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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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Spring!

032 Spring!
 

Das Essen kam. Dean schob die Blätter zusammen und legte sie auf einen Stapel, damit Sam Platz hatte, die Boxen zu verteilen, während er Bier, Kaffee und Wasser holte.

"Was bedeutet Mitena?", wollte Dean zwischen zwei Bissen von ihr wissen.

"Warum muss es etwas bedeuten?"

"Haben die Namen deines Volkes nicht immer eine Bedeutung?"

"Hat dein Name eine Bedeutung?", hakte sie lauernd nach.

"Soviel wie der Älteste oder der Anführer", Dean grinste breit. Sein Blick huschte zu Sam. "Passt ja wohl." Dann wandte er sich wieder Mitena zu. "Könnte aber auch von Dekan kommen."

Sie lachte. Da hatte er sie erwischt. "Bei Vollmond geboren. Meine Mutter wollte einen Namen unseres Volkes und da ich bei Vollmond geboren wurde ..."

"Klingt schön", nickte Dean, "und wie ruft man dich?"

"Mein Vater sagt Tina. Ich mag es nicht."

"Wie wäre es dann mit Mighty, so als Ansporn, dass du mal eine mächtige Anwältin der Ureinwohner wirst?"

"Das wäre toll. Mein Ur-Ur, viele Urs, Großvater war Harim Chase. Er gründete mit Thomas Sloan die erste "Indianer"-Kanzlei. Sie waren die ersten indianischen Anwälte vor dem US Supreme Court und Chase war Mitbegründer der Society of American Indians."

"Das sind ziemlich große Schuhe, die du dir da ausgesucht hast", stellte Dean fest.

"Es würde mir schon reichen, wenn ich etwas für die Lebensqualität meines Volkes tun könnte und für mehr Umweltschutz in den Indianerterritorien."

"Ich wünsche dir viel Glück, Mity!", erklärte Dean. Er trank sein Bier aus und brachte alles in die Küche.

Sam und Tylor hatten interessiert zugehört. Da hatte sich ihre Mitstreiterin in der Tat viel vorgenommen. Sie bewunderten sie für so viel Enthusiasmus. Ihnen reichte es schon, für etwas mehr Gerechtigkeit sorgen zu können.

"Macht nicht mehr zu lange", bat Dean und verzog sich in sein Zimmer.

"Wir gehen es noch mal durch und, dann denke ich, werden wir auch aufhören", nickte Tylor.

Sam sortierte die Informationen zu den einzelnen Firmen zusammen, die Dean nur auf den Stapel geschoben hatte.

"Und? Hast du inzwischen eine Idee, welchen Verursacher wir abklagen sollen?", wollte Tylor wissen.

"Den Farmer. Er versprüht die Pestizide!", vertrat Mity die Meinung, die sie schon den ganzen Abend hatte.

Sam wollte ihr fast zustimmen, einer war so gut oder schlecht wie der andere und er wollte die Diskussion endlich beenden, als sein Blick auf die von Dean eingekreisten Zahlen fiel. Irgendwas war Dean daran komisch vorgekommen, nur was? Er blätterte erneut durch den Stapel.

"Jetzt weiß ich auch, was mich die ganze Zeit stutzig gemacht hat. Hier", er hielt die Zahlen Tylor hin und deutete darauf."

"Oh man, war ich blind!", grinste der und schob die Blätter an Mitena weiter.

Das Entsorgungsunternehmen!", sagte Sam.

"Wieso das? Die tun was für die Umwelt, haben Preise gewonnen. Die sicher nicht", wehrte sie ab und blätterte erneut durch die Papiere.

"In ihrer Werbebroschüre steht, wie viele Tonnen Giftmüll sie täglich in ungefährlichen Belag für Straßen und Spielplätze umwandeln können. Laut Bilanz haben sie aber viel mehr Giftmüll abgenommen. Wo ist der Rest?"

"Oh man, war ich blind", stöhnte sie. "Da tut jemand offensichtlich was für mein Volk und schon lasse ich mich davon blenden! Ich habe echt noch viel zu lernen!"

"Das Wichtigste hast du schon gelernt", stellte Tylor fest.

