Das Bluterbe der Youkaifürsten von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten") ================================================================================ Kapitel 22: Diplomatie ---------------------- Die Mittagssonne scheint verhangen auf zerklüftete Berghänge herab. Ein unangenehmer Wind fegt kühl durch die tiefen Schluchten des Gebirges. Das Wetter zieht sich offenbar zu. Hier oben ist das Klima oft launisch. Innerhalb von Minuten kann es sich vollkommen verändern. Gerade jetzt sieht es verdächtig nach Regen aus. Der Inuyoukai der sich Katsuken nennt, blickt kurz zum Himmel. Er sitzt gerade auf der obersten Kante des Felsmassives und lässt seinen Blick in die Runde gehen. Vom Gipfel dieser steil abfallenden Gebirgswand kann man weit über das Land sehen. Er lächelt zufrieden. Sein zukünftiges Reich macht einen guten Eindruck. Prüfend ballt er die Faust. Es ist eben doch ein erheblicher Unterschied, ob einem Menschen oder Youkai als Nahrung dienen. Die Medizin seiner neusten Dienerin tut ihre Wirkung und wie es aussieht, ist sein Körper inzwischen kräftig genug um auch die Energie von Youkai verdauen zu können. Sehr gut, dann braucht er sich nicht länger die Mühe mit diesen erbärmlichen Kreaturen machen. Ein ganzes Heer hat er verspeist und trotzdem war es eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Zumindest haben sie ihn so sehr gestärkt, dass er sich diesen anderen köstlichen, kleinen Köter hat schmecken lassen können. Er kann richtig spüren, wie die verlorene Kraft in ihm wieder wächst. Nicht mehr lang und er wird zu seiner ursprünglichen Stärke zurückgekehrt sein. Vergnüglich beginnt er ein wenig mit den Füßen zu wippen, die noch immer über dem schwindelerregenden Abgrund baumeln. Jetzt wo er ausgeruht ist, steht wohl als Nächstes an, sich über diese Region einen Überblick zu verschaffen und neue Nahrung zu suchen. Dieser Youkaischlag hier hat eine hohe Lebenskraft. Sie werden ihm sicher gut schmecken. Er lässt die vergangene Begegnung noch einmal Revue passieren. Eine Frau! Dieser Stamm hat doch tatsächlich eine Frau als Anführerin. Er schnaubt einmal verächtlich auf. Wie beschämend! Diesen Haufen dreister Raufbolde abzuernten wird wohl keine große Herausforderung werden. Sie sind wirklich bemitleidenswert schwach; wenn er sich etwas aus Mitleid machen würde. Und mit Hilfe seiner Untergebenen wird er auch kein Problem damit haben, sich ihre Energien innerhalb kürzester Zeit anzueignen. Anscheinend war es doch ein rechter Glücksgriff diesem widerspenstigen kleinen Biest begegnet zu sein. Er wirft aus den Augenwinkeln einen Blick zurück. Sie steht einige Schritte hinter ihm und hat züchtig und abwartend den Blick gesenkt. Er verzieht ein wenig das Gesicht. Was für ein Abschaum, aber immerhin kennt sie ihren Platz. „He, Hinosei!“, ruft er. Sogleich hebt sie den Kopf und tritt näher. „Hast du schon mal von dem Inu no Taishou gehört?“ Sie schüttelt den Kopf. „Nein, Nushi, mit dem Volk der Hunde hatte ich bisher nichts zu schaffen. Bisher bin ich aber auch nicht viel herumgekommen.“ Er schnaubt verächtlich. „Hätte ich mir denken können.“ Sie senkt betroffen den Kopf. „Hör gut zu!“, befielt er. Sogleich schaut sie wieder auf. „Der Inu no Taishou war der mächtigste Fürst den das Volk der Inuyoukai je gesehen hat. Er war unvergleichlich in Stärke, Intelligenz und Kühnheit, sogar noch über die Grenzen seines Reiches und seines Volkes hinaus. Und ich bin für seinen Tod verantwortlich. Vergiss also niemals, wem du dienst. Vergiss niemals, wem du Treue geschworen hast!“ „Sicher nicht, Nushi!