Ziel hinaus. Als sie nach der Schule dem Onsen einmal einen Besuch abgestattet hatten, wurden sie sogar wegen ihm aus dem Bad geworfen und bekamen daraufhin Eintrittsverbot. Hitoshi hätte den Schwarzhaarigen daraufhin beinahe erwürgt, während Izuku nur den Kopf dabei geschüttelt hatte. Keiner verstand was in dem Kopf des Betas vorging. Izuku und Hitoshi hatten es nach Monaten aufgegeben. Das ganze klang einfach nur dämlich und total verrückt.
 

Als die Beiden wieder ihren Blick auf den Aschblonden und seinen unfreiwilligen Begleiter richteten, konnten sie dabei beobachten, wie der Alpha von drei jungen Frauen belagert wurde. Der hilflose Blick der blonden Explosion war einfach unbezahlbar. Izuku musste sich ein Kichern verkneifen. Nachdem sich Shoto offiziell geoutet hatte, waren die Omegafrauen nun hinter dem jungen Heldenanwärter her. Es geschah jedes Mal, wenn sie unterwegs waren. Katsuki wurde überall von irgendwelchen jungen Frauen angesprochen. Sei es im Kino, im Schwimmbad oder sogar hier in ihrer Stammbar. Manchmal grenzte es fast an ein Wunder, das der Aschblonde die Nerven noch nicht verloren hatte. Einige von seinen Verehrerinnen waren wirklich lästig und verstanden einfach kein „Nein“. Nach mehreren Minuten hatte es Katsuki dann endlich zu ihnen geschafft und ließ voll genervt den Schwarzhaarigen los, der um Luft rang. Hustend hielt sich Toki den Hals und sah den Alpha neben sich zornig an.
 

„Ich verstehe es einfach nicht! Wie kann einer wie du nur so viel Glück haben! Du bist ein Frauenmagnet, ist das denn zu fassen?! Dann lässt du sie auch noch alle abblitzen! Andere würden dich hierfür steinigen oder wahrlich töten!“
 

Der Alpha ließ sich währenddessen seufzend in seinen Sesselstuhl fallen und streckte alle Glieder von sich. Eijiro sah seinen Nachbarn daraufhin stirnrunzelnd an.
 

„Das nenne ich einen neuen Rekord, Katsuki. Echt Mal. Das war jetzt schon der 10. Korb für diese Woche, oder?“
 

„Lass den Scheiß, Kackfrisur! Die interessieren mich alle nicht“, genervt fuhr sich Katsuki daraufhin durch die Haare und legte seinen Kopf in den Nacken.
 

Toki hingegen ließ sich genervt neben Hitoshi nieder. Der Lilahaarige grinste den Beta seitlich hämisch an. Die blauen Iriden des Schwarzhaarigen funkelten gefährlich auf.
 

„Sag nichts, Hitoshi!“
 

„Warum sollte ich auch? Du machst dich zum Deppen. Nicht wir “, genüsslich griff der Angesprochene in die Foodbox und schob sich ein Chicken Wing in den Mund.
 

„Das sagt gerade derjenige, der seit über zwei Jahren einem Mädchen hinterherrennt und es nicht einmal gebacken bekommt sie auf ein Date einzuladen! Und der hier!“, hierbei zeigte Toki auf den Aschblonden, der ihm genau gegenübersaß.
 

„Der läuft schon seit zwei Jahren einer Omega hinterher, die am Arsch der Welt lebt. Es ist nicht einmal klar, ob sie überhaupt zurückkehren wird! Anstatt von ihr abzulassen, lässt er alle anderen Frauen abblitzen und bricht deren Herzen. Ich kann sie schon weinen hören! Dann wundert ihr euch, dass ich es mir zur Aufgabe mache, euch armen Seelen zu helfen? Ist das etwa der Dank dafür?!“
 

„Welchen Dank bitte? Ich glaube du hast letztens einen Schlag zu viel auf den Kopf bekommen, du dämlicher Schwachkopf!“, rote Iriden lieferten sich daraufhin mit dem blauen Augenpaar ein Blickduell der extra Klasse. Die Blitze konnte man schon zwischen den beiden Streithähnen aufleuchten sehen. Hitoshi hingegen ignorierte das Battle und widmete sich lieber seinem Finger Food.
 

Izuku sah währenddessen zwischen Toki und Katsuki hin und her. Was sollte denn dieses Theater schon wieder? Shoto schlang zwischenzeitlich seine Arme um Izukus Körpermitte und zog ihn so noch näher zu sich. Seinen Kopf bettete er auf Izukus linker Schulter ab. Der Alpha hielt sich aus komplett allem raus. Ochaco hingegen atmete genervt ein und aus, ehe sie die Diskussion unterbrach.
 

„So ich denke, es reicht jetzt mal, Jungs! Toki lass Katsuki in Ruhe! Katsuki, hör auf dich jedes Mal so einfach provozieren zu lassen. Ignorier den Idioten einfach! Können wir uns bitte nochmal dem Thema von heute Mittag widmen?“
 

„Heute Mittag?“, fragend ob Izuku seinen Kopf und sah zu der Brünetten rüber, die ihm genau gegenübersaß. Ochaco kramte daraufhin kurz in ihrer Tasche und reichte dem Grünhaarigen wenige Sekunden später ein Informationsblatt rüber.
 

„Du warst heute Mittag nicht auf der Schulversammlung dabei, deswegen habe ich dir mal ein Informationsblatt mitgebracht.“
 

Neugierig beäugte der Omega die Broschüre.
 

„Ein Schulprojekt? So kurzfristig? Für was das denn?“
 

„Ja, Mann. In drei Monaten findet das Jubiläum von Musutafu statt. Unsere Stadt feiert 200-jähriges Bestehen. Es soll ein großer Auftritt werden. Geplant ist wohl ein Stadtfest. Ein großer Rummel, du weißt schon… mit Karussells, Riesengrad und der Gleichen“, die Augen von Eijiro strahlten regelrecht und weckten nun noch mehr Izukus Neugier.
 

„Auftritt? Inwiefern?“, wieder widmete sich der Grünhaarige der Broschüre und las sich die ersten Informationen durch.
 

„Unsere Schule soll mit einer anderen Schule zusammenarbeiten. Es soll eine gemeinsame Projektarbeit werden, so hatte es Schulleiter Nezo mal betitelt. Die Schulpflicht soll aber nur für die Abschlussklasse der Superheldenabteilung gelten. Unsere Abteilung kann sich freiwillig daran beteiligen. Es soll schon in weniger als 2 Wochen losgehen“, Hitoshi griff daraufhin nach seinem Bierglas und trank einen großen Schluck.
 

Währenddessen brachte die Kellnerin einen großen Pina Colada zu ihrem Tisch, der direkt vor Izukus Augen abgestellt wurde. Die grünen Augen leuchteten auf. Sein Blick wanderte zu Shoto, der ihn herzlich anlächelte. Der Alpha wusste genau wie er seinen Mate glücklich machen konnte. Als Dank hauchte Izuku seinem Geliebten einen Kuss auf die Wange. Gut gelaunt schnappte sich der Omega daraufhin den Cocktail und lehnte sich gegen Shotos Oberkörper. Während er die ersten Züge aus dem Strohhalm kostete, hörte er weiterhin seinen Freunden zu.
 

„Wie war der Name dieser Schule doch gleich? Verdammt!“, genervt fuhr sich Toki durch die Haare.
 

„Ich wage mich zu erinnern, dass der Name M.U.A. gefallen war.“
 

„Moment was? Die M.U.A.?“, entgeistert schaute Toki zu Ochaco rüber, die gerade einen Schluck Cola zu sich genommen hatte.
 

„Genau diese Schule meine ich, Toki. Die M.U.A., die Schule, die schon mehr berühmte Sänger und Schauspieler hervorgebracht hat als jede andere Schule. Die Akademie, die in Amerika ihrem Namen alle Ehre gemacht hat.“
 

Plötzlich hielt Izuku inne und starrte ungläubig die Brünette vor sich an. Hatte er gerade den Namen richtig verstanden? M.U.A - der Name kam ihm irgendwie gekannt vor. Sein Blick wanderte zu Katsuki, der augenblicklich ebenfalls in seiner Bewegung erstarrt war. Seine roten Iriden waren geweitet vor Schreck. Eijiro bemerkte die Reaktion seines Nachbarn, ergriff daraufhin selbst das Wort und zog Katsuki in den Schwitzkasten.
 

„Ach stimmt ja, Bro. Du warst da kurz draußen gewesen. Deswegen hast du es gar nicht mitbekommen. Nezo und die Schulleiterin der M.U.A. sollen schon ewig miteinander befreundet sein. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen die besten der Superheldenabteilung zusammen mit den besten Sängern der M.U.A. gemeinsam bei dem Jubiläumsevent auf der Bühne stehen. Heldentum trifft auf Musik und Theater. Das klingt doch toll, oder?“
 

„Und warum sollte mich das alles interessieren?“, genervt befreite sich der Aschblonde aus der Umklammerung und schaute wieder genervt aus dem Fenster. Der Rothaarige hingegen ließ sich nicht kleinkriegen und legte erneut einen Arm um Katsukis Schulter.
 

„Hm.. warum sage ich das bloß? Aus der Superheldenabteilung zählen Shoto, Tenya und du zu den besten drei – unsere neue Big 3! Und wenn ich mich nicht irre, bist du der einzige musikalisch Begabte unter euch dreien. Ich meine … Songtexte schreiben, Gitarre spielen und singen~“
 

Plötzlich entlud sich eine Explosion aus Katsukis Handfläche woraufhin alle kurz zusammenschreckten. In der Bar war es für einen Moment mucksmäuschenstill. Rote Iriden funkelten daraufhin den Beta böse an.
 

„Das interessiert mich einen Scheiß, Krackfrisur! Nur über meine Leiche werde ich mich auf der Bühne zum Deppen machen! Vergiss es! Da fresse ich lieber freiwillig einen Besen!“
 

„Aber Katsuki! Sei doch kein Spielverderber!“
 

„NICHTS ABER! ES REICHT! ENDE DER DISKUSSION!!!“
 

Izuku sah entsetzt den Alpha an. Mit so einer Reaktion hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er spürte, dass Katsukis innerer Alpha in Wallung geraten war, aber warum bloß? Währenddessen hob Toki gedankenverloren sein Glas in die Höhe.
 

„Auf die Top 3 der M.U.A. bin ich echt mehr als gespannt.“
 

„Ich auch. Zwei von ihnen sind ja schon seit ihrer Schulzeit dort bekannt.“, entgegnete Ochaco und schlug daraufhin ihre Beine übereinander.
 

„Ashitaka und Jonouchi. Die beiden Asse seit Anbeginn ihrer Schulzeit. Zwei Alpha, die sich bereits in ihrem ersten Jahr dort einen Namen gemacht haben. Sie sind ein Zwillingspaar, wenn ich das richtig verstanden habe“, daraufhin genehmigte sich Toki nun ebenfalls ein Schluck seines Bieres und zog die Augenbrauen zusammen.
 

„Gab es nicht einmal eine Familie in den USA, die musikalisch sehr begabt gewesen sein soll?“, fragend hob Ochaco daraufhin eine Augenbraue.
 

Shoto, der sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte, klinkte sich nun in das Gespräch mit ein.
 

„Meine Schwester unterrichtet Musik an der Grundschule. Vor mehreren Jahren musste ich mich in der Mittelschule mit der Musikgeschichte beschäftigten und es gab da tatsächlich eine einzige Familie, die mehrmals erwähnt wurde. Der Name war Romanow.“
 

Izuku hob daraufhin fragend eine Augenbraue und schaute hinter seine Schulter zu seinem Mate.
 

„Romanow, klingt nach einer russischen Familie, oder nicht?“
 

„Das ist korrekt, Izuku und nicht nur das. Es handelt sich um eine Adelsfamilie, die sehr hoch angesehen war. Vor mehr als 35 Jahren sind sie aus Russland ausgewandert und haben sich in Amerika niedergelassen. Warum sie allerdings ausgewandert waren, ist bis heute ein Mysterium. Alle Familienmitglieder sind musikalisch sehr auffällig und auch sehr begabt in der Richtung. Sie zeichnen sich äußerlich durch ein besonderes Markenzeichen aus. Jedes Familienmitglied soll ein spezielles Muttermal besitzen. Aber was es genau damit auf sich hat, weiß ich allerdings auch nicht.“
 

„Das nenn ich ja mal voll krass!“, Eijiro blieb vor Erstaunen der Mund offenstehen. Izuku hingegen ließ sich wieder zurücksinken. Das klang alles mehr als interessant. Nun konnte der Omega es kaum erwarten den beiden Assen zu begegnen. Wie sie wohl charakterlich drauf waren? Toki hingegen seufzte aus und beäugte den Inhalt seines Bierglases, das er hin und her schwang.
 

„Wobei mich ihr neuestes Ass eher interessieren würde.“
 

Izuku wurde nun wieder hellhörig und schaute zu Toki rüber, der gerade sein Bierglas wieder abgestellt hatte.
 

„Neuestes Ass?“
 

Daraufhin ergriff Ochaco wieder das Wort und schaute zur Decke hoch.
 

„Vor 1 ½ Jahren kam eine junge Frau auf die Akademie. Keiner kannte sie – oder hatte vorher schon einmal von ihr gehört. Sie ist im zweiten Schuljahr eingestiegen und hat sich an die Spitze hochgearbeitet. Sie hat eine komplette Klassenstufe übersprungen. Das hatte vorher noch keiner geschafft. Sie ist das 3. Ass der M.U.A. Es gibt sogar Gerüchte, die besagen, dass sie die Beste der Dreien sein soll. Kyokas ältere Schwester unterrichtet dort vor Ort und hat uns schon einiges über sie berichtet.“
 

Aus dem Augenblickwinkel konnte Izuku vernehmen, dass auch die Blonde Explosion verstummt war. Sein Innerstes hatte sich wohl wieder beruhigt. Währenddessen lauschte der Grünhaarige weiterhin Ochacos Worten.
 

„Ihr Name lautet Mary Ann, zumindest soll das ihr Künstlername sein. Sie soll wunderschön sein und ihr Auftreten und ihre Performance sollen sogar aus einer ganz anderen Welt stammen. Ihre Stimme soll einen unvergleichlichen Wiedererkennungswert haben. Leider sind die Medien in Amerika sehr streng. Hier in unserem Lande sind die Bilder und Videomaterialien gesperrt. Ich könnte euch aktuell nicht einmal ein Bild von ihr zeigen. Sie soll auch unter dem Namen rosaner Phönix bekannt sein.“
 

„Aber warum ausgerechnet Phönix?“, fragend kratzte sich Eijiro am Hinterkopf, während er in die Knabberbox griff und sich eine Salzstange in den Mund schob.
 

„Das ist eine gute Frage. Symbolisch gesehen könnte es auch Wiedergeburt bedeuten“, gedankenversunken widmete sich Izuku wieder seinem Cocktail, den Strohhalm rührte er hierbei hin und her. Kurz darauf warf der Omega Katsuki einen traurigen Blick zu.
 

„Wie ein gefallener Phönix, der aus Asche wiederauferstanden ist...“, flüsterte der Aschblonde und ballte zähneknirschend seine Hände zu Fäusten. Izuku konnte spüren, dass Katsukis innerstes drohte wieder in Wallung zu geraten. Es geschah die letzte Zeit immer öfters. Als Omega nahm er die Aura wahr, die immer wieder aufflackerte und wieder erlosch.
 

„Bin gleich wieder da, muss mal an die frische Luft!“, nach diesen Worten richtete sich der Alpha auf, griff nach seiner Jacke und verließ die Bar.
 

Alle Anwesenden sahen Katsuki nach, sagten jedoch kein einziges Wort. Izuku wusste auch warum. Heute war wieder einer dieser Tage, wo Katsukis innerer Alpha die Oberhand über ihn hatte. Die Stimme, die immer noch nach ihrem Gegenpart rief. Auch wenn der Aschblonde es versuchte nach außen nicht zu zeigen, doch selbst einem gemateten Omega blieb diese Zerrissenheit nicht verborgen. Auch Shoto konnte es fühlen. Sein Griff um Izukus Körpermitte festigte sich noch mehr, während der Weißrothaarige seine Stirn gegen den Rücken seines Mates anlehnte. Izuku hingegen konnte durch die Scheibenfront beobachten, wie Katsuki die Straße überquerte. Währenddessen zog der Alpha eine Zigarette aus der Jackentasche hervor und zündete sich diese an, ehe er sich gegen den Laternenmast auf der anderen Straßenseite anlehnte. Mate, glanzlos - rote Iriden blickten zum Himmel hinauf.
 

Ein Anblick, der Izuku immer wieder aufs Neuste einen erfürchtigen Schauer über den Rücken jagte. Seit zwei Jahren war Valerie nun weg. Seit zwei Jahren gab es kein einziges Lebenszeichen von ihr. Für Izuku war es schon schwer genug gewesen, dass alles zu akzeptieren. Aber am meisten litt Katsuki unter dem Kontaktabbruch. Sein innerer Alpha hatte sich auf ihren Omega geprägt und ließ auch keine anderen Annährungsversuche zu. Diese Bindung lastete wie ein Fluch auf dem jungen Alpha. Das Schicksal war ein mieser Verräter – die Welt konnte so ungerecht sein. Traurig schaute Izuku daraufhin wieder auf sein Getränk herab.
 

Sollte das wirklich Katsukis Schicksal sein? Auf ewig auf sie warten zu müssen? Irgendwann an einem gebrochenen Herzen zugrunde zu gehen?
 

Ein trauriger Seufzer verließ daraufhin Izukus Lippen, ehe er tief in sich ging und daraufhin die Augen schloss.
 

//Valerie, wo auch immer du dich gerade befinden magst, bitte komm zu uns zurück. Wir vermissen dich – und vor allem Katsuki vermisst dich…//

Part XLI – first move

Es war mitten in der Nacht als sich Izuku unruhig hin und her wälzte. Immer wieder festigte er seinen Griff in sein Kissen. Sein Herzschlag und sein Atem beschleunigten sich. Etwas war anders beziehungsweise etwas fehlte. Im Halbschlaf spürte der Grünhaarige, dass eine ihm allzu bekannte Körperwärme neben ihm fehlte. Sein Ruhepool fehlte. Sehr langsam kam der Omega daraufhin zu sich und öffnete verschlafen seine Augen. Gähnend rieb er sich mit dem Handrücken über sein Gesicht und bemerkte, dass seine linke Bettseite leer war.
 

„Shoto?“, noch total schlaftrunken richtete sich der Omega auf und sah sich um. Es war stockfinster in der Wohnung. Langsam tastete sich Izuku an der Wand entlang und fand schließlich den Lichtschalter zu seiner Bettlampe, die sich direkt über ihm befand. Als das Licht seine Augen traf, murrte der junge Mann auf und kniff wieder die Augen zusammen. Ein Blick auf sein Handy, das sich in der Regalablage befand, zeigte ihm 4 Uhr morgens. Es war bereits Montag.
 

„Viel zu früh…“, murrte der Omega daraufhin und erhob sich schließlich. Es war frisch in der Wohnung, ein leichter Fröstelschauer jagte durch seine Glieder. Zitternd rieb er sich die Oberarme rauf und runter. Warum war es bitte hier so kalt? Schnell griff Izuku nach seinem Yukata, der sich am Kleiderhacken neben seinem Bett befand, und zog sich diesen über. Nur in Unterwäsche hier unterwegs zu sein, war dann doch etwas zu kalt – auch wenn inzwischen Ende April war. Gähnend blickte sich der Omega noch einmal um und bemerkte, dass die Balkontür einen Spalt offenstand.
 

//Ah, deswegen ist es so frisch hier…//
 

Langsam schritt Izuku an die Tür heran und schob diese zur Seite. Ein frischer Nachtwind begrüßte ihn daraufhin, weshalb der Omega wieder frösteln musste. Nachts war es immer noch verdammt kalt. Es war eine sternklare Nacht. Der Vollmond befand sich direkt über ihm. Danach wand der Grünhaarige seinen Blick zu der Hängematte und entdeckte schließlich seinen Mate, der zusammengekauert im hintersten Ecken saß und Tinkerbell am Rücken streichelte, die es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte. Das Bild wirkte auf den ersten Blick etwas surreal.

 
 

1.)     Wieso sitzt sein Alpha so zusammengekauert in der Ecke?

2.)     Seit wann war Tinkerbell Shoto gegenüber so zutraulich..? und

3.)     Warum hatte sein Mate ihn nicht geweckt?
 

Stimmt ja, Tiere sollen ja bekanntlich merken, wenn es einem nicht gut geht. Das würde schlussendlich auch Tinkerbells Verhalten erklären. Normalerweise machte sie um den Alpha einen großen Bogen.
 

Shoto, der daraufhin die Anwesenheit seines Mates bemerkt hatte, sah kurz zu dem Kleineren auf. Tinkerbell, die bis eben noch die Streicheleinheiten genossen hatte, richtete sich daraufhin auf und sprang von der Hängematte herunter. Kurz stupste sie Izuku an der Wade an, ehe sie schließlich durch die Tür huschte und in der Wohnung verschwand. Der Grünhaarige sah verwundert der weißen Schönheit hinterher, ehe er sich wieder seinem Alpha widmete, der seinen Blick wieder gesenkt hatte. Izuku trat daraufhin noch näher an die Hängematte heran und nahm vor seinem Alpha Platz. Behutsam hob der Omega daraufhin seine Hand und platzierte sie an Shotos Wange.
 

„Hey, rede mit mir, was ist los?“, Izuku spürte, dass mit seinem Mate etwas nicht stimmte. Er hatte es bereits vor wenigen Tagen in der Bar schon bemerkt gehabt. Shoto hatte versucht sich so zu geben wie immer, aber Izuku hatte ihn durchschaut. Er war nicht so gesprächig gewesen wie sonst - das war untypisch für ihn gewesen.
 

Der Weißrothaarige hob daraufhin seinen Kopf und streckte seine beiden Arme nach Izuku aus. Zärtlich drehte er den Kleineren so, dass er ihn mit dem Rücken zu ihm gewandt zu sich ziehen konnte. Danach lehnte der Alpha seine Stirn gegen Izukus Nacken und schloss seine Augen. Der Grünhaarige ließ daraufhin seinen Kopf gegen Shotos Oberkörper sinken und zog seine Knie nah an sich heran. Gemeinsam sahen sie eine Weile schweigend zum Himmel hoch, ehe der Bunthaarige schließlich die Stille durchbrach:
 

„Schon seltsam, was die Zeit so alles bewirken kann, findest du nicht?“
 

Verwundert hob Izuku daraufhin eine Augenbraue und sah zu seinem Mate hoch.
 

„Was meinst du damit?“
 

Der Angesprochene griff daraufhin nach Izukus Händen, wand diese kurz hin und her, ehe er die kleinen Hände mit seinen größeren umschloss und sie schließlich miteinander verflocht.
 

„Du weißt ja, dass mein alter Herr schon seit zwei Jahren meine Mutter in der Psychiatrie besucht.“
 

Es stimmte. Kurz nachdem Izuku und Shoto sich geoutet hatten, hatte der Flammenheld einen Entschluss gefasst. Er wollte sich wirklich ändern und sich seiner Vergangenheit stellen. Den ersten Schritt wollte er damit beginnen, dass er sich bei seiner Frau für seine ganzen familiären Verbrechen entschuldigt. Es war eine Überraschung gewesen. Keiner hatte ausgerechnet mit so einem Schritt gerechnet. Vor allem Shotos Geschwister waren überrascht - besonders Natsuo, der zuvor ein noch kälteres Verhältnis zu dem Alpha gepflegt hatte als Shoto. Die Treffen verliefen anfangs schleppend doch nach wenigen Monaten fanden diese regelmäßiger statt. Später gingen sogar Fuyumi und Natsuo zu den Besuchen mit. Der Weißrothaarige hatte sich allerdings die ganze Zeit zurückgehalten.
 

„Ja, wieso? Ist etwas passiert?“, fragend richtete sich der Omega daraufhin auf und schaute über seine Schulter zu seinem Alpha, der immer noch gedankenverloren in die Ferne schaute.
 

„Meine Mutter hat nach mir gefragt.“, unsicher senkte der Weißrothaarige daraufhin seinen Blick zu Boden.
 

„Sie will mich sehen.“
 

Izukus Augen weiteten sich, ehe er sich komplett zu seinem Mate umdrehte und ihn in eine beherzte Umarmung zog. Dabei hauchte er ihm einen Kuss auf den Haaransatz.
 

„Hey, das ist doch super. Das freut mich“, jedoch verstummte der Grünhaarige augenblicklich, als er die Unsicherheit seines Gegenübers spüren konnte. Ging das Ganze dem Größeren so nah? Was schreckte ihn bloß davor ab? Wovor hatte er solche Angst?
 

„Shoto?“, behutsam platzierte Izuku seinen Zeige- und Mittelfinger unter Shotos Kinn und hob dessen Gesicht vorsichtig an. Dann lehnte der Omega seine Stirn gegen die seines Gegenübers und ließ seine Hand an Shotos Oberkörper herabgleiten. Auch er trug nur einen Yukata und Izuku konnte den durchtrainierten Oberkörper unter dem Seidenstoff spüren. Shotos Blick hingegen folgte Izukus Hand und sah daraufhin zu dem wiesengrünen Augenpaar auf.
 

„All die Jahre hatte ich eigentlich genau auf diesen Moment gewartet. Dass ich sie wiedersehe und dich ihr sogar vorstelle. Sie soll schließlich wissen wer einen besseren Menschen aus mir gemacht hat. Nichts hatte ich mir sehnlicher gewünscht, aber…“, kurz biss sich der Alpha daraufhin auf die Unterlippe, ehe er weiterfortfuhr.
 

„…inzwischen frage ich mich, ob sie sich überhaupt freuen würde mich zu sehen…sie hat zwar nach mir gefragt, aber.. was ist, wenn sie von mir enttäuscht sein sollte…“, nach diesen Worten senkte Shoto wieder seinen Blick.
 

Izuku, der seine Gesten genau beobachtet hatte, richtete sich vor ihm auf und griff nach Shotos Hand. Langsam schloss er daraufhin seine Augen, ehe er seinem Alpha einen zärtlichen Kuss auf den Handrücken hauchte.
 

„Sie würde sich freuen dich zu sehen und weißt du warum?“, ein herzliches Lächeln stahl sich daraufhin auf Izukus Lippen, ehe er noch näher an seinen Mate heranrutschte und schließlich auch die zweite Hand des Größeren in die seine nahm. Shoto hingegen beobachtete neugierig Izukus Bewegungen und hielt inne als er bemerkte, wie sein Mate ihre Hände wieder miteinander verflocht.
 

„Erinnerst du dich noch daran, was ich dir damals auf der Wiese gesagt habe?“, glänzende wiesengrüne Augen schauten zu Shoto auf, der daraufhin schwer schlucken musste. Warum war sein Omega verdammt nochmal so niedlich? Schnell wand der Weißrothaarige seinen Blick ab, als er spürte wie sich seine Wangen wieder rot färbten. Trotz der drei Jahre, die sie nun fast miteinander verbracht hatten, hatte sein Mate immer noch eine solch betörende Wirkung auf ihn. Schließlich vernahm er ein leises Kichern.
 

„Egal welcher Omega eines Tages an seiner Seite stehen wird, er kann sich glücklich schätzen, dich als Alpha zu haben.“
 

Das heterochrome Augenpaar weitete sich. Shoto erinnerte sich genau an diese Worte. Es war an jenem Nachmittag gewesen, wo sie sich das erste Mal geküsst hatten. Sein Herz machte daraufhin einen freudigen Hüpfer, ehe er mit hochroten Wangen wieder zu Izuku schaute, der seelenruhig mit seiner Rede fortfuhr.
 

„Deine Mutter kann stolz auf dich sein, Shoto. Du bist zuvorkommend, du bist wahrlich ein Gentleman. Manchmal solltest du aber wirklich mehr auf dich selbst achten. Es ist bemerkenswert immer Acht auf die Schwächeren zu geben, aber selbst der größte Superheld muss sich manchmal eine Auszeit gönnen. Wobei du immer mein persönlicher Superheld sein wirst“, zärtlich streichelte der Omega währenddessen den Unterarm seines Mates. Sachte fuhr er mit seinen Fingerkuppen die Haut auf und ab – fuhr sogar kleine Kreise nach. Ein Kribbeln breitete sich genau dort aus – es war so wunderschön. Der Weißrothaarige genoss die zärtlichen Berührungen und schloss beruhigt seine Augen. Izuku hingegen setzte seine kleine Rede weiter fort.
 

„Aus dir ist wirklich ein toller junger Mann geworden, der ein super Alpha ist und auch eines Tages ein wundervoller Familienvater sein wi-“, plötzlich hielt sich Izuku vor Schreck den Mund zu. Verdammt genau das wollte er eigentlich nicht sagen. Wie kam er dazu ausgerechnet jetzt damit anzufangen? Verdammt! Verdammt! Verdammt! Das hier war unpassender als unpassend!
 

//Ich bin doch so ein Idiot! Gratulation Izuku! Das war mal wieder eine Glanzleistung!//
 

Shoto sah daraufhin seinen Omega geschockt an und realisierte erst nach und nach was sein Mate soeben als letztes zu sagen versuchte. Eine wohlige Wärme breitete sich daraufhin in seiner Magengegend aus. Hatte er die Worte gerade richtig verstanden? Izuku wollte eine Familie gründen? Mit ihm?
 

„Izuku, was?“
 

„Nein! Nein! Nein! Vergiss bitte was ich eben gesagt habe. Du kennst mich. Manchmal plappere ich wie wild drauf los - ohne vorher nachzudenken! Geschweigedenn mit Punkt und Komma! Deswegen hatten mich die Lehrer auch früher immer auf dem Kicker gehabt!“
 

Wild wedelte der Grünhaarige mit seinen Händen vor dem Alpha hin und her. Nun war sein Omega wieder in Rage verfallen. War Izuku die Sache eben wirklich so unangenehm gewesen? Leicht legte Shoto seinen Kopf schief und beobachtete seinen Mate, der wie wild mit den Worten weiter um sich schmiss.
 

„Izuku…“
 

„Ich bin doch so ein Idiot! Da schüttest du mir deine Bedenken und dein Herz aus -“
 

„Izuku…“
 

„.. und was mache ich? Ich fange ausgerechnet damit an! Das war doch wirklich total unpassend! Ich bin so ein verdammter Idiot! Manchmal komme ich mir vor wie ein Elefant im Porzellanla-“
 

„Cutie!“, nun lag Shotos Hand auf Izukus Mund. Total geschockt hielt der Grünhaarige inne. Die Röte schoss dem Omega augenblicklich ins Gesicht, ehe er sich aus seiner Starre löste, nach der Kuscheldecke griff, die sich hinter Shoto befand, und sich darunter versteckte. Izuku war das Ganze mehr als unangenehm. Warum konnte er nicht einmal seinen Denkkasten anschalten, ehe er wie wild drauf losplapperte? Shoto hingegen kicherte und versuchte seinem Gegenüber die Decke wieder zu entreißen.
 

„Hey, Izu. Komm schon, es ist alles gut, wirklich. Sieh mich bitte mal an.“
 

Nach diesen Worten hob Izuku seinen Kopf und schaute genau in das verschiedenfarbige Augenpaar, das die seinen suchte. Behutsam entfernte der Weißrothaarige die Decke von Izukus Kopf und zog ihn daraufhin näher zu sich.
 

„Hast du das eben ernst gemeint?“
 

Izuku wusste nicht wie er reagieren sollte. Beschämt wich er den Blicken seines Alphas aus, der daraufhin mit seiner linken Hand unter Izukus Kinn griff und das Gesicht wieder zu ihm drehte. Silbergrau-Türkis traf auf funkelndes Wiesengrün. Shoto stockte bei diesem Anblick der Atem. Sein Herz setzte für einen Moment aus, ehe es wahrliche Purzelbäume in seinem Brustkorb schlug. Was war denn auf einmal mit seinem Omega los?
 

„Nun also…“, nervös begann der Grünhaarige daraufhin wieder mit seinen Fingern zu spielen und nestelte an der Decke herum. Wie sollte er das Thema bloß beginnen? Er war doch gar nicht darauf vorbereitet.
 

„Also… ja… ich hege schon länger diesen Wunsch.. wenn ich ehrlich sein soll… wie denkst du denn darüber?“, Izukus Stimme wurde zum Schluss immer leiser, sodass diese nur noch einem Flüstern gleichkam. Doch Shoto hatte die Worte genau verstanden.
 

Ungläubig sah der Weißrothaarige seinen Mate vor sich an. Warum hatte Izuku bislang nie darüber gesprochen? Klar, sah der Omega gerne den Kindern auf dem Spielplatz hinterher, wenn sie zusammen im Park spazieren waren. Shoto dachte bislang immer, dass der Grünhaarige Kinder einfach nur gernhatte. Omegas mochten generell Kinder und fühlten sich zu ihnen hingezogen. Aber dass Izuku selbst Kinder haben wollte - das kam dann doch alles etwas plötzlich. Er versuchte die richtigen Worte zu finden, aber kein Laut verließ seine Lippen. Er war wie gelähmt.
 

„Du… sagst ja gar nichts..“, erst als die traurige Stimme seines Geliebten in sein Ohr drang, wurde der Alpha aus seiner Gedankenwelt gerissen. Als der Weißrothaarige seinen Blick wieder seinem Omega widmen wollte, stockte ihm der Atem. Die wiesengrünen Augen hatten ihr Funkeln verloren und ein dumpfes Gefühl machte sich in Shotos Magengegend breit. Verdammt! Genau das wollte er nicht!
 

„Izu-“
 

„Schon gut, belassen wir das Thema einfach, ok? Es tut mir leid, dass ich dir Unannehmlichkeiten bereitet habe.. ich werde schon mal als zurück ins Bett gehen… du kannst ja später nachkommen…“, nach diesen Worten richtete sich der Grünhaarige auf.
 

Kurz darauf warf der Omega seinem Mate ein trauriges Lächeln zu. Es war ein Lächeln, das Shotos innerstes innerhalb von Sekunden gefrieren ließ. Verdammt nochmal, was war bloß mit ihm los? Warum war er nicht in der Lage gewesen auf Izukus Frage zu antworten? Warum konnte er es nicht erwidern? Er wollte eigentlich seinen Mate tief in die Arme schließen und ihm sagen, dass er sich ebenfalls eine kleine Familie mit ihm wünschte. Dass das Thema allerdings gerade jetzt zur Ansprache kam – so unverhofft – so plötzlich. Shoto hatte sich einfach nur überrumpelt gefühlt. Und nun? Nun hatte ausgerechnet er seinen Omega unglücklich gemacht. Genau das hatte er doch gar nicht gewollt! Er wollte nicht, dass sein geliebter Izuku wegen ihm unglücklich ist. Er musste die Initiative ergreifen – und zwar so schnell wie nur möglich.
 

Als sich Izuku daraufhin umdrehen und sich auf den Weg machen wollte, wurde er am Handgelenk festgehalten und in eine innige Umarmung gezogen. Zwei starke Arme schlangen sich um seinen Oberkörper.
 

„Bitte bleib…du hast mich einfach nur damit überrascht…“, immer fester schlang Shoto daraufhin seine Arme um den Körper seines Omegas, der in diesem Moment nicht wusste, wie ihm geschah. Es ging alles so rasend schnell.
 

„Es tut mir leid.. ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mir fehlen einfach die Worte…“, Shotos Stimme zitterte und klang brüchig. Izuku spürte währenddessen den Atem seines Mates an seiner Halsbeuge. Er bemerkte, dass sein Mate aufgeregt war und dass er innerlich unruhig wirkte. Gleichzeitig strahlte er jedoch so eine unverkennbare Wärme aus. Wieder schlug Izukus Herz schneller - besonders als er spürte, wie Shotos rechte Hand in seinen Yukata wanderte. Langsam bahnte sie sich ihren Weg zu seinem Unterleib hinunter, woraufhin diese genau dort verweilte.
 

Die Augen des Grünhaarigen weiteten sich. Diese Geste hatte sein Alpha ihm zuvor noch nie gezeigt. Wenn ein Alpha auf diese Art und Weise seinem Omega Geborgenheit schenkt – dann war es ihm wirklich ernst damit. Diese Geste bedeutete so viel. Sie symbolisierte den Schutz, den der Alpha seinem Omega und dem ungeborenen Leben gewährte. Es war ein Vertrauensbeweis auf höchster Ebene – Izuku war nicht bewusst gewesen, dass sie bereits diese Ebene schon erreicht hatten. Ein Lächeln stahl sich daraufhin auf Izukus Lippen während er seine Hände nun auf die des Größeren ablegte. Genüsslich schloss er daraufhin seine Augen. Ihm gefiel dieses Gefühl. Eine kribbelnde Wärme stieg in dem Omega auf. Was genau hat das alles zu bedeuten?
 

Währenddessen schloss Shoto ebenfalls seine Augen und verharrte in dieser Position. Er wollte mit dieser Geste seinem Mate zeigen, dass alles in Ordnung war und er nichts falsch gemacht hatte. Sein Omega sollte wissen, dass er sich das selbe wünschte. Nur Shoto konnte nie so gut mit Worten umgehen – das konnte er noch nie. Zumindest so wollte der Weißrothaarige seinem grünhaarigen Freund signalisieren, dass dessen Worte ihn erfreuten. Sein Herz höherschlagen ließen.
 

„Ich verspreche dir eines Izuku…“, es war ein Flüstern, das sich in Izukus Ohren schlich. Währenddessen verweilte Shotos Hand immer noch auf dessen Unterleib und fuhr sachte Kreise nach, woraufhin Izuku sich nun komplett entspannte. Es fühlte sich so toll an. Nie im Leben hätte der Omega mit solch einer Geste gerechnet. Seine Traurigkeit von eben war wie weggeblasen.
 

„.. wenn unser Kind genau dort heranwachsen und gedeihen wird, werde ich täglich mit genau diesen Berührungen diese Entwicklung verfolgen. Ich werde Tag für Tag mitbekommen, wie sich dein Bauch wölben wird – werde Tag für Tag sehen wie du im Licht erstrahlen wirst. Tag für Tag werde ich dich hierfür noch mehr lieben und ich werde an deiner Seite stehen. Von jetzt bis in alle Ewigkeit..“, nach diesen Worten drehte Shoto das Gesicht seines Mates mit der anderen Hand zu sich und küsste ihn.
 

Es war ein Kuss, der so viel zu bedeuten hatte. Izukus Herz drohte fast auszusetzen, während er spüren konnte, wie die Schmetterlinge in seinem Bauch mit einem Mal freigelassen wurden. Eine bessere Antwort hätte Shoto ihm nicht geben können. Tränen bahnten sich an Izukus Wangen hinunter. Er war einfach nur glücklich – so unendlich dankbar – so dankbar für diesen einen Moment. Schließlich drehte sich Izuku komplett zu seinem Alpha um und drückte sich nah an ihn. Der Weißrothaarige lächelte daraufhin in den Kuss hinein und ließ schließlich von seinem Mate ab. Strahlendes Silbergrau-Türkis traf auf funkelndes Wiesengrün. Ihre Blicke verloren sich ineinander. Wenige Sekunden später fanden wieder ihre Lippen zueinander. Sachte schob Shoto den Yukata zur Seite und legte Izukus Schulter frei, woraufhin er sich der Halsbeuge und dem Oberkörper des Kleineren widmete, ehe er wieder zu Izukus Lippen zurückfand. Der Grünhaarige hingegen fuhr sachte mit seinen Fingern durch Shotos zweifarbiges Haar und verweilte schließlich an seinem Nacken. Es vergingen weitere fünf Minuten, wo sie sich einfach nur küssten. Ihre Zweisamkeit genossen.
 

Es war so ein tolles Gefühl, das Izuku überrollte. Sein Alpha wollte tatsächlich auch eine Familie mit ihm gründen. Er wünschte es sich schon so lange und nun zu wissen, dass sein Mate hinter ihm stand, beruhigte ihn. Eine große Last war von seinem Herzen abgefallen. Er würde alles für seinen Alpha tun. Auch wenn Shoto gerade vor einer schweren Entscheidung stand, was den Besuch seiner Mutter in der Psychiatrie anbelangte. Izuku würde hinter ihm stehen – egal wie er sich entscheiden würde. Schließlich war es Izuku, der den Kuss löste und seinen Alpha beherzt anlächelte.
 

„Ich danke dir, Shoto. Einfach für alles~“, nach diesen Worten schmiegte sich der Omega nah an seinen Mate und deckte sie beide mit der Kuscheldecke zu. Shoto hauchte daraufhin einen Kuss auf Izukus Schläfe und zog ihn noch näher zu sich. Gemeinsam schauten sie zum Himmel auf und bemerkten, dass die Sonne bereits langsam am Horizont aufging. Die Landschaft wurde durch die ersten Sonnenstrahlen, die hinter den Bergen hervorkamen, in tiefes rot-orange getaucht und die ersten Vögel begannen ihr Lied zu zwitschern. Lächelnd sah Izuku ein letztes Mal zu einem Mate auf, der daraufhin sein Lächeln erwiderte. Somit begann ein neuer Start in die kommende Woche und für Izuku sollte diese Woche einige Überraschungen parat halten.
 

Diese Woche wird sich klären, wann die kleine Eri aus dem Krankenhaus entlassen wird. Der Grünhaarige wird sie entweder schon diese oder spätestens nächste Woche das erste Mal besuchen können.
 

Vor allem aber war der Omega gleichzeitig mehr als gespannt, wie das anstehende Schulprojekt seinen Lauf nehmen wird. Die Schüler der M.U.A. werden schon Mitte dieser Woche in Tokio ankommen. Zur Erholung werden sie dann dort noch die restliche Woche verbringen und nächsten Montag, heute in genau 8 Tagen, sollen sie dann hier in Musutafu eintreffen.
 

Funkelnde wiesengrüne Iriden schauten zum Horizont hinaus.
 

//Ich werde bereit sein – egal was auch folgen mag.//
 


 


 

 

 

 

 
 

[Währenddessen zur selben Zeit mitten auf dem Pazifik]
 

Möwen flogen umher und zogen ihre Kreise über ein Schiff, das seelenruhig auf dem Meer fuhr. Die See war ruhig – vereinzelt wehte eine leichte Meeresbrise umher. Die Sonne ging bereits am Horizont unter – das Wasser glitzerte auf wie tausende Diamanten.
 

An der Reling des Schiffes stand eine junge Frau. Sie schaute auf das Meer hinaus – das Aufglitzern des Meeres spiegelte sich in ihrer Sonnenbrille wider. Sie trug einen langen Mantel und eine dunkelblaue Baskenmütze. Durch die Meeresbrise wehten einzelne roségoldene Haarsträhnen im Wind. Auf ihrem Rücken schulterte sie eine Gitarre, die sich in einer passenden Leder-Tasche befand. Um den Gitarrenhals herum war ein langer blau-weiß-gestreifter Schal gebunden.
 

Gedankenversunken zog die junge Frau daraufhin ein rotes Notizbuch aus ihrer Hängetasche hervor. Es besaß einen goldenen Rand und war mit goldenen Ranken verziert. Behutsam schlug sie die erste Seite auf. Zart fuhr sie mit ihren Fingerkuppen über das karierte Papier. Mitten auf der ersten Seite stand folgendes:

 
 

„Dein Herz ist dort, wo du zuhause bist. Dein Zuhause ist dort, wo Menschen auf dich warten. Bitte komm heil zu uns zurück. Wir warten auf dich.“
 

Unter dem Spruch befand sich eine kleine Bombenzeichnung, die mehr an einen Cartoon erinnerte. Die Bombe grinste sie regelrecht an. Ein zärtliches Lächeln zierte daraufhin die Lippen der Roséhaarigen, ehe sie erneut sachte über die Zeichnung mit ihren Fingerkuppen drüberfuhr.

 
 

[..]

„Geh nach Amerika! Geh auf die M.U.A. und hau sie alle vom Hocker! Erfülle dir deine Träume! Finde wieder zu dir selbst zurück. Zeig der Welt da draußen wer du bist!

Ich habe nur eine Bitte….

[..]
 

Daraufhin sah die junge Frau wieder geradeaus auf das Meer hinaus und drückte das geschlossene Notizbuch nah an ihre Brust.

 
 

[..]

Nimm das hier mit auf deine Reise und vergiss mich bitte nicht. Ich werde auf dich warten. Egal wie lange es dauern mag. Das ist ein Versprechen!

[..]
 

Währenddessen landete eine Möwe neben der jungen Frau auf dem Geländer. Behutsam kraulte sie daraufhin den Vogel unterm Schnabel. Das Tier verweilte an Ort und Stelle. Erst als hinter der jungen Frau zwei größere Personen hervortraten, flog der Vogel schließlich weiter und setzte seine Reise fort. Gedankenverloren sah die Roséhaarige dem Meeresvogel nach.
 

„Ach Cousinchen, da bist du ja. Wir haben schon überall nach dir gesucht“, ein großer junger Mann trat an sie heran und legte seine Hände auf ihrer Schulter ab. Seine blonden lockigen Haare wurden durch den Wind komplett durcheinandergewirbelt. Hinter ihm folgte daraufhin ein Seufzen.
 

„Meine Güte, Jonouchi, das Schiff verliert nichts, außer Mary geht über Bord.“, ein weiterer junger Mann trat hervor und verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper. Auch er besaß blondes Haar, das allerdings komplett unter einer Kappe verdeckt wurde. Der Angesprochene blies daraufhin verärgert die Backen auf und funkelte sein Gegenüber böse an.
 

„Oh Ashitaka-Lein, du bist mal wieder so einfühlsam wie eh und je! Es steht ein großes Ereignis bevor und für unser Cousinchen hier wird es schließlich ein Heimspiel werden, nicht wahr, Mary-Lein?“, daraufhin wand der Alpha seinen Blick wieder der jungen Frau zu, die immer noch ihren Blick auf das Meer gerichtet hielt. Sie ließ die Frage unbeantwortet.
 

Ashitaka, der daraufhin neben die Beiden trat, lehnte sich mit dem Rücken gegen das Geländer und kratzte sich am Hinterkopf. Ein genervtes Seufzen verließ seine Lippen. Dabei rieb er sich schmerzlich den Nacken. Die Betten hier waren sowas von unbequem. Der Alpha hatte schon einen ganz starren Nacken. Plötzlich fiel ihm auch wieder ein weshalb sie die Roséhaarige überhaupt gesucht hatten.
 

„Ach ja, bevor ich es vergesse…Prof. Muriell hat nach dir gesucht. Jonouchi und ich haben bereits mit ihr gesprochen und das Eröffnungskonzert an der U.A. soweit durchgeplant. Als 3. Ass bist du für den Zugabe-Song zuständig“, sein Blick war hierbei auf das rote Notizbuch gerichtet, das die Roséhaarige immer noch in der linken Hand hielt.
 

„Oh stimmt, da war ja etwas .. ich hatte es schon wieder vergessen, sorry ..“, Jonouchi entfernte sich daraufhin von der jungen Frau und gesellte sich nun zu seinem Zwillingsbruder. Grinsend schlug er dem Größeren hierbei auf die Schulter, woraufhin er nur einen zornigen Blick von seinem Nachbarn erntete.
 

„Kannst du das mal sein lassen, du Trampel?“
 

„Ashitaka-Lein, sei nicht so gemein zu mir~“
 

„Manchmal frage ich mich echt, was Yashiro bloß an dir findet.“
 

„Lass meinen süßen Omega aus dem Spiel, du bist doch nur eifersüchtig, weil du noch Single bist. Bei deinem Charakter wundert mich das echt nicht! You´re such an idiot! “
 

„Wie war das? Treib es ja nicht auf die Spitze!“
 

„AUA! Ist ja schon gut, lass bitte mein Ohr los! Das tut weh! AUA!!“
 

Die junge Frau hingegen atmete tief ein und aus, ehe sie sich daraufhin ihre Sonnenbrille auszog. Die letzten Sonnenstrahlen blitzten in dem fliederfarbigen Augenpaar auf. Warme Sonnenstrahlen berührten ihre bräunliche Haut, wodurch ihre Sommersprossen dunkler hervorstachen. Wieder wanderte ihr Blick auf das rote Notizbuch herunter, das sie immer noch in ihrer Hand hielt. Ashitaka hatte seine Nachbarin währenddessen genau beobachtet und grinste sie daraufhin wissend an. Jonouchi hingegen rieb sich immer noch schmerzhaft sein Ohr.
 

„Du hast dich bereits entschieden, wie ich sehe. Es soll eines seiner Lieder werden, habe ich Recht?“, hierbei verschränkte der Alpha wieder seine Arme vor seinem Oberkörper. Die Angesprochene sah daraufhin den Größeren mit funkelnden Augen an. Dem Alpha lief es eiskalt den Rücken hinunter. Silber-fliederfarbige Augen schauten ihn eindringlich an. Bei diesem Anblick musste Ashitaka schwer schlucken. Es gab Momente wo er zugeben musste, dass seine Cousine wahrlich eine Schönheit war.
 

Schließlich wand die Roséhaarige den Blick von ihrem Cousin ab und schaute wieder auf das Notizbuch herab.
 

„Ja, es ist das Mindeste was ich für ihn tun kann. Ich habe ihm schließlich vieles zu verdanken...eigentlich sogar alles…“, ein zärtliches Lächeln zierte daraufhin erneut ihre Lippen, ehe sie wieder sachte mit den Fingerkuppen über den Einband fuhr.
 

//Freunde… wartet auf mich…//
 

Mit entschlossenem Blick sah die junge Frau daraufhin wieder geradeaus auf das Meer hinaus. Die Sonne war inzwischen fast vollständig am Horizont untergegangen. Wieder wehte ein leichter Windhauch durch ihre Haare, woraufhin sie sich die vereinzelten Strähnen hinter ihr Ohr strich. Erneut blickten silber-fliederfarbige Iriden in die Ferne – auf den Horizont gerichtet. Ihre freie Hand bildete sie zur Faust und legte diese beherzt auf ihrer linken Brust ab. Ihre Worte wirkten wie ein Flüstern im Wind.
 

„Now it´s my turn…This the beginning of something new..“
 

Nach diesen Worten drehte sich die Roséhaarige zu ihren Cousins um, die sich in der Zwischenzeit hinter sie gestellt hatten. Das Notizbuch verstaute sie währenddessen wieder in ihrer Hängetasche. Kurz schloss sie daraufhin ihre Augen. Es blieb ihnen noch genau eine Woche Zeit – Zeit, die sie für die Vorbereitungen benötigten. Ihre Vorfreude war inzwischen kaum noch zu verbergen – ihr Puls beschleunigte sich bereits. Ein freches Grinsen legte sich daraufhin auf ihre Lippen. Als die junge Frau ihre Augenlider schließlich wieder öffnete, blitzten ihre Iriden durch den Kontrast der soeben untergegangenen Sonne rötlich auf.
 


 


 

„Well then, gentlemen, let the show begin!“

Part XLII – Eri

Die darauffolgenden Tage vergingen sehr schnell. Dadurch, dass in der Agentur weiterhin viel zu tun war, hatte Izuku keine Zeit an Donnerstag zu denken. Das war nämlich der Tag, an dem er endlich auf die kleine Eri treffen sollte. Mittwochs würde sie aus dem Krankenhaus entlassen werden und danach sollte sie den ersten Tag noch in Ruhe verbringen. Sie war immer noch sehr schwach, zudem sie weiterhin noch sehr verängstigt war. Auf Izuku kam somit eine große Aufgabe zu.
 

Momentan saß der Grünhaarige an seinem PC und ging den Spezialitätenkatalog noch einmal durch. In den letzten zwei Jahren hatte sich die Datenbank von ursprünglich 500 Datensätzen auf über 1.000 vergrößert. Es war schier unmöglich alles im Kopf zu behalten, geschweigedenn jeden Datensatz exakt auf den Punkt genau abrufen zu können. Aus diesem Grund hatte sich Izuku vor mehreren Monaten ein Tablet zugelegt und dieses Dank Shins Hilfe mit dem PC verbunden und gekoppelt. Nun konnte der kleine Omega auch von unterwegs alle erforderlichen Daten abrufen. Das kam ihm schon bei mehreren Einsätzen sehr gelegen. So konnte er während der Razzien schon die eine oder andere Information an die Pro Helden weitergeben. Außerdem konnte Izuku so weiterhin seine Notizen auch von unterwegs an den PC weitergeben. Die Notizbücher hatte er allesamt Zuhause in einem extra Schrank untergebracht und kamen eigentlich nur noch selten zum Einsatz, da der Datenaustausch inzwischen auf elektronischem Weg stattfand.
 

Gedankenversunken sah Izuku auf sein Handy und widmete sich danach dem Tablet. Mehrmals wischte er mit den Fingern auf dem Bildschirm hin und her. Hätte ihm einer vor drei Jahren gesagt, dass er mal so gut mit elektronischen Komponenten umgehen könne – diesen hätte er für verrückt erklärt. Wenn Izuku heute noch an die Anfangszeiten dachte, wirkte es wie aus einem anderen Leben. Die Zeit schritt weiter voran und das digitale Zeitalter entwickelte sich täglich weiter. Während Izuku weiterhin mit seinen Recherchen beschäftigt war, bekam er erst gar nicht mit, dass sich die Tür hinter ihm öffnete.
 

„Oh, du bist ja noch da? Hast du mal auf die Uhr geschaut?“
 

Nach diesen Worten drehte sich der Angesprochene auf seinem Drehstuhl um und blickte in graue Augen.
 

„Sag bloß, du bist überrascht, weil ich mal genauso lange da bin wie du, Katara?“, grinsend wand sich der Omega erneut seinen Unterlagen zu, während die Lilahaarige ergeben ausseufzte und sich neben Izuku stellte. Die zuvor an sie gewidmete Gegenfrage ließ sie unbeantwortet.
 

„Die Sammlung ist echt beachtlich. Was glaubst du, was es noch alles an Spezialitäten geben wird?“, hierbei richtete sich die junge Frau die Brille zurecht und sah dann zu ihrem Schüler runter. Dieser hatte seinen Blick starr auf den Bildschirm gerichtet.
 

„Ich weiß es nicht. Aber ich denke, dass das hier nur ein Teil von etwas ganz Großem ist. Das hier sind nur die Aufzeichnungen für Japan. Die Welt verbirgt noch mehr, davon bin ich überzeugt“, nach diesen Worten zog Izuku seine Brille aus und legte sie behutsam vor seiner Tastatur ab. Daraufhin rieb er sich die Augen. Manchmal bemerkte der Omega, wenn er zulange am PC saß. Seine Augen wurden jedes Mal überstrapaziert. Aus diesem Grund hatte er sich bei seiner neuen Brille auch einen entsprechenden Filter in die Gläser einsetzen lassen. So wurden seine Augen etwas geschont – allerdings gab es immer noch Momente, wo seine Augen sich meldeten, wenn es ihnen zu viel wurde. Katara hingegen stand weiterhin neben Izuku und ließ ihren Blick durch das Büro schweifen.
 

„Hast du dir schon einen Plan wegen der Kleinen überlegt?“
 

Daraufhin sah Izuku zu Katara hoch und stützte seinen Kopf auf seinem Arm ab.
 

„Leider nein. Ich wüsste auch nicht, wie ich überhaupt anfangen soll. Ist es überhaupt taktisch klug sich hier einen Plan zurechtzulegen? Eri ist ein kleines Kind, da wird wohl die Spontanität von einem abverlangt werden. Ich lasse einfach mal alles auf mich zukommen.“
 

„Mich darfst du hier echt nicht fragen, ich kann mit Kindern nichts anfangen..“
 

Die junge Frau sah währenddessen an die Wand und schaute sich die einzelnen Fotos an, die dort hingen. Izuku hatte viele Fotos aufgehängt als er damals zu ihr runtergezogen war. Viele zeigten ihn zusammen mit Shoto. Meistens Selfies, wo sie zusammen in die Kamera lächelten oder sich küssten. Aber auch Toki und Hitoshi waren dort verewigt. Es war ein Gruppenbild, das letztes Jahr auf der Gamer-Expo entstanden war, wo sie zusammen hingegangen waren. Natürlich trafen sie dort auch auf Eijiro und Katsuki. Es existierte auch ein Bild von ihnen allen zusammen. Wobei die blonde Bombe immer einen mürrischen Blick draufhatte, weil er sowas von keinen Bock hatte sich ablichten zu lassen, aber sie alle ließen ihm hier ja keine andere Wahl.
 

Dann gab es noch ein anderes Bild – eines, das Izuku ebenfalls viel bedeutete. Er besaß leider nur dieses eine Foto, aber dennoch wollte er es ebenfalls an der Wand verewigen. Ein trauriges Lächeln zierte Kataras Lippen als sie das Bild entdeckte. Behutsam fuhr sie mit den Fingerkuppen über den Fotorahmen.
 

„Ich denke mal … sie hätte schon längst einen Plan zurechtgelegt.“
 

Izuku sah daraufhin auf und schenkte seine Aufmerksamkeit der Lilahaarigen, die weiterhin das eine spezielle Foto anschaute. Der Grünhaarige erhob sich daraufhin und stellte sich neben die junge Frau. Ein bitterer Beigeschmack blieb, als er nun ebenfalls das Foto anschaute. Das Bild zeigte ihn zusammen mit Valerie. Es war an dem Tag entstanden als sie zusammen im Eis Café waren. Dort hatten sie sich das erste Mal richtig kennengelernt. Damals waren noch Shoto und Tsuchi mit dabei gewesen. Wer hätte auch erahnen können, dass sich nur wenige Tage danach so eine Tragödie ereignen würde?
 

„Ich vermisse ihn …auch heute noch…“, Katara ließ daraufhin ihren Kopf sinken.
 

„Ich auch… aber ich denke, dass er weiterhin von oben über uns alle wacht.“
 

Nach diesen Worten wand sich Katara dem Omega zu und lächelte diesen herzlich an.
 

„Ja, ich denke, dass du da Recht haben könnest…“, danach sah die Lilahaarige wieder auf das Selfie „…..aber vor allem wird er über sie wachen.“
 

Izuku schloss daraufhin seine Augen und ging tief in sich. Ihr Weg würde weitergehen – sie durften nicht stehenbleiben. Aus diesem Grund hatte Valerie auch damals Japan verlassen. Sie wollte keinen Stillstand – genauso wenig wie sie alle stehenbleiben wollten. Sie mussten weiter an sich arbeiten - sich weiterentwickeln und über sich selbst hinauswachsen. Ihnen blieb keine andere Wahl. Das Leben ging weiter. Ein trauriges Lächeln zierte daraufhin Izukus Lippen als er sich wieder seine Brille richtete.
 

„Ja, er ist ihr persönlicher Schutzengel.“

 

 

 
 


 

Als es schließlich Donnertagmorgen war, stand Izuku sehr früh auf. Er konnte die ganze Nacht kein Auge zumachen und wollte auch nicht mehr liegen bleiben. Er war voller Tatendrang. Shoto hingegen lag noch seelenruhig im Bett und bekam nur nebenbei mit, dass der Grünhaarige aufgestanden war und sich fertigmachte. Müde ließ der Alpha seinen Blick über den Körper seines Omegas schweifen, der gerade vor ihm stand und sich das Hemd anzog. Zu gern hätte Shoto ihn hier und jetzt zu sich zurück ins Bett gezogen, aber er spürte, dass sein Mate in heller Aufregung war. Izuku hatte ihm von der Mission erzählt und von daher wusste der Weißrothaarige, dass die Gedanken momentan sonst wo waren – nur nicht bei ihm. Seufzend griff Shoto nach dem Kopfkissen und zog sich dieses über. Er war noch verdammt müde. Gähnend drehte sich der Alpha daraufhin wieder zur Seite. Nachdem Izuku sich angezogen hatte, hauchte er seinem Mate noch einen Kuss auf die Stirn, ehe er nach seinem Schlüssel griff und das Apartment verließ.
 

Gedankenversunken saß er nun im Zug und schaute aus dem Fenster. Die einzelnen Gebäude zogen an seinem Auge vorbei. Das Waisenhaus lag außerhalb Musutafus. Es war sehr ruhig dort, da sich das Anwesen in einem Naturreservat befand. Zudem sich dort in der Nähe noch ein Park befand, den Izuku noch durchqueren musste. Da Frühling war, musste es dort wunderschön sein. Es hieß, dass die japanische Kirschblüte dort heimisch wäre. Dann müsste ihn bestimmt ein atemberaubendes Bild dort erwarten. Der Omega war Feuer und Flamme. Als er nach 20 Minuten am Stopp ankam, schulterte er noch seine Hängetasche und schritt die Steintreppen hinunter, die zum Park führten.
 

Es war ruhig und friedlich. Die Vögel zwitscherten und sangen ihr Morgenlied. Vereinzelt konnte man auch ihr Balzen hören. Der frische Wind wehte durch die Bäume und brachte die Blüten in Wallung. Einzelne Kirschblütenblätter flogen an dem Omega vorbei. Izukus Herz schlug höher – es war ein wunderschöner Morgen. Er hatte noch zwei Stunden Zeit. Somit konnte er den Anblick, der sich ihm bot, noch länger genießen. Langsam schritt er voran und sah sich aufgeregt um. Es waren noch keine Menschen unterwegs, die Umgebung gehörte nur den Tieren, die hier lebten. Gerade hoppelte ein Feldhase an ihm vorbei und verschwand im Gebüsch. Das Grinsen wollte nicht aus Izukus Gesicht weichen. Schließlich landete ein Spatz auf seiner Schulter.
 

„Oh, hallo mein Kleiner.“
 

Der Vogel sah den Grünhaarigen neugierig an, ehe er schließlich seinen Weg weiter fortsetzte. Izuku sah eine Weile dem Piepmatz hinterher. Plötzlich hörte er eine leise Melodie, weshalb der Omega an Ort und Stelle stehenblieb. Die Klänge strahlten innere Ruhe aus – sie klangen so ruhig und sanft. Aufmerksam suchten seine grünen Augen die Umgebung ab. Die Klänge wurden lauter – stammten diese etwa von einer Gitarre? Neugierig folgte Izuku den Klängen. War er doch nicht allein hier?
 

Schließlich wurde die Musik unterbrochen und ein Fluchen drang an Izukus Ohr.
 

„FUCK!“
 

Als Izuku hinter einem Baum abbog, erstarrte er augenblicklich. Vor ihm befand sich eine Holzbank, auf der niemand geringeres als Katsuki saß, der gerade an einer Gitarre herumschraubte. Seine roten Iriden waren auf das Instrument in seinen Händen fixiert. Ein Grummeln war zu vernehmen.
 

„Verdammte Scheiße, warum gebe ich mir den Stuss hier überhaupt?“
 

Vorsichtig trat der Omega näher und blieb schließlich hinter Katsuki stehen. Dieser bemerkte aber sofort eine fremde Präsenz, griff hinter sich und bekam den Omega an der Krawatte zu fassen. Funkelnde rote Iriden flackerten gefährlich auf.
 

„WELCHER PENNER STÖRT MICH DENN JETZT SCHON WIEDER, ZIEH LEI-“, plötzlich verstummte der Blonde als er in Izukus Augen blickte.
 

„Deku? Was… machst du denn hier? Erschreck mich doch nicht so, du Scheißnerd! Hast dir das etwa von Halb-Halb abgeschaut, oder was?! Irgendwann bekomme ich wegen euch zwei Vollidioten noch einen Herzinfarkt!“
 

„Oh… tut mir leid, Kacchan..“, Izuku wich sofort zurück als Katsuki seine Krawatte wieder losließ und starrte den Alpha entsetzt an. Was war denn hier wieder los? Aufmerksam ließ er daraufhin seinen Blick über sein Gegenüber schweifen und entdeckte mehrere Utensilien, die sich auf der Bank befanden. Stifte und ein aufgeschlagenes Buch lagen vor ihm. Neugierig hob Izuku das Buch auf und blätterte kurz durch. Die Handschrift kam ihm mehr als bekannt vor. Waren das etwa die selbstgeschriebenen Songtexte, von denen Eijiro mal gesprochen hatte?
 

„Darf ich?“
 

Ein genervtes Grummeln folgte als Antwort.
 

„Eigentlich fragt man erst mal nach, bevor man fremdes Eigentum anrührt, aber da du deine Griffel jetzt schon dran hast, tu dir keinen Zwang an! Aber nerv mich nicht!“
 

Nach diesen Worten seufzte der Blondhaarige genervt aus und widmete sich wieder seiner Gitarre. Izuku nutzte die Zeit und las sich einen Text durch und erstarrte an Ort und Stelle. Seit wann war ausgerechnet die Zeitbombe schlechthin in der Lage solche Texte zu formulieren? Die Songs klangen so tiefgründig, so emotional – sie spiegelten das genaue Gegenteil von Katsukis sonstigem Verhalten wider. Wie war sowas möglich?
 

„Hats dir die Sprache verschlagen?“, auf die Frage hin, hob Izuku seinen Kopf und schaute auf Katsuki herunter, der gerade seine Brille richtete und sich einen Bleistift hinter sein Ohr klemmte.
 

