My divided soul von miladytira ================================================================================ Kapitel 39: Meine zwei Seelen ----------------------------- Ein tiefer Atemzug drang in meine Lunge ein und erschrocken wichen meine Iren von einer Seite zur Anderen. Ich war in meine Welt zurückgekehrt ohne Vorwarnung und der erste, welcher reagierte, war er. Seine Hand griff sogleich nach meiner, als ich zu Wanken anfing und leicht nach vorne kippte. Der plötzliche Wechsel machte meinem Körper zu schaffen und ich versuchte die aufkommende Übelkeit, die mich soeben erfasste, zu unterdrücken. Ein Schmerz durch meinen Arm, liess mich innehalten und meine Lider weiten. Ich musste zurück, zurück zu diesem Lord. Nicht nur weil ich ihm, durch sein Verhalten die Leviten vorlesen wollte, sondern auch, weil ich ihn nicht gleich auf meine zwei Seelen aufmerksam machen wollte. Wer wusste schon ob er meinen Zwiespalt nicht doch bemerkte. «Ist alles in Ordnung mit euch?» Die Stimme von Renji erfasste mich und ich hielt unbewusst meinen Atem an. Ich musste mich zusammenreissen, durfte nicht die Aufmerksamkeit bei diesem plötzlichen Wechsel auf mich ziehen. Fester umgriff ich die Hand in der meinigen, als nun auch Nobus Stimme die Stille durchdrang. Nochmals nach uns fragte, ob wirklich alles in Ordnung sei. Verwirrt verzog ich meine Augenbraue, bevor ich ihn vernahm. Kuro. Wie er versicherte, dass alles mit uns in Ordnung sei, doch auch seine Worte schienen das Misstrauen nicht hinfort tragen zu können und sogleich konnte ich Ruri vernehmen, welche versuchte uns beide aus dieser Situation zu bringen. Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen ab. Ich hätte heute nicht genug getrunken und es würde sicherlich an der Hitze liegen. Wusste ich nicht von meinem Sport das Trinken wichtig war? Die Worte von Hiro vernommen, wie er Kuro zurecht wiess, erhöhte sich sogleich mein Puls. War das die Wahrheit, welcher er sprach? Hatte er vergessen zu essen, zu trinken? Ich richtete meinen Kopf nach oben und liess die Iren zu ihm gleiten. Er schluckte hart und ich erkannte den innerlichen Schmerz in seinen Pupillen. Zudem erschien er mir blass und leichte Schweisstropfen hatten sich an seiner Stirn gebildet. Was war bei meinem Erwachen geschehen?   Schluckend liess ich die soeben erhobene Hand wieder sinken. Mein Gefühl hatte mich dazu verleiten lassen ihn an der Wange zu berühren. Sanft darüber zu streicheln, ihm durch diese leichte Berührung zu versichern, dass alles gut war. Doch war es das wirklich? Die Frage aus seinem Mund vernommen, nickte ich zögerlich und biss mir unbewusst sogleich auf die Lippen. Ich konnte das Flehen meiner Seele hören. Das Flehen der Miko wieder zurück zu kommen, doch weshalb hatte sie mich zurückgeschickt? War mein Körper zu schwach geworden? Waren es meine anderen Seelen, die nach Erholung riefen? Unweigerlich liess ich meinen Blick auf mein silbernes Armband schweifen, als ich erschrocken zusammenzuckte. Kuro hatte ausgerufen. Laut. Verheerend. Ich musste diese Nähe, welche wir soeben zeigten, trennen. Er hatte die komplette Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Er wollte sich wehren, doch auch er schien zu verstehen, wie es gerade zu deuten war, weshalb er meine Finger entgleiten liess. Doch was war das für ein Schmerz, den ich nun vermochte zu spüren?   