Das Bluterbe der Youkaifürsten von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten") ================================================================================ Kapitel 8: Kamukiku ------------------- Eine zierliche Youkaifrau kniet züchtig neben der geöffneten Schiebetür. „Guten Morgen, Inu Yasha-sama!“, verneigt sich die Dienerin respektvoll, „Mir wurde aufgetragen, Euch zu unterrichten, dass Sesshomaru-sama Euch am Eingangstor erwartet.“ Der Hanyou nickt nur leicht, worauf die Dienerin die Tür wieder schließt und verschwindet. Nachdenklich sitzt Inu Yasha da. Er hat in dieser Nacht kaum ein Auge zugemacht. Zum eine war es ihm unbehaglich in diesen feinen Betten zu schlafen, man hat ständig das Gefühl irgendetwas schmutzig zu machen, und zum anderen hat er viel nachgedacht. Die Worte des Rates gehen ihm immer wieder durch den Kopf und es gibt daran noch einiges, was er nicht richtig versteht. Aber ihm ist klar, dass die Ratsmitglieder nicht all zu viel von ihm halten. Trotzdem wird von ihm erwartet, dass er sich wieder wie ein Fürstensohn verhält. Das macht ihm ein wenig Kopfzerbrechen. Bisher hatte er noch nicht sonderlich viel mit den Reichsangelegenheiten seines Bruders zu schaffen. Wenn das hier allerdings so sehr ausartet wie beim letzten Mal, na dann gute Nacht! Inu Yasha kann sich noch lebhaft an die Ereignisse erinnern, als er zuletzt gezwungen war, sich seines Fürstenblutes würdig zu erweisen und er hat sie in nicht besonders guter Erinnerung. Aber vielleicht lässt sich das aktuelle Problem ja schneller erledigen, ohne dass es zu viele Schwerverletzte gibt, oder Tote. Wie dem auch sei, er muss wohl mal wieder seine Etikette hervorkramen, wenn er nicht all zu sehr bei den Leuten hier anecken will. Es wird ihm vermutlich nicht leicht fallen, sich immer im Zaum zu halten, aber er wird sich zumindest bemühen. Besonders jetzt, nachdem Sesshomaru für ihn Partei ergriffen hat gegenüber dem Rat. Ein wenig widerstrebend erhebt Inu Yasha sich. Sein Bruder ist früh auf, wen wundert es? Sicher möchte er die unangenehme Angelegenheit rasch hinter sich bringen. Es war ja klar, dass er seinen Bruder zu diesem ominösen Kamukiku-sama begleiten würde. Bestimmt hat er ihn nicht nur deshalb hierher mitgenommen, damit er hier im Palast Däumchen dreht. Na ja, wenn er schon den Fürsten spielen soll, dann will er das auch so gut wie möglich machen. Und das bedeutet, sein Bruder wird ihm einiges erklären müssen. Diesmal wird er sich nicht mit irgendwelchen Ausreden abspeisen lassen. Inu Yasha öffnet die Schiebetür. Direkt gegenüber liegt Kagomes Zimmer. Etwas zögernd steht er davor. „Kagome?“, ruft er vorsichtig. Doch er erhält keine Antwort. Behutsam schiebt er die Tür ein Stück auf und lugt durch den Spalt. Auf dem Futonbett in der Mitte des Raumes liegt Kagome und schläft noch immer tief und fest. Inu Yasha seufzt leicht, er beneidet seine Freundin um ihren gesunden Schlaf. Er schiebt die Tür auf und tritt an das Bett heran. Sie liegt auf dem Bauch und hat sich in die Decke gekuschelt, eine Hand hängt entspannt auf den Boden hinab. Mit geschlossenen Augen und halbgeöffnetem Mund hat sie ihren Kopf unter ihrem Kissen vergraben. Inu Yasha wird es ein wenig sonderbar zumute, während er seine Freundin so schlafend beobachtet. Eine ganze Weile steht er einfach nur da und rührt keinen Muskel. Doch dann bückt er sich herab und rüttelt sie behutsam an der Schulter. „Kagome!“ Mit einem Ruck fährt die junge Frau hoch. „Sitz!“, ruft sie noch völlig im Halbschlaf und nur eine Sekunde später ist neben ihr ein heftiges Rumpsen zu hören. Verschlafen reibt sich Kagome die Augen und räkelt sich ausgiebig. Dann öffnet sie die Augen und blickt neben sich. „Oh, Inu Yasha“, meint sie verwundert, „Was machst du denn da unten?“ „Dreimal darfst du raten!“, kommt es griesgrämig von dem Hanyou zurück. Nun dämmert es Kagome offenbar. „Oh entschuldige, tut mir leid“, meint sie, „War keine Absicht.“ „Ich hätte gern einen Sack Reis, für jedes Mal, wenn du das sagst“, brummt der Hanyou und rappelt sich wieder auf. „Sesshomaru wartet schon auf uns. Wir sollten uns vermutlich etwas beeilen. Ich hab keine Lust es mir gleich wieder mit ihm zu verscherzen.“ Kagome nickt. „In Ordnung, dann gehst du jetzt mal fein raus und ich zieh mich an und dann können wir auch schon los!