„Ich bin einfach nur erstaunt, dass du solche Texte schreiben kannst.“, daraufhin schloss Izuku das Buch zu und sah auf den Einband. Es handelte sich um ein normales rotes Notizbuch. Aber etwas irritierte ihn.
 

//Nr. 2…. Also existiert noch eine Nr. 1?//
 

Fragend hob Izuku daraufhin eine Augenbraue und schenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem Blonden, der gerade seine Fingerkuppen über die Saiten gleiten ließ. Ein ruhiger melodischer Ton klang an Izukus Ohr.
 

//Wow.. der pure Wahnsinn..//
 

„Tsk..nein so wird das nie was!“, sofort machte sich der Alpha wieder an den Saiten zu schaffen und zog sie neu nach.
 

„Was machst du denn eigentlich da, wenn ich fragen darf?“, neugierig sah Izuku über Katsukis Schulter und runzelte die Stirn. Das sah mehr als kompliziert aus und forderte wohl äußerstes Fingerspitzengefühl.
 

„Mir ist eine Saite gerissen und ich habe sie nun gegen eine neue ausgetauscht. Ob sie allerdings richtig sitzt, merkt man nur am Ton. So ganz zufrieden bin ich noch nicht. Außerdem komme ich gern hierher. Hier kann ich meine Gedanken besser entfalten.“
 

„Ah, ich verstehe…“
 

Währenddessen nahm Izuku neben Katsuki Platz und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem roten Notizbuch. Sie sprachen kein Wort miteinander. Wobei die Stille zwischen ihnen keinesfalls unangenehm war. So konnte Izuku zumindest noch die Stille der Natur genießen. Nur die Töne der Gitarre unterbrachen diese Ruhe – aber das störte den Omega nicht. Der Grünhaarige war überwältigt von den Texten. Allein, dass Katsuki so viel Fantasie besaß und die Worte auch noch so zu Papier bringen konnte. Er besaß definitiv Talent – es war nicht abzustreiten.
 

Es verging eine weitere viertel Stunde bis Katsuki schließlich mit seinem Werk zufrieden war und stellte das Instrument neben sich ab. Dann sah das rote Augenpaar zu Izuku rüber, der immer noch neben ihm saß und in den Texten vertieft war.
 

„Sag mal, hast du nichts Besseres zu tun, als dir hier meine Songs anzusehen? Was treibst du überhaupt hier in dieser Gegend?“
 

Sofort schreckte Izuku auf und legte das Buch zur Seite.
 

„Ich treffe mich heute mit jemandem aus dem Waisenhaus. Eigentlich bin ich etwas zu früh dran und wollte noch eine Runde hier im Park drehen. Aber das hier fand ich dann doch interessanter.“
 

Katsuki hob daraufhin fragend eine Augenbraue und sah den Omega entsetzt an.
 

„Interessanter? Du hast echt eine Vollmeise. Was ist denn ….“, daraufhin hob der Blonde das Notizbuch hoch “…daran bitte so interessant?“
 

Ein Kichern drang an Katsukis Ohr. Eine Zornader bildete sich daraufhin an seiner linken Schläfe.
 

„Sag mal lachst du mich gerade etwa aus?!“
 

„Nein, nein … nicht doch. Ich bin einfach nur erstaunt, dass du auch eine liebevolle Seite zu besitzen scheinst. Es ist erstaunlich, wie viele Facetten ein Individuum haben kann. Vor allem bei dir… dir hätte man so manches gar nicht zugetraut.“, nach diesen Worten sah Izuku zum Himmel auf. Der Blonde hingegen sah fassungslos den Kleineren an.
 

„Liebevolle Seite? Geht’s noch? Sag das noch einmal und ich hau dir eine rein! Ist ja ekelhaft!“
 

Wieder musste Izuku daraufhin auflachen. Manchmal war sein alter Klassenkamerad einfach zu komisch. Anscheinend hatte dieser immer noch nicht kapiert, dass man ihn durchschaut hatte. Daraufhin erhob sich der Grünhaarige und streckte sich.
 

„Weißt du, Kacchan.. du hast dein Herz am rechten Fleck. Du hast dich sehr verändert und das wird Val auch sehen, sobald sie wieder zurückkehren wird. Vor allem aber wird sie von deinen Texten begeistert sein. Sie liebt die Musik.“
 

Nach diesen Worten sah Izuku zu dem Alpha hinunter, der ihn nur entgeistert anblickte. Dieser war in eine Art Schockstarre verfallen. Wie war das denn bitte passiert?
 

„Ich will dich dann mal nicht weiterstören. Viel Spaß noch. Wir sehen uns“, zum Abschied zwinkerte der Grünhaarige dem Alpha zu und drehte ihm den Rücken zu. Nun hatte sich der Blonde aus seiner Starre gelöst. Sofort sprang der Alpha auf und sah sein Gegenüber mit funkelnden Augen an.
 

„Warte, Deku!“
 

Izuku hielt daraufhin in seiner Bewegung inne.
 

„Du sollst nur so viel wissen - ich habe ihr ein Versprechen gegeben und das werde ich halten.“
 

Nach diesen Worten drehte sich Izuku um und sah in Katsukis Augen. Die roten Iriden hatten ihre Aura verändert. Sie strahlten regelrecht. Zudem der Klang seiner Stimme einen unbekannten Unterton hatte – diesen kannte der Grünhaarige bislang noch gar nicht. Die Hand des Blonden befand sich zudem auf seiner linken Brust. Was genau wollte der Alpha ihm damit bloß mitteilen? Anstatt jedoch weiter darüber nachzudenken, schenkte Izuku dem Blonden wieder ein Lächeln.
 

„Ich lass mich überraschen, Kacchan.“
 

 

 
 


 

Nun war es soweit. Gedankenversunken saß Izuku im Wartezimmer und schaute auf die Uhr, die genau gegenüber von ihm an der Wand hing. Kindergelächter drang an seine Ohren. Es waren schon einige Kinder an ihm vorbeigelaufen. Ihr Lachen ließ sein Herz höher schlagen. Sie wirkten unbekümmert und glücklich – obwohl sie Waisen waren. Auf der einen Seite stimmte es den Omega traurig, aber auf der anderen Seite strahlten sie Hoffnung aus. Wieder musste der Grünhaarige an die Worte seines Mates denken. Shoto und er würden auch bald eine eigene Familie haben. Sie hatten sich darauf geeinigt noch ein Jahr abzuwarten. Schließlich war ihre Schulzeit in weniger als drei Monaten zu Ende. Danach sollte sich jeder erst mal seinem eigentlichen Job widmen. Aber dennoch stimmte der Gedanke ihn glücklich. Ein zärtliches Lächeln zierte Izukus Lippen.
 

„Herr Midoriya?“
 

Der Omega wurde augenblicklich aus seinen Gedanken gerissen und sah zu der jungen Frau hoch, die im Türrahmen stand. Sie trug eine weiße Schütze und ihre Haare waren mit einem Band zusammengebunden.
 

„Folgen Sie mir bitte.“
 

Nach diesen Worten erhob sich der Omega und folgte der Mitarbeiterin. Ihnen kamen wieder Kinder entgegen, die sie daraufhin freundlich grüßten. Izuku sah den Kindern nach und das blieb der jungen Frau, die ihm einen seitlichen Blick schenkte, nicht verborgen.
 

„Sie sind herzallerliebst, nicht wahr?“
 

„Oh ja, das sind sie. Es freut mich, dass sie trotz ihrer Lage noch so lachen können.“
 

„Da gebe ich Ihnen Recht. Es ist unsere Aufgabe den Kindern hier Halt zu bieten. Viele kommen aus schlechten familiären Verhältnissen, andere wiederrum haben sehr schlimme Erfahrungen gesammelt und sind verstört. Wir versuchen alles um ihnen hier ein neues Leben zu ermöglichen - Stabilität und ein soziales Umfeld zu bieten. Schließlich sollen so ihre Chancen erhöht werden, dass sie eines Tages eine neue Familie finden.“
 

Izuku hörte der jungen Frau aufmerksam zu. Sie schien ihren Job echt zu lieben. Man merkte sofort, dass sie mit vollem Elan bei der Sache war. Schließlich stiegen sie eine alte Holztreppe hinauf. Der Grünhaarige ließ währenddessen seinen Blick schweifen. Es handelte sich zwar um ein sehr altes Anwesen, aber dennoch war alles herzlich eingerichtet und lud Besucher regelrecht ein vorbeizukommen. Izuku blieb vor Erstaunen der Mund offenstehen. Schließlich blieben sie vor einer Holztür stehen.
 

„So da wären wir, Herr Midoriya.“
 

Daraufhin klopfte die Mitarbeiterin an der Tür an und öffnete diese.
 

„Eri-Chan, du hast Besuch~“
 

Nach diesen Worten schritt die junge Frau zur Seite und gewährte dem Omega den Eintritt. Vorsichtig trat Izuku über die Türschwelle und hielt augenblicklich inne.
 

Vor ihm auf der Fensterbank saß ein kleines Mädchen. Ihre Haare waren zu einem seitlichen Zopf zusammengebunden. Eine blaue Schleife schmückte ihre Haare. Des Weiteren trug sie ein hellblaues Rüschenkleid. In ihren Armen hielt sie einen großen Teddybären, der wohl ein Panda darstellen sollte. Er war fast so groß wie sie selbst. Sie rührte sich nicht vom Fleck – sah ihn nicht einmal an. Das Fenster war geöffnet, sodass ein Windhauch durch ihre schneeweißen Haare wehte. Schließlich drehte sie sich zu Izuku um. Rote Iriden blickten in das wiesengrüne Augenpaar. Izuku lief daraufhin ein eiskalter Schauer über den Rücken.
 

Ihre Präsenz – wie ist das möglich? Ihn überkam das selbe Gefühl wie damals in der Mensa als er Valerie das erste Mal gesehen hat. Es war die selbe Aura. Dabei soll sie doch gerade erst fünf Jahre alt sein. Aber dennoch – wie sie da saß – sie war ein wunderschönes Mädchen.
 

Vorsichtig betrat Izuku das Zimmer und ging vor dem kleinen Mädchen auf die Knie. Er musste behutsam mit ihr umgehen, das wusste er. So waren sie zumindest fast auf Augenhöhe. Ein zärtliches Lächeln zierte Izukus Lippen.
 

„Hallo Eri, mein Name ist Izuku. Schön dich kennenzulernen.“
 

Die Angesprochene verweilte an Ort und Stelle. Sie sagte kein Wort. Irritiert hob der Omega daraufhin den Kopf und sah zu ihr hoch. Angst spiegelte sich in ihren Augen wider. Als Izuku sich erheben wollte, sprang Eri plötzlich von der Fensterbank hinunter und versteckte sich unter dem Tisch. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. Izuku wusste in diesem Moment nicht was los war. Warum lief sie vor ihm weg?
 

„Keine Sorge, ich tue dir nichts…“, als der Omega seine Hand nach ihr ausstrecken wollte, bildeten sich Tränen in Eris Augen. Ihr ganzer Körper begann zu zittern. Ängstlich wich sie immer weiter vor Izuku zurück und rannte schließlich auf ihr Bett zu. Dort angekommen kroch sie unter den Bettkasten und zog ihren Teddy noch näher an sich heran.
 

Izukus Herz blieb fast stehen – es zog sich schmerzhaft zusammen. Warum hatte sie bloß Angst vor ihm? Er war doch der Letzte auf dieser Welt, der ihr etwas antuen könnte. Als er schließlich ihr Weinen und Wimmern hörte, sackte er zu Boden. Der Kloß, der sich in seinem Hals bildete, drückte ihm die Luft zum Atmen ab.
 

Seine gute Laune und sein Enthusiasmus von eben waren wie weggeblasen – innerhalb weniger Sekunden. Izuku fühlte sich verloren. So hatte er sich das erste Aufeinandertreffen nicht vorgestellt. Langsam kamen die ersten Zweifel in ihm auf.
 


 


 

Was hatte er bloß falsch gemacht?
 

Was konnte er bloß tun, um ihr zu zeigen, dass sie keine Angst vor ihm haben musste?
 

War er überhaupt der Richtige für diese Mission?

Part XLIII – Break

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Part XLIV – The curtain falls I

Die Bühne wurde in komplette Dunkelheit gehüllt. Nur die Seitenscheinwerfer erhellten wenige Sekunden später die Fläche – trotzdem war nur schwer erkennbar, was sich vor Izukus Augen abspielte. Man konnte die Umrisse von Instrumenten erkennen – zumindest das Schlagzeug und die Gitarren wurden etwas durch das Licht hervorgehoben. Im Raum herrschte absolute Stille. Man hätte in diesem Moment eine Nadel auf den Boden fallen hören können. Izuku schluckte schwer – sollte jetzt schon der erste Akt beginnen? Ohne Vorworte? Ohne Begrüßung?
 


 

Erster Auftritt: Ashitaka (Vorname: ??)

[Asking Alexandria – Into the Fire]
 

Die Gedankengänge des Omegas wurden je unterbrochen, als Schlagzeug - und Keyboard-Klänge an sein Ohr drangen – sie spielten in einem gleichmäßigen Rhythmus. Erst langsamer und nach und nach wurden die Takte beschleunigt -dicht gefolgt von einem Chor, der das Lied mit einstimmte.

 
 

Take him out back

[Chor]
 

Eine tiefe Stimme durchdrang plötzlich die Halle - sie klang sehr rau und jagte dem Grünhaarigen einen eiskalten Schauer über den Rücken. Wie ein Gewitter fegte diese durch die Menge.

 
 

Take him out back

[Chor]
 

Der junge Mann von eben trat aus der Dunkelheit hervor, die Kapuze seines Sweat-Shirts verbarg immer noch sein Gesicht.

 
 

Take him out back
 

Sein Blick war zu Boden berichtet, ehe er das Mikrofon ansetzte und seine Aufmerksamkeit dem Publikum vor sich widmete.

 
 

I'm not too sure what I'm supposed to do with this
 

Eine ruhige Stimme erfüllte den kompletten Raum.

 
 

These hands, this mind, this instability

From a cage I created, to a hell that heaven made
 

Izuku überkam eine Gänsehaut – sein Herz schlug im Takt des Drumes mit. Seine grünen Augen funkelten auf. Es war so aufregend.

 
 

Can't let go of the hatred 'cause I love the way it tastes
 

Schließlich ging der Blonde auf die Knie, während der Chor sein Debüt gab. Sein Kopf war wieder zu Boden gerichtet.

 
 

[Chor]

Take him out back

[Chor]
 

Die Menge war jetzt schon in heller Aufregung. Dabei fing der Auftritt jetzt erst richtig an.

 
 

I wouldn't take back a moment

Not one miserable moment
 

Das war der Moment, wo der junge Mann wieder aufstand und seine Kapuze runterzog - seinen Blick widmete er daraufhin nach oben zur Decke.

 
 

I'll give it all till there's nothing
 

Die ersten Jubelrufe klangen bereits aus dem Publikum.

 
 

I'll walk into the fire, into the fire
 

Plötzlich ging die komplette Bühne in Flammen auf – sie ragten hoch bis zur Decke. In Mitten des Infernos stand der junge Mann, der weiterhin mit seiner kräftigen Stimme weitersang. Sein Blick war nun auf das Publikum gerichtet. Schlagzeug- und Gitarren-Klänge begleiteten ihn. Die Hitze der Flammen war bis zu Izuku spürbar. Er konnte seine Augen nicht trauen.

 
 

I'll walk into the fire, into the fire
 

Izuku konnte das erste Mal sein Gesicht sehen. Fliederfarbene Augen schauten in die Menge – eine Farbe, die dem Omega mehr als bekannt vor kam. Zudem er die Aura des Alphas bis zu ihnen spüren konnte. Dieser Alpha war außergewöhnlich.

 
 

Into the fire
 

Der Grünhaarige konnte die Vibrationen und den begleitenden Bass bis in sein Innerstes spüren. Der Boden bebte. Die ganze Halle wurde durch die Show eingeheizt. Erst jetzt realisierte der Omega, dass er gerade sein erstes Konzert erlebte. Mit dieser Erkenntnis weiteten sich seine grünen Augen. Gefesselt verfolgte er das weitere Geschehen.
 

 
 

I've come to terms with the fact I'll never change

And that's just fine, I find solace in the pain
 

Der Blondhaarige hob seine rechte Hand zum Himmel und schloss seine Augen.

 
 

I don't mind the darkness, it's easy on the eyes

I'm praying for something to make me feel alive
 

Schließlich richtete Ashitaka seinen Blick wieder zum Publikum und fuhr sich durch die blonden Haare, die ihm zwischenzeitlich ins Gesicht gefallen waren. Den weiblichen Fans gefiel dies natürlich sehr. Die Leidenschaft in seinen Augen war mehr als spürbar.

 
 

I wouldn't take back a moment

Not one miserable moment
 

Ein verführerisches Lächeln zierte daraufhin Ashitakas Lippen – er genoss den Auftritt in vollen Zügen. Es war nicht von der Hand zu weisen. Er steckte alle mit seiner positiv geladenen Aura an.

 
 

I'll give it all till there's nothing

I'll walk into the fire, into the fire
 

Das gesamte Publikum ließ sich mitreisen. Sie schwangen die Hände zum Himmel. Es herrschte eine elektrisch aufgeladene Stimmung. Scheinwerfer in Form eines Blitzlichtgewitters fegten über die Bühne. Verliehen dem Ganzen eine unglaubliche Atmosphäre. Mitten drin stand der Alpha, der erneut die Hand zur Decke erhob, während sein Blick nach unten gerichtet war.

 
 

I'l walk into the fire, into the fire
 

Für Izuku war es ein atemberaubender Anblick.

 
 

Into the fire
 

Plötzlich erloschen die Flammen und Rauch umhüllte den jungen Mann. Blitze fegten über die Bühne. Die angespannte Stimmung konnte Izuku bis in seine Glieder spüren. Sein Herz raste. Was genau passierte nun?
 

Ashitakas Screamen war durch die ganze Halle zu hören, als er aus dem Rauch hervortrat. Seine Augen waren starr auf die Menge gerichtet – durchbohrte sie regelrecht. Jedoch fing er gerade erst mit seinem Lieblingspart an. Ein Lächeln zierte daraufhin seine Lippen, ehe er mit voller Kraft ins Mikrofon schrie:

 
 

I'm a paranoid, sycophant, masochistic dilettante

Narcissistic elephant in the room
 

Ein eiskalter Schauer jagte erneut über Izukus Rücken – sowas per Audio zu hören war eine Sache.

 
 

I'm the end of the world, thinning the herd
 

Doch diese Szene nun Life zu erleben – es war ein Kulturschock. Ein Blick zu Shoto reichte ihm aus um zu wissen, dass es seinem Alpha nicht anders erging.

 
 

The all-around outta my mind, fucking absurd
 

Die Menge jedoch tobte weiter, hielte ihre Hände weiterhin zum Himmel und wippten rythmisch mit. Ob es dem blonden Alpha genauso erging? Ein seitlicher Blick zu Katsuki bestätigte seine Vermutung. Er und Eijiro waren mit von der Partie. Schließlich hatten sie schon mehrere Festivals dieser Art besucht.

 
 

I am gone!!!
 

Izuku erfreute diese Entwicklung. Ein depressiver Katsuki wollte er heute nicht sehen – nicht an diesem ereignisreichen Tag.

 
 

I am gone!!!
 

Schließlich verstummten die Instrumente und Ahitaka sah ein letztes Mal zur Decke auf, während er mit seinem normalen Gesang weiterfortfuhr.

 
 

I wouldn't take back a moment
 

Es war der pure Wahnsinn. Izuku war erstaunt wie schnell der Alpha von Screaming auf normalen Gesang umsteigen konnte. Es war eine Kunst. Von dem Geschrei von eben war nichts mehr in seiner Stimme zu spüren.

 
 

I'll walk into the fire, into the fire
 

Erneut schlugen die Flammen zur Decke auf und Konfetti wurde in die Luft katapultiert. Die Bühnenshow war der pure Wahnsinn. Izukus Augen leuchteten auf. Es war die Premiere schlecht hin. Zudem die Bühnenlichter nun die Farben veränderten. Rot und Orange – immer abwechselnd wurde die Bühne in eine atemberaubende Landschaft getaucht.

 
 

I'll walk into the fire, into the fire
 

Er war unfähig seine Gedanken richtig zu ordnen. Stattdessen hörte er einfach nur zu – ließ sich von der Kulisse treiben. Der Omega griff nach Shotos Hand und verschränkte diese mit seiner eignen. Kurz warfen sich die Beiden zärtliche Blicke zu, ehe Izuku seinen Kopf an Shotos Schulter anlehnte.

 
 

Into the fire!!!

[Chor]

Fire!!!!
 

Zum Abschluss ging der Blondhaarige erneut zu Boden, ehe er ein letztes Mal ins Mikrofon schrie, während der Chor hinter ihm das Spektakel zum Ende brachte. Das Konfetti flog immer noch umher.

 
 

Take him out back!!!!
 

Innerhalb weniger Sekunden war Stille. Die Atmosphäre war immer noch elektrisch aufgeladen und erst sehr langsam kam die Spannung, die noch in der Luft lag, zum Erliegen. Applaus halte sekundenspäter durch die ganze Halle.

 

Die Menge tobte, während Ashitaka sich langsam erhob, nach vorne schritt und sich vor dem Publikum verbeugte. Seine Bandkollegen taten es ihm gleich. Freudig legte der Alpha seine Arme um seine Schulkollegen. Ein letztes Mal verneigten sie sich alle synchron, ehe der Blonde ihnen den Rücken zudrehte und mit den Anderen die Bühne verließ. Unterwegs winkte er den Leuten noch zu - den Frauen hingegen schenkte er ein verführerisches Lächeln und ein Zwinkern, ehe diese beinahe den Herzanfall ihres Lebens erleiden konnten.
 

„AWW Ashitaka~“, wie im Chor schrien sie dem Alpha hinterher.
 

Das war also das Bad Ass Image – die Frauen flogen tatsächlich auf solche Typen – für Izuku undenkbar. Ungläubig schüttelte er nur den Kopf. Ochaco, die hinter ihm stand, war außer sich und rüttelte an dem Omega hin und her.
 

„Oh Kami, Izu. Das war Ashitaka life und in Farbe. Ich fasse es nicht. Er ist so Hammer und cool. Sein Auftritt war ja mal Bombe. Ich bin hin und weg~ der Wahnsinn~!! Denkst du ich bekomme noch ein Selfie und ein Autogramm???“
 

Toki, der neben der Brünetten stand, schüttelte nur fassungslos den Kopf.
 

„Meine Güte, so ein Draufgänger. Ernsthaft?“
 

„Du bist doch nur eifersüchtig, weil dir die Frauen nicht hinterherschreien.“
 

„Hitoshi, du Vollidiot! Kannst du deine dämlichen Sprüche einmal sein lassen?“
 

„Nö… mir bereitet es Freude dich zu ärgern. Du springst ja auch schön jedes Mal drauf an“, hierbei lächelte der Beta seinen Klassenkameraden an, der ihn wiederrum nur verstört ansah.
 

„Ich wusste doch, dass du ein Sadist bist!“
 

„Jungs, behaltet mal die Nerven! Ihr seid sowas von peinlich!“, Ochaco stellte sich zwischen die beiden Beta und schlug beiden jeweils ihre Faust an den Oberarm. Nun war sie wieder ganz die Alte.
 

Izuku hingegen lehnte weiterhin an Shotos Schulter und sah zu seinem Alpha hoch.
 

„Hast du es auch gespürt?“
 

Das heterochrome Augenpaar sah zu dem Grünhaarigen runter und festigte seinen Griff um Izukus Hand, die immer noch seine hielt.
 

„Ich bin ehrlich, ich habe noch nie einen Alpha mit so einer Aura erlebt. Sie war bis hierher spürbar.“
 

„Ich auch nicht…“, hauchte Izuku und kuschelte sich noch näher an seinen Alpha, der schließlich seinen Arm um den Kleineren legte und ihn so noch näher zu sich zog.
 

Izuku war in seinem Leben schon vielen Alphas begegnet. Aber dieser Ashitaka war anders. Seine Aura musste die komplette Halle eingenommen haben. So eine Alpha-Aura hatte er noch nie verspürt. Wenn er es nicht besser wüsste, könnte der Blonde sogar seinem Chef Konkurrenz machen. Leicht fröstelte es den Kleineren, wenn er nur allein daran dachte. Ein Kampf der Giganten schlecht hin.
 

Währenddessen gingen die Lichter wieder an und Nezo betrat zusammen mit einer weiteren tierischen Gestalt die Bühne. Es handelte sich um ein weibliches Wesen. Auf den ersten Blick glich sie einem Fuchs. Sie trug einen weißen Anzug und hatte an sich schon ein sehr majestätisches Auftreten. Ihre hohen Schuhe waren der Grund, weshalb sie die Größere von Beiden war. Der Schulleiter der U.A. war der Erste, der das Wort ergriff:
 

„Meine lieben Schüler, es freut mich, dass ihr euch alle heute hier so zahlreich versammelt habt. Ich möchte auch gar nicht lange um den heißen Brei reden. Ich begrüße unsere Partnerschule aus den U.S.A. und übergebe somit Mirja das Wort...“, nach diesen Worten reichte der Schulleiter das Mikrofon an seine Begleiterin weiter. Diese lächelte den Kleineren an und verneigte sich vor ihm. Daraufhin wand sie das Wort an die Menge.
 

„Ich freue mich sehr, dass wir hier bei euch sein dürften und dass wir auch die Ehre erhalten werden auf dem diesjährigen Jubiläumsfestival zusammen mit euch auftreten zu dürfen. Mein Name ist Prof. Mirja Muriell und ich bin die Schulleiterin der M.U.A.“
 

Izuku ließ währenddessen seinen Blick durch die Menge gleiten. Erst jetzt fiel ihm auf, dass auf der seitlichen Empore auch Endeavor, Hawks und Beast Jeanist dem ganzen Spektakel beiwohnten. Besonders überraschte den Grünhaarigen die weibliche Begleitung des geflügelten Helden. Es war niemand geringeres als Katara, die neben dem Blonden stand und ihm gerade etwas zugeflüstert hatte. Irritiert hob der Omega eine Augenbraue – aus den beiden Beta musste man nicht wirklich schlau werden, oder?
 

Danach bemerkte er ein Tippen an seiner Schulter. Fragend sah Izuku über seine Schulter.
 

„Was ist denn los, Ochaco?“
 

„Ich habe Mary entdeckt, schau mal, von uns gesehen auf 2 Uhr.“, Ochaco reichte Izuku daraufhin ein Fernglas, das er erst irritiert anstarrte.
 

„Wo hast du das denn wieder her?“
 

Daraufhin zwinkerte die Brünette dem Omega zu.
 

„Ist von Momo. Sie kann doch durch ihre Spezialität Sachen erschaffen.“
 

Izuku richtete das Fernglas und schaute in die Richtung, die seine Freundin ihm genannt hatte. Er erblickte eine junge Frau, die mit dem Rücken zum Publikum stand. Sie unterhielt sich wohl gerade mit einem größeren jungen Mann, der Ashitaka sehr ähnlich sah. War das etwa Jonouchi? Der Grünhaarige nahm die Frau daraufhin näher unter die Lupe. Das Erste was ihm entgegenstrahlte, waren ihre roségoldenen Haare. Sie besaß eine asymmetrische Bobfrisur. Auf der rechten Seite reichten ihre lockigen Haare bis zum Dekolleté – links allerdings gingen sie bis zum Kinn. Durch ihren dunklen Hautton kam die helle Farbe besonders gut zur Geltung. Nun verstand Izuku auch, warum sie diesen Spitznamen trug.
 

//Deswegen also rosaner Phönix.//
 

Zudem trug die junge Frau einen langen Pullover, der jedoch am Rücken einen tiefen Ausschnitt aufwies. Izuku konnte ihren kompletten freien Rücken sehen – und was ihm ebenfalls direkt ins Auge stach, war ein großes Sternen-Tattoo, das sich von ihrer Hüfte bis hoch zum Nacken zog. Außerdem besaß sie eine sehr rundliche Figur. Oben rum war sie schmal gebaut, aber zu den Hüften hin besaß sie ordentliche Rundungen – Rundungen, die man normalerweise nur bei Omega-Frauen zu Gesicht bekam. Kann es sein, dass sie sogar ein Omega ist? Zu gern hätte Izuku ihr Gesicht gesehen, aber weiter kam er nicht, da er daraufhin die Aufmerksamkeit wieder der Schulleiterin schenkte, die weiterhin zur Menge sprach.
 

„Die M.U.A. zeichnet sich seit Jahren für ihre künstlerische Darbietung aus. Vor wenigen Jahren haben wir uns allerdings an der U.A. ein Beispiel genommen und sind nun auch im Bereich der Pädagogik weiter vorangeschritten. Menschen helfen und wieder auf den richtigen Weg bringen – das ist eines unserer neuen Hauptziele. Was nutzt einem der Ruhm, wenn die Stimme der Musik einer hilflosen Seele helfen kann? Inzwischen lautet unser Motto «music conects» und daran ist etwas Wahres dran. Musik verbindet – Musik eröffnet uns Möglichkeiten Gedanken und Gefühle auszudrücken. Sie entführt uns in eine andere Welt – lässt uns zumindest für einen Augenblick die Realität vergessen. Sie lässt uns über uns selbst hinauswachsen. Sie verleiht uns Stärke und Leidenschaft - sie verleiht uns die Fähigkeit Gefühle in allen erdenklichen Formen auszudrücken. Aber sie verleiht uns auch Selbstakzeptanz, Unabhängigkeit und Freiheit.“
 

Kurz darauf machte die Füchsin eine Pause, ehe sie freudestrahlend weitersprach.
 

„Die Musik beruht auf genau drei Säulen. Zum einen hätten wir die Stärke. Gerade wenn wir am Boden sind oder ein Schicksalsschlag uns erschüttert hat, hilft uns die Musik wieder nach vorne zusehen – sie erinnert uns daran, dass das Leben weitergeht und das wir nicht zurücksehen dürfen. Ashitaka hat diese Säule perfektioniert und ihr durftet eben Teil seiner Stärke werden. Er ist der Inbegriff von feuriger Leidenschaft, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Überall wo er auftaucht, steckt er das Publikum mit seinem inneren Feuer an.“
 

Nach diesen Worten brach wieder Jubel aus. Die Menge tobte erneut. Der feurige Auftritt des Alphas hatte im wahrsten Sinne Spuren hinterlassen – Izuku konnte dem Ganzen nur zustimmen.
 

„Aber nun kommen wir zu einer Säule, die ebenso wichtig ist: Liebe und Fürsorge. Im Mittelalter wurde die Musik dazu verwendet, um Gefühle mitzuteilen. Vielen denen einfach die Worte gefehlt haben, konnten sich mit Hilfe der Melodie seinem Gegenüber ausdrücken. Hier werdet ihr nun Jonouchi auf diesem Gebiet kennenlernen. Es ist kaum zu glauben, aber er und Ashitaka sehen sich nur äußerlich ähnlich. Von innen sieht die Sache wieder anders aus. Sie sind das komplette Gegenteil voneinander. Aber lange Rede kurzer Sinn. Ich gebe nun die Bühne frei und Jonouchi wird euch eine Welt zeigen, die ihr nicht mehr so schnell vergessen werdet. Ich wünsche euch viel Spaß~“, nach diesen Worten gingen die Lichter erneut aus und Dunkelheit umgab sie. Gemurmel war zu vernehmen.
 

Izuku wusste bereits von Toki, was auf sie zukommen würde. Aber dennoch konnte sich der Omega nicht im Entferntesten vorstellen, was für ein Spektakel ihn nun erwarten sollte. Er saß auf heißen Kohlen. Hippelig tapste er auf der Stelle hin und her. Die Aufregung stieg wieder ins Unermessliche. Was genau hatte er sich unter dieser anderen Welt vorzustellen?
 


 


 


 

Nach und nach erstarb das Flüstern …..
 

….. zarte Klavierklänge erfühlten schließlich den Raum.

 

Part XLV – The curtain falls II

Zweiter Auftritt: Jonouchi (Vorname: ??)

[Skillet - Dreaming Of Eden]
 

Zarte Keyboardklänge erfüllten den Raum. Die komplette Bühne lag immer noch in Dunkelheit. Der Einstieg war langsamer und harmonischer als im Akt zuvor. Daraufhin erklang eine helle, aber dennoch kräftige Stimme, die den Zuschauern einen eiskalten Schauer über deren Rücken jagte – Izuku miteingeschlossen.

 

 
 

Scattered and shattered we watched all our dreams

Burn in the night like fire in the sky

Die Fläche wurde seitlich von blauen und violetten Scheinwerfern angeleuchtet. Gleichzeitig leuchtete eine Leinwand hinter der Bühne auf. Izukus Herz blieb für einen Moment stehen.

 

 
 

Livin' in shadows of what we should be

 

 

Der Drummer stimmte sich mit seinem Schlagzeug mit ein – im langsamen Rhythmus. Ein Projektor warf ein Abbild eines gigantischen Schlosses auf die Leinwand, die weiterhin seitlich angestrahlt wurde.

 
 

Hope still alive, it calls in the night

 

Immer mehr trat das Licht aus dem Hintergrund hervor und die Scheinwerfer erleuchteten den jungen Mann, der vorne in der Mitte stand und den Kopf nach unten gesenkt hielt. Blonde Locken kamen zum Vorschein.

 
 

Can't stop these visions I see in my sleep

 

Der Blondhaarige trug einen weißen Anzug und Izuku konnte auch seine Alpha-Aura spüren. Sie war genauso stark ausgeprägt wie bei Ashitaka.

 
 

I don't even want it to stop, stop

Starlight and colors I never have seen

 

Jonouchis Stimme war so anders – so gefühlvoller.

 
 

This is the place I belong-long

 

Schließlich richtete der Alpha seinen Kopf zur Decke.

 
 

All comes clear

We're waiting for Heaven

 

Dabei schloss er fast sehnsüchtig seine Augen.

 
 

When Heaven is here

 

Seine Stimme wirkte wie ein Flüstern im Wind.

 
 

Dream of a love still yet to come

 

Kurz darauf richtete Jonouchi seinen Blick in die Menge und hielt seine Hände nach oben. Er trug kein Mikrofon in seinen Händen – es befand sich seitlich an seinem linken Ohr. Gitarre und Keyboard fanden mit Einklang. Fliederfarbene Augen strahlten in die Kamera.

 
 

Whispers of love calling me home

 

Die Scheinwerfer leuchteten in unterschiedlichen blau-lila-Tönen auf – verwandelten die Bühne in eine Fantasiewelt. Umhüllten den jungen Mann, der weiterhin mit voller Kraft und Seele seiner Leidenschaft nachging.

 
 

To Eden

 

Izukus Augen leuchteten auf. Sein Herz erwärmte sich.

 
 

Dreaming of Eden

 

Dieser Song klang voller Sehnsucht – nach so viel Liebe. Eine Liebe, die nicht sein durfte – die nicht akzeptiert wurde.

 
 

Holding on hope, 'cause I still believe

 

Es hörte sich an, wie ein Liebesbrief, der an eine bestimmte Person gewidmet war.

 
 

This is our chance to live like we're free

 

Erneut sah der Blondhaarige zur Decke auf.

 
 

In Eden

Dreamin' of Eden

WOHHH~

 

Schließlich drehte sich der Alpha einmal um die eigene Achse und breitete seine Hände zur Menge aus…

 
 

WOHHH~

 

…während hinter ihm das Leinwandbild mehrmals die Farben wechselte und Seifenblasen durch die Luft schwebten.

 
 

WOHHH~

 

Izuku konnte in diesem Moment nicht genug von diesem Anblick bekommen. Es fühlte sich tatsächlich wie eine andere Welt an. Toki hatte bei seinen Recherchen kein bisschen falsch gelegen.

 
 

We will be free when we are in Eden

 

Der Alpha schritt noch weiter nach vorne und ging vor dem Publikum in die Hocke. Die Anwesenden in der Menge hatte bereits angefangen die Hände hin und her zu wippen. Es wirkte wie ein Wellenmeer.

 
 

Pray and I wait for a miracle now

Keep holding on, I'm holding on

 

Izuku sah währenddessen zur Seitentribüne und konnte erneut Mary ausfindig machen. Sie stand mit mehreren Personen am Rand und sah ebenfalls dem Spektakel zu. Sie war die Kleinste von allen.

 
 

Callin' Your name till I find my way out

Night is so long, I'll wait for the dawn

 

Neben der jungen Frau stand Ashitaka, der tatkräftig zur Melodie mitwippte, während die Roséhaarige weiterhin nach vorne blickte. Dadurch, dass es dunkel war, konnte Izuku immer noch keinen vollständigen Blick auf sie werfen – die Schatten verbargen ihr Gesicht.

 
 

Can't stop these visions of what life could be

I'm taking back what I lost, lost

 

Was der Omega jedoch stattdessen beobachten konnte, war eine weitere Person, die neben Mary stand. Es handelte sich um einen jungen Mann mit dunkelbraunem Haar. Dieser war eben noch nicht da. Er war ein Stückchen größer als die Roséhaarige.

 
 

Starlight and colors are bursting in me

This is the place I belong

 

In seinen Armen trug er einen kleinen Säugling, der freudestrahlend zur Bühne schaute. Das Baby trug plüschige Ohrenschützer.

 
 

Dream of a love still yet to come

 

Der kleine Junge hatte seine Hände zur Bühne ausgestreckt. Die Augen des Kleinen strahlten regelrecht.

 
 

Whispers of love calling me home

 

Auf Izuku hatte es den Anschein, als ob der Kleine auf Jonouchi fixiert wäre.

 
 

To Eden

Dreaming of Eden

 

Es war ein niedlicher Anblick. Ein zärtliches Lächeln stahl sich daraufhin auf die Lippen des Grünhaarigen.

 
 

Holding on hope, 'cause I still believe

This is our chance to live like we're free

In Eden

Dreaming of Eden

 

Jonouchi hingegen war weiterhin voll in einem Element. Seine Stimme war so gefühlvoll und doch so kräftig. Dieser Alpha spielte in einer komplett anderen Liga.

 
 

WOHHH~

 

Izuku wusste nicht genau, was er besaß – aber er strahlte trotz allem eine innere Ruhe aus. Selbst jetzt, wo er wieder aus voller Seele in die Menge sang. Sehnsucht spiegelte sich in seiner Stimme wider.

 
 

WOHHH~

 

Als der Grünhaarige einen seitlichen Blick auf seine Freunde richtete, konnte er feststellen, dass jeder gefesselt nach vorne schaute – sogar Eijiro und Katsuki, die normalerweise auf actionreichere Shows standen. Den Blick der blonden Explosion konnte er jedoch nicht so richtig deuten. Sie strahlten seiner Meinung nach eine gewisse Einsamkeit aus.

 
 

WOHHH~

We will be free when we are in Eden

 

Schließlich sank der Alpha zu Boden und richtete seine Hände zur Decke.

 
 

Wake up, wake up, wake up

See love inside you

 

Verzweiflung spielte sich in dem fliederfarbigen Augenpaar wider. Jonouchi spielte seinen Part richtig gut – es kam realistisch rüber.

 
 

Get up, get up

The fear will never find you

 

Izuku konnte sie spüren – diese Sehnsucht, diese Angst seinen Gegenpart zu verlieren.

 
 

Take up, take up the love

 

Der Omega fasste sich daraufhin an die linke Brust. Er fühlte sich abgeholt. Warum konnte er sich bloß so gut in diese Lage hineinversetzen?

 
 

And let it guide you home

Take me to Eden

 

Währenddessen sah Jonouchi erneut zur Decke auf und versuchte nach etwas zu greifen.

 
 

All comes clear

 

Er wirkte in diesem Moment so verloren – so gebrochen. Als sei er auf der ewigen Suche. Als sei diese Liebe nicht für dieses Leben bestimmt – als ob er einen passenden Ort suchte.

 
 

We're waiting for Heaven

 

Einen Ort, wo sie ihre Liebe ausleben konnten. Seine Aura strahlte weiterhin Hoffnung aus - wollte dieser Illusion Realität verleihen.

 
 

When Heaven is here

 

Erneut begleiteten Klavier- und Gitarrenklänge den Blondhaarigen, der sich wieder erhoben hatte und mit rythmischen Bewegungen über die Bühne fegte. Sich selbst um die Achse drehend und hierbei strahlend in Richtung der Seitentribüne singend.

 
 

Dream of a love still yet to come

 

Shoto sah in diesem Moment zu Izuku hinunter. Vorsichtig berührte der Weißrothaarige dessen Wangen, an denen Tränen hinunterliefen. Sein Omega weinte.

 
 

Whispers of love calling me home

 

Izuku schreckte daraufhin auf und fasste sich an die eigene Wange. Tränen benetzten seine Haut. Er hatte es gar nicht bemerkt. Seine grünen Augen weiteten sich.

 
 

To Eden

Dreaming of Eden

 

Erstaunt sah Izuku zu Shoto hoch, der ihn herzlich anlächelte und daraufhin näher zu sich zog.

 
 

Holding on hope, 'cause I still believe

This is a chance to live like we're free

 

Gerade im Moment war der Grünhaarige überglücklich seinen Mate an seiner Seite zu haben. Behutsam platzierte Izuku daraufhin seine Hand auf Shotos Oberkörper und schmiegte sich an ihn.

 
 

in Eden

Dreaming of Eden

 

Das grüne Augenpaar konnte beobachten, wie Jonouchi rückwärts nach hinten trat, während ihn eine Art Sternenregen übergoss. Er stand mittendrin und hatte seine Arme ausgebreitet. Es war ein atemberaubender Anblick.

 
 

WOHHH~

 

Wunderkerzen blitzten auf und umhüllten den Blondhaarigen, der weiterhin mit voller Kraft weitersang. Violette und blaue Seifenblasen flogen umher und ließen die Bühne immer noch wie eine Traumwelt aussehen.

 
 

WOHH~

 

Izuku war überwältigt. Dass es tatsächlich jemand schaffte ihn musikalisch so anzusprechen und mitzunehmen, dass ihm sogar schon die Tränen kamen - es war außergewöhnlich.

 
 

WOHH~

 

Der Omega verstand die Lehre, die dahinterstand. Dieser Song sprach ihn aus vollstem Herzen an. Es war einfach unglaublich.

 
 

We will be free when we are in Eden

 

Schließlich verstummten die Drum- und Gitarreninstrumente - nur noch das Keyboard begleitete den Alpha bei seinen letzten Versen. Verse, die alles untergraben, an was Izuku je geglaubt hatte. Sie bedeuten die Ewigkeit – über den Tod und das Leben hinaus.

 
 

Heaven's within you and Heaven is here

 

Jonouchis Stimme war wieder sanfter – erneut jagte ein eiskalter Schauer über Izukus Rücken.

 
 

Heaven's within you and Heaven is here

 

Das Keyboardspiel wurde währenddessen immer leiser…

 
 

Heaven's within you and Heaven is here

Heaven's within you and Heaven is here

 

 

..bis es schließlich zusammen mit dem Gesang komplett verstummte und die Bühne in erneute Dunkelheit gehüllt wurde.
 


 


 

Applaus und Jubelrufe hallten daraufhin durch die Halle, als die Seitenlichter angingen und der Alpha währenddessen nach vorne trat und sich vor der Menge verneigte. Wie eine Welle brach der Jubel aus und Izuku befand sich mittendrin. Teilweise musste er sich die Ohren zuhalten. Besonders Ochaco war aus dem Häuschen. Sie sprang aufgeregt hinter dem Omega auf und ab.
 

„Wow~ das war ja mal Mega abgefahren. Ich könnte mich gar nicht zwischen den Beiden entscheiden~“
 

Toki, der immer noch neben der Brünetten stand, zwickte ihr hierbei grinsend in die Seite.
 

„Nur zur Info, liebe Ochaco. Jonouchi ist bereits gematet, also ist er tabu~“
 

„Warum war mir das so klar.. Hättest du mir das nicht auch schon früher sagen können…“, wimmerte die Omega und stüzte ihren Kopf an Izukus Schulter ab, der daraufhin kichern musste. Shoto hingegen griff nach Izukus Hand und sah diesen eindringlich an.
 

„Sicher, dass bei dir alles in Ordnung ist?“, zart fuhren seine Fingerkuppen die Wangen des Grünhaarigen nach. Die Tränen waren bereits getrocknet. Sein Alpha machte sich wieder Gedanken um ihn. Izuku spürte wie ihm innerlich wieder warm wurde. Er liebte einfach diese Geborgenheit. Das grüne Augenpaar begann daraufhin erneut zu leuchten, als er wieder an den Song denken musste. Die Botschaft, die in dem Lied innelag, hatte im wahrsten Sinne sein Innerstes berührt – befand er sich doch bis vor wenigen Jahren selbst in dieser Situation. Ein zärtliches Lächeln stahl sich daraufhin auf Izukus Gesicht.
 

„Ja - mir geht es gut, der Song war einfach wunderschön.“
 

Auf die Antwort hin musste der Alpha ebenfalls lächeln und zog Izuku zu sich. Behutsam legte Shoto seine Arme um die Körpermitte des Kleineren und hauchte ihm einen Kuss auf die grünen Locken.
 

„Fand ich auch. Hat wohl unserer beiden Seelen widergespiegelt, findest du nicht?“
 

Daraufhin sah Izuku erstaunt zu seinem Mate auf. Shoto hatte sich also genauso gefühlt? Zu wissen, dass sie beide auf der selben Wellenlänge waren, machte den Omega so glücklich. Sein Herz machte erneut einen riesigen Hüpfer, als er schließlich dem Größeren um den Hals fiel.
 

„Du bist einfach der Beste~“
 

 

 

 
 

Ihre kurze Zweisamkeit fand je ein Ende, als erneut die Schulleiterin der M.U.A. und Nezo nach vorne traten. Sofort ließen Izuku und Shoto voneinander ab und widmeten ihre Aufmerksamkeit wieder der Bühne, die nun komplett im Licht erstrahlte. Ein Vorhang befand sich hinter den beiden Professoren, der runtergezogen wurde. Die Füchsin setzte daraufhin das Mikrofon wieder an.
 

„So meine Lieben. Ich hoffe sehr, dass euch der kleine Akt unseres zweiten Asses gefallen hat.“
 

Erneut brach Jubel aus. Die komplette Menge war in heller Aufregung – sie war mehr als spürbar. Als Izuku währenddessen erneut einen seitlichen Blick auf seine Freunde werfen wollte, stach ihm etwas Bestimmtes ins Auge. Erneut setzte er das Fernglas an, um einen genauen Blick riskieren zu können.
 

Vier junge Frauen bewegten sich auf Mary zu, die wieder mit dem Rücken zu ihnen stand. Die Vier trugen breite Stoffhosen und Goldmünzen und Diamanten waren an den Gürteln angebracht. Sie schimmerten in unterschiedlichen Farben auf. Obenrum trugen sie enge Bandagen, die um ihre Oberkörper gewickelt waren, und durchsichtige Seitentücher bedeckten deren Schultern. Sie unterhielten sich gerade mit der Roséhaarigen. Izuku musste daraufhin schwer schlucken.
 

//Sind…. das etwa… Bauchtänzerinnenoutfits?//
 

Bevor der Grünhaarige gedanklich näher darauf eingehen konnte, hatte sich Toki bereits nach vorne gedrängt. Wild wedelte dieser daraufhin mit seinen Armen umher. Ein genervtes Seufzen verließ daraufhin Izukus Lippen. Dem Schwarzhaarigen entging auch wirklich gar nichts.
 

„Izu - reich mir mal das Fernglas!“
 

„Toki? Was-!“
 

„Her damit!“, bevor Izuku überhaupt reagieren konnte, wurde ihm auch schon das Fernglas aus der Hand gerissen. Was sollte das denn wieder für eine Nummer werden? Hitoshi griff daraufhin murrend nach Tokis Kragen und zog ihn wieder zu sich nach hinten.
 

„Sag mal! Du hast echt den Knall heute nicht gehört, oder?“
 

Der Schwarzhaarige hingegen brachte kein Wort hervor – seine Wangen erröteten augenblicklich. Seine Stimme klang um einige Oktaven höher als sonst.
 

„OH Kami… wie heiß sind die denn~?! Welch wunderschöne Geschöpfe der Natur~“
 

„Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“, mehr als empört versuchte Hitoshi dem Kleineren das Fernglas zu entwenden. Dieser jedoch packte es immer wieder dem Lilahaarigen auszuweichen.
 

„Finger weg, du Depp! Ich hab sie zuerst gesehen!“
 

„Hey du Knalltüte, hör auf zu sabbern!“, fast schon verzweifelt rüttelte Hitoshi an Tokis Schultern, der immer noch in seiner eignen Traumwelt umherirrte. Besonders die Roséhaarige hatte es dem Schwarzhaarigen angetan. Herzchen-Augen schmückten daraufhin Tokis überhitztes Gesicht.
 

„Oh Kami – bitte lass Mary auch ein Beta sein. So einen heißen Feger habe ich schon lange nicht mehr gesehen~ und diese Kurven erst~“
 

„Lass den Mist, Toki. Das ist echt nicht mehr witzig!“
 

„JETZT HALTET ENDLICH EURE FRESSEN VERDAMMT!“
 

Sofort herrschte Stille. Entgeistert schauten Toki und Hitoshi den Blondhaarigen an, der vor ihnen stand und beide mit feuerroten Iriden fixierte. Izuku schluckte daraufhin schwer. Seine Aura sprach wahrlich Bände. So aufbrausend hatte der Grünhaarige seinen ehemaligen Klassenkameraden schon lange nicht mehr erlebt. Was war auf einmal mit Katsuki los? Das rote Augenpaar flackerte regelrecht auf. Immer wieder starrten diese zuerst auf das Fernglas – dann wieder zu dem kleineren Beta hinauf.
 

„Schluss jetzt!“, ohne das Toki darauf rechtzeitig reagieren konnte, griff Katsuki nach dem Fernglas. Die roten Iriden lieferten sich ein Blickduell mit dem blauen Augenpaar des Betas. Mehr als angepisst schnaubte der Alpha daraufhin aus, rollte genervt mit den Augen und wand seinen Blick wieder nach vorne. Der Beta hingegen sah den Blondhaarigen fassungslos an. Wie konnte die Zeitbombe es nur wagen? Der Alpha hatte ihm erneut die Show verdorben! Eine Zornader bildete sich daraufhin auf Tokis Schläfe, ehe er die Fäuste erhob. Dem Omega schwante bereits Übles. Schweißtropfen bildeten sich bereits an seiner Stirn.
 

//Oh nein! Bitte nicht schon wieder….//
 

„Katsuki, du Volli-“, sofort wurde dem Schwarzhaarigen sowohl von Hitoshi als auch von Izuku der Mund zugehalten. Fast schon synchron pirschten ihre Hände nach vorn, um den Beta an seinen drohenden Beleidigungen gegenüber dem Alpha zu hindern. Da hatten Izuku und sein Klassenkamerad den selben Gedanken gehabt – zum Glück. Gerade heute war es sehr unklug den blonden Alpha zu reizen. Izuku spürte schon die ganze Zeit, dass den Aschblonden etwas zu beschäftigen schien. Dieser machte aber auch keine Anstalten einen Blick durch das Fernglas zu riskieren. War Katsuki etwa nicht neugierig, was sich da vorne abspielte?
 

Schließlich schaute Izuku wieder nach vorne. Prof. Muriell stand immer noch auf der Bühne und widmete sich nun wieder dem Publikum, nachdem die Aufregung nach fast 10 Minuten abgeebbt war.
 

„Nun denn – kommen wir nun zu einem Thema, das uns alle betrifft – Selbstakzeptanz.“
 

Izuku hob daraufhin fragend eine Augenbraue. Wenn der Grünhaarige ehrlich zu sich selbst war, hatte er gar keine genaue Verbindung zu diesem Thema – zumindest im Moment nicht.
 

„Gerade in unserer heutigen Zeit, gibt es immer noch Personengruppen, die unterdrückt und klein gehalten werden – vor allem sind die Omegas hiervon betroffen.“
 

Der Grünhaarige hielt augenblicklich den Atem an.
 

„Omegas generell gelten in unserer heutigen Zeit noch als niederste Schicht. Es ist schon schwer genug ein Omega zu sein, dass aufgrund seines Geschlechts unterdrückt wird. Aber was passiert mit Omegas, die anders sind – die aus der Menge hervorstechen? Die nicht das typische Omegaverhalten – geschweigedenn Aura aufweisen?“
 

Izuku spürte wie plötzlich sein Herz aussetzte. Das wiesengrüne Augenpaar weitete sich. Warum kam ihm die Situation so bekannt vor?
 

„Ungleichberechtigung und Inakzeptanz führen immer noch zu einem verzerrten Selbstbild. Man verliert den Mut an sich selbst, verliert den Glauben an die Menschheit – man gerät innerlich aus dem Gleichgewicht.“
 

Die Füchsin lief währenddessen nachdenklich auf und ab.
 

„Was genau bedeutet es anders zu sein? Was genau zeichnet einen aufgrund dieser besonderen Eigenschaft aus? Wie lernt man wieder den Glauben an sich selbst zu finden? Fragen über Fragen, die bis heute nicht direkt beantwortet werden können, wenn man die Situation nicht selbst erlebt hat.“
 

Plötzlich blieb Prof. Muriell abrupt stehen und schaute in die Kameras, die mit den Monitoren verbunden waren. Ihre goldenen Iriden flackerten auf, woraufhin dem Grünhaarigen ein eiskalter Schauer über den Rücken jagte.
 

„Aber was passiert - wenn man von heute auf morgen erfährt, dass man nicht der- oder diejenige ist, wo man die ganze Zeit der festen Überzeugung war zu sein? Was geschieht mit einer Person, die plötzlich wieder komplett am Anfang steht? Genau dieses Szenario hat unsere letzte Sängerin am eigenen Leib zu spüren bekommen. Sie kam nach Amerika und hat ihren eigenen Origin – ihren eigenen Ausgangspunkt - wiedergefunden. Nach einem schweren Schicksalsschlag lag ihre Welt in Trümmern – wusste nicht mehr, wer sie war. Und hier kommen wir zurück auf die Säulen, von denen ich anfangs gesprochen habe. Es war die Stärke, die sie wiederaufgebaut und auf den rechten Weg geführt hat. Sie hat wieder zu sich selbst zurückgefunden und sie wird nun diese Freiheit und Unabhängigkeit nach außen tragen.“
 

Kurz herrschte Pause, ehe die Füchsin weiterfortfuhr:

 
 

„Mary vertritt genau vier Mottos:

1. Schweige niemals – auch, wenn die Welt sich gegen dich gewandt hat.

2. Lass nicht zu, dass sie dich in einen eisernen Käfig sperren – Kämpfe dagegen an!“

 

 
 

Izuku stand immer noch unter Schock. Das soeben Gesagte traf auf genau eine einzige Person zu. Erst sehr langsam drang die Erkenntnis zu dem Omega durch. War es denn die Möglichkeit? Konnte es wirklich sein?

 

 
 

„3. Zeige der Welt da draußen - wer du wirklich bist.

4. Jeder Omega besitzt eine Stimme – kannst du sie flüstern hören?“

 
 

Das wiesengrüne Augenpaar wanderte währenddessen zu Katsuki rüber, der geschockt und angewurzelt an Ort und Stelle stand. Die roten Iriden starrten in die Ferne. Eijiro rüttelte an dem Aschblonden – doch es kam keine einzige Reaktion von der Zeitbombe. Der Alpha konnte sich also ebenfalls schon denken, von wem die Schulleiterin gerade sprach.
 

„Denkt genau über diese Worte nach. Möge das Feuer des rosanen Phönix die verlorenen Stimmen erhören und sie auf den rechten Weg geleiten. Ich gebe hiermit die Bühne frei.“
 

Nach diesen Worten erloschen die Lichter erneut und der Vorhang erhob sich. Vor ihnen präsentierte sich eine Bühne, auf der mehrere hohe Säulen aufgestellt worden waren. Zudem befand sich mittig eine breite und lange Treppe, die nach oben führte. Alles lag in Dunkelheit, nur die Treppe wurde von violetten und blauen Seitenscheinwerfern erleuchtet. Nebel stieg seitlich empor.
 

Izuku schluckte daraufhin schwer, während er gleichzeitig spüren konnte, dass er innerlich zitterte. Endlich fanden seine Gedanken zusammen und kamen zur Übereinkunft.
 

Es war unverkennbar – es konnte nur „sie“ sein. Alles andere würde, seiner Meinung nach, keinen Sinn ergeben – dafür waren die Indizien zu eindeutig.
 

Die Hände des Grünhaarigen bildeten sich zu Fäusten, während das grüne Augenpaar gebannt zur Bühne schaute.
 


 


 

//Zeige uns - wer du wirklich bist …. Rosaner Phönix … //

 

 

 

 
 

 

 

Part XLVI – The curtain falls III


 

 

[..]

„Ich hoffe du findest wonach immer du auch suchst. Vergiss uns bitte nicht, ja?“

[..]
 

Die junge Frau stand hinter der Bühne und blickte durch den Vorhang zur Menge hinaus, den sie zuvor etwas zur Seite geschoben hatte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, während sie ihre Hände zu Fäusten ballte. Nachdenklich schloss die Roséhaarige ihre Augen.

 

[..]

„Wir werden uns wiedersehen. Das ist ein Versprechen.“

[..]
 

Bilder blitzen vor ihrem inneren Auge auf. Szenen, die sich vor mehr als zwei Jahren hier in Musutafu abgespielt hatten. Es war der letzte Abend gewesen, bevor sie Japan für immer den Rücken gekehrt hatte. Behutsam griff Mary nach dem Amulett, das sich um ihren Hals befand. Es war ein glattgeschliffener durchsichtiger Edelstein, in dessen Inneren ein rubinroter Notenschlüssel enthalten war. Mehrmals fuhr sie mit dem Daumen über die glatte Fläche. Aber dennoch hatte sie ihr Versprechen nie vergessen.

 

[..]

„Es gibt mehr als einen Grund wieder zurückzukehren.“

[..]
 

Die Roséhaarige vernahm währenddessen, dass Prof. Muriell ihren Auftritt gerade angekündigt und die Bühne freigegeben hatte. Die Menge tobte bereits, obwohl der Akt noch gar nicht angefangen hatte. Ein freudiges Lächeln zierte daraufhin ihre Lippen, ehe sie nach ihrer Gitarre griff, die neben ihr am Boden stand.
 

„Dann wollen wir mal…“, flüsterte die junge Frau und öffnete schließlich ihre Augen. Fliederfarbige Iriden schauten zur Treppe hinauf, die sie nun hinaufsteigen würde. Einmal atmete sie tief ein und aus, ehe sie einen Schritt vor den nächsten setzte. Langsam stieg sie eine Treppe nach der anderen hinauf. Ihr Herzschlag hatte sich erneut beschleunigt und sie spürte, dass ihre Beine zitterten.
 

Der Auftritt, der nun folgt, wird alles von ihr abverlangen. Alles, für was sie zwei Jahre lang gekämpft hatte. Respekt – Akzeptanz. Von Fremden, aber auch ihr selbst gegenüber. Sie war es „ihm“ schuldig. Es lagen zwei harte Jahre hinter ihr.
 

Als Mary schließlich auf dem Podest angekommen war, erhob sich der Vorhang und Nebel stieg hinauf. Wieder schloss die junge Frau ihre Augen und zog sich die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf. Zuvor richtete sie noch das Mikrofon, das sich seitlich an ihrem Ohr befand.
 

„Please watch me…“, nach diesen Worten glitten ihre Fingerkuppen über die Gitarrensaiten - zarte Töne ließen das Schauspiel beginnen.
 


 

~*~*~
 


 

Dritter Auftritt: Mary Ann / Pink Phoenix (Vorname: ??)

[Smeloy -Speechless (russian)]
 

-Part I-
 

Zarte Gitarrentöne raubten dem Raum die Stille und sorgten für eine beruhigende Atmosphäre, während eine helle und warme Stimme dieser folgte.

 
 

Vizhu volnu, chto mne bedy nesyot,
 

Izuku spürte, wie eine Gänsehaut ihn überkam. Ihr Gesang klang so hell – kam sogar schon einer Opernstimme gleich.

 

Kogda svoi vody obrushit
 

Es handelte sich um eine komplett andere Sprache. Aber sie klang so wunderschön und einfühlsam.

 

Budu ya toy, chto vsyo snosit i zhdyot,
 

Diese Stimme raubte Izuku jegliche Sinne und ließ sein Herz einen Augenblick aussetzen.

 

I grom moy golos zaglushit
 

Sie klang so traurig und gebrochen. Strahlte Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit aus. Izuku konnte die Verzweiflung bis in sein Innerstes spüren.

 

Pustʹ nochʹ temna,
 

Das Zittern, das in ihrer Stimme innelag, war unverkennbar. Aber da war noch etwas anderes. Etwas, was der Grünhaarige nicht deuten konnte.

 

Nadezhdu darit utro
 

Schließlich flackerte ein kleines Licht auf, das wie ein Stern von der Decke herabschwebte und die oberste Treppe kurz aufleuchten ließ. Izukus Augen weiteten sich.

 

Ya budu silʹna,
 

Eine vermummte Gestalt saß auf der obersten Treppe und hielt eine Gitarre in ihrer Hand, deren Fingerkuppen dem Instrument diese zarten Töne entlockten.

 

Uzhe ne smogu molchatʹ
 

Langsam hob die Gestalt daraufhin ihren Kopf Richtung Decke – ihr Gesicht wurde jedoch aufgrund des geringen Lichts weiterhin in Dunkelheit gehüllt.

 

I vse uslyshat,
 

Izuku konnte spüren, wie sein Innerstes in Wallung geriet. Warum reagierte plötzlich seine innere Stimme? Warum reagierte sie plötzlich auf Marys Gesang?

 

Khotʹ golos poka moy tishe
 

Behutsam fasste Izuku sich wieder an die linke Brust und lauschte weiterhin dieser traurigen Stimme, die ihm immer noch die Fassung raubte. Gebannt sah er nach vorne.

 

Silu chuvstvuyu ya svyshe
 

Das kleine Licht landete schließlich neben der Gestalt und für einen Moment hätte Izuku darauf verwetten können, rote Iriden gesehen zu haben. Ein eiskalter Schauer jagte sein Rückgrat hoch. Was war das?

 

I seychas ya dolzhna statʹ smeloy
 

Schließlich wurden die Verse immer leiser, das Gitarrenspiel langsamer. Es glich lediglich einem Flüstern, ehe das kleine Licht erlosch und die Stimme zum Erliegen kam. Augenblicklich lag die komplette Bühne erneut in Dunkelheit.
 


 

Es war still – keiner sagte etwas. Izuku konnte spüren, wie sein Herz raste. Er konnte das laute Pochen bis zu seinen Ohren hören. Was genau war eben passiert? Gehörte das alles wirklich noch zur Show? Die einzigen Worte, die Izuku neben sich vernehmen konnte, waren die von Shoto. Der Weißrothaarige hatte sich zu dem Omega runtergebeugt und ihm etwas ins Ohr geflüstert. Izukus Augen weiteten sich erneut. Ungläubig sah der Kleinere zu seinem Mate hoch, der ihm daraufhin nur wissend zunickte. Schwer schluckend sah Izuku wieder zur Bühne. Sein Alpha hatte ihm soeben mitgeteilt, dass es sich hier um ein russisches Lied gehandelt hatte.
 

Aber warum hat Mary ausgerechnet diese Sprache gewählt?
 

Was beabsichtigt sie damit?
 


 


 

-Part II-
 

Eine sanfte Melodie durchbrach plötzlich erneut die Stille und riss Izuku aus seiner Gedankenwelt. Immer wieder folgten die Töne in einem gleichmäßigen Takt, ehe der Omega erneut ihre Stimme vernehmen konnte. Ihr Akt war also noch nicht vorbei.

 

Neumolimoye vereteno
 

Izukus Augen weiteten sich. Die Stimme klang nicht mehr so verzweifelt wie zuvor. Etwas hatte sich etwas verändert. Eine gewisse Härte lag in ihr.

 

Stoletiya nitochka vʹyot·sya
 

Sie strahlte Hoffnung und Stärke aus – als ob eine gewisse Botschaft nach außen getragen werden sollte. Izuku spürte erneut einen eiskalten Schauer, der ihn überkam.

 

Ptitse iz zolota petʹ ne dano
 

Die Bühne wurde wenige Sekunden später von oben erhellt. Ein großer weißer Flügel kam zum Vorschein, der sich auf dem obersten Podest befand. Nebel stieg im Hintergrund auf.

 

No v grudi moyey serdtse bʹyot·sya
 

Die junge Frau hatte sich gegen den Flügel angelehnt - ihr Blick war zur Decke gerichtet. Man konnte nicht viel erkennen, sie stand seitlich zum Publikum. Zudem ein hellblauer Saitenschal die Hälfte ihres Gesichts bedeckte. Den dunklen Mantel, den sie bis eben noch tragen hatte, lag neben ihr.

