Das Bluterbe der Youkaifürsten von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten") ================================================================================ Kapitel 19: Den Berg besteigen ------------------------------ Inu Yasha und seine Freunde kommen an zahlreichen Gebäuden vorbei auf ihrem Weg über das Gelände des Westpalastes. Im Gegensatz zum Palast des Ostens, der zwar meisterlich gestaltet war, jedoch im allgemeinen eine sehr bedrückende Atmosphäre besaß, fühlt er sich hier durch die weitläufigen schlicht gehaltenen Parkanlagen zwischen den einzelnen Häusern nicht so eingeengt. Die würdevolle Youkaifrau Karashina führt ihn zwischen den zahlreichen Gebäuden hindurch offenbar wirklich auf direktem Weg zu den Bereichen des Palastes wo die Soldaten untergebracht sind. Je weiter sie vorankommen um so zweckdienlicher werden die Bauten und nun kann er sogar leisen Kampflärm vernehmen welcher immer mehr zunimmt. Schließlich biegen sie um eine Häuserecke und stehen nun zwischen zwei Gebäuden mit Blick auf einen großen, freien Platz der nur aus einem festgestampften Sandboden besteht. Dies muss der Trainingsplatz für die Krieger des Westheers sein. Und tatsächlich sind bereits zu dieser frühen Stunde mehrere Soldaten mit ihrem Morgentraining beschäftigt. Die kleine Truppe um Inu Yasha tritt nun näher heran und nun wendet sich eine Gestalt zu ihnen um die bisher mit wachsamem Blick ihre Aufmerksamkeit auf das Training gerichtet hatte. Es ist Chitsurao. Er hebt kurz seine Hand und stößt einen kurzen Ruf aus, der unmittelbar darauf alle Soldaten in ihrem Tun innehalten lässt. Sämtliche Köpfe auf dem Platz gehen nun zu ihnen herum und sogleich danach fallen alle Soldaten prompt auf ein Knie herab und senken den Kopf um ihrem neuen Fürsten den ihm zustehenden Respekt zu erweisen. Inu Yasha verzieht ein wenig das Gesicht, sagt aber nichts dazu. Vermutlich wird er sich daran gewöhnen müssen, dass man ihm neuerdings immer wieder unaufgefordert Achtung entgegenbringt. Eigentlich kann ihm das ja nur recht sein, aber unbehaglich ist es ihm trotzdem noch immer. Zu seiner Erleichterung gibt Chitsurao ihnen nun erneut ein Signal und die Krieger fahren sogleich in ihrer bisherigen Tätigkeit fort. Rasch tritt der Heerführer des Westens auf die kleine Gruppe zu. „Inu Yasha-sama, willkommen!“, verneigt er sich höflich. „Hätte ich mit Eurem Erscheinen gerechnet, hätte ich für Euch ein Appell der Truppen eingerichtet. Soll ich die Einheiten zur Inspektion zusammenrufen?“ „Nur keine Umstände“, wehrt Inu Yasha seinen Eifer ab. „Ich sehe mir nur erst einmal den Palast an.“ Chitsurao nickt verstehend. „Selbstverständlich, Inu Yasha-sama. Wenn ich Euch irgendwie zu Diensten sein kann, zögert nicht zu fragen.“ Mit einer erneuten Verbeugung will er sich wieder dem Training zuwenden. „Ähm, da gibt es vielleicht noch eine Sache“, ringt sich Inu Yasha zu der Frage durch. „Mein Fürst?“, sogleich widmet der Youkai ihm wieder seine volle Aufmerksamkeit. Einen Moment zögert der Hanyou doch dann fragt er: „Du hast nicht zufällig eine Vorstellung davon, wohin Matsuba verschwunden ist, oder? Wie ich höre ist er heute morgen recht früh aufgebrochen.“ Die bis eben so entgegenkommende Miene des Heerführers verliert nun ein wenig an Elan. Täuscht der Hanyou sich oder fliegt sein Blick für einen kurzen Moment zu der würdevollen Youkaifrau neben ihm hinüber? Doch sogleich blickt er ihm wieder direkt ins Gesicht. „Matsuba-sama bat heute morgen um eine Leibgarde für eine Reise die er unternehmen wollte. Takarakanshu hat ihm vier unserer besten Leute mitgegeben. Seid also ohne Sorge. Es wird ihm unterwegs nichts geschehen. Bestimmt ist er bald wieder hier um Euch zur Verfügung zu stehen.“ Inu Yasha seufzt leicht. Hier wird er also vermutlich auch nicht weiter kommen. Doch nun ergreift Karashina mit einem ruhigen Tonfall das Wort. „Ich glaube, das war nicht die Frage, die dein Fürst dir gestellt hat, Chitsurao.“ Für einen kurzen Moment verzieht der kräftige Youkai missmutig den Mund dann sagt er beschwichtigend: „Sicher nicht, Karashina-sama. Bedauerlicherweise wurde ich über seinen expliziten Zielort nicht in Kenntnis gesetzt.