"Was denn?"

"Einen Fehler zuzugeben und dem Urteil anderer vertrauen, nachdem du es geprüft hast."

"Dann nehmen wir eben den, auch wenn mir der Farmer lieber gewesen wäre."

Sie unterhielten sich noch ein Bisschen, bevor sie ihre Unterlagen zusammenpackten und Sam sie zur Tür brachte. Er war stolz auf seinen Bruder, hatte der doch noch immer das Gespür und den Blick für die Details, die gerne übersehen wurden.

Bevor er ins Bett ging, schrieb er seinem Bruder noch einen Zettel. Danke, du hattest Recht und malte einen breit lachenden Smiley darunter.
 

Während Deans nächster Schicht musste die Feuerwache zu einem Wohnungsbrand ausrücken.

Als die Wagen um die Ecke bogen, wartete schon eine große Traube Menschen vor einem der dreistöckigen Blocks der Apartment-Anlage auf der Straße. Bereitwillig machten sie der Drehleiter und dem Materialwagen der mit ihnen anrückenden Rüstgruppe Platz.

Lt. Pratt sprang aus dem Wagen und wurde, noch bevor er sich ein Bild der Lage machen konnte umlagert.

Alle redeten durcheinander.

„Einer nach dem anderen, bitte!“, forderte der, während seine Truppe schon Schläuche ausrollte und mit dem Hydranten verbanden.

„Da sind alle raus“, erklärte ein älterer Mann und wedelte mit der Hand ziemlich ungenau in Richtung zweier Eingänge, aus denen Rauch quoll. In den Fenstern der Treppenhäuser konnte er es flackern sehen.

„Drehleiter 39 an Einsatzleitung! Wir brauchen hier Verstärkung. Zwei Eingänge im Vollbrand!“, sprach er in sein Funkgerät, dann wandte er sich wieder den Mann zu.

„Nun noch mal langsam! Wo sind alle raus?“

„Aus den unteren Wohnungen in Haus Nummer drei und vier sind alle raus. Auch aus den Wohnungen im ersten Geschoss. Aus Haus vier sind die Bewohner des Dachgeschosses im Urlaub und arbeiten. In Nummer drei ...“ Er zuckte mit den Schultern. „Da wohnte eine ältere Dame, die keinen Kontakt zu ihren Nachbarn pflegte. Manchmal kam eine junge Frau mit Kind …“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Wir haben weder die Dame noch die junge Frau in letzter Zeit gesehen.“

Der Lieutenant nickte. Diese Angaben besagten alles und nichts. Er würde sich nicht darauf verlassen, sondern trotzdem noch einen Trupp in jede Wohnung schicken.

„Ted, Dean! Ihr nehmt euch Nummer drei vor. Geht in alle Wohnungen. „Dustin, John, Nummer vier.“ Sofort stürmten die Vier los.

Beim Betreten des Hauses warf Dean einen Blick zur Decke. Natürlich hing da niemand und natürlich wusste er das. Doch er konnte diese Angewohnheit wohl genauso wenig abstreifen, wie die, seinen kleinen Bruder, um jeden Preis schützen zu wollen.

„Wir fangen oben an“, erklärte Everwood und stürmte die Treppe hinauf. Dean folgte ihm.

Im Dachgeschoss angekommen hämmerte er kurz gegen die Tür. „Feuerwehr! Öffnen Sie!“, rief er und trat, als sich keiner meldete, die Tür ein. Systematisch durchsuchten sie die Wohnung und fanden eine Frau im Sessel sitzend, die schon vor dem Feuer tot gewesen sein musste.

„Hier ist eine Leiche“, meldete Ted seinem Lieutenant. „Aber schon länger nicht mehr am Leben!“

„Okay, sucht weiter“, schnarrte es aus dem Lautsprecher. Dean wandte sich ab. Leben retten war wichtiger als Tote bergen und in dieser Wohnung lebte niemand mehr.

Sie verließen die Wohnung.

Die nächste Tür, das gleiche Prozedere. Dieses Mal war Dean derjenige, der die Tür eintrat und die Wohnung als Erster betrat. Sie fanden niemanden, genau wie in den anderen Wohnungen des Hauses.