 

I tʹma
 

Izuku wusste nicht genau was sich verändert hatte - aber er spürte, dass seine innere Stimme sich wieder beruhigt hatte. Worauf hatte sein innerer Omega eben bloß reagiert?

 

Uydyot, nastanet utro
 

Schließlich streckte Mary ihre Hand der Decke entgegen, als ob sie nach etwas greifen wollte.

Ihre Stimme klang so hell – eine gewisse Stärke lag in dieser inne.

 

Ya budu silʹna,
 

Daraufhin erhob sich die junge Frau, zog ihre Hand wieder zu sich und senkte ihren Blick zu Boden. Behutsam platzierte sie ihre Hand, die sie zur Faust geballt hatte, auf ihrer Brust, ehe sie erneut zur Decke hochsah. Izuku war gefesselt von dem Anblick, der sich seinen grünen Augen bot.

 

Ne mogu ya uzhe molchatʹ
 

Schließlich drehte sich die Roséhaarige dem Publikum zu. Der Saitenschal umschmeichelte ihr Gesicht – aber Izuku konnte ihre Augen sehen - fliederfarbige Augen, die genau in die Kamera blickten. Sein Herz setzte augenblicklich aus – die Zeit stand still. War sie es etwa wirklich?

 

I vse uslyshat,
 

Ihre einzigartige Stimme raubte dem Omega wortwörtlich den Atem. Aber nicht nur ihm erging es so. Als er seitlich zu seinen Freunden blickte, konnte er sie alle dabei beobachten, wie sie begannt zur Bühne schauten – einschließlich Katsuki. Seine roten Iriden waren nach vorne gerichtet – ein gewisser Glanz lag in seinen Augen.

 

Khotʹ golos poka moy tishe
 

Langsam schritt die junge Frau währenddessen die Treppen hinunter – ihr Gang war majestätisch. Ihre Augen waren starr nach vorne gerichtet – als ob sie ein genaues Ziel erfasst hätte. Ihr Outfit kam nach und nach zum Vorschein.

 

Silu chuvstvuyu ya svyshe
 

Sie trug eine weite hellblaue Stoffhose, die am Bund von einem weiteren Saitenschal umschmiegt wurde. Die Strickereien, die sich auf ihren Hosenbeinen befanden, erinnerten an Pfaufedern. Helle blau-Lilatöne erstrahlten im Seitenlicht.
 

 

I otnyne vsegda budu smeloy
 

Obenrum trug sie ein enganliegendes Shirt mit V-Ausschnitt, das ihr bis zur Taille reichte. Darunter befand sich ein dunkelblaues Netzoberteil, das den Rest ihrer sehr weiblichen Figur zierte.

 

Smeloy
 

Das Hauptaugenmerk wurde auf die goldene Brosche gelenkt, die an ihrem Dekolleté befestigt war. Zusätzlich zierten Armreifen ihre zierlichen Handgelenke, die ebenfalls golden aufleuchteten.

 

Stanu burey,
 

Als Mary die ersten Treppenstufen hinabgestiegen war, erhoben sich auf jeder Seite zwei weitere Gestalten, die der Roséhaarigen folgten.

 

Dikoy, nepokornoy
 

Es handelte sich hierbei um die vier jungen Frauen, die Izuku vor dem Auftritt gesehen hatte.

 

I mne ne bytʹ bezmolvnoy
 

Während Mary weiter nach vorne schritt, blieben die Tänzerinnen stehen und nahmen ihre jeweiligen Positionen ein. Langsam begannen sie sich im Takt mitzubewegen.

 

Ya otnyne vsegda budu smeloy
 

Die Sängerin blieb schließlich zwischen drei Säulen stehen, an denen sich jeweils ein Banner befand, das die Symbole Alpha, Omega und Beta präsentierten.

 

Pustʹ krugom odni zamki,
 

Izuku kamen in diesem Moment noch einmal die vier Mottos in den Sinn. Obwohl er die Sprache nicht verstand, hatte er das Gefühl, das alle vier Grundsteine in diesem Song verankert waren.

 

Dusha ne slomlena moya
 

Es lag eine Botschaft in diesem Lied, da war sich der Grünhaarige mehr als sicher.

 

Stanu ptitsey, chto letit
 

Niemand sollte sich klein machen – man sollte der Welt zeigen, wer man ist. Die eigene Stimme durfte nicht erstummen – sie durfte nicht schweigen.

 

Na krylʹyakh chistogo ognya
 

Behutsam lehnte sich Mary daraufhin an eine der Säulen und blickte zur Empore hoch, auf der sich immer noch Endeavor, Beast Jeanist und die andern befanden. Wissend streckte die junge Frau ihre Finger zu ihnen aus – ihre fliederfarbigen Iriden funkelten auf.

 

I krichatʹ, poka menya...
 

Genau in diesem Moment riss Mary bei allen drei Säulen die Banner nieder und zog gleichzeitig den Saitenschal von ihrem Kopf. Das Publikum hielt den Atem an.

 

Ne uslyshat
 

Sehr langsam glitt der Schal zu Boden und legte ihr komplettes Antlitz frei, das im Licht erstrahlte. Mittellanges roségoldenes Haar wehte im Wind, während ein Diadem ihre Stirn zierte und hell aufleuchtete.

 

Ustala bytʹ tenʹyu,
 

Silber-fliederfarbige Augen, die im Licht erstrahlten und im perfekten Einklang mit der gebräunten Haut standen, blickten in die Kamera. Sommersprossen zierten ihre Wangen. Dieses Gesicht würde der Grünhaarige überall wiedererkennen.

 

Chto yedva li dyshit,
 

Izuku spürte wie seine Beine drohten nachzugeben. Sie war es tatsächlich – es war tatsächlich Valerie, die vor ihnen auf der Bühne stand und eine atemberaubende Show hinlegte.

 

No otnyne vsegda budu smeloy
 

Währenddessen drehte sich die Roséhaarige um die eigene Achse und fand in den Bauchtanz mit ein und ließ sich zurückfallen, woraufhin die vier Tänzerinnen sie von hinten auffingen.

 

Smeloy
 

Mehrmals wand sie sich auf der Bühne umher, während der Saitenschal weiterhin ihren Hals umschmiegte und sich mit ihr drehte. Izukus Augen leuchteten auf. Der gesamte Auftritt erinnerte ihn an die Mythen aus 1.001 Nacht. Es passte alles – ihr Outfit – ihr Aussehen – einfach alles.

 

Ya vyrvusʹ,
 

Als der Omega seitlich zu Katsuki blickte, hielt er den Atem an. Der Aschblonde stand einfach nur da, er regte sich keinen Millimeter. Selbst die vor dem roten Augenpaar wedelnden Hände, die von Eijiro und Hitoshi stammen, konnten den Alpha nicht aus der Starre befreien.

 

I golos moy ne zadushat
 

Die junge Frau hingegen schritt ein letztes Mal nach vorne, gefolgt von den vier Tänzerinnen, die weiterhin um sie herumtanzten und die Roséhaarige somit in den Mittelpunkt stellten. Saitentücher umhüllten sie – blaue und violette Farben tanzten im Wind.

 

On vash staryy mir razrushit
 

Erneut streckte Mary ihre Arme nach oben und umarmte sich selbst, während ihr Blick zur Decke gerichtet war. Izuku verstand ihre Geste. Ihre Ansage kam bei jedem Anwesenden an.

 

Ya otnyne vsegda budu smeloy
 

Daraufhin sah das fliederfarbige Augenpaar erneut in die Menge – erfasste einen genauen Punkt. Für Izuku kam es vor, als ob ihr Blick auf sie gerichtet wäre. Als ob sie genau wüsste, wo sie standen.

 

Znayu ya, chto dolzhna bytʹ smeloy
 

Schließlich drehte sich die Roséhaarige erneut um die eigene Achse und ging langsam in die Hocke - die Tänzerinnen taten es ihr gleich und legten behutsam ihre Hände über die junge Frau, die schließlich am Boden kniete und ihr Gesicht ebenfalls nach unten gerichtet hatte.

 

Smeloy
 

Ein letztes Mal hallte ihre einzigartige Stimme durch die Halle. Kurz darauf ertönte die selbe Melodie wie anfangs – immer langsamer wurden die Takte, bis diese schließlich zum Stillstand kamen.

 

 
 

~*~*~

 

 

 
 

Trotz allem bot sich ein einzigartiger Anblick. Die Roséhaarige kniete immer noch am Boden, während die Tänzerinnen symbolisch Blütenblätter um sie herum darstellten. Sie hielten noch eine Weile die Stellung ein. Das Publikum war außer sich – als sekundenspäter der Applaus ausbrach. Wie eine gigantische Welle rollte diese über Izuku und seine Freunde herein. Die Superheldenabteilung war außer sich – besonders die Jubelrufe der Klasse 3 B war unverkennbar. Reiko und Itsuka standen an vorderster Front und winkten ihrer ehemaligen Klassenkameradin entgegen, die sich zwischenzeitlich zusammen mit den anderen erhoben hatte. Lächelnd blickte die Sängerin in deren Richtung und hob ebenfalls ihre Hand. Erst jetzt fiel Izuku auf, dass Valerie die Kleinste in der Runde war.
 

Nun hatte Izuku die Omega genauer im Blick. Die Roséhaarige hatte wieder etwas zugelegt, aber ihre weibliche Figur konnte sich sehen lassen. Obenrum war sie schmal gebaut, wohingegen ihre Taille und Hüfte besonders rundlich ausgeprägt waren – typische Rundungen, die zu einer weiblichen Omega gehörten. Sie besaß eine asymmetrische Bobfrisur, deren Strähnen auf der rechten Seite bis zum Dekolleté reichten. Sie waren anscheinend mit einem Lockenstab bearbeitet worden. Die Locken saßen perfekt an Ort und Stelle. Vor allem ihr dunkler Hautteint war ein Blickfang. Alles in allem war ihre Erscheinung eine Augenweide. Das Outfit war perfekt gewählt – es passte farblich alles zusammen. Was dem Grünhaarigen besonders auffiel, waren ihre Augen, die im Licht aufglänzten. Sie strahlten regelrecht.
 

Nein – die junge Frau, die gerade auf der Bühne stand, war nicht mehr die Valerie von früher. Es stand eine komplett andere Person vor ihnen. Lächelnd wischt sich Izuku die zwischenzeitlich aufgequollenen Freudentränen weg, die ihm in die Augen gestiegen waren. Er war so unendlich glücklich – endlich waren sie wieder vollständig und komplett. Wie sehr hatte er die Anwesenheit der Omega vermisst. Ein Blick zu Katsuki bestätigte seine Gedankengänge. Dieser war immer noch in Trance und Izuku hätte darauf verwetten können, eine einzelne Träne über seine Wange kullern gesehen zu haben. Wie musste sich wohl der blonde Alpha erst fühlen? Schließlich war es ihr erstes Wiedersehen nach fast zwei Jahren. Zuversichtlich trat der Grünhaarige an die Zeitbombe heran und legte seine Hand auf dessen Schulter. Katsuki schreckte aufgrund der Berührung auf und sah in das wiesengrüne Augenpaar, das ihn herzlich anlächelte. Der Aschblonde stand erst komplett neben sich, konnte aber ein Hochzucken seiner Mundwinkel nicht verbergen.
 

Währenddessen trat die Schulleiterin gemeinsam mit Ashitaka und Jonouchi nach vorne. Die Tänzerinnen winkten dem Publikum ein letztes Mal zu, ehe sie schließlich die Bühne verließen. Die Roséhaarige gesellte sich zu den beiden anderen Sängern. Zuvor gab sie den beiden blonden Alpha noch jeweils ein High-Five. Die Füchsin hingegen räusperte sich kurz und sah zu der jungen Frau, die ihr daraufhin lächelnd zunickte.
 

„Nun denn, ich hoffe, die Show hat euch gefallen. Nun haben wir alle Säulen komplett. Freiheit – Akzeptanz – Unabhängigkeit. Gerade für ein Omega ein sehr wichtiger Standpunkt. Die Botschaft dürfte dank Mary nun jeden einzelnen hier im Raum erreicht haben.“
 

Wieder brach Jubel und Applaus aus – die Stimmung war aufgeheizt und befand sich nun am Höhepunkt. Izuku sah erstaunt um sich herum.
 

„Eigentlich wären wir nun mit unserem kleinen Konzert auch am Ende, aber dennoch gibt es etwas, was noch zu klären ist.“
 

Während die Füchsin zurück zu den Sängern schritt, fuhr sie weiter fort.
 

„Unsere Asse hier haben bürgerliche Namen und es wäre nur fair, wenn ihr sie auch wissen würdet. Normalerweise sind sie nur unter ihren Künstlernamen gekannt, aber dennoch wollen wir ihre wahren Identitäten nicht vor der Öffentlichkeit verbergen, das wäre meines Erachtens nicht richtig. Unsere Big 3 hier sind auch als Romanov-Trio bekannt.“
 

Izukus Augen weiteten sich. Der Familienname kam ihm mehr als bekannt vor. Geschockt sah er zu Shoto hoch, der den selben Gesichtsausdruck innehielt. Die gesamte Menge war augenblicklich erstummt. Als der Omega hoch zur Empore blickte, konnte er Best Jeanist dabei beobachten, wie dieser sich gebannt am Geländer festhielt. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. Warum war der Pro Hero No. 3 nur so aufgebracht? Plötzlich erinnerte sich Izuku an Vals Auftritt. Wie sie ihren Zeigefinger zu ihm ausgestreckt hatte. Die Spannung zwischen Vater und Tochter war in diesem Moment mehr als spürbar. War die Ansage, die in dem Song innelag, etwa an ihn gerichtet gewesen? Was genau war vor zwei Jahren zwischen den beiden vorgefallen? Währenddessen lauschte der Grünhaarige weiterhin den Worten der M.U.A.-Schulleiterin.
 

„Wie Einige von euch sicherlich wissen, war die Familie Romanov eine hochangesehene Familie, die stets durch ihr musikalisches Talent im Mittelpunkt der Musikgeschichte stand. Es handelt sich hier um eine uralte Familie, deren Stammbaum Jahrhunderte zurückreicht. Viele Jahre waren sie von der Bildfläche verschwunden. Demnach erfreut es mich, euch heute drei Familienmitglieder vorstellen zu dürfen. Zum einen hätten wir Ashitaka, der auch unter dem bürgerlichen Name Vladimir Romanov bekannt ist.“
 

Die Menge jubelte, als der Alpha nach vorne schritt und die Hände zum Gruß nach oben richtete. Das Geschrei der Omega-Frauen stach wieder einmal besonders hervor.
 

„Dann hätten wir als nächstes Jonouchi – oder wie ihn seine Familie auch nennt – Dimitri Romanov.“
 

Der Blonde, der zuvor neben Mary gestanden hatte, schritt nun ebenfalls nach vorne und verneigte sich. Izuku hielt gebannt den Atem an. Die Füchsin richtete nun wieder ihren Blick zu der Roséhaarigen.
 

„Bevor ich allerdings mit unserem kleinen Wirbelwind hier weitermache, muss ich noch eines loswerden…“, hierbei sah die Schulleiterin wieder zum Publikum.
 

„Egal welchem Sekundärgeschlecht man angehört - man darf nie den Glauben an sich selbst verlieren. Vor mehr als zwanzig Jahren kam eine junge Frau an unsere Akademie, klein, zierlich – sie wirkte schon fast gebrechlich. Ich war damals noch Referentin gewesen, durfte aber trotzdem den Shows beiwohnen. Ihr Name war Anastasia - eine wirklich hübsche Omega. Ihr Auftritt hat alles was man kannte in den Schatten gestellt. Sie war nicht zu bremsen. Ihre Stimme – ihr Geschick mit dem Umgang der unterschiedlichsten Instrumente – sie war Spitzenreiterin – in allem was sie tat. Es war eine Omega gewesen, die unsere Schule damals auf den Höchststand gebracht hat. Sie war der Grund gewesen, weshalb unsere Akademie die Auszeichnung als beste Musikschule erhalten hat“, schließlich richtete die Füchsin wieder ihren Blick zu der jungen Frau, die wenige Meter hinter ihr stand.
 

„Umso mehr hat es mich als Schulleiterin erfreut, dass ausgerechnet ihr Fleisch und Blut an unsere Akademie gekommen ist…“, ein zärtliches Lächeln stahl sich auf Prof. Muriells Gesicht.
 

„Hier in Japan, ist sie unter dem Namen Valerie Hakamada bekannt….“,nun setzte sich die Füchsin in Bewegung und schritt auf die Roséhaarige zu, die zwischenzeitlich ihren Blick gesenkt hatte.
 

„Allerdings hat sie in Amerika ihren wahren Namen angenommen..“
 

Izuku sah weiterhin gebannt zur Bühne und konnte auf den Monitoren erkennen, dass sich die Augen der jungen Frau mit Tränen gefüllt hatten. Knirschend biss sie die Zähne aufeinander und ballte ihre Hände zu Fäusten. Die Anspannung war mehr als spürbar. Es war ein wichtiger Moment für die Sängerin.
 

Langsam verstand Izuku was soeben geschehen war. Das Lied, das Val gesungen hatte, glich einem Outing – ihrem persönlichen Outing. Die Omega wollte mit Stolz nach außen tragen, wo sie hingehörte. Wer sie wirklich war – losgelöst von allem. Freigelegt von den Ketten, die man ihr als Omega damals auferlegt hatte. Der Grünhaarige hatte Tsuchis Worte nie vergessen – er wusste, wie die Roséhaarige damals von den anderen Alphas und ihresgleichen behandelt wurde – und dass alles nur, weil sie anders war – nicht der Norm entsprach. Aber Izuku wurde in diesem Moment mehr als bewusst, dass dies wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges gewesen war.
 

Wieviel Überwindung muss es Val wohl gekostet haben diese Grenze zu überschreiten? Als Omega aufrecht zustehen und der Welt vor Augen zu führen, dass man sich nicht mehr unterdrücken und unterwerfen lässt.
 

Erstaunt von dieser plötzlichen Erkenntnis sah der Grünhaarige weiter nach vorne, während seine Hand die seines Alphas suchte. Shoto hielt seinem Mate die Hand entgegen, woraufhin sich deren Hände miteinander verflochten. Behutsam fuhr der Weißrothaarige mit seinem Daumen über Izukus Haut. Kurz sahen sie sich einander tief in die Augen, ehe sie ihre gemeinsame Aufmerksamkeit wieder nach vorne richteten.
 

Prof. Muriell blieb schließlich vor der jungen Frau stehen und hob mit ihrem Zeigefinger das Gesicht der Roséhaarigen an.
 

„Ich denke, wir sollten das Publikum nicht länger warten lassen. Wie denkst du darüber-“, wieder wanderten die goldenen Iriden nach vorne und blickte zusammen mit dem fliederfarbigen Augenpaar in die Kamera. Izuku lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Die Augen der jungen Frau leuchteten in einem silbernen Ton auf.

 

 
 


 


 

„- Valeria Anastasia Romanov“
 

 

Part XLVII – Origin I

Romanov - Was bislang über sie bekannt ist:
 

Es handelt sich hierbei um eine uralte Adelsfamilie, die zuvor ihren Stand in Russland hatte und dort auch sehr hoch angesehen war. Jedes Familienmitglied besitzt eine musikalische Begabung und ist sehr talentiert im Umgang mit den unterschiedlichsten Arten an Instrumenten. Als besonderes Merkmal besitzt jeder der Angehörigen ein spezielles Muttermal. Zudem inzwischen bekannt ist, dass sehr starke Alpha aus dieser Familie hervorgegangen sind. Vor mehr als dreißig Jahren jedoch wanderte der Clan aus Russland aus – was allerdings genau dahintersteckte, ist bis heute ein wohlgehütetes Geheimnis.
 

All die Erkenntnis prasselte wie ein Wasserfall auf Izuku ein. Seine grünen Augen waren immer noch auf die Bühne gerichtet, wo die Professorin der M.U.A. vor wenigen Minuten die Namen der 3 Asse öffentlich bekanntgegeben hatte. Der Omega schluckte schwer. Plötzlich erinnerte er sich an eine Äußerung, die Tsuchi ihm damals mit auf den Weg gegeben hatte.

 

 
 

[…]

„Man geht inzwischen davon aus, dass Valeries Vorfahren von einem weiblichen Alpha abstammen mussten..“

[…]
 

Je öfter er die Fakten durchging, desto mehr kam der Grünhaarige zu dem Entschluss, dass das nicht alles gewesen sein konnte. Hier musste noch mehr dahinterstecken. Nachdenklich legte er die Stirn in Falten.

 

 
 

[…]

„Somit ist Val kein reines Omega, aber auch kein vollwertiger Alpha…“

[…]
 

Was genau war anders?
 

Was genau störte ihn?
 

Worauf hatte er eben bloß reagiert?
 

Izuku nahm die Romanov -Brüder genauer unter die Lupe. Durch die Monitore konnte er deren Gesichter genau erkennen. Jetzt fielen ihm auch die Muttermale auf. Vladimir besaß ein Mal in Form einer Sonne unterhalb seiner rechten Wange - Dimitris Mal ähnelte einem Sichelmond und befand sich auf der selben Seite. Warum war ihm das eben schon nicht aufgefallen? Hatte er sich in diesem Moment so sehr auf die Musik konzentriert, dass er das Äußerliche komplett ausgeblendet hatte?
 

Als Izuku schließlich einen genaueren Blick auf Valeria warf, konnte er jedoch kein Mal erkennen – zumindest nicht im Gesicht. Irritiert hob er eine Augenbraue. Könnte es möglicherweise durch das Make-Up verdeckt worden sein? Oder befand es sich sogar an einer ganz anderen Stelle? Fragen über Fragen tummelten sich in seinem Kopf. Das alles war mehr als eigenartig. Die Zugabe-Rufe, die ihn umgaben, bekam der Omega erst gar nicht mit.
 

Nachdenklich warf Izuku einen seitlichen Blick auf seinen alten Klassenkameraden, der die ganze Zeit über den Kopf gesenkt hatte. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er zitterte. Katsuki stand komplett neben sich. Izuku konnte sich nur annährend vorstellen, was in dem Blondhaarigen vorgehen musste. Der Omega spürte den inneren Alpha, der in ihm tobte. Schmerzlich zischend biss sich der Aschblonde auf die Unterlippe und fasste sich an die linke Brust. Izuku hatte ihn eine Weile beobachtet – bis vor wenigen Minuten hatte er seinen alten Klassenkameraden noch nie weinen sehen. So wie der Alpha momentan vor ihm stand, tat er ihm einfach nur leid – der Anblick zerriss ihm das Herz.
 

//Kacchan….//
 

Shoto, der neben seinem Mate stand und die Stimmung bemerkt hatte, zog den Omega zu sich und hauchte ihm einen Kuss auf den grünen Haaransatz. Hiervon bekam Izuku jedoch nicht wirklich viel mit. Der Kleinere war so sehr in seiner Gedankenwelt vertieft, dass er regelrecht durch den plötzlichen Geräuschpegel aufschreckte.
 

Verwundert sah der Grünhaarige sich um, wand jedoch den Blick nach vorne, als er Valerias Stimme hören konnte. Die Roséhaarige war nach vorne geschritten und hielt das Mikrofon in der Hand. Es folgte ein kurzes Räuspern, ehe sie erneut zum Publikum sprach.
 

„Ich freue mich heute wieder hier stehen zu dürfen. Es liegen harte Jahre hinter uns. Jeder Einzelne hat seinen eigenen Weg eingeschlagen. Jeder Einzelne hat seinen eigenen Ausgangspunkt gefunden. Der heutige Tag bedeutet mir sehr viel. Die Zeit schreitet voran ohne, dass wir die Laufzeit anhalten oder gar zurückdrehen können. Alles ist vergänglich. Worte sollten gesagt werden, solange es noch möglich ist und damit fange ich an.“
 

Es folgte eine kurze Pause, ehe die Omega weiterfortfuhr.
 

„Auf diesem Weg möchte ich mich bei all meinen Freunden bedanken, die all die Jahre zu mir gehalten haben. Es ist schon längst überfällig, das weiß ich.“
 

Hierbei schloss die junge Frau ihre Augen, während ein zärtliches Lächeln ihre Lippen zierte.
 

„Aber ein besonderer Dank gilt einer einzigen Person, ohne die ich heute hier nicht stehen würde. Ich hoffe, du hörst mich ... “, ihre Stimme wurde leiser, doch der letzte Satz war schon fast flüsternd.
 

Izuku bemerkte, dass der Blonde neben ihm sich plötzlich regte und langsam aufsah. Das rubinrote Augenpaar wanderte nach vorne und für eine Weile sah es so aus, als ob ihre Blicke sich treffen würden – zumindest kam es Izuku so vor.
 

„Der nachfolgende Song ist mein Dank. Ich hoffe, du erkennst ihn ...“, verlegen kratzte sich die junge Frau am Hinterkopf und legte diesen leicht schief. Das Lächeln, das ihr Gesicht schmückte, wirkte so rein und ehrlich. Während sie weitersprach, legte sie ihre Hand an ihre Brust und ballte diese zur Faust.
 

„Ich habe versucht, ihn von seiner Ursprungsform so zu lassen, wie ich ihn damals von dir erhalten habe. Aber dennoch erscheint es mir richtig ihn heute hier zu präsentieren – er hat mich all die Jahre begleitet – er gab mir Kraft.“
 

Ihre Augen leuchteten auf und jagten Izuku einen angenehmen Schauer über den Rücken. Sie sprach gerade von einem Song, oder? Plötzlich erinnerte sich der Omega an die Begegnung mit Katsuki letzte Woche im Park. Anhand Katsukis Reaktion war sich der Grünhaarige nun ziemlich sicher. Der kommende Song war einer seiner eigenen Werke. Sie wusste also von seinen Songtexten. Nun ergab alles einen Sinn. Das Puzzle fügte sich Stück für Stück zusammen.
 

Währenddessen befestigte die junge Frau das Mikrofon am Mikrofonständer und sah ein letztes Mal in die Runde, ehe sie folgende letzte Worte flüsterte.
 

„It finally begins…“
 


 

Erneut brauch Jubel aus, während die junge Frau dem Publikum den Rücken zudrehte und mit Vladimir und Dimitri zusammen hinter dem Bühnenvorhang verschwand, der sich zuvor ausgefahren hatte. Die Menge war außer sich. Der Trubel hielt mehrere Minuten an. Die Pause zwischen dem 3. Akt und dem Zugabe-Song kam dem Grünhaarigen so lange vor. Hibbelig trat Izuku mehrmals auf der Stelle. Es sollte endlich beginnen – er war Feuer und Flamme. Die Aufregung stieg wieder ins Unermessliche. Plötzlich wurde eine Leinwand angestrahlt, die einen Countdown beinhaltete, der von 10 runterzuzählen begann. Gleichzeitig war das Ticken einer Uhr zu hören.
 

 

10

 

 
 

Freudig begann das Publikum mit runterzuzählen.

 

 

 

9

 

 

 

8

 

 

 

7

 

 

 

6

 

 

 

5

 

 
 

Izuku spürte, wie sich ein schwerer Klos in seinem Hals bildete. Die ganze Atmosphäre war atemberaubend. Dass für den Zugabe-Song solch ein Aufwand betrieben wurde, fand der Kleinere mehr als erstaunlich.

 

 

 

4

 

 
 

Erneut griff der Omega nach der Hand seines Mates. Sein Herz schlug ihm heftig gegen den Brustkorb. Shoto sah währenddessen lächelnd zu seinem Freund hinunter.
 

 

3

 

 
 

Die Menge verstummte augenblicklich, als die letzten Ziffern auf der Leinwand erschienen.

 

 

 

2

 

 

 

1

 

 

 

0
 

Das Licht erlosch erneut – der letzte Akt begann.

 
 


 


 

letzter Akt: Mary Ann/Pink Phoenix (Vorname: Valeria)

[The Beginning - Against the Current]
 

 

 

 

 

 

 

Just give me a reason

 

 
 

Eine helle Stimme durchbrach die Stille – es herrschte immer noch Dunkelheit.

 

 

 

To keep my heart beating

 

 
 

Keybord und Gitarre begleiteten sie. Der Takt wiederholte sich immer und immer wieder.

 

 

 

Don't worry it's safe right here in my arms

 

 
 

Die ersten Lichter gingen an und erleuchteten die Bühne. Blau und Grün flimmerten auf.

 

 

 

As the world falls apart around us
 

Als Erster wurde Vladimir angeleuchtet, der am Keyboard stand und sich zu dem Rhythmus entsprechend mitbewegte. Danach kamen die Anderen zum Vorschein. Nur von der Sängerin jedoch fehlte jede Spur.

 

 

 

All we can do is hold on

 

 
 

Die Stimme wurde kurz leiser, ehe die Welle losbrach.

 

 

 

hold on

 

 
 

Schließlich fand Dimitri, der ganz hinten saß, mit seinem Schlagzeug mit in das Geschehen ein und lieferte sich einen schnellen Schlagabtausch, während eine Gestalt aus dem Hinterhalt hersprang.

 

 

 

Take my hand

 

 
 

Ein Lichtblitzgewitter entfachte und erhellte die junge Frau, die sich in der Luft befand.

 

 

 

And bring me back, yeah

 

 
 

Mit einer eleganten Landung kam Valeria vor dem Publikum zum Stehen und hielt ihren Blick gesenkt. Die Menge tobte jetzt schon. Izukus Herz blieb für einen Augenblick stehen. Er sah nur noch wippende Hände vor sich – die Leute waren außer sich. Die Stimmung war jetzt schon angeheizt.

 

 

 

I risk everything if it's for you

I whisper into the night

 

 
 

Valerias fliederfarbige Iriden leuchteten auf, als sie in die Menge blickte und ihre Hand nach oben zur Decke hielt. Ihre Stimme war anders als zuvor. Sie wirkte kräftiger.

 

 

 

Telling me it's not my time and don't give up

 

 
 

Die Omega trug inzwischen ein anderes Outfit.

 

 

 

I've never stood up before this time

 

 
 

Ein schwarzes, weites Tanktop betonte ihren Oberkörper und ein rosenroter Bandeau-BH befand sich darunter. Auf dem Tanktop befand sich ein Totenkopfschädel, der eine Rose im Mund hielt.

 

 

 

Down is not the way we go

I feel a chance so I know that I can't give in

 
 

Ihre Jeans war enganliegend und war zusätzlich an den Kniekehlen und an den Oberschenkeln teilweise aufgerissen. Alles erinnerte an ein typisches Rock-Outfit.

 

 

 

So stand up, stand up (Just gotta keep on running)

Wake up, wake up (Just tell me how I can)

 

 
 

Ihre Stimme wurde mal zu mal lauter, aber auch heller. Immer wieder wippte sie zum Rhythmus der Musik mit. Ihre wilde Haarmähne tanzte im Wind. Alles in allem hatte sie eine wilde Frisur, die ihrer Schönheit in nichts nachstand.

 

 

Never give up

These moments of beauty drive me insane

 

 
 

Die Stimmung wirkte elektrisch aufgeladen. Das Feuer der Leidenschaft war mehr als spürbar.

 

 

 

Just tell me why baby

They might call me crazy

 

 
 

Izuku jagte es einen angenehmen Schauer über den Rücken. So eine kräftige und von Leidenschaft geprägte Stimme hatte er schon lange nicht mehr gehört. Dieser Song war anders, die komplette Performance war anders als zuvor.

 

 

 

For saying I'll fight until there is no more

Forget how we felt about each other

 

 
 

Der Grünhaarige erkannte Parallelen zu den anderen Songs, die er bereits gelesen hatte. Es befand sich immer die selbe Botschaft dahinter. Ungläubig sah der Omega zu Katsuki rüber, der immer noch regungslos dastand.
 

 

It's time to get over

Blinded I can't see the end

 

 
 

Valeria hingegen drehte sich um die eigene Achse und schaute danach wieder in die Menge. Ihre Augen waren auf einen genauen Punkt fixiert.

 

 

 

So where do I begin?

 

 
 

Gitarrenklänge und Keybordtöne fegten wie ein Gewitter über die Bühne und verliehen dem gesamten Auftritt ein rockiges Image. Immer wieder widmete Valeria sich ihren Bandkollegen zu. Auf Izuku hatte es den Anschein, als ob eine ganz andere Person vor ihm stehen würde. Mehrmals fuhr sich die Omega durch die Haare, ehe sie wieder nach vorne sah.

 

 
 

Say another word, I can't hear you

The silence between us

 

 
 

Die Roséhaarige drehte sich schließlich mit ihrem Rücken dem Publikum zu und sah erneut zur Decke auf.

 

 

 

Is starting to be louder than the word we scream

 

 
 

Hierbei streckte sie wieder ihre Hand der Decke entgegen – als ob sie nach etwas greifen wollte. Das Tanktop legte einen großen Teil ihres Rückens frei.

 

 

 

I take this chance that I make you mine

 

 
 

Nun konnte man auch das Sternen-Tattoo erkennen, das Valeria bis zur Schulter reichte und sich noch zusätzlich über ihren Nacken zog. Es sah so aus, als ob ihre Mate-Narbe das Zentrum des Tattoos darstellte. Es befanden sich mehrere Verzierungen in ihrem Nackenbereich – es erinnerte an ein sternenartiges Mandala.

 

 

 

Taking in the fears I know, and knowing what I can barely say

 

 
 

Schließlich wand sich die Roséhaarige wieder dem Publikum zu. Izuku konnte plötzlich ihre Aura spüren – allerdings konnte er sie nicht einordnen. Unglaube spiegelte sich in dem grünen Augenpaar wider.

 

 

 

So stand up, stand up (Just gotta keep on running)

 

 
 

Laserstrahlen zuckten kreuz und quer über die Bühne. Die junge Frau erstrahlte in blau-grünen Tönen. Ihre Aura flackerte wild umher – schlug regelrecht um sich.

 

 

 

Wake up, wake up (Just tell me how I can)

 

 
 

Die Omega genoss den Auftritt in vollen Zügen, es war ihr anzusehen.

 

 

 

Never give up

These moments of beauty makes me somber

 

 
 

Ein freudiges Lächeln zierte ihre Lippen, während sie weiterhin mit ihrer kräftigen Stimme ins Mikrofon sang. Izuku verschlug es regelrecht die Sprache.

 

 

 

Just give me a reason

To keep my heart beating

 

 
 

Dieser Auftritt stellte ihren ersten Akt in den Schatten. Losgelöst von allen Ketten und Sorgen, die zuvor auf ihr gelegen hatten – die sie klein gehalten hatten.

 

 

 

Don't worry it's safe right here in my arms
 

Izuku war sich nun mehr als sicher. Das hier war ihr wahres Ich.

 

 

 

Crying it's time to save the weaker

 

 
 

Ihre Performance heizte das Publikum weiter ein. Wie sie über die Bühne fegte, glich einem Wirbelwind. Ihr Blick war eisern – stets in die Unendlichkeit gerichtet.

 

 

 

Reaching for something

So blinded I can't see the end

 

 
 

Immer wieder wand sie sich umher – verausgabte sich regelrecht. Die Omega war so energiegeladen. Schließlich fand sie sich in der Mitte der Bühne wieder.

 

 

 

Look how far we've made it

The pain I can't escape it

 

 
 

Krampfhaft hielt sich die junge Frau am Mikrofon fest, suchte Halt. Immer wieder wippte sie zu der Musik mit. Sie war in ihrer komplett eigenen Welt.

 

 

 

Remember a time when I was on the outs and had nowhere to goI know now that, no matter how I start I have to play my part

 

 
 

Das Publikum ließ sich mitreißen. Es konnte sich gar nicht mehr beruhigen.

 

 

 

All the way through

 

 
 

Valeria schloss daraufhin ihre Augen und senkte ihren Kopf. Die Aura, die sie bis eben umgab, war erloschen.

 

 

 

So where do I begin?

 

 
 

Wieder halten Keyboard- und Gitarrenklänge durch den Raum. Lieferten sich einen Wettkampf. Dimitri, der freudig am Schlagzeug saß, grinste seinen Zwillingsbruder an und fand in den entsprechenden Rhythmus mit ein. Das Licht, das die junge Frau erstrahlte, wurde immer kleiner, bis die Omega schließlich in Dunkelheit umhüllte wurde. Dann verstummte das Drumspiel und nur noch Keyboard und Gitarre begleiteten die Sängerin.

 

 

 

This hand I've held tightly

 

 
 

Izuku sah zu Katsuki und traute seine Augen nicht. Es war ein Anblick, den der Grünhaarige gerne festgehalten hätte.

 

 

 

To keep it close to me

 

 
 

Die rubinroten Iriden waren auf die Bühne gerichtet und leuchteten regelrecht auf.
 

 

I can't let it slip through these fingers I'll hold on

 

 
 

Vereinzelt kullerten Tränen über Katsukis Wangen und glänzten in den Lichtverhältnissen auf. Sie erinnerten in diesem Moment an kleine Diamanten.

 

 

 

It's away with those old days back

 

 
 

Valeria hob schließlich wieder ihren Kopf an und schaute zum Publikum auf. Gleichzeitig warf der Scheinwerfer sein Licht auf sie. Die komplette Bühne wurde erneut erleuchtet.

 

 

 

When I had nothing or no one to loseI do now

 

 
 

Rote Iriden blickten in die Kamera – Izuku lief es währenddessen eiskalt den Rücken hinunter. Ihr inneres Feuer war entfacht.

 

 

Just tell me why baby

 

 

Wunderkerzen schwebten durch die Luft und umhüllten die Roséhaarige.

 

 

They might call me crazy (crazy)

 
 

Mit langsamen Schritten schritt die Omega auf das Bühnenende zu.

 

 

 

For saying I'll fight until there is no more (no more)

 

 
 

Gleichzeitig ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Die Lichter verfolgten sie – stellten sie weiterhin ins Zentrum des Geschehens.

 

 

 

Forget how we felt about each other

 

 
 

Ihr Blick war immer noch nach vorne gerichtet. Das Rot ihrer Augen war noch nicht erloschen.

 

 

 

It's time to get over

 

 
 

Erneut stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen, während sie eine erleichternde Haltung einnahm.

 

 

 

Blinded I can't see the end

 

 
 

Es wirkte so, als ob sie endlich angekommen sei – zu Hause – im Kreis ihrer Freunde und Familie.

 

 

 

Look how far we've made it (made it)The pain I can't escape it (escape it)

 

 
 

Der Lichtstrahl verringerte seinen Durchmesser und wurde immer kleiner, je weiter die Omega voranschritt. Ihre Schritte wurden immer langsamer.

 

 

 

Remember a time when I was on the outs and had nowhere to go

 

 
 

Als die junge Frau schließlich vorne zum Stehen kam, war das Licht nur noch auf sie allein gerichtet.

 

 

 

I know now that, no matter how I start I have to play my part

 

 
 

Valeria hob daraufhin ihre rechte Hand und zeigte mit ihrem Zeigefinger in die Menge – genau in die Richtung von Izuku und den Anderen. Der Durchmesser des Scheinwerfers verringerte sich immer weiter, bis sie schließlich erneut in der Dunkelheit verschwand und nur noch von den Seitenschweinwerfern angestrahlt wurde.

 

 

 

All the way through

 

 
 

Das Rot ihrer Augen erlosch und ein silberner Funke blitzte auf. Izuku hielt in diesem Augenblick den Atem an – er konnte nicht fassen, was er zu sehen bekam. Zu gern hätte er diesen Moment festgehalten…

 

 

 

It finally begins
 

…. der Moment, in dem fliederfarbige Iriden erneut auf Rubinrot trafen und der Lauf der Zeit für diesen einen Augenblick zum Stillstand kam.
 


 


 


 


 


 


 

Plötzlich war eine Stimme zuhören. Sie war leise und wirkte wie ein Flüstern, das vom Wind davongetragen wurde. Izuku vernahm sie jedoch klar und deutlich. Zusätzlich konnte er ein Pulsieren spüren, das einem Herzschlag glich. Seine wiesengrünen Augen weiteten sich.
 


 

//Was zum…??//
 


 

Er musste sich beruhigen – musste seine Gedanken beisammenhalten. Izuku realisierte erst sehr langsam, was hier gerade vor sich ging. Es handelte sich um die innere Stimme eines Omega, die auf einen Alpha reagierte. Die Stimme fühlte sich so vertraut an, aber trotzdem klang sie so anders. Diese Wärme kam ihm so bekannt vor – sie glich einem lodernden Feuer. Woher kam bloß dieses Gefühl der Vertrautheit? Ungläubig sah Izuku um sich – suchte nach ihrem Ausgangspunkt. Diese Stimme klang so wunderschön – fast schon unmenschlich. Sie zog den Omega regelrecht in den Bann. Ihr Flüstern erinnerte an ein Wiegenlied, das von einer Sirene stammen konnte – jenem Meeresgeschöpf, dem man in Fantasy-Büchern begegnete.
 


 

Ehe der Grünhaarige sich jedoch vergewissern konnte, zu wem die Stimme gehörte, war diese auch schon wieder verstummt. Geschockt stand der junge Mann an Ort und Stelle – umgeben von seinen Mitschülern und Klassenkameraden, die daraufhin in Jubel ausbrachen. Die Menge tobte erneut – nun brach die endgültige Eskalation aus. Die Jubelrufe nahm der Grünhaarige jedoch nicht wahr. Seine Gedanken kreisten – ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Er war innerlich aufgewühlt. Nachdenklich widmete Izuku seine Aufmerksamkeit seinen Handflächen, die er vor sich hielt.
 


 

//Was… war das eben …  für eine wunderschöne Stimme??//

 
 

 

Part XLVIII – Origin II (Welcome back)

Nachdem der letzte Auftritt zu Ende war und die Vorführung offiziell für beendet erklärt wurde, begaben sich alle Schüler nach draußen. Das gesamte Konzert hat insgesamt 2 Stunden in Anspruch genommen. Es war bereits später Nachmittag. Während die Gruppe gemeinsam mit den anderen Schülern die Halle verließ, hielt Izuku die ganze Zeit über seinen Kopf gesenkt. Die grünen Augen waren zu Boden gerichtet. Seine Gedanken standen nicht still – sie kreisten immer noch um diese geheimnisvolle Stimme, die soeben zuhören war. Allem Anschein nach war er wohl der Einzige, der sie vernommen hatte. Weder Shoto noch die anderen hatten überhaupt reagiert. Nachdenklich legte Izuku seine Stirn in Falten und dachte nach. Es war unverkennbar, dass es sich um eine Omega-Stimme gehandelt hatte. Aber noch nie zuvor hatte er eine so schöne Stimme vernommen. Tief in Gedanken versunken richtete der Omega schließlich seinen Blick Richtung Decke.

 
 

Aber warum hatte kein Alpha darauf reagiert?

Oder hatte vielleicht doch jemand reagiert und er hatte es nur nicht mitbekommen?

Langsam wanderten die grünen Iriden zu Katsuki rüber, der neben dem jungen Omega herlief. Der Blonde hatte seine Hände in seinen Handtaschen verborgen und starrte zu Boden. Seine Körperhaltung war gekrümmt – er hatte nicht den typischen stolzen Gang drauf wie sonst. Der Alpha stand komplett neben sich – es fiel kein einziges Wort. Der Blonde reagierte nicht einmal auf Eijiro, der neben ihm lief und ihn versuchte anzusprechen. Es wirkte so, als ob der Alpha komplett in sich gekehrt wäre. Er wollte nicht reden – also war es wohl das Beste, wenn man ihn in Ruhe ließ. Nachdenklich richtete Izuku seine Brille, die etwas von seinem Nasenrücken gerutscht war, und sah nach vorne.
 

Die Sonne, die hoch am Himmel thronte, begrüßte ihn. Die Sonnenstrahlen schienen ihm genau in die Augen, weshalb der Omega seinen Blick kurz abwenden musste. Aufgrund der Dunkelheit hatten sich seine Augen noch nicht an die Lichtverhältnisse gewöhnt. Hinter ihm hörte er schon die Stimme seines Klassenkameraden.
 

„Ach wie herrlich~“, trällerte Toki, der dicht hinter dem Grünhaarigen lief und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
 

„Was geht denn bei dir ab? Woher auf einmal die gute Laune?“, Hitoshi, der neben Shoto lief, sah den Schwarzhaarigen verdutzt an und hob eine Augenbraue. Der Angesprochene hingegen grinste den Lilahaarigen breitgrinsend an und verschränkte die Arme hinter seinem Hinterkopf.
 

„Ach nichts besonders~“
 

Nach diesen Worten schritt Toki nach vorne und schlug sowohl Izuku als auch Hitoshi auf die Schulter. Danach nahm er beide in den Schwitzkasten, indem er hochsprang und die Arme um deren Nacken legte.
 

„Ist euch eigentlich mal in den Sinn gekommen, dass in weniger als zwei Monaten unsere herrliche Schulzeit hier vorbei ist? Dann heißt es Adieu Schulbank und hallo wertes Arbeitsleben~“
 

Auf die Frage hin sahen die beiden jungen Männer den Schwarzhaarigen an.
 

„Stimmt, jetzt wo du es erwähnst?“, der Omega sah daraufhin gedankenversunken zum Himmel auf.
 

In weniger als zwei Monaten hatte er seinen Abschluss in der Tasche. Er hatte sein Ziel so gut wie erreicht. Erst in diesem Moment wurde Izuku das Ausmaß bewusst. Er hatte sein Ziel erreicht. Seinem Traum Heldenanalytiker zu werden, stand somit nichts im Weg. Er hatte die beste Ausbildung genossen und war dankbar für jeden, der ihm dazu verholfen hatte. Immer wieder wiederholte sich der ein und selbe Satz in seinem Kopf. So richtig glauben konnte er es noch nicht. Hitoshi hingegen seufzte erleichtert aus.
 

„Endlich... dann bin ich den Kletteraffen hier endgültig los...“
 

„Hitoshi! Das verletzt meine Gefühle!“
 

„So etwas wie ein Gewissen oder Gefühle besitzt du doch gar nicht, du Spatzenhirn!“
 

„Jungs, jetzt beruhigt euch mal wieder“, nun meldete sich Ochaco zu Wort und schlug beiden lachend auf deren Hinterkopf.
 

Izuku befreite sich währenddessen aus Tokis Umklammerung und lief neben Shoto her. Kurz sah der Omega zu seinem Mate hoch, ehe er lächelnd nach seiner Hand griff. Fest drückte er diese und schmiegte sich nah an den Weißrothaarigen.
 

„Alles in Ordnung ?“
 

Der Alpha regte sich auf die Frage hin und sah zu dem Grünhaarigen hinunter. Ein zartes Lächeln legte sich auf dessen Lippen, ehe er daraufhin mit seinen Fingerkuppen zärtlich über Izukus helle Haut streichelte.
 

„Sicher, mach dir keine Gedanken… Nanu?“, der Weißrothaarige blieb plötzlich stehen und sah hinter sich. Fragend sah der Omega zu seinem Mate auf.
 

„Shoto, was ist denn los?“
 

„Wo steckt Katsuki?“
 

Erst auf die Frage hin nahm Izuku die kleine Gruppe genauer unter die Lupe. Toki und Hitoshi standen links neben ihm. Ochako und Eijiro standen zu seiner rechten. Das wiesengrüne Augenpaar weitete sich vor Schreck.
 

„Ach herrje, er war doch bis vor wenigen Minuten noch neben mir!“
 

„Vielleicht musste er mal…“, entgegnete Toki und zuckte mit den Schultern.
 

„Quatsch, du Vollidiot! Dann hätte er zumindest mal Bescheid gesagt!“, Eijiro stand komplett neben sich und fuhr sich durch die roten Haare.
 

„Bakubro, das ist echt nicht mehr witzig! Wo steckst du Kumpel?“, immer wieder drehte der Rothaarige sich um und blickte in die Menge. Inzwischen hatten sich die Schüler auf dem gesamten Campus verteilt.
 

„Leute, wir müssen eine Vermisstenmeldung aufgeben!! Wir haben unsere tickende Zeitbombe verloren!!!“, die Panik machte sich langsam immer mehr in dem Beta breit.
 

„Beruhige dich, Eijiro…“, Izuku trat neben den Größeren und legte seine Hand auf dessen Schulter. Gedankenversunken sah der Omega in die Menge.
 

Eigentlich war es nicht Katsukis Art einfach so zu verschwinden. Wenn man jedoch bedachte, dass der Alpha erst vor wenigen Minuten Valeria auf der Bühne gesehen hatte, ergab alles einen Sinn. Izuku konnte sich das Ausmaß des emotionalen Gefühlschaos, das in seinem ehemaligen Klassenkameraden toben musste, gar nicht ausmalen. Allein sein Blick – er sprach Bände. Danach sah Izuku wieder zu Eijiro und blickte zum Himmel auf.
 

„… ich denke eher, dass er mal etwas Zeit für sich braucht.“

 

 
 


 


 

Die kleine Gruppe lief quer über den Campus. Es war noch viel los. Vereinzelt konnte man die Schüler der M.U.A. ausfindig machen, die sich zusammen mit den Studenten der U.A. unterhielten. Izuku sah gedankenversunken in die Menge. Er hatte eigentlich gehofft Valeria hier irgendwo zu treffen, aber von der Omega fehlte jede Spur. Während Izuku weiter voranschritt, entfernte er sich immer mehr von seiner Gruppe und bemerkte erst viel zu spät, dass er gerade gegen jemanden gelaufen war. Dieser jemand stand mit dem Rücken zu ihm.
 

„Oh, entschuldige. Ich habe nicht aufgepasst“, verlegen kratzte sich der Omega am Hinterkopf.
 

Der junge Mann, den Izuku angerempelt hatte, drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein Lächeln.
 

„It´s ok. Everything is alright.“
 

Izukus Augen weiteten sich, als er den jungen Mann vor sich betrachtete. Irgendwie kam der Braunhaarige ihm bekannt vor. Stimmt - er stand während Jonouchis Auftritt neben Valeria. Aber der Brünette war nicht allein. Erst als Izuku ein freudiges Brabbeln hörte, sah er an dem jungen Mann hinunter. In dessen Armen befand sich ein Baby, das Izuku mit strahlenden violetten Augen ansah. Der Omega spürte, wie sein Herz bei diesem Anblick aufging. Lächelnd winkte er dem kleinen Jungen zu.
 

„Ach, wie niedlich~ wen haben wir denn da?“, vorsichtig streckte Izuku den Zeigefinger aus, den das Baby für sich beanspruchte. Allein wie diese kleinen Finger seinen umschlossen, ließen eine angenehme Wärme in Izuku aufsteigen.
 

„Oh excuse me… ich bin es nicht gewohnt Japanisch zu reden“, der junge Mann legte lächelnd seinen Kopf schief und sah zu dem Kind hinunter. Immer wieder wippte er mit den Armen auf und ab, woraufhin der kleine Junge herzlich anfing zu lachen.
 

„Oh, du kannst mich also verstehen? Tut mir leid, ich kann auch English sprechen…“, wild wedelte der Grünhaarige mit den Händen umher. Die Lage war ihm trotzdem mehr als peinlich.
 

„Nein, nicht nötig. Das passt schon. Ach ja, ich bin Yashiro Smith, schön dich kennenzulernen“, der Brünette reichte Izuku eine freie Hand hin, die dieser sofort erwiderte.
 

„Izuku Midoriya, freut mich“, danach wand sich Izuku wieder dem Säugling zu und ging leicht in die Hocke, damit er mit dem Kleinen auf Augenhöhe war.
 

„Und mit wem haben wir hier das Vergnügen?“
 

Yashiro lachte leise auf und zog den kleinen Jungen zu sich, ehe er ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte.
 

„Das hier ist mein Sohn Julian. Sag hallo zu Izuku~“, der kleine Junge quietschte freudig auf und streckte seine Hände nach Izuku aus, die dieser ihm grinsend entgegenhielt. Ihre Handflächen berührten sich fast.
 

„Was, er ist dein Sohn?“, die Augen des Grünhaarigen weiteten sich. Erst in diesem Moment bemerkte der Grünhaarige die Aura des Brünetten. Sie kam ihm mehr als bekannt vor.
 

„Bist du etwa auch… ein Omega?“
 

Ein Kichern folgte.
 

„Ja, ich bin ein Omega wie du, Izuku. Val hat mir schon sehr viel von dir erzählt. Ich bin der Mate von Dimitri, er ist ihr Cousin“, Yashiro lächelte den jungen Mann herzlich an, der immer noch verdattert vor ihm stand.
 

Es war das erste Mal, dass Izuku einen männlichen Omega traf - dann auch noch im selben Alter. Der Brünette war ein Stück kleiner als er. Das wiesengrüne Augenpaar wanderte zu dem kleinen Jungen, der immer noch freudig hin und her wippte. Dieser Anblick ließ Izuku erneut lächeln. Der kleine Kerl sah Yashiro sehr ähnlich, aber die Augen stammen definitiv von Dimitri. Die fliederfarbigen Augen lagen wohl in der Familie.
 

In diesem Moment keimte wieder der Wunsch nach einer eigenen Familie in Izuku auf. Allein der Gedanke daran eines Tages ein eigenes Kind in den Armen zu halten und zu lieben, ließ sein Herz erneut höherschlagen. Er hatte so viele Fragen. Wann hatte er schließlich mal die Gelegenheit mit seinesgleichen zu sprechen und sich auszutauschen. Allerdings fiel dem Grünhaarigen auch wieder ein, weshalb er überhaupt so gedankenverloren über den Campus gelaufen war.
 

„Yashiro, eine Frage: Weißt du zufällig, wo sich die Asse momentan aufhalten?“
 

Der Angesprochene überlegte kurz, ehe er in die Hängetasche griff. Der Brünette zog eine Rassel hervor, die er Julian reichte. Der kleine Junge freute sich sehr über das Spielzeug und ließ sich ohne Komplikationen in den Kinderwagen legen. Als Yashiro sich wieder aufrichtete, nickte er dem Omega zu.
 

„Klar, ich bin gerade selbst auf dem Weg dorthin. Julian will unbedingt zu seiner Tante. Er quengelt schon seit über einer Stunde. Folg mir am besten einfach.“, mit einer kurzen Kopfbewegung dirigierte Yashiro in die entsprechende Richtung.
 

„Super, vielen Dank“, Izuku verneigte sich vor dem Omega und lief hinter dem Kleineren her.
 

Auf dem Weg trafen sie nach wenigen Minuten auf Shoto und die anderen. Ochaco und Eijiro waren hin und weg von dem kleinen Kerl. Julian war ein Sonnenschein, der jeden einzelnen mit seiner guten Laune ansteckte. Nachdem die Vorstellungsrunde beendet war, machten sie sich nun alle gemeinsam auf den Weg.
 

Izuku lief neben Shoto her und sah immer wieder zu ihm auf. Dem Omega war nicht entgangen, dass sein Mate mehrmals zu dem Kinderwagen hinabschaute, wo Julian sich aufgesetzt und den Größeren die ganze Zeit über im Auge behalten hatte. Neugierig sah der Säugling den Alpha an. Immer wieder legte der kleine Junge den Kopf schief und nuckelte friedlich an seinem Schnuller. Bei dem Anblick musste Izuku kichern.
 

„Was gibt’s denn da zu lachen?“, verwundert sah der Weißrothaarige zu seinem Omega, der sich zwischenzeitlich wieder bei ihm eingehakt hatte.
 

„Ach nichts, es ist nur niedlich, wie der Kleine dich im Blick hat. Ich wusste gar nicht, dass du ein Kindermagnet bist, Shoto~“, die Augen des Omegas leuchteten auf und brachten den Alpha komplett aus dem Konzept.
 

Der Angesprochene lief auf die Worte hin rot an und schaute in eine andere Richtung. Izuku hingegen zwickte ihm daraufhin die Seite.
 

„Hey, hey~ Komm schon, es muss dir nicht peinlich sein~“
 

Inzwischen hatten sie die Schulhalle erneut betreten und durchquerten gerade den Seitentrakt. Stimmengewirr kam ihnen entgegen. Weiter hinten hatten sich mehrere Schüler versammelt. Bei genauerem Hinsehen hatten die Studenten einen Kreis um jemanden gebildet. Wenige Meter davor standen Dimitri und Vladimir. Als der Größere der Beiden sich umdrehte, lächelte er seinen Mate an.
 

„Yashiro where have you been? I've searched for you.“
 

Der Brünette trat lachend hervor und hauchte dem Alpha einen Kuss auf die Wange.
 

„Outside the door. I´ve found Izuku and his friends“, nach diesen Worten wand sich Yashiro wieder Izuku und den anderen zu. Dimitri nickte lächelnd und schritt auf die Gruppe zu. Je näher er kam, desto größer wirkte seine Gestalt.
 

„Ach herrje, das Begrüßungskomitee nimmt heute echt kein Ende, was? Da müsst ihr leider noch warten. Vals ehemalige Klassenkameraden haben sie aktuell komplett in Beschlag genommen. Das kann dauern…“, Dimitri blieb schließlich vor ihnen stehen und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Der Alpha war größer als Shoto. Izuku bekam allein vom Hochschauen schon eine Genickstarre. Allein die Aura, die ihm entgegenschlug, war außergewöhnlich.
 

Yashiro gesellte sich zu seinem Mate und sah zum Kinderwagen, wo Julian bereits ungeduldig hin und her quengelte. Der kleine Junge strampelte wild umher und streckte seine Arme nach seinen Eltern aus. Dimitri ging daraufhin in die Hocke und hob seinen Sohn hoch. Lachend hob er ihn in die Luft und zog lustige Grimassen, woraufhin der kleine Junge anfing herzlich zu lachen. Das Kindergelächter halte durch den gesamten Trakt. Yashiro verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper und sah lächelnd zu Izuku rüber, der ihm daraufhin freudig zunickte. Der Grünhaarige konnte gar nicht genug von dem Anblick bekommen. Zwischenzeitlich griff er nach Shotos Hand und sah zu seinem Mate auf. Der Alpha beugte sich zu seinem Omega herab und hauchte ihm einen Kuss auf den Haaransatz.
 


 


 

Es verging eine weitere viertel Stunde, bis sich der Trubel um Valeria schließlich legte. Nun standen nur noch Itsuka und Reiko bei der Roséhaarigen und verabschiedeten sich von ihr. Izuku hatte die Drei von weitem genau im Blick. Trotz den vergangenen Jahren war Valeria immer noch die Kleinere von ihnen. Aber dennoch hatte sie die schönste Ausstrahlung von allen.
 

Inzwischen trug die Omega wieder normale Kleidung. Ein hellblaues Top zierte ihren Oberkörper und wurde von einer weißen Jacke bedeckt. Ihre Beine kamen durch die enganliegende dreiviertel Hose, die ebenfalls weiß war, perfekt zur Geltung. Der dunkle Hautteint rundete alles weitere perfekt ab. Die Roséhaarige trug zudem High Heels, die sie etwas größer wirken ließen – somit war sie normalerweise noch kleiner.
 

Als sich Valeria schließlich in seine Richtung umdrehte, erstarb jedoch ihr Lachen, das sie zuvor in ihrem Gesicht getragen hatte. Flieder traf auf Wiesengrün. Eine Weile stand die Zeit still. Ihre Stimme klang zittrig.
 

„Izuku…“, langsam setzte sich die junge Frau in Bewegung und schritt auf den Grünhaarigen zu, der sich inzwischen etwas in die Mitte gestellt hatte. Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach dem Omega aus.
 

Je näher die junge Frau auf ihn zukam, desto mehr nahm der Glanz in ihren Augen zu. Der Angesprochene jedoch trat einen Schritt nach vorne und lächelte die Omega an, die nun wenige Meter vor ihm stehen blieb. Ihre ausgestreckte Hand zog Valeria daraufhin wieder zu sich zurück. Ihr Ausdruck wirkte plötzlich nicht mehr so fröhlich – auf Izuku hatte es den Anschein, als ob sie mit sich selbst haderte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er behaupten, dass sie durcheinander war.
 

Bereute sie etwa ihre damalige Entscheidung so sehr?
 

Dennoch war Izuku ihr nicht böse. Die Omega brauchte den Abstand – sie musste tausende Kilometer zwischen sie bringen, damit sie mit allem abschließen konnte. Obwohl sie gerade von so vielen Emotionen geplagt wurde, stand eine komplett andere Frau vor ihm.
 

„Willkommen zuhause, Val…“, war alles, was Izuku in diesem Moment hervorbringen konnte, ehe Valeria auf ihn zurannte und ihn in eine tiefe Umarmung zog. Krampfhaft drückte sie den Grünhaarigen an sich und legte ihre Hand an seinen Hinterkopf.
 

„Danke“, hauchte die junge Frau und schloss ihre Augen.
 

Izuku erwiderte die Umarmung. Endlich war sie wieder da. Endlich waren sie alle wieder komplett. Diese Minuten waren wichtig, für jeden der Beteiligten. Sie standen einfach nur da und umarmten sich. Mehr brauchten sie auch nicht. Izuku verstand auch so, was in der jungen Frau vorging. Sie wurde gerade in diesem Augenblick mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Nach mehreren Minuten lösten sich die Beiden voneinander und lächelten sich an. Danach schritt Valeria auf Shoto zu, der neben Izuku stand.
 

„Meine Güte, bist du gewachsen. Da ist man mal zwei Jahre weg und du schießt wie ein Baum in die Höhe“, lächelnd hielt sie dem Alpha ihre Faust entgegen, die Shoto mit seiner eigenen erwiderte.
 

„Und du bist immer noch ein Zwerg, wie er im Buche steht!“
 

„Hey, pass lieber auf, dass der Zwerg dich nicht zu Fall bringt!“, beleidigt blies Valeria ihre Backen auf und fing herzhaft an zu lachen.
 

„Komm her!“, bevor Shoto wusste, wie ihm überhaupt geschah, wurde er ebenfalls in eine tiefe Umarmung gezogen. Etwas unbeholfen stand der Alpha da und wusste erst nicht wie reagieren sollte. Zögerlich legte er schließlich seine Arme um die junge Frau. Auf die Reaktion hin brach das Gelächter aus. Es wurde herzlich gelacht.
 

Valeria stellte sich daraufhin auch den anderen vor. Ochaco war begeistert endlich nicht mehr die einzige weibliche Omega zu sein - vor allem aber, als die Brünette erfuhr, dass Valeria ebenfalls Zockerin war.
 

„Wow, wie genial. Endlich jemand mit dem ich mal einen Mädelsabend veranstalten kann. Das ist super~“, Ochaco sprang vor Freude in die Luft. Valeria hingegen kicherte auf die Reaktion hin und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
 

„Ja, aber ich muss zugeben, dass ich das Gaming die letzten Monate etwas vernachlässigt habe. Aber wir können uns gern mal treffen. Dann spiele ich mich nochmal ein“.
 

„Das bekommen wir hin~“
 

Eijiro überlegte kurz und legte seine Stirn in Falten. Daraufhin kam ihm die erleuchtende Idee. Mit einem freudigen Grinsen trat er in die Mitte der Gruppe.
 

„Wenn dann können wir doch alle zusammen einen Gesellschaftsabend veranstalten. Wir treffen uns doch sowieso schon einmal im Monat. Wäre doch toll, wenn du uns begleiten würdest, Val~“
 

Izuku nickte auf den Vorschlag hin dem Beta zu. Warum war er eigentlich nicht auf diese glorreiche Idee gekommen?
 

„Stimmt. Deine Ankunft muss schließlich gebührend gefeiert werden.“
 

„Kommt schon Leute, ihr müsst wirklich nicht so einen großen Aufwand deswegen betreiben“, Valeria war die Situation mehr als unangenehm und sah unsicher zwischen den Beteiligten hin und her. Aufgrund der Nervosität begann sie mit ihren Fingern zu spielen. Izuku musste bei dieser Reaktion schmunzeln – ihm kam die Situation mehr als bekannt vor.
 

Der Rothaarige hingegen schritt auf Valeria zu und legte seine Hände auf ihren Schultern ab.
 

„Nichts da, werte Dame!“
 

„Eijiro! Überfall sie doch nicht gleich!“, nun meldete sich auch Hitoshi zu Wort, der fassungslos den Beta ansah. Dieser hingegen war komplett in seinem Element.
 

„Ach Quatsch! Katsuki würde sich bestimmt auch anschlie-“, Ochaco reagierte sofort und zupfte an Eijiros Schuluniform, woraufhin der Beta augenblicklich in seiner Rede verstummte.
 

Alle Beteiligten waren so sehr in ihren Gesprächen vertieft gewesen, dass sie nicht mitbekommen hatten, dass sie von weitem beobachtet wurden. Izuku sah zum Ausgang. Das wiesengrüne Augenpaar weitete sich, als sie die Person erkannten, die in der Türschwelle stand. Bevor der Grünhaarige reagieren konnte, vernahm er eine leise Stimme neben sich.
 

„Katsuki…“, es war nicht mehr als ein Flüstern, das Valerias Lippen verließ. Ihre Augen waren auf den Alpha gerichtet, der wenige Meter vor ihr stand. Flieder traf auf Rubinrot.
 