“, sagt sie mit fester Stimme. Ein boshaftes Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit, während er den Blick wieder über das Land schweifen lässt. Er weiß zwar noch immer nicht wie viel Zeit vergangen ist seit er in den Vulkan fiel, aber dass der Inu no Taishou inzwischen das Zeitliche gesegnet hat, erfreut ihn dann doch sehr. Es war auch wirklich an der Zeit dazu. Hat er wirklich geglaubt davonkommen zu können nach allem was war? Es ist sehr befriedigend, dass dieses Kapitel nun ein Ende hat. Nun wird ihm niemand mehr im Weg stehen, sich das zu eigen zu machen, was schon immer seines hätte sein sollen. Ein dicker Regentropfen fällt hinab auf sein Knie und zerplatzt dort in viele winzige Perlen. Weitere fallen herab und in kürzester Zeit geht ein wahrer Sturzregen auf Katsuken herab. Der schwarzhaarige Inuyoukai verzieht sein Gesicht zu einem breiten, unnatürlichen Grinsen wobei er viele spitze Reißzähne entblößt. Ein fast fieberhaftes Funkeln liegt in den roten Augen und dann entfährt ihm ein triumphierendes Lachen. Immer weitere missgünstige Lachsalven sprudeln aus ihm heraus. „Siehst du?“, ruft er hinaus in den Regen. „Ich gewinne!“ Er steht auf und stellt sich nun mit ausgebreiteten Armen direkt an die Kante des Kliffs in dessen immenser Tiefe sich Geröll, Felsbrocken und Bäume über den Talboden ausbreiten. Noch immer gluckst er vor lachen. „Hast du gehört?“, schreit er zum Himmel. „Ich habe gewonnen, und du bist tot! Ich lebe und dich fressen die Würmer und du konntest es nicht verhindern!“ Mit diesen Worten lässt er sich glückselig nach vornüber fallen und stürzt in die Tiefe. Den leisen Aufschrei seiner Begleiterin ignoriert er. Wie ein Stein stürzt er hinab. Mit lautem Krachen schlägt er durch das Blätterdach, dem Erdboden entgegen. Jedoch nur knapp über dem Boden vollführt er eine geschmeidige, blitzschnelle Drehung in der Luft und fängt die Wucht des Aufpralls akrobatisch präzise durch das gezielte Nachgeben der Gliedmaßen ab. Nicht einmal einen leichten Abdruck hinterlässt er in der Erde. Ein genüssliches Grinsen zieht über sein Gesicht. Ein kontrollierter, minimalistischer Schwung bringt ihn wieder auf die Füße. Um ihn herum ist Nadelwaldgebiet. Der Boden ist mit herabgefallenen Fichtennadeln übersät nur unterbrochen von einigen Stellen an denen Kraut über den Boden wuchert und hier und da liegen Fichtenzapfen herum. Die Bäume um ihn herum ragen hoch hinauf und lassen ihre dunklen Wipfel im Wind aneinander rauschen. Der Regen kommt hier kaum noch an, aber am Boden ziehen sich kleine Rinnsale über den Boden und schwemmen die Nadeln gemächlich mit sich davon. Seine Füße sind bloß. Die vorigen Schuhe passen ihm bereits nicht mehr. Er wird sich neue besorgen müssen. Auf dem Boden läuft es sich weich und dumpf, doch er empfindet es als angenehm. Mit sicherem Schritt begibt er sich nun den leichten Hang hinab und schlägt dann eine Richtung gen Norden ein. Es wird nicht nötig sein auf seine Begleiterin zu warten. Wenn sie weiß was gut für sie ist, wird sie seiner Spur folgen. Mit Sicherheit ist sie in der Lage dazu. Und falls nicht wird er sie finden. Doch jetzt verspürt er zuerst einmal neuen Hunger. Hunger auf Youkai. Bestimmt eine Stunde lang marschiert er durch den langsam lichter werdenden Nadelwald, einem unbestimmten Ziel entgegen. Noch immer regnet es. Es hat sogar noch zugelegt an Niederschlag. Er folgt einem kleinen Flusslauf, der nun von den Wassermassen von oben gespeist wird und an Fahrt zugenommen hat. An einer Wiese die sich neben dem Flüsschen gebildet hat bleibt er stehen. Er senkt leicht den Kopf. Dann sagt er halblaut: „Na los, zeigt euch endlich. Oder wollt ihr mir noch länger hinterher schleichen?