Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 44: Life is a lemon --------------------------- 044) Life is a lemon Dean straffte die Schulter und richtete sich auf. „Ich werde es dir nachher im Motel erklären, aber es wird weder schön noch glaube ich, dass du es wirklich wissen willst!“ „Ich bin dein Freund, Dean. Ich habe schon viel zu lange nicht genau hingehört, wenn es um dich ging!“ Dean musterte ihn mit einem traurigen Blick, dann griff er nach dem Zündschlüssel. „Bist du wahnsinnig? Du ...“, begann Chris. „Rutsch rüber, ich fahre!“ „Wenn du alle fünf Minuten anhalten willst.“ Dean schenkte seinem Freund einen bedeutungsschweren Blick. „Glaub mir: Hier ist alles gut. Mir fehlt nichts!“ Solange er fuhr war seine Welt in Ordnung. Dann musste er nicht nachdenken und keine Fragen beantworten und er konnte darüber nachdenken, was er Chris wirklich erzählen wollte. Okay! Das war einfach. Nichts. Aber was musste er ihm heute erzählen? Er drehte den Schlüssel und ließ seine schwarze Schönheit zum Leben erwachen. Schweigen breitete sich während der Fahrt wie ein Geschwür in dem schwarzen Wagen aus. Dean wollte nicht reden und auch Chris brütete vor sich hin. Was wollte Dean ihm erzählen? Was genau war das vorhin? Es schien real zu sein. Es konnte verletzen und ein Brett schwingen. Aber es war auch plötzlich verschwunden, als Dean etwas geworfen hatte. Was hatte er geworfen? „Willst du schon reingehen?“, fragte Dean, als er vor dem Motel hielt. „Ich fahre noch was Essbares besorgen." Chris schaute sich um und dann zu Dean. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie schon wieder in Jackson waren. „Chris?“ „Ähm, nein. Lass uns essen fahren.“ Dean nickte. Vielleicht war das sogar die bessere Idee. In der Öffentlichkeit stritt es sich kultivierter. Innerlich schüttelte er den Kopf über seinen Gedanken. Kultiviert. Woher hatte er denn das Wort? Er schaute zu Chris hinüber, musterte dessen betrübten Blick und nickte. „Klar, lass uns essen fahren.“ Im Diner fanden sie eine freie Nische, bestellten und warteten dann schweigend darauf, dass der Kellner ihnen ihr Essen brachte. Dean wurde immer nervöser. Er wusste, dass er reden musste und er wusste, dass die Freundschaft dann Geschichte wäre. Beides wollte er nicht, doch dieses Zwischen-allen-Stühlen machte ihn noch wahnsinnig. „Okay, ich weiß was ich dir versprochen habe und ich werde es halten. Allerdings glaube ich, dass es besser ist, wenn du fragst. Ich ...“ Er brach ab und schüttelte den Kopf. Hilflos zuckte er mit den Schultern und starrte wieder auf seine Hände. Chris nickte, atmete tief durch und schwieg wieder. Was sollte er denn fragen? „Okay. Vielleicht ist es besser“, sagte er wenige Minuten später heiser. Das Offensichtliche zuerst! „Was war das in dem Haus?“ „Ein Geist.“ Dean verzog das Gesicht kurz zu einem bedauernden Grinsen. „Caspar in wütend, sozusagen.“ „Es gibt Geister?“ „Ja. Wenn du stirbst und dich entscheidest, nicht ins Licht zu gehen, wirst du zu einem Geist, nehme ich an.“ „Nimmst du an?“ „Ich war noch nie ein Geist. Ich weiß nur, dass es sie gibt und wie sie vernichtet werden.“ „Du kannst sie vernichten?“ „Man kann sie vernichten“, Dean nickte. „Irgendwann muss man das mit jedem Geist. Egal was für gute Absichten der Mensch hatte, was für gute Gründe, um zu bleiben, sie werden irgendwann bösartig.“ „Es gibt keine guten Geister? Caspar ist also nicht real?“ „Solange ein Geist gut ist, geht es jemanden wie mich nichts an. Solange er gut ist, ist er kein Problem, denke ich“ Der Winchester schaute Chris offen in die Augen. „Zumindest habe ich noch keinen guten Geist vernichten müssen.“ Das war zwar so nicht ganz richtig, immerhin kam Mom hin und wieder zu ihm und sie war bestimmt nicht bösartig. Außerdem war da damals Molly. Aber sie war ins Licht gegangen und sie hatte sich auch nicht entschieden ein Geist zu sein. Irgendwie war ihr das eher passiert, weil sie ihre Familie suchte und gar nicht mitbekommen hatte, gestorben zu sein. Aber das behielt er besser auch für sich! „Das da war also nicht der erste Geist, den du gesehen hast?