Izuku sah die junge Frau nachdenklich an. Die Aura der Roséhaarigen hatte sich verändert. Ihre Augen waren immer noch auf ihr Gegenüber gerichtet. Ihre Muskeln verhärteten sich und ihr Mimik veränderte sich ebenfalls. Es war eine andere Reaktion, als eben bei ihm. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Eine Weile hielt die angespannte Atmosphäre an, ehe sich die junge Frau langsam in Bewegung setzte. Mit jedem Schritt beschleunigte sich Valerias Herzschlag. Es waren die schwersten Minuten, die ihr gerade bevorstanden. Der Grünhaarige sah ihr gedankenversunken nach.
 

Die Zeit zwischen den Beiden stand still. Die Sehnsucht war sowohl bei Katsuki als auch bei Valeria spürbar. Es waren zwei Jahre, in denen sie sich nicht gesehen hatten. Zwei Jahre, in denen der Alpha kein einziges Lebenszeichen von ihr erhalten hatte. Zwei Jahre, in denen der Blondhaarige gelitten hatte. Izuku realisierte in diesem Moment was diese Begegnung für die Beiden bedeutete. Vor allem aber, was sie für den Aschblonden bedeutete.
 

Schließlich blieb die junge Frau vor Katsuki stehen, der weiterhin vor ihr stand und sie ansah. Valeria blickte daraufhin zu dem Alpha auf und hob ihre Hand. Erst zögerte sie, ehe sie vorsichtig die Wange des Aschblonden berührte.
 

„Du hast tatsächlich gewartet… all die Jahre…“, Valerias Augen füllten sich immer mehr mit Tränen und schließlich brach die Omega den Blickkontakt ab. Ihre Hand, die sich immer noch auf Katsukis Wange befand, begann zu zittern. Plötzlich spürte die junge Frau eine angenehme Wärme auf ihrer Hand und eine tiefe ruhige Stimme, die das Wort an sie wand.
 

„Ich halte immer meine Versprechen…“
 

Valerias Augen weiteten sich, bevor sie wieder zu Katsuki hochsah. Der Alpha hatte seine Hand auf ihre gelegt. Seine Handfläche umschloss ihr zierliches Handgelenk. Sein Gesichtsausdruck ließ nicht darauf schließen, was er gerade fühlte. Das Einzige, was seine innere Gefühlswelt verriet, waren seine rubinroten Augen, die aufflammten. Die Omega konnte ihm nicht in die Augen sehen. Schluchzend zog sie ihre Hand wieder zu sich und legte diese auf ihre Brust.
 

„Es tut mir… so leid. Ich kann verstehen, dass du wütend auf mich bist, du solltest mich hassen. Obwohl ich von deinen Gefühlen gewusst habe… habe ich dich allein gelassen“, dicke Tränen kullerten ihre Wangen hinunter.
 

„Ich war so egoistisch. Eigentlich wollte ich nie wieder hierher kommen... ich dachte, dass ihr ohne mich besser dran wärt – aber vor allem, dass du ohne mich besser dran wärst. Ich habe euch so viele Umstände bereitet. Wie soll ich euch das jemals danken? Wie soll ich mich hierfür bloß erkenntlich zeigen?“, um ein weiteres Schluchzen zu unterdrücken, biss Valeria auf ihre Unterlippe. Ihre Hände bildeten sich zu Fäusten.
 

Für Izuku war der Anblick schwer ertragbar. Gerade in diesem Moment kamen Valerias wahre Emotionen ans Tageslicht. Schwere Schuldgefühle lasteten auf ihrer Schulter. Der Gedanke daran ihre Freunde im Stich gelassen zu haben, setzten der Roséhaarigen schwer zu. Valeria hatte sich eben nur vor ihm zusammengerissen. Das Ganze nahm sie mehr mit als ursprünglich angenommen. Auch auf der Bühne - es war eine Maske gewesen, die sie aufgelegt hatte. Die junge Frau hatte ihr Schauspiel perfektioniert.
 

Dass sie gerade vor Katsuki ihre Schutzmauer fallen ließ, ließ den Grünhaarigen schwer schlucken. Dass ihre Bindung immer noch so stark war, kam gerade in diesem Augenblick ans Tageslicht. Shoto, der neben seinem Mate stand, zog seinen grünhaarigen Freund zu sich und schlang seine Arme um dessen Körpermitte.
 

Katsuki hatte währenddessen Valerias Worten genau gelauscht - er schloss seine Augen und ging tief in sich.
 

„Ist dem so, ja?“, nach diesen Worten öffnete der Alpha seine Augenlider und sah wieder zu der Omega hinunter, die immer noch aufgelöst vor ihm stand. Behutsam legte Katsuki seine Hände an Valerias Wangen und hob ihr Gesicht an. Wieder traf Rubinrot auf Flieder.
 

„Warum denkst du bloß an so einen Blödsinn? Denkst du ernsthaft wir hätten das akzeptiert?“, zärtlich fuhr er mit seinen Fingerkuppen über die tränenbenetzte Haut. Das Rubinrot seiner Iriden flackerte auf.
 

„Denkst du wirklich ich hätte das akzeptiert?“
 

Ehe die junge Frau reagieren konnte, zog Katsuki die Roséhaarige zu sich. Zwei starke Arme legten sich schützend um die Omega und umhüllten ihren Körper mit Wärme. Sein Gesicht verbarg der Alpha in ihre Halsbeuge. Immer fester drückte er Valeria an sich, während ein leises Schluchzen an ihr Ohr drang.
 

„Ich bin einfach nur froh, dass du lebst und wohlauf bist…“
 

Valerias Augen weiteten sich. Knirschend biss die junge Frau ihre Zähne aufeinander, aber es brachte alles nichts – ihre Mauer brach innerhalb von wenigen Sekunden in sich zusammen. Freudetränen rannten über ihre Wangen, als sie Katsukis Umarmung schließlich erwiderte.
 

Izuku, der einen Meter von ihnen weg stand und alles beobachtet hatte, wischte die aufsteigenden Tränen aus seinen Augen. Endlich waren sie wieder komplett und die Beiden glücklich vereint vor sich zu sehen, ließen ihn schmunzeln. Er freute sich – sehr sogar. Lächelnd sah Izuku zu seinem Mate auf, der seine Hand nahm und sein Lächeln erwiderte.
 


 


 

Katsuki löste sich schließlich aus der Umarmung. Erneut sahen sich die Beiden tief in die Augen. Die Tränen waren versiegt – doch die roten Augenringe waren weiterhin ersichtlich. Valeria wischte sich mit dem Handrücken über ihre Augen. Als sie danach wieder zu dem Alpha aufsah, legte dieser seine Hände auf ihre Schulter und sah sie eindringlich an.
 

„Es gibt da jemanden, der dich gerne sehen möchte…“, nach diesen Worten wand Katsuki seinen Kopf Richtung Ausgang, der sich direkt hinter seinem Rücken befand. Valeria sah an dem Alpha vorbei und hielt inne. Ungläubig sah sie wieder zu Katsuki auf, der daraufhin an ihr vorbeischritt und folgende Worte flüsterte:
 

„Gib ihm eine Chance… hör dir zumindest an, was er zu sagen hat…“
 

Wieder sah das fliederfarbige Augenpaar zum Ausgang. Valeria konnte nicht glauben wer gerade vor ihr stand. Unglaube spiegelte sich in ihren Augen wider. Die junge Frau war unfähig sich zu rühren. Sie stand da wie angewurzelt.
 

„Dad...“, hauchte sie leise.
 

Vor ihr stand Best Jeanist - allerdings nicht in seinem typischen Heldenoutfit. Der Pro Hero war zivil bekleidet. Er trug einen schwarzen Anzug, dessen Kragen bis unter sein Kinn reichte. Es war das erste Mal, dass der Blonde Held sein Gesicht in der Öffentlichkeit offenbarte. Izuku musste genauer hinsehen – beinahe hätte er den Pro Helden gar nicht erkannt.
 

„Du bist es tatsächlich…“, vorsichtig trat der Größere an seine Tochter heran.
 

„Zwei lange Jahre…ist es nun her… seitdem du fort gegangen bist… “, Best Jeanist blieb schließlich vor der jungen Frau stehen. Der Pro Hero rang mit sich selbst. Sein Gesichtsausdruck – seine Mimik. Es spiegelten sich so viele Emotionen wider. Emotionen, die man normalerweise von der No. 3 nicht kannte.
 

„Du siehst ihr immer noch … zum Verwechseln ähnlich. Es ist unverkennbar…“, der blonde Held sah zu ihr herab und sank auf die Knie.
 

„Du bist ihr Ebenbild…“, der Pro Hero wand schließlich den Blick ab und sah zu Boden. Valeria hingegen blieb ohne jede Regung im Gesicht vor ihm stehen. Izuku, der sich zu Katsuki gesellt hatte, sah die Beiden entsetzt an. Es war mehr als offensichtlich, dass zwischen Vater und Tochter etwas vorgefallen sein musste.
 

„Ich weiß…“, flüsterte die Roséhaarige und sah auf ihren Vater herab, der immer noch vor ihr auf dem Boden kniete. Dieser rang nach Fassung und sah zu ihr auf. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
 

„Was bin ich bloß für ein Mensch? Ich rette täglich Zivilisten…“, sein Blick galt nun Katsuki, der hinter Valeria stand.
 

„Ich habe andere auf ihre Schwächen hingewiesen und habe sie belehrt…“, die Hände des Pro Helden bildeten sich zu Fäusten.
 

„Ich habe alle Warnungen ignoriert… sowohl die von Katara als auch die von Tsuchi…“, knirschend biss Best Jeanist die Zähne aufeinander.
 

„Sogar Bakugous Worten habe ich keinerlei Beachtung geschenkt, weil ich ihn nicht ernst genommen hatte...“, seine geballten Fäuste begannen bereits zu zittern.
 

„…ein schwerer Fehler, wie sich im nach hinein herausgestellt hat…“, der Superheld rang mit sich selbst. Seine Stimme klang brüchig – das Zittern war unüberhörbar.
 

Izuku sah zu Katsuki auf, der seinen Blick weiterhin nach vorn gerichtet hatte. Sorge spiegelte sich in dem roten Augenpaar wider. Erst in diesem Moment begriff der Omega, wohin der Aschblonde soeben verschwunden war. Katsuki hatte nach Best Jeanist gesucht. Er wollte, dass sich Vater und Tochter wieder vertragen. Er war derjenige, der dieses inoffizielle Treffen zwischen ihnen organisiert hatte. In diesem Augenblick wurde dem Grünhaarigen erneut bewusst welch Charakterwandlung der Alpha neben ihm durchlaufen hat. In den letzten Jahren hatte sich so vieles verändert.
 

Mit dieser Erkenntnis sah auch Izuku wieder nach vorne. Er hoffte innig, dass sich die Beiden wieder vertragen. Best Jeanist widmete währenddessen seine Aufmerksamkeit wieder dem Boden. Der Pro Held wirkte so hilflos – einfach gebrochen.
 

„Es ist kein einziger Tag vergangen, an dem ich nicht an sie gedacht habe… es ist kein einziger Tag vergangen, wo mein gebrochenes Herz nicht nach ihr geschrien hat. Du hast inzwischen am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet den eigenen Mate zu verlieren… Es war eine Erfahrung, die du nie hättest machen müssen... nicht ein zweites Mal… “, der Blonde hob seine linke Faust und legte sie gegen seine Brust.
 

„Es wäre meine Aufgabe gewesen dich zu schützen und für dich da zu sein. Mir wurde erst zu spät bewusst, welch große Last du getragen hast. Welche Hölle du durchlebt hast. Welche Einsamkeit du durchlaufen hast. Du warst ein unschuldiges Kind – ein Kind, das seine Mutter verloren hat. Ich hätte auch damals schon für dich da sein müssen. Du hast nicht nur einen geliebten Menschen verloren – du hast es zwei Mal erleben müssen. Du warst für mich nicht greifbar gewesen. Meine Stimme war nicht in der Lage gewesen dich zu erreichen. Hätte ich doch bloß-“, seine Stimme brach.
 

 

 

 

 

 

 

 

Valeria sah weiterhin ihren Vater an. Inzwischen sammelten sich wieder Tränen in ihren Augen. Ihren Vater so vor sich zusehen, weckte Erinnerungen in ihr. Erinnerungen an längst vergangene Tage. Sie konnte ihre kindliche Stimme in ihrem Innern hören.

 

 
 

[…]

„Papa“

[…]

Wie sie als Kleinkind mitansehen musste, wie ihr Vater an dem Tod ihrer Mutter beinahe zerbrochen wäre. Die Verzweiflung und unendliche Trauer, die ihn fast zu Grunde gerichtet hätte. Valeria sah diese Szenen immer noch bildlich vor sich. Wie Best Jeanist die Bilderrahmen gegen die Wand geschmettert hatte und zu Boden gesunken war – wie er auf den Boden eingeschlagen hatte.

 

 

 

 
 

[…]

„WARUM?! ANASTASIA!!!

WARUM HAST DU MICH ALLEIN GELASSEN!!“

[…]

Seine Schreie hallten immer noch durch ihr Innerstes. Ließen einen eiskalten Schauer über ihren Rücken wandern.

 

 

 

 
 

[…]

„Papa? Wann kommt Mama wieder?“

[…]

Eine Träne bahnte sich ihren Weg an ihren Wangen herab, als sie an ihre Kindheit zurückdachte.

 

 

 

 
 

[…]

„Mama, kommt nicht mehr zurück. Sie wird nie wieder zurückkehren…“

[…]

Wie sie nach Wärme gesucht hatte und stattdessen mit Eiseskälte konfrontiert wurde.

 

 

 

 
 

[…]

„Warum siehst du ihr so ähnlich!!“

[…]

Wie sehr ihr eigener Vater sie schließlich verletzt hatte, nur weil sie ihrer Mutter von Tag zu Tag immer ähnlicher sah. Die roségoldenen Haare und ihren dunklen Hauttyp hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Alles hatte sie von ihr geerbt -sogar die Augenfarbe.

 

 

 

 
 

[…]

„Ich kann deinen Anblick nicht ertragen!“

[…]

Wie Valeria schließlich keinen anderen Ausweg mehr sah und gerade mal mit 10 Jahren ihre Haare blondieren ließ - die Sonne mied und spezielle Hautcreme verwendete, damit ihre Haut erhellte. Alles nur, damit sie ihrer verstorbenen Mutter nicht mehr ähnlichsah. Aber das war alles nicht genug gewesen – ihr Vater hat den Bogen überspannt.

 

 

 

 
 

[…]

„Es reicht langsam! Widme deine Aufmerksamkeit lieber deiner Superheldenausbildung als diesen kindlichen Spinnereien!"

[…]

Wie Best Jeanist seiner eigenen Tochter das Hobby verwehrte, weil die Musik ihn an vergangene Tage erinnert hatte. Das war der Moment, wo in Valeria etwas zerbrach – in tausend Scherben zerschellte. Es war etwas gewesen, worüber sie nie mit ihrem Vater gesprochen hatte.
 

Die Roséhaarige hatte alles wegen ihm aufgegeben – sie hatte sich freiwillig das alles angetan. Eigentlich hatte Valeria sich all die Jahre selbst verleumdet. Selbst Tsuchi konnte ihr damals nicht helfen, niemand konnte ihr helfen. Er konnte nur eine Stütze für sie sein. Er stand ihr so viele Jahre bei. Tsuchi war ihr einziger Halt gewesen und mit seinem Tod stürzte alles in sich zusammen.
 

Valeria erlitt eine Identitätskrise – konnte weder Realität noch Traumwelt voneinander unterschieden. War sogar bereit gewesen ihrem Alpha in den Tod zu folgen. Allein als sie an jenen Abend zurückdachte, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Reumütig sah Valeria zu Katsuki, der weiterhin hinter ihr stand. Kurz trafen sich ihre Blicke, woraufhin der Alpha der jungen Frau zunickte. Danach sah die Roséhaarige wieder vor sich. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
 

„Inzwischen weiß ich, warum du das alles getan hast…“, langsam sank Valeria vor dem Blonden auf die Knie und wand den Blick nicht von ihm ab. Alle anderen standen um sie herum. Dimitri, der auf seine Cousine zugehen wollte, wurde von Vladimir und Yashiro zurückgehalten.
 

„Du wolltest mich auf deine Art schützen… nicht wahr?“
 

Valeria verstand inzwischen was ihr Vater ihr mitteilen wollte – er hatte es endlich begriffen. Vor allem aber verstand sie endlich was er damals mitgemacht hatte. Sie verstand seinen Schmerz – sogar besser als jeder andere. Die erschütternde Erkenntnis traf innerhalb von wenigen Sekunden ein. Sie und ihr Vater teilten so viele Gemeinsamkeiten. Es war das erste richtige Gespräch, das sie mit ihm führte. Es war schon so lange überfällig.
 

„Look at me, dad…“, flüsterte die junge Frau leise und ein zärtliches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Vorsichtig platzierte sie ihre rechte Hand auf ihrer Brust und schloss ihre Augen. Best Jeanist hob seinen Kopf an und sah seine Tochter mit Tränen überströmtem Gesicht an. Valeria öffnete daraufhin ihre Augenlider und sah den Pro Hero mit glänzenden Augen an.
 

„This is me~ Watch me proudly like mom and Tsuchi do from heaven…“
 

Der Pro Hero sah seine Tochter mit geweiteten Augen an. Das war der Moment, in dem Best Jeanist seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Schluchzend zog er die Roséhaarige zu sich und weinte bitterlich. Verzweifelt hielt er sich an ihr fest.
 

„Es tut mir so schrecklich leid… bitte verzeih mir, Valeria…“, immer fester drückte Best Jeanist seine Tochter an sich, die die Umarmung erwiderte.
 

„Ich hab dich lieb, Papa…“, dicke Tränen flossen ihre Wangen hinunter. Der Pro Held legte schützend seine Arme um die junge Frau. Endlich waren Vater und Tochter wieder vereint. Es war ein Anblick, der Hoffnung weckte.
 

 

 
 


 

Izuku stand währenddessen einfach nur da und sah dem Szenario zu. Ein zufriedenes Lächeln zierte seine Lippen. Sein Blick wanderte erneut zu seinem blondhaarigen Nachbarn rüber, der die Beiden weiterhin im Blick hatte. Seine roten Iriden funkelten. Der heutige Tag veränderte alles – für jeden Einzelnen der Anwesenden.
 

Gedankenversunken sah der Omega auf seine Handflächen herab. Er durfte nicht zurückfallen. Jeder schritt seinen Weg voran, doch Izuku war noch lange nicht am Ziel angekommen. Es ging immer weiter – Schritt für Schritt.
 

Fest entschlossen ballte er seine Hände schließlich zu Fäusten. Dem Grünhaarigen fiel wieder ein, welche Aufgabe ihm aktuell noch bevorstand. Es gab da draußen jemand, der seine Hilfe brauchte. Mit gestärktem Bewusstsein sah er dem morgigen Tag entgegen. Er war der Einzige, der ihr helfen konnte.
 


 


 

//Schon sehr bald… werde ich hoffentlich in der Lage sein dir zu helfen…kleine Eri//

 

Part XLIX – light on horizon

 

„Hm…“, nachdenklich saß Izuku auf dem Holzstuhl und legte seine Stirn in Falten. Sein rechtes Bein hatte er über sein linkes Knie angewinkelt und stützte sein Kinn auf der Handfläche ab. Den Zahnstocher wippte er hin und her, während er in höchster Konzentration auf das Schachbrett schaute, das vor ihm auf dem Tisch lag.
 

Der nächste Zug würde das Spiel entscheiden – bei Schach würde das Schach matt bedeuten. Nachdenklich hob der Omega seinen Kopf und sah zu seinem Spielgegner rüber, der gegenüber vor ihm saß. Es handelte sich hierbei um einen kleinen Jungen mit kurzen stacheligen schwarzen Haaren. Zusätzlich trug er eine rote Kappe, die vorne zwei Hörner besaß.
 

„Komm schon, Kota. Es herrscht Gleichstand“, neben ihm stand ein weiterer Junge und ein Mädchen, die der Partie beiwohnten. Die Haare der Braunhaarigen waren zu seitlichen Zöpfen hochgebunden und Sommersprossen zierten ihr Gesicht. Ihr Bruder, der genau neben ihr stand, war ein Stück kleiner und trug einen großen Strohhut.
 

„Ja, ich mach ja schon, Mahoro – setz mich gefälligst nicht unter Druck!“
 

„Mach ich doch gar nicht, du Miesepeter!“
 

„Doch machst du! So kann ich mich nicht konzentrieren, du dumme Kuh!“
 

„Wie war das?“
 

Der kleine Junge, der zwischen den Beiden stand, schaute immer wieder hin und her. Sein Name war Katsuma und war aktuell der Jüngste in ihrer Gruppe. Vom Wesen her war er sehr freundlich und zurückhaltend. Er redete wenig und hielt zu den meisten auch Abstand. Aber er war ein großer Heldenfan und das war auch schließlich das Feuer gewesen, das das Eis zwischen ihm und Izuku zum Tauen brachte. Nachdem der kleine Kerl erfahren hatte, dass der Omega bei Endeavor arbeitet, war Katsuma hin und weg gewesen. Seitdem rückte er Izuku nicht mehr von der Pelle und fragte ihn täglich über das neuste aus. Momentan war er jedoch damit beschäftigt, den Konflikt zwischen seiner Schwester und Kota zu schlichten. Wenn der kleine Junge etwas nicht leiden konnte – dann war es Streit.
 

„Mahoro, komm schon. Bitte nicht streiten!“, immer wieder rüttelte der Brünette an dem Kleid seiner Schwester, um endlich ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
 

Izuku musste bei dem Anblick der Drei lächeln. Es war schon niedlich mitanzusehen, wie sie sich die Köpfe über den aktuellen Spielzug zerbrachen. Er musste zugeben - der kleine Kota war ein wahrerer Spielekönig. Der Schwarzhaarige hatte bisher jeden Einzelnen in diesem Spiel besiegt, sogar die Erzieher. Izuku jedoch spielte inzwischen auf einem ganz anderen Niveau, was er auch Shoto zu verdanken hatte. Sein Mate mochte das Brettspiel sehr und demnach hatten sie schon mehrere Stunden damit verbracht. Da Izuku früher zu Mittelschulzeiten dem Schach-Club angehört hatte, waren er und sein Alpha von Anfang an ebenbürtig. Aber das ein kleiner Junge wie Kota in seinem Alter schon so ein strategisches Denkvermögen besaß, war mehr als beachtlich. Seine zukünftigen Adoptiveltern konnten stolz auf den kleinen Kerl sein.
 

Kurz sah der Grünhaarige zum Himmel auf. Helle weiße Wolken zogen über seinem Kopf vorbei. Inzwischen war Anfang Juni und der Sommer stand vor der Tür. Das Stadtfest, das Anfang August stattfinden sollte, rückte ebenfalls immer näher. Die Vorbereitungen liefen bereits auf Hochtouren. Die Zeit raste und das wurde dem Omega gerade in diesem Moment wieder bewusst.
 

Ein leichtes Seufzen verließ Izukus Lippen. Seit seinem ersten Besuch im Waisenhaus waren schon ganze vier Wochen vergangen. In der Zwischenzeit hatte er sich schon mit fast allen Kindern des Anwesens angefreundet. Die Kleinen waren von dem Omega sofort hin und weg gewesen. Dementsprechend fiel der nachmittägliche Abschied immer schwer und die meisten weinten schon, wenn er wieder gehen musste. Die meiste Zeit spielten sie, während er zu Besuch da war, Fußball oder Brettspiele. Izuku konnte sich in dieser Zeit kaum retten. Die kleinen Hausbewohner verfolgten ihn auf Schritt und Tritt. Schließlich widmete sich der Omega wieder dem Spiel und setzte seinen Zug fort.
 

„So, Schach matt würde ich sagen~“
 

„WAHH!!! Verdammt, dass hätte ich doch sehen müssen!“, Kota fuhr sich genervt durch die Haare und sackte schließlich traurig in sich zusammen. Der kleine Junge war am Boden zerstört. Tränen bildeten sich bereits in seinen Augenwinkeln. Bei dem Anblick erhob sich Izuku und schritt auf seinen Spielekontrahenten zu.
 

„Hey, du spielst super. Warte noch ein oder zwei Jahre ab, dann wirst du noch besser sein“, Izuku ging vor Kota auf die Knie und zwinkerte dem Kleinen zu. Dieser hingegen fuhr sich mit dem Handrücken durch sein Gesicht und bekam große Augen. Er schien sich über das Kompliment sehr zu freuen.
 

„Meinst du das Ernst, Izuku?“
 

„Klar doch~ Es braucht alles seine Zeit. Glaub mir~“
 

Izuku sah währenddessen zur Wanduhr auf, die sich oberhalb am Gemäuer befand, und musste feststellen, dass das Schachspielen doch viel Zeit in Anspruch genommen hatte. Es war bereits 12 Uhr. Er war immerhin schon seit 8 Uhr hier. So schnell gingen vier Stunden ins Land. Daraufhin verabschiedete sich der Omega von den drei Kindern, die ihm zum Abschied zuwinkten, ehe er diesen den Rücken zukehrte.
 

Kota, Mahoro und Katsuma sind ihm inzwischen sehr ans Herz gewachsen. Sie waren herzallerliebst und es tat Izuku von Herzen weh, dass sie schon so früh ein Waisenleben führen mussten. Kota verlor seine Familie durch einen Schurkenangriff – Mahoro und Katsuma wurden Waisen aufgrund eines schweren Unfalls. Generell wurde er hier während seines Aufenthalts mit den unterschiedlichsten Schicksalsschlägen konfrontiert. Für den Omega stellte es täglich eine Herausforderung dar sich mit diesen dramatischen Erlebnissen auseinanderzusetzen. Seine innere Stimme rebellierte jedes Mal und führte Izuku vor Augen, dass er als Omega die Kinder besonders behütete. Er wollte ihnen helfen, ihnen zumindest ein wenig Hoffnung geben. Sie waren schließlich alle noch so jung und hatten ihr ganzes Leben noch vor sich. Es war ein Gedanke, der schmerzte – ihn aber gleichzeitig an seinen Herausforderungen wachsen ließ.
 

Während Izuku sich auf den Weg zurück ins Büro machte, um seine Tasche zu holen, fiel sein Blick auf sein eigentliches Sorgenkind. Sein Herz zog sich immer noch zusammen bei dem Gedanken daran, dass er hier immer noch komplett am Anfang stand. Eri saß allein im Sandkasten und baute wohl eine Sandburg. Ein trauriges Seufzen verließ Izukus Lippen, während er das kleine Mädchen beobachtete. Leider war er ihr immer noch nicht nähergekommen. Der einzige Fortschritt war immerhin, dass sie vor ihm nicht mehr weglief. Dadurch, dass er mit allen anderen Kindern gut klarkam, musste er ihr wohl bewiesen haben, dass keine bösen Absichten von ihm ausgingen. Aber dennoch hielt die Weißhaarige Abstand und beobachtete immer alles aus der Ferne. Als der Grünhaarige seine Sachen schließlich geholt hatte und sich auf den Weg machen wollte, wurde er noch an der Türschwelle aufgehalten.
 

„Izuku warte!“
 

„Nanu?“, der Angesprochene drehte sich daraufhin um und sah, wie eine Angestellte auf ihn zu gerannt kam. Izuku kannte die junge Frau. Sie hatte ihn von Anfang an hier unterstützt und ihm unter die Arme gegriffen.
 

„Miri. Was gibt es denn?“
 

Die Blondhaarige kam vor dem Omega zum Stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Immerhin war es gut warm und sie musste es wohl ziemlich eilig gehabt haben.
 

„Hör mal, ich habe mir so meine Gedanken gemacht was Eri angeht.“
 

Die Augen des Omegas weiteten sich.
 

„Inwiefern? Hast du etwas herausgefunden?“
 

Die Angesprochene schob sich erst eine Strähne hinters Ohr, ehe sie Izuku ein Handy vor die Nase hielt. Irritiert starrte der Grünhaarige das Mobilfunkgerät an.
 

„Was ist das denn? Moment mal, das ist doch-“, das Videomaterial kam dem jungen Mann mehr als bekannt vor. Aber warum zeigte Miri ihm diese Aufnahmen? Er selbst war doch anwesend gewesen.
 

„Genau. Wir haben den Auftritt der M.U.A., der vor drei Wochen an deiner Schule stattgefunden hat, aufgenommen. Das Konzert wurde live im Fernsehen übertragen und gestern Abend durften sich die Kids die Aufnahmen ansehen.“, ein zärtliches Lächeln zierte Miris Lippen, ehe sie weiterfortfuhr.
 

„Die Kinder waren vor allem von Mary Ann hin und weg gewesen. Aber ich habe auch ihre Reaktionen beobachtet.“
 

„Und was genau hast du festgestellt?“, nun war Izuku wieder ganz bei der Sache. Es interessierte ihn brennend, was die Beta über sein Sorgenkind herausgefunden hatte.
 

„Nun ja… der erste Auftritt von ihr war doch ein russisches Lied gewesen, wenn du dich erinnerst.“
 

„Stimmt…“, allein, wenn der Omega noch an diese Performance dachte, lief es ihm eiskalt den Rücken runter. Valeria hatte einen bombenmäßigen Auftritt hingelegt und selbst jetzt, nachdem einige Wochen vergangen waren, redete man noch drüber. Der rosane Phönix hatte selbst bei den Kindern Spuren hinterlassen. Ein zartes Lächeln huschte über seine Lippen. Währenddessen fuhr die junge Frau weiterfort.
 

„Die Kinder konnten mit dieser Sprache leider nichts anfangen, sie kennen ja nur Japanisch als Muttersprache und vielleicht noch gebrochenes Englisch. Eri war die Einzige gewesen, die fasziniert auf den Bildschirm zugelaufen kam und in der ersten Reihe Platz genommen hatte. Es hatte auf mich den Anschein, als ob sie die Botschaft und Worte hinter diesem Song verstanden hätte.“
 

Izuku hielt plötzlich inne. Konnte das tatsächlich möglich sein? Das wiesengrüne Augenpaar wanderte wieder zu dem kleinen Mädchen, das nun auf die Schaukel zulief und dort Platz genommen hatte. Ihre langen weißen Haare wehten im Wind, während sie die Schaukel hin und her wippte.
 

„Denkst du etwa, es könnte eine Sprachbarriere sein?“
 

Miri nickte auf die Antwort hin und sah nun in die selbe Richtung. Gemeinsam beobachteten sie das junge Mädchen eine Weile. Währenddessen wehte ihnen ein leichter Windhauch entgegen.
 

„Ich hatte es die ganze Zeit über mit Japanisch, Englisch und Spanisch versucht. Aber nach diesem Abend bin ich mir nun zu 100% sicher – Eri scheint von russischer Abstammung zu sein.“
 

Izuku widmete seine Aufmerksamkeit wieder der jungen Erzieherin.
 

„Und was sollen wir deiner Meinung nach nun tun?“
 

Die Angesprochene atmete kurz ein und aus, ehe sie wieder zu dem Omega aufsah – immerhin war Izuku einen Kopf größer als sie.
 

„Du bist doch mit Mary Ann befreundet, oder? Vielleicht besteht die Möglichkeit, dass sie dich mal mit hierher begleitet. Die Kinder wären höchst erfreut.“
 

„Nun ja, ich kann leider nicht über Vals Kopf hinweg entscheiden. Ich muss sie mal fragen. Soviel ich weiß, ist ihr Terminkalender für die nächsten Tage ziemlich ausgeschöpft.“, verlegen kratzte sich Izuku am Hinterkopf. Er wusste schon, dass Valerias Terminplaner aufgrund der Vorbereitungen ziemlich voll war und kaum Spielraum zuließ.
 

„Es wäre wirklich großartig, wenn sie Zeit finden könnte. Ich denke, das ist unsere letzte Chance, um an Eri heranzukommen. Weder du noch ich können aktuell mit ihr kommunizieren, aber vielleicht schafft sie es das Eis zu brechen. Sie ist momentan unsere letzte Hoffnung, Izuku.“
 

„Ich werde es versuchen, versprechen kann ich allerdings nichts. Ich muss los, mein Bus kommt gleich. Bis Morgen!“, zum Abschied verneigte sich Izuku vor der jungen Beta und machte sich schließlich auf den Weg.
 

Während er den Weg zur Bushaltestelle antrat, wanderten seine Gedanken erneut zu Eri. Die Erkenntnis, die er heute über sie erlangt hatte, könnte ein erster Durchbruch sein. Und das Valeria möglicherweise der Schlüssel sein könnte, ließ den Grünhaarigen lächeln. Wenn jemand neben ihm gut mit Kindern umgehen konnte, dann war es Valeria. Selbst Katara und Katsuki hatten schon oft erwähnt, dass sie ein Händchen für Kinder hatte. Der Omega wusste inzwischen, dass die Roséhaarige an dem besagten Pädagogik-Projekt der M.U.A. teilnahm und sogar zu dessen Komitee gehörte. Somit war sie direkt vom Fach. Möglicherweise konnte er sogar noch etwas von ihr lernen. Mit erhobenem Hauptes erreichte der Grünhaarige schließlich die Bushaltestelle, in die wenige Minuten später auch schon der Bus einfuhr.
 

Heute Nachmittag hatte er ausnahmsweise mal frei. Nur leider war er der Einzige, der sich über einen freien Nachmittag freuen konnte. Shoto war mit seinem Vater für zwei Tage wieder auf einer Geschäftsreise unterwegs und die anderen hatten bis 17 Uhr Schule. Somit musste er den restlichen Tag wohl allein verbringen. Aber was fing er bloß mit der freien Zeit an? Morgen früh musste er sogar erst um 9 Uhr im Waisenhaus sein und danach stand wieder Büroarbeit auf dem Plan. Also sollte er den heutigen Montag mit vollen Zügen genießen.
 

 
 

Mit dem Bus fuhr Izuku zurück in die Stadt und schlenderte danach durch die Einkaufspassage des Musutafu Einkaufcenters. Es herrschte reges Treiben. Immerhin war wieder Anfang des Monats und die Leute mussten schließlich ihr Gehalt direkt wieder auf den Kopf hauen. Für Izuku undenkbar. Er war jemand, der sich gern etwas auf die Seite legte. Schließlich wollten er und Shoto in wenigen Monaten zusammenziehen. Da wäre es von Vorteil etwas Geld auf der Seite für Neuanschaffungen zu haben. Innerlich machte sich der Omega schon seine Notizen und ihm wurde jedes Mal warm ums Herz, wenn er daran dachte, dass er bald einen gemeinsamen Haushalt mit seinem Mate führen würde. Er freute sich schon darauf und die Aufregung stieg. Nachdenklich tätigte der Grünhaarige einen Schritt vor den nächsten. Izuku war wieder so sehr in seiner eigenen Welt versunken, dass er anfangs gar nicht mitbekam, dass jemand nach ihm rief.
 

„IZUKU~ huhu~ Wo steckt denn mein Lieblingsomega??“
 

//Was zum??//
 

Als Izuku innehielt und in die besagte Richtung blickte, aus der die Stimme kam, rutschte ihm das Herz in die Hose. Das wiesengrüne Augenpaar weitete sich. Das konnte doch nicht wahr sein! Nicht mal an seinem freien Nachmittag hatte er seine Ruhe vor ihr! Das Biest, das sich seine Laborpartnerin nannte, verfolgte ihn regelrecht. Ausgerechnet Katara stand wenige Meter vor ihm und winkte ihm entgegen, wie eine Irre. Sie zog die komplette Aufmerksamkeit aller Umstehenden auf sich.
 

//Oh nein, bitte nicht!!//
 

„Izu-Lein~“, die Lilahaarige wedelte wild mit ihren Händen durch die Luft, ihre Stimme war laut und anhand des Klangs konnte man heraushören, dass sie wohl zu tief ins Glas geschaut hatte. Die Wangen der jungen Frau waren bereits schwer errötetet – dabei war doch erst Mittagszeit. Die anderen Restaurantbesucher sahen die junge Frau bereits fassungslos an.
 

„Katara, lass den Mist! Die Leute starren schon!“
 

„Mensch, Val~ ich will meinen Lieblingskollegen doch nur willkommen heißen…“, beleidigt blies die Beta ihre Backen auf und warf der Roséhaarigen, die ihr schräg gegenübersaß, einen zornigen Blick zu.
 

„Du bist echt ein hoffnungsloser Fall, Ms. Dr. Shinso...“, Valeria hingegen seufzte verzweifelt aus und sah über ihre Schulter. Als sie Izuku erkannte, winkte sie ihm ebenfalls zu. Die junge Frau trug ein weißes Hemd, das oben mit einer kleinen Schleife am Kragen zugebunden war. Zusätzlich trug sie eine hellblaue dreiviertel-Jeans und weiße Turnschuhe.
 

Der Grünhaarige wusste nicht, ob heute sein Unglücks- oder doch eher sein Glückstag war. Gerade vor einer mehr als halben Stunde hatten er und Miri noch über die Omega gesprochen. War das Zufall? Sofort schritt er auf die beiden Frauen zu und nahm neben Valeria Platz, die ihm den Stuhl zurechtrückte. Die Einkaufstüten stellte sie zur Seite.
 

„Was macht ihr beiden denn hier?“
 

„Naja, ich bin heute mit Katara verabredet. Wir waren bis eben noch shoppen gewesen und seit einer guten Stunde sitzen wir nun hier. Allerdings sind wir noch einer gewissen Person über den Weg gelaufen und nun sitzt unsere Doktorin hier und betrinkt sich.“, während Valeria weitersprach, rührte sie mit ihrem Löffel seelenruhig im Latte Macchiato Glas umher.
 

„Wie jetzt? Katara und Alkohol?“, entsetzt starrte Izuku seine Mentorin an, die gerade beim Kellner schon den nächsten Cocktail bestellt hatte. Valeria sah fassungslos ihre Freundin an, die daraufhin kichernd den Rest ihres Glasinhalts in sich kippte. Die Wangen der Lilahaarigen waren bereits auf Ampelstufe Rot.
 

„Katara, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Den wievielten Sex on the Beach hast du nun schon bestellt, den dritten??“
 

„Ach Bödsinn~ ist sogar schon der Vierte…~“, signalisierend hob die Lilahaarige vier Finger nach oben und grinste die Sängerin hämisch an. Immerhin konnte die Beta noch richtig zählen. Auf Valerias Schläfe hingegen bildete sich bereits die erste Zornesader.
 

„Noch schlimmer! Du besäufst dich jetzt nicht ernsthaft wegen Hawks, oder?“
 

„Pah, das Moorhuhn kann mich mal~“, trällerte die Beta und grinste ihr Gegenüber süffisant an.
 

Valeria warf daraufhin Izuku, der bislang nur Bahnhof verstand, einen verzweifelten Blick zu. Was war denn hier wieder los? Was Kataras und Hawks Verbindung zueinander an belang, hatte der Grünhaarige bis heute noch nicht verstanden. Die Beziehung von Betas war nicht so sein Ding. Er fand sie teilweises viel zu kompliziert. Aber er konnte Valerias Sorge und Entsetzen durchaus nachvollziehen. Katara griff normalerweise nie zu Alkohol, zumindest hatte er es noch nie bei der Beta mitbekommen.
 

„Welch grausame Welt… ich werde einsam sterben. Zuerst macht er mir Hoffnungen und nun tänzeln die Weiber nur so um ihn herum. Dieser Arsch! Ich hasse ihn!!“
 

„Nein, tust du nicht“, kam es monoton von der Roséhaarigen, woraufhin Izuku fragend zwischen den beiden Frauen hin und her blickte.
 

„Doch! Ich werde ihn aus meinem Herz verbannen!“, dramatisierend hob die Lilahaarige ihren Arm vor ihre Augen. Valeria trank währenddessen ihren Latte Macchiato aus und widmete danach ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Tischnachbarin.
 

„Na siehst du, geht doch. Du hast ihn schon in dein Herz gelassen, Katara. Die Erkenntnis ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung.“
 

„Val~ mit dir kann ich einfach nicht darüber reden! Du bist so kalt zu mir!“
 

Die Angesprochene durchbohrte die Beta mit ihrem eindringlichen Blick. Izuku, der neben der Omega saß, schluckte schwer. Ihm wurde erneut bewusst, wieso er mit dem weiblichen Geschlecht nichts anfangen konnte. Warum provozierte Katara das Ganze auch noch und goss zusätzlich Öl ins Feuer? Zu seinem Erstaunen behielt Valeria weiterhin die Fassung.
 

„Ja, weil ich dein Problem einfach nicht verstehe! Auf der einen Seite willst du Zeit mit ihm verbringen und dann lässt du ihn wieder fallen. Der arme Kerl weiß gar nicht, wo er genau bei dir dran ist. Er gibt sich so viel Mühe und jedes Mal machst du es kaputt. Und was seine Fangirl-Gemeinde anbelangt, dass wusstet du vorher schon. Spring über deinen Schatten und sag ihm endlich, dass du ihn auch magst.“
 

„Wähhhhh!!! Ich mach mich doch zum totalen Deppen!“, mit einem lauten Knall fiel der Kopf der Beta auf den Tisch. Der Alkohol zeigte nach und nach seine Wirkung. Valeria hingegen rollte genervt mit den Augen und pickte ihr Gegenüber mit dem Zeigefinger an.
 

„Liebe ist nie einfach, Katara. Nur rumheulen bringt dich nicht weiter. Ich sag dir jetzt mal etwas. Ihr beiden fährt schon seit Jahren aufeinander ab, selbst Tsuchi hat es damals schon mitbekommen. Nur solange dir dein Stolz im Weg steht, kommst du nicht voran und deinen Liebeskummer nun im Alkohol zu ertränken, macht es nicht besser – im Gegenteil es verschlimmert alles.“
 

Izuku, der die ganze Zeit über der heftigen Konversation beigewohnt hatte, hatte sich einen grünen Tee bestellt, der auch schnell kam. Während der junge Mann das heiße Getränk zu sich nahm, sah er sich das Theater weiterhin an. Frauen – immer wieder ein Mysterium. Eigentlich hatte er sich seinen freien Nachmittag ruhiger vorgestellt und nicht so stürmisch.
 

Katara hatte er noch nie so aufgelöst erlebt und eigentlich hätte er auch Mitleid mit ihr. Aber wenn man bedachte, wie sie mit dem Hero No. 2 umging, was er selbst schon zu Genüge mitbekommen hatte, tat ihm eher Hawks leid. Zudem Valeria schlagfertige Argumente lieferte, die ein Diskutieren unmöglich machten. Seelenruhig saß der Grünhaarige auf seinem Stuhl und dachte nach. Es war das erste Mal seit Jahren, dass er Valeria seitdem privat erlebte. Sie war die Ruhe in Person und die Argumente, die sie ihrem Gegenüber mitteilte, waren auf den Punkt genau hervorgebracht. Schlicht und einfach – aber bestimmend. Sie holte nie mit den Worten aus, die Worte waren mit Bedacht gewählt. Sie besaß im Gegensatz zu manch anderen schon eine erwachsene Reife. War die Omega auch damals schon so gewesen? Was die Erziehung an belang, hatte Best Jeanist einen guten Job erledigt.
 

Kurz ging Izuku in sich und legte seine Stirn in Falten. Würden Valeria und Katsuki überhaupt charakterlich so gut zusammenpassen? Sie waren zumindest im Moment das komplette Gegenteil voneinander. Konnte das gut gehen? Wobei es bei ihm und Shoto ja nicht anders war. Warum machte er sich genau jetzt Gedanken darüber? Vielleicht weil er es den Beiden von Herzen gönnen würde? Weil das Schicksal es vor zwei Jahren schon so bestimmt hatte? Im selben Moment hielt Izuku jedoch inne. Verdammt – Katara konnte doch seine Gedanken hören!
 

Wenn ein Fremder von dieser Mateübertragungssache Wind bekommen sollte, bringt Katsuki ihn eigenhändig um! Das Szenario wollte sich der junge Omega gar nicht erst ausmalen. Ein ehrfürchtiger Schauer kroch sein Rückenmark hoch. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Ein prüfender Blick zu der Lilahaarigen signalisierte ihm jedoch, dass die Beta eher mit sich selbst beschäftigt war. Erleichternd seufzte er aus.
 

//Puh… Schwein gehabt!//
 

 

 
 


 

Nachdem Katara nach Stunden endlich den letzten Cocktail ausgetrunken und stundenlang ihr Leid geklagt hatte, stand sie komplett neben sich. Die Beta war schon gar nicht mehr in der Lage allein geradeaus zu laufen. Izuku und Valeria waren sich von Anfang an einig. Sie stützten die Lilahaarige und begleiteten sie zurück zur Agentur, in dessen Keller sich ihr Zimmer befand. Izuku hatte von Anfang an darauf bestanden, dass sie die Beta dort abliefern würden. Katara wäre es wohl ziemlich peinlich gewesen, wenn ihre Eltern und vor allem Hitoshi sie so gesehen hätten. Zum Glück war die Agentur nur wenige Meter von dem Restaurant entfernt. Da Izuku ebenfalls einen Schlüssel besaß, konnten sie die Hintertür aufsperren und verfrachteten die Lilahaarige auf die gemütliche Couch. Die Einkaufstüten, dessen Inhalt sich zu Izukus Erstaunen als Kataras Shopping-Wahn herausstellte, stellten sie neben der Couch ab. Als die beiden Omega ihr Werk vollendet hatten, verließen sie wieder das Anwesen und liefen nun zusammen nebeneinander auf dem Bürgersteig her. Als Izuku einen prüfenden Blick auf sein Handy warf, zeigte dieses bereits 15:30 Uhr an. Es war also noch früh am Tag.
 

„Tut mir leid, dass du dir das Theater geben musstest... Katara kann echt schwierig sein. Vor allem, wenn sie auch noch unter Alkoholeinfluss steht…“
 

Izuku sah auf und schenkte seine Aufmerksamkeit der Roséhaarigen, die ruhig neben ihm herlief. Ihre Hände waren in ihren Hosentaschen verborgen. Ihre fliederfarbigen Augen sahen geradeaus.
 

„Ach, nicht doch. Ich hatte sowieso nichts zu tun. Ich hab heute Mittag frei, musst du wissen. Also von daher. Es war mal seit langem eine amüsante Abwechslung.“
 

„Eine amüsante Abwechslung, ernsthaft?“, nun warf Valeria dem Omega einen fragenden Blick zu, indem sie eine Augenbraue nach oben hob.
 

„Naja, ich finde es schön, dass man mal so spontan Zeit miteinander verbringen konnte. Ich meine, es ist viel passiert und naja-“, verlegen kratzte sich der Grünhaarige am Kopf und starrte zu Boden, ehe er wenige Sekunden später freudestrahlend aufsah.
 

„-Omegas müssen doch zusammenhalten, oder nicht? Du musstest dich dem Gefühlschaos eines Beta nicht allein entgegenstellen. Sieh mich daher bitte als rettende Unterstützung an, ja?“, ein freches Grinsen zierte daraufhin Izukus Gesicht, während er einen Daumen nach oben zeigte.
 

Auf die Worte hin musste Valeria kichern und blieb schließlich stehen, was Izuku ihr wenige Meter gleichtat. Entschlossen sah die Omega auf und lächelte den jungen Mann an. Ihre fliederfarbigen Augen funkelten auf.
 

„Da geb ich dir Recht, Izuku. Es war toll mal Zeit mit einem Artgenossen zu verbringen“
 

Die Augen des Grünhaarigen weiteten sich, ehe er kurz zum Himmel aufsah. Diese Worte kamen ihm irgendwie auf sonderbare Art und Weise bekannt vor. Dann kam ihm eine Idee.
 

„Du, Val?“
 

„Hm?“
 

„Hast du heute noch was vor?“
 

„Da ich eigentlich den kompletten Tag mit Katara eingeplant hatte und sie mir nun einen Strich durch die Rechnung gemacht hat – nein, ich habe nichts mehr vor und habe alle Zeit der Welt...“, achselzuckend sah die Roséhaarige auf und kickte einen Kieselstein zur Seite.
 

Nun sah Izuku wieder die junge Frau vor sich an.
 

„Lust auf einen spontanen Zockerabend? Nur du und ich.“
 

Valeria sah den Omega überraschend an und schloss kurz ihre Augen. Sie senkte ihren Kopf und sah schließlich den jungen Mann mit einem fetten Grinsen an. Der fliederfarbige Glanz in ihren Augen war einem kurzzeitigen Rot gewichen.
 

„Sehr gern, Izu-Chan~! Ich mach dich sowas von fertig!“
 

„Das werden wir ja noch sehen-“, die Augen des Grünhaarigen funkelten, während er schnellen Schrittes an der roséhaarigen Omega vorbeilief und sich ihre Blicke kreuzten. War doch klar, dass der Grünhaarige diese Herausforderung annehmen musste – ihm blieb gar nichts anderes übrig.
 

„-mach dich auf eine bittere Niederlage gefasst, Val-Chan~!“
 

„Izuku, du weißt schon, dass Hochmut vor dem Fall kommt, oder?“, neckend kniff Valeria dem Omega in die Seite, woraufhin der junge Mann zurückschreckte.
 

„Hey, du hast schließlich damit angefangen!!!“, daraufhin brach lautes Gelächter aus, während die beiden Omega den Weg zu Izukus Wohnung antraten.
 

Freundschaft besitzt viele Facetten. Man musste sich nicht immer sehen, um ein tiefes Band zueinander zu pflegen. Selbst, wenn es Jahre dauern sollte, bis man sich wiedersah. Auch, wenn ihre Freundschaft damals erst am Anfang stand und durch die schlimmen Ereignisse auf eine harte Probe gestellt wurde. Ihr Band hatte symbolisch gesehen nichts an Bedeutung verloren. Izuku war froh – so unglaublich glücklich. Wie lange hatte sich der Grünhaarige schon einen Omega-Abend gewünscht und nun geschah es einfach so – manchmal war die Spontanität doch zu etwas Nütze.
 

Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und beide sahen einem angenehmen Abend voller Spaß entgegen. Endlich konnte Izuku gegen die Gamer-Queen antreten – er war schon Feuer und Flamme, nachdem Katsuki ihm berichtet hatte, dass Valeria ihn in fast jedem Videospiel haushoch geschlagen hatte. Nun wollte Izuku die Omega persönlich herausfordern und er freute sich sehr auf die kommenden Stunden. Vor allem aber wollte er erfahren, wie es der jungen Frau die letzten zwei Jahren ergangen war. Er hatte das Gefühl, dass die Beiden sehr viel aufzuholen hatten. Der junge Mann bereitete sich innerlich auf einen sehr, sehr langen Abend vor.
 


 

Besser hätte der Zeitpunkt nicht sein können – auch gerade deswegen, weil die Roséhaarige momentan die einzige Person sein könnte, die ihm bei seinen Recherchen zu Eris Spezialität weiterhelfen könnte.
 

 

Part L – Brave Heart

„Das kann nicht sein… “, Izuku wusste bereits, dass seine Sitznachbarin ein Gamer-Ass war, aber das Valeria so gut war? Der junge Mann schluckte schwer und hielt vor Schreck den Atem an. Unglaube spiegelte sich in dem grünen Augenpaar wider. Warum musste er vor der jungen Frau auch so eine große Klappe haben?! Sie stampfte ihn regelrecht in Grund und Boden nieder. Entsetzt beobachtete er dabei, wie Valeria seelenruhig die Controller der Nintendo Switch betätigte und tatsächlich einen Rekord nach dem anderen aufstellte. Aktuell zockten sie Mario Kart 8 und auf wirklich jeder Rennbahn stellte die junge Frau einen neuen Rekord auf. Sogar auf der gefürchteten Regenbogenbrücke knackte sie Katsukis Bestzeit, die der Alpha sich vor Monaten mühevoll erarbeitet hatte, binnen weniger Sekunden.
 

„Das ist unmöglich… Sogar Kacchans Rekord hast du gebrochen – ich fasse es nicht!!“, seine Stimme zitterte. Die Augen des Grünhaarigen wurden immer größer und die Kinnlade kippte innerhalb weniger Sekunden nach unten. Irgendwie kam sich der Omega dumm vor – die Lage war mehr als peinlich. Kami sei Dank sah ihn gerade keiner. Valeria hingegen widmete ihre Aufmerksamkeit weiterhin dem 65 Zoll Samsung Flachbildschirm.
 

Izuku hatte sich den Fernseher vor einem halben Jahr von seinem Ersparten gegönnt. Der Vorgänger war kurz davor den Geist aufzugeben und da der 4K-Fernseher zu dieser Zeit im Sonderangebot erhältlich war, musste der Grünhaarige einfach zuschlagen. Seitdem fanden alle Videospielabende bei ihm statt, da das Feeling mit den dazugehörigen Sub Mover einfach fantastisch war. Die Bildqualität und der Klang der Boxen waren eine Nummer für sich. Der Omega stellte zufrieden fest, dass der spontane Abend eine gute Idee gewesen war. Valerias Augen funkelten regelrecht, während sie voll in ihrem Element zu sein schien. Der Grünhaarige hatte seine Sitznachbarin eine ganze Weile beobachtet. Es war mehr als offensichtlich, dass die letzten Zockerrunden bei der Omega eine ganze Weile zurücklagen. Einfach mal abschalten und entspannen war wohl ein seltenes Gut in ihrem Alltag geworden. Sie genoss es einfach mal dazusitzen und in ihrer eigenen Welt abzutauchen. Auch wenn es nur für wenige Stunden war. Als der Pizzalieferant schließlich eine Stunde später vor der Tür stand, räumten sie alles zur Seite und stellten die riesige Familienpizza auf dem Glastisch vor ihnen ab.
 

„So genug Schonzeit gehabt. Wie ist es dir die letzten Jahre in Amerika ergangen?“, Izuku nahm im Schneidersitz auf seiner Couch Platz und platzierte ein Stück Pizza auf seinem Teller, den er zuvor auf seinen Knien positioniert hatte.
 

„Hm… was soll ich bloß erzählen?“, nachdenklich legte Valeria ihre Stirn in Falten und biss ein Stück ihrer Pizza ab.
 

„Wie ist deine Familie denn so? Fangen wir mal mit etwas leichtem an“, fügte der Grünhaarige grinsend hinzu und widmete sich nun seinem eigenen Essen.
 

In den letzten zwei Jahren war sehr viel geschehen. Die Roséhaarige begann von Anfang an. Von ihrem Abschied in Japan, ihrem Flug, ihrer Landung und der Begegnung mit ihrer Familie mütterlicher Seite. Wie sie dort herzlich aufgenommen wurde. Wie sie ihre Cousins kennenlernte und schon nach einem Jahr die Patenschaft von dem kleinen Herzblatt Julian angenommen hatte. Er war ihr größter Schatz. Die Art und Weise wie sie von dem kleinen Jungen sprach, ließ den Grünhaarigen lächeln. Es erfreut ihn, dass die Omega eine gute Zeit in Amerika zu haben schien. Sie wirkte zufrieden. Er stellte in diesem Moment erneut fest, dass die junge Frau einen ganz anderen Bezug zu Kindern hatte. Sie war die letzten 1 ½ Jahre schließlich mit einem Kleinkind aufgewachsen. Das bestärkte ihn in seinem Gedankengang die Roséhaarige in seine Mission einzuweihen noch zusätzlich. Die Omega war perfekt für diese Aufgabe. Anschließend redeten sie über den Rest der Familie. Wie sich herausstellte, waren alle Familienmitglieder außergewöhnlich. Izuku hörte der jungen Frau genau zu, sog jede Information wie ein Schwamm auf.
 

„Ernsthaft? Deine Tante ist Wissenschaftlerin an der Coba Corp? Das ist doch ein sehr fortschrittliches Unternehmen!“
 

„Ja, ich dachte auch erst ich höre nicht recht. Sie gehört dort einer sehr hohen Stellung an. Ihre neuste Erfindung sind diese Kapseln hier. Sehr praktisch und leicht händelbar“, daraufhin verschwand Valerias Hand in ihrer Hosentasche und zog einen kleinen Gegenstand hervor, den sie an Izuku weiterreichte.
 

„Wahnsinn, die erinnern mich an die Kapseln aus Dragon Ball, die Bulma immer bei sich trug. Darin kann man größere Gegenstände aufbewahren. Kennst du den Anime?“, neugierig wand der Omega die Kapsel hin und her, ehe er diese deren Besitzerin zurückgab.
 

„Ja, klar, was denkst du denn vorher meine Tante den Einfall hatte. Sie liebt Animes und hat ihr ganzes Büro mit Merchandise voll stehen. Da kommt unser einer sich vor wie im Paradies und sie zockt League of Legends. Endlich hatte ich mal das Gefühl normal zu sein – unter unseresgleichen verträgt es sich doch viel besser.“
 

„LoL, ernsthaft? Da ist doch vor kurzem eine neue Serie auf Netflix rausgekommen. Ich finde sie mega. Toki, Hitoshi und ich hatten sie gerade letztes Wochenende in einem durch gesuchtet. Ich konnte sogar Shoto dazu überreden mitzuschauen und selbst ihm hat sie zugesagt.“
 

„Oh ja, da gebe ich dir recht. Was Shoto ernsthaft? Was ist mit dem Jungen bloß während meiner Abwesenheit passiert? Freut mich aber zu hören. Ich habe sie vor kurzem mit Katsuki geschaut. Die Serie lief ja bereits vor Monaten in Amerika, von daher kannte ich den Inhalt schon, aber Kat war so hin und weg von dem Trailer, dass er sich die Serie unbedingt mit mir ansehen wollte.“
 

„„Wow, das klingt wunderbar~“, säuselte Izuku und ließ sich zurück gegen die Couchkissen fallen. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile über alle möglichen Serien und Filme. Erneut wurde Izuku in diesem Moment bewusst, wie ähnlich er und Valeria sich doch waren. Was die Serienauswahl betraf, hatten sie denselben Geschmack.
 

Als die junge Frau schließlich von ihrer Zeit auf der M.U.A. erzählte, hörte Izuku ihr weiterhin aufmerksam zu. Er stellte erneut fest, dass sich die junge Frau neben ihm sehr verändert hatte. Natürlich im positiven Sinne. Sie verstrahlte eine angenehme Aura. Aber dennoch hatte Izuku das Gefühl, dass etwas fehlte. Etwas bestimmtes fehlte. Er spürte, dass seine innere Stimme reagierte, sogar regelrecht rebellierte. Anfangs hatte der Grünhaarige noch nicht so sehr darauf geachtet, doch je mehr Zeit er mit der Omega verbrachte, desto mulmiger wurde ihm. Er kam beim besten Willen nicht drauf – es lag ihm aber dennoch auf der Zunge. Während er tief in seinen Gedanken versunken war, versuchte er trotzdem weiterhin seiner Sitznachbarin Gehör zu schenken.
 

„Dann hast du ja einiges erlebt. Auf deinen Werdegang kannst du echt stolz sein. Für einen Omega ist das nicht einfach, aber du hast es tatsächlich geschafft… Wie hast du das bloß hinbekommen?“, nachdenklich sah Izuku zur Decke auf. Seine wiesengrünen Augen weiteten sich. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Es war so still. Er konnte sie den ganzen Abend schon nicht hören, geschweige denn wahrnehmen.
 

„Euch ist es doch hier nicht anders ergangen. Ich habe alles in den Medien mitverfolgt. Inzwischen bist du eine kleine Berühmtheit Izuku Midoriya“, nach diesen Worten ließ sich die junge Frau ebenfalls zurückfallen und hielt ihre Faust in die Luft. Der Omega sah seine Nachbarin eine Weile an. Sie ist gar nicht auf seine Frage eingegangen. Warum wich sie dieser aus? Da war noch etwas anderes. Etwas was er nicht zuordnen konnte. Valeria versuchte es zu verbergen, aber einem Omega entging gar nichts.
 

Nachdenklich erhob sich der Grünhaarige wenige Minuten später und genehmigte sich ein Schluck Cola, das in einem Glas neben dem Pizzakarton stand. Danach stand er auf, räumte alles zusammen und trug die Sachen in die Küche. Den Karton würde er morgen direkt entsorgen. Als er zurück ins Wohnzimmer kam, stand die Omega vor der Balkontür und schaute in die Ferne. Wie sie dastand – Izuku hatte mit seiner Vermutung recht behalten. Das war noch nicht alles gewesen. Das letzte Wort war hier noch nicht gesprochen.
 

„Dich beschäftigt noch etwas anderes, habe ich Recht?“
 

Nach diesen Worten nahm Izuku wieder auf der Couch Platz und sah die junge Frau eindringlich an, die ihren Blick immer noch gegen Horizont gerichtet hielt. Ihre fliederfarbigen Augen hatten plötzlich alles an Glanz verloren. Ihre Hand, die sie gegen den Ellenbogen gelehnt hatte, verkrampfte sich. Izuku ließ seinen Blick über die junge Frau gleiten. Die Aura war gekippt und das innerhalb von wenigen Sekunden. Allerdings war da noch etwas anderes, was auf Izukus Seele brannte. Eine Frage, die ihm schon seit Wochen durch den Kopf spuckte. Vielleicht war dies nun die passende Gelegenheit. Vorsichtig versuchte er die richtigen Worte zu finden und darauf zu achten, dass seine Tonlage keinen vorwurfsvollen Unterton enthielt.
 

„Warum bist du wirklich nach Japan zurückgekommen, Valeria?“
 

Erst auf diese Frage hin wand sich die Angesprochene Izuku zu, der seinen Kopf gesenkt hatte. Der Omega hatte wieder im Schneidersitz Platz genommen. Erstarrt hielt die junge Frau in ihrer Stellung inne.
 

„Ich verstehe nic-“
 

„Doch… du weißt genau, wovon ich spreche. Val, als Omega spürt man, wenn es einem Artgenossen nicht gut geht. Bis eben war deine Stimmung gut, aber seit eben spüre ich, dass du innerlich im Ungleichgewicht bist. Mir machst du nichts vor. Rede mit mir. Wir sind schließlich Freunde.“, die wiesengrünen Augen sahen verständnisvoll zu der Omega auf. Izuku versuchte sich so neutral wie möglich zu verhalten – hier musste man mit Samthandschuhen an die Sache rangehen. Er atmete einmal tief ein und aus, ehe er weiter fortfuhr.
 

„Du warst zwei Jahre lang weg. Wir hatten kein Lebenszeichen von dir erhalten – keine Nachrichten, nicht einmal einen Anruf. Sicher hattest du deine Gründe, aber uns im Unwissenden gelassen zu haben, war nicht fair…“, die grünen Augen verdunkelten sich.
 

„Aber vor allem Kacchan gegenüber war es nicht fair. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr er die letzten Jahre gelitten hat. Ein Alpha, der sich auf ein Omega geprägt hat, ist sein Leben lang gebunden. Seine innere Stimme hat sich auf deine geprägt, Valeria. Nach eurem letzten Treffen zufolge, wusstest du davon, habe ich Recht? Ich stand nur wenige Meter neben euch. Ich habe jedes einzelne Wort euerer Konversation verstanden.“
 

Izuku konnte einfach nicht anders. Die Worte sprudelten regelrecht aus ihm heraus. Er wollte die Wahrheit wissen. Er wollte verstehen, warum die Omega sich so lange nicht gemeldet hatte. Klar, war Tsuchis Tod der Grund für ihren Weggang gewesen, aber dennoch hatte der Grünhaarige ein seltsames Gefühl, das ihm signalisierte, dass etwas bislang übersehen wurde. Etwas wichtiges. Möglicherweise sogar etwas, was über Tsuchis Ableben weit hinaus ging. Er musste einfach zu ihr durchdringen. Er war es ihr und Katsuki schuldig, auch wenn der Blonde ihn möglicherweise für diese Aktion in die Luft sprengen wird. Diese Rüge nahm er aber liebend gern in Kauf. Währenddessen konnte der Omega seitlich beobachten, wie sich Valerias Hand zu einer Faust bildete. Sie zitterte bereits. Warum sagte sie nichts. Wieso schwieg sie?
 

„Er hat jede Frau abblitzen lassen, er hat weiterhin an sich selbst – an seinem Charakter gearbeitet. Ich weiß inzwischen, dass er dir damals ein Versprechen gegeben hat. Welches weiß ich nicht, er ging darauf nicht näher ein. Aber dieses Versprechen schien ihm sehr wichtig gewesen zu sein. Es ist für Außenstehende mehr als offensichtlich. Er liebt dich, Val."
 

„Hör auf…“, Valerias Augen füllten sich mit Tränen. Ihre Zähne biss sie zusammen, während sie ihre Faust gegen die Balkontür anlehnte.
 

„Mit was soll ich aufhören, Valeria? Du verschweigst uns doch etwas. Du quälst dich. Warum höre ich eigentlich deine innere Stimme nicht? Es ist so still. Wenn es dir angeblich so gut geht, wie du sagst, dann müsste dein innerer Omega doch mit dir im Gleichgewicht sein. Aber warum nehme ich ihn dann nicht wa-?“
 

„Ich bin seit zwei Jahren heatlos… Izuku…“
 

Das wiesengrüne Augenpaar weitete sich. Ein eiskalter Schauer jagte Izukus Rücken hinunter, während sein Herzschlag aussetzte. Schockiert verinnerlichte er diese Worte – sie hallten immer wieder in seinen Gedanken wider. Wie ein Echo, das gegen die Mauer prallte und dort abgestoßen wurde. Mit einem Mal wurde ihm die Schwere dieser Erkenntnis bewusst. Der Omega hatte schon einmal von diesem Zustand gehört. Dass es ausgerechnet seine Freundin traf, schockierte ihn zutiefst. Das konnte einfach nicht sein – es durfte nicht wahr sein.
 

