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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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Take a chance on me

040) Take a chance on me
 

Zurück im Zimmer verzog sich Dean auf sein Bett und machte sich daran, die Texte, die sie als Hausaufgabe bekommen hatten, in der John-Winchester-Methode zu lesen.

Nach knapp eineinhalb Stunden ließ er das Buch sinken. Er wählte Sams Nummer, um ihm von seinem Tag zu berichten. Weit kam er nicht. Immer wieder wurde seine kurze Zusammenfassung des Tages von einem Gähnen unterbrochen.

„Geh ins Bett", lachte Sam nur. „Du kannst mir auch morgen noch erzählen, wie ihr die Kletterwand bezwungen habt und wer gewonnen hat."

„Okay", gähnte Dean. „Nacht Sammy!" Er legte auf ging ins Bad.

Frisch geduscht kam er zurück. „Nacht Chris“, wünschte er seinen Zimmerkameraden leise, kroch unter die Decke, drehte sich auf den Bauch und umschloss das Kissen mit beiden Armen.

Chris starrte ihn überrascht an. War er etwas schon mit den Texten durch? Das konnte ja wohl kaum möglich sein!

„Nacht, Dean“, erwiderte er etwas verspätet. Er überflog noch einmal seine markierten Stellen und beschloss danach auch ins Bett zu gehen. Heute war ihr erster Tag und sie würden noch genug Zeit zum Lernen haben!
 

Am nächsten Morgen sollte einer von Deans Mitschülern das Gelesene zusammenfassen. An einigen Stellen zog der Winchester fragend seine Brauen zusammen und schüttelte, eher für sich und kaum sichtbar, den Kopf. War das nicht anders gewesen?

Chief Price war seine Reaktion jedoch nicht entgangen.

„Was sagen Sie dazu, Mr. …?“, hakte er nach und schaute Dean auffordernd an.

„Winchester“, ergänzte der seinen Namen. „Das waren die alten Vorschriften. Inzwischen ist das Traggewicht fast dreimal so hoch und die Prüfintervalle wurden auf die Hälfte verkürzt.“

„Sehr gut. Gerade bei Vorschriften ist es wichtig, sie komplett zu lesen, da sich wichtige Details meistens im Text verstecken.“ Damit ging er zu den theoretischen Grundlagen einer Höhenrettung über.

Chris starrte seinen Banknachbarn nur fragend an. Ja er hatte diese Angaben auch gelesen, allerdings waren sie ihm erst beim zweiten Mal wirklich aufgefallen. „Wie hast du?“, fragte er also etwas atemlos.

„Mein Erzeuger hat uns regelrecht gedrillt, in kürzester Zeit die wichtigsten Einzelheiten aus einem Text zu sammeln“, erklärte er leise.

Chris zuckte ratlos mit den Schultern. Wie ging sowas? Das würde er auch gerne können! Das sparte doch jede Menge Zeit, die man gut für Wichtigeres nutzen konnte.

„Kannst du mir das beibringen?“

„Nicht unbedingt. Ich kann vielleicht versuchen dir zu erklären, wie ich das mache, allerdings habe ich mir damit die Lust am Lesen allgemein verdorben.“ Dean schüttelte den Kopf. „Ich fasse Bücher immer noch ungern an, obwohl es inzwischen besser geworden ist.“

‚Schon komisch‘, überlegte er, ‚mit Amnesie hatte er gerne gelesen. Davor lieber gar nicht und jetzt? Jetzt hatte er kaum Zeit zum Lesen. Also hatte er noch nicht wirklich probieren können, ob er es gerne tat, aber es hatte ihn auch noch nicht wieder gereizt, in ein Buch zu schauen, obwohl da noch drei auf seinem Nachttisch lagen, die er noch nicht gelesen hatte. Vielleicht sollte er einfach mal wieder zum Buch greifen? Wahrscheinlich hatte er demnächst ja genügend Zeit.

Schnell schon er den Gedanken beiseite. Jetzt wollte er die Zeit hier genießen, das danach kam danach.
 

Gleich am Dienstag setzte Sam seinen Entschluss in die Tat um. Er fuhr so los, dass er eine knappe Stunde vor dem Ende der Tagschicht da war. Er hoffte mit einem der Typen da reden zu können, eine Runde um den Block zu drehen und dann mit der zweiten Schicht zu sprechen. Vielleicht konnte er die ja auf seine Seite ziehen?

Er parkte seinen Wagen gegenüber der Wache und ging zum Tor.

„Hallo?", rief er laut und schaltete sein Handy auf Aufnahme.

Ein Feuerwehrmann kam aus einer Tür. „Ja?“

„Ich bin Tylor und suche einen Dean", stellte sich Sam vor. Auf dem T-Shirt des Mannes stand Webb.

„Warum das denn?“, fragte Webb.

