My divided soul von miladytira ================================================================================ Kapitel 12: Geheimnisse ----------------------- Aus dem Fenster sehend, dachte ich an die Mittagspause zurück. Ein Lächeln zierte meine Lippen und die Tränen, die ich vergossen hatte, waren getrocknet. Ich hatte nicht erwartet, dass diese Erleichterung, welche ich verspürte, in solch einem Ausmass durch mich hindurchfliessen würde. Mit meinem Bleistift in den Fingern spielend, dachte ich an die überraschenden Gesichtsausdrücke meiner Freunde zurück, als ich die Türe, zur Dachterrasse mit Kuro öffnete. Wie oft hatten sie mir in die Ohren gelegt ihm endlich zu verzeihen? Was es wohl war, was ihn dazu brachte das Versprechen zu brechen? Der Beigeschmack dieses Bruches lag noch immer auf meinen Lippen und mein Blick wandte sich abermals aus dem Fenster. Ob er es mir jemals sagen würde? Es war mein Recht zu erfahren, was geschehen ist… auch wenn ich seine banale Erklärung, die ich mir darunter vorstellte, nie hören wollte.   Meinen Kopf in die Hand gelegt, sah ich auf die Wandtafel nach vorne. Ich hatte soeben Geschichtsunterricht. Ein Zusatzfach, aus reinem Interesse zu den anderen Kulturen und ihren Entwicklungen, hatte ich es dazumal ausgewählt. «Wir werden das Thema des 100-jährigen Krieges in den nächsten zwei Wochen abschliessen und wieder zu unserer eigenen Geschichte zurückkehren. Die Sengoku-Ära ist Ihnen sicherlich allen ein Begriff». Schmerzend zog sich meine Stirn zusammen, als unsere Dozentin Frau Yamagawa den Satz beendet hatte. Mit den Fingern über meine Schläfe gestrichen, atmete ich tief aus. Der Schmerz war so schnell gekommen, wie er nun auch verschwunden war. So schnell er kam, so schnell war er auch wieder verschwunden. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, zog meine Unterlagen zusammen und verliess das Klassenzimmer. Es war die letzte Stunde für heute gewesen, weshalb ich mich nun aufmachte, um nach Hause zu kommen. Ich wollte so schnell wie möglich wieder in die Welt von Ruffy zurück. Seit ich mich mit Sanji und ihm auf den Weg gemacht hatte, um den anderen zu folgen, war ich nicht mehr zurückgekehrt und die Sorge um Zorro schien jede Stunde schlimmer zu werden.   «Aiko warte» Verdutzt blieb ich stehen. Ich musste nicht nach hinten sehen, um zu wissen, wer mich gerufen hatte. Er war es. Aber warum war er noch hier? «Kuro was machst du noch hier? Du hättest doch vor zwei Stunden schon fertig sein müssen?» Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und sah auf die Seite weg. «Naja, ich habe auf dich gewartet…»   Schweigend stoppte ich, als wir an meiner Haustüre angelangt waren und richtete meinen Blick in die nervösen Augen meines alten Freundes. Er war überfordert mit der Situation. Sie war ungewohnt und mir? Mir ging es nicht anders dabei. «Also… dann sehen wir uns morgen?» Mit einem zögerlichen Nicken bejahte er dies. Vorsichtig die Hand gehoben, verabschiedete ich mich von ihm. «Warte…» Abermals blieb ich stehen. Was wollte er noch? Er schien schon den ganzen Weg etwas sagen zu wollen.   Mich zu ihm umgewandt, sah ich wie er meinem Blick sofort auswich. Sich an den Hinterkopf kratzend, biss er sich auf die Lippen. Eine Geste die ich mir nicht unbekannt war. Es war immer erst der Handgriff zu seinen Haaren, bis er die Zähne auf die Unterlippen drückte und langsam mit der Sprache rausrückte. «Ich… ich bin nicht ohne Grund nicht aufgetaucht… glaub mir» Dumpf fing mein Herz an zu schlagen und ich versuchte den abermaligen bitteren Beigeschmack zu ignorieren. War ich bereit dafür die Wahrheit zu hören?   Aufblitzend fuhr ich erschrocken zusammen, als ich ein Aufglühen aus dem Augenwinkel erkannte. Den Blick gesenkt entdeckte ich den blauen Stein. Er leuchtete hell auf. Ich musste gehen, das wusste ich und dennoch… ich wollte wissen was der Grund war. Warum hatte er dazumal sein Versprechen gebrochen? Weshalb hatte er mich im Stich gelassen?   «Als du am Abend vor deiner Meisterschaft an meiner Runde warst und wir darüber gesprochen hatten, hat mich danach mein Vater aufgesucht…» Verwirrt zog ich die Augenbraue hoch. Was hatte sein Vater mit unserem Versprechen zu tun? Schmerzlich zog ich meinen Arm an meinen Körper. Das Glühen schien sich wie das brennende Gefühl einer zu starken Sonne in meine Haut zu brennen. «Ich wusste von dieser Aufgabe, schon bevor dein Turnier stattfand… es war dazumal dein…» Sein gesenktes Haupt zog sich nach oben und ich bemerkte die Trauer hinter den Gesichtszügen. Ich kannte diesen Blick… Es war der gleiche, als mein Vater starb… an der Beerdigung… er hatte mich nicht aufmuntern wollen. Er liess mich weinen und…   Blinzelnd hatte er das Leuchten zwischen meinen Fingern gesehen, welche ich über den Stein gelegt hatte. Verwirrt suchte er abermals meinen Blick. Ich schluckte leer. Meine Finger hatten sich in meinen Arm gedrückt. «Ich … ich muss gehen…», waren meine leisen Worte. Er wollte mir widersprechen und ich sah dieses Unverständnis. Kuro war gerade dabei mir den Grund zu beichten und ich… Ich liess ihn einfach stehen. «Wir werden reden, versprochen… aber ich muss nun weg…», Dieser zunehmende innerer brennenden Schmerz wurde unerträglich. In Ruffys Welt geschah etwas und ich musste zu ihm.   *   Auf die Lippen gebissen, kehrte der Schmerz in meinem linken Arm zurück, was ich, mit dem zusammenpressen meiner Hand, versuchte auszugleichen. Die Gedanken meines anderen ichs versuchten durch mich hindurchzufliessen, aber die Schuld, welche ich soeben auf mich selbst spürte, blockten sie ab. Kuro nun stehen zu lassen, war fatal gewesen.   Er wird mir kein Glauben schenken. Kuro würde sicherlich denken es wäre eine Lüge! Ich würde meine Entschuldigung nicht ernst meinen!   Schwarze Gedanken machten sich in meinem Kopf breit und auch wenn Kuro ein gutes Herz hatte. Irgendwann würde er es vor mir verschliessen. Da war ich mir sicher   «Aiko komm jetzt!» Aufgeschreckt sah ich mich um. Ich hatte die Gedanken meines vorherigen Ichs noch nicht angenommen, als ich die Hand an meinem rechten Handgelenk verspürte und von Lysop aus der Starre mitgezogen wurde. Mein Blick fiel auf die offenen Wunden von dem Mann, welcher an mir zog. «Lysop du blutest!», rief ich ihm zu, als ich ihn versuchte zu stoppen. «Ich weiss, deshalb bist du ja gekommen, um mir zu helfen…» Mir auf die Lippen gebissen, wurde mir soeben bewusst, dass es einen Grund gab, warum ich diese Erinnerungen brauchte. Sein Blick lag fragend auf mir, als wir den Weg einbogen und ich ein zertrümmertes Quartier zu sehen bekam. Sichtlich verwirrt erkannte ich den Namen.   Arlong Park.   Die Piratenflagge schwebte weit über dem Dach und meine Gedanken meines vorherigen Ichs hatten sich zusammengefügt. Arlong war ein Fischmensch, Anführer der Arlong Bande, Piraten und Nami hatte er seit sie ein kleines Mädchen war, als Navigatorin bei sich. Die Blockade, die ich aufgerichtet hatte, wurde mir soeben zum Verhängnis und die Erinnerungen brannten sich in mein Gehirn ein. Es war schmerzhaft und meine linke Hand glitt an meine Schläfe. Ungewiss liess ich Lysop dazu animieren stehen zu bleiben, hörte seine Stimme welche auf mich einredete.   In diesem Dorf angekommen hatten wir Nami versucht zu finden und bekamen von ihr selbst zu hören, dass Lysop abgestochen worden wäre. Dieser Schmerz, welchen ich vernahm, als es schien das Nami uns verraten hätte. Alles ein Vorspiel, um ihr eigenen Leuten von diesen Fischmenschen zu retten. Schwer atmend hielt ich weiter meinen Kopf zwischen meinen Händen. Der Schmerz meines noch verletzten Armes wurde überschattet. Ich entnahm die Erinnerung an die Schwester von Nami, welche uns die Wahrheit auftischte. Nojiko, die uns erzählte wie Nami versuchte ihr Dorf freizukaufen und nun bitterlich hinters Licht geführt wurde. Unruhig atmete ich bei diesen Gedanken aus, fühlte wie ich meinen Körper wieder in Griff bekam. Ruffy hatte sich auf gemacht ihn zu besiegen und sie zu befreien.   Zitternd glitten meine Hände nach unten und ich richtete mich schwer auf. Meine Kehle war trocken. «Aiko! Aiko was ist los?!» Die entsetzten Augen von Lysop lagen auf mir. Mit einem sanften Lächeln versuchte ich die Situation zu schlichten. «Alles in Ordnung… entschuldige…», waren meine leisen Worte, dennoch wollte er nochmals nachhacken, als ich die Stimme von Nami vernahm. An Lysop vorbeisehend konnte ich die Menschenmenge vor dem Park erkennen. Die Hände von dem Schützenjäger an meinen Armen gelöst, drückte ich mich durch den Tumult und zog entsetzt die Hand vor meine Lippen, als ich Sanji, wie auch Zorro, liegend auf dem Boden entdeckte. Mein eigenes ich, hatte sich auf gemacht, um Lysop zu helfen, ihn herzuholen, auf die Bitte von Zorro hin.   