„Seit Tsuchis Tod… höre ich sie nicht mehr… Anfangs dachte ich, dass es normal sei…“, Valeria nahm wieder neben dem Grünhaarigen Platz und hielt ihren Blick gesenkt. Izuku hingegen verweilte an Ort und Stelle. Er war wie erstarrt.
 

„Als ich dann in Amerika war, hielt dieser Zustand weiterhin an. Die Heat-Phasen blieben aus.“, die junge Frau sah auf ihre Handflächen herab.
 

„Ich habe seit jenem Tag keinen Kontakt mehr zu meiner inneren Stimme. Es fühlt sich inzwischen so an, als ob unsere Verbindung gekappt worden wäre“, die Hände bildeten sich zu Fäusten, die Valeria gegen ihre Brust drückte.
 

„Keiner nimmt mich noch als Omega wahr. Selbst die Alpha an der M.U.A. dachten anfangs ich sei ein Beta. Alles was mich als Omega ausgemacht hatte, was ich jahrelang verabscheut habe, ist weg – einfach so. Ich bin eine Schande.“, die letzten Worte versetzen Izuku einen Stich. Mit einem Mal zog ihm ein Ruck durch die Glieder. Warum redete sie so abfällig über sich?
 

„Ich war schon immer anders, Izuku. Auch damals schon. Mein eigener Alpha hat mir ins Gesicht gesagt, dass er keine Kinder mit mir haben will. Ich weiß bis heute nicht warum. Warum er mich überhaupt als Omega gematet hat. Diese Worte hatten mich damals zutiefst verletzt. Zu was sollte ich sonst nütze sein? Wenn ich meinem Alpha nicht einmal Nachkommen schenken durfte? Es war damals am Abend vor dem Trainings-Camp gewesen, wo er mir diese Entscheidung offenbart hat. Du kannst dir wahrscheinlich gar nicht ausmalen, wie sehr wir uns an diesem Abend gestritten haben. Welche Worte wir uns gegenseitig an den Kopf geworfen haben.“
 

Izuku hielt geschockt inne. Das lastete also schon so lange auf ihrer Seele. Das ganze hier ging über Tsuchis Tod weit hinaus. Sein Gefühl hatte ihn also nicht im Stich gelassen.
 

„Dann ist er gestorben, ohne dass er mir jemals die Wahrheit gesagt hat… Für einen Omega ist es schon schlimm genug den eigenen Alpha zu verlieren… aber nie gewusst zu haben, warum er ausgerechnet mich erwählt hat, hat mich innerlich zerrissen… diese Ungewissheit… sie zerfrisst mich von innen. Es mag sein, dass ich mich äußerlich verändert habe und auch stärker geworden bin – aber innerlich stehe ich kurz vor dem Zerfall…“, nach diesen Worten krümmte die Omega in sich zusammen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
 

Wortlos erhob sich der Grünhaarige schließlich und schritt auf sein Regal zu. Nachdenklich streckte er seine Hände nach einem Gegenstand aus, der sich hinten an der Regalwand befand. Er zog ein Kästchen hervor, das er öffnete. Als er den Deckel hochhob, konnte er das zusammengefaltete Stück Papier schon sehen. Nachdenklich griff er nach dem Stück Pergament. Er hatte ihn aufgehoben – ihn wie einen Schatz behütet. Ganze zwei Jahre hatte er ihn in diesem Kästchen aufbewahrt. Das wiesengrüne Augenpaar sah wieder zu der Omega rüber, die immer noch zusammengekauert auf seiner Couch saß.
 

Eigentlich hatte Izuku nie gewollt, dass sich der Abend so entwickelt – aber er hatte endlich Gewissheit und möglicherweise war sogar dieser Brief hier der Schlüssel, der ihr Leid endgültig beenden konnte. Tsuchi schien Valeria tatsächlich bis zu seinem Tod über seine Spezialität im Unwissenden gelassen zu haben. Sie wusste nichts von seinem Leid. Sie hatten sich nie richtig ausgesprochen. Wenn Izuku so darüber nachdachte, war dieser Zustand zwischen ihm und Shoto undenkbar. Er vertraute seinem Alpha blind und dies galt auch umgekehrt. Aber wenn man bedachte, was Tsuchi und Val all die Jahre an Last mit sich rumgetragen hatten, schien wohl jeder anders mit der Situation umgegangen zu sein. Ein trauriges Lächeln zierte Izukus Lippen, als er an die Couch herantrat und seine Hand auf Valerias Rücken ablegte.
 

„Es gibt da etwas, was du nicht weißt…“, seine Worte waren ruhig.
 

Valeria schreckte auf und sah zu dem Omega auf, der sich schließlich wieder neben ihr niedergelassen hatte. Ihr Blick fiel auf das Stück Papier, das der Omega vorsichtig auseinanderfaltete.
 

„Was ist das, Izuku?“
 

„An jenem Abend hat Tsuchi seine Worte auf diesem Papier hier festgehalten. Dieser Brief enthält seine letzten Worte. Er wusste, dass er sterben würde…“, nach diesen Worten reichte der Omega den Brief an die junge Frau weiter, die ihn zitternd entgegennahm.
 

„Der Brief tauchte an jenem Abend auf, als du Japan verlassen hast. Von daher war es mir nicht möglich gewesen dir diesen zukommen zu lassen und per WhatsApp fand ich zu unpersönlich. Er war an mich gerichtet, aber er enthält auch Zeilen über dich…“
 

Valeria strich das Papier glatt und sah auf das Schriftstück herab. Izuku fuhr währenddessen langsam fort. Seine wiesengrünen Augen waren auf die Kerze gerichtet, die vor ihm auf dem Glastisch loderte.
 

„Es gibt einen bestimmten Grund… warum er keine Kinder haben wollte… allerdings warst du nicht der Grund gewesen… Er wollte nicht, dass seine Nachkommen seine Quirk erben. Er wollte nicht, dass sie denselben Leidensweg einschlagen, wie er und sein Großvater es taten. Tsuchi wurde der Boden unter den Füßen weggezogen, als er vor mehreren Jahren die erschütternde Diagnose erhielt. Es gibt Spezialitäten, die der eigene Körper nicht anwenden oder gar verarbeiten kann. Ich selbst wusste es auch nicht, erst als ich damit konfrontiert wurde. Als ich es an jenem Abend selbst gesehen habe. Wie seine Verletzungen offensichtlich wurden und sein Stolz nach Außen tragendes Spiegelbild in sich zusammenfiel. Er war bereits damals schon am Ende seiner Reise angekommen“, traurig sah Izuku zu der jungen Frau auf.
 

„Seine Spezialität hat ihn innerlich zerstört, Valeria…“
 

Fassungslos sah die Omega auf den Brief herab und legte schockierend ihre Hand auf ihren Mund. Das fliederfarbige Augenpaar weitete sich vor Entsetzen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade las. Izuku hingegen sah wieder in die lodernde Kerzenflamme. Das Licht flackerte in den Brillengläsern wieder.
 

„Er hat dich wirklich geliebt. Mehr als alles andere auf der Welt. Es brach ihm das Herz dir diesen Wunsch damals verwehrt zu haben… Aber er wollte dir diese Last nicht aufbürden, dass du eines Tages dein eigenes Kind zu Grabe tragen musst. Ein Omega verkraftet den Tod eines geliebten Kindes nicht.“, wieder stahl sich ein trauriges Lächeln auf Izukus Lippen, als er mit seinen Worten weiter fortfuhr.
 

„Tsuchi hatte bereits an diesem Abend mit seinem Leben abgeschlossen und er wollte dich auch nicht allein lassen. Aus diesem Grund hat er seine Mateschaft auf Kacchan übertragen. Er hat seine Aufgabe an ihn weitergeben und er wusste, dass du es guthaben würdest. Tsuchi hat unsere Welt mit einem Lächeln verlassen.“
 

Dicke Tränen kullerten Valerias Wange hinunter, während sie den Brief an sich drückte. Für sie brach gerade eine weitere Welt zusammen. Sie versuchte sich zusammenzureißen, doch es half alles nichts.
 

„Tsuchi…du verdammter Idiot…immer musstest du alles mit dir selbst ausmachen…“, hauchte die junge Frau leise und biss sich knirschend auf die Unterlippe, ehe sie bitterlich anfing zu weinen. Sie konnte nicht mehr. Ihr wurde in diesem Augenblick bewusst, wie schlecht sie ihren Alpha doch gekannt hatte. Sie hatte gewusst, dass etwas nicht stimmte – sie hatte es am Rande mitbekommen, aber sobald sie auf Tsuchi zugegangen war, hat er sie von sich gestoßen. Er tat es, um sie zu schützen, aber dennoch tat die Ablehnung weh und nun zu wissen, dass sich die Omega zu recht Sorgen gemacht hatte, machten alles umso unerträglicher.
 

Izuku hingegen legte behutsam seine Hand auf ihre Schulter. Alles, was er sagen wollte, war gesagt. Mehr konnte er in diesem Moment nicht für sie tun. Er konnte ihr nur noch bestehen, falls sie es zuließ, und sie ließ es zu. Innerhalb weniger Sekunden fand sich Izuku in einer innigen Umarmung wieder. Valeria hatte den Omega nah an sich gedrückt.
 

„Ich danke dir… Izuku…“, hauchte die Roséhaarige an Izukus Ohr und verbarg ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Der Grünhaarige legte vorsichtig seine rechte Hand an ihrem Hinterkopf ab und lächelte.
 

„Ich kann nur das wiederholen, was ich dir schon einmal gesagt habe… dafür sind Freunde da…“
 

Nachdem Valeria sich etwas beruhigt hatte, erzählte sie von ihrer gemeinsamen Zeit mit Tsuchi. Wie sie sich kennenlernten, wie sie sich ineinander verliebten und wie sie schließlich das Matebündnis miteinander eingegangen waren. Immer wieder stahl sich ein trauriges Lächeln auf ihre Lippen, wenn sie von ihm erzählte. Izuku zog die Beine nah an sich heran und hörte genau zu. Es wirkte so, als ob der Knoten nun endgültig geplatzt war. Endlich redete sie über ihn. Endlich konnte sie frei darüber reden. Trauer und Einsamkeit waren stets ihr ständiger Begleiter. Es würde lange dauern, bis sich ihr Omega-Zyklus wieder stabilisieren wird. In der Regel hieß es, dass die Heilung zwischen 5 bis 10 Jahren andauern kann. Eine lange Zeit, wenn Izuku so darüber nachdachte. Aber dennoch versuchte er Valerias Lage so gut es ging nachzuvollziehen. Er wollte hinter diese Worte blicken – wollte sie verinnerlichen und verstehen. Gerade stand er in der Küche und setzte einen Kocher mit heißem Wasser auf. Fragend wand er sich der Türschwelle zu.
 

„Willst du Zucker im Tee haben oder trinkst du ihn ohne?“
 

„Ein ½ Würfel reicht, danke - OH!“, als die Omega währenddessen den Brief wieder zurück ins Regal legen wollte, stieß sie versehentlich ein Buch um, das lautstark auf dem Parkettboden aufkam. Valeria ging daraufhin in die Knie und hob das Buch auf. Vorsichtig fuhr sie über den Einband drüber und entdeckte hierbei ein Stück Papier, das etwas hervorstand. Neugierig hob die junge Frau eine Augenbraue nach oben und zog das Papier hervor. Es war ein Bild, das ihr in farbiger Pracht entgegenstrahlte. Das fliederfarbige Augenpaar weitete sich. Izuku hielt sofort inne und kam ins Wohnzimmer gestürmt. Er hatte nur einen lauten Knall vernommen.
 

„Val, was ist passiert?“
 

Die junge Frau erhob sich schließlich und hatte dem Grünhaarigen den Rücken zugewandt. Wie in Zeitlupe wand sie sich ihm zu. Izuku ließ sofort den Blick über sie gleiten und blieb schließlich an dem Stück Papier haften, das sich in ihren Händen befand. Er erkannte das Bild, das sich darauf befand. Diese Farben – dieser Kontrast. Vor allem aber, erinnerte er sich an den damaligen Zeitpunkt, als die Zeichnung entstanden war. Es war jenes Bild, das einen Tag nach Tsuchis Tod durch seine Hand – durch seine Feder entstanden war. An jenem Abend, als Sternschnuppen vom Himmel regneten – als sich ein großer heller Schweif in seine Netzhaut gebrannt hatte. Es war jene Zeit, wo sein Herz mehr denn je nach seinem Alpha gerufen hatte. Eine Zeit, in der Liebeskummer gemischt mit Trauer allgegenwärtig war. Eine Rose – kristallisiert für die Ewigkeit. Jene Bedeutung, die er diesem Kunstwerk verliehen hatte. Jenem Ausdruck seines Geistes, dem er ein Gesicht verleihen wollte.
 

„Stammt… diese Zeichnung von dir?“
 

Erst auf diese Frage hin war Izuku wieder im Hier und Jetzt. Seine wiesengrünen Augen sahen zu der Omega auf.
 

„Ja… um meine Trauer und die Erlebnisse von damals zu verarbeiten, habe ich einfach meinen Stift genommen und habe drauflos gezeichnet.“
 

Die Omega widmete sich währenddessen wieder der Zeichnung.
 

„Es war Zufall. Es ist mein erstes Bild dieser Art. Mal ganz ohne analytische Gedanken. Ich hatte diese Emotionen genau vor Augen.“
 

„Es ist wunderschön-“, vorsichtig fuhr Valeria über die Zeichnung drüber.
 

„-und es ist perfekt.“
 

Der Grünhaarige sah die junge Frau vor sich fragend an. Valeria lächelte den Omega an und hielt die Zeichnung genau neben ihren linken Unterarm.
 

„Meine Therapeutin hat mir geraten hierher zurückzukehren. Ich soll mich meiner Vergangenheit stellen und ich habe lange einen Weg gesucht, um mit allem hier abschließen zu können. Ich habe nach einem Symbol gesucht, das mir den rechten Weg zeigen könnte…“, daraufhin sah das fliederfarbige Augenpaar auf.
 

„Ich wollte etwas verewigen, was mich immer mit Tsuchi verbindet und endlich habe ich diese Brücke gefunden, Izuku“, ihr Lächeln wirkte in diesem Moment so aufrichtig und rein. Als Izuku die Geste verstand, zog er scharf die Luft ein.
 

„Bist du dir da wirklich sicher? Wenn es das ist, was ich vermute, dann solltest du dir das Ganze gut überlegen. Ich meine, du trägst es ein Leben lang und d-“
 

„Genau das will ich ja, Izuku. Diese Zeichnung hier bedeutet die Ewigkeit und dieses Symbol könnte nicht perfekter sein. Natürlich nur, wenn es dir recht ist. Der Künstler sollte natürlich immer erst das OK geben. Also was sagst du?“
 

Der Grünhaarige war sprachlos. Mehr als das. Er war glücklich. Valeria wollte tatsächlich seinem Bild eine neue Aufgabe geben. Sie wollte seine Gedankenwelt unter ihrer Haut verewigen. Ein Symbol, das sie auf ewig mit Tsuchi verbinden wird. Die Ehre, die dem Omega zuteilwurde, konnte gar nicht in Worte gefasst werden. Der junge Mann war einfach überwältigt, als er sich die Brille auszog und mit seinem Handrücken über sein Gesicht fuhr. Freudetränen sammelten sich bereits in seinen Augen.
 

„Sicher doch, vielen Dank – es ist mir eine große Ehre“
 

Sein Blick galt wieder der Zeichnung, die sich weiterhin in den Händen der jungen Frau befand. Ein zärtliches Lächeln stahl sich auf Izukus Lippen, als er wieder zu der Omega aufsah, die zufrieden vor sich hin lächelte. Ihr Lächeln wirkte gelöst – so ehrlich. Das schien nun die endgültige Wende zu sein. Es konnte nun endlich bergauf gehen.
 

//Valeria… hoffentlich kannst du nun mit allem abzuschließen. Auch, wenn du lange die Augen davor verschlossen hattest, weil du nicht anders konntest. Aber nun sind deine Fesseln gelöst und du kannst aufatmen…Vielleicht wirst du eines Tages wieder in der Lage sein, dein Herz jemandem zu öffnen//
 

Erleichtert sah Izuku schließlich aus dem Fenster und blickte zum sternenklaren Himmel auf.
 

// Es gibt da jemanden, der bereits auf dich wartet…//
 


 


 

~*~*~*~*
 

 

Part LI – first preparations

Die Nacht brach langsam heran. Der Himmel war sternenklar – keine einzige Wolke war zu sehen. Außerdem war Vollmond und erhellte die Umgebung mit seinem hellen Schein, sodass man trotz allem die Wege unten auf den Straßen noch klar und deutlich erkennen konnte. Die beiden Omega saßen inzwischen auf dem Balkon und widmeten ihren Ausblick dem Sternenhimmel, der sich über ihnen befand. Da Ende Mai war, war es nach 21 Uhr noch angenehm draußen, sodass man sich ohne große Gedanken außerhalb aufhalten konnte. In der Zwischenzeit hatte sich auch Tinkerbell zu ihnen gesellt. Die weiße Schönheit hatte erst einen Moment gebraucht, bis sie Valeria erkannt hatte. Anfangs war die Katze auf Abstand gegangen und hatte die Omega genau unter die Lupe genommen - erst als sie ihre Stimme wiedererkannt hatte, war das Eis endgültig gebrochen. Nun verweilte das Fellknäul auf Valerias Schoß und genoss die Streicheleinheiten. Die beiden saßen in der Hängematte, die die Omega leicht hin und her wippte.
 

„Du hast es wirklich schön hier“, Valeria sah sich derweil um und begutachtete die Lampen, die ihr besonders ins Auge gefallen waren. Der Grünhaarige hatte in den letzten zwei Jahren viel auf seinem Balkon verändert. Inzwischen befand sich eine große Palme vor dem Geländer, die fast 2 m hochragte. Nebendran stand eine Leuchtkugel, in dessen Innern sich ein kleiner Wasserbrunnen befand, der immer wieder seine Farben wechselte. Die Hängematte hing immer noch an der selben Stelle. Ansonsten hingen zwei Windspielgirlanden an den Holzbalken. Dieser Ort lud zum Verweilen ein. Der Grünhaarige zog sich immer hierher zurück, wenn er mal etwas Abstand und Ruhe benötigte. Izuku hatte sich währenddessen am Geländer angelehnt und sah in ihre Richtung.
 

„Vielen Dank, ich bin dennoch froh, wenn ich endlich meinen grünen Daumen ausleben kann“, entgegnete der Grünhaarige und sah wieder zum Himmel auf.
 

„Weißt du schon, wann du mit Shoto zusammenziehen wirst?“, Valeria lächelte auf die Antwort hin und fuhr erneut durch Tinkerbells Fell.
 

„Wenn alles gut läuft, wohl Ende Herbst diesen Jahres. Endeavor hat ein neues Anwesen bauen lassen, in das Natsuo und Fuyumi umziehen werden. Somit wäre im aktuellen Haus ein ganzer Teil frei.“
 

„Das klingt fabelhaft…“, flüsterte die junge Frau und erhob sich schließlich. Tinkerbell sprang runter und gesellte sich zu Izuku. Schnurrend wand sie sich zwischen seinen Beinen umher und blieb neben ihm sitzen und sah zu ihm auf.
 

„Ja, endlich können wir dann wie eine richtige Familie zusammenleben…“, hauchte Izuku leise und lächelte friedlich in sich hinein, während er in die Hocke gegangen war und Tinkerbell am Kopf streichelte.
 

Ja, er freute sich endlich mit seinem Mate zusammenziehen zu können. Da sich Shoto die meiste Zeit sowieso schon bei ihm in der Wohnung aufhielt, wohnten sie eigentlich schon zusammen – inoffiziell zumindest. Aber nun den offiziellen Weg gehen zu können, ließ sein Herz höherschlagen. Endlich konnten sie wie ein richtiges Paar zusammenleben. Er zählte schon die Tage. Ende Oktober soll es endlich soweit sein.
 

„Wie sieht es mit der Familienplanung aus?“, Valeria lehnte sich neben ihn an das Geländer und schaute in die Ferne.
 

Auf die Frage hin lief Izuku knallrot an. Erst wusste er nicht was und vor allem wie er antworten sollte. Er wusste nicht, ob dieses sensible Thema gerade angebracht war. Jedoch waren seine Sorgen unbegründet, als er in Valerias Richtung blickte und ihr Lächeln sah.
 

„Nun ja… also, wenn wir erst mal schulisch alles hinter uns haben und uns in unsere Jobs eingearbeitet haben… vielleicht dann…“, die Worte verließen fast schon stotternd seine Lippen.
 

Izuku war ehrlich – diese direkte Frage hatte ihn aus der Bahn geworfen. Dass er ausgerechnet mit Valeria darüber sprach, verwunderte ihn – zudem sie auch noch mit dem Thema angefangen hatte. Dennoch hatte der Grünhaarige das Gefühl ihr vertrauen zu können. Irgendwie befanden sich die beiden Omega von Anfang an auf einer Wellenlänge. Sie waren sich in vielen Dingen so ähnlich. Ihr Verhältnis zueinander war anders als bei ihm und Ochaco. Warum konnte sich Izuku allerdings nicht erklären. Die Roséhaarige warf währenddessen einen Blick auf ihre Armbanduhr. Ein genervtes Seufzen folgte.
 

„Oh verdammt… ich muss los… tut mir leid, aber mein Dad dreht durch, wenn ich nicht bis 23 Uhr zuhause bin. Seit ich wieder hier bin, ist er wieder voll in seinem Element. Es ist schon fast nervig…“, verlegen kratzte sich die junge Frau am Hinterkopf und lächelte den Grünhaarigen verlegen an.
 

„Ach ist ja nicht schlimm. Ausnahmsweise habe ich auch Morgen wieder Schule. Wir erfahren endlich unsere Abschlussergebnisse und auch wie es mit dem Festival weitergehen wird. Ich bin gespannt.“, Izukus Augen leuchteten auf.
 

Die Omega hielt in ihrem Lächeln inne. Es wirkte fast so, als ob sie zu dem Thema etwas sagen wollte, rückte aber dann doch nicht mit ihren Worten heraus. Anscheinend war es dann doch nicht so wichtig gewesen. Izuku begleitete die junge Frau noch zur Eingangstür. Zuvor bedankte sich die Roséhaarige noch bei ihm für den schönen Abend – auch für seine Stütze. Danach verabschiedeten sie sich voneinander.
 

Gerade als sich Valeria auf den Weg machen wollte, fiel dem Größeren wieder ein, was er eigentlich den ganzen Abend schon ansprechen wollte. Bei all den Ereignissen, die den Abend gestaltet hatten, hatte er das Wichtigste komplett aus den Augen verloren.
 

„Val, warte bitte kurz!“, schnell ließ der Omega die Tür ins Schloss fallen und rannte hinter der Roséhaarigen her, die wenige Meter vor ihm stehen blieb.
 

„Ja?“, entgegnete die junge Frau und sah fragend zu Izuku hinunter, der nach seinem Kurzsprint erst einmal tief Luft holen musste und seine Hände auf die Knie stemmte. Da er seit den Prüfungsvorbereitungen vor mehr als zwei Monaten das Training mit Shoto sehr vernachlässigt hatte, bekam er nun die Retoure-Kutsche. Leider war seine Ausdauer in der Zeit sehr zurückgegangen und gerade im Moment bekam er dies zu spüren. Außerdem stand seine Heat kurz bevor. Zum kommenden Wochenende konnte er sich auf eine sehr hormonvolle Zeit einstellen. Irgendwie ahnte Izuku bereits, dass dieser Zyklus wieder heftig werden wird. Schnell schob der Grünhaarige diese Gedanken beiseite.
 

„Es gibt da etwas, was ich dich noch fragen wollte…“, keuchte der junge Omega und sah schließlich wieder zu Valeria auf.
 

„Ich bin momentan an einem Fall dran, bei dem ich bei einem kleinen Mädchen die Spezialität in Erfahrung bringen soll. Allerdings kommen weder die Mitarbeiter des Waisenhauses noch ich an sie ran. Es herrscht eine Sprachbarriere zwischen uns. Die Kleine scheint russischer Abstammung zu sein und da dachte ich…“, die wiesengrünen Augen wanderten zu Boden.
 

„… dass du uns möglicherweise weiterhelfen könntest.“
 

„Ich verstehe…“, Valeria senkte ihren Blick ebenfalls zu Boden. Es herrschte einen Moment Stille. Es sah so aus, als ob sie überlegte. Es vergingen mehrere Minuten, in denen Izuku angespannt abwartete. Wie wird sich die Omega wohl entscheiden? Es war eine Zerreißprobe. Schließlich sah sein Gegenüber wieder auf und legte nachdenklich ihre Stirn in Falten.
 

„Das dürfte sich einrichten lassen. Gib mir bitte ein paar Tage Zeit, damit ich alles organisieren kann. Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?“
 

„Ich werde mich vorerst mit Endeavor absprechen, ob ich dich weiter in den Fall einspannen kann. Es wird uns wohl hier keine andere Möglichkeit bleiben, schließlich sollst du uns als Dolmetscherin hier von Nutzen sein. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich mehr weiß.“
 

„Alles klar, melde dich dann einfach…“, die Omega nickte und danach ging jeder seiner Wege. Ein letztes Mal sah Izuku hinter sich und sah der Roséhaarigen hinterher, die im Schutz der Dunkelheit verschwand. Tinkerbell, die sich zwischenzeitlich neben Izuku gesellt hatte, sah schnurrend zu dem Grünhaarigen auf, der daraufhin in die Knie gegangen war und dem Geschöpf sachte durchs Fell fuhr.
 

„Komm, Tinka… Lass uns nach Hause gehen…“
 

Am selben Abend rief Izuku noch seinen Vorgesetzten an. Er schilderte dem Flammenhelden die aktuellen Ergebnisse und Geschehnisse. Laut Endeavor war es kein Problem, wenn Valeria in den Fall miteingespannt wurde. Schließlich wurde seine Agentur mit der Mission beauftragt und somit war er auch der erste Hauptansprechpartner. Er würde sich dennoch mit den anderen Mitgliedern des Senats abstimmen. Demnach sollte Izuku noch abwarten, bis alles endgültig entschieden war. Müde war der Omega allerdings noch nicht. Die Ereignisse des heutigen Tages hatten ihn regelrecht aufgeputscht, sodass an Schlaf noch gar nicht zu denken war. Stattdessen nahm er auf der Couch Platz, zog sich die Decke über und widmete sich seinen Aufzeichnungen.
 


 


 

[am nächsten Morgen]
 

„Gähn …“, Izuku saß ausgelaugt im Unterricht und streckte alle Glieder von sich. Müde rieb er sich daraufhin die Augen und sah auf seinen Schreibtisch herab. Nachdenklich widmete er seine Aufmerksamkeit dem Tablet vor sich, in das er gerade seine Termine und Notizen eintrug. Ein erneuter zaghafter Gähner folgte. Hitoshi, der neben ihm saß, sah seinen Klassenkameraden stirnrunzelnd an.
 

„Meine Güte… du hast Augenringe, die schwärzer sind als die Nacht selbst. Was hast du denn bitte die Nacht wieder getrieben?“
 

„Ich habe meine Sammlung erweitert bzw. versucht sie zu optimieren und habe dabei die Zeit vergessen. Keine Sorge, Shoto hat schon mit mir geschimpft…“, verlegen kratzte sich der Omega am Hinterkopf und lächelte seinen Kumpel an, der ihn wiederrum entsetzt ansah.
 

„Pass lieber auf, dass du dich nicht zu einem Workaholic wie meine Schwester entwickelst. Du weißt inzwischen selbst wie irre sie ist. Lass dich nicht anstecken und auf die dunkle Seite ziehen. Sonst bist du verloren, Kleiner…“, der finstere Gesichtsausdruck des Lilahaarigen sprach Bände.
 

„Werde ich schon nicht keine Sorge, Hoshi“, nach diesen Worten griff Izuku nach seinem Tablet-Stift und begann Skizzen zu fertigen. Die Sache mit Eri beschäftigte ihn noch immer. Wie sollte er an die Sache rangehen? Was könnte Valeria unternehmen? Inwiefern konnte er sie in den Fall miteinspannen? Fragen über Fragen, die sich in seinem Kopf anstauten und nach Antworten verlangten. Im Hintergrund erfolgte währenddessen die Zeugnisvergabe.
 

„Der Nächste...“, ihr Lehrer, Herr Ikito, rief jeden Schüler einzeln nach vorne. Der Omega war so sehr in seinen Gedanken vertieft, dass er die Worte seines Lehrers gar nicht mitbekam.
 

„Izuku?“
 

„…“
 

„Izuku Midoriya“, erst als sein Name erneut aufgerufen wurde, sah der Angesprochene auf. Alle Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Unwohlsein stieg in Izuku auf. Warum starrten sie ihn alle so an? Als er seine Aufmerksamkeit schließlich dem Lehrer widmete, der ihn herzlich ansah und das Formular in dessen Händen erblickte, wusste er wieso.
 

„Ja, entschuldigen sie bitte vielmals…“, nachdem Izuku aufgestanden war, verneigte er sich und schritt danach auf seinen Lehrer zu. Bevor er sein Zeugnis entgegennehmen konnte, legte Herr Ikito eine Hand auf seiner Schulter ab.
 

„Ich bin stolz auf dich, Izuku. Du hast es geschafft.“, nach diesen Worten übergab der ältere Mann ihm das Zeugnis. Izukus Augen weiteten sich als er das Pergament genauer in Augenschein nahm. Ein Notendurchschnitt von 1,0… das konnte nun wirklich nicht sein. Da muss ein Irrtum vorliegen. Ungläubig sah der Omega zu Herrn Ikito auf.
 

„Hier muss ein Druckfehler vorliegen… das kann nicht sein, ich meine…“
 

„Haha, nur nicht so schüchtern, Izuku. Du liest richtig. Neben Katsuki Bakugou aus der Superheldenabteilung gehörst du ebenfalls zu unseren besten Abgängern. Es ist das erste Mal, dass es jemand aus der normalen Abteilung an die Spitze geschafft hat. Herzlichen Glückwunsch mein Junge.“
 

Ungläubig hielt Izuku in seinen Worten inne. Irgendwie kam ihm das Szenario aus seiner Mittelschulzeit in den Sinn. Ein unwohles Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Da war er auch Schulbester gewesen, allerdings hatte es ihm damals keine Freude bereitet. Allein, wenn er schon an die Reaktion seiner Klassenkameraden zurückdachte. Es war der pure Alptraum gewesen. Wieso kamen genau in diesem Augenblick bloß die alten Kamellen wieder hoch? Bevor Izuku jedoch weiter in seinen dunklen Gedanken versinken konnte, vernahm er bereits Jubelrufe hinter sich. Konfetti wurde in die Luft geschossen und landete auf dem Grünhaarigen, der sich daraufhin entgeistert umdrehte.
 

„Mensch, Izu – genial Mann!“
 

„Herzlichen Glückwunsch, Izu~“
 

Wirklich jeder aus seiner Klasse rief ihm aufmunternd zu. Izuku stand einfach nur entgeistert da und beobachtete dieses surreale Bild vor sich.
 

„Hoch lebe unser Omega, der Beste~“
 

„Yuhu, endlich steht mal die normale Abteilung an der Spitze!“
 

Izuku sah ungläubig in die Runde und blickte in die hinterste Reihe, wo Hitoshi und Toki sich gegenseitig die Fäuste aneinanderschlugen. Das wiesengrüne Augenpaar weitete sich. Langsam verstand er was gerade hier stattfand. Das Ganze war geplant. Erneut wurde dem Omega bewusst, dass er wirklich tolle Freunde hier an der U.A. gefunden hatte. Für nichts auf der Welt würde er diese wieder eintauschen wollen. Izuku spürte, wie ihm langsam die Tränen in die Augen stiegen. Noch nie wurde er so gelobt – zumal es sich hier um seine Klassenkameraden handelt.
 

„Ich danke euch, Leute.“, schluchzend rieb sich Izuku mit dem Handrücken über sein Gesicht. Herr Ikito räusperte sich währenddessen kurz und trat nun neben den Grünhaarigen.
 

„Dürfte ich bitte um euere Aufmerksamkeit bitten. Es gibt noch etwas weiteres zu verkünden“, nach diesen Worten legte der Lehrer erneut seine Hand auf Izukus Schulter ab. Sofort war wieder Stille im Klassenraum eingekehrt.
 

„Ich freue mich verkünden zu dürfen, dass nach mehreren Absprachen, auch mit der M.U.A., die Tradition geändert wird. Normalerweise sollen die besten der Superheldenabteilung mit den BIG 3 der M.U.A. auf der Bühne stehen. Da sich allerdings unter den BIG 3 der M.U.A. ein Omega befindet, wäre es nur fair, wenn auch wir mit einem Omega an den Start gehen. Außerdem haben wir uns hier mehrere Meinungen eingeholt - auch von außerhalb - und gerade auch, weil du zu den Top-Schülern gehörst, wirst du, Izuku Midoriya, bei den Haupt-Acts mitvertreten sein. Du wirst zusammen mit Mary Ann auf der Bühne stehen, ist das nicht fabelhaft?“
 

Erneut brach Jubel aus. Die komplette Klasse war aus dem Häuschen. Es wurde noch mehr Konfetti in die Luft katapultiert. Luftschlangen flogen umher und der Omega stand einfach nur Mitten im Getümmel. Vereinzelt zogen seine Klassenkameraden den Grünhaarigen in den Schwitzkasten – andere schüttelten seine Hand und beglückwünschten ihn.
 

„Äh...“, Izuku hingegen stand einfach nur da und realisierte erst sehr langsam, was so eben verkündet wurde. Er soll mit Valeria auf der Bühne stehen? Er soll einer der Beteiligten sein, der die Schule vertritt? Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Der Schock stand dem Omega ins Gesicht geschrieben. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er hasste es doch im Mittelpunkt zu stehen. Er wollte diese Art von Aufmerksamkeit nicht. Er litt, was dies anbelangte, unter schwerem Lampenfieber und hatte Angst vor großen Menschenmengen. Es war die pure Hölle für den Omega. Am liebsten beabsichtigte Izuku augenblicklich das Weite suchen. Das Erste, was ihm in den Sinn kam, war es die Flucht zu ergreifen.
 

Wem hatte er diese „Ehre“ bloß zu verdanken? Wer hatte hier ein „gutes“ Wort für ihn eingelegt? Sein Gesicht wurde immer bleicher. Es gab tatsächlich nur eine Person, der er so etwas zutrauen würde. Immerhin hatte sie schon damals den Wunsch geäußert, dass sie ihn zusammen mit Valeria auf der Bühne sehen will. Dieses Biest hatte es also tatsächlich in die Wege geleitet. Izuku konnte schon Kataras triumphierendes Gesicht genau vor sich sehen. Siegessicher und wie man sie inzwischen kannte mit ihrem allzu beliebten Peace-Zeichen. Diese Beta brachte ihn noch an den Rand seines geistigen Verstandes.
 

//Das darf doch nicht wahr sein…Irgendwann bringt mich diese Hexe noch ins Grab!!!!//
 


 


 


 

„Ich pack das nicht…“
 

„Komm schon, Izuku. Kopf hoch. Das wird schon…“, Hitoshi versuchte nach Unterrichtsschluss den Omega so gut es ging wieder aufzubauen. Izuku saß seit Verkündung der Neuigkeit wie ein Häufchen Elend auf der Schulmauer und ließ die Schultern hängen.
 

„Ich kann das nicht…“, immer wieder wiederholte Izuku den selben Satz. Der Schock stand ihm immer noch ins Gesicht geschrieben.
 

„Izuku…“
 

„Was ist, wenn ich mich blamiere… wenn ich die ganze U.A. blamiere“, wimmend fasste sich der Grünhaarige an den Kopf.
 

„Kleiner…“
 

„Das wird ein Desaster, Hitoshi!!!“, nach diesen Worten rüttelte Izuku an Hitoshis Schultern.
 

Dem Lilahaarigen gingen inzwischen die Ideen aus. Egal was er auch versuchte, er konnte Izuku nicht beruhigen. Der Einzige, der den Omega in dieser Lage noch besänftigen konnte, war Shoto. Allerdings war dieser gerade nicht vor Ort oder gar greifbar. Toki, der währenddessen neben ihnen saß und seine Beine hin und her wippte, sah zum Himmel auf und genoss die Sonnenstrahlen, die auf sie herabschienen.
 

„Ach Izuku, du bist so ein Glückspilz. Dir wird die Frauenwelt sowas von zu Füßen liegen~ Stell dir vor, wie sie deinen Namen rufen werden. Für mich wäre das wie Musik in meinen Ohren. Außerdem stehst du mit der heißesten Frau der gesamten M.U.A. auf der Bühne. Mit dem heißen Feger würde ich auch gern die Bühne teilen – und natürlich auch noch etwas ganz anderes, hehe~“, nach diesen Worten zog sich der Schwarzhaarige die Sonnenbrille auf und grinste hämisch zu Izuku und Hitoshi rüber. Der Lilahaarige hingegen runzelte die Stirn und starrte den Kleineren fassungslos an.
 

„Izuku ist homosexuell, du Vollidiot. Schon vergessen?! Und was Valeria anbelangt, lass das ja nicht Katsuki wissen – der zerfetzt dich in der Luft!“
 

„Ach, was unser Bombenblondi nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Na, dann eben die Männerwelt. Besser Schlaubischlumpf?”
 

“Nein eben nicht! Izuku ist ein Omega und gematet! Er hat Shoto an seiner Seite! Dementsprechend interessieren ihn andere Männer nicht!!“, fast schon brüllend schlug Hitoshi dem Schwarzhaarigen die Worte entgegen.
 

„Reg dich ab, Hitoshi. Es wird echt mal Zeit, dass du ein Mädel abbekommst. Du bist inzwischen unausstehlich, Alter…“
 

„Was hast du da gerade gesagt?“, die Augen des Lilahaarigen funkelten auf und verengten sich daraufhin zu Schlitzen.
 

„Ich sagte, es wird Zeit, dass du endlich mal eine Frau abbekommst“, feixte Toki dem Größeren entgegen.
 

„Ich bekomme mal eher eine Frau ab als du, du Perversling!“, brüllte Hitoshi los und zog den Schwarzhaarigen in den Schwitzkasten.
 

„Lass mich los! Ich sag doch nur die Wahrheit. Sowas nennt man sexuelle Frustration, mein Freund! Oh, du bist ja noch Jungfrau, stimmts?“, grinsend sah der Beta zu Hitoshi auf, dessen Gesicht augenblicklich knallrot anlief.
 

„Halt die Schnauze, Toki! Als ob du schon mit jemandem das Bett geteilt hättest. Du bist doch selbst noch Jungfrau! Und sowas muss ich mir von einem kleinen Deppen anhören, der Frauen im Onsen bespannt und nicht mal vor vergebenen Frauen Halt macht! Du solltest dich was schämen, solche Worte überhaupt in den Mund zu nehmen! Komm mal klar mit deinem Leben!“
 

„Fängst du nun tatsächlich wieder mit der Leier an, Hitoshi? Du verletzt meine Gefühle zutiefst“
 

„Du hast doch gar keine Gefühle! Spiel dich nicht so auf, du Hinterwäldler“
 

Izuku hingegen ignorierte die beiden Streithähne und zog währenddessen gedankenversunken sein Handy hervor. Niedergeschlagen entriegelte er die Sperre und bemerkte, dass er vor einer Stunde eine Nachricht von seinem Vorgesetzten erhalten hatte.
 

Endeavor [11:05]: Mission geht klar! Valeria kann mithelfen – Weise sie bitte ein.
 

Zumindest eine gute Nachricht. Dann konnte die Mission ja endlich starten. Schnell schrieb er Valeria und setzte sie darüber in Kenntnis, dass alles in Ordnung gehen würde. Ein Seufzen folgte, als plötzlich eine weitere Nachricht auf seinem Handy einging. Erneut öffnete Izuku WhatsApp. Die Antwort kam schneller als erwartet.
 

Val [12:15]: Super, bin dann Morgen gegen 7.30 Uhr bei dir. Zieh dir bitte warme Sachen an – es könnte sonst etwas frisch werden ◕‿◕
 

Stirnrunzelnd hob der Grünhaarige eine Augenbraue nach oben. Was sollte denn diese Anmerkung bedeuten? Es war fast Anfang Sommer – was genau verstand die Omega bitte unter kalt? Wieso außerdem schon so früh? Sie müssen erst gegen 9 Uhr im Waisenhaus sein. Nachdenklich sah Izuku zum Himmel auf, als er erneut eine Vibration vernahm.
 

Val [12:16]: Helm und Ausrüstung bringe ich mit! (づ。◕‿‿◕。)づ
 

„Hä?“, mehr als irritiert starrte Izuku auf die letzte Nachricht. War er nun komplett bescheuert oder stand er einfach nur wegen dem überraschenden Musikauftritt und der aufsteigenden Nervosität neben sich? Von was sprach Valeria denn hier bitte? Welche Ausrüstung? Sie gehen doch gar nicht wandern! Wurde er nun komplett verrückt im Kopf?
 

Ein seitlicher Blick reichte, um ihm zu signalisieren, dass seine beiden Klassenkameraden kurz davor standen sich an den Hals zu springen. Die beiden Beta prügelten sich ja schon fast. Ist das denn zu fassen? Zu allem Überfluss befand sich sein Alpha für den Rest der Woche auf einer Geschäftsführertagung. Dementsprechend war der Omega dem Ganzen hier allein ausgesetzt. Izuku kam sich vor wie im Irrenhaus – vielleicht gehörte er auch einfach inzwischen nur selbst dort hin. Der Wahnsinn holte ihn langsam ein. Seufzend sah Izuku in die Ferne, in der Hoffnung, dass er sich in Sekundenschnelle dorthin katapultieren konnte. Hauptsache weg von hier!
 

//Oh Kami – sag mit bitte… warum werde ich nur so bestraft?!//

Part LII – Light of Heart

 

Am nächsten Morgen stand Izuku schon in aller Frühe an der Bushaltestelle, die sich gegenüber von seinem Wohnkomplex befand. Da es morgens immer noch sehr frisch war und ihn auch an diesem Morgen ein kühler Wind begrüßte, hatte sich der Omega seinen weißen Wollschal um den Hals gewickelt. Er hatte diesen vor einem Jahr von seinem Alpha geschenkt bekommen und seitdem war dieser Schal sein Heiligtum. Der Stoff lag so herrlich weich auf seiner Haut und die Wärme, die dieser ausstrahlte, ließ den Grünhaarigen wollig aufseufzen. Weiße Wölkchen stiegen auf, während der junge Mann seine Aufmerksamkeit seinem Handy widmete. Es war bereits kurz vor halb acht, aber von Valeria fehlte noch jede Spur. Ob sie zu spät dran war oder irgendwo im Berufsverkehr im Stau stand? Nachdenklich wand Izuku seinen Kopf Richtung Himmel und seufzte besonnen aus, ehe er seine Augenlider schloss und die Stille genoss. Zumindest außerhalb, in seinem Innern sah es hingegen ganz anders aus. Izuku war aufgeregt – sehr sogar. Der heutige Tag könnte ihn endlich bei seiner Mission voranbringen. Die höchste Priorität lag erst einmal darin das Herz und das Vertrauen des kleinen Mädchens zu gewinnen. Die ganze Situation hatte den Omega schon vieles an Kraft und Energie gekostet. Mehr, als er anfangs gedacht hätte. Als Omega war es auch nicht einfach mit einem Kind solchen Schicksals umzugehen. Es belastete ihn sehr, umso glücklicher war er nun, dass das Eis endlich gebrochen werden könnte. Wenn Valeria es tatsächlich schaffen sollte zu Eri emotional durchzudringen, war der erste große Schritt getan. Und sein Herz würde um mehrere Tonnen erleichtert werden.
 

Shoto hatte ihn schon sehr früh angerufen und ihnen viel Glück gewünscht. Es war eine Wohltat die Stimme seines Mates zu hören, gerade im Moment fehlte ihm sein Alpha schrecklich. Seit Tagen zerbrach sich Izuku schon den Kopf darüber, wie sie vorgehen sollten – ging jede Art von Szenario durch. Natürlich waren ausgerechnet die Horrorszenarien an erster Stelle. Seine bevorstehende Heat machte es nicht gerade besser, er war nervös, hippelig und kam kaum zur Ruhe. Sein innerer Omega rebellierte schon seit Tagen und verlangte nach der Aufmerksamkeit seines Gegenparts, der sich aktuell mehrere 100 Kilometer von Musutafu aufhielt. Es war zum Haare raufen, gerade im Moment sehnte Izuku sich nach seinem Mate mehr denn je. Er freute sich schon umso mehr auf kommenden Freitag, wo er Shoto endlich wieder in die Arme schließen konnte. Ein zärtliches Lächeln schlich sich auf Izukus Lippen. Währenddessen vernahm er plötzlich Motorgeräusche, die sich ihm nährten und ihn aus seinen warmen Gedanken rissen.
 

„Nanu?“, der Omega konnte das Brummen erst nicht zuordnen. Vorsichtig öffnete Izuku seine Augen und blickte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Nach wenigen Sekunden fuhr auch schon der Übeltäter an ihm vorbei. Aufgrund des Seitenwinds flog das Schalende mitten in Izukus Gesicht, woraufhin dieser erst die Mühe aufbringen musste das Kleidungsstück wieder ordentlich zu richten. Das Brummen kam wieder näher und Izuku erkannte ein Motorrad, das vor ihm zum Stehen kam. Neugierig sah das grüne Augenpaar das Fahrzeug an und widmete schließlich seine Aufmerksamkeit dem Fahrer. Er trug einen schwarzen Helm und einen hautengen Anzug. Bei genauerer Betrachtung fielen Izuku erst die Kurven auf, woraufhin der Omega scharf die Luft einzog. Es handelte sich nicht um einen Fahrer, sondern um eine Fahrerin und als diese auch noch den Helm auszog und sich ihm zuwand, wusste der Grünhaarige auch, wer gerade vor ihm stand.
 

„Hallo, Izuku. Sorry für die Verspätung. Ich hatte heute Morgen nur eine rote Ampel-Phase. Der Verkehr hier ist echt übel. Da fahr ich lieber mitten durch New York als durch Musutafu.“
 

Dem Angesprochenen fielen wortwörtlich die Augen aus dem Kopf, als er den roségoldenen Haarschopf erkannte, der im Wind wehte.
 

„Valeria? Was zum!“
 

Ungläubig ließ Izuku seinen Blick über die junge Frau schweifen. Sie saß auf einem Motorrad und nicht nur auf irgendeinem Motorrad. Dank Katsuki kannte sich der Grünhaarige inzwischen etwas in der Szene aus und das Gestell, das gerade vor ihm parkte, war kein Cityflitzer. Es handelte sich um eine Yamaha R6. Das komplette Gestell war schwarz lackiert und weiße Flammen zierten den vorderen Flügel. Es passte optisch alles zusammen. Das Outfit, das aus einer Bikerjacke, dazugehörigem Nierengurt und einer enganliegenden Lederhose bestand, war ebenfalls schwarz gehalten und weiße Linien verliefen an den Seiten entlang, die die Figur der jungen Frau stark betonten. Die Augen des Omegas wurden immer größer. Seit wann besaß Valeria so eine Maschine? Die Roséhaarige hingegen lächelte den Grünhaarigen entschuldigend an.
 

„Da ist mir die Überraschung wohl gelungen, oder?“
 

„Kann man so sagen… ja“, Izuku trat währenddessen näher an das einspurige Fahrzeug heran und ging davor auf die Knie. Vorsichtig fuhr er mit seinen Fingerkuppen über das Metall drüber. Die Fläche blitzte auf und Izuku konnte sogar sein Spiegelbild erkennen, das vor ihm reflektiert wurde. Es befand sich kein Staubkorn auf der Oberfläche. Valeria musste wohl sehr auf dieses Bike achten. Das Metall wies keinen einzigen Kratzer auf – bemerkenswert!
 

„Hier, Helm und Jacke sind darin gelagert. Zieh es dir über… dann können wir auch schon direkt los“, Valeria reichte dem Grünhaarigen daraufhin eine Kapsel, die der Omega kritisch beäugte. Erst musste Izuku die Worte verinnerlichen, ehe er verstand, was die junge Frau von ihm wollte. Geschockt hielt er inne.
 

„Moment mal, wir fahren auf diesem Ding hier?!“, Izukus Gesicht lief plötzlich kreidebleich an. Fast schon zitternd richtete der Omega den Zeigefinger auf das Höllengestell, das immer noch vor ihm parkte. Das musste ein Scherz sein! Das war doch nicht Valerias Ernst - oder?
 

„Sicher, was dachtest du denn, warum ich dir gestern geschrieben habe, dass du dich warm anziehen sollst“, Valeria stützte sich am Lenkrad ab und sah zu dem Grünhaarigen auf, dessen Gesicht augenblicklich noch mehr an Farbe verlor. Man hätte meinen können der junge Mann wäre einem Geist begegnet.
 

Izuku stand kurz davor einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Er war noch nie bei so etwas mitgefahren. Katsuki hatte ihn auch schon versucht zu überreden mal eine Tour mitzufahren. Er und Eijiro hatten ebenfalls ein Motorrad und waren fast jedes Wochenende damit unterwegs. Sie verbrachten sogar ganze Wochenenden in den Bergen. Aber bislang konnte sich der Omega erfolgreich davor drücken, aber nun. Ein schweres Schlucken folgte, als er die Kapsel schließlich entgegennahm, diese mit einem Tippen öffnete und sich die Motorradkleidung überzog. Er musste wohl oder übel über seinen eigenen Schatten springen. Aber wenn Valeria es schaffte, dann konnte er das doch auch – oder? Mit mulmigem Gefühl stieg er wenige Minuten später, nachdem er den Helm aufgesetzt hatte, auf den Sitz hinter Valeria und blickte sich erst einmal unbeholfen um. Es gab hier nicht einmal einen Gurt, an dem man sich festschnallen konnte. Was passierte, wenn sie einen Unfall bauen sollten? Allein, wenn der Omega schon an dieses Horrorszenario nur dachte, stellten sich ihm die Nackenhaare zu Berge. Wer tat sich das bitte freiwillig an? Mehr und mehr stieg die Panik in Izuku auf. Valeria bemerkte die Aura, die hinter ihr aufstieg, sofort und musste sich ein Kichern verkneifen.
 

„Hey Izu, beruhige dich. Atme tief durch…“, erst als der Angesprochene die beruhigenden Worte Valerias vernahm, hielt er in seinen negativen Gedankengängen inne. Er kam dieser Hilfestellung sofort nach und atmete tief ein und aus. Die leichten Atemübungen zeigten bereits erste Wirkungen. Er spürte, wie sich die Anspannung in seinen Gliedern legte.
 

„So ist gut und nun leg deine Arme um meine Taille und rück etwas näher an mich heran“, wies die junge Frau ihn an und schenkte ihm weiterhin ein herzliches Lächeln.
 

Valeria gab sich so viel Mühe mit ihm. Katsuki hätte ihn schon längst zum Teufel gejagt und am nächsten Straßenrand stehen lassen. Die junge Frau jedoch nahm sich die Zeit und sie hatte Geduld - sogar sehr viel Geduld. Es dauerte weitere fünf Minuten bis Izuku sich endlich mit dem Gedanken angefreundet hatte, dass es kein Entrinnen gab. Etwas unbeholfen schlang er daraufhin seine Arme um Valerias Körpermitte und hielt sich an ihr fest, während die Omega den Motor erneut startete. Das Fahrzeug setzte sich langsam in Bewegung und Izuku kniff sofort die Augen zu. Es kostete ihn eine Menge Überwindung sich überhaupt dem Fahrzeug zu nähren. Dass er nun allerdings drauf saß, grenzte schon an sein eigenes Wunder. Innerlich hoffte er, dass die Horrorfahrt schnell vorbei sein würde.
 

Sie fuhren eine Weile auf der normalen Straße. Der Morgenverkehr hielt sich Kami sei Dank an diesem Morgen in Grenzen. Der schlimme Stadtverkehr lag bereits hinter ihnen. Sie hatten ein gutes Zeitfenster erwischt, sodass sie problemlos durch die Innenstadt kamen, ohne in einen Stau zu geraten. An der nächsten Kreuzung bog die Omega schließlich Richtung Berge ab. Sie ließen nach wenigen Minuten die Stadt hinter sich und Natur kam ihnen entgegen. Hohe Wiesen und Berge, die tief ins Tal mündeten, schmückten den Horizont. Die Sonne, die sich bislang hinter den Bergen bedeckt gehalten hatte, stieg empor und erste Sonnenstrahlen trafen das Land, aus dem noch der Nebel des frischen Taus emporstieg. Valeria sah mehrmals seitlich hinter sich und erkannte, dass Izuku sich die ganze Fahrt über an ihr festgekrallt und die Augen regelrecht zu gepetzt hatte. Wieder musste die Omega kichern.
 

„Hey, du kannst deine Augen ruhig öffnen… Dank dem Helmsichtschutz fliegt dir schon keine Mücke ins Gesicht, falls das deine Angst sein sollte.“
 

„Nein… so fühle ich mich sicherer...“, Izuku dachte erst gar nicht daran die Augen zu öffnen. So bekam er immerhin nichts von der Außenwelt mit und so schlichen sich auch keine negativen Gedanken in seinen Kopf. Das war sein Plan.
 

„Aber, dann verpasst du ja gerade das Beste. Wirklich… Sei kein Banause!“
 

„Ich weiß nicht so recht…“
 

„Izuku mach die Augen auf. Du wirst es nicht bereuen. Vertrau mir~“
 

Unsicher hob der Omega auf Valerias Worte hin seine Augenlider. Das erste, was ihm entgegenblitze, waren helle Sonnenstrahlen. Da der Grünhaarige die ganze Zeit über die Augen geschlossen hielt, hatten sich diese bereits an die Dunkelheit gewöhnt und nun schlug ihm das Licht regelrecht entgegen. Sofort wand Izuku den Blick ab und sah zur Seite. Nach und nach klarte sein Sichtfeld auf, woraufhin er sein Gesicht wieder Richtung Sonne wand. Das Bild, das sich vor seinen Augen präsentierte, war mit nichts in der Welt zu beschreiben. Es raubte ihm den Atem. Natur, wohin das Auge reichte. Die Kirschblütenbäume reihten sich aneinander und tauchten den Horizont in ein rosafarbiges Meer. Ein hellblauer Himmel, der mit Orange angehauchten Wolken beschmückt war, thronte über ihnen. Die Landschaft, die sich seinem grünen Augenpaar offenbarte, war ein Traum – er konnte den Blick gar nicht abwenden. Ein leichter Wind zog ihnen entgegen, jedoch war das Izuku im Moment herzlich egal. Zu sehr fesselte ihn dieser atemberaubende Anblick. Ein Portrait, wie von einem Künstler gemalt. Noch nie hatte er so eine schöne Landschaft gesehen. Er hatte bis soeben keinen blassen Schimmer, dass sich so etwas außerhalb von Musutafu befand. Waren sie deswegen so früh losgefahren? Weil Valeria ihm diese Gegend zeigen wollte? Die Omega, die die Reaktion ihres Mitfahrers mitbekommen hatte, sah ebenfalls in die Ferne. Kurz ging sie hierbei vom Gas runter, sodass sie langsamer wurden.
 

„Ein wunderschöner Anblick, oder? Das hier wollte ich dir zeigen.“
 

„Es ist wunderschön…“, flüsterte Izuku leise.
 

Valeria wand sich schließlich wieder der Straße zu und beschleunigte die Geschwindigkeit.
 

„Katsuki war damals öfters mit mir im Wald gewesen. Er wollte, dass ich nach allem mal wieder vor die Tür gehe. Lange hatte ich mich geweigert, aber dann hat er es schließlich doch geschafft, mich davon zu überzeugen. Wir waren oft wandern gewesen. Letzte Woche hat er mir dann diese Strecke hier gezeigt, als wir mit unseren Motorrädern unterwegs waren.“
 

„Wow…“, überrascht sah Izuku die Omega vor sich an.
 

Es wunderte ihn schon eine ganze Weile wieviel Zeit die Beiden miteinander seit Valerias Ankunft verbracht hatten. Dafür, dass die Roséhaarige erst seit wenigen Wochen wieder im Land war, war sie schon viel unterwegs gewesen. Izuku wusste, dass die Omega schon mehrmals mit Reiko und Itsuka in der Stadt gewesen war. Dass sie auch noch Zeit für Katara gefunden hatte, stand erst recht außer Frage. Aber, dass sie schon so viel Zeit mit Katsuki verbracht hatte, verwunderte ihn schon. Allerdings konnte der Grünhaarige bislang nicht in Erfahrung bringen, was die Beiden unternahmen. Sie hielten sich beide bedeckt und offenbarten nur das Nötigste. Kurz runzelte Izuku seine Stirn. Er wurde das Gefühl nicht los, dass hier etwas im Busch war. Die Frage war nur was. Bevor der junge Mann sich weitere Gedanken darüber machen konnte, musste er seinen Griff um Valerias Körpermitte verstärken. Die Omega hatte augenblicklich an Zahn zugelegt und nun fetzten sie über die Landstraße.
 

Sie hatten ein schnelles Tempo drauf, aber Izuku hielt seiner inneren Unruhe stand. Tapfer hielt er seine Augen geöffnet und blickte auf den Asphalt, der vor ihnen lag. Immer wieder kamen ihnen scharfe Kurven entgegen, in die sich Valeria reinlegte und schwunghaft umfuhr. Die Art und Weise wie sie ihr Bike unter Kontrolle hielt, war bemerkenswert. Immer mehr wurde Izuku bewusst, wie sehr sich die Omega verändert hatte. In Amerika tickten die Uhren anders. Dort wurden Omegas bereits komplett in die Gesellschaft integriert und konnten dieselben Tätigkeiten ausüben wie Betas, teilweise kam es auch schon vor, dass sie zusammen mit Alphas an der Spitze des Unternehmens standen. Hier in Japan jedoch kam diese Sitte erst sehr langsam in Bewegung. Izuku hatte das Gefühl, dass dieser Stein erst vor wenigen Jahren wirklich ins Rollen gebracht wurde. Um genau zu sein erst - seitdem ein Omega als angehender Heldenanalytiker bei Endeavor aufgenommen und von dessen Position her direkt diesem und Shoto unterstellt war. Izuku selbst war der Grund für diese Veränderung. Hätte ihm jemand vor mehreren Jahren gesagt, dass er einmal so weit oben stehen würde, hätte Izuku diesen für verrückt erklärt. Es war erstaunlich, was die Zeit alles mit sich brachte. Zurückblickend hatte der Omega schon viele Hürden überwunden, worauf er sehr stolz war. Sollte ihm nun auch die heutige Mission gelingen, so war er endlich am Ziel angekommen.
 


 


 

Sie fuhren noch eine ganze weitere Stunde auf der Landstraße umher, bis sie schließlich pünktlich kurz vor neun am Waisenhaus ankamen. Valeria hatte ihr Motorrad wenige Meter vor dem Gebäude geparkt, zog sich die Motoradausrüstung aus und verstaute diese in den Kapseln. Unter der Bikerjacke trug sie eine weiße ärmellose Bluse, die am Kragen mit einer Schleife versehen war. Da der Stoff nur sehr leicht auf der Haut lag, schmeichelte das Outfit ihrer Figur sehr. Die enge Lederjeans umrandete den Rest. Izuku hatte sich währenddessen am Baum angelehnt und schaute zum Himmel auf. Warme Sonnenstrahlen stahlen sich durch die Blätterdecke und kitzelten sein Gesicht. Genüsslich sog der Omega die frische Luft in seine Lungen -er liebte den Frühling einfach. Als Valeria sich schließlich fertig umgezogen hatte, machten sie sich gemeinsam auf den Weg. Währenddessen brachte Izuku die junge Frau auf den aktuellen Stand. Er erzählte ihr alles was er wusste – von Beginn an. Wie Eri aufgefunden wurde, wie ihre Gesundheit auf eine harte Probe gestellt wurde, bis hin zu ihren Ängsten und Ausgrenzung durch die anderen Kinder. Die Roséhaarige hörte einfach nur zu. Je mehr Izuku von dem kleinen Mädchen preisgab, desto mehr veränderte sich ihre Aura. Die flieberfarbigen Iriden nahmen einen dunkleren Ton an.
 

„Ich verstehe… die League hat also wieder ihre Finger mit im Spiel…“
 

Izuku warf einen seitlichen Blick zu seiner Nachbarin und nickte daraufhin.
 

„Ja, es wirkt schon fast wie ein Fluch, findest du nicht auch?“, danach sah der junge Mann wieder zum Himmel auf. Valeria hingegen hielt ihren Blick starr geradeaus gerichtet.
 

„Mag sein… aber jeder Fluch kann gebrochen werden…“
 

Überrascht hob Izuku eine Augenbraue und sah wieder zu Valeria, die weiterhin neben ihm herlief. Ihre Hände hatte sie in ihren Hosentaschen verborgen. Der Ausdruck in ihren Augen hat sich wieder gefangen. Sie wirkte nicht mehr so geknickt wie eben noch zuvor. Stattdessen warf die Omega Izuku einen funkelnden Blick zu. Es war erstaunlich wie schnell die junge Frau wieder Hoffnung schöpfen konnte. Aber sie hatte mit ihrer Aussage recht. Damals waren sie verzweifelt und am Boden zerstört gewesen, mussten sich ihren Weg nach oben erkämpfen und nun konnte jeder von ihnen einen Teil zur Gesellschaft beitragen. Die Niederlage hat sie über sich hinauswachsen lassen. Das wurde Izuku in diesem Moment erneut wieder bewusst.
 

„Geben wir einfach unser Bestes!“, lächelnd erwiderte der Größere die Geste und boxte seiner Nachbarin spielerisch gegen den Oberarm.
 

„Da seid ihr ja endlich!“, nach wenigen Metern kam ihnen auch schon Miri winkend entgegengelaufen. Die Beta hatte auf ihre Ankunft gewartet, da Izuku sie gestern noch kontaktiert und über Valerias Besuch informiert hatte. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde traten sie den restlichen Weg gemeinsam an.
 

Die Beta führte Valeria im Haus umher und zeigte ihr alles, während Izuku zunächst seine Tasche im Nebenraum verstaute. Zuvor schloss er seine Augen und atmete einmal tief ein und aus. Es war geschafft – sie waren hier. Danach widmete sich der Omega seiner Brille. Er reinigte die Gläser und setzte sie danach wieder auf. Nun hatte er auch wieder den vollen und klaren Durchblick. Zufrieden zückte er noch sein Handy aus dem Rucksack hervor und verstaute dieses in seiner Hosentasche. Schlüssel und Geldbeutel konnte er ohne Bedenken in seinem Rucksack lassen. Nachdem er alles beisammenhatte, trat er wieder in den Gesellschaftsraum und wollte sich gerade auf die Suche nach Miri und Valeria begeben, als er von hinten an den Schultern angepackt wurde.
 

„Izuku?“
 

Als der Angesprochene seinen Namen hörte, wand er sich um und blickte in rote Iriden, die ihn verwundert ansahen. Sofort hielt der Grünhaarige den Atem an.
 

„Tante Mitsuki? Was verschlägt dich denn hierher?“
 

Wieso war ausgerechnet Katsukis Mutter hier? Izuku hatte sie zuvor hier noch nie gesehen. Die Blondine hingegen hob fragend eine Augenbraue und sah den Grünhaarigen mit schiefliegendem Kopf an. Sie trug einen großen Wäschekorb in ihren Händen. Zudem trug sie eine Schütze, die sie sich um die Hüfte gebunden hatte. Dann wand sich ihre fragende Mimik in ein Lächeln um.
 

„Ach so… stimmt ja. Katsuki hat mal erwähnt, dass du hier beruflich zu tun hast. Nun ja, ich helfe einer Freundin aus, die sich heute Morgen krankgemeldet hat. Sie arbeitet hier ehrenamtlich und hat mich um Unterstützung gebeten und da heute sowieso mein freier Tag ist, konnte ich ihr die Bitte nicht abschlagen.“, hierbei zuckte die Frau mehrmals mit den Schultern und sah zur Decke auf.
 

„Das hört sich gut an… “, entgegnete der Omega und stützte die Arme hinter seinem Hinterkopf ab. Mitsuki lächelte den jungen Mann daraufhin herzlich an und widmete sich wieder der Wäsche.
 

Als sie plötzlich lautes Kindergelächter hörten, wanden beide Beteiligte ihre Blicke aus dem Fenster. Die Kinder hatten sich um Valeria versammelt, die vor ihnen kniete und mit ihnen redete. Die Augen der Kleinen erstrahlten regelrecht. Einige quengelten auch und schubsten sich gegenseitig zur Seite.
 