„Ich wollte mich bei ihm bedanken, dass er einer Freundin das Leben gerettet hat. Kristin. Wir sind zusammen aufgewachsen und ... egal. Ist er da?"

„Nein, der hat frei. Angeblich einen Lehrgang."

„Angeblich?"

„Der ist noch Anwärter. Der sollte erstmal die Grundlagen richtig beherrschen, bevor er nach den Sternen greifen will."

„Ist der nicht so gut? Ich meine, Kristin hat gesagt, dass er es war, der sie gerettet hat und ..."

„Der ist Anwärter und meiner Meinung nach nicht die hellste Kerze auf der Torte. Er macht was man ihm sagt, aber ob er die Anwärterzeit übersteht? Ich bezweifle, dass das der richtige Job für den ist und ich bezweifle, dass der Ihre Freundin wirklich gerettet hat! Wir sehen in unseren Klamotten doch alle gleich aus. Wahrscheinlich war´s ein anderer und der schmückt sich mit fremden Federn."

„Sind sie sicher?", fragte Sam zweifelnd.

„Meiner Meinung nach, ja."

„Okay. Dann danke. Ich werde noch mal mit Kristin reden." Sam nickte ihm zum und wandte sich dem Tor zu, um die Wache zu verlassen. Er stieg in seinen Wagen und fuhr ein paar Straßen weiter, wo er den Wagen abstellte und einfach loslief, bevor er vor Wut irgendetwas zerstörte. Wie konnte der Dean nur so runter machen? Sein Bruder würde sich nie mit falschen Federn schmücken. Der würde eher jedem anderen den Ruhm überlassen, als einen Dank zu viel annehmen. Trotzdem würde er mit der Aufnahme nichts anfangen können. Dieser Webb hatte Dean zwar niedergemacht, aber nichts gesagt, was er irgendwie gegen ihn verwenden könnte. Hoffentlich half ihm die zweite Schicht weiter.

Zurück an seinem Wagen hatte er sich wieder im Griff. Gut, dass er die Runde um zwei Blocks gelaufen war. Ein Block wäre definitiv zu wenig gewesen!

Er fuhr wieder zur Wache. Es war fast acht und er hoffte doch, dass keiner der ersten Schicht mehr hier war.

Mit einem mulmigen Gefühl trat er durch das Tor.

„Hallo?" Irgendwie hatte er ein Gefühl von Dejavu, das sich noch mehr verstärkte, als ein Mann aus der gleichen Tür kam.

„Kann ich Ihnen helfen?", fragte der.

„Das mag jetzt vielleicht komisch klingen, aber darf ich Sie fragen, wer Sie sind?" Sein Gegenüber hatte die Hosenträger über die Schultern gelegt und so seinem Namen verdeckt.

„Ted Everwood"

Sam atmete durch. „Ich bin Sam, Deans Bruder und ich ... Ich weiß gerade nicht, ob das jetzt eine gute Idee ist, aber ... "

„Du bist Sam? Hallo. Wie geht´s deinem Blinddarm?"

„Der ist raus. Dean hat davon erzählt?"

„Ben, Lt. Pratt, wollte wissen, warum er so übermüdet war, also ja. Dean hat es erwähnt." Ted musterte den Winchester. Warum war der hier?

„Da ich davon ausgehe, dass du weißt, dass dein Bruder zum Lehrgang ist ..."

„Es geht um Dean ... und um die Wache. Ich ..."

„Warte mal hier." Everwood verschwand und kam Minuten später mit einem anderen Mann wieder. Sie zogen sich ihre Jacken über.

„Hallo, ich bin Benjamin Pratt", stellte der sich vor. „Es geht um Dean?"

Sam nickte.

„Komm mit." Pratt wandte sich ab und Sam fragte sich, wo er hier wohl reingeraten war, als der Lieutenant ihn aus der Halle und um die Ecke auf die Seite der Wache führte. Sam spannte sich unmerklich.

„Ich denke, hier hört keiner zu", sagte Pratt. „Also. Weswegen bist du hier? Es geht um Dean, oder? Ist er gut angekommen? Er ist doch zum Lehrgang, oder? Und keine Angst, wir verprügeln hier niemanden."

„So offensichtlich?", musste Sam nun doch fragen.

„Ich wäre angespannt, wenn zwei Kerle mit mir um die Ecke gehen."

„Auch wenn ich studiere, ganz wehrlos bin ich nicht", erwiderte Sam. „Trotzdem ist es schon komisch, aber ... Ja, es geht um Dean und ja, er ist zum Lehrgang und gut angekommen."

Pratt lächelte. „Schön. Wir haben heute zwei hier, die Grady eher zugeneigt sind und er muss nicht alles erfahren, schon gar nicht, wenn es um Dean geht, deshalb", er machte eine Armbewegung, die ihren Aufenthaltsort einschloss.

„Okay", Sam atmete noch einmal durch. Hoffentlich war das jetzt kein Fehler!