“ Demonstrativ schiebt sie ihren Freund zur Tür hinaus. „Bis gleich!“, meint sie und dann schließt sie die Tür. Es dauert wirklich nicht lange, bis die beiden beim Eingangstor des Palastes auftauchen. Kagome hatte erst überlegt ob sie ihren Rucksack benötigen wird, doch da Sesshomaru damit rechnet, abends schon wieder zurück zu sein, hatte sie ihn im Quartier gelassen. Nur ihren Bogen hat sie mitgenommen. Vom Tor blickt ihnen bereits ein bekanntes Gesicht entgegen. Inu Yasha stellt fest, dass sein Bruder inzwischen wieder vollkommen hergestellt aussieht. Wenn er gestern auf dem Rat noch ein wenig blass wirkte, so scheint er sich heute wieder vollkommen erholt zu haben. Ein wenig beneidet er ihn darum. Seine Verletzungen heilen zwar auch recht schnell, aber es dauert doch einige Tage länger als bei seinem Bruder. Mit gewohnt gelassener Miene blickt der Youkaifürst zu den beiden hinüber. Als die zwei das Tor schließlich erreicht haben, wendet Sesshomaru sich zum Gehen und meint nur zu Inu Yasha: „Komm!“ „Willst du gar nicht sagen, dass Kagome nicht mitkommen soll, weil es für Menschen zu gefährlich ist oder nicht schicklich, oder so?“, kann der Hanyou sich nicht verkneifen. „Würde das dieses Mal etwas bringen?“, entgegnet der Daiyoukai ohne sich umzudrehen. Inu Yasha zögert. „Nein, vermutlich nicht“, gibt er zu, „Ich dachte nur...“ „Du weißt es doch bereits, wozu soll ich es dir dann noch einmal sagen?“, unterbricht ihn Sesshomaru ungerührt, „Es ist deine eigene Verantwortung, wenn du sie mitnehmen willst. Auch das sagte ich dir bereits.“ Der letzte Satz klingt ein wenig gereizt. „Schon gut!“, lenkt Inu Yasha ein. Rasch schließen er und Kagome zu den zügigen Schritten des Daiyoukai auf. Eine ganze Weile laufen sie schweigend hinter dem Daiyoukai her, der anscheinend sehr zielsicher seinen Weg verfolgt. Irgendwann packt Inu Yasha allerdings doch die Neugierde und er schließt zu seinem Bruder auf. „Verrätst du mir wohin wir gehen?“, fragt er so diplomatisch wie er vermag. „Du wirst es früh genug sehen“, kommt die emotionslose Antwort. „Warum hab ich das jetzt bloß wieder gewusst?“, brummt Inu Yasha muffig, „Sagst du mir wenigstens wer dieser Kamukiku eigentlich ist?“ Diesmal ist der Daiyoukai etwas mitteilsamer. „Kamukiku-sama ist die älteste Youkai unseres Clans“, gibt er Auskunft. „Ach, Kamukiku ist eine Frau?“, vernimmt man nun Kagomes Stimme und sogleich taucht sie zwischen den beiden Brüdern auf. Ein wenig säuerlich blickt Sesshomaru auf die junge Frau hinab, aber er antwortet trotzdem. „Man könnte sagen, dass das stimmt.“ „Was soll das denn heißen?“, fragt Inu Yasha nun irritiert zurück, „Was denn nun, ja oder nein? Beides geht wohl schlecht, oder?“ Sesshomaru versteift sich ein wenig. „Es wäre besser, wenn du dich bemühst, ihr gegenüber höflich zu bleiben. Kamukiku-sama ist ein wenig... exzentrisch. Wenn sie verärgert ist, werden wir von ihr nichts mehr erfahren.“ Inu Yasha hebt etwas spöttisch die Brauen. „Du meinst, sie würde dir, dem Fürst ihres Clans, die Antwort schuldig bleiben?“ Sesshomarus Gesicht verfinstert sich ein wenig. „Gerade mir.“ Unwillkürlich beschleunigt sich sein Schritt. Überrascht hebt Kagome die Brauen. „Warum gerade dir? Ist sie nicht gut auf dich zu sprechen?“ „Das ist es nicht“, bemerkt Sesshomaru knapp. „Meine Güte!“, schnauft Inu Yasha genervt, „Rück doch endlich mal mit der Sprache heraus! Wir sollen dir helfen? Gut, aber dann lass uns nicht immer im Dunkeln tappen. Das ist auf die Dauer nämlich echt anstrengend. Also, was müssen wir wissen?“ Für einen kurzen Moment scheint Sesshomaru mit sich zu ringen, doch dann hat er offenbar eine Entscheidung getroffen. „Kamukiku-sama ist weitaus älter als die meisten Youkai in unserem Clan, deshalb ist sie der Auffassung, dass Etikette und Hierarchie für sie keine Rolle mehr spielt.“ „Und gleich ist sie mir sympathisch“, murmelt Inu Yasha leise, fängt sich dafür jedoch einen strengen Blick von seinem Bruder ein. „Psst!“, bringt Kagome ihren Freund zum Schweigen, „Dann lass ihn auch ausreden.“ „Sie hat ein Problem mit Autorität“, führt Sesshomaru seinen Bericht fort, „Deshalb lebt sie auch nicht im Palast, oder in einem anderen Anwesen unserer Ländereien. Sie zieht es vor unabhängig umherzuwandern und niemandem gegenüber Rechenschaft darüber abzulegen, wo sie sich gerade aufhält. Allerdings ist mir ein Ort bekannt, zu den es sie immer wieder zurückzieht. Dort werden wir sie suchen.