“ Zunächst ist der kontinuierlich prasselnde Regen das einzige was zu hören ist. Langsam wendet er den Kopf in die Runde. In seinen roten Augen glimmt es deutlich auf. Langsam hebt er eine Hand und streckt Mittel- und Zeigefinger aus. Doch noch ehe er dazu kommt etwas zu tun, beginnt die nasse Luft ein Stück vor ihm plötzlich prismatisch zu flackern und gibt schließlich den Blick auf fünf Männer frei. Einer von ihnen ist sehr wohlhabend gekleidet. Er tritt auf den schwarzhaarigen Daiyoukai zu, lässt sich nun ehrerbietig auf ein Knie herab und senkt den Blick; die vier anderen tun es ihm gleich. „Mein Name ist Matsuba“, stellt er sich höflich vor. „Dies sind meine Begleiter“, weist er auf die vier Männer hinter ihm. „Wir dienen Fürst Sesshomaru, Herr über die Inuyoukai des Westens. Wir wurden ausgesandt um mit Euch in Kontakt zu treten.“ Im ersten Moment zeigt Katsuken keine Reaktion, doch dann zieht sich langsam seine Miene zu. „Sesshomaru!“, speit er verächtlich aus. „Ihr wollt mir doch wohl nicht erzählen, der Kerl lebt immer noch.“ Im ersten Moment ist Matsuba ein wenig aus dem Konzept, doch rasch fängt er sich wieder. „So ist es!“, bestätigt er selbstbewusst. Offenkundig ist der Andere von diesem Umstand wenig erfreut. Es ist sicher klug ihn erst einmal zu beschwichtigen. „Jedoch die Leichtigkeit mit der Ihr gegen ihn gewonnen habt, hat ihn sehr beeindruckt. Er betrachtet Euch als ernstzunehmenden Gegner.“ Ihm etwas Honig um den Bart zu streichen, kann sicher nicht schaden. „Tatsächlich?“, meint der schwarzhaarige Youkai geringschätzig. „Allerdings wünscht er keine Feindschaft mit Euch. Ihr habt vielmehr sein Interesse geweckt“, fügt Matsuba nun rasch hinzu. Es ist wohl besser ihm nicht zu erzählen, wie Sesshomarus tatsächliche Ansichten zu ihm sind. Wozu auch? Es würde nur unnötig für Zwietracht sorgen. Und die wirkliche Stärke dieses Fremden ist ihnen noch immer unbekannt. Immerhin hat er ihren Tarnzauber durchschaut. Glücklicherweise hat Shirogetsu die Geste rechtzeitig erkannt, die er vollführen wollte. Diese Technik hätte sie nicht nur umgehend enttarnt, sondern ihnen zugleich noch unangenehmen Schaden zugefügt. Dieser junge Mann scheint über ein breites Spektrum an Fähigkeiten zu verfügen. Außerdem verhält er sich recht skrupellos. Es ist sicher klug ihn nicht zu unterschätzen. Mit Anspannung, aber einem höflichen Lächeln wartet Matsuba auf die Reaktion des Youkais. Katsuken verzieht unwillig das Gesicht. Nicht zu fassen, dass diese kleine Kröte beim Tempel Recht behalten hat, denkt er bei sich und stemmt einen Arm in die Seite. Laut fragt er: „Und was sollte dann das Versteckspiel?“ Matsuba hebt den Kopf. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls wir auf dem Weg zu Euch Inuyoukai des Nordens begegnen.“ Katsuken lächelt schadenfroh. „Das bedeutet wohl, ihr vertragt euch nicht sonderlich“, stellt er die Vermutung an. Matsuba beschließt ein wenig auszuweichen. „Jeder unserer Clans lebt autark. Wir kommen nur selten in Kontakt miteinander. Aus diesem Grund sind Begegnungen untereinander immer eine sensible Situation.“ Hier sieht er Gelegenheit zum eigentlichen Thema zu kommen. „Deshalb betrachtet Sesshomaru-sama die Begegnung mit Euch auch als einen Umstand dem gebührende Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. Zu seinem großen Bedauern kam es jedoch bei dem letzten Treffen mit Euch zu einem kleinen Missverständnis. Da es ihm deshalb bedauerlicherweise nicht möglich war, Eure expliziten Intensionen in Erfahrung bringen, um den Weg für weitere Gespräche und Verhandlung zu ebnen, soll dies auf diesem Wege nachgeholt werden, mit Eurer überaus geschätzten Erlaubnis.“ Wieder verneigt er sich respektvoll. Zunächst blickt der fremde Youkai ihn nur abschätzend an, dann sagt er: „Oh, aber das war kein Missverständnis. Ich hatte tatsächlich vor ihn zu töten. Und ich werde dies auch zu ende bringen sobald er mir wieder über den Weg läuft.