My divided soul von miladytira ================================================================================ Kapitel 57: Er ist es also... (Kuro) ------------------------------------ Es bestand eine Möglichkeit ihr zu helfen, doch ihre Reaktion liess mich sogleich wissen, dass sie dagegen war. In der Nacht bevor hatte sie mir deutlich gemacht, dass sie die Trennung unserer Verbindung wollte und auch wenn ich es nicht wollte, verstand ich sie. Sie wollte mich schützen, so wie ich es mit ihr tat. Ihr nachsehend, als sie sich von mir entrissen hatte, seufzte ich lautlos aus. Ich musste sie ihren Gedanken überlassen, zumindest für eine kurze Zeit, bevor ich sie erneut nochmals darauf ansprechen würde. Der Grossvater von Kagome richtete sich mir zu und lächelte schwach. «Es scheint, als liegt ihr viel an dir, mein Junge». Nickend beantworte ich diese Frage stumm und dachte an den letzten Abend, an die letzte Nacht. Ihre Finger waren sanft über meinen Körper gestrichen, schon fast schüchtern, bis sie genau zeigte was sie wollte. Sie hatte mir jegliche Unsicherheit genommen und ich nahm sie an mich. Mir durch die Haare gestrichen, sah ich in den Becher vor mir. Das Wasser war trüb durch die Kräuter, welche darin gekocht worden waren. So trüb wie mein eigenes Herz. Ob ich sie schlussendlich doch verlieren würde, wenn wir diesen Weg beschreiten würden? Ich gab ihr das Versprechen ihr zu helfen, sie zu schützen, doch wollte ich dadurch meine Bindung zu ihr in Gefahr bringen?   Ihr braunes Haar wehte mit dem Wind und den Kirschblüten, welche an ihr vorbei strichen, erinnerten mich abermals an das Bild in meinem Traum. Seit ich aus dem kurzen Koma erwacht war, sah ich sie immer wieder in diesen rot weissen Roben. Eine Hime, ich konnte es nicht anders beschreiben und war mir fast sicher, dass es früher wirklich so war. Ob sie wohl jemandem versprochen war? Sie sah so jung aus, doch ihr Wesen schien alt. Die Jahre waren nicht zu vergleichen wie mit unseren Jahren. Schluckend spürte ich den Kloss in meinem Hals. Ich hatte Angst. Angst davor sie zu verlieren oder gar nie mehr aufzuwachen, aber ich wollte, dass es endlich endete. Ich ertrug es nicht mehr sie so zu sehen. Meine Augen wichen über ihre Gesichtszüge. Sie war betrübt und ihre Iren lagen auf der Kerbung des Baumes. Diese Zeit war ihre Zeit gewesen.   Lächelnd nahm ich ihren Blick entgegen und ging auf sie zu, nahm ihre Hand in die Meinige und blickte auf die Finger hinab, als wir sie ineinander verknoten hatten. Ich wusste, dass sie ihre Entscheidung nicht geändert hatte und dennoch wollte ich verstehen, weshalb sie das tat. «Vor was hast du Angst, Aiko?», gab ich mit fester Stimme von mir. Ich wollte nicht durch meine eigene Sorge unsicher herüberkommen, denn ich wollte, dass wir es durchzogen. Ich hatte ihr gesagt, dass es mir reichte. Ich wollte dies alles nicht mehr, sondern endlich vorwärts gehen können. Sie gab keine Antwort, also fragte ich erneut nach und wollte erneut wissen, vor was sie Angst hatte. Ihr Ausruf liess mich zusammenzucken. Verstehen tat ich sie. Aiko hatte mir gesagt, dass sie ein Daiyõkai war. Ein Wesen, welches lange vergessen wurde und nur noch in der Mythen lebte, doch nun… nun war es real. Es gab sie und eine davon stand direkt vor mir. Ich wollte sie in meine Arme ziehen, doch sie erhob ihre Hand, führte weiter was auf ihrem Herzen lag und da verstand ich was ihr noch weitere Sorgen machte. Mein Verlust. Zwischen uns würde sich etwas ändern und auch wenn ich den dumpfen Schmerz in meinem Herzen vernahm, rechnete ich mit dieser Wendung. Ich wusste nicht