“ „Und was ist das für ein Ort?“, fragt Inu Yasha. „Die Gedenkstätte unserer Ahnen“, erklärt Sesshomaru emotionslos. Inu Yashas Augen weiten sich. Er fühlt sich ein wenig unbehaglich in seiner Haut, bei dem Gedanken schon bald seiner Familienvergangenheit zu begegnen. Auch Kagome wirkt etwas verunsichert. „Ist es dann wirklich in Ordnung, wenn ich mitkomme? Ich meine, diese Gedenkstätte ist für euren Clan doch sicher... heilig oder so. Werden sie nicht vielleicht ärgerlich, wenn ein Mensch dahin geht?“ Mit unergründlicher Miene blickt Sesshomaru sie einen Moment an, dann fragt er: „Beabsichtigst du, dich dort unziemlich zu verhalten?“ Energisch schüttelt Kagome den Kopf. „Nein, ganz bestimmt nicht! Versprochen!“ „Dann gibt es kein Problem“, entscheidet der Daiyoukai gelassen. „Aber was ist mit dieser Kamukiku“, fragt Inu Yasha, „Mag ja sein, dass du damit einverstanden bist, aber was wird sie davon halten? Du sagtest doch, sie hätte ein Problem mit Autorität. Was ist wenn wir sie tatsächlich dort finden und sie versucht, Kagome zu töten?“ „Ich vermute, dann wirst du sie beschützen“, meint Sesshomaru mit einem leichten Seitenblick. „Ja, schon!“, brummt Inu Yasha, „Aber vielleicht redet sie dann gar nicht mehr mit uns. Außerdem kann ich doch nicht einfach eine alte Frau angreifen“, fügt er verstimmt hinzu. „Wenn sie dich angreift, warum nicht?“, gibt Sesshomaru ungerührt zurück. Doch noch ehe Inu Yasha etwas Empörtes erwidern kann, redet Sesshomaru schon weiter. „Ich versichere dir, Kamukiku-sama ist bei weitem nicht so wehrlos wie du annimmst. Wenn sie Ärger macht, darf sie sich nicht über die Resonanz wundern.“ „Das macht es nicht gerade besser“, murmelt Inu Yasha noch immer etwas unbehaglich. „Glaubst du wirklich, sie redet mit uns?“, fragt Kagome noch einmal unsicher. „Ich will es hoffen“, der Daiyoukai wirkt nun ein wenig angespannter, „Anderenfalls wird es schwierig werden, an die nötigen Informationen zu kommen.“ „Wieso? Willst du sie dann etwa zwingen?“, kommt es skeptisch von Inu Yasha. Nun legt sich ein leicht spöttischer Zug um Sesshomarus Mundwinkel. „Ich denke nicht, dass man Kamukiku-sama zu irgendetwas zwingen kann.“ „Weshalb nicht?“, fragt Kagome verwundert. „Weil nichts, das man ihr androhen könnte, Eindruck auf sie machen würde“, erklärt Sesshomaru ungerührt. „Nicht einmal, wenn man droht sie zu töten?“, fragt Kagome verblüfft. Nun wendet Sesshomaru ihr herablassend den Blick zu. „Kamukiku-sama ist über zweitausendsiebenhundert Jahre alt. Den Tod fürchtet sie schon lange nicht mehr, wie so ziemlich alles andere auch nicht. Eben das wird es schwierig machen, sie dazu zu bewegen, uns zu sagen, was wir wissen wollen.“ „Hast du einen Plan?“, fragt Inu Yasha. Der Daiyoukai atmet einmal leicht durch. „Wir werden sehen“, dann beschleunigt er noch mal seinen Schritt. „Also hat er keinen“, meint Inu Yasha seufzend. Doch der Youkaifürst zeigt nicht, ob er ihn gehört hat, denn in diesem Moment ist er einige Schritt vor ihnen wie erstarrt stehengeblieben. Aus Gewohnheit gleitet Inu Yashas Hand gleich zu Tessaigas Griff. Wachsam beobachtet er nun wie sein Bruder sich langsam zu ihnen umwendet, doch der Daiyoukai blickt gar nicht zu ihnen, sondern seine Augen suchen mit einem ungewöhnlich erstaunten Gesichtsausdruck den Himmel ab. Sofort folgen Kagome und Inu Yasha seinem Blick und der Hanyou macht auf einmal große Augen. Da ist es auch schon zu hören: „Sesshomaru-sama! Hallo!“ Verblüfft beobachten Inu Yasha und Kagome, die beiden Personen, die gerade auf dem Rücken einer Dämonenkatze direkt auf sie zusteuern. Auch Sesshomaru zeigt sich nun deutlich überrascht über den unerwarteten Besuch, als die drei bekannten Gesichter einige Meter vor ihm auf dem Gras aufsetzen. „Was tust du hier, Rin?“, richtet der Daiyoukai das Wort an das Mädchen, das gerade vom Rücken der Katze herunterrutscht und ihn freudig anlächelt. „Verzeihung, Sesshomaru-sama!“, antwortet Kohaku schuldbewusst an ihrer statt, „Ich wollte sie eigentlich gar nicht mitbringen, aber sie hat einfach keine Ruhe gegeben.“ „Du sagtest, ich soll die Passwörter niemandem verraten“, verteidigt sich das Mädchen an Sesshomaru gewandt, „Also musste ich sie den Wachen persönlich sagen.“ „Aber was habt ihr hier überhaupt zu suchen?