Sie liessen uns allein und ich sah an der Seite von Kuro hinweg zu der Gruppe, welche sich gerade entfernte, bevor ich mich abermals verkrampfte. Mein Körper war angespannt. Kuro drängte mich soeben mit seinen Fragen in die Ecke. Ich konnte nicht anders, als nach meinem rechten Arm zu greifen und mit der Hand sanft darauf zu tippen. Wie so oft versuchte ich mich abzulenken. «Was hat er dir angetan?!» Seine Stimme war laut und ich biss mir erneut auf meine Unterlippen. Er würde das Handeln von Sesshomaru niemals verstehen, denn ich selbst verstand es nicht, aber es war diese Zeit. Die Sengoku Zeit. Sie war anders und das versuchte ich Kuro so wieder zu geben, hoffte inständig, dass er es dabei belassen würde, doch ich bändigte seine Wut nicht damit. Ich verschlimmerte sie. Schluckend nahm ich meinen Mut zusammen. Versuchte ihm kurz und bündig zu erklären was geschehen war und konnte selbst hören, wie ich mit jedem Wort leiser wurde. «…es ist ein Wunder… dass ich noch hier stehe, aber er hat mich schlussendlich doch gerettet…». Es vergingen nur wenige Sekunden und ich erkannte wie Unverständnis in den Augen abgelegt wurde. Kuro rief sogleich aus und ich zuckte wieder zusammen, wagte es jedoch nicht meinen Blick aus seinem entgleiten zu lassen, als er mir die Frage stellte, welche soviel Wahrheit aussagte. Ja, er hätte mich fast sterben lassen. Zögerlich bejahte ich dies mit einem Nicken. Ich wollte es ihm nicht sagen, denn dieser Schmerz, welcher mir soeben gezeigt wurde, war unerträglich. Es war nicht meine Absicht ihn zu verletzen, ihn wütend zu machen, aber all das… Es war nicht zu verhindern, weshalb ich es ihm nicht übel nehmen konnte. Ich würde gleich handeln. Sicherlich.   «Kuro, Rin braucht mich», gab ich leise von mir, als eine gewisse Ruhe eingekehrt war, doch die Reaktion, welche ich bekam… Ich schrak zurück. Bis anhin war seine Stimme laut gewesen, doch in einer angenehmen Tonlage, was ich nun zu hören bekam, war mehr als nur Wut. Es war Schmerz. Spürbarer Schmerz. Seine Hand legte sich auf der Brust ab, fest krallte sie sich in sein eignes Shirt und führte mit der freien Hand willkürliche Bewegungen in der Luft aus. Klar und deutlich wurde mir damit bewusst, wie sehr ich ihn mit den Worten verletzte. «Ich spüre alles, Aiko!...» Die Lider geweitet, als er die Seele ansprach erkannte ich sogleich den Zusammenhang von der vorherigen Erwachung meiner Seele in dieser Welt. Wie dumm war ich gewesen? Wie blind? Es hätte mir klar sein müssen, denn er hatte mir erzählt, dass er meine Seele mit seiner verbunden hätte, doch wieso erwähnte er nur Inuyasha und Naruto, was war mit Ruffys Welt? Spürte er diese nicht? War sie doch anders, als die anderen Beiden? Die Gedanken stoppten sogleich, als er mir weitere Worte an den Kopf warf und ich unweigerlich anfing zu schlucken. Mir war bewusst geworden, dass ich hätte sterben können in jeder Welt, welche ich ein Leben lebten. Erst am Schluss, aber die Klarheit hatte mich eingenommen und wie es schien, war diese nun auch in meinen Gesichtszügen zu lesen, denn die Frage, welche er mir entgegen schrie, beantwortete ich so schnell, dass er keine Zweifel an meine Antwort haben dürfte. «Ich würde euch niemals absichtlich allein lassen!» Schrie ich ihm entgegen und ging auf ihn zu, legte meine Hand auf diejenige ab, welche auf seiner Brust lag. Ich wollte nicht, dass er dachte ich würde freiwillig gehen wollen. Er sollte verstehen, dass ich dies nur in Notwehr tat. Das dies der letzte Ausweg ist, wenn ich so handelte. «Glaub mir. Ich werde es nicht mehr tun», waren meine festen Worte und ich wollte so sehr, dass er mir glaubte, doch seine Iren sprachen Bänder. Kuro tat es nicht. Konnte es nicht und abermals konnte ich es ihm nicht verübeln. Zu sehr war mein Denken ihm bewusst. Ich wollte mich soeben entschuldigen, als