“ Hier wird Inu Yasha nun doch hellhörig. Offenbar verheimlicht der Heerführer ihm irgendwas. Aber was könnte ihn dazu veranlassen Geheimnisse vor seinem eigenen Fürsten zu haben? Bisher war ihm Chitsurao immer als ein sehr loyaler und verlässlicher Soldat des Westens vorgekommen. Sogar Sesshomaru war um sein Wohlergehen besorgt gewesen. Was also entgeht ihm hier? Selbstbewusst tritt er nun einen Schritt näher. „Aber du wirst doch vermutlich eine ungefähre Vorstellung haben, oder?“, meint er nun betont freundlich. Fast scheint es ihm, als würden dem Youkai vor ihm etwas unwohl in seiner Haut. „Nun...“, druckst Chitsurao ein wenig herum, „anhand der Vorbereitungen die er getroffen hat, rechne ich mit einer Reise von schätzungsweise vier oder fünf Tagen.“ „Und das Ziel der Reise?“, Inu Yasha lässt nicht locker. „Man setzte mich darüber in Kenntnis, dass das Ziel dieses Unternehmens geheim sei“, gibt der Youkai nun ein wenig unglücklich bekannt. Er meidet den Blick der anderen. „Geheim?“, gibt Inu Yasha verwundert zurück. „Etwa auch für euren Fürsten, oder wie?“ So beiläufig wie möglich atmet Chitsurao einmal durch. „Ich bin nicht sicher, mein Fürst. Ich werde Takarakanshu hinzuziehen. Er teilt die Leibwachen zu. Sicher kann er Euch mehr sagen.“ Rasch wendet er sich zum Gehen. „Was wird hier gespielt Chitsurao?“, kommt nun die ruhige, skeptische Frage von Karashina. Die Youkai hat leicht die Arme verschränkt und behält den Soldaten nun nachdrücklich im Auge. Sehr widerstrebend wie es scheint hält der Heerführer inne und dreht sich so würdevoll wie möglich wieder zu der Gruppe um. Er scheint kurz mit sich zu ringen, dann sagt er: „Alles was ich weiß, ist dass er in diplomatischer Mission unterwegs ist. Richtung Norden.“ Dann senkt er ehrbekundend den Blick. „Richtung Norden?“, lässt sich Kagome nachdenklich vernehmen. „Was kann er denn da wollen?“ Doch nun hört sie plötzlich ihren Freund neben sich mit den Zähnen knirschen. „Das kann ja wohl nicht wahr sein“, grollt er ärgerlich. Dann richtet er verstimmt das Wort an Chitsurao: „Hol mir auf der Stelle diesen Takarakanshu her, klar? Ich will gefälligst genau wissen, wo Matsuba hin ist. Und wenn der Kerl der Chef von unserem Geheimdienst ist, gehe ich jede Wette ein, dass er das weiß.“ Chitsurao verneigt sich gehorsam vor ihm und nur Augenblicke später ist er verschwunden. „Hält man's denn für möglich?“, schimpft Inu Yasha inzwischen leise vor sich hin. „Was ist den los?“, stellt Kagome besorgt die Frage. „Gibt's wieder Ärger?“ „Keh!“, schnaubt Inu Yasha. „Gut möglich, aber vermutlich bin ich diesmal nicht mal schuld.“ In diesem Moment erscheint Chitsurao wieder vor ihm und im Schlepptau hat er einen zweiten würdevollen Youkai den Inu Yasha bereits vom Rat her kennt. „Wie kann ich Euch zu Diensten sein, Inu Yasha-sama?“, fragt Takarakanshu ernsthaft. „Ich möchte gern was wissen“, antwortet der Hanyou gereizt. „Sehe ich das richtig, dass Matsuba sich auf den Weg in Richtung des Nordreiches gemacht hat um Kontakt zu diesem ominösen übermächtigen Youkai aufzunehmen?“ Im Gegensatz zu Chitsurao verzieht Takarakanshu keine Miene bei seiner Antwort. „Das ist richtig, mein Fürst.“ Ungläubig reißt Inu Yasha die Augen auf. „Und das entgegen meiner Anweisung?“, hakt er sarkastisch nach. „Ja, mein Fürst.“ Ein beleidigtes Schnaufen entfährt dem Hanyou und er dreht sich steif mit verschränkten Armen weg. „Das ist ja mal wieder typisch!“, entfährt es ihm zutiefst gekränkt. „Jetzt bin ich schon mal offiziell Fürst und trotzdem meinen alle sie können einfach wild über meinen Kopf hin Entscheidungen fällen. Wie mich diese elenden Youkai ankotzen!“ Nun werfen sich Takarakanshu und Chitsurao verstohlen vielsagende Blicke zu. Schließlich ergreift Chitsurao wieder das Wort. „Bitte, mein Fürst, glaubt mir, die Entscheidung Euch über die Sache im Unklaren zu lassen, wurde nicht von uns getroffen.“ „Und von wem dann?“, kommt es verstimmt. Doch sogleich gibt er sich selbst Antwort. „Nein, sagt es mir nicht! Ich glaube ich kann es mir denken!