“, kommt es nun von Inu Yasha. Nun lässt sich der junge Dämonenjäger behutsam von Kiraras Rücken gleiten, dabei verzieht er kurz das Gesicht. Dann geht er zu dem Daiyoukai hinüber. Man kann nun sehen, dass er all seinen Mut zusammennimmt. „Sesshomaru-sama“, beginnt er beherzt, „Ich muss Euch etwas Wichtiges mitteilen.“ Zunächst scheint Sesshomaru den jungen Mann abwägend zu mustern, doch dann fragt er: „Worum geht es?“ Kohaku atmet einmal still durch. „Ich bin gestern einem Youkai begegnet, der behauptet hat, er hätte Euch... schwer verletzt.“ Die Haltung des Youkaifürsten versteift sich ein wenig, doch sonst zeigt er keine Reaktion. Ein wenig unsicher versucht Kohaku den Daiyoukai einzuschätzen. Es hat kaum den Anschein, als wäre er irgendwie angeschlagen. Könnten die Worte des Youkais eine Lüge gewesen sein? Behutsam versucht er es erneut. „Er brüstete sich damit, Euch beinah getötet zu haben.“ Sesshomarus Kiefer verhärten sich. „Und weiter?“ Kohaku fasst das als Bestätigung auf, dass dem Daiyoukai der betreffende Youkai zumindest nicht unbekannt ist. Nun kann er es wagen, weiterzuerzählen. „Ich traf ihn in einem Kloster. Er hatte sämtliche Mönche umgebracht und gefressen. Wir führten ein kurzes Gespräch während dem er von seinem Kampf mit Euch sprach. Er wollte mich schon töten, doch er ließ mich am Leben, damit...“, er zögert kurz, „damit ich Euch eine Nachricht von ihm bringe.“ Er blickt etwas unbehaglich zu Boden. „Eine Nachricht?“, meint Kagome überrascht, „Für Sesshomaru?“ Kohaku nickt. „Was für eine Nachricht?“, fragt Inu Yasha an Stelle seines Bruders. Kohaku hebt den Kopf und blickt Sesshomaru an. „Er sagte, er wäre Sesshomaru und er würde bald kommen um zu holen was ihm zustünde.“ Ein Moment lang hängen die Worte schwer in der Luft. Der weißhaarige Daiyoukai verzieht keine Miene, doch dann wiederholt er langsam: „Was ihm zustünde?“ Ein gefährlicher Unterton schwingt in den Worten mit und dann beginnt sich seine Miene langsam zu verfinstern. „Dieser dreiste, kleine Bastard!“, zischt er leise. „Sagte er wirklich, er heißt Sesshomaru?“, kann Inu Yasha nun nicht mehr an sich halten. Kohaku nickt. „Er wollte mir erst weismachen, dass er Sesshomaru wäre, doch ich erklärte ihm, dass ich wüsste wie der echte aussieht. Das schien er interessant zu finden. Vielleicht hat er deshalb gerade mich hierher geschickt, mit dieser Botschaft.“ „Aber was kann er damit bezwecken?“, wundert sich Kagome. Diesmal ist es Sesshomaru der antwortet. „Das ist doch wohl eindeutig!“, stellt er finster klar, „Er will mein Reich. Dies ist eine offizielle Herausforderung.“ „Aber er hat dich doch schon besiegt“, wendet Inu Yasha ein. Frostig blickt Sesshomaru ihn an. „Es wurde nichts entschieden. Wir leben beide noch. Nach unserem nächsten Kampf wird das anders sein.“ „Du willst noch einmal gegen ihn kämpfen?“, fragt Inu Yasha. „Selbstverständlich!“, entgegnet Sessomaru grimmig, „Ich bin der Fürst! Ich werde mich jeder Herausforderung stellen, die nötig ist!“ „Er bringt dich um“, behauptet Inu Yasha trocken. „Das ist noch lange nicht entschieden!“, grollt Sesshomaru nun ärgerlich, „Diesmal werde ich vorbereitet sein auf ihn.“ Mit diesen Worten wendet er sich zum Gegen und blickt sich nicht ein einziges Mal mehr um. „Hui, der hat ja eine Wut“, stellt Kagome fest. „Wundert dich das?“, fragt Inu Yasha, „Ich wär' vermutlich auch sauer wenn mich jemand fast tot geprügelt hätte, mich dann anschließend noch mal herausfordern würde, und sich dann auch noch ganz respektlos meinen Namen erschleichen wollte.“ „Ok, wenn man es so sieht“, stimmt Kagome zu. Eine ganze Zeit lang folgen sie nun schweigend dem aufgebrachten Daiyoukai der unbeirrbar seinem Ziel entgegenstrebt. Kohaku und Rin reiten neben Inu Yasha und Kagome her, auch sie verlieren kein weiteres Wort, jeder hängt ein wenig seinen eigenen Gedanken hinterher. Die ungewöhnliche Nachricht hat alle ins Grübeln gebracht. Schließlich nach einer ganzen Weile sehen sie, wie sich Sesshomarus Schritte verlangsamen und er vor einem großen, steinernen Torrahmen der am Eingang eines Waldes erbaut wurde, stehenbleibt. Neugierig kommen die anderen näher. Aus dem Gestein sind mehrere furchteinflößende Hundeköpfe eingemeißelt worden. „Ist das die Gedenkstätte?