ich vernahm, wie er mir zu sagen gab, dass ich nichts versprechen sollte, was ich nicht halten könnte. Traurig legte sich ein Lächeln auf meine Lippen ab, welches durch die warme Hand auf meine Wange abgeschwächt wurde. Ich legte mich dagegen, wollte in diesem Moment seine Nähe spüren, seine Wärme bekommen. Schon seit unserer letzten Trennung hatte ich das stumme Verlangen danach und als ich bemerkte wie er sich mir näherte, pochte mir mein Herz stockend entgegen. Ich konnte fühlen, wie sich meine Haare aufstellten, wie sich eine Gänsehaut ablegte, als ich meine Augen schloss und sanft die Lippen vernahm. Sie waren warm, nicht besitzergreifend, schon fast keusch legten sie sich ab und ich konnte nicht anders, als meine zweite Hand an seine Brust zu legen. Er begleitete meine stumme Bewegung mit einem festeren Griff um diejenige, welche schon auf seiner lag. Ich lächelte in mich hinein und verspürte die Wärme in meinem Inneren, welche sich prickelnd auf meine Haut legte. Stumm verlangte ich nach mehr, drückte mich ihm weiter entgegen, doch bitter musste ich feststellen, dass er diese verneinte. Das Gefühl an meinen Lippen löste sich und ich konnte fühlen wie sich seine Stirn an die Meine legte. Nun war es die Sorge um mich und mein Wohl, welche mir zutiefst bewusst wurde. Ich hatte mich nicht getäuscht. Dieser Kuss war begleitet von Angst. Angst, dass ich nicht mehr wiederkommen würde.   Ich öffnete nur ungern meine Iren, doch die nächsten Worte von Kuro, liessen nicht anderes zu. Er bat mich heile zu ihm wieder zu kommen. Es war eine unweigerliche Aufforderung darauf nun zu gehen und ich war ihm dankbar. Dankbar, dass er mich gehen liess. Seine Hand entwich der Meine und als ich meinen Blick auf das silberne Armband gerichtet hatte, hatte er mir schon den Rücken zugewandt.   «Ich werde bald wieder da sein».   *   Hustend spürte ich einen Schmerz in meiner Brustgegend. Fühlte wie das Miasma sich in meinen Körper gefressen hatte. Hektische Laute drangen an mein Ohr. War das Kaede, welche böswillige Sätze über ihre Lippen liess? Welchen Mann verfluchte sie soeben? «Zügelt eure Zunge!» Hatte ich gerade die Stimme von Sesshomaru vernommen? Was war geschehen? Ich versuchte meine Lider zu bewegen. Sicht auf das Geschehen zu erhalten, doch meine Glieder bewegten sich nicht. Gelähmt von dem Gift, welches meinen Körper befallen hatte. «Ihr wart es doch, welche sie zuerst vergifteten?!» Es war Kaede und sie wagte es soeben den Daiyõkai zurecht zu weisen. Ein tiefes Knurren drang durch den Raum und das Yoki, welches sich aufbaute, war unangenehm auf meinem Körper zu spüren. Es drückte mich weiter auf den Futon und ich spürte wie es sich an meinem Leid ergötzte. «Nun haltet euch im Zaum! Nun geht, damit ich meine Arbeit verrichten kann». «Du wagst es mich vor die Hütte zu schicken?» Unweigerlich konnte ich das Beben der Holzdielen fühlen. Knirschend und quietschend gaben sie ihr Leiden bekannt. Kaede murrend vernehmend, liess sie nicht locker. Sie wollte Sesshomaru vor der Hütte sehen, doch ich wusste, dass dieser dies niemals annehmen würde. Eine Bitte von einem Menschen anzunehmen und dann sogleich von einer Miko, wäre wohl unter seiner Würde. «Dann bitte ich euch abzuwenden. Eine Miko ist von Reinheit und Jungfräulichkeit umgeben» Ich vernahm ein Schnauben. Es war ihm zurecht so zu reagieren und sogleich vermochte mich die Szene im See einzunehmen. Wärme würde meine Wange umgeben, wäre die jetzige Lage anders. Fühlend wie sich der Stoff von meiner Brust entfernte, nahm ich wahr wie Kaede die Schichten löste, die Schnüren in meiner