“ Er fletscht leicht die Zähne. „Den kauf ich mir!“ Dann blickt er wieder zu Chitsurao hoch. „Wo finde ich Kagemori?“ In seinem Zimmer an seinem Schreibtisch sitzt der Truchsess des Westreiches und studiert einige Unterlagen. Auf einmal ist draußen Stimmengewirr zu vernehmen. Einige aufgebrachte Stimmen versuche offenbar jemanden von seinem Vorhaben abzubringen, wenn auch auf denkbar respektvolle Art. Allerdings scheinen sie damit wenig Erfolg zu haben. „Das ist mir völlig schnuppe!“, tönt nun eine verärgerte Stimme im Vorraum. „Ich will auf der Stelle zu ihm, basta!“ Ein Tisch wird umgestoßen und einige verschreckte Stimmen schreien auf. Kagemori legt die Unterlagen vor sich ab. Nun, das hat ja nicht lange gedauert. Wieder ist ist die verärgerte Stimme zu hören. „Aus dem Weg! Ist er da drin? Ich wette er ist da drin. Weg da!“ Das energische Tapsen bloßer Füße ist zu hören und dann wird mit einem schwungvollen Ruck die Tür aufgerissen. Mit funkelnder Miene fixiert Inu Yasha den Mann der würdevoll hinter seinem Schreibtisch kniet und ihm gleichmütig entgegenblickt. „Aha!“, lässt sich Inu Yasha triumphierend vernehmen und kommt rasch auf ihn zu. Vor dem Tisch bleibt er hoch aufgerichtet stehen und verschränkt empört die Arme. „Ich habe gerade erfahren, dass Ihr Matsuba in den Norden geschickt habt, damit er sich mit diesem fremden Youkai trifft. Hatte ich nicht ganz klar gesagt, dass ich das nicht will? Aber Ihr habt es trotzdem gemacht. Da wundert es mich dann auch gar nicht, dass Ihr das auch noch vor mir verheimlicht habt. Was habt Ihr Euch verdammt noch mal dabei gedacht?“ Der ehrwürdige Youkai vor ihm hat während des ganzen Ausbruchs keine Miene verzogen. Nun blickt er ruhig zu ihm auf und sagt: „Seid mir gegrüßt mein Fürst. Ich habe Euch nicht erwartet.“ „Das glaub ich auf der Stelle!“, fällt Inu Yasha ihm ins Wort. „Und wenn Ihr gegen meine Befehle verstoßt, dann spart Euch gefälligst auch das 'mein Fürst!'“ Der alte Youkai blickt noch immer gänzlich unbeeindruckt zu ihm auf. Schließlich sagt er: „Bitte setzt Euch doch, Inu Yasha-sama, damit ich Euch mein Vorgehen erläutern kann.“ Noch immer steht der Hanyou heftig schnaufend da. Er scheint einen Moment mit sich zu ringen, dann lässt er sich sehr widerwillig auf das angewiesene Sitzkissen plumpsen.“ Ich erwarte eine Erklärung dafür, und sie sollte besser gut sein.“ „Nun“, beginnt Kagemori sachlich, „Ihr seid offenbar mit den Abläufen in diesem Schloss noch nicht vertraut. Es lag in meinem Sinne Euch an Eurem ersten Amtstag nicht sogleich mit einer Vielzahl an Pflichten zu überfordern.“ Inu Yasha will etwas einwerfen, doch Kagemori redet schon weiter. „Für gewöhnlich wird der Fürst nicht über jeden Befehl und jedes Detail im Ablauf des Schlosses informiert. Mit solchen profanen Logistiken wird der Fürst nicht belästigt, nachdem er einmal eine Entscheidung getroffen hat...“ Hier setzt sich Inu Yasha rasch energisch auf und fährt dem Youkai verbal in die Bresche. „Jawohl! Entscheidung getroffen! Ich hatte doch gesagt was ich entschieden habe und Ihr tut dann genau das Gegenteil. Was soll ich davon halten, hä? Wenn das so ist, dann möchte ich doch lieber über diese profanen... Dingsda informiert werden.“ Geduldig mustert der Truchsess den Hanyou. „Meine Aufgabe besteht darin das Reich zu schützen und Eure Befehle nach bester Absicht auszuführen. Und nichts anderes habe ich getan, mein Fürst. Auf meine Frage hin habt Ihr selbst Euch doch deutlich für eine friedfertige Lösung dieses Konfliktes ausgesprochen. Die Aussendung eines Unterhändlers habt Ihr ebenfalls nicht völlig untersagt. Lediglich Chitsurao sollte nicht entsandt werden, und so ist es auch geschehen.“ Inu Yasha blickt nun ein wenig verdattert drein. Angestrengt versucht er sich zu entsinnen, was genau er dazu eigentlich gesagt hatte. Kann es sein, dass er sich vielleicht wirklich etwas unklar ausgedrückt hat? „Aber...“, wendet er ein, „so hatte ich das nicht gemeint.“ „Ich kann verstehen, dass Euch die Gepflogenheiten Eurer neuen Stellung noch ungewohnt sind, da dieses Amt noch neu für Euch ist.