“, fragt Inu Yasha, „Das ist der Eingang“, berichtigt Sesshomaru ihn. Dann tritt er ohne ein weiteres Wort hindurch und die anderen beschließen, ihm zu folgen. Der schmale, angelegte Pfad schlängelt sich eine Weile durch das friedliche Wäldchen und endet dann auf einer großen Lichtung. Die kleine Gruppe tritt aus dem Wald heraus und Kagomes Augen weiten sich erstaunt. Mitten auf der Lichtung steht ein riesenhafter, alter Baum. Seine höchsten Zweige reichen weit hinauf bis in den Himmel. Um ihn herum wachsen noch einige andere mächtige Bäume, die das Wäldchen um sie herum ohne Weiteres überragen, jedoch nicht an die gewaltigen Maße des großen Baumes in ihrer Mitte herankommen. Mit staunenden Augen tritt die kleine Reisegruppe näher an die abgesonderte Gruppe Riesenbäume in der Mitte der Lichtung heran. Bei näherer Betrachtung sind es erstaunlich viele, in unterschiedlichen Größen. „Das ist also unsere Gedenkstätte?“, Inu Yasha findet als erstes die Sprache wieder. Sesshomaru scheint sich inzwischen wieder etwas beruhigt zu haben. Er nickt. „Dies sind die Bäume unserer Ahnen“, erklärt er, „Gepflanzt, stets von den Eltern für ihre Kinder. Sie sollen das Leben der Betreffenden ehren, nicht erst den Tod, wie es im Osten üblich ist“, fügt er leicht abfällig hinzu. „Das ist ein schöner Brauch“, meint Kagome anerkennend. Sesshomaru wirft ihr einen schweigenden Blick zu, dann tritt er an einen gewaltigen Baum im vorderen Bereich der Baumgruppe heran und legt würdevoll eine Hand auf seinen Stamm. „Dieser Baum gehört unserem Vater“, erklärt er ohne jedoch Inu Yasha direkt anzublicken. Der Hanyou hat beinah den Eindruck, als würde der Daiyoukai fast schon ehrfürchtig über die Rinde des gewaltigen Stammes streichen. Dann blickt Sesshomaru sich doch zu ihm um. „Komm her!“, fordert er ihn auf, doch ausnahmsweise klingt es nicht wie ein Befehl, sondern eher als wolle er seinem Bruder die Befangenheit nehmen. Ein wenig unsicher tritt Inu Yasha zu ihm. Er kann sich nicht helfen, aber sein Herz beginnt auf einmal unruhig zu pochen. Er muss den Kopf weit in den Nacken legen, wenn er die Wipfel des Baumes sehen will. Fast ein wenig andächtig berührt seine Hand nun den Stamm. Die Borke fühlt sich glatt und kühl an. Nun zeigt Sesshomaru auf einen etwas kleineren Baum daneben. „Und dies ist der Baum meiner Mutter.“ Inu Yasha kribbelt es auf einmal recht unbehaglich im Nacken. Ihm ist gar nicht wohl dabei, das Gespräch auf die Mutter seines Bruders zu bringen. Die Tatsache, dass es nicht auch seine ist, ist einfach schon zu oft der Grund für die Auseinandersetzungen zwischen ihm und seinem Halbbruder gewesen. Doch Sesshomarus Blick ist hier deutlich reservierter als noch gerade beim Baum seines Vaters. Offenbar war ihr Verhältnis, nicht ganz so innig. Schweigend blickt Inu Yasha zu dem hohen, schlanken Baum hoch, und er hat das Gefühl, als würden ihn von dort, verachtende Augen anblicken. Nein, dieser Baum behagt ihm gar nicht. „Komm mal mit“, wendet sich Sesshomaru nun an ihn, „Ich möchte dir etwas zeigen.“ Ein wenig verhalten begleitet der Hanyou seinen Bruder nun in den Wald der Riesenbäume hinein. Die anderen folgen ihnen unauffällig und staunend. Die Stille zwischen den Bäumen ist durchaus respekteinflößend. Schließlich bleibt Sesshomaru vor einem schlanken Ahornbaum stehen. Er ist nicht besonders massig, aber seine Zweige recken sich unter dem Blätterdach der anderen Bäume trotzig nach oben. „Wem gehört dieser Baum?“, wagt Inu Yasha nach ein paar Momenten zu fragen. „Izayoi“, ist die nüchterne Antwort des Daiyoukais, und Inu Yasha spürt wie sich auf einmal ein Kloß in seinem Hals bildet. „Warum steht der hier?“, bringt er mit schwacher Stimme hervor, „Ich dachte, das wäre eine Gedenkstätte für Youkai.“ „Vater ließ sich nicht davon abbringen“, antwortet Sesshomaru ruhig, „Er hat darauf bestanden, obwohl sie ihn massiv bedrängt haben, es zu lassen. Für ihn gehörte sie zur Familie.“ Nun wendet sich der Youkai um zu zwei weiteren, mächtigen Bäumen, die ein Stück entfernt davon stehen. Sie sind annähernd gleichgroß. Der Daiyoukai strafft sich ein wenig als er die Hand an den Höheren von ihnen legt. „Dies hier ist mein Baum!“, sagt er würdevoll und für einen kurzen Moment erkennt Inu Yasha deutlich den Stolz des prächtigen Baumes, der in vollem Laub steht, in den Augen seines Bruders wieder. Ein wenig bange klopft dem Hanyou das Herz, als er schließlich fragt: „Und der daneben? Wem gehört der?“ Ernst blickt Sesshomaru ihn an. „Dir!