Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 24: Die Gelegenheit --------------------------- 024) Die Gelegenheit „Stan hat mir angeboten, dass ich den Schrottplatz übernehmen könnte. Er will sich zur Ruhe setzen und nach Florida ziehen. Er hat mich gestern gefragt“, ließ Dean die Bombe platzen, während sie in einer Pause zusammenstanden. „Du bist Feuerwehrmann! Wie willst du da auf einem Schrottplatz arbeiten?“, fragte Sam überrascht, dass Dean überhaupt darüber nachzudenken schien. „Bloomington muss sparen und will einige Feuerwachen zusammenlegen. Außerdem denken sie darüber nach, die komplette Feuerwehr auf 24-Stunden-Schichten umstellen“, erzählte Chris. „In etlichen anderen Städten machen sie das schon länger und es funktioniert super. Wir verdienen dann zwar weniger, weil wir weniger Stunden im Monat arbeiten, aber sie müssen keine Feuerwehrleute entlassen.“ Das hatte sein Chief bei einer Besprechung in seiner Wache erklärt. „Wie sollten 24-Stunden-Schichten für die Arbeit auf einem Schrottplatz gut sein?“, wollte Sam wissen. „Weil wir 24 Stunden Dienst haben und dann 48 Stunden frei. Und weil wir dann einen Nebenbei-Verdienst gut brauchen könnten.“ „Weißt du zufällig auch wann die hier damit anfangen und ob die 39 auch umgestellt oder vielleicht geschlossen wird?“, wollte Dean wissen und hoffte, dass er nicht zu hoffnungsvoll klang. Grady hatte über eine Schichtplanänderung noch nichts verlauten lassen. Zumindest ihm gegenüber nicht, aber das hieß ja nicht, dass auch die Anderen es noch nicht wussten. „Keine Ahnung wann die starten wollen. Das Ganze ist im Moment wohl mehr Gerücht als Wahrheit. So wie Chief Miller erklärte, sollen die Wachen, die bestehen bleiben, erst umgebaut werden. Tut mir leid“, sagte Chris. Er vermutete, dass Dean gerne auf eine andere Wache wechseln würde. So wie das vorhin geklungen hatte, fühlte der sich da wohl nicht wirklich wohl, auch wenn er sich nie darüber aussprach und er wollte nicht tiefer bohren, solange der Freund es nicht direkt ansprach. „Lasst uns noch eine Runde schwimmen gehen“, schlug Dean vor, ging zum Beckenrand und sprang mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser. „Warum hast du nichts von Stans Angebot gesagt?“, fragte Sam auf dem Rückweg zu ihrer Wohnung. „Er hat es mir gestern angeboten und ich wollte erstmal eine Nacht darüber schlafen und nachdenken, ob es überhaupt eine Option wäre, bevor ich es dir sage.“ „Ist es eine Option?“ Dean schaute zu seinem Bruder. „Ich weiß nicht. Das Angebot klingt verlockend. Autos restaurieren klingt verlockend, aber bei meinem Schichtplan ist es nicht wirklich sinnvoll. Wenn Chris allerdings Recht hat und sie alle Wachen auf diese 24-Stunden-Dienste umstellen ...“ Er ließ den Rest des Satzes offen. Sam konnte es sich auch so gut denken. „Hast du denn Ahnung? Vom Restaurieren ja, klar. Vom Reparieren auch. Ich meine eher das Finanzielle.“ „Ich wollte Stan bitten, es mir zu erklären. Egal, ob ich den Schrottplatz übernehme oder nicht. Wissen kann nie schaden.“ „Das hast du definitiv früher anders gesehen“, lachte Sam. „Wissen war nur gut, wenn es der Jagd half.“ „Früher war auch nur wichtig wie ich dich schützen konnte und wie wir das Monster am schnellsten ausschalten. Ein richtiges Leben, selbst so wie Bobbys, stand nie zur Debatte.“ „Schon traurig, oder?“ „Im Nachhinein? Ja. Damals hätte ich mir nichts anderes vorstellen können.“ In dieser Nacht lag Dean länger wach. Der Schrottplatz, die neue Schichtregelung, Wache 39 und der Lehrgang wirbelten in seinem Kopf durcheinander. Was sollte er tun? Die neue Schichtregelung kam dem Restaurieren von Autos entgegen, was für den Schrottplatz sprach. Doch wer wusste schon wann die 39 diese Regelung übernahm? Wenn überhaupt. War er dann noch da? Hielt er es überhaupt bis zum Ende seiner Anwärterzeit da aus? Zurzeit missbrauchten sie ihn nur als Koch und zum Putzen. Damit konnte er ja noch irgendwie umgehen, auch damit, dass keiner wirklich mit ihm redete. Dass er jedoch bei den Einsätzen meistens nur zuschaute, fraß an ihm. Er hatte gerade mal vier Monate geschafft und hoffte jeden Tag nur, dass die freien