„Hey, ich war zuerst da!“
 

„Nichts da, stell dich hinten an!“
 

„Menno! Hör auf mich wegzuschubsen, du Idiot!“
 

Valeria sah lachend zu Miri auf, die sich in diesem Moment ein Kichern verkneifen musste. Schnell fing sich die Erzieherin aber wieder und versuchte etwas Ruhe in die Reihen zu bringen, was ihr allerdings nur schwer gelang. Die Kinder waren außer sich vor Freude und ignorierten die Bitte der Beta sogar teilweise. Es war ein Ausnahmezustand wie es im Buche stand. Wie hätten die Kleinen auch erahnen können, dass sie ausgerechnet heute vor einem Star stehen würden, den sie erst Wochen zuvor im Fernseher gesehen hatten?
 

„Ich muss schon sagen, du bist wunderschön, wie eine Prinzessin. Hoffentlich werde ich mal genauso wie du“, ein kleines Mädchen mit Zahnraffel stand neben Valeria und sah strahlend zu der Omega auf, die ihr daraufhin eine Hand auf den roten Haarschopf legte.
 

„Das wirst du ganz bestimmt, Kleines~“, flüsterte die junge Frau leise und wand ihren Kopf zu Izuku, der inzwischen zusammen mit Mitsuki im Türrahmen stand.
 

Der Grünhaarige hob einen Daumen nach oben und grinste die junge Frau an, während Mitsuki neben ihm immer wieder den Kopf zwischen den Beiden hin und her wand. Dann blieb ihr Blick an der Omega haften, die sich wieder den Kindern zugewandt hatte.
 

„Ist sie das Mädchen, das damals…“, die Worte blieben der Beta regelrecht im Hals stecken. Die Schwere, die darin verborgen lag, war spürbar – fast greifbar. Izuku hingegen sah die Blondhaarige neben sich an und senkte schließlich den Blick.
 

„Ja, sie ist die Omega, die damals ihren Mate verloren hat…“, hauchte der Grünhaarige leise und begann wieder mit seinen Fingern zu spielen. Durch die Medien wurde Valerias Schicksal damals schnell im Land bekannt, von daher war es kein Wunder, dass jeder sie kannte. Dennoch war Izuku nervös. Er wusste nicht, wie viel Mitsuki über ihren Sohn Bescheid wusste und inwiefern dieser zu der jungen Frau vor ihnen stand. Er musste mit seinen Worten bedacht umgehen. Er musste sich so neutral wie möglich verhalten, was ihm wirklich verdammt schwerfiel.
 

„Sie ist wirklich sehr hübsch, also scheint sie sich von dem Desaster gut erholt zu haben… Das zeigt von enormer Stärke… “
 

Auf die Worte hin sah Izuku wieder auf und warf einen überraschten Blick auf die Mutter seines Kameraden, die ihn daraufhin angrinste.
 

„Ja was denn? Ein Kompliment darf ich ihr doch noch machen, oder? Falls es tatsächlich ein Alpha schaffen sollte in ihr Herz vorzudringen, wäre das sicher ein Sechser im Lotto. Ach, wenn Katsuki doch nur nicht so ein Hitzkopf wäre~“
 

//Wenn du wüsstest…// schoss es Izuku in diesem Moment durch den Kopf und wand seinen Blick wieder Valeria zu, die ihn zwischenzeitlich mit einer Handbewegung zu sich dirigierte. Schnell verabschiedete sich der Omega von Mitsuki und rannte auf die junge Frau zu. Währenddessen fiel ihm ein schwerer Stein vom Herzen. Er konnte schlecht lügen und Katsukis Mutter war ein schlauer Fuchs, wenn es ums Aufdecken von Geheimnissen ging. Einer der Gründe, weshalb Katsuki regelmäßig mit ihr stritt – sie mischte sich gern in andere Angelegenheiten ein. Einer der Hauptgründe jedoch war, dass Mutter und Sohn sich von den Charaktereigenschaften her viel zu ähnlich waren. Bekanntlich fiel der Apfel nicht weit vom Stamm. Aber zumindest war es Izuku möglich dicht zu halten. Erleichtert atmete der junge Mann aus.
 

//Puhh… endlich erlöst…//
 


 


 

Den restlichen Morgen verbrachten Izuku, Valeria und Miri auf der Veranda und beobachteten die Kinder aus der Ferne, wie diese auf dem Rasen umhertollten. Zuvor hatte Valeria jedem von ihnen ein Autogramm geben müssen, einige wollten auch ein Foto mit ihr. Die Omega nahm dies alles locker hin und erfüllte den Kleinen deren Wünsche. Die strahlenden Kinderaugen waren mit nichts zu vergleichen gewesen. Izuku wurde immer noch warm ums Herz, wenn er an die glänzenden Seelenspiegel dachte. Da die Sonne inzwischen hoch am Himmel stand, hatte Miri den Sonnenschirm aufgeklappt, sodass sie nun gemütlich am Tisch saßen und Kaffee und Kuchen zu sich nahmen. Valeria hingegen hatte sich an das Mauerwerk gelehnt und sah den Kindern beim Spielen zu. Ihr Blick war weit in die Ferne gerichtet.
 

„Ist alles in Ordnung?“, Izuku hatte sich zu ihr gesellt und nippte an der heißen Tasse, in der sich frisch aufgebrühter grüner Tee befand.
 

Valeria nickte nur auf die Frage hin und fixierte einen gewissen Punkt, dem Izuku zu folgen versuchte. Seine wiesengrünen Augen wanderten umher, bis sie an einem bestimmten Gegenstand hängen blieben. Es war die Schaukel, die dem Omega sofort wieder die letzten gegangenen Tage ins Gedächtnis rief. Als er auch noch sein Sorgenkind ausfindig machen konnte, wie es auf der Schaukel verweilte und diese hin und her wippte, bildete sich wieder ein schwerer Kloß in Izukus Kehle. Keiner war bei ihr. Einsam und allein wippte sie umher. Umgeben von Kindern, die sie misstrauisch – teilweise sogar ängstlich musterten. Es war mehr als offensichtlich, dass das kleine Mädchen ausgegrenzt wurde und es tat Izuku immer noch im Herzen weh diesen Anblick ertragen zu müssen. Schmerzlich biss er sich bei dem Gedanken auf die Unterlippe und wand den Blick ab. Valeria jedoch hielt den Blick aufrecht.
 

„Ist sie das?“, fragte die Omega leise und erhob sich vom Gemäuer, an der sie bis eben noch angelehnt hatte.
 

„Ja… das ist sie…“, hauchte Izuku leise und sah wieder zu seiner Nachbarin auf, die ihm nun endgültig den Rücken zugewandt hatte. Eine leichte Brise wehte ihnen entgegen, sodass mehrere Blüten durch die Luft segelten.
 

„Es ist grausam…“, flüsterte Valeria leise. Die Worte wiegten schwer, der Schwere hätte nicht besser Ausdruck verliehen werden können. Izuku sah sein Gegenüber gedankenversunken an, während diese weitersprach.
 

„Es ist einfach nur traurig mitanzusehen, wie wir Menschen miteinander umgehen und das nur aus Angst vor dem Ungewissen, weil man es nicht besser kennt… weil man anders ist, anders denkt, nicht der Norm entspricht… das fängt schon im Kindesalter an. In unserer Welt läuft so vieles verkehrt und diejenigen, die anders sind, leiden unter den Folgen“, die junge Frau wand daraufhin ihren Kopf Izuku zu, der sich direkt hinter ihr befand.
 

Der Omega stellte seine Tasse auf dem Glastisch neben ihnen ab und trat an die junge Frau heran. Danach blickte er wieder in Eris Richtung. Der Ausdruck in seinen Augen veränderte sich – das strahlende Grün wich in Dunkelgrün über. Sein gesamter Gesichtsausdruck veränderte und verfinsterte sich.
 

„Du musst wissen, ich wurde damals immer fertiggemacht, weil ich ein Normalo war. Klein, schwach und viel zu liebenswürdig, als dass ich auf jemanden hätte böse sein können. Es verging kein Tag, an dem ich nicht geschlagen, getreten und gedemütigt wurde. Heute erscheint mir diese Vergangenheit so weit weg…“, flüsterte Izuku leise und fasste sich ans eigene Handgelenk. Valeria warf dem Grünhaarigen währenddessen einen traurigen Blick zu.
 

„Ich wollte damals nicht allein sein, deswegen habe ich all diese Schikanen über mich ergehen lassen. Ich wollte beachtet werden – egal wie. Ich wollte akzeptiert werden für das was ich bin. Als ich dann später noch zusätzlich als Omega eingestuft wurde, wurden die Übergriffe schlimmer. Man hat mich als Versager abgestempelt und dass ich keinen Alpha glücklich machen könnte. Es hat mich innerlich zerrissen, Valeria. Ich hatte niemanden. Keiner, der auf meiner Seite stand, außer meiner Mutter. Ohne ihren Einsatz hätte ich den Studienplatz an der U.A. nie erhalten. Ich verdanke ihr so vieles“, ein kleines Lächeln schlich sich auf Izukus Lippen.
 

„Der Alptraum fand schließlich ein Ende, nachdem ich an die U.A. gewechselt und Shoto begegnet war… ab da ging es nur noch bergauf, meistens zumindest “, der junge Mann hatte seiner Mutter und seinem Mate wirklich viel zu verdanken. Ohne die Beiden würde er wahrscheinlich heute nicht so weit oben stehen – fast an seinem Ziel angekommen. Valeria wand sich schließlich von Izuku ab und drehte ihm wieder den Rücken zu.
 

„Kinder können grausam sein, vor allem, wenn sie nicht richtig aufgeklärt werden. Aber wenn die Eltern schon so veranlagt sind, wie sollen es dann die Kleinen lernen?“
 

Geschockt hielt Izuku den Atem an. Entsetzt sah er Valeria an, während diese weiterhin ihren Blick in die Ferne gerichtet hielt.
 

„Wie viel hat dir Tsuchi damals über meine Vergangenheit erzählt?“
 

„Ich weiß nur vom Schicksal deiner Mutter und dass du es selbst als Omega auch schwer hattest… näheres ist mir nicht bekannt“, antwortete der Grünhaarige wahrheitsgemäß. Es herrschte eine kurze Stille, ehe Valeria ihre Augen schloss und tief in sich ging.
 

„Meine Mutter war wie ich… einfach anders. Sie hob sich von anderen Omega ab, wies schon Verhaltenszüge eines Alphas auf. Aber dennoch war sie immer noch ein Omega, egal ob sie nun andere Charaktereigenschaften aufwies oder nicht. Keiner konnte es richtig diagnostizieren, geschweigen denn erklären. Dass sie die Kontrolle über sich selbst verloren hat, es war furchtbar…“, nach diesen Worten nahm Valeria tief Luft und schaute zum Himmel auf. Ihre Augen schimmerten auf. Ihre Stimme war leise, aber dennoch mit so viel Emotionen geprägt, sodass Izuku von Anfang an schon ein kalter Schauer über seinen Rücken lief.
 

„Ich wurde ausgegrenzt und gedemütigt, obwohl ich eine Spezialität besaß. Es gab so viele Momente, in denen ich mir einfach nur gewünscht habe, dass ich als Normalo besser dran sei. Aber das schlimme an dem Ganzen waren nicht nur die Kinder, die mich fertiggemacht hatten… es waren auch die Eltern, die mich als lästiges Insekt ansahen. Missgeburt und Ausgeburt der Hölle waren noch die harmlosesten Bezeichnungen, die man mir verlieh. Weil ich anders war und vor allem weil meine Mutter anders war. Jener Tag wurde damals live im Fernsehen übertragen. Jeder wusste wer meine Mutter war und auch wer ich war. Weil meine Mutter an jenem Tag mich schützen wollte, sogar ihr Leben gab…“, Valerias Stimme brach.
 

Izuku behielt die junge Frau die ganze Zeit im Auge und legte zwischenzeitlich seine Hand auf ihrer Schulter ab. Der Schmerz war spürbar. Anhand der Erzählungen konnte sich Izuku vorstellen, welche Art von Hölle die junge Frau neben ihm durchlebt haben musste. Das alles hatte sie nicht verdient. Sie konnte doch damals nichts dafür, was geschehen war. Wehleidig biss er sich wieder auf die Unterlippe. Als sich Valeria wieder gefangen hatte, fuhr sie weiterfort.
 

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich meine eigene Mutter dafür gehasst habe. Dass sie mich allein ließ und mich dieser Hölle ausgesetzt hatte. Als bei mir auch noch das Omega-Gen diagnostiziert wurde, wusste ich, dass diese Hölle nie ein Ende finden würde. Ich wurde täglich schikaniert, von Alphas als unwürdig abgestempelt und mit Füßen getreten. Es war Tsuchi gewesen, der sich damals schützend vor mich geworfen hatte und mir den Schutz gab, den ich so sehr benötigt hatte. Er war es, der mir gezeigt hatte, dass ich es sehr wohl wert bin. Wert bin geliebt zu werden und dass meine Mutter keine Schuld trifft. Als ich schließlich während meinem USA-Aufenthalt erfuhr, von wem ich mein musikalisches Talent geerbt hatte und wer zuvor an der M.U.A. als Legende aufgestiegen war, wurde es mir bewusst…“, langsam wanderte Valerias Hand an ihren Oberkörper und verweilte auf ihrer Brust. Ihre Augen schimmerten immer noch wie einzelne Diamanten auf, als sie schließlich den Kopf wieder sinken ließ und zu Eri blickte.
 

„Ich bin nie das Problem gewesen - es ist die Welt, die bis heute nicht weiß, wie sie mit meinesgleichen umzugehen hat...“, auf die Worte hin sah Valeria auf ihre Handflächen herab.
 

„Meine Mutter war damals unter dem Künstlernamen Mary bekannt gewesen. Um ihr etwas näher sein zu können, habe ich ihren Namen angenommen, auch um mich bei ihr zu entschuldigen. Dafür, dass ich all die Jahre so schlecht von ihr gedacht hatte. Und nun stehen wir hier und haben die Aufgabe als gutes Vorbild voranzuschreiten“, das fliederfarbige Augenpaar wanderte zu Izuku und blitzte herausfordernd auf.
 

„Zeigen wir der Welt da draußen, dass Akzeptanz allgegenwertig ist und wir alle gleich sind… Nach allem, was ich bislang über die Kleine erfahren habe, ist es unverkennbar. Eri ist wie ich, Izuku. Sie soll nicht dasselbe Leid erfahren, wie ich es kennengelernt habe. Wir haben eine Pflicht und nur, wenn wir zusammenhalten, können wir auch diesen Weg gemeinsam beschreiten und als gutes Beispiel vorangehen.“
 

Nach diesen Worten schritt die junge Frau an Izuku vorbei - dieser sah der Omega eine Weile nach, eher er sich ebenfalls in Bewegung setzte. Gemeinsam schritten sie die Treppen der Veranda hinunter und nährten sich der Schaukel, die immer mehr in ihr Sichtfeld kam. Izuku wusste in diesem Moment nur eines - er würde Valeria bei ihrem Vorhaben unterstützen, egal was auch passieren mag. Die ganze Zeit hatte sich der Grünhaarige schon gefragt, warum ausgerechnet die Säule der Selbstakzeptanz an Valeria verliehen wurde. Nach diesem Gespräch war es nun klar – wie in Stein gemeißelt. Ihr ganzer Charakter strebte danach. Nach Akzeptanz in dieser Welt – besonders für ihresgleichen. Omegas gehören immer noch zur dritten Schicht dieser Gesellschaft und diese Schicht beabsichtigt Valeria durch ihre Taten zu Fall zu bringen. Die Omega machte ihrer Säule alle Ehre. Und er selbst stand als rechte Hand an ihre Seite.
 

Nun verstand Izuku auch, warum er von Anfang an so ein gutes Vertrauensverhältnis zu der Roséhaarigen besaß. Sie beide hatten die Schattenseiten des Omega-Daseins kennengelernt, mussten sich durchkämpfen und hatten schließlich jemanden an ihrer Seite, der sie aus der Finsternis befreit hat. Izuku konnte sein Kindheits-Ich vor sich sehen, wie es vor einem Spiegel stand und mit dem Spiegelbild eines kleinen Mädchens reflektiert wurde. Sie waren sich in vielen Dingen so ähnlich. Im selben Moment erinnerte sich Izuku wieder an Tsuchis Worte, die wie ein Mantra durch seine Gedanken fegten.
 

[…]

„Bitte sei ihr ein guter Freund – halte an ihr fest. Val braucht einen Freund wie dich“

[…]
 

Izuku hatte jene Worte nie vergessen. Seine Hände bildeten sich daraufhin zu Fäusten. Der Grünhaarige wusste, was seine Aufgabe war. Seine wiesengrünen Augen blitzten hinter den Brillengläsern auf, während er sich der Schaukel Schritt für Schritt nährte.
 

Ein kleines Mädchen wartet in diesem Moment darauf ebenfalls gerettet zu werden und Izuku hatte mit seiner Vermutung von Anfang an Recht behalten - Valeria hatte es schlussendlich auch noch bestätigt. Der Omega war inzwischen mehr als froh, dass er die Roséhaarige in den Fall miteingespannt hat. Obwohl das Sekundärgeschlecht sich erst in der Pubertät zeigt, so sind die Anzeichen jetzt schon mehr als eindeutig! Es war nicht mehr von der Hand zu weisen – es zu leugnen, mehr als zwecklos.
 

Eri wird in naher Zukunft derselbe Typ Omega werden wie Valeria.

Part LIII – Show me the light of your heart

Mit dem Rücken lehnte sich Izuku gegen den Baumstamm einer Eiche, die in der Nähe der Schaukel stand. Seine grünen Augen folgten der Omega, die sich vorsichtig Schritt für Schritt dem kleinen Mädchen nährte, das weiterhin auf der Schaukel hin und her wippte. Ihre langen weißen Haare wehten im Wind und schimmerten im Licht der Sonnenstrahlen auf. Einzelne Staubpartikel umwarben die Fünfjährige. Izuku biss sich auf die Unterlippe. Er hoffte, dass ihre Mission gelingen würde – einen Fehltritt konnten sie sich nicht erlauben. Es hing alles von dem heutigen Tag ab. Seine Hände, die er hinter sich am Rücken angelehnt hatte, bildeten sich zu Fäusten. Fest drückte er seine Handflächen zusammen, sodass seine Fingernägel sich langsam in seine Haut bohrten. Der Grünhaarige glaubte felsenfest an Valeria, dass sie zu dem kleinen Kind durchdringen konnte. Wenn die Omega es nicht schaffen sollte, dann schaffte es niemand, wenn selbst das Erziehungspersonal des Kinderheims nicht an sie rankam. Sein Herz schlug mit Minute zur Minute schneller, sein Puls raste. Eine innere Unruhe breitete sich in ihm aus. Miri, die sich zwischenzeitlich zu ihm gesellt hatte, legte zuversichtlich ihre Hand auf dessen Schulter ab.
 

„Sie wird es schaffen, Izuku...“, flüsterte die Beta leise und lächelte den jungen Mann aufmunternd an, der zwischenzeitlich wieder mit seinen Fingern zu spielen begann. Eigentlich hatte er diese lästige Angewohnheit schon vor Jahren über Bord geworfen, aber es gab immer noch Momente, in denen er wieder in sein altes Muster verfiel.
 

„Ich weiß…“, entgegnete der Omega und hielt seinen Blick auf Valeria gerichtet.
 

Die Roséhaarige blieb währenddessen wenige Meter vor der Schaukel stehen. Das war der Moment, in dem fliederfarbige Augen mit roten Iriden kollidierten. Eri stoppte das Wippen und blieb danach regungslos auf der Schaukel sitzen. Ihr Gesichtsausdruck wirkte erst emotionslos. Es zeigte sich keine Regung in ihren Zügen. Sie verfiel weder in Panik noch bekam sie Angstzustände. Valeria ging daraufhin vorsichtig in die Hocke, sodass sie mit dem Kind auf Augenhöhe war. Ein zärtliches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, während sie auf Eris Kleidung zeigte, die aus einem himmelblauen Kleid bestand.
 

„Это очень красивое платье на тебе (Ein sehr schönes Kleid hast du da an).“
 

Erst nachdem die ersten Worte ausgesprochen waren, konnte man eine Regung in Eris Gesicht erkennen. Ihr Rot blitzte in den Iriden auf. Kurz sah das Mädchen an sich runter. Sie schien nachzudenken. Langsam ließ sie ihre Fingerkuppen über den zarten hellblauen Stoff ihres Kleides wandern und begutachtete die Rüschen, die zusätzlich am Kragen angebracht waren. Danach sah die Weißhaarige wieder auf und stieg langsam von der Schaukel runter. Mit schnellen Schritten versteckte sie sich hinter dem Holzbalken der Schaukel und behielt die Omega weiterhin achtsam im Auge. Valeria hingegen schlang ihre Arme um ihre Knie.
 

„Вы меня понимаете? (Kannst du mich verstehen?)“
 

Erneut fuhr Regung durch Eris Körper, als sie sich schließlich vor den Holzbalken stellte und sich mit ihrem Rücken an diesem anlehnte. Kurz schien sie erneut in Gedanken vertieft zu sein, ehe sie mit dem Zeigefinger auf sich zeigte. Verwunderung spiegelte sich in ihren Augen wider. Das Mädchen schien komplett von der Rolle zu sein. Als ob es nicht glauben könne, dass jemand in ihrem Dialekt zu ihr sprach.
 

„Hihihi… Да, я говорю с тобой, Эри-чан (Ja, ich rede mit dir, Eri-Chan)“, Valeria musste sich ein Kichern verkneifen, als sie das Mädchen weiterhin herzlich anlächelte. Die Omega war die Ruhe in Person. Izuku, der das Szenario aus wenigen Metern genau verfolgte, hielt weiterhin seinen Blick auf die Beiden gerichtet.
 

Das rote Augenpaar weitete sich. Vorsichtig und mit Bedacht stieß sich Eri vom Holzbalken ab und blieb regungslos vor der Omega stehen. Erst nestelte sie nervös an ihrem Kleid herum, ehe sie langsam an Valeria herantrat. Es waren zwar wenige Schritte, aber es war ein Fortschritt nach vorne. Es war das erste Mal, dass sie nicht weglief. Das erste Mal, dass sie sich aus freien Stücken einem Erwachsenen nährte. Immer noch in sicherem Abstand blieb das Mädchen vor der Roséhaarigen stehen. Valeria hatte sich zwischenzeitlich komplett auf der Wiese niedergelassen und saß nun im Schneidersitz vor der Fünfjährigen. Die junge Frau überließ Eri die Entscheidung, ob sie sich zu ihr gesellte oder nicht. Was allerdings beunruhigend war, war die Tatsache, dass die Weißhaarige noch kein Wort gesprochen hatte. Sie schien Valeria zu verstehen, konnte aber bislang noch nicht in eigenen Sätzen antworten. Der jungen Frau war dies nicht entgangen und ging der Sache auch gleich auf den Grund.
 

„Вы можете говорить? (Kannst du sprechen?)“
 

Ein zarter Windhauch wehte über die Wiese und wirbelte die Blüten auf, die ihren Tanz durch die Luft fortführten. Eri fuhr sich währenddessen durch die langen weißen Haare und senkte ihren Blick. Ihre Schultern zog sie ein Stück nach oben und schüttelte schließlich auf die Frage hin den Kopf. Stattdessen hob sie ihre Hände und gestikulierte. Traurigkeit überschattete ihre Gesichtszüge. Mehrmals zeigte sie Fingerzeichen auf und deutete schließlich auf ihren Hals. Auf Valeria hatte es den Anschein, als ob das Kind nicht sprechen könne. Mit verständnisvollem Blick wand sie ihren Blick zu Boden.
 

„Я понимаю... (Ich verstehe…)“, nach diesen Worten sah die Omega wieder auf und fing an die selben Gesten mit ihren Händen aufzuzeigen. Immer wieder wand sie ihre Arme umher, präsentierte dieselben Fingerzeichen und nutzte zusätzlich ihre Mimik. Die Augen des Mädchens wurden währenddessen immer größer. Izuku konnte nicht glauben, was sich gerade vor seinen Augen abspielte. Er kannte diese Zeichen, konnte sie aber im ersten Moment nicht richtig einordnen. Erst als Miri, die weiterhin neben dem Omega stand, ihre Stirn in Falten legte und etwas vor sich hinmurmelte, fanden seine Gedankengänge zusammen.
 

„Gebärdensprache…“
 

Izuku widmete seine Aufmerksamkeit daraufhin seiner Nachbarin. Der Grünhaarige war in diesem Moment unfähig etwas zu sagen. Gedankenversunken sah der Omega wieder geradeaus und beobachtete Valeria dabei, wie sie sich mit Eri zu unterhalten schien. Allerdings auf eine Art und Weise, mit der er nie gerechnet hätte. Gebärdensprache… er selbst beherrschte diese Art Kommunikation nicht. Valeria erstaunte ihn immer wieder aufs Neue. Die junge Frau konnte sich innerhalb von wenigen Sekunden auf ihr Gegenüber einstellen. Es war erstaunlich wie viele Sprachen und Verständigungstechniken die Roséhaarige beherrschte. Die M.U.A. machte ihrem Namen erneut alle Ehre. Izuku konnte genau dabei zusehen, wie sich die Gesichtszüge des kleinen Mädchens nach und nach erhellten. Zum ersten Mal konnte man den Glanz in ihren Iriden sehen. Mit faszinierenden Augen nahm die Weißhaarige gegenüber von Valeria Platz und beobachtete die Ältere, wie diese weiterhin mit Handbewegungen zu ihr sprach.
 

„Sie ist ein Genie…“, hauchte Miri leise und lächelte Izuku seitlich an, der immer noch von dem Bild vor sich gefesselt war.
 

Seine Iriden waren die ganze Zeit auf Eri fixiert, die immer noch mit leuchtenden Augen vor Valeria saß. Sein Herz erwärmte sich. Es freute ihn, dass das Mädchen endlich jemanden hatte, mit dem es sich verständigen konnte. Er wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie einsam Eri vorher gewesen sein muss. Nie jemanden bei sich zu haben, der sich mit ihr unterhalten konnte. Immer allein zu sein, allein unter Fremden, die eine komplett andere Sprache sprachen. Desto mehr war der Omega nun erleichtert. Dass ihr gemeinsamer Plan allem Anschein nach zu funktionieren schien. Der Anfang war gemacht – der Grundstein gelegt. Nun blieb es abzuwarten.
 

Eine ganze Weile saßen die Beiden auf der Wiese einander gegenüber, bis Eri sich von selbst erhob. Einen Moment blieb die Weißhaarige stehen und sah wieder an sich herunter. Der Wind wehte erneut durch ihre weißen Haare, die sie sich hinter ihr Ohr strich. Dann hob sie ihren Kopf und setzte sich in Bewegung. Schritt für Schritt nährte sie sich Valeria. Ihre Haltung war immer noch geduckt, aber dennoch machte sie keinen Rückzieher. Als die Beiden schließlich nur noch zwei Schritte trennte, erhob sich die Omega ebenfalls und ging wieder auf die Knie. Der Kontakt auf Augenhöhe sollte weiterhin bestehen bleiben. Eine Weile sahen sie einander tief in die Augen. Vorsichtig streckte Valeria daraufhin ihre linke Hand aus und hielt ihre Handfläche dem Kind entgegen. Eri beobachtete alles genau und schien Valerias Bewegungen zu folgen. Langsam trat sie erneut einen Schritt näher und beäugte die Hand, die die Omega weiterhin in die Luft hielt. Valeria behielt das Kind währenddessen im Blickfeld. Sie war sehr geduldig und wartete ab, was Eri als nächstes vorhatte.
 

„Смелее... (Trau dich…)“
 

Nach diesen Worten starrte das Kind auf die eigenen Handflächen herab. Es wirkte so, als ob das Mädchen wieder in ihrer eigenen Welt vertieft wäre. Schließlich sah die Weißhaarige wieder auf und hob nun ebenfalls eine Hand. Langsam kam sie Valerias Handfläche immer näher und berührte diese nach wenigen Sekunden. Die Roséhaarige, die weiterhin vor dem Mädchen kniete, lächelte ihr Gegenüber daraufhin herzlich an.
 

„Вы сделали это (Du hast es geschafft)“
 

In diesem Augenblick leuchteten die roten Iriden erneut auf und Tränen bildeten sich in Eris Augen. Immer wieder biss sie sich auf die Unterlippe und konnte ein Schluchzen nicht verhindern. Es war ein Moment, der festgehalten werden musste. Die ausdruckslose Maske fiel in sich zusammen. Stück für Stück begann die Mauer, die die Fünfjährige um sich herum errichtet hatte, zu bröckeln. Währenddessen sprach Valeria weiter …
 

„С сегодняшнего дня вы больше не одиноки. Мы с вами (Ab heute bist du nicht mehr allein. Wir sind bei dir).“
 

… und drang somit endgültig durch den Nebel hindurch, den Eri all die Zeit umgeben und in Einsamkeit gehüllt hatte. Mit einem Mal brach der Damm und das Kind fing bitterlich an zu weinen. Ihr Gesicht war Richtung Himmel gewandt, während sie ihren Emotionen freien Lauf ließ. Valeria reagierte sofort und breitete ihre Arme aus, in die das Kind auch schon wenige Sekunden später hineinrannte. Verzweifelt klammerte sich Eri an der Omega fest und schrie laut auf. So laut, sodass es Izuku eine Gänsehaut bescherte. Mit so einem Gefühlsausbruch hatte der Grünhaarige nicht gerechnet. Der Anblick tat weh, aber Izuku wusste, dass es sich hier um einen emotionalen Zusammenbruch handelte. Zu viele Emotionen waren auf Eri eingeprasselt. Angst – Einsamkeit – Hilflosigkeit… und innerhalb von wenigen Sekunden war da plötzlich jemand, der sie zu verstehen schien. Der ihr den Weg zeigte – ihr einen Ausweg aus der Finsternis bot. Erleichterung – Freude – Dankbarkeit. All diese Facetten waren in diesem Moment greifbar – gar spürbar. Als Omega waren diese Emotionen präsenter denn je.
 

Als Valeria sich zu Izuku umdrehte, signalisierte sie ihm, dass er zu ihr kommen sollte. Ein schweres Schlucken folgte. Langsam und vorsichtig trat der junge Mann an die Beiden heran. Sein Blick war weiterhin auf Eri gerichtet. Während er nähertrat, hob das Mädchen schließlich den Kopf und sah zu Valeria auf, die ihr zusicherte, dass Izuku ein Freund war und ihr niemand hier etwas zu Leide tun würde. Das Kind schien zu verstehen, denn sie lief nicht weg. Sie blieb an Ort und Stelle. Sie verbachten noch eine Weile zusammen auf der Wiese und leisteten Eri einfach nur Gesellschaft. Es war hauptsächlich Valeria, die zu dem Kind sprach. Izuku hingegen saß in mäßigem Abstand neben ihr und beobachtete die Beiden. Ihm fiel ein großer Stein vom Herzen. Die Mühe hatte sich ausgezahlt. Der Weg in die richtige Richtung war getan. Seufzend wand der Grünhaarige schließlich seinen Kopf Richtung Himmel. Ein zartes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
 

//Tsuchi, du kannst echt stolz auf Val sein… //
 

Ein zarter Windhauch kam ihm auf die Gedanken hin entgegen und der Omega wusste sofort, dass der Alpha nicht fern war. Er war immer da und wachte über Valeria. Lächelnd wand er sich wieder seiner Sitznachbarin zu, die Eri gerade etwas auf ihrem Handy auf Russisch vorlas. Allein diese glänzenden Augen zu sehen, ließen den Omega schmunzeln. Es saß ein komplett anderes Mädchen vor ihm. Izuku wusste, dass es noch dauern würde, bis er sich mit Eri richtig unterhalten konnte. Zuerst musste er sich mit der Gebärdensprache vertraut machen. Aber er wusste, dass er in Valeria eine gute Lehrmeisterin gefunden hatte. Somit endete ein sonniger Morgen, der schon mit so vielen Emotionen geprägt war und der erste Erfolg der Mission rückte in greifbare Nähe.
 


 


 


 


 

[wenige Tage später]
 

Angespannt lehnte Izuku an einer Bahnlaterne am Bahnsteig und wippte ungeduldig auf und ab. Der Zeiger der Uhr, die sich über ihm befand, schritt nur sehr langsam auf die erlösende Uhrzeit zu. Tick – tack. Immer wieder im selben Rhythmus. Zwischenzeitlich ertönte ein Gong, der das Einfahren eines weiteren Zuges einläutete, doch Izuku wusste, dass Shotos Zug noch nicht eingefahren war. Es waren noch verdammte 10 Minuten. Noch 10 Minuten, die der Omega ausharren musste, ehe er seinen Alpha wieder in die Arme schließen konnte. Zudem er sich schon auf Shotos überraschtes Gesicht freute, wenn dieser erfuhr, dass Izuku ihnen an diesem Wochenende ein Zimmer in einem Wellness-Hotel gebucht hatte. Vor allem, wenn der Alpha erfuhr, dass sein eigener Herr auch noch die Lounge bezahlt hatte.
 

Nachdem der Omega gestern Morgen schon die ersten Erfolgserlebnisse schildern konnte, hatte der Hero Nr. 1 ihm und Shoto spontan einen Kurzurlaub zugesagt. Seiner Meinung nach hatten sich sowohl Izuku als auch sein Sohn eine Auszeit verdient. Wobei sich der Grünhaarige wunderte, wie er und sein Alpha zu dieser Ehre kamen. Endeavor hatte bisher nur sehr selten mal etwas für die Beiden ausgeben. Allerdings ging Izuku dieser Tatsache nicht näher auf den Grund und nahm den Kurzurlaub freudestrahlend entgegen. Fuyumi hatte ihrem Bruder am frühen Morgen noch ein paar Kleidungsstücke eingepackt und wartete zusammen mit Natsuo auf dem Parkplatz auf die beiden. Sie würden ihn und Shoto direkt im Anschluss zum Hotel bringen.
 

Noch 5 Minuten. Izuku wurde immer hippeliger. Er konnte es kaum noch abwarten. Immer wieder tapste er auf der Stelle auf und ab. Nur gut, dass er gerade allein am Bahnsteig stand. Wäre Katara hier, so hätte sich der Omega schon nach wenigen Minuten eine Standpauke von ihr anhören dürfen. Wobei er sich immer wieder nochmal ihren entsetzten Gesichtsausdruck ins Gedächtnis rief, als sie von dem Kurzurlaub gehört hatte.
 

[…]

„Sag mal, willst du mich verarschen, Enji?!! Wieso bekommt der Brokkoli-Kopf einen Urlaub spendiert und ich muss betteln? Ich glaub ich spinne!!“

[…]
 

Ein Schmunzeln schlich sich auf Izukus Lippen. Ja, es war amüsant, der Diskussion beizuwohnen. Ein wenig Schadenfreude hatte er schon. Da war ihm auch die Beleidigung egal. Seit wann Katara ihn mit einem Gemüsespitznamen beleidigte, wusste er auch nicht. Er vermutete eher, dass die Beta einfach nur eifersüchtig war. Ein freches Grinsen schlich sich daraufhin in sein Gesicht. Immerhin konnte er das Ganze hier auch als Schadensersatz betrachten. Wie oft hatte er schon seine Nerven verloren, weil die Irre mal wieder meinte ein waghalsiges Experiment durchzuführen, bei dem schon einige Male hätte die Agentur in die Luft fliegen können? Wie oft durfte er sich schon ihr Gejammer anhören, dass ein gewisser Superheld ihr wortwörtlich am Arsch vorbeiging? Von den wechselhaften Stimmungsschwankungen die letzten Wochen wollte der Omega erst gar nicht anfangen!
 

Schnell schüttelte Izuku den Kopf und verbannte die Gedanken. Es war Wochenende und ein schöner Kurzurlaub stand vor der Tür. Dass er die kommenden Tage noch zusätzlich seine Heat erwartete und somit wahrscheinlich wenig von den Wellness-Angeboten in Anspruch nehmen konnte, blendete der Grünhaarige in diesem Moment aus. Er und Shoto waren komplett allein, das war alles, was für Izuku zählte. Fünf Tage, an denen sie ausspannen und sich selbst widmen konnten. Schließlich starten in einer Woche schon die Vorbereitungen für das kommende Stadtevent. Seit Valerias Ankunft waren inzwischen fünf Wochen seither vergangen. Die Zeit rannte. Es waren nur noch acht Wochen bis zum Eventstart. Und er musste sich immer noch mit dem Auftritt auseinandersetzen, der ihm bevorstand. Bislang hatte er noch keine Möglichkeit gehabt Valeria darauf anzusprechen. Seufzend sah Izuku zur Uhr hinauf. Eine weitere Bürde, die ihm noch bevorstand und mit der er sich bisher noch nicht richtig auseinandersetzen konnte.
 

Dann folgte auch schon die erlösende Bahndurchsage, dass Shotos Zug gerade einfuhr. Nervös lehnte sich Izuku wieder gegen die Laterne und wartete einfach ab. Seine Augen folgten den Passagieren, die sich kreuz und quer am Bahnsteig tummelten. Als er schließlich einen weißroten Schopf erblickte, schlug das Herz des Omegas augenblicklich höher und seine Mundwinkel schossen noch mehr in die Höhe. Endlich war sein Alpha wieder da! Endlich! Schnell stieß Izuku sich vom Laternenmast ab und rannte auf Shoto zu, der sich zwischen den Menschenmengen durchgekämpft hatte und geradewegs auf ihn zukam.
 

„Izuku – was?“, so schnell konnte der Alpha gar nicht reagieren, ehe der Grünhaarige ihm wortwörtlich in die Arme sprang. Zu allem Überfluss verlor der Weißrothaarige auch noch den Halt und fiel rückwärts zu Boden - zusammen mit seinem Mate, der sich wie ein Affe an ihn drangeklammert hatte und nicht loslassen wollte.
 

„Endlich bist du wieder da~“, säuselte Izuku und verbarg sein Gesicht in Shotos Halsbeuge. Er hatte den Duft seines Alphas so vermisst. Dieser herbe Geruch, der ihm die innerliche Ruhe brachte. Sie waren fast zwei ganze Wochen voneinander getrennt gewesen. So lange hatten sie noch nie ohneeinander seit ihrer Matebindung vor drei Jahren verbracht. Shoto lächelte währenddessen und schloss seine Arme um Izukus Körpermitte. Kurz sahen sich die beiden daraufhin tief in die Augen, ehe Shoto seine Hand an Izukus Wange schmiegte.
 

„Ist ja gut, ich bin wieder da…“, nach diesen Worten zog der Alpha seinen Omega in einen Kuss. Glückgefühle fluteten Izukus Körper. Dieses perfekte Lippenpaar, das sich im Einklang an seine schmiegte. In seinem Unterleib breitete sich bereits ein allbekanntes Kribbeln aus. Er hätte ewig hier sitzen können, aber ihnen war diese Zeit nicht vergönnt. Schon von weiter Ferne konnten sie Natsuos Stimme hören.
 

„Meine Güte, da lässt man euch mal wenige Minuten allein und schon fällt ihr übereinander her. Also wirklich, beherrscht euch mal!“
 

„Natsuo, sei doch nicht so… deren Verhalten ist ganz normal. Wir Betas können da leider nicht mitreden“, hinter dem Weißhaarigen tauchte nun auch Fuyumi auf und verpasste dem Größeren einen Schlag auf den Oberarm. Danach widmete sich die junge Frau ihrem jüngeren Bruder zu, der zusammen mit Izuku immer noch auf dem Boden saß.
 

„Willkommen zurück, Shoto~“, danach reichte sie dem Weißrothaarigen die Hand, die der Alpha dankend entgegennahm, während Izuku von ihm runterkrabbelte und sich ebenfalls erhob. Gemeinsam machten sich die vier danach auf den Weg Richtung Auto. Währenddessen wurde der Alpha auf den aktuellen Stand gebracht und über den sehr spontanen Kurzurlaub informiert. Zuerst dachte Shoto man nehme ihn auf den Arm und hielt das Ganze für einen schlechten Scherz. Allerdings wurde er im selben Atemzug eines Besseren belehrt.
 

„Was? Wellness-Hotel? Jetzt? Direkt?“, das heterochrome Augenpaar weitete sich vor Überraschung. Genau auf diesen Gesichtsausdruck hatte Izuku gewartet. Er liebte diese Mimik an seinem Alpha. Der Grünhaarige kicherte leise, woraufhin Fuyumi ebenfalls einstieg und danach das Wort an ihren Bruder richtete:
 

„Jap. Spontaner Einfall unseres Vaters. Du und Izuku sollt mal runterkommen. Nach dem ganzen Prüfungs- und Arbeitsstress will er euch beiden mal eine Pause gönnen. Ich war selbst auch überrascht, als er mit der Idee um die Ecke kam“
 

„Das waren wir alle…“, murrte Natsuo und schob seine Hände in die Hosentaschen. Der Weißhaarige war nach all den Jahren immer noch nicht gut auf Endeavor zu sprechen. Er machte weiterhin einen großen Bogen um seinen alten Herrn und stichelte diesen auch regelmäßig, wo es nur ging. Eine traurige Tatsache, die sich zu Izukus Leidwesen, noch nicht geändert hatte. Der Omega wünschte sich von Herzen, dass sein Mate endlich wieder in normalen familiären Verhältnissen weiterlebte, zudem er selbst auch bald Teil dieser Familie sein wird, sobald er zu seinem Alpha gezogen ist.
 

Seit Tsuchis Tod konnte man Endeavors positive Entwicklung mitverfolgen. Der Flammenheld zeigte nach allem was er seiner Familie angetan hatte wirklich Reue und war gewillt Widergutmachung zu leisten. Er besuchte seine Frau regelmäßig in der Psychiatrie, schenkte auch Fuyumi mehr Aufmerksamkeit, worüber sich die Beta sehr freute. Sie wollte genauso wie Izuku auch eine richtige Familie. Er und die Beta kamen hervorragend miteinander aus. Sie liebten beide das Kochen, wodurch hin und wieder mal ein Wettbewerb ausgetragen wurde. Den restlichen Familienmitgliedern kam dies nur recht. Bislang stand es zwischen Izuku und Fuyumi unentschieden, aber jeder lernte von dem anderen. Izuku hatte die letzten Jahre genau hinter deren Kulisse sehen können. Hatte die Todorokis besser kennengelernt. Sie alle hatten das Glück verdient. Die dunklen Zeiten sollten langsam nach und nach in den Hintergrund geraten. Vergebung… eine Stärke, die nicht jeder besaß und Natsuo war leider noch nicht in der Lage auf seinen alten Herrn zuzugehen. Die Wunden saßen tief. Es blieb weiterhin auf die Entwicklung abzuwarten und Izuku war seit jeher ein stiller Beobachter.
 

„Na, wie war es in Kyushu?“, fragte Nastuo stattdessen, um das Thema zu wechseln und wand sich Shoto zu, der hinter ihm herlief. Der Jüngere schulterte seine Tasche und sah seufzend zum Himmel auf.
 

„Ach, ja… die Stadt war schon schön, aber durch die ganzen Schulungen habe ich nicht wirklich viel von der Innenstadt gesehen. Bin abends direkt ins Bett umgekippt. Shin hat jeden Abend Party gemacht, ich frage mich, wie er morgens noch aufstehen und dem Unterricht folgen konnte. Es ist mir ein Rätsel.“
 

Izuku, der weiterhin neben Shoto herlief, lächelte auf die Antwort hin. Endeavor schickte seinen Nachfolger seit einigen Monaten auf sämtliche Schulungen. Shoto sollte an vielen Fortbildungen teilnehmen, dementsprechend kam er viel rum. Hauptsächlich wurden die jungen Helden dort auf bevorstehende Geschäftsführertätigkeiten vorbereitet. Wenn der Grünhaarige ehrlich zu sich selbst war, war er sogar etwas eifersüchtig. Die Welt sehen – eines von Izukus größten Zielen. Zumindest einmal im Leben will er irgendwann mal nach Island. Einmal im Leben will er dieses einzigartige Lichtspektakel des Nordlichts mit eigenen Augen miterleben. Er hatte schon sehr viele Bilder gesehen und auch Reportagen verfolgt. Ein leichtes Schmunzeln schmückte seine Lippen, während er Shotos Hand nahm und diese mit seiner verflocht. Der Alpha fuhr mit seinem Daumen daraufhin über dessen zarte Haut und trieb dem Omega die Röte in die Wangen. Verträumt blickte sich der Grünhaarige um. Dabei kam ihm plötzlich ein Gedanke. War nicht eben von Shin die Rede? Fragend hob der Jüngere eine Augenbraue nach oben.
 

„Wo steckt Shin eigentlich? War er nicht bei dir im Zug?“
 

„Nein, er ist noch in Kyushu geblieben. Dort findet dieses Wochenende irgendeine musikalische Veranstaltung statt, wo er zusammen mit seinen Freunden hingeht.“, antwortete Shoto und zog auf die Antwort hin Izuku noch näher zu sich und hauchte ihm einen Kuss auf den Haaransatz. Danach widmete sich der Ältere Izukus Ohr, woraufhin dem Omega ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Der Größere wusste doch wie empfindlich er dort war. Das machte sein Alpha doch mit Absicht!
 

„Ich wollte lieber zurück zu dir ~“, flüsterte der Alpha leise und kniff Izuku grinsend in den Hintern, woraufhin der Omega erschrocken aufquickte. Als der Kleinere zu seinem Mate aufsah, lächelte dieser ihn wissend an. Ein schwerer Klos bildete sich in Izukus Kehle. Sein Hals wurde auf einmal staubtrocken und sein Herz begann aus dem Takt zu geraten. Diese Art von Neckerei erregte ihn auch noch.
 

Wimmernd biss sich Izuku auf die Unterlippe. Schon wieder breitete sich dieses Kribbeln in dem Omega aus. Zaghaft fuhr sich der junge Mann über den Bauch. Momentan war es den Glücksgefühlen des Wiedersehens zuzuschreiben – doch in wenigen Stunden werden seine Lenden brennen und ein Flammenmeer aus Begierde und Verlangen wird ihn heimsuchen. Der Grünhaarige wusste genau, was gerade los war. Sein Alpha bemerkte die Veränderung. Jene Veränderung, die die Heat mich sich brachte und Izuku hatte bereits im Gefühl, dass etwas anders war. Er war anhänglicher als sonst. Shoto benahm sich auch anders – neckender… forscher… fordernder. Ein schweres Schlucken folgte. War es der Sehnsucht zu verschreiben? War es die ganze Last mit Eri, die langsam mehr und mehr, wie ein schwerer Steinbrocken von seinem Herzen fiel? Izuku wusste in diesem Moment nur eines – dieses Wochenende wird noch so einige Überraschungen für ihn bereithalten.
 


 


 

Was der Omega zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dieser Kurzurlaub wird alles von ihm abverlangen und eine Veränderung mit sich bringen, die weder er noch sein Mate so schnell erwarten haben. Eine Veränderung, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen wird.
 

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Part LIV – my beloved One

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Part LV – True Power

 

„Das hört sich gut an, nochmal von vorne, bitte... und eins … und zwei…. und eins, zwei, drei… vier!““

 

Izuku saß vorm schwarzen Schulinstrument und ließ nach Countdown des Dirigenten erneut seine Fingerkuppen über die Tasten des Klaviers gleiten. Langsam umspielte er die Tasten. Helle melodische Töne erfüllten den Raum und hallten von den Wänden der gigantischen Schulhalle wider. Sie waren sanft und ruhig - jedoch entsprach es nicht Izukus Wohlbefinden. Er hatte anfangs großes Lampenfieber gehabt und hatte erst beruhigt werden müssen. Allein der Gedanke daran vor einem großen Publikum zu stehen, beharrte ihm überhaupt nicht. Auch wenn seit den Proben schon mehrere Wochen vergangen waren, konnte er sich dennoch nicht mit dem Gedanken anfreunden.

 

Nach dem Omega fanden auch die anderen Mitglieder des Orchesters in das Stück mit ein. Es war ein langes Vorspiel. Begleitet von Violinisten, die ein kurzes Stück vorführten und mit den Trommlern in Einklang kamen. Danach folgte Izukus Solopart. Zarte Töne erfüllten den Raum mit Leben - gefolgt von Valeria, die vor die leere Halle trat und ihren Song performte. Ihre Stimme, die in nichts nachstand, drang durch die melodischen Töne, die sie weiterhin begleiteten. Izuku sah währenddessen auf und schaute zu der Roséhaarigen, die mit vollem Einsatz dastand – ihren Kopf zur Decke gerichtet.

 

Den Song, den sich die Omega ausgesucht hatte, hatte etwas. Es war ein anderes Musikstück und erinnerte an eine Oper. Dennoch legte Valeria hohen Wert auf Lieder, die auch eine bestimmte Botschaft innehielten. So war es auch beim Eröffnungskonzert. Ihre Songs waren hauptsächlich an Omegas gerichtet. Vor allem an diejenigen, die weiterhin erniedrigt und stillgehalten wurden. Mit glänzenden grünen Augen folgte er ihren Bewegungen. Es war immer wieder ein Erlebnis Valerias Performance, auch wenn es sich hier nur um eine Probe darstellte, live mitzuerleben. Der Grünhaarige war stolz auf seine Freundin. Wie sie dastand und ihre Stärke nach außen präsentierte.

 

Als die Probe zu Ende war, packte Izuku gerade seine Utensilien zusammen. Die anderen Orchestermitglieder unterhielten sich noch eine Weile, ehe sie sich danach verabschiedeten und die Halle verließen. Nun saß der Omega allein im Raum und wand sich erneut dem Klavier zu. Er war noch nicht mit seinen Leistungen zufrieden. Es gab einen bestimmten Part, den er einfach nicht hinbekam. Erst zögerte der Grünhaarige. Ging tief in sich, führte seine Hand voran – zog sie jedoch wieder zurück. Ein schweres Schlucken folgte, ehe er tief ein- und ausatmete. Gerade als er die Finger erneut auf die Tasten legte und den gesagten Part nachspielen wollte, nahm Valeria neben ihm Platz. Sie hatte ihren Freund eine ganze Weile beobachtet und spürte, dass etwas nicht stimmte.

 

„Wusste ich doch, dass du noch da bist…“

 

Auf die Aussage hin sah Izuku zu seiner Linken und zuckte mit den Achseln.

 

„Ich hab das Gefühl, als ob etwas fehlen würde. Etwas ganz bestimmtes. Ich bin noch unzufrieden… und außerdem bin ich wirklich nervös“, hauchte der Grünhaarige leise und zog seine Schultern nach oben. Hierbei rieb er sich die Hände und zuckte in sich zusammen. Valeria sah von Izuku zum Klavier, danach griff sie nach dessen Handgelenken und führte die Finger zur entsprechenden Tastenposition.

 

„Was dir fehlt, ist mehr Selbstvertrauen…“, daraufhin legte die Omega ihre Finger gegen Izukus und drückte diese nach unten. Wieder folgten die zarten Töne und legten sich über den Raum. Dieses Mal in einem langsamen Rhythmus. Die grünen Iriden folgten den Bewegungen, die die junge Frau ihm vorgab.

 

„Du bist ein toller Spieler, Izuku. Wirf all die Last von deinen Schultern ab. Das Spielen soll dir Freude bereiten.“, eine Weile spielten sie gemeinsam, wiederholten den Takt immer wieder. Die Sicherheit, die Valeria dem Omega in diesem Moment gab, war mehr als notwendig und dafür war Izuku ihr mehr als dankbar. Sie stellte eine Mauer dar, die ihn nicht vom Weg abkommen ließ. Die ihn immer weiter auf seinem Weg vorantrieb und keine Abkürzungen duldete.

 

Vorsichtig zog Valeria ihre Hand nach wenigen Minuten zurück und ließ Izuku die Tasten des Instruments allein schwingen. Der Omega spürte, wie die Nervosität aus seinen Gliedern wich. Immer mehr und mehr. Selbstsicherheit legte sich langsam in seine Finger, die weiterhin die Töne und Melodien aus dem Tasteninstrument lockte. Die Roséhaarige lächelte zufrieden.

 

„Na siehst du? Geht doch~“

 

Als der Grünhaarige seinen Part beendet hatte, kam das Spiel zum Stillstand. Die letzten Melodien füllten den Raum und verstummten immer mehr, bis die Stille komplett eintrat. Izuku sah schließlich auf seine Hände herab.

 

„Ich habe mich schon in Vielem sehr stark verändert, aber dennoch gibt es Situationen, die mich in alte Muster zurückfallen lassen.“

 

Daraufhin spürte der junge Mann eine Hand auf seiner Schulter.

 

„Denkst du nur dir ergeht es so? Es ist normal Angst und Furcht zu haben, Izuku. Glaub mir, ich weiß nur zu gut, wie du dich gerade fühlst. Meine ersten Auftritte vor einer gefüllten Schulhalle waren die reinste Katastrophe. Ich war sogar einmal so nervös, dass ich mit meinen hohen Schuhen über das Mikrofonkabel gestolpert bin und versehentlich aus sämtlichen Instrumenten alle Kabel rausgerissen habe. Ich kann dir sagen, das war ein Desaster…“, ein leises Kichern verließ Valerias Lippen. Immerhin konnte sie heute inzwischen darüber lachen. Aber es tat gut, solche Erfahrungen auszutauschen.

 

Izuku spürte, wie es ihm innerlich besser ging. Seine Freundin hatte ihm soeben eine schwere Last von den Schultern genommen. Erleichtert atmete er aus und fand in das Lachen mit ein. Eine Weile dauerte der Lach-Flash an, ehe Valeria einen Blick auf ihre Uhr warf, die sie am Handgelenk trug.

 

„Oh, wir müssen langsam los. Sie warten bestimmt schon auf uns.“

 

 

 

 

 

 

Heute stand ein wichtiges Treffen an. Nach all den Wochen harter Arbeit war Eri nun in der Lage zusammen mit Izuku und Valeria allein etwas zu unternehmen. Es waren harte Wochen, vor allem für Izuku, die nicht nur Fortschritte, sondern auch Rückschläge mit sich führten. Es war ein harter Kampf, der sich schlussendlich, aber erfolgreich ausgezahlt hatte. Endlich war der Zeitpunkt gekommen, etwas über Eris Spezialität in Erfahrung zu bringen. Nach mehreren Überlegungen fanden sie auch endlich ihr gemeinsames Ziel. Eri hatte viele Kinderbücher über Tiere durchforstet und da kam Miri der Einfall einen Zoo-Besuch vorzuschlagen. Alle Beteiligten, insbesondere Eri, waren Feuer und Flamme für die Mission. Miri schlug vor die Kleine direkt am Zoo abzuliefern und sie auch dort später gegen 17 Uhr nochmal abzuholen. Da inzwischen 13 Uhr war, blieb den Beteiligten somit etwa 4 Stunden Zeit. Das Wetter spielte ihnen auch super in die Karten. Es war ein sonniger Nachmittag. Der Spätfrühling zeigte immer mehr und mehr sein Angesicht. Alle Bäume und Wiesen standen in voller Blüte, während eine leichte Brise über sie hinwegfegte. Der Sommer stand mittelbar bevor. Es war einer dieser Tage, wo Izuku all seinen Mut zusammennahm und mit Valeria auf dem Motorrad fuhr. Inzwischen hatte er seine Angst etwas überwunden und es war auch nur ein kurzer Trip.

 

Nach etwa zehn Minuten kamen sie auch schon am Zooeingang an. Zuvor parkte Valeria ihr Fahrzeug noch auf einem markierten Stellplatz und sicherte alles ab, während Izuku sich nach dem Abstieg kurz gegen einen Baum anlehnen musste. Sein Herz raste und ihm war schwummrig und schwindlig. Tief atmete der Omega ein und aus. Seit etwa zwei Wochen spürte er diese Symptome. Erst schob er es auf seinen Stress die letzten Wochen. Die Proben waren auch nicht einfach gewesen und die ständigen emotionalen Besuche bei Eri forderten auch ihr Tribut. Er war erschöpft, sogar so ausgelaugt, dass seine letzte Heat vor etwa einer Woche komplett ausblieb. Allerdings war es während den Klausurvorbereitungen auch schon vorgekommen, dass Izuku von seiner Hitzephase verschont wurde. Demnach verschwendete er auch keinen weiteren Gedanken daran. Nach wenigen Minuten schaffte es der Grünhaarige sich jedoch wieder aufzuraffen und zu Valeria aufzuschließen, die schon nach ihm gerufen hatte. Als die Beiden am Eingangstor ankamen, kam Eri bereits auf sie zu gerannt. Das Mädchen trug zwei Zöpfe und ein rotes Kleid, das mit Rüschen verziert war. Rote Schleifen, die an ihren Zöpfen befestigt waren, wehten im Wind. Hinter ihr stand auch Miri, die den beiden entgegenlief. Einzig Shoto und Katsuki, der ebenfalls mit von der Partie war, lehnten am Eisengitter. Zuvor sprach Valeria noch kurz mit der Heimmitarbeiterin, während Izuku bei Eri stand, die ihn mit roten großen Augen ansah. Etwas überfordert sah Izuku zu ihr runter und hob eine Augenbraue nach oben. Das hatte sie vor einigen Tagen auch schon gemacht. Warum auch immer befand sich das Kind immer in seiner Nähe, beobachtete ihn und ließ ihn auch nicht aus den Augen. So war es auch dieses Mal. Das kleine Mädchen trat erneut näher an den Omega heran und blieb dicht neben ihm stehen.

 

Etwa eine viertel Stunde später waren die Zookarten bezahlt und Miri hatte sich verabschiedet. Gemeinsam betraten sie nun den Park und ergatterten sich direkt am Eingang eine Zoo-Karte. Es gab so viele Wege und Orte, die es zu erkunden gab und Katsuki war derjenige, der sich die Karte genauer unter die Lupe nahm.

 

„Meine Güte, was für ein Dreck! Vor zehn Jahren sah es hier bei weitem noch nicht so aus. Außerdem ist der Mist hier viel zu bunt! Bei den ganzen Wegverzweigungen wird man ja irre…“, murrte der blonde Alpha und drehte die Karte hin und her.

 

„Probleme mit dem Lesen, Katsuki?“

 

„Halb-Halb halt die Klappe! Wenn du das hier übernehmen würdest, würden wir irgendwo in Timbuktu rauskommen. Also Finger weg von der Karte!“

 

Izuku, Valeria und Eri standen nebenan und peilten bereits die ersten Tiergehegen an, die ihnen in den Weg kamen. Ein riesiger See mit einem Springbrunnen, der das Wasser in Fontränen hoch in die Lüfte beförderte und umgeben von rosafarbigen gefiederten Vögeln.

 

„Schau mal Eri, das sind Flamingos“, mit den Fingern formte Izuku die entsprechenden Zeichen und wies zu den Stelzvögeln. Inzwischen hatte er die Gebärdensprache ganz gut drauf. Ab und an half ihm Valeria noch unter die Arme, aber in Allem war er schon ziemlich sicher mit den einzelnen Handzeichen. Mit großen roten Augen sah Eri in die Ferne und klammerte sich am Geländer fest. Fasziniert sah sie den Tieren zu. Aktuell befind sich die Weißhaarige in einer komplett anderen Welt. Es war eine gute Idee, dass sie den Zoo als Reiseziel ausgewählt hatten.

 

Nachdem die Karte inzwischen zu hundert Prozent von Katsuki analysiert wurde, begaben sie sich nun gemeinsam auf die tierische Reise. Sie liefen an Löwen vorbei. Sichteten Zebras, die weit im dichten Gras standen und den Zoobesuchern nachsahen. Vereinzelt liefen die Tiere auch am Zaun mit. Es fühlte sich fast schon so an, als ob sie unter Beobachtung standen. Während der Rundtour lief Shoto dicht neben Izuku und nahm seine Hand. Lächelnd lehnte sich der Omega an seinem Mate an. Er war froh, dass Shoto Zeit gefunden hatte und mitkam. Erst war unklar, ob der Alpha überhaupt frei bekam. Aber sein alter Herr wollte nicht so knickrig sein und gab nach Kataras Protesten nach. Die Beta wollte auch einfach nur einen Tag mal allein im Labor verbringen und die Omega-Auszeit genießen, zumindest kam Izuku es so vor. Aber er war ihr nicht böse.

 

„Geht es dir gut?“

 

Nach dieser Frage sah Izuku zu seinem Partner auf und hakte sich bei ihm ein.

 

„Ja, mich machen die letzten Wochen einfach nur zu schaffen. In drei Wochen ist es ja auch endlich vorbei…“, hauchte der Omega leise und schloss währenddessen seine Augen.

 

„Pass bitte auf dich auf und übertreib es nicht. Gönn dir jede Pause, die du brauchst.“

 

Auf die Worte hin öffnete Izuku seine Augen und sah zu seinen Freunden auf, die wenige Meter vor ihnen liefen. Valeria hatte Eri auf den Arm genommen und gemeinsam traten sie an einen Elefanten heran, der neugierig auf sie zu stapfte.

 

„Keine Sorge, mein Alpha. Ich passe auf mich auf und danke, dass du auf mich so Acht gibst“, ein zartes Lächeln zierte Izukus Lippen, als er sich aufrichtete und sich Shotos Lippen nährte. Bevor sich diese jedoch vereinen konnten, hörten sie auch schon einen Aufschrei, der sie zusammenzucken ließ.

 

„WAS SOLL DAS DENN?! VERDAMMTE SCHEIßE!!!“

 

Anhand der Stimme und des Fluchens war sofort klar, um wen es sich hier nur handeln konnte. Erstaunt sahen alle Augenpaare zu Katsuki, der hinter Valeria stand und alle Glieder von sich wies. Wasser tropfte an ihm herab, um ihn herum befand sich eine ganze Wasserlache. Valeria brach daraufhin in helles Gelächter aus, während Eri sich vor den Elefanten stellte und dessen Rüssel streichelte, der über den Stahlzaun hing.

 

„Haha, oh - da hat wohl jemand unfreiwillig ein Bad genommen~“, lachend trat die Omega auf den blonden Alpha zu, der wenige Schritte zurücktrat, aber anhand eines vorhandenen Gegenstands hinter ihm nicht weiter zurückweichen konnte. Seine Wangen färbten sich augenblicklich rot.

 

„DAS IST NICHT WITZIG!“, stammelte Katsuki vor sich hin und drehte sein Gesicht weg.

 

„Aber, aber… wenn der Elefant niesen muss und du dich gerade zufällig in der Schusslinie befindest... Das war ein dummer Unfall – jetzt beruhige dich...“, währenddessen fuhr Valeria mit einem karierten Taschentuch über Katsukis Gesicht und rieb seine Wangen trocken, die gefühlt immer roter wurden.

 

Es war ein Anblick, der Izuku innerlich schmunzeln ließ. Er hatte ja schon seit langem in Verdacht, das hier etwas im Busch war. Valeria und er waren inzwischen sehr oft gemeinsam unterwegs, unternahmen generell viel und hingen auch sonst ziemlich oft zusammen ab. Izuku hatte sogar schon mitbekommen, dass Valeria dem Alpha die russische Sprache näherbrachte. Seit neustem besuchte Katsuki auch die Proben und nahm in der hintersten Besucherreihe Platz, wobei zumindest Izuku das Ganze nicht verborgen blieb. Es war fast schon niedlich, wie er sie heimlich beobachtete. Und dass man ausgerechnet bei Katsuki Bakugou das Wort „niedlich“ allein nur in den Mund nahm, war schon ein Ausnahmezustand.

 

Nach der unfreiwilligen Wäsche legten sie bei einem kleinen Imbiss, der ziemlich zentral im Park lag, eine Pause ein. Während Katsuki im Bad verschwand, um sich richtig zu trocknen und Ersatzkleider anzuziehen, die er komischerweise immer bei sich trug, nahmen die anderen einen kleinen Happen zu sich. Izuku gönnte sich eine Pommes mit viel Ketchup. Seine grünen Iriden funkelten schon, als er auf sein Essen herabblickte. Shoto saß ihm genau gegenüber und hob fragend eine Augenbraue.

 

„Ist das seit neustem dein Lieblingsessen?“

 

„Hm?“, überrascht sah Izuku auf, während er sich einen weiteren Kartoffelstreifen in den Mund schob.

 

„Ich mochte Pommes schon immer. Ab und an hab ich mal Hunger drauf:“

 

„Du isst es inzwischen gefühlt fast täglich“, sprach der Weißrothaarige und nippte an seinem Pfefferminz-Tee. Auch außerhalb bevorzugte der Alpha überwiegend Tee. Valeria und Eri hatten sich eine Curry-Wurst geholt, wobei eher Eri alles aufaß. Der Omega fehlte der Appetit.

 

„Isst du nichts, Val?“

 

Die Roséhaarige sah zu ihrer Rechten zu Izuku und blickte danach wieder in die Ferne.