Hüftgegend, wie sie mir Freiraum zum Atmen gab und wie sich eine warme Substanz auf meine Haut ablegte. Leise summende Worte drangen an mein Ohr und mein Kiefer wurde nach unten gedrückt. Flüssigkeit drang in meine Kehle ein, nahm das trockene Gefühl mit sich und wurde durch ein heisses Brennen ersetzt. Ich wollte nicht schlucken. Mein Körper weigerte sich dies einzunehmen, doch bevor ich es wieder aussprucken konnte, wurde mir sogleich eine zerbrechliche Hand auf die Lippen gedrückt. Gezwungen die Flüssigkeit aufzunehmen. Qualvoll schlug mein Herz gegen die Brust. Beissend ging ein brennendes Gefühl durch meine Glieder und ich vermochte mein Reiki zu vernehmen, welches sich schützend aufbaute. Erinnerungen der letzten Stunden nahmen mich sogleich ein und ich sah wie sich die Bilder Schritt für Schritt zusammensetzen.   Er hatte mich getragen. Der Daiyõkai hatte mich nach meiner Bewusstlosigket auf seine Arme genommen, mich an seinen Körper gehalten und weiter mit sich genommen, bis ich ihn stoppte. Ich bat ihn darum nach Kräutern zu suchen, welche den Schmerz bis zu Rin lindern sollten. Seine bergsteingoldigen Iren hatten die Meine erfasst. Er schwieg, wollte wohl erneut vernehmen, ob ich diese Bitte ernst meinen würde. Ihn als Daiyõkai solch eine Aufgabe erteilen zu wollen, doch ich bekam keinen weiteren Laut über meine Lippen. Fühlte sogleich wie das Gift meinen Körper eingenommen hatte und mir jegliche Bewegungen fern blieben, einst allein das tiefe Knurren aus seiner Brust hallte in meinen Ohren nach, als ich abermals mein Bewusstsein verlor.   Meine Finger krallten sich in die dünne Strohmatte unter mir und ich spürte wie mein Körper wieder an Kraft gewann. Hastig gingen mir die Atemzüge über die Lippen und ich öffnete sogleich meine Lider. Verschwommen vernahm ich das holzende Dach, bis eine braune Ire die meine trafen. Es war Kaede, welche sich über mich gebeugt hatte, aber weshalb erstrahlte sie in einem blauen Ton? Meinen Blick nach unten gewandt auf meine geöffnete Brust, die nur noch leicht verdeckt wurde mit dem weissen Stoff, erhaschte ich das Reiki, welches sich um meinen Körper aufgebaut hatte. «Aiko, so beruhige dich und konzentriere dich auf deine Seele». Schnell wichen meine Iren wieder in die der alten Miko. Auf meine Seele? Sprach sie meine Beidigen an? Die Lider geschlossen, atmete ich tief ein und aus. Konzentrierte mich auf das Dasein hier, holte meine Seele von den letzten Stunden in meiner Welt zurück zu mir, versuchte die Gedanken nicht offen zu legen, welche mich sogleich von Kuro einnahmen. Sie waren nicht erlaubt. Nicht hier. Er war derjenige in meiner Welt, nicht in dieser. In dieser hatte ich geliebt – einen Mann. Einen Krieger. Einen Anführer. Einen mir immer liebenden Menschen, welchen ich nie mehr wiedersehen werde. «Genau, erinnere dich an das hier». Ihre Worte leise, begleitet mit einem sanften Unterton. Als wäre es ein Flüstern im Wind. Wieder drang ein tiefer Atemzug über meine Lippen und ich konnte erspüren wie sich das Reiki zurückzog, wie der Schmerz schwand. Eine leise Träne löste sich. Die Trauer hatte mich eingenommen. Die Trauer um ihn. Meinen einst geliebten Mann und bevor weitere Tränen mich verlassen würden, öffnete ich meine Lider. Ich drehte meinen Kopf schnell weg, denn Sesshomaru sass nicht nur in der Hütte. Er sass bei mir. Nah und seine plötzliche deutliche Anwesenheit machte meinem inneren zu schaffen. Es erbebte und dennoch war es erdrückend, als wäre es nicht erlaubt solche Gefühle zu erspüren für solch ein Wesen, wie er es war. «Kaede, ich…» Sie schüttelte den