Tage schnell kamen und nicht so schnell vergingen, wenn er endlich einen hatte. Das war doch auf Dauer kein Leben. So würde er nie ein guter Feuerwehrmann werden. Konnte er es überhaupt noch? Irgendwann fällte er eine Entscheidung. Er würde den Lehrgang mitmachen. Sam hatte ihm damals sofort dazu geraten, als er ihm von dieser Option erzählt hatte und ihn nur darin bestätigt, denn er wollte es auch. Außerdem war der Lehrgang eh schon bezahlt und auf den freute er sich schon seit der Anmeldung. Sollten sie ihn auf der 39 dann immer noch genauso behandeln wie jetzt, würde er kündigen. Das musste er sich nicht geben. Mit Stan wollte er reden und ihn fragen, ob er mit seiner Entscheidung bis Februar warten konnte und ob er ihm trotzdem das Finanzielle und das Steuerliche zeigen könnte. Diese Entscheidung brachte seine kreisenden Gedanken endlich zur Ruhe und er schlief ein. „Rüstgruppe?“, fragte Bataillon-Chief Grady abschätzig. „Was wollen Sie bei der Rüstgruppe? Sie können weder mit einem Spreizer umgehen noch Schlauchkupplungen richtig verbinden! Das ich Sie hier behalte, ist reine Freundlichkeit! Sie sollten besser komplett bei Mob und Kochlöffel bleiben! Da können Sie wenigstens kaum etwas falsch machen!“ Abschätzig musterte er Dean. „Wenn Sie trotzdem unbedingt zu diesem Lehrgang wollen, dann arbeiten Sie die Zeit raus. ICH werde Sie auf keinen Fall für einen Sinnlos-Lehrgang freistellen! Wäre ja noch schöner!“ „Dann arbeite ich die Tage raus“, erklärte Dean ruhig. „Ich kann eine Tagschicht dranhängen und einen Tag eher aus der Nachtschicht kommen.“ „Ach guck! Sie können also doch Ihre Freizeit opfern?“ Dean schob die Gedanken, dass sein Problem nur die Wache war, nicht die Freizeit, und die Frage, ob das überhaupt legal war, beiseite, nicht dass er ihn aussprach und antwortete: „Für den Lehrgang opfere ich die Freizeit!“ Battalion Chief Grady schnaubte. „Wie Sie wollen. Ich ändere den Dienstplan.“ „Danke, Sir“, sagte Dean und verließ das Büro. Drei Tage später gab es im Einzugsbereich von Wache 39 einen Unfall in einem Altöllager. Ein Arbeiter erlitt einen Herzinfarkt, während er mit seinem Stapler eine Palette mit vollen Altölfässern umsetzte. Der Stapler fuhr ungebremst in die, auf dem Platz gelagerten, Fässer und löste einen Domino-Effekt aus, bevor er zum Stehen kam. Etliche Fässer kippten um und nicht wenige davon schlugen leck. Das Öl verteilte sich großflächig über den Platz. Den ganzen Tag schaufelten die Feuerwehrmänner Sand in Säcke, um Barrieren zu errichten und verteilten Granulat und Matten, um das Öl zu binden. Erschöpft kamen sie zurück in die Wache und jeder war froh, über die heiße Dusche. Jeder, nur Dean nicht. Er hatte seine erste Doppelschicht vor sich und das heute! Er hatte das Glück echt gepachtet! Morgen war Sammys erster Studientag. Wie gerne hätte er ihn heute von seinen Grübeleien abgelenkt. Eine Runde Minigolf oder Schwimmen. Aber nein. Grady schien einen siebten Sinn dafür zu haben, ihn einzuteilen, wenn es ihm am Wenigsten passte. Vielleicht hatte er ja wenigstens ein bisschen Glück und konnte sich gleich noch ein paar Stunden ausruhen, damit er morgen früh mit Sam frühstücken und ihm viel Glück wünschen konnte. Er kam gerade aus der Dusche und Battalion Chief Grady schien ihn schon erwartet zu haben. „Nicht, dass Sie sich langweilen, während dieser Schicht. Ich will, dass morgen früh nichts mehr von der Sauerei hier zu sehen ist! Duschen, Einsatzwagen! Ich will das alles blitzt und blinkt. Ich komme morgen früh her und kontrolliere es. Sollte ich einen Fleck finden, streiche ich die Stunden!“ Dean starrte ihn an und überlegte, ob er das gerade richtig verstanden hatte, dann nickte er nur und holte sich die Putzmittel. Eine Stunde später war er mit der erste Dusche fertig. Lt. Pratt betrat den Waschraum als Dean begann die zweite Dusche einzusprühen. „Wieso machen Sie das und keine Reinigungsfirma? Für solche Einsätze haben wir doch jemanden“, warf er in den Raum. Dean musterte ihn fragend. Hatte der das jetzt wirklich ernst gemeint? Wortlos drehte er sich wieder um. Er hatte den Befehl zum Putzen, also würde er es tun. „Grady?