“ Nachsichtig blickt der Truchsess den Hanyou an. „Ihr werdet sicher noch lernen Eure Wünsche unmissverständlich mitzuteilen. Seid unbesorgt, Eure Bediensteten werden Euch dabei nach Kräften unterstützen. Bis dahin habt Ihr ja den Rat der Euch zur Seite steht und Euch die Schritte in Eure neue Führungsrolle leichter machen möchte.“ Für eine Weile sagt Inu Yasha kein Wort. Doch dann hebt er wieder den Kopf und der stechende Blick den der Hanyou ihm jetzt zuwirft, lässt Kagemori für einen kurzen Moment an einen anderen Youkai aus dieser Familie denken. „Mit anderen Worten: Du hast keine Ahnung, also halt dich da raus und lass uns das schön machen, wie?“ Inu Yashas Blick ist finster und er verzieht missmutig den Mund. „Das hättet Ihr wohl gern, was, dass ich Euer eigenmächtiges Verhalten einfach absegne, weil ich es ja nicht besser weiß?“ Nun erhebt sich der Hanyou verächtlich. „Aber den Gefallen tu ich Euch nicht, nur damit Ihr es wisst! Sesshomaru hat mir die Verantwortung für sein Reich überlassen. Ich soll es beschützen und das habe ich auch vor. Aber das kann ich nicht, wenn seine ganzen hohen Beamten gegen mich arbeiten.“ Mit einem kühlen Blick wendet er sich zum Gehen. „Wenn ich mich nicht auf den Rat verlassen kann, dann werde ich die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen. Ich gehe jetzt und hole diesen Matsuba zurück bevor noch ein größeres Unglück geschieht. Denn ich bin der Fürst und wenn einer meiner Untertanen gegen meinen Willen loszieht und Mist baut, fällt das auf mich und mein Reich zurück. Glaubt mir, ich weiß genau wovon ich rede“, fügt er bitter hinzu. Noch einmal wendet er sich kurz zu Kagemori um. „Ihr könnt davon ausgehen, dass Ihr Matsuba nicht mehr lebend wiedersehen werdet, auf die eine oder andere Weise. Und wenn dem so ist, dann tragt Ihr dafür die Verantwortung.“ Mit diesen Worten wendet er sich zum Gehen und knallt lautstark die Tür zu. Mit regloser Miene blickt Kagemori ihm nach. „Einer muss sie ja tragen“, meint er bei sich. Dann erhebt er sich, öffnet die Tür zum Vorzimmer und wendet sich an einen auf dem Boden kauernden Bediensteten. „Sorge dafür, dass die Unordnung hier beseitigt wird“, gibt er Anweisung, „Und dann schick mir Takarakanshu her.“ --- Sesshomarus Besinnungslosigkeit hält nicht lange an. Im Grunde vergehen nur wenige Momente bis er wieder die Augen öffnet. Er liegt auf dem Bauch und sein Blick wird zwei dürrer Füße gewahr, die um ihn herumspringen. Das damit verbundene aufgeregte Geplapper ignoriert er. Stattdessen gestattet er sich einen Moment der Erholung von den bisherigen Strapazen. Langsam dreht er sich auf den Rücken, blickt ziellos zum rötlich dunstigen Himmel über sich und hängt eine Weile seinen Gedanken nach, während sein Körper damit beschäftigt ist, die letzten Reste des Käfergiftes in seinem Körper zu neutralisieren. Er kann sich nicht erinnern, sich jemals so schwer mit einer Sache getan zu haben. Bisher ist alles was er hier im Jenseits erlebt hat eine einzige Kraftprobe gewesen. Nun gut, er hat auch nicht erwartet, dass dies hier ein Spaziergang wird. Dennoch waren seine Vorstellungen ein wenig anders gewesen. Zwar hat er damit gerechnet bis an seine Grenzen gehen zu müssen, doch er hatte nicht erwartet, seine Grenzen so rasch zu erreichen. Dies ist umso frustrierender, da er gerade erst eingetroffen ist und seine bisherigen Gegner lediglich ein Schwarm lästiger Käfer war. Unter normalen Umständen wäre dieses Ungeziefer kaum der Rede wert gewesen, doch hier kann er von Glück reden, wenn er überhaupt in der Lage ist, sein Schwert zu heben. Was soll erst geschehen, wenn er auf wirkliche Gegner trifft, die es hier zweifelsfrei gibt? Er stutzt bei sich ein wenig. Woher kommen diese zögerlichen Gedanken? Es ist doch sonst nicht seine Art sich solche Sorgen zu machen. Lässt er sich bereits jetzt schon so einschüchtern, dass er am Ende gar nicht mehr wagt weiterzugehen? Übersteigt dieses Unterfangen diesmal vielleicht wirklich seine Kräfte? Das wäre verheerend, zumal von dem Erfolg seiner Mission vermutlich das Bestehen seines ganzen Reiches abhängt. Was wird geschehen, wenn er