Kopf und bat mich zu Schweigen. Ich solle meinem Körper die Zeit geben die Ruhe anzunehmen. Ein Knirschen der Dielen liess die kurze Stille schwinden und ich hörte, wie der Mann neben mir sich erhoben hatte und aus der Hütte bewegte. Nun ging er? Nun wo ich erwacht war? «Dieser…» Meine Hand legte sich sogleich auf die zerbrechliche der alten Miko. Ich verstand ihren Unmut, aber er war es, welcher mich zu ihr gebracht hatte. Es war ein untypisches Verhalten für ihn, dennoch die wohl einzige Lösung die ihm blieb. Wie hätte er Rin dies sonst erklären sollen? «Ich werde Inuyasha darüber berichten». «Tu das bitte nicht, Kaede», gab ich sogleich meinen Widerspruch von mir und sie erfasste meine Iren, welche klar und deutlich in ihrem vorhandenen Auge lag. Mürrisch wandte sie sich dem Eimer mit dem Wasser zu und entfernte mir die Kräuterpaste auf meiner Brust, welche sie mittig aufgetragen hatte. Heilend hatte sie meinen Körper von aussen gereinigt und das Gift schien ihn verlassen zu haben. «Weshalb schützt du diesen Lord vor Inuyashas Zorn?». Es war eine berechtigte Frage, die ich, als ich mich langsam aufrichtete und mein weisses Kimonohemd wieder zulegte und an der Hüfte abermals mit den Schnüren befestigte, mit einem tiefen Atemzug beantwortete. «Weiteres Zündholz in das tobende Feuer zu stapeln, bringt beiden Seiten keinen Sieg. Sie werden lernen müssen miteinander zu verweilen. In der jetzigen Zeit ist solch eine Verbindung von Nöten, um bestehen zu können, als das was sie sind», gab ich mit einer wiederkommenden Ruhe von mir und hörte das Seufzen der alten Dame neben mir. Die Brüder zu verbinden, war nicht Teil meiner Aufgabe und dennoch vermochte ich zu spüren, dass dieses Schicksalsband nicht durchtrennt werden durfte. Ob es wohl daran lag, dass ich das Gefühl bekam, dass Sesshomaru seinen Halbbruder hasste, jedoch nie töten würde? «Seien die Geister mit dir, auf deinem weiteren Reise mit ihm. Lord Sesshomaru ist nicht zu unterschätzen und wisse gut mein Kind, wie du dich ihm näherst». Nickend lächelte ich sie an und griff neben mir nach meinem Stab. Ich stütze mich auf und versuchte die Kraft in meinen Beinen wiederzufinden. Es dauerte eine Zeit, bis ich den Halt wiederfand und meine ersten Schritte tätigen konnte. Er wollte zu Rin und sie würde schon warten. Weitere Zeit zu verschwenden würde ihn nur zornig stimmen. Als ich die dünne Strohmatte auf die Seite gezogen hatte, erkannte ich seine grosse Statur auf dem Kiesweg vor mir. Er hatte seinen vorhandenen Arm auf die Schwertscheide gelegt, war leicht zur mir gewandt, bevor sich unsere Iren trafen. Es war etwas Unbestimmtes darin zu erkennen und dennoch sprach ich kein Wort. Folgte stumm seiner Bewegung, als er mir die Hand hinhielt und wir von einem gelben Licht umhüllt wurden.   «Ane!»   Blinzelnd, spürte ich noch immer die Finger um die Meinigen, bis ich sie abwand und mich dem Mädchen zuwandte, welche auf mich zu gerannt kam. Ich hinterfragte Sesshomarus Tat nicht, weshalb er diese Fähigkeit nicht schon von Beginn an angewendet hatte, denn ich wusste von seiner Abneigung zu den Menschen. Und ich war nun mal einer. Mir Nähe zu geben, mich gar zu berühren, war ihm zu wider gewesen. «Rin», gab ich leise lächelnd von mir bevor ich die schrille Stimme des grünen Koboldes, wie ich ihn bezeichnete, vernehmen konnte. Wie er sich an die Füsse von Sesshomaru warf und ihm traurig mitteilte, dass er ihn gar vermisst zu haben schien. «Ane, warum bist du verletzt? Die Augenbraue nach oben gezogen, folgte ich ihrem Blick und erkannte die blauen Flecken, die Schürfwunden und die