“ Inu Yasha muss einmal durchatmen um seinen aufgeregten Puls wieder etwas zu beruhigen. Ihm wird auf einmal so wehmütig zumute. „Wer hat ihn gepflanzt?“, fragt er leise. Die Augen des Daiyoukais treffen nun die seinen. „Ich!“, verkündet Sesshomaru ernst. „Warum?“, fragt Inu Yasha. „Vater hatte dich offiziell anerkannt. Deine Mutter hatte bereits ihren Platz unter den Ahnen. Er selbst vermochte es nicht mehr. Es war eine Selbstverständlichkeit.“ „Ach so!“, murmelt Inu Yasha ein wenig betrübt. „Außerdem“, fügt nun Sesshomaru zögernd hinzu, „wäre es sein Wunsch gewesen. Es hätte ihn stolz gemacht.“ Nun hebt Inu Yasha den Blick. Schweigend mustert er seinen Bruder. Er fühlt sich weniger schwermütig als noch gerade, doch weiß er nicht, wie er das ausdrücken soll, was ihm gerade auf dem Herzen liegt. Doch in diesem Moment wendet Sesshomaru den Blick ab und er hebt kurz sinnend den Kopf. Dann sagt er laut: „Ich, weiß, dass Ihr hier seid, Kamukiku-sama! Zeigt Euch, ich habe ein wichtiges Anliegen an Euch!“ Irritiert blicken sich die anderen ebenfalls um, aber außer ihnen ist niemand zu entdecken. Doch auf einmal ertönt eine tiefe, volle Altstimme hinter den gewaltigen Bäumen hervor. „Sieh an, der kleine Prinzenwelpe kommt mich auch mal wieder besuchen!“ Überrascht fahren die Köpfe der kleinen Gruppe herum und plötzlich taucht hinter dem riesigen Baum in der Mitte des Wäldchens eine mächtige, große Gestalt auf. Sie hat langes, zerzaustes Fell und große, rotfunkelnde Augen. Es ist ein gewaltiger, schneeweißer Hund und er misst beinah fünfzehn Schritt Höhe. Erschrocken fahren Kagome und die anderen zusammen, und wieder geht Inu Yashas Hand zum Griff seines Schwertes, doch ein schwaches Kopfschütteln und ein ernster Blick seines Bruders halten ihn vom Ziehen ab. Nun richtet sich die gewaltige Hundeyoukai zu ihrer vollen Größe auf und mit einem schauerlichen Grinsen um ihre Lefzen blickt sie auf die Gruppe vor sich herab. Zu Inu Yashas völliger Verblüffung, kommt jetzt Bewegung in Sesshomaru. Ohne ein Wort zu sagen, sinkt der Daiyoukai respektvoll auf ein Knie hinab und senkt den Blick. „Oh, der kleine Prinz hat noch nicht vergessen, was sich gehört“, die tiefe Stimme der riesigen Hündin klingt belustigt. Doch Sesshomaru scheint den Spott zu überhören. „Ich grüße Euch, Kamukiku-sama!“, sagt er höflich, „Inzwischen trage ich den Titel Fürst. Ich bin sicher, man hat Euch davon unterrichtet.“ Nun beugt sich die riesige Hündin mit funkelnden Augen zu ihm hinunter. Ihre gewaltige Schnauze hält nur wenige Handbreit vor Sesshomarus Gesicht inne. „So?“, schnaubt sie abfällig und durch den warmen Atem werden Sesshomarus Haare nach hinten gepustet, was der Daiyoukai reglos toleriert. „Ich kann mich gar nicht daran erinnern“, knurrt die Inuyoukai streng, „Aber mir entfallen so einige Nichtigkeiten in letzter Zeit. Ich kann mich allerdings noch gut daran erinnern, wie du ein kleiner, zierlicher Welpe warst, der sich einen Spaß daraus gemacht hat, mir immer an meinen Ohren zu zerren.“ Unwillkürlich entfährt Inu Yasha ein kurzes Prusten bei dem Gedanken. Der gewaltigen Hündin ist dies jedoch nicht entgangen. Sie hebt den Kopf und mustert die anderen Anwesenden ausführlich. „Wen hast du denn da mitgebracht, kleiner Prinz?“, fragt sie nun interessiert. Sesshomaru erhebt sich nun wieder. „Dies ist mein Halbbruder, Inu Yasha“, stellt er den Hanyou vor. Die Dämonenhündin zieht prüfend die Luft ein. „Ein Hanyou, nicht wahr? Dann wendet sie ihm den Kopf zu. „Komm mal her, kleiner Hanyou, und lass dich beschnuppern!“ Ein fragender Blick Inu Yashas geht hinüber zu Sesshomaru, doch der Daiyoukai fordert ihn nur mit einer leichten Kopfbewegung auf, näherzutreten. Die mächtige Nase der Hündin streift jetzt prüfend über Inu Yashas Körper und der Hanyou hat alle Mühe, von dem Schnüffeln nicht umgepustet zu werden. Schließlich hat die Riesenhündin ihre Prüfung abgeschlossen und sie hebt wieder den Kopf. „Er riecht appetitlich!“, meint sie mit einem schaurigen Grinsen. Unwillkürlich zucken die Anwesenden alarmiert zusammen, bis auf Sesshomaru. „Lasst die Scherze, Kamukiku-sama“, meint er gelassen und erhebt sich wieder, „Es gibt einen wichtigen Grund, weshalb wir Euch aufsuchen.“ „Es sind noch andere Personen anwesend“, unterbricht die Hündin ihn, „Wer ist das? Ich rieche Menschen!