“ Nun wird es Matsuba doch etwas mulmig zumute, er widersteht der Versuchung mit seinen Leibwächtern Blickkontakt zu suchen; dies könnte als Zeichen der Schwäche ausgelegt werden. Mit Sicherheit sind sie auch so im Moment äußerst wachsam. Das hier läuft nicht gerade gut. Matsuba versucht es erneut. „Ich ersuche Euch diese Entscheidung nicht zu übereilen. Ich bin sicher eine Einigung könnte für beide Seiten von Vorteil sein.“ „Ich habe keinerlei Interesse an Gesprächen mit Deinesgleichen!“, unterbricht Katsuken ihn ungerührt. „Was könntet ihr mir schon anbieten, was ich mir nicht auch selbst hole?“ Dem Hausverwalter des Westens schwimmen die Felle weg. So wie es aussieht fruchten seine Versuche nicht. Und langsam bekommt er eine Ahnung davon, warum ihr Fürst ihnen abgeraten hatte das Gespräch mit ihm zu suchen. Doch ganz will er sich noch nicht geschlagen geben. „Ich habe Auftrag Euch, so Ihr es Euch doch anders überlegen solltet, in den Palast des Westens einzuladen, damit alles weitere besprochen werden kann und Unstimmigkeiten aus der Welt geschafft werden können.“ Nun atmet Katsuken einmal tief durch. „Ich nahm an, ich hätte mich gerade klar ausgedrückt“, sagt er nun nachdrücklicher. „In was für einer Position glaubst du eigentlich zu sein, dass du mir so ein absurdes Angebot unterbreitest?“ Nun kommt er langsam auf Matsuba zu, und wenn auch der junge Mann vor ihm kaum älter als achtzehn zu sein scheint, so liegt doch eine schmerzliche Endgültigkeit in seinem Blick, die Matsuba unverzüglich dazu veranlasst die Augen zu senken. Nun steht der junge Inuyoukai direkt vor ihm. „Richte deinem 'Fürsten' aus“, und das Wort klingt beunruhigend abwertend, „er braucht sich gar nicht darum reißen, dass ich ihn töte. Jeder Anführer eurer verachtenswerten Brut steht auf meiner Liste. Er soll gefälligst warten bis er an der Reihe ist!“ Und in diesem Moment flammt um ihn her eine Aura auf, dessen Intensität so schmerzhaft erdrückend ist, dass die fünf Westyoukai unweigerlich auf beide Knie hinab gepresst werden. Kalter Schweiß läuft Matsuba über den Rücken. Er kann nicht sagen, wann er zum letzten Mal solche Furcht verspürt hat. Diese angsteinflößende Präsenz raubt ihm schlichtweg den Atem und er muss schwer schlucken. Wie hat sein Fürst bei dieser Aura überhaupt kämpfen können? Er selbst schafft es kaum einen Muskel zu rühren, so sehr eingeschüchtert ist er. Es ist etwas was seine tiefsten animalischen Instinkte anspricht und sich nahezu gänzlich seiner Kontrolle entzieht. Ein taktischer Rückzug ist sicher das Klügste vorerst. Doch ganz so kann er das hier nicht belassen. Mit aller Selbstkontrolle die er aufbringen kann, hebt er den Kopf und nickte respektbekundend. „Wie Ihr wünscht!“, sagt er bedacht höflich. „Ich werde es Sesshomaru-sama ausrichten.“ Doch nun legt sich unverkennbarer Ärger auf das Gesicht des dunklen Daiyoukais. Bitterböse funkelt er Matsuba an. „Ein für alle Mal: Es gibt nur einen Sesshomaru, und das bin ich!“ Mit diesen Worten holt er blitzschnell mit seiner gespreizten Klaue aus und noch ehe Matsuba auch nur reagieren kann, geht sie auch schon auf ihn hernieder. Doch nur einen Sekundenbruchteil bevor sie ihn erreichen, wird er von seinem hageren Begleiter heftig zur Seite gestoßen und an seiner statt wird nun dieser von vier tödlich scharfe Krallenklingen der Länge nach in fünf gleichmäßige Scheiben geschnitten und wodurch er augenblicklich sein Lebenslicht aushaucht. Fassungslos starrt Matsuba auf die Stelle an der er eben noch gestanden hat. Sein Leibwächter hat wahrlich seine Pflicht erfüllt. Über ihm steht nun sein Mörder und kostet eingehend das Blut auf seinen Klauen. „Interessante Note!