“, stellte Pratt resigniert fest und nickte kurz. „Er mag Sie nicht.“ Er drehte sich um und verließ den Raum wieder. Kurz schaute Dean ihm nach, zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. In Gedanken fragte er sich schon, was das jetzt sollte. Hatten die in der zweite Schicht das noch nicht mitbekommen, wie Grady ihn behandelte? Eigentlich war das unmöglich, oder? Plötzlich öffnete sich die Tür wieder und zwei Feuerwehrmänner betraten den Raum. „Wir sollen helfen“, erklärte der eine und schaute sich um. „Wo sollen wir anfangen?“ „Ihr müsst nicht. Ich schaff das schon!“, wiegelte der Winchester ab und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. „Davon gehe ich aus. Ist aber egal. Also wo?“ Dean richtete sich auf, atmete kurz tief durch. „Sucht euch was aus, ich habe erst die eine Dusche fertig“, sagte er dann nur. „Alles klar. Willcocks, hol dir ein paar Säcke und schaff die öligen Klamotten raus. Ich fange mit den Waschbecken an.“ Der Angesprochene lief los. „Ich bin übrigens Everwood, Ted“, stellte sich der zweite Helfer vor. „Dean Winchester.“ Sie nickten sich grüßend zu, dann war nur noch das Schrubben zu hören. Zu dritt schafften sie den Duschraum in null Komma nichts. Gerade als Willcocks noch einmal alles durchspülte, kam der Lieutenant zu ihnen. „Wir wollen Pizza bestellen. Was wollt ihr?“ „Ich muss noch den ...“, begann Dean. „Die Drehleiter glänzt schon“, winkte Pratt ab. Zum ersten Mal seit er hier angefangen hatte, huschte ein Lächeln über Deans Gesicht. „Danke“, wisperte er fast lautlos. Er schluckte. „Aber ich hätte das auch alleine ..“ „Das ist mir schon klar. Das ist nur nicht meine Art und die meiner Männer auch nicht! Es ist Gradys Art und er zieht Männer an, die genauso sind wie er. Leider! Aber er ist der Schwager des Deputy Chiefs und Schwiegersohn des ehemaligen First Chiefs und hat deshalb Narrenfreiheit. Keiner will sich mit ihm anlegen, solange ihm nichts direkt nachzuweisen ist.“ Er schaute Dean bedauernd an und zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, aber keiner lässt sich auf einen Prozess gegen ihn ein, wenn Aussage gegen Aussage steht.“ Dean erwiderte nichts. Er ging in die Garage und schlich einmal um die Drehleiter, bevor er die Putzsachen wegräumte. Die Männer warfen sich nur wissende Blicke zu. Jeder von ihnen hatte die eine oder andere Schicht bei Grady durchstehen müssen und kannte seine kleinen Gemeinheiten. Sie konnten ihn verstehen. Die Pizzen kamen und Dean genoss zum ersten Mal, das gemeinsame Essen einer Feuerwehreinheit, die Frotzeleien untereinander und die entspannte Ruhe. Schnell fielen ihm die Augen zu. Bevor er richtig einschlief, räumte er sein Besteck weg und ging nach oben in den Ruheraum. Lt. Pratt schaute ihm grübelnd hinterher. „Fällt uns dazu nichts ein?“, wollte Everwood leise wissen. „Zurzeit nicht, leider, ohne dass ich einen von euch diese Piranhas zum Opfer werfe“, erwiderte der Lieutenant. „Aber ich bin für jeden Vorschlag offen!“ Das Klingeln des Weckers schlich sich in Sams Traum. Noch während des Aufwachens überlegte er, warum der Impala plötzlich wie sein Handy klang. Er schlug die Augen auf und brauchte etwas, um sie zurecht zu finden. Am Liebsten wollte er weiterschlafen. ‚So ein Quatsch‘, schalt er sich in Gedanken. Gut! Er hatte sich die halbe Nacht von links nach rechts und wieder zurückgedreht, weil ihm so vieles durch den Kopf spukte. Eigentlich war das ja vollkommen untypisch für ihn. Aber vielleicht war es auch die Freude, dass er sich endlich seinen Traum erfüllen konnte. Sein erster Tag als Student! Naja eigentlich ja nicht. Aber irgendwie schon. Und dieses Mal standen die Chancen sogar richtig gut, dass er das Studium auch beenden würde. Er stand auf und ging ins Bad. Auf dem Weg warf er einen Blick in Deans Zimmer, doch sein Bruder war noch nicht da. Schade! Gerade heute hatte er darauf gehofft, dass Dean schon hier wäre, wenn er aufstand und vielleicht sogar mit ihm einen Kaffee trinken zu können, doch leider hatte Dean heute seine erste lange Schicht für den Lehrgang und war noch nicht wieder zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)