„Sollen wie die Frau rausholen?“, fragte Ted den Lieutenant, als sie die letzte Wohnung verließen.

„Nein, kommt raus, wir brauchen hier jede Hand beim Löschen. So wie es aussieht, will das Feuer über den Dachboden weiterwandern.“

Sie liefen nach draußen und beteiligten sich sofort an den Löscharbeiten.

Mit einem Mal fühlte Dean das altbekannte Kribbeln, wenn seine Instinkte anschlugen und er plötzlich wusste, wo ein Vermisster oder ein Opfer zu finden war. Suchend schaute er sich um und da stand sie!

„Ted!“, rief er und klopfte ihm auf die Schulter.

„Was?“ Ohne den Schlauch sinken zu lassen drehte der sich um und Dean zeigte auf ein Fenster.

„Ben!“, brüllte Everwood in sein Mikro und deutete auf den kleinen Balkon, auf der eine Frau mit einem Baby stand.

„Verdammt!“, schimpfte der Lieutenant. „Wo kommen die denn her? Die Wohnung sollte doch leer sein!“ Das würde er später mit der anderen Wache klären müssen, die vorsorglich die Wohnungen im Haus Nummer 2 überprüft und evakuiert hatte. Jetzt hieß es die Frau zu retten.

„Das Treppenhaus ist keine Option“, rief Carlton James, einer der Feuerwehrmänner der anderen Wache, der die unteren Wohnungen dieses Eingangs überprüft hatte. „Das war von zehn Minuten schon vollkommen verraucht.“

„Drehleiter“, warf Dean ein, wandte sich zum Wagen.

„Okay. Ted, du geht’s mit hoch. Dustin, du steuerst von unten“, befahl Lt. Pratt.

Sofort stürme Dean los, enterte die Leiter und kletterte auf dem immer weiter ausfahrenden Teil nach oben.

Endlich war er dicht genug an dem Balkon, um mit der Frau reden zu können.

„Weiter ran!“, rief er in sein Mikro. So würde die Frau das Kind werfen müssen und ob sie das tat? Er bezweifelte es.

„Wir können nicht noch weiter ausschwenken ohne zu riskieren, dass der ganze Wagen kippt!“, tönte Dustin von unten.

„Verdammt!“, knirschte Dean und schaute zu der Frau hinüber. Er nahm seine Sauerstoffmaske ab. So sah er ja aus wie ein Marsmensch.

„Ma´am“, rief er ihr zu. „Ma´am!“

Endlich schaute sie zu ihm.

„Wie heißen Sie?“

„Kristin“, erklärte sie etwas verwirrt.

„Hallo Kristin! Ich bin Dean.“ Er strahlte sie mit seinem entwaffnensten Lächeln an. „Sie müssen ihr Baby zu mir rüber werfen. Hören Sie, Kristin? Bitte!“

„Ich werden mein Baby nicht werfen!“, schrie sie entsetzt auf.

„Ma´am, bitte! Sie können nicht springen, wenn sie ihr Kind im Arm haben!“

„Ich will nicht … Nein! Ich werde mein Kind nicht … Nein!“ Panisch schüttelte sie den Kopf. „Warum kommen Sie nicht näher ran?“

„Das würde viel zu lange dauern. Hier stehen viel zu viele Hindernisse im Weg.“ Er deutete auf die vielen geparkten Fahrzeuge.“ Bis dahin hätten die Flammen Sie schon lange erreicht!“

„Warum kommen sie nicht über das Treppenhaus?“

„Die Treppe ist verschüttet. Da ist ein Teil der Decke runtergekommen“, log Dean ihr ins Gesicht. Selbst wenn es ginge, war es höchst unwahrscheinlich sie und das Kind über diesen Weg zu retten. „Bitte Kristin. Ich fange es auf und mein Kollege bringt Ihr Baby in Sicherheit während ich Ihnen helfe.“

„Nein, ich … Oh mein Gott!“, stöhnte sie und warf das Bündel, dass sie in den Armen hielt so plötzlich in Deans Richtung, dass der kaum Zeit hatte, zu reagieren.