versagt? Und warum gehen ihm diese Zweifel einfach nicht aus dem Kopf? Gerade trifft ihn der harte Schlag mit dem Kopf einer Pfeife seine Stirn und der alte Krötenyoukai neben ihm funkelt ihn wütend an. "Hey, ich rede mit dir!", keift er erbost, "Komm gefälligst wieder zu dir, Kleiner! Immerhin hast du uns diese Suppe hier eingebrockt, also wirst du sie auch wieder auslöffeln. Ich weiß ja nicht wie es mit dir ist, aber ich habe keine gesteigerte Lust, mich hier weiter rösten zu lassen, wa'?" Mühsam richtet Sesshomaru sich auf. Das Taubheitsgefühl ist fast vollständig aus seinem Körper verschwunden. Lediglich das immense Gewicht das auf ihm lastet, ist geblieben. Nun bemerkt er auch die Hitze die von dem Lavastrom aufsteigt und allmählich doch unangenehm wird. Sie befinden sich noch immer auf der kleinen Insel mitten im Fluss und im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten wieder das sichere Ufer zu erreichen. Zum einen der Weg der sie hergebracht hat, zurück woher sie gekommen sind. Doch es ist fraglich, ob er hier genug Anlauf für einen Sprung nehmen kann. Zum anderen wäre da noch die Strecke hinüber auf das gegenüberliegende Ufer, die jedoch noch um ein Beträchtliches weiter ist als der Weg zurück. Letztlich müssen sie aber wohl doch den Strom überqueren. Es wäre also sinnvoll diesen Abschnitt zu wählen. Jedoch die Frage bleibt immer noch wie? Sesshomaru kommt schwerfällig auf die Füße und schätzt die Entfernung zum anderen Ufer ab. Es sind etwa zwanzig Schritt bis dorthin. In seiner jetzigen Verfassung ist das auf jeden Fall zu weit zum Springen und er möchte es lieber nicht riskieren zu versuchen hindurch zu waten oder gar zu schwimmen, selbst wenn ihn Doro nicht davor gewarnt hätte. Die einzige Möglichkeit die ihm überhaupt noch bleibt, wäre zu schweben, doch er ist sich nicht sicher ob er die nötige Kraft dazu aufbringen kann. Verstimmt beobachtet der alte Torwächter Sesshomarus abschätzenden Blick. "Ich weiß ja nicht was du vorhast, aber ich würde dir auf jeden Fall davon abraten. Was auch immer es ist, gemessen an den irrsinnigen Ideen die du bisher hattest, kann das ja gar nicht gutgehen." Sesshomaru beschließt den Youkai an seinen Gedankengängen teilhaben zu lassen. "Wenn wir diesen Strom überqueren müssen, sollte das der schnellste Weg sein", sagt er sachlich. Doro reißt die Augen auf. "Ja, der schnellste Weg uns umzubringen!", zetert er lautstark, "Erzähl mir nicht, du willst hinüber zur anderen Seite, nachdem wir es gerade mal bis hier geschafft haben. Aber ohne mich!" Sesshomaru würdigt den kleinen Krötenyoukai keines Blickes. Stattdessen atmet er kurz ein und beginnt dann sich zu konzentrieren. Sogleich steigt er ein Stück vom Boden auf in die heiße Luft. Dort hält er sich einen Augenblick und sinkt dann wieder hinab. Ein leichter Schnaufer entfährt ihm. Allein schon dieses kurze Schweben war anstrengender als er es je für möglich gehalten hätte. Langsam beginnt dieses extreme Gewicht seiner selbst wirklich lästig zu werden. Fast meint man der Boden selbst würde ihn verschlingen wollen, wenn er nur die Möglichkeit dazu hätte. Doch es nützt ja nichts. Sie können unmöglich noch länger hier bleiben, denn die Hitze beginnt nun wirklich schmerzhaft zu werden. Die einzige Chance die ihnen bleibt, ist es zu versuchen. "Ich vermute, du würdest es eben so wenig begrüßen, hierzubleiben", bemerkt Sesshomaru mit einem zynischen Seitenblick. "Oh ja, ganz toll!", grollt Doro und verschränkt die Arme, "Ich habe also die Wahl zwischen langsam oder ganz schnell geröstet zu werden. Wirklich beruhigende Aussichten! Du bringst mich hier am laufenden Band in Schwierigkeiten, ist dir das eigentlich klar? Alles lief gut bei mir, bis du aufgetaucht bist, du blöder Hund." Nun strafft sich Sesshomaru ein wenig und dann wirft er dem kleinen Kröterich einen frostigen Blick zu. "Du kannst von Glück reden, dass ich dich noch brauche", sagt er leise, "Es bereitet mir eben so wenig Vergnügen mich mit solch permanentem Gejammer abzugeben, und wenn ich nach meinem ersten Impuls handeln würde, kämst du weit früher in den Geschmack von der