“, riss Chris ihn aus seinen Gedanken. „Meinen ersten Geist habe ich mit 12 vernichtet.“ Dean starrte wieder auf seine Hände. „Ich habe keine Ahnung wie viele es in den folgenden Jahren gewesen sind.“ Der Kellner gewährte ihnen Beiden eine willkommene Unterbrechung. „Du willst damit sagen, dass du ein Geisterjäger bist?“ „Keiner jagt nur Geister.“ Langsam und bedächtig schnitt Dean ein Stück von seinem Steak ab, schob es in den Mund und kaute. Der Appetit war ihm schon lange vergangen, aber er wusste, dass er Essen brauchte. Hoffentlich bekam er es auch durch den Hals, der sich immer mehr zuzuschnüren schien. „Es gibt mehrere davon?“ „Geister?“ Für eine Sekunde huschte ein schiefes Grinsen über Deans Gesicht. „Nein“, Chris verdrehte die Augen. „Die, die sie jagen.“ Wieder nickte Dean. „Ich kenne ein paar. Sie bleiben allerdings lieber unter sich. Keine Ahnung wie viele es wirklich sind.“ Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Dean wollte nicht mehr erzählen und Chris brütete über dem Gehörten und über seiner nächsten Frage. Erst als der Kellner die Teller abgeräumt hatte, stellte er sie: „Du hast mit 12 deinen ersten Geist vernichtet. Mit 12?“ „Wir hatten keine schöne Kindheit, im Nachhinein betrachtet. Damals fand ich es toll mit Sam und … John durchs Land zu ziehen. Ich war mir sicher, dass Dad ein Superheld war, Batman und ich sein Robin. Ich war viel mit Sam allein, während John …“ Dean schüttelte den Kopf. Er rieb sich den Nacken. „Mom starb als ich vier war. Der Mörder war kein Mensch, da war sich unser Vater sicher. Er stellte Fragen, und, wie auch immer, ist er an die richtigen, oder die falschen Leute geraten. Er begann auf der Suche nach ihrem Mörder durchs Land zu ziehen und Sam und ich mussten mit und wurden immer tiefer in dieses Leben hineingezogen.“ „Hat ein Geist sie ...“ „Nein.“ „Und was war es dann, wenn du sagst, dass es kein Mensch war?“ Dean presste die Zähne aufeinander. Da hatte er wohl mal wieder zu viel gesagt! Er atmete tief durch und antwortete: „Es gibt mehr als Geister auf dieser Welt und glaube mir bitte, wenn ich dir sage, dass du nicht wissen willst, was alles!“ Ernst sah er Chris in die Augen. So ganz wollte Chris das nicht auf sich beruhen lassen: „Vampire?“ Dean nickte. „Werwölfe?“ Wieder nickte Dean und seine Mine nahm einen gequälten Ausdruck an. „Zombies?“ Deans Mine blieb starr während er antwortete: „Ich habe noch keinen gesehen, keinen echten jedenfalls.“ Chris ließ es auf sich beruhen. Stattdessen interessierte ihn etwas anderes. „Du hast gesagt, dass du mit 12 … wird man mit dem Wissen geboren?“ „Nein. Wir sind damit aufgewachsen, weil John jagte. Die meisten Jäger kommen irgendwann dazu, wie John.“ „Und das macht man dann sein Leben lang? Ist es ein Beruf? Wie muss ich mir das vorstellen? Ich meine, du bist Feuerwehrmann?!?“ „Das Wissen bleibt. Wer einmal jagt, tut es fast immer bis eines der Dinger ihn erwischt. Kaum einer schafft den Absprung und die wenigsten führen nebenbei ein geregeltes Leben. Also nein, es ist kein Beruf, es ist eher Berufung. Sam und ich hatten Glück. Wir haben bis jetzt überlebt und wir haben es da raus geschafft.“ „Trotzdem hattest du dieses Ding, dieses EMF dabei, als wir nach Rodney fuhren." „Ich habe das Handschuhfach nie wirklich ausgeräumt, als wir sesshaft wurden. Das EMF lag immer drin und scheinbar hast du es mit der Muffinbox eingeschaltet. Ich habe es gehört, als wir durch Rodney gefahren sind", erklärte er ruhig. „Und jetzt?“ „Jetzt werden wir sehen, was Sam und ich dazu herausfinden können und dann ..." „Willst du es beenden", setzte Chris Deans Satz fort. Zumindest würde er das wollen, wenn er wüsste wie. „Wenn ich es lösen kann, ja.