“, bemerkt er anerkennend. „Macht irgendwie Appetit auf mehr.“ Dabei grinst er unheilvoll. Nun ist es um Matsubas Fassung geschehen. Rückwärts strauchelnd strebt er panisch von dem fremden Daiyoukai wegzukommen. Noch immer erdrückt ihn dessen bedrohliche Aura fasst völlig, und er kann keinen klaren Gedanken fassen. Doch zu seinem Glück ist er nicht alleine dort. Rasch stellen sich seine drei verbliebenen Begleiter vor ihn und ziehen ihre Schwerter. „Flieht, Matsuba-sama!“, ruft ihm einer von ihnen zu. „Wir halten ihn solange auf!“ Tapfer verstellen sie ihrem Gegner den Weg, auch wenn man deutlich merkt, wie viel Überwindung sie das kostet. Mit einem kurzen Schlenker seiner Hand schüttelt Katsuken das Blut von seinen Krallen und wendet sich zu ihnen um. Mit geschmeidigen Schritten kommt er nun direkt auf sie zu. „Wie witzig!“, sagt er genüsslich, und dann ist er schon da. „Hasshite, Achtung!“, ertönt der Ruf, von dem Youkai namens Shida um seinen Kameraden zu warnen. Dieser holt sofort mit seiner Klinge aus um nach seinem Gegner zu schlagen, doch der duckt sich nur unter dem Schlag weg und packt von innen die Schwerthand des Kriegers um sie nach außen zu drehen und ihn somit sehr effektiv zu entwaffnen. Dass er ihm dabei zusätzlich die Schulter ausrenkt und den Arm bricht, scheint ihm nicht mal aufzufallen. Hasshite entfährt ein kurzer Schmerzschrei, doch so leicht gibt er sich nicht geschlagen. Ein wuchtiger Tritt zielt auf den Kopf seines Gegners, doch dieser sieht es kommen. Er rückt ein Stück näher heran und duckt sich, sodass das Bein des anderen auf seiner Schulter landet. Dann richtet er sich mit einem Ruck auf und gleichzeitig versetzt er ihm mit beiden Handflächen einen heftigen Stoß, sodass er ein ganzes Stück weit gegen eine Fichte geschmettert wird, die durch die Wucht des Aufpralls gefällt zu Boden geht. Der Westkrieger ächzt auf und ist bemüht wieder auf die Füße zu kommen. Die beiden verbliebenen Leibwächter erbleichen zusehends, doch sie bilden sogleich wieder den Schulterschluss um ihren Schutzbefohlenen zu sichern. „Matsuba-sama, rasch!“, drängt Shida beschwörend. Doch der Hofmeister des Westpalastes ist praktisch starr vor Angst. Wie paralysiert sitzt er ein Stück entfernt an einem Baum auf dem nassen Boden während der Regen unaufhaltsam auf die Gruppe hernieder prasselt. Der magisch versierte Krieger des Westens, überlegt rasch und trifft eine Entscheidung. „Shida, bring ihn weg! Ich halte euch den Rücken frei!“ „Shirogetsu, du kannst nicht...“, will der Krieger mit dem langen Zopf widersprechen. „Geh!“, schreit der andere entschieden. Shida zögert nicht länger. Zu intensiv hat man sie auf die Einhaltung ihre Pflichten gedrillt. Widerwillig aber gehorsam dreht er sich eilig um, um seinem Herrn beizustehen. In diesem Moment hat Katsuken schon den Youkai Shirogetsu erreicht. Dieser vollführt ein paar rasche Fingerzeichen und augenblicklich ist er unsichtbar. Katsuken stutzt einen Moment. Doch dieses Zögern nutzt der andere aus um seinem Feind mit aller Kraft sein Schwert durch die Rippen zu treiben. Der Daiyoukai fletscht die Zähne. Blitzschnell fasst seine linke Hand zielsicher zu und quetscht die Schwerthand des Magiers gnadenlos zusammen. Ein kurzes Stöhnen entfährt diesem. Nun langt die andere Hand zu und umschließt unbarmherzig Shirogetsus Kehle, woraufhin dieser wieder sichtbar wird. Katsuken ergreift das Schwert seines Gegners und zieht es verächtlich aus seiner Brust. Achtlos lässt er es fallen. Für einen Moment treffen sich ihre Augen. Doch dann legt sich ein ergebenes Lächeln auf Shirogetsus Lippen. „Fahr zur Hölle!