“ Und zum ersten Mal nimmt Kagome das Gesicht der riesigen Hündin etwas genauer in Augenschein. In den gewaltigen, roten Augen liegt eine unangenehme Leere, die ihr zuvor nicht aufgefallen ist und ihr wird ein wenig schwer ums Herz. Die riesige Hündin ist offenbar blind. „Es sind Freunde meines Halbbruders“, erklärt Sesshomaru. „Bring sie her!“, kommandiert die Hündin streng. Inu Yasha ist gar nicht wohl dabei, als er zusieht wie sich Kagome, Kohaku und Rin nun der mächtigen Hundeschnauze nähern, die bloß einmal zuschnappen muss, um sie alle auf einmal zu verschlingen. Nicht gerade sanft schnüffelt die riesige Nase nun an Kagome herum, während die junge Frau mit klopfendem Herzen versucht sich so wenig wie möglich zu bewegen. Dann plötzlich entfährt den großen Nasenlöchern ein heftiges Niesen, das das Mädchen prompt von den Füßen holt. Inu Yasha zuckt unruhig zusammen dabei. „Eine Miko!“, ertönt das kritische Knurren in der Kehle der Dämonenhündin, „Den Geruch erkenne ich doch unter tausenden! Und wen haben wir hier?“ Nun wendet sich die große Schnauze Kohaku zu. Auch er lässt die eingehende Untersuchung reglos über sich ergehen. „Ein Dämonenjäger?“, nun klingt die Hündin doch etwas verwundert. „Dein Anliegen scheint dir ja wirklich viel zu bedeuten, kleiner Prinz, wenn du auch noch solche Verstärkung mitbringst.“ „Dies sind die Begleiter, meines Halbbruders“, erklärt Sesshomaru ruhig, „Sie leisten ihm lediglich Gesellschaft.“ „Nun, mir soll es egal sein“, meint die alte Youkai abfällig, „Und wer fehlt nun noch?“ Nun wendet sie ihre funkelnden Augen Rin zu und Inu Yasha bemerkt mit einer gewissen Befriedigung, dass sich die Haltung seines Bruder ein wenig anspannt. Neugierig beschnüffelt die riesige Dämonin das Mädchen, das unter dem warmen Atem, der ihr durchs Haar und die Kleider pustet, unwillkürlich glucksen muss. Ein wenig belustigt hebt die Youkai nun den Kopf. „Es ist schon lange her, dass ich Kinderlachen gehört habe, fast schon zu lange. Wer ist dieses Kind?“ Zu Inu Yashas Überraschung tritt nun Sesshomaru vor. „Sie ist meine Tochter“, sagt er fest. Die Hündin hebt ihre mächtigen Brauen. Noch einmal senkt sie den Blick und beginnt an Rin zu schnüffeln die davon umgepustet wird und nun kichernd am Boden liegt. Verwundert beendet die Youkai ihre Inspektion. „Sie ist ein Mensch, ich bin mir sicher.“ „Ich habe sie adoptiert!“, stellt Sesshomaru ernst klar. Einen Moment lang hält die mächtige Hündin inne, doch dann lässt sie sich bequem auf dem Gras nieder und wendet sich der Gruppe gelassen zu. „In Ordnung!“, verkündet die tiefe Stimme gemütlich, „Mein Interesse ist geweckt. Scheinbar habe ich einiges versäumt in der vergangenen Zeit. Du darfst dein Anliegen vorbringen, kleiner Prinz.“ „Habt Dank, Kamukiku-sama!“, sagt Sesshomaru höflich. „Ich bin gerne bereit Euch ausführlich zu berichten, wie es dazu kam, doch dies ist eine Geschichte, die es wert ist, vollständig erzählt zu werden, und im Augenblick bin zu sehr in Eile, um ihr gerecht zu werden.“ „Ich werde mit Spannung darauf warten, dass Euch Eure kurzweiligen Probleme nicht mehr länger im Wege stehen“, meint die Youkai ein wenig sarkastisch, doch sie scheint damit einverstanden zu sein. „Worum geht es also?“ „Jemand bedroht unser Reich“, beginnt Sesshomaru ernst, „Ein Youkai in der Gestalt eines Knaben der Energie sammelt indem er unzählige Menschen verschlingt. Er hat mich herausgefordert und will die Herrschaft über unseren Clan übernehmen. Das kann ich nicht tolerieren.“ Die riesige Hündin legt leicht den Kopf schief. „Und welche Hilfe könnte eine alte Frau dir in diesem Fall sein, kleiner Fürst?“ „Wir glauben, dass es sich bei diesem Jungen um einen Inuyoukai aus dem Südclan handelt“, fährt Sesshomaru fort. „Aus dem Südclan?“, die alte Youkai hebt interessiert den Kopf. „Ja“, bestätigt Sesshomaru, „Da schon lange nichts mehr von ihnen gehört wurde, sind wir nun bemüht, Informationen über sie zu sammeln, um Mittel zu finden, diesem Youkai Einhalt zu bieten. Kamukiku-sama, was könnt Ihr uns über die Youkai des Südclans erzählen.“ Für einen Moment scheint die mächtige Hündin in Gedanken versunken, dann meint sie: „Der Südclan, was? Ja, in der Tat, das ist eine Geschichte, die es sich lohnt zu erzählen.“ Dann wendet sie sich wieder Sesshomaru zu. „Aber warum bereitet dir das solchen Kummer, kleiner Fürst? Deine Urgroßmutter war meine Schwägerin, in deinen Adern fließt unverdünnt das Blut des Reiseimaru. Jemand von deinem Blut sollte sich doch nicht vor jemandem aus dem Südclan fürchten.