 

„Ich hatte vor den Proben noch eine Kleinigkeit zu mir genommen. Demnach bin ich satt.“, erwiderte die junge Frau und blickte zu einem kleinen Spatz, der sich gerade neben ihnen in einem Vogelbrunnen badete. Fröhlich vor sich hin zwitschernd wand sich der Vogel umher und putzte sein Gefieder.

 

 

 

 

 

 

Inzwischen färbte sich der Himmel rot und es war auch schon fast 16 Uhr. Ihren letzten Besuch statten sie dem Vogelhaus ab, das sich am Ende des Zoos befand. Gemeinsam betraten sie das große Anwesen. Sowohl am Anfang als auch am Ende des Raums befand sich ein großes Netz, durch das sie durchliefen. Mit großen Augen betrat Eri die Halle und sah um sich. Überall befanden sich bunte Vögel, die sich entweder auf dem Boden oder auf den Ästen der Bäume aufhielten oder in der Luft segelten. Hier konnten sich die gefiederten Wesen frei bewegen. Auch als Izuku das Anwesen betrat und seine Brille richtete, sah er den Papageien nach, die dicht neben ihm vorbeiflogen. Um sie herum erfüllte sich eine wahre Farbenvielfalt. Alle möglichen Arten waren vertreten. Von Wellensittichen, über Nymphensittiche – bis hin zu Graupapageien und weiteren exotischen Arten befand sich alles hier anwesend vor ihnen. Es waren auch Papagei-Arten vorhanden, die den Fabelwesen Phönixe sehr ähnlich sahen. Es war ein Anblick, den man so nicht alle Tage erlebte.

 

Erstaunt sah Izuku den Wesen nach und hakte sich wieder bei seinem Mate ein, der dicht neben ihm stand. Eri gesellte sich zu ihnen und zupfte an Izukus Shirt, woraufhin der Omega zu ihr hinabblickte. Das weißhaarige Mädchen wies in Valerias Richtung, die sich am Futterspender bediente. Die junge Frau trat daraufhin an Katsuki heran, der mehr als verloren im Raum und mit dem Rücken zu ihr stand. Etwas verdutzt drehte sich der Aschblonde zu ihr und wollte anscheinend erneut zurückweichen, was Valeria aber schnell unterband, indem sie seine Hand nahm und das Futter dort hineingleiten ließ. Zuvor hatte sie sich vorgelehnt und es sah so aus, als ob die Omega ihm etwas ins Ohr flüsterte, ehe sie ihre Hand an seiner anlehnte und ihre Hände gemeinsam nach oben hob. Ihre Hände bildeten eine Art Futterschale, was den Vögeln nicht verborgen blieb. Innerhalb von Sekunden hatte sich die ganze Meute auf sie gestürzt und die Hände mitsamt dem Vogelfutter in Beschlag genommen. Gelächter folgte, ebenso ein Sturm aus Federn, der um sie wehte. Sofort zog Izuku sein Handy hervor und schoss ein Bild aus sicherer Entfernung. Es war einfach ein Moment, der festgehalten werden musste. Eine Weile sahen sie dem Spektakel zu. Nachdem Izuku sein Foto zufrieden inspiziert hatte, sah er zu Shoto auf, der einfach nur lachend den Kopf schüttelte.

 

„Du weißt schon, das Katsuki dich dafür köpfen wird, oder?“

 

„Ach was, so wie ich ihn die letzte Zeit erlebe, ist er froh um so ein Bild. Er muss es nur gut vor seiner Mutter verstecken“, kicherte Izuku und widmete sich daraufhin wieder Eri zu, die sich jedoch von dem Geschehen abgewandt hatte.

 

„Eri, was ist lo-?“, ehe Izuku seine Frage komplett zu Ende stellen konnte, blickte er in dieselbe Richtung, in die Mädchen sah, und zog scharf die Luft ein.

 

„Komm schon, Kuri – du musst deine Medizin nehmen, mein alter Freund…“

 

Ein Tierpfleger kniete am Boden und reichte eine Hand voll Vogelfutter zu Etwas hin, was sich komplett am Boden versteckt im Gebüsch eingerollt hatte. Es war ein größerer Vogel, dessen Gefieder bereits grau und rau war. Vereinzelt waren die Federn stark zerrupft. Gebrechlich zog der Papagei seinen Kopf hervor und sah zu dem Pfleger auf, der verzweifelt versuchte ihn zum Essen zu bewegen. Der Vogel war anscheinend schon sehr alt und war fast komplett abgemagert. Vorsichtig trat Izuku daraufhin, gefolgt von den anderen, die den Mitarbeiter inzwischen auch bemerkt hatten, in einem sicheren Abstand heran.

 

„Mister? Stimmt etwas nicht?“, fragte Izuku und ließ die Hand seines Alphas los. Eri blieb bei dem Weißrothaarigen stehen und sah aus der Ferne zu.

 

„Ach je, tut mir leid, dass ihr das seht. Kuri ist schon sehr alt und kann schon fast kein Futter mehr aufnehmen. Er war bis vor kurzem auch krank und das scheint ihm den Rest gegeben zu haben.“

 

„Oh nein, dass tut uns leid“, hauchte Valeria und trat neben Izuku.

 

Der Tierpfleger erhob sich langsam und seufzte traurig aus.

 

„Wisst ihr, Kuri ist ein Kakadu. Er war in seinen jungen Jahren so ein hübsches Exemplar und er war so lebensfreudig. Er wollte leben, deswegen hat sein starkes Herz auch nicht nachgegeben und er schleppt sich inzwischen körperlich von einem Tag zum nächsten. Auch wenn Kuri immer gekämpft hat, irgendwann ist auch Schluss und man muss eine Entscheidung treffen.“, brachte der Tierpfleger leise hervor, kniete sich erneut und streichelte den alten Vogel am Kopf. Trotz seiner alten Tage schien der Kakadu diese Zärtlichkeiten zu genießen.

 

„Wenn er heute nicht frisst, wird er endlich seine Erlösung finden… Es zerreißt mir das Herz meinen alten Kumpel hier gehen zu lassen, aber es wird das Beste für ihn sein…“

 

Geschockt hielt Izuku die Luft an. Ein eiskalter Schauer kroch sein Rückgrat hoch. Es war eine ganze Weile her, wo er sich mit diesem Thema auseinandersetzen musste. Allein der Anblick, der sich ihm gerade bot, ließ ihn einfach nur erstarren. Ihm tat der Vogel leid. Wie er einfach am Boden kauerte, seiner Existenz ausgesetzt war, die ihn nicht einschlafen ließ. Ein so starkes Herz, aber ein so schwacher Körper, der einfach nur seine Ruhe finden wollte. Knirschend biss sich Izuku auf die Unterlippe, während seine Hände sich zu Fäusten bildeten. Er war die letzte Zeit auch so nah am Wasser gebaut. So nah wie noch nie zuvor. Tränen drangen hervor. Der Omega versuchte, so gut es ging, sich zusammenzureißen - aber er wurde beobachtet. Rote eindringliche Iriden sahen den Omega an und seine Gestalt spiegelte sich in den Augen wider. Eine Weile sah Eri den Grünhaarigen einfach nur an. Es vergingen wenige Sekunden. Langsam setzte sich Eri in Bewegung. Als Valeria das Mädchen aufhalten wollte, blickte diese hinter sich. Sowohl Izuku als auch Valeria hielten augenblicklich die Luft an.

 

Die Mundwinkel des kleinen Mädchens wanderten nach oben. Es war ein Anblick, den sie so bei Eri noch nicht vorgefunden hatten. Es weckte Hoffnung. Ein leichtes Lächeln zierte Eris Lippen, als sie zu den beiden Omega aufsah. Sofort wussten die Beiden, was Sache war. Es war ein stilles Zeichen, das alles gut sein würde. Mit großen Augen sahen alle Beteiligten der Weißhaarigen nach, die sich daraufhin wieder umdrehte und vorsichtig immer näher an den gebrechlichen Vogel herantrat. Der Kakadu erhob sich. Mit wackeligen Beinen versuchte er Halt zu finden, knickte jedoch wieder ein. Er sah dabei zu, wie Eri wenige Meter vor ihm auf die Knie ging und einfach nur dasaß.

 

Erneut startete der Vogel einen weiteren Versuch und schaffte es sich aufzuraffen. Mit langsamen unsicheren Schritten trat der Papagei an das Mädchen heran, das die rechte Hand nach ihm ausstreckte. Alle Anwesenden hielten die Luft an. Es war mucksmäuschenstill. Auch die anderen Vögel im Raum hatten sich auf den Ästen niedergelassen und sahen dem Spektakel zu, das sich vor ihnen präsentierte. Inzwischen hatte der gebrechliche Kakadu die Weißhaarige erreicht und lehnte seinen Kopf an die Handfläche des Mädchens. Als sich beide berührten erhellte sich Eris Handfläche. Ein heller Schein, der einem schwebenden Band ähnlichsah, wirbelte um das Mädchen herum. Sterne funkelten hervor und der Boden erhellte sich. Der Vogel wurde in helles Licht getaucht und war von einer glänzenden Hülle umgeben.

 

„Was zum?“, der Tierpfleger trat einen Schritt zurück, während Izuku Valeria zunickte, woraufhin er sich Eri nährte.

 

Je näher Izuku kam, desto wärmer wurde es. Es war eine angenehme Wärme, die von dem gleisenden Licht ausging, das Eri umwarb. Plötzlich spürte der Omega ein leichtes Kribbeln im Unterleib und hielt plötzlich inne. Sofort wanderte seine Hand zu seinem Bauch und blickte ins Leere.

 

//Was war das??// schoss es Izuku durch den Kopf, als er in seiner Stellung weiterhin innehielt. Er war wie in Trance. Etwas in seinem Innern hatte ihn zurückgehalten weiterzuschreiten. Aber wieso? Warum? Ungläubig sah der Grünhaarige wieder zu Eri, die weiterhin vor ihm kniete.

 

Währenddessen nahm das Licht wieder ab und die funkelnden Partikel ließen sich auf dem Vogel nieder, der inzwischen wieder sichtbar wurde. Helle weiße Flügel streckten sich in die Lüfte. Ein Krächzen, das man zuvor so noch nicht gehört hatte, ertönte. Eri erhob sich und trat einen Schritt zurück. Sie streckte ihren rechten Armen erneut aus und innerhalb weniger Sekunden flog ihr Etwas auf den Arm. Bei genauerem Hinsehen blieb allen Anwesenden die Luft weg. Ein junger Kakadu, in hellstem weiß, thronte auf Eris Arm und blickte in die Ferne. Seine Federhaube war weit nach oben gestreckt. Rote und Orangene Farben schmückten das Federkleid des Papageis. Es war immer noch still. Zudem sich die kommenden Sekunden wie Minuten oder Stunden anfühlten. Die Zeit schien für eine Weile stehengeblieben zu sein.

 

„Kuri?“, der Tierpfleger kam langsam auf Eri zu. Wie auf Stichwort antwortete der Vogel und spreizte erneut seine Flügel. Mit einem seichten Segel setze er an und flog auf den Arm des Pflegers, der mehr als verdattert seinen Tierkumpel anblickte.

 

„Kuri, was ist mit dir passiert?“, stammelte der Angestellte und blickte ungläubig auf Eri herab, die vor ihm stand. Inzwischen wieder mit emotionslosem Gesichtsausdruck.

 

„Der Vogel wurde verjüngert…“, brachte Valeria leise hervor und trat an Eri heran, die sich daraufhin wieder hinter ihr versteckte. Ihr verschrecktes Ich war wieder zurück.

 

Izuku, der sich wieder aus der Starre gelöst hatte, kam auf den Vogel zu und inspizierte diesen genau. Der Grünhaarige erkannte diese Spezialität. Sie befand sich auch auf den alten Schriften von Tsuchis Großvater. Eine Macht, die so mächtig war, sodass man sie wegschloss. Eine Kraft, die in falschen Händen viel Leid und Unheil anstellen konnte. Eine Gabe, die Leben retten konnte, wenn man sie richtig einsetzte.

 

„Zurückspulen…“, flüsterte der Omega leise und sah auf Eri herab.

 

„Das ist deine Spezialität, oder?“, sofort spielte sich ein Lächeln auf Izukus Lippen, als er auf das kleine Mädchen herabblickte, vor ihr auf die Knie ging und seine Handfläche auf ihren Kopf legte. Tränen bildeten sich währenddessen in Eris Augen. Mit Handbewegungen kommunizierte sie, ob sie nun Ärger erwarten würde.

 

„Was aber nicht doch- das hast du gut gemacht, Eri. Du hast einem kranken Tier neuen Lebenswillen eingehaucht. Du bist eine kleine Heldin~“, antwortete Izuku und formte die entsprechenden Zeichen.

 

Augenblicklich bildeten sich in Eris Augen noch mehr Tränen und schließlich brach der Damm. Weinend rannte sie auf Izuku zu und warf sich ihm um den Hals. Es war eine Geste, die sie zuvor nur bei Valeria gezeigt hatte. Aber nun schien das Eis endgültig gebrochen zu sein und Izuku fiel ein Stein vom Herzen. Sofort schlang er seine Arme um ihren kleinen Körper. Es war ein Moment, den Izuku sofort im Herzen einfing. Er hatte es geschafft. Er hatte die Mission doch tatsächlich erfolgreich beendet. Er hatte es tatsächlich geschafft, diesem kleinen Mädchen zuhelfen. Ihr Vertrauen zu gewinnen und eine neue bessere Welt zu zeigen. Dann dieses Lächeln eben. Es war das erste Mal, dass Eri gelächelt hat. Izukus Herz zersprang fast vor Freude. Der Kakadu flog währenddessen auf Izukus Schulter und spreizte freudig seine Flügel.

 

Vor Glück schossen dem Omega erneut die Tränen in die Augen. Schon wieder wurde er im Moment viel zu emotional. Das war doch langsam nicht mehr normal. Erleichtert sah er daraufhin zu seinem Mate auf. Shoto nickte ihm lächelnd zu. Valeria hob einen Daumen nach oben - sogar Katsuki, der sich hinter die Roséhaarige gesellt und seine Hände auf ihrer Schulter abgelegt hatte, nickte.

 

Dieser Moment jedoch bedeutete so viel mehr. Für Izuku ging heute eine weitere Mission zu Ende. Eine Mission, die ihn zweifeln ließ – ihm die Fassung raubte. Endlich war er an seinem Ziel angelangt. Die letzten Ketten, die ihn bisher zurückgehalten hatten, zersprangen und prallten an ihm ab. Wenn er so weit gekommen war – dann stand auch alles weiterem nichts mehr im Weg. Der Omega war Feuer und Flamme für seine nächste Aufgabe und diese stand unmittelbar bevor:

 

 

Bereite dem Publikum in weniger als drei Wochen ein Erlebnis, das sie so zuvor noch nicht gesehen haben und welches sie auch so schnell nicht wieder vergessen werden!

 

 

Part LVI – Live in concert I

„Mehr nach rechts, aber vorsichtig“, ein Bauarbeiter stand auf einem Holzbrett und wies seinen Kollegen an, der sich in einem Kran befand, die Stahlträger der Bühne vorsichtig abzulassen.
 

„Gut so und absenken! Passt!“, mit gezielten Handbewegungen dirigierte er seinen Baustellenmitarbeiter in die entsprechende Richtung.
 

Die Vorbereitungen auf das bevorstehende Sommerfest liefen auf Hochtouren. Die Essensstände und Fahrgeschäfte waren bereits auf dem riesigen Platz des Ground Zero aufgestellt worden. Es handelte sich um genau den Ort, wo All Might vor drei Jahren gegen All for One gekämpft hatte. Der Stadtrat kam zur Übereinkunft ein Zeichen zu setzen und sich von der dunklen Seite der Gesellschaft nicht unterkriegen zu lassen. Das Fest soll neue Hoffnung wecken und einen neuen Meilenstein setzen. Junge Helden sollten zeigen, dass das Licht heller schien als die Finsternis. Lediglich die große Bühne, die alles in den Schatten stellte, befand sich derzeit noch im Aufbau. Alle Schüler der M.U.A. und U.A. waren beim Aufbau mit beteiligt. Eijiro und Katsuki und weitere Schüler waren bei der Bühne und halfen den Bauarbeitern unter die Arme. Hitoshi, Reiko, Itsuka und Toki waren mit dem Befüllen der Essensständen beschäftigt. Wobei der Letztere sich eher in eine hintere Ecke verkrochen hatte und an seinem Handy rumtippte.
 

„Hi hi, wie affenscharf ist das denn bitte?“, das Grinsen des Betas wurde immer breiter.
 

„Was für eine Schweinerei schaust du dir nun schon wieder an?“, Hitoshi, der das Verschwinden seines Klassenkameraden bemerkt hatte, stand plötzlich hinter ihm und stierte auf den Kleineren herab.
 

„Das musst du dir ansehen, Hitoshi! Da gehen Männerträume in Erfüllung~“
 

Das Gesicht des Lilahaarigen lief knallrot an, packte Toki daraufhin am Kragen und zog ihn zu sich. Eine Zornesader bildete sich an seiner Schläfe.
 

„DU VOLLIDIOT! Du sollst anpacken helfen und nicht deinen perversen Fantasien freien Lauf lassen!“
 

„Meine Güte beruhige dich mal Jungfrau in Nöten~ Das war doch nur Spaß… Hey gib mir mein Handy zurück!!!“
 

Hitoshi hatte es erfolgreich geschafft das Handy des Kleineren an sich zu nehmen und in seiner Schürzentasche versinken zu lassen.
 

„Zuerst die Arbeit – dann das Vergnügen! Also ran an die Arbeit!“
 

Als Toki sich über die Unverschämtheit seines Freundes beschweren wollte, wurden sie von Valeria unterbrochen, die sich in der Zwischenzeit zu ihnen gesellt hatte.
 

„Entschuldigt bitte, aber habt ihr Izuku irgendwo gesehen?“
 

„Nein, ich dachte er wäre bei dir“, antwortete Reiko und kam hinter der Theke hervor, Itsuka direkt hintendran. Seufzend fasste sich die Sängerin daraufhin an den Hinterkopf.
 

„Ja, normalerweise wollten wir das Bühnenprogramm für heute Abend nochmal durchgehen. Aber ich finde ihn nirgends. Er sah heute Morgen auch nicht so gesund aus“, Valeria legte ihre Stirn in Falten und sah zum Himmel auf. Über ihr befand sich ein wolkenloses Himmelszelt. Eine Weile blickte sie einfach nur ins Leere.
 

Der Omega fiel schon seit einigen Tagen auf, dass der Grünhaarige nicht auf der Höhe zu sein schien. Inzwischen rannte Izuku mehrmals während den Proben auf die Toilette und war auch generell total benommen. Das war kein gutes Zeichen. Die Roséhaarige hatte bereits schon einen stillen Verdacht, wies ihn aber anschließend direkt wieder zurück. Während die Sängerin in Gedanken vertieft war, gesellten sich Eijiro und Katsuki zu der Gruppe.
 

„Also, wenn du Izuku suchst, der ist vor etwa 15 Minuten Richtung Sanitäranlagen gerannt…“, entgegnete der Rothaarige und rieb sich mit einem Handtuch die Hände sauber, die vom Staub des Holzes schon verschmutzt waren.
 

„Ach herrje, der Arme. Ihm wird doch nicht schon wieder schlecht sein“, hauchte Valeria und stemmte ihre Arme in die Hüfte.
 

„Das ist bestimmt das Lampenfieber. Deku hatte schon immer einen empfindlichen Magen, wenn es um Auftritte ging“, Katsuki zog sich seine Baseball-Mütze zurecht, die er aufgrund der heißen Sonne trug. Es war ein heißer Vormittag und die Sonne brannte erbarmungslos auf die Erde herab. Valeria sah daraufhin zu dem blonden Alpha.
 

„Da steckt mehr dahinter… ich geh mal zu ihm…“, erwiderte die Omega und ließ die Gruppe daraufhin allein. Katsuki sah währenddessen der jungen Frau hinterher und hielt seinen Blick zu lange auf sie gerichtet, denn schon stand Eijiro dicht hinter dem Alpha.
 

„Uh, dich hat´s aber echt übel erwischt, Alter!“, verräterisch hob der Rothaarige seine Augenbrauen auf und ab und zwickte dem Alpha in die Seite. Ertappt lief der Aschblonde daraufhin um die Nase knallrot an und zog sich seine Mütze tiefer ins Gesicht.
 

„Wir sollten weitermachen, sonst wird die Eröffnung heute Abend nichts…“
 

Ohne auf den bissigen Kommentar seines Kameraden einzugehen, nahm Katsuki Kurs Richtung Bühne, die immer mehr Gestalt annahm, und ließ somit eine verdatterte Gruppe hinter sich, die ihm mehr als überrascht nachsah.
 


 


 


 

[10 Minuten zuvor]
 

Keuchend hielt sich Izuku an der Toilette fest und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Sein Magen fühlte sich so schwer an und alles in seinem Kopf drehte sich. Es war schon wieder passiert. Seit mehreren Tagen schlug ihm etwas gehörig auf den Magen und ließ ihn in Windeseile auf die Toilette flüchten, um sich zu übergeben. Schwer atmend schloss der Omega die Augen und erhob sich nach einer Weile. Währenddessen betätigte er die Toilettenspülung und taumelte leicht, ehe er den Toilettensitz runterließ und darauf Platz nahm. Seufzend lehnte er seinen Hinterkopf an die kalten Fliesen und sah zur Decke auf. Was war nur verdammt nochmal mit ihm los? Seit etwa vier Wochen hatte er Kreislaufprobleme und kam schneller außer Atem. Zudem vor drei Tagen hätte seine Heat beginnen sollen.
 

Das war schon das zweite Mal hintereinander, dass sie ausblieb. Zudem Izuku komische Anstalten an sich seit Kurzem feststellte. Seit 5 Wochen wohnte er nun schon bei Shoto und bei seinem Vater im Todoroki-Anwesen und seit etwa drei Tagen nestelte er. Wenn sein Alpha nicht da war, suchte er sämtliche Kleidungsstücke von dem Weißrothaarigen zusammen und häufte sie aufeinander, um sich danach reinzulegen. Izuku hatte schon einen Verdacht, was es bedeuten könnte, aber er wollte es nicht wahrhaben. Sein Blick wanderte daraufhin gedankenversunken zu einer kleinen hellen Verpackung, die neben ihm auf der Fensterbank lag. Mit zittrigen Händen zog er die Packung zu sich und ließ den Blick über die Inschrift gleiten, die das Wort „Schwangerschaftstest“ innehielt.
 

Izuku wusste, was vor zwei Monaten bei ihrem Wochenendausflug geschehen war. Er hatte seine Heat und Shoto hatte ihn geknotet – sogar mehrmals an diesen Tagen. Sie waren wie wilde Tiere übereinander hergefallen. Aufgrund der darauffolgenden Festivalvorbereitungen und der Sache mit Eri hatte Izuku dieses Erlebnis die ganze Zeit verdrängt. Er bereute es keinesfalls, er hatte die Augenblicke mit seinem Alpha mehr als alles andere genossen. Aber, dass es nun Realität werden könnte. All die Symptome die letzten Wochen. Wieder folgte ein schweres Schlucken. Izuku war bewusst, was es nur bedeuten konnte. Er musste endlich Gewissheit haben. Ihm klopfte das Herz bis zum Hals. Schwer schluckend öffnete er die Verpackung und kam den dortigen Anweisungen nach.
 

Schweißtropfen bildeten sich auf der Stirn des Omegas, als er wenige Minuten später wieder auf dem Toilettensitz Platz nahm und auf den Test in seinen Händen herabblickte. Sein Herz schlug schneller und ein schwerer Klos bildete sich in seinem Hals. Seine Hände zitterten immer noch, während er auf den Gegenstand vor sich hinabblickte. Bei dem Test handelte es sich um einen Omega-Schwangerschafts-Früherkennungstest, der innerhalb von 5 Minuten das Ergebnis preisgeben soll. Für den Grünhaarigen kam es wie eine Ewigkeit vor. Die Sekunden zogen sich, aber es dauerte keine Minute, als sich ein zweiter Strich auf dem Test abbildete.
 

„Was?“, brachte der Omega leise hervor, ehe seine Stimme endgültig versagte. Erst dachte er, er sehe doppelt und rieb sich die Augen. Dann sah erneut auf das Ergebnis. Auf dem entsprechenden Fenster war ein zweiter Strich erschienen – ohne Zweifel. Da stand es schwarz auf weiß. Nach wenigen Sekunden überkam ihn nun die Gewissheit. Er war positiv – der Schwangerschaftstest war positiv.
 

Ungläubig sah Izuku auf das medizinische Produkt herab. Seine Gedanken standen still, während sich seine Augen mit Tränen füllten. Eine angenehme Wärme stieg in ihm auf. Sein Herz setzte einen Augenblick aus, nur um danach einen kräftigen Hüpfer zu tätigen. Er war schwanger – er trug ein Kind in sich. Es klang so surreal, aber er hatte es schwarz auf weiß vor sich und seine Symptome sprachen auch dafür. Der Grünhaarige war komplett abgedriftet. Er bekam nicht einmal mit, dass jemand den Raum betrat und seinen Namen rief.
 

„Izu, bist du da?“, ein Klopfen folgte, aber der Angesprochene reagierte nicht.
 

„Komm, mach die Tür auf, ich bin´s!“, Izuku sah beim zweiten Anklopfen auf. Erst langsam fand er wieder ins hier und jetzt. Der Omega realisierte, dass Valeria vor der Tür stand. Der junge Mann wollte antworten, konnte aber nicht. Ein stummer Ton verließ seine Lippen. Die Tränen liefen langsam seine Wangen hinunter und ein Schluchzen entwich seiner Kehle. Statt zu antworten, drehte er das Schloss um, sodass seine Freundin die Kabine betreten konnte.
 

„Izuku, was ist passiert?“, sofort stürzte die Omega zu dem Grünhaarigen und ging vor ihm auf die Knie. Der Angesprochene saß immer noch auf dem Toilettensitz und starrte ins Leere. Stumme Tränen kullerten seine Wangen hinunter.
 

„Hey, rede mit mir…“, hauchte die Roséhaarige leise, ehe sie an ihm rütteln wollte und ihr Blick hierbei auf den Schwangerschaftstest fiel, den der Omega immer noch in der Hand hielt.
 

„Hatte ich doch recht mit meiner Vermutung…“, kam es leise über ihre Lippen.
 

Vorsichtig nahm Valeria dem jungen Mann den Test aus der Hand. Danach zog sie Izuku in eine tiefe Umarmung. Sofort fing Izuku bitterlich an zu weinen. Er wusste in diesem Moment nicht wohin mit all den Emotionen, die wie ein Wasserfall aus ihm herausbrachen. Verzweifelt klammerte sich der Omega an ihrer Jeansjacke fest. Die Roséhaarige schwieg und fuhr dem Grünhaarigen immer wieder über den Rücken. Mehr konnte sie in diesem Augenblick nicht für ihn tun. Izuku war wegen der Aufführung so schon außer Rand und Band und nun noch dieses Ergebnis. Valeria konnte sich das Ausmaß an Gefühlen, die in diesem Moment in ihrem Artgenossen toben mussten, gar nicht ausmalen.
 

„Was soll ich nur tun?“, kam es schluchzend über Izukus Lippen.
 

„Wie soll ich das Shoto nur erklären?“
 

Valeria hielt ihre Haltung bei und fuhr immer wieder über Izukus Rücken.
 

„Es wird alles gut, Izuku...“, ihre Augen suchten die ihres Gegenübers. Dann packte sie ihn noch zusätzlich an den Schultern und sah ihm tiefer in die Augen. Sie konnte die Unsicherheit und die Achterbahnfahrt an Emotionen genau in dem grünen Iridenpaar erkennen.
 

„Shoto liebt dich über alles. Denkst du wirklich er könnte nicht zu dir stehen? Ihr seid schon so lange gematet. Außerdem war er hierbei genauso beteiligt…“, ihre Worte zeigten Wirkung.
 

Izuku entspannte sich langsam und fand wieder zu sich. Die Tränen des Omega versiegten allmählich. Mehrmals fuhr er sich mit dem Handrücken über die Augen.
 

„Woher wusstes du…?“
 

„Hm? Dass du schwanger sein könnest? Hör mal, ich weiß wie Yashiro damals dasaß. Die Symptome sprachen für sich. Außerdem …“, vorsichtig fuhr die junge Frau an Izukus Bauch.
 

„… je nachdem, was du trägst, sieht man eine kleine Wölbung. Für dich mag es nicht aufgefallen sein. Aber ein Außenstehender, der auch schon mit einer Omegaschwangerschaft konfrontiert wurde, ist es mehr als klar.“
 

Langsam half sie dem Grünhaarigen daraufhin auf die Beine und schritt mit ihm zum Waschbecken. Das Erste, was Izuku tat, war sich das Gesicht zu waschen und seinen Mund auszuspülen. Valeria wich keinen Meter von seiner Seite. Sie ließ den Omega erst mal zur Ruhe kommen. Sie verweilten noch eine Weile vor Ort, ehe sie gemeinsam den Rückweg antraten.
 

„Wie lange ist deine letzte Heat eigentlich her?“, fragte Valeria als sie die Sanitäranlagen schließlich hinter sich gelassen hatten. Sie schritten durch einen schmalen Gang, der zurück auf das Festival-Gelände führte. Vereinzelt stahlen sich die Sonnenstrahlen durch das Gemäuer. Es herrschten bereits tropische Temperaturen.
 

„Das letzte Mal war vor drei Monaten, als ich mit Shoto den Kurzurlaub in den Bergen angetreten hatte. Seitdem sind sie ausgeblieben.“, entgegnete Izuku, der langsam neben Valeria her schritt. Der Omega war noch ganz wackelig auf den Beinen, aber mit jedem Schritt, den er tätigte, wurde es besser. Die warmen Temperaturen machten ihm bereits zu schaffen. Nun hieß es noch mehr Acht geben – er durfte es nicht übertreiben.
 

„Was? Dann müsstest du schon locker zwischen dem zweiten und dritten Monat sein!“, überrascht sah Valeria den Omega an und widmete sich wieder dessen Unterbauch.
 

„Wahnsinn, dass man dann schon so überhaupt etwas sieht. Bei Yashiro sah man erst Mitte des vierten Monats rum, dass er schwanger war, und Julian war ein richtiger Brocken. Außerdem teilt ihr beide noch dieselbe Statur. Schon faszinierend, wie unterschiedlich sich die Kleinen entwickeln können…“
 

Daraufhin hielt Izuku in seiner Bewegung inne, was die Omega ihm gleichtat. Die grünen Augen waren Richtung Boden gerichtet. Der junge Mann spürte, wie plötzlich erneut die Panik und Unsicherheit in ihm hochsprudelten.
 

„Aber was mache ich jetzt, Valeria? Ich kann doch nicht vor unsere Leute treten und so tun, als ob nichts wäre“, nervös begann der Grünhaarige wieder mit seinen Fingern zu spielen und verfiel wieder in sein altbekanntes Muster.
 

Stimmt. Wie sollte er sich nun verhalten? Vor Shoto, vor seiner Mutter, vor all den Anderen? Zudem er heute noch zusätzlich vor versammeltem Publikum auf der Bühne stand?! Besser hätte der Zeitpunkt nicht sein können. Währenddessen trat Valeria lächelnd an Izuku heran und packte ihn wieder an den Schultern an.
 

„Weißt du was? Heute Abend findet zum Abschluss des Fests ein Lichterspektakel statt. Die Veranstalter beabsichtigen eine Lasershow und ein gigantisches Feuerwerk am Himmel über Musutafu abzufeuern. Es wäre die perfekte Gelegenheit, um es Shoto zu sagen- findest du nicht?“
 

Die Augen des grünhaarigen Omegas weiteten sich. So ein großes Abschlussspektakel stand an? Dann auch noch ein Feuerwerk? Izuku spürte ein seichtes Kribbeln im Unterleib und rieb sanft drüber. Er konnte es spüren – er konnte die Anwesenheit seines Kindes spüren. Langsam aber sicher festigte sich der Gedanke. Er hatte es innerlich bereits mehrere Wochen gewusst, aber nun endlich die Gewissheit zu haben, beruhigte ihn. Es war alles gut. Langsam stahl sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen.
 

„Ich denke, du könntest recht haben. So machen wir es…“, langsam, aber sicher ließen die Anspannungen nach und ließen den Omega zur Ruhe kommen. Eine Ruhe, die zu Izukus Verwunderung den ganzen Abend anhalten sollte.
 


 


 

[wenige Stunden später am frühen Abend]
 

Scheinwerfer blitzten auf. Überall auf dem Gelände gingen die Lichter an, wo die Besucher aufgeregt einen Stand nach dem anderen aufsuchten. Es herrschte bereits reges Treiben. Viele Menschen tummelten sich an den Fahrgeschäften. Gelächter erfüllte den Ground Zero, der bis vor drei Jahren noch einem Schlachtfeld glich. Shoto war zusammen mit seinen Geschwistern unter der Menge.
 

„Mensch, Natsuo – wir haben keine Zeit! In einer viertel Stunde fängt Izukus Auftritt an!“, Fuyumi stemmte ihre Hände in die Hüfte und blies ihre Backen auf, als sie ihren Bruder an einem Videospiel-Stand fand. Hier befand sich alles, was das Gamer-Nerd-Herz begehrte. Der Weißhaarige war so sehr mit der 3D-Brille beschäftigt, dass er seine Schwester erst gar nicht bemerkte.
 

„Ach Fuyumi, wir haben doch noch genug Zeit…“, schmollend sah Natsuo die Kleinere an.
 

„Es wäre toll, wenn wir noch einen guten Platz ergattern könnten. Ich habe keine Lust in der hintersten Ecke zu stehen!“
 

„Ja, ja – ist gut, ich komme ja schon“, murrte der Größere und entfernte sich vom Stand.
 

Shoto, der wenige Meter neben ihnen stand, blickte in die Ferne. Noch nie war er auf so einem Spektakel gewesen. Zudem ihn die ganzen Leute nervös machten – er hasste große Menschenmengen, schon immer. Genervt schlängelten sie sich durch die Menge, bis sie schließlich an die Lichtung kamen, wo ihnen bereits die große Bühne entgegenstrahlte. Shoto staunte nicht schlecht, als er näher herantrat und den Showplatz näher beäugte. Jeweils an der rechten und linken Seite waren riesige Fernseher angebracht, sodass sogar die Zuschauer aus der hintersten Reihe sehen konnten, was sich auf der Bühne abspielte.
 

Gerade hatte die letzte Vorband ihren Auftritt zu Ende gebracht. Die einzelnen Bandmitglieder waren bereits am Abbauen ihrer Instrumente zugange. Fasziniert sah der Alpha ihnen dabei zu. Er hatte sich selbst nie mit Musik beschäftigt. Früher kam er damit öfters in Berührung, als seine Mutter ihm immer wieder mal ein Klavierstück vorgespielt hat. Danach war lange Pause, bis schließlich Izuku in sein Leben trat und dieser ihn wieder an die Musik herangeführt hatte. Stundenlang saß er die letzten Tage abends bei seinem Mate und hörte ihm bei seinen Probeanläufen zu. Es hatte sich schon zu einem Ritual zwischen ihnen entwickelt. Plötzlich wurde Shoto aus seinen Gedanken gerissen, als er seinen Namen hörte.
 

„Todoroki! Hier sind wir!“
 

Auf die Rufe hin sah der Angesprochene nach links und entdeckte Hitoshi auf der Tribüne, die sich seitlich an der Bühne befand. Bei dem Lilahaarigen saßen zudem auch Toki, Eijiro, Katsuki und noch ein Gast, mit dem Shoto gar nicht gerechnet hatte. Eri winkte dem Alpha emotionslos entgegen, die neben Miri saß. Die Waisenhaushelferin hatte sich für den heutigen Abend extra eine Ausgeh-Genehmigung für sie und Eri eingeholt. Somit durfte Eri live bei Valerias und Izukus Auftritt anwesend sein. Den beiden Omega, zu denen das kleine Mädchen Vertrauen gefasst hatte. Die Weißhaarige trug ein blaues Rüschen-Kleid und ihre Haare waren seitlich zu zwei Hochsteckfrisuren hochgesteckt worden. Von weitem erinnerte ihre Frisur an Mini Mouse. Es fehlte nur noch die Schleife. Zusätzlich entdeckte Shoto noch Katara und Hawks, die eine Reihe unterhalb saßen. Katara war diejenige, die noch auf die freien Plätze neben ihnen zeigte.
 

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Shotos Lippen, als er seine Geschwister auf die noch freien Plätze auf der Tribüne aufmerksam machte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg und nahmen unterhalb der oberen Reihe Platz. So hatten sie alle komplette Sicht zur Bühne. Shoto gesellte sich zu Miri und Eri, die ihn einfach nur ansah. Seitdem das Eis zu Izuku geschmolzen war, hatte sie nun auch keine Angst mehr vor dem Alpha. Sofort krabbelte das kleine Mädchen von ihrem Stuhl und nahm auf Shotos Schoß Platz. Dieser sah erst total verdattert Eri an, die wiederrum fragend zu ihm aufsah und den Kopf schief legte. Als das kleine Mädchen schließlich auf die Bühne zeigte, legte sich jedoch die Skepsis.
 

Der Schulleiter der U.A. trat vor das Publikum.
 

„Hallo und herzlich Willkommen zu unserer heutigen Zusammenkunft. Es ist mir eine Ehre und sogleich Freude den heutigen Abend mit euch allen feiern zu dürften. Ein Spektakel, welches es so noch nicht gab. Die U.A. und ihre amerikanische Partnerschule, die M.U.A., haben für den heutigen Abend alles vorbereitet und werden euch eine Show präsentieren, die ihr so noch nie gesehen habt.“
 

Während der Schulleiter weiter mit seiner Ansprache fortfuhr, trat Izuku hervor und schob den Vorhang leicht zur Seite. Ein farbenfrohes Meer blickte ihm entgegen. Es waren so viele Besucher am heutigen Abend anwesend, dennoch verspürte der Omega kein Lampenfieber. Eine Weile ließ er seinen Augen über die Menge schweifen. Seine Mutter stand zusammen mit Katsukis Eltern in den ersten Reihen. Die Grünhaarige hatte ihn entdeckt und winkte ihm zu. Izuku erwiderte die Geste. Schließlich galt sein Blick Shoto, den er auf der seitlichen Tribüne entdeckt hatte. Ein sanftes Lächeln zierte seine Lippen.
 

„Na sieh mal einer an, unser Alpha kann ja jetzt schon gut mit Kindern~“
 

Izuku blickte seitlich neben sich. Valeria stand neben ihm und zwinkerte dem Omega zu. Sie trug einen großen, weiten Umgang, der ihr Show-Outfit verbarg. Er selbst trug einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd unter dem Jackett. Gedankenversunken wand sich Izuku wieder seinem Alpha zu, der sich anscheinend gerade mit Miri zu unterhalten schien. Eri wirkte zwar anwesend, zeigte aber keinerlei Regung. Ob es heute Abend möglich sein könnte, ihr ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern?
 

„Findest du wirklich? Er wirkt etwas unbeholfen.“
 

„Merk dir eins Izuku – Omegakinder können spüren, wer einen guten Charakter in sich trägt…“, flüsterte Valeria dem jungen Mann leise ins Ohr. Daraufhin sah Izuku überrascht erneut über seine Schulter. Unglaube spiegelte sich in dem grünen Augenpaar wider.
 

„Eri ist ein Omega?“
 

Valeria nickte auf die Antwort hin.
 

„Inzwischen ist es möglich einen Früherkennungstest für das Sekundärgeschlecht durchzuführen und bei Eri hat der Omega-Radar direkt ausgeschlagen. Es war mir aber irgendwie schon klar. Sie erinnert mich an mich selbst…“, lächelnd sah die Roséhaarige wieder in Shotos Richtung.
 

„Shoto wird ein toller Vater sein Izuku, glaub mir“
 

Fasziniert sah der Angesprochene schließlich wieder nach vorne und prägte sich das Bild gut ein. Die Vorstellung, das schon sehr bald statt Eri ihr eigenes Kind auf dem Schoss des Alphas verweilen könnte, ließ den Omega erneut lächeln. Inzwischen sah er seiner Zukunft zuversichtlich entgegen. Er hatte alles. Er hatte einen tollen Alpha an seiner Seite. Er hatte Freunde gefunden, die er für nichts mehr eintauschen will. Sein Leben lief in perfekten Bahnen. Daran kann auch der heutige Abend nichts ändern. Im Gegenteil. Heute Abend würde sein Alpha von ihrem gemeinsamen Kind erfahren, welches in ihm heranwuchs. Zärtlich fuhr Izuku seinen Bauch entlang, der sich gut unter dem Jackett verstecken ließ.
 

„Dann gehen wir es mal an…“, flüsterte Izuku und ließ den Vorhang zurückgleiten, ehe er seine Ärmel nach oben krempelte und an den gigantischen schwarzen Flügel herantrat, der vor ihm auf einem Podest stand.
 


 


 

Die Stimmen verstummten – alles lag in Stille. Die Scheinwerfer gingen aus, der Vorhang öffnete sich. Erneut gingen die Strahler an, erhellten das Podest, an dem Izuku soeben Platz genommen hatte. Tief ein und ausatmend schloss der Omega seine Augen, führte eine Finger an die Tasten und ließ das Melodienspiel beginnen.

Part LVII – Live in concert II

 

[Miley Cyrus – the Climb]
 

Zarte Klaviertöne belebten die Bühne. Es herrschte Stille in der Menge. Alle lauschten gespannt dem Vorspiel des Klaviers, welches von dem grünhaarigen Omega geführt wurde. Geschickt ließ Izuku seine Fingerkuppen über die Tasten gleiten und sah schließlich vom Klavier auf, als Valeria an ihm vorbeischritt.

 

I can almost see it

Langsam trat die Omega einen Schritt nach vorne. Die Bühne lag noch in Dämmerung, da bisher nur das Podest bestrahlt wurde.

 

That dream I′m dreaming

But there's a voice inside my head saying
 

Kurz hielt Valeria in ihrer Bewegung jedoch inne und senkte ihren Kopf. Schüttelte diesen hin und her.

 

You′ll never reach it
 

Ihr Blick galt ihren Händen, die sie zu Fäusten ballte.

 

Every step I'm taking

Every move I make feels
 

Ihre Stimme schlich über die Bühne und stand im Einklang mit Izukus Klaviertönen. Es wirkte wie ein zartes Flüstern im Wind. Schließlich gingen die Strahler an und erhellten den Showplatz.

 

Lost with no direction

My faith is shaking
 

Die Omega sah daraufhin auf und ließ den Umhang, den sie bis eben noch um ihre Schulter trug, fallen. Der Stoff segelte langsam zu Boden.

 

But I, I gotta keep trying

Gotta keep my head held high
 

Ihre Stimme legte zeitgleich an Stärke zu. Izuku überkam eine Gänsehaut, als er wieder mit dieser kräftigen Stimme konfrontiert wurde.

 

There's always gonna be another mountain

I′m always gonna wanna make it move
 

Die Omega setzte sich währenddessen erneut in Bewegung. Ihre Stimme halte von den Wänden nieder. Ihr Echo reichte bis in die hinterste Reihe. Ihr Blick starr geradeaus gerichtet.

 

Always gonna be an uphill battle

Sometimes I′m gonna have to lose
 

Ihr silbernes Abendkleid, das ihr bis zu den Knien reichte, funkelte auf, als es mit den Scheinwerfern in Berührung kam. Der Stoff funkelte auf wie tausend Sterne, die am Himmel thronten.

 

Ain't about how fast I get there

Ain′t about what's waiting on the other side
 

Schließlich war Valeria am Anfang der Bühne angekommen und hielt ihre Hand nach oben. Ihre Stimme nahm erneut an Stärke zu und langsam wurde das Publikum belebt, das bisher verstummt war. Jubelrufe folgten.

 

It′s the climb
 

Zeitgleich fanden nun auch die Gitarren- und Schlagzeugspieler in das Musikstück mit ein. Taktische Schläge des Schlagzeugspielers ergänzten sich melodisch zu Izukus Klavierspiel, während die Gitarre ihr Übriges tat. Das Publikum jubelte weiterhin auf.

 

The struggles I'm facing

The chances I′m taking
 

Valerias Blick war starr nach vorn gerichtet. Ihre Augen funkelten auf, während sie ihre Hand auf ihrem Burstkorb ablegte und schließlich nach oben sah.

 

Sometimes might knock me down, but

No, I'm not breaking
 

Izuku wand sich seinem Klavierspiel zu und ließ seine Fingerkuppen weiterhin über das Tasteninstrument gleiten.

 

I may not know it

But these are the moments, that
 

Bei dem Song handelte es sich wieder um eine Botschaft. Egal wie beschwerlich der Weg auch sein mag, es galt ihn zu überwinden. Er als Omega konnte sich da wunderbar in die Situation hineinversetzen. Auch er hatte einen langen und beschwerlichen Weg hinter sich.

 

I'm gonna remember most, yeah

Just gotta keep going
 

Izuku hatte diese Message bereits während der Bandproben vernommen. Ihn würde nur interessieren, ob der Song von Valeria selbst stammt oder von Katsuki.

 

And I, I gotta be strong

Just keep pushing on, ′cause
 

Die grünen Iriden wanderten zur Tribüne und erfassten den Aschblonden, der armverschränkt auf seinem Platz saß und Valeria die ganze Zeit über genau im Auge hatte.

 

There′s always gonna be another mountain

I'm always gonna wanna make it move
 

Plötzlich vernahm Izuku eine Stimme. Eine, die nicht zu diesem Stück gehörte. Aufmerksam lauschte er und folgte dieser. Sie war leise und flüsternd. Sie kam dem grünhaarigen Omega mehr als bekannt vor.

 

Always gonna be an uphill battle

Sometimes I′m gonna have to lose
 

Izuku dachte nach. Wo hatte er diese Stimme schon einmal vernommen? Es lag ihm auf der Zunge.

 

Ain't about how fast I get there

Ain′t about what's waiting on the other side
 

Als der junge Mann wieder zu Valeria sah, hielt er inne. Sie hatte zwischenzeitlich erneut ihre Hand nach oben gestreckt – die Unterarminnenfläche zu ihm gerichtet. Die grünen Augen weiteten sich.

 

It′s the climb
 

Ihm blitzte ein altbekanntes Motiv entgegen. Eine Rose kristallisiert in Ewigkeit. Die bunten Farben des Tattoos spiegelten sich in Izukus Augen wider. Valeria hat es sich tatsächlich stechen lassen. Dem Omega wurde in diesem Moment wieder warm ums Herz. Tränen stiegen in seine Augen.

 

Yeah
 

Dann vernahm er erneut diese Stimme, wie sie langsam um Valeria herumschlich und zu ihr hochwehte. Wie eine Brise in der Morgensonne. Dann fiel es Izuku wie Schuppen von den Augen.

 

There's always gonna be another mountain

I'm always gonna wanna make it move
 

Sie war wieder da – sie war nie weg. Jene innere Stimme, zu der Valeria ihre Verbindung verloren hatte. Sie war anwesend und sie suchte Kontakt zu ihrem Besitzer.

 

Always gonna be an uphill battle

Sometimes you′re gonna have to lose
 

Izukus Augen funkelten bei dieser Erkenntnis auf und erneut bildeten sich Tränen in seinen Augen. Valeria hatte ihre Stimme wieder. Gerade in diesem Moment vernahm er sie klar und deutlich.

 

Ain′t about how fast I get there

Ain't about what′s waiting on the other side
 

Die Roséhaarige sah über ihre Schulter und nickte Izuku zu. Sie schien es gemerkt zu haben und ihr Lächeln wurde breiter, als sie sich wieder dem Publikum zuwand.

 

It's the climb
 

Die Omega lachte, während sie die letzten Verse vollendete. Die Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Die Erleichterung stand der jungen Frau ins Gesicht geschrieben.

 

Yeah, yeah
 

Erfreut wollte sich Izuku wieder seinem Instrument zuwenden, als stattdessen etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf ihn zog. Seine Iriden wanderten erneut zur Tribüne.

 

Keep on moving, keep climbing

Keep the faith, baby
 

Eri hatte sich von Shotos Schoss erhoben und sah mit funkelnden Augen dem Spektakel zu. Ihre Mundwinkel wanderten langsam nach oben – man konnte genau sehen, wie sich der dunkle Schatten um das Mädchen auflöste.

 

It′s all about, it's all about the climb
 

Dann konnte Izuku es genau sehen. Ihr Lachen. Das kleine Mädchen, dem so viel Leid zugefügt wurde, lachte. Ihr Strahlen stellte alles in den Schatten und Izuku musste seine Tränen zurückhalten. Es war ihr Auftritt, der sie so strahlen ließ – ihre Musik, die die Kleine so berührte.

 

Keep your faith, keep your faith
 

Dann folgte ein Knall und Konfetti schoss in die Lüfte. Blaue und violette Fetzen segelten durch die Luft, ehe Valeria ein letztes Mal ihre Faust nach oben hielt. Glitzer umgab die Roséhaarige, während sie ein letztes Mal ihre Stimme durch die Menge tragen ließ.

 

Whoa
 

Das Publikum tobte und applaudierte. Ein Meer aus Zurufen jubelte den beiden Omega entgegen, während Izuku sich langsam vom Klavier erhob und nach vorne zu Valeria schritt, die ihm tränenüberströmt in die Arme fiel.
 

„Sie ist wieder da…“, flüsterte die junge Frau dem Grünhaarigen zu, der sie in eine innige Umarmung zog.
 

„Wir haben es geschafft, Izu…“, ihren Kopf vergrub sie in Izukus Halsbeuge, während dieser ruhig über ihren Hinterkopf strich. Ein zärtliches Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er zur Tribüne aufsah und Shoto genau in die Augen blickte. Der Weißrothaarige nickte ihm zu und hob einen Daumen nach oben.
 

„Ja, das haben wir, Val…“
 

Danach traten die beiden Omega gemeinsam vor das applaudierende Publikum und verneigten sich. Es war ein Moment, der fesselte. Ein Moment, der Izuku vor Augen führte, was er alles bisher erreicht hatte. Es war ein Moment, der ihn daran erinnerte, was er als Omega alles auf sich genommen hatte. Dass sich ihre Mühe ausgezahlt und der Fleiß mit Applaudieren und Jubelrufen belohnt wurde. Nie würde er diesen Moment vergessen. Wie zwei Omega ihre Stimme erhoben - sei es durch das Führen eines Instruments oder die eigene Stimme. Es war egal. Die Botschaft war in der Außenwelt angekommen - Allein das zählte.
 


 


 

Nach dem Auftritt herrschte reges Treiben auf dem Ground Zero. Es war bereits dunkel geworden. Die Lichter der Stände und des Riesenrads erhellten den Platz. Izuku und Valeria hatten sich zu ihren Freunden gesellt und waren nun auch im Tumult untergetaucht. Sie machten sich alle gemeinsam auf den Weg und besuchten die einzelnen Stände. Eijiro versuchte es mit Bogenschießen, was Hitoshi ihm nachtat. Toki hingegen war wieder mal mehr mit den weiblichen Besuchern beschäftigt. Als der Beta eine Gruppe von fünf jungen Frauen ausfindig machte, war er schneller weg, ehe Hitoshi ihn zurückhalten konnte.
 

„Mensch Toki, lass den Scheiß! Du fängst dir nur wieder eine ein!“, genervt sah der Lilahaarige seinem Kumpel nach.
 

„Lass ihn einfach, Hitoshi. Er wird es merken…“, Eijiro trat an den Größeren heran und legte seine Hand auf dessen Schulter ab.
 

„Hach, es ist immer dasselbe mit dem Lüstling… unbelehrbar“, stöhnte Hitoshi genervt auf und wand sich wieder den anderen zu.
 

Schließlich teilten sich die Freunde auf. Eijiro und Hitoshi verschwanden bei den anderen Wettbewerbsständen, während Katsuki und Valeria eine andere Route Richtung Park-Avenue einschlugen. Lediglich Shoto, Miri, Eri und Izuku blieben als letzte zurück.
 

„Uhh… läuft zwischen den Beiden etwas, Izuku~?“, grinsend legte Miri einen Arm um Izukus Schulter.
 

„Das weiß keiner von uns. Kacchan und Val halten sich da ziemlich bedeckt…“, nach diesen Worten blickte Izuku in Shotos Richtung, der zwischenzeitlich von Eri in Beschlag genommen und zum nächsten Spielzeugstand gezerrt wurde. Das kleine Mädchen hatte den Alpha komplett im Griff. Miri blieben Izukus Blicke nicht verborgen, weshalb sie den Omega herzlich anlächelte.
 

„Ich hätte nie gedacht, dass Eri einmal Vertrauen zu einem Alpha finden würde. Normalerweise hatte sie immer Angst vor ihnen, aber Shoto scheint ein netter Kerl zu sein. Du hast wirklich einen tollen Partner an deiner Seite, Izuku.“
 

„Oh ja, das ist er…“, hauchte der Angesprochene verträumt und fuhr sich hierbei über den Unterleib. Ihm wurde wieder warm ums Herz. Die Blondhaarige richtete sich währenddessen wieder auf und sah in Eris Richtung.
 

„Du und Valeria habt tolle Arbeit geleistet, wirklich… ich habe das Mädchen heute das erste Mal lachen sehen. Es war so herzlich, so losgelöst – befreit“, hauchte die junge Frau und wischte sich eine Träne weg, die ihr in die Augen gestiegen war.
 

Izuku sah seine Nachbarin an und wand sich nun ebenfalls wieder dem kleinen Mädchen und seinem Alpha zu.
 

„Ich bin ehrlich Miri… ich hätte nie gedacht, dass ich es schaffen könnte. Als ich die Mission angenommen habe, dachte ich erst – was ist schon so schwer daran? Ich wurde von allen noch gewarnt, dass ich diese Mission nicht auf die leichte Schulter nehmen soll. Natürlich war ich naiv an die Sache herangegangen und hab die Lage unterschätzt. Ich wurde das erste Mal mit meinen Omega-Genen konfrontiert. Ein Kind so leiden zu sehen, zerbrach mir beinahe das Herz… ich stand kurz davor aufzugeben…“
 

Die grünen Augen leuchteten herzlich auf.
 

„Aber dank Valerias Einsatz und Hilfe konnte ich endlich zu ihr durchdringen und ihren Schmerz lindern. Es war ein harter und steiniger Weg, aber die Mühe hatte sich schlussendlich ausgezahlt…“
 

Miri trat daraufhin an Izuku heran und legte ihre Hand auf dessen Schultern ab.
 

„Du kannst stolz auf dich sein, Izuku…“
 

Gemeinsam sahen die beiden wieder in Eris Richtung, die gerade von Shoto einen kleinen Teddy geschenkt bekommen hatte. Der Alpha hatte ihr diesen soeben gekauft und war gerade auf die Knie gegangen, um ihr diesen zu geben. Die Augen des Mädchens leuchteten auf, ehe sie den Weißrothaarigen freudig in die Arme schloss. Shoto stand die Überforderung mehr als ins Gesicht geschrieben, aber er legte ebenfalls seine Arme um sie. Es war ein schöner Anblick, der sich Izuku bot. Das Lächeln des Omegas wurde immer breiter.
 

„Im Übrigen gibt es eine Familie, die bereit ist Eri zu adoptieren“
 

Nach diesen Worten wand der Grünhaarige seinen Blick von Shoto und Eri ab und schenkte seine Aufmerksamkeit Miri, die lächelnd zum Himmel aufsah.
 

„Sie wird schon in vier Wochen umziehen. Allerdings wird sie Japan verlassen. Ihre neue Heimat wird Irland sein. Somit lässt sie alles komplett hinter sich.“
 

Izuku senkte daraufhin traurig seinen Blick zu Boden, gleichzeitig schlich sich aber ein herzliches Lächeln auf seine Lippen. Die Nachricht traf ihn hart. Schließlich hatte er sich gerade vor kurzem erst mit Eri angefreundet. Dass der Abschied schon so nah war, wurde dem Grünhaarigen in diesem Moment erst bewusst.
 

„Das freut mich. Dann bekommt sie endlich eine neue Chance…“, hauchte der Omega leise und sah wieder zu Eri auf, die wenige Meter vor ihm immer noch in einer Umarmung mit Shoto verweilte.
 

Es war ein Anblick, der sich tief in Izukus Herz brannte. Wenn der Omega noch an den alten verbitterten Alpha zurückdachte, der ihm vor drei Jahren das Leben gerettet hatte, so hatte sich viel verändert. Shoto war aufgetaut, hatte sich ihm anvertraut, gab ihm so viel Geborgenheit und Liebe. Die grünen Iriden wanderten zum Himmel auf. Ein wolkenloses sternenbedecktes Zelt bot sich über ihm. Ob Tsuchi gerade ebenfalls von dort oben auf sie hinabblickte?
 

Der Omega schloss seine Augen. Er spürte eine leichte Abendbrise auf seiner Haut. Ja, es war viel geschehen in den letzten Jahren. Sowohl von guten als auch schmerzlichen Erinnerungen geprägt und gezeichnet. Er und Shoto hatten gemeinsam einen langen Weg bestritten und ihre Beziehung ist daran gewachsen. Tag für Tag. Izukus Hand wanderte währenddessen wieder zu seinem Unterbauch und rieb mit seiner Handfläche zärtlich drüber. Danach öffnete Izuku seine Augen. Es war an der Zeit seinen Alpha über die Schwangerschaft in Kenntnis zu setzen. Er konnte es nicht länger für sich behalten. Allein der Gedanke daran, wie er gemeinsam mit Shoto und ihrem Kind eines Tages auf einer Wiese sitzen und ebenfalls zu den Sternen blicken würde, ließ ihn innerlich dahinschmelzen. Dieses Bild wirkte zum Greifen nah. Es konnte schon sehr bald Realität werden.
 

Schließlich gesellten sich Izuku und Miri zu Eri und Shoto. Eine Weile bummelten die Vier noch gemeinsam über die Einkaufsmeile, ehe sich die Blondhaarige daraufhin von den beiden verabschiedete und mit Eri den Heimweg antrat. Es war schließlich schon spät und das Kind gehörte zu dieser Abendstunde ins Bett. Izuku sah dem kleinen weißhaarigen Mädchen nach, während Shoto von hinten seine Arme um dessen Körpermitte schloss.
 

„Ich bin stolz auf dich…“, hauchte der Größere leise in Izukus Ohr, dem augenblicklich die Nackenhaare zu Berge standen. Sein Alpha schaffte es immer wieder ihn aus dem Konzept zu bringen. Es war nicht zu leugnen. Eine wohltuende Wärme stieg in ihm auf, als der Omega sich zu seinem Mate umdrehte und ihm tief in die Augen sah. Grün traf auf Silber-Türkis. Ein zärtliches Lächeln stahl sich auf Izukus Lippen, als er Shoto eine Strähne aus dem Gesicht strich.
 

„Hör mal, Shoto… kann ich kurz mit dir reden? Irgendwo, wo es ruhiger ist?“, Izuku spürte, wie die Nervosität in ihm aufstieg. Er war nervös. Wie würde sein Alpha auf die Nachricht reagieren? Schwer schluckend sah der Omega zu Boden und nahm die Hände seines Alphas in die seinen.
 

„Sicher doch. Ist mit dir alles in Ordnung? Du bist den ganzen Abend schon so merkwürdig“, besorgt legte Shoto seinen Zeigefinger unter Izukus Kinn und hob dieses an. Der Alpha spürte, dass mit seinem Omega etwas nicht stimmte. Ihre Blicke trafen sich und der Größere wusste nicht, wie er den Glanz in Izukus Augen deuten sollte. Bevor dieser ihm aber antworten konnte, vernahm er seinen Namen hinter sich.
 

„Shoto?“
 

Es war eine Frauenstimme, die zu ihm sprach. Eine Stimme, die dem Größeren auf eine seltsame Art und Weise bekannt vorkam. Eine Eiseskälte zog seine Nervenstränge hoch. Dann ertönte sein Name erneut.
 

„Shoto, bist du es wirklich?“
 

Mehr als verdutzt, drehte sich der Angesprochene um. Augenblicklich erstarrte der Alpha, als er in silberne Augen blickte. Einer Farbe, die seiner so ähnlich war. Izuku, der zwischenzeitlich wieder aus seiner Gedankenwelt zurückgekehrt war, trat neben Shoto. Ihnen stand eine ältere Frau gegenüber. Lange weiße Haare, die unter einem Strohhut hervorschauten, wehten im Wind. Zudem trug sie ein gelbes Kleid, das ihr über die Knie reichte. Einen Augenblick standen sie sich gegenüber. Izuku sah daraufhin zu seinem Alpha auf. Dieser wirkte wie erstarrt. Seine heterochromen Iriden blickten starr geradeaus. Überraschung und Skepsis standen dem Alpha ins Gesicht geschrieben.
 

Schließlich schlich sich genau ein Wort über Shotos Lippen. Leise und flüsternd. Izuku hatte dieses dennoch klar und deutlich vernommen. Die grünen Augen weiteten sich. Es war genau dieses eine Wort, dass den Omega augenblicklich innehalten ließ.
 


 


 

„Mutter…“
 


 


 

~*~*~*~*~*~*
 

 

 
 


 

Part LVIII – Forgiveness

„Shoto…“
 

Es war genau ein Wort. Von einer Stimme wiedergegeben, die dem Angesprochenen mehr als bekannt vorkam. Das Blut gefror in Shotos Adern, als er sich in die Richtung drehte, aus der gerade vor wenigen Sekunden zu ihm gesprochen wurde. Erst dachte er, er träume. Wie lange hatte er schon diese warme weiche Stimme nicht mehr gehört? Es mussten inzwischen mehr als 12 Jahre vergangen sein. Alles geschah wie in Zeitlupe, ehe sein Herz für einen Moment aussetzte. Realisierte, dass hier gerade tatsächlich die Realität stattfand und er nicht träumte. Das heterochrome Augenpaar weitete sich.
 

Da stand sie. Eine Frau, klein und gebrechlich. Gekleidet in einem Sommerkleid. Lange weiße Haare wehten in der seichten Sommerbrise, die in der Luft lag. Warme herzlich graue Iriden sahen ihn an, in denen sich sein Ebenbild widerspiegelte.
 

„Mutter…“, war alles, was dem Alpha in diesem Moment über die Lippen kam. Ein Wort, das schon so lange nicht mehr ausgesprochen wurde. Eine Bezeichnung, die er schon so lange keinem Menschen mehr gegeben hatte.
 

Die Angesprochene lächelte, ehe sich auch daraufhin schon Tränen in ihren Augen bildeten. Shoto starrte die Frau vor ihm einfach nur an. Auf der einen Seite wirkte sie so fremd und doch wieder so vertraut. Hinter seiner Mutter standen auch Fuyumi und Natsuo. Wussten sie etwa, dass ihre Mutter heute hier anwesend war? Warum hatten sie ihn darüber nicht in Kenntnis gesetzt? Dann hätte er sich entsprechend wappnen und vorbereiten können. So wurde er direkt ins eiskalte Wasser geworfen – nach dem Motto: Friss oder Stirb! Der Alpha wirkte wie festgefroren und rührte sich keinen Millimeter. Izuku, der weiterhin neben ihm verweilte, sah zwischen den beiden Parteien mehrmals hin und her.
 

Die grünen Iriden wanderten die Frau ab. Sie war hübsch, sehr hübsch sogar. Der Omega spürte die Nervosität, die langsam in seinem Mate aufstieg. Schnell griff der Grünhaarige nach Shotos Hand und drückte sie leicht, sodass sich der Größere wieder entspannte. Währenddessen trat die ältere Frau langsam auf die beiden zu. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den nächsten.
 

„Du bist es wirklich…“, hauchte sie leise, ehe sie vor Shoto zum Stehen kam und ihre Hand nach ihm ausstreckte. Schnell hielt sie jedoch inne. Die Unsicherheit in ihren Augen war mehr als spürbar.
 

„Fuyumi und Natsuo haben mir so viel von dir erzählt…“, nach diesen Worten wand sich die Todoroki Izuku zu.
 

„Und du musst Izuku sein“, daraufhin verneigte sich die ältere Dame vor dem Omega und lächelte ihn herzlich an. Shoto hingegen wirkte immer noch wie festgefroren. Bevor dieser jedoch aus der Starre erwachen konnte, wurde er auch schon in eine innige Umarmung gezogen.
 

Die Weißhaarige hatte den Alpha zu sich gezogen und fest in ihre Arme geschlossen. Tränen liefen ihre Wangen hinunter, während sie sich an Shotos Shirt festklammerte.
 

„Es tut mir so schrecklich leid…“, immer mehr verkrampften ihre Finger in dem Stoff des Shirts.
 