Er hatte es gewusst! Zorro hatte gewusst, dass es gefährlich werden würde und hat mich absichtlich weggeschickt!   Ein Schrei erklang und ich sah mich um. Das war doch soeben Ruffy? Verdammt wo war er?!   Aus dem Augenwinkel konnte ich die Handbewegung meines Bruders vernehmen. Sie hatten ihn ins Meer verfrachtet… Das Wasser war das Todesurteil für unseren Kapitän, sollte er nicht an frische Luft gelangen und dennoch liess der Ruf erahnen, dass sie einen Weg gefunden haben, um Ruffy aus der Lage zu befreien.   Deshalb hatte der Stein geleuchtet…   Zusammenfahrend als ich die Augen von Kuro in meinem Inneren zu sehen bekam, schüttelte ich verheerend den Kopf darüber. Hier spielte nun die Musik, ich durfte mich nicht ablenken lassen, doch was sollte ich nun tun? Die Fischmenschen schienen nicht mehr in Überzahl zu sein, der Kampf fand nun gegen Arlong statt und bevor ich mich dazu entscheiden konnte ins Wasser zu springen, um den Überblick der Situation zu erlangen, war Sanji eingetaucht. Ist er nicht zu stark verletzt? Das viele Blut… es war sicherlich nicht das von den Gegnern, doch mein Interesse wurde schnell entzogen, als ich das klirrende Geräusch von gekreuzten Schwertern vernahm. Zorro hatte die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Das war eine abgemachte Sache zwischen ihn und Sanji gewesen!   Durch einen einfachen Biss von Arlong zerbrachen die Schwerter in zwei Teilen. Mit Leichtigkeit zog er Zorr an der Kehle nach oben, schnürte ihm somit die Luft ab… Zitternd versuchte ich einen Weg zu finden mich zwischen ihnen zu stellen, den Arlong hatte keinen Kratzer vom vorherigen Angriff davongetragen. War es überhaupt möglich, dass ich ihm genug Zeit verschaffen könnte? Ich hatte noch immer keine Waffe… und mit blossen Händen würde ich nicht viel erreichen… Mir auf die Lippen gebissen erkannte ich das viele Blut an seinem Hemd. Die Wunde, welche ihm von Falkenauge zugetragen wurde, war aufgerissen, das erkannte jeder Blinde und auch Arlong schien dies nun zu interessieren. Der Verband wurde ihm aus reiner Neugier entrissen und mein Gesicht verlor jegliche Farbe. Flüsternd fiel sein Name über meine bebenden Lippen, als ich feststellte das Arlong abermals zum Schlag ausholte. Ich durfte die Augen nicht davor verschliessen, musste bereit sein, wenn er hier in die Nähe geschleudert werden würde… Nur so könnte ich Zorro helfen. Ihn schnell verarzten, wenn die Möglichkeit offengelegt werden würde.   «ARLONG!» Mein Herz blieb stehen und ich fuhr erschrocken zusammen, als die Arme von Ruffy am Körper von Zorro lagen, welche ihn aus der Situation befreiten. Endlich! Er war wieder hier! Hier in Aktion!   Ich zitterte, sah in die Richtung, in die Ruffy, Zorro geworfen hatte. Er hätte vorsichtiger sein können, aber für diese Gedanken hatte ich keine Zeit. Zorro benötigte meine Hilfe! «Nami… ich gehe nach Zorro schauen» «Pass aber auf». Nickend wandte ich mich ab, drückte mich durch die Menge und hörte das beleidigte Murren von Sanji, welcher sich gerade freuend auf mich fallen lassen wollte. Ich hatte nun keine Zeit für ihn. Zorro war nun wichtiger.   «Warte Kind. Nimm das mit und bring ihn später zu mir!» Den älteren Mann vor mir ansehend, beobachtete ich, wie er sich um weitere Dorfbewohner kümmerte, welche sich vorhin noch gegen die Fischmenschen gestellt hatten. Die Tupfer und Tücher entgegen genommen ging ich den Steinplatten entlang, auf die andere Seite der Mauer und da lag er. Blutüberströmt mit einer Wunde, welche nicht aufhören wollte zu bluten. Schluckend kniete ich mich neben ihn und fing an sein Hemd weiter zu öffnen. Seine Augen lagen prüfend auf meinem Gesicht. «Weisst du… du erinnerst mich an jemanden…» «Du solltest nicht reden Zorro…», waren meine ermahnenden Worte, als ich anfing die Wunde abzudrücken und das Blut zu stoppen.  Er schwieg einige Zeit und ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass dieser Satz für einen innerlichen Wirbel in mir sorgte. Ich ging mit den Tupfen der Narbe entlang und als ich die beruhigende Atmung von Zorro vernahm, stellte ich fest, dass dieser eingeschlafen war. Lächelnd lehnte ich mich nach der Versorgung an die Steinwand und sah in den Himmel empor. Sicherlich erinnerte ich ihn an jemanden. «Wenn du wüsstest…», gab ich leise von mir und schloss die Augen. Ich war nicht irgendjemand… ich war seine Schwester.   Wann würde er dies endlich realisieren? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)