“ Nun versteift sich Sesshomaru ein wenig. Doch noch ehe er Antwort geben kann, ergreift jetzt Inu Yasha das Wort. „Soll das heißen, dass die Geschichten, über die 'Bestien aus dem Süden' gar nicht wahr sind? Sind das alles nur Geschichten und die Youkai vom Südclan sind gar nicht so stark?“ Kamukiku wendet sich Inu Yasha zu. „Das habe ich nicht gesagt“, meint sie amüsiert. „Also stimmt es doch?“, hakt Inu Yasha nach. Die Youkai räkelt sich einmal behaglich. „Oh ja!“, nickt sie dann mit einer gelassenen Miene. „Sie sind stark! Außerdem unbeherrscht, grausam und wild. Der Clan im Norden unseres Landes, gilt zwar als stark, zäh und aggressiv, doch im Vergleich zum Clan des Südens, sind sie geradezu zivilisiert.“ „Das hat Yaeba auch gesagt“, meldet sich nun auf einmal Rin zu Wort. Die alte Youkai wendet dem Mädchen den Kopf zu. „Wer soll dieser Yaeba sein?“, fragt sie. „Er ist jetzt der Fürst des Ostens“, gibt das Mädchen folgsam Auskunft, „Wir hatten früher mal mit ihm zu tun und er hat uns diese Geschichte erzählt.“ „Ja, diese Geschichte ist weit verbreitet“, nickt Kamukiku, „aber die wenigstens, die heute noch leben, kennen die ganze Geschichte.“ „Kennt Ihr sie?“, fragt Rin nun neugierig. „Oh ja!“, schmunzelt die alte Youkai. „Könnt Ihr sie uns erzählen?“, fragt Rin mit großen Augen. „Nicht so hastig!“, wehrt Kamukiku ab, „Zunächst möchte ich, dass der kleine Fürst meine Frage beantwortet.“ Mit einem Schmunzeln um die gewaltigen Mundwinkel neigt sie den Kopf wieder hinunter zu Sesshomaru. „Glaub nicht, ich würde mich so leicht ablenken lassen.“ „Das war nicht meine Absicht“, entgegnet Sesshomaru ausdruckslos, doch sein Blick weicht der großen Hündin aus. „Also, was ist es, das dich an diesem Youkai so beunruhigt?“, fragt Kamukiku erneut. Sesshomaru zögert einen Moment, doch dann sagt er: „Ich habe bereits einmal gegen ihn gekämpft und er hat mich besiegt.“ Nun bettet die alte Youkai ihren Kopf auf ihre Pfoten. „Dachte ich es mir doch. Du kannst einer alten Frau nichts vormachen, kleiner Welpe. Das wird deinem Stolz nicht gutgetan haben.“ Nun zum ersten Mal zeigt der Daiyoukai eine Reaktion. Energisch tritt er vor. „Mein Stolz ist in dieser Situation völlig nebensächlich!“, stellt er aufgebracht klar, „Dies ist mein Reich und mein Volk und ich beabsichtige es zu schützen! Ich werde nicht zulassen, dass irgendein übermütiger Knabe aus dem Süden mir meinen Titel und meinen Namen streitig macht.“ Nun werden die Augen der alten Hündin schmal. „Du glaubst also wirklich, dass es ein Youkai des Südclans war, der einen mächtigen Daiyoukai wie dich besiegt hat? Beschreibe ihn mir!“ „Er sah aus wie ein Knabe von etwa zehn Jahren und er hatte rote Augen und schwarze Haare.“ „Verzeihung, Sesshomaru-sama“, meldet sich nun Kohaku vorsichtig zu Wort, „Ich bin diesem Youkai bisher zwei mal begegnet. Ich weiß nicht warum er mich verschont hat, aber beide Male sah er unterschiedlich aus. Beim ersten Mal war er noch ein Kind, etwa sechs Jahre alt. Bei unserer zweiten Begegnung hätte ich ihn ungefähr auf zwölf geschätzt. Er wächst also.“ „Vermutlich kommt das von den ganzen Menschen, die er frisst“, stellt Inu Yasha die Vermutung an. Nun hebt die alte Hündin die Brauen. „Wie ist sein Name?“, fragt sie. „Er nannte sich Katsuken“, antwortet Sesshomaru. „Ich dachte er hätte vor, sich auch Sesshomaru zu nennen“, wirft Rin ein wenig irritiert ein, „Kohaku sagte doch, er hätte das behauptet.“ Auf einmal hebt die gewaltige Dämonenhündin den Kopf. „Wie nannte er sich, sagtest du, Kind?“, wendet sie sich mit lauter Stimme an Rin. Ein wenig eingeschüchtert blickt das Mädchen zu der riesigen Hündin hoch. „Er sagte, er nennt sich Sesshomaru, nicht wahr Kohaku?“, ihr fragender Blick zu dem jungen Mann hinüber. Der Dämonenjäger nickt. Für einen langen Moment scheint die alte Youkai tief in Gedanken versunken, doch dann richtet sie sich auf und nimmt auf ihren Hinterpfoten Platz. Mit ernster Miene wendet sie sich nun dem Daiyoukai zu. „Sesshomaru, was?“, murmelt sie und dann sagt sie laut an die kleine Gruppe gewandt, „Wenn das wirklich stimmt, dann habt ihr ein viel größeres Problem, als ihr bisher angenommen habt!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)