„Es tut mir so leid, dass ich dir keine richtige Mutter sein konnte“
 

Es waren Worte, die schmerzten. Worte, die ihn wieder an die schmerzhafte Vergangenheit erinnerten. Alte Bilder blitzten vor Shotos Augen auf. Altbekannte Szenen, die seine Mutter in einem erbärmlichen Zustand zeigten. Offenbarten, wie sehr sie unter der Tyrannei ihres eigenen Ehemanns gelitten hatte. Wie sie schlussendlich keinen anderen Weg mehr sah und ausgerechnet ihn, ihr eigenes Kind, verletzte und so in Gefahr brachte. Als Omega war es eine Schande auf ihr eigenes Fleisch und Blut loszugehen. Solche Taten waren unter dem Sekundärgeschlecht tabu und galten unter ihresgleichen als abstoßend und abscheulich.
 

Shoto war bewusst, wie sehr seine Mutter unter dieser Tat gelitten haben musste. Natsuo und Fuyumi hatten ihm davon berichtet. Wie sehr sie ihre Tat bereute und diese auch über Jahre hinweg verarbeiten musste. Es war nicht leicht. Es hatte Jahre gedauert, bis sie sich selbst verziehen hatte. Und sowas bewies wiederum Stärke. Der Alpha lächelte zaghaft und erwiderte die Umarmung seiner Mutter.
 

„Du musst dir keine Vorwürfe machen, ich weiß, wie sehr du damals gelitten hast…“
 

Das heterochrome Augenpaar wanderte zu Izuku, der neben ihm stand.
 

„Hätte ich Izuku nicht kennengelernt, wer weiß, was aus mir sonst geworden wäre…“, traurig wand sich der Alpha von seinem Mate ab und sah zu Boden, während er die Umarmung löste.
 

All die Last der letzten Monate waren von ihm abgefallen. Shoto hatte absichtlich die letzten Wochen genau dieses Aufeinandertreffen gemieden. Er wusste nicht, wie er auf sie zugehen sollte. Was sie wohl von ihm halten würde. Ob sie in ihm genau dasselbe Monster sah. Aber all seine Sorgen und Ängste waren unbegründet. Die Weißhaarige sah ihren Sohn mit herzlich grauen Augen an und schmiegte daraufhin ihre Hand an Shotos Wange, woraufhin dieser leicht zusammenzuckte.
 

„Du warst schon immer anders, Shoto…“, ihre grauen Augen wanderten zu dem Omega und lächelte diesen erneut an. Kurz schien sie in ihre Gedanken vertieft zu sein.
 

„Erinnerst du dich noch daran, was ich dir damals beigebracht habe?“, ehe sie sich wieder ihrem jüngsten Sohn widmete und diesen weiterhin herzlich anlächelte.
 

Auf die Frage hin hob Shoto seinen Kopf. Erst verstand er die gestellte Frage nicht, legte seinen Kopf schief und runzelte die Stirn. Er dachte nach. Allerdings wusste er in diesem Moment nicht, was seine Mutter ihm damit sagen wollte. Seine Gedanken wirkten wie blockiert und alles wurde innerhalb von Sekunden auf den Kopf gestellt. Der Alpha konnte im Augenblick nicht klar denken. Ein Kichern folgte, weshalb der Alpha schließlich aus seinen Gedanken gerissen wurde. Die ältere Frau trat näher an ihn heran und nahm seine Hand, während sie folgende Worte an ihn richtete:
 

„Eines Tages wirst du jemandem begegnen, der dein Herz berühren wird“, die Weißhaarige führte die Hand ihres Sohnes auf seinen Oberkörper.
 

„Alles wird sich dann nur noch um diese eine Person drehen. Selbst wenn sie in Gefahr geraten sollte, wirst du nicht davor zurückschrecken sie zu retten…“
 

Das heterochrome Augenpaar weitete sich, als Shoto langsam realisierte, von was seine Mutter gerade sprach. Die Worte kamen ihm bekannt vor. Hatte er doch noch damals, als die League Valeria entführt hatte und Izuku ihr zur Hilfe geeilt war, daran gedacht. Nun fiel es ihm wieder ein. Die Augen des Alphas klarten auf.
 

„Ein wahrer Held erkennt man…“, ehe die Weißhaarige den Satz zu Ende bringen konnte, vollendete Shoto den Rest.
 

„… an der Reinheit seines Herzens…“, kam es leise über seine Lippen und schaute auf seine Hand, die inzwischen auf seinem Brustkorb ruhte. Sie lag genau dort, wo ihm sein eigenes Herz entgegenschlug.
 

Die Mutter des Alphas lächelte und nickte ihm zu.
 

„Du hast sie nicht vergessen, das freut mich“
 

„Wie könnte ich genau diese Worte vergessen, Mutter. Sie waren alles, woran ich mich die letzten Jahre festklammern konnte…“, flüsterte Shoto, dem inzwischen ebenfalls Tränen in die Augen stiegen.
 

„Du hast mir die letzten Jahre so fehlt…“, da waren sie – genau die Worte, die Shoto schon so lange an sie richten wollte. Es war mehr als spürbar, wie sehr diese Aussprache ihn mitnahm.
 

Daraufhin folgte erneut eine innige Umarmung. Dieses Mal losgelöst von allem. Izuku sah den beiden einfach nur zu und lächelte. Es erfreut ihn, dass sein Mate sich endlich seiner Mutter entgegenstellen konnte. Sie war stolz auf ihn und genau das war etwas, was Shoto so dringend gebraucht hatte. Er wollte, dass seine Mutter stolz auf ihn war. Es war eine Begegnung, die nun endgültig alle Fesseln des Alphas gelöst hatte. Der letzte Meilenstein, der von dem Alpha gegangen werden musste, um endgültig frei von seiner Vergangenheit zu sein. Es war endlich geschafft und da war der Grünhaarige mehr als dankbar. Er bekam nur nebenbei mit, dass sich Shoto von seiner Mutter wieder gelöst hatte. Nach wenigen Minuten trat die Weißhaarige an Izuku heran und nahm nun auch seine Hände. Perplex stand der Grünhaarige vor ihr. Mit so viel Offenheit hatte der Omega nun gar nicht gerechnet.
 

„Ich danke dir, dass du Shoto begleitest und ihm die Liebe und Geborgenheit gibst, die er so dringend benötigt. Ich bin im Übrigen Rei. Wenn ihr mal Lust habt, könnt ihr mich gern besuchen kommen. Ich wohne inzwischen in einer Übergangseinrichtung. Dort bin ich vor wenigen Wochen hin versetzt worden und deswegen konnte ich auch heute diesem Spektakel beiwohnen.“
 

Das Lächeln der älteren Omega wurde breiter.
 

„Ich habe im Übrigen deinen Auftritt eben gesehen, Izuku. Ihr wart klasse und ihr habt damit allen Omega ein neues Zeichen gesetzt. Ich danke euch dafür.“
 

„Ach was, ohne Shoto und meine Freunde hätte ich das nie allein geschafft“, entgegnete Izuku und kratzte sich daraufhin verlegen am Hinterkopf.
 

Solch ein Kompliment auch noch von der Mutter seines Mates zu hören, war doch etwas zu viel. Der Omega war mehr als überfordert mit der Situation und versuchte sich, so gut es ging, nichts anmerken zu lassen. Während sich Izuku und Shoto noch gemeinsam weiterhin mit der Weißhaarigen unterhielten, nährte sich auch noch eine weitere Person. Diese blieb dicht hinter Fuyumi und Natsuo stehen, die sich bisher noch nicht vom Fleck wegbewegt hatten.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du heute hier bist, Rei…“
 

Nach diesen Worten drehte sich die Angesprochene um und sah in türkisfarbige Augen.
 

„Enji… schön dich zu sehen. Wie ich sehe, hast du dich an unsere Verabredung gehalten!“
 

Auf die Aussage hin sah Shoto seine Mutter entsetzt an.
 

„Wie bitte? Hab ich was verpasst?“
 

Daraufhin folgte ein Kichern.
 

„Sagen wir es mal so, dein Vater hat mich heute Abend hierher eingeladen. Wir haben die letzten Jahre viele Therapiesitzungen wahrgenommen und dadurch konnten wir nochmal eine Bindung zueinander aufbauen. Wobei wir noch lange nicht am Ziel angekommen sind, aber wir steigern uns, oder?“, ihre grauen Iriden fixierten den rothaarigen Alpha, der sich daraufhin verlegen am Hinterkopf kratzte.
 

„Ja doch, aber musst du das so vor den Kindern sagen?“
 

„Ach papperlapapp, je eher sie Bescheid wissen umso besser“, daraufhin trat Rei an Endeavor heran und nahm ihn an die Hand. Zuvor sah sie ein letztes Mal über ihre Schulter.
 

„Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und kommt mich mal die Tage besuchen, ja~?“, nach diesen Worten übernahm die Omega die Führung und schleifte den Größeren hinter sich her. Endeavor ließ sich ohne Murren mitreißen und lief hinter der kleinen Frau her, die schnurstracks geradeauslief und die ersten Stände in Beschlag nahm. Es war ein surreales Bild, dass sich Shoto und Izuku bot, während sie den beiden nachsahen.
 

„Irre ich mich, oder hat deine Mum hier die Hosen an?“, irritiert sah Izuku zu Shoto auf, der mehr als perplex seinen Eltern weiterhin hinter hersah.
 

„Ich habe definitiv die letzten Jahre zu wenig mitbekommen, aber es freut mich, dass sie sich endlich mal gegen den Alten durchsetzen kann. Geschieht ihm ganz recht.“
 

„Wie recht du da hast, kleiner Bruder“, Natsuo gesellte sich zu den beiden und verschränkte seine Hände vor seinem Oberkörper, während Fuyumi seufzend den Kopf schüttelte.
 

„Meine Güte, also ich gönne es den Beiden. Wäre doch schön, wenn unsere Familie wieder zueinander findet. Oder was meinst du, Izuku?“, daraufhin zwinkerte die Beta dem Grünhaarigen zu.
 

„Ich finde trotzdem, dass der alte Knacker es mehr als verdient hat mal rumgeschubst zu werden“, entgegnete Shoto und legte seine Hände um Izukus Körpermitte, ehe er sein Kinn auf dem Kopf des Jüngeren abstützte.
 

Izuku musste daraufhin kichern. Shoto hatte zwar seinem Vater über die letzten Jahre inzwischen vergeben, aber wenn sich eine Gelegenheit bot, so konnte sich der Weißrothaarige selten einen spitzigen Kommentar verkneifen. In dieser Hinsicht beherbergte Shoto innerlich so etwas wie Schadenfreude. Aber wer konnte es ihm verübeln?
 


 


 


 

Inzwischen war es fast Mitternacht. Izuku und Shoto spazierten allein den Steeg am Flussufer entlang, dessen Strand von den Lichtern des Festplatzes beleuchtet wurde. Es offenbarte sich ein sternklares Himmelszelt über ihnen. Hand in Hand liefen sie durch den Sand, der ihre nackten Füße berührte. Ihre Schuhe hielten sie in der jeweils freien Hand.
 

„Wie fühlst du dich, nachdem du sie nun getroffen hast?“, fragte der Omega, der seinen Blick in die Ferne richtete. Shoto, der seelenruhig neben dem Grünhaarigen herlief, blieb stehen und sah zu Boden.
 

„Ich bin ehrlich… ich hatte Angst vor dieser Begegnung. Aber inzwischen geht es mir besser. Die Aussprache hat mir alle Sorgen genommen…“
 

Izuku, der weiterhin in die Ferne sah, blickte schließlich neben sich.
 

„Das freut mich…“, flüsterte der Grünhaarige und lächelte seinen Mate zärtlich an.
 

„Mal was anderes – wolltest du nicht mit mir über etwas bestimmtes reden?“
 

Auf die Frage hin erstarrte Izuku. Stimmt – da war ja was. Durch die spontane Begegnung mit Shotos Mutter hatte er sein eigentliches Vorhaben beinahe komplett vergessen. Der Omega fühlte sich sofort wieder schlecht – wie konnte er es nur vergessen?
 

Bevor er seinem Mate jedoch antworten konnte, erhellte sich plötzlich der Himmel. Bunte Lichter schimmerten über ihnen auf. Rot, Blau, Grün – sämtliche Farbkonstellationen waren vertreten. Zusätzlich war mehrmals ein Knall zu hören, der dem Echo folgte. Izuku konnte genau dabei zusehen, wie Shoto erstaunt zum Himmel starrte und dem Lichterspektakel zusah. Das Farbenspiel spiegelte sich in dem einzigartigen Augenpaar wider. Durch Tsuchi wusste der Omega, dass sein Mate noch nie ein Feuerwerk gesehen hatte. Langsam trat der Grünhaarige an seinen Mate heran und schmiegte sich an diesen, während sie dem prächtigen Farbschauspiel beiwohnten. Immer wieder erhellte sich der Himmel über ihnen, zeichnete seine Formen, die durch das Feuerwerk geformt wurden. Sterne, Blumen, unterschiedliche Rankenstränge. Izuku gefiel der Anblick, vor allem da er diesen mit seinem Mate verbrachte. Nach einer Weile löste Shoto die Stille und räusperte sich kurz.
 

„Weißt du Izuku, es gibt da etwas, was ich dich schon seit langem fragen will…“, der Alpha wand sich schließlich seinem Gegenüber zu. Der Angesprochene sah seinen Mate leicht irritiert an und legte seinen Kopf schief.
 

„Das wäre?“
 

„Nun ja, ich bin in sowas echt kein Romantiker, aber ich denke, dass hier dürfte es erklären“, nach diesen Worten verschwand Shotos Hand in seiner Hosentasche und kramte eine Schatulle hervor, dessen Deckel er langsam öffnete. Izuku konnte genau erkennen, dass die Hände des Alphas zitterten. Was hatte sein Mate bloß vor?
 

Als die Box sich öffnen ließ, entnahm Shoto dessen Inhalt und langte nach Izukus linker Hand. Dann streifte er etwas über dessen Ringfinger und sah schließlich seinem Mate tief in die Augen.
 

„Ich will es nicht mehr länger vor mir herschieben. Wenn es nach Katsuki und Valeria gegangen wäre, hätte ich die Gelegenheit schon damals bei unserem kleinen Ausflug nutzen sollen, aber da kam uns deine Heat in die Quere und dadurch hab ich es vergessen. Ich weiß, dass kommt jetzt plötzlich, aber die aktuelle Atmosphäre passt gerade so gut und ich will es nicht schon wieder vermasseln.“, stammelte der Größere vor sich hier und kratzte sich mit der freien Hand mehrmals am Hinterkopf.
 

Izuku lauschte genau den Worten seines Alpha und konnte inzwischen einen kurzen Blick auf seinen Finger erhaschen. Ihm blitzte etwas Silbernes entgegen und bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass es sich bei dem Gegenstand um einen Ring handelte. Das Herz des Omegas begann sofort höher zu schlagen. Ist es das, was er gerade vermutete? Wollte Shoto ihm etwa?
 

„Willst du mich heiraten?“
 

Da waren auch genau die Worte, die soeben noch in Izukus Gedanken präsent waren. Hatte er gerade richtig gehört? Ungläubig sah der Grünhaarige auf und blickte in die Iriden seines Mates. Er konnte genau spüren, dass Shoto mehr als aufgeregt und nervös war. Wieviel Überwindung es ihn wohl gekostet hatte? Dass er sich ausgerechnet Valeria und Katsuki anvertraut hatte? Ihm war es wohl mehr als ernst. Das Herz des Omegas blieb beinahe stehen. Eine wohltuende Wärme zog seine Nervenstränge hoch. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Sein Alpha hatte ihm soeben tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht – heute: genau hier unter einem farbdurchflutenden Himmelszelt.
 

„Ja…“, kam es leise über Izukus Lippen.
 

„Ja, verdammt!“, weinend fiel der Grünhaarige dem Größeren daraufhin in die Arme, der ihn schließlich mit seinen starken Armen umschlang und sich mit ihm um die eigene Achse drehte. Der Sand wurde um sie herum hochgewirbelt.
 

Es war ein Moment, der alles verewigte. Ihren Bund auf eine neue Ebene stellte. Ihr Bündnis für immer festhielt. Während sich die beiden innig umarmten, zog Izuku den Alpha zu sich runter, ehe er ihn küsste. Heiß und innig. Verlangte nach Einlass und kämpfte mit seiner Zunge um die Herrschaft. Immer wieder schmiegten sie sich aneinander. Während Izuku ihn küsste, führte er Shotos Hände an seinem Körper entlang. Erst über seinen Oberkörper, dann immer weiter hinunter, bis sie auf seinem Bauch lagen. Dort drückte der Omega diese fester an seinen Unterleib und unterbrach schließlich den Kuss. Dann nährte er sich langsam Shotos linkem Ohr, streifte eine Strähne dahinter und hauchte diesem folgende Worte zu:
 

„Ich hoffe mal du erinnerst dich noch an dein Versprechen von neulich~“
 

Auf die Worte hin sah Shoto den Omega perplex an. Erst als er Izukus leuchtende Iriden sah, dämmerte es ihm, was sein Mate ihm mitteilen wollte – ihm schon eigentlich den ganzen Abend über sagen wollte.
 

„Was? Bist du etwa -?“, weiter kam der Alpha nicht, ehe Izuku dessen Frage mit einem erneuten Kuss unterband. Als er sich wieder von seinem Mate löste, kicherte er leise.
 

„Ja… ich weiß es allerdings auch erst seit heute Morgen“, flüsterte Izuku und wand sich nun ebenfalls seinem Unterleib zu, über diesen er sanft mit seiner rechten Hand drüberfuhr.
 

Als der Grünhaarige wieder aufsah, konnte er genau beobachten, wie sich Shotos Augen weiteten. Der Glanz in seinen heterochromen Iriden nahm zu und eine angenehme Wärme wurde zwischen den beiden spürbar. Bevor Izuku noch etwas ergänzen konnte, ging sein Mate vor ihm auf die Knie und hauchte einen sanften Kuss auf dessen Bauch. Izuku spürte, wie ihm innerlich immer wärmer wurde. Es wirkte so, als ob bisher zurückgehaltene Glücksgefühle freigelassen wurden und gerade durch seinen ganzen Körper tobten. Es war ein Strudel aus Emotionen, die nicht in Worte zu fassen waren. Shoto war nie der große Redner gewesen - er war immer schon ein Mann der Taten.
 

„Ich halte immer meine Versprechen…“, flüsterte Shoto, ehe er erneut einen Kuss auf Izukus Bauch hauchte und hierbei den Blickkontakt weiterhin konstant hielt. Allerdings war der Alpha derjenige, der den Blickkontakt schließlich abbrach und zu Boden schaute.
 

„Ich werde euch immer lieben, egal was geschieht…“, inzwischen war ein leises Schluchzen zu hören, weshalb Izuku seine Tränen zurückhalten musste, die ihm langsam in die Augen stiegen. Noch nie hatte er seinen Mate so erlebt. Gerade im Moment erlebte er zum ersten Mal wahre Freude bei seinem Alpha. Izuku konnte nicht im Entferntesten beschreiben, was gerade in ihm vorging. Er konnte die Emotionen, die gerade in ihm hochkochten, nicht annährend in Worte fassen. Zu sehr war er von dem Anblick, der sich ihm bot, vertieft und gefangen. Erst als Shoto sich wieder aufrichtete und seine beiden Hände an Izukus Wangen legte, war der Omega wieder im Hier und Jetzt angekommen.
 

„Danke…“, hauchte der Alpha und legte schließlich seine Stirn gegen die Izukus und schloss seine Augen.
 

„Danke, dass du an meiner Seite bist…“, inzwischen brach die Stimme des Alphas mehr und mehr.
 

„Danke, dass du mir eine Familie schenkst…“, dicke Tränen kullerten Izuku entgegen, die seine Wangen benetzten.
 

Auch der Grünhaarige war den Tränen nahe und ließ diesen schließlich freien Lauf. Schluchzend strich er sich die ersten Tränen aus den Augenwinkeln, ehe er erneut lächelnd zu seinem Mate aufsah.
 

„Ach was, das ist das Mindeste. Immerhin hast du mir auch ein großes Geschenk hinterlassen“
 

Auf die Worte hin löste sich Shoto von Izuku und sah diesen eindringlich an. Der Omega nahm die Hände seines Mates und verschränkte deren Finger miteinander.
 

„Du hast mir, einem quirklosen Omega, eine Chance gegeben…“
 

Schließlich sah Izuku zu seinem Mate auf und schenkte ihm ein Lächeln, das der Alpha bisher noch nie bei seinem Omega gesehen hatte.
 

„Du hast mir ein Zuhause geschenkt…“, Tränen bahnten sich an Izukus Wangen hinunter.
 

„Du warst derjenige, der damals sein Herz für mich geöffnet hatte und dafür liebe ich dich“
 

Danach zog Shoto den Kleineren erneut zu sich und küsste ihn. Dieser Kuss sagte mehr als tausend Worte. Das Feuerwerk tobte weiterhin am Himmel. Immer wieder folgten Lichter, die den Strand erhellten. Helle Explosionen, die Blumen ähnlich sahen, erleuchteten die Nacht. Den beiden war es jedoch egal. Für sie zählte im Moment nur das Hier und Jetzt. Ein neuer Meilenstein wurde gelegt. Ein neuer Weg wurde eingeschlagen. Izuku hatte alles erreicht, was er sich jemals erträumt hatte.
 

Er hatte tolle Freunde gefunden, die er für nichts in der Welt eintauschen möchte. Heute Abend stand er zum ersten Mal auf der Bühne und hatte somit ein Zeichen für alle Omega setzen können. Ein Symbol, das gegen das Regime der Unterdrückung ankämpfte und Valeria war eine tolle Artgenossin, die ihn bei seinem Vorhaben tatkräftig unterstützte. Er hatte sich als Heldenanalytiker bereits in seiner Ausbildungszeit einen Namen machen können. Außerdem hatte der Grünhaarige einen Partner gefunden, der ihn von Herzen liebte und auch bereit war sein Leben mit ihm zu verbringen. Immerhin wohnten sie schon zusammen und in wenigen Tagen war auch die Schule offiziell zu Ende und jeder von ihnen hielt einen Berufsabschluss in ihren Händen. Sie werden demnächst heiraten und ein Kind, das aus ihrer gemeinsamen Liebe entstanden war, war auch schon unterwegs. Ab heute begann sowohl für ihn als auch für Shoto ein neuer Lebensabschnitt. Und die beiden waren auch bereit den neuen Weg weiterhin gemeinsam zu gehen.
 

Ihre Liebe zeigte ihnen den Weg – den Weg in eine fröhliche gemeinsame Zukunft.
 


 

[the end]

Special: Endlessly

[wenige Wochen später]
 

„Herr Midoriya bitte in Raum 4“
 

Die Sekretärin der Krankenhausabteilung für Omega-Gynäkologie hatte seinen Namen soeben aufgerufen. Der Angesprochene atmete mehrmals tief ein und aus. Sein Herz raste und seine Finger schwitzten bereits. Mehrmals spielte er vor Nervosität mit seinen Fingern und knabberte an seinen Fingernägeln. War er aufgeregt? Ja und wie. Wusste er was ihm gerade bevorstand? Nein, nicht wirklich. Heute war schließlich der erste offizielle Vorsorgetermin, den Izuku gerade zusammen mit Shoto wahrnahm.
 

Der Grünhaarige war wenige Tage nach dem Sommerspektakel alleine hier gewesen, da sein Mate beruflich auswärts unterwegs war. Seine Schwangerschaft wurde damals bereits bestätigt, allerdings erhielt er heute erst, nachdem die Blutuntersuchungen abgeschlossen waren, einen offiziellen Omegapass. Es handelte sich hierbei um eine Art Mutterpass – so würde man es bei den Beta bezeichnen. In diesem Buch werden alle Werte der Untersuchungen festgehalten und heute steht offiziell der erste Eintrag an.
 

„Du wurdest aufgerufen Izuku“, Shoto stand auf und reichte dem Omega seine Hand, die dieser dankend entgegennahm und sich hochziehen ließ.
 

Gemeinsam durchschritten sie den Flur und bogen um die Ecke, in der sich der besagte Raum befand. Das Zimmer war zwar weiß gestrichen, wurde aber von schönen Naturbildern verziert. Hellblaue Gardinen schmückten die Fenster. Die Gynäkologie war generell schöner ausgestattet als die normalen Stationen. Shoto nahm auf dem Stuhl Platz, der sich neben der Liege befand, auf dem sich Izuku niederließ. Immer wieder fuhr der Grünhaarige über seinen Bauch, der in den letzten Wochen bereits gewachsen war. Die kleine Wölbung war nicht mehr zu übersehen. Wenn er etwas hautenges am Körper trug, konnte man erahnen, was sich darunter befand. In wenigen Wochen würde er seine Schwangerschaft nicht mehr leugnen können. Aufgeregt wippte er mit seinen Beinen hin und her. Diese Gewohnheit war immer noch sein täglicher Begleiter. Nach wenigen Minuten betrat auch schon der Arzt, der ihn bereits seit Jahren betreute, das Besprechungszimmer.
 

„Ach, so sieht man sich wieder Izuku.“, der Doktor nahm auf dem Schreibtischstuhl Platz und rollte sich zu der Liege, auf der sein Patient saß.
 

„Ich war bei deinem ersten Termin vor wenigen Wochen in Urlaub, von daher nochmal offiziell – alles Gute euch beiden zur Schwangerschaft“, hierbei reichte der Mediziner beiden jeweils die Hand und schaltete das Ultraschallgerät ein, das unmittelbar neben der Liege stand.
 

„Dann wollen wir heute mal schauen, ob schon etwas zu sehen ist. Laut den Berechnungen müsstest du bereits in der 16. Woche rum sein. Wenn ich mir aber deinen Bauch so ansehe, könntest du auch bereits einige Wochen weiter sein. Warten wir mal ab. Leg dich bitte hin und mach deinen unteren Bauchbereich frei, ja?“
 

Izuku tat wie ihm geheißen. Er legte sich auf die Liegematte und zog sein Shirt nach oben, sodass der untere Teil seines Bauches frei lag. Danach griff er nach Shotos Hand, die dieser ihm lächelnd reichte. Gemeinsam schauten sie nun auf den Bildschirm.
 

„Dann wollen wir mal – Achtung es wird etwas kühl“, während der Arzt zu dem Omega sprach, verteilte er eine eiskalte gelartige Flüssigkeit auf dessen Haut, ehe er mit einem Schallkopf den Bauch hoch und runterfuhr.
 

„So, hier haben wir die Fruchtblase – wobei… Moment mal…“
 

Irritiert hob der Doktor seine Brille hoch und sah auf den Bildschirm, ehe er das Gestell wieder auf seine Nase setzte und diese rümpfte. Schließlich schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des Mediziners.
 

„Sag mal, Izuku – erinnerst du dich noch daran, was ich dir vor etwa drei Jahren mal gesagt habe?“
 

Fragend hob Izuku eine Augenbraue nach oben und starrte den Doktor vor sich überraschend an. Was sollte denn die Frage? Was war hier los?
 

„Wieso, stimmt etwas nicht?“, Izuku spürte, wie Panik in ihm aufstieg, jedoch wurde diese sogleich im Keim erstickt, als der Arzt lachend auf dessen Schulter klopfte.
 

„Nein, nein alles in Ordnung. Wenn ich dir Angst bereitet haben sollte, tut es mir leid. Es geht nur darum, dass man bei dir damals schon einen hohen Fruchtbarkeitsgehalt festgestellt hat. Bedeutet im Klartext, dass du zu Mehrlingsschwangerschaften neigst und hier haben wir auch schon den lebenden Beweis, schau mal“, wieder fuhr der Arzt mit dem Ultraschallgerätzubehör über den bereits gewölbten Bauch und deutete mit dem Finger auf den Bildschirm.
 

„Wir haben zwei Fruchtblasen – bedeutet, ihr erwartet Zwillinge. Sie sind sogar schon gut erkennbar, hier haben wir die Köpfe und hier den Rest ihrer Körper. Das erklärt auch schon die enorme Größe deines Bauchs. Nun wird mir alles klar. Da brät mir doch einer einen Storch! Das ist mir in meiner langjährigen Berufslaufbahn noch nie untergekommen, zumindest nicht bei einem männlichen Omega. Also doppelt Glückwunsch!“
 

Izuku benötigte einen Moment. Die Worte des Mediziners drangen nur sehr langsam zu ihm durch. Es dauerte einen Augenblick, um die soeben erlangte Erkenntnis zu verarbeiten. Er war schwanger - allerdings nicht nur mit einem Kind, sondern gleich mit zwei? Zwillinge? Perplex blickte der Omega neben sich. Shoto stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Die Augen des Alphas waren geweitet, ehe diesem auch schon schwummrig wurde. Immer wieder wankte der Weißrothaarige hin und her.
 

„Shoto, ist alles in Ordnung bei dir?“, kaum war die Frage ausgesprochen, schon hörte man einen dumpfen Aufschlag und der Alpha kippte rückwärts zu Boden. Da hatte die Nachricht doch tatsächlich den stärksten Heldenanwärter aus den Socken gehauen.
 

Ja, dieser Arztbesuch blieb Izuku noch lange im Gedächtnis erhalten. Es war das erste Mal, das sein Mate die Fassung verloren hatte und einfach in Ohnmacht gefallen war. Die gesamte Situation war auch mehr als überwältigend gewesen. Wer rechnete auch schon damit, dass man bei der ersten Schwangerschaft schon gleich mit zwei Kindern gesegnet wurde. Hieß somit doppelte Freude – aber auch doppelte Verantwortung und Arbeit. Der Omega zumindest war überglücklich und auch sein Mate teilte seine Freude, nachdem der erste anfängliche Schock verarbeitet war.
 


 


 

Es war viel in der vergangenen Zeit geschehen. Nach dem Spektakel hatte die M.U.A. die Rückreise angetreten. Es hieß somit erneut Abschied nehmen, allerdings wusste Izuku damals schon, dass der Abschied nur von kurzer Dauer war. Valeria hatte bereits angekündigt nach Ende ihrer Schulzeit wieder nach Japan zurückzukehren. Da sie nach dem Abschluss noch ein Sonderjahr für Sozialpädagogik belegte, würde die Omega erst im Laufe des nächsten Jahres zurückkehren. Somit war ihr Abschied um einiges erträglicher. Der Abschied von Eri hingegen, der daraufhin bevorstand, hatte viel von Izuku abverlangt. Er hatte sich die Wochen zuvor so sehr an die Kleine gewöhnt, sodass er sie richtig liebgewonnen hatte und dies galt auch umgekehrt. Das kleine Mädchen war aufgeblüht und voller Lebensfreude. Sie hatte bei ihrem Abschied sogar zum ersten Mal gesprochen und das hatte Izuku das Herz aus der Brust gerissen. Es war schon anstrengend genug, dass ihn seine Schwangerschaftshormone auf Trapp hielten, aber als Eri ihn tatsächlich mit „Auf Wiedersehen, Izuku – wir sehen uns irgendwann wieder“ verabschiedete, war es aus und vorbei. Der Omega hatte Rotz und Wasser geheult und Shoto hatte alle Mühe ihn aufzufangen und zu beruhigen. Es war ein sehr schwerer Moment gewesen Eri gehen zu lassen, aber in Irland würde sie ihr neues Glück finden und das war wichtiger als alles andere auf der Welt.
 

Die Schwangerschaftsverkündung wurde von allen Familienmitgliedern gut aufgenommen, wobei Endeavor auf den Schock erst eine Flasche Sake in sich reinkippen musste. Ausgerechnet schon so früh und dann auch noch von seinem jüngsten Sohn zum Großvater gemacht zu werden, war für den alten Herrn zu viel des Guten. Rei, Natsuo und Fuyumi hatten sich genauso wie Izukus Mutter herzlich über die freudige Nachricht gefreut. Bis zum Nestschutz (Mutterschutz) arbeitete Izuku noch weiterhin zusammen mit Katara im Forschungslabor der Endeavor Agentur. Als Heldenanalytiker ging der Omega weiterhin in seiner Bestimmung voll auf und half wo er konnte. Als er zum Schluss nicht mehr in der Lage war an Besprechungsterminen vor Ort teilzunehmen, fanden die Termine per Fernübertragung statt. Hoch lebe das 21. Jahrhundert! Katara war inzwischen (unglaublich, aber wahr) mit dem Wing Hero Hawks liiert. Endlich hatten die beiden zueinandergefunden und darüber war auch wirklich jeder froh, denn das andauernde hin und her konnte sich irgendwann keiner mehr geben. Shoto war erfolgreich als Juniorchef in die Agentur eingestiegen und unterstützte seinen Vater, wo er nur konnte. Der junge Alpha nahm jede Herausforderung an und wollte, was den beruflichen Weg anbelangte, irgendwann in der Lage sein in die Fußstapfen seines alten Herrn zu treten.
 

Auch im Freundeskreis hatte sich in der Zwischenzeit einiges getan. Hitoshi war nach seinem Abschluss nach Europa gegangen und hatte ein Auslandpraktikum in Erwägung gezogen. Toki zog es in den Norden Japans, wo er seinen eigenen Laden für Feuerwerkartikel eröffnete. Zu Izukus Schande wusste er tatsächlich bis zum Schulabschluss nicht, was Tokis Spezialität war. Doch mit dessen Spezialität „Pyrozündung“ war der Beta im Bereich des Feuerwerks gut aufgehoben und hatte somit seine Berufung gefunden. Allerdings konnte er auch als Selbständiger nicht bei den Frauen landen. Er war somit immer noch Dauersingle. Katsuki blieb in Musutafu und wurde als Sidekick bei Best Jeanist angestellt. Der Blonde hatte sich bereits nach wenigen Monaten in der Agentur einen Namen gemacht und blieb mit Valeria regelmäßig in Kontakt. Während seinem Urlaub war er auch im Herbst nach Amerika zu ihr geflogen. Wie ihr Beziehungsstand allerdings derzeit stand, wusste weiterhin niemand. Ochako wurde als Sidekick bei der Agentur der Heldin Ryuko Tatsuma aufgenommen und nimmt auch regelmäßig an Weiterbildungen für Selbstverteidigung teil. Nebenher gab sie nämlich Selbstverteidigungskurse für Omega und ging in ihrem Hobby richtig auf. Eijiro hatte vorgenommen Lehrer an der U.A. zu werden und hat sich auch schon für das nächste Semester eingeschrieben. Der Beta will in naher Zukunft die neue Generation fördern und sie auf ihr berufliches Leben als Hero vorbereiten. Inzwischen lernte er fleißig für die Uni und half auch nebenher schon mal im Unterricht aus, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. Somit hatte jeder seinen eigenen Weg gewählt. Jedoch blieben die Freunde weiterhin regelmäßig in Kontakt. Zocken war schließlich auch über das world wide web möglich.
 

Und so vergingen die Monate. Izukus Bauch wuchs von Woche zu Woche mehr und Shoto hielt sein Versprechen. Jeden Abend saßen sie auf der Veranda des Todoroki-Anwesens und der Alpha fuhr immer wieder den Bauch seines Mates sanft auf und ab. Sie genossen die Zweisamkeit, solange sie noch möglich war. Auch im Bett lief es zwischen den Beiden weiterhin harmonisch. Bis zum sechsten Monat war Izuku noch in Stimmung gewesen. Mit seinem wachsenden Babybauch war er für seinen Partner mehr als anziehend. Shoto konnte gar nicht die Finger von ihm lassen - er begehrte ihn regelrecht. Manchmal wurde der Omega auch nur mit der Zunge verwöhnt, aber es waren Momente, die besonders in Erinnerung blieben, da Izukus Sinne sehr gereizt waren. Vor allem, da sich die zwischendurch gebildete Vaginalöffnung, die sich nach der Geburt wieder schloss, als besonders erogene Zone herausstellte. Die Orgasmen waren intensiver als sonst. Der Omega genoss jeden einzelnen davon und gab sich auch mehrmals hintereinander seinem Mate rekelnd auf dem Futon hin. Ansonsten waren sie schon fleißig dabei die Kinderzimmer herzurichten und verbrachten generell auch in der Natur sehr viel Zeit miteinander. Manchmal reichte es schon, wenn sie einfach nur zusammen auf einer Parkbank saßen und in die Ferne blickten. Mit jedem Tag wuchs die Vorfreude auf den kommenden Nachwuchs mehr und mehr.

 

 

 

 
 


 

[ca. fünf Monate später]
 


 

„Ok und noch einmal – pressen!“
 

„KYAAAAA!!!“, schwer keuchend wand sich Izuku auf dem Entbindungsbett umher und zog sich erneut an der Schlaufe hoch, die über ihm hing. Sein gesamter Körper rebellierte – es fühlte sich so an, als ob gerade hundert Knochen gleichzeitig in ihm brachen. Es tat schrecklich weh.
 

„AHHHHH!“, Immer wieder halten seine Schmerzensschreie durch den Kreissaal.
 

Shoto, der sich hinter ihn gesetzt hatte und Izuku von hinten antrieb, nutzte noch gleichzeitig seine Eisspezialität, um seinen Partner abzukühlen. Seine rechte Hand ruhte auf Izukus Stirn, wo diesem bereits die Schweißtropfen runtertropften. Seit fast 10 Stunden lag der Omega nun schon in den Wehen und seit einer geschlagenen Stunde begann nun die ernste Phase. Die Omega-Hebamme, die vor ihnen am Ende des Betts saß, bekräftigte den Grünhaarigen immer wieder.
 

„Atmen Izuku! Bleib ruhig… tief ein und ausatmen! Und nun noch einmal von vorn! Pressen!“
 

Der Grünhaarige kam der Aufforderung direkt nach und zog erneut scharf die Luft ein, ehe er diese wieder mit einem heftigen Aufschrei entließ. Shoto hatte dem Omega in der Zwischenzeit seine linke Hand gereicht, die dieser bereits übelst in Mitleidenschaft gezogen hatte. Es war immer wieder erstaunlich, welch Kraft ein Omega unter derartigen Schmerzen aufbringen konnte. Der Alpha hatte Mitleid mit seinem Mate. Er konnte die Schreie kaum ertragen und leider waren ihm die Hände gebunden. Izuku musste da durch, egal wie. Der Omega hatte einen Kaiserschnitt abgelehnt gehabt, da er auf natürlichem Weg gebären wollte. Die Ärzte hatten ihn daraufhin aufgeklärt, was es bedeutete als männlicher Omega normal zu entbinden. Ein weiblicher Omega hatte schon Schmerzen, bei einem männlichen hingegen war es um einiges heftiger, zudem es sich auch noch um eine Zwillingsgeburt handelte. Shoto hatte aber von Anfang an Izukus Wille bekräftigt und unterstützte ihn, wo es ihm möglich war. Aber gerade im Moment blieb ihm nichts weiter übrig, als ihm seelischen Beistand zu leisten.
 

„Super machst du das, weiter so…“, hauchte Shoto seinem Partner leise zu und übte einen Gegendruck auf seine linke Hand aus, die Izuku bereits wieder voll in Beschlag genommen hatte.
 

„Ich schaff das nicht, Shoto! Ich bin am Ende…“, keuchte der Omega der kurz seinen Kopf nach hinten fallen ließ, sodass dieser auf der Schulter des Alphas ruhte. Sein Atem ging schwer und abgehakt. Seine Sommersprossen kamen durch die Hitze, die der Kraftaufwand mit sich brachte, stark hervor.
 

„Doch, du hast es doch schon fast geschafft – halte noch ein wenig durch…“, flüsterte der Ältere sanft und fuhr erneut mit seiner Eisspezialität über Izukus Stirn.
 

„Sehr schön, ich seh´ schon das Köpfchen – ein letztes Mal vorerst – Pressen!“, die Hebamme nickte währenddessen zufrieden.
 

Schwer atmend rappelte sich der Omega erneut auf und übte Druck auf seinen Bauch aus. Es war bald geschafft, zumindest konnte er bald ein Kind in den Armen halten. Mit genau diesem Gedanken legte der Grünhaarige alles in die vorrollende Wehe und presste.
 

Dann folgte auch schon ein Aufschrei. Ein Zeichen, das soeben ein neues Leben die Erde begrüßte. Ein Weinen, das Izuku all die Schmerzen vorerst vergessen ließ. Seine Augen weiteten sich, als er dabei zusah, wie die Hebamme den Säugling in eine warme Decke einpackte.
 

„Ein Mädchen mit einer sehr kräftigen Stimme“, strahlte die junge Frau den Omega an und dirigierte Shoto neben dem Bett Platz zunehmen.
 

„Normalerweise würde erst der Omega das Kind in seinen Armen halten, aber wir haben noch etwas zu erledigen, nicht wahr?“
 

Der Alpha nahm in der Zwischenzeit neben Izuku Platz und nahm das Bündel entgegen. Izuku konnte genau dabei zusehen, wie die Augen des Alphas zu glänzen begannen. Er selbst konnte nur einen kurzen Blick auf die Kleine erhaschen, denn schon ging es direkt weiter. Ein erneuter Schmerz durchzog seinen Körper, woraufhin Izuku erneut alles gab und nach weiteren fünf langen Minuten war auch das zweite Kind auf der Welt.
 

Schwer atmend ließ sich Izuku daraufhin auf die Liege zurückfallen. Sein Herz raste und er nahm nur nebenbei das zweite Babyschreien wahr. Endlich war es geschafft. Sie waren endlich da. Erschöpft lächelnd sah er zu der Hebamme, die ihm auch schon das zweite Bündel reichte.
 

„So und hier haben wir auch schon Mädchen Nr. 2 – herzlichen Glückwunsch“
 

Izuku sah auf das Bündel herab, das er in seinen Armen hielt. In dem Laken blickte ein kleiner Säugling zu ihm auf. Grüner Flaum zierte das kleine Köpfchen und hellgraue Augen schauten in die seinen. Dem Omega stiegen die Tränen in die Augen. Er war von dem Anblick einfach nur überwältigt und als er auch noch das zweite Bündel von Shoto in den anderen freien Arm gelegt bekam, war es aus und vorbei. Dicke Tränen rannen über seine Wangen und bahnten sich ihren Weg an diesen hinunter. Noch nie zuvor wurde er so von seinen Gefühlen überwältigt. Sein Blick galt nun dem zweiten Säugling, der weiße Haarstoppeln besaß. Statt grauen Augen sahen grüne zu ihm auf, zudem das zweite Kind auch noch zarte Sommersprossen auf den Wangen besaß. Sie war bis auf die Haarfarbe sein Ebenbild.
 

„Hallo, ihr zwei Süßen~“, flüsterte Izuku leise und zog beide Bündel nah an sich heran. Mit seiner Nase berührte er deren Wangen, die einen zartrosa Schimmer aufwiesen.
 

Shoto nahm währenddessen neben ihm auf der Matratze Platz und hauchte einen Kuss auf Izukus Stirn.
 

„Das hast du toll gemacht, mein kleiner Omega“
 

Der Angesprochene sah hoffnungsvoll auf und lächelte seinen Partner herzlich an.
 

„Ohne dich hätt´ ich das nie geschafft, ich danke dir“
 


 


 

Die kleine Familie verbrachte noch genau eine Stunde im Kreissaal, ehe die Zwillinge kurz wegbracht und untersucht wurden. Währenddessen wurde Izuku in ein Krankenzimmer verlegt und lag nun in einem großen weichen Bett, das drum herum mit einem entsprechenden Schutzgitter ausgestattet war. Nachdem die Untersuchungen abgeschlossen waren und die Kinderärzte grünes Licht gegeben hatten, wurden die Kinder auf das Zimmer gebracht. Izuku hatte das Bett nach kurzer Zeit mit Shotos Klamotten zu einem Nest um drapiert. Nun lag der Grünhaarige mit den beiden Kindern, die inzwischen Windeln trugen, aber ansonsten oberkörperfrei waren und nah an seiner nackten Brust schmiegten, im Kuschelnest. Winselnd wanden sich die beiden Säuglinge umher, während der Omega schützend seine Hände um sie legte. Shoto lag direkt hinter seinem Mate mit im Bett und hatte seinen Kopf auf Izukus Schultern abgestützt. Gemeinsam sahen sie auf die beiden Mädchen herab, die vor ihnen friedlich schliefen.
 

„Sie sind wunderschön“, flüsterte Shoto und hauchte einen Kuss auf Izukus Schläfe.
 

„Ja, das sind sie wirklich“, hauchte der Omega und zog seine schützende ausgestreckte Hand näher an sich heran.
 

„Ich werde euch immer beschützen“, schluchzte der Grünhaarige und wand sich den beiden Mädchen zu, die schützend in seinem Arm lagen.
 

„Und ich werde auf euch Acht geben, das wird nun zukünftig meine Aufgabe sein“, entgegnete Shoto und fuhr sanft den Oberarm seines Mates entlang.
 

Ein zärtliches Lächeln huschte über Izukus Lippen, als er die sanften Berührungen seines Alphas an seiner Haut spürte. Währenddessen widmete er sich den beiden schlafenden Mädchen, die vor ihm eingekuschelt an seiner Brust lagen.
 

„Weißt du… es gibt da etwas, was ich dir schon seit langem sagen möchte…“
 

Shoto sah auf, während er kleine Kreise auf Izukus Haut nachfuhr.
 

„Was denn?“
 

Der Omega atmete daraufhin tief ein und aus, ehe er sich seinem Mate zuwandte.
 

„An dem Abend als Tsuchi starb, war ich der Letzte, der noch mit ihm gesprochen hat…“, kurz hielt der Grünhaarige inne bevor er weiter fortfuhr.
 

„Er hatte damals genau zwei letzte Wünsche an mich gerichtet…“, seine grünen Augen nahmen einen feuchten Glanz an und ein schwerer Klos bildete sich in seiner Kehle. Es fiel Izuku schwer nach so langer Zeit nochmal an die letzten Momente des sterbenden Alphas zurückzudenken.
 

„Zum einen wollte er, dass du ein Feuerwerk siehst. Durch ihn wusste ich, dass du noch nie eines gesehen hast und eigentlich wollte er auch, dass du dieses Phänomen zum ersten Mal an unserer Hochzeit erlebst…“, ein trauriges Lächeln schlich sich daraufhin auf Izukus Lippen.
 

„Aber immerhin war es an jenem Abend, wo wir uns verlobt hatten… ich denke, damit wäre Tsuchi auch zufrieden gewesen…“
 

Shoto hörte währenddessen seinem Mate einfach nur zu und legte seinen Kopf wieder gegen Izukus Schulter. Gespannt lauschte der Alpha weiter, er wollte seinen Partner in diesem Moment nicht unterbrechen – er bemerkte, dass es ihm schwerfiel drüber zu sprechen.
 

„Und der letzte Wunsch war, dass ich dir eine Familie schenke…“
 

Auf die Worte hin weiteten sich die Augen des Alphas.
 

„Eigentlich wollte er, dass wir einen Jungen und ein Mädchen bekommen“, kurz musste der Omega lachen und wand sich schließlich wieder seinem Alpha zu.
 

„Aber ich denke mit Zwillingen wäre er auch einverstanden gewesen. Immerhin zwei auf einen Streich…“, flüsterte der Grünhaarige leise und fuhr sanft über die rosafarbigen Bäckchen der kleinen Mädchen, die daraufhin ein friedliches Fiepen von sich gaben.
 

Der Weißrothaarige atmete tief ein und aus, ging kurz in sich – ging die soeben gesagten Worte nochmal durch.
 

„Wir haben ihm echt viel zu verdanken, ohne ihn hätte ich mich nicht einmal getraut dich anzusprechen…“
 

„Einen Moment mal, du hattest mir damals eine Freundschaftsanfrage in Facebook geschickt, mein Lieber“, raunte der Omega und wackelte mehrmals mit den Augenbrauen, woraufhin Shoto peinlich gerührt den Blick abwand. Seine Wangen hatten sich stark rosa verfärbt und Izuku wusste in diesem Moment, dass er seinen Alpha in eine peinlich gerührte Situation gebracht hatte.
 

„Ja, ja lach mich nur aus“, murrte der Alpha und blies beleidigt seine Backen auf, woraufhin diese mit einem Zeigefinger angepickt wurden.
 

„Hey, das würde ich nie wagen“, kicherte Izuku und sah seinen Mate wieder herzlich an.
 

„Du und ich gegen den Rest der Welt, ok? Ich denke Yurika und Hikari wären mit von der Partie. Schließlich sind wir nun eine Familie, nicht wahr?“, entgegnete der Omega leise und küsste seinen Alpha, der den Kuss erwiderte.
 

„Ich liebe dich“, hauchte Izuku hauchzart gegen Shotos Lippen.
 

„Ich dich auch, mehr als alles andere“, flüsterte Shoto und streckte seine Hand zu den beiden Mädchen hin.
 

„Und euch natürlich auch“
 

Izuku sah seinen Mate stolz an und kuschelte sich dicht an ihn. Nahm seine Wärme auf und genoss die Geborgenheit, die sein Alpha ihm schenkte. Der Omega war überglücklich. Nun war seine Familie komplett und von heute an würde er alles tun, damit es ihnen gutging und an nichts mangelte. Somit begann eine neue Aufgabe für ihn und Shoto würde ihn bei allem unterstützen. Sie sahen gefasst und optimistisch der Zukunft entgegen, die nun vor ihnen lag.
 

Nicht mehr als Liebespaar wie bisher – sondern als Familie. Eine Familie, die vom heutigen Tag an durch Dick und Dünn ging.

 

Epilog

[sechs Jahre später]
 

Es war ein warmer Frühlingstag. Die Kirschblüten standen in voller Pracht und eine leichte Brise wehte durch die Bäume, die im Garten des Todorki-Anwesens standen. Kindergelächter hallte von den Wänden wider. Ein weißhaariges und ein grünhaariges Mädchen tobten durch den japanisch angelegten Garten.
 

„Ich krieg dich!“
 

„Nein tust du nicht~“
 

Lachend bogen die beiden Kinder um die Ecke, während etwas weißes an ihnen vorbeihoppelte. Immer wieder schlug es Haken und kreuzte deren Weg. Die Mädchen sprangen durch die Türschwelle und kamen schwer atmend zum Stehen.
 

„Gewonnen…“, keuchte die Weißhaarige und zog sich die Schuhe aus, die sie daraufhin auf die Futon-Matte stellte. Ihre langen weißen Haare fielen ihr tief ins Gesicht, ehe sie eine Strähne hinter ihr Ohr strich.
 

„Verdammt Yurika, ich kann nicht mehr…“, stöhnte das grünhaarige Mädchen neben ihr und bettete ihre Hände auf ihren Knieen ab. Ihre lockigen Haare standen in alle Richtungen ab.
 

„Denk dran die Schuhe auszuziehen, Mama wird sonst sauer“, entgegnete die Ältere und sah sich um.
 

„Hikari? Hast du Hoppel irgendwo gesehen?“
 

„Hm? Nein, er war eben doch noch hinter uns…“
 

„Oh nein!“, sofort rannte Yurika die Treppen hoch und entdeckte den Übeltäter, wie dieser kreuz und quer durch das Wohnzimmer und danach in die Küche hoppelte. Vorneweg auf Izuku zu, der friedlich vor sich hin summend am Waschbecken stand und das Geschirr wusch.
 

„Mama Vorsicht!“, rief Hikari, die hinter Yurika zum Stehen kam.
 

Der Omega schreckte auf und trat einen Schritt zur Seite, ehe auch schon das weiße Etwas an ihm vorbeihoppelte. Es war schneeweiß und bestand nur aus Eis. Zuvor richtete der Grünhaarige seine Brille, die ihm vom Nasenrücken gerutscht war. Bei dem Etwas handelte es sich um ein Kaninchen. Es hoppelte weiter umher, ehe es neben Yurika stoppte und sich neben sie gesellte. Danach verpuffte die lebendige Eisskulptur und Schnee blieb zurück. Izuku seufzte daraufhin aus und wand sich den Zwillingen zu.
 

„Yurika? Du weißt doch, dass du deine Spezialität nicht im Haus anwenden sollst!“
 

Die Weißhaarige schob daraufhin ihre Schultern nach oben und fuhr auf dem Boden mit ihrem Fuß einen Kreis nach.
 

„Tut mir leid, war keine Absicht“, nuschelte das kleine Mädchen und senkte ihren Kopf.
 

Izuku ging daraufhin zu Boden und kniete sich vor sie. Zuvor hob er ihr Kinn an und fuhr ihr dann zart durch ihre langen weißen Haare.
 

„Hör mal, draußen kannst du zaubern, soviel du willst, kleine Eiskönigin. Aber bedenke, dass deine Spezialität auch nicht ganz ungefährlich ist. Letztens ist deswegen erst Opa zu Fall gekommen und hat sich den Knöchel angeknackst.“
 

„Ja, ich weiß. Kommt nicht wieder vor…“
 

„Ok, dann spielt draußen weiter oder wollt ihr fernsehen?“
 

Die beiden Mädchen sahen sich daraufhin an und rannten sofort Richtung Wohnzimmer, wo sie auf die Couch sprangen.
 

„Kannst du uns bitte Disney Plus anmachen?“, kam es synchron von den Zwillingen.
 

Izuku musste daraufhin kichern. Das waren die typischen Zwillingsmomente. Zwei Genies ein Gedanke. Es kam öfters vor, dass sie dasselbe sagten. Der Omega startete die App Disney Plus und öffnete den Film „Frozen“. Ja, die beiden Mädchen liebten den Film mit Anna und Elsa. Wobei Yurika immer Elsa und Hikari Anna verkörperte. Lächelnd sah er dabei zu, wie die beiden Mädchen gespannt auf das Intro warteten. Er konnte sich in diesem Moment ihre leuchtenden Augen genau vorstellen. So war das bei allen Disney-Filmen, aber bei „Frozen“ war es doch etwas anderes.
 

Zufrieden lehnte sich Izuku an die Wand und sah den beiden zu. Inzwischen waren sechs Jahre ins Land gestrichen und die Zwillinge gingen bereits seit einem halben Jahr in die Grundschule. Es hatte sich auch schon sehr früh bei ihnen ihre Quirks offenbart. So hatte Yurika Shotos Eisspezialität geerbt und Hikari konnte Dinge an sich heranziehen. Izukus Mutter hatte diese Fähigkeit und diese wurde durch sein Gen an sie weitergegeben. Während Izuku über die verstrichene Zeit nachdachte, ertönte plötzlich das Babyphone an seinem Gürtel.
 

Grinsend sah er nochmal kurz zu den Mädels, die gebannt auf den Fernseher starrten, ehe er sich von ihnen abwand und das Wohnzimmer verließ. Seine Füße trugen ihn durch den Flur, wo er das vorletzte Zimmer anpeilte. Als der Omega die Tür öffnete, kam ihm auch schon freudiges Gequietsche entgegen.
 

„Na, wer ist denn hier wach?“, freudig schritt der Grünhaarige auf das Babybett zu, indem ein kleiner Junge saß und ihn mit seinen großen türkisfarbigen Augen ansah.
 

Der kleine Mann besaß feuerrotes Haar und war wie Yurika und Izuku mit Sommersprossen auf seinen Wangen gezeichnet. Da Izuku schon viele Familienfotos der Todorokis gesehen hatte, wusste er wie Shotos älterer Bruder Touya aussah. Da der Junge seinem verstorbenen Onkel sehr ähnlichsah, wollten sie ihn in Ehren halten und hatten den kleinen Mann auf Shouya getauft. Inzwischen war der Junge schon eineinhalb Jahre alt. Freudig hob Shouya seine Hände nach oben und quietschte erneut freudig vor sich hin. Izuku lachte daraufhin und hob den Rothaarigen aus dem Bett.
 

„Haben wir ausgeschlafen?“
 

Auf die Frage hin kam ein Gebrabbel und das war Antwort genug. Gemeinsam betraten sie die Küche und gingen ins Wohnzimmer, wo er den Jungen zwischen die beiden Mädchen setzte, die ihn direkt in Beschlag nahmen. Ja, Yurika und Hikari waren begeistert von ihrem kleinen Bruder. Wie ein kleiner König saß er zwischen ihnen und wurde auch gleich schon in das Disney-Universum reingezogen. Als kurz darauf die Tür aufging und ein „bin zuhause“ ertönte, wurden die Kinder hellhörig und sahen zur Küche, wo gerade Shoto in die Türschwelle trat.
 

„Papa!!“, kam es synchron von den Zwillingen und rannten auf den Weißrothaarigen zu, der beide freudig in die Arme schloss. Shouya zog sich währenddessen am Wohnzimmertisch hoch und nahm die Hand von Izuku, der zu ihm geeilt war. Gemeinsam tätigten sie einen Schritt vor den Nächsten. Langsam und etwas unsicher auf den Beinen watschelte Shouya auf Shoto und seine Schwestern zu. Seine Augen leuchteten und ein freudiges Glucksen begrüßte schließlich den Alpha.
 

„Deine Bewegungen werden immer besser, kleiner Mann“, entgegnete Shoto und hob den Rothaarigen in die Luft.
 

„Hallo Liebling“, begrüßte Izuku seinen Mate und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
 

„Uh, das Introlied fängt an!“, sofort rannten die beiden Mädchen wieder auf die Couch und kuschelten sich in die weichen Kissen.
 

Izuku und Shoto sahen den Zwillingen dabei zu, während sich Shouya immer noch auf dem Arm des Alphas befand.
 

„Sie sind so goldig“, quickte der Omega und nahm Shouya wieder auf seinen Arm.
 

„Und du natürlich auch“, hauchte der Grünhaarige und schmiegte sich an die Wangen des kleinen Jungen, der daraufhin freudig lachte.
 

Danach setzte er den Rothaarigen erneut zwischen seine beiden Schwestern auf die Couch. Gemeinsam kuschelten sich die Kinder in die riesige Kuscheldecke, die sich auf dem Sofa befand. Shoto bettete seine Hände um Izukus Körpermitte, während sie den Kindern beim Fernsehen zusahen. Der Grünhaarige sah daraufhin zu seinem Mate auf und warf ihm ein zärtliches Lächeln zu.
 

„Ich danke dir“, hauchte der Omega leise und kuschelte sich hierbei mehr an seinen Mate, der eine herrliche Wärme ausstrahlte.
 

Shoto schwieg auf die Worte hin und zog stattdessen den Grünhaarigen noch mehr zu sich. Sein Schweigen war Antwort genug – schließlich kannte Izuku seinen Mate schon immerhin fast 10 Jahre. Der Alpha war kein großer Redner. Er ließ seine Taten sprechen und diese zeigten mehr als 1.000 Worte es je könnten.
 

„Was hälst du von einem gemeinsamen Bad?“, flüsterte der Alpha leise und fuhr hierbei mit seinen Fingern über Izukus Schultern, der auf die Berührungen hin kurz aufkeuchte.
 

„Gern, sofern ich meine Massage bekomme?“, das Grinsen des Omegas wurde breiter.
 

„Was immer du willst, kleiner Omega“, auf die Worte hin spürte Izuku einen Kuss auf seinem Nacken. Ein eiskalter Schauer jagte sein Rückgrat runter. Dieser Kerl machte ihn noch wahnsinnig! Daran hatte sich bis heute nichts geändert.
 

„Ich freu mich drauf~“, schnurrte der Kleinere und nahm seinen Mate an die Hand, ehe sie gemeinsam das Wohnzimmer verließen. Ihnen blieb genau eine Stunde Zeit. Diese mussten sie intensiv und sinnvoll nutzen.
 

Der Omega wand währenddessen seinen Blick aus dem Fenster. Die Sonne ging bereits am Horizont unter und tauchte das Land in ein tiefes Orange-Rot. Ein wunderschöner Tag neigte sich dem Ende zu und der Omega war zuversichtlich, dass noch weitere folgen würden. Izuku war am Ende seines Ziels angelangt und ein neuer Weg wurde in diesem Moment geebnet, als er damals erfuhr, dass er schwanger war. Zusammen mit Shoto, seinem Mate und Ehemann, trat er einen Schritt vor den nächsten – immer weiter ihrer gemeinsamen Zukunft entgegen.
 

Immerhin hatte er alles, was er brauchte. Es waren die kleinen Dinge, die zählten und das genügte ihm. Eine Familie, die ihn unterstützte und liebte.
 

.❤️.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

es ist geschafft - mit diesem Kapitel hier endet offiziell der dritte Arc.
Es hat tatsächlich über zwei Jahre gedauert ... gomen >.<

Aber keine Sorge, es folgt noch ein Specialkapitel und der Epilog.
Somit dürft ihr euch noch über zwei weitere Kapitel freuen ♥️

Ich wünsche euch bis dahin noch eine schöne Zeit und bleibt gesund und munter.

LG
~Mina Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (65)
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Von:  Lexischlumpf183
2023-09-25T05:58:15+00:00 25.09.2023 07:58
oh Göttin, ich hab so viel verpasst 😯😔 ich muss auf jeden Fall deine Story nochmal lesen, so im ganzen, geht ja nich das ich da nachher was verpasst habe aber egal, ich liebe deine Story genau richtig an Herzschmerz (nich zuviel) und super süß, ich freu mich drauf die FF nochmal zu lesen 😃👍🏼 danke für die tolle Story ♥️
Antwort von:  Mina_Tara
08.10.2023 22:23
Vielen Dank für deine lieben Worte :) ich habe mich sehr darüber gefreut 🥰
Von:  Ataschi
2023-02-24T19:43:21+00:00 24.02.2023 20:43
Hey, ich habe das Kapitel zwar schon vor längerer Zeit gelesen... Aber ich muss doch meine Vermutung dazu äußern. Und zwar glaube ich das Eri die Schwangerschaft von Izuku (falls es sie schon gab) aufgehoben hat. Auch wenn es unbewusst war. Aber ich könnte mir das gut vorstellen, weil er dieses Kribbeln gespürt hat. Auch wenn er noch nicht wusste, ob er schwanger ist.
Irgendwie liest sich das kompliziert. 🙈
Kann man trotzdem nachvollziehen was ich ungefähr meine? 🥰
Antwort von:  Mina_Tara
25.02.2023 09:44
Huhu, danke für dein Kommi :) ich kann dich beruhigen, etwas in Izus Innern hat ihn davor bewahrt weiterzuschreiten, so ist nix passiert. Aber so hat unser Omega überhaupt erst richtig gemerkt, dass da etwas sein muss. Aber was genau, erfahren wir noch, mal schauen, ob du Recht behalten wirst ;)
Von:  Lexischlumpf183
2023-01-26T12:52:13+00:00 26.01.2023 13:52
Schönes Kapitel, freu mich auf das nächste 😄
Antwort von:  Mina_Tara
25.02.2023 09:41
Vielen Dank, das freut mich zu hören :)
Von:  Lexischlumpf183
2022-12-12T18:31:29+00:00 12.12.2022 19:31
uh hot 🥵😇 bin wieder im Normalzustand und gebe mir Mühe wieder regelmäßig zu lesen und auch ein, zwei kommis dazulassen 😃😃
Antwort von:  Mina_Tara
24.01.2023 19:09
Das freut mich zu hören :) ich war ja auch längere Zeit hier etwas inaktiv gewesen. Bin nun aber wieder voller Tatendrang und hoffe weiterhin gute Unterhaltung liefern zu können 😃
Von:  Yuna_musume_satan
2021-09-30T07:58:44+00:00 30.09.2021 09:58
OMG Gänsehaut pur das Kapitel war der Wahnsinn
Antwort von:  Mina_Tara
08.10.2021 18:02
Dankeschön :3
Von:  Lexischlumpf183
2021-08-25T16:11:43+00:00 25.08.2021 18:11
😍😍😊 so ein schönes sehr emotionales Kapitel,
Antwort von:  Mina_Tara
29.08.2021 18:22
Vielen Dank für die lieben Worte :)
Von:  TheGirlnextDoor
2021-08-16T10:41:15+00:00 16.08.2021 12:41
Gänsehaut 🤩 Wie Du es schreibst und beschreibst fühle ich mich ein Teil im Publikum intergriert 🤩

„Zugabe“ 🤩🤩🤩
Antwort von:  Mina_Tara
24.08.2021 14:51
Dankeschön :) der Zugabe-Song ist nun leider vorbei, aber das wird nicht der letzte musikalische Auftritt gewesen sein ^^ in den kommenden Kapitel widmen wir uns noch einmal der "Normalität".

THX für deine lieben Worte :D
*Kekse reich*
Von:  Yuna_musume_satan
2021-07-18T05:05:56+00:00 18.07.2021 07:05
OMG ich bin so Happy das Val wieder da ist und dieser plot Twist ist unglaublich gut. Ich bin sooo neugierig wie es weitergehen wird
Antwort von:  Mina_Tara
25.07.2021 12:59
Das freut mich :) vielen Dank. Ich denke jeder ist froh, dass sie wieder da ist, vor allem Katsuki :)
Von:  Lexischlumpf183
2021-07-08T08:17:11+00:00 08.07.2021 10:17
Oh, wie geht es weiter? Bin sooo gespannt 😯😯
Antwort von:  Mina_Tara
15.07.2021 19:26
Dauert ja nicht mehr lange :D das neue Kapi kommt dieses Wochenende :3
Von:  Yuna_musume_satan
2021-07-07T20:34:15+00:00 07.07.2021 22:34
OMG ich bin so neugierig wie es weitergehen wird und ich finde die leider die du gewählt hast einfach klasse
Antwort von:  Mina_Tara
15.07.2021 19:25
Das freut mich :) bin mal gespannt was du vom nächsten Akt halten wirst xD Er wird auf jeden Fall etwas speziell


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