„Dean hat von Ihnen erzählt, er hat sich in Ihrer Schicht wohl gefühlt. Er hat erzählt und ist gerne arbeiten gegangen." Sam fuhr sich durch die Haare. „Man, ich rede ihn hier noch um Kopf und Kragen. Also, ich weiß, dass Grady ihn mobbt. Oder zumindest, dass er nichts tut, um das zu unterbinden und ich will Dean irgendwie helfen. Er kann nicht einfach in Ihre Schicht wechseln?" Fragend schaute er zu Pratt.

„Nein. Grady muss zustimmen. Leider. Aber das wird der nicht. Der will ihr fertig machen.“

Sam nickte. Das hatte Dean auch gesagt, aber er wollte wenigstens fragen. „Es gibt hier Überwachungskameras. Kann man die anzapfen?"

„Die zeichnen nur das Geschehen auf keinen Ton und die Aufzeichnungen werden nur eine Woche gespeichert."

„Trotzdem wäre es einen Versuch wert. Oder kann ich hier Kameras anbringen?"

„Wir werden sehen, was sich machen lässt", versprach Everwood.

„Was ist mit der Gewerkschaft?"

„Ohne handfeste Beweise?" Everwood hob nur die Schultern. „Ein kleiner Anwärter, der einem tollen Feuerwehrmann ans Bein pinkeln will. Das gab es schon. Sie werden ihm so nicht glauben und alle anderen werden mundtot gemacht. Tut mir leid!“

„Aber so ist es doch nicht!“

„Nein. Trotzdem wird es so ausgelegt werden.“

Es tut weh, nicht mehr tun zu können!", erklärte Sam frustriert.

„Ted und ich versuchen die Abbrecher der letzten Jahre aufzuspüren und sie zum Reden zu bringen. Bis jetzt haben wir einen. Ist nicht so einfach, wie wir dachten", sagte der Lieutenant, um Sam zu erklären, dass sie auch nicht untätig waren. „Ich habe mit dem First Chief gesprochen. Aber alles braucht Zeit und ich will nichts sagen, bevor ich keine wirklichen Beweise in den Händen halte."

Sam nickte verstehend. „Das heißt aber auch, dass wir ihm nicht wirklich helfen."

„Wir tun was wir können!", erklärte Pratt.

„Und wir suchen Plätze für die Überwachungskameras." Everwood reichte Sam eine Karte.

„Meine Nummer. Ruf nächste Woche mal an."

„Okay." Sam reichte den Männern die Hand. „Danke auch wenn es sich eher nach Niederlage anfühlt." Er wandte sich ab und ging zu seinem Wagen.

Die beiden Feuerwehrmänner gingen zurück ins Warme. „Such die Stellen!", bat Pratt leise.

Ted nickte. Wenigstens fühlte sich das an, als ob sie wirklich etwas tun konnten.

Sam fuhr in ihre Wohnung. Er wollte versuchen sich in die Überwachungskameras zu haken. Vielleicht ergab sich ja was, auch wenn er nicht wirklich Hoffnung hatte. Es war wie verzwickt. Wieso konnte er seinem Bruder nicht wirkungsvoller helfen?
 

Diese erste Woche verging wie im Fluge und Deans Schlafdefizit verringerte sich, je näher der Freitag kam.

Vormittags schrieben sie einen Test über Vorschriften und das ganze theoretische Wissen des Abseilens, dass sie später eh nie wieder brauchen würden.

So wenig Lust wie die Kursteilnehmer zu diesem Test hatten, so gerne gingen sie danach zum praktischen Teil.
 

Am späten Nachmittag waren Dean und Chris zurück in ihrem Zimmer.

Chris ließ sich mit ausgebreiteten Armen auf das Bett fallen. „Das war echt heftig. Mir reicht‘s für heute.“ Er setzte sich auf. „Was machen wir mit dem jungfräulichen Abend?“

Dean grinste ihn breit an. „Erstmal hätte ich Hunger.“

„Dem können wir abhelfen. Das Dinner hat sicher einen Tisch für uns“, entgegnete Chris.

„Oder wir gehen gleich zwei Straßen weiter, in den Pub“, warf Dean ein.

„Dann los!“ Chris war sofort Feuer und Flamme. „Der Pub hat einen Billardtisch.“

„Na umso besser!“, freute sich Dean. „Allerdings habe ich schon ewig nicht mehr gespielt.“

„Hab ihr keinen Tisch auf der Wache? Wir spielen fast täglich.“

Sofort verfinsterte sich Deans Blick und seine Zähne mahlten aufeinander. Er schüttelte den Kopf.

Chris entging dieses Minenspiel natürlich nicht, doch er wollte die bis eben noch vorhandene gute Laune nicht gänzlich vertreiben, also schwieg er, mal wieder. Er wollte diese tolle Woche nicht mit so einem Gespräch verderben, auch wenn er sich bei diesem Gedanken feige vorkam.



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