getrockneten blutigen Stellen an meinen Armen, wie auch an meinem Knöchel. Ich müsste Schmerzen vernehmen, denn der Stieryõkai hatte mir übel zugespielt, doch die Kräutermischung schien ihre Aufgabe zu erfüllen. «Wir sind einem Yõkai begegnet», gab ich ehrlich von mir und hörte wie sie scharf die Luft einzog. Ihre Hand legte sich auf ihre Lippen und ihre Iren wurden glasig. Ein Lächeln legte sich auf meinen Mund und ich strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht, als ich mich zu ihr nach unten gebeugt hatte. Stumm gab ich ihr zu verstehen, dass alles in Ordnung wäre und sie schluckte leise. «Sicher hat Sesshomaru-sama dich beschützt, oder?» Mein Herz schlug mir an die Brust. Gerettet hatte er mich, doch ich hätte bei längerem Warten sterben können. Sollte ich ihr dies wirklich mitteilen? Den Kopf leicht zur Seite gewandt, als ich hörte wie Yaken aufheulend seinen Kopf hielt, als er eine Kopfnuss von Sesshomaru verpasst bekommen hatte, lagen seine Iren ruhig in den meinen. Wartete er ab, was ich für Worte wählen würde? Nickend wandte ich mich wieder zu Rin. «Ja, Lord Sesshomaru hat eingegriffen und mich beschützt». Weshalb sollte ich ihre Sicht auf diesen Mann verändern? Er rettete ihr Leben, als ich nicht in der Lage dazu war.   Ihr Atem ging ruhig und sie lag schlafend an meiner Brust, als ich ihr mit meinen Fingern zärtlich über den Rücken strich. Rin war zugedeckt mit einem leichten Stoff, welchen ich nach dem Verlassen der Hüte von Kaede mitgenommen hatte. Die Nächte waren warm und dennoch ging des öfteren ein frischer Windzug. Ich spürte es selbst, denn meine Haut war von einer Gänsehaut überzogen, die mich ab und an erschaudern liess. Ruhig gingen meine Atemzüge als ich meinen Blick zu dem Lord wandte, welcher wie so oft die Position eingenommen hatte, die ich bis anhin von ihm kannte. «Weshalb rieft ihr nach mir, Lord Sesshomaru? Rin scheint es gut zu gehen», gab ich leise von mir, denn ich wusste, dass er die Augen nur durch die Stille geschlossen hielt. «Du hast die Höflichkeit wiedergefunden?». Verwirrt über diese Aussage erinnerte ich mich zurück, bevor ich das Bewusstsein verlor. Ich hatte ihn bei seinem Namen genannt ohne jegliche Höflichkeitsform. «Ich kann dies auch gerne ablegen, wenn euch dies lieber ist», waren meine zynischen Worte und erkannte sogleich seine goldigen Iren. Sie schienen in der Nacht mehr zu leuchten als am Tag. Atemberaubend, wie ich empfand. «Du solltest dich nicht zu weit nach vorne beugen, es könnte tödlich enden» «So wie vor einigen Stunden, Sesshomaru?» Ich schwieg einen Moment, bevor ich «-sama», anhing. «Du spielst mit deinem Leben» «Was für ein Spiel, Lord Sesshomaru? Das Leben endet irgendwann, nicht der Eurigen, aber meines und das von Rin, wird irgendwann mit der Zeit vergehen – ob es nun eure Hand ist durch die ich sterbe oder eine Andere, dies spielt für mich keine Rolle mehr», gab ich leise von mir und zuckte merklich zusammen. Meine zweite Seele, liess mich Angst verspüren. Bedauern und mir wurde wieder merklich bewusst, dass dies nicht die meinige Welt war. Hastig wandte ich meinen Blick von ihm ab und liess tiefe Atemzüge über meine Lippen gleiten. «Erneut». Seine Stimme war tief, als sie mich erreichte und erschrocken wich ich weiter an den Baumstamm hinter mir, als er sich vor mir aufgerichtet hatte. Ich verkrampfte die Finger in dem schlafenden Körper auf mir und schluckte, als ich die spitzen Fingernägel an meiner Wange vernahm.   «Sprich, Miko, weshalb vernehme ich zweier Leben in dir? Was bist du?» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)