Lava geröstet zu werden, als dir lieb ist. So solltest du dankbar sein, dass ich mir die Mühe mache dich bei diesem schweren Unterfangen überhaupt mitzunehmen. Jedes zusätzliche Gewicht ist nämlich ein Risiko und ich werde meine ganze Konzentration dafür benötigen, also wäre es hilfreich wenn du für eine Weile ganz und gar nichts mehr sagst, verstanden?" Trotzig funkelt Doro ihn an. "Pff, ich hatte dich ja gewarnt, dass es hier für dich unangenehm wird, aber du wolltest ja nicht hören. Also beschwere dich nicht. Ich weiß zwar nicht was du hier eigentlich willst, aber es muss ja wichtig sein, wenn du so wild darauf bist, dich immer wieder umzubringen." Der Daiyoukai versteift sich. Sein Blick wird hart. "Ich werde nicht sterben!", sagt er fest, "Nicht hier und nicht so! Und erst recht nicht gebe ich meine Mission auf! Ein Scheitern ist keine Option!" Mit diesen Worten packt er Doro am Genick, und noch ehe der Krötenyoukai weiß wie ihm geschieht, stößt der Daiyoukai sich entschlossen mit aller Kraft vom Boden ab und schwebt über dem glühenden Lavastrom dahin, hinüber zur anderen Seite. Die Strecke erscheint wesentlich weiter als angenommen und Sesshomaru spürt wie ihm bereits vor Hitze und Anstrengung die Schweißperlen auf die Stirn treten. Verdammt, es wäre doch gelacht, wenn er diesen kleinen Katzensprung nicht überwinden könnte. Es ist nur eine geradezu lächerliche Entfernung und doch fordert ihm die Anstrengung alle Kraftreserven ab, die er noch hat. Ihn überkommt das gleiche Gefühl wie schon oben am Tor. Ein Gefühl der vergeblichen Anstrengung und des Versagens. Bereits sinken sie tiefer mit jedem Stück Strecke das überwunden wurde. Es sind vielleicht noch knapp fünf Schritt Weg, und für einen kurzen Moment zuckt der Gedanke durch Sesshomarus Kopf, dass sie es vielleicht doch nicht schaffen. Sich der unmittelbaren Gefahr bewusst, ist der alte Torwächter nun dazu übergegangen, den Daiyoukai lieber doch anzufeuern. "Na los, nur noch ein paar Schritt!", ruft er besorgt, "Das schaffst du auch noch. Berühre nur auf keinen Fall die Lava! Du würdest es ewig bereuen. Noch ein bisschen, du hast es fast geschafft!" Zwar weiß Sesshomaru nicht recht was er von Doros Warnung halten soll, doch der Wille sie zu befolgen, gibt ihm noch einmal Kraft für den letzten Rest der Wegstrecke. Mit letzter Kraft erreichen sie tatsächlich das rettende Ufer der anderen Seite, wobei es sich der Krötenyoukai nicht nehmen lässt, rasch in Sicherheit zu hüpfen, kaum dass das Ufer in seiner Reichweite ist. Die letzten zwei Schritte legt Sesshomaru allein zurück und als er endlich seinen Fuß wieder auf die Erde setzt, trennen ihn kaum ein paar Handbreit von den glühenden Lavamassen. Doch niemand konnte vorhersehen was nun geschieht. Der Boden direkt am Ufer ist bröckelig und als der Fuß des erschöpften Daiyoukais ihn belastet, bricht eine Handbreit Erde weg und taucht zusammen mit dem Fuß des Westfürsten in den Lavastrom ein. Wenn Sesshomaru schmerzhafte Hitze erwartet hatte, dann ist diese Vorstellung nur ein lächerlicher Abklatsch dessen was er nun wirklich empfindet. Kaum hat sein Fuß die glühenden Massen berührt, durchzuckt ein rasender Schmerz seinen ganzen Körper, als würde er augenblicklich bei lebendigem Leibe verbrennen. Und Sesshomaru erinnert sich nur allzu gut an diesen Schmerz. Erst kürzlich hat er ihn einen ganzen Tag erleiden müssen. Vor namenloser Pein kurzzeitig völlig paralysiert, kippt er schwer nach vorne und fällt regungslos auf sein Gesicht. Sein Glück dabei ist, dass dadurch sein Fuß aus dem Strom gezogen wird. Er nimmt Doros Entsetzensschrei kaum wahr. Lediglich seine Instinkte, die in diesem Moment die Kontrolle übernommen haben, zwingen ihn dazu so hastig wie möglich den lavagetränkten Schuh von seinem Fuß zu reißen und von sich zu schleudern. Nun macht sich das Brennen auch in seinen Händen breit und er registriert kaum wie sein gepeinigter Körper Fuß und Hände in den harten Erdboden rammt, um das glühende Brennen zu ersticken und den Schmerz irgendwie zu betäuben. So verharrt er eine ganze Weile starr in dieser Position, bis ihm