Nur dank seiner Reflexe konnte er gerade noch rechtzeitig zufassen.

„Verdammt“, knirschte er und drückte das kleine Wesen an seine Brust.

„Hey“, lächelte er auf das Baby herab und strich sanft über dessen Wange. Dann drehte er sich etwas umständlich zu Ted herum und drückte ihm das Kleine in die Arme.

Sofort machte der sich an den Abstieg.

Die Leiter schien erleichtert auszuatmen und richtete sich etwas auf.

„Jetzt Sie!“, forderte Dean nachdem er sich wieder der Frau zugewandte. „Kommen Sie, Kristin. Sie müssen springen! Ich fange Sie auf!“ Hoffentlich versprach er da nicht zu viel!

„Nein, ich kann nicht!“

„Kommen Sie! Sie müssen da weg! Das Feuer wird Sie jede Minute erreichen!“

„Ich kann nicht! Mein Sohn!“

„Mein Kollege bringt ihn in Sicherheit“, rief Dean und deutete auf Ted, der über die Hälfte des Weges nach unten schon geschafft hatte.

„Nein, Sie verstehen nicht! Mein Sohn!“ Sie beugte sich zur Seite und hob einen kleinen Jungen hoch, der wohl die ganze Zeit neben ihr gestanden hatte, aber zu klein war, als das ihn Dean hinter der Brüstung hätte sehen können.

„Verdammt!“, fluchte er laut, bevor er den Knopf seines Mikrofons drückte. „Ich brauche hier oben Hilfe, und ein Seil!“

Ted hielt inne, schaute auf und sah den kleinen Jungen, den die Mutter jetzt auf dem Arm hatte.

„Ach du heiliger Strohsack!“, keuchte er. Schnell jedoch hatte er sich wieder im Griff. „Einer muss mir das Baby abnehmen und ein Seil mitbringen!“

Kevin sprintete nach einem Sicherungsseil. Er kletterte wie ein Affe auf die Leiter, tauschte Seil gegen Baby und kam nun viel langsamer wieder zurück, während Ted wieder nach oben zu Dean stieg.

„Hey, hier“, sagte er und drückte ihm das Seil in die Hand.

„Kannst du mich sichern?“, bat Dean und Ted nickte. Er umfasste Deans Unterschenkel, während der sich auf die Leiter legte und sich so weit wie möglich zu der Frau und dem Kind hinüber lehnte. Er warf ihr das eine Ende des Seils zu. „Binden Sie es um seine Brust und machen Sie einen richtigen Knoten“, forderte Dean.

„Sie haben gesagt, dass Sie Daniel sicher fangen!?!“, forderte sie panisch.

Das hatte Dean zwar nicht, trotzdem antwortete er ruhig: „Ich fange ihn, Kristin, trotzdem möchte ich, dass Sie ihn zusätzlich sichern!“

Sie nickte fahrig, wickelte ihrem Sohn das Seil um die Brust und verknotete es vorn.

„Gut“, lobte Dean. „Jetzt helfen Sie ihm sich auf die Brüstung zu stellen. Halten Sie ihm ihre Hand hin, damit er sich abstützen kann! Und du, Daniel, wenn du stehst, drückst du dich ganz fest ab und springst zu mir rüber, okay?“

Daniel nickte unsicher und Dean betete stumm, dass der Kleine sich beeilen möge. Die Muskeln in seinen Oberschenkeln brannten. Das Atmen fiel ihm immer schwerer, weil er die Bauchmuskeln die ganze Zeit anspannte.

„Ich kann nicht!“, wisperte der Kleine kaum vernehmbar. „Ich hab Angst.“

Dean las es mehr von seinen Lippen, als dass er es verstanden hätte.

„Daniel, dein kleiner Bruder wartet unten auf dich. Komm. Schau zu mir, nicht nach unten. Immer nur zu mir schauen. Geh ein bisschen in die Hocke und jetzt spring!“

Wie ein Kaninchen die Schlange starrte Daniel Dean an und folgte seinen Anweisungen.

So wie Dean „spring“ gesagt hatte, drückte er sich ab und sprang.



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