weshalb, aber ich wollte die Minuten, welche mir mit ihr blieben, geniessen und das hatte ich getan. Die letzten Wochen waren die Besten in den letzten Monaten mit ihr und wenn ich könnte, würde ich die Zeit stehen lassen. Hier und jetzt, aber es war nicht möglich und die Gabe, welche Aiko hatte, war nicht mit meinem Wunsch zu vergleichen. Sanft legte ich eine Hand auf ihre Wange, auch wenn mich dieser Satz viel Kraft kostete, wollte ich sie wissen lassen, dass egal was passieren würde, ich bei ihr bleiben werde. «Egal was kommt, ich bleibe bei dir». Ihre Lider rissen sich nach oben und ich erkannte die Fassungslosigkeit in ihren Gesichtszügen. Sie schien mich innerlich gerade als verrückt zu erklären, was sie mir auch sogleich mit ihrer wiederholten Frage, was ich da sagen würde, zu verstehen gab. Ich wusste, dass ich nicht wie sonstige Männer handelte. Sie würden darauf achten, dass sie ihr Besitz bleiben würde, doch aber was würde es mir bringen? Was würde es ihr bringen? Eine weitere zersplitterte Seele, eine Unruhe, ein Leben ohne Gewissheit jemals frei zu sein von den Absichten von Kyo. Meine Lippen trafen die Ihrigen, denn ich wollte nicht, dass sie erneut Gegenargumente verwendete. «Komm jetzt».   Die Türe öffnete sich erneut, als ich mit Sota die Kerzen angezündet hatte und mich mit ihm vor diesem Kreis hingesetzt hatte. Ich staunte nicht schlecht. Das Gewand der Miko passte wie angegossen zu Aiko und ich erkannte die alte Seele dahinter. Es war als würde sie uns grüssen. Grüssen aus einer anderen Zeit. Ihre Iren blieben bei mir hängen und ich erkannte die Angst dahinter, gleichgültig ob ihr Körper in Starre fiel oder nicht. Sie zeigte es mir mit einem einzigen Blick, aber ich durfte dieser leisen Bitte, welche sie mir zu hören gab, nicht nachgeben. Aiko musste sich dieser Aufgabe stellen. Es war die momentan einzige Möglichkeit Kyo einen Strich durch die Rechnung zu machen. Zumindest hoffte ich dies. Die Worte des Grossvaters von Kagome erfassten den Schrein und ich sah, wie Aiko die Augen weitete. Es schien, als hätte sie diesen Satz schon einmal vernommen. Ob es wohl in der alten Zeit war? Zusehend wie sie sich hinkniete, hörte ich den Worten zu, welche der alte Mann vor uns an sie richtete. Er versuchte sie zu lenken, sie dazu zu bringen in ihre Welt einzukehren und da war es. Das blaue Licht, welches ihren Körper erfasste. Mir auf die Lippen gebissen spürte ich sogleich das Ziehen. Es war leicht, noch kaum zu fühlen und dennoch war es da. Sotas Hand legte sich auf meine Schulter und ich nickte stumm. Murmelnd vernahm ich die Stimme des Mannes und hörte wie er die Bannsprüche immer wieder und wieder wiederholte. Wenige Stunden vergingen und als das Licht heller durch den Raum leuchtete wusste ich, dass ihre Seele in Aufruhr war. Ich fühlte, wie sich mein Herz zusammenkrampfte, wie der Schmerz durch meine Glieder fuhr und ich das unangenehme Kribbeln erneut durch meine Finger fliessen fühlte. Wie eine Säure legte es sich in meinen Körper fest. Sotas Hand bewegte sich erneut an meine Schulter und ich spürte das Rütteln daran. Er schien mich aufrecht erhalten zu wollen mit dem Bewusstsein, doch immer mehr erkannte ich wie die Sicht vor mir verschwand. Wie sie schwammig wurde und sich eine Schwärze darüber legen wollte. Ein Gift, so fühlte es sich an, ging durch mich hindurch und als ich den erneuten Atemzug über meine Lippen gleiten lassen wollte, welcher stockend in meiner Brust lag, war es ein mächtiges Erbeben meiner Selbst, die mich nach unten zog. Ich hatte die Lider aufgerissen und krallte mich in den Boden, zumindest versuchte ich es. Immer und immer wieder, doch schlussendlich krümmte ich mich zusammen. Die Rufe von Sota wurden nebensächlich, kaum zu vernehmen und schlussendlich gab ich nach. Ich konnte nicht mehr. Mein Körper war zu schwach und ich fiel in die unendliche Dunkelheit zurück, wie beim ersten Mal.   *   Kuro!! Aufgeschreckt sah ich mich um, erkannte die weissen Vorhänge neben mir, welche mich von den anderen Betten abgrenzten, denn ich wusste sofort wo ich war, als ich die Schläuche an meinem Arm bemerkte. Im Krankenhaus. Die kastanienbraunen Augen meiner Mutter trafen mich, als sie den weissen Stoff auf die Seite gezogen hatte. Ihr Gesicht war bleich und der Schock lag tief in ihren Zügen. Ich hatte sie zu Tode erschreckt, doch anstatt um Verzeihung zu bitten, fragte ich sogleich nach Aiko. Wo war sie? Ich sah meiner Mutter dabei zu, wie sie ihren Blick abwandte und bevor ich erneut nachfragen konnte, war es Sota, welcher neben ihr auftauchte. Seine Augen lagen ernst in den Meinigen und ich wusste, die Antwort würde mir nicht gefallen, dennoch fragte ich erneut nach. «Wo ist sie?» «Sie ist mit ihm gegangen.» Meine Hand festigte sich in der Bettdecke und obwohl ich den Schmerz noch immer in meiner Brust vernahm, richtete ich mich auf. «Mit wem?» Ich wollte seinen Namen nicht hören, hoffte darauf, dass er jemand anderen meinen würde, dass eventuell ein weiterer aus einer alten Zeit aufgetaucht wäre. Jemand, der sie besser schützen könnte als ich. «Kyo», war die kurze Antwort und ich fühlte, wie mir alle Gesichtszüge entgleisten. Sie war mit ihm gegangen. Warum? Weshalb tat sie mir dies an?! Ich schloss meine Iren und versuchte mich an irgendetwas zu erinnern, doch das einzige was ich vernahm, war der Ruf nach meinem Namen, welcher mich aus diesem Schlaf geholt hatte. Ihre Stimme. Sie hatte nach mir gerufen.   «Er hat ihr gedroht dich zu töten, wenn sie nicht mit ihm gehen würde». Ich stockte. Was hatte ich soeben vernommen. Meinen Kopf nach oben gewandt, sah ich in die Iren desjenigen, welcher nun Mitleid in der Iris trug. Ich wollte dies nicht. Kein Mitleid würde mir Aiko zurückbringen, einzig und allein ich war der Grund, dass sie nun in seinen Armen war. Dass sie ihm gefolgt war. Ich war der Grund! «Wie können wir sie befreien?», waren meine leisen Worte und die Hand, welche sich gelockert hatte, festigte sich erneut in dem Stoff unter mir. Ich fühlte eine Wut in mir aufkeimen. Kyo durfte nicht gewinnen und wenn es nicht anders gehen würde, würde ich… Ich fühlte einen Schlag in meinem Gesicht und erkannte die sorgenden Iren derjenigen, welche mich in die Welt gebracht hatte. «Wag es nicht daran zu denken!». Meine Hand fuhr an die Wange, welche sie getroffen hatte, die nun unter der Berührung brannte. Sie hatte meine Gedanken erfasst ohne dass ich ihn zu Ende gedacht hatte. «Mama, wie soll ich sie sonst retten?!» Verzweifelt sah ich in ihre braunen Iren, bis sie ihren Kopf von einer zur anderen Seite wandte. «Ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben für sie opferst». Mein Herz schlug mir gegen die Brust. Hastig ging mein Puls nach oben und ich fühlte wie die Wut, welche aufgekeimt war, sich verschlimmerte. «Ich entscheide für mich selbst!», gab ich wütend von mir und erkannte zu spät, was ich gerade gesagt hatte. Sie legte ihre Hand vor ihren Mund und wandte sich ab. Ihr Schluchzen vernahm ich noch, bevor sie das Zimmer verliess. Es tat mir leid, aber innerlich wusste ich, dass ich diesen Weg gehen musste, würde es die letzte Möglichkeit sein Aiko aus den Fängen von Kyo zu befreien.   «Tu nichts unüberlegtes, vielleicht gibt es jemand, der uns helfen kann». Mein Blick wich zu Sota. Er kam mir einige Schritte näher und stellte sich vor das Bett. Ich biss mir auf die Lippen, atmete tief aus und liess mich wieder in das Kissen sinken. In dem jetzigen Zustand konnte ich nicht aus dem Krankenhaus. Ich war zu schwach. Ich wäre Aiko keine Hilfe. «Wer soll uns schon helfen können?». Bitterkeit hatte sich in meine Worte gelegt, denn immer mehr bekam ich das Gefühl, dass jeder Weg den ich einschlagen würde der Falsche wäre. «Ein altes Wesen». Verwirrt zogen meine abgewandten Augen, abermals zu Sota nach vorne. Wie meinte er das? Kannte er jemanden? «Sota, was redest du da?» Mein Hirn fing an zu rattern. Ich überlegte und da fiel mir abermals wieder etwas ein. Dieser Fremde. Ich dachte ich hätte mir dies eingebildet, jedoch war es mir als hätte ich ihn auch auf dem Frühlingsfest gesehen. «Gibt es noch jemanden aus ihrer Zeit?» Ein sanftes Lächeln legte sich auf den Jüngeren vor mir und er liess seinen Blick abschweifen.   «Es gibt Mehrere von ihnen». * Meine Beine schweiften über den Bettrand und ich sah aus dem Fenster, welches neben meinem Bett war. Der blaue Himmel färbte sich langsam rot und abermals gingen mir die Worte durch den Kopf, welche Sota an mich gewandt hatte. Es gab also mehrere ausser Aiko, aber wie sollte mir dies nutzen? War Kyo vielleicht selbst einer? Wahrscheinlich, woher sollte er sie sonst schon so lange kennen und weshalb sollte er sie dann für sich beanspruchen wollen? Zähneknirschend fühlte ich erneut die Einengung meines Herzens. Es war wie ein Seil, das sich mit jeder Bewegung enger um den Muskel wickelte. Meine Hände gegen die Matratze gedrückt, zog ich mich mit meinem Körper nach oben und fühlte sogleich, wie ich zitternd wieder nach hinten fiel. Es hatte meinen Körper geschwächt. Die Macht, welche ich von ihr in mir trug, war keine Stärkung sie war wie reines Gift für mich und da wurde es mir klar. Dies musste der Grund sein, weshalb er sie für sich gewinnen konnte. Weshalb sie mit ihm gegangen war. Sota hatte es angedeutet, aber nun selbst vor Augen geführt zu bekommen, warum sie gegangen war, liess mich die unerbittliche Wut auf diesen Mann verspüren. Er hatte ihr das Glück genommen, welches sie für einen viel zu kurzen Moment zusammen geteilt hatten. Ein Knurren liess mich erstarren und ich spürte, wie mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Mich umgewandt, erkannte ich den Fremden vor mir. Anzug. Schwarze Haare. Eine Sonnenbrille. Wieder erkannte ich seine Augen nicht.   «Dein Geruch…».   Die Stimme war mit einem tiefen Grollen verbunden und ich hörte, wie das Knurren erneut durch die Kehle dringen wollte. «Wer bist du?», waren meine vorsichtig gewählten Worte, denn auch wenn ich diesen Fremden nicht kannte, schien es als würde eine Bedrohung von ihm ausgehen. Kein Ton. Er gab mir keine Antwort und als ich erneut nachhaken wollte, hörte ich, wie die Türe aufgerissen wurde. «Du kannst nicht einfach verschwinden, Sess!». Lange weisse Haare waren zusammengebunden und als ich die goldigen Iren erkannten, welche mich anstarrten und auch die Miene verzog, war es als würde mein Herz stillstehen. Was hatte er gerade gesagt? Meine Augen wandten sich wieder zu dem älteren Mann vor mir und ich sah ihm dabei zu, wie er die Sonnenbrille von seiner Nase nahm. Bergsteingold traf die meinen und die Kälte, welche darin lag, liess mich erstarren. Er war es. Der Lord des Westens und da erkannte ich sie. Die silbrigen Strähnen in seinem pechschwarzen Haar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)