“ „Kann ich helfen?“ „Nein! Du bist kein Jäger. Ich werde dich da nicht mit reinziehen.“ „Dean, ich ...“ „Nein! Chris! Nein!“ Chris schwieg. Er fand das interessant und spannend und wollte mehr davon sehen. Was konnte ihm mit Dean schon passieren, wenn der sich bei sowas auskannte? Okay, Dean wollte nicht, aber er würde einen Weg finden! Eine Frage hatte er allerdings noch: „Du scheinst den Geist gekannt zu haben. Wer war das und woher kanntest du ihn. Ich meine in Rodney wohnen noch Menschen, aber der Friedhof, die Grabsteine sahen nicht so aus, als wären in der letzten Zeit Menschen da beerdigt worden. Die meisten Sterbedaten waren 1850, 1900.“ Dean legte die Arme auf den Tisch und ließ seinen Kopf darauf fallen. Ein frustriertes Knurren entkam seiner Kehle. Okay, er hatte Ehrlichkeit versprochen. Sein Versprechen würde er halten, aber er musste ja nicht jedes Detail ausbreiten. „Sam und ich waren eine Weile in Texas. Ich habe auf einer Ranch gearbeitet.“ Deans Augen leuchteten bei der Erinnerung. „Sam ging es nicht so gut. Er war bei einem Kaufmann untergekommen. Die Frau des Hauses hat sich in der Vorstellung verrannt, dass Sam ihr Sohn sei. Sie hat immer mehr versucht ihn von mir zu isolieren. Irgendwann hab ich ihn geschnappt und bin mit ihm verschwunden. Das scheint sie mir auch über ihren Tod hinaus übel zu nehmen.“ „Und wie ist der Geist nach Mississippi gekommen?“ „Das ist die Eine-Millionen-Frage. Hoffen wir, dass sie hier beerdigt wurde, sonst wird es kompliziert sie zu vernichten.“ Schweigend musterte Chris sein gegenüber, dann schaute er auf seine Hände. Das alles klang nicht so als würde Dean ihm einen Bären aufbinden wollen. Er beschönigte nichts, blies es nicht auf wie einen Luftballon. Er berichtete. Dean wusste diese Reaktion nicht einzuordnen. War der Freund noch sein Freund? War er sauer? Verwirrt? Hielt er ihn für durchgeknallt? Er würde es, wenn ihm jemand so etwas erzählen würde. Er winkte den Kellner heran und bezahlte. Dann brachte er sie zurück zum Motel. Chris verschwand, kaum dass er ihr Zimmer betreten hatte, im Bad. Dean ließ sich auf sein Bett fallen. Er stützte die Ellenbogen auf die Knie und legte das Kinn in die Handflächen. Für einen Moment starrte er auf die geschlossene Badezimmertür, dann raffte er sich auf und begann seine Sachen zusammenzusuchen. Die Nacht konnte er im Impala verbringen, wenn er nichts mehr fand. Hier würde Chris ihn wohl nicht mehr haben wollen, da verschwand er lieber ganz. Wie sie das in der Schule handhaben würde, müssten sie dann sehen. Chris kam in Zimmer und starrte verblüfft auf seinen packenden Freund. „Was wird das?“ „Ich gehe!“ „Wenn es wegen dem ist, was du mir erzählt hast … Ich weiß nicht, ob ich an das, was ich da gesehen habe, wirklich glauben soll, oder ob es ein Hirngespinst war. Ich habe etwas gesehen, ja. Was auch immer es war und es hat dich verletzt. Du scheinst es zu wissen und du scheinst damit umgehen zu können, aber du hast es nicht verursacht! Du hast dir dieses Leben wohl nicht ausgesucht. Warum sollte ich deshalb nicht mit dir befreundet sein wollen? Mac ist auch mein Freund und er … Sein Vater war Alkoholiker und hat Frau und Kinder geschlagen. Mac hat ihn trotzdem jahrelang gedeckt und nie etwas gesagt, auch wenn fast alle ihre Vermutungen hatten. Erst als der Kerl versucht hat Macs Mutter mit voller Absicht die Treppe herunter zu stoßen, weil sie versucht hatte die kleine Tochter zu schützen, haben sie ihn angezeigt. Kinder halten zu ihren Eltern, egal was die tun. Warum sollte es bei dir anders sein?“ Dean hielt stumm inne. Chris´ Logik war bestechend. Er würde sie zwar nicht unbedingt auf sich anwenden, aber irgendwie passte es schon. Weder Mac noch er hatten sich ihre Kindheit ausgesucht. „Dann packe ich also wieder aus?“ Chris nickte. „Dann packst du also wieder aus!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)