bewusst wird, dass der enorme Druck auf seiner Brust daher kommt, dass er die Luft anhält. Nur mit großer Selbstbeherrschung kann er seinem Körper befehlen wieder gegen den Schmerz anzuatmen. Und im gleichen Sinne wie seine Existenz wieder am Leben teilnimmt, stürzen jetzt wieder Bilder auf ihn ein, die versuchen ihm den Verstand zu rauben. Noch immer ist Sesshomaru nicht in der Lage einen Muskel zu rühren oder nur einen Ton von sich zu geben und so gewährt er sich erneut den Luxus, eine Weile einfach nur still leiden zu dürfen. Bekannte Gesichter tauchen auf vor seinem inneren Auge die ihn verhöhnen und verspotten, oder deren gequälte Schreie gnadenlos damit beginnen seine Seele in Fetzen zu reißen. Das alles sind zu Sesshomarus Glück nur bruchstückhafte Erscheinungen, kurz wie Wimpernschläge, sodass keines der Bilder in der Lage ist ihn lange zu peinigen, doch die immense Flut an quälenden Eindrücken reicht aus, um dem Daiyoukai kurzzeitig seine Sinne schwinden zu lassen. Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit lässt das Brennen allmählich nach und die Bilder verblassen zunehmend. Doch erst als das letzte Flackern verschwunden ist, kommt langsam wieder Leben in den Youkaifürsten. Mit zittrigen Armen bemüht er sich, sich aufzustützen und es verlangt ihm alles an Kraft ab, was er noch hat. Sein Gesicht ist weiß wie Kalk und die Goldfarbe seiner Augen ist einem blassen Gelb gewichen. Aufgeregt hüpft Doro um ihn herum. Seine Miene ist fassungslos. „Alles in Ordnung mit dir, Bursche?“ Benommen setzt Sesshomaru sich hin und fährt sich kraftlos mit der Hand über die schweißgetränkte Stirn. „Ja, alles in Ordnung“, erwidert er matt. Eher beißt er sich die Zunge ab als zuzugeben, wie er sich tatsächlich fühlt. Der alte Torwächter macht große Augen. „Bei allen Göttern! Ich dachte schon, du stehst nie wieder auf“, ruft er ungläubig. „Du bist `n verdammt zäher Hund, weißt du das eigentlich? Ich kenne kaum einen der die Qualen des Höllenstroms erdulden musste und hinterher wieder zur Besinnung gekommen wäre, geschweige denn sinnvolle Worte von sich gegeben hätte.“ Der Daiyoukai atmet einmal schwach durch. „Ich sagte doch bereits: Ein Scheitern meiner Mission ist keine Option.“ Doro schnaubt einmal verdrießlich aus. „Ja, das sagtest du wohl“, brummelt er verächtlich. „Wenn ich das sagen darf: Du hast offenbar mehr Glück als Verstand, du armer Irrer! Du kostest mich noch den letzten Nerv, wenn das so weitergeht.“ Nun geht Sesshomarus Blick hinab zu seinem geschundenen Fuß und auf seine Handflächen in denen noch immer der Schmerz nachbebt. Die Haut ist fast überall verbrannt und darunter kommt blutiges, krebsrotes Fleisch zum Vorschein. Es ist kein angenehmer Anblick und jede kleinste Bewegung schmerzt beträchtlich. Schweigend betrachtet Sesshomaru seine Verletzung. Schon lange hat ihm nichts mehr einen solchen Schaden zugefügt. Aber vermutlich herrschen hier in der Hölle ausschließlich solche Extreme, um es selbst einem Daiyoukai, dessen vorbestimmter Ort zur letzten Ruhe dies ist, so unangenehm wie möglich zu machen. Sesshomaru beißt die Zähne zusammen. Er wird sich damit abfinden müssen, wenn er je sein Ziel erreichen will. Er schließt kurz die Augen und konzentriert sich auf seine Verletzung. Zunächst geschieht nichts, doch dann versiegen die Blutungen zusehends und über den bloßliegenden Muskeln bildet sich neue Haut. Sie ist voller unansehnlicher Narben und hat ein fleischiges Rot, doch sie wird ihren Zweck erfüllen. Wieder muss Sesshomaru kurz erschöpft innehalten. Selbst das Heilen ist hier mit unglaublicher Anstrengung verbunden. Für einen kurzen Moment gehen seine Gedanken zu seinem Halbbruder. Er will lieber nicht daran denken, wie sich Inu Yasha in solch einer Umgebung schlagen würde. So hoch seine Meinung von seinem Bruder auch sein mag, vermutlich wäre er hier nicht einmal in der Lage sich vom Boden zu erheben. Im Grunde ist Sitzenbleiben gerade ein äußerst verlockender Gedanke, doch den Luxus kann er sich leider nicht gönnen. Er hat schon viel zu viel Zeit an diesem Ort verschwendet. Schwerfällig stemmt er sich in die Höhe und gibt sich dabei alle Mühe den sengenden Schmerz in seinem Fuß zu ignorieren. Verbissen erträgt er es und richtet sich stattdessen wieder zu seiner vollen Größe auf. Steif blickt er auf Doro hinab und fragt dann knapp: „ Welcher Weg nun?