“, quetscht er hervor, dann vollführt er mit der linken Hand geschwind ein paar Fingerzeichen und dann packt er den anderen mit aller Kraft am Arm. Nur einen Moment später bricht eine gewaltige Feuerwelle aus dem Körper des Westyoukais hervor die alles in einem Umkreis von mehreren Schritt augenblicklich in ein hellloderndes Flammenmeer verwandelt. Mit bleichem Gesicht und rasendem Puls, registriert Shida dies aus den Augenwinkeln, während er den verstörten Hofmeister des Westens auf die Füße zieht und dann sehr nachdrücklich vor sich her schiebt. Er kannte den Magier schon eine Weile, wenn sie auch nicht in der selben Einheit dienten. Es schmerzt ihn doch, dass er nun in Erfüllung seiner Pflicht sein Leben lassen musste. Doch zum Trauern ist jetzt keine Zeit. Zuerst muss er seinen Herrn aus der Gefahrenzone bringen. Hinter ihnen lichtet sich nun der Rauch und gibt den Blick auf einen völlig verkohlten Bereich frei. Einige Bäume brennen immer noch und die Vegetation der Umgebung ist schwarz und heruntergebrannt. Inmitten dieses Infernoüberbleibsels steht hoch aufgerichtet eine Person, die nun einen unförmigen Haufen von sich wegstößt. Mit rotglühenden Augen starrt Katsuken abfällig auf den verbrannten Youkai herab. Die Flammen scheinen ihm keinerlei Schaden zugefügt zu haben, nicht mal seine Haare sind angesenkt. Selbst die Schwertwunde ist nicht mehr zu sehen. Lediglich seine Kleidung ist verkohlt und bröselt an ihm herunter. „Du armseliger Narr!“, stößt er verächtlich hervor. „Ich bin die Hölle!“ Dann wendet er sich zu den beiden entschwindenden Youkai um. Inzwischen hat sich auch Hasshite wieder zu ihnen gesellt und gemeinsam flankieren sie ihren Herrn so eilig es irgend geht aus dem Gefahrenbereich heraus. „Wer hat euch erlaubt zu gehen?“, murmelt Katsuken finster bei sich, und dann setzt er ihnen nach. Es tut gut mal wieder ausgiebig rennen zu können, und rennen muss er, denn die drei Fliehenden Youkai haben es sehr eilig. Mit weit ausholenden Schritten verfolgt er seine Beute den dicht bewaldeten Berghang hinab und holt dabei stetig auf. Schon trennen sie nur noch wenige Schritte und selbst das Haken schlagen der Westyoukai kann nicht verhindern, dass ihr Verfolger unaufhaltsam näher kommt. Ein befreiendes Lachen entfährt Katsuken. Von Zeit zu Zeit ist es wirklich angenehm, sich mal ein bisschen zu fordern. Sich selbst anspornend beschleunigt er seinen Schritt noch einmal und dann hat er sie erreicht. Shida spürt nur noch, wie ihn eine unbändige Kraft von hinten wie eine Stoffpuppe zur Seite schleudert und ihn ein beträchtliches Stück entfernt eine steilen, steinigen Hang herunterkullern lässt. Mehrere schmerzhafte Überschläge vollführt er bis er schließlich am Grund des Hanges in einem kleinen Flussbett zu liegen kommt. In seinem Kopf dreht sich alles und mehrere Knochen sind durch den Schlag und den darauffolgenden Aufprall gebrochen oder zertrümmert worden. Einen Moment lang bleibt er wie betäubt liegen. Aus der Ferne vernimmt er nun Hasshites Kampfgeschrei das jedoch urplötzlich in ein scheußliches Gurgeln übergeht und dann gänzlich verstummt. Der jungen Westkrieger erstarrt unwillkürlich. In diesem Moment vernimmt er die schrillen Schreie seines Herrn und seine empfindlichen Ohren tragen ihm außerdem noch Geräusche zu, die ihn in blankem Horror zusammenfahren lassen. Es sind Fressgeräusche. In diesem Moment gibt es für den jungen Krieger kein Halten mehr. In hilfloser Panik hievt er sich aus dem Flusslauf empor und straucheln und stolpernd ergreift er die Flucht. Vor blankem Entsetzen schlottert er am ganzen Körper. Sein einziger Gedanke ist es so viel Strecke wie möglich zwischen sich und seinen Gegner zu bringen. Innerhalb kürzester Zeit ist er zwischen den hohen Bäumen hinter dem grauen Vorhang aus Regen verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)