Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 41: what is and what should never be -------------------------------------------- 041) What is an what never should be Nacheinander betraten sie den Pub und schauten sich um. Es gab einige Tische, von denen noch nicht alle besetzt waren, ein paar freie Stühle an der Bar und zwei Billardtische. Sie wollten erst etwas essen, also steuerte Dean einen der Tische an. Er setzte sich, wie immer, so, dass er den Eingang im Blick hatte. Auch so eine Angewohnheit, die er wohl nicht so schnell ablegen konnte. „Wie wäre es mit etwas Kultur am Samstag?“, fragte Chris, während sie auf ihr Essen warteten. Deans Augen wurden groß. „Kultur?“, echote er verständnislos. „Jup. Hier gibt es ein Feuerwehrmuseum, ein Naturkundemuseum, den Zoo, einen botanischen Garten, Kunst- und andere Museen, die wir getrost vernachlässigen können. Es gibt hier einen Trampolinpark und Escape Rooms oder Minigolf.“ Chris grinste breit und Dean atmete erleichtert auf. Damit konnte er problemlos leben. „Klingt gut, ich glaube nur, dass wir nicht alles schaffen, aber wir können es versuchen. Das Feuerwehrmuseum könnte interessant sein. Botanische Gärten und Zoos sind wohl eher was zum Frauen aufreißen und das brauchen wir hier nicht. Trampolin? Sport haben wir in der Woche genug. Gegen diese Escape Rooms oder Minigolf habe ich nichts, also warum nicht.“ Chris‘ Grinsen wurde noch breiter. „Wir sind drei Wochenenden hier, wir können jeden Tag was anderes machen.“ Dean nickte. „Also das Feuerwehrmuseum, morgen und Minigolf Sonntag.“ „Das Feuerwehrmuseum war auch mein erster Gedanke. Sonntag würde ich aber lieber in einen dieser Escape Rooms. Außerdem gibt es hier in der Gegend eine Geisterstadt. Die soll sehenswert sein.“ „Was ist an einer Geisterstadt sehenswert? Verfallende Häuser?“ „Ach keine Ahnung. Vielleicht gibt es da ja wirklich Geister? Ich würde einfach gerne hinfahren oder hast du was gegen ein bisschen gepflegten Grusel?“ ‚Hoffentlich nicht‘, dachte Dean. Er schnaubte, zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Wenn du da hin willst, von mir aus.“ Er legte zwar keinen gesteigerten Wert auf diesen Ausflug, aber er würde Chris die Freude nicht verderben. „Dann fahren wir nächsten Samstag dahin?“ „Machen wir!“, mit ihm war Chris auf jeden Fall sicherer, wenn da wirklich ein Casper leben sollte. Nach einem guten und reichhaltigen Essen ließen sie den Abend mit ein paar Bieren und einigen, mehrheitlich, gewonnenen Runden Billard ausklingen. Auch wenn Deans Einsätze nicht mehr so hoch waren wie früher, so hatte er doch etwas mehr in der Tasche, als zu Beginn dieses Abends. Der Besuch im Feuerwehrmuseum brachte keine neuen Erkenntnisse. Es gab nichts, was sie nicht in irgendeiner Art schon mal gesehen hatten. Aber das war egal. Sie hatten Zeit totgeschlagen und nur darum ging es ihnen an diesem Tag. „Nach der Geisterstadt könnten wir dann nächsten Samstag noch Minigolf spielen gehen, oder wir toben uns doch in der Trampolinhalle aus. Das macht bestimmt auch mehr Spaß“, erklärte Chris geradeheraus, als sie wieder im Impala saßen. „Ich bin dabei“, nickte Dean. Den Rest des Tages verbrachten sie im Schwimmbad der Schule. Fix und fertig kamen sie zurück in ihr Zimmer. Dean holte Bier aus dem Kühlschrank. Er hielt Chris eine Flasche hin und ließ sich dann auf sein Bett fallen. „Gibt´s irgendwo ein Spiel? Oder was läuft sonst so?“, fragte Chris. Dean warf ihm die Fernbedienung zu und holte sein Handy aus der Tasche. Er wählte Sams Nummer. Schnell hatte er ihm von dem Feuerwehrmuseum berichtet. „Morgen wollen wir in einen Escape Room und nächsten Samstag will Chris nach Rodney. Das soll ´ne Geisterstadt sein“, erzählte er. „Geisterstadt? Meinst du da ist was? Soll ich mir das mal anschauen?“ „Lass mal.“ Dean grinste und schaute zu Chris. „Nicht in jedem verfallenen Haus spukt es.