“ Ungläubig beäugt der alte Kröterich ihn. „Wie? Hat dir das hier etwa immer noch nicht gereicht? Soll das heißen, du willst immer noch weiter gehen?“ Kühl erwidert Sesshomaru seinen Blick. „Habe ich zu irgendeinem Zeitpunkt Zweifel daran aufkommen lassen?“ Schmollend verschränkt Doro die Arme. „Ich wünschte, du hättest es“, grollt er. „Also schön. Hier entlang!“, er winkt ihm mit der dürren Hand und stampft dann los. Innerlich ist Sesshomaru beinahe froh, dass der kleine Youkai es offenbar nicht sonderlich eilig hat. Sein Fuß schmerzt bei jedem Schritt und er muss sich zusammenreißen, um sich nicht die Blöße eines Humpelns zu geben. Währenddessen ist der alte Torwächter nun dazu übergegangen, eifrig vor sich hinzuplappern, scheinbar um sich die Zeit ihrer sonst recht eintönigen Wanderung etwas zu vertreiben. „Was man heute in meinem Alter so alles mitmachen muss. Jetzt spiele ich hier den Reiseführer für einen übereifrigen, selbstzerstörerischen Daiyoukai. Hat man dafür Worte? Aber weißt du, Kleiner, so langsam wächst du mir tatsächlich ans Herz. Ich weiß ja nicht was du hier eigentlich genau suchst, aber wer so hartnäckig ist wie du, der verdient es vermutlich Erfolg zu haben. Wollen wir mal hoffen, dass der Rest der Strecke nicht noch weitere Überraschungen parat hält, wa‘? Hätte ich gewusst was hier so alles los ist, hätte ich nie diese Strecke genommen. Bin ja nicht lebensmüde. Normalerweise ist das hier eine recht ereignislose und verhältnismäßig ungefährliche Gegend. Na ja, bis auf den Höllenstrom natürlich. Früher war das übrigens noch `n normaler Lavastrom, aber irgendwann ist das Zeug da drin richtig eklig geworden. Der Fluss entspringt aus der Essenz des Fujiyamas, musst du wissen, und irgendwann ist da wohl mal irgend so ein Youkai reingefallen. Seit dem ist der Strom vergiftet, könnte man sagen. Scheußliches Zeug! Lässt einen Bilder sehen, die die Seele selbst angreifen. Gibt nicht viele die in der Lage sind, sich ihren eigenen Ängsten zu stellen.“ Hier horcht Sesshomaru unwillkürlich auf. Zunächst war ihm das Geplapper ganz recht, da es ihn von seinen Schmerzen ablenkt, aber nun bietet sich hier offenbar die Gelegenheit mehr über seinen geheimnisvollen Widersacher zu erhalten. Ob sein Gegner nun besagter Youkai aus dem Vulkan ist oder nicht, sei dahingestellt. Doch es scheint wohl klar zu sein, dass er zumindest mit ihm zu tun hat. Die Fähigkeiten sind sich zu ähnlich. „Wie lange ist es her, seit dieser Youkai in den Fuji-san fiel?“, fragt er den Krötenyoukai. „Was weiß ich?“, zuckt Doro mit den Achseln. „Der Verlauf von Zeit spielt für gewöhnlich in der Hölle keine Rolle. Alles hier ist für eine Ewigkeit in Qualen konzipiert. Aber ich schätze es ist schon ein Weilchen her.“ „Und was genau bewirkt diese Vergiftung?“, hakt Sesshomaru nach. Zu gerne möchte er genauer verstehen was diese sonderbare Fähigkeit mit ihm anstellt. „Das sagte ich doch bereits“, antwortet Doro genervt. „Es lässt einen Dinge sehen und erleben, die den eigenen tiefsten Ängsten und Qualen entspringen. Und wenn man keinen wirklich starken Willen besitzt, dann verbrennen diese Bilder Stück für Stück die Seele, sodass schließlich nichts mehr von einem übrig ist als immerwährende, grenzenlose Pein, bis letztlich selbst der Körper zu Asche verbrennt. Je mehr Leid jemand erlebt hat, umso stärker ist die Qual und umso schneller geht es natürlich vonstatten. Es ist also von Vorteil, möglichst keinerlei derartige Gefühle zu besitzen.“ Schief blickt Doro Sesshomaru von der Seite an. „Ich schätze, das ist wohl auch der Grund warum du so glimpflich davongekommen bist, wa‘? Immerhin bist du ein Daiyoukai. Mit Gefühlen hast du vermutlich nicht viel am Hut.“ Sesshomarus Miene ist regungslos. „Vermutlich“, gibt er verhalten zurück. Dann verfällt er wieder in Schweigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)