“ „Wäre doch mal was. Einen echten Geist sehen“, warf Chris ein. „Er will einen echten Geist sehen“, gab Dean an seinen Bruder weiter. „Ich hoffe für ihn, dass der Wunsch nie in Erfüllung geht.“ „Ich auch, Sammy. Ich melde mich morgen wieder“, verabschiedete sich Dean und legte auf. Er nahm sein Bier und machte es sich auf dem Bett gemütlich. Der Escape Room am Sonntag machte ihnen richtig viel Spaß. Sie waren Brandermittler und sollten an einem Brandort nach Hinweisen suchen, als der Brandstifter sie plötzlich im Keller einschloss und sie binnen einer Stunde einen Ausweg finden mussten, bevor eine Bombe sie und alle Spuren vernichten würde. Sie schafften es 20 Sekunden vor Ablauf der Zeit und waren sich sicher das noch mal in einem der anderen Räume zu machen. Diesen ersten Sonntag ließen sie mit Minigolf ausklingen. Bei seinem Telefonat am Abend konnte Dean gar nicht genug von diesem Raum schwärmen. Den würde er unbedingt mal mit Sam machen und wenn sie Chris, Mac, Mity und Tylor mitnehmen, würde das bestimmt einem lustige Runde werden. Sam freute sich, wie sehr sein Bruder doch noch zu begeistern war. Wenn das doch auf der Wache auch so wäre. Er biss sich auf die Zunge, um nichts von seinen Bemühungen zu verraten. Bislang hatten sie nicht wirklich etwas Vorzeigbares und er wollte keine Hoffnungen schüren, die er danach nicht erfüllen konnte. Für Dean waren die Gedanken an seine furchtbare Wache weit weg, dachte er. Lange bevor der Wecker klingelte, lag Dean am Montagmorgen wach. Etwas hatte ihn geweckt und nun konnte er nicht mehr einschlafen. Seine Gedanken fuhren Karussell. Er fühlte sich betrogen. Vor einer Woche war er noch unterwegs gewesen und hatte noch einen ganzen Lehrgang vor sich. Jetzt war die erste Woche um und die folgenden drei würden auch wie im Fluge vergehen, dabei dauerten drei Wochen bei Grady länger als die Ewigkeit! Er drehte sich auf die Seite und starrte in der Dunkelheit zu dem anderen Bett. Früher hätte Sam darin gelegen und mit dessen ruhigen Atemzügen würde er bestimmt wieder einschlafen können. Chris´ hatten diese Wirkung leider nicht. Sam! Mit dem musste er unbedingt reden, wenn er wieder da war. So konnte er nicht weiter machen! Andererseits … wie sollte Sammy ihm helfen können? Er studierte und da würde er ihn auf keinen Fall herausreißen. Dann blieb als einzige Alternative Stans Schrottplatz. Er schraubte ganz gern an alten Autos, aber jetzt wo er wusste, wie es war als Feuerwehrmann zu arbeiten, war das Schrauben nur ein unzureichender Ersatz. Mit Bobby ja, da machte es Spaß, so für zwischendurch und hin und wieder jagen gehen. Doch Sam studierte, das verbot das Jagen von selbst. Auf jeden Fall für Sam und ohne den wollte er auch nicht los. Sie waren nur gemeinsam wirklich gut. Gab es andere Alternativen? Als Rettungssanitäter wäre er wahrscheinlich auch auf einer Wache stationiert und ob die ihn als abgebrochenen Feuerwehrmann nicht auch schnitten? Er könnte umziehen. Columbus war nicht so weit weg, dass er nicht an seinen freien Tagen zu Sam fahren konnte. Eigentlich könnte er sogar in Bloomington bleiben, er müsste sich ja nur in Columbus anmelden. Blieb die eine Frage, ob die Grady da nicht auch kannten, so groß wie der bei der Feuerwehr war. Oder er zog noch etwas weiter. Terre Haute, Indianapolis oder Lafayette. All diese Städte lagen in Reichweite und er könnte Sammy jederzeit problemlos besuchen. Wenn die allerdings auch die 12-Stunden-Schichten hatten, wäre er wieder da, woran er schon vor Jahren fast zugrunde gegangen war. Er wäre allein. Außerdem blieb noch die Frage wohin Sam gehen würde, wenn er sein Studium beendet hatte. Blieb er in Bloomington wäre das Thema nur vertagt und wieder auf dem Tisch! Ob Sam überhaupt schon mal über ein ‚Nach dem Studium‘ nachgedacht hatte? Aber warum eigentlich? Er hatte ihn nie wirklich darauf angesprochen! Woher sollte Sam also wissen, wie sehr ihn der Schuh drückte! Warum sollte Sam über seine Zukunft nachdenken, wenn er nicht mit der Sprache rausrückte? Sammy konnte alles werden. Staatsanwalt, Rechtsanwalt. Ihm stand die ganze Welt offen! Ganz anders als seinem großen Bruder, der mal wieder nichts zustande brachte! Er verdrängte den Gedanken, der so sehr nach John klang und versuchte sich zu überlegen, was er aus einem Leben machen wollte. Zumindest bis Sam mit dem Studium fertig war, könnte er ja auch bei einem Bauunternehmer, wie Ed, arbeiten. Ob ihn da einer nahm? Die Finanzkrise hatte sich noch verschärft. Gerade jetzt wurde wenig gebaut. Er könnte zu Bobby ziehen und da … Vielleicht erkannten sie ja seinen Feuerwehrabschluss an? Aber dann wäre Sam allein hier und das wollte er auch nicht! Sein Gedanken drehten sich im Kreis. Was er konnte wollte er nicht und was er wollte ließen sie ihn nicht. Wütend knuffte er in sein Kissen. Chris drehte sich auf die Seite und Dean erstarrte. Das, was er jetzt auf gar keinen Fall wollte, war Chris wecken. Er schaute auf sein Handy und sah, dass er in einer halben Stunde eh aufstehen musste. Warum dann nicht jetzt? Er schlug die Decke zurück, griff seine Kleidung und schlich ins Bad. Schnell schrieb er Chris einen Zettel und fuhr los, um ihnen ein frugales Frühstück zu holen. „Hey“, freudestrahlend empfing Chris den Freund. „So könnte es immer sein.“ Er trug die Kaffeekanne zum gedeckten Tisch. Dean nickte nur und ließ sich auf den Stuhl fallen. Stumm begann er zu frühstücken. „Warum bist du schon so früh auf?“, fragte Chris. „Du warst doch nie ein Frühaufsteher.“ „Irgendwas hat mich geweckt“, blieb Dean ganz nah an der Wahrheit und zuckte mit den Schultern. „Und nochmal schlafen lohnte sich nicht, also dachte ich, ich hole uns was.“ „Das kannst du ruhig öfter machen.“ Dean grinste nur schief. Nach dem Frühstück fuhren sie zur Schule. Heute sollten sie erstmal nur Schnorcheln und bei einigen Spielen alles Mögliche vom Beckenboden holen, einfach nur, damit sie sich an das Wasser und die Arbeit im Wasser gewöhnen konnten. Natürlich gehörte auch wieder jede Menge Theorie dazu. Am Dienstag tauchten sie zum ersten Mal mit Druckluftflaschen im Becken. Mittwoch sollte es dann auch endlich in die Tiefe gehen. Doch vor dem Spaß, den sich alle dabei erhofften, hatten die Ausbilder den Ernst gesetzt und einen schriftlichen Test angekündigt. Chris und Dean hockten Dienstagabend, seit sie aus der Schule gekommen waren, über ihren Büchern. Nur leider konnte sich Dean kaum auf den Stoff konzentrieren. Im Unterricht war das einfach, aber hier, in der Stille ihres Zimmers huschte sein Blick immer wieder zu dem Freund und das Gefühl betrogen worden zu sein, das sich seit Montagmorgen immer tiefer in seiner Brust eingenistet hatte, schnürte ihm langsam und unerbittlich die Luft ab. Ein eisiger Klumpen machte sich in seinem Magen breit und er fragte sich mal wieder warum das Schicksal so brutal war. Warum er nicht einmal wirklich Glück haben konnte. Als er merkte, dass er keine Ahnung hatte, was er da gerade las, ließ er das Buch sinken. Sein Blick wanderte zum Fenster, hinter dem immer wieder mal Scheinwerfer vorbeihuschten. Er atmete tief durch und fühlte den schmerzenden Muskeln nach. Battalion Chief Price hatte sie zum Feierabend heute in der Schwimmhalle an ihre Leistungsgrenze getrieben. Eigentlich war es ein gutes Gefühl. Trotzdem fragte er sich, warum er sich das Ganze hier überhaupt antat. Die Chance es je nutzen zu können, lag bei neunzig zu zehn. Er schnaubte. ‚Wohl eher bei unendlich zu null.‘ Grady würde ihn nie etwas von dem hier Gelernten anwenden lassen. Also warum quälte er sich hier? ‚Weil du weiterkommen wolltest. Weil du den Lehrgang schon kurz nach der bestandenen Prüfung beantragt und bezahlt hattest und du Verschwendung hasst!‘, wisperte die Stimme in seinem Kopf. ‚Als ob das nicht trotzdem Verschwendung wäre! Ich werde es nicht brauchen!‘ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)